Marktbericht 4. Quartal 2018 - Das Jahr der Divergenz - Baloise Asset Management

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Marktbericht 4. Quartal 2018 - Das Jahr der Divergenz - Baloise Asset Management
Marktbericht 4. Quartal 2018
Das Jahr der Divergenz
Marktbericht 4. Quartal 2018 - Das Jahr der Divergenz - Baloise Asset Management
Marktbericht 4. Quartal 2018
Das Jahr der Divergenz
Ausblick
 › Der Weltkonjunkturausblick bleibt robust, aber die Unsicherheiten und Risiken haben zugenommen. Das
      Wachstum in der Schweiz und im Euroraum dürfte auch in den kommenden Monaten über Trend liegen, aber
      weniger stark als in den Vorquartalen ausfallen. Auch in den USA, wo im ersten Halbjahr eine Beschleunigung
      des Wachstums zu sehen war, dürfte das Potenzial gegen oben begrenzt sein.
  ›   Die Lage an den Arbeitsmärkten in den Industrieländern verbessert sich kontinuierlich. In den USA ist nun auch
      ein verstärkter Lohndruck erkennbar. Die Teuerung im Euroraum und in der Schweiz hingegen wird weiterhin
      von den Energie- und Nahrungsmittelpreisen getrieben.
  ›   Die US-Notenbank dürfte im Dezember die Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte anheben. Gleichzeitig wird im
      Euroraum das Wertschriftenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank ein Ende finden.
Implikationen
  › Die langfristigen Zinsen dürften in den nächsten Monaten moderat ansteigen. In den USA sollten aber die
      Kurzfristzinsen im Vergleich stärker ansteigen, was zu einer weiteren Verflachung der Zinskurve führen wird.
  › Das Konjunkturumfeld bleibt generell konstruktiv für Aktien, und die Bewertungen sind zwar günstiger als noch
      Anfang Jahr, aber dennoch überdurchschnittlich hoch. Zudem dürfte sich der Trend zu höherer Volatilität, den
      wir bereits im Frühjahr in unserem Marktbericht erwähnt haben, bis Ende Jahr fortsetzen.
Risiken
 › Im Vordergrund stehen weiterhin der Handelskonflikt und die aus globaler Perspektive restriktivere Geldpolitik.
 › Die bereits implementieren Strafzölle dürften das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr vor allem in den
      USA und China dämpfen.
  › Die steigenden US-Zinsen und ein stärkerer Dollar werden Schuldner, die sich verstärkt in US-Dollar finanziert
      haben, belasten. Eine massive Ausbreitung der Turbulenzen in einzelnen Schwellenländern erachten wir aktuell
      aber als unwahrscheinlich.

Konjunktur: Risiken haben zugenommen
Globales Wachstum
Das globale Wirtschaftswachstum bleibt insgesamt
solide, aber weniger breit abgestützt als noch zu
Beginn des Jahres. Der Aufschwung in den Industrie-
ländern wird vor allem von den USA und deren
expansiver Fiskalpolitik getrieben. Unter den
aufstrebenden Volkswirtschaften profitieren Ölprodu-
zenten von der Erholung der Energiepreise, während
Länder wie Argentinien und die Türkei unter Wäh-
rungskrisen leiden. Aufgrund der zunehmend
protektionistischen Massnahmen hat der internationa-
le Warenhandel seit Jahresbeginn an Schwung
verloren. Dies hat auch den Internationalen Wäh-
rungsfonds Anfang Oktober veranlasst, seine
Prognose für das diesjährige Weltwirtschaftswachs-
tum von 3,9 % auf 3,7 % herabzustufen.
                                                                Quelle: Baloise Asset Management, Bloomberg L.P., per 07.10.2018

