Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag - Praktische Handlungsempfehlungen - Kompetenzzentrum für Ernährung
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gefördert durch Smart Moving - Partizipation, Nudging & Co. Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag Praktische Handlungsempfehlungen www.KErn.Bayern.de
Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag www.kern.bayern.de Wir sagen Danke! Das Projekt Smart Moving wurde mit großem Erfolg an zwei Modelluniversitäten durchge- führt. Dafür bedanken wir uns vielmals bei allen Mitwirkenden. Ohne die engagierten Beiträge vieler einzelner Personen wäre es nicht möglich gewesen, so viel in so kurzer Zeit zu bewegen. Vielen herzlichen Dank! TK Universität Uni Regensburg Thomas Holm Bayreuth Universitätsleitung Regine Stein Prof. Dr. Udo Hebel Universitätsleitung (VP) Christian Wodnitzki Prof. Dr. Torsten Eymann Sigrid Voit Arbeitsgruppe Kerstin Ritter Prof. Dr. Dr. Michael Leitz- Arbeitsgruppe mann Prof. Dr. Susanne Tittlbach Prof. Dr. Julika Loss Prof. Dr. Claas Christian KErn Germelmann Dr. Jana Rüter Dr. Julia von Sommoggy Dr. Sascha Hoffmann Guido Winter Jessica Helten Rainer Prischenk Bibliothek & Christine Röger Kommunikation Bibliothek & Claudia Bösl Theresa Riedhammer Kommunikation Christina Ludwig Christina Glaser Frank Martens Kerstin Fackelmann Anna-Maria Meister Dominik Marsing Planungsgruppe Angela Danner Sarah Schladerer Dr. Uta Engels Amelie Maurer Prof. Dr. Hans Gruber Planungsgruppe Dr. Janina Curbach Dr. Stefan Kurth Dr. Carmen Jochem Pia Laemmert Spender der Preise Lisa Engelhardt Vreni Brunnthaler Julia Berschick für den Ideenwett- Frederic Koecke Viktoria Celik Nicolas Lindert bewerb Alina Wolf Sebastian Enghofer Marlene Klauser Jonah Schnütgen Walkolution GmbH Isabell Röhr Larissa Färber KGK Kommunikation Johannes Steubl Lisa-Marie Krehl Ostentor Kino Regensburg Manuel Ullmann Signe Schönborn Westbad Regensburg Anna Wargel Laura Wohlfahrt EF Sprachreisen Manuela Zachmayer Saskia Kropp Lauf und Berg Regensburg Lena Bitz E-Fun-Park Pottenstein Boulderwelt Regensburg Katja Stenzel Special Guests David Mann Kletterwald Regensburg Kick Off Events Cineplex Bayreuth Projekt-„Ambassadors“ Kletterwald Pottenstein Fabian Hambüchen Lukas König Dr. Eric Söhngen, Niklas Wenzel Opus Marketing Walkolution Florian Topf Andreas Lenge, instingo UBT Cheerleader Team aeris GmbH Seite 2
www.kern.bayern.de Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag Inhaltsübersicht Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag – Praktische Handlungsempfehlungen Vorwort KErn 4 ZIEL 1: Eine gute Basis schaffen 15 Vorwort Techniker Krankenkasse 5 Praxisbeispiele: Photovoice-Analyse Praxisbeispiele: Planungsgruppe Risikofaktor Sitzen 6 Praxisbeispiele: Kommunikationsmaßnahmen Smart Moving – Für mehr Bewegung ZIEL 2: Bewegung an „Sitzorten“ etablieren 22 und weniger Sitzen 7 Praxisbeispiele: Maßnahmenumsetzung Bibliothek Die Gesundheitsförderung bei Studierenden gewinnt an Bedeutung 8 Praxisbeispiele: Maßnahmenumsetzung Lehrveranstaltungen Zwei Modelluniversitäten, zwei Ausgangs- situationen, viel Mehrwert ZIEL 3: Sitzzeiten reduzieren und Bewegung erhöhen 25 Die ‚Learnings‘ „mit und ohne“ existierender Gesundheitsförderungsstruktur Praxisbeispiele: Maßnahmenumsetzung Pausen und Wege Die Universität – Lebenswelt mit analogen und digitalen Facetten 10 Praxisbeispiele: Maßnahmenumsetzung Treppen Praxisbeispiele: Maßnahmenumsetzung Freizeitsport Studieren auf dem Campus – Was bedeutet das für die Bewegungsförderung? Stimmen 29 Digitales Lernen hält Einzug in den Studienalltag – Was heißt das für die Bewegungförderung? Evaluation 30 Das Konzept „Nudging“ – Praxisbeispiele: Instrumente und Checklisten Per Stups zu mehr Bewegung 12 Planung und Herausforderungen – Mehr Bewegung, weniger Sitzen – Praxistipps für die Umsetzung 33 Empfohlene Ziele für Hochschulen 14 Glossar 34 Projektsteckbrief 35
Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag www.kern.bayern.de Vorwort KErn Guido Winter, Kompetenzzentrum für Ernährung Nudging kann Menschen in Bewegung bringen. Guido Winter, Leiter Kompetenzzentrum für Ernährung Die Unterstützung eines gesundheitsförderlichen Lebensstils noch die Herausforderung hinzu, die Gesundheitsförderung ist nicht nur eine wichtige Aufgabe des Kompetenzzentrums auch auf die Distanz im Home-Learning nicht außer Acht für Ernährung, sondern hat auch gesellschaftspolitische zu lassen. Die COVID-19-Pandemie zeigte sehr deutlich die Bedeutung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund steigender Notwendigkeit, zukünftig auf hybride Konzepte zu setzen. Ausgaben im Gesundheitssektor. Neben entsprechender Ernährung ist ein gewisses Maß an Bewegung ein probates Aus zwei sehr erfolgreichen Projekten liegt nun ein enormer Mittel zur Gesundheitsförderung. Doch wie bringt man Men- Erfahrungsschatz vor. Unsere „Learnings“ für den Bereich schen dazu, sich „gesund“ zu verhalten, oder: wie bringt Bewegung haben wir in diesem Handlungsleitfaden zusam- man sie in Bewegung? Nudging („Anstupsen“) ist wissen- mengetragen. Handreichungen zu Smarter Lunchrooms gibt schaftlich als wirkungsvolle Methode identifiziert. Vielerorts es separat auf der KErn Website. Wir freuen uns sehr, damit wird es bereits in der Praxis erfolgreich angewandt. eine praktische Hilfestellung für all jene Hochschulen, aber auch andere Institutionen geben zu können, die zur Gesund- Das KErn hat sich frühzeitig diesem Thema angenommen. heitsförderung in ihrem Setting beitragen wollen. Bereits 2016 starteten wir unser erstes Nudging-Projekt Smarter Lunchrooms in Kooperation mit der TK im Bereich Ich wünsche Ihnen stets eine gute Gesundheit! Ernährung. Im Folgeprojekt Smart Moving ergänzen wir nun Ihr Guido Winter den Bereich Bewegung in Kooperation mit den Modelluniver- sitäten Bayreuth und Regensburg. Beide Projekte sind im Setting Hochschule verortet, da hier institutionalisiert gegessen und gesessen wird und Studie- rende schon in diesem noch jungen Lebensalter zunehmend an lebensstilbedingten Erkrankungen leiden. Nun kommt Seite 4
