AMAZONAS GOLD April 2022 - Gesellschaft für bedrohte Völker

 
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AMAZONAS GOLD April 2022 - Gesellschaft für bedrohte Völker
AMAZONAS
GOLD          April 2022

        Fotografie: Greenpeace
AMAZONAS GOLD April 2022 - Gesellschaft für bedrohte Völker
In Kürze - Gold aus dem Amazonas

       Gemäss brasilianischer Exportstatistik ist die Schweiz die zweitgrösste Impor-
       teurin von brasilianischem Gold, trotz der Einschätzung von Expert:innen, dass
       nur 34 Prozent der brasilianischen Goldexporte gesicherten legalen Ursprungs
       sind.1 Insbesondere der Goldabbau im Amazonas steht in direktem Zusammen-
       hang mit illegalen Schürfungen, der Zerstörung des Regenwaldes, der Vergiftung
       von Flüssen und der unmittelbaren Bedrohung indigener Gemeinschaften wie
       die der Mundurukú. In den Jahren 2020/21 war die Schweiz gar die wichtigste
       Importeurin von Gold aus dem brasilianischem Amazonas. In den beiden Jahren
       wurden fast fünf Tonnen Gold aus den beiden Städten Itaituba und Pedra Branca
       do Amapari im brasilianischen Amazonas in die Schweiz transportiert, dessen
       Spuren sich hier jedoch verlieren. Welcher Akteur dieses aus nachweislich hoch-
       problematischen Quellen stammende Gold in der Schweiz entgegennahm, ist bis
       heute ungeklärt. Dies trotz Nachfragen bei den sechs Raffinerien der Schweiz, die
       grundsätzlich in Frage kämen.

       Am Goldplatz Schweiz laufen viele Fäden zusammen. Vier der grössten Goldraffi-
       nerien der Welt befinden sich in der Schweiz und veredeln das wertvolle Metall,
       ohne dessen Herkunft offenzulegen. Das SECO verzichtet auf einen Überprüfungs-
       mechanismus für die Raffinerien und baut lediglich auf Selbstregulierung. Die
       Verschleierungstaktik im Goldgeschäft geht weiter: Das Bundesverwaltungsge-
       richt entschied am 31. März 2022 – entgegen der Empfehlung des Eidgenös-
       sischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten und in Ablehnung eines
       Antrags der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) – dass Goldraffinerien ihre
       Lieferanten und die Herkunft des Goldes als Geschäftsgeheimnis einstufen dür-
       fen und damit der Öffentlichkeit die Lieferanten nicht offenlegen müssen. Auch
       Schweizer Investoren sind involviert im Goldgeschäft: So investiert die Konwave
       AG aus Herisau seit 2013 via die kanadische Firma Belo Sun Mining in die geplan-
       te, umstrittene riesige Goldmine Volta Grande mitten im Amazonas. Die Schweiz
       bleibt tief verstrickt in das undurchsichtige Geflecht des globalen Goldgeschäfts.

       Das vorliegende Factsheet «Amazonas Gold» der GfbV zeigt die ökologischen,
       sozialen und politischen Folgen des Goldabbaus im Amazonas. Da die Schweiz
       auf diversen Ebenen damit verbunden ist, fordert die GfbV, im schweizerischen
       Goldgeschäft Transparenz zu schaffen, Sorgfaltspflichten gesetzlich zu verankern
       und internationale Abkommen zu respektieren. Bis zu 70 Prozent des weltweiten
       Goldes werden über die Schweiz gehandelt oder hier raffiniert. Als Zentrum der
       Uhren- und Schmuckindustrie hat die Schweiz zudem eine herausragende Bedeu-
       tung in der Verarbeitung von Gold.2 Die Schweiz ist ein zentraler Knotenpunkt
       im globalen Goldgeschäft und trägt daher eine besondere Verantwortung für die
       Einhaltung von Menschenrechtsstandards und den Schutz der Umwelt.