Die Konjunkturaussichten für die kommenden Monate
bleiben zwar günstig, da die nach wie vor expansive            Fokus:        Turbulente Zeiten für Schwellen-
Geldpolitik in den Industrieländern und die verbesser-         länder
te Lage an den Arbeitsmärkten die globale Wirtschaft
                                                               Das letzte Jahr war ein äusserst positives für
stützen. Eine weitere Verlangsamung des Auf-
                                                               Schwellenländer. Länder wie Russland und Brasilien
schwungs ist jedoch zu erwarten, angesichts dessen,
                                                               sahen das Ende jahrelanger Rezessionen, Chinas
dass viele Volkswirtschaften bereits über Potenzial
                                                               Wachstum übertraf die Erwartungen, und gegen Ende
wachsen und die globalen Risiken zugenommen
                                                               des Jahres gab es auch Anzeichen einer Erholung in
haben. Der Handelskonflikt und die Herausforderun-
                                                               Indien nach dem Bargeldreform-Schock im Vorjahr.
gen im Rahmen der geldpolitischen Normalisierung
                                                               Die Aktienmärkte spiegelten diese positiven Entwick-
stehen diesbezüglich im Vordergrund.
                                                               lungen wider. Der MSCI Emerging Markets Index
                                                               erreichte eine Gesamtrendite von 37,3 % und somit
                                                                                                                                   2
Marktbericht 4. Quartal 2018 - Das Jahr der Divergenz - Baloise Asset Management
eine Outperformance gegenüber dem S&P 500 von                                      Einkaufsmanagerindex (PMI), welcher den Puls der
15 %. Diese starke Performance und die weiterhin                                   Industrie misst, erreichte den tiefsten Wert seit Mai
positiven Konjunkturaussichten führten zu massiven                                 2017. Diese rückläufige Tendenz wird untermauert
Kapitalzuflüssen. Im Januar verzeichneten Aktien-                                  durch das Konjunkturbarometer der Schweizerischen
fonds aus Schwellenländern Nettozuflüsse von rund                                  Nationalbank (SNB) und deren Umfragen. Die
21 Mrd. USD, ein Rekordhoch in den letzten 8 Jahren.                               jüngsten Daten der Konjunkturforschungsstelle KOF
Aufgrund der aufkommenden Unsicherheit in der                                      fielen aber positiver aus. Insgesamt erwarten die von
Türkei und anderen aufstrebenden Volkswirtschaften                                 Bloomberg befragten Analysten ein BIP-Wachstum
zogen Investoren zur Jahreshälfte wieder Gelder im                                 von 2,3 % für das laufende Jahr, was das stärkste
Umfang von 8,5 Mrd. USD ab. Abflüsse in diesem                                     Wachstum seit 2014 wäre.
Umfang waren zuletzt 2015 zu sehen, als angesichts
des Ausverkaufs in China über 15 Mrd. USD in einem                                 Arbeitsmarkt: Die Lage am Arbeitsmarkt verbessert
Monat abflossen.                                                                   sich dank der erfreulichen Wirtschaftslage kontinuier-
                                             1                                     lich. Die Arbeitslosenquote verharrte im September
Unser Risikoaversionsindex für Schwellenländer
                                                                                   bei 2,4 %, was aber im Vergleich zum Vorjahr, als der
zeigt, dass die aktuellen Turbulenzen, verglichen mit
                                                                                   Anteil der Erwerbslosen noch 3,0 % betrug, einen
früheren Episoden, vermehrt auch von idiosynkratri-
                                                                                   signifikanten Rückgang darstellt. Das sind in Zahlen
schen Faktoren und nicht von einer allgemeinen
                                                                                   ausgedrückt 26’853 Personen weniger, die aktuell
Aversion gegenüber Schwellenländern getrieben
                                                                                   nach einer Stelle suchen.
werden. In anderen Worten: Investoren scheinen
aktuell vermehrt zwischen den einzelnen Schwellen-
                                                                                   Inflation: Die Teuerung ist im September von 1,2 %
ländern zu differenzieren, und dies zu Recht. Das
                                                                                   auf 1,0 % gesunken. Wichtige Treiber der aktuellen
Risiko einer Ansteckung weiterer aufstrebender
                                                                                   Inflationsentwicklung bleiben weiterhin die Energie-
Volkswirtschaften oder gar Industrieländer stufen wir
                                                                                   und Nahrungsmittelpreise. Ohne diese Produkte
daher aktuell als gering ein.
                                                                                   schwankt die Inflation seit Jahresbeginn zwischen
                                                                                   0,4 % und 0,6 %. Die Teuerung befindet sich somit
     Schwellenländer Risikoaversionsindex
                                                                                   weiterhin im Einklang mit der Definition der Preisstabi-
     Anteil der Varianz von Aktienrenditen in Schwellenländern erklärt
     durch eine allgemeine Risikoaversion
                                                                                   lität der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Die
     (approximiert anhand der ersten Komponente einer Hauptkomponentenanalyse)     SNB erwartet auch keine weiteren signifikanten
     60%
                            Globale
                                                                                   Veränderungen       der    Konsumentenpreise        und
                          Finanzkrise                      Sorgen um               prognostiziert eine Gesamtinflationsrate von 0,9 % per
     50%                                                     China                 Ende Jahr.
                                                                     Inflations-
     40%                                                               ängste

