AMAZONAS GOLD April 2022 - Gesellschaft für bedrohte Völker
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
In Kürze - Gold aus dem Amazonas Gemäss brasilianischer Exportstatistik ist die Schweiz die zweitgrösste Impor- teurin von brasilianischem Gold, trotz der Einschätzung von Expert:innen, dass nur 34 Prozent der brasilianischen Goldexporte gesicherten legalen Ursprungs sind.1 Insbesondere der Goldabbau im Amazonas steht in direktem Zusammen- hang mit illegalen Schürfungen, der Zerstörung des Regenwaldes, der Vergiftung von Flüssen und der unmittelbaren Bedrohung indigener Gemeinschaften wie die der Mundurukú. In den Jahren 2020/21 war die Schweiz gar die wichtigste Importeurin von Gold aus dem brasilianischem Amazonas. In den beiden Jahren wurden fast fünf Tonnen Gold aus den beiden Städten Itaituba und Pedra Branca do Amapari im brasilianischen Amazonas in die Schweiz transportiert, dessen Spuren sich hier jedoch verlieren. Welcher Akteur dieses aus nachweislich hoch- problematischen Quellen stammende Gold in der Schweiz entgegennahm, ist bis heute ungeklärt. Dies trotz Nachfragen bei den sechs Raffinerien der Schweiz, die grundsätzlich in Frage kämen. Am Goldplatz Schweiz laufen viele Fäden zusammen. Vier der grössten Goldraffi- nerien der Welt befinden sich in der Schweiz und veredeln das wertvolle Metall, ohne dessen Herkunft offenzulegen. Das SECO verzichtet auf einen Überprüfungs- mechanismus für die Raffinerien und baut lediglich auf Selbstregulierung. Die Verschleierungstaktik im Goldgeschäft geht weiter: Das Bundesverwaltungsge- richt entschied am 31. März 2022 – entgegen der Empfehlung des Eidgenös- sischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten und in Ablehnung eines Antrags der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) – dass Goldraffinerien ihre Lieferanten und die Herkunft des Goldes als Geschäftsgeheimnis einstufen dür- fen und damit der Öffentlichkeit die Lieferanten nicht offenlegen müssen. Auch Schweizer Investoren sind involviert im Goldgeschäft: So investiert die Konwave AG aus Herisau seit 2013 via die kanadische Firma Belo Sun Mining in die geplan- te, umstrittene riesige Goldmine Volta Grande mitten im Amazonas. Die Schweiz bleibt tief verstrickt in das undurchsichtige Geflecht des globalen Goldgeschäfts. Das vorliegende Factsheet «Amazonas Gold» der GfbV zeigt die ökologischen, sozialen und politischen Folgen des Goldabbaus im Amazonas. Da die Schweiz auf diversen Ebenen damit verbunden ist, fordert die GfbV, im schweizerischen Goldgeschäft Transparenz zu schaffen, Sorgfaltspflichten gesetzlich zu verankern und internationale Abkommen zu respektieren. Bis zu 70 Prozent des weltweiten Goldes werden über die Schweiz gehandelt oder hier raffiniert. Als Zentrum der Uhren- und Schmuckindustrie hat die Schweiz zudem eine herausragende Bedeu- tung in der Verarbeitung von Gold.2 Die Schweiz ist ein zentraler Knotenpunkt im globalen Goldgeschäft und trägt daher eine besondere Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechtsstandards und den Schutz der Umwelt. 2