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AMAZONAS GOLD April 2022 - Gesellschaft für bedrohte Völker
AMAZONAS GOLD April 2022 - Gesellschaft für bedrohte Völker
Goldabbau im Amazonas

      Am Fluss Tapajós inmitten des Amazonas liegt die               Noch unmittelbarer auf die Gesundheit der Bewoh-
      Stadt Itaituba, die sich in wenigen Jahren zu einem            ner:innen wirken die Chemikalien, die bei dem arti-
      Anziehungspunkt für Goldschürfer:innen aus ganz Bra-           sanalen Goldabbau verwendet oder freigesetzt werden
      silien entwickelt hat. Dort liegt aber auch das indigene       und meist ungefiltert in die Flüsse gelangen: Arsen,
      Territorium Sawré Muybu, das an den Tapajós Fluss und          Quecksilber und Cyanid. Die hochgiftigen Stoffe wer-
      die Stadt grenzt. Dort breitet sich der Goldabbau immer        den von Fischen aufgenommen. Eine Studie des WWF
      weiter in indigene Territorien aus, und mit ihm kommt          Brasilien belegt, dass bereits über ein Drittel der Fische
      die Rodung des Regenwaldes, die Vergiftung der Flüsse          im Amazonas – eine der Hauptnahrungsquellen der in-
      und die gewaltsamen Angriffe auf die indigenen Dör-            digenen Bevölkerung – Quecksilberanteile aufweisen,
      fer. In einem Brief schreiben Mundurukú-Vertreter:in-          die deutlich über den von der Weltgesundheitsorga-
      nen, dass der Gesetzesentwurf zur Öffnung indigener            nisation akzeptierten Werten liegen.6 Zwischen 2019
      Territorien für den Goldabbau ein                              und 2020 gelangten allein durch den Goldabbau 100
                                                                     Tonnen Quecksilber in das Amazonas Ökosystem.7 Die
         «Projekt des Todes [ist], das unsere Gesell-                gesundheitlichen Folgen der Verschmutzung treffen
      schaft spaltet und zu Gewalt gegen diejenigen                  ganz besonders Kinder und Schwangere.
      führt, die unser Land verteidigen.»3
                                                                     Schliesslich bedrohen gewaltsame Übergriffe die in-
      Seit 2016/2017 bis in die Jahre 2020/2021 hat sich             digenen Gemeinschaften, in deren Territorien Gold
      die Fläche der Regenwaldrodungen wegen Goldschür-              vermutet wird. Beispielsweise griffen im Mai 2021
      fungen von 5000 Hektar auf 12500 Hektar mehr als               schwer bewaffnete Goldschürfer:innen Gemeinschaf-
      verdoppelt. Gemäss dem Nationalen Institut für                 ten der Mundurukú an, brannten deren Häuser nie-
      Weltraumforschung INPE wurde allein in den Jahren              der, attackierten eine Polizeistation und zerstörten
      2020/2021 ein Amazonasgebiet von der Grösse der                einen Polizei-Helikopter. Der brasilianische Präsident
      Städte Basel, Zürich und Genf für den Goldabbau gero-          Jair Bolsonaro befeuert solcherlei Attacken, indem er
      det.4 Damit verschwinden einzigartige lokale Ökosys-           ankündigte, in den Auseinandersetzungen zwischen
      teme für immer, was auf Dauer nicht nur Folgen für             Goldschürfenden und Indigenen niemanden verhaften
      die dort ansässigen indigenen Gemeinschaften haben             zu wollen und die Angreifer grundsätzlich nicht straf-
      wird, sondern auch den Klimawandel weiter anheizt.             rechtlich zu verfolgen.8
      «Die Natur wird sich gegen euch wenden», warnt ein
      Protestierender 2015 am landesweiten Protestzug In-
      digener in der Hauptstadt Brasília.5

                                                                                                            Fotografie: Thomaz Pedro

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Goldschürfung durch die Garimpeiros

