Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr: Welches Fach würden Medizinstudierende wählen? - Online ZFA
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220 ORIGINALARBEIT / ORIGINAL ARTICLE Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr: Welches Fach würden Medizinstudierende wählen? Practical Year Training in Outpatient Care: Which Subject Would Medical Students Choose? Inga Petruschke, Sven Schulz, Michelle Kaufmann, Miriam Hesse, Jutta Bleidorn Hintergrund Background Um dem hohen Anteil des ambulanten Sektors in der Patien- In order to take account of the high share of the outpatient sec- tenversorgung auch in der Lehre Rechnung zu tragen, wird im tor in patient care also in teaching medical students, the Masterplan Medizinstudium 2020 (MM2020) unter anderem Master Plan Medical Studies 2020 proposes to divide the prac- empfohlen, das Praktische Jahr (PJ) in Quartale zu teilen, von tical year into four quarters, one of which is to take place in the denen eines im ambulanten Sektor stattfinden soll. Um ent- outpatient sector. In order to attract and qualify appropriate sprechende Lehrpraxen zu gewinnen und zu qualifizieren ist es teaching practices, it makes sense to know the preferences of sinnvoll, die Präferenzen Studierender hinsichtlich der Fächer- students. wahl zu kennen. Methods Methoden Medical students in their eighth and tenth semester in Jena Medizinstudierende im achten und zehnten Semester in Jena were asked about this and their career aspirations (cross-sec- wurden dazu und zu ihrem Berufswunsch befragt (Quer- tional survey). Of 501 students, 96 % completed the question- schnittserhebung). Von 501 Studierenden füllten 96 % den Fra- naire and 481 data records were evaluated. gebogen aus, es konnten 481 Datensätze ausgewertet werden. Results Ergebnisse Almost 30 % would opt for an elective quarter in family medi- Knapp 30 % würden sich für ein Wahlquartal im Fach All- cine, the second and third most frequent subjects being pae- gemeinmedizin entscheiden, am zweit- und dritthäufigsten diatrics and anaesthesiology. Approximately 20 % indicated wurden die Fächer Pädiatrie und Anästhesiologie angegeben. "family medicine" as the targeted specialty. Etwa 20 % gaben als Berufswunsch „Allgemeinmedizin“ an. Conclusions Schlussfolgerungen The results provide an indication as to which outpatient Die Ergebnisse geben einen Anhaltspunkt, welche ambulant specialties can possibly expect a high demand on the part of praktizierten Fachgebiete sich auf eine hohe Nachfrage seitens future practical year students. der zukünftigen PJ-Studierenden einstellen sollten, sofern die Keywords Empfehlungen des MM2020 umgesetzt werden. Master Plan Medical Studies 2020; family medicine; practical Schlüsselwörter year; quarterly elective Masterplan Medizinstudium 2020; Allgemeinmedizin; Medi- zinstudium; Praktisches Jahr; ambulantes Wahlquartal Hintergrund det. Die primärmedizinische Versor- nicht vermittelt. Diese Diskrepanz Seit jeher wird die größere Zahl von gung lernen sie bis dato im zweiwö- greift der Masterplan Medizinstudi- Patienten ambulant versorgt [1], ak- chigen Blockpraktikum Allgemein- um 2020 (MM2020) auf und emp- tuell wird die „Ambulantisierung“ medizin sowie in der vierwöchigen fiehlt [4] die Unterteilung des Prakti- des Gesundheitswesens diskutiert Famulatur in einer Einrichtung der schen