www.kern.bayern.de Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag Vorwort TK Karen Walkenhorst, Techniker Krankenkasse Am besten ist der Aus- gleich, den wir mit Spaß ausüben und gar nicht als Belastung empfinden. Karen Walkenhorst, Techniker Krankenkasse Studierende verbringen den Großteil Ihres Unialltags im den. Und hier kommt „Nudging“ ins Spiel. Also das spieleri- Sitzen: Sei es in der Vorlesung, am Schreibtisch oder in der sche „Anstupsen“ jedes Einzelnen, sich mehr zu bewegen. Bibliothek. Für ausgiebige Bewegung fehlt dabei meistens Beispielsweise durch motivierende Sprüche die Treppe zu die Zeit. Hinzu kommt, dass sich durch Internet und die neu- nutzen anstelle des Fahrstuhls. Oder praktische Stehtische en Medien auch das Freizeitverhalten der Menschen stark in der Bibliothek. Aber auch die bewegte Vorlesungspause verändert hat. Laut unserer aktuellen Studie zur Digitalkom- eignet sich hervorragend, nicht nur den Körper zu aktivieren, petenz von Erwachsenen „Schalt mal ab, Deutschland!“ sondern auch den Kopf wieder frei zu bekommen. Bei der verbringen 57 Prozent der befragten Studierenden täglich Ideenentwicklung sollte auch der heimische Arbeitsplatz zwischen zwei und fünf Stunden online mit ihrem Smart- miteinbezogen werden. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, phone oder PC. Und dabei ist die Onlinezeit für das Studium dass durch Online-Uni noch weniger Bewegung im Alltag noch nicht einmal mit inbegriffen. Diese Zeit vor dem Bild- stattfindet. Daher sind Zuhause zusätzliche Bewegungsein- schirm ist Lebenszeit. Zeit, die man zum Beispiel nicht damit heiten wichtiger denn je. verbringt, eine Sportart auszuüben oder auch einfach mal nur einen Spaziergang zu machen um abzuschalten. Dafür erhalten Sie in diesem Handlungsleitfaden viele praktische Tipps, wie auch Sie in Ihrer Hochschule spielerisch Daher ist es für Studierende besonders wichtig, für mehr für mehr Bewegung sorgen können. Denn am besten ist Bewegung in ihrem Alltag zu sorgen. Und wo bietet sich das der Ausgleich, den wir mit Spaß ausüben und gar nicht als besser an, als an dem Ort, an dem sich die Studierenden im Belastung empfinden. Viel Spaß beim Ideen entwickeln und Normalfall am meisten aufhalten: der Hochschule. Sicherlich, Ausprobieren. sich im stressigen Unialltag auch noch zu mehr Bewegung zu animieren ist schwierig. Daher sollten gerade in diesem Ihre Karen Walkenhorst Setting positive Anreize für mehr Bewegung geschaffen wer- Seite 5
Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag www.kern.bayern.de Risikofaktor Sitzen Studierende, also junge Erwachsene mit hohem Bil- dungsgrad, stellen eine vergleichsweise aktive Bevöl- kerungsgruppe dar. 51% der 18-29-Jährigen erfüllen in Deutschland die WHO-Richtlinie von 150 Minuten Be- wegung pro Woche (GEDA 2014/15), verzeichnen jedoch überdurchschnittlich hohe Sitzzeiten und unterbrechen das Sitzen zu selten (Eurobarometer Survey 64.3). Sitzen ist fest in den Studienalltag integriert, am Campus und im „Home-Learning“. Die Erhebungen im Rahmen von Smart Moving machen deutlich, dass die Studierenden im Studiums-Kontext im Mittel 34,3 Stunden pro Woche in den Präsenzzeiten auf dem Campus sitzen. Lehrveranstaltungen haben darauf den größten Einfluss mit im Mittel 17 Stunden So in etwa sieht ein typischer Tagesablauf eines Menschen mit Schreib- Sitzzeit. In der Bibliothek sind es 9,8 Stunden in sitzender tisch-Job aus – dies ähnelt auch dem Studienalltag von Studierenden.** Position.* Dem Sitzverhalten von Studierenden an der Hochschule ste- hen im Mittel 6,1 Stunden pro Woche Alltagsbewegung auf *Hinweis zur Datenbasis dem Campus und Active Transport zum bzw. vom Campus gegenüber.* Alle hier genannten Werte sind Ergebnisse der Erhe- bungen aus dem Projekt Smart Moving der Jahre 2018 Darüber hinaus sitzen Studierende sehr lange am Stück. Der und 2020. Sie zeigen die Situation in den Modellset- Großteil unterbricht das Sitzen in der Regel nur alle 60 bis tings auf. Datenbasis Erhebung 2018 (t0): Selbstein- 90 Minuten – oder sogar noch seltener. Dies gilt vor allem schätzungen aufgrund von Befragung mit „Conveni- für Lehrveranstaltungen sowohl am Campus als auch im ence Sample“, N=820, ergänzt durch eine Aktivitäts-/ Home-Learning.* Aktuelle Empfehlungen besagen jedoch, Inaktivitätsmessung mittels Sensoren an einer Subpo- dass man besser alle 30 Minuten eine „Sitzpause“ einlegen pulation (N=54). sollte.** *Eine ausführliche Beschreibung der in diesem Projekt durchgeführten Studie kann hier nach- gelesen werden: Helten, Jessica ; Hoffmann, Sascha W. ; von Sommoggy, Julia ; Loss, Julika ; Germelmann, Claas Christian ; Tittlbach, Susanne: Smart Moving : Bewegungs- und Sitzverhalten von Studierenden. In: Wollesen, Bettina ; Meixner, Charlotte ; Gräf, Julia ; Pahmeier, Iris ; Vogt, Lutz ; Woll, Alexander (Hrsg.): Interdisziplinäre Forschung & Gesundheitsförderung in Lebenswelten : Bewegung fördern, vernetzen, nachhaltig gestal- ten. - Hamburg : Feldhaus, Edition Czwalina , 2020 . - S. 80-85 **Umfangreiche Hintergrundinformationen und Empfehlungen rund um das Sitzen und Sitzunter- brechungen werden zum Beispiel im Buch „Sitz- streik“ leicht verständlich und praxisnah vorgestellt (C. Jochem, M. Leitzmann. Herder Verlag, 2018). Darin ist auch diese Grafik zu finden. Seite 6
www.kern.bayern.de Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag Smart Moving – Für mehr Bewe- gung und weniger Sitzen Da langes, ununterbrochenes Sitzen mittlerweile als gesundheitlicher Risikofaktor gilt, sollte im Studienalltag auf Strategien zur Reduzierung und Unterbrechung des Sitzens abgezielt werden. Vor dem Hintergrund wurde das dreijährige Modellprojekt an den beiden bayerischen Universitäten Bayreuth und Regensburg umgesetzt Per Katapult in eine (2018-2020). digitale Studienwelt – Ein Hinweis in Sachen Smart Moving – Start Moving! Beweg‘ Corona-Pandemie: dich, beweg‘ deine Uni! Die Corona-Pandemie traf das Projekt im letzten Jahr der Laufzeit, in dem die Mes- Zielsetzung und Projektbeschreibung sung des Effektes der Maßnahmen auf dem jeweiligen Campus der Universitäten geplant Primäres Ziel des Kooperationsprojektes Smart Moving war war. Der Shutdown im März 2020 verhinder- eine Erhöhung der körperlichen Aktivität im Setting Hoch- te jedoch, dass die Studierenden weiterhin schule, v.a. durch eine Steigerung der Alltagsbewegung wäh- an die Unis kommen konnten. Somit musste rend der Anwesenheit in der Hochschule, aber auch durch das Studien-Design auf die Distanz-Situati- eine Reduzierung des so genannten „Sedentary Behaviour“ on angepasst werden. Es konnten dadurch (deutsch „sitzendes Verhalten“). Angesprochen wurde dabei wertvolle Informationen zum Sitzverhalten die Zielgruppe der Studierenden. In