Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2020

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Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2020
Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | Juli 2021

Die Arbeitsmarktsituation von Frauen
und Männern 2020
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

Impressum
Produktlinie/Reihe:           Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt

Titel:                        Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2020

Veröffentlichung:             Juli 2021

Herausgeberin:                Bundesagentur für Arbeit
                              Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung

Rückfragen an:                Kirsten Singer
                              Nicole Fleischer
                              Regensburger Straße 104
                              90478 Nürnberg

E-Mail:                       arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de

Telefon:                      0911 179-1080

Fax:                          0911 179-3532

Internet:                     https://statistik.arbeitsagentur.de

Zitierhinweis:                Statistik der Bundesagentur für Arbeit
                              Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt – Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Män-
                              nern 2020, Nürnberg, Juli 2021

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                              die Statistik der Bundesagentur für Arbeit.

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Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze .................................................................................................................................................................. 4
1         Erwerbsneigung und Erwerbsbeteiligung ............................................................................................................................... 5
    1.1       Erwerbsneigung und -beteiligung in Deutschland .............................................................................................................. 5
    1.2       Erwerbstätigkeit in Europa ................................................................................................................................................. 7
2         Beschäftigung ........................................................................................................................................................................ 9
    2.1       Beschäftigung im längerfristigen Zeitvergleich .................................................................................................................. 9
    2.2       Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung - Aktuelle Entwicklung ................................................................................. 9
    2.3       Formen der Beschäftigung .............................................................................................................................................. 10
    2.4       Minijobs - Aktuelle Entwicklung ....................................................................................................................................... 12
    2.5       Beschäftigung nach Branchen ......................................................................................................................................... 13
    2.6       Soziodemografie der Beschäftigten ................................................................................................................................. 14
    2.7       Entlohnung und Führungsverantwortung ......................................................................................................................... 14
    2.8       Beschäftigung nach Bundesländern ................................................................................................................................ 15
    2.9       Kurzarbeit ........................................................................................................................................................................ 16
3         Arbeitslosigkeit ..................................................................................................................................................................... 19
    3.1       Arbeitslosigkeit im längerfristigen Zeitvergleich ............................................................................................................... 19
    3.2       Arbeitslosigkeit - Aktuelle Entwicklung............................................................................................................................. 19
    3.3       Dynamik und Dauer der Arbeitslosigkeit .......................................................................................................................... 21
    3.4       Soziodemografie der Arbeitslosen ................................................................................................................................... 22
    3.5       Arbeitslosigkeit nach Bundesländern ............................................................................................................................... 25
    3.6       Erwerbslosigkeit in Europa .............................................................................................................................................. 25
4         Förderung ............................................................................................................................................................................ 26
Glossar ......................................................................................................................................................................................... 28

                                                                                                                                                                                                  3
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

Das Wichtigste in Kürze

       Die Erwerbsneigung und Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern sind in Deutschland in den letzten
        zehn Jahren deutlich gestiegen. Nur in wenigen Ländern Europas ist die Erwerbsbeteiligung insgesamt und
        insbesondere von Frauen so hoch wie in Deutschland.

       Frauen und Männer sind unterschiedlich in den verschiedenen Formen der Erwerbstätigkeit vertreten:
        Rund zwei Drittel der Selbständigen sind Männer. Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie die
        Beamten sind ebenfalls mehrheitlich männlich. Minijobs sind hingegen eine Frauendomäne.

       Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen ist auf lange Sicht gewachsen. Infolge der
        Corona-Krise bzw. der Maßnahmen zu deren Eindämmung wurde das Wachstum jedoch bei Frauen wie
        bei Männern im Frühjahr 2020 vorübergehend gestoppt.

       Frauen sind überproportional im tertiären Sektor, Männer häufiger im Verarbeitenden Gewerbe, dem Be-
        reich Verkehr und Lagerei sowie im Baugewerbe beschäftigt. Da die Corona-Krise – anders als frühere Kri-
        sen – auch weite Teile des Dienstleistungssektors beeinträchtigt, sind Frauen von den Folgen wie Beschäf-
        tigungseinbußen und Kurzarbeit ebenfalls stark betroffen.

       Teilzeitbeschäftigung kommt bei Frauen weiterhin deutlich häufiger vor als bei Männern.

       Männer verdienen im Mittel deutlich mehr als Frauen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von der
        Berufswahl über die Familienpflichten bis hin zu den Rahmenbedingungen für eine Aufwärtsmobilität. Dabei
        wird der Unterschied in sehr kleinen Schritten geringer.

       In Führungspositionen sind Frauen auch bei gleicher Qualifikation unterrepräsentiert.

       Aufgrund der Corona-Krise stieg die Arbeitslosigkeit sowohl bei Frauen als auch bei Männern in erhebli-
        chem Maße. Die Arbeitslosenquote der Frauen ist aber nach wie vor geringer als die Quote der Männer.

       Männer haben ein höheres Risiko ihre Beschäftigung zu verlieren und arbeitslos zu werden, aber auch bes-
        sere Chancen Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung wieder zu überwinden. Das liegt auch
        daran, dass Männer öfter in konjunktur- bzw. saisonabhängigen Berufen arbeiten.

       Der Anteil der Langzeitarbeitslosen unterscheidet sich zwischen Männern und Frauen nur noch leicht.

       Frauen stehen erheblich häufiger als Männer vor der Herausforderung, neben der Arbeitsuche allein für die
        Erziehung eines oder mehrerer Kinder verantwortlich zu sein.

       Frauen sind in etwa entsprechend ihrem Anteil an den Arbeitslosen und ihrer relativen Betroffenheit von
        Arbeitslosigkeit an der Förderung durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen beteiligt.

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Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

1 Erwerbsneigung und Erwerbsbeteiligung
Sowohl die Erwerbsneigung als auch die Erwerbsbeteiligung       die eine bezahlte Tätigkeit ausübten oder suchten, ist in den
von Frauen und Männern sind bis 2019 deutlich gestiegen.        zehn Jahren von 2009 bis 2019 um knapp eine Million auf
Auch im internationalen Vergleich wird dies deutlich: Nur in    19,8 Millionen gestiegen. Dieses deutliche Plus bei den
wenigen europäischen Volkswirtschaften ist die Beteiligung      weiblichen Erwerbspersonen trug den überwiegenden Teil
von Frauen und Männern am Erwerbsleben so hoch wie in           zum Wachstum der Zahl der 15- bis 64-jährigen Erwerbsper-
Deutschland. Trotzdem existieren auch am deutschen Ar-          sonen insgesamt bei.
beitsmarkt weiterhin erhebliche Unterschiede zwischen den
Geschlechtern.                                                  Als Maß für die Erwerbsneigung kann die Erwerbsquote her-
                                                                angezogen werden, welche die Zahl der Erwerbspersonen in
                                                                Relation zur Bevölkerung setzt. Hier zeigt sich bei den
1.1 Erwerbsneigung und -beteili-                                Frauen innerhalb der letzten zehn Jahre ein stetiger Anstieg:
    gung in Deutschland                                         Waren 2009 nur 70,3 Prozent der Frauen zwischen 15 und
                                                                65 Jahren erwerbstätig oder auf der Suche nach einer Er-
2019 gingen in Deutschland 42,4 Millionen Menschen einer        werbstätigkeit, galt dies 2019 bereits für 74,9 Prozent
Erwerbstätigkeit nach – 22,6 Millionen Männer und 19,8 Milli-   (Abb. 1). Die Erwerbsquote der Männer erhöhte sich bis
onen Frauen. Addiert man zu den Erwerbstätigen die Zahl         2011 leicht und war in den folgenden Jahren etwas rückläu-
der Erwerbslosen, ergibt sich eine Zahl von insgesamt           fig. Seit 2017 stieg sie wieder an bis auf 83,5 Prozent im
43,8 Millionen Erwerbspersonen, die dem deutschen Arbeits-      Jahr 2019.
markt 2019 zur Verfügung standen.
                                                                Der Abstand zwischen den Geschlechtern hat damit in der
                                                                langfristigen Betrachtung seit 2009 um mehr als drei Pro-
ERWERBSPERSONEN                                                 zentpunkte abgenommen. Nach einem geringen Anstieg
                                                                2018 stagniert dieser allerdings 2019. Die Erwerbsquote der
2019 lebten in Deutschland 26,4 Millionen Frauen und            Männer liegt somit weiterhin deutlich über derjenigen der
27,1 Millionen Männer im erwerbsfähigen Alter von 15 bis        Frauen.
unter 65 Jahren. Die Zahl der Frauen in dieser Altersgruppe,
A bbildung 1