       Am Tapajós sind es vor allem sogenannte «Garim-                schenhändler sowie die Exporteure und ausländischen
       peiros», die Flussgold schürfen. Diese Art der artisana-       Raffinerien. ASM profitiert im brasilianischen Amazo-
       len Goldgewinnung (ASM) ist vom Abbau in Goldmi-               nas von den tiefen Hürden zur Legalisierung von Gold.
       nen, dem sogenannten Large Scale Mining (LSM), zu
       unterscheiden. Obwohl die artisanale Goldschürfung                «Es genügt schlicht eine einfache Selbst-
       weltweit 80 Prozent aller im Goldabbau Tätigen be-             deklaration, dass illegal geschürftes Gold aus
       schäftigt, produzieren diese lediglich 20 Prozent der          einer legalen Mine stamme.»
       weltweit geförderten Goldmenge.9 Garimpeiros arbei-
       ten oft unter katastrophalen Arbeitsbedingungen mit            Dies erklärt Gustavo Caminoto Geiser, der als Krimi-
       geringen Chancen auf ein gutes Einkommen und unter             nalitätsexperte für die brasilianische Bundespolizei
       enormen gesundheitlichen Risiken. Mark Pieth, Straf-           arbeitet.11 Verarmte Garimpeiros bilden häufig die Vor-
       rechtsprofessor der Universität Basel und Spezialist für       hut bei den illegalen Besiedlungen indigener Territori-
       Korruption und Geldwäscherei, spricht in diesem Zu-            en, werden aber von Lobbyist:innen des Bergbaus, der
       sammenhang von «Kasinokapitalismus».10 Die grössten            Landwirtschaft und radikalen Politikvertreter:innen im
       Profiteure sind die Chefs der Garimpeiros und die Zwi-         Hintergrund unterstützt.12

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Das Minenprojekt Volta Grande

       Nach vielen Jahren Goldschürfung durch Garimpeiros             silien bietet konkrete Beispiele für das zerstörerische
       am Fluss Xingu plant die kanadische Firma Belo Sun             Risiko grosser Bergbauprojekte. Am 5. November 2015
       ein gigantisches Projekt: die Goldmine Volta Grande.           barst im Bundestaat Minas Gerais der Damm einer Ei-
       John Bosworth, der als Political Risk Manager für das          senerzmine, tötete 19 Menschen und verschmutzte
       Consultant-Unternehmen Hexagon arbeitet, sagt zu               den Fluss Doce bis zur Meeresmündung 668 Kilome-
       dem Projekt:                                                   ter flussabwärts.14 Etwas mehr als drei Jahre später,
                                                                      ereignete sich ein weiterer, gar folgenschwererer
          «Es gibt so viele ‘red flags’ (Warnsignale),                Dammbruch. In beiden Fällen leiden die Betroffenen
       die hier aufleuchten, dass ich diese gar nicht                 bis heute unter der Verschmutzung durch Giftstof-
       mehr zählen kann.»13                                           fe in den Flüssen und Fischern wurde dauerhaft die
                                                                      Lebensgrundlage zerstört. Das Volta Grande-Projekt
       Mit dem Bau des Volta Grande-Projekts im Amazonas              inmitten des Amazonas, in dem massive Regenfälle
       entsteht ein unabsehbares Risiko für das sensible              häufig vorkommen, birgt unabsehbare Risiken für die
       Ökosystem des Regenwaldes, und die dort ansässigen             Zukunft dieser Region. Ende April 2022 bestätigte das
       indigenen Gruppen sehen sich selbst und ihr Land               zuständige regionale Gericht, dass die Konsultation
       existenziell bedroht.                                          der lokalen Gemeinschaften und die Sozial- und Um-
       Die jüngste Geschichte von Minenunglücken in Bra-              weltverträglichkeitsprüfung ungenügend seien.

