Arbeit möglich machen! - BVKM

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Arbeit möglich machen! - BVKM
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                          Arbeit möglich
                                machen!
                          Teilhabe am Arbeitsleben von Menschen
                        mit schwerer und mehrfacher Behinderung
Aktion Mensch e.V.
Heinemannstr. 36
53175 Bonn
Telefon: 0228 2092-0
info@aktion-mensch.de
Stand: Februar 2014
Arbeit möglich machen! - BVKM
Das unteilbare Recht
                                                                               auf Teilhabe
Eine gemeinsame Initiative von:                                     Wir alle wissen, welch hohe Bedeutung Arbeit für das Leben
                                                                    der meisten Menschen hat.

                                                                    Viele Bemühungen der Politik und vieler Akteure zielten des-
                                                                    halb in den letzten Jahren darauf ab, die Teilhabe am Arbeitsle-
                                                                    ben von Menschen mit Behinderung zu verbessern.

                                                                    Im Fokus stand dabei bisher vor allem die Teilhabe von Menschen
                                                                    mit leichteren Beeinträchtigungen am allgemeinen Arbeits-
                                                                    markt. Ein anderer Personenkreis hingegen scheint in der all-
                                                                    gemeinen Inklusionsdebatte eher wenig im Blick, nämlich
                                                                    Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung.
                                                                    Doch das Recht auf Teilhabe ist unteilbar – und Inklusion ist
                                                                    erreicht, wenn auch Menschen mit sehr hohem Unterstützungs-
                                                                    bedarf als gleichberechtigte Mitbürgerinnen und Mitbürger der
                                                                    Gesellschaft angekommen sind und die in der UN-Behinderten-
       Anthropoi
                                                                    rechtskonvention verbrieften Rechte auch für sie verbindliche
       Bundesverband
       anthroposophisches Sozialwesen e.V.
                                                                    Anwendung finden.

                                                                    Mit Ihrer Unterstützung möchten die Aktion Mensch und die
                  unter Beteiligung von Prof. Dr. Karin Terfloth,
                                                                    beteiligten Verbände diesen Personenkreis deshalb in das
              Pädagogische Hochschule Heidelberg und Prof.          Blickfeld der Fachöffentlichkeit rücken und Impulse für die
             Dr. Wolfgang Lamers, Humboldt Universität Berlin       Weiterentwicklung der Teilhabeangebote setzen.
                                                                    Beispiele guter Praxis sollen bekannt werden und weitere
                                                                    ­Akteure dazu inspirieren, innovative und inklusive Konzepte und
                                                                     Angebote zu entwickeln, um die Teilhabe an arbeitsweltbezo-
                                                                     gener Bildung und Arbeit für Menschen mit schwerer und mehr-
                                                                     facher Behinderung zu verbessern und zu sichern.

                                                                    Dabei wünschen wir allen Beteiligten gutes Gelingen!

                                                                                                 Maria Loheide     Armin v. Buttlar
                                                                                         Vorstand Sozialpolitik          Vorstand
                                                                                        Diakonie Deutschland       Aktion Mensch
                                                                                (für die beteiligten Verbände)
Arbeit möglich machen! - BVKM
Perspektive: Fachpersonal                                              Perspektive: Fachpersonal
                                                           Seite 4                                                                Seite 5

                         Viel Platz und
                                                                     rade zu Beginn des Projekts       stellen“, sagt er. Und so war
                                                                     kam es häufig zu Fragen von       es eine gute Fügung, dass

