Antragsbuch 54. Landesparteitag Döbeln 7. Mai 2022 - FDP Sachsen
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Antragsbuch 54. Landesparteitag Döbeln 7. Mai 2022
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 1 Inhaltsverzeichnis Leitantrag L001 Nachhaltigkeit hat sächsische Wurzeln - Klimaschutz, Kohleausstieg und Strukturwandel innovativ gestalten! Landesvorstand L002 Starke Persönlichkeiten für starke Kommunen - Wahlaufruf zur Landrats- und Bürgermeisterwahl in Sachsen 2022 Landesvorstand Sachantrag SA001 Nachhaltigkeit aus einem Guß denken LFA Wirtschaft, Arbeit und Handwerk SA002 Nachhaltig junge Fachkräfte halten und anziehen LFA Wirtschaft, Arbeit und Handwerk SA003 Digitale Ausstattung der sächsischen Schulen verbessern Kreisverband Dresden SA004 Lernmittel für den Schulunterricht komplett digitalisieren Kreisverband Dresden SA005 Corona-Digitalisierung an den sächsischen Schulen evaluieren Kreisverband Dresden SA006 Landesweites, verbindliches eTeaching Zertifikat für Lehrkräfte im Freistaat LFA Bildung, Norma Grube, Martin Richter SA007 "Innere Sicherheit auch intern gewährleisten: Für eine sächsische Polizei auf dem Boden des Grundgesetzes! " Jungliberale Aktion Sachsen SA008 Den DigitalPakt weiterdenken – mehr Eigeninitiative in der sächsischen digitalen Bildungspolitik Jungliberale Aktion Sachsen SA009 Werbung um Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten durch das Land Sachsen und Evaluierung der Sächsischen Fachkräftestrategie 2030 Kreisverband Erzgebirge SA010 Green Deal Moratorium Kreisverband Erzgebirge
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 2 SA011 Taten für die Freiheit Christian Klauss, Markus Klemm, Rudi Ascherl, Maximilian König, Martin Bahrmann
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 3 Antrag L001 Betr.: Nachhaltigkeit hat sächsische Wurzeln - Klimaschutz, Kohleausstieg und Strukturwandel innovativ gestalten! Antragsteller: Landesvorstand 1 Der Landesparteitag möge beschließen: 2 Wir Freien Demokraten setzen uns für Generationengerechtigkeit ein, weil 3 unsere Kinder und Kindeskinder mindestens ebenso frei und selbstbestimmt ihr 4 Leben führen sollen, wie wir es gerade gewohnt sind. Das verpflichtet uns, 5 unsere Politik konsequent nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit auszurichten. 6 Die Ressourcen unserer Erde sind endlich, um so rücksichtsvoller müssen wir 7 damit umgehen. Für die Sicherung von persönlicher Freiheit, Demokratie und 8 Rechtsstaatlichkeit ist der Erhalt von Wohlstand und die Schaffung gleichwertiger 9 Lebensverhältnisse unverzichtbar! 10 Es kann für uns als sächsische Liberale auch kaum Zufall sein, dass 11 ausgerechnet in Sachsen schon vor über 300 Jahren das Prinzip der 12 Nachhaltigkeit formuliert wurde. Damals wurde dem Oberberghauptmann Hans 13 Carl von Carlowitz bewusst, wie knapp der Rohstoff Holz ist . Holz wurde in 14 allen Lebensbereichen gebraucht - vom Heizen über den Häuserbau bis zum 15 Bergbau. Carlowitz erkannte, dass Rodungen zwar kurzfristig den Bedarf an 16 Holz deckten, langfristig musste es aber auch noch genügend Bäume für die 17 zukünftige Nutzung geben. Er forderte, nur so viel Wald zu schlagen, wie 18 Bäume wieder nachwachsen konnten und setzte sich für konsequentes 19 Aufforsten ein. So wollte er eine „continuirliche beständige und nachhaltende 20 Nutzung“ des Waldes gewährleisten. 21 Greifen wir die Idee Carlowitz’ auf, verstehen wir das Prinzip der Nachhaltigkeit 22 im Sinne des Erhalts unserer Lebensgrundlagen und der Sicherung gleicher 23 Entwicklungschancen. Auf diese Weise muss für uns sächsische Liberale 24 Nachhaltigkeit ein Querschnittsthema aller Bereiche der Politik sein. Wir müssen 25 einerseits Rahmenbedingungen setzen, mit denen nach den Mechanismen der 26 Marktwirtschaft unsere Lebensbereiche nachhaltig, ökologisch und damit sozial 27 und gleichwertig weiterentwickelt werden können. Andererseits müssen wir 28 Bildung als wichtigste Grundlage für eine nachhaltige Politik verstehen. Nur über 29 Forschung und Entwicklung finden sich innovative und ressourcenschonende 30 Lösungen für praktische Probleme. 31 Der Freistaat Sachsen hat im Jahr 2018 seine Nachhaltigkeitsstrategie zwar 32 fortgeschrieben, seitdem scheint sie aber als untergeordnetes Ziel im 33 Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und 34 Landwirtschaft (SMEKUL) dahin zu dümpeln. Es ist falsch, einzelne Aspekte 35 daraus – wie die Erneuerbaren Energien und den Klimaschutz – gewissermaßen 36 zum Leitbild und zum Schwerpunkt einer scheinbar „ökologischen“ Politik zu
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 4 37 erklären. Vielmehr müssen die verschiedenen Lebens- und Themenbereiche 38 miteinander verwoben werden, ihre Zusammenhänge erkannt und daraus 39 wirtschaftlich ausgewogene wie praktisch umsetzbare Entwicklungen abgeleitet 40 werden. Gerade die Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehhaltung hat über 41 tausende von Jahren bewiesen, dass Nachhaltigkeit die Grundlage ihrer 42 Beständigkeit ist. Aus diesem Grund fordern wir, alle 17 Ziele der 43 Nachhaltigkeitsstrategie Sachsens - damit der Vereinten Nationen - zur 44 „Chefsache“ in Sachsen zu machen. Wir brauchen ein integriertes 45 Entwicklungskonzept nachhaltiger sächsischer Politik, das gemeinsam mit den 46 Kommunen entwickelt und umgesetzt wird. 47 1. Förderung einer „Nachhaltigen Landwirtschaft“ 48 Das Grundverständnis einer guten fachlichen Praxis in der Land- und 49 Forstwirtschaft ist Nachhaltigkeit. Grundlage für Nachhaltigkeit ist Verlässlichkeit. 50 Die sächsischen Land- und Forstwirte müssen sich auf die Vorgaben von Land, 51 Bund und der EU immer verlassen und langfristig planen können. Ständig 52 wechselnde Gesetze, Verordnungen und Vorgaben verhindern eine nachhaltige 53 Bewirtschaftung des sächsischen Bodens und sind praxisfremd. 54 Wir sächsischen Freien Demokraten setzen uns für die Einbeziehung der 55 Praktiker in eine Landwirtschaftspolitik aus einem Guss ein. Vor allem muss der 56 Berufsstand in seiner Gesamtheit zu allen Verordnungsentwürfen des SMEKUL 57 bei anstehenden Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) angehört 58 und seine Vorschläge berücksichtigt werden. Die Auseinandersetzung zwischen 59 Politik und Praxis muss zuallererst fachlich orientiert sein. Die Grundlagen 60 vernünftiger agrarwissenschaftlicher Produktionsmethoden dürfen nicht aus 61 Gründen „moralisch-ideologischer Idealvorstellungen“ von Bio-Landwirtschaft 62 verdammt werden. 63 Die Herausforderung besteht darin, eine EU-weite Selbstversorgung mit 64 Lebensmitteln zu erreichen und einen Beitrag zur Welternährung zu leisten. Die 65 aktuelle Krise zeigt uns deutlich auf, welche Schwierigkeiten durch 66 Abhängigkeiten von Importen entstehen. Der Krieg in der Ukraine macht 67 deutlich, wie wichtig Ernährungssicherheit weltweit ist. Kurzfristig gibt es wenig 68 Spielraum und für notwendige langfristige Maßnahmen braucht es 69 vorausschauende Entscheidungen. 70 Aber gerade weil die Lebensmittelerzeugung und zugleich der Anbau 71 nachwachsender Rohstoffe von enormer Wichtigkeit sind, müssen wir eine hohe 72 Produktivität auf den landwirtschaftlichen Flächen erhalten. Kompromisse 73 zwischen politischen Zielen und praktischen Möglichkeiten, also zwischen Politik 74 und Landwirtschaft, müssen gemeinsam gefunden werden. Diese bewährte 75 Praxis ist nachhaltiger als jede angeordnete Theorie. 76 Der Einsatz digitaler Technologien in der Landwirtschaft wird maßgeblich dazu 77 beitragen, Ressourcen zu schützen. Mittels Precision Farming können Teilflächen 78 exakt nach den Bedürfnissen der Pflanzen bearbeitet werden. Es wird nur so 79 viel Dünger oder Pflanzenschutzmittel eingesetzt wie benötigt wird. Dieser wird
