Evolution der Mobilität gestalten Impulse des ADAC für 2017-2021
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhalt & Impressum Inhalt Vorwort ____________________________________________________________________________________ 3 Wofür wir uns einsetzen ______________________________________________________________________ 4 I. Neue Mobilität fördern __________________________________________________________________ 8 II. Chancen der Digitalisierung nutzen ______________________________________________________ 11 III. Umwelt- und Gesundheitsschutz erhöhen _________________________________________________ 13 IV. Verkehrsinfrastruktur effizient bereitstellen _______________________________________________ 17 V. Mobilität im ländlichen Raum für alle gestalten ___________________________________________ 20 VI. Tourismus in Deutschland ausbauen _____________________________________________________ 22 VII. Rechte mobiler Verbraucher stärken _____________________________________________________ 24 VIII. Verkehrssicherheit weiter verbessern ____________________________________________________ 26 Impressum Herausgeber: Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. Hansastraße 19, 80686 München Internet: www.adac.de/impulse2017-2021 Vertrieb: Diese Broschüre kann mit Angabe der Artikelnummer 2830651 direkt beim ADAC e.V., Ressort Verkehr, Hansastraße 19, 80686 München, E-Mail: verkehr.team@adac.de, bezogen werden. Bildnachweis: Titel und S.4: Shutterstock/Hilch; Rest: Fotolia Nachdruck und fotomechanische Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des ADAC e.V. © 2017 ADAC e.V. München 2 Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021
Vorwort Vorwort Evolution der Mobilität gestalten – verlässlich, sicher, bezahlbar, nachhaltig Mobilität ist für soziale und wirtschaftliche Teilhabe unverzichtbar. Menschen wollen und müssen mobil sein, egal in welchem Alter, an allen Orten und zu jeder Zeit. Persönliche Mobilität entsteht, wenn Wohnen, Arbeiten, Bildung, Versorgung und Freizeit räumlich voneinander getrennt sind. Wichtigstes Verkehrsmittel für die persönliche Mobilität bleibt das Auto. Aber die Mobilität ist im Wandel, getrieben durch veränderte individuelle Mobili- tätsbedürfnisse der Menschen ebenso wie durch Herausforderungen wie die Digitalisierung oder die Dekarbonisierung. Der ADAC engagiert sich für den Erhalt der persönlichen, nach- haltigen Mobilität in allen Formen, mit allen Verkehrsträgern, motorisiert wie nicht motori- siert, individuell genauso wie mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Nachhaltige Mobilität muss sicher, bedürfnisgerecht, bezahlbar und umweltfreundlich sein. Ziel ist ein intelligent verknüpftes Miteinander aller Mobilitätsangebote: ein leistungsstar- ker öffentlicher Personennahverkehr und attraktive Bedingungen für Fuß- und Radverkehr ebenso wie für den motorisierten Individualverkehr. Heute den Rahmen setzen für die Mobilität von morgen In der kommenden 19. Legislaturperiode muss die Verkehrspolitik Antworten auf die gro- ßen Herausforderungen geben: • die Digitalisierung der Mobilität • die Luftreinhaltung und den Klimaschutz • den demografischen Wandel und seine Folgen gerade für den ländlichen Raum • das anhaltende Wachstum in den Ballungsräumen • die Finanzierung sowie den Ausbau des öffentlichen Verkehrs • den zielgerichteten Ausbau und den Erhalt der Infrastruktur für Güter- und Personenverkehr • die Verkehrssicherheit und Unfallprävention Der 19. Deutsche Bundestag muss dafür die geeigneten Rahmenbedingungen setzen. Aus Verbraucher- und Nutzersicht kommt es auf vorhersehbare und planungssichere Regelun- gen und Maßnahmen an. Der ADAC will wichtige Impulse dafür setzen. Deutschland braucht ein Zielbild und einen Plan für die individualisierte und digitalisierte Welt der Mobilität des 21. Jahrhunderts. Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021 3
Wofür wir uns einsetzen Wofür wir uns einsetzen I. Neue Mobilität fördern Radverkehr fördern K Radwege und Radfahrstreifen dem wachsen- Intermodale Personenverkehre neu denken, neue den Bedarf anpassen und sicher ausbauen Mobilitätsangebote ermöglichen K Radschnellwege fördern K Verknüpfung zwischen motorisiertem Indivi- K Prüfen, wo „Fahrradstraßen“ eine sinnvolle dualverkehr (MIV) und öffentlichem Verkehr Führungsform des Radverkehrs sein können (ÖV) ausbauen K Radwegebenutzungspflicht aus Sicherheits- K Attraktivität des ÖV erhöhen gründen beibehalten K Bezahl- und Tarifsysteme modernisieren und K Sicherheit der Fußgänger gewährleisten vereinfachen K Finanzierung des ÖV stärken Wohnen und Mobilität verbinden – Verkehrs- und K Personenbeförderungsrecht modernisieren Siedlungsplanung besser verzahnen und Verbraucherschutz wahren K Öffentliches Verkehrsangebot der Nachver- dichtung in Großstädten anpassen Carsharing weiter in die tägliche Mobilität integrieren K (Nah-)Verkehrskonzepte stärker in Stadtpla- K Carsharinggesetz evaluieren, insbesondere nung integrieren seine Wirkungen hinsichtlich öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) und II. Chancen der Digitalisierung nutzen Parkraumsituation für alle K Potenziale des privaten Carsharing durch Automatisiertes und vernetztes Fahren nutzer- Anpassung des Rechtsrahmens heben freundlich und rechtssicher fortentwickeln K Private Carsharing-Projekte sichtbar machen K Rechtsrahmen für hoch-/vollautomatisierte Fahrfunktionen ausfüllen 4 Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021
Wofür wir uns einsetzen K Sichere, nutzerfreundliche und intuitive K Typgenehmigung und Marktüberwachung Auslegung automatisierter Fahrfunktionen strikt trennen ermöglichen K Manipulationsschutz als Grundlage für die K Einheitlichen Rechtsrahmen für fahrerlose Typgenehmigung implementieren Fahrzeuge entwickeln K Wirksame, verhältnismäßige und abschre- ckende Sanktionen einführen Hohes Datenschutzniveau in der Informations K Abgasuntersuchung modernisieren, gesellschaft sicherstellen Endrohrkontrollen nur bei manipulations K Entscheidungsfreiheit des Verbrauchers verdächtigen Fahrzeugen wieder einführen über Erhebung, Verarbeitung, Übertragung K Möglichkeiten zur Nachrüstung von Be- und Verwendung personenbezogener Daten standsfahrzeugen prüfen sicherstellen K Datenschutzprinzipien in Big-Data-Konzep- Umfassende Maßnahmenpakete in belasteten tionen einbeziehen – Privacy-by-Design- Innenstädten über das Auto hinaus umsetzen Ansatz verfolgen, Pseudonymisierungs- K „Grüne Wellen“ und adaptive Verkehrs und/oder Anonymisierungsverfahren steuerung einsetzen implementieren