                           frische Luft
                                                                     Schülern, insbesondere wenn       aus der gemeinsamen Nut-
                                                                     Beschäftigte ungewöhnliche        zung des Sportgeländes von
                                                                     Verhaltensweisen an den Tag       Nachwuchsleistungszentrum
                                                                     legten.“ Johannes Rolfes ist      und der naheliegenden Juli-
                                                                     nicht mehr nur der Assistent      us-Leber-Schule die nächste
                                                                     der Beschäftigten, der die        Kooperation entstand.
                                                                     Schubkarre mit ihnen schiebt      Seit Mai 2007 pflegt eine
                                                                     oder hilft, die Harke zu grei-    Gruppe von Beschäftigten
                                                                     fen. Er und seine beiden Kol-     die großflächigen Grünanla-
                                                                     legen sind auch Vermittler        gen rund um die Schulgebäu-
                                                                     zwischen den Menschen mit         de als Unterstützung für den
                                                                     und ohne Behinderung auf          Hausmeister.
                                                                     dem Trainingsgelände. „In-        Durch diesen und andere
                                                                     zwischen ist unser Team von       Erfolge entstand die Idee zu
                                                                     etwa zehn Menschen mit Be-        dem Projekt „Die Arbeit-Ge-
                                                                     hinderung hier aber zu einem      ber“. Mit Unterstützung von
                                                                     selbstverständlichen Teil der     Aktion Mensch werden hier
                                                                     Abläufe geworden.“                seit Anfang 2012 integrier-
                                                                                                       te Beschäftigungsplätze für
                                                                     „Als wir 2011 den Preis           Menschen mit hohem Unter-
                                                                     ‘exzellent:kooperation’ der BAG   stützungsbedarf und Mobili-
                                                                     WfbM auf der ‘Werkstätten:        tätseinschränkungen initiiert.
„Platz und frische Luft, Kon-     möglichkeiten für Menschen         Messe’ gewonnen haben, hat        Raus aus den Räumen der
takte und Anerkennung“, so        mit geistigen und körperli-        uns das sehr in unserer Arbeit    Tagesförderstätte hin zu Or-
beschreibt Johannes Rolfes,       chen Einschränkungen, die          bestärkt“, so Johannes Rolfes,    ten, an denen die Beschäftig-
Assistent der alsterdorf assis-   nicht in einer Werksatt für be-    der als pädagogische Fach-        ten mit sinnvollen Tätigkeiten
tenz west, die Vorteile der       hinderte Menschen (WfbM)           kraft von Anfang an dabei ist.    am Arbeitsleben teilhaben.
Tätigkeit auf dem Gelände         aufgenommen werden und             „So soll Arbeit sein: sichtbare
des Nachwuchsleistungszen-        bisher nicht dauerhaft in den      Erfolge fördern die persönli-
trums des Fußballvereins          Räumlichkeiten einer Tages-        che Weiterentwicklung. Dazu
FC St. Pauli in Hamburg. Die      förderstätte beschäftigt wer-      tragen auch Lob und Aner-                                        Kontakt
Beschäftigten aus der Tages-      den konnten. Hier aber ist         kennung durch den Platzwart                            Jürgen Heinecker
förderstätte tagewerk.osdorf      Platz für jeden!                   bei. Deshalb suchen wir nach                             tagewerk.osdorf
pflegen seit 2006 zwei Mal in     „Für mich hat sich vieles ge-      weiteren Kooperationen mit                                Bornheide 76a
der Woche die Hecken und          ändert“, sagt Johannes Rol-        Einrichtungen und Firmen,                               22549 Hamburg
den Rasen und halten die An-      fes. „Der Arbeitsalltag ist le-    mit dem Ziel, einen Bezug zur                  Telefon: 040 – 87 00 04 06
lage in Schuss. Das großzü-       bendiger geworden und es           Arbeitswelt in unseren Be-        j.heinecker@alsterdorf-assistenz-west.de
gige Gelände bietet Arbeits-      entstehen viele Kontakte. Ge-      schäftigungsprojekten herzu-           www.alsterdorf-assistenz-west.de
Arbeit möglich machen! - BVKM
Rechtliche Rahmenbedingung                                             Rechtliche Rahmenbedingung
                                                          Seite 6                                                                Seite 7

