Archäologie und Architektur - Architektenkammer Bremen
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BREMEN [DAB REGIONAL] Geeren 41/43, 28195 Bremen T 0421 1626895 info@akhb.de, www.akhb.de Archäologie und Architektur Über den Umgang mit archäologischen Stätten im Bauprozess H olzpfähle aus dem 17. Jahrhundert Tim Beerens: Frau Prof. Halle, wie kommen oder 10 000 Jahre alte Siedlungs- Sie denn auf die Fundstellen? Ist das ein Su- reste aus der Mittelsteinzeit: Bei chen auf Verdacht oder erfreuliches Beiwerk Bauarbeiten werden nicht selten – wenn ich es einmal so nennen darf – von archäologische Stätten entdeckt. Bauherren aktuellen Bauvorhaben? sind dann verpflichtet, mit Hilfe von Spezial- Uta Halle: Weder noch. Als Träger öffentlicher firmen die Funde freilegen zu lassen. Die Lan- Belange soll die Landesarchäologie eigentlich desarchäologie Bremen sichert und analysiert schon in die Planungen für neue Baugebiete die Funde. Landesarchäologin Prof. Dr. Uta und –vorhaben einbezogen werden. Das Halle und ihr Stellvertreter Dr. Dieter Bischop klappt leider nicht immer zu unserer vollsten Foto: Landesarchäologiei Bremen, Julia Schmidt werden dabei regelmäßig an die Baustelle ge- Zufriedenheit. Aber wenn wir frühzeitig invol- holt und begutachten die Funde. Im Interview viert sind, betrachten wir die zu bebauende mit Kammergeschäftsführer Tim Beerens Fläche. Mit unseren analogen und digitalen In- schildern beide ihre Tätigkeit und werben für formationen versuchen wir im Vorfeld das die wichtige Rolle der Archäologie bei der Si- Vorhandensein archäologischer Strukturen cherung des baukulturellen Erbes. abzuschätzen. Manchmal können wir zudem noch vor Beginn der Baumaßnahmen als Pro- Tim Beerens: Frau Prof. Halle, Herr Dr. spektionsmaßnahmen geophysikalische Bischop: Wie passt das Thema Archäologie Untersuchungen (Geomagnetik, Georadar) Landesarchäologin Prof. Dr. Uta Halle mit Stellver- in den Gesamtkontext von Kultur und, Kul- einsetzen, um die Flächen vorab zu überprü- treter Dr. Dieter Bischop. turpolitik, ja vielleicht auch in das Thema fen. Das eignet sich besonders für größere ge- Baukultur, das uns doch sehr interessiert? plante Baugebiete von denen wir bislang noch fentlicht, die wir entsprechend Bremer Denk- Uta Halle: Die Landesarchäologie ist nicht zu- keine Informationen haben. Auf vielen Flächen malschutzgesetz umsetzen. fällig bei dem Senator für Kultur angesiedelt. in Bremen ist dies aber nicht mehr möglich, Als letzten Punkt möchte ich aber auch Neben den oberirdischen Baudenkmälern da liegen in der Nähe dann schon Leitungen, nochmal auf zwei Aspekte hinweisen, die für sind auch Bodendenkmäler zentraler Be- die die Messungen stören würden. diese Arbeit sehr wichtig sind. Das ist zum standteil des kulturellen Erbes. Die archäolo- einen die enge Zusammenarbeit mit dem gischen Strukturen geben Einblicke in die his- Tim Beerens: Und dann? Kampfmittelräumdienst, der uns manchmal torischen Voraussetzungen der Entstehung Uta Halle: In unseren Unterlagen haben wir Fundstellen meldet und uns gleichzeitig durch von Städten und Gebäuden und in architek- aber mehrere tausend archäologische Fund- seine zuvor erfolgte Arbeit vor unliebsamen turgeschichtliche Entwicklungen. stellen für das Bundesland Bremen verzeich- Schäden schützt. Zum anderen sind es auf- Dieter Bischop: Archäologie ist auch Be- net, da können wir oftmals auch ohne die zu- merksame Bürger*innen, die uns Funde mel- standteil architektonischer Planung. Archäo- vor genannten Prospektionsmaßnahmen auf den, vorbeibringen oder die bei Spaziergän- logische