Alle hoffen auf eine Rückkehr - HGK
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AHGZ-UMFRAGE ZUM LOCKDOWN Alle hoffen auf eine Rückkehr Von Holger Zwink (h.zwink@ahgz.de) | Sonntag, 06. Dezember 2020 Hotel Corona zum Trotz: Die Halle des Europäischen Hofs in Heidelberg ist festlich geschmückt Deutschlands Gastronomen und Hoteliers trifft der Dezember-Lockdown bis ins Mark. Das Weihnachts- und Silvestergeschäft fällt aus. Die Aussichten sind ungewiss. Es gibt große Sorgen um die Mitarbeiter. Ein Stimmungsbild. Klarheit und Planungssicherheit sowie rasche Gewissheit darüber, was über die Weihnachtsfeiertage und Silvester erlaubt sein wird in Deutschlands Gaststätten und Hotels. Das wünschten sich die Unternehmerinnen und Unternehmer, die wir zu ihrer Befindlichkeit am Ende dieses tragischen Corona-Jahres befragt haben. Kurz nach unserer Umfrage haben die Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin am vergangenen Mittwoch entschieden, dass die Gastronomie bis 10. Januar geschlossen bleiben muss. Hotels dürfen in den meisten Bundesländern während der Feiertage nur für Verwandtenbesuche öffnen. Das Gros unserer Befragten hat bereits vor diesen Entscheidungen nicht daran geglaubt, dass geöffnet werden darf. Deshalb haben die meisten ohnehin geplant, ihre Lokale und Hotels geschlossen zu halten, teils bis weit in den Januar hinein oder sogar noch länger.
Alle hoffen, dass sie durchhalten können, warten auf die November- und Dezemberhilfen, setzen weiter auf Kurzarbeit und – ganz wichtig – alle sorgen sich um ihre Mitarbeiter, wollen sie halten. Die Gefahr, dass sie in andere Branchen abwandern, ist real. Der Discounter Lidl etwa ist derzeit mit einer Jobkampagne auf Abwerbetour. Alexandra Leibfried Holger Hutmacher Nüchtern analysiert Holger Hutmacher, Chef der Moon New Era Hotels mit Häusern unter anderem im Schwäbisch Hall, Baiersbronn und Triberg die Lage. Für ihn steht fest, dass es nach dem 20. Dezember „keinen Regelbetrieb geben wird und der Lockdown für das Gastgewerbe mindestens bis Anfang Januar andauern wird.“ Hutmacher betont aber, dass seine Hotels „aus Gründen der Pflicht zur Schadensminderung jedoch durchgehend für notwendige Reisen und Geschäftsreisen geöffnet bleiben.“ Auch wenn er nahezu keine Nachfrage erwarte. Sie hätten sich darauf eingestellt, dass es kein Advents- aber auch kein Feiertags- und Silvestergeschäft geben wird.
Unternehmen Alexander Scharf Auch der Goslarer Gastro-Unternehmer Alexander Scharf (gastro urban) geht nicht davon aus, dass es über Weihnachten eine Gastronomie-Öffnung gibt. Er stellt zudem klar: „Ich würde auch nicht öffnen, wenn wir es in den Weihnachtstagen dürften.“ Seine Mitarbeiter habe er darüber bereits informiert. Eine Öffnung wäre aus seiner Sicht „wirtschaftlich nicht tragfähig“. Wie Hutmacher rechnet er mit einer Schließzeit bis in den Januar hinein. Alexander Scharf weiter: „Den Kopf werden wir jedenfalls nicht in den Sand stecken. Irgendwann ist die Pandemie auch mal vorbei und dann werden sicherlich auch mal die Hilfen ausgeschüttet sein. Diese können aber ehrlicherweise nicht ewig vorfinanziert werden.“
Thomas Fedra Edmund Dornhöfer Eine Weihnachtsöffnung sah auch Edmund Dornhöfer vom Relais- und Châteaux-Hotel Jagdhof in Glashütte nicht. Er sagte: „Bei dem Hin und Her der Politiker gehen wir davon aus, dass wir bis Januar schließen.“ Seine Mitarbeiter hätten aber trotz der schweren Zeiten einen sicheren Arbeitsplatz, obwohl der Jagdhof in diesem Jahr bereits einen halben Jahresumsatz verloren habe. Dornhöfer: „Das zu stemmen, ist gerade für einen 5-Sterne-Famílienbetrieb nicht so einfach.“ Dory und Christian Ottenbacher führen ebenfalls einen Familienbetrieb: das Hotel & Restaurant Adler in Asperg bei Stuttgart. Für sie und ihre Mitarbeiter sei es „eine Katastrophe“ keine klare Perspektive bezüglich einer Öffnung zu haben. Dass diese über Weihnachten möglich sein wird, daran glaubten sie ohnehin nicht. Sie haben beschlossen, über die Feiertage und Silvester einen To-go- und Lieferservice anzubieten und danach bis 10. Januar zu schließen. Schweren Herzens. Christian Ottenbacher betont: „Wir sind Unternehmer und wollen arbeiten“. Und er fügt hinzu: „Für die Hilfen vom Staat sind wir dankbar. Wir hoffen alle, dass wir wieder zurückkommen dürfen.“