Goldabbau im Amazonas Am Fluss Tapajós inmitten des Amazonas liegt die Noch unmittelbarer auf die Gesundheit der Bewoh- Stadt Itaituba, die sich in wenigen Jahren zu einem ner:innen wirken die Chemikalien, die bei dem arti- Anziehungspunkt für Goldschürfer:innen aus ganz Bra- sanalen Goldabbau verwendet oder freigesetzt werden silien entwickelt hat. Dort liegt aber auch das indigene und meist ungefiltert in die Flüsse gelangen: Arsen, Territorium Sawré Muybu, das an den Tapajós Fluss und Quecksilber und Cyanid. Die hochgiftigen Stoffe wer- die Stadt grenzt. Dort breitet sich der Goldabbau immer den von Fischen aufgenommen. Eine Studie des WWF weiter in indigene Territorien aus, und mit ihm kommt Brasilien belegt, dass bereits über ein Drittel der Fische die Rodung des Regenwaldes, die Vergiftung der Flüsse im Amazonas – eine der Hauptnahrungsquellen der in- und die gewaltsamen Angriffe auf die indigenen Dör- digenen Bevölkerung – Quecksilberanteile aufweisen, fer. In einem Brief schreiben Mundurukú-Vertreter:in- die deutlich über den von der Weltgesundheitsorga- nen, dass der Gesetzesentwurf zur Öffnung indigener nisation akzeptierten Werten liegen.6 Zwischen 2019 Territorien für den Goldabbau ein und 2020 gelangten allein durch den Goldabbau 100 Tonnen Quecksilber in das Amazonas Ökosystem.7 Die «Projekt des Todes [ist], das unsere Gesell- gesundheitlichen Folgen der Verschmutzung treffen schaft spaltet und zu Gewalt gegen diejenigen ganz besonders Kinder und Schwangere. führt, die unser Land verteidigen.»3 Schliesslich bedrohen gewaltsame Übergriffe die in- Seit 2016/2017 bis in die Jahre 2020/2021 hat sich digenen Gemeinschaften, in deren Territorien Gold die Fläche der Regenwaldrodungen wegen Goldschür- vermutet wird. Beispielsweise griffen im Mai 2021 fungen von 5000 Hektar auf 12500 Hektar mehr als schwer bewaffnete Goldschürfer:innen Gemeinschaf- verdoppelt. Gemäss dem Nationalen Institut für ten der Mundurukú an, brannten deren Häuser nie- Weltraumforschung INPE wurde allein in den Jahren der, attackierten eine Polizeistation und zerstörten 2020/2021 ein Amazonasgebiet von der Grösse der einen Polizei-Helikopter. Der brasilianische Präsident Städte Basel, Zürich und Genf für den Goldabbau gero- Jair Bolsonaro befeuert solcherlei Attacken, indem er det.4 Damit verschwinden einzigartige lokale Ökosys- ankündigte, in den Auseinandersetzungen zwischen teme für immer, was auf Dauer nicht nur Folgen für Goldschürfenden und Indigenen niemanden verhaften die dort ansässigen indigenen Gemeinschaften haben zu wollen und die Angreifer grundsätzlich nicht straf- wird, sondern auch den Klimawandel weiter anheizt. rechtlich zu verfolgen.8 «Die Natur wird sich gegen euch wenden», warnt ein Protestierender 2015 am landesweiten Protestzug In- digener in der Hauptstadt Brasília.5 Fotografie: Thomaz Pedro 4
Goldschürfung durch die Garimpeiros Am Tapajós sind es vor allem sogenannte «Garim- schenhändler sowie die Exporteure und ausländischen peiros», die Flussgold schürfen. Diese Art der artisana- Raffinerien. ASM profitiert im brasilianischen Amazo- len Goldgewinnung (ASM) ist vom Abbau in Goldmi- nas von den tiefen Hürden zur Legalisierung von Gold. nen, dem sogenannten Large Scale Mining (LSM), zu unterscheiden. Obwohl die artisanale Goldschürfung «Es genügt schlicht eine einfache Selbst- weltweit 80 Prozent aller im Goldabbau Tätigen be- deklaration, dass illegal geschürftes Gold aus schäftigt, produzieren diese lediglich 20 Prozent der einer legalen Mine stamme.» weltweit geförderten Goldmenge.9 Garimpeiros arbei- ten oft unter katastrophalen Arbeitsbedingungen mit Dies erklärt Gustavo Caminoto Geiser, der als Krimi- geringen Chancen auf ein gutes Einkommen und unter nalitätsexperte