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Grundrechte werden untergraben

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       Die «No Dirty Gold»-Kampagne der GfbV belegt die         Umso wichtiger ist es daher, die in der Schweiz an-
       gravierenden Probleme der Schweiz im Goldgeschäft        sässigen Raffinerien möglichst genau zu kontrollieren
       seit 2012. Das Beispiel von Minerales del Sur in Peru    und festzustellen unter welchen Bedingungen das
       und dessen einzigem internationalen
                                      JAN FEB Handelspartner
                                                MÄR APR MAI JUN Gold
                                                                 JUL gewonnen
                                                                        AUG SEP OKTwurde.
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                                                                                                                   GfbV MAIdie    JUN JUL   AUG   SEP
       – der Raffinerie Metalor aus Neuchâtel – zeigten, wie 2020
                                                                Offenlegung der Herkunft von in der Schweiz raffi-                  2021
       Gold mutmasslich unter Verletzungen von Menschen-        niertem Gold. Im März 2022 lehnte aber das Bundes-
       rechten und ökologischen Mindeststandards im Aus-        verwaltungsgericht einen entsprechenden Antrag der
       land geschürft und in der Schweiz veredelt wurde.        GfbV mit Verweis auf das Geschäftsgeheimnis ab – ein
       Aufgrund des öffentlichen Drucks passte Metalor die      schwer nachvollziehbarer Entscheid. Die zuständige
       Geschäftspraktiken an.15                                 Stelle der Schweiz wird im Januar 2022 in der Zeitung
                                                                Mongabay wie folgt zitiert:
       Ähnliche Risiken gibt es bei importiertem Gold aus
       Brasilien: «Es ist ganz einfach», erklärt Gustavo Ca-         «Das SECO steht in regelmässigen Kontakt
       minoto Geiser, Experte der brasilianischen Bundes-       mit den Raffinerien, überwacht deren Aktivitä-
       polizei. «Wenn ich illegales Gold besitze und jemand     ten aber nicht.»20
       anders eine legale Goldmine, dann genügt es, die
       Herkunft meines illegal geschürften Goldes falsch zu
       deklarieren und zu sagen, es komme aus der legalen
                                                                  JÄHRLICHE ENTWALDUNG IM BRASILIANISCHEN AMAZONASGEBIET
       Goldmine. Dafür brauche ich nicht einmal eine Be-
                                                                  FÜR DEN GOLD-BERGBAU SEIT AUGUST 2016 (QUADRATKILOMETER)
       stätigung der Minenbetreiber.»16 Tatsächlich belegt
       eine Studie der Universität des Bundessstaates Min-       15‘000
       as Gerais, dass circa 30 Prozent des 2019/2020 aus
       Brasilien exportierten Goldes fälschlich deklariert wur-
                                                                 10‘000
       den und nur 34 Prozent des gesamten brasilianischen
       Goldexports als legal eingestuft werden können.17 Der
       Bundesstaat Pará und die Stadt Itaituba inmitten des       5‘000
       Amazonas gelten als Hauptquellen für illegales Gold.18
       So gab es alleine 2019 und 2020 bis zu 220 registrier-
       te Orte, wo gemäss offiziellen Angaben Gold geschürft          0
       wurde, die in Wirklichkeit allerdings nicht existieren.         2016/17   2017/18      2018/19     2019/20    2020/21
       Solche «garimpos fantasmas» - also Phantom-Schür-                                                           Quelle: INPE
       fungen – dienen dazu, illegal in indigenen Territorien
       geschürftes Gold zu legalisieren.19

