Aromastoffanalytik von Liquids für E-Zigaretten - Gaschromatographie-Ionenmobilitätsspektrometrie im Einsatz - Hochschule ...
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© Jamrooferpix - stock.adobe.com Aromastoffanalytik von Liquids für E-Zigaretten Gaschromatographie-Ionenmobilitätsspektrometrie im Einsatz Alexander L. R. M. Augustini1,2, Stefanie Sielemann1, Ursula Telgheder2, Nina Reichelt1 T abakfreie, elektronische Zigaretten enthaltenen Aromastoffen – auch im Hinblick Abtrennung der weniger flüchtigen Matrix- basieren auf der Vernebelung eines auf die in der Tabakerzeugnisverordnung [2] komponenten. [3] Gemisches aus Propylenglykol, Gly- verbotenen Zusätze. Ein Massenspektrometer ist trotz der vie- cerin, Nikotin und verschiedenen Aroma- In der Vielfalt der eingesetzten Substanzen len Vorteile ein sehr komplexes System, stoffen, den Liquids. Obwohl sie als Ziga- ist die besondere Herausforderung begründet: welches nicht für jedes Einsatzgebiet opti- rettenersatz vermutlich weniger schädlich Viele sehr ähnliche Substanzen bedürfen einer mal einzusetzen ist. Deswegen soll an dieser sind, geht von ihnen dennoch ein nicht zu selektiven und sensitiven Analytik. Die Selek- Stelle die Gaschromatographie gekoppelt mit vernachlässigendes Gefährdungspotential tivität wird durch die gaschromatographische der Ionenmobilitätsspektrometrie (GCxIMS) aus. Dieses Produkt ergibt somit neue ana- Trennung der Substanzen erreicht. Da Aro- als Alternative vorgestellt werden. lytische Herausforderungen. Der Einsatz mastoffe bereits in sehr geringen Konzentra- Die Kopplung der unabhängigen Trenn- der Gaschromatographie gekoppelt mit der tionen ihre Wirkung entfalten, ist eine hohe techniken bestehend aus der Retention in der Ionenmobilitätsspektrometrie ermöglicht Nachweisstärke relevant. Entsprechend häu- GC-Säule und der Mobilität im Driftrohr-IMS eine nachweisstarke, schnelle und simple fig wird hier ein Massenspektrometer (MS) als ermöglicht in kurzer Zeit komplexe Mischun- Aromastoffanalytik [1]. Detektor eingesetzt. Besonders bei flüchtigen gen zu analysieren. Allgemeine Funktions- Verbindungen hat sich die Probennahme aus weise und Einsatzmöglichkeiten wurden in “Dampfen”, also das Konsumieren tabakfrei- dem Dampfraum (Headspace) bewährt. Sie dieser Zeitschrift bereits vorgestellt [4]. er, elektronischer Zigaretten (E-Zigaretten), ist ermöglicht eine Analytik mit geringer oder ein verhältnismäßig modernes Phänomen, das keiner Probenvorbereitung bei gleichzeitiger sich seit einigen Jahren einer großen Popula- Hochauflösende Gaschromatographie mit rität erfreut. Verglichen mit klassischen Ziga- ionenmobilitätsspektrometrischer Detektion retten stellen E-Zigaretten ein neues Produkt dar: Nutzer atmen ein Aerosol aus Propylen- Das IMS ist hauptsächlich im mobilen Be- glykol, Glycerin, Nikotin und verschiedenen reich weit verbreitet. Daher sind auch kom- Aromastoffen ein und keinen Verbrennungs- merziell erhältliche GC-IMS Systeme oft für rauch aus getrocknetem Pflanzenmaterial. eine schnelle, mobile und einfache Analytik ausgelegt. Für komplexere Analysen reichen die eingesetzten Multikapillarsäulen (MCC) Analytik oder die isotherme Trennung auf kurzen Ka- pillarsäulen häufig nicht aus. Entsprechend Während bei der klassischen Zigarette vie- gibt es immer mehr Bereiche, in denen ein le mittel- bis schwerflüchtige Komponenten Benchtop-GC mit einem separaten IMS ge- eine große Rolle