K Alternative Verkehrsmittel ausbauen und ertüchtigen Datensicherheit stärken – Verantwortung der K Flotten und Fahrzeuge mit hoher inner Hersteller gewährleisten städtischer Fahrleistung auf alternative Antriebe umrüsten Transparenz sicherstellen – „Auto-Daten-Listen“ K Lokale Emissionsquellen abseits des öffentlich zugänglich machen Verkehrs berücksichtigen Wahlfreiheit des Verbrauchers und fairen Wett- CO2-Grenzwerte für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge bewerb sichern – Zugang zu Daten im Fahrzeug ambitioniert fortschreiben regeln Reduktion von CO2-Emissionen auch im Güter- Verkehrs- und Reiseinformationen grenzenlos verkehr angehen verfügbar machen K Bereitstellung öffentlicher Daten im Sinne Erneuerbare Energien für den Verkehrssektor von Open Data verbessern nutzen – Beitrag zur Energiewende im Interesse K Fahrplaninformationen und Vertriebsplatt- der Verbraucher planungssicher und kosten- form für den gesamten ÖV flächendeckend bewusst umsetzen zur Verfügung stellen Antriebsalternativen technologieneutral unter- III. Umwelt- und Gesundheitsschutz stützen erhöhen K Alle Formen alternativer Antriebe politisch weiterverfolgen Luftqualität verbessern – generelle Mobilitäts- K Elektromobilität nutzerfreundlicher machen – beschränkungen vermeiden „Tanken“/Laden zu transparenten und marktüblichen Preisen ermöglichen, Instal- Fahrzeugemissionen konsequent senken – lation privater Ladepunkte für E-Fahrzeuge strenge Grenzwerte, wirksame Kontrollsysteme in Neu- und Umbauten erleichtern, Weiter- und mehr Transparenz durchsetzen entwicklung der Batterietechnologie fördern K Gesetzliche Grundlagen für wirksame Abgas- K Erdgas weiter unterstützen – Biomethan- minderungstechniken am Fahrzeug schaffen Anteil ausbauen, Preisauszeichnung ver- K Marktüberwachung mittels Prüfstandtests braucherfreundlich gestalten und Straßenmessungen verstärken Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021 5
Wofür wir uns einsetzen IV. Verkehrsinfrastruktur effizient K 5G-Standard in der Mobilität mittelfristig bereitstellen zur Normalität werden lassen K Erkenntnisse aus dem „Testfeld A9“ Investitionen in die Bundesverkehrswege auf schnellst möglich in die Fläche bringen hohem Niveau verstetigen K Leit- und Sicherungstechnik ETCS/ERTMS auf Korridoren im Schienennetz einsetzen Infrastrukturgesellschaft nutzergerecht etablieren K Ausschluss von Möglichkeiten der Privati- Verantwortung für kommunale Infrastruktur sierung fest verankern wahrnehmen – Kooperationsverbot im Verkehrs- K Entscheidungskompetenz der Politik si- bereich überprüfen cherstellen K Kommunale Verkehrsinfrastruktur dauer- K Übertragung von Staatsschulden auf die haft finanziell absichern Gesellschaft und unbeschränkte Kreditfä- K GVFG-Bundesprogramm am Bedarf orien- higkeit verhindern tieren und dynamisieren K Verbleibende Auftragsverwaltung für die K PBefG weiter für Wettbewerb und beste übrigen Bundesstraßen optimieren Angebote für Verbraucher offenhalten Zuverlässigkeit und Qualität bei allen Verkehrs Straßenverkehr nicht durch neue Gebühren trägern stärken – Verkehrsinfrastruktur umfassend systeme weiter verteuern sanieren und modernisieren K Mehrbelastung der Verbraucher durch Pkw- K Erhaltung des Bestandsnetzes nach dem Maut auch für die Zukunft ausschließen Lebenszyklusprinzip sicherstellen K Negative Effekte des Verkehrs wirksam an K Engpassbeseitigung und Knotenausbau der Quelle reduzieren, keine Mobilitätsver- bei Straße und Schiene priorisieren teuerungen durch Anrechnung von Umwelt- K An Bundesfernstraßen marode und Staukosten Brücken zeitnah ersetzen K Lkw-Stellplätze weiter ausbauen und V. Mobilität im ländlichen Raum bestehende Kapazitäten durch Telemati- für alle gestalten sches Lkw-Parken optimal nutzen K Elektrifizierung der Schiene weiter voran- Nutzergerechte ÖV-Versorgung im ländlichen Raum treiben K Grundversorgung garantieren K Schienenlärmreduzierungsziele 2020 K Finanzierung des ÖV transparent, planbar weiterverfolgen und bedürfnisgerecht gestalten K Mehr Güterverkehr auf die Schiene be- K Barrierefreien Zugang sicherstellen kommen Flexible Bedienformen und Personenbeförderungs- Digitalisierung der Verkehrsinfrastruktur recht nutzerorientiert weiterentwickeln voranbringen K Schaffung flexibler Mobilitätsalternativen K Ausbau der Mobilfunknetze mit mindes- im ländlichen Raum fördern tens 50 Mbit/s entlang Verkehrswegen K Abbau von Umsetzungshürden im zügig umsetzen Personenbeförderungsrecht prüfen 6 Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021
Wofür wir uns einsetzen K Potenziale des Radverkehrs heben Gewährleistungsrecht modernisieren – K Infrastruktur des ÖPNV besser auf das Schutz beim Verbrauchsgüterverkauf verbessern Fahrrad ausrichten Kein Herstellermonopol für Autoersatzteile – VI. Tourismus in Deutschland Designschutz für sichtbare Autoteile lockern ausbauen Verbraucherschutz in der neuen, digitalen, Wassertourismus sichern autonomen und vernetzten Mobilität auf hohem K Wassertouristische Infrastruktur unter Ein- Niveau sicherstellen schluss der Bundeswasserstraßen sichern K Wassersport- und Tourismusverbände VIII. Verkehrssicherheit weiter beim Bundesprogramm „Blaues Band“ verbessern weiter einbinden K Wassertourismuskonzept konkretisieren Mobilitätskompetenz durch lebenslanges Lernen und umsetzen unterstützen K Schulische Verkehrs- und Mobilitätserzie- Barrierefreiheit im Reiseverkehr stärken hung stärken K Barrierefreiheit auch bei modernen Mobili- K Fahranfängerausbildung reformieren tätsangeboten und touristischen Angebo- K Diskriminierung von älteren Verkehrsteil- ten berücksichtigen nehmern entgegenwirken K Bundesweite Plattform von hochwertigen Angeboten schaffen Verkehrsrecht anpassen K Ablenkung durch elektronische Geräte und Qualität touristischer Mobilitätsangebote erhöhen Kommunikationsmittel verbieten K Promillegrenze für Fahrradfahrer – Ord- Moderne Mobilitätskonzepte und touristische nungswidrigkeit bei 1,1 ‰ festlegen Angebote im ländlichen Raum verknüpfen K Reform der MPU durchsetzen – Akzeptanz stärken VII. Rechte mobiler Verbraucher K Ausweitung der Halterhaftung entgegen stärken wirken – die Unschuldsvermutung als Grundprinzip beibehalten Durchsetzung von Rechtsansprüchen der Ver- braucher erleichtern – Musterfeststellungsklage Gebaute Sicherheit erhöhen einführen K Grundsatz der „Einheit von Bau und Betrieb“ im Sinne der selbsterklärenden Verbraucherschutz im Automobilsektor Straße stärken stärken – Verbraucherbeirat beim Kraftfahrt- K Unfallauffällige Abschnitte gezielt untersu- bundesamt schaffen chen und entschärfen K Neu- und Nachpflanzungen von Bäumen Fluggastrechte mit Augenmaß novellieren – und Sträuchern nur unter dem Aspekt der Schutzniveau für Flugreisende nicht senken Verkehrssicherheit zulassen Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021 7