Jahres (PJ) in Quartale und Ein- und vorangebracht [2]. Im Kontrast hausärztlichen Versorgung, in der Re- führung eines ambulanten Pflicht- dazu werden Medizinstudierende gel Haus- oder Kinderarztpraxis, ken- quartals, in dem das Fach von den überwiegend im spezialisierten statio- nen [3]. Kenntnisse der ambulanten Studierenden selbst gewählt werden nären Sektor in Universitätskliniken Versorgung in anderen Fachdiszipli- kann. Dadurch sollen sie besser auf und Lehrkrankenhäusern ausgebil- nen werden in der Regel im Studium eine ambulante bzw. sektorenüber- Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena Peer reviewed article eingereicht: 19.12.2019, akzeptiert: 17.01.2020 DOI 10.3238/zfa.2020.0220–0224 © Deutscher Ärzteverlag | ZFA | Zeitschrift für Allgemeinmedizin | 2020; 96 (5)
Petruschke et al.: Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr: Welches Fach würden Medizinstudierende wählen? Practical Year Training in Outpatient Care: Which Subject Would Medical Students Choose? 221 greifende Tätigkeit vorbereitet wer- Parameter % (n) den. Auch der momentan diskutierte Referentenentwurf der Ärztlichen Ap- Weibliches Geschlecht 62 (298) probationsordnung sieht ein ambu- Altersdurchschnitt in Jahren (SD; range) 24,7 (3,11; 21–40) lantes PJ-Pflichtquartal vor. Diese wesentliche Änderung im 8. Fachsemester 49 (234) Medizinstudium erfordert den Auf- 9. Fachsemester 46 (222) bau von PJ-Kapazitäten sowohl in Hausarztfamulatur absolviert 75 (363) der Allgemeinmedizin als auch in Eigene/s Kind/Kinder 8 (36) anderen ambulant praktizierten Fä- chern. Um Lehrpraxen gewinnen Tabelle 1 Soziodemografische Angaben der Studierenden (n = 481, 26 fehlende und auf die Lehrtätigkeit vorbereiten Angaben) zu können, sind Informationen zu den Präferenzen Medizinstudieren- der hilfreich, jedoch bisher nicht vorhanden. Die vorliegende Arbeit diesem Zeitpunkt bekannten Eck- arzt“ (angestrebte Fachrichtung All- erhebt diese auf Basis der seit dem daten des MM2020 (s.o.) wurden auf gemeinmedizin) einen Zusammen- Frühjahr 2019 bekannten Empfeh- einer Folie gezeigt und von ärztlichen hang mit soziodemografischen Anga- lungen des MM2020 (ambulantes PJ- Mitarbeitern des Instituts faktisch er- ben gab. Wahlquartal, M3-Pflichtprüfung All- läutert. Ein Votum der Ethikkommission gemeinmedizin). Die ausgefüllten Fragebögen wur- war nach Angabe der Ethikkommis- Ziel der Studie war es, die Präfe- den mithilfe eines Dokumentenscan- sion des Universitätsklinikums Jena renz Medizinstudierender fortge- ners erfasst und in SPSS überführt. nicht erforderlich. schrittener Semester hinsichtlich der Die Freitextangaben im Feld „Berufs- Fachgebietswahl für ein ambulantes wunsch/angestrebte Fachrichtung“ Ergebnisse PJ-Quartal zu erfassen. Eine Nebenfra- wurden auf Facharztbezeichnungen Insgesamt 501 Studierende des ach- gestellung war der Berufswunsch zum nach der gültigen Weiterbildungs- ten und zehnten Fachsemesters er- Zeitpunkt der Befragung. ordnung vereinheitlicht. Die Anga- hielten den Fragebogen, 482 Bögen ben im Freitextfeld wurden in der wurden ausgefüllt (Rücklauf 96,2 %). Methoden Auswertung wie Mehrfachnennun- Ein Datensatz wurde aufgrund der Für diese Querschnittsbefragung gen gewertet. Die statistische Aus- Ablehnung der anonymen Publikati- wurde ein zweiseitiger Fragebogen wertung erfolgte mit SPSS, Version on ausgeschlossen, somit lagen 481 am Institut für Allgemeinmedizin Je- 25. Bei Testung von Gruppenunter- Datensätze zur Auswertung vor. na entwickelt. Er beinhaltete eine schieden wurde ein p-Wert ≤ 0,05 als Die soziodemografischen Anga- sechszeilige Kurzdarstellung der signifikant gewertet. Eine multivaria- ben der Befragten sind in Tabelle 1 Empfehlungen des MM2020 (Stand te Analyse erfolgte mittels logisti- zusammengefasst. 