     30%

     20%
                                                              Aktuelle
                                                            Turbulenzen
     10%
       Jun-05          Jun-08           Jun-11       Jun-14         Jun-17

    Quelle: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 31.08.2018

Schweiz: Revidierte Zahlen bekräftigen
starkes Wachstum
Wachstum: Das Schweizer Wirtschaftswachstum ist
kräftiger als ursprünglich angenommen. Im Sommer
korrigierte das Bundesamt für Statistik die Werte für
das Bruttoinlandprodukt (BIP) für die letzten drei                                 Quelle: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 06.10.2018
Jahre nach oben. So wurde das Wirtschaftswachstum
für 2017 von 1,1 % auf 1,6 % revidiert. Die jüngsten
Daten für das zweite Quartal signalisieren eine                                    Euroraum: Trotz Verlangsamung Wachs-
Expansion des BIP um 0,7 % gegenüber dem                                           tum noch über Trend
Vorquartal, was einem Zuwachs von 3,4 % gegenüber
2017 entspricht. Gestützt wurde das Wachstum vor                                   Wachstum: Nach sehr starken Zuwachszahlen im
allem durch die Erholung im verarbeitenden Gewerbe.                                Vorjahr schwächte sich das Wachstum im ersten
Insgesamt deuten Vorlaufindikatoren auf weiterhin                                  Halbjahr 2018 deutlich ab. Der Rückgang ist
günstige Konjunkturaussichten, es ist jedoch von                                   hauptsächlich auf den weniger dynamischen
einer nachlassenden Dynamik auszugehen. Der                                        Aussenhandel zurückzuführen. Frühindikatoren wie
                                                                                   der PMI und das Stimmungsbarometer der Europäi-
1
                                                                                   schen Kommission, die Anfang Jahr stark nachlies-
 Der Risikoaversionsindex wird anhand einer Hauptkomponenten-
analyse geschätzt. Die Datengrundlage bilden tägliche Renditen
                                                                                   sen, konnten sich zwar in den Sommermonaten
von Schwellenländer-Aktienindizes.                                                 stabilisieren, die jüngsten Werte deuten jedoch auf
                                                                                                                                                              3
Marktbericht 4. Quartal 2018 - Das Jahr der Divergenz - Baloise Asset Management
einen weiteren Rückgang des Wachstumstempos hin.                           liegen daher aktuell bei 2,9 %, was 0,7 Prozentpunkte
Trotz dieser Verlangsamung implizieren viele                               über der Wachstumsrate des Vorjahres ist.
Konjunktursignale       ein    überdurchschnittliches
Wachstum. Analysten rechnen somit mit einem BIP-                           Arbeitsmarkt: Im September fiel die Arbeitslosenquo-
Wachstum von 2,0 % für 2018, was zwar im Vergleich                         te auf 3,7 %, ein 49-Jahres-Tief. Die Lohninflation
zum Vorjahr 0,4 Prozentpunkte weniger ist, aber                            sank zwar leicht im September von 2,9 % auf 2,8 %,
weiterhin deutlich über dem langfristigen Trendwachs-                      dürfte aber mittelfristig ansteigen. Wie im letzten
tum der Währungsunion liegt.                                               Marktbericht erwähnt, signalisieren Arbeitsmarktdaten
                                                                           ein Wachstum von 3 % während der nächsten 3 bis 6
Arbeitsmarkt: Die Lage am Arbeitsmarkt hellt sich
                                                                           Monate.
weiter auf. Im August fiel die Arbeitslosenquote für
den Euroraum um 0,1 Prozentpunkte auf 8,1 %. Das
                                                                           Inflation: Die Inflation, gemessen am Konsumdeflator
ist knapp 1,0 Prozentpunkte tiefer als im Vorjah-
                                                                           (PCE), dem bevorzugten Preismass der US-
resmonat und somit die tiefste Rate seit November
                                                                           Notenbank, lag im August zuletzt bei knapp 2,2 %
2008. Die tiefsten Erwerbslosenquoten innerhalb der
                                                                           respektive bei 2,0 % ohne Energie- und Lebensmittel-
Währungsunion weisen Tschechien (2,5 %) sowie
                                                                           preise. Die Kerninflation liegt somit auf dem Zielwert
Deutschland und Polen (beide 3,4 %) auf, während in
                                                                           der Federal Reserve Bank (Fed). Die Analysten sowie
Spanien und Griechenland immer noch zwischen
                                                                           die Fed gehen davon aus, dass die Teuerung bis
15 % und 19 % der erwerbstätigen Bevölkerung nach
                                                                           Ende Jahr um den aktuellen Wert schwanken wird.
einer Stelle suchen.
Inflation: Die erste Schätzung für die Teuerung im
Euroraum im September zeigt einen Anstieg um
0,1 Prozentpunkte auf 2,1 %, aber die Kerninflation
liegt mit 0,9 % deutlich darunter. An dieser Ausgangs-
lage dürfte sich auch wenig ändern. Die Konsens-
prognose von Bloomberg für die Gesamtinflation im
vierten Quartal liegt aktuell bei 1,9 %, während die
Europäische Zentralbank (EZB) von einer Kernrate
von 1,1 % für das Jahr ausgeht.