I. Neue Mobilität fördern I. Neue Mobilität fördern Die Mobilität ist im Wandel, getrieben durch veränderte, individuelle Mobilitätsbedürfnisse der Menschen ebenso wie durch Entwicklungen wie die Digitalisierung oder die Dekarbonisierung. Die Zukunft gehört integrierten Mobilitätskonzepten. Vernetzung und Kundenfreundlichkeit sind Kernerfordernisse künftiger Mobilitätsmodelle. Menschen müssen emissionsfrei, automatisiert und in einer vernetzten Systemmobilität aus öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) und Individualverkehr unterwegs sein können. Für das Hier und Jetzt bedeutet dies eine bessere Vernetzung der Verkehrsoptionen und die Stärkung der Vorteile der einzel- nen Verkehrsmittel. Es bedarf eines leistungsstarken ÖVs, attraktiver Bedingungen für Fuß- und Radverkehr und gleichermaßen für den MIV. Moderne Mobilitätsangebote können die Qualität sowohl städtischer Kerne als auch ländlicher Räume sichern und verbessern. Deutschlands Ballungsräume erleben eine zunehmende Verdichtung, dies führt zu erhöhtem Verkehrsaufkommen. Pendlerströme aus der Peripherie verstärken diese Tendenz. Um den Stadtverkehr zu bewältigen und die Mobilität im ländlichen Raum zu sichern, brauchen wir neue Lösungen. 8 Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021
I. Neue Mobilität fördern Wofür wir uns einsetzen die Wahrung von Sicherheits- und Beförde- rungsstandards wie z. B. die Zuverlässigkeit Intermodale Personenverkehre neu denken, neue und Vertrauenswürdigkeit der Fahrer, die Mobilitätsangebote ermöglichen Verkehrssicherheit der Fahrzeuge oder ein K Verknüpfung zwischen motorisiertem Indivi- verlässliches Beförderungsangebot rund um dualverkehr (MIV) und öffentlichem Verkehr die Uhr an allen Tagen der Woche sein. Auch (ÖV) ausbauen die Verknüpfung mit dem Internet, z. B. via K Attraktivität des ÖV erhöhen Apps für Smartphones, kann Anreize schaf- K Bezahl- und Tarifsysteme modernisieren und fen, ÖV, MIV, Fuß- und Radverkehr so sinnvoll vereinfachen und nutzerfreundlich zu verknüpfen, dass K Finanzierung des ÖV stärken Umwelt, Gesundheit und Portemonnaie der In der Zukunft müssen intermodale Verkeh- Verbraucher geschont werden. re gestärkt werden. Ziel ist ein intelligent verknüpftes Miteinander aller Mobilitätsan- Carsharing weiter in die tägliche Mobilität integrieren gebote: ein leistungsstarker ÖPNV und K Carsharinggesetz evaluieren, insbesonde- attraktive Bedingungen für Fuß- und Radver- re seine Wirkungen hinsichtlich ÖPNV und kehr ebenso wie für den MIV. Zusätzlich zu Parkraumsituation für alle den heutigen Nutzern wären viele Menschen Die Nutzerzahlen beim Carsharing sind bereit, regelmäßig auf den ÖPNV umzu- kontinuierlich gestiegen. Anfang 2017 gab steigen, wenn die Verbindungen schneller, es 455.000 Fahrtberechtigte beim stations- die Fahrpreise günstiger und die Tarifsys- basierten Carsharing und 1,26 Mio. Fahrtbe- teme leichter verständlich würden. Auch rechtigte beim stationsunabhängigen Car- Bequemlichkeit ist ein wesentlicher Faktor sharing. Trotz dieser hohen Zahlen hat das bei der Verkehrsmittelwahl. Eine optimierte Carsharing bislang noch geringe verkehrliche Verknüpfung des ÖPNV mit dem MIV z. B. und ökologische Effekte. Zu den Gründen in den Randbereichen der Ballungsräume zählt, dass die meisten Nutzer Carsharing kann zu einer verstärkten ÖPNV-Nutzung selten nutzen und dass die Zahl der Carsha- und damit zur verkehrlichen Entlastung der ring-Fahrzeuge mit ca. 17.000 gegenüber Innenstädte führen. Neben dem Angebot von einem Pkw-Gesamtbestand von ca. 45 Mio. z. B. Park&Ride-Parkplätzen gehört hierzu noch gering ist. Wie stark Carsharing langfris- auch umfassende Information via moderne tig zur Reduzierung der Pkw-Fahrleistung und Kommunikationsmittel. Zugleich sollten die zur Verminderung des Parkdrucks beiträgt ÖV-Träger dabei unterstützt werden, den ÖV oder – gerade in Form des sogenannten Car- umweltfreundlicher zu gestalten. Die Um- sharing 2.0 – zu vermehrten Bequemlichkeits- rüstung großer Flotten kann einen wesentli- fahrten und damit zur Kannibalisierung des chen Beitrag zur Reduktion von Stickoxiden, ÖPNV führt, muss evaluiert werden. Im Fall Feinstaub und CO2 leisten. Zur Umrüstung solcher Negativauswirkungen sind Anpassun- der Flotten können öffentliche Aufgabenträ- gen im Gesetz erforderlich. ger und Flotteneigentümer durch zielgenaue K Potenziale des privaten Carsharing durch Förderinstrumente unterstützt werden. Anpassung des Rechtsrahmens heben Darüber hinaus sollte sich der Bund wei- K Private Carsharing-Projekte sichtbar machen ter komplementär an der Finanzierung des Auch für das private, sogenannte Peer-to- ÖPNV beteiligen. Peer-Carsharing, bei dem ein Fahrzeug durch K Personenbeförderungsrecht modernisieren einen kleineren Kreis einander bekannter und Verbraucherschutz wahren Privatpersonen genutzt wird, sind klare Um Angebote neuer Mobilitätsdienste zusätz- Rahmenbedingungen erforderlich: Unter lich zu bewährten Taxidiensten zu erleich- anderem stellen sich Fragen bzgl. Haftung tern, muss das Personenbeförderungsrecht und Anforderungen an Qualität und Zustand modernisiert werden. Prämisse hierbei muss der Fahrzeuge. Der ADAC setzt sich für klare Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021 9
I. Neue Mobilität fördern Regelungen zur Zulässigkeit des Angebots der Straße. Bei allen Überlegungen zugunsten und dessen Abgrenzung zum gewerblichen des umweltfreundlichen und gesundheits- Carsharing bzw. zu klassischen Formen der fördernden Radverkehrs dürfen die ebenso Selbstfahrvermietung ein. Nur so können wünschenswerten Fußverkehre nicht außer interessierte Verkehrsteilnehmer abwägen, Acht gelassen werden. Die Sicherheit und ob privates Carsharing für sie wirtschaftliche die Bequemlichkeit des Fußverkehrs sollten oder ökologische Vorteile bringt. von Anbeginn an in Planung und Umsetzung Die vielen dezentralen, oft kommunalen Initia- miteinbezogen werden. tiven sollten unterstützt und durch verbesser- te zentrale Informationsangebote für Nutzer Wohnen und Mobilität verbinden – Verkehrs- und gebündelt und sichtbarer gemacht werden. Siedlungsplanung besser verzahnen K Öffentliches Verkehrsangebot der Nachver- Radverkehr fördern dichtung in Großstädten anpassen K Radwege und Radfahrstreifen dem wachsen- K (Nah-)Verkehrskonzepte