Villa Mittermeier Christian Mittermeier Das hofft auch Christian Mittermeier. Für den Gastronomen und Hotelier aus Rothenburg ob der Tauber (Villa Mittermeier) war eine Weihnachtsöffnung nicht in Sicht. Er sah eine behördlich angeordnete Schließzeit bis weit in den Januar hinein kommen. Möglicherweise will er sogar länger zu machen: „Es ist natürlich abhängig vom Infektionsgeschehen. Ich glaube aber nicht an eine Öffnung vor März oder April.“ Zur Lage seines Betriebs und zu den Staatshilfen hat Mittermeier eine klare Meinung: „Die Verlängerung der Schließung war absehbar. Wir werden jedoch angemessen entschädigt. Wir werden diesem gebrauchten Jahr Federn lassen, aber nicht so viele wie etliche andere.“ Die Krise habe auch positive Effekte. Mittermeier mit etwas Sarkasmus: „Den Rest rede ich mir schön, so geht’s leichter.“ Jedenfalls sei die Stimmung im Team gut, und wie Edmund Dornhöfer vom Jagdhof Glashütte, hebt er die Sicherheit der Arbeitsplätze hervor: „Niemand wurde und wird entlassen. Die Krise stärkt den Zusammenhalt und wir blicken geschlossen nach vorn. Insgesamt denke ich, dass wir zumindest im Augenblick zurückhaltend damit sein sollten, uns zu beklagen. 75 Prozent vom Umsatz des Vorjahresmonats an November und Dezemberhilfe sind für die allermeisten eine wirkliche Hilfe, wenn nicht sogar ein ziemlich guter Deal.“ Abhängig davon, was die zuständigen Behörden für die Feiertage letztlich entscheiden, wollten die Göbel Hotels, eine Gruppe mit Häusern in Nordhessen, am 10. Dezember ihre Entscheidung über eine Öffnung fällen. Allerdings hieß es auch dort: „Wir glauben eher nicht an die Öffnung unserer Hotels für Touristen über die Feiertage. Wird dies dennoch beschlossen, dann behalten wir es uns
vor, einige unserer Hotels zu schließen und die Gäste auf die anderen Göbel Hotels umzubuchen. In Willingen, Bad Wildungen, Friedewald bei Bad Hersfeld und Rotenburg an der Fulda besitzen wir jeweils zwei Hotels an einem Standort, sodass eines aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden kann.“ Inhaber Markus Göbel fordert von der Politik, seine Hotels ab 4. Januar 2020 wieder öffnen zu dürfen. „Denn“, so Göbel weiter, „dieser zweite Lockdown ist viel beängstigender als im Frühjahr. Die mehr als 1000 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit und zu Hause. Der physische und psychische Abstand zur Arbeit wird größer. Minijobs werden angenommen, um das Kurzarbeitergeld aufzustocken. Besonders schlimm für uns als Arbeitgeber ist es, den Mitarbeitern keine zeitliche Perspektive zu bieten, wann es wieder losgeht. Dieses Hangeln von Monat zu Monat ist zermürbend.“ Angesichts dieser andauernden Unwägbarkeiten haben der Spitzenkoch, Gastronom und Hotelier Nico Burkhardt und seine Frau Bianca entschieden, ihre Gastronomie auf jeden Fall nicht zu öffnen. Die beiden betreiben in Schorndorf das Boutique-Hotel Pfauen mit Sternerestaurant und einem weiteren Lokal. „Das Gourmetrestaurant bleibt in diesem Jahr geschlossen, egal was der Bund entscheidet“, sagt Nico Burkhardt. Der Aufwand sei einfach zu hoch. Stattdessen bietet er an Weihnachten und Silvester kulinarische To-Go-Boxen an. Für das Hotel liegen ein paar Buchungen vor – die Burkhardts hoffen, dass die diese annehmen dürfen.