einem partizipativen im Home-Learning gewonnen werden sowie Prozess wurden zusammen mit Hochschulangehörigen und erste Erfahrungen zur Bewegungsförderung Zielgruppenvertretern Maßnahmen zur Bewegungsförderung in einem Studienalltag auf Distanz. Diese entwickelt, die an die Bedürfnisse der jeweiligen Hochschule werden in diesen Bericht eingebracht. angepasst sind. Angedacht war, vor allem zu verhältnisorien- tierten Ansätzen sowie zu Nudging anzuregen. Ergebnisse • Attraktive Maßnahmen für mehr Bewegung im Studien- alltag wurden umgesetzt. • Nachhaltige, strukturelle Veränderungen wurden ange- stoßen für weitere Maßnahmen. • Bewegungsfördernde Elemente wurden in bis dato reine, institutionalisierte „Sitzorte“ (z.B. Bibliothek und in Lehrveranstaltungen) installiert. • Der Nudging-Ansatz hat sich als gut geeignet erwiesen, um erste Schritte für mehr Alltagsbewegung im Studien- alltag umzusetzen. • Ein Methodenmix aus bewusster Information, Sensibili- sierung und niederschwelligen Reizen ist am erfolgver- sprechendsten. Seite 7
Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag www.kern.bayern.de Die Gesundheitsförderung bei Stu- dierenden gewinnt an Bedeutung Zwei Modelluniversitäten, zwei Ausgangssituationen, viel Mehrwert Smart Moving setzt Startschuss für mehr Ein großer Schritt in Richtung SGM Bewegung im Studierendenalltag Das Projekt Smart Moving hat an der Universität Regensburg neue Möglichkeiten für gezielte Angebote zur Gesundheits- An der Universität Bayreuth gibt es seit 2013 ein universitä- förderung eröffnet. Durch das Engagement der im Rahmen res Gesundheitsmanagement (UGM) für Beschäftigte und des Projektes entstandenen Planungsgruppe „Bewegter Studierende. Durch das Projekt Smart Moving wurden für Campus“ und im Ideenwettbewerb unserer Studierenden, Studierende Maßnahmen zur Bewegungsförderung aber ins- wurden neue Strukturen und erste Maßnahmen für mehr besondere auch zur Unterbrechung des sitzenden Verhaltens Bewegung im Campusalltag geschaffen. Auf diesem Projekt- gestartet. Dabei zahlte sich vor allem das partizipative Vorge- erfolg soll auch in Zukunft aufgebaut werden, um Bewegung hen sowie der Wunsch nach niederschwelligen Maßnahmen im Studienalltag zu fördern und Studentisches Gesundheits- aus, die sich nahtlos in den Studienalltag einfügen. management (SGM) stärker in den Fokus zu rücken. „Durch das Projekt Smart Moving haben wir einen Anstoß „Bewusste Bewegung geht im Studienalltag oft unter. Das gegeben, Studierende auf dem Campus mehr in Bewe- Projekt Smart Moving setzt hier direkt an und hat an unserer gung zu bringen. An der Universität Bayreuth soll langfristig Universität den Dialog über die universitäre Gesundheitsför- Lernen in Bibliothek und Lehrveranstaltungen mit Bewegung derung intensiviert. Durch kleine Anreize soll Bewegung in und Sitzunterbrechungen kombiniert werden, um die Univer- Zukunft besser in den Studienalltag integriert und studenti- sität als gesundheitsförderliche Lebenswelt auszugestalten.“ sches Gesundheitsmanagement bei universitären Entschei- dungen mitgedacht werden.“ Prof. Dr. Torsten Eymann, Vizepräsident der Prof. Dr. Udo Hebel, Universität Bayreuth Präsident der Universität Regensburg Seite 8
www.kern.bayern.de Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag Smart Moving hat uns super vorangebracht! Partizipativ zu arbeiten hat uns geholfen im Bereich Die ‚Learnings‘ „mit und ohne“ existieren- Bewegung zu sehen, was der Gesundheitsförderungsstruktur die Studierenden wirklich brauchen. Es ist sehr sinn- Smart Moving fand an zwei Campusuniversitäten statt, die sich im Bereich des universitären Gesundheitsmanagements voll mit etwas zu starten, (UGM) deutlich unterscheiden. In einem Setting gab es das schnell auf dem Cam- bereits ein UGM mit Angeboten für Beschäftigte und ersten Initiativen für Studierende. An der anderen Uni gab es noch pus sichtbar wird, und keine Strukturen und keine Angebote für Studierende. bei dem die Studierenden Die Erfahrungen aus diesem Projekt zeigen, dass der parti- sehen ‚Die wollen was für zipative Ansatz für die Maßnahmenentwicklung sowie das mich machen‘, ‚Hier werde niederschwellige Nudging-Konzept für die Maßnahmenge- staltung gleichermaßen funktionieren. Durch Smart Moving ich gehört‘. erlebten beide Universitäten einen Mehrwert für ihren Pia Laemmert, Leiterin UGM Uni Bayreuth Standort. Start ohne (UGM)- Struktur Start mit (UGM)- Struktur Eine leitende Person muss als zentrale Stelle für das Vor- Ein solches Vorhaben kann Ressourcen und Erfahrungs- haben etabliert werden. werte des UGM nutzen. Es sollte aber dennoch eine leitende Person als zentrale Stelle für den Bereich der Studierenden etabliert werden. Synergieeffekte bei Maßnahmen für Beschäftigte und Studierende können genutzt werden. Ein partizipativer Ansatz stellt eine hohe Motivation und ein breites Netzwerk innerhalb der universitären Strukturen sicher. Wichtig ist darauf zu achten, dass Stakeholder aus verschiedenen Bereichen eingebunden werden (wie insbeson- dere Studierende, Verwaltung, Wissenschaft, Hochschulsport). Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass möglichst viele Mitwirkende langfristig dabei bleiben und aktiv bei der Umsetzung helfen (z.B. über die Vergabe verschiedener Verantwortungsbereiche). Nudging ist als „Türöffner“ gut geeignet, da niederschwel- Nudging ist aufgrund des positiven Kosten-Nutzen-Ver- lige Maßnahmen vergleichsweise einfach, im Sinne von hältnisses gut geeignet, um bestehende Angebote durch Kosten und Aufwand, umgesetzt werden können (positi- niederschwellige weitere Maßnahmen zu ergänzen. ves Kosten-Nutzen-Verhältnis). Ein eigener Arbeitskreis zum Thema Bewegungsförderung Ein eigener Arbeitskreis zum Thema Bewegungsförderung für Studierende muss aufgebaut werden. für Studierende sollte im UGM verankert werden. Seite 9
Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag www.kern.bayern.de Die Universität – Lebenswelt mit analogen und digitalen Facetten Studieren auf dem Campus – Was bedeutet das für die Bewegungsförderung? Auf dem Campus – Potenziale nutzen! Es gibt auf einem Campus verschiedenste Bereiche, die eher das Sitzen oder eher die Bewegung fördern. Bibliothek, Hör- säle oder Seminarräume sind klassische „Sitzorte“. Mensen, Cafeterien, Freiflächen (z.B. Wiesen mit oder ohne Sitzgele- genheiten) oder Wege können beides sein. Dort kann man sich bewegen, sogar sportlich betätigen, oder aber im Sitzen oder Liegen ausruhen. Die Befragung unter den Studierenden der Modellsettings zeigte: • Orte, die nicht explizit als Sportstätten gekennzeichnet sind, werden oft nicht als Orte für Bewegung in Erwä- gung gezogen. • Mangelnde Informationen über existierende Angebote stellen eine Barriere dar, wie zum Beispiel Leihmöglich- keiten von Spiel- und Sportgeräten. • Unklare Nutzungssituationen wirken hemmend, wie zum Beispiel das Fehlen einer expliziten Erlaubnis oder sogar Aufforderung zur Benutzung einer Wiese. „Zentrale Einrichtungen wie Rechenzentrum und Bibliothek haben das Thema Bewegung selten auf der Agenda. Doch Daraus lassen sich folgende Empfehlungen ableiten, um gerade diese Akteure haben die Möglichkeit, mittel- und mehr Bewegung in den Studienalltag zu bringen: langfristig den Lernraum an der Universität zu gestalten und weit über kurzfristige Aktionen und Projekte hinaus zu • Es sollte besser für Bewegung sensibilisiert werden. wirken. Wenn also zentrale Einrichtungen der Universität für • Angebote sollten deutlich sichtbar kommuniziert werden. das Themenfeld Bewegung sensibilisiert werden können, tun sich vielfältige Handlungsspielräume auf.“ • Orte, die Bewegung ermöglichen würden, sollten als solche erschlossen und gekennzeichnet werden. Theresa Riedhammer, Mitglied der AG Lernraumkonzept von Rechenzentrum und Bibliothek der Universität Regensburg Seite 10
www.kern.bayern.de Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag Digitales Lernen hält Einzug in den Studienalltag – Was heißt das für die Bewegungsförderung? Im Home-Learning – Bewegung zur Erste Erfahrungswerte dazu aus Smart Studienkultur machen Moving sind: In Zukunft sollten Maßnahmen zur Gesundheitsförde- • Im Home-Learning sitzen Studierende viel und lange rung analog und digital zugleich betrachtet werden. Diese (im Mittel 37, 8 Stunden pro Woche). Im Vergleich zur grundsätzliche Lehre ist aus der Corona-Pandemie zu ziehen. ansteigenden Sitzdauer wird das Sitzen zuhause jedoch Darüber hinaus sollte bedacht werden, dass die zunehmen- häufiger unterbrochen als zuvor (sowohl beim Lernen als de Digitalisierung gesundheitliche Belastungen nach sich auch bei Online-Lehrveranstaltungen, vgl. Grafik).* zieht, wie die aktuelle „TK-Digitalkompetenzstudie 2021“ • Bei der Betrachtung eines Längsschnitts der Stichprobe aufzeigt. Vor diesem Hintergrund ist es noch wichtiger, für lässt sich sogar feststellen, dass Studierende zu Hause genug gesundheitsförderlichen Ausgleich im Studienalltag – signifikant häufiger aufstehen. in Präsenz sowie auf Distanz – zu sorgen. • Eine fächerübergreifende Sensibilisierung und Begeiste- Wie kann also Bewegungsförderung „remote“ aussehen? rung von Lehrenden für eine routinemäßige Einbindung Der kurze Einblick des Projektes Smart Moving in eine Lehre von Bewegungspausen in Lehrveranstaltungen ist zu auf Distanz zeigt, dass in einer hybriden Studienwelt die empfehlen. Gesundheitsförderung noch viel mehr Teil der Studienkultur • Übungsangebote müssen niederschwellig online verfüg- sein muss. bar sein. Häufigkeit der Sitzunterbrechungen *Hinweis zur im Home-Learning beim selbstständigen Lernen Datenbasis: und in Online-Lehrveranstaltungen Alle hier genannten Werte sind Ergebnisse der Erhebungen aus dem Projekt Smart Moving der Jahre 2018 und 2020. Sie zeigen die Situation in den Modellset- tings auf. Datenbasis Erhebung 2020 (t1): Selbsteinschätzungen aufgrund von Befragung mit „Convenience Sample“, N=738. Darunter Längsschnittbefragung einer Gruppe Studierender im Projektverlauf 2018-2020 (N=100). * Eine ausführliche Beschreibung der in diesem Projekt durchgeführten Studie kann hier nachgelesen werden: Helten, Jessica: Sitzzeiten während der COVID-19-Pandemie. In: Bianca Dahlke (Hrsg.): Bewegtes Studium : Theoretische Grundlagen und Praxisbeispiele aus Hochschulen. - Hannover : Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V., 2021. - S. 7-8. Seite 11
Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag www.kern.bayern.de Das Konzept „Nudging“ – Per Stups zu mehr Bewegung Was steckt dahinter? Es ist eine große Herausforderung, ausreichend Bewe- gung in einen Studienalltag zu integrieren, der zumeist noch „per default“ auf Sitzen ausgelegt ist. Auf dem Weg zur Änderung dieser Grundeinstellung hin zu einer Studienwelt mit ausreichend Bewegungsanreizen, kann der Nudging-Ansatz aufgrund seines niederschwelligen Charakters einen praxistauglichen Beitrag leisten. Warum? Nudges sind laut den Autoren Richard H. Thaler und Cass Sunstein „wirksamer als Gebote oder Verbote oder un- übersichtliche Informationsbroschüren*. Sie definieren Nudg- ing so: „Nudges sind kleine, unmerkliche Schubser, die die Menschen in die richtige Richtung lenken, ihnen aber auch erlauben, ihren eigenen Weg zu gehen.“ Die Bedeutung der Entscheidungssituation und deren „Architektur“ In der Realität haben die Entscheidungssituation und die Gewohnheiten einen merklichen Einfluss darauf, wie Men- schen sich verhalten. Ob man sitzt oder steht, sich bewegt oder ausruht, liegt oft im situativen Kontext begründet. Wir empfehlen den Beschäftigten in der Anschaulich wird das am Beispiel der Nutzung einer Wiese Gesundheitsförderung, sich auch als Ent- für Bewegung: Hinweisschilder haben einen Einfluss auf das Verhalten, indem sie die Nutzung erlauben oder sogar dazu scheidungsarchitekten zu verstehen. Sie auffordern können, oder eben nicht. Diesen Situationskon- haben die Möglichkeit, auf den situativen text kann man im Sinne des Nudgings zu einem gewissen Maße gestalten. Die Menschen, die so etwas tun, nennen Kontext auf dem Campus im Sinne einer Thaler und Sunstein „Entscheidungsarchitekten“. Bewegungsförderung einzuwirken. *Thaler gilt als einer der weltweit führenden Verhaltensökonomen, er erhielt für die die Nudging-Theorie 2017 den Nobelpreis. Sunstein ist ein weltweit renommierter Jurist an der Harvard Law School. Nachlesen kann man alles über die Nudging-Theorie in: Thaler, R. H. & Sunstein, C. R. (2009). Nudge. Wie man kluge Entscheidungen anstößt. Econ Verlag, Berlin. Seite 12