Funde werden in Gebäude integriert weitere archäologische Fundstellen schließen. gen archäologische Spuren entdeckt haben. und dienen als Gestaltungselement und Schwieriger ist für uns die Archäologie der „Fenster in die Vergangenheit“. Moderne, d. h. Fundamente von Bauten aus Tim Beerens: Herr Dr. Bischop, wenn der Uta Halle: Wir haben zum Beispiel im Herbst der Zeit von ca. 1850 bis gestern einzuschät- Kampfmittelräumdienst Sie über einen Fund- 2020 Gebäudespuren im Stadtteil Walle ge- zen. So sind wir gerade dabei, ehemalige La- verdacht informiert und Sie auf die Baustel- funden, die auf eine Besiedlung bereits im 9. gerbereiche für Zwangsarbeiter*innen aus le rausfahren, was finden Sie dann vor und Jahrhundert schließen lassen. Die Keramik- der NS-Zeit georeferenziert zu kartieren, um was machen Sie dann zuerst? reste und Fragmente kleiner Gewichte aus auch diese für die Geschichte Bremens wich- Dieter Bischop: Wenn der Kampfmittelräum- der Arbeit an Webstühlen geben Aufschluss tigen Stellen, entweder als Bodendenkmal dienst statt explosiver Altlasten historische Re- darüber, dass die vergangenen Generationen auszuweisen oder sie vor geplanten Baumaß- likte entdeckt hat, schauen wir uns die Sondie- dort im Dorf ihren Lebensraum ähnlich wie in nahmen zu untersuchen. Für diese Archäolo- rungsgruben der Räumstelle an, ob dort ge- der sich entwickelnden Stadt Bremen gestal- gie der Moderne hat der Deutsche Verband borgene Metallfunde, wie z. B. ein Schwertrest tet haben. für Archäologie Ende 2017 Leitlinien veröf- oder auch Menschenknochen zu einem bisher DAB 05·21 3
[DAB REGIONAL] BREMEN Und wir weisen alle Bauherren und Inves- toren immer wieder darauf hin, dass sie uns möglichst frühzeitig mit ins Boot holen sollen. Je eher desto besser, dann kann die Archäo- logie in den Bauablaufplan eingetaktet und so zeitliche Verzögerungen vermieden werden. Oder die Architekt*innen können ihre Planun- Foto: Landesamt für Denkmalpflege Bremen gen dem vorhandenen Bodendenkmal anpas- Foto: Landesarchäologie Bremen, Dieter Bischop sen oder die zutage kommenden Relikte in ihre Planungen mit einbeziehen. Tim Beerens: Das klingt nach einer großen kommunikativen Herausforderung. Haben Sie ein Beispiel, in dem eine gute Absprache mit dem Vorhabenträger zu einer für alle Be- Die Friedensgöttin Pax an einem Arkadenbogen teiligten tragbaren Lösung geführt hat? des Bremer Rathauses. Uta Halle: Mittlerweile haben wir mehrere Archäologischer Fund der Grabung „Hotel Über- Beispiele, bei denen die Kommunikation sehr fluss“: Die Friedensgöttin Pax bekränzt mit der bergen. Doch gerade beim Bau ist und bleibt gut geklappt hat. Und sogar bei einigen In- Rechten ein Wappen, in der Linken hält sie einen Zeit natürlich vor allem eines: Geld. Aber oh- vestoren setzt ist die Meinung durch, dass Palmwedel. Das Fragment besitzt große Ähnlich- ne die notwendige Zeit der Dokumentation entsprechende Ausgrabungen und Funde keit mit der Pax an den 1614 fertig gestellten Ar- würden wir zu Grabplünderern oder Schätze- auch als Werbefaktor genutzt werden kön- kadenbögen des Bremer Rathauses. sammlern, denen es egal ist, wieviel Informa- nen. So finden sich in mehreren Hotels der tion über einen vor Jahrtausenden verstorbe- Altstadt Vitrinen mit vor Ort geborgenen nicht erkannten frühgeschichtlichen Grab oder nen Menschen verloren geht – oft wertvolle Funden, die im Restaurant- oder Foyerbe- Mauerreste zu einem längst vergessenen mit- Daten über das Leben unserer Vorfahren und reich von den Gästen bewundert werden kön- telalterlichen Gebäude gehören