Europäischer Hof Heidelberg Caroline von Kretschmann Für eine Öffnung bereit, steht der Europäische Hof in Heidelberg. Das Haus ist weihnachtlich geschmückt, gleichwohl hat Hotelchefin Caroline von Kretschmann bereits vor der Entscheidung der Politik nicht damit gerechnet, dass sie Weihnachten das Hotel für touristische Gäste und das Restaurant öffnen darf. Stand jetzt geht sie davon aus, einen Notbetrieb über die Feiertage aufrecht zu erhalten. Sie schränkt aber ein: „Wenn wir uns doch entscheiden sollten, komplett zu schließen, würden wir wahrscheinlich Anfang Februar wieder öffnen.“ Dass dem Haus das Weihnachts- und Silvestergeschäft entgeht, bedauert von Kretschmann sehr. Nicht nur des Umsatzes wegen: „Diese Zeit ist für unsere Gäste immer besonders emotional und schön. Auch unsere Kollegen sind sehr enttäuscht. Sie wollen arbeiten und Gäste glücklich machen.“ Am frustrierendsten findet die Unternehmerin die „Salamitaktik“ der Regierung: „Die fehlende Planungssicherheit verschärft die ökonomische Situation und die verunsicherten Gäste und Kollegen leiden.“ Das Weihnachts- und Silvestergeschäft noch nicht abgeschrieben hatte indes Volker Schwartz, Geschäftsführer Gräflicher Park Health & Balance Resort in Bad Driburg. Er sagte vor der engültigen Bekanntgabe der Lockdown-Verlängerung bis 10. Januar: „Stand der Dinge ist, dass wir von einer Öffnung an Weihnachten und Silvester ausgehen. Das setzt natürlich voraus, dass die Infektionszahlen merklich zurückgehen.“ Für sein Haus – wie für die gesamte Branche – sei der zweite Lockdown eine Katastrophe, macht Schwartz deutlich. Es gelte jetzt, die Arbeitsplätze zu erhalten und transparent zu handeln, um keine Unsicherheit in der Belegschaft zu schüren. Viele Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, bauen Überstunden ab oder sind im Jahresurlaub. Da die Berufsschulen ja weiterhin geöffnet sind, habe man kurzfristig ein Programm für die Auszubildenden auf die Beine gestellt, um Ihnen auch während dieser Zeit eine gute Ausbildung zu ermöglichen.
Amano Group Ariel Schiff Ebenfalls optimisch, was die Öffnungschancen nach dem 20. Dezember angeht, war Ariel Schiff, CEO der Amano Group, die Lifestyle-Hotels in Berlin und München betreibt: „Wir arbeiten jetzt schon an Specials, falls das Reisen für touristische Zwecke wieder erlaubt wird. Unsere Hotels sind weiterhin für Geschäftsreisen geöffnet und wir bieten verschiedene Take-away-Angebote unserer derzeit geschlossenen Restaurants an.“ Schiff betont, wie wichtig es ihm ist, so viele Mitarbeier wie möglich einsetzen zu können – auch bei einer möglichen Lockerung über die Weihnachtstage. Ariel Schiff fährt fort: „Auch wenn der Aufwand hoch ist, zum Beispiel den Betrieb der Restaurants für kurze Zeit wieder hochzufahren, sind wir dies nicht nur unseren Gästen, sondern auch unseren Mitarbeitern schuldig. Wir wollen das Beste aus jeglicher Situation machen und werden unsere Gastromomiebetriebe unter den vorgegebenen Hygienemaßnahmen öffnen", sagte Schiff vor der endgültigen Bekanntgabe des Gastro-Lockdowns bis 10. Januar.