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 5 80 ganz gezielt und punktgenau für die Pflanzen eingebracht. Damit wird die 81 Umwelt geschont und die Ziele zur Verringerung von Stickstoff erreicht. Auch in 82 der Tierproduktion gibt es mit Blick auf das Tierwohl entsprechende 83 Anwendungsbereiche des Precision Lifestock. Die Automatisierung der Arbeit 84 von Traktoren und Geräten sowie die Digitalisierung der Abläufe in den Büros 85 gehören ebenso dazu. Auf diese Weise ist „konventionelle Landwirtschaft“ 86 nachhaltig, ohne an Produktivität zu verlieren. Damit sich auch kleinere 87 landwirtschaftliche Betriebe auf den Weg hin zu einer digitalen und 88 automatisierten ökologischen Landwirtschaft machen, um aus eigenem Antrieb 89 heraus die natürlichen Grundlagen ihres Betriebes zu erhalten, benötigen sie 90 dafür die nötigen finanziellen Mittel. Wir Freien Demokraten wollen deshalb auf 91 wirtschaftliche Preise für die Produzenten achten und für eine - insbesondere 92 mit Blick auf das Ausland - wettbewerbsfähige sächsische Landwirtschaft 93 sorgen. 94 Um diese Ziele zu erreichen, muss die Politik auch Forschung und Entwicklung 95 fördern, vor allem aber praxisnäher ausrichten. Insbesondere 96 Pflanzenzüchtungen mit modernen Züchtungsmethoden müssen zugelassen 97 werden. Wir sehen in neuen, resistenteren Züchtungen einen wichtigen Ansatz, 98 um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln effektiv zu minimieren. 99 Wir setzen uns dafür ein, dass angewandte Forschung im Agrarbereich in 100 intensiver Kooperation mit Praxispartnern betrieben wird und der Transfer der 101 Forschungsergebnisse einen stärkeren Schwerpunkt in den Förderbedingungen 102 bildet. Damit soll gewährleistet werden, dass die Ergebnisse der anwendenden 103 Agrarwirtschaft nach Beendigung der Projekte zur Verfügung stehen und aus 104 ihnen neue Produktionsansätze entwickelt werden. 105 Wir Freie Demokraten wollen mehr Aufforstungen und den Schutz bestehender 106 Wälder. Überall müssen wir wertvolle Waldökosysteme und Moore erhalten, denn 107 Wälder und Moore sind Hüter von Biodiversität und wirksame 108 Kohlenstoffspeicher. In dem Zuge wollen wir Freie Demokraten auch eine kluge 109 Flächenpolitik. Jedes Jahr werden wertvolle Flächen für Infrastrukturprojekte, 110 aber mehr und mehr auch für Erneuerbare Energien genutzt. Die 111 Flächenkonkurrenz nimmt zu und wird durch finanzielle Anreize noch verstärkt. 112 Wir Freien Demokraten fordern die Landesregierung im Freistaat Sachsen dazu 113 auf, Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen zu steuern. Der 114 Freistaat muss mittels Flächenkataster die Flächenkonkurrenz auf 115 landwirtschaftlichen Flächen im Landesentwicklungsplan austarieren. Der Schutz 116 von Gunstflächen für die Landwirtschaft und die Produktion nachwachsender 117 Rohstoffe ist wichtig. Demgegenüber sollen Photovoltaik-Anlagen 118 schwerpunktmäßig auf bereits versiegelte Flächen wie zum Beispiel 119 Hallendächern von Industriebetrieben, Überdachungen von Parkplätzen oder 120 auch Solarbrücken über Autobahnen entstehen. 121 Auch Windkraft ist mit Blick auf die Forstwirtschaft sensibel zu steuern. Die FDP 122 Sachsen spricht sich grundsätzlich gegen Windkraft im Wald aus. Im Sinne
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 6 123 einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung sowie eines nachhaltigen Klima- und 124 Naturschutzes dürfen Windkraftanlagen nicht in Naturschutzgebieten, Naturparks, 125 Biosphärenreservaten, FFH-Gebieten und Vogelschutzgebieten errichtet werden. 126 Gleichzeitig setzen wir uns für eine Ausweitung der sächsischen Waldgebiete 127 auf 33 Prozent ein. Laub- und Mischwälder sind robust, widerstandsfähiger und 128 weniger anfällig für Schädlinge. Die umfangreiche Ausweitung von 129 nutzungsfreien Waldflächen und Wildnisgebiete, wie sie das Sächsische 130 Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft oftmals 131 gegen deutliche Einwände der Anrainer vorantreibt, lehnen wir ab. Wichtig ist 132 für die Freien Demokraten, dass auch in Wildnis-Flächen, wie beispielsweise 133 dem Nationalpark Sächsische Schweiz, weiterhin eine touristische Nutzung 134 möglich ist und dafür Wege für Wanderer, aber insbesondere auch für 135 Rettungsfahrzeuge passierbar bleiben müssen. 136 Zur Sicherung der Ernährung der Bevölkerung mit Lebensmitteln gehört auch 137 ein nachhaltiger Umgang mit unverbrauchten Lebensmitteln und Bioabfällen. Die 138 Kreislaufwirtschaft, die traditionell in der Land- und Forstwirtschaft eine wichtige 139 Rolle spielt, ist auch mit Blick auf die Verwertung der Bioabfälle oder nicht 140 verbrauchbaren Erzeugnissen der Land- und Forstwirtschaft der Schlüssel zu 141 einem nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen. Das Entsorgen von Lebensmitteln 142 müssen wir auf ein Minimum reduzieren. Wir Freie Demokraten wollen 143 Unternehmen und lebensmittelerzeugendes Handwerk deshalb befähigen, 144 überschüssige und noch verbrauchbare Lebensmittel kostenlos an Bedürftige 145 oder soziale Einrichtungen abzugeben. Das deutsche Steuerrecht muss 146 dahingehend geändert werden und entgangene Umsatzsteuern erlassen 147 werden. Auch alle anderen bürokratischen Hürden sind abzubauen, wie z.B. bei 148 der Nutzung von Lebensmittelabfällen für Tierfutter. Bioabfälle und 149 unverbrauchbare Erzeugnisse sollen zudem auch als Grundstoff in der 150 chemischen Industrie Verwendung finden oder alternativ als Basis für 151 biologische Kraftstoffe eingesetzt werden können. In dem Fall ist die Erzeugung 152 von Biogas der reinen Kompostierung vorzuziehen. 153 2. Sicherung einer „Bezahlbaren und Sauberen Energie“ 154 Der Klimawandel macht eine nachhaltige Verringerung der Treibhausgase und 155 insbesondere der CO2-Emissionen erforderlich. Wir Freie Demokraten vertrauen 156 bei der Findung von nachhaltigen Lösungen für „saubere Energie“ auf 157 Ökobilanzen und ganzheitliche Betrachtungsweisen. Ökologie und Ökonomie 158 sind keine Gegensätze, sondern führen mittels Anpassungsmechanismen und 159 Vermeidungsstrategien zu mehr Energieeffizienz, Energieeinsparung und einem 160 Mix an Energieträgern. Liberale Energiepolitik will die wirtschaftlich wie 161 gesellschaftlich benötigte Versorgungssicherheit und den für die Zukunft 162 notwendigen Energiewandel mittels strategischer Preispolitik und kreativen 163 Technologien ausbalancieren. Dogmatische Verordnungen, Strafen oder 164 Subventionen - ob für Inlandsflüge, E-Mobilität oder Lastenfahrräder – führen zu 165 keiner nachhaltigen „Energiewende“ und nicht zu langfristigen 166 Verhaltensänderungen. Vielmehr erfordert nachhaltiges Handeln intrinsische 167 Motivation, weshalb wir das Eigeninteresse der Menschen wecken müssen.