für die brasilianische Bundespolizei enormen gesundheitlichen Risiken. Mark Pieth, Straf- arbeitet.11 Verarmte Garimpeiros bilden häufig die Vor- rechtsprofessor der Universität Basel und Spezialist für hut bei den illegalen Besiedlungen indigener Territori- Korruption und Geldwäscherei, spricht in diesem Zu- en, werden aber von Lobbyist:innen des Bergbaus, der sammenhang von «Kasinokapitalismus».10 Die grössten Landwirtschaft und radikalen Politikvertreter:innen im Profiteure sind die Chefs der Garimpeiros und die Zwi- Hintergrund unterstützt.12 Fotografie: Greenpeace Das Minenprojekt Volta Grande Nach vielen Jahren Goldschürfung durch Garimpeiros silien bietet konkrete Beispiele für das zerstörerische am Fluss Xingu plant die kanadische Firma Belo Sun Risiko grosser Bergbauprojekte. Am 5. November 2015 ein gigantisches Projekt: die Goldmine Volta Grande. barst im Bundestaat Minas Gerais der Damm einer Ei- John Bosworth, der als Political Risk Manager für das senerzmine, tötete 19 Menschen und verschmutzte Consultant-Unternehmen Hexagon arbeitet, sagt zu den Fluss Doce bis zur Meeresmündung 668 Kilome- dem Projekt: ter flussabwärts.14 Etwas mehr als drei Jahre später, ereignete sich ein weiterer, gar folgenschwererer «Es gibt so viele ‘red flags’ (Warnsignale), Dammbruch. In beiden Fällen leiden die Betroffenen die hier aufleuchten, dass ich diese gar nicht bis heute unter der Verschmutzung durch Giftstof- mehr zählen kann.»13 fe in den Flüssen und Fischern wurde dauerhaft die Lebensgrundlage zerstört. Das Volta Grande-Projekt Mit dem Bau des Volta Grande-Projekts im Amazonas inmitten des Amazonas, in dem massive Regenfälle entsteht ein unabsehbares Risiko für das sensible häufig vorkommen, birgt unabsehbare Risiken für die Ökosystem des Regenwaldes, und die dort ansässigen Zukunft dieser Region. Ende April 2022 bestätigte das indigenen Gruppen sehen sich selbst und ihr Land zuständige regionale Gericht, dass die Konsultation existenziell bedroht. der lokalen Gemeinschaften und die Sozial- und Um- Die jüngste Geschichte von Minenunglücken in Bra- weltverträglichkeitsprüfung ungenügend seien. 5
GOLD I 203 201 200 171 164 124 Grundrechte werden untergraben 115 111 92 90 100 86 Die «No Dirty Gold»-Kampagne der GfbV belegt die Umso wichtiger ist es daher, die in der Schweiz an- gravierenden Probleme der Schweiz im Goldgeschäft sässigen Raffinerien möglichst genau zu kontrollieren seit 2012. Das Beispiel von Minerales del Sur in Peru und festzustellen unter welchen Bedingungen das und dessen einzigem internationalen JAN FEB Handelspartner MÄR APR MAI JUN Gold JUL gewonnen AUG SEP OKTwurde. NOV Daher DEZ JANforderte FEB MÄRdie APR GfbV MAIdie JUN JUL AUG SEP – der Raffinerie Metalor aus Neuchâtel – zeigten, wie 2020 Offenlegung der Herkunft von in der Schweiz raffi- 2021 Gold mutmasslich unter Verletzungen von Menschen- niertem Gold. Im März 2022 lehnte aber das Bundes- rechten und ökologischen Mindeststandards im Aus- verwaltungsgericht einen entsprechenden Antrag der land geschürft und in der Schweiz veredelt wurde. GfbV mit Verweis auf das Geschäftsgeheimnis ab – ein Aufgrund des öffentlichen Drucks passte Metalor die schwer nachvollziehbarer Entscheid. Die zuständige Geschäftspraktiken an.15 Stelle der Schweiz wird im Januar 2022 in der Zeitung Mongabay wie folgt zitiert: Ähnliche Risiken gibt es bei importiertem Gold aus Brasilien: «Es ist ganz