         Das Gesetz PL 191/2020
         Durch Rhetorik, Unterlassung von Strafverfolgung und politische Initiativen hat die Re-
         gierung Bolsonaro schon lange daraufhin gearbeitet, industriellen oder artisanalen Abbau
         von Mineralien zu fördern. Nun soll der Gesetzesvorschlag PL 191 im Kongress Klarheit
         schaffen: Das Gesetz der Bolsonaro-Regierung sieht vor, dass indigenes Land seinen durch
         die Verfassung geschützten Status verliert und für Minenoperationen geöffnet wird. Damit
         sind weitere 20 Prozent Regenwald im Amazonas bedroht, und im schlimmsten Fall werden
         weit über 800‘000 km2 Regenwald betroffen sein. Aktuell offene Anträge für den Bergbau
         betreffen zu 97 Prozent Gebiete indigener Gemeinschaften, was ihr verfassungsmässig
         geschütztes Recht auf Selbstverwaltung zur Erhaltung ihrer Sprache und Kultur akut be-
         droht.21 Bedroht ist ein Gebiet zwanzig Mal so gross wie die Schweiz. Schätzungen gehen
         davon aus, dass durch den Ausbau des Minenbaus insgesamt 222 indigene Gruppen mit
         160 Sprachen gefährdet sind.22 Gegen Minenvorhaben könnten sie nicht mehr rechtlich
         vorgehen. Die Gesetzesvorlage widerspricht gar der Verfassung.

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Goldplatz Schweiz
       Die herausragende Rolle der Schweiz als globaler Gold-                                           Oktober 2021 brachen die offiziellen Lieferungen von
       platz basiert einerseits auf den engen Beziehungen                                               Gold aus Itaituba und Pedra Branca do Amapari in die
       der Goldbranche zur Banken- sowie zur Uhren- und                                                 Schweiz plötzlich ab. Nach wie vor ist jedoch unklar,
       Schmuckindustrie, andererseits auf historisch gewach-                                            wer die bis dahin knapp 5 Tonnen importierten Goldes
       senen Strukturen. Während des zweiten Weltkriegs                                                 in der Schweiz angenommen hat und wer im Herbst
       kaufte die Schweiz 79 Prozent des vom Dritten Reich                                              letzten Jahres plötzlich damit aufgehört hat.
       exportierten Goldes und stützte dieses dadurch.23 Vier
       Jahrzehnte später, in den 1980er Jahren, vermarktete                                             Neben den Goldraffinerien sind auch Schweizer Inves-
       die Schweiz südafrikanisches Gold, ohne dies in der                                              toren wichtige Akteure im globalen Goldgeschäft. Der
       Aussenhandelsstatistik auszuweisen, und verhalf da-                                              aus Herisau stammende Investor Konwave AG inves-
       mit dem international boykottierten Apartheidregime                                              tiert seit 2013 in das kanadische Bergbauunternehmen
       in Südafrika zu Devisen.                                                                         Belo Sun, welche die Mine Volta Grande am Fluss Xin-
                                                                                                        gu vorantreibt. Aktuell hält Konwave über 3 Millionen
       Insgesamt 25,4 Tonnen Gold im Wert von 1.2 Milli-                                                US-Dollar an Belo Sun und ist damit der fünftgrösste
       arden US-Dollar wurden gemäss brasilianischer Au­s­                                              Investor. Damit fördert Konwave die Erstellung einer
       sen­­handelsstatistik im Jahr 2021 aus Brasilien in die                                          riskanten und umstrittenen Goldmine im Amazonas.
       Schweiz importiert. Damit ist die Schweiz nach Kanada                                            Investionen in das Goldgeschäft sind keine Ausnahme
       die zweitwichtigste Importeurin von brasilianischem                                              bei Konwave. Ihr gesamtes Portfolio von fast 1 Milli-
       Gold. Besonders heikel sind dabei die Importe aus                                                arde US-Dollar investieren sie fast ausschliesslich in
       Amazonas-Städten wie Itaituba und Pedra Branca do                                                Goldfirmen.
       Amapari, wo die Grenzen zwischen legalem und ille-
       galem Goldabbau kaum nachverfolgbar sind. Alleine in
       den Jahren 2020-2021 deklarierten die brasilianischen
       Zollbehörden Exporte von rund 5 Tonnen Gold aus den
       beiden Städten in die Schweiz, was das Alpenland
       zum wichtigsten und einzigen Importeur macht. Ab