www.kern.bayern.de Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag Was heißt das konkret? – Das EAST Framework als Orientierung für die Praxis Wenn Sie eine Verhaltensweise anregen wollen, gestal- *BIT (2014). EAST: Four Simple ways to apply behavioural insights. ten Sie den Rahmen einfach, attraktiv, sozial relevant Verfügbar unter: https://www.behaviouralinsights.co.uk/wp-content/ uploads/2015/07/BIT-Publication-EAST_FA_WEB.pdf (Stand 01.03.2021) und zeitlich passend – „Easy, Attractive, Social and Timely (EAST)“* Was steckt dahinter? Allgemeine Beispiele Wie einfach ist ein gewünschtes Verhalten • Per Voreinstellungen (Defaults) „dabei sein“ Easy machbar? (anstatt sich erst anmelden zu müssen) Wird die Entscheidungssituation durch einen • Reduzierung von Aufwand und Barrieren Nudge vereinfacht? Ist die Maßnahme einfach umsetzbar? • Vereinfachung von Informationen und Anrei- zen Wie ansprechend und auffällig ist der Anreiz? • Hervorhebungen von Hinweisen oder Infor- Attractive Wie attraktiv ist das gewünschte Verhalten? mationen durch Farben, Bilder • Einbindung von Testimonials • Wecken des Spieltriebs • Direkten Mehrwert anbieten (kann z.B. auch eine direkte positive Emotion sein) Wie sozial relevant ist das gewünschte Verhal- • Hinweise auf Verhalten vieler anderer (akti- Social ten? viert den Wunsch nach Konformität) Entspricht es der sozialen Norm der Gruppe? • Die Macht von Netzwerken nutzen • Gemeinsames Handeln und gegenseitige Unterstützung z.B. durch Abmachungen mit anderen (aktiviert Selbstbindung) Wie ist das richtige Timing für einen Nudge? • Geschickte Nutzung von zeitlichen „Windows Timely Wann ist jemand offen für Hinweise oder Auffor- of Opportunity“ für die Darbietung von derungen? Anreizen Sind Kosten, Aufwand und Nutzen jetzt oder erst • Darstellung von Aufwand, Kosten, Nutzen zukünftig spürbar? mit Bezug zum Jetzt, nicht in Bezug auf eine hypothetische Zukunft Was ist zu beachten? – 3 wichtige Die „Stupser“ müssen transparent sein. Grundsätze des Nudgings Die Handlungsfreiheit muss zu jeder Zeit Da es sich bei Nudging-Interventionen um eine gewisse gegeben sein. Beeinflussung von Verhalten handelt, sind die drei Grundsät- ze Transparenz, Handlungsfreiheit und Wohlfahrt unbedingt Die „Stupser“ müssen immer einer in- zu beachten. Maßnahmen müssen immer evidenzbasiert dividuellen oder gesellschaftlichen (z.B. gestaltet sein und idealerweise wissenschaftlich begleitet gesundheitlichen) Wohlfahrt dienen. werden. Seite 13
Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag www.kern.bayern.de Mehr Bewegung, weniger Sitzen – Empfohlene Ziele für Hochschulen Eine gute Basis schaffen, um… · eine Bewegungskultur zu etablieren. · Bewegung an klassischen Sitzorten zu ermöglichen. · Sitzzeiten zu reduzieren und Bewegung zu erhöhen. Damit … · Sitzen häufiger unterbrochen werden kann. · die Sitzzeiten insgesamt reduziert werden. · die Zeiten in Bewegung erhöht werden. Da gibt es dieses Grundverständnis, dass Lernen was mit still sitzen zu tun hat. Das ist jetzt nicht spezifisch nur an unserer Uni so, sondern das ist ganz allgemein so. Feststellung eines Studierenden aus der Fokusgruppe Seite 14
www.kern.bayern.de Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag Ziel 1: Eine gute Basis schaffen 1. Setting-Analyse: Prüfen Sie die 3. „Capacity Building“: Arbeiten Sie mit Situation an Ihrer Universität einer hochmotivierte Planungsgruppe • Was fördert, was verhindert Bewegung? Was wünschen • Lassen Sie sich zu Beginn genug Zeit, um motivierte sich die Studierenden? Wie sieht das tatsächliche Bewe- Teilnehmende zu finden. Denken Sie dabei an die ganze gungs- und Sitzverhalten aus? Uni: binden Sie Personen aus möglichst vielen Bereichen ein, wie Studierende, Lehrende, Verwaltung, Bibliothek, • Befragungen der Studierenden und Expert*innen- StuPa, Hochschulsport etc. interviews, sowie die Photovoice-Methode, eignen sich sehr gut zur Erfassung von Chancen und Barrieren für • Zu Beginn sollte ein Fachvortrag über den partizipativen Bewegung. Die Photovoice-Methode liefert konkretere Ansatz sowie Nudging informieren. Den Teilnehmenden Informationen der Studierenden auf Basis realer Fotos. sollte klar sein, dass sie auch selbst gefordert sind, aktiv mitzuwirken. • Terminieren Sie regelmäßige, zeitlich klar begrenzte 2. Kommunikation und Vernetzung: Sitzungen. Bewährt hat sich monatlich eine Stunde in der Verankern Sie Ihr Vorhaben in den Mittagszeit, mit Snackangebot. Strukturen der Universität • Planen Sie die Sitzungen ganz konkret: Agenda, Organi- sation, Moderation, Protokollführung. • Informieren Sie die Hochschulleitung frühzeitig und • Die Planungsgruppe könnte auch „ein Gesicht“ bekom- erwirken Sie deren Commitment. men, um am Campus sichtbar zu sein, z.B. in Form einer • Nehmen Sie Kontakt mit anderen Arbeitskreisen der Webpräsenz. Sie können Ihrer Planungsgruppe auch ein Universität auf und platzieren Sie das Thema Bewegung eigenes Logo geben. so breit wie möglich. • Ein Netzwerk für die Kommunikation mit Unterstützern aus möglichst vielen relevanten Campusbereichen, und auch für die Akquise von Teilnehmern für die Planungs- gruppen, lässt sich gut aufbauen z. B. über die Anspra- che von Teilnehmern bei der Setting-Analyse, über eine gezielte, bedarfsorientierte Ansprache und über die persönlichen Netzwerke bereits involvierter Personen, sowie über einen studentischen Ideenwettbewerb. • Planen Sie frühzeitig Abfragen von Statements und Beteiligungen von leitenden Personen ein, z.B. für Veran- staltungen im Rahmen des Projektes (Kick-off) oder für Pressearbeit. Seite 15
Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag www.kern.bayern.de Ziel 1: Eine gute Basis schaffen Praxisbeispiele: Photovoice-Analyse Das Photovoice-Verfahren eignet sich sehr gut, um: • Studierende aktiv daran zu beteiligen, ihre Campusumge- bung und ihr tägliches Leben im Hinblick auf körperliche Aktivität und sitzende Tätigkeiten zu dokumentieren und „Dieses seltsame Ding vor der Mensa [gepflasterter Bereich zu diskutieren. im Amphitheater-Stil] ist für mich auch eher ein statischer Punkt, weil da sitzt man wieder eher.“ • Faktoren im Campus-Kontext zu untersuchen, die – Aussage eines Teilnehmenden einer Fokusgruppe körperliche Aktivität und aktives Leben behindern oder erleichtern. Die Methode erlaubt einen tiefen, realitätsgetreuen Einblick in das tägliche Leben der Studierenden und in die Rolle des Campus-Kontextes bei ihrer körperlichen Aktivität. Die Teil- nehmenden werden dafür gebeten, mit ihren Smartphones Fotos von Orten und/oder Situationen zu machen, in denen körperliche Aktivität im Alltag als leicht möglich oder nicht/ schwer möglich empfunden wird. Sie werden ausdrücklich gebeten, dabei nicht nur an Sport im engeren Sinne zu denken, sondern auch an jede körperliche Aktivität bzw. „Das "Rondell" bietet eine großartige Gelegenheit, "Runden" Alltagsaktivität (z.B. Treppensteigen statt Aufzugnutzung). zu laufen. Ich mache das ständig, und weil die Strecke über- Anschließend werden die Bilder in Fokusgruppen ausführlich schaubar und einsehbar ist, bringt man sich vielleicht dazu, besprochen. So können Bedarfe und Bedürfnisse sehr gut eine Runde mehr zu laufen, als eigentlich beabsichtigt war.“ herausgearbeitet werden. – Aussage eines Teilnehmenden einer Planungsgruppe Tipp: Fünf Fotomotive pro Person reichen bei 20 oder mehr Teilnehmen- den!* *Eine ausführliche Beschreibung der in diesem Projekt durchgeführten Photovoice-Studie kann nachgelesen werden bei: von Sommoggy, J., Rueter, J., Curbach, J., Helten, J., Tittlbach, S., and Loss, J. (2020). "How Does the Campus Environment Influence Everyday Physical Activi- ty? A Photovoice Study Among Students of Two German Universities." 8(560) Seite 16