                                   Recht und
                                  Umsetzung

Die UN-Behindertenrechts-         ratifizierten UN-BRK in Deutsch-
konvention (UN-BRK) schreibt      land noch lange nicht erreicht.
das Recht auf Bildung (Art. 24)   Menschen mit schwerer und
und auf den Zugang zu Arbeit      mehrfacher Behinderung wer-
(Art. 27) für alle Menschen       den derzeit in der Regel nicht
mit Behinderung fest. Dies        nur vom allgemeinen Arbeits-
gilt uneingeschränkt auch für     markt, sondern (mit Ausnah-
Menschen mit schwerer und         me von Nordrhein-Westfalen)
mehrfacher Behinderung. Um        auch von der Teilhabe am Ar-
an Arbeitsprozessen oder Bil-     beitsleben in Werkstätten für
dungsangeboten teilnehmen         behinderte Menschen ausge-
zu können, sind sie aufgrund      schlossen. Dies stellt vor dem                                 Korken sortieren in der Tagesstätte Ilse Wilms.
von Beeinträchtigungen der        Hintergrund der UN-BRK den
mentalen, sensorischen sowie      Tatbestand der Diskriminie-
Stimm- und Sprechfunktio-         rung dar.
nen, oft verbunden mit einer
Einschränkung bewegungs-                                              tagesstrukturierende Angebote     doch nicht vorhanden. Die
bezogener Funktionen, um-         Orientierung                        von Wohnheimen) verwiesen.        konzeptionelle Ausgestaltung
fassend auf Unterstützung         an der Arbeitswelt                  Laut den Angaben der Bun-         obliegt den einzelnen Län-
angewiesen. Die Fähigkeit, ar-                                        desarbeitsgemeinschaft der        dern und den Leistungsan-
beitsweltbezogen tätig sein                                           überörtlichen Träger der So-      bietern. Teilhabechancen wer-
zu können, kann sich oftmals      Eine arbeitsweltbezogene Ori-       zialhilfe (BAGüS) lag die Zahl    den somit wesentlich durch
erst in individuell abgestimm-    entierung nach der Schulzeit        der Leistungsberechtigten in      den Wohnort bestimmt. Des-
ten Bildungs- und Förderan-       findet für diese Menschen           Tagesförderstätten 2011 bun-      halb ist die Entwicklung bun-
geboten ausbilden. Die bun-       nicht verbindlich statt. Sie wer-   desweit bei rund 23.250 Per-      desweit geltender fachlicher
desweite Entwicklung solcher      den oftmals ohne eine wei-          sonen.                            Kriterien für Arbeitsangebote
Angebote ist die Vorausset-       tere Bedarfsfeststellung auf                                          für den Personenkreis drin-
zung für die Umsetzung der        Angebote der Tagesförderung         Im Bereich der Tagesförde-        gend erforderlich.
in der UN-BRK formulierten        im Rahmen der „Teilhabe am          rung hat sich in den letzten
Rechte.                           Leben in der Gemeinschaft“          Jahrzehnten eine Vielzahl un-
Tatsächlich aber ist die Um-      gemäß §§ 53 und 54 SGB XII          terschiedlicher Angebotsfor-
setzung der von der Bundes-       (wie zum Beispiel Tagesför-         men entwickelt. Bundesweit
regierung anerkannten und         derstätten, Förderstätten oder      einheitliche Kriterien sind je-
Arbeit möglich machen! - BVKM
Perspektive: Beschäftigte                                              Perspektive: Beschäftigte
                                                              Seite 8                                                                Seite 9