einfach», erklärt Gustavo Ca- «Das SECO steht in regelmässigen Kontakt minoto Geiser, Experte der brasilianischen Bundes- mit den Raffinerien, überwacht deren Aktivitä- polizei. «Wenn ich illegales Gold besitze und jemand ten aber nicht.»20 anders eine legale Goldmine, dann genügt es, die Herkunft meines illegal geschürften Goldes falsch zu deklarieren und zu sagen, es komme aus der legalen JÄHRLICHE ENTWALDUNG IM BRASILIANISCHEN AMAZONASGEBIET Goldmine. Dafür brauche ich nicht einmal eine Be- FÜR DEN GOLD-BERGBAU SEIT AUGUST 2016 (QUADRATKILOMETER) stätigung der Minenbetreiber.»16 Tatsächlich belegt eine Studie der Universität des Bundessstaates Min- 15‘000 as Gerais, dass circa 30 Prozent des 2019/2020 aus Brasilien exportierten Goldes fälschlich deklariert wur- 10‘000 den und nur 34 Prozent des gesamten brasilianischen Goldexports als legal eingestuft werden können.17 Der Bundesstaat Pará und die Stadt Itaituba inmitten des 5‘000 Amazonas gelten als Hauptquellen für illegales Gold.18 So gab es alleine 2019 und 2020 bis zu 220 registrier- te Orte, wo gemäss offiziellen Angaben Gold geschürft 0 wurde, die in Wirklichkeit allerdings nicht existieren. 2016/17 2017/18 2018/19 2019/20 2020/21 Solche «garimpos fantasmas» - also Phantom-Schür- Quelle: INPE fungen – dienen dazu, illegal in indigenen Territorien geschürftes Gold zu legalisieren.19 Das Gesetz PL 191/2020 Durch Rhetorik, Unterlassung von Strafverfolgung und politische Initiativen hat die Re- gierung Bolsonaro schon lange daraufhin gearbeitet, industriellen oder artisanalen Abbau von Mineralien zu fördern. Nun soll der Gesetzesvorschlag PL 191 im Kongress Klarheit schaffen: Das Gesetz der Bolsonaro-Regierung sieht vor, dass indigenes Land seinen durch die Verfassung geschützten Status verliert und für Minenoperationen geöffnet wird. Damit sind weitere 20 Prozent Regenwald im Amazonas bedroht, und im schlimmsten Fall werden weit über 800‘000 km2 Regenwald betroffen sein. Aktuell offene Anträge für den Bergbau betreffen zu 97 Prozent Gebiete indigener Gemeinschaften, was ihr verfassungsmässig geschütztes Recht auf Selbstverwaltung zur Erhaltung ihrer Sprache und Kultur akut be- droht.21 Bedroht ist ein Gebiet zwanzig Mal so gross wie die Schweiz. Schätzungen gehen davon aus, dass durch den Ausbau des Minenbaus insgesamt 222 indigene Gruppen mit 160 Sprachen gefährdet sind.22 Gegen Minenvorhaben könnten sie nicht mehr rechtlich vorgehen. Die Gesetzesvorlage widerspricht gar der Verfassung. 6
Goldplatz Schweiz Die herausragende Rolle der Schweiz als globaler Gold- Oktober 2021 brachen die offiziellen Lieferungen von platz basiert einerseits auf den engen Beziehungen Gold aus Itaituba und Pedra Branca do Amapari in die der Goldbranche zur Banken- sowie zur Uhren- und Schweiz plötzlich ab. Nach wie vor ist jedoch unklar, Schmuckindustrie, andererseits auf historisch gewach- wer die bis dahin knapp 5 Tonnen importierten Goldes senen Strukturen. Während des zweiten Weltkriegs in der Schweiz angenommen hat und wer im Herbst kaufte die Schweiz 79 Prozent des vom Dritten Reich letzten Jahres plötzlich damit aufgehört hat. exportierten Goldes und stützte dieses dadurch.23 Vier Jahrzehnte später, in den 1980er Jahren, vermarktete Neben den Goldraffinerien sind auch Schweizer Inves- die Schweiz südafrikanisches Gold, ohne dies in der toren wichtige Akteure im globalen Goldgeschäft. Der Aussenhandelsstatistik