Aquakultur - Heute im Bodensee, morgen überall - Dr. Antje Boll BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 30.11.2017 - 2017_11_30_GNF_Symposium ...

Die Seite wird erstellt Valentin Decker
 
WEITER LESEN
Aquakultur - Heute im Bodensee, morgen überall - Dr. Antje Boll BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 30.11.2017 - 2017_11_30_GNF_Symposium ...
Aquakultur – Heute im Bodensee,
         morgen überall

Dr. Antje Boll BUND Regionalverband Bodensee-
                 Oberschwaben

                 30.11.2017
Aquakultur - Heute im Bodensee, morgen überall - Dr. Antje Boll BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 30.11.2017 - 2017_11_30_GNF_Symposium ...
Produktion der Aquakultur weltweit
Mio t

        Bild Wikipedia FAO
Aquakultur - Heute im Bodensee, morgen überall - Dr. Antje Boll BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 30.11.2017 - 2017_11_30_GNF_Symposium ...
Vorteile von Aquakulturen

• Niedrigere Preise
• Kontinuierliche und planbare Produktion
• Vielfalt: Über 150 Fischarten sowie Shrimps und
  Muscheln können in Aquakultur produziert werden
• Können der Überfischung der Meere
  entgegenwirken und eine neue Nahrungsquelle
  darstellen, wenn man pflanzenfressende Fische
  züchtet
• Neue Eiweißquellen für die Ernährung
• Synergien nutzen z.B. Aquaponic
Aquakultur - Heute im Bodensee, morgen überall - Dr. Antje Boll BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 30.11.2017 - 2017_11_30_GNF_Symposium ...
Formen der Aquakultur

•     Teichwirtschaft (Karpfen, Forellen)
•     Geschlossene Kreislaufsysteme
•     Netzkäfige
•     Aquaponic

Bild Wikipedia Piet Spaans
Aquakultur - Heute im Bodensee, morgen überall - Dr. Antje Boll BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 30.11.2017 - 2017_11_30_GNF_Symposium ...
Lachsfarm in Norwegen

Wikipedia Eric Christensen
Aquakultur - Heute im Bodensee, morgen überall - Dr. Antje Boll BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 30.11.2017 - 2017_11_30_GNF_Symposium ...
Netzkäfige im Bodensee?
• Eine Genossenschaft aus 3 Berufsfischern und mehreren
  Fischhändlern will Sandfelchen im Bodensee in Netzkäfigen
  mästen
• Sie werden vom Landwirtschaftsministerium BW und der
  Fischereiforschungsstelle in Langenargen massiv unterstützt
• Der Genehmigungsantrag wird wohl noch dieses Jahr gestellt
  werden
• Geplanter Standort vor Wallhausen

                                   Wikipedia Marco Hertwig
Aquakultur - Heute im Bodensee, morgen überall - Dr. Antje Boll BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 30.11.2017 - 2017_11_30_GNF_Symposium ...
Rechtliche Grundlagen

• Vogelschutzrichtlinie aus dem Jahre 1979
(Richtlinie 79/409/EWG)
• Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie aus dem Jahre
1992 (kurz FFH-Richtlinie, Richtlinie 92/43/EWG)
=> Umweltverträglichkeitsprüfung
• Bodenseerichtlinie 4.5. von 2005 (2014)
• Wasserrechtliche Genehmigung
• EU Wasserrahmenrichtlinie
Aquakultur - Heute im Bodensee, morgen überall - Dr. Antje Boll BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 30.11.2017 - 2017_11_30_GNF_Symposium ...
Welche Nachteile haben die
        Netzkäfige im Bodensee?
• Wasserqualität und Bentos leiden unter Fischkot
  und Futterresten
• Belastetes Futter
• Einsatz von Fischmehl schädigt Meeresfische
• Einsatz von GVO und Glyphosat bei Sojaproduktion
• Krankheiten können sich ausbreiten durch
  Entweichen von Mastfischen
• Umweltverschmutzung durch Reinigungsmittel
• Tierwohl, Dichtestress, keine natürlichen
  Hälterungen
Aquakultur - Heute im Bodensee, morgen überall - Dr. Antje Boll BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 30.11.2017 - 2017_11_30_GNF_Symposium ...
Wasserqualität