www.kern.bayern.de Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag Praxisbeispiele: Stimmen von Teilnehmenden der Planungsgruppen: Planungsgruppe „Das Projekt hat Menschen zusammengebracht, die zuvor im Unialltag noch keine Berührungspunkte hatten. Ich fand es überraschend und großartig zu sehen, an wie vielen Vor- und Nachteile des partizipativen Vorgehens Stellen dieser Uni Leute sitzen, denen das Thema Bewegung und Gesundheit wichtig ist und die bereit sind, sich dafür zu Für die Entwicklung von Maßnahmen empfehlen wir einen engagieren.“ partizipativen Ansatz und die Arbeit mit einer Planungsgrup- pe. Die Vorteile dieses gemeinsamen Vorgehens, bei dem „Jeder hat einen anderen Blickwinkel. Man muss den Cam- möglichst alle Akteure im Studienalltag eingebunden und pus als Ganzes betrachten, hier treffen viele Leute mit vielen selbst tätig werden, sind: Hintergründen aufeinander.“ • Die Beteiligten sind hoch motiviert, denn sie engagieren „Der Austausch in der Gruppe lief immer super kooperativ sich aus eigenem Antrieb und identifizieren sich sehr gut und auf gleicher Augenhöhe.“ mit eigenen Ideen. „Ich fand toll, dass immer irgendein Output herausgekom- • Darüber hinaus eröffnen Personen der verschiedenen men ist, dass man Arbeitsaufträge hatte und dass bestimm- Stakeholder-Gruppen einer Universität ein breites Netz- te Dinge besprochen und beschlossen worden sind. Es gab werk, das Entscheidungsprozesse erleichtert. immer Ergebnisse.“ Es gibt aber auch einen Nachteil, über den man sich bewusst sein muss: • Da die Personen in der Regel „nebenbei“ mitarbeiten, was ihre Kapazitäten limitiert, ist mit einem etwas lang- sameren Projektfortschritt zu rechnen. Beispiel der Uni Regensburg: Die Planungsgruppe erarbeitete sich gemeinsam einen Namen und ein Logo. Beispiel der Uni Bayreuth: Cluster der Themen und Gruppensitzung Seite 17
Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag www.kern.bayern.de Ziel 1: Eine gute Basis schaffen Praxisbeispiele: Kommunikationsmaßnahmen Mehr Bewegung in den Studienalltag zu bringen bedeutet, rende genutzt werden oder Videobotschaften in sozialen an einigen Stellen einen Kulturwandel anzustoßen, wie zum Netzwerken oder Besuche von Vorlesungen und Semina- Beispiel an den „Sitzorten“ Bibliothek oder in Lehrveranstal- ren, um Informationen zu verbreiten und Motivation zu tungen. Damit einher geht ein hoher Kommunikationsbedarf. erzeugen. Sie sollten glaubhaft vermitteln, dass es in Ordnung ist, eine • Weitere passende Kommunikationskanäle sind: unieige- Aktive Pause in eine Lehrveranstaltung einzubauen oder ne und studentische (soziale) Netzwerke, Email-Verteiler, dass man eine Wiese auch für Bewegung nutzen darf. Es Websites und E-Learning, sowie Verteiler von Lehren- ist auch wichtig auf Bewegungsangebote im Studienalltag den, Studierendenparlament und sämtlichen Fachschaf- hinzuweisen. Häufig sind selbst frei zugängliche Orte für ten. Auch die klassischen Uni-Medien wie Website, Bewegung nicht bekannt oder sie werden nicht als solche Newsletter, Campus-Monitore, Schwarze Bretter und wahrgenommen. Campus-Magazine sollten nicht ungenutzt bleiben. • Sensibilisieren Sie die Studierenden dafür, das Sitzen so • Hilfreich ist auch eine persönliche, direkte, aktive Kom- oft wie möglich zu unterbrechen oder durch Bewegung munikation von Lehrenden zu Studierenden, um für das zu ersetzen. Thema zu sensibilisieren und einen Ideenwettbewerb zu kommunizieren. • Ermuntern Sie die Studierenden ihre Wünsche zu äu- ßern. • Auf Seite der Lehrenden sollte ein Netzwerk etabliert werden, um eine hohe, nachhaltige Durchdringung (idealerweise bis hin zur Unileitung) zu gewährleisten Wie konkret? und Angebote in Lehrveranstaltungen umzusetzen (z.B. Aktive Pause). • Eine Website bietet eine gute Übersicht und zudem eine • Uni-Apps bieten neben ihrer Funktion als vielgenutzter Kontaktstelle. Informationsweg die zusätzliche Möglichkeit, Studieren- • Ein Ideenwettbewerb ist als aufmerksamkeitsstarkes de per Push-Nachricht genau dann zu erreichen, wenn Instrument wirksam, um das Thema Bewegungsförde- ein Bewegungsanstoß auf fruchtbaren Boden fällt rung zu aktivieren. (z.B. nach der Mittagspause, in Pausen zwischen zwei Vorlesungen). • Eine Kick-off Veranstaltung ist sehr gut geeignet, um aufmerksamkeitsstark zu starten. • Die persönliche, direkte und proaktive Kommunikation von Studierenden zu Studierenden z.B. durch „Ambassa- dors“ (kommunikationsstarke, gut vernetzte Studierende der Universität), eignet sich zur Gewinnung von Ideen für den Wettbewerb. Dazu sollten z.B. Campusfeste für die direkte Ansprache von Studierenden durch Studie- Seite 18
www.kern.bayern.de Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag Website Ideenwettbewerb • Geben Sie Informationen zu Bewegungsmöglichkeiten • Ermuntern Sie die Studierenden, ihre Ideen konkret zu auf dem Campus. äußern. • Sensibilisieren Sie für Sitzunterbrechungen. • Attraktive Preise aus dem lokalen Umfeld sind ein schönes Dankeschön. Örtliche Anbieter unterstützen • Bieten Sie eine Kontaktstelle. möglicherweise dann, wenn man sie zum Dank werblich • Das kann auf einer eigenen Website sein oder integriert einbindet. in den Webauftritt der Universität. Nutzen Sie auch die • Eine unabhängige Jury bewertet die Ideen. Sozialen Medien. • Sprechen Sie keine Umsetzungsgarantie aus, denn Hür- den sind nicht ausgeschlossen. • Binden Sie die einreichenden Studierenden auf Wunsch in die Weiterentwicklung ein. • Viele Ideen werden in ähnliche Richtungen gehen, daher können Impulse für besonders stark gewünschte The- men identifiziert werden. Screenshot der Smart Moving Website Je nach Projektgröße kann ein eigenes Projektlogo sinnvoll sein. Beispiele von eingereichten Ideen des Smart Moving Ideenwettbewerbs Seite 19
Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag www.kern.bayern.de Ziel 1: Eine gute Basis schaffen Praxisbeispiele: Kommunikationsmaßnahmen Kick-off Veranstaltungen Campuspromotion • Binden Sie aufmerksamkeitsstarke Studierende ein, wie • Steigen Sie aufmerksamkeitsstark in die Bewegungsför- z.B. das Cheerleading-Team. derung ein. • „Von Studierenden-für-Studierende“ - unter diesem • Laden Sie dazu auch interessante Speaker, Testimonials Motto erreicht man die beste Wirkung. oder „local Heroes“ ein. • Bespielen Sie die Campusmonitore und schwarzen Bretter. • Nutzen Sie Plakatierungsmöglichkeiten. Bilder der Smart Moving Kick-off Veranstaltungen Bilder der Smart Moving Werbe- plakate und Anzeige für digitale Mach mit Campusmonitore beim Ideen- wettbewerb! Gestalte deine Uni für mehr Bewegung! Gewinne tolle Preise! Alle Infos auf: www.smart-moving.bayern Reiche deine Idee bis zum 18.11.2018 ein! Gefördert durch: Seite 20
www.kern.bayern.de Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag Netzwerk aus Unterstützer*innen bei den Pressearbeit Dozierenden • Adressieren Sie die lokale und regionale Presse mit dem Thema Bewegungsförderung. • Finden Sie Botschafter*innen unter den Dozierenden, um persönlich, direkt und aktiv für Ihre Sache zu werben. • Laden Sie Medienschaffende ein, an Veranstaltungen und Medienterminen teilzunehmen. • Dozierende erzielen eine hohe Reichweite durch ihre Lehrveranstaltungen. • Zeigen Sie Ihre Projekte. • Dozierende können Aktive Pausen einbinden und andere Dozierende motivieren, dies ebenfalls zu tun. • Durch ihre Netzwerke können Sie eine hohe Wirkung in der Verwaltung erzielen. Beispiel Pressetermin zur Vorstellung umgesetzter Maßnahmen an der Uni Bayreuth Beispiel von Dozierenden, die bei Campusaktionen und Presseterminen unterstützen Seite 21
Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag www.kern.bayern.de Ziel 2: Bewegung an „Sitzorten“ etablieren Praxisbeispiele: Maßnahmenumsetzung Bibliothek: Schaffen Sie Möglichkeiten für „Diese Active Offices sind für mich ein echter Mehrwert in der Bib, da kann ich besser dran arbeiten. Ich schaue Bewegung immer in der Früh, dass ich einen der Tische inkl. Matte bekomme!“ – Zitat eines Studierenden In Bibliotheken gibt es in der Regel verschiedene Zonen. Als bewegungsförderliche Zonen eignen sich Bereiche, in denen es nicht absolut still sein muss. Wenn Studierende zwischen- durch ihre Arbeitsposition ändern, erzeugen sie keinen nen- nenswerten Lärm. Es gibt sogar weitgehend geräuschfreie Laufband-Arbeitsplätze. Die Erfahrung aus dem Projekt Smart Moving zeigt, dass die erste Herausforderung im Kontext Bibliothek die Überzeu- gung der Bibliotheksleitung bzw. deren Verwaltung ist. Hat man diese im Boot, folgen dann gemeinsam die nächsten Schritte, die die räumlichen Aspekte betreffen. Das Ziel sollte es sein, niederschwellige Angebote und Anreize zu schaffen. • Finden Sie Räume, an denen es nicht absolut still sein Platziert als Gruppe oder ausgestattet mit mobilen Trennwän- muss. de kommen die Laufbandarbeitsplätze gut an. • Finden Sie gute Arrangements für Steharbeitsplätze, um nicht „von oben herab“ auf andere zu schauen. • Installieren Sie dort bewegungsförderliche Arbeitsplätze, z. B. in der Höhe verstellbare Tische mit einer Stehmatte oder geräuschlose Laufbandarbeitsplätze. • Das Lernen beim Gehen auf Laufbandarbeitsplätzen ist in der Studienkultur noch nicht verbreitet. Für manche wirkt es daher zuerst „komisch“ und es stellt sich ein Gefühl ein, dass „alle zuschauen“. Daher empfiehlt es sich hier z.B. mehrere Plätze in einer Gruppe zu arran- gieren. Auch mobile Trennwände können eingesetzt Bewegliche Sitzgelegenheiten und höhenverstellbare Tische werden. ausgestattet mit Stehmatten ermöglichen variable Arbeitspo- • Sensibilisieren Sie die Studierenden dafür, häufig aufzu- sitionen. Auf dem Bild rechts unten sind z.B. bewegungsför- stehen, am besten alle 30 Minuten. dernde Arbeitsplätze der Firma aeris gezeigt (Active Office Plätze). Seite 22
www.kern.bayern.de Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag Bibliothek: Regelmäßige Positions- wechsel sind empfehlenswert Einfache Steckstehpulte erlauben es, die Position beim Ler- Die Studierenden möch- nen zu verändern. Sie können unkompliziert selbst gebastelt ten ihren Lernraum frei werden und sind einfach zu transportieren, da sie sich flach zusammenlegen lassen. Die Hemmschwelle, beim Lernen gestalten können. Nicht und Arbeiten die Position zu verändern, sinkt. sitzen müssen, sondern • Weisen Sie auf die Notwendigkeit regelmäßiger Positi- können. Zu einem Geh- onswechsel beim Lernen hin. arbeitsplatz zu wechseln • Bieten Sie Bauanleitungen an. oder nach langem Sitzen • Bieten Sie z.B. mobile (Steck-Stehpulte) in der Ausleihe den Arbeitstisch in einen an. Steh-Arbeitsplatz zu ver- wandeln, dieses Angebot Konzept eines Steckstehpults, das nutzen die Studierenden Positionswechsel beim Lernen gerne. ermöglicht. Eine einfache Bauan- leitung dazu wird im Rahmen des AK Bewegter Campus an der Uni Theresa Riedhammer, Mitglied der AG Lernraum- Regensburg entwickelt. konzept von Rechenzentrum und Bibliothek der Universität Regensburg Ein Erfahrungsbericht aus der Universität Bayreuth: Dabei zeigt sich, dass dieses Klientel auch haltungsfördernde Leiter der Benutzungsabteilung Frank Martens berichtet bewegliche Sitzmöbel, die ein „aktives Sitzen“ erfordern, zu über seine Beobachtungen mit den aktiven Arbeitsplät- schätzen weiß. zen Auf Interesse stießen auch spezielle Geharbeitsplätze, die „Elektrisch höhenverstellbare Tische finden in der Biblio- es erlauben, an einem Tisch zu arbeiten, während man auf thek rege Nachfrage. Dabei genügt es aber nicht, einen einem nicht elektrisch, sondern nur durch die Gehbewegung Steharbeitsplatz anzubieten, dessen Arbeitshöhe sich an selbst angetriebenen Laufband in mäßigem Tempo voran- die Körpergröße anpassen lässt. Breitere Akzeptanz für das schreitet. Ersten Eindrücken nach sind solche Arbeitsplätze Arbeiten im Stehen entsteht erst, wenn Stehhilfen in Form besonders zum Lesen gedruckter Bücher oder am Computer von weicheren Fußmatten und/oder höhenverstellbaren sowie zum Memorieren geeignet, für Schreibtätigkeiten (Steh-)Hockern angeboten werden und der Wechsel zum eignen sie sich weniger.“ phasenweisen Arbeiten im Sitzen jederzeit möglich ist. Seite 23
Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag www.kern.bayern.de Ziel 2: Bewegung an „Sitzorten“ etablieren Praxisbeispiele: Maßnahmenumsetzung Lehrveranstaltungen: Bieten Sie aktive Aufmerksamkeit der Studierenden weg von mir gelenkt zu haben, um durch intensive Atmung und Mobilisation Pausen an der Muskulatur Energie für den 2. Teil der Vorlesung zu schöpfen.“ – Prof. Susanne Tittlbach, Uni Bayreuth Eine Bewegungspause während einer 60-minütigen oder längeren Lehrveranstaltung kommt sehr gut an, da es sonst "Durch die Aktiv Pause bekommt mein Kopf und das in Lehrveranstaltungen unüblich ist, das Sitzen zu unterbre- Denken eine kurze Pause. Ich kann mich anschließend chen. Geschieht die Pause in der Gruppe, fällt es leicht, sich wieder besser konzentrieren und würde mir die Übun- anzuschließen (ein sozialer Nudge). Diese Entspannung nützt gen auch im Freien wünschen." – Zitat eines Studieren- sowohl Lehrenden als auch Studierenden. Zu beachten ist den jedoch das Timing, wenn mobile Trainer*innen die aktive Pau- se durchführen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt gebucht werden müssen. • Stellen Sie ein Angebot zur Verfügung: das können zentral verfügbare Videos sein oder ein Angebot von Trainer*innen, die in Veranstaltungen kommen. • Motivieren Sie Dozierende, aktive Pausen einzubinden. • Den besten „Proof of Concept“ schaffen Dozierende, indem sie selbst aktive Pausen einbinden und ihre Kolleg*innen ermuntern, dies auch zu tun. • Bewährt haben sich aktive Pausen mit einer Dauer von circa fünf Minuten. • Aktive Pausen können auch in engen Hörsaalreihen durchgeführt werden, sehen Sie sich dazu die Beispiele der Uni Regensburg an.* „Auch als Dozentin tat mir die Aktiv Pause sehr gut. Oben: Screenshot aus einem Video der Serie „Bewegte Pause“ der Uni Ich hatte oft erst währenddessen gemerkt, dass ich Regensburg, Unten: Studierende bei einer Bewegten Pause mit einer angespannt war, auch muskulär, während des Lehrens. Trainerin im Hörsaal. Das Mobilisieren und Lockern tat dann unheimlich gut. Zudem war es für mich als Dozentin gerade in einer *Die Videos der Uni Regensburg sind zu finden unter: https://www. Frontalveranstaltung, wie es Vorlesungen üblicherweise uni-regensburg.de/medizin/bewegter-campus/projekte/bewegte-pause/ (leider) sind, die Möglichkeit, mal durchzuschnaufen, die index.html (Link vom 06.03.2021) Seite 24
www.kern.bayern.de Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag Ziel 3: Sitzzeiten reduzieren und Bewegung erhöhen Praxisbeispiele: Maßnahmenumsetzung Pausen und Wege: Regen Sie zu mehr „Je nach Fakultät, wenn man z.B. in das ME3 möchte sieht man, ja okay das ist der grüne Weg und dann geht man von Schritten an hier aus an den grünen Markierungen entlang und wenn man dann ankommt am Gebäude sieht man, dass man beispiels- Gerade Pausenzeiten können sehr gut für Bewegung genutzt weise 500 Schritte gegangen ist.“ – Zitat eines BeWeg- werden. Als geeignete Orte bieten sich z.B. Wege auf dem Nutzers Campus an. Idealerweise werden solche einbezogen, die zentral gelegen sind. Bei der Maßnahme „BeWeg“ wurden Lisa Engelhardt und Frederic Koecke, die Studierenden, Wege und Distanzen auf dem Campus visualisiert, um Be- die den „BeWeg“ an der Uni Bayreuth konzipiert haben, wegungsanreize zu schaffen. Die Bodenmarkierungen sind beschreiben ihr Konzept so: klassische Nudges und damit Anreize zu mehr Bewegung im Alltag auf dem Campus. Sie dienen dazu, den Nutzerinnen „Die Idee war es, den Studierenden und Mitarbeitern eine und Nutzern dabei zu helfen, ihre eigenen Bewegungsziele Vorstellung darüber zu geben, wie weit sind wir überhaupt zu erreichen. schon gegangen. Also wenn ich jetzt viermal am Tag hin- und herlaufe zur Mensa und zur Fakultät zurück, dann weiß ich, • Identifizieren Sie geeignete Wegstrecken. okay das waren jetzt insgesamt 2.000 Schritte, da fehlt mir • Beziehen Sie die Verwaltung sowie die Inklusionsstelle doch ein ganzes Stück zu den 10.000 und somit bekomme der Universität in den Vorgang der Umsetzung ein. ich ein bisschen ein Verständnis dafür, was ich auch nach der Uni noch machen könnte“ • Bringen Sie auffällige Markierungen und erklärende Hin- weise an mehreren Stellen entlang des Weges an. • Prüfen Sie auch digitale Möglichkeiten, die Maßnahme zu begleiten, zum Beispiel Uni-Apps Nachrichten im Intranet oder Informationsbildschirme. BeWeg Schild und Bodenmarkierungen an der Uni Bayreuth, die ver- schiedene Wegstrecken und die Anzahl gegangener Schritte seit dem Startpunkt anzeigen. Seite 25
Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Hochschulalltag www.kern.bayern.de Ziel 3: Sitzzeiten reduzieren und Bewegung erhöhen Praxisbeispiele: Maßnahmenumsetzung Pausen und Wege: Der Weg ist das Ziel – Beispiel: UR-Walking-App Die UR-Walking-App navigiert auf interessanten Spazierwe- zeigen Sie attraktive Wege auf gen zu Bewegungsorten: Es gibt Spazierwege und Laufstre- cken, die sich z.B. für eine 30-minütige Pause zwischen zwei Häufig gibt es im Umfeld von Universitäten oder direkt auf Veranstaltungen eignen. dem Campus attraktive Orte, zu denen ein Spaziergang loh- nenswert ist, wie z.B. einen botanischen Garten. Allerdings wissen Studierende nicht unbedingt von diesen Orten oder können die Spazier-Dauer nicht einschätzen. Dies sind Barrie- ren, die die Nutzung existierender Bewegungsmöglichkeiten häufig verhindern. Geschickt platzierte Informationen dazu können helfen, diese Barrieren zu überwinden. • Identifizieren Sie attraktive Orte auf dem Campus oder in der Nähe der Universitätsgebäude. • Weisen Sie die Studierenden auf diese Spaziermöglich- keiten hin. • Geben Sie die Dauer des Spazierganges an, so dass man Die Web-App von UR Walking ist hier zu finden: eine Pausenzeit optimal ausnutzen kann. https://urwalking.ur.de/navi/ Ich fühle mich auf dem Campus oft etwas verloren, obwohl ich seit sieben Jahren hier studiere. Manchmal würde ich ger- ne spazieren gehen, um meinen Kopf frei zu bekommen, aber ich fühle mich dabei nicht wohl, weil ich immer Angst habe, mich zu verlaufen oder nicht rechtzeitig zurück zu sein. Zitat eines Teilnehmers einer Fokusgruppe Seite 26
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