auszuweisen, und verhalf da- aus Herisau stammende Investor Konwave AG inves- mit dem international boykottierten Apartheidregime tiert seit 2013 in das kanadische Bergbauunternehmen in Südafrika zu Devisen. Belo Sun, welche die Mine Volta Grande am Fluss Xin- gu vorantreibt. Aktuell hält Konwave über 3 Millionen Insgesamt 25,4 Tonnen Gold im Wert von 1.2 Milli- US-Dollar an Belo Sun und ist damit der fünftgrösste arden US-Dollar wurden gemäss brasilianischer Aus Investor. Damit fördert Konwave die Erstellung einer senhandelsstatistik im Jahr 2021 aus Brasilien in die riskanten und umstrittenen Goldmine im Amazonas. Schweiz importiert. Damit ist die Schweiz nach Kanada Investionen in das Goldgeschäft sind keine Ausnahme die zweitwichtigste Importeurin von brasilianischem bei Konwave. Ihr gesamtes Portfolio von fast 1 Milli- Gold. Besonders heikel sind dabei die Importe aus arde US-Dollar investieren sie fast ausschliesslich in Amazonas-Städten wie Itaituba und Pedra Branca do Goldfirmen. Amapari, wo die Grenzen zwischen legalem und ille- galem Goldabbau kaum nachverfolgbar sind. Alleine in den Jahren 2020-2021 deklarierten die brasilianischen Zollbehörden Exporte von rund 5 Tonnen Gold aus den beiden Städten in die Schweiz, was das Alpenland zum wichtigsten und einzigen Importeur macht. Ab GOLDEXPORTE AUS ITAITUBA UND PEDRA BRANCA DO AMAPARI IN DIE SCHWEIZ 2020/21 391 385 400 369 354 GOLD IN KILOGRAMM 330 331 326 300 278 254 254 253 203 201 200 171 164 124 115 111 92 90 100 86 0 0 0 JAN FEB MÄR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ JAN FEB MÄR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ 2020 2021 Quelle: Comex Stat 7
Forderungen FORDERUNGEN AN DIE SCHWEIZER REGIERUNG UND POLITIK • Einführung einer gesetzlich verankerten menschenrechtlichen und umweltbe- zogenen Sorgfaltsprüfungspflicht mit Sanktionsmechanismen • Einführung umfassender Offenlegungspflichten, um relevanten Stakeholdern und Rechteinhabern nachzuweisen, dass die Sorgfaltsprüfung angemessen durchgeführt wurde • Zivilrechtliche Haftung für Schäden, die durch genügend Sorgfalt hätten ver- hindert werden können, wie im Vorschlag der EU für Nachhaltigkeitspflichten für Unternehmen • Klärung der Grenzen von Geheimhaltungsvereinbarungen, Geschäftsgeheimnis und Steuergeheimnis, so dass diese nicht missbräuchlich eingesetzt werden können • Einrichtung einer Aufsichtsbehörde zur Überwachung und Aufsicht über Gold raffinerien und -händler, welche Sorgfaltsprüfungen überwacht • Beim Verkauf von Gold aus oder innerhalb der Schweiz ist dessen genaue Her- kunft (Produktionsland sowie Name des Produzenten) zu bezeichnen • Internationaler Einsatz für ein «level playing field» mit hohen menschen- rechtlichen Standards FORDERUNGEN AN DIE SCHWEIZERISCHE VEREINIGUNG EDELMETALLFABRIKANTEN UND HÄNDLER (ASFCMP) • Öffentliche Stellungnahme zu dem Problem, dass einmal mehr 5 Tonnen Gold aus mutmasslich illegaler Herkunft in die Schweiz gelangten • Effektive und zeitgebundene Massnahmen, um den Schweizer Goldsektor ver- antwortungsvoll und transparent zu gestalten • Aktives Vorantreiben von Branchenlösungen wie beispielsweise die Veröffent- lichung von aggregierten Zahlen zu der Herkunft des von den Mitgliedern verarbeiteten Goldes • Einforderung einer Verbesserung des internationalen Standards LBMA: Im Mi- nimum müssen für Konflikt- und Hochrisikostandorte alle Lieferanten und ihre Gegenstücke in der Kette offengelegt und für weitere Standorte an die LBMA gemeldet werden • Internationaler Einsatz für ein «level playing field» mit hohen menschen- rechtlichen Standards im Goldsektor 8