Roland Sigwart Photographie Alexander Aisenbrey Wie Ariel Schiff wollte auch Alexander Aisenbrey, Chef des Hotels Öschberghof in Donaueschingen, sein Hotel und seine Gastro öffnen, wenn es erlaubt ist. Auch Aisenbrey sagte: „Das sind wir unseren Gästen und unseren Mitarbeitern schuldig.“ Allerdings rechnete er nicht mit einer Öffnung. Aisenbrey lapidar: „Ich glaube, dass wir zu bleiben müssen.“ Und aufgebracht fährt er fort: „Jeder muss für sich Konsequenzen ziehen, wie es Michael Fässler getan hat (der prominente Ofterschwanger Hotelier hat kürzlich die CSU wegen ihrer Corona-Politik verlassen) und sich von denen lossagen, die uns so oder so im Stich gelassen haben. Und das ist nicht nur die Politik.“ Im Schwarzwald hatte Klaus-Günther Wiesler die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, sein Seehotel Wiesler am Titisee über die Feiertage öffnen zu dürfen. Aber so richtig glaubte er daran nicht. Er wird seine Mitarbeiter in der Kurzabeit belassen müssen. „Die Mitarbeiter trifft es besonders hart, auch wenn wir das Kurzarbeitergeld aufstocken.“ Und noch etwas bereitet ihm Sorgen: “Wir hoffen, dass unsere bewährten Kräfte uns treu bleiben und nicht in andere Brachen abwandern,"so Wiesler.
Hotel Sabine Lingg Seine Kollegin aus dem Allgäu, Sabine Lingg vom Hotel Bergkristall in Oberstaufen, hatte sich ebenfalls bereit gehalten zu öffnen, geglaubt hat sie daran nicht. Die verschiedenen Aussagen der Politiker hätten darauf schließen lassen. Lingg weiter: "Sobald es uns erlaubt wird, machen wir wieder auf und sind mit unserem konsequenten Hygiene- und Sicherheitskonzept für unsere Mitarbeiter und Gäste wieder da, um unseren Gästen einen wohlverdienten und sicheren Urlaub zu bieten und unseren Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz." Sie hätten einen enormen Umsatzverlust hinnehmen müssen und viel zusätzliche Arbeit sei geleistet worden. "Für uns als Familie und für unsere über 100 Mitarbeiter ist das eine hohe physische Belastung." Restaurant James Ardinast
Für den Frankfurter Gastronomen James Ardinast (u. a. Bar Shuka Restaurant) war klar: "Eine Öffnung, die nur über die Weihnachtsfeiertage stattfindet, macht für uns keinen Sinn. Der Aufwand würde hier in keinerlei Verhältnis stehen. Außerdem sind wir davon überzeugt, dass eine so unüberlegte Maßnahme nur für Verwirrung bei Gästen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gleichermaßen führen würde." Für Ardinast ist es wichtig, dass Lockerungen beziehungsweise Öffnungen gut überlegt und nachvollziehbar sind: "Wenn die Gastronomie wiedereröffnet, dann mit einem entsprechenden Fahrplan. Wir stellen uns auf irgendwann im Februar ein und freuen uns natürlich, wenn es früher wird, wobei wir nicht wirklich davon ausgehen." Mit seinem Team habe er sich inzwischen ganz gut auf die Situation eingestellt. Sie versuchen, die Zeit produktiv zu nutzen. Sie wollen das beste aus der Misere zu machen, um kraftvoll in eine Post-Corona-Zeit zu starten. Ardinast: "Bis dahin bedeutet das für uns alle, die Zähne zusammenzubeißen und füreinander da sein." Christoph Aichele Theo Jost An eine Öffnung der Gastronomie und die Erlaubnis von touristischen Übernachtungen hat Theo Jost, der meinungsstarke Patron der Ochsen-Post in Tiefenbach bei Pforzheim nicht geglaubt. Und er fügt hinzu: "Wenn die Öffnung gekommen wäre, dann wäre das der größte Unsinn, denn ich bin mir sicher, dass die Zahlen nach den Feiertagen so angestiegen wären dass wir wieder verpflichtet worden wären, zu schließen. Dann hätten wir produziert und eingekauft und das umsonst."