                                                                           Quelle: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 06.10.2018

                                                                           Zinsen: Schritt zur Normalisierung
                                                                           Rückblick Q3: Nach einem Zwischenhoch Anfang
                                                                           August sanken die Renditen zehnjähriger Staatsan-
                                                                           leihen in der Schweiz, in Deutschland und in den USA
                                                                           bis Mitte August wieder auf ihr Ausgangsniveau.
                                                                           Anschliessend setzte, ausgelöst durch starke
Quelle: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 06.10.2018
                                                                           Konjunkturzahlen aus den USA, eine Trendumkehr
                                                                           ein, welche die Renditen auf ihr Quartalshoch führte.
USA: Tiefste Arbeitslosenrate seit 1969
                                                                           Die Renditen zehnjähriger US-Treasuries stiegen bis
Wachstum: Die USA gehören zu den wenigen                                   zum 09.10.2018, ausgehend vom Tiefpunkt im
Industrieländern, welche im ersten Halbjahr eine                           August, um 0,44 Prozentpunkte auf 3,25 % und damit
Beschleunigung des Wirtschaftswachstums aufwie-                            auf den höchsten Stand seit 2011. Die Renditen
sen. Im zweiten Quartal stieg das BIP auf 4,2 %                            zehnjähriger Staatsanleihen in Deutschland und der
(annualisiert) und war somit so stark wie im Jahr                          Schweiz vollzogen eine ähnliche Bewegung,
2014. Erhöhte Ausgaben der Konsumenten und des                             allerdings wurden keine Mehrjahreshöchststände
Staates sowie ein Zuwachs der Ausfuhren führten zu                         erreicht. Die Rendite der Bundesanleihe wie auch die
positiven Wachstumsbeiträgen. Der starke Arbeits-                          der Eidgenossen stieg bis zum 09.10.2018 auf
markt dürfte die Kauffreude der Haushalte auch für                         0,56 %.
den Rest des Jahres stützen. Vorlaufindikatoren wie                        Nachdem die Kreditaufschläge von Unternehmensan-
der PMI oder die Konsumentenstimmung deuten                                leihen im ersten und zweiten Quartal angestiegen
zudem auf ein weiterhin robustes Wachstum hin. Die                         waren, sanken sie im dritten Quartal in den USA im
Konsensprognosen von Bloomberg für das Jahr                                Durchschnitt um rund 20 Basispunkte, während sie
                                                                           sich in Europa seitwärts bewegten. Sorge bereiteten