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 7 168 Unmittelbare Teilhabe, Nutzniessung und Mitsprache der Menschen vor Ort 169 müssen bei der Installation Erneuerbarer Energien in den Kommunen zentrales 170 Anliegen sein. 171 Aber auch die Kommunen selbst müssen befähigt werden, in ihren 172 Liegenschaften vorausschauend und zielgerichtet energetische Sanierungen 173 oder auch die Umstellung der Heizungs- und Klimatechnik voran zu treiben. 174 Dafür benötigen sie finanzielle Handlungsspielräume. Aktuell gibt es eine schier 175 unüberschaubare Vielzahl an einzelnen Förderprogrammen von Bund und Land, 176 die jeweils einzelne Aspekte von Klimaschutz, Energieeffizienz und 177 Energiewende aufgreifen und bei denen die Kommunen Unterstützung 178 beantragen können. Richtiger und schneller wäre es aber, die Kommunen selbst 179 zu befähigen, in eigener Verantwortung und nach ihrem eigenen Tempo ihren 180 individuellen Weg hin zur Dekarbonisierung zu finden. Wir Freien Demokraten 181 fordern daher, die langwierigen Prozesse über Förderprogramme einzustellen. 182 Stattdessen sollten die darin gebundenen Mittel in die Finanzausgleichsmasse 183 fließen. Über pauschale, dafür planbare und längerfristig sichere 184 zweckgebundene Mittel sollen die Kommunen befähigt werden, ihre eigene 185 „Energiewende“ zu steuern. Sie werden so von (fremd) Getriebenen der 186 Entwicklung hin zu (eigenständigen) Treibern einer nachhaltigen und 187 vernünftigen Klima- und Energiewende ihrer eigenen Kommune. 188 Nicht nur Energieträger unterliegen aktuell dem Wandel, sondern auch das 189 Konsumverhalten am Strommarkt erlebt dramatische Änderungen. 190 Privathaushalte sowie Industrieunternehmen verzeichnen einen Anstieg um 191 mindestens 200 TWh bis 2030, da mehr und mehr Prozesse elektrifiziert 192 werden. Zudem führen Elektromobilität, die zukünftige Produktion von grünem 193 Wasserstoff sowie die Nutzung von Wärmepumpen langfristig zu einem deutlich 194 steigenden Strombedarf in Deutschland. Steigender Bedarf bewirkt steigende 195 Preise am Markt, während Einspeisespitzen noch immer zu negativen 196 Strompreisen führen. Wir Freie Demokraten schlagen die Spiegelung des 197 Großhandelspreises in privatem wie industriellem Konsum vor. Damit können 198 Anreize geschaffen werden, um in Zeiten von niedrigen Preisen und erhöhter 199 Einspeisung mehr zu konsumieren, wodurch neben Netzstabilität ein 200 volkswirtschaftlicher Nutzen erzielt wird. 201 Zudem gilt es vorhandene Energiepotentiale insbesondere für die Industrie 202 intelligent und digital über Demand-Side-Management zu steuern. Unternehmen 203 können so zu Lastspitzen billiger einkaufen, was ebenfalls die Netze 204 stabilisieren wird. Beim Netzausbau erkennen wir die Ziele der Landesregierung 205 als sehr ambitioniert an, sie werden nicht umgesetzt. Sachsen hat nach wie vor 206 eine energieintensive Wirtschaftsstruktur. Es werden aber nur ca. 26% des 207 Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen, während deutschlandweit ca. 41 208 % aus Erneuerbaren Energien gewonnen worden sind. In dieser Zeit mit neuen 209 Abstandsregeln den Ausbau der Windenergie quasi zum Erliegen zu bringen, ist 210 für uns Freie Demokraten der falsche Ansatz. Wir Freien Demokraten wollen 211 hier die Kommunen mehr einbinden und vor Ort die Entscheidung treffen. Wo 212 Windenergie akzeptiert ist, soll diese auch möglich sein.
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 8 213 Mit Blick auf den Kohleausstieg muss gleichzeitig zur Renaturierung von 214 Tagebaufolgelandschaften genau dort der Ausbau der Erneuerbaren Energien 215 erfolgen. Gemischte Solar- und Windparks können so in ausreichender 216 Entfernung zu Wohnbebauung entstehen und zur Energiesicherheit beitragen. 217 Zudem sollte die Errichtung von Großspeichern die Versorgungssicherheit 218 gewährleisten. In dem Zusammenhang fordern wir Freien Demokraten die 219 notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen und mögliche 220 verhindernde gesetzliche Regelungen für die Tagebaulandschaft aufzuheben. 221 Den von der Bundesregierung beschlossenen Kohleausstieg wollen Liberale 222 auch mit solchen Herangehensweisen als Chance begreifen. Nur mit neuen 223 Technologien und gezielten Investitionen könne wir das Energieland Sachsen 224 nachhaltig umbauen. Wenn der Freistaat Sachsen Energie-Erzeugerland bleiben 225 soll, kommt den Betreibern heutiger Kohlekraftwerke eine große Bedeutung zu. 226 Bisher war in Sachsen angedacht, die vorhandene Energienetzinfrastruktur 227 weiter zu nutzen und an den bisherigen Kraftwerksstandorten moderne 228 Gaskraftwerke entstehen zu lassen. Diese sollten als Brücke in die Zukunft 229 dienen und mit ihrer schnellen Regelbarkeit die Grundlast sichern und für 230 Netzstabilität sorgen. Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen mit Russland 231 lassen diese Variante aktuell eher unwahrscheinlich werden. Schließlich ist die 232 Einfuhr oder Gewinnung von Fracking-Gas keine klimafreundliche Alternative. 233 Wir Liberale sehen deshalb aktuell zwei Entwicklungsmöglichkeiten: 234 Deshalb sehen wir Freien Demokraten nunmehr die Kernenergie in Deutschland 235 als eine mögliche Brückentechnologie an. Wir setzen uns daher für eine 236 Laufzeitverlängerung der verbleibenden Kernkraftwerke über das Jahr 2023 237 hinaus ein und fordern die rechtlichen Rahmenbedingungen auf Bundesebene 238 dafür zu schaffen. 239 Zusätzlich müssen die vorhandenen Braunkohle Kraftwerke in Sachsen zunächst 240 länger als geplant betrieben werden. Parallel fordern wir den gezielten Aufbau 241 der Produktion von grünem Wasserstoff vor Ort. Die bestehenden Erdgasnetze 242 müssen dann so umgerüstet werden, dass sie zukünftig als 243 Wasserstoffinfrastruktur genutzt werden können. Insgesamt ist der Ausstieg aus 244 der Kohle für uns ein zeitliches Generationenprojekt, denn die Sicherheit der 245 Versorgung mit elektrischer Energie und Wärme darf nicht gefährdet werden. 246 Eine politische Vorgabe eines Ausstiegsjahres ist für uns immer nur ein Ziel, 247 kein Dogma. Wichtig ist, dass der Ausstieg auch praktisch vernünftig gelingt. 248 Deshalb fordern wir auch die Maßnahmen aus dem Kohlekompromiss unbedingt 249 nachzujustieren, da die Versorgungssicherheit aus Sicht der FDP Sachsen darin 250 zu wenig Beachtung findet. 251 Wie die Kommunen muss sich auch die Industrie konsequent auf den Weg 252 machen, um ihren Kohlenstoffausstoß weitgehend zu reduzieren. Beschleunigt 253 wird dieser Prozess aktuell ebenso durch die Sanktionen von Russland. Fossile 254 Ressourcen müssen also schnellstmöglich in der chemischen Industrie und 255 anderen Bereichen ersetzt werden. Um diesen Prozess schnell und effektiv 256 umzusetzen, fordern wir Freien Demokraten keine Denkverbote oder gar