könnten. Deu- somit unsere eigene Geschichte. ten nun zusätzlich Erdverfärbungen oder auch weitere auf den ersten Blick unscheinbare Fun- Tim Beerens: Frau Prof. Halle, nehmen wir de daraufhin, muss die Fundstelle weiter groß- einmal den Grundstücksbesitzer bzw. den flächig freigelegt, systematisch eingemessen Vorhabenträger mit in die Überlegung: Wer und dokumentiert werden. Das weitere Vorge- kommt für die Kosten der Ausgrabung und hen hängt natürlich von der eigentlichen Pla- Zeitverzögerung auf? nung Baumaßnahme ab. Uta Halle: Hier bei uns in Bremen gilt entspre- chend dem Bremer Denkmalschutzgesetz, Tim Beerens: Und wie steht es mit den Men- das Verursacherprinzip, d.h. der Grundstücks- schen auf der Baustelle – besteht da immer besitzer oder der Vorhabenträger muss für die ein Konsens, dass das jetzt notwendig ist und entstehenden Kosten aufkommen. Dies gilt al- zugleich geltendes Recht? lerdings nicht für denjenigen, der ein selbst- Dieter Bischop: Es ist schon ein langer Weg genutztes Eigenheim plant. Für solche Bau- gewesen, das notwendige Vorgehen in die grundstücke rückt dann keine Grabungsfirma Foto: Landesarchäologie Bremen, Jan Geidner Köpfe und das Bewusstsein der Bauleute und an, sondern die Mitarbeiter*innen der Landes- Bauherren zu bringen. Doch die Rechtslage ist archäologie. Mit dem Verursacherprinzip ste- nun eindeutig und zugleich stellen wir immer hen wir nicht allein, auch im Naturschutz ist häufiger fest, wie etwa ein noch so einge- es verankert. Wenn seltene Amphibien, Insek- fleischter und altgedienter Baggerfahrer fas- ten oder andere Tiere oder Pflanzen durch das ziniert wird, von dem, was wir da zu Tage för- Bauvorhaben gefährdet sind, muss der Inves- dern und uns seine Unterstützung anbietet. Es tor auch hier die Kosten für eine Umsiedlung bedarf aber eben Zeit, aus einer zunächst un- von Flora und Fauna tragen. Oder nehmen wir scheinbaren dunklen Erdverfärbung, ein Ske- den zuvor angesprochenen Kampfmittelräum- Dicht unter der Grasnarbe liegende Mauerzüge lett mit seinen Grabbeigaben freizupräparie- dienst. Auch für seinen Einsatz können Kosten einer Baracke des KZ-Außenlagers Schützenhof in ren, fachgerecht zu dokumentieren und zu entstehen, die zu tragen sind. Gröpelingen 4 DAB 05·21
BREMEN [DAB REGIONAL] nen. Und selbst in Werbungartikeln finden wir uns in der letzten Zeit wieder. Für ein Baupro- jekt beschrieb der Investor die Lage der zu- künftigen Eigentumswohnungen als sehr gut, weil dort auch vor über 1000 Jahren Men- schen gewohnt hätten. Ein anderer Investor verwies darauf, dass in dem entsprechenden Stadtteil nicht nur „arme“ Menschen gelebt hätten, sondern hier die Landesarchäologie doch eine wertvolle Münze gefunden hätte. Tim Beerens: Archäologische Funde als Mehr- wert – das ist ein ansprechendes Bild. Die Stimmung bei allen Beteiligten kann also gut bleiben, wenn die Kommunikation und die Haltung stimmen. Abschlussfrage an Sie bei- Foto: Dieter Bischop den: Was würden Sie gerne mal in Bremen finden, was wäre der große „Lucky Punch“? Dieter Bischop: Der ständige Zeitdruck und die finanzielle Situation lassen zwar kaum Träume zu, doch seit meiner Doktorarbeit Archäologische Freilegungsarbeiten von Gebäuden des 16./17. Jahrhunderts bei den archäologischen über die Weser und Hunte während der Rö- Ausgrabungen anlässlich des Neubaus von Kühne & Nagel an der Weserbrücke im Jahr 2018. mischen Kaiserzeit bin ich von den unter- schiedlich gearteten Kontakten des antiken fasziniert. Vor über 2000 Jahren Feinde und noch nach dem Scheitern der Eroberungsge- Römischen Imperiums mit den