                                                                                                                                                      4
Marktbericht 4. Quartal 2018 - Das Jahr der Divergenz - Baloise Asset Management
den Anlegern insbesondere die politischen Turbulen-                        Geldpolitik ausgesprochen. Sie erachtet den
zen in Italien. Die neue Regierung beschloss trotz                         Schweizer Franken weiterhin als hoch bewertet. Es ist
allen Warnungen ein Haushaltsdefizit von 2,4 %, was                        deshalb unwahrscheinlich, dass die SNB vor der EZB
zu einem weiteren Anstieg der sehr hohen Staats-                           die geldpolitischen Zügel straffen wird. Die Entwick-
schuldenquote von derzeit 131 % führen dürfte. In der                      lung der Schweizer Zinsen korreliert damit wie bis
Folge stiegen die Renditen italienischer Staatsanlei-                      anhin stark mit der Geldpolitik in der Eurozone.
hen deutlich an. Der 10-Jahres-Risikoaufschlag
gegenüber deutschen Bundesanleihen kletterte bis
zum 09.10.2018 auf knapp 3 Prozentpunkte – den                             Aktien: US-Technologie-Sektor als
höchsten Stand seit 2013.                                                  Treiber
Ausblick: Die US-Notenbank hob Mitte September                             Rückblick Q3: Im dritten Quartal hoben sich US-
den Leitzins erneut auf ein Zielband von 2,00 % bis                        Aktien deutlich vom globalen Markt ab, dies dank
2,25 % an und prognostiziert für Ende 2018 einen                           überaus günstigen Konjunkturaussichten und starkem
Leitzins von 2,375 %. Dies lässt für das laufende Jahr                     Gewinnwachstum. Der S&P 500 wies von Juli bis
einen weiteren Leitzinsschritt erwarten. Ende 2019                         September starke Kursavancen aus und hat die
soll der Leitzins dann bei 3,125 % liegen und Ende                         Höchstwerte von Anfang Jahr übertroffen. Innerhalb
2020 ein Zyklushoch von 3,375 % erreichen. Den                             des S&P 500 waren vor allem die Titel aus dem
langfristigen Gleichgewichtszins schätzt die Fed neu                       Technologie-Sektor die Gewinner, welche im
leicht höher auf 3,0 %. Der Fed-Vorsitzende Jerome                         laufenden Jahr beinahe 20 % zugelegt haben. Die
Powell bereitete den Finanzmarkt Anfang Oktober auf                        Unsicherheit hinsichtlich des Handelsdisputs und der
weitere Leitzinserhöhungen vor. Die USA befänden                           Turbulenzen in Schwellenländern belasteten jedoch
sich in «aussergewöhnlichen Zeiten» tiefer Arbeitslo-                      die Aktienmärkte ausserhalb der USA. So beträgt die
sigkeit und niedriger Inflation. Das aktuelle Leitzinsni-                  Gesamtrendite für die ersten drei Quartale des Jahres
veau unterstütze immer noch die Konjunktur, aber es                        für den MSCI Weltindex nur knapp 4 %, was deutlich
bewege sich allmählich auf neutrales Niveau zu, so                         unter den 10,6 % des S&P 500 liegt. Europäische
Powell: «Wir könnten über ‹Neutral› gehen. Aber                            Titel, gemessen am Euro Stoxx 50, rentierten mit
aktuell sind wir wahrscheinlich noch weit von diesem                       –0,6 %, und Schweizer Investoren erzielten mit dem
Punkt entfernt.»                                                           SMI eine Gesamtrendite von 0,2 %.