               „Wenn ich mal
                                                                        beitet hier montags bis frei-      schiedene Gegenstände grei-
                                                                        tags, jeweils von 8 bis 13 Uhr.    fen konnte. Damit auch das

           krank bin, fehlt mir
                                                                        So bleibt genug Zeit für Ent-      Ablegen ohne Probleme klappt,
                                                                        spannung und Physiotherapie.       hat ihr Rollstuhl eine extra an-

                   die Arbeit“
                                                                        Ihre Aufgaben nimmt sie sehr       gefertigte Arbeitsplatte. Diese
                                                                        ernst und fühlt sich als Teil      ist nicht das einzige Hilfsmit-
                                                                        eines Teams.                       tel: „Wir haben auch Steckvor-
          Trotz erhöhten Unterstützungsbedarfs in                                                          richtungen, Führungsschienen
         einer Werkstatt für behinderte Menschen                                                           und Zählvorlagen gebaut“, er-
                                                                        „Die Arbeit macht                  klärt ihre Gruppenleiterin Cor-
                                                                        Spaß. Und ich mag                  dula Neumann. Das Team der
                                                                                                           Werkstatt musste kreativ sein
                                                                        meine Kollegen.“                   und verschiedene Dinge ein-
                                                                                                           fach ausprobieren. „Außerdem
                                                                        Das war nicht immer so. Am         braucht sie Unterstützung bei
                                                                        Anfang machte ihr die neue         der Pflege“, so Neumann. Ihr
                                                                        Aufgabe auch Angst. „Ich war       bleibt dadurch weniger Zeit
                                                                        im Berufsbildungsbereich und       für ihre Kollegen. „Aber die
                                                                        wollte dort gar nicht weg“, er-    Kollegen schätzen Frau Maaß
                                                                        innert sie sich. Frau Maaß ab-     sehr, deshalb verstehen sie
                                                                        solvierte verschiedene Prakti-     das“, sagt Neumann. Nadine
                                                                        ka. Vor allem die lauten           Maaß selbst kann sich ein
                                                                        Arbeitsgeräusche in anderen        Leben ohne Arbeit gar nicht
                                                                        Abteilungen der Werkstatt          mehr vorstellen: „Wenn ich
                                                                        strengten sie an. Ihre Kollegen    mal krank bin, fehlt mir die
                                                                        waren entscheidend für die         Arbeit. Und ich habe hier
                                                                        Eingewöhnung: „Sie mussten         Freunde gefunden.“
                                                                        lernen, auf Frau Maaß zu ach-
                                                                        ten, sie zu unterstützen und
Vorsichtig führt Nadine Maaß        les: Seit einigen Jahren sortiert   mit ihr zu sprechen. Dadurch
ihre Finger in eine Schachtel.      Nadine Maaß in der Werk-            verlor sie ihre Schreckhaftig-                                  Kontakt
Sie konzentriert sich, greift       statt der Lebenshilfe Oberha-       keit – und wurde immer ehr-                                   Ute Thiele
nach einem kleinen Plastik-         vel Nord außerdem Einzelteile       geiziger“, erzählt Ute Thiele          Lebenshilfe Oberhavel Nord e. V.
röhrchen und steckt es in ein       für Kanister und Fässer, faltet     vom Sozialdienst der Lebens-                               Darrgang 2a
Brett. „Ich arbeite in der Indus-   Etiketten, trennt Verpackungs-      hilfe.                                                16792 Zehdenick
triemontage. Ich packe Arma-        material und kontrolliert Laut-     Nadine Maaß hat erhöhten                       Telefon: 0 33 07 – 47 01 1
turenkappen für Feuerlöscher        sprecherverkleidungen. „Die         Unterstützungsbedarf. Sie sitzt          lebenshilfe-oberhavel-nord_ev@
aus. Mein Kollege montiert sie      werden in Autos eingebaut.          im Rollstuhl und ist geistig be-                              t-online.de
anschließend“, sagt die 28-         Deshalb dürfen sie keine Feh-       hindert. Sie trainierte lange,     www.lebenshilfe-oberhavel-nord-ev.de
Jährige. Und das ist nicht al-      ler haben“, sagt sie. Maaß ar-      bis sie mit ihren Händen ver-
Arbeit möglich machen! - BVKM
Perspektive: Eltern                                                     Perspektive: Eltern
                                                             Seite 10                                                                Seite 11

