Die neue Normalität: Nachhaltige Geldanlage 2021 - State ...
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Einblicke ESG: Umwelt, Gesellschaft, Die neue Normalität: Governance Nachhaltige Geldanlage 2021 Dezember 2020 Carlo M. Funk Head of EMEA ESG Investment Strategy Suzanne K. Smetana Head of ESG Investment Integration Klimawandel und andere Nachhaltigkeitsfragen sind vielerorts wieder in den Fokus gerückt – trotz (oder gerade wegen) der alles dominierenden Pandemie. Die Einstellung an den Märkten ändert sich, die Politik macht neue Vorgaben. Viele Investoren reagieren: Sie integrieren ESG und Klimaschutz in ihre Portfolios. Was heißt das für die Zukunft? Wir sind der Überzeugung, dass ESG zur neuen Normalität wird. Warum das so ist und welche fünf Nachhaltigkeits themen 2021 prägen werden, erfahren Sie hier. 1 ESG-Ausblick: Europa als Vorreiter – USA, China und Schwellenländer ziehen mit In der EU treten Regulierungen für ein nachhaltiges Finanzwesen in Kraft, die USA und China schlagen beim Klimawandel einen neuen Ton an und auch in den Schwellenländern dürfte auf ESG-Themen mehr Gewicht gelegt werden. 2 Klimaneutralität als gemeinsames Ziel von Kapitaleignern, Unternehmen und Staaten Ein Wandel in der Regulierung und ein Umdenken in den Köpfen sorgen für eine verstärkte Zusam- menarbeit von Unternehmen und Investoren auf dem Weg zu einer emissionsärmeren Wirtschaft. 3 ESG-Daten: Immer besser Die Qualität und Verfügbarkeit von ESG-Daten nimmt zu. So werden die Daten immer spezifischer, wodurch Nachhaltigkeitsherausforderungen sowohl auf breiterer Front als auch nuancierter angegangen werden können. 4 Tracking Error auf dem Prüfstand Während die Integration von ESG-Kriterien an Bedeutung gewinnt, steht die Bedeutung des Tracking Errors auf dem Prüfstand. 5 Engagement oder Divestment: Eine hitzige Debatte Was tun, wenn ein Unternehmen die ESG- Erwartungen nicht erfüllt: glattstellen oder das Gespräch suchen? Diese Diskussion wird 2021 an Fahrt aufnehmen.
ESG-freundliche Europa hat bei der Integration von Nachhaltigkeit in Rahmenwerke für Politik und Wirtschaft bislang Politik und Regulatorik den größten Ehrgeiz an den Tag gelegt. Mit dem Aktionsplan der Europäischen Kommission zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums wurden mehrere Rechtsvorschriften angestoßen, die weltweit ein nachhaltiges Finanzwesen begünstigen. Dazu zählt insbesondere die ab dem 10. März 2021 anzuwendende Offenlegungsverordnung (SFDR), durch die Vermögensverwaltungen verpflichtet werden, auf Unternehmens- und Produktebene verstärkt über Nachhaltigkeitsaspekte ihrer Investitionsentscheidungen zu berichten. Für den Gesamtmarkt schafft dies die dringend benötigte Transparenz. Sowohl in den USA als auch in China hat in Sachen Klimawandel ein Umdenken eingesetzt. Der künftige US-Präsident Joe Biden hat einen ehrgeizigen, 2 Billionen US-Dollar schweren Klimaplan angekündigt, der für sein Land unter anderem sauberen Strom ab 2035 und Klimaneutralität ab 2050 vorsieht. Um die Bedeutung des Kampfes gegen den Klimawandel zu unterstreichen, dürften Biden Schlüsselposten in der Börsenaufsicht (SEC), im Arbeitsministerium, der Notenbank (Fed) und anderen Behörden und Institutionen überprüfen lassen, um so die Perspektive zu wechseln und nachhaltige Investitionen fördern zu können. Im Übrigen hat sich die Fed erstmalig dahingehend geäußert, dass Investoren aufgrund von auf den Klimawandel zurückzuführenden Extremwettereignissen „unter Umständen ihre Einschätzung des Wertes reeller oder finanzieller Vermögenswerte unvermittelt anpassen müssen.