                                  GOLDEXPORTE AUS ITAITUBA UND PEDRA BRANCA DO AMAPARI IN DIE SCHWEIZ
                                                                2020/21
                                                                                                                                  391
                                                                385

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        GOLD IN KILOGRAMM

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                                                          253
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                                                                                                                                                                             0

                                  JAN   FEB   MÄR   APR   MAI   JUN JUL     AUG   SEP   OKT   NOV   DEZ   JAN   FEB   MÄR   APR   MAI   JUN JUL     AUG   SEP    OKT   NOV   DEZ
                                                                   2020                                                                   2021

                                                                                                                                                                Quelle: Comex Stat

                                                                                                    7
Forderungen

      FORDERUNGEN AN DIE SCHWEIZER REGIERUNG UND POLITIK
      • Einführung einer gesetzlich verankerten menschenrechtlichen und umweltbe-
        zogenen Sorgfaltsprüfungspflicht mit Sanktionsmechanismen
      • Einführung umfassender Offenlegungspflichten, um relevanten Stakeholdern
        und Rechteinhabern nachzuweisen, dass die Sorgfaltsprüfung angemessen
        durchgeführt wurde
      • Zivilrechtliche Haftung für Schäden, die durch genügend Sorgfalt hätten ver-
        hindert werden können, wie im Vorschlag der EU für Nachhaltigkeitspflichten
        für Unternehmen
      • Klärung der Grenzen von Geheimhaltungsvereinbarungen, Geschäftsgeheimnis
        und Steuergeheimnis, so dass diese nicht missbräuchlich eingesetzt werden
        können
      • Einrichtung einer Aufsichtsbehörde zur Überwachung und Aufsicht über Gold­
        raffinerien und -händler, welche Sorgfaltsprüfungen überwacht
      • Beim Verkauf von Gold aus oder innerhalb der Schweiz ist dessen genaue Her-
        kunft (Produktionsland sowie Name des Produzenten) zu bezeichnen
      • Internationaler Einsatz für ein «level playing field» mit hohen menschen-
        rechtlichen Standards

      FORDERUNGEN AN DIE SCHWEIZERISCHE VEREINIGUNG EDELMETALLFABRIKANTEN
      UND HÄNDLER (ASFCMP)
      • Öffentliche Stellungnahme zu dem Problem, dass einmal mehr 5 Tonnen Gold
        aus mutmasslich illegaler Herkunft in die Schweiz gelangten
      • Effektive und zeitgebundene Massnahmen, um den Schweizer Goldsektor ver-
        antwortungsvoll und transparent zu gestalten
      • Aktives Vorantreiben von Branchenlösungen wie beispielsweise die Veröffent-
        lichung von aggregierten Zahlen zu der Herkunft des von den Mitgliedern
        verarbeiteten Goldes
      • Einforderung einer Verbesserung des internationalen Standards LBMA: Im Mi-
        nimum müssen für Konflikt- und Hochrisikostandorte alle Lieferanten und ihre
        Gegenstücke in der Kette offengelegt und für weitere Standorte an die LBMA
        gemeldet werden
      • Internationaler Einsatz für ein «level playing field» mit hohen menschen-
        rechtlichen Standards im Goldsektor

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FORDERUNGEN AN DIE GOLDRAFFINERIEN UND –HÄNDLER
• Menschenrechts- und Indigenenrechts-Policies inklusive Verweis auf das Recht
  indigener Völker auf «Free, Prior and Informed Consent» (FPIC)
• Besonders gründliche menschenrechtliche Sorgfaltsprüfung für Gold in Bezug
  auf sämtliche Kunden und Lieferanten gemäss den OECD Leitsätzen für die
  Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferket-
  ten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten, kombiniert mit Audits
  durch unabhängige Revisionsfirmen
• Umfassende jährliche Veröffentlichung der Sorgfaltsprüfung und der Herkunft
  des importierten Goldes (über first Tier hinaus)
• Bei direkter Verbindung zu Menschenrechtsverletzungen Einstellung der Ge-
  schäftsbeziehungen, wenn keine Verbesserung der Situation erreicht werden
  kann