Erwerbsquoten und Erwerbstätigenquoten von Frauen und Männern
Anteil der Erwerbspersonen bzw. Erwerbstätigen an der Bevölkerung (15 bis unter 65 Jahre)
Deutschland

                                 Frauen                                                     Männer

                                                                  82,1%                 Erwerbsquote                83,5%
                             Erwerbsquote              74,9%
  70,7%
                                                                                                                    80,5%
                                                                  75,9%                Erwerbstätigen-
                                                       72,8%
                                                                                           quote
  66,0%                    Erwerbstätigen-
                               quote

   2010                 2013                 2016      2019        2010             2013             2016            2019
Datenquelle: Statistisches B undesamt, M ikro zensus

                                                                                                                            5
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

A bbildung 2

Formen der Erwerbstätigkeit - Insgesamt und Frauenanteil
Deutschland

                          2020: 33,3 Mio                                              2020: 4,3 Mio                                   2020: 2,8 Mio

                                                                ausschließlich                                     Im Nebenjob
    Sozialversiche-
                                 46%                             geringfügig                61%                     geringfügig
     rungspflichtig                                                                                                                         55%
                                                                  entlohnt                                           entlohnt
     Beschäftigte*
                                                                Beschäftigte*                                      Beschäftigte*

                           2019: 4,1 Mio                                             2019: 2,1 Mio                                    2020: 59.000

    Selbständige,
                                                                                                                       Arbeits-
     Mithelfende                                                Beamtinnen
                                 34%                                                        48%                       gelegen-              40%
    Famillienan-                                               und Beamte**
     gehörige**                                                                                                       heiten**

Datenquelle: Statistisches B undesamt, M ikro zensus, Statistik der B undesagentur für A rbeit                                     Juni*, Jahresdurchschnitt**

ERWERBSTÄTIGKEIT                                                                         unterschiedliche Beteiligung der Geschlechter am Erwerbsle-
                                                                                         ben bei den 30- bis unter 35-Jährigen von mehr als zwölf
Ausschlaggebend für den Anstieg der Erwerbspersonen ist                                  Prozentpunkten. Bei diesen Altersgruppen spielt offenbar
ein deutliches Wachstum bei den Erwerbstätigen. Deren                                    eine Rolle, dass Frauen in der Zeit der Familiengründung
Zahl ist in den zehn Jahren bis 2019 um 3,1 Millionen Er-                                und Kindererziehung noch öfter die Erwerbstätigkeit unter-
werbstätige zwischen 15 und 65 Jahren auf 41,0 Millionen                                 brechen. Die stetig steigende Erwerbstätigenquote der 35-
gestiegen. Mit einem Plus von 1,8 Millionen trugen Frauen                                bis unter 40-jährigen Frauen – und damit einhergehend die
deutlich stärker zu diesem Wachstum bei als Männer mit                                   sinkende Differenz zur vergleichbaren Quote der Männer –
+1,2 Millionen. Die Zahl der erwerbslosen Menschen in die-                               spricht dagegen dafür, dass im Anschluss daran schneller
ser Altersgruppe hat sich im gleichen Zeitraum mehr als hal-                             ein (Wieder-) Einstieg ins Erwerbsleben gesucht wird. Seit
biert.                                                                                   2009 haben sich die Erwerbstätigenquoten der beiden Ge-
                                                                                         schlechter am stärksten in der Altersgruppe der 60- bis unter
Während das Wachstum der Erwerbstätigkeit bei den Frauen                                 65-Jährigen angenähert. Der Unterschied liegt 2019 mit fast
in den letzten zehn Jahren ungebrochen ist, gab es bei der                               zehn Prozentpunkten jedoch weiterhin auf hohem Niveau.
Zahl der erwerbstätigen Männer – jeweils im Zusammen-
hang mit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und
der Europäischen Staatschuldenkrise 2011/2012 – geringfü-                                FORMEN DER ERWERBSTÄTIGKEIT
gige Rückgänge. Die Erwerbstätigenquote, also der Anteil
der männlichen Erwerbstätigen an allen Männern zwischen                                  Etwa 80 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland sind so-
15 und 65 Jahren, hat sich zuletzt spürbar erhöht. Dabei ver-                            zialversicherungspflichtig beschäftigt. Neben diesen zählen
zeichnen gerade die jüngeren Altersgruppen bis unter 30                                  ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte, Beamtin-
Jahren deutliche Anstiege bei den Erwerbstätigenquoten.                                  nen und Beamte, Selbständige und mithelfende Familienan-
Der Anstieg der Erwerbstätigenquote der Frauen verteilt sich                             gehörige sowie Menschen in Arbeitsgelegenheiten zu den
auf alle Altersgruppen. Von 2009 bis 2019 hat sie sich um                                Erwerbstätigen. Die Beteiligung von Frauen und Männern an
knapp acht, die der Männer um gut fünf Prozentpunkte er-                                 diesen Formen der Erwerbstätigkeit fällt unterschiedlich aus
höht. 2019 waren damit 72,8 Prozent der Frauen in Deutsch-                               (Abb. 2). Nur gut ein Drittel der Selbständigen und mithelfen-
land zwischen 15 und 65 Jahren erwerbstätig; bei den Män-                                den Familienangehörigen ist weiblich. Blendet man die mit-
nern waren es 80,5 Prozent. Am stärksten ausgeprägt ist die                              helfenden Familienangehörigen aus, fällt der Frauenanteil

6
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

bei den knapp 4,0 Millionen Selbständigen um einen Pro-           Mangel an Fachkräften entwickelt. Eine steigende Erwerbs-
zentpunkt geringer aus, denn gerade bei den 119.000 mithel-       neigung der Frauen wird wahrscheinlich den Effekt des Be-
fenden Familienangehörigen überwiegt der Frauenanteil mit         völkerungsrückgangs nicht ausgleichen. Bei den Frauen
zwei Dritteln deutlich. Da die Zahl der weiblichen Beamten        könnte damit trotz steigender Erwerbsquote die Zahl der Er-
seit 2009 nahezu kontinuierlich steigt, während die Zahl der      werbspersonen sinken.
männlichen Beamten stetig sinkt, ist im Zuge dessen der
Frauenanteil bei den gut zwei Millionen Beamtinnen und Be-        Ein wesentliches Potenzial besteht in einer Erhöhung des Ar-
amten seither um mehr als acht Prozentpunkte auf über             beitszeitvolumens von Frauen. Vor allem Mütter haben eine
48 Prozent gestiegen. Auch Personen in Arbeitsgelegenhei-         geringere wöchentliche Arbeitszeit als Männer und Frauen
ten nach dem SGB II sind mehrheitlich männlich. Dagegen           ohne Kinder.2 Eine Möglichkeit, rückläufigen Zahlen bei den
ist die geringfügige Beschäftigung eine Frauendomäne.             Erwerbspersonen und einem drohenden Mangel an Arbeits-
Deutlich mehr als die Hälfte der im Nebenjob geringfügig ent-     kräften zu begegnen, kann in einer Umwandlung von Teil-
lohnt Beschäftigten und mehr als sechs von zehn der aus-          zeit- in Vollzeitstellen und einer Erhöhung der durchschnittli-
schließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten sind Frauen.       chen Arbeitszeit berufstätiger Mütter liegen. Dazu müssen
                                                                  die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden.

ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG UND FACHKRÄF-
TESICHERUNG
                                                                  1.2 Erwerbstätigkeit in Europa
                                                                  Für internationale Vergleiche liegen von Eurostat, dem Sta-
Aufgrund des demografischen Wandels wird die Zahl der Er-
                                                                  tistischen Amt der Europäischen Union, erste Angaben zur
werbspersonen in Deutschland bis 2060 voraussichtlich –
                                                                  Erwerbstätigkeit in Europa bereits für 2020 vor3.
unter anderem durch das Ausscheiden der geburtenstarken
Jahrgänge 1955 bis 1970 aus dem erwerbsfähigen Alter –
                                                                  Die Erwerbsbeteiligung der 15- bis unter 65-jährigen Frauen
deutlich zurückgehen.1 Auch wenn die Zuwanderung dem
                                                                  und Männer in Deutschland zählt zu den höchsten in Europa.
derzeit noch entgegenwirkt, besteht die Gefahr, dass sich ein

A bbildung 3

Erwerbstätigenquoten von Frauen und Männern im europäischen Vergleich
15 bis unter 65 Jahre, Jahresdurchschnitt 2020
#03_Erwerbstätigenquote                                               #03_Erwerbstätigenquote
frauen                                                                männer
         unter 60%                                                           unter 60%
         60% bis unter 65%                                                   60% bis unter 65%
         65% bis unter 70%                                                   65% bis unter 70%
         70% bis unter 75%                                                   70% bis unter 75%
         75% und höher                                                       75% und höher

  Frauen                                                              Männer

Datenquelle: Euro stat

1 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilun-              3 https://ec.europa.eu/eurostat/web/main/data/database
gen/2020/11/PD20_436_12411.html
2 Vgl. dazu: WSI-Genderportal https://www.boeckler.de/51973.htm

                                                                                                                                7
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

Nach den vorliegenden Daten hatten aufgrund der Corona-        Die Erwerbstätigenquote von Frauen im Alter von 15 bis un-
Krise im Jahr 2020 fast alle europäischen Länder Rückgänge     ter 65 Jahren liegt in allen europäischen Ländern gut zehn
der Erwerbstätigenquoten zu verzeichnen. In Deutschland        Prozentpunkte unter der von Männern. EU-weit betrug sie
betrug dieser nach deutlichen Zuwächsen in den vorange-        2020 62,5 Prozent. Deutschland hat mit einer Quote von
gangenen Jahren 0,5 Prozentpunkte, die Erwerbstätigen-         73,2 Prozent die dritthöchste in der EU und wird nur von den
quote lag damit 2020 bei 76,2 Prozent.                         Niederlanden (73,9 Prozent) und Schweden (73,5 Prozent)
                                                               übertroffen. Außerhalb der EU erreichen Island und die
                                                               Schweiz ebenfalls höhere Erwerbstätigenquoten von Frauen
ERWERBSBETEILIGUNG                                             als Deutschland.

Die Erwerbstätigenquote der Männer im Alter von 15 bis un-     Die Unterschiede in den Erwerbstätigenquoten von Frauen
ter 65 Jahren betrug 2020 im Durchschnitt der 27 EU-Staa-      und Männern sind in Europa zum Teil beträchtlich, auch
ten 72,8 Prozent. Deutschland liegt mit einer Quote von        wenn sie überwiegend geringer geworden sind. Am gravie-
79,0 Prozent deutlich über dem EU-Wert. Übertroffen wird       rendsten sind sie in Italien (18,2 Prozentpunkte) sowie Ru-
Deutschland innerhalb der EU nur von Malta (81,8 Prozent),     mänien (17,9 Prozentpunkte) und Griechenland (17,7 Pro-
den Niederlanden (81,6 Prozent) sowie der Tschechischen        zentpunkte) ausgeprägt. Demgegenüber sind die Unter-
Republik (81,4 Prozent). Darüber hinaus ist die Erwerbstäti-   schiede zum Teil im Baltikum sowie in den skandinavischen
genquote der Männer auch in Island und der Schweiz höher       Ländern gering. Und auch in Deutschland fällt der Ge-
als in Deutschland (Abb. 3).                                   schlechterunterschied (5,8 Prozentpunkte) geringer aus als
                                                               im Durchschnitt der EU (10,3 Prozentpunkte).

8
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

2 Beschäftigung
Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bilden mit Ab-                junkturabhängigen Verarbeitenden Gewerbe tätig sind, arbei-
stand die größte Gruppe der Erwerbstätigen in Deutschland                    ten überdurchschnittlich viele Frauen in weniger konjunktur-
und der Anteil wächst, zuletzt auf rund 80 Prozent.                          abhängigen Dienstleistungsbereichen wie dem Gesundheits-
Nach der Wirtschaftskrise 2008/2009 war die Beschäftigung                    und Sozialwesen (s.a. Kapitel 2.5.).
von Frauen über einige Jahre stärker gewachsen als die der
Männer. Ab 2017 ist jedoch die Zahl der beschäftigten Män-                   Mit einem Hoch im Spätsommer und einem Tief zu Jahres-
ner zunächst wieder deutlicher gestiegen. Eine Ursache                       beginn schwanken die Beschäftigtenzahlen bei Männern
dürfte hier auch die Flüchtlingszuwanderung sein, da die Er-                 auch im Jahresverlauf stärker als bei Frauen. Diese Entwick-
werbsbeteiligung unter den weiblichen Geflüchteten bislang                   lung ist ebenfalls in Zusammenhang mit geschlechtsspezifi-
geringer ist4.                                                               schen Schwerpunkten bei der Berufswahl zu sehen. So ar-
                                                                             beiten nach wie vor z.B. sehr viel mehr Männer als Frauen in
Im Jahr 2020 haben die Auswirkungen der Corona-Pande-                        Berufen, deren Beschäftigung ein klares Saisonmuster be-
mie die Entwicklung am Arbeitsmarkt stark beeinträchtigt und                 sitzt, wie beispielsweise in Bau- und Außenberufen.
den zehnjährigen Beschäftigungsaufbau gestoppt. Dass es
bislang nicht zu erheblichen Rückgängen der sozialversiche-
rungspflichtigen Beschäftigung gekommen ist, ist nicht zu-
                                                                             2.2 Sozialversicherungspflichtige
letzt dem massiven Einsatz von Kurzarbeit geschuldet.                            Beschäftigung - Aktuelle Ent-
                                                                                 wicklung
2.1 Beschäftigung im längerfristi-
    gen Zeitvergleich                                                        Im Juni 2020 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig
                                                                             Beschäftigten um 84.000 bzw. 0,3 Prozent unter der des
                                                                             Vorjahres. Einen Monat zuvor hatte die sozialversicherungs-
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung5 hat inner-
                                                                             pflichtige Beschäftigung insgesamt erstmals seit der Wirt-
halb der letzten zehn Jahre ein deutliches Wachstum erlebt.
                                                                             schafts- und Finanzkrise das Vorjahresniveau unterschritten
Von Juni 2010 auf Juni 2020 ist sie um 18 Prozent auf
                                                                             und damit das Ende eines zehnjährigen Beschäftigungsauf-
32,9 Millionen Beschäftigte angestiegen. Wie bei allen Er-
                                                                             baus markiert. Dabei hatte die Zahl der männlichen Beschäf-
werbstätigen profitierten auch bei den sozialversicherungs-
                                                                             tigten infolge der Corona-Krise bzw. der Maßnahmen zu de-
pflichtig Beschäftigten in der längerfristigen Betrachtung
                                                                             ren Eindämmung bereits im April 2020 den Vorjahreswert
Frauen relativ gesehen etwas stärker vom Wachstum
                                                                             unterschritten; bei den Frauen gab es bis zum Juni 2020
(+20 Prozent, Männer: +17 Prozent). Absolut gesehen ver-
                                                                             noch minimale Anstiege.
zeichnen die Männer mit einer Steigerung von fast 2,6 Millio-
nen das größere Plus (Frauen +2,5 Millionen).
                                                                             Typischerweise sind in Krisen vorrangig Männer vom Ar-
                                                                             beitsplatzabbau betroffen (s.a. Kapitel 2.1), weil häufig in-
                                                                             dustrielle Arbeitsplätze leiden. Aufgrund der beinahe flächen-
KONJUNKTUR- UND JAHRESVERLAUF
                                                                             deckenden Betroffenheit der Wirtschaft durch die Corona-
                                                                             Pandemie, sind im Jahr 2020 hingegen Männer und Frauen
Die Beschäftigungsentwicklung der letzten fünfzehn Jahre
                                                                             gleichermaßen von der schlechteren Entwicklung der sozial-
war bei den Frauen wesentlich konstanter und weniger kon-
                                                                             versicherungspflichtigen Beschäftigung betroffen.
junkturreagibel als bei den Männern. So waren Männer in
deutlich größerem Ausmaß von der Wirtschafts- und Finanz-
                                                                             Zur Abschätzung der coronabedingten Auswirkungen auf die
krise 2008/2009 betroffen als Frauen. Das Gleiche gilt –
                                                                             Beschäftigung wird der sogenannte Corona-Effekt herange-
wenn auch deutlich abgeschwächter – für die europäische
                                                                             zogen6. Er wird berechnet, indem die Beschäftigungsent-
Staatsschuldenkrise 2011/2012. Ein zentraler Faktor, warum
                                                                             wicklung in den Monaten seit Beginn der Krise mit der in den
die Beschäftigung von Männern stärker dem Auf und Ab der
                                                                             entsprechenden Vorjahresmonaten verglichen wird. Dabei
Wirtschaft folgt, liegt in der unterschiedlichen Beschäftigung
                                                                             wird unterstellt, dass sich die Entwicklung, die sich bis vor
nach Branchen. Während Männer überproportional im kon-
                                                                             Einsetzen der Corona-Krise in den Daten zeigte, fortsetzt,
                                                                             weil in den Veränderungen des Vorjahres auch der Trend
4 http://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-08.pdf                              6 Ausführliche und monatsaktuelle Informationen zu den Auswirkungen der
5 Wenn nicht anders angegeben, werden hier die Beschäftigten im erwerbsfä-   Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt auch im Arbeitsmarkt kompakt: Corona
higen Alter (15 bis 65 Jahre) betrachtet.                                    https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsu-
                                                                             che_Formular.html?nn=20726&topic_f=am-kompakt-corona

