Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2020
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Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern Impressum Produktlinie/Reihe: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt Titel: Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2020 Veröffentlichung: Juli 2021 Herausgeberin: Bundesagentur für Arbeit Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung Rückfragen an: Kirsten Singer Nicole Fleischer Regensburger Straße 104 90478 Nürnberg E-Mail: arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de Telefon: 0911 179-1080 Fax: 0911 179-3532 Internet: https://statistik.arbeitsagentur.de Zitierhinweis: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt – Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Män- nern 2020, Nürnberg, Juli 2021 Nutzungsbedingungen: © Statistik der Bundesagentur für Arbeit Sie können Informationen speichern, (auch auszugsweise) mit Quellenangabe weiter- geben, vervielfältigen und verbreiten. Die Inhalte dürfen nicht verändert oder ver- fälscht werden. Eigene Berechnungen sind erlaubt, jedoch als solche kenntlich zu ma- chen. Im Falle einer Zugänglichmachung im Internet soll dies in Form einer Verlinkung auf die Homepage der Statistik der Bundesagentur für Arbeit erfolgen. Die Nutzung der Inhalte für gewerbliche Zwecke, ausgenommen Presse, Rundfunk und Fernsehen und wissenschaftliche Publikationen, bedarf der Genehmigung durch die Statistik der Bundesagentur für Arbeit. 2
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern Inhaltsverzeichnis Das Wichtigste in Kürze .................................................................................................................................................................. 4 1 Erwerbsneigung und Erwerbsbeteiligung ............................................................................................................................... 5 1.1 Erwerbsneigung und -beteiligung in Deutschland .............................................................................................................. 5 1.2 Erwerbstätigkeit in Europa ................................................................................................................................................. 7 2 Beschäftigung ........................................................................................................................................................................ 9 2.1 Beschäftigung im längerfristigen Zeitvergleich .................................................................................................................. 9 2.2 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung - Aktuelle Entwicklung ................................................................................. 9 2.3 Formen der Beschäftigung .............................................................................................................................................. 10 2.4 Minijobs - Aktuelle Entwicklung ....................................................................................................................................... 12 2.5 Beschäftigung nach Branchen ......................................................................................................................................... 13 2.6 Soziodemografie der Beschäftigten ................................................................................................................................. 14 2.7 Entlohnung und Führungsverantwortung ......................................................................................................................... 14 2.8 Beschäftigung nach Bundesländern ................................................................................................................................ 15 2.9 Kurzarbeit ........................................................................................................................................................................ 16 3 Arbeitslosigkeit ..................................................................................................................................................................... 19 3.1 Arbeitslosigkeit im längerfristigen Zeitvergleich ............................................................................................................... 19 3.2 Arbeitslosigkeit - Aktuelle Entwicklung............................................................................................................................. 19 3.3 Dynamik und Dauer der Arbeitslosigkeit .......................................................................................................................... 21 3.4 Soziodemografie der Arbeitslosen ................................................................................................................................... 22 3.5 Arbeitslosigkeit nach Bundesländern ............................................................................................................................... 25 3.6 Erwerbslosigkeit in Europa .............................................................................................................................................. 25 4 Förderung ............................................................................................................................................................................ 26 Glossar ......................................................................................................................................................................................... 28 3