•Der Bodensee versorgt über 5
Mio. Menschen mit Trinkwasser
•Wasserverschmutzung zu
befürchten durch: Futtermittel,
Fischkot und eingesetzte
Zusatzstoffe wie ggf .
Antioxidantien im Fischfutter,
Antibiotika, Reinigungsmittel für
                                    Bild:Obersee
Netzkäfige (z.B. Kupfer)            F. Göckelhofer Wikipedia

•Es gilt der Vorsorgegrundsatz!
Aquakultur - Heute im Bodensee, morgen überall - Dr. Antje Boll BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 30.11.2017 - 2017_11_30_GNF_Symposium ...
Problemfeld Fischkot und
                              Futterablagerungen
•Örtliche Schädigung der
Sedimente, des Freiwassers,
der Wasserqualität und der
Artenzusammensetzung
•Vermehrtes Auftreten von
Algenblüten
•In Skandinavien werden
keine Küsten nahen Anlagen
mehr genehmigt                                                         Bild: Lachzuchtanlage
                                                                       Quelle: Erik Christensen
Belegt durch viele wissenschaftliche Studien: z.B. Holmer, 1991;       Wikipedia
Findlay & Watling, 1997; Hargrave et al., 1997; Pergent et
al.,1999; Pearson & Black, 2000; La Rosa et al., 2001; Mirto et al.,
2002; Sara et al. 2003
Problemfeld Futterqualität

• Problem: Heimisches Bio-Soja steht nicht ausreichend zur
  Verfügung und ist teuer => GVO Soja und Glyphosat
• Problem: Ausgereiftes Fischfutter zur Aufzucht von Sandfelchen
  auf Sojabasis steht nicht zur Verfügung. Zufütterung durch
  tierisches Futter und Plankton nötig. => Konkurrenz zum
  Wildfisch.
• Problem: Futter ohne Etoxiquin ist teuer und in der Regel nicht
  wirtschaftlich
• Problem: Dauerhafte Kontrolle des eingesetzten Futters?
Problemfeld Antibiotika
•Bodensee ist im Sommer
oberflächlich > 25 ° C warm
•Keime vermehren sich schnell
•Viele verschiedene Keime sind im
Wasser
•Nicht alle Fischkrankheiten können
geimpft werden
•Wenn Krankheiten auftreten müssen
doch Antibiotika gegeben werden.
Das gebietet das Tierschutzgesetz.
Alternativ müsste der Bestand gekeult
werden.
Problemfeld Entweichen von
              Mastfischen
•Das Entweichen von Fischen aus
Netzgehegen ist vielfach
wissenschaftlich belegt.
•Besonders das Reinigen der Anlage
während des Betriebes stellt ein
Risiko dar.
•Entweichende Fische können
Fischkrankheiten übertragen, gegen
die sie selber immun sind =>
Schädigung der Wildpopulation
•Entweichende Fische haben durch
die Zucht eine andere genetische
zusammensetzung als die
Wildpopulation (Genshift)
Problemfeld Reinigungsmittel
•Im Bodensee treten regelmäßig
Algenblüten auf (Kieselalgen und
Blutburgunderalgen)
•Die Netze müssen während des
Betriebs mit Reinigungsmitteln
gereinigt werden oder
•vor Ausbringen mit Kupfer
haltigen Mitteln imprägniert
werden.
•Alle Mittel verunreinigen das
Trinkwasser
•Alternativ müsste der gesamte
Bestand gekeult werden und die
Netze an Land gereinigt werden.
Tierwohl
• Das Vorenthalten von Antibiotika-
  behandlung im Krankheitsfall
  verstößt gegen das Tierschutz-
  gesetz.
• Hohe Mortalitätsraten der Felchen
  bereits in der Versuchsanordnung
  der FFS (20 % )
• Keine artgerechte Haltung im
  Freiwasser: Sandfelchen sind
  Fische, die natürlicherweise in
  Bodennähe leben.
• Sandfelchen kommen
  natürlicherweise nicht dauerhaft in
  so hohen Bestandsdichten
  zusammen.
Problemfeld Naturschutz
Armleuchteralge
„Der im Bodensee vorkommende
Lebensraumtyp Kalkreiches,
nährstoffarmes Stillgewässer mit
Armleuchteralgen ist nicht nur in BW,
sondern in ganz Europa wegen seiner
Kleinflächigkeit und Seltenheit
besonders schutzbedürftig. Wegen ihrer
hohen Ansprüche an die Wasserqualität
sind die meisten Arten der
Armleuchteralgen inzwischen in den
Roten Listen als gefährdet, stark
gefährdet oder sogar als vom
Aussterben bedroht verzeichnet.“
(Zitat Flyer FFH Gebiet Überlinger See; RP Tübingen)
Kolbenente