                                                                                                                                                         9
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

A bbildung 4

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Januar 2019 bis März 2021* und Vorjahresveränderung in Prozent
Deutschland

                                                          1. Lockdown im                         erneute                   2. Lockdown im
                                                               März 2020               Beschränkungen im                   Dezember 2020
                                                                                          November 2020

      17,8 Mio                        Männer                         18,1 Mio                                                      18,0 Mio

      15,4 Mio                         Frauen                        15,6 Mio                                                      15,6 Mio

     +2,2 +1,8

                                                                                                                                       +0,0

                                                                                                                                     -0,1
       Jan 19                      Jun 19               Nov 19              Apr 20                  Sep 20                     Feb Mrz
                                                                                                                                   21 21

Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit                                * Dezember 2020 bis M ärz 2021ho chgerechnet und daher vo rläufig

des Vorjahres enthalten ist. Der so berechnete Corona-Effekt               Ausstellungsveranstalter (14 Prozent). Auf den Handel und
bringt zum Ausdruck, um wie viel höher die Beschäftigung                   die Sonstigen Dienstleistungen, wie etwa Friseure oder Frei-
bis März 2021 gewesen wäre, wenn es die Corona-Krise                       zeiteinrichtungen, kamen je 12 Prozent.
nicht gegeben hätte und sich der Vor-Corona-Trend tenden-
ziell steigender Beschäftigung fortgesetzt hätte.
                                                                           2.3 Formen der Beschäftigung
Von März 2020 bis März 2021 sind dieser Berechnung fol-
                                                                           Teilzeitarbeit und Minijobs sind Frauendomänen. Beinahe
gend rund eine halbe Million sozialversicherungspflichtige
                                                                           viermal so viele Frauen wie Männer arbeiten in Teilzeit;
Arbeitsplätze verloren gegangen oder nicht entstanden. Da-
                                                                           knapp zwei Drittel aller ausschließlich geringfügig entlohnt
von gehen 47 Prozent auf Frauen zurück, was in etwa auch
                                                                           Beschäftigten im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65
ihrem Beschäftigungsanteil von rund 46 Prozent entspricht.
                                                                           Jahren sind weiblich. Die weitaus stärkere Nutzung dieser
                                                                           beiden Beschäftigungsformen durch Frauen stellt zwei der
Zwar liegen keine hochgerechneten geschlechtsspezifischen
                                                                           markantesten Unterschiede zwischen den Geschlechtern am
Daten zur Beschäftigung nach Branchen vor, der Blick auf
                                                                           Arbeitsmarkt dar. Darüber hinaus üben merklich mehr
die Entwicklung der Gesamtbeschäftigung am aktuellen
                                                                           Frauen als Männer neben einer sozialversicherungspflichti-
Rand (März 2021) zeigt jedoch eine breite Branchenbetrof-
                                                                           gen Hauptbeschäftigung einen Minijob als Nebenjob aus.
fenheit: Neben dem in Krisen häufig gebeutelten Produzie-
renden Bereich sind durch die Maßnahmen zur Eindämmung
der Corona-Pandemie auch Dienstleistungsbranchen betrof-
                                                                           TEILZEITBESCHÄFTIGUNG
fen, in denen häufig Frauen einen großen Teil der Beschäf-
tigten stellen. So dürfte sich die etwa gleiche Betroffenheit
                                                                           49 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten
von Männern und Frauen in dieser Krise erklären. Die höchs-
                                                                           Frauen arbeiteten im Juni 2020 in Teilzeit, d. h. weniger als
ten Anteile am Corona-Effekt bis März 2021 haben das Gast-
                                                                           die tariflich oder vertraglich vereinbarte Arbeitszeit der Voll-
gewerbe mit 36 Prozent, das Verarbeitende Gewerbe
                                                                           zeitbeschäftigten beim jeweiligen Arbeitgeber. Bei den Män-
(23 Prozent) und die Sonstigen wirtschaftliche Dienstleistun-
                                                                           nern sind es nur elf Prozent. In Abhängigkeit vom Alter gibt
gen (ohne Arbeitnehmerüberlassung) – hierzu gehören
                                                                           es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Bei
bspw. Reisebüros und Reiseveranstalter sowie Messe- und
                                                                           weiblichen Beschäftigten steigt die Teilzeitquote bis auf ein

10
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

A bbildung 5                                                                der zehnte Mann in Teilzeit angestellt. Im Finanz- und Versi-
                                                                            cherungssektor sind 46 Prozent der Frauen teilzeitbeschäf-
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte                                   tigt, aber nur acht Prozent der Männer.
nach Alter, Geschlecht und Arbeitszeit
Juni 2020
                Frauen                              Männer                  MINIJOBS
          Teilzeit   Vollzeit                 Vollzeit   Teilzeit
                                                                            Mitte 2020 waren insgesamt 7,1 Millionen Menschen gering-
                                        65
                                                                            fügig entlohnt Beschäftigte. Diese Beschäftigungsform wird
                                                                            umgangssprachlich oft als „Minijob“ bezeichnet. Minijobberin-
                                        55                                  nen und -jobber können diese Tätigkeit neben einer weiteren
                                                                            Beschäftigung ausüben (geringfügig Beschäftigte im Neben-
                                                                            job) oder ausschließlich im Minijob beschäftigt sein (aus-
                                        45                                  schließlich geringfügig Beschäftigte). Ausschließlich gering-
                                                                            fügig entlohnt beschäftigt waren insgesamt 4,3 Millionen Per-
                                                                            sonen, darunter 3,2 Millionen im Alter zwischen 15 und 65
                                        35                                  Jahren. Die allein vom Arbeitgeber zu tragende Abgaben-
                                                                            pauschale und das deutsche Steuersystem („Ehegattensplit-
                                                                            ting“) machen Minijobs zumindest auf den ersten Blick zu ei-
                                        25                                  ner attraktiven Erwerbsform für Paare, die nicht beide Voll-
                                                                            zeit arbeiten (wollen oder können). Unter diesen Rahmenbe-
                                                                            dingungen erscheint es bei einem häufig immer noch traditio-
                                       15                                   nellen Rollenverständnis nicht verwunderlich, dass zwei Drit-
 500.000        250.000               Alter             250.000   500.000   tel der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten im
Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit
                                                                            erwerbsfähigen Alter Frauen sind.