stärker in Stadtpla- den Bedarf anpassen und sicher ausbauen nung integrieren K Radschnellwege fördern In vielen Großstädten findet zurzeit eine Nach- K Prüfen, wo „Fahrradstraßen“ eine sinnvolle verdichtung und damit eine deutliche Erhöhung Führungsform des Radverkehrs sein können der Einwohnerzahl pro Quadratkilometer statt. K Radwegebenutzungspflicht aus Sicherheits- Dies erhöht auch den Druck auf die bestehen- gründen beibehalten den Verkehrssysteme. Gleichzeitig verstärken K Sicherheit der Fußgänger gewährleisten sich Pendlerverkehre, weil viele Menschen in Der Radverkehr ist in den letzten Jahren deut- den Städten keinen bezahlbaren Wohnraum lich gestiegen und leistet einen wachsenden mehr finden. Eine „Stadt der kurzen Wege“ Beitrag für eine gesunde, umweltfreundliche mit einer starken Wohnraumverdichtung und Mobilität. Vielerorts erwächst daraus Anpas- Mischung der Funktionen (Arbeiten, Wohnen, sungsbedarf für mehr und bessere Radver- Einkaufen und Freizeit) ist geeignet, Nahmobili- kehrsinfrastruktur. Die finanzielle Beteili- tät (Fuß- und Radverkehr) zu fördern und damit gungsmöglichkeit des Bundes beim Bau von Wege mit dem Auto zu ersetzen. Die Verknüp- Radschnellwegen begrüßen wir. In hochver- fung von öffentlichem Verkehr und MIV (z. B. dichteten Innenstädten ist entlang von Haupt- über Park&Ride-Anlagen) und/oder internetba- verkehrsstraßen oft kein Platz für Radschnell- sierte Mobilitätsplattformen können beitragen, wege oder Radfahrstreifen. Hier können die Siedlungskerne vom MIV zu entlasten. „Fahrradstraßen“ durch die Wohngebiete eine Bei Großstädten sollte dabei auch die Region Alternative sein (ggf. auch als Element von mitbetrachtet werden, schließlich bestehen in Radschnellwegen in hochverdichteten Gebie- der Regel enge Verflechtungen zwischen Stadt ten). Generell sollte beim Ausbau der Rad- und Umland. Dies ist an starken Pendlerströ- verkehrsinfrastruktur die Verkehrssicherheit men und Wirtschaftsverkehren abzulesen. oberste Priorität haben. Nicht zuletzt deshalb U. a. muss in den Umlandgemeinden an den setzt sich der ADAC für eine Beibehaltung der Bahnhöfen ein ausreichendes Angebot an Radwegebenutzungspflicht ein. Diese darf Park&Ride-Plätzen bereitgesellt werden. Auch ohnehin nur noch dort angeordnet werden, wo die Errichtung von Parkplätzen im Bereich von es die Verkehrssicherheit zwingend erfordert. Autobahnanschlussstellen stellt eine sinnvolle Auf stark befahrenen Hauptverkehrsstraßen Maßnahme dar, mit der die Bildung von Fahr- mit mehreren Fahrspuren, starkem Lkw-Anteil gemeinschaften gefördert wird. Die Kernstädte und hohen Differenzgeschwindigkeiten stellt selbst müssen durch integrierte Stadt- und der baulich abgesetzte Radweg meist die bes- Verkehrsplanung zur Verbesserung der Ver- sere Lösung dar als eine Führungsform auf kehrssituation beitragen. 10 Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021
II. Chancen der Digitalisierung nutzen II. Chancen der Digitalisierung nutzen Die Digitalisierung hat weitreichende Auswirkungen auf den Mobilitätssektor. Technische Entwicklungen im Bereich des automatisierten und vernetzten Fahrens sowie neue Online-Dienste werden die Mobilität, so wie wir sie heute kennen, grundlegend verändern. Bei all diesen Trends spielt die Erhebung, Übertra- gung sowie Speicherung und damit die Verarbeitung und Nutzung von Daten eine große Rolle. Wofür wir uns einsetzen und Verwendung personenbezogener Da- ten sicherstellen Automatisiertes und vernetztes Fahren nutzer- K Datenschutzprinzipien in Big-Data-Konzep- freundlich und rechtssicher fortentwickeln tionen einbeziehen – Privacy-by-Design-An- K Rechtsrahmen für hoch-/vollautomatisierte satz verfolgen, Pseudonymisierungs- und/ Fahrfunktionen ausfüllen oder Anonymisierungsverfahren implemen- K Sichere, nutzerfreundliche und intuitive tieren Auslegung automatisierter Fahrfunktionen Moderne Pkw zeichnen mit ihren Sensoren ermöglichen kontinuierlich unzählige Messgrößen auf und K Einheitlichen Rechtsrahmen für fahrerlose erzeugen daraus Daten, die für den Fahrzeug- Fahrzeuge entwickeln hersteller und andere Diensteanbieter einen Mit der Anpassung des Straßenverkehrs- wirtschaftlichen Wert haben. Der ADAC tritt gesetzes in 2017 hat der Bundestag die für eine sehr weitreichende Auslegung perso- Voraussetzung geschaffen, dass Fahrzeug- nenbezogener Daten ein: Daten, die mit einer führer sich zukünftig in bestimmten Situatio- Fahrzeugidentifizierungsnummer (VIN) ver- nen von der Fahraufgabe abwenden dürfen. knüpft werden, sind personenbeziehbar und In der kommenden Legislaturperiode muss unterliegen damit dem Datenschutzrecht. dieser Rechtsrahmen durch technische Nur so erhält der Autofahrer einen Rechtsan- Bauartvorschriften, Zulassungsverfahren und spruch, um Dritte an der Nutzung der Daten Anpassungen der Straßenverkehrsordnung zu hindern oder ggf. eine angemessene Ge- ausgefüllt werden. Nutzern automatisierter genleistung zu erhalten. Der Nutzer muss die Fahrzeugfunktionen muss intuitiv jederzeit Entscheidungsfreiheit darüber haben, ob und bewusst sein, wie viel Aufmerksamkeit ein wem er seine personenbezogenen Daten zur konkretes System erfordert. Die Hersteller Verfügung stellt (Zustimmungsvorbehalt). Zu- müssen den nicht bestimmungsgemäßen gleich muss jederzeit der (zeitweise) Widerruf Gebrauch durch technische Maßnahmen der Einwilligung sichergestellt sein. Weitere ausschließen. Im industriellen Umfeld oder Differenzierungen zwischen personenbezo- als Erprobungsfahrzeug wurde die technische genen und „unkritischen“ nicht personenbe- Reife von fahrerlosen Systemen bereits ge- zogenen Daten sind nicht zielführend. Dies zeigt. Für spezielle Aufgaben (Betriebsdienst, würde den Datenschutz als wichtiges Rechts- Linienverkehr, Hafenverkehr) sind Anwen- gut untergraben. dungsfälle im öffentlichen Straßenraum Big-Data-Lösungen eröffnen vielseitige bereits kurzfristig denkbar. Dazu muss – auch Chancen für gesellschaftlichen Fortschritt in international – ein einheitlicher Rechtsrah- vielen Bereichen, so auch im Verkehrssektor. men entwickelt werden. Aber auch hier gilt das Recht auf informatio- nelle Selbstbestimmung mit den Grundprin- Hohes Datenschutzniveau in der Informations- zipien der Datensparsamkeit und Zweckbin- gesellschaft sicherstellen dung. Die Datenschutzprinzipien müssen in K Entscheidungsfreiheit des Verbrauchers die Gesamtkonzeption von Big-Data-Anwen- über Erhebung, Verarbeitung, Übertragung dungen einbezogen werden: Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021 11