Schließen will er so lange, wie es angeordnet ist. Jost: "Beim ersten Lookdown haben wir nach Freigabe zwei Wochen abgewartet und erst dann, nachdem Klarheit herrschte, wieder geöffnet, und so werden wir es diesmal wieder machen. Wenn es uns bis dahin noch gibt, denn wann das sein wird, steht in den Sternen." Toni Jost ist auch ziemlich genervt von der "andauernden Diskussion ums Weihnachtsfest und das Skifahren". Er ist sich sicher: "Wir kämen sicher alle schneller ans Ziel, wenn sich einfach alle zusammen in Verzicht üben würden, statt permanent den Unfrieden zu schüren. Das ganze Gemeckere ändert nichts an den Tatsachen." Nach der Krise wird seiner Meinung nach sicher vieles nicht mehr sein wie früher. Er hofft, wie viele Kollegen,"dass uns nicht zu viele Mitarbeiter abwandern". Finanziell sei es für die meisten Mitarbeiter ein ähnliches Desaster wie für sie selbst. "Die Zuschläge fallen weg, die Trinkgelder fehlen. Die Menschen sind den permanenten Kontakt gewohnt und werden so aus ihrem gewohnten Arbeitsumfeld gerissen, sitzen zum Teil depressiv zu Hause rum ,wie ich mitbekommen habe", so Jost. Leider könne er sie im To-go-Geschäft nur eingeschränkt beschäftigen, sonst lohne sich dieses auch nicht mehr. "Ein Kreislauf, der alle an den Rande des Abgrundes treibt." Heimathafen Hotels Jens Sroka Hoch im Norden hofft Jens Sroka, Chef der Heimathafen Hotels mit Häusern an den Küsten von Schleswig-Holstein und Niedersachsen, noch ein klein bisschen darauf, möglicherweise am 27.
Dezember öffnen zu dürfen. In Schleswig-Holstein sind die Inzidenzwerte vergleichsweise niedrig. Das Land könnte eventuell noch touristische Übernachtungen erlauben. Wann und ob es im Januar weitergehen wird, "steht auf einem anderen Blatt". Sroka mit Blick auf die Feiertage: "Unsere Mitarbeiter haben alle mal Weihnachten frei und können bei der Familie sein." Und er ergänzt: "Rein unternehmerisch ist die Schließung seit November gelinde gesagt nicht ideal. Wir haben gegenüber dem Vorjahr 20 Prozent bessere 'on the books' Buchungen für Novenber und Dezember gehabt. Das wird bei den Umsatzausfall-Hilfen natürlich nicht bedacht." - Dominic Müller Dominic Müller, Eigentümer und Betreiber des Hotels Ritter im badischen Durbach hat frühzeitig dafür entschieden, das gesamte Hotel samt Gastronomie bis mindestens dem 7. Januar zu schließen. Alles andere sei wirtschaftlich nicht sinnvoll. Und Müller fügt hinzu: "Unsere Weinstube Schloß Staufenberg und die Weinstube Birnauer Oberhof am Bodensee werden wir den gesamten Januar über geschlossen halten." In Richtung der Bund-Länder-Konferenz, die erst am vergangenen Mittwochabend für Klarheit gesorgt hatte, macht er deutlich: " Wenn die Politik keine Entscheidungen trifft, müssen wir das eben selber tun. Denn unsere Mitarbeiter und wir brauchen Planungssicherheit - und die Gäste natürlich auch." Für sein Unternehmen bedeute das alles einen großen Verlust in jeglicher Hinsicht. Ihnen fehle der Kontakt zu den Gästen. Müller betont: "Wir werden große Umsatzverluste hinnehmen müssen. Die Mitarbeiter verzweifeln auf Grund der Warteposition. Jedoch wird sich der ein oder andere freuen auch mal einfach Weihnachten und Silvester ganz normal im Kreise seiner Familie und Freunde begehen zu können, ohne arbeiten zu müssen. Aber ich merke aufrichtig, daß die Mitarbeiter die Gäste vermissen - und umgekehrt.