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 9 257 pauschale Vorverurteilungen bzw. sogar Verbote bestimmter Technologien oder 258 Energieträger. Gerade die Entwicklung alternativer Kraftstoffe ist wichtig und 259 deren Zertifizierung muss vereinfacht werden. Klimafreundliche synthetische 260 Kraftstoffe sind eine bereits heute verfügbare Alternative für alle Verkehrsarten, 261 die ohne technische Umrüstung in herkömmlichen Verbrennungsmotoren 262 verwendet werden können. 263 Wir Freie Demokraten wollen mit marktwirtschaftlichen Instrumenten dafür 264 sorgen, dass sich technologieoffen die besten und effizientesten Lösungen zur 265 CO2-Reduktion durchsetzen. Der Königsweg ist für uns die Bepreisung der 266 Emissionen. Dies entspricht auch dem marktwirtschaftlichen Verursacherprinzip. 267 Wer die Umwelt belastet, muss den Schaden beheben oder in mindestens 268 gleicher Höhe Ausgleichszahlungen leisten. Die Umwelt kennt keine guten oder 269 bösen Verursacher. Deshalb muss gelten: Jeder, der die Umwelt belastet, zahlt. 270 Soziale Härten müssen dabei durch die beschlossene Abschaffung der 271 EEG-Umlage, die dauerhafte Senkung der Stromsteuer auf das europäische 272 Mindestniveau. Parallel fordern wir die Sächsische Staatsregierung auf, sich für 273 die Einführung des ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 7 % auf Energieträger, 274 einzusetzen. 275 3. Förderung einer „Nachhaltigen Industrialisierung“ 276 Der Umbau der vom Strukturwandel betroffenen Braunkohleregionen Sachsens 277 gelingt gleichfalls nur mit neuen Denkansätzen und Experimentierfreudigkeit. Wir 278 sehen in ihm eine Blaupause für ganz Sachsen und setzen uns dabei für 279 Experimentierklauseln ein, um Verfahren und gezielte Förderungen zu testen, 280 die im Nachgang im ganzen Freistaat angewandt werden können. Dazu braucht 281 es ein intensives Controlling der Maßnahmen und eine tiefgehende Analyse der 282 angewandten Methoden. 283 Insbesondere in der Lausitz ist der Braunkohleabbau von historischer Bedeutung 284 gewesen und damit identitätsstiftend für die gesamte Region. Gleichzeitig haben 285 die Strukturbrüche nach der Wiedervereinigung 1990 mit ihrer bis dahin 286 unvorstellbaren Dynamik und weitreichenden Folgen für die Bevölkerung bis 287 heute Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Wir als Freie Demokraten sind 288 uns dieser Erfahrungen bewusst und berücksichtigen sie bei der Gestaltung der 289 zukünftigen Prozesse. Wir wollen den Strukturwandel in Sachsen besser und für 290 die Bevölkerung spürbar positiver gestalten. 291 Nachhaltig ist der Strukturwandel erst, wenn eine überwiegend einseitig 292 bestimmte Branche, wie dem Kohleabbau ausgerichtete Industrielandschaft 293 vielfältiger ist und neue Wertschöpfungsketten generiert. Oftmals gibt es neben 294 den großen Arbeitgeber eher kleine mittelständische Unternehmen, die mehr 295 oder weniger in die Zulieferprozesse einbezogen sind sowie zahlreiche 296 Handwerksfirmen. Obgleich eine kleinteilige lokal verortete Wirtschaft weniger 297 krisenanfällig für konjunkturelle Schwankungen scheint, fällt gerade kleineren 298 Unternehmen die Neuausrichtung besonders schwer. Dem Firmeninhaber kommt 299 dabei als Akteur der Innovationsfähigkeit seines Unternehmens eine besonders
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 10 300 zentrale Rolle zu. Er muss das Risiko tragen, die neuen Produkte/ Leistungen 301 bis zur Marktreife zu entwickeln und die finanzielle Kraft haben, diese erfolgreich 302 am Markt zu platzieren. 303 Wir wollen mit einer nachhaltigen Politik die Firmen bei ihrem eigenen 304 ökonomisch-ökologischen Strukturwandel unterstützen. Die angestrebten 305 strukturellen wirtschaftlichen Änderungen sollen dynamisch und flexibel 306 entwickeln können, um Spielraum für technologische Entwicklungen zu haben. 307 Die Politik muss jedoch in den Regionen klare langfristige Orientierungen geben, 308 um damit stabile Rahmenbedingungen für Investitionen zu schaffen. Wir Freie 309 Demokraten wollen insbesondere die Bereitschaft der Unternehmer stärken, das 310 Risiko des Wandels einzugehen und eine aktive Rolle in diesem Prozess 311 anzunehmen. Neben Wissensvermittlung und Unterstützung des 312 Technologietransfers zwischen angewandter Forschung und Praxis muss auch 313 eine finanzielle Förderung der Unternehmen direkt möglich sein. Während die 314 Banken traditionell eher größere Unternehmen in gut etablierten Branchen 315 fördern, muss gerade beim Strukturwandel die Finanzierung von Investitionen in 316 kleinen Unternehmen und in weniger gut etablierten Branchen erfolgen. Dafür 317 sollen die Unternehmen direkt und bis zu fünf Jahre lang eine finanzielle 318 Unterstützung beziehungsweise finanzielle Anreize erhalten. Hierfür setzen wir 319 uns dafür ein, Gelder aus dem Strukturwandelfonds direkt an Unternehmen 320 auszuzahlen. Wir könnten uns aber auch Steueranreize an die Unternehmen 321 vorstellen, wobei der Freistaat diese den betroffenen Kommunen ausgleichen 322 müsste. Jede Lösung muss jedoch so gestaltet sein, dass sie einfach nutzbar, 323 aber trotzdem wirkungsvoll und mit dem EU-Beihilferecht vereinbar ist. 324 Gleichzeitig muss die Förderpolitik die Entwicklung neuer Geschäftsfelder für 325 Strukturwandelregionen insgesamt im Auge behalten. Dafür dürfen nicht nur 326 einzelne technische Lösungen unterstützt werden und Förderstrategie nicht zu 327 kleinteilig ausgerichtet sein. Fondslösungen bieten sich daher zur Stärkung der 328 Innovationsfähigkeit von Unternehmen an. 329 Neben den finanziellen Ressourcen ist auch die Verfügbarkeit von qualifizierten 330 Arbeitskräften für das Gelingen des Strukturwandels wichtig. Aktuell orientiert 331 sich die Qualifikation der Beschäftigten zum Beispiel in der Lausitz an den 332 Bedürfnissen der ansässigen Unternehmen, also wesentlich im Zusammenhang 333 mit Braunkohleförderung und -verstromung sowie deren Zulieferbetriebe. 