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern Das Wichtigste in Kürze Die Erwerbsneigung und Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern sind in Deutschland in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Nur in wenigen Ländern Europas ist die Erwerbsbeteiligung insgesamt und insbesondere von Frauen so hoch wie in Deutschland. Frauen und Männer sind unterschiedlich in den verschiedenen Formen der Erwerbstätigkeit vertreten: Rund zwei Drittel der Selbständigen sind Männer. Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie die Beamten sind ebenfalls mehrheitlich männlich. Minijobs sind hingegen eine Frauendomäne. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen ist auf lange Sicht gewachsen. Infolge der Corona-Krise bzw. der Maßnahmen zu deren Eindämmung wurde das Wachstum jedoch bei Frauen wie bei Männern im Frühjahr 2020 vorübergehend gestoppt. Frauen sind überproportional im tertiären Sektor, Männer häufiger im Verarbeitenden Gewerbe, dem Be- reich Verkehr und Lagerei sowie im Baugewerbe beschäftigt. Da die Corona-Krise – anders als frühere Kri- sen – auch weite Teile des Dienstleistungssektors beeinträchtigt, sind Frauen von den Folgen wie Beschäf- tigungseinbußen und Kurzarbeit ebenfalls stark betroffen. Teilzeitbeschäftigung kommt bei Frauen weiterhin deutlich häufiger vor als bei Männern. Männer verdienen im Mittel deutlich mehr als Frauen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von der Berufswahl über die Familienpflichten bis hin zu den Rahmenbedingungen für eine Aufwärtsmobilität. Dabei wird der Unterschied in sehr kleinen Schritten geringer. In Führungspositionen sind Frauen auch bei gleicher Qualifikation unterrepräsentiert. Aufgrund der Corona-Krise stieg die Arbeitslosigkeit sowohl bei Frauen als auch bei Männern in erhebli- chem Maße. Die Arbeitslosenquote der Frauen ist aber nach wie vor geringer als die Quote der Männer. Männer haben ein höheres Risiko ihre Beschäftigung zu verlieren und arbeitslos zu werden, aber auch bes- sere Chancen Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung wieder zu überwinden. Das liegt auch daran, dass Männer öfter in konjunktur- bzw. saisonabhängigen Berufen arbeiten. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen unterscheidet sich zwischen Männern und Frauen nur noch leicht. Frauen stehen erheblich häufiger als Männer vor der Herausforderung, neben der Arbeitsuche allein für die Erziehung eines oder mehrerer Kinder verantwortlich zu sein. Frauen sind in etwa entsprechend ihrem Anteil an den Arbeitslosen und ihrer relativen Betroffenheit von Arbeitslosigkeit an der Förderung durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen beteiligt. 4
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 1 Erwerbsneigung und Erwerbsbeteiligung Sowohl die Erwerbsneigung als auch die Erwerbsbeteiligung die eine bezahlte Tätigkeit ausübten oder suchten, ist in den von Frauen und Männern sind bis 2019 deutlich gestiegen. zehn Jahren von 2009 bis 2019 um knapp eine Million auf Auch im internationalen Vergleich wird dies deutlich: Nur in 19,8 Millionen gestiegen. Dieses deutliche Plus bei den wenigen europäischen Volkswirtschaften ist die Beteiligung weiblichen Erwerbspersonen trug den überwiegenden Teil von Frauen und Männern am Erwerbsleben so hoch wie in zum Wachstum der Zahl der 15- bis 64-jährigen Erwerbsper- Deutschland. Trotzdem existieren auch am deutschen Ar- sonen insgesamt bei. beitsmarkt weiterhin erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Als Maß für die Erwerbsneigung kann die Erwerbsquote her- angezogen werden, welche die Zahl der Erwerbspersonen in Relation zur Bevölkerung setzt. Hier zeigt sich bei den 1.1 Erwerbsneigung und -beteili- Frauen innerhalb der letzten zehn Jahre ein stetiger Anstieg: gung in Deutschland Waren 2009 nur 70,3 Prozent der Frauen zwischen 15 und 65 Jahren erwerbstätig oder auf der Suche nach einer Er- 2019 gingen in Deutschland 42,4 Millionen Menschen einer werbstätigkeit, galt dies 2019 bereits für 74,9 Prozent Erwerbstätigkeit nach – 22,6 Millionen Männer und 19,8 Milli- (Abb. 1). Die Erwerbsquote der Männer erhöhte sich bis onen Frauen. Addiert man zu den Erwerbstätigen die Zahl 2011 leicht und war in den folgenden Jahren etwas rückläu- der Erwerbslosen, ergibt sich eine Zahl von insgesamt fig. Seit 2017 stieg sie wieder an bis auf 83,5 Prozent im 43,8 Millionen Erwerbspersonen, die dem deutschen Arbeits- Jahr 2019. markt 2019 zur Verfügung standen. Der Abstand zwischen den Geschlechtern hat damit in der langfristigen Betrachtung seit 2009 um mehr als drei Pro- ERWERBSPERSONEN zentpunkte abgenommen. Nach einem geringen Anstieg 2018 stagniert dieser allerdings 2019. Die Erwerbsquote der 2019 lebten in Deutschland 26,4 Millionen Frauen und Männer liegt somit weiterhin deutlich über derjenigen der 27,1 Millionen Männer im erwerbsfähigen Alter von 15 bis Frauen. unter 65 Jahren. Die Zahl der Frauen in dieser Altersgruppe, A bbildung 1 Erwerbsquoten und Erwerbstätigenquoten von Frauen und Männern Anteil der Erwerbspersonen bzw. Erwerbstätigen an der Bevölkerung (15 bis unter 65 Jahre) Deutschland Frauen Männer 82,1% Erwerbsquote 83,5% Erwerbsquote 74,9% 70,7% 80,5% 75,9% Erwerbstätigen- 72,8% quote 66,0% Erwerbstätigen- quote 2010 2013 2016 2019 2010 2013 2016 2019 Datenquelle: Statistisches B undesamt, M ikro zensus 5
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern A bbildung 2 Formen der Erwerbstätigkeit - Insgesamt und Frauenanteil Deutschland 2020: 33,3 Mio 2020: 4,3 Mio 2020: 2,8 Mio ausschließlich Im Nebenjob Sozialversiche- 46% geringfügig 61% geringfügig rungspflichtig 55% entlohnt entlohnt Beschäftigte* Beschäftigte* Beschäftigte* 2019: 4,1 Mio 2019: 2,1 Mio 2020: 59.000 Selbständige, Arbeits- Mithelfende Beamtinnen 34% 48% gelegen- 40% Famillienan- und Beamte** gehörige** heiten** Datenquelle: Statistisches B undesamt, M ikro zensus, Statistik der B undesagentur für A rbeit Juni*, Jahresdurchschnitt** ERWERBSTÄTIGKEIT unterschiedliche Beteiligung der Geschlechter am Erwerbsle- ben bei den 30- bis unter 35-Jährigen von mehr als zwölf Ausschlaggebend für den Anstieg der Erwerbspersonen ist Prozentpunkten. Bei diesen Altersgruppen spielt offenbar ein deutliches Wachstum bei den Erwerbstätigen. Deren eine Rolle, dass Frauen in der Zeit der Familiengründung Zahl ist in den zehn Jahren bis 2019 um 3,1 Millionen Er- und Kindererziehung noch öfter die Erwerbstätigkeit unter- werbstätige zwischen 15 und 65 Jahren auf 41,0 Millionen brechen. Die stetig steigende Erwerbstätigenquote der 35- gestiegen. Mit einem Plus von 1,8 Millionen trugen Frauen bis unter 40-jährigen Frauen – und damit einhergehend die deutlich stärker zu diesem Wachstum bei als Männer mit sinkende Differenz zur vergleichbaren Quote der Männer – +1,2 Millionen. Die Zahl der erwerbslosen Menschen in die- spricht dagegen dafür, dass im Anschluss daran schneller ser Altersgruppe hat sich im gleichen Zeitraum mehr als hal- ein (Wieder-) Einstieg ins Erwerbsleben gesucht wird. Seit biert. 