II. Chancen der Digitalisierung nutzen Dies beinhaltet die Beachtung des Privacy-by- der Weitergabe und Verwendung seiner Design-Ansatzes sowie die Implementierung personenbezogenen Daten ist für einen von Pseudonymisierungs- und Anonymisie- freien und fairen Wettbewerb unabdingbar. rungsverfahren. Grundlage ist der Zugang zu Fahrzeugda- ten über eine zugangsoffene Plattform für Datensicherheit stärken – Verantwortung der Automobilhersteller, unabhängige Werkstät- Hersteller gewährleisten ten, Versicherer, Automobilclubs und andere Der Nutzer von vernetzten Mobilitätsdiensten berechtigte Dritte, eine sogenannte offene muss sich mit dem Risiko der Ausspähung Telematikplattform (OTP). Eine Zwischenlö- persönlicher Daten, der Manipulation techni- sung zur Vermeidung eines unfairen Wettbe- scher Systeme bis hin zur zufälligen, verse- werbsvorteils der Automobilhersteller kann hentlichen oder vorsätzlichen Störung von ein sogenannter Shared Server unter Kontrol- Softwareprozessen auseinandersetzen (z. B. le einer unabhängigen Stelle bieten. Tachomanipulation, Keyless-Go-Diebstähle). Offene Funkschnittstellen erhöhen das Verkehrs- und Reiseinformationen grenzenlos Risiko. Die Datenverarbeitung im Auto muss verfügbar machen zeitgemäß gegen Manipulation und illegale K Bereitstellung öffentlicher Daten im Sinne Zugriffe geschützt werden. Der Schutz sollte von Open Data verbessern nach Standards erfolgen, wie sie in anderen K Fahrplaninformationen und Vertriebsplatt- Branchen (v. a. IT-Branche) üblich sind, und form für den gesamten ÖV flächendeckend durch neutrale Stellen bestätigt werden, etwa zur Verfügung stellen per Common-Criteria-Zertifizierung nach ISO/ Die Digitalisierung ermöglicht eine bessere IEC 15408 des Bundesamtes für Sicherheit Routenplanung und durchgängige Reiseket- in der Informationstechnik (BSI). ten. Echtzeitinformationen können nicht nur die Attraktivität und Qualität des ÖV deutlich Transparenz sicherstellen – „Auto-Daten-Listen“ verbessern, sondern die Multimodalität ins- öffentlich zugänglich machen gesamt befördern. Um das Potenzial vollstän- Fahrzeughalter bzw. -führer haben einen An- dig nutzbar zu machen, bedarf es geeigneter spruch darauf zu erfahren, welche Daten im Rahmenbedingungen. Verkehrsnutzer wollen Fahrzeug erhoben, übertragen, gespeichert eine Plattform, die Fahrplaninformationen und empfangen werden. Auch wenn einzelne und den Ticketvertrieb für den gesamten ÖV erfasste Daten für sich genommen primär – Nah- und Fernverkehr – zugänglich macht. technischer Natur sind, können sie über die Oftmals herrscht heute in Deutschland in Fahrzeugidentifikationsnummer dem Halter diesem Bereich „Kleinstaaterei“, so dass bzw. Fahrer zugeordnet werden. Die Auto- Informationen nur für bestimmte Regionen mobilhersteller sollten sich verpflichten, für oder Transportmittel und nicht vernetzt zur jedes Modell eine Auflistung aller im Fahr- Verfügung stehen. Die Verfügbarkeit und zeug erhobenen, verarbeiteten und genutzten Bereitstellung von Daten der öffentlichen Daten („Auto-Daten-Liste“) öffentlich anzubie- Hand und ihrer Unternehmen im Sinne von ten. Sie sollte für den Verbraucher kostenlos Open Data muss verbessert werden. Ein einsehbar sein und eine neutrale Stelle soll- nutzerfreundliches Beispiel gibt die Verkehrs- te diese Liste auf die Einhaltung der Daten- auskunft Österreich (VAO), eine verkehrsmit- schutzbestimmungen überprüfen können. telübergreifende Verkehrsauskunft für ganz Österreich, die das gesamte Verkehrsgesche- Wahlfreiheit des Verbrauchers und fairen Wettbe- hen abdeckt, wie z. B. Pkw-Routing, ÖV-Rou- werb sichern – Zugang zu Daten im Fahrzeug regeln ting, Fahrrad-Routing, Bike&Ride, Leihfahrrä- Die Wahlfreiheit des Verbrauchers hinsichtlich der und Carsharing. 12 Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021
III. Umwelt- und Gesundheitsschutz erhöhen III. Umwelt- und Gesundheitsschutz erhöhen Zu den größten Herausforderungen der kommenden Legislaturperiode zählt die Senkung der Emissionen im Verkehr. Die geltenden Schadstoffgrenzwerte für die Luftqualität werden in mehreren Innenstädten weiterhin regelmäßig überschritten. Aus Gründen des Umwelt- und Gesundheitsschutzes besteht Handlungsbedarf. Der Druck lastet insbesondere auf den Kommunen: Anwohner fordern ihr Recht auf saubere Luft ein, Gerichtsver- fahren werden angestrengt, die EU hat Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet. Auch die Treibhausgasemissionen des Verkehrs müssen sinken, ohne die Mobilität einzuschränken. Hier bedarf es einer ganzheitlichen Herangehensweise: Zur Erreichung der Klimaschutzziele sind im Straßenverkehr alternative Antriebe und Kraftstoffe auf Basis erneuerbarer Energien ebenso unverzichtbar wie eine konsequente Opti- mierung und Emissionsreduktion bei konventionellen Antrieben, eine intelligente Integration und Vernetzung unterschiedlicher Verkehrsträger und der Einsatz moderner Mobilitätsdienstleistungen auf der Basis digitaler Technologien. Wofür wir uns einsetzen zeug. Zuallererst braucht es also wirklich saubere Autos, die über alle Betriebszu- Luftqualität verbessern – generelle Mobilitäts stände und vor allem im Realbetrieb die beschränkungen vermeiden Abgasgrenzwerte einhalten. Die Ausweitung Grundlegende Leitlinie sowohl für die Reduk- der Umweltzonenregelung in Richtung einer tion von CO2 als auch von Luftschadstoffen blauen Plakette ist problematisch. Der ADAC muss es sein, die Emissionen zu senken, EcoTest zeigt, dass ein schlechteres Emissi- ohne die Mobilität zu beschränken. Dafür onsverhalten von Euro-5-Diesel-Fahrzeugen müssen die Schadstoffe an der Quelle im Vergleich zu Euro 6 nicht durchgehend gesenkt werden, das heißt direkt am Fahr- festzustellen ist. Ein pauschaler Ausschluss Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021 13