334 Beschäftigte mit anderen Qualifikationen, die für eine Neuausrichtung der 335 Wirtschaft in der Region von Vorteil sein könnten, haben die Region aus Mangel 336 an Beschäftigungsmöglichkeiten verlassen. Gerade deshalb ist aber auch die 337 Einbeziehung der Wissenschaft und Weiterbildung für das Gelingen des 338 Strukturwandels von enormer Bedeutung. Wir wollen uns daher dafür einsetzen, 339 dass die sächsischen Hochschulen über Transferbüros und, wo es Sinn macht, 340 Außenstellen intensiv mit den zu fördernden Strukturen verknüpft sind und ihr 341 Knowhow in Anwendung bringen können. 342 Die Ressource Wasserstoff kann in Sachsen eine zentrale Rolle für die 343 wirtschaftliche Transformation übernehmen. Im Koalitionsvertrag von FDP mit
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 11 344 SPD und Grünen im Bund ist der Ausbau einer neuen Wasserstoffinfrastruktur 345 vorbereitet worden. Deutschland soll Leitmarkt für grüne Wasserstofftechnologien 346 werden. Allerdings ist grüner Wasserstoff noch immer ein Nischenprodukt und 347 circa 99 % des weltweit genutzten Wasserstoffs sind grau, denn dieser wird 348 nach wie vor aus Erdgas gewonnen. Wir wollen deshalb die Forschung und 349 Entwicklung von grünem Wasserstoff in den aktuellen Strukturwandelregionen 350 fördern. Wir werden die sächsische Staatsregierung an der 2021 vereinbarten 351 sächsischen Wasserstoffstrategie messen´. Wir fordern dabei einen breiten 352 interdisziplinären Ansatz, der auch vorhandene Firmen in diesem Sektor mit 353 einbindet und praxistaugliche Lösungen für die Industrie zur Verfügung stellt. 354 Nicht zuletzt ist auch der Ausbau der Infrastruktur in Strukturwandelregionen von 355 Bedeutung. Vom Ausbau beziehungsweise einer Verbesserung der Infrastruktur 356 profitieren zum einen die bereits dort lebenden Menschen. Eine gut ausgebaute 357 Infrastruktur erlaubt flexible Job- und Standortwechsel, wie sie im im Zuge des 358 Strukturwandels notwendig sein könnten. Zum anderen profitieren Unternehmen, 359 die sich neu ansiedeln, deren Beschäftigte sowie die regionale Bevölkerung, die 360 hierdurch an Lebensqualität gewinnen. Infrastrukturprojekte mit regionaler 361 Bedeutung, wie der zügige Ausbau der B 178, dienen der Zukunftssicherung 362 und senden positive Signale als Zeichen des Aufbruchs. Auch ein solches Klima 363 und eine positive Stimmung in der Region sind als „Energie“ für den 364 Wandlungsprozess nicht zu unterschätzen. Darüber hinaus muss auch eine 365 zukunftsfähige Dateninfrastruktur geschaffen werden. Das Handlungsprogramm 366 zur Umsetzung des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen des Bundes in 367 den sächsischen Braunkohlerevieren aus dem Jahr 2020 wollen wir 368 überarbeiten, inhaltlich zu schärfen und zu einer Vorlage für einen 369 übergreifenden sächsischen Strukturwandel machen. 370 Wir Freien Demokraten verstehen uns als „Ermöglicher“. Wir werden alle 371 anstehenden Herausforderungen nur nachhaltig meistern können, wenn wir auch 372 dafür „Macher“ finden. Diese müssen selbständig und kreativ tätig werden 373 dürfen. Dafür braucht es verlässliche und einfache gesetzliche 374 Rahmenbedingungen sowie marktwirtschaftliche Anreize. Hierfür müssen wir als 375 sächsische Liberale in der Tradition von Hans Carl von Carlowitz in der 376 sächsischen Landespolitik wirken! 377 Begründung: Erfolgt mündlich.
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 12 Antrag L002 Betr.: Starke Persönlichkeiten für starke Kommunen - Wahlaufruf zur Landrats- und Bürgermeisterwahl in Sachsen 2022 Antragsteller: Landesvorstand 1 Der Landesparteitag möge beschließen: 2 Am 12. Juni 2022 werden in vielen sächsischen Kommunen die Bürgermeister 3 und Landräte gewählt. Wir Freien Demokraten rufen die Bürger Sachsens dazu 4 auf, ihr Wahlrecht zu nutzen und mit ihrer Stimme die Zukunft ihrer Gemeinde, 5 ihrer Stadt oder ihres Landkreises mitzugestalten. Die Vergangenheit zeigt: 6 Jedes Kreuz auf dem Wahlzettel ist wichtig! Bei so mancher Kommunalwahl gab 7 es am Ende nur knappe Stimmenmehrheiten. Damit ist jede Stimme wertvoll und 8 entscheidet, welche Kandidatin oder Kandidat ins Rathaus oder Landratsamt 9 einziehen darf. 10 Denn in den Städten, Gemeinden und Landkreisen unseres Freistaates schlägt 11 das politische Herz Sachsens. Diese Kommunen brauchen starke 12 Persönlichkeiten für eine starke Selbstverwaltung, für mehr Unabhängigkeit, 13 Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Unsere liberalen Kandidaten für die 14 Landrats- oder Bürgermeisterwahl stehen für eine vernünftige und 15 sachbezogene Kommunalpolitik für die Menschen. Sie engagieren sich dafür, 16 den Wohlstand der Bürger, aber auch der Gemeinschaft in ihrer Kommune 17 zu erhalten und zu mehren. 18 die Eigeninitiative der Menschen vor Ort, beispielsweise durch 19 ehrenamtliches Engagement in Vereinen, in der Feuerwehr oder auch der 20 Nachbarschaftshilfe zu unterstützen und für eine mitreißende 21 Nachwuchsarbeit zu sorgen. 22 eine maßvolle und nachhaltige Haushaltsführung zu gewährleisten, die 23 übermäßige Belastung der Bürger und der Unternehmen ausschließt, aber 24 trotzdem die Grundlage für wichtige Zukunftsvorhaben für die Kommune 25 legt. 26 ihre Kommune zu einer lebenswerten Heimat zu entwickeln, in der die 27 Bürger gern wohnen und sich ihre Kinder mit all ihren Talenten frei 28 entfalten können. Dazu gehören wohnortnahe Schulen, ein gut 29 ausgebautes Betreuungsangebot und ein dichtes Schülerbeförderungsnetz. 30 die Region sicher zu gestalten, mit einer Ordnungspolizei, die dort regelt, 31 wo es wirklich nötig ist, einer Feuerwehr, die exzellent ausgestattet ist und 32 allzeit einsatzbereit sowie einem Katastrophenschutz, der vom Waldbrand 33 bis zum Zivilschutz jeder Gefahrenlage gewachsen ist. 34 Gehen Sie zur Wahl! Wählen Sie mit ihrer Stimme die Kandidaten der 35 bürgerlichen Mitte! Wählen Sie den Wahlvorschlag der FDP!
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 13 36 Begründung: Erfolgt mündlich.