2009 haben sich die Erwerbstätigenquoten der beiden Ge- schlechter am stärksten in der Altersgruppe der 60- bis unter Während das Wachstum der Erwerbstätigkeit bei den Frauen 65-Jährigen angenähert. Der Unterschied liegt 2019 mit fast in den letzten zehn Jahren ungebrochen ist, gab es bei der zehn Prozentpunkten jedoch weiterhin auf hohem Niveau. Zahl der erwerbstätigen Männer – jeweils im Zusammen- hang mit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und der Europäischen Staatschuldenkrise 2011/2012 – geringfü- FORMEN DER ERWERBSTÄTIGKEIT gige Rückgänge. Die Erwerbstätigenquote, also der Anteil der männlichen Erwerbstätigen an allen Männern zwischen Etwa 80 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland sind so- 15 und 65 Jahren, hat sich zuletzt spürbar erhöht. Dabei ver- zialversicherungspflichtig beschäftigt. Neben diesen zählen zeichnen gerade die jüngeren Altersgruppen bis unter 30 ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte, Beamtin- Jahren deutliche Anstiege bei den Erwerbstätigenquoten. nen und Beamte, Selbständige und mithelfende Familienan- Der Anstieg der Erwerbstätigenquote der Frauen verteilt sich gehörige sowie Menschen in Arbeitsgelegenheiten zu den auf alle Altersgruppen. Von 2009 bis 2019 hat sie sich um Erwerbstätigen. Die Beteiligung von Frauen und Männern an knapp acht, die der Männer um gut fünf Prozentpunkte er- diesen Formen der Erwerbstätigkeit fällt unterschiedlich aus höht. 2019 waren damit 72,8 Prozent der Frauen in Deutsch- (Abb. 2). Nur gut ein Drittel der Selbständigen und mithelfen- land zwischen 15 und 65 Jahren erwerbstätig; bei den Män- den Familienangehörigen ist weiblich. Blendet man die mit- nern waren es 80,5 Prozent. Am stärksten ausgeprägt ist die helfenden Familienangehörigen aus, fällt der Frauenanteil 6
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern bei den knapp 4,0 Millionen Selbständigen um einen Pro- Mangel an Fachkräften entwickelt. Eine steigende Erwerbs- zentpunkt geringer aus, denn gerade bei den 119.000 mithel- neigung der Frauen wird wahrscheinlich den Effekt des Be- fenden Familienangehörigen überwiegt der Frauenanteil mit völkerungsrückgangs nicht ausgleichen. Bei den Frauen zwei Dritteln deutlich. Da die Zahl der weiblichen Beamten könnte damit trotz steigender Erwerbsquote die Zahl der Er- seit 2009 nahezu kontinuierlich steigt, während die Zahl der werbspersonen sinken. männlichen Beamten stetig sinkt, ist im Zuge dessen der Frauenanteil bei den gut zwei Millionen Beamtinnen und Be- Ein wesentliches Potenzial besteht in einer Erhöhung des Ar- amten seither um mehr als acht Prozentpunkte auf über beitszeitvolumens von Frauen. Vor allem Mütter haben eine 48 Prozent gestiegen. Auch Personen in Arbeitsgelegenhei- geringere wöchentliche Arbeitszeit als Männer und Frauen ten nach dem SGB II sind mehrheitlich männlich. Dagegen ohne Kinder.2 Eine Möglichkeit, rückläufigen Zahlen bei den ist die geringfügige Beschäftigung eine Frauendomäne. Erwerbspersonen und einem drohenden Mangel an Arbeits- Deutlich mehr als die Hälfte der im Nebenjob geringfügig ent- kräften zu begegnen, kann in einer Umwandlung von Teil- lohnt Beschäftigten und mehr als sechs von zehn der aus- zeit- in Vollzeitstellen und einer Erhöhung der durchschnittli- schließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten sind Frauen. chen Arbeitszeit berufstätiger Mütter liegen. Dazu müssen die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden. ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG UND FACHKRÄF- TESICHERUNG 1.2 Erwerbstätigkeit in Europa Für internationale Vergleiche liegen von Eurostat, dem Sta- Aufgrund des demografischen Wandels wird die Zahl der Er- tistischen Amt der Europäischen Union, erste Angaben zur werbspersonen in Deutschland bis 2060 voraussichtlich – Erwerbstätigkeit in Europa bereits für 2020 vor3. unter anderem durch das Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1970 aus dem erwerbsfähigen Alter – Die Erwerbsbeteiligung der 15- bis unter 65-jährigen Frauen deutlich zurückgehen.1 Auch wenn die Zuwanderung dem und Männer in Deutschland zählt zu den höchsten in Europa. derzeit noch entgegenwirkt, besteht die Gefahr, dass sich ein A bbildung 3 Erwerbstätigenquoten von Frauen und Männern im europäischen Vergleich 15 bis unter 65 Jahre, Jahresdurchschnitt 2020 #03_Erwerbstätigenquote #03_Erwerbstätigenquote frauen männer unter 60% unter 60% 60% bis unter 65% 60% bis unter 65% 65% bis unter 70% 65% bis unter 70% 70% bis unter 75% 70% bis unter 75% 75% und höher 75% und höher Frauen Männer Datenquelle: Euro stat 1 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilun- 3 https://ec.europa.eu/eurostat/web/main/data/database gen/2020/11/PD20_436_12411.html 2 Vgl. dazu: WSI-Genderportal https://www.boeckler.de/51973.htm 7
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern Nach den vorliegenden Daten hatten aufgrund der Corona- Die Erwerbstätigenquote von Frauen im Alter von 15 bis un- Krise im Jahr 2020 fast alle europäischen Länder Rückgänge ter 65 Jahren liegt in allen europäischen Ländern gut zehn der Erwerbstätigenquoten zu verzeichnen. In Deutschland Prozentpunkte unter der von Männern. EU-weit betrug sie betrug dieser nach deutlichen Zuwächsen in den vorange- 2020 62,5 Prozent. Deutschland hat mit einer Quote von gangenen Jahren 0,5 Prozentpunkte, die Erwerbstätigen- 73,2 Prozent die dritthöchste in der EU und wird nur von den quote lag damit 2020 bei 76,2 Prozent. Niederlanden (73,9 Prozent) und Schweden (73,5 Prozent) übertroffen. Außerhalb der EU erreichen Island und die Schweiz ebenfalls höhere Erwerbstätigenquoten von Frauen ERWERBSBETEILIGUNG als Deutschland. Die Erwerbstätigenquote der Männer im Alter von 15 bis un- Die Unterschiede in den Erwerbstätigenquoten von Frauen ter 65 Jahren betrug 2020 im Durchschnitt der 27 EU-Staa- und Männern sind in Europa zum Teil beträchtlich, auch ten 72,8 Prozent. Deutschland liegt mit einer Quote von wenn sie überwiegend geringer geworden sind. Am gravie- 79,0 Prozent deutlich über dem EU-Wert. Übertroffen wird rendsten sind sie in Italien (18,2 Prozentpunkte) sowie Ru- Deutschland innerhalb der EU nur von Malta (81,8 Prozent), mänien (17,9 Prozentpunkte) und Griechenland (17,7 Pro- den Niederlanden (81,6 Prozent) sowie der Tschechischen zentpunkte) ausgeprägt. Demgegenüber sind die Unter- Republik (81,4 Prozent). Darüber hinaus ist die Erwerbstäti- schiede zum Teil im Baltikum sowie in den skandinavischen genquote der Männer auch in Island und der Schweiz höher Ländern gering. Und auch in Deutschland fällt der Ge- als in Deutschland (Abb. 3). schlechterunterschied (5,8 Prozentpunkte) geringer aus als im Durchschnitt der EU (10,3 Prozentpunkte). 8