Quelle: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 12.10.2018   Quelle: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 12.10.2018

                                                                           Ausblick: Das weniger dynamische, aber dennoch
Die Europäische Zentralbank gab bekannt, dass die                          robuste Wachstum wirkt weiterhin positiv auf
Erwartungen der Finanzmärkte über den Zeitpunkt                            Unternehmensgewinne      und Aktienmärkte.      Die
der ersten Zinserhöhung derzeit mit den Erklärungen                        amerikanischen Märkte werden zudem von der
des EZB-Rates übereinstimmen. Demnach wird sie                             Steuerreform gestützt. Allerdings werden steigende
den Leitzins voraussichtlich nicht vor Ende September                      Lohnkosten künftig vermehrt auf die Margen drücken.
2019 erhöhen. Mit diesem sehr konkreten geldpoliti-
schen Pfad hat die EZB die Unsicherheit bezüglich                          Die Bewertungen sehen derzeit aufgrund der
der zukünftigen Zinsentwicklung in Europa deutlich                         Kurseinbrüche im Februar und Anfang Oktober
reduziert. Ein massiver Zinsanstieg ist nicht zu                           attraktiver aus als noch zu Beginn des Jahres. Für
erwarten, der Trend zu mittelfristig höheren Zinsen                        den S&P 500 lag das erwartete 12-Monats-Kurs-
bleibt aber weiterhin intakt.                                              Gewinn-Verhältnis (KGV) zu Beginn des Jahres noch
                                                                           bei 18,2, Mitte Oktober dann bei 15,8. Ähnliche
Die Schweizerische Nationalbank hat sich trotz der                         Rückgänge sind bei den Bewertungen des SMI und
guten Wirtschaftslage gegen eine Straffung der                             des Euro Stoxx 50 zu sehen. Die aktuellen Werte sind

                                                                                                                                                      5
Marktbericht 4. Quartal 2018 - Das Jahr der Divergenz - Baloise Asset Management
jedoch vor allem für die USA immer noch überdurch-
schnittlich hoch.

Der Trend hin zu höherer Volatilität, welchen wir
bereits in unserem Marktbericht von Anfang Jahr
hervorgehoben haben, hat im Oktober seine
Fortsetzung gefunden. Dieser dürfte sich in absehba-
rer Zeit nicht ändern. Mit einer weiteren Zinserhöhung
in den USA und dem Ende des Wertschriftenkaufpro-
gramms in den nächsten drei Monaten im Euroraum
wird die Geldpolitik in den USA und in Europa weniger
expansiv. Die US-Zwischenwahlen und die Budget-
diskussionen zwischen der italienischen Regierung
und der Europäischen Kommission dürften gleichzei-
tig für politische Unsicherheit sorgen.

                                                                            Quelle: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 11.10.2018

                                                                            Ausblick: Grundsätzlich erwarten wir, dass sich die
                                                                            Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftspolitischen
                                                                            Ausrichtung der italienischen Regierung ohne weitere
                                                                            Eskalation legt und dass der Trend der negativen
                                                                            Überraschungen der Konjunkturdaten für den
                                                                            Euroraum ein Ende gefunden hat. Dies, gepaart mit
                                                                            der EZB, welche Ende Jahr einen weiteren Schritt zur
                                                                            Normalisierung ihrer Geldpolitik machen wird, dürfte
                                                                            den Euro wieder gegen die 1.20-Franken-Marke
                                                                            ansteigen lassen, was wir derzeit als fairen Wert
                                                                            betrachten.

