Analysen zur Automobilkonjunktur 2020 - Berlin, März 2021 - VDA
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ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 3 Editorial Die weltweite Automobilindustrie war im Jahr 2020 im dritten Produktionsstillständen in den Automobilwerken fast überall auf Jahr in Folge rückläufig. Nachdem man in der Rückschau auf der Welt. das Jahr 2019 noch sehr genau hinschauen musste, ob der damalige Rückgang des Pkw-Weltmarkts der größte war, den In der zweiten Jahreshälfte erholten sich die Märkte, in China es bislang gegeben hatte (absolut gesehen ja, relativ betrachtet wurde auf Monatsbasis bereits wieder das Vorjahresniveau nein), ist die Antwort für das Jahr 2020 leichter. Die Corona- übertroffen. In Europa und den Vereinigten Staaten vollzog sich Pandemie, die Ende des Jahres 2019 begann und sich dann im die Aufwärtsbewegung etwas langsamer. Die Regierungen Jahresverlauf 2020 weltweit ausbreitete, war das bestimmende haben weltweit verschiedene Konjunkturprogramme aufgelegt, Moment des Jahres 2020 - nicht nur auf den Automobil- um die Volkswirtschaften zu stützen. Insgesamt hat sich die märkten, sondern in Wirtschaft, Gesellschaft und in unser aller Stimmung gegen Ende des Jahres mit immer höheren Leben. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, wurden Kapazitätsauslastungen und einer anziehenden Nachfrage verschiedenste gesundheitspolitische Maßnahmen ergriffen. deutlich gebessert. Dies konnte zunächst auch durch die Dazu gehören u.a. Kontaktverbote sowie die Schließung von aufkommende „zweite Welle“ der Pandemie nicht gedrosselt Einzelhandel, Hotels und Gaststätten. Der internationale Güter- werden. Zum Jahresende ging es dann in einigen europäischen und Reiseverkehr wurde massiv eingeschränkt, was zu einem Ländern erneut in den Lockdown. Die Zulassung von Impf- hohen Anspannungsgrad in den Lieferketten führte. In einigen stoffen verbreitete jedoch Hoffnung. Insgesamt wirkte der Ländern war alles nicht-lebensnotwendige geschlossen. Diese neuerliche Lockdown weniger einschränkend auf die Maßnahmen waren notwendig, um die Gesundheitssysteme in wirtschaftliche Aktivität. den einzelnen Ländern nicht zu überlasten. Leider hat dies nicht überall funktioniert. Die Pandemie hatte immense In unserem Jahresrückblick finden Sie alle relevanten Zahlen Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung. Viele und Entwicklungen, die man über das Automobiljahr 2020 Volkswirtschaften sind im Jahr 2020 in eine tiefe Rezession wissen muss: Auf den Nutzfahrzeugmärkten in Europa und den gerutscht. Im Unterschied zu früheren Rezessionen lagen hier Vereinigten Staaten gab es ebenfalls kräftige Rücksetzer, in jedoch keine wirtschaftlichen Fehlentwicklungen zu Grunde. China hingegen ging es bergauf. Die Elektromobilität schaffte Vielmehr hat die pandemische Lage wirtschaftliche Aktivitäten, den Durchbruch in Europa und setzte den europäischen Markt wie wir sie kennen, nicht zugelassen. In der Folge ging der an die internationale Spitze. Und schließlich sank die Pkw- Pkw-Weltmarkt um 15 Prozent zurück. Produktion in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit 1975. Alles in allem ein Jahr der Superlative mit vielen Ereignissen, die Ein genauerer Blick auf die Automobilmärkte: Zunächst wirkte man sich nicht hatte vorstellen können. Zurück bleibt die sich die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen auf Erkenntnis, dass vor allem die deutsche Automobilindustrie den chinesischen Markt aus. Dieser brach im Februar 2020 um solche Krisen meistern kann und zügig wieder auf den etwa 80 Prozent ein. In Europa und den Vereinigten Staaten Erholungspfad einschwenkt. Auf das die Pandemie im Jahr ging es dann im März deutlich nach unten. Im April wurden in 2021 ihr Ende findet. einigen europäischen Ländern so gut wie keine Pkw neu zugelassen. Im zweiten Quartal kam es aufgrund dieses welt- Viel Spaß bei der Lektüre weiten simultanen Nachfrageeinbruchs in Kombination mit dem hohen Anspannungsgrad in den Lieferketten zu wochenlangen Ihr EIV-Team
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 4 Neuzulassungen von Kfz weltweit nach Ländern und Regionen 1) 2) Personenkraftwagen Nutzfahrzeuge Anzahl in 1.000 2019 2020 ±% 20/19 2019 2020 ±% 20/19 Deutschland 3.607 2.918 -19 410 349 -15 Ver. Königreich 2.311 1.631 -29 432 336 -22 Frankreich 2.214 1.650 -25 541 450 -17 Italien 1.917 1.382 -28 216 183 -15 Spanien 1.258 851 -32 62 38 -39 Sonstige 2.996 2.372 -21 723 574 -21 Westeuropa (EU14, EFTA & UK) 14.304 10.804 -24 2.384 1.930 -19 Neue EU-Länder (EU12) 1.502 1.157 -23 260 201 -23 EU27, EFTA & UK 15.806 11.961 -24 2.644 2.131 -19 Türkei 387 610 58 105 186 78 Russland 1.760 1.599 -9 198 177 -11 Sonstige 88 85 -3 14 14 -4 Europa 18.041 14.255 -21 2.961 2.507 -15 China 21.073 19.794 -6 4.724 5.521 17 Südkorea 1.531 1.650 8 245 237 -3 Japan 4.301 3.810 -11 894 789 -12 Indien 2.962 2.408 -19 855 505 -41 Sonstige 2.309 1.605 -30 1.517 1.158 -24 Asien 32.176 29.268 -9 8.235 8.210 0 USA 16.953 14.462 -15 527 410 -22 Mexiko 1.316 948 -28 40 26 -34 Kanada 1.924 1.543 -20 52 45 -14 NAFTA 20.193 16.952 -16 619 481 -22 Brasilien 2.666 1.955 -27 122 104 -15 Argentinien *) 372 313 -16 10 9 -10 Sonstige 931 651 -30 57 49 -15 Südamerika 3.969 2.919 -26 190 162 -15 Sonstige *) 5.059 4.292 -15 685 888 30 Welt *) 79.438 67.686 -15 12.691 12.248 -3 *) z.T. vorläufig oder geschätzt Quelle: VDA 1) In Nord-, Südamerika, Russland und Australien Light Vehicles 2) In Nord-, Südamerika und Australien Medium/Heavy Trucks und Busse
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 5 Inhalt Editorial 3 Pkw International 6 Europa 8 Asien 13 Amerika 17 Elektromobilität 22 Produktion 24 Nfz International 26 Schwere Nutzfahrzeuge 28 Leichte Nutzfahrzeuge Westeuropa 31 Nationale Märkte 32 Pkw-Markt 34 Schwere Nutzfahrzeuge 37 Leichte Nutzfahrzeuge 38 Anhänger und Busse 39 Mobilitätskosten 40 Deutsche Automobilindustrie 41 Pkw-Inlandsproduktion 43 Pkw-Exporte aus Deutschland 45 Pkw-Auslandsproduktion 48 Umsätze 50 Beschäftigung 52 Arbeitskosten 54 Statistischer Anhang 55 Impressum 68