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 14 Antrag SA001 Betr.: Nachhaltigkeit aus einem Guß denken Antragsteller: LFA Wirtschaft, Arbeit und Handwerk 1 Der Landesparteitag möge beschließen: 2 Wir Freie Demokraten verstehen Nachhaltigkeit als gesamtgesellschaftliches Ziel, 3 politische, soziale und wirtschaftliche Strukturen an langfristigem Denken 4 auszurichten. Jenseits der Versuche einseitig-ideologischer Vereinnahmung 5 entspricht dieser Anspruch dem urliberalen Anspruch einer Politik, die nicht 6 zulasten künftiger Generationen geht. In diesem Sinne wollen wir eine Strategie 7 zugunsten nachhaltigen Wirtschaftens begründen, die auf folgenden Säulen 8 fußt: 9 1. Eigenkapital ist die nachhaltigste, weil unbefristete Finanzierungsform von 10 Unternehmen. Es zu stärken wird Staatsräson. Bisher gibt es keine steuerlichen 11 Anreize um Eigenkapital zu bilden oder zu erhalten, im Gegenteil. Wir wollen 12 daher die Thesaurierung von Gewinnen steuerlich fördern und nur die 13 Ausschüttung besteuern (Trennungsprinzip). 14 2. Energieautarkie wird zur Schlüsselposition betrieblicher Resilienz. Die 15 Transformation zu erneuerbaren Energien in Betrieben und Gebäuden wird noch 16 stärker gefördert. 17 3. Die staatliche Rente trägt sich langfristig nicht und kann nur mit Steuermitteln 18 gehalten werden. Sie wird schrittweise umgebaut zu einem Bürgerfonds nach 19 skandinavischem Vorbild, indem Bürger Anteilseigner (Kapitalisten) an der 20 nationalen Ökonomie werden. Dieser Fonds finanziert im Lichte seines auf 21 Generationen angelegten Zwecks nachhaltige Investitionen in Eigenkapitalbildung 22 und Transformation in beispielsweise autarke Energieproduktion und 23 Eigenheime. Die Aktienrente ist der erste Schritt in diese Richtung. 24 4. Bildung wird zur Schlüsselinvestition staatlichen Handelns: Das 25 Bildungsbudget wird enorm erhöht, denn unsere Kinder werden über unser 26 künftiges Wohl bestimmen. Es ist an uns, ihnen die größtmöglichen 27 Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. Dazu gehört auch eine grundlegende und 28 ideologiefreie Reform des Bildungssystems. 29 5. Die Schuldenbremse ist kein Selbstzweck. Wir machen keine Schulden, um 30 Haushaltslöcher zu stopfen, aber wir nutzen sie wie ein verantwortungsvoller 31 Unternehmer, um in die Zukunft zu investieren, wenn der Return on Investment 32 erkennbar positiv ist. Zugleich sind gegenwärtige Instrumente auf ihre 33 Wirksamkeit zu überprüfen. Unter anderem unter dem Blickwinkel des 34 ökologischen Umbaus wurden zahlreiche Berichts- und Beauftragten-Regelungen 35 neu geschaffen, die die unternehmerische Kreativität einschränken und lediglich 36 Kosten verursachen: • Wichtiger als eine – bei KMU häufig bei externen
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 15 37 Dienstleistern angesiedelte – Stabsfunktion mit eigenem Berichtswesen wären 38 Freiräume für betriebliche Kreativität. 39 • Eine die Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit der betrieblichen Prozesse 40 fördernde Innovation darf nicht an langwierigen Änderungsverfahren für 41 Betriebszulassungen o.ä. scheitern. 42 • Selbst solche Regelungen, die de jure nur wenige Großkonzerne zu treffen 43 vorgeben (z.B. Taxonomie für grüne Finanzprodukte, 44 Lieferkettensorgfaltspflichten etc), bewirken über mehrstufige Lieferverflechtungen 45 einen Bürokratieaufwuchs für Mittelständler, ohne dass diese signifikanten 46 Einfluss auf die Gesamtprozesse haben. 47 • Die "Zentrale Stelle Verpackungsregister" sehen wir als Bürokratiemonster ohne 48 Mehrwert für die Umwelt, dafür mit zahlreichen Fallstricken für selbst die 49 kleinsten Unternehmen. Wir möchten in diesem Sinne das Verpackungsgesetz 50 novellieren und darauf ausrichten, dass nicht der sog. "Inverkehrbringer", 51 sondern der Produzent die Lizenzen für Entsorgung und Recycling seiner 52 Produkte zu besorgen hat. 53 Begründung: Der Begriff der Nachhaltigkeit ist gesellschaftlich stark ideologisch geprägt. Verschiedene Parteien verwenden ihn, um für bestimmte Punkte ihres Programms Werbung zu machen. Eigentlich meint der Begriff aber keine Gesinnung, sondern vielmehr langfristiges Denken. Er ist in diesem Sinne wörtlich zu verstehen: Was immer wir tun, es möge lange (an-)halten. Der sächsisch-kurfürstliche Oberberghauptmann von Carlowitz hatte 1713 (!) - übrigens in Zeiten einer Energiekrise - niedergeschrieben: „Wird derhalben die gröste Kunst / Wissenschafft / Fleiß / und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag.“ (aus: Sylvicultura Oeconomica) Das Denken in Jahren, Jahrzehnten oder gar Generationen hat nicht einfach eine betriebs- wirtschaftliche Dimension wie es von Carlowitz für die Forstwirtschaft beschrieb; in einer kapitalistischen Welt hat es volkswirtschaftliche Bedeutung. Gerade während Krisen wie beispielsweise 2001 (Internetblase), 2008 (Finanzkrise), 2020 (Pandemie) oder 2022 (Ukrainekrieg) entscheidet die Resilienz der einzelnen Wirtschaftsteilnehmer über die Verwundbarkeit eines ganzen Landes. Im Kern ist der wirtschaftliche Allokationsprozess des freien Marktes in sich nachhaltig, weil er die Ressourcen ihrer bestmöglichen Nutzung zuführt und Verschwendung ökonomisch bestraft. Jede Politik, die dem Anspruch der Nachhaltigkeit folgt, muss deshalb für
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 16 umfassende Wirkung von Preismechanismen sorgen und der Kreativität und Verantwortung von Anbietern und Nachfragern Raum bieten. Der von politischen Wettbewerbern postulierte scheinbare Zwiespalt zwischen staatlicher Intervention und marktwirtschaftlicher Freiheit besteht de facto nicht. Das Beispiel Tempolimit möge das verdeutlichen: Ein Mehr an CO2-Ausstoß hängt nicht kausal an der Geschwindigkeit, sondern am Treibstoff. Wäre der Treibstoff CO2-neutral, gäbe es keinen (umweltbedingten) Grund für ein Tempolimit. Zu Recht spricht sich die FDP daher für klimaneutrale, d.h. synthetische Treibstoffe aus. Das wäre zumindest die nachhaltige, d.h. langfristige Lösung, das Verbot wäre nur die kurzfristige. In diesem Lichte wollen wir auch die ökonomische Dimension betrachten. Wir wollen wissen: Löst ein Vorschlag das Problem oder bekämpft es nur das Symptom? Ein weiteres Beispiel: Die pandemische Situation hat uns gezeigt, wie essentiell die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen für das gesamtwirtschaftliche Gefüge ist. Insolvenzen von einzelnen kritischen Marktteilnehmern oder kritischen Mengen können schnell zum Wanken eines ganzen Clusters führen. Wir haben daher in der Vergangenheit stets darauf gesetzt, betroffene Unternehmen mit Zuschüssen und Krediten zu stützen, um größeren Schaden abzuwenden. Dieses Vorgehen hat uns allein im ersten Jahr der Corona-Pandemie z.B. mehr als 80 Milliarden Euro gekostet. Es war ein alternativloses Vorgehen zulasten der Steuerzahler, weil wir nicht langfristig denken. Wir haben ein Symptom bekämpft. Bei der nächsten Krise müssen wir es wieder so machen, bis wir grundlegend dazulern en. In vielfacher Weise wirken Marktanreize dafür, dass sich Unternehmen nachhaltig verhalten: • Unternehmen werden stets darauf bedacht sein, Ressourcen so kostensparend wie möglich einzusetzen, um zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten zu können. • Gerade kleine und mittelständische Unternehmen sind regional verankert und in vielfacher Weise auf ein förderliches Umfeld angewiesen; sie werden daher stärker als anonyme Konglomerate Rücksicht auf regionale Ressourcen und Kreisläufe nehmen. • In den letzten Jahren nehmen nachfrageseitige Anreize für mehr Nachhaltigkeit zu: Unternehmen, die CO2-arm und/oder regional produzieren, können oft bei gleicher Produktgüte höhere Preise durchsetzen. • Im Normalfall würde ein Unternehmen stets darauf achten, dass Umsatzschwankungen oder gar -ausfälle nicht zu einem Liquiditätsproblem führen. Steuerlich gibt es dafür aber keine Anreize. Im Gegenteil: Die Allokation von Fremdkapital erhöht die Eigenkapitalrendite zulasten der Widerstandsfähigkeit und ist steuerlich komplett anrechenbar (Zinsen verringern Steuern, Renditen begründen Steuern). Als eine Folge haben wir es bundesweit mit der Bekämpfung von verdeckten Gewinnausschüttungen zu tun, ein Kampf gegen ein Symptom. Wir haben darüber hinaus schon lange akzeptiert, dass bestimmte Rechtsformen aus rein steuerlichen Gründen gebildet werden. Kurzum: Wir wollen alle Bestimmungen,
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 17 die nachhaltigen unternehmerischen Denkens diametral entgegenstehen, auf den Prüfstand stellen und perspektivisch ersetzen. Diese Strategie kostet nicht zwangsläufig zusätzlich. Im Gegenteil kann sie den Wegfall vielerlei willkürlicher Subventionen und Steuerbegünstigungen begründen, die bisher vor allem darauf gerichtet waren, eine Branche, ein Unternehmen oder Arbeitsplätze zu erhalten, die ohne diese Maßnahmen nicht überleben würden. Hierin zeigt sich dann der konsequent marktwirtschaftliche Charakter unseres Vorhabens.