“1 Biden hat darüber hinaus den neu geschaffenen Kabinettsposten des Klimabeauftragten mit dem ehemaligen Außenminister John Kerry besetzt. Kerry sieht die Klimakrise als „akute Bedrohung für die nationale Sicherheit“2 und dürfte im Kampf gegen den Klimawandel einen ganzheitlichen Ansatz über Behördengrenzen hinweg verfolgen, der auch den erneuten Beitritt der USA zum Pariser Klimaabkommen vorsieht. Um zu verdeutlichen, dass es der Regierung Biden mit dem Klimaschutz ernst ist, hat Kerry in einer wegweisenden Entscheidung zwei überzeugte Umweltschützer an die Spitze seines Teams berufen.3 Auch in China ist eine erfreuliche Entwicklung zu beobachten: Der am Treibhausgasausstoß gemessen größte Klimasünder der Welt will spätestens 2060 klimaneutral wirtschaften. In der Vergangenheit herrschte im Reich der Mitte stets der Primat des Wirtschaftswachstums gegenüber dem Klimaschutz, doch nun hat die Regierung eine Kehrtwende eingeläutet. Für das Ziel der Klimaneutralität wendet sich China von regionalen Initiativen zur CO2-Bepreisung ab und setzt stattdessen auf einen nationalen Emissionshandel, der mit seiner für 2025 geplanten Einführung zum größten CO2-Markt der Welt werden soll.4 Rund um den Globus bemühen sich Länder, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren, und setzen sich, wie im Pariser Klimaabkommen vereinbart, Klimaneutralität ab spätestens 2050 zum Ziel. Bei der Finanzierung der grünen Wende spielen Staaten eine wesentliche Rolle. Das Emissionsvolumen grüner Anleihen ist 2020 gestiegen5 und die Frage, wie die so generierten Erlöse eingesetzt werden, dürfte künftig häufiger gestellt werden. Im Zuge dessen sind auch eine stärkere Kontrolle von und schärfere Anforderungen an als „grün“ geltende Emittenten und Produkte zu erwarten. Neben dem Klimawandel dürfte die systemische Frage der sozialen (Un-)Gerechtigkeit 2021 im Mittel punkt stehen. Darauf deuten das Wachstum des Marktes sozialer Anleihen und die bis dato größte Emission solcher hin (17 Milliarden Euro durch die Europäische Kommission).6 Zudem ist feststellbar, dass das Thema ESG auch in Schwellenländern an Bedeutung gewinnt, was teilweise auf ökologische Herausforderungen – insbesondere die problematische Luftverschmutzung in China und Indien – zurückgeht. So werden auch von Schwellenländern immer mehr grüne Anleihen emittiert,7 was der Entwicklung einer grünen Infrastruktur einen dringend benötigten Schub verleihen könnte. Unternehmen in Schwellenländern berichten verstärkt über ESG- und insbesondere Klima risiken und tauschen sich mit Investoren u. a. zu Corporate-Governance-Themen aus.8 Für ESG- Schwellenländeranleihen könne 2021 ein entscheidendes Jahr werden. Die neue Normalität: Nachhaltige Geldanlage 2021 2
Wir hoffen, dass diese Fortschritte bei den COP26-Gesprächen im November in Glasgow Früchte tragen. Im besten Fall bekennen sich alle Länder dazu, offenzulegen, wie sie bis spätestens 2050 klimaneutral werden wollen, und integrieren Klimarisiken in ihre Planungen. Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Gesetzgeber ihre Erfahrungen aus dem Kampf gegen die Coronapandemie einsetzen (siehe hierzu auch unseren Beitrag: „COVID-19 and ESG: Four Dimensions“). Eine Impfstoffentwicklung innerhalb weniger Monate – anstatt mehrerer Jahre – wäre ohne internationale Zusammenarbeit nicht möglich gewesen. Diesem Beispiel dürfte man auch auf staatlicher Ebene folgen und Standards für die Integration von Nachhaltigkeit in Politik und Regulatorik schaffen. Zusammenarbeit Nachdem Staaten, Zentralbanken und Aufsichtsbehörden umdenken, folgen nun auch ähnliche von Kapitaleignern, Entwicklungen in den Chefetagen der Unternehmen, die in Zukunft im Einklang mit Rahmenwerken wie dem Sustainability Accounting Standards Board (SASB) und der Task Force on Climate-related Unternehmen und Financial Disclosures (TCFD) mehr Informationen zu ihren ESG-Chancen und -Risiken veröffentlichen Staaten dürften. Unseren Erwartungen nach dürften Unternehmen ESG-Themen nicht nur intern, sondern auch extern bzw. über ihre gesamte wirtschaftliche Wertschöpfungskette priorisieren. Klimaneutralität ist ein immer häufiger genanntes Ziel der Wirtschaft, das häufig von Investoren und Kapitaleignern angestoßen wurde. Denn Investoren erkennen den Wert von Unternehmen, die gut für die Energiewende aufgestellt sind und kreative sowie innovative Wege dahin finden. Vor allem bei jüngeren Anlegern ist der Ruf nach mehr Einsatz gegen den Klimawandel laut. Das zeigt auch die Deloitte Global Millennial Survey 2020.9 Darüber hinaus erwarten wir, dass immer mehr Kapitaleigner genaue und greifbare Klimaziele innerhalb bestimmter Zeiträume nennen bzw. fordern werden, wie es Unternehmen und Staaten bereits tun. So hat sich die Net-Zero Asset Owner Alliance (AOA) – 30 Pensionsfonds, Wertpapierfirmen und Versicherern mit einem gemeinsamen verwalteten Vermögen von 5 Billionen US-Dollar – verpflichtet, die Treibhausgasemissionen ihrer Anlageportfolios bis 2050 auf netto null zu reduzieren. Das erste definierte Ziel der AOA ist eine Senkung der in ihren Aktien-, Unternehmensanleihe- und Immobilieninvestments enthaltenen Emissionen um 16-29 % bis 2025. Solche Bemühungen von Investoren und Kapitaleignern dürften einen Schneeballeffekt auslösen und zur Norm werden. Beim Thema Klimawandel werden die Planung von Klimaszenarien und reale Portfolioauswirkungen in den Fokus rücken. Die Regulierung wird zu einem bedeutenden Katalysator. So hat z. B. das britische Arbeitsministerium (DWP) kürzlich vorgeschlagen, Pensionspläne mit einem verwalteten Vermögen von über 5 Milliarden Pfund Sterling bis Ende 2022 zu verpflichten, Klimaszenarioanalysen durchzuführen.10 Der Klimawandel dürfte die Nachhaltigkeitsdebatte weiter dominieren, dennoch ist eine grundsätzlich differenziertere und breitere Diskussion über das Thema Nachhaltigkeit zu erwarten. Extreme Wetter ereignisse, von Buschbränden in Australien über Hurrikane in den USA bis hin zu Dürren in Afrika, haben die Aufmerksamkeit auf die systemischen Folgen des Klimawandels gelenkt. Zudem haben bekannte Persönlichkeiten wie David Attenborough Themen wie den Verlust der Biodiversität und bedrohte Ökosysteme einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Das Weltwirtschaftsforum (WEF) nennt den Verlust von Biodiversität und die Zerstörung von Ökosystemen einen „planetarischen Notfall“; geschätzte 44 Billionen US-Dollar – und damit mehr als die Hälfte des weltweiten BIP – sind geringfügig oder sehr von der Natur und ihren Ressourcen abhängig.11 Dem WEF zufolge sind durch weniger natür liche Ressourcen wirtschaftliche Folgen auf Aktivitäten, Wertschöpfungsketten und Märkte möglich. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, werden Unternehmen und letztendlich auch Investoren im Sinne der Gesellschaft und der Umwelt handeln müssen. Der alte Grundsatz, dass Unternehmen allein ihren Anteilseignern dienen, gilt nicht mehr: Es wird nun erwartet, dass Unternehmen Verantwortung für eine breitere Interessengruppe, einschließlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten, übernehmen.12 Der Trend in Richtung Stakeholder-Kapitalismus und Unternehmenszweck dürfte letztendlich bewirken, dass Unternehmen die langfristigen Auswirkungen ihres Geschäfts auf die ganze Gesellschaft bedenken müssen. Die neue Normalität: Nachhaltige Geldanlage 2021 3
Qualitativ Auch wenn sich Anleger zunehmend der Tragweite des Nachhaltigkeitsthemas bewusst werden, lassen hochwertigere und sich Strategien aufgrund einer schwierigen Datenlage zuweilen nur bedingt anpassen.13 Um Strategien beispielsweise im Sinne der Biodiversität anzupassen, fehlt es schlicht an (belastbaren) Daten.14 spezifischere ESG- Daten Erfreulicherweise verbessert sich die ESG-Datenlage kontinuierlich. Dank strengerer Offenlegungsstandards werden künftig mehr und hochwertigere Daten zur Verfügung stehen, sodass Strategien leichter an Rahmenwerke wie das der TCFD oder an die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (auch wenn diese nicht für Anlagezwecke gedacht waren) angepasst werden können. Darüber hinaus wird die Nachfrage nach spezifischeren Daten steigen, die genau die Bedürfnisse des Anlegers bedienen – ganz gleich, ob eine Ausschluss- oder Impact-Strategie verfolgt wird. Da eine Standardlösung hier nicht reicht, werden Datenanbieter ihr Angebot überarbeiten und nuancierter gestalten. Auf die Verbesserung der ESG-Datenlage dürften Unternehmen mit ehrgeizigeren Nachhaltigkeitszielen sowie mehr Transparenz und einem rigoroseren ESG-Ansatz reagieren. Ganz allgemein rechnen wir damit, dass sich die nachhaltige Geldanlage von ihrem Ursprung – einem Anlagekonzept basierend auf den Werten und Überzeugungen der Anleger – entfernen und zu einer objektiveren, messbareren und „wissenschaftlicheren“ Anlagestrategie entwickeln wird. Ebenso dürften dringend benötigte Fortschritte bei der Vereinheitlichung von ESG-Berichtsstandards erzielt werden. So wollen fünf der wichtigsten Rahmenwerke und Normgeber15 künftig gemeinsam auf eine umfassende Unternehmensberichterstattung auch zu Klimarisiken hinarbeiten. In den USA legt das Direktorium des Investment Company Institute heimischen börsennotierten Unternehmen eine umfassendere ESG-Berichterstattung im Einklang mit den Empfehlungen der TCFD und dem SASB nahe. Diese Fortschritte sind äußerst vielversprechend und spiegeln auch die Bemühungen zahlreicher Länder wider, ihre Nachhaltigkeitsregulatorik zu vereinheitlichen. Umdenken beim Der Tracking Error16 ist ein bekanntes und wichtiges Risikomaß. Bei der Nachbildung eines Benchmark- Tracking Error Indexes müssen Investoren oftmals enge Grenzen für den Tracking Error beachten. Werden bei der Indexmethodik jedoch ESG-Aspekte berücksichtigt, sind Abweichungen von der Standard-Benchmark unausweichlich. Anleger, die ihr Portfolio am Pariser Klimaabkommen ausrichten möchten, müssen also einen gewissen Tracking Error hinnehmen. Unseres Erachtens wird bei der Bewertung des Tracking Errors im ESG-Kontext ein Umdenken einsetzen. Abweichungen von der Standard-Benchmark werden künftig nicht nur akzeptiert, sondern in einigen Fällen (wo zulässig) sogar angestrebt werden – als Beweis dafür, dass ESG- und Klimaaspekte aktiv in den Anlageprozess integriert werden. Auch bei der Frage, inwieweit klassische Benchmarks für die individuellen Ziele der Anleger geeignet sind, ist mit neuen Antworten zu rechnen. In der Folge dürfte die Nachfrage nach maßgeschneiderten Benchmarks steigen. Die neue Normalität: Nachhaltige Geldanlage 2021 4