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2 Beschäftigung Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bilden mit Ab- junkturabhängigen Verarbeitenden Gewerbe tätig sind, arbei- stand die größte Gruppe der Erwerbstätigen in Deutschland ten überdurchschnittlich viele Frauen in weniger konjunktur- und der Anteil wächst, zuletzt auf rund 80 Prozent. abhängigen Dienstleistungsbereichen wie dem Gesundheits- Nach der Wirtschaftskrise 2008/2009 war die Beschäftigung und Sozialwesen (s.a. Kapitel 2.5.). von Frauen über einige Jahre stärker gewachsen als die der Männer. Ab 2017 ist jedoch die Zahl der beschäftigten Män- Mit einem Hoch im Spätsommer und einem Tief zu Jahres- ner zunächst wieder deutlicher gestiegen. Eine Ursache beginn schwanken die Beschäftigtenzahlen bei Männern dürfte hier auch die Flüchtlingszuwanderung sein, da die Er- auch im Jahresverlauf stärker als bei Frauen. Diese Entwick- werbsbeteiligung unter den weiblichen Geflüchteten bislang lung ist ebenfalls in Zusammenhang mit geschlechtsspezifi- geringer ist4. schen Schwerpunkten bei der Berufswahl zu sehen. So ar- beiten nach wie vor z.B. sehr viel mehr Männer als Frauen in Im Jahr 2020 haben die Auswirkungen der Corona-Pande- Berufen, deren Beschäftigung ein klares Saisonmuster be- mie die Entwicklung am Arbeitsmarkt stark beeinträchtigt und sitzt, wie beispielsweise in Bau- und Außenberufen. den zehnjährigen Beschäftigungsaufbau gestoppt. Dass es bislang nicht zu erheblichen Rückgängen der sozialversiche- rungspflichtigen Beschäftigung gekommen ist, ist nicht zu- 2.2 Sozialversicherungspflichtige letzt dem massiven Einsatz von Kurzarbeit geschuldet. Beschäftigung - Aktuelle Ent- wicklung 2.1 Beschäftigung im längerfristi- gen Zeitvergleich Im Juni 2020 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 84.000 bzw. 0,3 Prozent unter der des Vorjahres. Einen Monat zuvor hatte die sozialversicherungs- Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung5 hat inner- pflichtige Beschäftigung insgesamt erstmals seit der Wirt- halb der letzten zehn Jahre ein deutliches Wachstum erlebt. schafts- und Finanzkrise das Vorjahresniveau unterschritten Von Juni 2010 auf Juni 2020 ist sie um 18 Prozent auf und damit das Ende eines zehnjährigen Beschäftigungsauf- 32,9 Millionen Beschäftigte angestiegen. Wie bei allen Er- baus markiert. Dabei hatte die Zahl der männlichen Beschäf- werbstätigen profitierten auch bei den sozialversicherungs- tigten infolge der Corona-Krise bzw. der Maßnahmen zu de- pflichtig Beschäftigten in der längerfristigen Betrachtung ren Eindämmung bereits im April 2020 den Vorjahreswert Frauen relativ gesehen etwas stärker vom Wachstum unterschritten; bei den Frauen gab es bis zum Juni 2020 (+20 Prozent, Männer: +17 Prozent). Absolut gesehen ver- noch minimale Anstiege. zeichnen die Männer mit einer Steigerung von fast 2,6 Millio- nen das größere Plus (Frauen +2,5 Millionen). Typischerweise sind in Krisen vorrangig Männer vom Ar- beitsplatzabbau betroffen (s.a. Kapitel 2.1), weil häufig in- dustrielle Arbeitsplätze leiden. Aufgrund der beinahe flächen- KONJUNKTUR- UND JAHRESVERLAUF deckenden Betroffenheit der Wirtschaft durch die Corona- Pandemie, sind im Jahr 2020 hingegen Männer und Frauen Die Beschäftigungsentwicklung der letzten fünfzehn Jahre gleichermaßen von der schlechteren Entwicklung der sozial- war bei den Frauen wesentlich konstanter und weniger kon- versicherungspflichtigen Beschäftigung betroffen. junkturreagibel als bei den Männern. So waren Männer in deutlich größerem Ausmaß von der Wirtschafts- und Finanz- Zur Abschätzung der coronabedingten Auswirkungen auf die krise 2008/2009 betroffen als Frauen. Das Gleiche gilt – Beschäftigung wird der sogenannte Corona-Effekt herange- wenn auch deutlich abgeschwächter – für die europäische zogen6. Er wird berechnet, indem die Beschäftigungsent- Staatsschuldenkrise 2011/2012. Ein zentraler Faktor, warum wicklung in den Monaten seit Beginn der Krise mit der in den die Beschäftigung von Männern stärker dem Auf und Ab der entsprechenden Vorjahresmonaten verglichen wird. Dabei Wirtschaft folgt, liegt in der unterschiedlichen Beschäftigung wird unterstellt, dass sich die Entwicklung, die sich bis vor nach Branchen. Während Männer überproportional im kon- Einsetzen der Corona-Krise in den Daten zeigte, fortsetzt, weil in den Veränderungen des Vorjahres auch der Trend 4 http://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-08.pdf 6 Ausführliche und monatsaktuelle Informationen zu den Auswirkungen der 5 Wenn nicht anders angegeben, werden hier die Beschäftigten im erwerbsfä- Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt auch im Arbeitsmarkt kompakt: Corona higen Alter (15 bis 65 Jahre) betrachtet. https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsu- che_Formular.html?nn=20726&topic_f=am-kompakt-corona 9
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern A bbildung 4 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung Januar 2019 bis März 2021* und Vorjahresveränderung in Prozent Deutschland 1. Lockdown im erneute 2. Lockdown im März 2020 Beschränkungen im Dezember 2020 November 2020 17,8 Mio Männer 18,1 Mio 18,0 Mio 15,4 Mio Frauen 15,6 Mio 15,6 Mio +2,2 +1,8 +0,0 -0,1 Jan 19 Jun 19 Nov 19 Apr 20 Sep 20 Feb Mrz 21 21 Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit * Dezember 2020 bis M ärz 2021ho chgerechnet und daher vo rläufig des Vorjahres enthalten ist. Der so berechnete Corona-Effekt Ausstellungsveranstalter (14 Prozent). Auf den Handel und bringt zum Ausdruck, um wie viel höher die Beschäftigung die Sonstigen Dienstleistungen, wie etwa Friseure oder Frei- bis März 2021 gewesen wäre, wenn es die Corona-Krise zeiteinrichtungen, kamen je 12 Prozent. nicht gegeben hätte und sich der Vor-Corona-Trend tenden- ziell steigender Beschäftigung fortgesetzt hätte. 