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 18 Antrag SA002 Betr.: Nachhaltig junge Fachkräfte halten und anziehen Antragsteller: LFA Wirtschaft, Arbeit und Handwerk 1 Der Landesparteitag möge beschließen: 2 Die FDP Sachsen erkennt, dass die Werbung, Entwicklung und die Bindung von 3 jungen Fachkräften wichtig für den Erhalt und die Weiterentwicklung des 4 wirtschaftlichen und sozialen Wohlstandes in Sachsen. Unter den 5 Gesichtspunkten des fortschreitenden demografischen Wandels und dem bereits 6 vorherrschenden Fachkräftemangel sehen wir als Antwort auf diese 7 Herausforderungen die Verbesserung der Attraktivität des Landes und des 8 regionalen Arbeitsmarktes durch folgende Maßnahmen: 9 1. Transformation des Arbeitsmarktes unterstützen 10 Wir befinden uns in einem Übergang von einem Arbeitgeber- zu einem 11 Arbeitnehmer-Arbeitsmarkt. Bei dieser Transformation soll die sächsische 12 Wirtschaft in folgenden Punkten unterstützt werden: Der bestehende 13 Ausbildungsberuf des/der Personaldienstleistungskaufmann/-frau (PDK) bezieht 14 sich heute zu stark auf Überlappungen mit Vertrieb und Einlauf wie 15 Kunden-Akquise und –Marketing. Das wichtige Konzept des Mitarbeiter- und 16 Bewerbermarketings ist heute unterrepräsentiert. Ebenso wird ein zu starker 17 Bezug zu Konzepten wie Arbeitnehmerüberlassung vorgenommen. Deshalb 18 fordern wir entweder einen neuen Berufsabschluss oder eine Spezialisierung 19 mittels neuer Fachrichtungen für den PDK. Die Bedeutung des Bewerber- und 20 Mitarbeiter-Marketings sollte ebenso stärker in den 21 Personalmanagements-Studiengängen Beachtung finden. Wirtschaftsnahe 22 Informationen, die Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft und 23 Veranstaltungen für Schüler und Studierende sollen weiter ausgebaut werden. 24 Messen wie die „KarriereStart“ sollen – statt bisher nur einmal – mehrmals im 25 Jahr stattfinden. Weitere Themenbereiche wie Werksstudententätigkeiten, 26 Möglichkeiten der Durchlässigkeit Studium/Berufsausbildung, Berufsausbildungen 27 orientiert an Region und fachlichem Themenfeld sollen stärker beworben 28 werden. Außerdem sind die Ausbildungsordnungen (AO) häufiger auf die 29 Realität von Berufsbildern und Arbeitsmarkt anzupassen und die diesbezüglichen 30 Strukturen zu straffen, um die duale Ausbildung weiter zu stärken. 31 2. Infrastruktur als Unterstützung 32 Der Nahverkehr, insbesondere auch in den Relationen für junge Berufstätige, 33 muss weiter ausgebaut werden. Regionale Agglomerationen von Arbeitgebern 34 müssen insbesondere mit Rücksicht auf Erreichbarkeit von Wohn- aber auch 35 Bildungszentren und Mittelzentren ausgebaut werden. Insbesondere muss auch 36 die ÖPNV-Erreichbarkeit von Berufsschulen bedacht werden, der Blockunterricht 37 muss weiter ermöglicht werden und ein eLearning/Homeschooling-Angebot
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 19 38 bedingungslos angeboten werden. Der landesweite Ausbau von 39 Internetanschlüssen mit hohen Datenraten muss weiter forciert werden, um die 40 Attraktivität als Wohn- und Arbeitsregion zu stärken bzw. in Hinsicht auf heutige 41 Arbeitsrealitäten und Erwartungen potenzieller junger Nachwuchskräfte zu 42 steigern. 43 Begründung: Erfolgt mündlich.
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 20 Antrag SA003 Betr.: Digitale Ausstattung der sächsischen Schulen verbessern Antragsteller: Kreisverband Dresden 1 Der Landesparteitag möge beschließen: 2 Die Freien Demokraten Sachsen fordern die Schaffung adäquater 3 Rahmenbedingungen für digitalen Unterricht an allen öffentlichen Schulen im 4 Freistaat Sachsen. Zukünftig darf sich keine Lehrkraft mehr die Frage stellen 5 müssen, ob sie im Unterricht auf digitale Lernmittel verzichtet oder notgedrungen 6 private Ressourcen einsetzt, nur weil nicht genügend Endgeräte oder Lizenzen 7 an der Schule vorhanden sind. 8 Die kommunalen Verwaltungen sollen dabei die Schulen beim Ausbau der 9 digitalen Infrastruktur konzeptionell, baulich und personell unterstützen. Die 10 zuständigen Verwaltungskräfte müssen hinreichend geschult werden, um die 11 Schulen bestmöglich bei der Anschaffung von Hardware, dem Erwerb von 12 Software und dem Einsatz digitaler Lernmittel beraten zu können. Dabei sollen 13 insbesondere bestehende Förderprogramme (z.B. Brückenbauen und Digitalpakt 14 Schule 1 & 2) genutzt und verstärkt sogenannte Projektschulen ausgewiesen 15 werden. 16 Jede Schule muss umgehend mit einem Breitbandanschluss mit mindestens 17 mittelfristig ausreichender Leistungsfähigkeit ausgestattet werden. Bei Neubauten 18 oder grundlegenden Sanierungsmaßnahmen ist eine strukturierte Verkabelung 19 einzuführen und moderne WLAN-Technik zu installieren. Darüber hinaus soll an 20 Schulen ab einer Größe von 500 Schülern mindestens ein fachmännischer 21 IT-Administrator während der täglichen Unterrichtszeit anwesend sein. Die 22 bisherige Praxis, die Administration der lokalen Schulnetzwerke jeweils durch ein 23 kommunales Unternehmen auf Abruf zu organisieren oder gar den anwesenden 24 Lehrkräften zu überantworten, führt dazu, dass ein Großteil der Admin-Aufgaben 25 beim Lehrpersonal hängen bleiben. Aufgabe der Pädagogen ist jedoch die 26 Planung und Durchführung von Unterricht, nicht die Installation und Wartung von 27 digitalen Lernmitteln. 28 Begründung: Erfolgt mündlich.