Engagement oder Wenn Strategie oder Aktivitäten eines Unternehmens die ESG-Erwartungen nicht erfüllen, stellt sich den Divestment? Anlegern eine Grundsatzfrage: glattstellen oder das Gespräch suchen? Heiße Debatte um die Ausschlüsse zählen bei vielen ESG-Investoren zum Standard. Die Liste mit Geschäftsaktivitäten und Gretchenfrage Verhaltensweisen, die zum Ausschluss führen, ist mit der Zeit länger geworden. Was zum Ausschluss führt, hängt oft von den Werten und Überzeugungen der Anleger bzw. regulatorischen Anforderungen ab. Ein Beispiel dafür ist das Verbot der Europäischen Union, in Unternehmen zu investieren, die an der Herstellung von Massenvernichtungswaffen beteiligt sind. Auch durch ein Divestment lässt sich Druck auf Unternehmen ausüben, was umso wirksamer ist, je mehr Anleger sich zu diesem Schritt entscheiden. Wird ein Unternehmen jedoch ausgeschlossen, weil sein Geschäftsmodell nicht (mehr) mit den Werten des Anlegers vereinbar ist, scheint ein Engagement- Prozess wenig vielversprechend. Der Nachteil eines Divestments: Der Anleger verliert seine Stimme und kann keinen positiven Einfluss mehr nehmen. In manchen Fällen können Anleger aber mehr bewirken, wenn sie direkt das Gespräch mit dem Unternehmen suchen und ihr Stimmrecht nutzen, um Standards zu verbessern. Mit dem Wandel hin zu mehr Transparenz und einem größeren Fokus auf Interessengruppen denn auf Anteilseigner (Stakeholder vs. Shareholder) ist zu erwarten, dass die Bedeutung von Engagement- Aktivitäten steigt. Und je weiter der Wandel hin zu einer emissionsarmen Wirtschaft voranschreitet, desto weniger Anlagemöglichkeiten stehen zur Verfügung, die zur Erfüllung der Pariser Klimaziele verfolgt werden können. Im Zuge dessen werden Engagement-Aktivitäten immer wichtiger, um Strategie- und Risikomanagement im Sinne der Anleger zu gestalten. Insbesondere im Kontext der „universellen Eigentümerschaft“ großer institutioneller Anleger ist die Bedeutung nicht zu unterschätzen, denn diese Anleger sind mit ihren diversifizierten Portfolios in der gesamten Wirtschaft und Finanzwelt engagiert. Beginnt ein Portfoliounternehmen ESG-Fragen abzuwälzen, wirkt sich das auf andere Portfoliounternehmen und schließlich auf die Wirtschaft als Ganzes aus. Universelle Eigentümer sind deshalb im Zugzwang und müssen ihre Bemühungen um ESG- Integration über aktives Aktionärstum und die Strukturierung ihres Vermögens verstärken. Ein interessantes Beispiel findet sich im Energiesektor. Hier üben Öffentlichkeit und Investoren immer stärkeren Druck aus: Sie fordern die Verringerung und schließlich den Ausstieß aus dem Geschäft mit fossilen Brennstoffen. Mehrere große Energieunternehmen haben sich deshalb Ziele zur CO2- Reduktion gesetzt, ihre Investitionen in erneuerbare Energien hochgefahren und sich verpflichtet, keine neuen Ölfelder zu erschließen.17 Während einige ihr Geschäftsmodell wesentlich schneller anpassen als andere,18 ist allen etablierten Anbietern eines gemein: Ihr Ausstieg aus dem Geschäft mit fossilen Brennstoffen wird nicht von heute auf morgen möglich sein. Damit sind wir bei der Gretchenfrage angelangt: Sollen Unternehmen (des Energiesektors) aufgrund ihrer Aktivitäten im Bereich fossiler Brennstoffe grundsätzlich ausgeschlossen werden oder wäre ein differenzierterer Ansatz – die Hinwirkung auf langfristige Veränderung durch entsprechendes Engagement und Stimmrechtsausübung – zielführender? Diese Debatte dürfte 2021 heiß geführt werden. Die neue Normalität: Nachhaltige Geldanlage 2021 5