III. Umwelt- und Gesundheitsschutz erhöhen von Euro-5-Dieselfahrzeugen durch eine empfiehlt daher die Aufnahme einer interna- blaue Plakette wäre nicht verhältnismäßig. tionalen Regelung zur Sicherstellung, dass Die Einführung einer blauen Plakette als Ba- nur manipulationssichere Systeme, Bauteile sis für generalisierende Fahrverbote lehnen und selbstständige technische Einheiten wir ab. für Fahrzeuge typgenehmigt werden. Dafür setzen wir uns auf EU-Ebene ein und fordern Fahrzeugemissionen konsequent senken – strenge dafür Unterstützung von der Bundespolitik. Grenzwerte, wirksame Kontrollsysteme und mehr K Abgasuntersuchung modernisieren, Transparenz durchsetzen Endrohrkontrollen nur bei manipulations- K Gesetzliche Grundlagen für wirksame verdächtigen Fahrzeugen wieder einführen Abgasminderungstechniken am Fahrzeug Die Abgasuntersuchung muss so moder- schaffen nisiert und dem aktuellen Stand der Fahr- Die Verbraucher erwarten zu Recht, dass zeugtechnik angepasst werden, dass die ihre Fahrzeuge mit sauberer Technik aus- Onboard-Diagnose und Onboard-Abgas-Sen- gestattet werden. Die Automobilindustrie sorik der Fahrzeuge genutzt wird. Hierzu ist sollte Abgasminderungstechniken einset- es erforderlich, die Zuverlässigkeit der OBD zen, die wirksam Emissionen verringern und im Rahmen des Typgenehmigungsverfahrens über alle Betriebszustände die Abgasgrenz- sicherzustellen. Hingegen ist eine generel- werte einhalten. Die dafür nötigen Tech- le Wiedereinführung der Endrohrmessung niken sind bereits verfügbar und können für alle Pkw nicht geeignet, die Luftqualität von den Automobilherstellern mit geringem wesentlich zu verbessern; die entstehen- Mehraufwand eingebaut werden. Damit das den Mehrkosten für alle Fahrzeughalter geschieht, ist der Gesetzgeber gefordert, wären ungerechtfertigt. Zielführend wäre den Herstellern entsprechend strenge Vor- stattdessen, bei manipulationsverdächtigen gaben zu setzen, die fortlaufend wirksam Einzelfahrzeugen bei relevanten Auffälligkei- überwacht werden. ten im Rahmen der AU anlassbezogen eine K Marktüberwachung mittels Prüfstandtests Endrohrmessung als vertiefte Untersuchung und Straßenmessungen verstärken durchzuführen. K Typgenehmigung und Marktüberwachung K Möglichkeiten zur Nachrüstung von Be- strikt trennen standsfahrzeugen prüfen K Manipulationsschutz als Grundlage für die Um die Stickoxidemissionen nicht nur von Typgenehmigung implementieren Neufahrzeugen, sondern auch von Fahrzeu- K Wirksame, verhältnismäßige und abschre- gen im Bestand zu reduzieren, sollte die In- ckende Sanktionen einführen dustrie den Autofahrern wirkungsvolle Nach- Der Abgasskandal hat gezeigt, dass mehr rüstmöglichkeiten zu vertretbaren Kosten Unabhängigkeit und Transparenz bei den anbieten. Des Weiteren ist es notwendig, Fahrzeugprüfungen und eine verstärkte die Möglichkeit von Software-Updates zur Überwachung bereits zugelassener Autos Verbesserung der Emissionen heranzuzie- dringend benötigt werden. Die Marktüberwa- hen und diese auch in ihrer Wirksamkeit zu chung sollte künftig von einer vom Wettbe- überprüfen. Wesentlich ist in diesem Zusam- werb um die Typzulassungen unabhängigen menhang insbesondere auch, dass durch Stelle durchgeführt werden. Erforderlich ist eine Nachrüstung der Garantieanspruch auch eine für den Verbraucher kostenfreie der Autokäufer gegenüber dem jeweiligen Veröffentlichung der Ergebnisse. Die einzig Fahrzeughersteller nicht erlischt. Für den nachhaltige Lösung gegen Manipulationen Verbraucher dürfen dabei keine unange- an Fahrzeugen – sei es durch Hersteller messenen Nachteile wie etwa ein höherer oder Halter – ist eine hinreichende Manipu- Verbrauch entstehen. lationssicherheit der Fahrzeuge. Der ADAC 14 Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021
III. Umwelt- und Gesundheitsschutz erhöhen Umfassende Maßnahmenpakete in belasteten Einführung einer Well-to-Wheel-Betrachtung Innenstädten über das Auto hinaus umsetzen bei der Weiterentwicklung der CO2-Grenzwer- K „Grüne Wellen“ und adaptive Verkehrs- te für den Zeitraum ab 2030 für sinnvoll. steuerung einsetzen Damit kann eine Berücksichtigung aller CO2- K Alternative Verkehrsmittel ausbauen und Emissionen von der Quelle bis zum Rad und ertüchtigen die Vermeidung der Emissionsverlagerung K Flotten und Fahrzeuge mit hoher inner- zum Energiesektor erfolgen. städtischer Fahrleistung auf alternative Antriebe umrüsten Reduktion von CO2-Emissionen auch im Güter K Lokale Emissionsquellen abseits des Ver- verkehr angehen kehrs berücksichtigen Der Güterverkehr trägt zu einem Drittel zu Es gibt viele Maßnahmen abseits von Fahr- den Emissionen des Straßenverkehrs bei. verboten, deren Potenzial auf kommunaler Die Anstrengungen für mehr Klimaschutz im Ebene noch nicht ausgeschöpft wurde. Straßenverkehr sind nur dann erfolgverspre- Durch Verkehrsverflüssigung in Innenstädten chend, wenn sie nicht nur den Personen-, kann etwa der NOx-Ausstoß um rund 35 bis sondern auch den Güterverkehr umfassen. 50 % verringert werden und so ein signifi- Neben der Festschreibung weiterer CO2- kanter Beitrag zur lokalen Verbesserung der Grenzwerte für Pkw und leichte Nutzfahrzeu- Luftqualität geleistet werden. Eine optimier- ge müssen Technologien zur Reduzierung te Verknüpfung des ÖPNV mit dem MIV, z. B. der CO2-Emissionen schwerer Nutzfahrzeuge in den Randbereichen der Ballungsräume, entwickelt und zur Anwendung gebracht kann zu einer verstärkten ÖPNV-Nutzung und werden. Neben technischen Maßnahmen damit zur Entlastung der Innenstädte führen. am Fahrzeug können hierzu Biokraftstoffe Neben dem Angebot von z. B. Park&Ride- beitragen, sofern diese den Kriterien der Parkplätzen gehört hierzu auch umfassende Nachhaltigkeit entsprechen und nicht in Information via moderner Kommunikations- Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion mittel. Zugleich sollten die Träger des ÖV da- stehen. Auch abfallstämmiges Biomethan, bei unterstützt werden, diesen umweltfreund- Erdgas aus Windkraft (Power-to-Gas), aber licher zu gestalten. Die Umrüstung großer ebenso Wasserstoff und Strom aus erneuer- Flotten kann einen wesentlichen Beitrag zur barer Energie müssen für den Güterverkehr Reduktion von Stickoxiden, Feinstaub und nutzbar gemacht werden. CO2 leisten. Erneuerbare Energien für den Verkehrssektor CO2-Grenzwerte für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge nutzen – Beitrag zur Energiewende im Interesse ambitioniert fortschreiben der Verbraucher planungssicher und kosten Wir setzen uns auf EU-Ebene für den am- bewusst umsetzen bitionierten CO2-Grenzwert von 70 g/km Für einen klimafreundlichen Verkehr be- (NEFZ-Basis) für Neufahrzeuge ab 2025 ein. darf es zusätzlicher, regenerativ erzeugter Mehrfachanrechnungen von Personenkraft- Energie. Elektromobilität und strombasierte wagen mit besonders niedrigen spezifischen Kraftstoffe bieten künftig die Chance, emis- CO2-Emissionen bei der Berechnung des sionsarm mobil zu sein, wenn Strom aus zu- Flottendurchschnitts (Supercredits) sind sätzlichen erneuerbaren Quellen eingesetzt dabei nicht erforderlich. Begünstigungen die- wird. Andernfalls werden die Emissionen ins ser Art führen zu einer „Beschönigung“ der Kraftwerk verlagert – so ergibt zum Beispiel durchschnittlichen CO2-Emissionen der Fahr- Elektromobilität mit herkömmlichem Strom zeugflotte eines Herstellers und verhindern in Bezug auf den CO2-Ausstoß keinen Vorteil eine CO2-Reduzierung über die komplette gegenüber der Dieseltechnologie. Modellpalette. Darüber hinaus halten wir die Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021 15