Pkw International Europa: Automobilmärkte im Griff des Virus – China kommt mit Schwung aus dem Corona-Tief – USA erweisen sich robuster als Europa – Europa größter Elektro-Pkw-Markt der Welt – Pandemie lässt Weltproduktion einbrechen
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 8 Europa EU27, EFTA & UK Der europäische Neuwagenmarkt wurde im Jahr 2020 maßgeblich durch die Corona- Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus Der europäische Pkw-Markt brach 2020 um mehr als ein Viertel ein bestimmt. Spätestens seit März waren europaweite Lockdowns, Infektionswerte und Eindämmungsmaßnahmen die bestimmenden Themen der Automobilmärkte. Angesichts geschlossener Autohäuser und Zulassungsstellen kam der europäische Pkw-Markt im Frühjahr 2020 quasi zum Erliegen. Im März reduzierten sich die Neuanmeldungen bereits um mehr als die Hälfte (-52 Prozent). Im April – dem ersten „vollen“ Lockdownmonat – brach der europäische Markt dann um mehr als drei Viertel ein (-78 Prozent). In einzelnen Ländern lagen die Rückgänge sogar jenseits der 90-Prozent-Marke. Erst das rückläufige Infektionsgeschehen ab Mai, verbunden mit weitreichenden Lockerungen, ließ die Rückgänge über die Sommermonate kleiner werden. Es dauerte jedoch noch bis September, bis der europäische Automobilmarkt den ersten Wachstumsmonat vermelden konnte. Es blieb auch der Einzige, denn auf das neuerliche Aufflammen der Infektionszahlen im Herbst folgten erneute Shutdowns in zahlreichen Ländern. Die Erfahrungen der ersten Lockdownphase sowie erweiterte Onlinebestellungen und –anmeldungen verhinderten teilweise einen erneuten Einbruch: Im vierten Quartal 2020 gaben die Neuzulassungen um „nur“ 8 Prozent nach. Insgesamt wurden in Europa im Jahr 2020 12,0 Mio. Neufahrzeuge angemeldet – knapp ein Viertel (-24 Prozent) weniger als im Vorjahr und das geringste Absatzvolumen seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2003. Alle Länder, die zum europäischen Markt zählen, mussten das Jahr 2020 mit einer negativen Bilanz abschließen. Die fünf größten Märkte gaben allesamt zweistellig nach. Pkw-Neuzulassungen in Europa (EU27, EFTA & UK) Ausgewählte Länder und Regionen Millionen 20 15 2,4 10 1,2 0,9 1,4 5 1,6 1,7 2,9 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Deutschland Frankreich Großbritannien Italien Spanien Neue EU Rest Quelle: ACEA
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 9 Die Kauflaune der Briten im zweitgrößten europäischen Automarkt hat sich 2020 stark Im Vereinigten Königreich brach der Pkw- eingetrübt: 1,6 Mio. Neuzulassungen waren fast ein Drittel weniger als im Vorjahr und Absatz um nahezu ein Drittel ein markieren den tiefsten Stand seit 1992. Nur zweimal sank in den vergangenen 20 Jahren die Neuzulassungsstatistik unter die Zwei-Millionen-Marke - 2009 und 2011. Hatte das politische Hin und Her rund um den Ausstieg aus der Europäischen Union die Kaufbereitschaft bereits seit 2017 schwinden lassen, so versetzte die Corona- Pandemie dem Automobilmarkt einen weiteren Schlag. Der erste Lockdown im Frühjahr 2020 brachte den Autohandel zum Erliegen; nach einem kurzen Hoch im September brachen die Zahlen nach dem neuerlichen Aufflammen der Infektionszahlen erneut ein. Der französische Pkw-Markt ist im Jahr 2020 um mehr als ein Viertel zurückgegangen, da auch hier die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zu massiven Schwankungen führten. Im Laufe des Jahres ist das Zulassungsvolumen auf 1,6 Mio. Einheiten gesunken und damit auf den niedrigsten Stand seit 1975. Im Zuge der Pandemiebekämpfung wurden die Autohäuser im März und April geschlossen. Um den daraus entstandenen Verwerfungen zu trotzen, führte die französische Regierung Ende Mai eine Reihe von Unterstützungsmaßnahmen ein. Diese konzentrierten sich darauf, die Elektrifizierung des französischen Pkw-Bestands voranzutreiben, aber auch einkommensschwächere Haushalte beim Erwerb eines emissionsarmen Fahrzeugs zu unterstützen. Dadurch konnte sich der Markt über die Sommermonate etwas erholen. Während dem zweiten Lockdown ab November wurden die Autohäuser erneut geschlossen. Die Auslieferung von bereits vorbestellten Fahrzeugen an Kunden war jedoch möglich, wodurch ein erneuter Einbruch verhindert wurde. In Italien sind die Pkw-Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent Der italienische Pkw-Markt fiel auf das gesunken. Mit 1,4 Mio. Einheiten wurden so wenig Autos neu angemeldet wie zuletzt niedrigste Absatzvolumen seit 2014 im Jahr 2014. Der Absatzrückgang zeichnete sich bereits im Frühjahr ab, da der Markt im März und April aufgrund des landesweiten harten Lockdowns effektiv mehr als einen Handelsmonat verloren hat. Nach dem Einbruch im ersten Halbjahr kamen dem italienischen Markt ab August Abwrack- und Kaufprämien zugute. Die Förderung galt in Abhängigkeit der CO2-Emissionen pro Kilometer des Neufahrzeugs und wurde bei Verschrottung eines Altfahrzeugs erhöht. Die Töpfe der Fördermittel waren teils in Windeseile geleert, und der Pkw-Markt konnte sich über die Sommermonate stabilisieren. Die strengeren Maßnahmen in den letzten Monaten des Jahres verhinderten dann eine Fortsetzung der Erholungstendenzen. Der spanische Markt zählte im vergangenen Jahr insgesamt 851.200 neuzugelassene Pkw und damit nahezu ein Drittel (-32 Prozent) weniger als noch 2019. Damit brachte das Pandemiejahr 2020 die schlechtesten Verkaufszahlen seit sechs Jahren. Ähnlich wie die anderen europäischen Märkte verlor auch der spanische Markt aufgrund der Pandemiemaßnahmen im Frühjahr mehr als einen Verkaufsmonat. Allerdings führte die spanische Regierung Mitte Juni einige Unterstützungsmaßnahmen ein, die zur Erholung der Nachfrage beitragen sollten, darunter der „Plan Renove“, der sich auf die Bestandserneuerung fokussierte, und „MOVES2“, das den Übergang zu Fahrzeugen mit alternativen Antrieben unterstützte. Die Schubwirkung auf den Automobilmarkt blieb jedoch äußerst übersichtlich, mit einem einzigen Wachstumsmonat im Juli, gefolgt von einer Rückkehr zu Minusraten in den Folgemonaten.