Fazit Überlegungen zum Thema Nachhaltigkeit werden sich im kommenden Jahr auf mehreren Ebenen noch stärker manifestieren. Die internationale Vernetzung wird der ESG-Regulierung jenseits von Europa einen Schub verleihen. Der Klimawandel wird nicht nur für Staaten und Unternehmen das alles bestimmende Thema bleiben, sondern auch bei universellen Eigentümern zur Priorität werden. Durch Verbesserungen in der Datenlandschaft ist mit nuancierteren ESG-Ansätzen zu rechnen. Dadurch wird ESG zu einer objektiveren, messbareren und „wissenschaftlicheren“ Anlagestrategie. ESG wird neben Risiko und Rendite zunehmend zur dritten Dimension. Bei der Bewertung des Tracking Errors gegenüber einer Standard-Benchmark wird deshalb ein Umdenken einsetzen. Zu diesem Thema gehört auch die Gretchenfrage: Divestment oder Engagement? Insbesondere im Energiesektor werden 2021 immer mehr Investoren ihre Stimmrechte nutzen, um ihren ESG-Forderungen Nachdruck zu verleihen. Endnoten 1 https://federalreserve.gov/publications/brainard- 10 https://gov.uk/government/news/britain-s-pension- comment-20201109.htm. schemes-lead-on-climate-risk. 2 https://twitter.com/JohnKerry/ 11 https://weforum.org/reports/nature-risk-rising-why-the- status/1330925522579312640. crisis-engulfing-nature-matters-for-business-and- the-economy. 3 https://ft.com/content/c468eb5b-0b86-43c7-b20d- 646948e77c66. 12 https://mckinsey.com/business-functions/organization/our- insights/purpose-shifting-from-why-to-how. 4 https://weforum.org/agenda/2020/11/china-national- emissions-trade-scheme-within-five-years/. 13 https://ssga.com/library-content/pdfs/insights/into-the- mainstream.pdf. 5 Moody’s zufolge wurde im zweiten Quartal 2020 ein globales Rekordvolumen von 99,9 Milliarden US-Dollar 14 https://ft.com/content/100f0c5b-83c5-4e9a-8ad0- (75,5 Milliarden Pfund Sterling) an nachhaltigen und grünen 89af2ea4a758. Anleihen begeben: https://edie.net/news/7/Moody-s--Global- green-bond-issuance-reached-record-high-amid-Covid- 15 CDP, Climate Disclosure Standards Board (CDSB), Global 19-crisis/. Reporting Initiative (GRI), International Integrated Reporting Council (IIRC) und Sustainability Accounting Standards 6 Die Emission bestand aus zwei Anleihen: 10 Milliarden Board (SASB). Euro mit Fälligkeit im Oktober 2030 und 7 Milliarden Euro mit Fälligkeit 2040. https://ec.europa.eu/commission/ 16 Der Tracking Error entspricht der Standardabweichung presscorner/detail/en/ip_20_1981. der Differenz zwischen den Erträgen eines Fonds und der Benchmark. 7 https://globalcapital.com/article/b1pkxvl3b7vjnp/trendy-em- green-bond-market-reaches-critical-mass. 17 Beispiel Total: https://total.com/sites/g/files/nytnzq111/files/ documents/2020-10/total-climate-report-2020.pdf. 8 https://portfolio-institutional.co.uk/features/esg-a-growing- trend-in-emerging-markets/. 18 https://bloomberg.com/news/articles/2020-10-05/exxon- carbon-emissions-and-climate-leaked-plans-reveal-rising- 9 https://www2.deloitte.com/global/en/insights/topics/talent/ co2-output. deloitte-millennial-survey.html. Die neue Normalität: Nachhaltige Geldanlage 2021 6
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