„Vogelarten wie die Kolbenente,
zu deren wichtigsten Nahrungs-
pflanzen die Armleuchteralgen
gehören, wurden immer
seltener. Dank der Fortschritte
bei der Gewässerreinigung hat
sich die Wasserqualität
wesentlich verbessert und die
Bestände der Armleuchteralgen             Bild: Kolbenenten
                                          Quelle. M. Granitza NABU
haben deutlich zugenommen.“
(Zitat Flyer FFH Gebiet Überlinger See;
RP Tübingen)
International bedeutsames
           Brut- und Rastgebiet für Vögel
„Das Bodenseegebiet spielt durch
seine zentrale geografische Lage
eine große Rolle als Brut- und
Rastgebiet für viele europäische
Vogelarten. Allein das
Vogelschutzgebiet Ȇberlinger
See« beherbergt 25 Vogelarten der
Vogelschutzrichtlinie.
Zudem ist der Überlinger See ein             Bild: Überwinternde Wasservögel
Rast- und Überwinterungsgebiet               Quelle: H. Werner NABU

von internationalem Rang.“
(Zitat Flyer FFH Gebiet Überlinger See; RP
Tübingen).
Nutzen und Wirtschaftlichkeit
•Umsatz Tourismus Bodenseeregion 3,8 Mrd €
•Geplanter Umsatz Felchenzucht ca. 3,6 Mio €
•Subventionen durch den Steuerzahler 40%
•Rolle der FFS und Fischbrutanstalt ungeklärt.
•Bereits bei den Forschungsarbeiten war
Norwegisches Institut (NOFIMA) beteiligt. Die
Nachahmer stehen in den Startlöchern. Akvainvest
Møre & Romsdal ist Anteilseigner von NOFIMA.
•Die Schaffung eines Präzedenzfalles muss
verhindert werden. Keine industrielle Fischzucht im
Bodensee!
Netzkäfige sind nicht alternativlos!
•95% der Berufsfischer, Umweltverbände, Segler,
Taucher, Wasserversorger, Gemeinden und
Landkreise rund um den See sprechen sich
gegen Netzgehege aus!!!
•Alternative Wildfisch => Aufpreisinitiative und
wirtschaftliche Unterstützung der
Bodenseefischer*innen
•Alternative Zukauf/Import aus dem europäischen
Ausland => CO2 Bilanz nicht schlechter als
Fischfuttertransport
•Alternative Zuchtanlagen in Rundstrombecken
und Kreislaufanlagen an Land
=> Produktion nur 50 Cent/Kilo teurer als Netzkäfige
Offener Brief an
    Landwirtschaftsminister Hauk

