Antibiotika Empfehlungen Kantonsspital Baden 2019 - e-mail: (auch für Bestellungen dieses Büchleins)
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Antibiotika Empfehlungen Kantonsspital Baden 2019 e-mail: infektiologie@ksb.ch (auch für Bestellungen dieses Büchleins)
Substanz Präparat im KSB (Stand 12/2018) Substanz Präparat im KSB (Stand 12/2018) Acyclovir Aciclovir Labatec iv Amoxicillin/ Co-Amoxi Mepha Clavulansäure Fluconazol Fluconazol Labatec (iv) Fluconazol Sandoz (po) Ertapenem Invanz Azithromycin Azithromycin Spirig Meropenem Meronem TMP/SMX Bactrim forte, Nopil (Sirup) Metronidazol Metronidazol Bioren (iv), Flagyl (po) Cefuroxim Cefuroxim Fresenius (iv) Moxifloxacin Avalox Cefuroxim Sandoz (po) Norfloxacin Norsol Ceftriaxon Rocephin Penicillin G Penicillin iv Cefepime Cefepim Sandoz Gentamicin Refobacin Ceftazidim Fortam Piperacillin/ Piperacillin/Tazobactam Sandoz Ciprofloxacin Ciproxin Tazobactam Clarithromycin Klacid, Klaciped (Susp) Imipenem Imipenem-Cilastatin Labatec Valacyclovir Valaciclovir Sandoz Vancomycin Vancomycin Labatec Clindamycin Clindamycin Pfizer Flucloxacillin Floxapen
Bild Frontseite: „Der Tonhallepavillon in Zürich als Krankensaal für grippekranke Soldaten“ 1918/1919 Vor 100 Jahren wütete die spanische Influenza weltweit. Circa eine halbe Milliarde Menschen erkrankten, es starben zwischen 20 und 50 Mio. Menschen daran. In der vom Krieg unversehrten Schweiz registrierten die Bundesbehörden unter den 4 Millionen Einwohnern 744‘000 Fälle von Influenza, rund 24‘500 Menschen starben. Im Unispital Zürich starben 60% der Influenzapatienten mit Pneumonie. Siehe auch: Bernhard Lauterburg: Grippe-Pandemie von 1918/1919: Die schlimmste Überraschung war die absolute Ohnmacht … Schweizerische Aerztezeitung. https://saez.ch/de/article/doi/bms.2018.06703/ Dieses Büchlein kann bestellt werden unter: infektiologie@ksb.ch oder auf dem Sekretariat der Infektiologie KSB geholt werden. Literaturangaben: Aus Platzgründen sind diese nicht aufgeführt. Berücksichtigt werden u.a. die Nationalen Guidelines der Schweiz, der NL, UK und USA sowie die Richtlinien der Fachgesellschaften © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 3
Inhaltsverzeichnis Erreichbarkeit Infektiologie/Spitalhygiene ........................................................................................................................................... 8 Sprechstunde Infektiologie.................................................................................................................................................................... 8 Antibiotika: Therapiekosten/Tag (Publikumspreise) Stand 1/2019 .................................................................................................... 9 Allgemeines .......................................................................................................................................................................................... 10 Gefährliche Antibiotika: ........................................................................................................................................................................................ 10 Rasche Umstellung von iv Therapie auf po :........................................................................................................................................................ 10 Bioverfügbarkeit .................................................................................................................................................................................................. 10 Korrekte orale Einnahme ..................................................................................................................................................................................... 10 Penicillinallergie/Kreuzallergien ........................................................................................................................................................................... 11 Prophylaxen ........................................................................................................................................................................................................ 11 Antibiotikaverordnungen ...................................................................................................................................................................................... 11 Ambulante antibiotische Therapien ...................................................................................................................................................................... 11 Multiresistente Erreger, Erreger mit induzierbaren Resistenzen ......................................................................................................................... 12 Interaktionen........................................................................................................................................................................................................ 12 Auftreten von long QT- Syndrome bei folgenden Antibiotika möglich ................................................................................................................... 13 Infektionen des oberen Respirationstraktes ...................................................................................................................................... 14 Pneumonie ............................................................................................................................................................................................ 17 Influenza ................................................................................................................................................................................................ 20 Tuberkulose .......................................................................................................................................................................................... 22 Harnwegsinfekte ................................................................................................................................................................................... 24 © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 4