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 21 Antrag SA004 Betr.: Lernmittel für den Schulunterricht komplett digitalisieren Antragsteller: Kreisverband Dresden 1 Der Landesparteitag möge beschließen: 2 Wir Freie Demokraten Sachsen sprechen uns dafür aus, dass die kommunalen 3 Schulverwaltungsämter die Ausschreibung für Lernmittel (Schulbücher, 4 Arbeitshefte, Nachschlagewerke etc.) innerhalb der nächsten fünf Jahre komplett 5 auf digitale Medien umstellen. Zum nächstmöglichen Termin soll für alle 6 öffentlichen Schulen im Freistaat Sachsen neben der Printausgabe grundsätzlich 7 immer eine digitale Ausgabe mit beschafft werden. Somit können Schulen, die 8 innovativ vorangehen wollen und in denen sich Lehrer, Schüler und die 9 Elternschaft schon vor dem Stichtag dafür aussprechen, digital zu arbeiten, die 10 Umstellung frühzeitig beginnen. Priorität bei der Umstellung auf digitale 11 Lernmittel sollen die oberen Jahrgangsstufen haben. 12 Darüber hinaus werden die zuständigen Verwaltungseinheiten aufgefordert, ein 13 Konzept zur schnellstmöglichen Ausstattung aller Schulen in Sachsen mit 14 digitalen Endgeräten vorzulegen und umzusetzen, so dass jeder Schüler, aber 15 auch jede Lehrkraft die digitalen Lernmittel vollumfänglich nutzen kann. Dieses 16 Konzept soll außerdem einen schlüssigen Plan zur Realisierung der digitalen 17 Hefterführung ab der Sekundarstufe II enthalten. 18 Begründung: Erfolgt mündlich.
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 22 Antrag SA005 Betr.: Corona-Digitalisierung an den sächsischen Schulen evaluieren Antragsteller: Kreisverband Dresden 1 Der Landesparteitag möge beschließen: 2 Wir Freie Demokraten Sachsen fordern eine Evaluierung der 3 Digitalisierungserfahrungen während der Pandemiezeit an den sächsischen 4 Schulen. Alle Einrichtungen haben in der langen Corona-Zeit zwangsläufig 5 Erfahrungen mit digitalen Arbeitsweisen, Geräten und Strukturen sammeln 6 müssen. Die meisten Schulen wurden dabei ins sprichwörtliche kalte Wasser 7 geworfen und mussten sich innerhalb sehr kurzer Zeit Methoden und 8 technisches Verständnis aneignen, um einen digitalen „Fernunterricht“ zu 9 ermöglichen. 10 Dabei sammelten die Einrichtungen, Lehrkräfte und Schüler sowohl positive als 11 auch negative Erfahrungen. Diese Erfahrungen dürfen nicht achtlos zur Seite 12 geschoben werden, nachdem Präsenzunterricht wieder Alltag ist und 13 Lockerungen absehbar 14 werden. Die FDP Sachsen fordert das Staatsministerium für Kultus und die ihm 15 nachgeordneten Schulbehörden auf, die Erfahrungen an den sächsischen 16 Schulen zu erheben und zu analysieren, 17 ● wo der Digitalisierungssprung während der Corona-Zeit erfolgreich verlaufen 18 ist, 19 ● welche Methoden sich auch zukünftig in den Schulalltag implementieren 20 lassen, 21 ● welcher technische Bedarf an den sächsischen Schulen für eine solche 22 Implementierung besteht, 23 ● welche Methoden sich kontraproduktiv für den Lernerfolg herausgestellt hatten, 24 ● wie zukünftig eine digitale Lehre für Schüler in ähnlichen 25 Quarantänesituationen, beispielsweise bei Krankheit oder kommenden 26 Pandemien, erfolgreich gestaltet werden kann. 27 Im Anschluss an die Evaluierung sollen die Ergebnisse in ein schlüssiges 28 Konzept zur Weiterentwicklung des digitalen Unterrichts überführt werden, 29 welches innerhalb eines angemessenen Zeitraums an den sächsischen Schulen 30 umgesetzt wird. 31
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 23 Begründung: Erfolgt mündlich.
54. Landesparteitag der FDP Sachsen Seite 24 Antrag SA006 Betr.: Landesweites, verbindliches eTeaching Zertifikat für Lehrkräfte im Freistaat Antragsteller: LFA Bildung, Norma Grube, Martin Richter 1 Der Landesparteitag möge beschließen: 2 Seit Pandemiebeginn ist die Digitalisierungskatastrophe an den Schulen im 3 Freistaat vollkommen unverblümt zu Tage getreten. Die Lehrkräfte sind nicht 4 ausreichend auf die digitalen Lehr- und Lernformate vorbereitet, die technischen 5 Geräte und die methodischen Möglichkeiten werden aktuell nicht im 6 ausreichenden Maße zur Verfügung gestellt und vermittelt. Dies muss sich 7 ändern. 8 Der Digital-Pakt hat zum Ziel die technische Ausrüstung der Schulen zu 9 verbessern und dieses Ziel ist in vielen Fällen auch erreicht. Die 10 Lehrerendgeräteverordnung hat erstmals Endgeräte für Lehrer ermöglicht. Die 11 Lehrkräfte des Landes sind mithin weitestgehend ausreichend ausgestattet um 12 modernen und digitalen Unterricht zu gestalten. Doch wird dies häufig noch nicht 13 im Sinne der Lehrpläne und des Eckwertepapiers zur informatischen Bildung 14 umgesetzt, da es diesbezüglich an Kompetenzen fehlt. Die FDP Sachsen fordert 15 daher ein landesweites verbindliches eTeaching Zertifikat für Lehrkräfte, welches 16 verpflichtend für alle Lehrkräfte an den Schulen des Freistaates umgesetzt wird. 17 Dieses Fortbildungsprogramm sollte mehrere Module umfassen und über einen 18 Zeitraum von ein bis zwei Jahren in Form von pädagogischen Tagen, Webinaren 19 und online basierten Selbstlernkursen an jeder Schule des Landes durch 20 externe Fortbildner umgesetzt werden. Jede im Dienste des Freistaats stehende 21 Lehrkraft bekommt hierdurch die wichtigen und notwendigen Grundkenntnisse 22 zum veränderten methodischen und pädagogischen Vorgehen komprimiert 23 vermittelt. 24 Wir plädieren für ein verbindliches landesweites eTeaching Zertifikat für 25 Lehrkräfte, weil nur so sichergestellt ist, dass alle Schulen einen methodischen 26 und pädagogischen Digitalisierungsschub erhalten und die Lehrkräfte des 27 Landes entsprechend qualifiziert werden. Ziel muss es sein, den Lehrkräften im 28 Freistaat die Angst vor der Digitalisierung zu nehmen, sie zu befähigen die 29 neue Technik gewinnbringend für die Lernprozesse im Unterricht zu nutzen und 30 ein modernes Schulsystem zu etablieren. 31 Das Fortbildungsprogramm sollte sich aufteilen in mehrere Module und die 32 folgenden Themen abdecken: 33 1. Einführung in das Eckwertepapier informatische Bildung 34 2. Grundlagen der digitalen Methodik und Pädagogik
Sie können auch lesen