Imago Images Michael Zeyer Im Stuttgart lässt der frühere Fußballprofi und seit vielen Jahren erfolgreiche Gastronom Michael Zeyer sein stylisches Gourmetrestaurant "5" geschlossen. Das hatte er bereits vor der finalen Entscheidung der Politik so festgelegt. Eine Eröffnung vor und an Weihnachten wäre nicht infrage gekommen, weil es nicht möglich sei, einfach kurzfristig zu öffnen und Spitzenkulinarik anzubieten. Dafür sei eine Vorlaufzeit notwendig. Zeyer und sein Küchenchef Alexander Dinter (ein Michelin- Stern) konzipieren derzeit das Außer-Haus-Geschäft für Weihnachten. Zeyer: "Dafür muss die ganze Ware bestellt, das Personal geplant und die Vermarktung organisiert werden." Das luxuriöse Ferienresort Traube Tonbach in Baiersbronn hätte auch ohne Corona ein dramatisches Jahr 2020 gehabt. Im Januar wurde das Stammhaus des Unternehmens mit dem weltberühmten 3-Sterne-Restaurant Schwarzwaldstube ein Raub der Flammen. Mit Corona ist 2020 für die Inhaberfamilie Finkbeiner zu einem veritablen Annus horribilis geworden. Die Juniorchefs Matthias und Sebastian Finkbeiner sind dennoch gefasst: „Wir üben uns grundsätzlich in Gelassenheit und denken positiv. Dieses Jahr war für uns von Anfang an besonders herausfordernd - doch sich stets den neuen Aufgaben zu stellen, hat sich bisher bewährt." Bevor bekannt wurde, dass touristische Übernachtungen weiterhin verboten sein werden, sagten sie: "Wenn wir also dürfen, wird die Traube Tonbach wieder öffnen - allein schon um unserer Gäste willen. Wir freuen uns auf die Weihnachtstage und haben ein starkes, akribisch überwachtes Hygiene-Konzept. Das sorgt für die nötige Sicherheit. Allerdings gibt es natürlich schon jetzt einige Stornierungen, weil die Gäste verständlicherweise verunsichert sind, ob sie ihren Urlaub ab dem 21. Dezember dann auch wirklich antreten können. Zudem kann es durchaus logistische herausforderungen geben, da es bei volatiler Buchungslage schwierig ist, den Warenbedarf mit dem nötigen Vorlauf zu planen."
Unternehmen Thomas Döbber-Rüther Im Rheinhotel Dreesen in Bonn macht Geschäftsführer Thomas Döbber-Rüther einen klaren Schnitt. Er sagt: „Wir haben uns als Konsequenz der neuesten Corona-Maßnahmen der Bundesregierung schweren Herzens entschieden, das Rheinhotel Dreesen vom 1. Dezember bis einschließlich 15. Januar 2021 zu schließen. Dies hat vor allem betriebswirtschaftliche Gründe." Die Schließzeit wollen er und sein Team effektiv nutzen, um weiter an Konzepten für 2021 feilen. Zudem sollen die Auszubildenden intensiv geschult werdem. Döbber-Rüther: "Das Angebot für unseren Nachwuchs reicht von Wein-, Aperitif- oder Digestif-Schulungen über das Tranchieren einer Gans bis hin zum Filetieren von Lachs und vielem mehr. Darüber hinaus werden wir Renovierungs- und Instandhaltungsarbeiten des Hauses vornehmen lassen.“ Wie überall muss die Gastro den aktuellen Beschlüssen zufolge bis 10. Januar nächsten Jahres auch in Hamburg geschlossen bleiben. Deshalb setzt Jens Manzel, Inhaber des dortigen Restaurants Schuback am Park, auf Take-away-Angebote wie etwa seine Bockelhomer Ente für eine bis vier Personen oder "den wohl kleinsten Hamburger Weihnachtsmarkt to go mit Waffeln und Glühwein jeden Sonntagnachmittag."
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