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 10 In den osteuropäischen Ländern haben sich die Automobilmärkte im Pandemiejahr Der Pkw-Absatz in den osteuropäischen EU- 2020 ausnahmslos negativ entwickelt. In den zwölf Ländern, die seit 2004 der Ländern hat erstmals seit 2016 die Marke von Europäischen Union angehören, haben sich die Neuzulassungen im vergangenen Jahr 1,2 Millionen Neufahrzeugen verfehlt insgesamt um fast ein Viertel (-23 Prozent) reduziert. Erstmals seit 2016 wurde die Marke von 1,2 Millionen Neufahrzeugen verfehlt. Damit fand ein sechs Jahre anhaltender Wachstumstrend ein jähes Ende. Als größter Einzelmarkt der osteuropäischen Länder musste Polen mit 428.300 Neuzu- lassungen ein Minus von 23 Prozent verbuchen. In der Tschechischen Republik musste der Absatz zum dritten Mal in Folge einen Rückgang hinnehmen. Es wurden 203.000 Pkw neu angemeldet, 19 Prozent weniger als im Vorjahr. Die osteuropäischen Märkte bergen noch gutes Wachstumspotenzial für die kommenden Jahre. Im Schnitt kommen hier 507 Pkw auf 1.000 Einwohner. Zum Vergleich: In den EU15 Ländern beläuft sich die Pkw-Dichte auf 551 Fahrzeuge pro 1.000 Einwohner. Pkw-Neuzulassungen in Europa Ausgewählte Länder | Veränderung 2020/2019 Belgien -22 % Deutschland -19 % Frankreich -25 % Großbritanien -29 % Italien -28 % Niederlande -20 % Österreich -24 % Polen -23 % Schweden -18 % Spanien -32 % -40 % -30 % -20 % -10 % 0% Quelle: ACEA
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 11 Türkei Der türkische Pkw-Markt ist 2020 kräftig gewachsen. Mit 610.000 Neufahrzeugen lag Als einer der wenigen Märkte konnte der türkische Pkw-Markt im Pandemiejahr 2020 der Absatz 58 Prozent höher als im Vorjahr. Der Ausbruch der Corona-Pandemie zulegen sorgte nur kurzzeitig für Schwierigkeiten. In neun von zwölf Monaten wurden zweistellige Wachstumsraten realisiert. Die hohe Dynamik fußte vor allem auf dem niedrigen Absatz im Jahr 2019, dem verkaufsschwächsten Jahr seit 2009. In den Jahren 2018 und 2019 hatte die Wirtschafts- und Währungskrise deutliche Bremsspuren hinterlassen. Im vergangenen Jahr entlud sich nun ein Teil der in diesem Zeitraum aufgestauten Nachfrage. Die wirtschaftliche Lage in der Türkei ist zwar weiterhin schwierig, der Kauf eines Neufahrzeugs ist für Verbraucher aber aufgrund von günstigen Finanzierungs- konditionen und dem pandemiebedingten Trend zu individueller Mobilität attraktiv. Merklichen Einfluss auf die Pkw-Verkäufe in der Türkei hatte im Sommer zudem die Reform einer Sondersteuer auf bestimmte Konsumgüter, die zu einer Preiserhöhung für viele Fahrzeuge führte. Daher kam es zu einem Vorzugseffekt und einer abgeschwächten Wachstumsdynamik im vierten Quartal. Pkw-Absatz in der Türkei Veränderung ggü. Vorjahr | Quartale 200 % 150 % 100 % 50 % 0% -50 % -100 % Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 2017 2018 2019 2020 Quelle: OSD
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 12 Russland In Russland ist der Light-Vehicle-Markt im vergangenen Jahr um 9 Prozent zurück- Der russische Light-Vehicle-Absatz konnte gegangen. Damit wurde ein Marktvolumen von 1,6 Mio. Neufahrzeugen erreicht. Infolge sich nach dem landesweiten Lockdown rasch des landesweiten Lockdowns, der vom 30. März bis zum 11. Mai andauerte, konnte sich erholen der Fahrzeugabsatz schnell wieder erholen. Lediglich in den Monaten April bis Juni ging der Absatz deutlich zurück. Anschließend bewegte sich das Absatzniveau meist auf oder leicht über Vorjahresniveau. In der zweiten Jahreshälfte wuchs das Volumen abschließend gar um 3 Prozent. Gestützt wurde der Markt durch zwei Förderprogramme, die im Zuge der Hilfsmaß- nahmen gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie beschlossen wurden. So wurden unter anderem Mittel in Höhe von 7 Mrd. Rubel für die Förder- programme „Erstes Auto“ und „Familienauto“ bereitgestellt. Das Premiumsegment entwickelte sich 2020 robuster als der Gesamtmarkt. Einkommens- verluste und gestiegene Preise auf Neufahrzeuge spielen in diesem Segment eine geringere Rolle. Deutsche Hersteller konnten ihre Marktposition daher leicht stärken. Zwar ging auch ihr Absatz um 6 Prozent zurück, ihr Marktanteil stieg jedoch von 19,4 auf 20,1 Prozent. Light-Vehicle-Absatz in Russland und Ölpreis (Brent) Light Vehicle (linke Achse) und Ölpreis (Brent, USD pro Barrel, rechte Achse) | Quartale Tausende US $ 1.000 140 750 105 500 70 250 35 0 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Light Vehicle (linke Achse) Ölpreis (rechte Achse) Quelle: AEB, HWWI
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 13 Asien China Der chinesische Pkw-Markt ist der weltweit größte Nach dem Corona-Einbruch im Frühjahr kurbelte die Automobilmarkt und macht knapp ein Drittel der globalen chinesische Regierung den Markt an. Anders als noch im Jahr Autoverkäufe aus. Von 2010 bis 2017 stieg der Pkw-Absatz um 2015, als die Regierung den schwächelnden Markt mit einer durchschnittlich 12 Prozent pro Jahr. Im Jahr 2018 setzte dann breit angelegten, landesweiten Senkung der Mehrwertsteuer die Trendwende ein – es kam zum ersten Rückgang seit mehr unterstützte, fanden die Fördermaßnahmen diesmal als zwei Jahrzehnten. In 2019 folgte ein weiteres Minus. Im Jahr hauptsächlich auf lokaler Ebene statt. So hatten mehr als 20 2020 schrumpfte der Markt dann bereits zum dritten Mal in Provinzen, darunter Peking, Shanghai und Guangdong, Folge. Vor allem im Frühjahr hatte der Ausbruch der Covid-19- verschiedene Richtlinien erlassen, die die Autoverkäufe anregen Pandemie und die damit verbundenen Eindämmungsmaß- sollten. Der Distrikt Hangzhou lockerte zum Beispiel seine stark nahmen das Wirtschaftsleben und somit die Autonachfrage im beschränkte Ausgabe von Nummernschildern für konven- Land nahezu lahmgelegt. So lagen im ersten Quartal die Neu- tionelle Autos kurzfristig um 20.000 Einheiten. Die Stadt Ningbo wagenverkäufe um 45 Prozent unter dem Vorjahresniveau. andererseits subventionierte den Kauf von vor Ort gefertigten Danach waren die Industrie und der Konsum im Land über die Fahrzeugen mit 5.000 RMB pro Fahrzeug. Viele Regionen haben Sommermonate zügig wieder auf die Beine gekommen. Das die ansonsten strengen Einfahrtsbeschränkungen für Pkw und starke Verkaufswachstum im zweiten Halbjahr (+9 Prozent) speziell Kleinlaster in die Städte komplett aufgehoben. Zudem konnte jedoch die Rückgänge nicht ausgleichen. Insgesamt fiel ist es aktuell möglich, seinen Gebrauchtwagen auch der Automobilabsatz im Jahr 2020 um 6 Prozent auf 19,8 Mio. überregional zu verkaufen, was sonst weitgehend untersagt ist. Neufahrzeuge. Pkw-Absatz in China Segmentstruktur Millionen 30 25 20 15 9,5 10 1,1 5 9,3 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Basic Cars MPVs SUVs Quelle: CAAM