lokalen Stam- Verbündete, beraubten sie sich gegenseitig lüste der mittelmeerischen Großmacht in der mesverbänden, den Chauken oder Sachsen, und waren gleichzeitig Handelspartner. Doch Varusschlacht, fuhr wie Tacitus schreibt, im Jahre 17 n.Chr. die eindrucksvolle römische Flotte in die Weser hinein. Sie dürfte hier bei Landesarchäologie Bremen früh einbeziehen! Seehausen ein Winterlager bezogen haben – wie einige militärische Weserfunde zeigen. Das Bremer Denkmalschutzgesetz beauftragt die Landesarchäologie archäologische Bo- Aber wirkliche Reste des Lagers zu finden, dendenkmäler, die als Kulturdenkmäler a priori unter gesetzlichem Schutz stehen zu erfor- wäre eine Sensation. schen, zu pflegen und zu schützen. Im Bauprozess ist vor allem die gesetzliche Erhaltungs- Uta Halle: Hier fragen Sie mich ja nach mei- pflicht relevant. Archäologische Bodendenkmäler müssen, wo sie nicht dauerhaft erhalten werden können, vor ihrer Zerstörung fachgerecht untersucht sowie dokumentiert und auf ner persönlichen Meinung. Es gibt viele wirk- diese Weise in ein sekundäres Denkmal übertragen werden. Die Kosten hierfür sind nach lich spannende archäologische Funde, die ich dem Verursacherprinzip bauseits zu tragen. Die Landesarchäologie als Denkmalschutzbe- gerne mal ausgraben möchte. Eine zweite – hörde legt Maßnahmen zur Erhaltung, Sicherung, Dokumentation und Bergung der Boden- dann aber bei einer regulären Ausgrabung denkmäler fest, unterstützt bei der Auftragsvergabe an Grabungsunternehmen und beglei- freigelegte und nicht von Raubgräbern illegal tet die archäologische Maßnahme. mittels Metalldetektor ausgebuddelte - Him- Das Fachinformationssystem der Denkmalpflege umfasst aktuell weit mehr als 2.000 Fund- melsscheibe wäre nicht schlecht. Aber eine in stellen im Lande Bremen. Selbst in stark überbauten Arealen wurde in den letzten Jahren Bremen oder Bremerhaven entdeckte Moor- bei Abrissarbeiten unter älteren Gebäuden wenig oder gar nicht von der Altbebauung be- leiche fände ich auch sehr aufregend. Und wir einträchtigte archäologische Substanz gefunden. Das gesamte Gebiet des Landes Bremen hatten in den letzten Jahren auch mehrfach weist eine hohe Fundstellendichte auf und ein unvermindert hohes Aufkommen neu ent- Einsätze in den sogenannten „Cold Cases“ deckter archäologischer Funde und Befunde kommt in der alltäglichen Arbeit hinzu. der Kriminalpolizei, wo wir dann gemeinsam Um eine angemessene Berücksichtigung bodendenkmalpflegerischer Belange einerseits mit der Polizei und zuständigen Staatsanwalt- und die Planbarkeit des Bauprozesses anderseits zu gewährleisten, sollte deshalb die Lan- schaft in den spannenden Untersuchungen desarchäologie bauseits bereits in oder vor den ersten Planungsschritten einbezogen wer- mitgearbeitet haben. Leider waren diese Aus- den. grabungen erfolglos, aber einen solchen Fall Webpräsenz der Landesarchäologie Bremen: mit Hilfe der Landesarchäologie erfolgreich phttps://www.landesarchaeologie.bremen.de/ abschließen zu können, das wäre für mich wahrscheinlich auch ein „Lucky Punch“. DAB 05·21 5