Genitale Infektionen, Männer............................................................................................................................................................... 25 Gynäkologische und geburtshilfliche Infektionen, Frauen ............................................................................................................... 26 Sexuell übertragbare Erkrankungen (STIs) ........................................................................................................................................ 27 Abdominelle Infektionen: konservative Therapie, prä – und / oder postoperative Behandlung ................................................... 28 Infektiöse Diarrhoe ............................................................................................................................................................................... 32 Sepsis .................................................................................................................................................................................................... 34 Katheter-Infektionen ............................................................................................................................................................................. 36 Endocarditis (=IE) ................................................................................................................................................................................. 38 Borreliose .............................................................................................................................................................................................. 41 Frühsommer-Meningoencephalitis („Zecken-Encephalitis“)............................................................................................................ 41 Meningitis / Meningoenzephalitis bei Erwachsenen ......................................................................................................................... 42 Prophylaxe bei Meningokokken- Exposition:........................................................................................................................................................ 44 Meningitis/Enzephalitis: Was untersuchen (Labor) .............................................................................................................................................. 45 Haut und Weichteilinfektionen ............................................................................................................................................................ 46 Diabetischer Fuss ................................................................................................................................................................................. 48 Knochen- und Gelenksinfektionen ..................................................................................................................................................... 50 Diagnostik Knochen und Gelenksinfektionen ....................................................................................................................................................... 51 Schema: Vorgehen bei Implantatassoziierten Infektionen (= PJI; Orthopädie) Nach Trampuz et al., Dez. 2017 ....................... 52 Malaria ................................................................................................................................................................................................... 54 © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 5
Febrile neutropene Episode: Empirische Therapie ........................................................................................................................... 57 Pneumocysten- Pneumonie (HIV-Positive, Immunsupprimierte) .................................................................................................... 60 Varizella- Zoster-Virus .......................................................................................................................................................................... 62 Herpes simplex Virus Typ 1 und Typ 2 ............................................................................................................................................... 63 Candidiasis ........................................................................................................................................................................................... 64 Perioperative Antibiotika-Prophylaxe ................................................................................................................................................. 66 Endocarditis- Prophylaxe .................................................................................................................................................................... 70 Postexpositionsprophylaxe nach Nadelstichverletzung respektive anderen HIV- und Hepatitis B/C-Expositionen ................. 74 Flowchart PEP Nadelstichverletzungen ............................................................................................................................................................... 76 Postexpositionsprophylaxe (=PEP) gegen Rabies (Tollwut) ............................................................................................................ 77 Tetanus- Prophylaxe bei Verletzungen ............................................................................................................................................... 78 Impfempfehlung für KSB-Personal ..................................................................................................................................................... 79 Spitalhygiene: Indikationsliste für Isolationen .................................................................................................................................. 80 Meldepflichtige Erkrankungen (BAG) Stand 1/2019 .......................................................................................................................... 88 Dosierung bei Leberinsuffizienz ......................................................................................................................................................... 90 Antibiotika – Dosierungen und deren Anpassung bei Niereninsuffizienz ....................................................................................... 90 Acyclovir i.v. bei Niereninsuffizienz.................................................................................................................................................... 92 Verlängerte Infusionszeiten für Beta-lactam-Antibiotika .................................................................................................................. 92 © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 6