62 % der teilneh- Mai 2019: ambulantes PJ-Wahlquar- scher Regression. Es wurde mittels bi- menden Studierenden waren weib- tal, M3-Pflichtprüfung Allgemeinme- när logistischer Regression geprüft, lich, das Durchschnittsalter lag bei dizin), Items zum soziodemogra- ob es für den Berufswunsch „Haus- 24,7 Jahren. fischen Hintergrund (Alter, Ge- schlecht, Kinderzahl, bereits absol- vierte Hausarztfamulatur, Fach- semester), eine Auswahl der für ein ambulantes PJ-Quartal wählbaren Fachgebiete (Einfachauswahl) und eine Abfrage des Berufswunsches bzw. der angestrebten Fachrichtung (Freitextangabe). Mit dem Ankreu- zen eines Extrafelds erklärten sich die Studierenden zur Verarbeitung und anonymen Veröffentlichung ih- rer Angaben bereit. Der Fragebogen wurde im Som- mersemester 2019 zur freiwilligen Be- arbeitung an Studierende des Univer- sitätsklinikums Jena im achten (ab- schließender Seminartag Blockprakti- kum Allgemeinmedizin) und im zehnten Fachsemester (im Anschluss Abbildung 1 „Für welches ambulante Fach würden Sie sich als Wahlquartal im PJ an eine Pflichtklausur) verteilt. Die zu entscheiden?“ % (n) © Deutscher Ärzteverlag | ZFA | Zeitschrift für Allgemeinmedizin | 2020; 96 (5)
Petruschke et al.: Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr: Welches Fach würden Medizinstudierende wählen? 222 Practical Year Training in Outpatient Care: Which Subject Would Medical Students Choose? Diskussion Fach ambulantes Studierende bis 8. Studierende ab 9. p* Wahlquartal Fachsemester % (n) Fachsemester % (n) In der vorliegenden Befragung von 501 Studierenden mit einer Rücklauf- Allgemeinmedizin 32 (74) 25 (56) 0,130 quote von 96 % gaben knapp 30 % Kinder- und 15 (36) 15 (33) 0,877 der Studierenden im achten und Jugendmedizin zehnten Semester an, dass sie sich für Anästhesiologie 14 (32) 17 (37) 0,373 das Fach Allgemeinmedizin im am- bulanten PJ-Wahlquartal entscheiden Frauenheilkunde/ 10 (23) 9 (19) 0,639 Geburtshilfe würden. Für Pädiatrie und Anästhe- siologie würden sich jeweils 15 % Radiologie 8 (19) 6 (14) 0,455 entscheiden. Der am häufigsten ge- * Chi-Quadrat nach Pearson nannte Berufswunsch war Allgemein- medizin (20 %). Tabelle 2 Unterschiede in der Fachauswahl Wahlquartal nach Semester Fächerwahl im ambulanten PJ-Wahlquartal Unter den im Frühjahr 2019 bekann- Berufswunsch/angestrebte % (n) ten Bedingungen des MM2020 (am- Fachrichtung* bulantes PJ-Wahlquartal, M3-Pflicht- prüfung Allgemeinmedizin) würden Allgemeinmedizin 20 (94) sich knapp 30 % der befragten Stu- Innere Medizin 15 (74) dierenden für das Fach Allgemein- Anästhesiologie 13 (62) medizin im ambulanten PJ-Wahl- Chirurgie 9 (45) quartal entscheiden. Dieser Anteil liegt unter den bisherigen Annah- Pädiatrie 9 (43) men, jedoch deutlich über dem An- Gynäkologie/Geburtshilfe 8 (36) teil von Studierenden, der sich aktu- Neurologie 6 (28) ell für das Fach Allgemeinmedizin im PJ entscheidet. Dieser höhere An- „weiß nicht“ 3 (13) teil könnte durch die geschilderte *Die Fächer Radiologie/Strahlentherapie, Psychiatrie, Urologie, Augenheilkunde, Orthopädie/Unfallchirurgie, Dermatologie, Orthopädie, HNO, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Labormedizin/Mikrobiologie, Pathologie, M3-Pflichtprüfung im Fach All- Physikalische/Rehabilitative Medizin, Psychosomatik, Arbeits-/Umweltmedizin, Rechtsmedizin wurden jeweils gemeinmedizin bedingt sein. Signifi- von < 5 % der Studierenden angegeben (hier in absteigender Häufigkeit genannt) und daher nicht separat aufgeführt. kante Unterschiede zwischen den Studierenden der unterschiedlichen Tabelle 3 Aktueller Berufswunsch der Studierenden* (n = 481) Semester bestehen nicht. Dies ver- deutlicht die Notwendigkeit, die PJ- Kapazitäten im Fach Allgemeinmedi- zin weiter auszubauen. Fach im ambulanten geben, gefolgt von den Fächern Inne- Am zweit- und dritthäufigsten PJ-Wahlquartal re Medizin (15 %) und Anästhesiolo- würden die Studierenden Pädiatrie Zur Frage „Für welches ambulante gie (13 %) (Tab. 3). (15 %) und Anästhesiologie (15 %) Fach würden Sie sich als Wahlquartal In der Korrelationsanalyse zeigte im ambulanten PJ-Wahlquartal wäh- im PJ entscheiden?“ gaben 29 % der sich, dass das gewählte Fach All- len. Möglicherweise ist den Studie- Befragten an, sich für das Fach All- gemeinmedizin im PJ-Wahlquartal renden unbekannt, wie eine ambu- gemeinmedizin entscheiden zu wol- signifikant mit dem Berufswunsch lante Tätigkeit im Fach Anästhesio- len. An zweiter und dritter Stelle ran- „Hausarzt“ assoziiert war (OR logie konkret aussieht. Das wieder- gierten die Fächer Pädiatrie und An- 15,994; 95%-KI 8,064–31,721; um zeigt, wie wichtig es ist, zu am- ästhesiologie mit jeweils 15 %, ge- p < 0,001). Mit soziodemografischen bulanten Versorgungsstrukturen zu folgt von Frauenheilkunde (9 %) und Charakteristika (Geschlecht, Alter, unterrichten. Sollten sich diese Er- Radiologie (7 %) (Abb. 1). eigene Kinder, Hausarztfamulatur, gebnisse in der Realität bestätigen, Die Angaben zu den fünf am häu- Fachsemester) bestand kein Zusam- gewinnen Konzepte zur Gewinnung figsten angegebenen Fächern unter- menhang. und Qualifizierung von Lehrpraxen schieden sich zwischen den Semes- Diese Assoziation konnte bei den für diese beiden Fächer an Bedeu- tern nicht signifikant (Tab. 2). Fächern Anästhesiologie (OR 8,910; tung. Gerade für die Pädiatrie wäre 95%-KI 4,808–16,511; p < 0,001) und dies wichtig, um dem erwarteten Berufswunsch der Pädiatrie (OR 42,554; 95%-KI Nachwuchsmangel frühzeitig zu be- Studierenden 18,389–98,473; p < 0,001) repro- gegnen [5, 6]. Das Fach Allgemeinmedizin wurde duziert werden. Für die anderen, sel- Eine interessante und signifikan- am häufigsten, nämlich von 20 % der tener angegebenen Fächer, wurde te Korrelation zeigte sich bei den Studierenden, als Berufswunsch ange- dies nicht getestet. drei am häufigsten angegebenen Fä- © Deutscher Ärzteverlag | ZFA | Zeitschrift für Allgemeinmedizin | 2020; 96 (5)