                                                                            Die meisten ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftig-
kurzes Plateau von Mitte bis Ende der 20er Jahre kontinuier-
                                                                            ten im erwerbsfähigen Alter sind im Handel (inkl. Instandhal-
lich an und erreicht Mitte der 40er Jahre den Höchstwert von
                                                                            tung und Reparatur von Kfz 623.000) sowie im Gastgewerbe
59 Prozent. Danach nimmt die Teilzeitquote bis zu den ren-
                                                                            (431.000) beschäftigt. Ähnlich wie bei der sozialversiche-
tennahen Altersgruppen nur geringfügig ab. Teilzeitquoten
                                                                            rungspflichtigen Teilzeitbeschäftigung ist auch bei den Mi-
von nennenswert mehr als zehn Prozent haben männliche
                                                                            nijobs der Frauenanteil im Gesundheits- und Sozialwesen
Beschäftigte in den 20er bis zu Beginn der 30er Jahre.
                                                                            besonders hoch (81 Prozent). Ebenfalls hoch fällt er im Be-
Hierzu könnten die Regelungen zur Elternzeit plus beitragen.
                                                                            reich der Sonstigen Dienstleistungen und der Privaten Haus-
Aber auch sich langsam wandelnde Rollenbilder der jünge-
                                                                            halte aus (73 bzw. 92 Prozent).
ren Generation könnten sich hier bereits niederschlagen.
Zum anderen sind es bei den Männern die Über-60-Jähri-
gen, die vermehrt Teilzeitarbeit in Anspruch nehmen (vgl.
                                                                            MINIJOB ALS NEBENJOB
Abb. 5).
                                                                            Mitte 2020 hatten 2,8 Millionen Beschäftigte im erwerbsfähi-
In allen Wirtschaftszweigen ist der Teilzeitanteil bei den
                                                                            gen Alter zusätzlich zu ihrer sozialversicherungspflichtigen
Frauen höher als bei den Männern. Besonders auffällig sind
                                                                            Hauptbeschäftigung einen Minijob als Nebenjob. Bei Mi-
die Differenzen in den folgenden Gebieten: Im Bereich Erzie-
                                                                            nijobs als Nebenjob sind die pauschalen Abgaben – ebenso
hung und Unterricht, im Gastgewerbe, im Gesundheits- und
                                                                            wie bei ausschließlich geringfügiger Beschäftigung – allein
Sozialwesen sowie im Handel sind jeweils mehr als die
                                                                            vom Arbeitgeber zu tragen. Das kann dazu führen, dass bei
Hälfte der beschäftigten Frauen in Teilzeit tätig, aber nur
                                                                            gleicher Zahl Arbeitsstunden eine Kombination aus Haupt-
etwa jeder dritte (Erziehung und Unterricht, Gastgewerbe)
                                                                            und Nebenjob finanziell günstiger ist als eine sozialversiche-
bzw. jeder vierte (Gesundheits- und Sozialwesen) beschäf-
                                                                            rungspflichtige Beschäftigung allein. Allerdings kann dieser
tigte Mann. Im Handel liegt der Anteil der Teilzeitbeschäftig-
                                                                            aktuelle positive finanzielle Vorteil zu langfristigen finanziel-
ten Männer mit elf Prozent auf dem Durchschnitt über alle
                                                                            len Nachteilen führen.
Branchen. In einigen Branchen übertrifft die Teilzeitquote der
Frauen die der Männer um ein Vielfaches: In der öffentlichen
                                                                            Auch sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit geringfü-
Verwaltung ist fast die Hälfte der Frauen, aber nur knapp je-
                                                                            gig entlohntem Nebenjob sind mehrheitlich weiblich (1,5 Milli-
                                                                            onen; Männer: 1,3 Millionen). Der Unterschied zwischen den
                                                                            Geschlechtern ist jedoch wesentlich geringer als bei den
                                                                                                                                           11
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten. In Relation                 Die Auswirkungen waren insbesondere während des ersten
zur Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zeigt                  und zweiten Lockdowns sichtbar, da mehr als die Hälfte die-
sich der Unterschied zwischen Frauen und Männern etwas                         ses Rückgangs auf das Gastgewerbe zurückzuführen ist.
deutlicher: Bundesweit hat jede zehnte sozialversicherungs-                    Sowohl im Frühjahr 2020 als auch im Winter 2020/2021 wirk-
pflichtig beschäftigte Frau einen Minijob als Nebenjob, aber                   ten sich die Schließungen spürbar und zeitnah auf die ge-
nur jeder vierzehnte Mann.                                                     ringfügigen Beschäftigungsverhältnisse aus.

                                                                               Relativ stark betroffen von den Maßnahmen zur Eindäm-
2.4 Minijobs - Aktuelle Entwicklung                                            mung der Corona-Pandemie waren bei den Mini-Jobs zudem
                                                                               die Sonstigen Dienstleistungen, zu denen u.a. Friseursalons
Im Juni 2020 waren 4,3 Millionen Menschen in Deutschland
                                                                               gehören. Auch hier schlugen sich Betriebsschließungen zur
ausschließlich geringfügig entlohnt beschäftigt, 1,7 Millionen
                                                                               Eindämmung der Pandemie nieder. Da dort gut drei Viertel
Männer und 2.6 Millionen Frauen. Das waren acht Prozent
                                                                               der Beschäftigten weiblich sind, trug dies ebenfalls zu der
weniger als ein Jahr zuvor, Frauen waren dabei mit einem
                                                                               stärkeren Betroffenheit von Frauen bei.
Minus von neun Prozent etwas stärker betroffen als Männer
(-7 Prozent). Mini-Jobs waren zwar schon länger rückläufig,
                                                                               Da die Daten zur geringfügigen Beschäftigung nicht ge-
doch bei weitem nicht so stark.
                                                                               schlechtsspezifisch hochgerechnet werden, kann der
                                                                               Corona-Effekt für die ausschließlich geringfügig entlohnte
Anders als bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäfti-
                                                                               Beschäftigung hier nur bis November 2020 ausgewiesen
gung setzte der verstärkte Rückgang unmittelbar mit dem
                                                                               werden. Bis zum ersten Monat des zweiten Lockdowns be-
ersten Lockdown im März 2020 ein. Geringfügig entlohnte
                                                                               trug der Corona-Effekt 264.000. Davon gehen 65 Prozent auf
Beschäftigungsverhältnisse als flexiblere Beschäftigungs-
                                                                               Frauen zurück. Ihr Anteil an der ausschließlich geringfügig
form haben in ihrer Entwicklung damit schneller und deutli-
                                                                               entlohnten Beschäftigung ist mit 61 Prozent etwas geringer.
cher als sozialversicherungspflichtige auf Maßnahmen zur
Eindämmung der Corona-Pandemie reagiert, zumal sie nicht
durch Kurzarbeit stabilisiert werden können. Insgesamt wird
der coronabedingte Rückgang bis zum März 2021 auf rund
344.000 beziffert.