Aminoglycosid – Therapie: Gentamicin ............................................................................................................................................. 94 Intravenöse Vancomycin-Therapie ..................................................................................................................................................... 95 Rifampicin - Interaktionen mit oraler Antikoagulation ...................................................................................................................... 95 Stichwortverzeichnis ............................................................................................................................................................................ 96 Dies sind Empfehlungen zur empirischen antibiotischen Therapie bei Erwachsenen. Bei Erregeridentifikation sofortige Anpassung an die nachgewiesenen Erreger ! Eine Bitte: Für Rückmeldungen von Fehlern und ähnlichem bin ich sehr dankbar. Jede und Jeder ist für seine Verordnungen selbst verantwortlich! Wo ist das Notfallsortiment der Medikamente zu finden?: 1. Medikamente mit Lagerung bei Raumtempertur im INZ 2. Medikamente mit Lagerung im Kühlschrank auf IDIS (im Notfallkühlschrank, nicht dem normalen IDIS- Sortiment!) 3. alle Impfstoffe sind im Kühlschrank auf dem INZ für den Notfall vorrätig © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 7
Erreichbarkeit Infektiologie/Spitalhygiene Konsilanmeldung: am liebsten im Kisim! Konsilsucher Tel. 2580 e-mail: infektiologie@ksb.ch Ärzte/-in Dr. med Andrée Friedl, Leitende Ärztin Infektiologie/Spitalhygiene: Tel 2582 (oder via Sekretariat 2584) Dr. med. Benedikt Wiggli, Oberarzt Infektiologie/Spitalhygiene: Tel 2587 (oder via Sekretariat 2584) Dr. med. Michael Greiner, Oberarzt Infektiologie/Spitalhygiene: Tel 2588 (oder via Sekretariat 2584) Sekretariat: Tel. 2584, Fax 2589 Hygieneberaterinnen: e-mail: spitalhygiene@ksb.ch Frau U. Leuenberger, Tel 2925 Frau J. Müller Tel 2924 Frau U. Groth, Tel 2955 Ausserhalb der regulären Arbeitszeiten: 1. Konsil beim internistischen Dienst-Kaderarzt anmelden. 2. Wir bieten einen telefonischen Hintergrunddienst, nicht Pikett. Infektiologischer/Spitalhygienischer Dienstarzt ist auf dem privaten Natel erreichbar. Sprechstunde Infektiologie Anmeldung: im KISIM / Tel. 2584 / Fax 2589 / e-mail: infektiologie@ksb.ch Bitte dem Sekretariat sagen, falls ein Patient infektiös ist (z.B. Träger von MRSA) • Ambulante Sprechstunde für allgemeine Infektiologie, HIV- und Hepatitispatienten (incl. Elastographie (Fibroscan®), STD’s etc. • Tropen- und Reisemedizinische Sprechstunde (incl. Gelbfieberimpfung) • Organisation und Betreuung der ambulanten intravenösen Antibiotika-Therapien (Im Kisim anmelden oderTelefon 2584) „OPAT“ • MRSA - Dekolonisations-Sprechstunde © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 8
Antibiotika: Therapiekosten/Tag (Publikumspreise) Stand 1/2019 Substanz Präparat Dosierung Kosten Substanz Präparat Dosierung Kosten (Beispiele) sFr./ (Beispiele) sFr./ Tag Tag (SL- (SL- Preis) Preis) Acyclovir Aciclovir Labatec iv 3x750 mg iv 122.40 FlucloxacillinFloxapen 3x2 g iv 80.79 Amoxicillin/ Co-Amoxi Mepha 3x2.2 g iv 16.61 Fluconazol Fluconazol Labatec 400 mg/Tag 92.40 Clavulan- 2x1 g po 4.05 (iv) iv 9.68 säure Fluconazol Sandoz 200 mg/Tag Azithromycin Azithromycin Spirig 1x 250mg 3.83 (po) po TMP/SMX Bactrim forte, Nopil 2x 800/ 0.92 Ertapenem Invanz 1x1 g iv 81.65 (Sirup) 160mg po Meropenem Meronem 3x1 g iv 145.65 Cefuroxim Cefuroxim Fresenius 3x 1.5g 32.40 Metronidazol Metronidazol Bioren 3x500 mg iv 14.58 (iv) (iv), Flagyl (po) 3x500 mg po 2.40 Cefuroxim Sandoz 2x 250mg 2.80 Moxifloxa-cin Avalox 1x 400mg po 6.18 (po) Norfloxacin Norsol 2x400 mg po 2.41 Ceftriaxon Rocephin 1x2 g iv 58.00 Penicillin G Penicillin iv 6x3 Mio iv 90.90 Cefepime Cefepim Sandoz 2x2 g iv 44.42 Gentamicin Refobacin 1x320 mg iv 22.96 Ceftazidim Fortam 3x2 g iv 127.05 Piperacillin/ Piperacillin/Tazobact 3x4.5 g iv 117.- Ciprofloxacin Ciproxin 2x500 mg po 5.35 Tazobactam am Sandoz 2x400 mg iv 118.- Imipenem Imip enem-Cilastatin 4x500 mg iv 63.96 Clarithro- Klacid, Klaciped 2x500 mg po 6.39 Labatec mycin (Susp) Valacyclovir Valaciclovir Sandoz 3x1g po 17.67 Clindamycin Clindamycin Pfizer 3x600 mg iv 95.88 Vancomycin Vancomycin Labatec 2x1 g iv 58.36 3x600 mg po 9.68 © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 9
Allgemeines Gefährliche Antibiotika: • Vancomycin: siehe p. 95 • Aminoglycoside: Gentamicin siehe p. 94 • Acyclovir i.v.: siehe p. 92 Rasche Umstellung von iv Therapie auf po : • klinische Zeichen der Infektion verbessert (Fieber gesunken etc.); Leukozyten sich normalisierend. CRP ist meist irrelevant für diesen Entscheid • Umstellung meist möglich 24 -72 h nach Beginn der iv Antibiotikatherapie. Nicht länger als 72 h iv. therapieren, ausser Kontraindikation für po Therapie • Kontraindikation für po Therapie: kein po-Antibiotikum verfügbar, Meningitis, Sepsis mit pos. Blutkultur, Endocarditis, Agranulozytose, nicht funktionierende enterale Aufnahme (z.B. Illeus, Erbrechen, Malabsorption, schwere Diarrhoe) Bioverfügbarkeit Einige Antibiotika sind sehr gut bioverfügbar und sollten nur iv gegeben werden, wenn der Gastrointestinal-Trakt nicht funktioniert. Dosierung 1:1 po resp iv mit Ausnahme von Ciprofloxacin (Ciprofloxacin 500 mg po = 400 mg iv): Ciprofloxacin Clindamycin Metronidazol Rifampicin Fluconazol Acyclovir iv kann ausser bei der HSV-1 Encephalitis meist durch Valacyclovir po ersetzt werden. Korrekte orale Einnahme Zwingend mit Essen einnehmen (Einnahme mit oder während Essen, mit Fett): Cefuroxim; Nitrofurantoin; alle Antimalariamittel (Artemether/Lumefantrin, Mefloquin, Chloroquin) Zwingend nüchterne Einnahme (Einnahme mind. 1 Stunde vor oder 2 Stunden nach dem Essen): Penicillin; Norfloxacin, Ciprofloxacin; Erythromycin, Tuberkulostatika (Rifampicin; Rifater®, Ethambutol, Isoniazid etc.) © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 10
Penicillinallergie/Kreuzallergien • Cave: nicht alles was der Patient als Allergie bezeichnet, ist auch eine Allergie (z.B. Nausea, gastrointestinale Unverträglichkeit). • Anamnestisch unsichere Allergie: Medikament kann gegeben werden • Kreuzreaktion bei echter Penicillinallergie: o < 5% bei Gabe eines Cephalosporins (incl. 1./2. Generation) o < 2% bei Gabe eines 3. oder 4. Generations- Cephalosporin (Ceftriaxon, Ceftazidim, Cefepim) o < 1% bei Gabe eines Carbapenems • Anaphylaktische Reaktion auf Penicilline (Soforttyp, d.h. Atemnot, Gesichtsschwellung, Anaphylaxie): keine anderen β-Laktame (d.h. Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme) geben. • Hautausschläge und ähnliche Reaktionen auf Penicilline (Spättyp): Cephalosporine und Carbapeneme erlaubt. Falls > 10 Jahre her: es können auch Penicilline gegeben werden, falls sie die beste therapeutische Option darstellen Prophylaxen Perioperativ: Siehe Richtlinien p. 66 DK: liegender DK ist kein Grund für eine „prophylaktische“ Dauerantibiotika – Gabe (siehe auch p. 24) Endocarditis, Meningitis, Postexpositionsprophylaxen: siehe entsprechende Kapitel Antibiotikaverordnungen • Bei der Verordnung von Antibiotika von Anfang an festlegen, wie lange das Antibiotikum gegeben werden soll. Man kann die Verordnung ja immer noch ändern! • Bei Therapien mit Reserveantibiotika abweichend von den Richtlinien soll frühzeitig ein infektiolog. Konsil erfolgen (Imipenem, Meropenem, Piperacillin/Tazobctam, Cefepim, Linezolid, Daptomycin) Ambulante antibiotische Therapien • Organisatorisches: Anmeldung im KISIM, auf Tel. 2584, per mail auf infektiologie@ksb.ch oder per Fax 2589. Wir organisieren den Rest. • Cave: Gewisse Antibiotika brauchen vorgängig eine Kostengutsprache durch die Krankenkasse (z.B. Daptomycin, teilweise Ceftriaxon), ebenso die von uns eingesetzten Elastomer-Infusionspumpen. Diese sollten idealerweise vor Start der ambulanten Therapie vorliegen. Kostengutsprachen für Elastomerpumpen machen wir von der Infektiologie gerne selber, die anderen bitten wir Euch zu erledigen © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 11