Petruschke et al.: Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr: Welches Fach würden Medizinstudierende wählen? Practical Year Training in Outpatient Care: Which Subject Would Medical Students Choose? 223 chern – Allgemeinmedizin, Pädiatrie trie ca. 44 % der aktuell Befragten für der Umfrage auf andere Standorte und Anästhesiologie – zum jeweils die primärmedizinische Patientenver- sinnvoll und geplant. gleichlautenden Berufswunsch. Das sorgung qualifiziert. Vonseiten der Studierenden heißt, das ambulante PJ-Wahlquartal scheint es ein vielfältiges Interesse an könnte als Einstieg in das Fach gese- Stärken und Schwächen ambulanten Fachdisziplinen zu ge- hen werden. Eine andere Studie mit der Arbeit ben. Diesem in der Ausbildung ge- einer Befragung zu diesem Thema Mit dieser Befragung liegen erstmals recht zu werden und eine entspre- vor und nach dem PJ ergab ähnliche Informationen zu den Präferenzen chende Qualität der ambulanten Leh- Ergebnisse [7]. bzgl. der Fächerwahl in einem ambu- re aufzubauen, erfordert Vorbereitung Möglicherweise war die Fächer- lanten PJ-Wahlquartal sowie zu den und Ressourcen, beispielsweise beim wahl der Befragten in einem ambu- Weiterbildungsinteressen Medizinstu- Gewinnen und Qualifizieren von lanten PJ-Wahlquartal von dem dierender fortgeschrittener Semester Lehrpraxen auch über die Allgemein- Wunsch geprägt, möglichst gute Er- in Thüringen vor. Innere Medizin, medizin hinaus. Die hier präsentier- gebnisse in der zum Befragungszeit- Chirurgie und (versehentlich) Ortho- ten Ergebnisse sollen dazu beitragen, punkt genannten M3-Pflichtprüfung pädie wurden als ambulante Fächer dass die „Ambulantisierung der Leh- Allgemeinmedizin zu erzielen. In im PJ-Wahlquartal nicht zur Auswahl re“ gelingt. dem aktuell diskutierten Referenten- gestellt. entwurf der Ärztlichen Approbations- Die Befragung hatte einen ho- Interessenkonflikte: ordnung ist jedoch (noch) nicht fest- hen Rücklauf und ist repräsentativ Keine angegeben. geschrieben, in welchem Fach die für Medizinstudierende an der Fried- Prüfung im ambulanten Setting abge- Literatur nommen werden wird. Es kann also 1. Green LA, Fryer GE, Yawn BP, Lanier vermutet werden, dass sich weniger D, Dovey SM. The ecology of medi- Studierende für das Fach Allgemein- cal care revisited. N Engl J Med 2001; 344: 2021–2025 medizin im ambulanten PJ-Wahl- quartal entscheiden, wenn es kein 2. Rieser S. Versorgungsforschung: Am- bulant versorgt – Es ginge noch obligates Prüfungsfach wäre. mehr. Dtsch Arztebl 2015; 112: 29–30 Berufswunsch der 3. Bundesamt der Justiz und für Ver- Studierenden braucherschutz. Approbationsord- Mit 20 % ist das Fach Allgemeinme- nung für Ärzte vom 27. Juni 2002 dizin (Hausarzt) der am häufigsten (BGBl. I S. 2405) genannte Berufswunsch in dieser Be- Dr. Inga Petruschke, MPH, … 4. Bundesministerium für Bildung und fragung, dabei waren Mehrfachnen- … ist Fachärztin für Innere Medizin Forschung. Masterplan Medizinstudi- nungen möglich. Ähnliche Angaben und seit 2016 Lehrkoordinatorin am um 2020. www.bmbf.de/de/ wurden 2009 (21 %) und 2012 (25 %) Institut für Allgemeinmedizin der masterplan-medizinstudium-2020- Friedrich-Schiller-Universität Jena. 4024.html (letzter Zugriff am bei Studierenden am gleichen Stand- Ihr besonderes Interesse gilt der pa- 13.01.2020) ort (Friedrich-Schiller-Universität Je- tientenzentrierten Kommunikation 5. Deutsches Ärzteblatt. Streit um Zahl na, Thüringen) erhoben [8]. Die Er- und der rationalen Antibiotikathera- der erforderlichen Medizinstudien- gebnisse einer bundesweiten Befra- pie im hausärztlichen Setting. plätze. www.aerzteblatt.de/ gung von knapp 14.000 Medizinstu- nachrichten/107508/Streit-um- dierenden („Berufsmonitor“) und an- Zahl-der-erforderlichen- derer Befragungen zeigten, dass der Medizinstudienplaetze (letzter Zugriff am 13.01.2020) Anteil niedriger liegt (5–9 %), wenn rich-Schiller-Universität Jena im nur eine Einfachauswahl getroffen achten und zehnten Fachsemester. 