FORDERUNGEN AN KONWAVE AG
• Öffentliche Stellungnahme zum Volta Grande-Projekt von Belo Sun und der
  Verantwortung von Konwave
• Einfluss gegenüber Belo Sun nutzen, um die Einhaltung von FPIC im Volta
  Grande Projekt zu garantieren
• Gewährleisten, dass der Einbezug von betroffenen indigenen und traditio-
  nellen Gemeinschaften in gutem Glauben, ergebnisoffen und auf Augenhöhe
  durchgeführt wird
• Möglichkeiten der Einflussnahme auf Belo Sun durch Allianzen mit anderen
  Investoren vergrössern
• Einfluss gegenüber Belo Sun nutzen, um zu garantieren, dass der Gerichtspro-
  zess bezüglich des Volta Grande-Projekts in gutem Glauben geführt wird und
  dass die Beschwerden von indigenen und traditionellen Gemeinschaften einen
  ernsthaften Lernprozess auslösen.

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Bibliografie
       1
            https://www.escolhas.org/wp-content/uploads/Ouro-200-toneladas.pdf
       2
            https://www.gfbv.ch/de/kampagnen/no-dirty-gold/
       3
            Amazon Watch (2022): Complicity in Destruction IV. How Mining Companies and International Investors Drive Indigenous Rights
            Violations and Threeaten the Future of the Amazon, S. 20
            https://amazonwatch.org/assets/files/2022-complicity-in-destruction-iv.pdf
       4
            Fernanda Wenzel & Olivier Christe (2022): Amazon to Alps: Swiss gold imports from Brazil tread a legal minefield
            https://news.mongabay.com/2022/01/amazon-to-alps-swiss-gold-imports-from-brazil-tread-a-legal-minefield/
       5
            Ellen Francisco (2020): “Povos Indígenas:: Na Fila do SUS – Ep.02”, Dokumentarfilm.
            https://bombozila.com/povos-indigenas-na-fila-do-sus-ep-02/
       6
            WWF (2022): «Gold, alles andere als glänzend für die Umwelt»
            https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/mining/gold-mining
       7
            Fernanda Wenzel & Olivier Christe (2022): Amazon to Alps: Swiss gold imports from Brazil tread a legal minefield
            https://news.mongabay.com/2022/01/amazon-to-alps-swiss-gold-imports-from-brazil-tread-a-legal-minefield/
       8
            Ana Ionova (2021): Illegal miners fire shots, burn homes in Mundurukú Indigenous Reserve
            https://news.mongabay.com/2021/05/illegal-miners-fire-shots-burn-homes-in-munduruku-indigenous-reserve/
       9
            Mark Pieth (2019): Goldwäsche. Die schmutzigen Geheimnisse des Goldhandels, Elster & Salis: Zürich, S. 76.
       10
            Mark Pieth (2019): Goldwäsche. Die schmutzigen Geheimnisse des Goldhandels, Elster & Salis: Zürich.
       11
            Fernanda Wenzel & Olivier Christe (2022): Amazon to Alps: Swiss gold imports from Brazil tread a legal minefield
            https://news.mongabay.com/2022/01/amazon-to-alps-swiss-gold-imports-from-brazil-tread-a-legal-minefield/
       12
            William Langewiesche / New York Times (2022): The War for the Rainforest
            https://www.nytimes.com/2022/03/16/magazine/amazon-rainforest-ituna-itata.html
       13
            Fernanda Wenzel & Olivier Christe (2022): Amazon to Alps: Swiss gold imports from Brazil tread a legal minefield
            https://news.mongabay.com/2022/01/amazon-to-alps-swiss-gold-imports-from-brazil-tread-a-legal-minefield/
       14
            Flávio Fonseca do Carmo, Flávio; et al. (July–September 2017). „Fundão tailings dam failures: the environment tragedy of the largest
            technological disaster of Brazilian mining in global context“. Perspectives in Ecology and Conservation. Elsevier. 15 (3): 145–151.
       15
            https://www.gfbv.ch/de/kampagnen/no-dirty-gold/
       16
            Fernanda Wenzel & Olivier Christe (2022): Amazon to Alps: Swiss gold imports from Brazil tread a legal minefield
            https://news.mongabay.com/2022/01/amazon-to-alps-swiss-gold-imports-from-brazil-tread-a-legal-minefield/
       17
            Bruno Manzolli (2021): “Legalidade da Produção de Ouro no Brasil”, S. 10
            http://www.lagesa.org/wp-content/uploads/documents/Manzolli_Rajao_21_Ilegalidade%20cadeia%20do%20Ouro.pdf
       18
            https://exame.com/brasil/quase-30-do-ouro-exportado-pelo-brasil-pode-ser-ilegal-mostra-estudo/
       19
            https://reporterbrasil.org.br/2021/11/sem-fiscalizacao-da-anm-garimpos-fantasmas-legalizam-ouro-de-terras-indigenas-e-areas-
            protegidas/
       20
            Georg Humbel / SRF Rundschau (2019): Dreckiges Gold. Schweizer Goldschmelze Metalor unter Verdacht
            https://www.srf.ch/news/international/dreckiges-gold-schweizer-goldschmelze-metalor-unter-verdacht?utm_source=Medien&utm_
            campaign=38db16ba3b-
       21
            Sara Villén-Pérez, Luisa Anaya-Valenzuela, Denis Conrado da Cruz, Philip M. Fearnside (2021): “Mining threatens isolated indigenous
            peoples in the Brazilian Amazon”, in: Global Environmental Change. Human and Policy Dimensions.
       22
            Siqueira-Gay et al. (2020): “Proposed Legislation to Mine Brazil’s Indigenous Lands Will Threaten Amazon Forests and Their Valuable
            Ecosystem Services”, in: One Earth 3, S. 356-362.
       23
            Pieth, Goldwäsche, S. 52

