Andacht zum Palmsonntag, 2. April 2023
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Ev.-Luth. Kirchengemeinde Niendorf Andacht zum Palmsonntag, 2. April 2023 von Pastorin Ute Andresen Und wieder ist es Sonntag – herzlich willkommen zur Newsletter-Andacht. Und mit dem Palmsonntag feiern wir einen ganz besonderen Sonntag im Kirchenjahr. Er markiert die Überleitung von der Passionszeit in die Karwoche und hat neben nachdenklichen Tönen auch gleichzeitig einen jubelnden hoffnungsvollen Klang. Wir feiern Andacht im Namen Gottes, Quelle des Lebens im Namen Jesu Christi, schweigender Gottes Sohn und im Namen des Heiligen Geistes, Mutgeber in schweren und glücklichen Stunden. Amen. Psalm 69 (nach Peter Spangenberg, aus: Höre meine Stimme, 83) Lieber Gott, komm und bleib dicht bei mir. Das Wasser steht mir bis zum Hals, und ich habe das Gefühl: Ich versinke im Morast. Meine Füße verlieren den Grund. Meine Angst ist wie ein Abgrund, mir wird schwindlig. Ich habe bald keine Tränen mehr; so viel habe ich geweint. Meine Stimme ist heiser, weil ich so viel geschrien habe. Vor meinen Augen ist es wie Nebel, ich kann nicht klarsehen. Ich warte schon so lange auf dich. Du kennst alle meine Schwächen. Ich möchte nicht, dass es andere merken, damit sie nicht ihren Glauben verlieren, weil sie mich so sehen. Vieles hat sicher damit zu tun, dass ich mich zu dir bekenne. Mit meinen liebsten Menschen verstehe ich mich oft nicht mehr. Wirke ich zu fromm? Wirke ich eingebildet? Zwischendurch habe ich mich zurückgezogen. Es hat nichts genutzt. Wenn ich Menschen treffe, die ich kenne, denke ich: Jetzt reden sie schon wieder über mich und ziehen über mich her. Halt mich fest, lieber Gott, zieh mich vom Abgrund zurück. Ich weiß, dass du mich hörst, und das tut so gut. Du weißt, worunter ich leide, du kennst, was mich drückt. Ich hoffe oft, dass jemand kommt und mich in den Arm nimmt. – Aber es kommt keiner. Sie speisen mich ab mit dummen Sprüchen und füttern mich mit klugen Ratschlägen. Mir ist zum Heulen elend zumute. Gott, bei dir bin ich sicher, nimm du mich in den Arm. – Ich will dir danken.
Das Evangelium ist gleichzeitig der Predigttext und steht im Johannesevangelium 12, 12-19: 12 Am nächsten Tag verbreitete sich unter der Volksmenge, die zum Passahfest gekommen war, die Nachricht: Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. 13 Da nahmen die Menschen Palmenzweige, liefen Jesus entgegen und riefen ihm begeistert zu: »Gelobt sei Gott! Gepriesen sei, der in Gottes Auftrag kommt, der König von Israel!« 14 Jesus ließ sich ein Eselfohlen bringen und ritt auf ihm in die Stadt. Damit erfüllte sich das Prophetenwort: 15 »Fürchtet euch nicht, ihr Menschen auf dem Berg Zion! Euer König kommt! Er reitet auf einem Eselfohlen.« 16 Doch das verstanden seine Jünger damals noch nicht. Erst nachdem Jesus in Gottes Herrlichkeit zurückgekehrt war, begriffen sie, dass sich mit dem, was hier geschah, die Voraussage der Heiligen Schrift erfüllt hatte. 17 Alle, die dabei gewesen waren, als Jesus Lazarus aus dem Grab gerufen und wieder zum Leben erweckt hatte, hatten es weitererzählt. 18 Deswegen liefen Jesus jetzt auch so viele Menschen entgegen. Sie wollten den Mann sehen, der ein solches Wunder vollbracht hatte. 19 Nur die Pharisäer warfen sich gegenseitig vor: »Nun seht ihr, dass ihr so nichts erreicht! Alle Welt rennt ihm hinterher!« (Hoffnung für Alle) Predigt Liebe Lesende, plötzlich kommt Unruhe in die Menschen von Jerusalem. Erst beginnt es leise, mit einem Anstupsen und fragen: „Ist das nicht?“ – „Ja, das könnte er sein!“ – „Klar, das ist er. Ich habe ihn schon mal gesehen!!