[DAB REGIONAL] BREMEN Kammerumfrage zeigt Potenzial ausländischer Fachkräfte Text: Steffanie Schügl Fachrichtungen Vermessung; 2 I m Januar und Februar 2021 haben die Architektur; 17 Architektenkammer Bremen und die In- genieurkammer Bremen als zuständige Bauingenieurwesen; Stellen für die Berufsanerkennung eine WirtschĂŌsingenieurwesen; 1 29 Online-Umfrage unter Personen mit auslän- UmwelƩechnik; 3 dischen Abschlüssen in Architektur- und In- ProdukƟonstechnik; 1 genieurberufen durchgeführt. Ziel der Umfra- ge war es, einen repräsentativen Überblick über die fachlichen und beruflichen Profile Maschinenbau; 15 der zugewanderten Fachkräfte zu erhalten. Städtebau; 1 Entwickelt wurde der 56 Fragen umfassende Agraringenieurwesen; Fragenkatalog im Rahmen des IQ-Teilprojekts 5 LebensmiƩeltechnologie; 3 „Qualifizierungsbegleitung Ingenieurwesen Chemie/Petroleumingenieurwesen; 4 und Architektur“ der beiden Kammern in Ko- IT/Kommun.-Technik; operation mit dem IQ Netzwerk Bremen – ein 9 Elektrotechnik; 12 besonderer Dank dafür gilt Dr. Eliška Dunow- ski (RKW Bremen) für ihre konzeptionelle fragten waren Frauen, was auch ihrem Anteil anderen beruflichen Situationen gaben nur Unterstützung. an den Antragstellungen auf Berufsanerken- vier Personen an, sehr zufrieden zu sein, da- nung in der Ingenieurkammer entspricht. für aber 21 sehr unzufrieden. Themen der Umfrage Mit 49 Personen machen die Bereiche Den Teilnehmenden ist die Nähe zum er- Die Umfrageergebnisse geben für das Land Architektur und Bauingenieurwesen fast die lernten Beruf besonders wichtig: 58 mal wird Bremen erstmals Aufschluss darüber, welche Hälfte der Teilnehmenden aus, 31 Personen als Wunsch für die Zukunft die „Tätigkeit in Berufserfahrungen die Fachkräfte mitbringen, davon bringen zusammen 190 Jahre Berufs- meinem Beruf als Ingenieur*in oder Archi- wie sie sich bewerben, wo sie derzeit beruf- erfahrung aus dem Ausland mit. Berufserfah- tekt*in“ genannt, 42 mal „Hauptsache in mei- lich tätig sind und welche Unterstützung sie rung im Ausland bedeutet jedoch nicht gleich ner Branche arbeiten“, 24 möchten erst ein- zum beruflichen Einstieg benötigen. Eine aus einen Arbeitsplatz in Deutschland: Nur 15 mal ein Praktikum machen. Sicht der Kammern wichtige Frage betraf die arbeiten in ihrem Beruf als Architekt*in oder Bedeutung der Berufsanerkennung für die Bauingenieur*in, 5 weitere arbeiten ohne aus- Wunsch nach Weiterbildung Teilnehmenden. ländische Berufserfahrung in Deutschland. Die große Motivation der ausländischen Fach- Die fast 500 per E-Mail angeschriebenen In den anderen Fachbereichen ist diese kräfte zeigt sich auch in den Wünschen nach Personen hatten seit 2014 entweder bereits Diskrepanz noch größer: Von 53 Personen Weiterbildungen, auch unter den bereits in die Anerkennung beantragt oder sich dazu arbeiten nur zehn als Ingenieurin oder Inge- ihrem Beruf Beschäftigten. Hier ist auch das beraten lassen. Insgesamt konnten 102 Frage- nieur, davon vier mit Berufserfahrung im Aus- Interesse an den Inhalten des deutschen Stu- bögen ausgewertet werden. Die hohe Rück- land. 26 Personen arbeiten trotz ausländi- diums besonders groß – ein Hinweis darauf, laufquote von 20 Prozent dokumentiert das scher Berufserfahrung als Ingenieur*in nicht dass diese Relevanz erst im Rahmen der Be- Interesse der Teilnehmenden, sich aktiv einzu- in ihrem Berufsfeld und sind arbeitssuchend rufstätigkeit bewusst wird. bringen und die Arbeit des IQ-Netzwerks zu oder in Weiterbildung. Von den 30 adäquat Beschäftigten haben unterstützen. Die berufliche Situation der Fachkräfte ist elf Personen das Sprachzertifikat C1 (einmal in der Grafik verknüpft mit ihrer beruflichen sogar C2), neun B2 und drei B1 (7 keine An- Die Teilnehmenden Zufriedenheit dargestellt. Von den insgesamt gabe), 15 sind interessiert an weiteren Die Teilnehmenden (TN) haben Hochschulab- 30 adäquat, also als Ingenieur*in oder Archi- Deutschkursen. Insgesamt haben 59 Personen schlüsse aus 29 Ausbildungsstaaten, 41% aus tekt*in berufstätigen TN sind 17 sehr zufrie- bereits mindestens das Sprachzertifikat B2, Syrien. 33 TN und damit ein Drittel der Be- den mit ihrer beruflichen Situation, bei allen das als Voraussetzung für Qualifizierungen 6 DAB 05·21