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 14 Viele der Fördermaßnahmen spielten sich im Bereich der chinesischen Automobilmarkt. Mit einem Minus von 10 Prozent Elektromobilität ab. So gab es beispielsweise neben einfachen auf 9,3 Mio. Einheiten gingen die Verkäufe von Basic Cars Prämien beim Kauf eines elektrisch angetriebenen Pkws nahezu im Gleichschritt zum Gesamtmarkt zurück. Das vielerorts Zuschüsse zu den anfallenden Ladegebühren. Die Minivan-Segment musste einen deutlichen Rückgang um 24 Incentivierungen gaben der Elektromobilität im zweiten Halbjahr Prozent auf 1,1 Mio. Einheiten hinnehmen. Rückenwind: zwischen Anfang Juli und Ende Dezember stiegen die Verkäufe von Elektrofahrzeugen um satte 50 Prozent. Die deutschen Konzernmarken konnten von der Markterholung Insgesamt wurden 2020 in China 1,2 Mio. Elektrofahrzeuge im zweiten Halbjahr nicht vollumfänglich profitieren. Zwar verkauft, 15 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Damit waren im konnten sie über die Sommermonate Zuwächse verbuchen, im vergangenen Jahr bereits 6,3 Prozent des chinesischen Schlussquartal mussten sie jedoch einen Absatzrückgang um 5 Automobilmarktes elektrifiziert. Prozent hinnehmen, während der chinesische Gesamtmarkt in diesem Zeitraum um 9 Prozent zulegte. Insgesamt konnten die Bei der Segmentstruktur kam es im Jahr 2020 zu einem deutschen OEMs vor Ort 4,8 Mio. Neufahrzeuge ausliefern, ein Führungswechsel. Der Absatz von SUV, die in den letzten Rückgang um 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ihr Jahren deutlich in der Gunst der Kunden stiegen, wuchs um 1 Marktanteil sank damit minimal, von dem Rekordwert in Höhe Prozent auf 9,5 Mio. Einheiten. Mit einem Anteil von 48 Prozent von 24,6 Prozent im Jahr 2019, auf 24,4 Prozent im Jahr 2020. ist es nun das beliebteste Fahrzeugsegment auf dem Pkw-Absatz in China Veränderung ggü. Vorjahr 20 % 12 % 8% 8% 9% 7% 6% 6% 1% 0% -2 % -20 % -20 % -40 % -47 % -60 % -80 % -81 % -100 % Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Quelle: CAAM, Fourin
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 15 Japan Südkorea Japans Automobilmarkt hatte 2020 ebenfalls mit der Corona- Der koreanische Pkw-Markt stellt im Jahr 2020 eine inter- Pandemie zu kämpfen. Als die erste Infektionswelle ab April nationale Ausnahme dar, auf dem die Verkäufe entgegen dem über das Land rollte, traf die Regierung strikte Eindämmungs- allgemeinen Trend deutlich anzogen. Auf einen Einbruch zum maßnahmen. Folglich lag der japanische Pkw-Markt nach den Jahresstart -bedingt durch einen landesweiten Lockdown - ersten sechs Monaten mit 20 Prozent im Minus. In der zweiten folgten ab einschließlich März insgesamt acht Wachstums- Jahreshälfte konnte er dann etwas Boden gut machen und monate, sechs davon mit zweistelligen Zuwachsraten. In profitierte auch von einem günstigen Vorjahresvergleich im Summe wurden 2020 über 1,6 Mio. Neufahrzeuge angemeldet, Schlussquartal aufgrund der Verwerfungen durch die Erhöh- 8 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie nie zuvor. ung der Mehrwertsteuer im Herbst 2019. Insgesamt wurden in Japan im vergangenen Jahr 3,8 Mio. Neufahrzeuge ange- Möglich machte dieses Ergebnis sowohl eine effiziente meldet, 11 Prozent weniger als im Vorjahr. Pandemiebekämpfung als auch die Reduzierung der Ver- brauchsteuer beim Autokauf. Diese war von regulär 5 Prozent Die Verkäufe von sogenannten „Kei-Cars“, Kleinstwagen mit im ersten Halbjahr auf 1,5 Prozent und im zweiten Halbjahr auf weniger als 660 ccm Hubraum, maximal 3,4 Metern Länge und 3,5 Prozent herabgesetzt. Dies führte in einer Zeit, in der die 1,5 Metern Breite, entwickelten sich mit einem Minus von Menschen pandemiebedingt das eigene Auto den öffentlichen 10 Prozent nahezu im Gleichschritt zum Gesamtmarkt. Mit Verkehrsmitteln vorziehen, zu einem neuen Absatzrekord. 1,3 Mio. Kei-Cars entfiel gut ein Drittel des Gesamtmarktes auf diese Fahrzeugkategorie. Mit der Zulassung als Kei-Car gehen ein Steuerabschlag und die Befreiung vom Nachweis eines Parkplatzes einher.
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 16 Indien Der indische Pkw-Markt ist 2020 um 18 Prozent auf 2,4 Mio. Fahrzeuge geschrumpft. Bereits im Jahr 2019 sorgte eine Krise im Schattenbankensektor, der einen großen Teil Im April kam der Automobilhandel in Indien vollständig zum Erliegen der Automobilkredite in Indien bereitstellt, für eine negative Absatzdynamik. Diese wurde durch die Corona-Pandemie nochmals verstärkt. Der landesweite Lockdown, der in seiner sehr strikten Form vom 24. März bis zum 3. Mai galt und anschließend Stück für Stück zurückgefahren wurde, sorgte zwischendurch für einen nahezu vollständigen Stillstand des öffentlichen Lebens. Fabrikneue Autos wurden in Indien im April beispielsweise nicht verkauft. In der zweiten Jahreshälfte entspannte sich die Situation jedoch merklich. Während der Markt von Januar bis Juni noch 47 Prozent unter dem Vorjahresergebnis blieb, wurde in den sechs Folgemonaten ein Wachstum von 14 Prozent realisiert. Von zentraler Bedeutung war dabei das erfolgreiche Geschäft zum Diwali-Fest 2020. Im Zuge dieser Festlichkeiten führen Automobilhändler in Indien traditionell neue Modelle ein und kurbeln den Verkauf durch Angebote an. Auch weil die Festtagssaison 2019 eher schwach verlief konnten 2020 deutliche Zugewinne erzielt werden. Die Nachfrage, die sich im ersten Halbjahr aufgestaut hatte, entlud sich vor allem im Zeitraum von August bis Oktober. Aber auch zum Jahresende hin blieb die Dynamik positiv. Pkw-Dichte in ausgewählten Ländern / Regionen Anzahl Pkw pro 1.000 Einwohner USA 846 Deutschland 575 Europa 437 Russland 330 Brasilien 206 China 105 Indien 26 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 Quelle: VDA
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 17 Amerika USA Der Light Vehicle-Absatz in den USA ist im vergangenen Jahr Prozent aller verkauften Fahrzeuge zum Light Truck-Segment. um 15 Prozent auf 14,5 Mio. Einheiten gesunken – in absoluten Das größte Einzelsegment innerhalb der Light Trucks und der Zahlen ein Minus von knapp 2,5 Mio. Fahrzeugen gegenüber größte Gewinner der letzten Jahre waren die CUVs (Cross- 2019. Der Rückgang fiel somit weniger stark aus als etwa in Utility-Vehicles / Crossover), also jenes Segment, das wir in Europa. Dies lag zum einen daran, dass die gesundheitspoliti- Deutschland allgemein SUV nennen. schen Antworten auf die Pandemie in den USA regional stark ausdifferenziert waren – Lockdowns gab es beispielsweise nicht Die CUV-Verkäufe schrumpften 2020 um 10 Prozent auf rund in allen Bundesstaaten. Zudem wurde der Onlinehandel 6,3 Mio. Einheiten. Damit erreichten sie einen Marktanteil von merklich gestärkt und die Nachfrage über günstige Kredite und gut 43 Prozent und bildeten erneut das das größte Einzel- Rabattaktionen gestärkt. Daher entwickelte sich der Markt segment auf dem US-Markt. Die SUVs, im Vergleich zu den robuster als angesichts des Infektionsgeschehens zu befürchten CUVs mit größeren Außenmaßen und Offroad-Charakteristika war. ausgestattet, kamen auf einen Marktanteil von knapp 9 Prozent. Ihre Verkäufe sanken um 9 Prozent auf knapp 1,3 Mio. Ein- Auch im Corona-Jahr 2020 setzte sich auf dem US Light heiten. Der Absatz von Pickup-Trucks erreichte ein Volumen Vehicle Markt der in den letzten Jahren (weltweit) zu beobach- von 2,9 Mio. Fahrzeugen (-6 Prozent) und einen Marktanteil von tende Trend zu den Light Trucks fort. Die Light-Truck-Verkäufe 20 Prozent. Schließlich wurden in den USA 0,7 Mio. Vans als sanken um knapp 10 Prozent auf mehr als 11,1 Mio. Einheiten, letztes Teilsegment unter den Light Trucks verkauft (-24 Pro- während die Verkäufe von Basic Cars um 28 Prozent 3,4 Mio. zent; Marktanteil: 5 Prozent). Fahrzeuge nachgaben. Damit zählten im vergangenen Jahr 76,5 Langfristige Entwicklung der Light-Vehicle-Verkäufe in den USA Segmentstruktur Millionen 20 16 12 8 4 0 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Passenger Cars Light Trucks Light Vehicle Verkäufe insgesamt Quelle: WardsAuto