A bbildung 6

Ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte
Januar 2019 bis November 2020 und Vorjahresveränderung in Prozent
Deutschland

                                                                          1. Lockdown im                                  erneute
                                                                               März 2020                        Beschränkungen im
                                                                                                                   November 2020
        2,8 Mio                           Frauen                     2,8 Mio              2,6 Mio                                 2,5 Mio

        1,8 Mio                                                      1,8 Mio              1,7 Mio                                1,6 Mio

                                        Männer

      -0,8
             -2,5
                                                                                         -3,7
                                                                                            -5,7                                 -6,6
                                                                                                                                        -9,0
        Jan 19        Mrz 19        Mai 19         Jul 19   Sep 19   Nov 19     Jan 20    Mrz 20    Mai 20    Jul 20    Sep 20    Nov 20

Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit

12
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

                                                                                 Baugewerbe – fast neun von zehn Beschäftigten im erwerbs-
2.5 Beschäftigung nach Branchen                                                  fähigen Alter sind hier Männer (1,7 Millionen). Im Bereich
                                                                                 Verkehr und Lagerei und im Verarbeitenden Gewerbe waren
Frauen und Männer setzen nach wie vor in ihrer Berufswahl
                                                                                 drei von vier Beschäftigten Männer (1,4 bzw. 5,1 Millionen).
und bei den Branchen, in denen sie tätig sind, unterschiedli-
che Schwerpunkte. So sind über einen langen Zeitraum vor
                                                                                 Anzeichen für eine grundlegende Änderung dieser Schwer-
allem das Gesundheits- und Sozialwesen sowie Erziehung
                                                                                 punkte von Männern und Frauen gibt es zumindest auf
und Unterricht die Wirtschaftszweige, in denen viel mehr
                                                                                 Ebene der Fachkräfte kaum. In der Berufswahl und Tätigkeit
Frauen als Männer tätig sind. Das Verarbeitende Gewerbe,
                                                                                 der 1,6 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigten
der Bereich Verkehr und Lagerei sowie das Baugewerbe
                                                                                 Auszubildenden im September 2020 spiegeln sich weitge-
sind dagegen Männerdomänen.
                                                                                 hend die hergebrachten Muster. Die meisten männlichen
                                                                                 Auszubildenden gab es unverändert in Maschinenbau- und
                                                                                 Fahrzeugtechnikberufen sowie in Metall- und Elektroberufen,
FRAUEN- UND MÄNNERDOMÄNEN
                                                                                 ein Drittel der männlichen Auszubildenden sind hier beschäf-
                                                                                 tigt. Die meisten weiblichen Auszubildenden gab es in medi-
Allgemein sind Frauen eher im Dienstleistungssektor, Män-
                                                                                 zinischen wie nicht medizinischen Gesundheitsberufen und
ner hingegen vor allem in der Industrie sowie im Bauge-
                                                                                 in Büroberufen, die Hälfte aller weiblichen Auszubildenden
werbe beschäftigt (Abb. 7). Mit gut 3,8 Millionen sozialversi-
                                                                                 war in diesen Bereichen beschäftigt.
cherungspflichtig beschäftigten Frauen und einem Anteil
weiblicher Beschäftigter im erwerbsfähigen Alter von 77 Pro-
                                                                                 Die unterschiedliche Verteilung der Geschlechter auf die
zent im Juni 2020 war das Gesundheits- und Sozialwesen
                                                                                 Branchen hat vielfältige Folgen: Unterschiedliche saisonale
unverändert der Wirtschaftszweig mit absolut den meisten
                                                                                 und konjunkturelle Muster der Beschäftigung werden
Frauen. Einen hohen Frauenanteil verzeichnet auch der Be-
                                                                                 dadurch ebenso beeinflusst wie geschlechtsspezifische Ver-
reich Erziehung und Unterricht (72 Prozent; 0,9 Millionen
                                                                                 änderungen der Arbeitslosenzahlen im Konjunktur- und Jah-
Frauen). In Privathaushalten und sonstigen Dienstleistungen,
                                                                                 resverlauf oder die erzielten Entgelte.
zu denen u. a. Friseur- und Kosmetiksalons zählen, und in
der öffentlichen Verwaltung waren etwa zwei Drittel der Be-
schäftigten Frauen. Von Männern dominiert ist vor allem das

A bbildung 7

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Branchen, Geschlecht und Arbeitszeit
Juni 2020, 15 bis unter 65 Jahre, Anteile in Prozent
Deutschland                                                                                                Männer               Beschäftigte
                                                                        Frauen
                                                             Vollzeit            Teilzeit      Teilzeit        Vollzeit         Insg. in Mio
                                           Insgesamt    24                  23                 6                                48   32,93

           Gesundheits- und Sozialwesen                 35                            42                             6          17   4,96
                 Erziehung und Unterricht               30                        42                                10          18   1,31
Öff. Verwaltung, Verteidigung; Sozialvers.              33                           31                   4                     32   1,87
 Sonst. Dienstleistungen, Priv. Haushalte               29                        35                            9               26   1,16
        Finanz- und Versicherungsdienstl.               30                        25                  3                         41   0,96
                             Gastgewerbe                25                29                               17                   30   1,01
 Handel, Instandhalt. u. Reparatur v. KfZ               23               28                       6                             43   4,45
          Wirtschaftliche Dienstleistungen              26                 21                    8                              45   4,72
          Information und Kommunikation                 22              11            7                                         60   1,16
      Land- und Forstwirtschaft, Fischerei              20             13             8                                         59   0,25
                 Verarbeitendes Gewerbe                 18            8 2                                                       72   6,80
                      Verkehr und Lagerei               14         10       10                                                  66   1,80
  Bergbau, Energie, Wasser/ Entsorgung                  14          7 3                                                         75   0,58
                              Baugewerbe                7     6    6                                                            81   1,90

Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit

                                                                                                                                            13
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

                                                                  STAATSANGEHÖRIGKEIT
2.6 Soziodemografie der Beschäf-
    tigten                                                        Zehn Prozent der Frauen und 15 Prozent der sozialversiche-
                                                                  rungspflichtig beschäftigten Männer besitzen keinen deut-
In der Altersstruktur der sozialversicherungspflichtig beschäf-   schen Pass. Mit Abstand die größte Gruppe, sowohl bei den
tigten Frauen machen sich vor allem ihr Ausbildungsverhal-        Frauen als auch bei den Männern, stellen Beschäftigte türki-
ten sowie die Jahre der Familiengründung bemerkbar. Die           scher Staatsangehörigkeit. Auf Platz zwei folgen polnische,
Beschäftigung von Menschen ohne deutschen Pass hat sich           danach rumänische und italienische Beschäftigte. Der Zu-
bei beiden Geschlechtern in den vergangenen zehn Jahren           wachs der Beschäftigung wird sowohl bei Frauen als auch
etwa verdoppelt.                                                  bei Männern stark von der Zuwanderung geprägt. So geht
                                                                  der Beschäftigungszuwachs der vergangenen zehn Jahre
                                                                  bei den Männern zu beinahe drei Fünfteln auf ausländische
ALTERSSTRUKTUR                                                    Beschäftigte zurück und bei den Frauen zu einem Drittel.