Multiresistente Erreger, Erreger mit induzierbaren Resistenzen Bei folgenden Erregern muss mit einer verminderten Wirkung von Antibiotika gerechnet werden, ein Infektiologisches Konsil wird empfohlen bei allen der folgenden Erreger: Enterococcus faecium Serratia Staphylococcus aureus Pseudomonas, Klebsiella pneumoniae Acinetobacter Acinetobacter baumannii Citrobacter Pseudomonas aeruginosa Enterobacter Enterobacter spp. • MRSA Isolieren/Spitalhygiene informieren. Penicilline, Cephalosporine und anderes nicht wirksam • VRE Isolieren/Spitalhygiene informieren. Häufig nur noch schwierig zu therapieren und spitalhygienisch sehr bedenklich. • Carbapenemaseproduzierende gramnegative Erreger (CPE): sofortiges infektiologisches Konsil. Isolieren/Spitalhygiene sofort informieren. Nur noch schwierig zu therapieren. Spitalhygienisch sehr bedenklich. • ESBL-produzierende gramnegative Erreger: keine Therapie mit Penicillinen oder Cephalosporinen (auch falls diese in der Resistenzprüfung mit „empfindlich“ angegeben sind!) v.a. bei schweren Infektionen. Isolation: siehe entsprechende Richtlinien, muss oft, aber nicht immer isoliert werden (siehe p. 80) • SPACE: Bei diesen gramengativen Erregern mit einer Resistenz auf Cefoxitin kann eine ampC-Betalactamase vorliegen. Diese ampC-Betalactamase manifestiert sich erst unter einer antibiotischen Therapie und Penicilline und Cephalosporine der 1. bis 3. Generation werden unwirksam. Interaktionen Folgende Antibiotika sind sehr Interaktionsträchtig: • Rifampicin (siehe auch p. 95 ) • Bestimmte HIV-Medikamente: siehe https://www.hiv-druginteractions.org/ • Azithromycin © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 12
Auftreten von long QT- Syndrome bei folgenden Antibiotika möglich • Makrolide (Erythromycin>Clarithromycin>Azithromycin) • Fluorochinolone (Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin) • Azole (Fluconazol, Itraconazol) -> Vor prolongierter Gabe eines dieser Medikamente sollte ein weniger als 5 Jahre altes EKG eine normale QT-Zeit aufweisen © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 13
Infektionen des oberen Respirationstraktes Klinisches Bild Wichtigste Erreger Therapie 1. Wahl Bemerkung/Allergie Otitis media Viral, Pneumo- Abwartendes Beobachten; Paracetamol, Ohne untenstehende Faktoren kokken, H. Ibuprufen Perforierte Otitis media mit Otorrhoe und/oder influenza, M. Amoxicillin 3x1g po Cefuroxim 2x500 mg keine Besserung der Symptome nach catarrhalis x 5 Tage po x 5 Tage oder symptomatischer Therapie nach 48-72 Bactrim forte 2x1 x 5 Stunden Tage Antibiotika-Therapie in den letzten 30 Tagen oder Amoxicillin/ rezidivierender akute Otitis media oder Risiko für Clavulansäure 3x1 Kontakt / Kolonisation mit Penicillin nicht- g po x 5 Tage empfindlichen Pneumokokken* oder Fehlendes Ansprechen auf Amoxicillin innert 72 Stunden Sinusitis, akut Viral (90-99%!), Abwartendes Beobachten, Paracetamol, Ibuprufen Ohne untenstehende Faktoren Streptococcus • Symptome vereinbar mit akuter Rhinosinusitis pneumoniae, Amoxicillin 2-3x1 g po x Cefuroxim 2x500 mg po ohne klinische Besserung nach ≥10 Tagen Haemophilus 5-7 Tage oder Doxycyclin 100mg/12h • Schwere Symptome und hohes Fieber (≥ 39,0 ° influenzae, DD x 5-7 Tage C) und eitriger Nasenausfluss oder allergisch Gesichtsschmerzen, die mindestens 3-4 aufeinanderfolgende Tage anhalten • Sich verschlechternde Symptome nach initialer Besserung mit Fieber, Kopfschmerzen oder vermehrtem Nasenausfluss und nach typischer viralen Infektion der oberen Atemwege die 5-6 Tage andauerte und sich anfänglich verbesserte (“double-sickening”) Besonders schwere Falle, immunsupprimierte Amoxicillin / Personen, ethmoidale und sphenoidale Sinusitis, Clavulansäure 3x1 g po Antibiotika-Einnahme im letzten Monat, fehlendes Ansprechen auf Amoxicillin alleine innert 72 Stunden © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 14
Klinisches Bild Wichtigste Erreger Therapie 1. Wahl Bemerkung/Allergie chronisch Keine Antibiotika ORL-Beurteilung (> 4 Wochen Dauer) Streptokokken- Tonsillitis (Centor-Score 3-4 + Streptokokken der Amoxicillin 2x1 g po x 6 Clarithromycin 2x500 mg po. pos. Schnelltest)** Gruppe A Tage x 6 Tage (Cave:Pharyngitis in Oder Cefuroxim 2x500 mg 90% viral) po x 6 Tage Peritonsillarabszess Anaerobier, Clindamycin 3 x 600 mg Amoxicillin / Clavulansäure + HNO-Konsil (Drainage?) Streptokokken iv oder po x 14 Tage 3x2.2 g iv, im Verlauf auf 2x1 g po wechseln. Therapie total x 14 Tage Epiglottitis Haemophilus Ceftriaxon 1 x 2 g iv im Verlauf Umstellung auf influenzae, viral Amoxicillin/Clavulansäure 2x1 g po. (Therapiedauer iv+ po 7-10 Tage) Akute Bronchitis, Pharyngitis meist viral keine antibiotische Symptomatische Therapie Therapie ! Subakuter/ Chronischer Husten > 21 Tage Pertussis? u.v.a. nicht Abklärung! Keine infektiöse Ursachen antibiot. Therapie *Peni-resistente Pneumokokken, Vorkommen: ändert sich häufig, aber z.B. Westschweiz, Spanien, Portugal, Osteuropa, Zypern ** Centor-Kriterien haben einen schlechten prädiktiven Wert, können aber genutzt werden: Fehlen von Husten 1 Punkt Exsudat auf Tonsillen 1 Punkt Fieber in der Anamnese 1 Punkt Druckempfindlcihe zervicale LK 1 Punkt 0-2 Punkte: kein Abstrich (Strept. Schnelltest), keine antibiotische Therapie 3-4 Punkte: Abstrich (Strept. Schnelltest) machen, falls positiv: antibiotische Therapie © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 15
Klinisches Bild Therapie 1. Wahl Alternative/Allergie Kommentar Exazerbation einer COPD Viral (ca. 50%) Definition: akut einsetzende respiratorische Verschlechterung eines COPD-Patienten aus einem S. pneumoniae, stabilen Zustand über die normale Variabilität hinaus (Dyspnoe↑, Sputum↑, Änderung der Haemophilus Sputumfarbe) influenzae, Moraxella „Standard“-Therapie Amoxicillin 3x500 mg po x 10 Tage SMX/TMP 960mg (forte) 2x1 x 5 Tage Keine bei Alter > 65 Jahre, Amoxicillin/Clavulansäure 2x1 g po x 10 Moxifloxacin 1x400 mg x 5 Sputumuntersuchung* FEV1 3 3x2.2 g iv x 10 Tage (falls orale Gabe nicht x 5 Tage (falls orale Gabe (PCT)***: siehe Exacerbationen/Jahr möglich) nicht möglich) Kommentar unten Nur bei Risikofaktoren für Pseudomonas Bei Risikofaktoren für aeruginosa**: Cefepim 3x2 g iv x 5-10 Tage Pseudomonas: ad Konsil * Sputum-Mikrobiologie: nur falls Hospitalisation > 48 h in den letzten 90 Tagen, mehr als 4x Antibiotika-Therapien von > 7 Tagen Dauer im letzten Jahr oder COPD Gold 4 oder bekannte Bronchiektasen (Pseudomonas?) **Risikofaktoren für Pseudomonas aeruginosa (mind. 2 von 4 Punkten müssen vorhanden sein): Hospitalisation in den letzen 3 Monaten von >2 Tagen / COPD GOLD IV / früherer Nachweis im Sputum von Pseudomonas aeruginosa / > 4 Zyklen Antibiotika pro Jahr ***Procalcitonin: tiefe Werte (