         Ja, aber …“ –
                                                                            „Nun ist mein Sohn so schwer     neigungen steht. Auch Anna
                                                                            behindert und jetzt muss er      gehört inzwischen mit Freude

   „Warum denn nicht?“                                                      auch noch arbeiten …“ oder       und Eifer seit über einem Jahr
                                                                            „Mit ihrer Tochter mag das ja    zu der kleinen Gruppe, die re-
                                                                            alles möglich sein, aber mit     gelmäßig im Tierpark Schilder
          Martin Eckert, Vater einer 36-jährigen                            unserer Melanie …“, so einige    putzt und Tierfutter vorberei-
      Tochter mit Schwerbehinderung, berichtet:                             der Eltern.                      tet. Jetzt heißt es nicht mehr
                                                                                                             „Ja, aber“, sondern „Warum
                                                                            Nach anfänglichen Bedenken       denn nicht?“.
                                                                            akzeptierten wir Eltern das
                                                                            neue Konzept als eine gute
                                                                            Arbeits- und Bildungsmög-        Das Konzept „Feinwerk“, 2010
                                                                            lichkeit für unsere erwach-      von der bag:wfbm mit dem
                                                                            sen ­gewordenen Kinder. Wir      exzellent:bildungspreis ausge-
                                                                            kannten die MitarbeiterInnen     zeichnet und von der Aktion
                                                                            und wussten, dass unsere         Mensch unterstützt, ermög-
                                                                            Angehörigen weiter zu ihrem      licht Menschen mit hohem
                                                                            Recht kommen würden: Pfle-       Unterstützungsbedarf eine
                                                                            ge, persönliche Zuwendung,       zweijährige qualifizierende
                                                                            Pausen und keine Überforde-      Maßnahme im Rahmen ihrer
                                  Anna Eckert schneidet Tierfutter klein.   rung. Unser Vertrauen zahlte     Tätigkeit in Tagesförderstätten.
                                                                            sich schließlich aus. Bei Fes-   Dabei können sie verschiede-
Selbstständigkeit und Selbst-     Hamburg täglich für jeweils               ten und anderen Veranstaltun-    ne Arbeitsbereiche auspro-
bestimmung für Menschen           sechs Stunden. Ende der                   gen schauen wir inzwischen       bieren, in Lernprozessen die
mit Behinderung? Ja, das Ziel     1990er Jahre entwickelte die              mit Stolz auf den Verkaufs-      eigene Qualifikation verbes-
stimmt! Aber wie soll das für     Tagesförderstätte ein neues               stand der Tagesförderstätten,    sern und Grundlagen für eine
Menschen mit einer schweren       Arbeits-Konzept (siehe Info-              mit Kerzen, handgeschöpf-        selbstbestimmte Wahl ihres
und mehrfachen Behinderung        kasten). Das Herstellen von               ten Papierwaren, Seifen und      Arbeitsplatzes legen.
gehen? Wir Eltern schwer be-      Waren und deren Verkauf                   Leckereien. Alles selbst an-
hinderter Töchter und Söhne       standen nun im Mittelpunkt.               gefertigt von unseren Söh-
lernen in unseren Familien ei-    Wo früher gemütliche Stun-                nen und Töchtern, die of-
nes sehr früh: “Ja, aber …“.      den auf dem Sofa den Tag be-              fensichtlich arbeiten können
Meine Tochter Anna hat auf-       stimmten, stellte sich nach               und wollen. Und wir Eltern                                  Kontakt
grund ihrer schweren Behin-       und nach ein Arbeitsalltag ein.           finden es inzwischen selbst-                   Anke Christine Kniep
derung keine Aufnahme in          Den Platz der beiden Sofas                verständlich, dass am Anfang        Leben mit Behinderung Hamburg
einer Werkstatt gefunden, son-    hatte jetzt eine gut ausgestat-           einer jeden Tätigkeit für alle                           Südring 36
dern einen Platz in einer Ta-     tete Küchenzeile eingenom-                ein Ausprobieren verschiede-                       22303 Hamburg
gesförderstätte. Anna ist jetzt   men.                                      ner Arbeitsmöglichkeiten und              Telefon: 040 – 270 790 519
36 Jahre alt und besucht die      Davon waren die Angehörigen               ein Kennenlernen der eige-                         kniep@lmbhh.de
Tagesförderstätte Ilse Wilms in   nicht durchweg begeistert.                nen Vorlieben oder auch Ab-                          www.lmbhh.de
Arbeit möglich machen! - BVKM
Aufruf                                                                    Aufruf
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 Beispiele guter Praxis
              gesucht!