Die Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten     Die Auswirkungen der Corona-Krise haben jedoch im letzten
auf die Altersgruppen folgt bei Männern ebenso wie bei            Jahr erstmals seit zehn Jahren das Wachstum der Beschäf-
Frauen weitgehend der Bevölkerungsstruktur. Über alle Al-         tigten mit ausländischem Pass gebremst: Insgesamt ist ihre
tersgruppen hinweg beträgt der Frauenanteil 46 Prozent. Un-       Zahl um 79.000 bzw. 1,9 Prozent gewachsen, ein Jahr zuvor
mittelbar zum (möglichen) Beginn des Erwerbslebens liegt          waren es noch +7,9 Prozent. Bis 2019 hatten ausländische
der Frauenanteil an den Beschäftigten jedoch unter 40 Pro-        Männer die größeren Beschäftigungsanstiege, im Krisenjahr
zent. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass junge          2020 entwickelte sich jedoch die Beschäftigung der Frauen
Frauen eher zu schulischen Berufsausbildungen sowie zu            sowohl absolut als auch prozentual etwas besser (+44.000
höheren Schulabschlüssen neigen und damit länger im               bzw. +2,9 Prozent). Bei den deutschen Beschäftigten hinge-
Schulbildungssystem verbleiben als gleichaltrige Männer. Bis      gen war bei beiden Geschlechtern ein Rückgang zu ver-
in die Mitte der Zwanziger steigt der Frauenanteil auf 46 Pro-    zeichnen.
zent. Die anschließende Delle des Frauenanteils auf bis zu
44 Prozent, die bis Ende der 30er Jahre sichtbar ist, dürfte      2.7 Entlohnung und Führungsver-
die Zeit der Familienphase markieren. In den folgenden Wie-
dereinstiegsjahren steigt der Anteil der teilzeitarbeitenden          antwortung
Frauen an allen Frauen auf bis zu 59 Prozent. Gleichzeitig
nimmt der Anteil weiblicher Beschäftigter zu Beginn 40er          Das monatliche Bruttoarbeitsentgelt von sozialversiche-
Jahre wieder zu und liegt über dem Durchschnitt. Gleichzei-       rungspflichtig Vollzeitbeschäftigten der Kerngruppe insge-
tig bleibt der Teilzeitanteil der Frauen im weiteren Erwerbs-     samt lag 2019 (neuere Daten liegen nicht vor) im Mittel bei
verlauf bei über 50 Prozent und damit über dem Durchschnitt       3.401 €. Dabei bezogen Männer mit 3.560 € ein deutlich hö-
von 49 Prozent.                                                   heres mittleres monatliches Bruttoarbeitsentgelt als Frauen
                                                                  mit 3.117 €. Sie verdienten damit im Durchschnitt zwölf Pro-
Die Altersstruktur sozialversicherungspflichtiger beschäftigter   zent weniger als Männer. Fünf Jahre zuvor hatte der Unter-
Männer ist homogener, als die der Frauen (Abb. 5). Im             schied noch 16 Prozent betragen. Besonders deutlich fällt
Durchschnitt über alle Altersgruppen sind rund 54 Prozent         der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen in
der Beschäftigten männlich. Im Alter zwischen 15 und 20           Aufsichts- bzw. Führungspositionen aus: Männer verdienen
Jahren, zu Beginn des Erwerbslebens, ist ihr Anteil an den        hier im Durchschnitt mindestens 21 Prozent mehr als
Beschäftigten mit teilweise über 60 Prozent deutlich überpro-     Frauen.
portional. Junge Männer wählen tendenziell häufiger eine du-
ale Berufsausbildung oder steigen häufiger direkt nach der        Dieser sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap hat ver-
schulischen Ausbildung in das Berufsleben ein. Ein weiterer       schiedene Ursachen. Eine entscheidende Rolle spielen da-
Grund für den hohen Männeranteil in dieser Altersgruppe           bei die unterschiedlichen Berufsfelder bzw. Branchenschwer-
dürfte die Zuwanderung von Geflüchteten in den letzten Jah-       punkte von Frauen und Männern. Zudem verfügt ein höherer
ren sein. Diese Personengruppe zeichnet sich durch einen          Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer
hohen Anteil junger Männer aus. Bei den jüngeren Männern          über ein abgeschlossenes (Fach-)Hochschulstudium. Mit ei-
im Alter zwischen 20 und 30 Jahren fällt darüber hinaus ein       nem akademischen Abschluss geht bei entsprechender Be-
erhöhter Teilzeitanteil auf: knapp jeder Fünfte in dieser Al-     rufserfahrung in der Regel eine höhere Entlohnung einher.
tersgruppe arbeitet in Teilzeit. Danach fällt der Anteil wieder   Neben den beschriebenen Unterschieden weisen Frauen
auf die durchschnittlichen 12 Prozent (vgl. Kapitel 2.3).

14
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

A bbildung 8

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Leitungsfunktion nach dem Berufsabschluss
Juni 2020, Anteile in Prozent
Deutschland                                                                                                                         46
                                                            815.000
                                                              2                                                                 SvB
                                                                                                                            Insgesamt
                                                                                                                              Frauen-
                                                                                                                               anteil
                                                562.000
                                                                 49
  Ohne Berufsabschluss                              4

                                                                                              307.000                              27
  Anerkannter Berufsabschluss                      72
                                                                                                 3                            SvB
                                                                                 210.000
                                                                                                                            Aufsicht/
                                                                 49                 4             53                        Führung
                                                                                    62                                      Frauen-
                                                                                                                             anteil
  Akademischer Berufsabschluss                     24                                             44
                                                                                    34

                                               Aufsicht     Führung              Aufsicht     Führung
                                                        Männer                           Frauen

Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit                                                     A nteile o hne nicht zuo rdenbare A ngaben.

häufiger familienbedingte Erwerbsunterbrechungen oder fa-                    doch nur 34 bzw. 25 Prozent. Insbesondere bei Führungspo-
milienbedingte Teilzeitarbeit auf. Damit werden möglicher-                   sitionen fällt auf, dass der Anteil von Frauen mit höherem
weise Aufstiegschancen und in diesem Zuge höhere Er-                         Abschluss kleiner ist.
werbseinkommen verzögert oder verhindert. Aber auch unter
Berücksichtigung verschiedener Merkmale, wie z.B. Alter,
Beruf und Qualifikation bei der Berechnung des bereinigten
                                                                             2.8 Beschäftigung nach Bundeslän-
Gender Pay Gap, lag 2018 der Gehaltsunterschied zwischen                         dern
Männern und Frauen laut Statistischem Bundesamt noch bei
immerhin sechs Prozent. Basis ist die Verdienststrukturerhe-                 Die Beschäftigungsquote setzt die quantitativ bedeutendste
bung, die alle vier Jahre durchgeführt wird und aktuell für                  Erwerbstätigengruppe, die sozialversicherungspflichtig Be-
2018 vorliegt7.                                                              schäftigten, ins Verhältnis zur Bevölkerung. Wie die Erwerbs-
                                                                             tätigenquote liegt auch die Beschäftigungsquote, bezogen
                                                                             auf die 15- bis unter 65-Jährigen, für Frauen mit 57,6 Pro-
FRAUEN IN FÜHRUNGSPOSITIONEN                                                 zent unter dem Wert für Männer (64,2 Prozent). Die regiona-
                                                                             len Unterschiede sind allerdings beachtlich: fast zwei Drittel
Obwohl knapp die Hälfte der Beschäftigten weiblich ist, sind                 der Sächsinnen im erwerbsfähigen Alter sind sozialversiche-
Frauen in Aufsichts- und Führungspositionen nach wie vor                     rungspflichtig beschäftigt (65,4 Prozent), aber nur gut jede
unterrepräsentiert (vgl. Abb. 8). Lediglich 517.000 bzw.                     zweite Frau in Bremen (51,6 Prozent).
27 Prozent der Beschäftigten mit Aufsichts- und Führungs-
funktionen sind weiblich. Auch bei gleicher Qualifikation (glei-             In den Bundesländern fallen die Abweichungen zwischen der
cher Berufsabschluss) sind Frauen in Aufsichts- und Füh-                     Beschäftigungsquote für Frauen und der für Männern sehr
rungspositionen unterrepräsentiert: Knapp die Hälfte der Be-                 unterschiedlich aus: Während in Nordrhein-Westfalen die
schäftigten mit akademischem Abschluss sind weiblich. Ihr                    Beschäftigungsquote von Frauen um gut neun Prozent-
Anteil unter den Aufsichts- bzw. Führungskräften beträgt je-
7 Verdienststrukturerhebung 2018: https://www.destatis.de/DE/Themen/Ar-
beit/Verdienste/Verdienste-Verdienstunterschiede/Tabellen/bgbp-stunden-la-
ender-2018.html