FORDERUNGEN AN DIE GOLDRAFFINERIEN UND –HÄNDLER • Menschenrechts- und Indigenenrechts-Policies inklusive Verweis auf das Recht indigener Völker auf «Free, Prior and Informed Consent» (FPIC) • Besonders gründliche menschenrechtliche Sorgfaltsprüfung für Gold in Bezug auf sämtliche Kunden und Lieferanten gemäss den OECD Leitsätzen für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferket- ten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten, kombiniert mit Audits durch unabhängige Revisionsfirmen • Umfassende jährliche Veröffentlichung der Sorgfaltsprüfung und der Herkunft des importierten Goldes (über first Tier hinaus) • Bei direkter Verbindung zu Menschenrechtsverletzungen Einstellung der Ge- schäftsbeziehungen, wenn keine Verbesserung der Situation erreicht werden kann FORDERUNGEN AN KONWAVE AG • Öffentliche Stellungnahme zum Volta Grande-Projekt von Belo Sun und der Verantwortung von Konwave • Einfluss gegenüber Belo Sun nutzen, um die Einhaltung von FPIC im Volta Grande Projekt zu garantieren • Gewährleisten, dass der Einbezug von betroffenen indigenen und traditio- nellen Gemeinschaften in gutem Glauben, ergebnisoffen und auf Augenhöhe durchgeführt wird • Möglichkeiten der Einflussnahme auf Belo Sun durch Allianzen mit anderen Investoren vergrössern • Einfluss gegenüber Belo Sun nutzen, um zu garantieren, dass der Gerichtspro- zess bezüglich des Volta Grande-Projekts in gutem Glauben geführt wird und dass die Beschwerden von indigenen und traditionellen Gemeinschaften einen ernsthaften Lernprozess auslösen. 9
Bibliografie 1 https://www.escolhas.org/wp-content/uploads/Ouro-200-toneladas.pdf 2 https://www.gfbv.ch/de/kampagnen/no-dirty-gold/ 3 Amazon Watch (2022): Complicity in Destruction IV. How Mining Companies and International Investors Drive Indigenous Rights Violations and Threeaten the Future of the Amazon, S. 20 https://amazonwatch.org/assets/files/2022-complicity-in-destruction-iv.pdf 4 Fernanda Wenzel & Olivier Christe (2022): Amazon to Alps: Swiss gold imports from Brazil tread a legal minefield https://news.mongabay.com/2022/01/amazon-to-alps-swiss-gold-imports-from-brazil-tread-a-legal-minefield/ 5 Ellen Francisco (2020): “Povos Indígenas:: Na Fila do SUS – Ep.02”, Dokumentarfilm. https://bombozila.com/povos-indigenas-na-fila-do-sus-ep-02/ 6 WWF (2022): «Gold, alles andere als glänzend für die Umwelt» https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/mining/gold-mining 7 Fernanda Wenzel & Olivier Christe (2022): Amazon to Alps: Swiss gold imports from Brazil tread a legal minefield https://news.mongabay.com/2022/01/amazon-to-alps-swiss-gold-imports-from-brazil-tread-a-legal-minefield/ 8 Ana Ionova (2021): Illegal miners fire shots, burn homes in Mundurukú Indigenous Reserve https://news.mongabay.com/2021/05/illegal-miners-fire-shots-burn-homes-in-munduruku-indigenous-reserve/ 9 Mark Pieth (2019): Goldwäsche. Die schmutzigen Geheimnisse des Goldhandels, Elster & Salis: Zürich, S. 76. 10 Mark Pieth (2019): Goldwäsche. Die schmutzigen Geheimnisse des Goldhandels, Elster & Salis: Zürich. 