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 18 Die deutschen Hersteller konnten ihren Marktanteil in den USA im vergangenen Jahr Die deutschen Marken entwickelten sich in einem rückläufigen Marktumfeld leicht steigern. Sie verkauften knapp 1,2 Mio. 2020 besser als der US-Gesamtmarkt Light Vehicles (-12 Prozent). Im Light-Truck-Segment sanken ihre Verkäufe mit -5 Prozent auf 0,8 Mio. Fahrzeuge nicht so deutlich wie im Gesamtmarkt. Im drastisch schrumpfenden Basic-Car-Segment gingen die Verkäufe mit 22 Prozent auf 0,4 Mio. Einheiten ebenfalls nicht ganz so stark zurück wie im Branchenvergleich (-28 Pro- zent). Folglich stieg ihr Marktanteil 2020 auf 8,3 Prozent (2019: 8,1 Prozent). Im Jahr 2020 liefen in den Vereinigten Staaten 8,6 Mio. Light Vehicles von den Bändern – 19 Prozent weniger als 2019. Darunter waren gut 1,9 Mio. Basic Cars (-23 Prozent). Die Light-Truck-Produktion erreichte ein Volumen von 6,5 Mio. Ein- heiten (-17 Prozent). Damit wuchs der Light-Truck-Anteil an der gesamten US- Produktion 2020 auf 77,5 Prozent (2019: 76,1 Prozent). US-Marktanteile: Cars vs. Light Trucks Anteile in Prozent 100 % 76 % 75 % 51 % 50 % 43 % 49 % 22 % 24 % 25 % 0% 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Anteil Cars Anteil LTs dar. CUVs Quelle: WardsAuto
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 19 Mexiko Kanada Der mexikanische Light-Vehicle-Markt verbuchte im Jahr 2020 Der Light-Vehicle-Markt in Kanada ist 2020 das dritte Jahr in den stärksten Rückgang in Nordamerika. Die Fahrzeugver- Folge geschrumpft. Der Absatz sank um ein Fünftel (-20 käufe gingen im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent zurück Prozent) auf ein Niveau von 1,5 Mio. Einheiten. Dabei lagen die und verblieben damit erstmals seit 2012 unterhalb der Grenze Verkäufe von Basic Cars mit 318.000 Pkw mehr als ein Drittel einer Million Einheiten (947.700 Stück). Der Absatz im klassi- (-36 Prozent) unterhalb des Niveaus aus dem Jahr 2019. Der schen Basic-Car-Segment lag mit 527.600 Fahrzeugen 31 Pro- Light-Truck-Absatz sank gegenüber dem bisherigen Höchst- zent im Minus. Etwas besser entwickelten sich die Verkäufe im wert aus dem Vorjahr um 14 Prozent auf 1,2 Mio. Fahrzeuge. Light-Truck-Segment mit einer Verringerung um knapp ein Der Anteil von Light Trucks (CUVs, SUVs, Pickups und Vans) Viertel (-24 Prozent). Es wurden 420.100 Light Trucks verkauft. am Gesamtmarkt erreichte mit 79,3 Prozent einen höheren Damit entfielen im abgelaufenen Jahr 44 Prozent aller Ver- Wert als in den USA (76,5 Prozent) und Mexiko (44,3 Prozent). käufe auf das Light-Truck-Segment. Trotz des vierten Rück- gangs in Folge besitzt der Light-Vehicle-Markt der aufstreben- Darüber hinaus verzeichnete der Produktionsstandort Kanada den Wirtschaftsnation Mexiko in den kommenden Jahren einen erneuten Rückgang. Die Light-Vehicle-Fertigung ging Wachstumspotenzial. Ende 2019 entfielen auf 1.000 Einwohner um 28 Prozent auf knapp 1,4 Mio. Einheiten zurück. Nicht lediglich 262 Fahrzeuge im Bestand. In den USA liegt dieser zuletzt durch die kriselnde Nachfrage in Nordamerika musste Wert bei 846 Light Vehicles je 1.000 Einwohnern. die Produktion im Segment der Basic Cars einen weiteren erheblichen Dämpfer hinnehmen (-29 Prozent). Der Output Die Light-Vehicle-Produktion findet in Mexiko auf einem von Light Trucks sank mit 28 Prozent jedoch ebenfalls deutlich höheren Niveau statt – das Land ist mittlerweile eine deutlich. 2020 lag die Light-Vehicle-Produktion damit mehr als bedeutende Automobilnation. Im vergangenen Jahr liefen in 40 Prozent unterhalb des Niveaus aus dem letzten Mexiko trotz eines Rückgangs um 21 Prozent noch immer Wachstumsjahr 2016. mehr als 3,0 Mio. Light Vehicles von den Bändern.
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 20 Mercosur Der Light-Vehicle-Absatz im Mercosur ist 2020 um rund ein Viertel zurückgegangen. Wurden 2019 noch etwa 3,1 Mio. Light Vehicle verkauft, waren es im vergangenen Jahr nur noch 2,3 Mio. Neufahrzeuge. Die Corona-Pandemie schlug auf allen Märkten des Wirtschaftsraums mit großer Wucht ein, besonders stark war jedoch der brasilianische Light-Vehicle-Markt betroffen. Auf dem südamerikanischen Leitmarkt werden 85 Pro- zent des Light-Vehicle-Absatz im Mercosur realisiert. An zweiter Stelle folgt Argentinien, wo 14 Prozent des jährlichen Neufahrzeugvolumens im Mercosur verkauft werden. Das Marktvolumen auf dem brasilianischen Light-Vehicle-Markt sank auf knapp unter In Brasilien wurden 2020 knapp unter 2,0 Mio. Fahrzeuge und lag knapp unter dem Volumen des Krisenjahres 2016. Weniger 2,0 Mio. Light Vehicles verkauft. Im Light Vehicle wurden in Brasilien zuletzt 2006 verkauft, damals allerdings im Kontext Rekordjahr 2012 waren es 3,6 Mio. einer Wachstumsperiode. Brasilien wurde besonders stark von der Corona-Pandemie getroffen. Präsident Bolsonaros Regierung begegnete der Herausforderung mit, im internationalen Vergleich, sehr weichen Maßnahmen. Einen Lockdown oder Ausgangssperren, wie sie in vielen anderen Ländern als Maßnahme zur Senkung der Inzidenzen verabschiedet wurden, gab es in Brasilien nicht. Die Wirtschaft konnte von diesem pandemiepolitischen Ansatz nicht profitieren. Eine steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Einkommen und ein geringes Verbrauchervertrauen sorgten für ein schwieriges Marktumfeld. Die durch günstige Kredite angetriebenen, im Vergleich der Vorjahre, relativ hohen Verkaufszahlen des Jahres 2019 sorgten zudem für einen hohen Basiswert, der sich ebenfalls in den schwachen Wachstumsraten des Jahres 2020 widerspiegelt. So wurde in lediglich einem Monat ein positives Wachstum erzielt, von März bis Oktober waren gar durchgängig zweistellige Rückgänge zu verzeichnen. Absatz von Light Vehicles in Brasilien und Argentinien Index; 2014 = 100 200 150 100 50 0 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Brasilien Argentinien Quelle: ANFAVEA, ADEFA
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 21 Weniger stark ging der Absatz in Argentinien zurück, wo mit 312.800 Light Vehicle In Argentinien fielen die Light-Vehicle- Verkäufe 2020 weniger stark. Dafür ging es 16 Prozent weniger Neufahrzeuge abgesetzt wurden als im Vorjahr. Ein zentraler 2019 bereits steil nach unten Grund für den geringeren Rückgang war die Wirtschaftskrise, die in den Vorjahren bereits heftig in Argentinien gewütet hatte. Das Vergleichsniveau von 2019 war schlicht schon sehr schwach, sodass die Auswirkungen der Corona-Pandemie sich nicht mehr so stark in den Zahlen zeigen. Dennoch hatte die Pandemie deutlichen Einfluss auf das Automobilgeschäft. Einerseits war das öffentliche Leben durch einen Lockdown ab Ende März stark eingeschränkt. Dieser wurde ab Anfang Mai sukzessive aufgehoben. Gleichwohl wurde u.a. dadurch im April mit einem Rückgang von 74 Prozent der größte Verlust im vergangenen Jahr verzeichnet. Ab September wechselte dann die Dynamik auf dem Light-Vehicle-Markt. In diesem Zeitraum wurden monatliche Wachstumsraten von +22 bis +37 Prozent erreicht. Absatz von Light-Vehicles in Südamerika In Millionen Millionen 3,0 2,0 1,0 0,0 BRA ARG CHL COL PER ECU URY Quelle: ANFAVEA, ADEFA, ANAC, Fenalco, AAP, AEADE, Ascona
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 22 Elektromobilität 2020 hat die Elektromobilität in Europa (EU27, EFTA & UK) ihren Durchbruch erreicht. Die Neuzulassungen von Elektro-Pkw stiegen um 143 Prozent auf 1,4 Mio. Fahrzeuge. Das 2020 überholte Europa China als größten Markt für Elektromobilität waren mehr E-Pkw als bis einschließlich 2018 insgesamt zugelassen worden waren. Damit hat Europa letztes Jahr China als größten E-Markt abgelöst. Dieser Elektroboom hat vor allem zwei Ursachen. Zum einen gilt 2020 in Europa das Phasing-In der CO2- Grenzwertregulierung, das einen mittleren CO2-Ausstoß von 95g / km von 95 Prozent der Herstellerflotten vorschreibt. Dieser sehr anspruchsvolle Grenzwert hat dafür gesorgt, dass der Elektroanteil in Europa sich auf 12,4 Prozent mehr als verdreifacht hat. Zum anderen gibt es in einer Mehrzahl der Länder ausgiebige Förderungen beim Kauf und der Haltung von E-Fahrzeugen. In China stiegen die Neuzulassungen von E-Autos 2020 um 15 Prozent auf 1,2 Mio. Pkw, was einem Elektroanteil von 6,3 Prozent entsprach. Die hohen Incentives der vorherigen Jahre sind Mitte 2019 in Abhängigkeit von der Batteriereichweite halbiert worden, werden seitdem allerdings nur behutsam abgeschmolzen. In den USA hat das pro Hersteller kontingentierte Förderregime zu einem Rückgang der Verkäufe von elektrischen Light Vehicles um 6 Prozent auf 303.000 Stück geführt, der Anteil an E- Fahrzeugen am Gesamtmarkt dümpelte bei 2,1 Prozent. Damit lag der USA-Elektro- automarkt hinter Deutschland mit 395.000 Einheiten (+263 Prozent). Hier hatte der im Juni staatlicherseits verdoppelte Umweltbonus für einen Boom in der zweiten Jahres- hälfte gesorgt, der Elektroanteil erreichte im Gesamtjahr 13,5 Prozent. Elektromobilität international Absatz von Elektro-Pkw (BEV, PHEV, FC) in den bedeutendsten Märkten Tausende 3.000 30 2.000 1.224 1.000 1.246 0 163 2016 2017 2018 2019 2020 USA China EU Japan Quelle: WardsAuto, CAAM, Fourin, IHS Automotive