“ Mehr und mehr Leute werden auf Jesus aufmerksam, als er so schweigsam auf seinem Esel auf das Stadttor zureitet. Die Nachricht scheint sich wie ein Lauffeuer zu verbreiten – die Volksmenge läuft ihm entgegen, schlagen Palmzweige von den Bäumen und legen ihre Kleider auf die Straße: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!“ rufen sie und feiern ihn wie einen König, der zu ihnen kommt. Zu ihnen nach Jerusalem, zu ihnen in ihr Leben, um eine Veränderung in die Verhältnisse zu bringen, um die Römer aus dem Land zu jagen, um die Bedränger endlich loszuwerden, um wieder frei zu sein. Einige fragen sich vielleicht: „Und das soll dieser unaufgeregte, schweigende Mann auf seinem Esel vollbringen; kein Schlachtross, keine Rüstung, keine Armee, …?“ Aber die Freude reißt die Zweifler*innen mit: „Hosianna!! Rette, hilf uns bitte!“ Wer sind diese Menschen, die auf das große Passahfest in die Hauptstadt strömen, die sich auf den Austausch mit anderen und eine entspannte Zeit ohne Arbeit freuen. Sie wollen feiern. Und nun sehen sie Jesus, von dem sie schon viel gehört haben; der Wunder vollbringen kann. Die Nachricht von der Auferweckung des Lazarus hat sich schon längst den Weg nach Jerusalem gebahnt. Jesus, der die Menschen begeistert, kommt. Jesus, der von einem neuen Reich spricht, der Hoffnung schenkt, kommt. Derjenige, der sie satt macht, kommt. Sie wollten ihn schon einmal zum König machen, damals, als er 5000 Menschen mit zwei Broten und 5 Fischen satt gemacht hatte – und jetzt – jetzt kommt er endlich zu ihnen. Es wird getanzt, gelacht, gesungen und der Festtagsjubel nimmt Fahrt auf. Ob es die gleichen Leute sind, die vier Tage später „Kreuzige!“ rufen, weiß ich nicht – es wird in den Berichten nicht eindeutig erzählt. Es wurden so unterschiedliche Erwartungen an Jesus geknüpft, auch verschiedene Ansichten wie der Messias sein sollte und was er zu tun hatte. Das trifft heute genauso zu: In unserer individualistischen Gesellschaft macht sich jede*r seine eigenen Vorstellungen von Gott, was zu tun oder zu lassen ist – wenn man überhaupt noch mit Gott in seinem oder ihrem Leben rechnet. Ich möchte mich heute auf zwei andere Punkte konzentrieren:
1. Die Begeisterten und der christliche Glaube 2. Das Schwere, das Leiden und der christliche Glaube Und beginne mit der Begeisterung: Ich sehe das Bild, wie die Leute Jesus feiern, direkt vor mir und möchte am liebsten hineinsteigen und mitfeiern – möchte das Glück über den Mann und über die befreiende Lehre, das Christentum, hinausfreuen, mit den anderen Jesus entgegen- laufen, singen, tanzen und mich in der Lebensfreude und Begeisterung treiben lassen, um Gott zu feiern. Was ist das mit den Gottesdiensten und der Begeisterung, einer Gelöstheit im Glauben? Gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, das Vieles mit angezogener Handbremse geschehen soll? Mehr Dur statt Moll in der Stimme und in der Musik, ein pulsierendes, fröhliches Herz im gottesdienstlichen Ablauf, das beim Durchatmen hilft und Glaubenszuversicht und -fröhlich- keit spüren lässt. Die Geschichte vom Einzug in Jerusalem macht mir Mut. Da ist Bewegung drin, da springt mich die Begeisterung für Jesus an, da freuen sich Menschen gänzlich über Jesus. Sie sind begeistert von den Geschichten, die sie von Jesus gehört haben, sie sehen eine neue Zukunft, eine Hoffnung, eine Zusage: Jesus verändert Leben, hilft Mutlosen und Blinden wieder Perspektiven zu sehen, stellt Einsamen Menschen an die Seite. Über all das kann man sich freuen und begeistert Hosianna rufen, damals und wie heute. Und die Geschichte vom Lazarus – ist doch echt n Ding. Draußen, in Bethanien, ganz in ihrer Nähe ist es geschehen – und hier kommt er – zu ihnen, zu uns! Die Leute sind voll aus dem Häuschen und feiern IHREN Messias, ihren Befreier und Wegweiser. Manche sehen solche Begeisterung kritisch und sagen: Das ist doch nur oberflächlich und hat keinen tiefen Glauben – woher wissen die