Pneumonie Diagnostik: • Diagnose bei Fieber, Symptomen der unteren Atemwege (z.B. Tachypnoe, Dyspnoe, Thoraxschmerzen), neuer fokaler klinischer Untersuchungsbefund (fortgeleitetes Bronchialatmen oder Dämpfung in Perkussion) bei fehlender alternativer Diagnose und Infiltrat im Thorax-Röntgen o Procalcitonin: siehe Bemerkung bei COPD p. 14 • Entnahme von 2x2 BK bei CRB-65 >1. In der Regel keine Sputum-Bakteriologie. Sputum (oder Trachealsekret, BAL) - Bakteriologie nur bei nosokomialen Pneumonien oder schwer Kranken ohne vorherige Antibiotikatherapie. • Bestimme Legionellen-Antigen im Urin nur bei hospitalisationsbedürftigen Patienten mit GI- oder neurologischen Zusatzsymptomen, Immunsuppression, sehr hohes Alter. Erfasst nur Serogruppe I. Sensitivität 40-90%. • Pneumokokken-Antigen: i.d.R. nicht machen, Resultat zieht praktisch nie Konsequenzen nach sich • Während Influenza-Saison nasopharyngeal-Abstrich (intubierte: Trachealsekret) für Influenza-PCR. • Multiplex-PCR für Respiratorische Erreger im nasopharyngealen (nicht Rachen oder Nasen-!) Abstrich oder BAL/Bronchialsekret/TS bei intubierten Patienten oder Immunsuppression. Cave: enthält Pneumokokken nicht! Indikation: vor allem bei immunkompromittierte Patienten, schwerst Kranken. • Indikation Bronchoskopie: fehlende Besserung unter Therapie gemäss Pneumologischem / Infektiologischem Konsil Hospitalisation? Risikofaktoren für schwierige Erreger?: • CRB-65- Index: 1 Punkt pro vorhandenes Zeichen o Akute Verwirrtheit (Confusion) o Atemfrequenz > 30/min. (Respiratory rate) o BD syst 65 Jahre (65) CRB-65- Index Behandlung Letalität 0 Ambulant tief 1-2 Ambulant oder stationär erhöht 3-4 Stationär Sehr hoch Wie ist der Verlauf zu erwarten? • eine klinische Verbesserung (AZ, Fieber) ist innert 48-72 h zu erwarten (Wichtigstes Kriterium). • Atemnot besser in 6 Tagen, Husten und Müdigkeit besser nach 14 Tagen (im Durchschnitt). • 86% der Patienten sind nach 1 Monat noch teilweise symptomatisch. • Radiologisch bis > 6 Wochen zur Normalisierung des Befundes © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 17
Therapiedauer? • iv und po Therapiedauer zusammenzählen! • Community-acquired Pneumonie (CAP): 5 Tage (falls afebril nach 48-72 Stunden) o Erreger identifiziert: Erregerspezifische Therapiedauer o Falls es dem Pat nach den ersten 72 h nicht besser gehen sollte: Reevaluation (Anamnese wiederholen, Diagnose überprüfen. ev. ad Thorax-CT (Empyem? Andere Diagnose?), Bronchoskopie. Risikofaktoren für schwierige Erreger überprüfen. Blinder Antibiotikawechsel nicht zu empfehlen. Ev. infektiologisches Konsil) • Hospital- /Ventilator associated Pneumonie (HAP, VAP): Nach 72 h reevaluieren o Pat geht es besser, kein Erreger identifiziert: Wechsel auf po und insgesamt 7 Tage behandeln o Pat geht es besser, Erreger identifiziert: Erregerspezifische Therapiedauer, in der Regel 7 Tage (Ausnahmen unten) o Pat. geht es nicht besser: Reevaluation wie bei Community-acquired Pneumonie • Erregerspezifische Therapiedauer, welche länger als oben erwähnt ist: o Pseudomonas, Acinetobacter, Enterobacter, S. aureus: 14 Tage o Pneumokokkenpneumonie mit Bakteriämie 10-14 Tage (ohne Bakteriämie 5-7 Tage) o Legionellen: 7-10 Tage (bis 21 Tage bei Immunuprression) Wechsel von iv auf po- Therapie: • Sobald Patient sich klinisch verbessert, >24h afebril, hämodynamisch stabil ist und orale Medikamente einnehmen kann. Dies ist in der Regel nach 48 -72 Stunden, aber auch früher (ab der 2. Dosis) möglich. • Auf was wechseln? o Bei unbekanntem Erreger Wechsel von Ceftriaxon + Clarithromycin auf Amoxicillin/Clavulansäure 2x1 g po (alternativ Clarithromycin 2x500 mg po) resp. Piperacillin/Tazobactam auf Amoxicillin/Clavulansäure 2x1 g po. o Bei bekanntem Erreger: Erregerspezifisch Entlassung nach Hause: Möglich ab Tag 1 der Therapie (ev. ambulante Therapie iv initial, anmelden auf der Infektiologie (Kisim oder Tel 2584)). Pat sollte nicht mehr als einen der folgenden Punkte haben (ausser das ist der vorbestehende Zustand): Temperatur > 37.5°C, Atemfrequenz > 24/min, syst. BD
Antibiotika so rasch als möglich (Ziel 2 Risikofaktoren für schwierige Enterobacter- und/oder auf IMC/IDIS*) Erreger*** iaceae, S. aureus (Kein Piperacillin/ Tazobactam oder Cefepim!) Hospital acquired ** Pneumonie mit Wie oben + Cefepim 2x2 g iv Piperacillin/Tazobactam Risikofaktoren für Infektionen mit Pseudomonas, 3x4.5g iv schwierigen Erreger*** oder Acinetobacter Ventilatorassoziierte Pneumonie etc Aspiration Pneumokokken, Amoxicillin/Clavulansäure Penicillin-Allergie: (Antibiotika erst bei Erkrankung, nicht Bacteroides, 2x1g po oder 3x 2.2 g iv x Clindamycin 3x600 mg po vorbeugend nach Aspiration) anaerobe Mundflora, 7 Tage oder iv + Ciprofloxacin Enterobacteriaceae 2x500 mg po oder 2x400 mg iv *Clarithromycin wird v.a. gegeben, da bei schweren Pneumonien bei unbekanntem Erreger der Verlauf bezgl. Morbidität/ Mortalität ev. etwas besser ist. Gabe iv nur, falls per os nicht möglich. Zurückhaltend einsetzen, da zusätzlicher Nutzen unklar. Ev. Erst nach 48-72h dazugeben, falls keine Besserung eintritt ** Hospital acquired heisst: Beginn frühestens 48 h nach Spitaleintritt (nicht aus Pflegeheim, geänderte Definition). Königsfelden zählt nicht als Spital. Ventilator-assoziiert heisst: Beginn frühestens 48 h nach Intubation ***Risikofaktoren für Infektionen mit schwierigen Erregern: Aktuelle Hospitalisation in Akutspital seit > 5 Tagen / Antibiotische Therapie > 2 Tage in den vorangegangenen 90 Tagen / Neutropenie, Chemotherapie, chronischer Dialysepatient / mindestens 48-72 h intubiert, bekannte Besiedelung mit z.B. Pseudomonas aeruginosa, Acinetobacter etc. © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 19
Influenza Diagnostik: Nasopharyngealer Abstrich (so durchführen: https://vimeo.com/7748002) für PCR auf Influenza: bei allen hospitalisierten Patienten mit klinischem/epidemiologischen Verdacht machen (Fieber + respirat. Symptome oder Myalgien/Kopfweh, während Influenzaepidemie). Ambulant: machen, falls für das Management des Patienten relevant. Risikogruppen • Immunkompromittierte (Chemotherapien, HIV, Immunsuppressionen, St.n. Transplantationen und ähnlich) • BMI>40 • Schwangere im 2. und 3. Trimester, 2 Wochen postpartal • Chronische Zusatzerkrankungen Lunge, Herz, Niere, Leber, Diabetes mellitus, neurologische Erkrankungen etc. • Hohes Alter (>65 Jahre) • Kinder 30 to 60 mL/min: 2x 30 mg in Risikogruppen wie oben aufgeführt. po Erwägen auch nach 48 Stunden, bei hoher Gefährdung oder o CrCl >10 to 30 mL/min: 1x30 mg sich verschlechterndem Verlauf oder bei Immunsuppression po stationär mit und ohne Start bei allen Patienten o CrCl
© Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 21
Tuberkulose Diagnostik: • Anamnese: Klinik, frühere Tuberkulose und deren Behandlung, In welchem Land aufgewachsen/gelebt? • Sputum: am Besten morgens. Provoziertes Sputum (10 min. inhalieren lassen mit 3% NaCl) ist deutlich besser als ein normales Sputum. (Alternativen: Bronchoskopie. Bei Kindern: Magensaft) o Mikroskopie und Kultur (Erstdiagnostik: 3x, an mindestens 2 verschiedenen Tagen. 1 davon am Morgen abnehmen. Bronchoskopie/Bronchialsekret: 1x reicht) o PCR: bei der Erstdiagnostik (nicht im Verlauf!): mindestens 1x (maximal 3x) o Es braucht 2 Röhrchen (!) pro Sputumentnahme • LK: FNP ad Kultur und Mikroskopie. PCR oft nicht möglich. LK-Biopsie: nicht für TB-Dia gnostik machen, da bei TB Wunden schlecht heilen. Falls zum Ausschluss einer anderen Erkrankung nötig: zuerst TB, soweit möglich, ausschliessen • Sonstiges Biopsiematerial: 1 Stück ad Pathologie (Histologie, PCR), 1 Stück in NaCl (nicht Formalin) für Kultur ad Mikrobiologie • Blut, Knochemarksblut für Kultur: nur bei schwer Immunsupprimierten (Quick-Röhrchen) • Quantiferon-Test (IGRA): nicht gedacht für Diagnostik der aktiven Infektion, sondern für Abklärung nach TBC-Exposition • Thorax-Röntgen pa/seitlich • Immer HIV-Test machen Siehe auch: → Hygieneweisungen KSB (Intranet) http://informer/ror/record/180901.auto • Isolation: Bei offener (=ansteckender) pulmonaler Tuberkulose (d.h. Bakterien in der Mikroskopie sichtbar, positive PCR oder positive Kultur) oder noch unabgeklärtem Verdacht auf pulmonale Tuberkulose (klinischer Entscheid): Aerogene Isolation Umgebungsabklärung bei offener Tuberkulose • Familie, Freunde, Arbeitsort etc.: ist kein medizinischer Notfall, erfolgt in der Regel >8 Wochen nach Exposition. Nach Meldung an den Kantonsarzt veranlasst dieser, dass die Lungenliga die Umgebungsabklärung organisiert/macht. Wird i.d.R. nicht im KSB gemacht. • Exponiertes KSB-Personal: ebenfalls kein Notfall. Meldung per Liste (siehe Hygieneweisungen) bei der Personalärztin. Siehe Infoblatt für exponiertes Personal im Intranet: http://informer/ror/record/180881.auto Informationsblätter für Patienten, Angehörige, Arbeitgeber etc. in diversen (auch exotischen) Sprachen zu finden auf: https://www.tbinfo.ch/wissenszentrum/publikationen/informationsblaetter-faq.html Organisatorisches • Bei Patientenentlassung muss klar sein, wer den Patienten betreffend seiner TBC weiterbetreut (HA alleine oft überfordert). Termine auf der Infektiologie können auf Tel 2584 abgemacht werden. © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 22
• Kantonsarztmeldung: bei Start einer tuberkulostatischen Therapie machen https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/infektionskrankheiten-bekaempfen/meldesysteme-infektionskrankheiten/meldepflichtige- ik/meldeformulare/_jcr_content/par/externalcontent.external.exturl.pdf/aHR0cDovL3d3dy5iYWctYW53LmFkbWluLmNoLzIwMTZfbWVsZG/VzeXN0ZW1lL2lu ZnJlcG9ydGluZy9tZWxkZWZvcm11bGFyZS9k/L3R1YmVya3Vsb3NlX2QucGRm.pdf • DOT organisieren, z.B. in einer Apotheke. Zudem (Dauer-)Rezept vor Austritt an Apotheke faxen (Medikamentenbestellung) • Asylbewerber: Erkrankung melden ans SEM via Kant. Sozialdienst im DGS, damit Pat während Therapie nicht ausgeschafft wird. Formular: (https://www.tbinfo.ch/formulare/aerztlicher-bericht-sem.html ) Therapie • Immer Konsil, v.a. bei möglichen oder nachgewiesenen Resistenzen: z.B. Rifampicin- Resistenz in der PCR, Herkunft aus Risikogebieten (Russland und Nachbarstaaten, Zentralasien, Nepal, Tibet, China und andere) • Standardtherapie: Rifampicin, Isoniazid, Pyrazinamid und Ethambutol (z.B. Rifater + Myambutol) plus Vit B6 (Prophylaxe von Isoniazid- Polyneuropathie) für 2 Monate, dann Rifampicin und Isoniazid für weitere 4 Monate (plus Vit B6) • Einnahme der Medikamente während der Hospitalisation: alle Medikamente unter Aufsicht der Pflege am morgen früh nüchtern einnehmen. Frühestens 30-60 min. später essen. Dosierung für initiale Therapie. (Bei Gewicht > 80 kg oder 70 kg 5 Tabl. Dosierung hängt vom Gewicht ab. Rifampicin10 mg/kgKG/Tag, (max 600 mg/Tag). Isoniazid 5 mg/kgKG/Tag (max 300 mg/Tag). Pyrazinamid 15-30 mg/kgKG/Tag (max. 2g/Tag). Ethambutol 15-25 mg/kgKG/Tag. © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 23
Harnwegsinfekte • Nach Bekanntwerden des Erregers: Umstellen der empirischen auf eine gezielte Therapie. Rasch von iv auf po umstellen! • Cave GNS mit ESBL: Penicilline/Cephalosporine nicht geben auch wenn in Resistenzprüfung empfindlich • Candidurie: siehe Infektionen mit Candida p. 64 Klinisches Bild Umstände Therapie 1. Wahl Therapie 2. Wahl asymptomatische Bakteriurie ohne KEINE THERAPIE (auch nicht bei Diabetes Nur während Schwangerschaft, Bakteriurie Symptome, Leuc im Urin mellitus) früh nach Nierentransplantat, 1 ohne Symptome Tag vor urolog. Eingriffen: je nach Antibiogramm, z.B. mit Amoxicillin/ Clavulansäure 2x1g po x 5 Tage Akute, afebrile Zystis >75% E. coli Nitrofurantoin 3x100 mg po x 5 Tage, falls Fosfomycin* 3 g einmalig po oder Frau Kreat-Cl > 50 ml/min Cotrimoxazol forte 2x1 x 3 Tage HWI Mann DRU: Prostatitis? Cotrimoxazol forte 2x1 x 7 Tage Ciprofloxacin 2x500 mg po 7 Tage rezidivierende HWI bei Frauen (> 3/Jahr), Postmenopause: Östrogen-Creme vaginal keine Dauertherapie mit als Prophylaxe Selbsttherapie erwägen bei > 3 HWI’s /Jahr Nitrofuradantin (Toxizität)! (ad Konsil Infektiologie) Infektiologisches Konsil Liegender DK/Cystofix Ohne Symptome eines KEINE ANTIBIOTIKA! DK ziehen! HWI DK wechseln, falls er >14 Mit Symptomen eines Behandeln wie febriler HWI, akute Pyelonephritis, Urosepsis (siehe unten) Tage lag. Urin-Kultur erst HWI (z.B. Fieber ohne nach Wechsel abnehmen anderen Grund) Febriler HWI, akute Mild krank, stabil Ciprofloxacin 2x500 mg po x 7 Tage Cotrimoxazol forte 2x1 x 7-14 Tage Pyelonephritis, Schwerer Verlauf, Ceftriaxon 1x2 g iv /Tag x 7-14Tage Amoxicillin/Clavulansäure 3x2.2g Urosepsis** hospitalisationsbedürftig i.v x 14 Tage oder Umstellung von iv auf po Gentamicin 1x5 mg/kg KG bei bei klinischer Besserung GFR>60 ml/min x 14 Tage innert 72h Sepsis**, Septischer Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv x 7-10 Meropenem 3x1 g iv x 7-10 Tage Schock (gemäss Tage. Sept. Schock : Ev + Gentamicin*** 1x5 Sept. Schock : ev + Gentamicin*** Nie Nitrofurantoin oder Kriterien p. 30) mg/kg / Tag iv für 48-72h 1x5mg/kg / Tag iv für 48-72h Fosfomycin! *nicht bei: Schwangeren, Niereninsuffizienz. Nicht gewebegängig ** HWI mit Bakteriämie ist nicht = Sepsis („Urosepsis“). Bitte wirklich Sepsiskriterien gemäss p.34 einhalten! ***siehe auch p. 94 © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 24