spielen, enthalten die Liquids (Nachfüllflüssigkeiten der E-Zigarette) nur wenige Substanzen mit geringer Flüchtigkeit. Die Trägersubstanzen Propylenglykol und Abb. 1: Für die Analyse eingesetztes Glycerin machen diesen weniger flüchtigen HS- GC xIMS/GC-MS-System, basierend auf Anteil aus. Sie liegen in hohen Konzentrati- einem Gaschromatographen mit zwei separa- onen vor, so dass sie mit einfachen Techniken ten Flusslinien, einem statischen Headspace- quantifiziert werden können. Deswegen liegt Autosampler, einem Quadrupol-Massenspek bei der Entwicklung neuer analytischer Me- trometer (links) und einem Driftröhren- thoden ein besonderes Augenmerk auf den Ionenmobilitätsspektrometer (rechts). GIT Labor-Fachzeitschrift 09/2020, S. 31–33, Wiley-VCH GmbH, Weinheim www.git-labor.de
koppelt wird [5]. Diese Steigerung der Leis- tungsfähigkeit erhöht auch die Komplexität der Anwendung. Allerdings ist der Aufwand, der für ein MS mit Hochvakuumsystem be- trieben werden muss, bedeutend höher. Ähnlich einfach wie die Anwendung ist auch die Auswertung ionenmobilitätsspektro- metrischer Daten. Die häufig eingesetzte wei- che Ionisation im IMS verhindert die Frag- mentierung der Analyten, sodass in der Regel Abb. 2: Flussdiagramm für die Identifikation von unbekannten Signalen mittels GCxIMS und nur zwei Signale eine Substanz repräsentieren. GC-MS-Messung. Hierbei handelt es sich um protonierte Clus- terionen. Die weiche Ionisation bietet sich bei Aromastoffen besonders an, da diese kleinen, leicht polaren Substanzen sehr empfindlich detektiert werden können. Die zwei Signale einer Substanz ermöglichen durch die charak- teristischen Driftzeiten eine spezifische Iden- tifikation bei komplexen Gemischen, da eine vollständige Überschneidung der Retentions- zeit und beider Driftzeiten auch bei isomeren Analyten nicht vorkommt [3]. Identifizierung Abb. 3: 3D-Plot der GCxIMS-Analyse eines mentholhaltigen Liquids für E-Zigaretten, mit der Auftragung der Driftzeit und der Retentionszeit gegen die Signalstärke. Nachweis- und Trennstärke der GC-IMS- Systeme ermöglichen bereits den Einsatz im Fingerprinting für die Authentizitäts- [6] oder Qualitätskontrolle [7] bei Lebensmitteln. Allerdings bietet sich das Fingerprinting nur an, wenn das Produkt als Ganzes betrachtet wird. Bei den Liquids liegt das Kerninteresse bei den individuellen Analyten. Die Identi- fizierung der Substanzen ist die Grundlage einer sinnvollen Quantifizierung. Bei der Prüfung auf regulierte Substan- zen ermöglichen entsprechende Referenz- substanzen eine Identifikation anhand der charakteristischen Retentions- und Drift- zeiten [8]. Wenn auf diese Weise eine Iden- tifikation aller Substanzen eines Produktes möglich sein soll, müsste im Vorhinein unter den gleichen Bedingungen eine exorbitante Datenbank aufgebaut werden. Dies ist auf- grund des hohen Aufwandes nicht möglich. Universelle Datenbanken, wie die des Natio nal Institute of Standards and Tech- nology [8], verwenden für Retentionszeiten Retentionsindices, die eine gewisse Übertrag- barkeit der Ergebnisse unterschiedlicher Mess- systeme ermöglichen. Für die Driftzeiten im IMS wird häufig die reduzierte Mobilität ein- gesetzt, die die Driftzeiten gegen systembe- dingte Parameter korrigiert. Leider sind aktuell keine großen Datenbanken verfügbar, weswe- gen weiterhin die Identifikation über die Mas- sen/Ladungssignale aus massenspektrometri- scher Detektion (MS) notwendig ist. Beim ver- Abb. 