Impressum

       Herausgeberin Gesellschaft für bedrohte Völker Schweiz
       Birkenweg 61, CH-3013 Bern / Tel.: +41 (0) 31 939 00 00
       Recherche und Umsetzung DataCatering
       Spendenkonto Berner Kantonalbank BEKB: IBAN CH05 0079 0016 2531 7232 1
       Ausgabe April 2022

       Mit der GfbV für Menschenrechte
       Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist eine internationale Menschenrechtsorganisation, die sich für
       Minderheiten und indigene Völker einsetzt. Sie dokumentiert Menschenrechtsverletzungen, informiert und sensi-
       bilisiert die Öffentlichkeit und vertritt die Interessen der Betroffenen gegenüber Behörden und Entscheidungs-
       trägern. Sie unterstützt lokale Bemühungen zur Stärkung der Menschenrechte von Minderheiten und indigenen
       Völkern und arbeitet national sowie international mit Organisationen und Personen zusammen, die ähnliche
       Zielsetzungen verfolgen. Die GfbV hat sowohl beratenden Status beim Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) der
       UNO als auch beim Europarat.
       Werden Sie aktiv – Unterstützen Sie uns!
       Unser Engagement ist nur mit Ihrer Unterstützung möglich. Mit Ihrer Mitgliedschaft oder Ihrer Spende unter-
       stützen wir Minderheiten und indigene Völker in der ganzen Welt.
       Melden Sie sich an unter: www.gfbv.ch/aktiv-helfen
       Herzlichen Dank!

                                                                                                                                  www.gfbv.ch

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