das? Warum muss alles zerredet und beurteilt werden? Gott zu feiern ist doch völlig in Ordnung und Glaubensfröhlichkeit ist ansteckend, ist begeisternd, ist unser JA zum Leben, zu Gott. Jesus selbst ist doch das beste Beispiel dafür, Gott, das Leben und die Liebe zu feiern. Der Palmsonntag mit dem Einzug in Jerusalem ist ein Jubeltag: die Menge feiert den Sohn Gottes, den König von Israel, der schon so viel durch sein Wirken von Gott gezeigt hat, von einem positiven Lebensansatz, von der Bejahung des Lebens, das gestaltet werden will. Jetzt kann man sich fragen: Ist das Leben denn eine einzige Feierei? Wie gehe ich mit all dem Leiden um? Das ist mein 2. Punkt, die Kehrseite unseres Lebens. Fakt ist: Ich bin nicht immer gut drauf und das Leben läuft auch nicht immer so, wie ich es mir ausgedacht habe. Es gibt Leid, das ich nicht erklären kann, wo ich einfach nur fragen: Was soll das jetzt? Das Sterben in den Kriegen, die Not nach Naturkatastrophen, das Leid in persönlichen Schicksalsschlägen – und da kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen oder alles vergessen wollen, Party machen, um alles abzuhaken. Das ist keine Lösung. Ich gucke wieder auf Jesus: Der begeisterte Einzug in Jerusalem mit den jubelnden Menschen ist der Beginn der Karwoche. Kurz bevor Jesus nach Jerusalem reitet, salbt ihn Maria die Füße. Die Jünger sind entsetzt: Das kostbare Öl hätten wir verkaufen und den Armen damit Gutes tun können – was für eine Verschwendung! Aber Jesus sagt ihnen, dass Maria ihn für sein Begräbnis gesalbt hat. Er sagt auch: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ Jesus weiß also, worauf er sich einlässt, wenn er stumm nach Jerusalem hineinreitet: Er hat sein Leiden und Tod vor Augen – und er stellt sich dem Leiden. Gott und Jesus sind nicht nur ein Gott der guten Laune, sondern auch der schweren Zeiten. Er stellt sich ihnen und hält sie aus. Gott ist mit uns nicht nur in den fröhlichen, sondern auch in
den furchtbar traurigen Momenten. Gott ist da, bei uns – immer! Wenn wir das glauben können, dann liegt eine Stärke in unserem christlichen Glauben, der das Leid nämlich nicht einfach versucht auszublenden und zu übergehen, sondern es trägt und aushält. Davon bin ich überzeugt. Der christliche Glauben besitzt zum einen eine Glaubensfröhlichkeit, aus der mir Mut zuwächst, auch mal was Neues auszuprobieren, Gott zu feiern und meinen Nächsten wie mich selbst zu lieben, eine Freude und Begeisterung für Gott, die neue Perspektiven entwickelt. Zum anderen stellt der Glaube sich dem Schweren und Schlimmen im Leben, auch wenn das Warum unverständlich bleibt und vertraut darauf, dass Gott da ist, mitleidet und in allem den Kummer trägt – dich durch die Höhen und Tiefen des Lebens begleitet. Amen Fürbitte Jesus, du kommst zu den Verletzten und Verfolgten, du kommst zu uns. Du bringst Barmherzigkeit, du bringst Gerechtigkeit, du bringst Frieden. Jesus, die Deinen warten auf dich. Deine weltweite Kirche denkt an dein Leiden. Sie zeigt dir die Kranken und alle, die für sie sorgen. Sie legt dir alle ans Herz, die vor Sorge schlaflos sind, die Enttäuschten die, die aufbrechen, weil sie trotzdem hoffen. Wir hoffen, du heilst. Wir hoffen, du bist unsere Zukunft. Wir hoffen, du bist der Frieden. Jesus, wir ziehen dir entgegen. Wir bitten dich: Zieh mit deinem Frieden ein. Höre uns, sieh uns an, trage uns, heute und alle Tage. Amen. Vater unser Vater unser im Himmel Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld. Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen
Segen Gott segne uns und behüte uns. Gottes Wort leuchte uns den Weg, der vor uns liegt. Gottes Geist sei um uns herum, um uns zu stärken Gott hab uns in deinem Blick und gebe uns Frieden. Amen
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