Genitale Infektionen, Männer Diagnose Häufigste Erreger Therapie 1. Wahl Kommentar/Alternative Balanitis Candida Topisch Clotrimazol 1% 5-14 Tage Fluconazol 150 mg einmalig po Urethritis Gonokokken, Ceftriaxon einmalig 500 mg i.m. + Zusätzlich Diagnostik der sex. übertragenen Chlamydiophila, Azithromycin 1 g po (einmalig, unter Infektionen (HIV, Syphilis, Hep. B machen) Mycoplasmen/Ureaplasma Aufsicht schlucken lassen) Partner/-in mitbehandeln Ciprofloxacin ist unwirksam! Epididymitis Gonokokken, Ceftriaxon einmalig 500 mg i.m. + Bei neg. Urin-PCR auf Go/Chlamydiophila: Chlamydiophila, Doxycyclin 2x100 mg po x 14 Tage Ciprofloxacin 2x500 mg po x 10 Tage (v.a. Gramnegative bei Männern > 35y oder MSM) Akute Prostatitis E. coli (75%), Gonokokken, Ciprofloxacin 2x500 mg po x 14 (-21) Vd.a. sexuell übertragene Infektion Chlamydien, Mycoplasmen Tage (wirkt nicht gegen Gonorrhoe) Ceftriaxon 1x500 mg i.m. einmalig (Diagnostik!) Bei rascher klinischer Besserung + Doxycyclin 2x100 mg po x 14 Tage stop nach 14 Tagen + NSAR, ev. + Finasterid Akute Prostatitis, Wie Urosepsis kritisch krank Chronische Ad urologische Beurteilung Prostatitis © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 25
Gynäkologische und geburtshilfliche Infektionen, Frauen Diagnose Kommentar Therapie 1. Wahl Alternativen Beginnendes (mildes) • Rasche Amoxicillin/Clavulansäure 3x2.2 g iv Siehe sept. Amnioninfektsyndrom Entbindung/ (ev. 2x1 g po) Abort/Endomyometritis septischer Abort, Operatives Clindamycin 3x900 mg iv + Ceftriaxon 1x2 g iv/ Tag + Amnioninfektsyndrom, Vorgehen Gentamicin** 1x5 mg/kg iv / Tag (Clindamycin 3x600 mg iv oder frühe (24h, Metronidazol 2x500 mg iv) Endomyometritis, sept. Leuc normal, keine Beckenvenenthrombose Schmerzen: iv milde, späte (>1 bis 6 Wochen stopp, keine orale Amoxicillin/Clavulansäure 2x1 g po x 7 Doxycyclin* 2x100 mg po x 14 postpartal) Endomyometritis Therapie Tage Tage Pelvic inflammatory disease (PID) Ambulante Therapie: Ceftriaxon einmalig 500 mg i.m. (orale • Nur Ceftriaxon wirkt gegen d.h. Adnexitis, Salpingitis, Cervicitis falls Fieber < 38°C, Alternative: Clindamycin 3x600 mg po, Gonokokken! etc. Leuc < 11‘000, GI- cave: ohne Wirkung auf Gonokokken!) • Alternativen: Siehe stationäre Funktion normal x 14 Tage Therapie Suche: Serologie für Lues, HIV, Hep. + Doxycyclin* 2x100 mg po x14 Tage • Doxiyclin kann durch B, Hep C + Metronidazol 2x500 mg iv/po x 2 Azithromycin 1 g po / Woche Wochen x 2 Wochen ersetzt werden Stationär: Ceftriaxon 1x2 g iv/Tag x 7-14 Tage • Clindamycin 3x900 mg iv + Wechsel auf po + Azithromycin 1 g po / Woche x 2 Gentamicin**1x5 mg/kg iv / Therapie nach 2-5 Wochen Tag Tagen (sobald + Metronidazol 2x500 mg iv/po x 14 • Azitrhomycin kann durch Schmerzen ↓) Tage Doxycyclin* 2x100 mg po ersetzt werdenx14 Tage Mastitis Postpartal: S. aureus Flucloxacillin 3x500 mg po x 7 Tage Clindamycin 3x600 mg po Nicht postpartal: S. Amoxicillin/Clavulansäure 2x1 g po x 7 aureus, Bacteroides Tage *Cave: kein Doxycyclin bei Schwangeren, bei Stillenden zu diskutieren ** Dosierung/Monitoring etc siehe p. 94 Erythromycin: ist kein Ersatz für Ceftriaxon, Amoxicillin/Clavulansäure, Flucloxacillin, Gentamicin, Clindamycin oder Metronidazol. Es ist höchstens eine Alternative zu Azithromycin (Erythromycin hat deutlich mehr Nebenwirkungen als Azithromycin und ist weniger wirksam). © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 26
Sexuell übertragbare Erkrankungen (STIs) • Cave: Alle Sexualpartner der letzten 60 Tage therapieren (Bei Lues anderes Vorgehen: Partner ad Infektiologie!) • Bei Diagnose einer sexuell übertragenen Infektion immer alle anderen auch suchen, auch asymptomatische STD’s behandeln (ausser Mycoplasmen/Ureaplasma, HSV). STD = Chance über Prävention von STD’s zu reden. Siehe auch: www.lovelife.ch • Lues, HIV, Hepatitis B, Hepatitis C bereits inital auf Infektiologie zuweisen. Nachkontrollen ad Infektiologie (Tel. 2584). Diagnostik: • Serologie für Syphilis, HIV und Hepatitis B, C. Nach 3 Monaten alle Serologien repetieren (Hep. B nur falls nicht geimpft) • STD-Panel PCR: ♂ erster Morgenurin oder Abstrich Urethra, ♀: Vaginal- oder Cervixabstrich. Zusätzlich Abstrich rectal, oral bei entsprechender Klinik oder sexueller Aktivität, ev. gepoolt (alle 3 Lokalisationen abstreichen) in ein eSwab-Röhrchen geben). Erreger Kommentar Therapie 1. Wahl Therapiealternative/Bemerkung Chlamydien, Cave: Chl. trachomatis Serovare Doxycyclin 2x100 mg po für 7 Tage Azithromycin 1g po Einmaldosis (unter Mycoplasma, L1-L3: = LGV: andere Therapie! Aufsicht schlucken lassen) Ureaplasma Gonorrhoe Urethritis, Proctitis, Vaginitis, Ceftriaxon einmalig 500 mg i.m. + Keine sicher wirksame Alternative Immer + Pharyngitis Azithromycin 1 g po (einmalig, unter vorhanden. Konsil machen Chlamydien- Aufsicht schlucken lassen) Ciproxin wirkt nicht! therapie! Disseminierte Gonorrhoe Ceftriaxon 1x2g iv/d x 7 Tage + Bei Arthritis: zusätzlich Gelenk spülen Azithromycin 1 g po (einmalig, unter Aufsicht schlucken lassen) Trichomoniasis 2g Metronidazol Einmaldosis po Metronidazol 2x500 mg x 7 Tage po Gardnerella, Schwangere: Clindamycin Metronidazol Ovula 2x500 mg für 7 Metronidazol 2x500 mg po x 7 Tage bakt. Vaginosis verwenden. Im 1. Trimenon lokale Tage (nur Frauen) oder Desinfizienzien mit Kontrollabstrich Clindamycin 3x300 mg x 7 Tage bevorzugen Hepatitis B: Falls nicht geimpft: Vorgehen analog zu Stichverletzung (p. 74 ). Herpes: siehe p. 63 Postexpositionsprophylaxe nach sexueller Exposition ode Vergewaltigung: (ohne Massnahmen für die Justiz) PEP gegen Hepatitis B und HIV: mit Patient/-in diskutieren (analog zur Stichverletzung, p. 74). Falls HIV-PEP (spätestens nach 48h) gemacht wird: sofortiger Beginn. HIV- und Hepatitis - B Serologie als Ausgangswert initial abnehmen Nachkontrolle: ev. nach 1-2 Wochen Suche nach Gonokokken, Chlamydien (PCR im Urin oder Zervixabstrich) Trichomonaden. Nach 3 Monaten: Serologie für HIV, Lues, HCV, ev. HBV Prophylaktische Therapie gegen STI’s: falls von Patientin gewünscht, aber nicht unbedingt notwendig: Ceftriaxon 1x500 mg i.m. Einmaldosis + Azithromycin 1x1 g po Einmaldosis und + Metronidazol 2 g po Einmaldosis © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 27