                                                                                                                                                  15
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

A bbildung 9

Beschäftigungsquoten von Frauen in Prozent
Juni 2020, 15 bis unter 65 Jahre, Vergleich zu Männern
Deutschland                                                                                      Beschäftigungsquote der Frauen liegt um ... Prozent-
                                                                                                         punkte über/ unter der der Männer
                                                 Schleswig-
                                                  Holstein
                                                   57,0
                                                                Mecklenburg-                 Mecklenburg-Vorpommern                                +1,5
                                                                Vorpommern
  Beschäftigungsquote                                               61,9                                 Brandenburg                              +0,3
  Deutschland                                     Hamburg
                                                                                                             Sachsen
                                      Bremen
                                                    58,5                   Berlin                                                          -0,3
  Frauen: 57,6                         51,6
                                                                           55,1
  Männer: 64,2
                                            Niedersachsen                                                       Berlin                   -1,4
                                                 56,6
                                                                          Brandenburg                 Sachsen-Anhalt                    -1,6
                                                                              63,4
                                                              Sachsen-                                      Thüringen                   -1,8
                                  Nordrhein-                   Anhalt
                                  Westfalen                     62,8                               Schleswig-Holstein               -4,1
                                    53,6                                  Sachsen
                                                          Thüringen         65,4
                                                                                                             Hamburg               -4,8
                                                            63,4                                             Saarland            -6,4
                                               Hessen
                                                56,0
                               Rheinland-
                                                                                                         Deutschland            -6,6
                                 Pfalz                                                                        Bayern           -7,3
                                 54,9
                              Saarland                                                                        Bremen           -7,4
                                53,9
                                                                                                      Rheinland-Pfalz          -7,5
frauen_akt_rund                                                  Bayern

     unter 55%
                                              Baden-              60,3                                        Hessen          -7,9
                                            Württemberg
     55% bis unter 60%
                                               58,4                                               Baden-Württemberg           -8,1
     60% bis unter 65%                                                                                 Niedersachsen         -8,2
     65% und höher                                                                                Nordrhein-Westfalen       -9,2
Datenquelle: Statistisches B undesamt, M ikro zensus, Statistik der B undesagentur für A rbeit

punkte geringer ist als jene für Männer, übertraf in Mecklen-
burg-Vorpommern und Brandenburg die Beschäftigungs-
                                                                                         2.9 Kurzarbeit
quote von Frauen sogar die der Männer.
                                                                                         Die Maßnahmen zu Eindämmung der Corona-Pandemie hat-
                                                                                         ten enorme Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Dem massi-
Generell liegt die Beschäftigungsquote der Frauen in Ost-
                                                                                         ven Einsatz von Kurzarbeit, die die Beschäftigungsverhält-
deutschland mit 61,6 Prozent unverändert über der in West-
                                                                                         nisse in erheblichem Umfang stabilisiert hat, ist es zu ver-
deutschland (56,6 Prozent). Zudem haben Männer und
                                                                                         danken, dass das Beschäftigungswachstum nur vergleichs-
Frauen in den ostdeutschen Bundesländern annähernd
                                                                                         weise moderat gedämpft wurde. Im April 2020 – dem am
gleich hohe Beschäftigungsquoten. Allerdings war seit 2016
                                                                                         stärksten betroffenen Monat – bezogen knapp sechs Millio-
sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland eine Zunahme
                                                                                         nen Beschäftigte Kurzarbeitergeld aus konjunkturellen Grün-
der Differenz zwischen den Geschlechtern zu beobachten,
                                                                                         den. Der Einsatz von Kurzarbeit hat damit in der Spitze rech-
welche jedoch 2020 – vermutlich im Zuge der Corona-Krise
                                                                                         nerisch Arbeitsplätze rund 3 Millionen Beschäftigte gesichert
– gebremst wurde.
                                                                                         und deren vorübergehende Arbeitslosigkeit verhindert.
In längerfristiger Beobachtung nähern sich die Beschäfti-
                                                                                         Im Laufe des Sommers 2020 sanken die Kurzarbeiterzahlen
gungsquoten der Männer in Ost und West immer mehr an.
                                                                                         bis Oktober 2020. Die erneuten Eindämmungsmaßnahmen
2020 lag diese für die westdeutschen Männer 2,3 Prozent-
                                                                                         ab November führten bis zum Februar 2021 wieder zu stei-
punkte über derjenigen ostdeutscher Männer. Bei den weibli-
                                                                                         genden Kurzarbeiterzahlen. Im März 2021 ließen u.a. die an-
chen Beschäftigten liegt die Quote in Ostdeutschland deut-
                                                                                         ziehende Industriekonjunktur und die Aussicht auf eine brei-
lich über der westdeutschen. Dabei war die Differenz im
                                                                                         tere Verfügbarkeit von Impfstoffen die Geschäftserwartungen
langfristigen Vergleich weitgehend stabil, verringerte sich
                                                                                         und die Hoffnung auf (Teil-)Öffnungen der geschlossenen
aber in den letzten beiden Jahren nennenswert auf nunmehr
                                                                                         Bereiche steigen und die Zahl der Kurzarbeiterinnen und
5,0 Prozentpunkte.
                                                                                         Kurzarbeiter ist erstmals seit Oktober 2020 wieder gesunken.

                                                                                         Aufgrund der Branchenstruktur – die Maßnahmen zur Ein-
                                                                                         dämmung der Corona-Pandemie haben insbesondere Teile
                                                                                         des Dienstleistungssektors beeinträchtigt – sind in der

16
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern

A bbildung 10

Realisierte konjunkturelle Kurzarbeit
Zahl der Kurzarbeitenden* und Frauenanteil
Deutschland
                                                              6,0 Mio

                                                                 44% 41%                               Kurzarbeitende                                          2,6 Mio
                                                                                39%
  1,4 Mio                         Frauenanteil          46%                              38% 38%
                                                                                                 37% 37% 42%
   22%                                 19% 19%

  Sep
  Mai 19
      09                    Dez 19 Jan 20               Mrz 20                 Jun 20                    Sep 20                     Dez 20                     Mrz 21

Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit                   * Werte vo n Dezember 2020 bis M ärz 2021werden ho chgerechnet und sind daher no ch vo rläufig

Corona-Krise deutlich mehr Frauen von Kurzarbeit betroffen                             Im Laufe des Sommers 2020 sank der Frauenanteil wieder
als in vorangegangenen Krisen. Während der Anteil der                                  deutlich unter 40 Prozent. Aufgrund der erneut starken Be-
Kurzarbeiterinnen üblicherweise bei 20 bis 25 Prozent aller                            troffenheit von Handel und Gastgewerbe stieg er im Novem-
kurzarbeitenden Beschäftigten liegt, lag er im Jahr 2020 teils                         ber 2020 allerdings wieder auf 42 Prozent (vgl. Abb. 10). Ak-
über 40 Prozent. In der Spitze waren zu Beginn der Pande-                              tuellere Werte liegen nicht vor, da keine Hochrechnung der
mie im März 2020 gut 46 Prozent der Beziehenden von                                    realisierten Kurzarbeit nach Geschlecht möglich ist.
Kurzarbeitergeld weiblich. Damit war der Frauenanteil dop-
pelt so hoch wie während der Großen Rezession, als                                     Insgesamt waren im November 2020 7,0 Prozent der sozial-
schwerpunktmäßig das Verarbeitende Gewerbe – und damit                                 versicherungspflichtig Beschäftigten in Kurzarbeit (Kurzarbei-
mehrheitlich Männer (78 Prozent) – betroffen war.                                      terquote). Bei den männlichen Beschäftigten lag die Kurzar-

A bbildung 11

Konjunkturelle Kurzarbeit - Kurzarbeiterquote* nach Geschlecht und Branchen
Mai 2020 und November 2020, in Prozent
Deutschland                                                                                                                   Männer November 2020
                                                                                                                              Frauen November 2020
                                                                                     64,1
                                                                                            61,1                              Männer Mai 2020
                                                                                                                              Frauen Mai 2020
                                                                                                   51,8
                                                                                                      47,7

                              29,7
                                     29,1
                                                                                                                                                25,9
                                                           20,1                                                      19,6                          21,9
  18,7                                                                                                                                                      18,3
                                                             17,3                                                  17,5
      15,3                                                                                                                                                     16,1
                                             11,1
                7,6                      10,6                                                                                     9,5
                                                                     6,4                                                       6,7
                      6,4                                               5,8

       Gesamt                  Verarbeitendes                    Handel                Gastgewerbe                 Sonstige wirt-                 Sonst. Dienst-
                                 Gewerbe                                                                             schaftliche                 leistungen sow.
                                                                                                                  Dienstleistungen                Kunst, Unterh.
                                                                                                                                                  und Erholung

Datenquelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit                           * A nteil Kurzarbeiter an so zialversicherungspflichtig B eschäftigten im jeweiligen M o nat

                                                                                                                                                                         17
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