BREMEN [DAB REGIONAL] gilt. Trotzdem ist der Wunsch nach weiterem Bauingenieur*innen und 29 der 53 Inge- le Deutschkurse auch für berufstätige Archi- Deutschlernen sehr groß: nieur*innen aus anderen Fachrichtungen. tekt*innen und Ingenieur*innen einzurichten, Auch von den Personen mit dem hohen die im April beginnen konnten. C1-Niveau möchten neun weitere Deutschkur- Erste Resultate se, insgesamt sind 34 Personen an weiterem 71 Personen wünschten sich weitere Beratung Fazit Deutschlernen interessiert. durch das Projekt „Qualifizierungsbegleitung Fachkräfte mit ausländischen Abschlüssen, Ingenieurwesen und Architektur“ der Architek- die in ihrem Beruf arbeiten, sind überwiegend Bedeutung der Berufs- tenkammer und der Ingenieurkammer Bremen, hoch zufrieden – wie oftmals auch ihre Arbeit- darunter auch 15 bereits als Ingenieur*in oder geber*innen und hoch motiviert, sich weiter anerkennung Architekt*in Berufstätige, die vor allem Fragen zu qualifizieren. Aus Sicht der Kammern war auch die Haltung zu speziellen Weiterbildungen in ihrem Berufs- Hoch motiviert sind auch die noch nicht in der Teilnehmenden zur Rolle der Berufsan- feld und zu deutschen Studieninhalten haben. ihrem Beruf als Architekt*in oder Ingenieur*in erkennung und insbesondere der Mitglied- Die meisten noch nicht adäquat Beschäf- angekommenen Fachkräfte. Was ihnen zum schaft in den Kammern interessant. 87 der tigten suchen Unterstützung beim Einstieg in Berufseinstieg fehlt, ist die Chance, Berufs- Teilnehmenden gaben an, bereits eine Berufs- den Arbeitsmarkt und Beratung zu passenden erfahrung in Deutschland zu erwerben. Die anerkennung zu haben, 81 halten sie für wich- Weiterbildungen. Mit allen Personen mit Be- Bedeutung gezielter Bewerbungen ist jedoch tig bis sehr wichtig. Schwierig ist für viele ratungsbedarf wurde umgehend Kontakt auf- vielen unbekannt, so dass sie gar nicht erst in (nicht nur ausländische Fachkräfte) die Unter- genommen, um sie möglichst zeitnah über ein Vorstellungsgespräch kommen, in dem sie scheidung zwischen Berufsanerkennung, Kursangebote zu informieren. Die Ergebnisse überzeugen könnten. Diese Themen nehmen Zeugnisbewertung und Mitgliedschaft. So der Befragung wurden – anonymisiert – an Brückenmaßnahmen speziell für Architektur- wird häufig im Bereich Architektur die Zeug- das IQ Netzwerk Bremen übermittelt, so dass und Ingenieurberufe des IQ Netzwerks Bre- nisbewertung bereits als Berufsanerkennung sie in die Konzeption zweier Brückenmaßnah- men auf, die eine Brücke in die qualifizierte gewertet, die Notwendigkeit der Mitglied- men für Ingenieur*innen und Architekt*innen Berufstätigkeit in Deutschland schlagen. schaft in der Architektenkammer ist nicht im- eingehen konnten. Die Potenziale ausländischer Fachkräfte – mer klar. Die Mitgliedschaft in der Architek- Außerdem wurden die Ergebnisse der interkulturelle Erfahrung, oft langjährige Be- tenkammer oder der Ingenieurkammer wird sprachlichen Abfrage an die Koordinierungs- rufserfahrung, hohe Motivation und vielfach von zehn der 17 Architekt*innen als wichtig stelle für Sprache des Landes Bremen gelei- durch Weiterbildungen topaktuelle Fachkennt- bis sehr wichtig betrachtet, von 18 der 32 tet, die damit darauf drängen konnte, speziel- nisse – stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfü- gung. Sie müssen nur abgerufen werden. BeruŇiche Zufriedenheit 1: gar nicht zufrieden - 5: sehr zufrieden 1 2 3 4 5 k. A. 18 16 14 Steffanie Schügl ist Referentin für die 12 Berufsanerkennung ausländischer Be- 10 rufsabschlüsse der Architektenkammer Bremen und der Ingenieurkammer Bre- 8 men und leitet das Projekt „Qualifizie- 6 rungsbegleitung Ingenieurwesen und Architektur“ des IQ Netzwerk Bremen. 4 Wenn Sie Fachkräfte suchen oder An- 2 regungen haben, sprechen Sie Frau 0 Schügl gern an: Tel.: 0421 162689-4 oder E-Mail: anerkennung@ikhb.de oder anerkennung@akhb.de. Informationen zum IQ-Projekt finden Sie unter: pwww.akhb.de/iq-projekt BeruŇiche SituĂƟŽŶ DAB 05·21 7