Abdominelle Infektionen: konservative Therapie, prä – und / oder postoperative Behandlung Antibiotikawechsel von iv auf po: • Auf po wechseln innert 24-72 h falls klinische Besserung, GI-Funktion intakt; afebril; Leukozyten sich normalisierend, CRP unwichtig. Bei Wechsel nachgewiesene Erreger und deren Resistenzen berücksichtigen. Faustregel: o auf Amoxicillin/Clavulansäure po wechseln: Amoxicillin/Clavulansäure 2x1 g po o bei Penicillinallergie: wechseln auf: Ciprofloxacin 2x500 mg po + Metronidazol 3x500 mg po (Metronidazol bei Ciprofloxacingabe wichtig, da Ciprofloxacin keine Anaerobier therapiert). Dauer der antibiotischen Therapie: • Entweder gemäss untenstehender Tabelle (iv + po addiert!) oder – falls dort nichts erwähnt – wie folgt: o Antibiotika stoppen, falls Leuc normal, afebril und lokale Klinik deutlich besser-gut. In der Regel nach 5-7Tagen o Bei fehlender Besserung innert 3-7 Tage: Reevaluation (CT, Sono etc. zur Suche nach Abszessen und ähnlich), Infektiolog. Konsil Diagnose Therapie (1. Wahl)/Dauer* Therapie (2. Wahl) Appendizitis Ohne Perforation/ Cefuroxim 1.5 g iv + Metronidazol 500 mg Ciprofloxacin 400 mg iv + Metronidazol 500 Peritonitis beides einmalig perioperativ mg beides einmalig perioperativ Mit Perforation, mit Ceftriaxon 1x2 g iv Ciprofloxacin 2x500mg po (od. 2x400mg iv) + Peritonitis oder gangränös + Metronidazol 3x500 mg iv x 4-7 Tage Metronidazol 3x500 mg iv oder po Cholangitis Ohne Anastomosen der Ceftriaxon 1x2 g iv Amoxicillin/Clavulansäure 3x2.2 g iv Gallenwege und + Metronidazol 3x500 mg iv x 7-10 Tage Mild/moderater Verlauf Mit Anastomosen der Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv x 7 -10 Cefepim 3x2 g iv/Tag + Metronidazol 3x500 Gallenwege, liegende Tage mg iv Stents und/oder Oder Meropenem 3x1 g iv Schwerer Verlauf Cholecystitis Mild – schwer Ceftriaxon 1x2 g iv x 1-7 Tage. Ciprofloxacin 2x500mg po (od. 2x400mg iv) (ev. ad (24 Stunden postop. kann Therapie sistiert Operation in den werden, falls kein Infekt ausserhalb der ersten 3 Tagen) entfernten Gallenblase vorhanden ist) Schwerster Verlauf oder Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv x 4-7 Cefepim 3x2 g iv/Tag + Metronidazol 3x500 vorherige antibiotische Tage mg iv Therapie Oder Meropenem 3x1 g iv © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 28
Diagnose Therapie (1. Wahl) / Kommentar Therapie (2. Wahl) Divertikulitis Indikation füpr antibiotische Keine antibiotische Therapie nötig Antibiotische Therapie nötig falls: (nach Hinchey Therapie: sofern enmaschige klinische Kontrolle Stadium Ib-IV und/oder Klassifikation, möglich bei Stadium 0 und Stadium Ia Sepsis, Schwangerschaft, Niereinsuffizienz, siehe unten) (auch falls HIV+, mit Diabetes mell., Organtransplantierte, Dauersteroide Tumor, unter Chemotherapie) ambulant Amoxicillin/Clavulansäure 2x1 g po x 3-7 Ceftriaxon 1x2 g iv oder Ciprofloxacin Tage 2x500mg po + Metronidazol 3x500 mg po stationär Ceftriaxon 1x2 g iv + Metronidazol 3x500 Amoxicillin/Clavulansäure 3x2.2 g iv x 3-7 mg po x 3-7 Tage Tage Septischer Schock oder Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv x 5- Cefepim 3x2 g iv/Tag + Metronidazol 3x500 schwere Immunsuppression 14 Tage mg iv oder Meropenem 3x1 g iv (nur bei Risiko für ESBL) ** siehe auch p. 94 Diverticulitis: modifizierte Hinchey Klassifikation Stadium Klinik CT 0 klinisch milde Divertikulitis Divertikel mit oder ohne Kolonwandverdickung Ia perikolische und phlegmonöse Entzündung Kolonwandverdickung mit entzündlicher Reaktion im perikolischen Fettgewebe Ib Abszess ( 4 cm: ad Drainage oder Operation © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 29
Diagnose Therapie (1. Wahl) / Kommentar Therapie (2. Wahl) Pankreatitis Leicht bis schwer KEINE antibiotische Prophylaxe/empirische Therapie! Ausmass der Nekrose/CRP-Werte irrelevant Pankreasabszess, infizierte Primär Erregerdiagnostik durch CT-Gesteuerte FNP empfohlen Nekrosen, infizierte Infektion meist erst ab 2.-3. Woche Pseudozysten Meropenem 3x1g iv Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv Perforation GI- Vor 12 Stunden Ceftriaxon 1x2 g iv + Metronidazol 3x500 Amoxicillin/Clavulansäure 3x2.2 g iv Spital erworben) mg (ev. + Gentamicin** 1x5 mg/kg /Tag) Perforation GI- Patient stabil, Ceftriaxon 1x2 g iv Amoxicillin/Clavulansäure 3x2.2 g iv Trakt mit immunkompetent + Metronidazol 3x500 mg iv x 2-7 Tage sekundärer Patient instabil, Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv x 5-7 Meropenem 3x1g iv x 5-7 Tage (ev. + Peritonitis (im immuninkompetent, kotige Tage (ev. + Gentamicin** 1x5 mg/kg / Gentamicin** 1x5 mg/kg /Tag bei septischem Spital erworben) Peritonitis Tag bei septischem Schock) Schock) Primäre, Therapie Ceftriaxon 1x2 g iv x 5 Tage Ciprofloxacin 2x500 mg po (nur falls keine spontan + Albumin 1.5g/kg KG iv am Tag 1 und Chinolonprophylaxe gemacht wurde) x 5 Tage bakterielle 1g/kg KG am Tag 3 + Albumin wie vorne Peritonitis (bei St.n. primärer, spontan SMX/TMP 160/800 mg (forte) 1 x1/Tag Norfloxacin 1x400 mg /Tag Dauertherapie Prophylaxe fortgeschrittener bakterieller Peritonitis, an 5 Tagen/Woche Leberzirrhose St.n. Blutung und >250/µl Akute Varizen -Blutung Ceftriaxon 1x2 g iv x 7 Tage Norfloxacin 2x400 mg po x 7 Tage PMN im Aszites) bei Leberzirrhose Ulkuskrankheit (mit Helicobacter pylori) Amoxicillin 2x1 g po Amoxicillin 2x1 g po x 5 Tage, anschliessend zusätzlich zu Pantozol 2x40 mg po + Clarithromycin 2x500 mg po x 10-14 Clarithromycin 2x500 mg + Metronidazol Tage 3x500 mg po x 5 Tage © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 30
© Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 31
Infektiöse Diarrhoe Diagnose Bemerkungen Therapie (1. Wahl) Therapie (2. Wahl) Diarrhoe ohne Antibiotikagaben verkürzen die Symptomatik KEINE ANTIBIOTIKA KEINE ANTIBIOTIKA Fieber, wässrig i.d.R. nicht, bei Salmonellen verlängern sie Flüssigkeitsersatz Flüssigkeitsersatz die Symptomatik Empirische Therapie keine Reise Diarrhoe, blutig Bei E. coli O157:H7, EHEC: Keine Zurückhaltend: Ciprofloxacin 2x500 Azithromycin 1x500 (Dysenterie) Antibiotika, da sonst HUS! mg po /Tag x 3 Tage mg/Tag x 3 Tage Diarrhoe mit Ciprofloxacin 2x500 mg po/Tag x 3 Azithromycin 1x500 Fieber Tage mg/Tag x 3 Tage Diarrhoe ohne KEINE ANTIBIOTIKA Fieber, wässrig Flüssigkeitsersatz Mit Reise Diarrhoe, blutig Suche Amöben! Azithromycin 1x500 mg/Tag x 3 Tage Ciprofloxacin 2x500 mg (Dysenterie) po / Tag x 3 Tage Diarrhoe mit Suche Malaria, Amöben, Blutkulturen! Fieber Campylobacter Therapie falls > 7 Tage Symptome. Azithromycin 1x500 mg/Tag x 3 Tage Clarithromycin 2x500 mg/Tag x 5 Tage Shigella Azithromycin 1x500 mg/Tag x 3 Tage Ciprofloxacin 2x500 mg Spezifische Therapie (Immunkomprorimtiert: 7 Tage) po Salmonella Nur therapieren falls: Schwer krank, > 60 Ciprofloxacin 2x500 mg po Ceftriaxon 1x2 g iv Alle Salmonellen: Jahre alt, Valvuläre Herzkrankheit, x 5 Tage bei Immungesunden Nicht meldepflichtig! Karzinom, Prothese, Urämie, schwere x 14Tage bei Immun-kompromitierten Atherosklerose C. difficile (Toxin Standard und 1. Relapse Metronidazol 3x 500mg po x 10-14 Tage pos.) (auslösendes Ab 2. Relapse Konsil Infektiologie Antibiotikum Lc>15, hohes Alter, Fieber > 38°C, Metronidazol 3x500 mg po + Metronidazol 3x500 mg iv + stoppen) schwere pseudomembranöse Colitis Vancomycin 4 x 500mg po Vancomycin 4x500 mg po rectal • Indikationen für Stuhldiagnostik (Kultur): bei Hospitalisierten nur wenn Symptomatik vor Hospitalisation oder in den ersten 3 Tagen der Hospitalisation begann bei Dauer der Diarrhoe > 5 Tage, zusätzlichem Fieber, starken Abdominalbeschwerden oder blutige Diarrhoe. • PCR-Panel für gastroint. Erreger: bei Immunkompromittierten, Diarrhoe-Dauer >5 Tage plus Reise (grundsätzlich Kaderarztentscheid, Kosten!) © Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2019 32
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