III. Umwelt- und Gesundheitsschutz erhöhen Intelligent vernetzt und in das Energiesystem Grundgebühr entrichtet werden. Preise für integriert können die Batterien von E-Fahr- eine Tankladung sind häufig unterschiedlich. zeugen die natürlichen Schwankungen bei Dies trägt nicht dazu bei, dass Nutzer die der Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom E-Mobilität als eine einfache und verlässliche ausgleichen und so Stromnetze und damit Mobilitätsoption wahrnehmen. Die Politik die Versorgungssicherheit insgesamt stabil sollte hier verbraucherfreundliche Rahmen- halten. Wir brauchen regulatorische Rahmen- bedingungen setzen. Ein echtes Hindernis bedingungen, die die Versorgung mit zusätzli- bei der Entscheidung für ein Elektrofahrzeug chen erneuerbaren Energien für den Verkehr ist darüber hinaus die Installation privater sicherstellen, so dass sauberer Strom für die Ladepunkte für E-Fahrzeuge in Sammelga- Mobilität auch wirklich zur Verfügung steht. ragen: E-Fahrzeug-Käufer in spe werden von ihrem Vorhaben abgebracht, weil sie etwa in Antriebsalternativen technologieneutral ihrer Tiefgarage keine Steckdosen anbringen unterstützen dürfen. Denn bei baulichen Veränderungen K Alle Formen alternativer Antriebe politisch am Gemeinschaftseigentum, zu denen Tief- weiterverfolgen garagen gehören, müssen die Miteigentümer Ob batterieelektrisch, Wasserstoff, Power-to-X zustimmen. Diese Zustimmung wird selten oder Biokraftstoffe der 3. Generation: Ziel ist gegeben, noch weniger, wenn es sich um es, Treibhausgas- und Schadstoffemissionen eine gemietete Garage handelt. Miet-, Wohn- sowie die Abhängigkeit von begrenzten Res- und Baurecht müssen geändert und die sourcen zu verringern. Die Politik sollte nicht Landesbauvorschriften so angepasst werden, auf einzelne Technologien setzen, sondern dass privates Laden wesentlich erleichtert den Rahmen für einen fairen Wettbewerb der wird. verschiedenen technischen Ansätze vorgeben. K Erdgas weiter unterstützen – Biomethan- Aus Sicht der Verbraucher sind verlässliche Anteil ausbauen, Preisauszeichnung verbrau- Rahmenbedingungen und ein planbarer Über- cherfreundlich gestalten gang von der fossilen zur postfossilen, CO2- Erdgas ist ein wichtiges Element zur Errei- freien Mobilität wichtig. chung der Klimaziele im Verkehrsbereich. K Elektromobilität nutzerfreundlicher machen – Der ADAC unterstützt die Fortsetzung der „Tanken“/Laden zu transparenten und Steuerermäßigung für Erdgas als Kraftstoff marktüblichen Preisen ermöglichen, Instal- (CNG). CNG hat das Potenzial, zu 100 % lation privater Ladepunkte für E-Fahrzeuge regenerativ erzeugt werden zu können. in Neu- und Umbauten erleichtern, Weiter- Bereits heute hat Erdgas als Kraftstoff entwicklung der Batterietechnologie fördern einen rund 20-prozentigen Biomethan-Anteil. Für mehr Alltagstauglichkeit der Elektro- Die Bundesregierung sollte weiter Erdgas mobilität müssen Batterietechnik und als klimafreundlichen Kraftstoff unterstüt- Ladeinfrastruktur weiterentwickelt werden zen und speziell Anreize zum Ausbau des und Bezahlsysteme an Elektrotankstellen Biomethan-Anteils setzen. Die einheitliche verbrauchergerecht ausgestaltet werden. Preisauszeichnung an der Tankstelle in Liter- E-Fahrzeug-Nutzer brauchen heute zahlreiche äquivalent ist ein Schritt in Richtung einer Ladekarten und Verträge mit verschiedenen einfacheren Vergleichbarkeit der Preise zwi- Anbietern, wenn sie die Ladesäulen frei wie schen herkömmlichem Kraftstoff und Erdgas bei herkömmlichen Tankstellen für Benzin und damit einer transparenten Verbraucher- und Diesel nutzen wollen. Bei vielen Anbie- information über die Vorteile von Erdgas als tern von Ladesäulen muss eine monatliche alternativem Kraftstoff. 16 Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021
IV. Verkehrsinfrastruktur effizient bereitstellen IV. Verkehrsinfrastruktur effizient bereitstellen Eine zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur ist ein wichtiger Bereich staatlicher Daseinsvorsorge. Sie bildet das Rückgrat eines zuverlässigen, sicheren und bedürfnisgerechten Verkehrssystems. Die Straßen-, Schienen- und Wasserstraßeninfrastruktur muss den sich wandelnden Anforderungen der Nutzer genauso gerecht werden wie den technischen Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung und Automatisierung. Planbare Reisezei- ten, passende Umsteigebeziehungen, alternative Routen und Vernetzung sind Kennzeichen einer attraktiven Verkehrsinfrastruktur. Die Anforderungen sind hoch: Staus sollten weitestgehend reduziert, Kapazitäten gezielt erweitert und Potenziale der Digitalisierung genutzt werden. Nicht zuletzt muss die Infrastrukturnut- zung für die Menschen bezahlbar bleiben. Mit dem Investitionshochlauf, der Neukonzeption des Bundesver- kehrswegeplans, der Weiterentwicklung der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung bei der Schiene und Verankerung der „Überjährigkeit“ im Verkehrshaushalt wurden wichtige Ziele der Infrastrukturpolitik in der ablaufenden Legislaturperiode umgesetzt. Die Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen wird sowohl grundlegende Auswirkungen auf die Reform der Bundesfernstraßenverwaltung als auch auf die kommunale Verkehrsinfrastruktur haben, und damit die politische Diskussion in der 19. Legislaturperiode prägen. Wofür wir uns einsetzen vierungsbedürftig. Für Investitionen in Erhalt, Aus- und Neubau der Bundesverkehrswege Investitionen in die Bundesverkehrswege auf hohem werden in der kommenden Legislaturperiode Niveau verstetigen mehrjährig planbar mindestens 15 Mrd. Euro Trotz insgesamt deutlich erhöhter Investiti- pro Jahr benötigt. Das Investitionsniveau onen in der 18. Legislaturperiode bleiben muss dauerhaft abgesichert sein. viele Verkehrswege erweiterungs- und reno- Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021 17