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 23 Auch in Frankreich konnten die Neuzulassungen auf 186.000 Deutschland und Frankreich war das PHEV-Wachstum mit Stück mehr als verdoppelt werden. Etwas schwächer war die jeweils einer guten Vervierfachung deutlich höher als die BEV- Dynamik in Großbritannien (+143 Prozent auf 177.000 Fahr- Zuwachsraten mit einem Plus von 207 Prozent in Deutschland zeuge). Auf dem Pioniermarkt Norwegen erreicht der Elektro- und einem Zuwachs um 159 Prozent in Frankreich. In Groß- anteil bereits 75 Prozent an den Neuzulassungen, daher ist die britannien war es umgekehrt, der Markt der reinen Elektroautos Dynamik mit einem Plus von einem Drittel bei 105.000 E-Pkw im konnte um 186 Prozent ansteigen, während die PHEV sich mit Vergleich eher verhalten. Andere europäische Märkte mit einer +96 Prozent nicht ganz so dynamisch entwickelten. Hintergrund hohen Elektro-Marktpenetration sind vor allem im nordeuro- für diese disparaten Wachstumsverläufe sind die verschiedenen päischen Raum zu finden: Island (45 Prozent), Schweden (32 nationalen Förderregimes in den einzelnen Ländern. Prozent), Niederlande (25 Prozent), Finnland (18 Prozent) und Dänemark (16 Prozent). Noch ausbaufähig ist die Elektro- Der einzige Markt, wo momentan die Brennstoffzelle eine mobilität in den meisten süd- und osteuropäischen Ländern, wo nennenswerte Rolle spielt, ist Südkorea mit rund 5.800 Neuzu- sie sich zwischen rund 5 Prozent (Spanien) und knapp 2 Pro- lassungen im Gesamtjahr (+38 Prozent). zent (Polen und Bulgarien) bewegt. Eine Ausnahme stellt Portugal mit 13,5 Prozent dar. Die Marktanteile der deutschen Konzernmarken bei Elektro- Pkw konnten 2020 vor allem in Europa ausgebaut werden. Im In den außereuropäischen Ländern dominieren meist die rein Heimatkontinent erreichte der Anteil 49 Prozent, vor einem Jahr batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) gegenüber den Plug-In waren es noch 36 Prozent. Neue Modelle, insbesondere auch Hybriden. In China und den USA sind rund vier von fünf E- im Bereich der Plug-In Hybride, sorgten hier für Schub. In den Autos BEV. In Kanada sind es drei Viertel, in Südkorea zwei USA trug jedes elfte Elektro-Light Vehicle das Kennzeichen Drittel, in Japan die Hälfte. In Europa sind 54 Prozent der E-Pkw einer deutschen Marke, das war ein Prozentpunkt weniger als BEV und 46 Prozent PHEV. Hier sticht vor allem das Flächenland vor Jahresfrist. In China und Japan ist der deutsche Marktanteil Schweden mit einem BEV- Anteil von nur 30 Prozent hervor, auf einem vergleichbaren Niveau, in Südkorea konnte er auf auch in Deutschland sind mit 49 Prozent weniger als die Hälfte 21 Prozent nahezu verdoppelt werden. der Elektro-Pkw reine Batterieautos. Das Modellangebot in vielen Märkten wird von deutschen Sowohl BEV- als auch PHEV-Neuzulassungen konnten sich Konzernmarken entscheidend mitbestimmt. In Japan, Schweden 2020 mehr als verdoppeln in Europa. Es gab jedoch zum Teil und Deutschland entfielen sogar mehr als die Hälfte der heterogene Entwicklungen in den einzelnen Ländern. In Modelle auf deutsche Konzerne.
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 24 Produktion Die Corona-Epidemie hat im Frühjahr 2020 gleichzeitig zu einem Nachfrage- und zu einem Angebotsschock geführt. Während die Kunden aufgrund von vorübergehenden Schließungen vom Kfz-Handel und von Zulassungsstellen nur sehr eingeschränkt Neuwagen erwerben konnten, kam die Fahrzeugproduktion im April nahezu weltweit zum Stillstand. Dies geschah zum einen aus Sicherheitsgründen – es gab noch keine Hygienekonzepte – zum anderen, weil es aufgrund temporärer Grenzschließungen zu Schwierigkeiten mit den Lieferketten gekommen ist. Der anschließende Wiederhochlauf zum normalen Produktionsniveau hat vor allem wegen der zunächst schwachen Nachfrage einige Zeit in Anspruch genommen. Im Ergebnis ist die Pkw-Weltproduktion 2020 um 16 Prozent auf 66,1 Mio. Pkw deutlich Die Corona-Pandemie legte im Frühjahr 2020 gesunken. Dies war der dritte Rückgang in Folge, 2018 war die Fertigung um 1 Prozent die weltweite Automobilproduktion lahm abgebröckelt, 2019 betrug das Minus 5 Prozent. Vom Finanzkrisenjahr 2009 bis 2017 war die Pkw-Produktion um 5 Prozent pro Jahr gewachsen. Nun jedoch ist die Auto- mobilindustrie mittendrin in der größten Transformation ihrer Geschichte, weg vom Verbrennungsmotor hin zum Elektroantrieb. Dies erfordert eine sukzessive, komplette Umstrukturierung der Produktionsabläufe. Der größte Produktionsstandort der Welt, China, hat sich 2020 mit einem Rückgang der Pkw-Fertigung um 7 Prozent auf 19,6 Mio. Einheiten noch am besten in der Pandemie behauptet. Ab September 2020 stieg die Produktion in China wieder, was einen größeren Rückgang im Jahresergebnis verhindert hat. Die drei anderen wichtigen asiatischen Automobilländer wurden stärker von der Krise getroffen. Am besten schlug sich Südkorea mit einem Rückgang von 11 Prozent auf 3,2 Mio. Stück, in Japan betrug das Minus 16 Prozent bei 7,0 Mio. Fahrzeugen, während Indiens Pkw-Produktion, die schon 2019 um 11 Prozent rückläufig war, mit einem Einbruch um 23 Prozent auf 2,8 Mio. den größten Rückschlag erlitt. In den drei USMCA-Staaten knickte die Produktion letztes Jahr um 20 Prozent ein und Nordamerika ist der SUV-Produktionshub blieb mit 12,9 Mio. Light Vehicles leicht unter dem Niveau von 2011. Differenziert man der Welt zwischen den Fahrzeugarten, so ist es erneut so, dass sich die Light Trucks (vor allem SUVs) mit einem Rückgang von 18 Prozent besser schlugen als die Pkw mit einem Einbruch von 26 Prozent. Inzwischen sind drei von vier hier gefertigte Light Vehicles Light Trucks. Die USMCA ist der SUV-Produktionshub der Welt. Mit 31 Prozent noch dramatischer war der Produktionseinbruch in den Mercosur- Staaten, die 2020 nur noch 2,2 Mio. Light Vehicles herstellten. Während Brasilien seine Fertigung sogar um 32 Prozent auf 1,9 Mio. drastisch zurückfuhr, war der Rückgang in Argentinien mit 18 Prozent bei einem jedoch relativ niedrigen Niveau von 0,3 Mio. Light Vehicles schwächer. Auch Europa litt sehr stark unter der Krise. Die Pkw-Produktion musste um 23 Prozent In Europa ging die Produktion 2020 um fast auf 14,2 Mio. Einheiten zurückgefahren werden und liegt damit eine Million Einheiten ein Viertel zurück unterhalb des Niveaus im Finanzkrisenjahr 2009. Hier deutet sich an, dass Europa gerade in dieser Transformationsphase vor großen Herausforderungen steht, um als Produktionsstandort erfolgreich zu bestehen. In allen europäischen Ländern wurden Fertigungsrückgänge verzeichnet. Relativ gut durch die Krise kamen Rumänien und Schweden (jeweils -11 Prozent) sowie die Slowakei (-12 Prozent). Am stärksten betroffen waren Frankreich (-44 Prozent), Polen (-36 Prozent) und Österreich (-32 Prozent).