2.3 Formen der Beschäftigung Von März 2020 bis März 2021 sind dieser Berechnung fol- Teilzeitarbeit und Minijobs sind Frauendomänen. Beinahe gend rund eine halbe Million sozialversicherungspflichtige viermal so viele Frauen wie Männer arbeiten in Teilzeit; Arbeitsplätze verloren gegangen oder nicht entstanden. Da- knapp zwei Drittel aller ausschließlich geringfügig entlohnt von gehen 47 Prozent auf Frauen zurück, was in etwa auch Beschäftigten im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65 ihrem Beschäftigungsanteil von rund 46 Prozent entspricht. Jahren sind weiblich. Die weitaus stärkere Nutzung dieser beiden Beschäftigungsformen durch Frauen stellt zwei der Zwar liegen keine hochgerechneten geschlechtsspezifischen markantesten Unterschiede zwischen den Geschlechtern am Daten zur Beschäftigung nach Branchen vor, der Blick auf Arbeitsmarkt dar. Darüber hinaus üben merklich mehr die Entwicklung der Gesamtbeschäftigung am aktuellen Frauen als Männer neben einer sozialversicherungspflichti- Rand (März 2021) zeigt jedoch eine breite Branchenbetrof- gen Hauptbeschäftigung einen Minijob als Nebenjob aus. fenheit: Neben dem in Krisen häufig gebeutelten Produzie- renden Bereich sind durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch Dienstleistungsbranchen betrof- TEILZEITBESCHÄFTIGUNG fen, in denen häufig Frauen einen großen Teil der Beschäf- tigten stellen. So dürfte sich die etwa gleiche Betroffenheit 49 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten von Männern und Frauen in dieser Krise erklären. Die höchs- Frauen arbeiteten im Juni 2020 in Teilzeit, d. h. weniger als ten Anteile am Corona-Effekt bis März 2021 haben das Gast- die tariflich oder vertraglich vereinbarte Arbeitszeit der Voll- gewerbe mit 36 Prozent, das Verarbeitende Gewerbe zeitbeschäftigten beim jeweiligen Arbeitgeber. Bei den Män- (23 Prozent) und die Sonstigen wirtschaftliche Dienstleistun- nern sind es nur elf Prozent. In Abhängigkeit vom Alter gibt gen (ohne Arbeitnehmerüberlassung) – hierzu gehören es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Bei bspw. Reisebüros und Reiseveranstalter sowie Messe- und weiblichen Beschäftigten steigt die Teilzeitquote bis auf ein 10
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern A bbildung 5 der zehnte Mann in Teilzeit angestellt. Im Finanz- und Versi- cherungssektor sind 46 Prozent der Frauen teilzeitbeschäf- Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte tigt, aber nur acht Prozent der Männer. nach Alter, Geschlecht und Arbeitszeit Juni 2020 Frauen Männer MINIJOBS Teilzeit Vollzeit Vollzeit Teilzeit Mitte 2020 waren insgesamt 7,1 Millionen Menschen gering- 65 fügig entlohnt Beschäftigte. Diese Beschäftigungsform wird umgangssprachlich oft als „Minijob“ bezeichnet. Minijobberin- 55 nen und -jobber können diese Tätigkeit neben einer weiteren Beschäftigung ausüben (geringfügig Beschäftigte im Neben- job) oder ausschließlich im Minijob beschäftigt sein (aus- 45 schließlich geringfügig Beschäftigte). Ausschließlich gering- fügig entlohnt beschäftigt waren insgesamt 4,3 Millionen Per- sonen, darunter 3,2 Millionen im Alter zwischen 15 und 65 35 Jahren. Die allein vom Arbeitgeber zu tragende Abgaben- pauschale und das deutsche Steuersystem („Ehegattensplit- ting“) machen Minijobs zumindest auf den ersten Blick zu ei- 25 ner attraktiven Erwerbsform für Paare, die nicht beide Voll- zeit arbeiten (wollen oder können). Unter diesen Rahmenbe- dingungen erscheint es bei einem häufig immer noch traditio- 15 nellen Rollenverständnis nicht verwunderlich, dass zwei Drit- 500.000 250.000 Alter 250.000 500.000 tel der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten im Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit erwerbsfähigen Alter Frauen sind. Die meisten ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftig- kurzes Plateau von Mitte bis Ende der 20er Jahre kontinuier- ten im erwerbsfähigen Alter sind im Handel (inkl. Instandhal- lich an und erreicht Mitte der 40er Jahre den Höchstwert von tung und Reparatur von Kfz 623.000) sowie im Gastgewerbe 59 Prozent. Danach nimmt die Teilzeitquote bis zu den ren- (431.000) beschäftigt. Ähnlich wie bei der sozialversiche- tennahen Altersgruppen nur geringfügig ab. Teilzeitquoten rungspflichtigen Teilzeitbeschäftigung ist auch bei den Mi- von nennenswert mehr als zehn Prozent haben männliche nijobs der Frauenanteil im Gesundheits- und Sozialwesen Beschäftigte in den 20er bis zu Beginn der 30er Jahre. besonders hoch (81 Prozent). Ebenfalls hoch fällt er im Be- Hierzu könnten die Regelungen zur Elternzeit plus beitragen. reich der Sonstigen Dienstleistungen und der Privaten Haus- Aber auch sich langsam wandelnde Rollenbilder der jünge- halte aus (73 bzw. 92 Prozent). ren Generation könnten sich hier bereits niederschlagen. Zum anderen sind es bei den Männern die Über-60-Jähri- gen, die vermehrt Teilzeitarbeit in Anspruch nehmen (vgl. MINIJOB ALS NEBENJOB Abb. 5). Mitte 2020 hatten 2,8 Millionen Beschäftigte im erwerbsfähi- In allen Wirtschaftszweigen ist der Teilzeitanteil bei den gen Alter zusätzlich zu ihrer sozialversicherungspflichtigen Frauen höher als bei den Männern. Besonders auffällig sind Hauptbeschäftigung einen Minijob als Nebenjob. Bei Mi- die Differenzen in den folgenden Gebieten: Im Bereich Erzie- nijobs als Nebenjob sind die pauschalen Abgaben – ebenso hung und Unterricht, im Gastgewerbe, im Gesundheits- und wie bei ausschließlich geringfügiger Beschäftigung – allein Sozialwesen sowie im Handel sind jeweils mehr als die vom Arbeitgeber zu tragen. Das kann dazu führen, dass bei Hälfte der beschäftigten Frauen in Teilzeit tätig, aber nur gleicher Zahl Arbeitsstunden eine Kombination aus Haupt- etwa jeder dritte (Erziehung und Unterricht, Gastgewerbe) und Nebenjob finanziell günstiger ist als eine sozialversiche- bzw. jeder vierte (Gesundheits- und Sozialwesen) beschäf- rungspflichtige Beschäftigung allein. Allerdings kann dieser tigte Mann. Im Handel liegt der Anteil der Teilzeitbeschäftig- aktuelle positive finanzielle Vorteil zu langfristigen finanziel- ten Männer mit elf Prozent auf dem Durchschnitt über alle len Nachteilen führen. Branchen. In einigen Branchen übertrifft die Teilzeitquote der Frauen die der Männer um ein Vielfaches: In der öffentlichen Auch sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit geringfü- Verwaltung ist fast die Hälfte der Frauen, aber nur knapp je- gig entlohntem Nebenjob sind mehrheitlich weiblich (1,5 Milli- onen; Männer: 1,3 Millionen). Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist jedoch wesentlich geringer als bei den 11