IV. Verkehrsinfrastruktur effizient bereitstellen Infrastrukturgesellschaft nutzergerecht etablieren Fernstraßennetz muss bei der Umsetzung K Ausschluss von Möglichkeiten der Privati- durchgehalten werden. Fehlende Lkw-Stell- sierung fest verankern plätze sind ein Sicherheitsrisiko. Es bedarf K Entscheidungskompetenz der Politik weiterhin großer Anstrengungen, um neue sicherstellen Parkstände an den hochbelasteten Strecken K Übertragung von Staatsschulden auf die zu schaffen. Daneben muss die Nutzung der Gesellschaft und unbeschränkte Kredit- bestehenden Parkstände durch technische fähigkeit verhindern Einrichtungen optimiert werden. Auch bei K Verbleibende Auftragsverwaltung für die der Schiene müssen sich Investitionen auf übrigen Bundesstraßen optimieren die prioritären Projekte des BVWP 2030 zur Die Reform der Auftragsverwaltung bietet Engpassbeseitigung, die Stärkung bestehen- eine große Chance, die Bereitstellung der der Knoten und die zügige Elektrifizierung Bundesfernstraßen dauerhaft effizienter zu der verbleibenden rund 40 % der Bahnstre- gestalten. Aus Nutzersicht muss Kerngedan- cken konzentrieren. Wichtigste Maßnahmen ke der Errichtung der Gesellschaft die bes- zur Erreichung des Halbierungsziels 2020 sere Bereitstellung der Straßen sein. Ange- zur Lärmreduzierung bleiben die Umrüstung sichts ihrer hohen Abgabenbelastung haben bzw. entsprechende Neuanschaffung von die Autofahrer ein berechtigtes Interesse, Güterwagen. Ziele einer neuen Schienenpoli- dass effiziente Organisations- und Finanzie- tik müssen Verlässlichkeit in der Leistungs- rungsstrukturen den Zustand von Straßen erbringung und Steigerung der Nutzung von und Brücken dauerhaft verbessern und Schienenangeboten durch die Kunden des sichern, ohne die Nutzer mehr zu belasten. Güter- und Personenverkehrs sein. Um die Straße weiter zu entlasten, ist insbesondere Zuverlässigkeit und Qualität bei allen Verkehrs das Ziel besonders bedeutsam, mehr Güter- trägern stärken – Verkehrsinfrastruktur umfassend verkehr auf die Schiene zu bekommen. sanieren und modernisieren K Erhaltung des Bestandsnetzes nach dem Digitalisierung der Verkehrsinfrastruktur Lebenszyklusprinzip sicherstellen voranbringen K Engpassbeseitigung und Knotenausbau K Ausbau der Mobilfunknetze mit mindes- bei Straße und Schiene priorisieren tens 50 Mbit/s entlang Verkehrswegen K An Bundesfernstraßen marode zügig umsetzen Brücken zeitnah ersetzen K 5G-Standard in die Mobilität mittelfristig K Lkw-Stellplätze weiter ausbauen und zur Normalität werden lassen bestehende Kapazitäten durch Telemati- K Erkenntnisse aus dem „Testfeld A9“ sches Lkw-Parken optimal nutzen schnellstmöglich in die Fläche bringen K Elektrifizierung der Schiene weiter voran- K Leit- und Sicherungstechnik ETCS/ERTMS treiben auf Korridoren im Schienennetz einsetzen K Schienenlärmreduzierungsziele 2020 Die Digitalisierung braucht eine „intelli- weiterverfolgen gente“ Gestaltung der Infrastruktur. Die K Mehr Güterverkehr auf die Schiene be- Modernisierung der Infrastruktur muss mit kommen dem zunehmenden Automatisierungs- und Bei Neu- und Ausbau der Bundesfernstraßen Vernetzungsgrad von Fahrzeugen und auf ist der Fokus auf die wirksame Staubekämp- Seiten der Nutzer Schritt halten. Andern- fung insbesondere im Autobahnnetz zu legen. falls drohen Innovationen und Informationen Die Schwerpunktsetzung im Bundesverkehrs- stecken zu bleiben. wegeplan (BVWP) 2030 auf die Engpass- beseitigung im überregional bedeutsamen 18 Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021
IV. Verkehrsinfrastruktur effizient bereitstellen Verantwortung für kommunale Infrastruktur wahr- Verkehrsgebiet und den Kundenbedürfnis- nehmen – Kooperationsverbot im Verkehrsbereich sen. Möglichkeiten wie Carsharing und ande- überprüfen res sind in einem reformierten Vergaberecht K Kommunale Verkehrsinfrastruktur dauer- ebenfalls zu ermöglichen. Weiterhin ist die haft finanziell absichern Wirtschaftlichkeit der Verkehre zu beachten. K GVFG-Bundesprogramm am Bedarf orien- tieren und dynamisieren Straßenverkehr nicht durch neue Gebühren K PBefG weiter für Wettbewerb und beste systeme weiter verteuern Angebote für Verbraucher offenhalten K Mehrbelastung der Verbraucher durch Pkw- Der Bund hat u. a. mit der Förderung finanz- Maut auch für die Zukunft ausschließen schwacher Kommunen einen Schritt zur K Negative Effekte des Verkehrs wirksam Stärkung der kommunalen Investitionskraft an der Quelle reduzieren, keine Mobili- getan. Die Bundesebene wird auch künftig tätsverteuerungen durch Anrechnung von gefordert sein, Verantwortung für die kom- Umwelt- und Staukosten munale Infrastruktur zu übernehmen. Die Auch nach Entscheidung für eine Pkw- Fortsetzung des GVFG-Bundesprogramms Vignette in Deutschland wird die Diskussion ist zu begrüßen. Angesichts der bestehen- um die Nutzerfinanzierung nicht enden: Das den Herausforderungen ist darüber hinaus anstehende Gesetzespaket der EU zum Stra- eine Anpassung der Mittel am tatsächlichen ßenverkehr (EU Road Package) beinhaltet Bedarf und ihre Dynamisierung notwendig. eine Ausweitung der Anrechnung sogenann- Vielen Kommunen fehlen bereits heute die ter externer Kosten des Straßenverkehrs, Mittel zur Sicherung ihrer Verkehrsverhält- wie z. B. von Klimaschäden, Unfällen und nisse, wobei der Wegfall der Entflechtungs- Staus, auf die Nutzerfinanzierung. Dazu will mittel diese Probleme verstärken wird. So die EU-Kommission den Rahmen für eine besteht weiterhin großer Nachholbedarf kilometerabhängige Berechnung der Mautge- beim Erhalt und Ausbau der kommunalen bühren europaweit einführen. Für den Nutzer Straßeninfrastruktur sowie bei deren Moder- bedeutet ein solches Gebührensystem eine nisierung. Investitions- und Innovationskraft weitere Verteuerung des Autofahrens, insbe- der Kommunen im Bereich der Mobilität sondere für die Bewohner ländlicher Räume, (z. B. Elektromobilität im MIV und ÖV) drohen die in der Regel weite Fahrtstrecken und am Kooperationsverbot zu scheitern, so kaum Alternativen zum Auto haben. Denn dass hierüber eine Diskussion in der kom- die externen Kosten kommen als Zusatzbe- menden Legislaturperiode geführt werden standteil der Mautgebühr hinzu, sozusagen sollte. „on top“ zu den bestehenden Steuern und Die Mobilität der Zukunft braucht einen at- Gebührenbestandteilen. Negative Effekte traktiven ÖV auf dem Land und in der Stadt; des Verkehrs können wesentlich effizienter dafür ist eine Überarbeitung der rechtlichen an der Quelle reduziert werden, wie z. B. Rahmenbedingungen unerlässlich. Bei der durch strengere gesetzliche Grenzwerte für Erbringung von ÖV-Dienstleistungen müssen Fahrzeugemissionen und die Schaffung neu- Verbraucher von einem funktionierenden er Mobilitätsangebote. Wettbewerb und dem bestmöglichen Ange- bot profitieren können. Insgesamt gehört dazu auch, das Vergaberecht so zu gestal- ten, dass künftig Verkehrsräume nicht diffe- renziert nach den unterschiedlichen Verkehrsmitteln geplant und vergeben wer- den (SPNV, ÖSPV), sondern nach dem Evolution der Mobilität gestalten: Impulse des ADAC für 2017–2021 19
Sie können auch lesen