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 25 Weltweite Pkw-Produktion nach Regionen Anzahl in Millionen 100 75 14,7 50 19,6 7,0 25 12,9 12,0 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 EU Nordamerika (Light Vehicle) Japan China Rest Quelle: VDA
Nfz International US-Truckmarkt: Besser als befürchtet – China wächst entgegen dem Trend auf ein neues Rekordniveau – Westeuropa: Corona-Krise verstärkt zyklischen Abschwung
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 28 Schwere Nutzfahrzeuge USA Auf dem US-Truckmarkt setzte die Corona-Krise – ebenso wie Gegliedert nach Segmenten entwickelten sich die Lkw- in Europa – auf einen breit angelegten zyklischen Abschwung Verkäufe in den USA im abgelaufenen Jahr mit unter- auf, der in den USA im vierten Quartal 2019 eingesetzt hat. Die schiedlichen Geschwindigkeiten. Das Medium-Duty-Segment Lkw-Verkäufe sanken um 22 Prozent auf 410.000 Einheiten – (Gewichtsklassen 4-7 / 6,3-15 Tonnen) schrumpfte mit 13 das geringste Niveau seit 2014. Dabei ist jedoch auch zu Prozent auf insgesamt 217.800 nicht so drastisch wie das beachten, dass der US-Markt für schwere Nutzfahrzeuge im Heavy-Duty-Segment (Klasse 8 / über 15 Tonnen). Der Jahr 2019 mit 527.100 Einheiten das höchste Niveau seit dem Medium-Duty-Anteil am lag damit bei 51 Prozent. Die Verkäufe Jahr 2006 erreicht hatte und die Vergleichsbasis damit enorm im Heavy-Duty Segment über 15 Tonnen verbuchten im abge- hoch war. Zudem entwickelten sich die Verkäufe im Gesamtjahr laufenen Jahr einen starken Rückgang um 31 Prozent und 2020 deutlich robuster als noch im zweiten Quartal befürchtet. erreichten ein Volumen von 191.900 Fahrzeugen. Das Level von Im Jahresverlauf 2020 sank der Lkw-Absatz im zweiten Quartal 200.000 Heavy-Duty-Trucks wurde zuletzt im Jahr 2013 unter- mit -41 Prozent am stärksten, nach einem Minus von 17 Prozent schritten. Damals wurden 184.800 Fahrzeuge über 15 Tonnen im ersten Quartal. Im dritten Quartal wurde ein Absatzrückgang abgesetzt. von einem Viertel (-25 Prozent) verzeichnet, bevor sich die Nachfrage im Schlussquartal wieder mehr oder weniger normalisierte (-4 Prozent). Schwere Nutzfahrzeuge in den USA Absatz von Medium und Heavy Trucks Tausende 600 500 400 300 200 100 0 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Medium Trucks Heavy Trucks Truck Verkäufe insgesamt Quelle: WardsAuto
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 29 China Indien Das Lastwagengeschäft in China verzeichnete 2020 gegen den Der Lkw-Markt in Indien hat im Jahr 2020 den stärksten Trend im Rest der Welt eine enorm dynamische Entwicklung. Rückgang unter den großen Nutzfahrzeugmärkten weltweit Der Markt für schwere Nutzfahrzeuge legte um 35 Prozent zu verbucht. Nachdem die Absatzzahlen bereits im Jahr 2019 um und erreichte mit 1,8 Mio. Fahrzeugen ein neues Rekord- 30 Prozent eingebrochen waren, schrumpften sie 2020 niveau. Damit wurde weltweit gut jedes zweite Fahrzeug in nochmals um mehr als die Hälfte (-51 Prozent) auf gerade China abgesetzt – der Weltmarktanteil Chinas lag bei 53 Pro- einmal 126.300 Fahrzeuge. Damit erreichte der indische zent. Der Treiber dieser Dynamik war ein staatliches Flotten- Lastwagenmarkt im vergangenen Jahr etwa ein Drittel (34 Pro- erneuerungsprogramm im Zusammenhang mit der Blue-Sky- zent) des Volumens aus dem bisherigen Rekordjahr 2018 – in Initiative, das bis zum Ende des Jahres 2020 lief. absoluten Zahlen ein Minus von mehr als 245.000 Fahrzeugen. Im Jahresverlauf sanken die Verkäufe im ersten Quartal bereits Gegliedert nach Segmenten legte das Heavy-Duty-Segment um 62 Prozent. Im zweiten Quartal, zu dessen Beginn die neue um 38 Prozent auf 1,6 Mio. Fahrzeuge zu, während die Abgasnorm Bharat VI verpflichtend wurde, kam der Markt mit Verkäufe von mittelschweren Lkw um 14 Prozent auf 159.100 einem Rückgang von 92 Prozent mehr oder weniger zum Einheiten stiegen. Der Heavy-Duty Anteil erreichte einen Wert Erliegen. Nach einem Minus von 36 Prozent im dritten Jahres- von 91 Prozent – zum Vergleich: In den USA und Deutschland viertel stiegen die Lkw-Verkäufe im Schlussquartal mit 19 Pro- lagen die entsprechenden Werte im vergangenen Jahr bei zent jedoch wieder zweistellig. 49 bzw. 74 Prozent.