Unterzeichner des offenen Briefs an Minister Hauk sind 32 Organisationen:
BUND Landesverband BW, Pro Natura Thurgau, WWF Thurgau,
Naturschutzbund Vorarlberg, Bodensee Stiftung, BUND Naturschutz Bayern,
NABU Landesverband BW, DUH Bundesverband, DUH Regionalverband
Süd, Euronatur, Global Nature Fund, GNF Lebendige Seen,
Landesseglerverband BW, Verband Badischer Berufsfischer, Genossenschaft
Bayrischer Berufsfischer, Württembergischer Fischereiverein,
Fischereiverband Thurgau, Internationale Arbeitsgemeinschaft der Bodensee
Sportfischervereine, Verband Deutscher Sporttaucher, Badischer
Tauchsportverband, Württembergischer Landesverband für Tauchsport,
BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben, NABU Bezirksverband
Donau Bodensee, Badischer Tauchsportverband, Württembergischer
Landesverband für Tauchsport, Badische Jäger Kreisverein Konstanz, BUND
Konstanz, Angelsportverein Konstanz, Fischereiverein Untersee,
Seerheinfischer Tägerwilen, Angelsportverein Gottmadingen, Sport Angler
Verein Überlingen, ASV Frühauf Radolfzell, ASV Friedrichshafen
Zusammenfassung
•   Eintrag von Nährstoffen, Zusatzstoffen, Antibiotika,
    Reinigungsmittel und Kot verursacht
    Verunreinigung des Trinkwassers
•   Entwertung des FFH- und Vogelschutzgebiets
•   Gefährdung geschützter Arten (Armleuchteralge,
    Entenarten)
•   Zerstörung des Lebensraums in der unmittelbaren
    Umgebung der Mastanlage
•   Qualität und Kontrolle des Fischfutters mangelhaft
•   Gefährdung des Tierwohls durch Nichtbehandlung
    von Krankheiten oder alternativ: Eintrag von
    Antibiotika ins Gewässer
•   Nicht artgerechte Haltung in Massentierhaltung
•   Gefahr: Schaffung eines Präzedenzfalles
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Anhang Datenblatt
Landwirtschaftministerium
Ausgangsmaterial Sandfelchen, ggf. Nachkommen von großen Gangfischen
Domestikation Derzeit von Bodenseefelchen nur Nachkommen von Wildfischen
erhältlich, Selektionszucht (züchterischer Eingriff)
empfehlenswert
Fütterung Bisher keine Felchenfuttermittel auf dem dt. Markt, Ersatz:
hochproteinhaltige Forellenfuttermittel; bei Larvenaufzucht
können einzelne Gaben von Artemien Zuwachs verbessern
Haltungstemperatur >14 °C
Haltungsdichte 15-20 kg/m³ in Durchlaufsystemen (eigene Untersuchungen),
in Kreislaufanlagen 40 - 50 kg/m³ (Empfehlung aus Finnland)
Futternutzung Ca. 1,3 – 1,5 (kg Futter pro kg Zuwachs)
Wachstumsrate Ca. 0,8 – 1,4 (% Zuwachs pro Tag)
Gesundheitsmanagement
Impfung gegen Furunkulose vor Stresseinwirkung
(Umsetzen) erscheint vorteilhaft, getestete Vakzine bisher
ohne Zulassung in D
Handling Felchen so wenig wie möglich mechanisch beanspruchen,
so früh wie möglich in Ausmasteinheit setzen
(so genanntes „all in, all out“)
Umwelteinfluss Bei Felchen gute Voraussetzungen zur effiziente Reinigung
des Ablaufwassers (Partikelgrößenverteilung Kot) gegeben,
vergleichbar mit Regenbogenforellen
Produktqualität Aquakultur- mit Wildprodukt vergleichbar (Zuchtfisch Vorteile
bei Nährwert und Fleischfarbe, Nachteil bei Filetausbeute)
Setzlings-produktion Für Bodenseefelchen basierend auf eigenem Elterntierstamm
in eigenständiger Einheit zu empfehlen
Mast Denkbar: Netzgehege im See, Kreislaufanlage mit
Seewasser betrieben
Investitionskosten
Umbau FBA LA (für
Setzlingsprod.)
0,5 – 1,5 Millionen Euro (Schätzung von norwegischen
Experten des Instituts NOFIMA)
Netzgehege (zur
Ausmast)
Zur Produktion von ca. 500 t: > 1,5 Millionen €
(Schätzung NOFIMA), mind. 3 AK
Kreislaufanlage
(Setzlinge+Mast)
Zur Produktion von ca. 500 t: 6,5 – 8,3 Millionen € (ohne
Land und Wasseranschluss, Schätzung NOFIMA),mind. 3 AK
Produktionskosten
Setzlinge Ca. 0,5 €/Stück (Schätzung NOFIMA)
Netzgehege 5,5 – 6,5 € pro kg Lebendgewicht (Schätzung NOFIMA),
6 – 7 €/kg (real Finnland)
Kreislaufanlage 10-20% höher als in Netzgehgen, ca. 6 - 7,5 € pro kg
Lebendgewicht (Schätzung NOFIMA)
Förderung Mögl. Zuwendungsempfänger
Unternehmen der Aquakultur/Binnenfischerei, Neueinsteiger
Entwurf Zuwendungsvoraussetzungen
Berufliche Qualifikation, Nachweis der Wirtschaftlichkeit
Stand Nov
2015
EMFF, Landesmittel 40% der förderfähigen Ausgaben
Genossenschaftliche
Produktion
Voraussetzungen Mind. 3 bzw. 5 Gründungsmitglieder, finanzielles Engagement
der Mitglieder sowie tragfähiges Geschäftsmodell erforderlich.
Vor der Eintragung der Genossenschaft muss ein
Gründungsgutachten erstellt werden.
Vorteile Bewährte Unternehmens- und Rechtsform für Kooperationen,
Sicherheit durch regelmäßige Prüfung, Mitglieder können
einfach ein- bzw. wieder austreten
Sie können auch lesen