[DAB REGIONAL] BREMEN Brandschutzplanerliste nimmt Fahrt auf Architektin Brit Dommes schildert den Weg zur Brandschutzplanerin D ie Bremer Architektin Brit Dom- tigung von weiteren Regelwerken verfügt mes ist die erste von mittlerweile man über einen großen Werkzeugkasten an sechs anerkannten Brandschutz- Optionen, die der Gesetzgeber als legitim er- planer*innen im Land Bremen, sie achtet. arbeitet als angestellte Architektin und Sach- verständige für vorbeugenden Brandschutz Tim Beerens: Der Brandschutz kostet be- in einem Ingenieurbüro für Brandschutzpla- kanntlich Geld. In den nächsten Jahren wird nung und Brandschutzprüfung. Im nachfol- der Gebäudebestand zunehmend in den Fo- genden Interview fragt Kammergeschäftsfüh- kus der Bautätigkeit rücken, das Stichwort rer Tim Beerens nach ihrer Haltung zum Zu- lautet „Renovation Wave“ der EU-Kommis- sammenspiel von Entwurfs- und Brand- sion. Ist der Gebäudebestand zu vernünfti- schutzplanung. Alle weiteren Informationen gen Kosten überhaupt noch zu retten? zur Anerkennung als Brandschutzplaner*in Brit Dommes: Bauen kostet immer Geld – sowie eine Lister der bereits anerkannten Per- egal ob im Bestand oder als Neubau „auf der sonen finden Sie auf der Homepage der grünen Wiese“. Der Brandschutz erfüllt dabei Foto: hhpberlin GmbH Architektenkammer unter akhb.de/brand- für das Gebäude und besonders dessen Nut- schutz. zer wichtige, gegebenenfalls sogar lebensret- tende Aufgaben – wieviel ist uns das wert? Tim Beerens: Frau Dommes, es wird seit län- Bauen im Bestand bietet neue Chancen und gerem diskutiert, ob Architekt*innen eher Brit Dommes rückt berechtigter Weise in den Fokus. Aus Generalisten oder eher Spezialisten sind. Wo Erfahrung weiß ich, dass auch hier durch eine ordnen Sie sich in dieser Diskussion ein, wo während unserer gemeinsamen Zeit im Archi- gute und effektive brandschutztechnische Sie doch gerade als Architektin die erste Per- tekturbüro mit dem Brandschutz beschäftigt Planung im Vorfeld die Kosten für die dafür son sind, die als Brandschutzplanerin nach hat, sehr schnell geändert. Mein Interesse war erforderlichen Maßnahmen minimiert werden neuer Landesbauordnung anerkannt wurde? geweckt und ich habe festgestellt, dass die können. Brit Dommes: Meines Erachtens muss man Thematik vielfältig und technisch anspruchs- als Architekt*in aufgrund der Vielfältigkeit der voll ist und man daneben auch in diesem Be- Aufgaben und Anforderungen grundsätzlich reich kreativ sein kann. Damit war der weite- Generalist*in, zugleich aber in Hinblick auf die re Weg eigentlich klar. eigens gewählten Schwerpunkte auch Spe- zialist*in sein. Dies trifft für mich in jedem Fall Tim Beerens: Apropos Vorurteile: Brand- zu. Im Rahmen meiner generalistischen Tätig- schutz und Kreativität? Ein Beispiel bitte da- keiten als Architektin, habe ich die Entschei- für, was es tatsächlich für Freiheitsgrade in dung getroffen, meinen Schwerpunkt auf den der Brandschutzplanung gibt! Brandschutz zu legen und sehe mich jetzt als Brit Dommes: Es gilt, für jedes Gebäude das