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 30 Westeuropa Auf dem westeuropäischen Markt für schwere Nutzfahrzeuge über 6 Tonnen setzte Der westeuropäische Markt für schwere Nutzfahrzeuge fiel 2020 auf das niedrigste die Corona-Krise auf einen breit angelegten zyklischen Abschwung auf, der bereits Niveau seit dem Jahr 2014 im zweiten Halbjahr 2019 begann. Im Jahr 2020 sanken die Lkw-Neuzulassungen gegenüber 2019 um gut ein Viertel (-26 Prozent) auf 228.200 Einheiten. Damit erreichte der Markt das geringste Niveau seit dem Jahr 2014. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass der Markt im Jahr 2019 mit über 300.000 neu zugelassenen Fahrzeugen das höchste Niveau seit 2008 erreicht hatte. Der Rückgang im Gesamt- jahr 2020 war insgesamt geringer, als noch im zweiten Quartal befürchtet. Das zweite Quartal 2020 war auch das Quartal, in dem der Lastkraftwagenabsatz um mehr als die Hälfte (-55 Prozent) einbrach. Lock- und Shutdowns, Produktionsstillstände sowie damit verbundene, den Güterverkehr beeinträchtigende Grenzschließungen, taten ihr Übriges. In den kommenden Quartalen normalisierte sich die Nachfrage dann wieder (Q3 2020: -2 Prozent; Q4 2020: -5 Prozent). Alle großen westeuropäischen Märkte verbuchten 2020 zweistellige Absatzrück- gänge. Das Vereinigte Königreich musste den deutlichsten Rückgang mit ca. einem Drittel (-32 Prozent) auf 32.900 Neuzulassungen hinnehmen. Die Märkte in Deutsch- land (-25 Prozent auf 68.200 Lkw), Frankreich (-24 Prozent auf 41.000 Fahrzeuge) sowie Spanien (-23 Prozent auf 18.400 Einheiten) schrumpften jeweils um etwa ein Viertel. In Italien sank der Absatz mit 12 Prozent auf 18.800 Fahrzeuge am wenigsten stark. Italien löste damit im vergangenen Jahr Spanien als viertgrößten Markt Westeuropas ab. Lkw-Absatz über 6 t in Westeuropa Neuzulassungen in ausgewählten Ländern Tausende 100 75 50 25 0 DE FR UK IT ES 2018 2019 2020 Quelle: VDA
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 31 Leichte Nutzfahrzeuge Westeuropa Nach sechs Wachstumsjahren in Folge gingen die Neuzulassungen von Nutzfahr- Der Boom beim Online- und Versand- zeugen bis 6 Tonnen in Westeuropa im Jahr 2020 um 18 Prozent zurück. Nachdem im handel stützte im Pandemiejahr den Jahr 2019 mit mehr als 2 Mio. Einheiten das zweithöchste Volumen jemals erreicht Transportermarkt worden war, wurden 2020 noch 1,7 Mio. Transporter abgesetzt. Im Vergleich zum Pkw- (-24 Prozent) oder Lkw-Markt (-26 Prozent) entwickelte sich der Absatz im leichten Segment vergleichsweise robust. Die wesentliche Stütze war die weiterhin positive Entwicklung des Online- und Versandhandels. Während die Geschäfte vielerorts zeitweise geschlossen waren, konnten die Haushalte weiterhin den Onlineversand- handel nutzen und sich die Waren liefern lassen. Da die Belieferung in der Regel mit dem Transporter erfolgt, wirkte sich das auch positiv auf die Nachfrage nach dieser Fahrzeugkategorie aus. In Westeuropa verbuchten mit der Ausnahme Dänemarks (-6 Prozent) alle Einzel- märkte zweistellige Rückgänge. Unter den Volumenmärkten musste Spanien mit ca. einem Viertel (-26 Prozent) auf 159.000 Fahrzeuge die deutlichste Schrumpfung hinnehmen. Die Neuzulassungen im Vereinigten Königreich (-21 Prozent auf 299.000 Transporter), Frankreich (-16 Prozent auf 403.000 Einheiten) und Italien (-15 Prozent auf 161.000 Stück) sanken ebenfalls deutlich. Den mit 12 Prozent vergleichsweise geringsten Rückgang verzeichnete der deutsche Transportermarkt (274.000 Fahr- zeuge). Absatz von leichten Nfz (bis 6 t) in Westeuropa Neuzulassungen in ausgewählten Ländern Tausende 600 500 400 300 200 100 0 DE FR UK IT ES 2018 2019 2020 Quelle: VDA
Nationale Märkte Pandemie schickt Pkw-Markt auf Talfahrt – Schwere Nutzfahrzeuge mit Rückgang um ein Viertel – Transporter: Onlineboom verhindert Schlimmeres
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 34 Pkw-Markt in Deutschland 2020 war ein turbulentes Jahr auf dem deutschen Pkw-Markt. In der Jahresbilanz steht Der deutsche Pkw-Markt schließt 2020 mit ein Neuzulassungsniveau von 2,9 Mio. Neufahrzeugen zu Buche, 19 Prozent weniger als dem niedrigsten Zulassungsvolumen im Vorjahr. Dies war das niedrigste Neuzulassungsniveau im wiedervereinigten im wiedervereinigten Deutschland ab Deutschland. Das Jahr war geprägt durch den Einfluss der Corona-Pandemie. Während in der ersten Jahreshälfte ein Rückgang der Neuzulassungen von 35 Prozent hingenom- men werden musste, lag der Rückgang in der zweiten Jahreshälfte bei lediglich 3 Pro- zent. Prägend für die Entwicklung war das staatliche Eingreifen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Im Zuge des ersten Lockdowns, der am 22. März begann und ab dem 6. Mai gelockert wurde, brachen die Neuzulassungen massiv ein. Das Minus von 61 Pro- zent im April markiert den größten Rückgang auf dem deutschen Pkw-Markt jemals. Erst mit Einsetzen des Konjunkturpaketes (u.a. verminderte Mehrwertsteuer, erhöhter Umweltbonus) fasste der Markt wieder Fuß. Erst im vierten Quartal wurde jedoch ein positives Ergebnis erzielt. Dieses wiederum lag 1 Prozent über dem bereits guten Ergebnis des Vorjahresschlussquartals. Der Dezember war mit 311.000 neuzugelassenen Pkw gar der stärkste Dezember auf dem deutschen Pkw-Markt aller Zeiten. Haltergruppen Insbesondere die verminderte Mehrwertsteuer in der zweiten Jahreshälfte wirkte sich massiv auf die Anteile der Haltergruppen in den Neuzulassungen aus. In der ersten Jahreshälfte verlief die Entwicklung von privaten und gewerblichen Neuzulassungen mit einem Minus von 36 bzw. 34 Prozent nahezu im Gleichschritt. Pkw-Absatz in Deutschland Monatliche Neuzulassungen 2020 und Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019 2020 246 240 215 121 168 220 315 251 265 274 290 311 ø 2017 - 2019 259 258 351 305 321 331 311 295 244 270 291 258 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Tausende Quelle: KBA
ANALYSEN ZUR AUTOMOBILKONJUNKTUR 35 Ab Juli gingen die Dynamiken dann in unterschiedliche Richtungen. Während private Halter im dritten und vierten Quartal insgesamt 14 Prozent mehr Neufahrzeuge anmeldeten als im Vorjahr, ging das Volumen der gewerblichen Neuzulassungen um 11 Prozent zurück. Dies ist darauf zurückzuführen, dass private Halter stärker auf die Mehrwertsteuersenkung reagieren. Antriebsarten Einen besonderen Schub hat im vergangenen Jahr der Wandel unter den Antriebsarten im deutschen Pkw-Markt erfahren. Während die Zahl der abgesetzten Benziner und Diesel um eine Millionen Neufahrzeuge sank, stieg das Neuzulassungs- volumen von Pkw mit alternativen Antrieben um fast 420.000 Fahrzeuge. Besonders stark war die Wachstumsdynamik bei rein elektrisch angetriebenen Pkw Der Anteil der Fahrzeuge mit Elektroantrieb (BEV, PHEV und Fuel Cell) stieg 2020 auf (BEV, +207 Prozent) und Plug-In Hybriden (PHEV, +342 Prozent). Besonderen 13,5 Prozent Einfluss hatte der erhöhte Umweltbonus, der nach Verabschiedung des Konjunktur- pakets ab der zweiten Jahreshälfte wirksam wurde. Während das Neuzulassungs- volumen von Elektro-Pkw (BEV, PHEV und Fuel Cells) in der ersten Jahreshälfte um 97 Prozent stieg, beschleunigte sich die Dynamik in der zweiten Jahreshälfte auf 392 Prozent. 2020 wirkte sich auch die CO2-Regulierung stark aus, da die Hersteller in 95 Prozent ihrer zugelassenen Flotte einen durchschnittlichen CO2-Ausstoß von rund 95 Gramm pro gefahrenen Kilometer nicht überschreiten durften. Pkw-Neuzulassungen nach Antriebsarten Marktanteile in Prozent 75 % 50 % 25 % 0% 2016 2017 2018 2019 2020 Benziner Diesel Alternative Antriebe dar. Elektro Quelle: KBA
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