                                                                            Die künftige Zinsdifferenz und die robusten Konjunk-
Quelle: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 12.10..2018   turaussichten sprechen für einen weiterhin starken
                                                                            US-Dollar. Gegenüber dem Schweizer Franken dürfte
Währungen: Schweizer Franken                                                der Greenback daher weiterhin überbewertet bleiben.
unter Aufwertungsdruck                                                      Sollte hingegen die Risikoaversion weiter zunehmen,
                                                                            könnten der Schweizer Franken sowie der US-Dollar
Rückblick Q3: Die Vertrauenskrisen in einigen                               als sichere Häfen unter stärkeren Aufwertungsdruck
Schwellenländern lösten starke Kapitalabflüsse aus,                         geraten.
was zu einer gestärkten Nachfrage nach sicheren
Häfen wie dem US-Dollar und dem Schweizer
Franken führte. Der US-Dollar profitierte zudem von
steigenden Zinsen und einer florierenden Wirtschafts-
entwicklung. Dies im Gegensatz zum Euroraum, wo
die Konjunkturdaten wie bereits erwähnt eher
enttäuschten und somit die Währung belasteten. Per
Ende 3. Quartal lag der EUR/USD-Kurs bei 1,16, was
im laufenden Jahr einer Abwertung des Euros von
rund 3 % gegenüber dem US-Dollar entspricht. Der
Wertverlust des Euros gegenüber dem Schweizer
Franken weist das gleiche Ausmass auf.

Die grössten Schwankungen in den vergangenen
Monaten waren aber bei den Währungen der
Schwellenländer zu beobachten. Im Schnitt verloren
diese 11 % an Wert. Die Volkswirtschaften mit
strukturellen Problemen wie hohen Leistungsbilanzde-
fiziten, hohen Inflationsraten oder hohen Schulden in
                                                                            Quelle: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 12.10..2018
US-Dollar haben am meisten gelitten. In der Folge
haben sich der argentinische Peso und die türkische
Lira um rund 50 % bzw. 40 % seit Jahresanfang
abgewertet.

                                                                                                                                                        6
Marktbericht 4. Quartal 2018 - Das Jahr der Divergenz - Baloise Asset Management
Marktrelevante Termine
2018                        ›    1. Oktober: Wertschriftenkäufe der EZB werden von 30 Mrd. EUR auf 15 Mrd. EUR
Okt.                             reduziert

                            ›    7.–28. Oktober: Präsidentschaftswahlen in Brasilien
                            ›    12.–14. Oktober: Tagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank
                            ›    15. Oktober: Frist für Italiens Haushaltsentwurf an die Europäische Kommission
                            ›    24. Oktober: Zinsentscheid der EZB

Nov.                        ›    6. November: US-Zwischenwahlen

                            ›    8. November: Zinsentscheid der Fed

                            ›    30. November: Unterzeichnung des neuen Nordamerikanischen Freihandelsabkom-
                                 mens

Dez.                        ›    13. Dezember: Zinsentscheid der EZB und der SNB

                            ›    19. Dezember: Zinsentscheid der Fed

                            ›    Ende Dezember: EZB beendet ihr Wertschriftenkaufprogramm

Legende:
    Politik                              Geldpolitik

Impressum
Redaktion

Melanie Rama                                        Hagen Fuchs                                        Dominik Schmidlin
Economist, Asset Strategy                           Credit Analyst, Fixed Income                       Head of Asset Strategy
melanie.rama@baloise.com                            hagen.fuchs@baloise.com                            dominik.schmidlin@baloise.com

Baloise Asset Management Schweiz AG
Aeschengraben 21, 4002 Basel
www.baloise-asset-management.com

Erscheinung
4-mal pro Jahr, Redaktionsschluss: 12. Oktober 2018

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