Spezialistin. passende Konzept zu finden. Die Freiheits- grade können dabei sehr hoch sein. Das ist Tim Beerens: Also ein sowohl als auch. Wie auch erforderlich, da die Ausgangslage in der sind Sie persönlich denn zum Brandschutz- Regel in jedem Projekt eine andere ist. Es Thema gekommen? geht jedoch immer um die Einhaltung der Brit Dommes: Eigentlich habe ich mich zu- Schutzziele, und man ist dabei eben nicht ge- nächst gar nicht für den Brandschutz interes- nau festgelegt, mit welchen Mitteln diese er- siert und stand dem Thema eher mit Vorurtei- füllt werden müssen. Die Bauordnung mit den len gegenüber. Ich glaube, dass mir da auch materiellen Anforderungen gibt ein mögli- einfach der Überblick gefehlt hat. Das hat ches Konzept vor, mit dem die Schutzziele er- pwww.akhb.de/brandschutz sich durch meinen Kollegen, der sich schon reicht werden. Damit und unter Berücksich- 8 DAB 05·21
BREMEN [DAB REGIONAL] Seminarprogramm im Mai und Juni 2021 Gesamtprogramm auf www.fortbilder.de Montag, 03.05.2021/ Dienstag, 04.05.2021 Donnerstag, 06.05.2021 / Donnerstag, Freitag, 11.06.2021 und Samstag, Jeweils 9.30–13 Uhr 20.05.2021 12.06.2021 Crashkurs Bauleitung Teil 4: Nachtrags- Jeweils 14–17.30 Uhr Jeweils 9.30–17 Uhr management Vortragssaal und Hof der Architekten- Architekturillustration Online-Seminar mit Architekt Hans A. kammer / Ingenieurkammer Bremen Online-Workshop mit Sabine Heine, Rotter- Schacht, Hannover Videoproduktion für Einsteiger: Mit ein- dam 8 Fortbildungspunkte fachen Mitteln zum professionellen Video 16 Fortbildungspunkte Workshop mit Indra Zilm, Bremen, mit Mittwoch, 05.05.2021 maximal 12 Teilnehmern. Montag, 14.06.2021, und Dienstag, 13–18.30 Uhr 8 Fortbildungspunkte 15.06.2021 HOAI im Wandel: Der Wert der Planung im Jeweils 9.30–13 Uhr Preis- und Leistungswettbewerb Donnerstag, 27.05. und Freitag, 28.05.2021 Brandschutz im Industriebau: Begriffe, Online-Regionalkonferenz der Architekten- Jeweils 9.30–13 Uhr Anforderungen und tabellarisches Rech- und Stadtplanerkammer Hessen sowie der HOAI – Grundzüge und Honorarermittlung nungsverfahren nach Abschnitt 6 IndBauRL Architektenkammern Niedersachsen und Online-Seminar mit Architekt Hans A. Online-Seminar mit Dipl.-Ing. (FH) Gunnar Bremen Schacht, Hannover. Buhl, Prüfingenieur für Brandschutz, 4 Fortbildungspunkte 8 Fortbildungspunkte hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH. 8 Fortbildungspunkte Donnerstag, 06.05.2021 / Freitag, Dienstag, 01.06.2021 und Mittwoch, 07.05.2021 02.06.2021 Donnerstag, 17.06.2021 Jeweils 9–15 Uhr Jeweils 9.30–13 Uhr 9.30–17 Uhr Starke Stimme – starker Auftritt: Fit auf der HOAI – Planungsleistungen mit dem Hono- Bauen im Bestand – Schwerpunkt Innen- Baustelle und im Online-Meeting rar im Blick dämmung Online-Seminar mit Ute Bries, Bassum. Online-Seminar mit Architekt Hans A. Online-Seminar mit Architekt Stephan 12 Fortbildungspunkte Schacht, Hannover. Horschler, Hannover. 8 Fortbildungspunkte 8 Fortbildungspunkte IMPRESSUM Architektenkammer der Freien Hansestadt Bremen. Verantwortlich i.S.d.P.: Tim Beerens, Geschäftsführer. Geeren 41/43, 28195 Bremen Telefon: 0421 1626891 info@akhb.de, www.akhb.de Verlag, Vertrieb, Anzeigen: Solutions by HANDELSBLATT MEDIA GROUP GmbH (siehe Impressum) Druckerei: Bechtle Graphische Betriebe u. Verlagsgesellschaft GmbH & Co. KG, Zeppelinstraße 116, 73730 Esslingen Das DAB regional wird allen Mitgliedern der Architektenkammer Bremen zugestellt. Der Bezug des DAB regional ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. DAB 05·21 9
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