Die Rahmenbedingungen sind         ­B eschäftigungsformen sucht
vielerorts nicht optimal. Trotz-    und entwickelt.
dem engagieren sich bundes-
weit zahlreiche MitarbeiterIn-
nen, Träger, Einrichtungen,        Es kann gelingen!
Dienste und Angehörige, um
die Teilhabe an arbeitswelt-       Machen Sie mit!
bezogener Bildung und am Ar-
beitsleben von Menschen mit        Beispiele „guter Praxis“ sind
schwerer und mehrfacher Be-        für andere Einrichtungen, Mit-
hinderung zu ermöglichen. Un-      arbeiterInnen und Familien
terschiedliche Bildungs- und/      eine Anregung und geben Hil-                                Cristina Mendico mahlt Kaffee für den Verkauf.
oder Arbeitsangebote konn-         festellung für die Weiterent-
ten bereits entwickelt wer-        wicklung eigener Angebote.         können. Erwünscht sind Tex-      Filmaufnahmen ist das Vorlie-
den, bei denen Menschen mit        Davon können andere lernen!        te, Fotos oder Filme, die ei-    gen einer schriftlichen Einver-
schwerer und mehrfacher Be-        In einem gemeinsamen Film          nen Eindruck von Ihrer Arbeit    ständniserklärung aller abge-
hinderung aktiv und teilweise      der Aktion Mensch und der          für und mit Menschen mit         bildeten Personen.
selbstständig arbeiten. Diese      Verbände der Freien Wohl-          schwerer und mehrfacher Be-
reichen von einfachen Mon-         fahrtspflege und der Fachver-      hinderung vermitteln (Bilder
tagearbeiten über die Her-         bände für Menschen mit Be-         von Arbeitsplätzen, Arbeitser-
stellung kunsthandwerklicher       hinderung sollen ausgewählte       gebnissen, Arbeitsvorrichtun-
Produkte bis hin zu Arbeits-       Best Practice Beispiele an-        gen oder Videosequenzen
möglichkeiten im Gemein-           schaulich vorgestellt werden.      von Arbeitsprozessen etc.).                  Für weitere Informationen
wesen. Nicht selten sind alle      Senden Sie uns Ihre Beispiele      Sie können sowohl Beispie-        sowie das Einsenden von Beispielen
Beteiligten überrascht, wie        „guter Praxis“ an die angege-      le von Gruppen als auch von                  wenden Sie sich bitte an:
hoch die Zufriedenheit der         bene Adresse und gewähren          einzelnen Personen, die in                          Mathias Westecker
Beschäftigten ist und welche       Sie Einblick in Ihre Konzepte     ­einem arbeitsweltbezogenen            Leben mit Behinderung Hamburg
Veränderungen im Verhalten         und Erfahrungen. Beschreiben       Kontext beschäftigt sind, ein-                              Südring 36
und welche neuen Kompe-            Sie, wie Menschen mit schwe-       reichen.                                              22303 Hamburg
tenzen sichtbar werden, wenn       rer und mehrfacher Behinde-                                                    Telefon: 040 – 270 790 918
man gemeinsam individu-            rung an arbeitsweltbezogener      Voraussetzung für die Veröf-          unterstuetztes-arbeiten@lmbhh.de
ell geeignete Bildungs- und        Bildung und Arbeit teilhaben      fentlichung von Fotos oder                               www.lmbhh.de
Perspektive: Wissenschaft                                         Perspektive: Verbände
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                 Von der Theorie
                       zur Praxis                                                            Ziel:
                                                                                Teilhabe sichern!
Müssen alle Menschen
arbeiten?