4: Topographischer Plot der GCxIMS-Messung eines Liquids für E-Zigaretten des Typs Ho- wendeten GCxIMS/GC-MS System wird die nigmelone, mit der Identifikation der Substanzen über Referenzsubstanzen (grün) und der Korre- Identifizierung der Analyten durch ein par- lation mit dem Massenspektrum (orange); Aufgetragen ist die Driftzeit [ms] gegen die Retentions- allel eingesetztes GC-MS ermöglicht (Abb. 1). zeit [s], die Signalintensität ist von blau=gering bis rot=stark dargestellt; auf der rechten Seite der Über eine Korrelation der Messsignale Abbildung ist das Totalionenchromatogramm der GC-MS-Messung des Liquids, anhand der Re- mittels der Retentionsindices lassen sich die tentionszeit der IMS-Messung skaliert gegen die logarithmische Signalintensität aufgetragen. Signale des GCxIMS-Plots auf das Chro-
matogramm der GC-MS Ana- space-Aufgabe ermöglicht die der Probennahme aus dem Aero- KONTAKT | lyse abbilden. Dieses Vorgehen Gaschromatographie gekoppelt sol – gibt es noch einen Bedarf Alexander L. R. M. Augustini bedeutet, dass eine Substanz zur mit der Ionenmobilitätsspek- an der Weiterentwicklung der Hochschule Hamm-Lippstadt Identifizierung in einer Probe in trometrie eine sehr sensitive bisherigen Techniken. Hamm, Deutschland einer signifikanten Konzentration Analytik im Bereich der Aroma- alexander.augustini@hshl.de vorliegen muss, sodass sie mit- stoffanalytik und kann so einen Zugehörigkeiten 1 tels GC-MS im Scan identifiziert sinnvollen Beitrag in der Pro- Hochschule Hamm-Lippstadt, werden kann. (siehe hierzu auch dukt- und Qualitätskontrolle von Analytische Chemie, Hamm, Abbildung 2 bis 4). elektronischen Zigaretten leisten. Deutschland 2Universität Duisburg Essen, Für einen zuverlässigen Einsatz Literatur: https:// im Routinebetrieb – insbesonde- Instrumental Analytical Che- bit.ly/GIT-Augustini Quantifizierung re bei der Quantifizierung oder mistry, Essen, Deutschland Um die auch im MS bekannten Einflüsse auf die Ionisationsef- fizenz zu reduzieren, erfolgt in der Praxis die Kalibration in der Probenmatrix und bei gleichen Bedingungen für Probe und Re- ferenz. Bei der Analytik von Liquids bietet sich grundsätzlich die direkte Probennahme aus der Nachfüllflüssigkeit an. Diese kön- nen für eine matrixangepasste Kalibration auch leicht nachge- stellt werden. Die Liquids werden verdünnt direkt in die Probenge- fäße abgefüllt und analysiert. In der ersten hierzu veröf- fentlichten Arbeit wurde mittels externer Kalibration der Gehalt von 10 Aromastoffen in eini- gen frei verkäuflichen Liquids bestimmt [7]. Die untersuchten Substanzen teilen sich auf in die vier zugelassenen Aromastoffe Linalool, Geraniol, Menthol und Menthon, sowie 2,3-Butandion, 2,3-Pentandion, 2,3-Hexandion, 2,3-Heptandion, Estragol und Methyleugenol, deren Einsatz in Liquids in Deutschland verboten ist. Über das Signal-zu-Rausch- Verhältnis wurden Nachweis- grenzen zwischen 8 und 70 µg/L, sowie Bestimmungsgrenzen zwi- schen 25 und 200 µg/L für die- ses Verfahren berechnet.Die Pro- bennahme aus dem konsumierten Aerosol ist deutlich komplexer, da bei einer direkten Injektion die Trägersubstanzen die Mes- sung negativ beeinflussen wür- den. Neue Ansätze, die auf dem Auffangen des Aerosols an einem Feststoff oder in einer Flüssigkeit basieren, sind zum jetzigen Stand noch in der Entwicklung. Fazit Verbunden mit einer einfachen Probeninjektion wie der Head-
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