6. Bundesverband der Kinder- und Ju- gendärzte e.V. Sicherstellung der werden konnte [9–11]. Diese Angabe Zu bedenken ist, dass die Angaben hausärztlichen Versorgung von Kin- kann aus der vorliegenden Befragung vor einem hypothetischen Szenario dern und Jugendlichen – Wo wir die nicht abgeleitet werden. gemacht wurden und daher unsi- Unterstützung der Politik brauchen. Anders als im „Berufsmonitor“ cher bleiben. Hier sind weitere Be- www.bvkj.de/fileadmin/pdf/ und einer weiteren Studie [12] war fragungen und sich eventuell ab- 280917_Position_BVKJ_ die Allgemeinmedizin in der vorlie- zeichnende Verläufe von Bedeu- Bedarfsplanung_Kinder-_und_ Jugendaerzte.pdf (letzter Zugriff am genden Befragung kein „Frauenfach“, tung. Ob sich die Ergebnisse auf an- 13.01.2020) d.h. es gab keine Korrelation zwi- dere Standorte übertragen lassen, 7. Böhme K, Kotterer A, Simmenroth- schen Geschlecht und Berufswunsch, kann ebenfalls nicht beantwortet Nayda A. Allgemeinmedizin im Prak- ähnlich einer Befragung unter Berli- werden. tischen Jahr – eine Lösung für Nach- ner Studierenden [10]. Folgten die wuchsprobleme in der hausärztlichen Studierenden ihren Angaben und Ausblick zum Thema Versorgung? Z Allg Med 2013; 89: schlössen die angegebene Weiterbil- Zur Generierung von longitudinalen 452–458 dung ab, wären unter Hinzunahme Daten, die die Validität erhöhen, ist 8. Worrack S, Schulz S, Brenk-Franz K, der Fächer Innere Medizin und Pädia- eine Wiederholung und Ausweitung et al. Was erwarten Thüringer Medi- © Deutscher Ärzteverlag | ZFA | Zeitschrift für Allgemeinmedizin | 2020; 96 (5)
Petruschke et al.: Ambulantes Quartal im Praktischen Jahr: Welches Fach würden Medizinstudierende wählen? 224 Practical Year Training in Outpatient Care: Which Subject Would Medical Students Choose? zinstudierende vom Fachgebiet All- 11. Poggenburg S, Avian A, Siebenhofer- practice – a survey of three bavarian gemeinmedizin? Ärztebl Thüringen Kroitzsch A, Berghold A, Jeitler K. Er- medical faculties. GMS Z Med Aus- 2014; 25: 593 hebung der Berufsmotivation zur All- bild 2013; 30: Doc45 gemeinmedizin von Studierenden 9. Jacob R, Kopp J, Fellinger P. Berufs- und jungen Ärzten in Österreich und monitoring Medizinstudierende Deutschland. In: Institut für All- Korrespondenzadresse 2018. In.: Kassenärztliche Bundesver- gemeinmedizin und evidenzbasierte Dr. med. Inga Petruschke, MPH einigung, Universität Trier; 2018 Versorgungsforschung, Medizi- Institut für Allgemeinmedizin 10. Bayer G, Krüger K, Herrmann W, et nischen Universität Graz; 2017 Universitätsklinikum Jena al. Allgemeinmedizinische Lehre und Bachstraße 18, 07743 Jena 12. Schneider A, Karsch-Volk M, Rupp A, Berufswunsch im Berliner Modellstu- Tel.: 03641 9395804 et al. Predictors of a positive attitude diengang. Z Allg Med 2019; 95: Inga.petruschke@med.uni-jena.de of medical students towards general 32–36 © Tino Nardella Leserfoto Als Dankeschön für jedes veröffentlichte Foto schenken wir Ihnen das Buch „Medizin kompakt“ von Michael Spalek aus dem Deutschen Ärzteverlag. Bitte senden Sie uns weiterhin Ihre Fotos. © Deutscher Ärzteverlag | ZFA | Zeitschrift für Allgemeinmedizin | 2020; 96 (5)
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