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten. In Relation Die Auswirkungen waren insbesondere während des ersten zur Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zeigt und zweiten Lockdowns sichtbar, da mehr als die Hälfte die- sich der Unterschied zwischen Frauen und Männern etwas ses Rückgangs auf das Gastgewerbe zurückzuführen ist. deutlicher: Bundesweit hat jede zehnte sozialversicherungs- Sowohl im Frühjahr 2020 als auch im Winter 2020/2021 wirk- pflichtig beschäftigte Frau einen Minijob als Nebenjob, aber ten sich die Schließungen spürbar und zeitnah auf die ge- nur jeder vierzehnte Mann. ringfügigen Beschäftigungsverhältnisse aus. Relativ stark betroffen von den Maßnahmen zur Eindäm- 2.4 Minijobs - Aktuelle Entwicklung mung der Corona-Pandemie waren bei den Mini-Jobs zudem die Sonstigen Dienstleistungen, zu denen u.a. Friseursalons Im Juni 2020 waren 4,3 Millionen Menschen in Deutschland gehören. Auch hier schlugen sich Betriebsschließungen zur ausschließlich geringfügig entlohnt beschäftigt, 1,7 Millionen Eindämmung der Pandemie nieder. Da dort gut drei Viertel Männer und 2.6 Millionen Frauen. Das waren acht Prozent der Beschäftigten weiblich sind, trug dies ebenfalls zu der weniger als ein Jahr zuvor, Frauen waren dabei mit einem stärkeren Betroffenheit von Frauen bei. Minus von neun Prozent etwas stärker betroffen als Männer (-7 Prozent). Mini-Jobs waren zwar schon länger rückläufig, Da die Daten zur geringfügigen Beschäftigung nicht ge- doch bei weitem nicht so stark. schlechtsspezifisch hochgerechnet werden, kann der Corona-Effekt für die ausschließlich geringfügig entlohnte Anders als bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäfti- Beschäftigung hier nur bis November 2020 ausgewiesen gung setzte der verstärkte Rückgang unmittelbar mit dem werden. Bis zum ersten Monat des zweiten Lockdowns be- ersten Lockdown im März 2020 ein. Geringfügig entlohnte trug der Corona-Effekt 264.000. Davon gehen 65 Prozent auf Beschäftigungsverhältnisse als flexiblere Beschäftigungs- Frauen zurück. Ihr Anteil an der ausschließlich geringfügig form haben in ihrer Entwicklung damit schneller und deutli- entlohnten Beschäftigung ist mit 61 Prozent etwas geringer. cher als sozialversicherungspflichtige auf Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie reagiert, zumal sie nicht durch Kurzarbeit stabilisiert werden können. Insgesamt wird der coronabedingte Rückgang bis zum März 2021 auf rund 344.000 beziffert. A bbildung 6 Ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte Januar 2019 bis November 2020 und Vorjahresveränderung in Prozent Deutschland 1. Lockdown im erneute März 2020 Beschränkungen im November 2020 2,8 Mio Frauen 2,8 Mio 2,6 Mio 2,5 Mio 1,8 Mio 1,8 Mio 1,7 Mio 1,6 Mio Männer -0,8 -2,5 -3,7 -5,7 -6,6 -9,0 Jan 19 Mrz 19 Mai 19 Jul 19 Sep 19 Nov 19 Jan 20 Mrz 20 Mai 20 Jul 20 Sep 20 Nov 20 Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit 12
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern Baugewerbe – fast neun von zehn Beschäftigten im erwerbs- 2.5 Beschäftigung nach Branchen fähigen Alter sind hier Männer (1,7 Millionen). Im Bereich Verkehr und Lagerei und im Verarbeitenden Gewerbe waren Frauen und Männer setzen nach wie vor in ihrer Berufswahl drei von vier Beschäftigten Männer (1,4 bzw. 5,1 Millionen). und bei den Branchen, in denen sie tätig sind, unterschiedli- che Schwerpunkte. So sind über einen langen Zeitraum vor Anzeichen für eine grundlegende Änderung dieser Schwer- allem das Gesundheits- und Sozialwesen sowie Erziehung punkte von Männern und Frauen gibt es zumindest auf und Unterricht die Wirtschaftszweige, in denen viel mehr Ebene der Fachkräfte kaum. In der Berufswahl und Tätigkeit Frauen als Männer tätig sind. Das Verarbeitende Gewerbe, der 1,6 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigten der Bereich Verkehr und Lagerei sowie das Baugewerbe Auszubildenden im September 2020 spiegeln sich weitge- sind dagegen Männerdomänen. hend die hergebrachten Muster. Die meisten männlichen Auszubildenden gab es unverändert in Maschinenbau- und Fahrzeugtechnikberufen sowie in Metall- und Elektroberufen, FRAUEN- UND MÄNNERDOMÄNEN ein Drittel der männlichen Auszubildenden sind hier beschäf- tigt. Die meisten weiblichen Auszubildenden gab es in medi- Allgemein sind Frauen eher im Dienstleistungssektor, Män- zinischen wie nicht medizinischen Gesundheitsberufen und ner hingegen vor allem in der Industrie sowie im Bauge- in Büroberufen, die Hälfte aller weiblichen Auszubildenden werbe beschäftigt (Abb. 7). Mit gut 3,8 Millionen sozialversi- war in diesen Bereichen beschäftigt. cherungspflichtig beschäftigten Frauen und einem Anteil weiblicher Beschäftigter im erwerbsfähigen Alter von 77 Pro- Die unterschiedliche Verteilung der Geschlechter auf die zent im Juni 2020 war das Gesundheits- und Sozialwesen Branchen hat vielfältige Folgen: Unterschiedliche saisonale unverändert der Wirtschaftszweig mit absolut den meisten und konjunkturelle Muster der Beschäftigung werden Frauen. Einen hohen Frauenanteil verzeichnet auch der Be- dadurch ebenso beeinflusst wie geschlechtsspezifische Ver- reich Erziehung und Unterricht (72 Prozent; 0,9 Millionen änderungen der Arbeitslosenzahlen im Konjunktur- und Jah- Frauen). In Privathaushalten und sonstigen Dienstleistungen, resverlauf oder die erzielten Entgelte. zu denen u. a. Friseur- und Kosmetiksalons zählen, und in der öffentlichen Verwaltung waren etwa zwei Drittel der Be- schäftigten Frauen. Von Männern dominiert ist vor allem das A bbildung 7 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Branchen, Geschlecht und Arbeitszeit Juni 2020, 15 bis unter 65 Jahre, Anteile in Prozent Deutschland Männer Beschäftigte Frauen Vollzeit Teilzeit Teilzeit Vollzeit Insg. in Mio Insgesamt 24 23 6 48 32,93 Gesundheits- und Sozialwesen 35 42 6 17 4,96 Erziehung und Unterricht 30 42 10 18 1,31 Öff. Verwaltung, Verteidigung; Sozialvers. 33 31 4 32 1,87 Sonst. Dienstleistungen, Priv. Haushalte 29 35 9 26 1,16 Finanz- und Versicherungsdienstl. 30 25 3 41 0,96 Gastgewerbe 25 29 17 30 1,01 Handel, Instandhalt. u. Reparatur v. KfZ 23 28 6 43 4,45 Wirtschaftliche Dienstleistungen 26 21 8 45 4,72 Information und Kommunikation 22 11 7 60 1,16 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 20 13 8 59 0,25 Verarbeitendes Gewerbe 18 8 2 72 6,80 Verkehr und Lagerei 14 10 10 66 1,80 Bergbau, Energie, Wasser/ Entsorgung 14 7 3 75 0,58 Baugewerbe 7 6 6 81 1,90 Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit 13