Es geht nicht um eine Arbeits-                                             Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege, die Fach-
pflicht, sondern um die Schaf-                                             verbände für Menschen mit Behinderung und weitere
fung von Möglichkeiten für ei-                                             Organisationen engagieren sich für die Belange von
nen Personenkreis, der bisher                                              Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinde-
vor dem Hintergrund unklarer                                               rung. Sie setzen sich konsequent und mit Nachdruck
und überholter gesetzlicher                                                für Menschen ein, die nicht für sich selbst sprechen
Regelungen in der Praxis weit-                                             können. Ziel ist es, die Teilhabe von Menschen mit
gehend von arbeitsweltbezo-                     Prof. Dr. Karin Terfloth   schwerer und mehrfacher Behinderung am Arbeitsle-
gener Bildung und Tätigkeit       Pädagogische Hochschule Heidelberg       ben nachhaltig zu verbessern.
ausgeschlossen wird. Die Behin-                                            Um dies zu erreichen, muss der Rechtsanspruch
dertenrechtskonvention (UN-       Arbeiten verlangt zielorientier-         auf arbeitsweltbezogene Bildung und Arbeit für alle
BRK) beinhaltet das Recht auf     tes Handeln. Menschen mit                Menschen mit Behinderung unabhängig vom Umfang
den Zugang zur Arbeit unab-       schwerer und mehrfacher Be-              ihres Unterstützungsbedarfs sichergestellt werden.
hängig vom Unterstützungs-        hinderung brauchen dabei As-             Bestehende gesetzliche Regelungen und Verordnun-
bedarf. Wir sollten daher nicht   sistenz und die Möglichkeit,             gen müssen unter Berücksichtigung der UN–Behin-
mehr diskutieren, ob wir dies-    dies im körperlichen und ge-             dertenrechtskonvention weiterentwickelt werden. Der
bezüglich Angebote machen         führten Miterleben von Arbeits-          Zugang zu Leistungen der Teilhabe am Arbeitsleben
– sondern dies als Auftrag an-    tätigkeiten lernen zu können.            muss ohne Einschränkungen für alle Menschen mit
nehmen und Angebote in der                                                 Behinderung möglich sein. Das in § 136 SGB IX be-
Praxis umsetzen.                  Solche Angebote können in                schriebene „Mindestmaß wirtschaftlich verwertbarer
                                  Tagesförderstätten, in Werk-             Arbeitsleistung“ ist deshalb als Zugangskriterium für
Sind alle Menschen                stätten für behinderte Men-              die Teilhabe am Arbeitsleben zu streichen. Außerdem
arbeitsfähig?                     schen, auf dem allgemeinen               ist es notwendig, für den Personenkreis bundesweit
Tätig zu sein, hat für jeden      Arbeitsmarkt oder auch in an-            geltende fachliche Kriterien für Bildungs- und Ar-
Menschen Bedeutung und            deren Organisationsformen er-            beitsangebote zu schaffen.
stellt ein Grundbedürfnis dar.    bracht werden. Wichtig ist,
Wenn Menschen dabei auch          dass die Angebote konzeptio-
zeitlich und inhaltlich unter-    nell gesichert sind, ausrei-
schiedliche Vorlieben haben,      chende Ressourcen eingeplant
so ziehen sie doch Selbstwirk-    werden und die Mitarbeite-
samkeit, Selbstbestätigung und    rInnen sich dafür qualifizieren
soziale Anerkennung daraus.       können.
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