11 Fernanda Wenzel & Olivier Christe (2022): Amazon to Alps: Swiss gold imports from Brazil tread a legal minefield https://news.mongabay.com/2022/01/amazon-to-alps-swiss-gold-imports-from-brazil-tread-a-legal-minefield/ 12 William Langewiesche / New York Times (2022): The War for the Rainforest https://www.nytimes.com/2022/03/16/magazine/amazon-rainforest-ituna-itata.html 13 Fernanda Wenzel & Olivier Christe (2022): Amazon to Alps: Swiss gold imports from Brazil tread a legal minefield https://news.mongabay.com/2022/01/amazon-to-alps-swiss-gold-imports-from-brazil-tread-a-legal-minefield/ 14 Flávio Fonseca do Carmo, Flávio; et al. (July–September 2017). „Fundão tailings dam failures: the environment tragedy of the largest technological disaster of Brazilian mining in global context“. Perspectives in Ecology and Conservation. Elsevier. 15 (3): 145–151. 15 https://www.gfbv.ch/de/kampagnen/no-dirty-gold/ 16 Fernanda Wenzel & Olivier Christe (2022): Amazon to Alps: Swiss gold imports from Brazil tread a legal minefield https://news.mongabay.com/2022/01/amazon-to-alps-swiss-gold-imports-from-brazil-tread-a-legal-minefield/ 17 Bruno Manzolli (2021): “Legalidade da Produção de Ouro no Brasil”, S. 10 http://www.lagesa.org/wp-content/uploads/documents/Manzolli_Rajao_21_Ilegalidade%20cadeia%20do%20Ouro.pdf 18 https://exame.com/brasil/quase-30-do-ouro-exportado-pelo-brasil-pode-ser-ilegal-mostra-estudo/ 19 https://reporterbrasil.org.br/2021/11/sem-fiscalizacao-da-anm-garimpos-fantasmas-legalizam-ouro-de-terras-indigenas-e-areas- protegidas/ 20 Georg Humbel / SRF Rundschau (2019): Dreckiges Gold. Schweizer Goldschmelze Metalor unter Verdacht https://www.srf.ch/news/international/dreckiges-gold-schweizer-goldschmelze-metalor-unter-verdacht?utm_source=Medien&utm_ campaign=38db16ba3b- 21 Sara Villén-Pérez, Luisa Anaya-Valenzuela, Denis Conrado da Cruz, Philip M. Fearnside (2021): “Mining threatens isolated indigenous peoples in the Brazilian Amazon”, in: Global Environmental Change. Human and Policy Dimensions. 22 Siqueira-Gay et al. (2020): “Proposed Legislation to Mine Brazil’s Indigenous Lands Will Threaten Amazon Forests and Their Valuable Ecosystem Services”, in: One Earth 3, S. 356-362. 23 Pieth, Goldwäsche, S. 52 Impressum Herausgeberin Gesellschaft für bedrohte Völker Schweiz Birkenweg 61, CH-3013 Bern / Tel.: +41 (0) 31 939 00 00 Recherche und Umsetzung DataCatering Spendenkonto Berner Kantonalbank BEKB: IBAN CH05 0079 0016 2531 7232 1 Ausgabe April 2022 Mit der GfbV für Menschenrechte Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist eine internationale Menschenrechtsorganisation, die sich für Minderheiten und indigene Völker einsetzt. Sie dokumentiert Menschenrechtsverletzungen, informiert und sensi- bilisiert die Öffentlichkeit und vertritt die Interessen der Betroffenen gegenüber Behörden und Entscheidungs- trägern. Sie unterstützt lokale Bemühungen zur Stärkung der Menschenrechte von Minderheiten und indigenen Völkern und arbeitet national sowie international mit Organisationen und Personen zusammen, die ähnliche Zielsetzungen verfolgen. Die GfbV hat sowohl beratenden Status beim Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) der UNO als auch beim Europarat. Werden Sie aktiv – Unterstützen Sie uns! Unser Engagement ist nur mit Ihrer Unterstützung möglich. Mit Ihrer Mitgliedschaft oder Ihrer Spende unter- stützen wir Minderheiten und indigene Völker in der ganzen Welt. Melden Sie sich an unter: www.gfbv.ch/aktiv-helfen Herzlichen Dank! www.gfbv.ch 10
Sie können auch lesen