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern STAATSANGEHÖRIGKEIT 2.6 Soziodemografie der Beschäf- tigten Zehn Prozent der Frauen und 15 Prozent der sozialversiche- rungspflichtig beschäftigten Männer besitzen keinen deut- In der Altersstruktur der sozialversicherungspflichtig beschäf- schen Pass. Mit Abstand die größte Gruppe, sowohl bei den tigten Frauen machen sich vor allem ihr Ausbildungsverhal- Frauen als auch bei den Männern, stellen Beschäftigte türki- ten sowie die Jahre der Familiengründung bemerkbar. Die scher Staatsangehörigkeit. Auf Platz zwei folgen polnische, Beschäftigung von Menschen ohne deutschen Pass hat sich danach rumänische und italienische Beschäftigte. Der Zu- bei beiden Geschlechtern in den vergangenen zehn Jahren wachs der Beschäftigung wird sowohl bei Frauen als auch etwa verdoppelt. bei Männern stark von der Zuwanderung geprägt. So geht der Beschäftigungszuwachs der vergangenen zehn Jahre bei den Männern zu beinahe drei Fünfteln auf ausländische ALTERSSTRUKTUR Beschäftigte zurück und bei den Frauen zu einem Drittel. Die Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Die Auswirkungen der Corona-Krise haben jedoch im letzten auf die Altersgruppen folgt bei Männern ebenso wie bei Jahr erstmals seit zehn Jahren das Wachstum der Beschäf- Frauen weitgehend der Bevölkerungsstruktur. Über alle Al- tigten mit ausländischem Pass gebremst: Insgesamt ist ihre tersgruppen hinweg beträgt der Frauenanteil 46 Prozent. Un- Zahl um 79.000 bzw. 1,9 Prozent gewachsen, ein Jahr zuvor mittelbar zum (möglichen) Beginn des Erwerbslebens liegt waren es noch +7,9 Prozent. Bis 2019 hatten ausländische der Frauenanteil an den Beschäftigten jedoch unter 40 Pro- Männer die größeren Beschäftigungsanstiege, im Krisenjahr zent. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass junge 2020 entwickelte sich jedoch die Beschäftigung der Frauen Frauen eher zu schulischen Berufsausbildungen sowie zu sowohl absolut als auch prozentual etwas besser (+44.000 höheren Schulabschlüssen neigen und damit länger im bzw. +2,9 Prozent). Bei den deutschen Beschäftigten hinge- Schulbildungssystem verbleiben als gleichaltrige Männer. Bis gen war bei beiden Geschlechtern ein Rückgang zu ver- in die Mitte der Zwanziger steigt der Frauenanteil auf 46 Pro- zeichnen. zent. Die anschließende Delle des Frauenanteils auf bis zu 44 Prozent, die bis Ende der 30er Jahre sichtbar ist, dürfte 2.7 Entlohnung und Führungsver- die Zeit der Familienphase markieren. In den folgenden Wie- dereinstiegsjahren steigt der Anteil der teilzeitarbeitenden antwortung Frauen an allen Frauen auf bis zu 59 Prozent. Gleichzeitig nimmt der Anteil weiblicher Beschäftigter zu Beginn 40er Das monatliche Bruttoarbeitsentgelt von sozialversiche- Jahre wieder zu und liegt über dem Durchschnitt. Gleichzei- rungspflichtig Vollzeitbeschäftigten der Kerngruppe insge- tig bleibt der Teilzeitanteil der Frauen im weiteren Erwerbs- samt lag 2019 (neuere Daten liegen nicht vor) im Mittel bei verlauf bei über 50 Prozent und damit über dem Durchschnitt 3.401 €. Dabei bezogen Männer mit 3.560 € ein deutlich hö- von 49 Prozent. heres mittleres monatliches Bruttoarbeitsentgelt als Frauen mit 3.117 €. Sie verdienten damit im Durchschnitt zwölf Pro- Die Altersstruktur sozialversicherungspflichtiger beschäftigter zent weniger als Männer. Fünf Jahre zuvor hatte der Unter- Männer ist homogener, als die der Frauen (Abb. 5). Im schied noch 16 Prozent betragen. Besonders deutlich fällt Durchschnitt über alle Altersgruppen sind rund 54 Prozent der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen in der Beschäftigten männlich. Im Alter zwischen 15 und 20 Aufsichts- bzw. Führungspositionen aus: Männer verdienen Jahren, zu Beginn des Erwerbslebens, ist ihr Anteil an den hier im Durchschnitt mindestens 21 Prozent mehr als Beschäftigten mit teilweise über 60 Prozent deutlich überpro- Frauen. portional. Junge Männer wählen tendenziell häufiger eine du- ale Berufsausbildung oder steigen häufiger direkt nach der Dieser sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap hat ver- schulischen Ausbildung in das Berufsleben ein. Ein weiterer schiedene Ursachen. Eine entscheidende Rolle spielen da- Grund für den hohen Männeranteil in dieser Altersgruppe bei die unterschiedlichen Berufsfelder bzw. Branchenschwer- dürfte die Zuwanderung von Geflüchteten in den letzten Jah- punkte von Frauen und Männern. Zudem verfügt ein höherer ren sein. Diese Personengruppe zeichnet sich durch einen Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer hohen Anteil junger Männer aus. Bei den jüngeren Männern über ein abgeschlossenes (Fach-)Hochschulstudium. Mit ei- im Alter zwischen 20 und 30 Jahren fällt darüber hinaus ein nem akademischen Abschluss geht bei entsprechender Be- erhöhter Teilzeitanteil auf: knapp jeder Fünfte in dieser Al- rufserfahrung in der Regel eine höhere Entlohnung einher. tersgruppe arbeitet in Teilzeit. Danach fällt der Anteil wieder Neben den beschriebenen Unterschieden weisen Frauen auf die durchschnittlichen 12 Prozent (vgl. Kapitel 2.3). 14
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern A bbildung 8 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Leitungsfunktion nach dem Berufsabschluss Juni 2020, Anteile in Prozent Deutschland 46 815.000 2 SvB Insgesamt Frauen- anteil 562.000 49 Ohne Berufsabschluss 4 307.000 27 Anerkannter Berufsabschluss 72 3 SvB 210.000 Aufsicht/ 49 4 53 Führung 62 Frauen- anteil Akademischer Berufsabschluss 24 44 34 Aufsicht Führung Aufsicht Führung Männer Frauen Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit A nteile o hne nicht zuo rdenbare A ngaben. häufiger familienbedingte Erwerbsunterbrechungen oder fa- doch nur 34 bzw. 25 Prozent. Insbesondere bei Führungspo- milienbedingte Teilzeitarbeit auf. Damit werden möglicher- sitionen fällt auf, dass der Anteil von Frauen mit höherem weise Aufstiegschancen und in diesem Zuge höhere Er- Abschluss kleiner ist. werbseinkommen verzögert oder verhindert. Aber auch unter Berücksichtigung verschiedener Merkmale, wie z.B. Alter, Beruf und Qualifikation bei der Berechnung des bereinigten 2.8 Beschäftigung nach Bundeslän- Gender Pay Gap, lag 2018 der Gehaltsunterschied zwischen dern Männern und Frauen laut Statistischem Bundesamt noch bei immerhin sechs Prozent. Basis ist die Verdienststrukturerhe- Die Beschäftigungsquote setzt die quantitativ bedeutendste bung, die alle vier Jahre durchgeführt wird und aktuell für Erwerbstätigengruppe, die sozialversicherungspflichtig Be- 2018 vorliegt7. schäftigten, ins Verhältnis zur Bevölkerung. Wie die Erwerbs- tätigenquote liegt auch die Beschäftigungsquote, bezogen auf die 15- bis unter 65-Jährigen, für Frauen mit 57,6 Pro- FRAUEN IN FÜHRUNGSPOSITIONEN zent unter dem Wert für Männer (64,2 Prozent). Die regiona- len Unterschiede sind allerdings beachtlich: fast zwei Drittel Obwohl knapp die Hälfte der Beschäftigten weiblich ist, sind der Sächsinnen im erwerbsfähigen Alter sind sozialversiche- Frauen in Aufsichts- und Führungspositionen nach wie vor rungspflichtig beschäftigt (65,4 Prozent), aber nur gut jede unterrepräsentiert (vgl. Abb. 8). Lediglich 517.000 bzw. zweite Frau in Bremen (51,6 Prozent). 27 Prozent der Beschäftigten mit Aufsichts- und Führungs- funktionen sind weiblich. Auch bei gleicher Qualifikation (glei- In den Bundesländern fallen die Abweichungen zwischen der cher Berufsabschluss) sind Frauen in Aufsichts- und Füh- Beschäftigungsquote für Frauen und der für Männern sehr rungspositionen unterrepräsentiert: Knapp die Hälfte der Be- unterschiedlich aus: Während in Nordrhein-Westfalen die schäftigten mit akademischem Abschluss sind weiblich. Ihr Beschäftigungsquote von Frauen um gut neun Prozent- Anteil unter den Aufsichts- bzw. Führungskräften beträgt je- 7 Verdienststrukturerhebung 2018: https://www.destatis.de/DE/Themen/Ar- beit/Verdienste/Verdienste-Verdienstunterschiede/Tabellen/bgbp-stunden-la- ender-2018.html 15
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern A bbildung 9 Beschäftigungsquoten von Frauen in Prozent Juni 2020, 15 bis unter 65 Jahre, Vergleich zu Männern Deutschland Beschäftigungsquote der Frauen liegt um ... Prozent- punkte über/ unter der der Männer Schleswig- Holstein 57,0 Mecklenburg- Mecklenburg-Vorpommern +1,5 Vorpommern Beschäftigungsquote 61,9 Brandenburg +0,3 Deutschland Hamburg Sachsen Bremen 58,5 Berlin -0,3 Frauen: 57,6 51,6 55,1 Männer: 64,2 Niedersachsen Berlin -1,4 56,6 Brandenburg Sachsen-Anhalt -1,6 63,4 Sachsen- Thüringen -1,8 Nordrhein- Anhalt Westfalen 62,8 Schleswig-Holstein -4,1 53,6 Sachsen Thüringen 65,4 Hamburg -4,8 63,4 Saarland -6,4 Hessen 56,0 Rheinland- Deutschland -6,6 Pfalz Bayern -7,3 54,9 Saarland Bremen -7,4 53,9 Rheinland-Pfalz -7,5 frauen_akt_rund Bayern unter 55% Baden- 60,3 Hessen -7,9 Württemberg 55% bis unter 60% 58,4 Baden-Württemberg -8,1 60% bis unter 65% Niedersachsen -8,2 65% und höher Nordrhein-Westfalen -9,2 Datenquelle: Statistisches B undesamt, M ikro zensus, Statistik der B undesagentur für A rbeit punkte geringer ist als jene für Männer, übertraf in Mecklen- burg-Vorpommern und Brandenburg die Beschäftigungs- 2.9 Kurzarbeit quote von Frauen sogar die der Männer. Die Maßnahmen zu Eindämmung der Corona-Pandemie hat- ten enorme Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Dem massi- Generell liegt die Beschäftigungsquote der Frauen in Ost- ven Einsatz von Kurzarbeit, die die Beschäftigungsverhält- deutschland mit 61,6 Prozent unverändert über der in West- nisse in erheblichem Umfang stabilisiert hat, ist es zu ver- deutschland (56,6 Prozent). Zudem haben Männer und danken, dass das Beschäftigungswachstum nur vergleichs- Frauen in den ostdeutschen Bundesländern annähernd weise moderat gedämpft wurde. Im April 2020 – dem am gleich hohe Beschäftigungsquoten. Allerdings war seit 2016 stärksten betroffenen Monat – bezogen knapp sechs Millio- sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland eine Zunahme nen Beschäftigte Kurzarbeitergeld aus konjunkturellen Grün- der Differenz zwischen den Geschlechtern zu beobachten, den. Der Einsatz von Kurzarbeit hat damit in der Spitze rech- welche jedoch 2020 – vermutlich im Zuge der Corona-Krise nerisch Arbeitsplätze rund 3 Millionen Beschäftigte gesichert – gebremst wurde. und deren vorübergehende Arbeitslosigkeit verhindert. In längerfristiger Beobachtung nähern sich die Beschäfti- Im Laufe des Sommers 2020 sanken die Kurzarbeiterzahlen gungsquoten der Männer in Ost und West immer mehr an. bis Oktober 2020. Die erneuten Eindämmungsmaßnahmen 2020 lag diese für die westdeutschen Männer 2,3 Prozent- ab November führten bis zum Februar 2021 wieder zu stei- punkte über derjenigen ostdeutscher Männer. Bei den weibli- genden Kurzarbeiterzahlen. Im März 2021 ließen u.a. die an- chen Beschäftigten liegt die Quote in Ostdeutschland deut- ziehende Industriekonjunktur und die Aussicht auf eine brei- lich über der westdeutschen. Dabei war die Differenz im tere Verfügbarkeit von Impfstoffen die Geschäftserwartungen langfristigen Vergleich weitgehend stabil, verringerte sich und die Hoffnung auf (Teil-)Öffnungen der geschlossenen aber in den letzten beiden Jahren nennenswert auf nunmehr Bereiche steigen und die Zahl der Kurzarbeiterinnen und 5,0 Prozentpunkte. Kurzarbeiter ist erstmals seit Oktober 2020 wieder gesunken. Aufgrund der Branchenstruktur – die Maßnahmen zur Ein- dämmung der Corona-Pandemie haben insbesondere Teile des Dienstleistungssektors beeinträchtigt – sind in der 16
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern A bbildung 10 Realisierte konjunkturelle Kurzarbeit Zahl der Kurzarbeitenden* und Frauenanteil Deutschland 6,0 Mio 44% 41% Kurzarbeitende 2,6 Mio 39% 1,4 Mio Frauenanteil 46% 38% 38% 37% 37% 42% 22% 19% 19% Sep Mai 19 09 Dez 19 Jan 20 Mrz 20 Jun 20 Sep 20 Dez 20 Mrz 21 Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit * Werte vo n Dezember 2020 bis M ärz 2021werden ho chgerechnet und sind daher no ch vo rläufig Corona-Krise deutlich mehr Frauen von Kurzarbeit betroffen Im Laufe des Sommers 2020 sank der Frauenanteil wieder als in vorangegangenen Krisen. Während der Anteil der deutlich unter 40 Prozent. Aufgrund der erneut starken Be- Kurzarbeiterinnen üblicherweise bei 20 bis 25 Prozent aller troffenheit von Handel und Gastgewerbe stieg er im Novem- kurzarbeitenden Beschäftigten liegt, lag er im Jahr 2020 teils ber 2020 allerdings wieder auf 42 Prozent (vgl. Abb. 10). Ak- über 40 Prozent. In der Spitze waren zu Beginn der Pande- tuellere Werte liegen nicht vor, da keine Hochrechnung der mie im März 2020 gut 46 Prozent der Beziehenden von realisierten Kurzarbeit nach Geschlecht möglich ist. Kurzarbeitergeld weiblich. Damit war der Frauenanteil dop- pelt so hoch wie während der Großen Rezession, als Insgesamt waren im November 2020 7,0 Prozent der sozial- schwerpunktmäßig das Verarbeitende Gewerbe – und damit versicherungspflichtig Beschäftigten in Kurzarbeit (Kurzarbei- mehrheitlich Männer (78 Prozent) – betroffen war. terquote). Bei den männlichen Beschäftigten lag die Kurzar- A bbildung 11 Konjunkturelle Kurzarbeit - Kurzarbeiterquote* nach Geschlecht und Branchen Mai 2020 und November 2020, in Prozent Deutschland Männer November 2020 Frauen November 2020 64,1 61,1 Männer Mai 2020 Frauen Mai 2020 51,8 47,7 29,7 29,1 25,9 20,1 19,6 21,9 18,7 18,3 17,3 17,5 15,3 16,1 11,1 7,6 10,6 9,5 6,4 6,7 6,4 5,8 Gesamt Verarbeitendes Handel Gastgewerbe Sonstige wirt- Sonst. Dienst- Gewerbe schaftliche leistungen sow. Dienstleistungen Kunst, Unterh. und Erholung Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit * A nteil Kurzarbeiter an so zialversicherungspflichtig B eschäftigten im jeweiligen M o nat 17
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