ARZNEIMITTEL UND RESSOURCENSCHONUNG - WELCHE HANDLUNGSMÖGLICHKEITEN GIBT ES? - HSK Apothekerforum, 17.06.2021 Tanja Bratan
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ARZNEIMITTEL UND RESSOURCENSCHONUNG – WELCHE HANDLUNGSMÖGLICHKEITEN GIBT ES? HSK Apothekerforum, 17.06.2021 Tanja Bratan Image by ar130405 from Pixabay © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
Hintergrund Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Gesundheit: Typischerweise Untersuchung von Wirkungen der Umwelt auf die Gesundheit Umgekehrter Ansatz: Untersuchung der Wirkungen des Gesundheitssystems auf die Umwelt (hier: Konsum natürlicher Ressourcen) im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) Erste Hinweise auf bedeutende Rolle des Gesundheitssystems am Ressourcenkonsum in Deutschland (UBA-Ressourcenbericht 2016) und an Treibhausgasemissionen weltweit (u. a. Befunde der WHO) „Planetary Health“ Konzept: Gute Gesundheit nur möglich mit gesunder Umwelt Gesundheitswesen muss selbst zu gesunder Umwelt beitragen (wie alle Gesellschafts- und Wirtschaftsbereiche auch) Erschließung von Synergien und Potenzialen zwischen Ressourcenschonung und Gesundheit Keine Beeinträchtigung der Qualität der Versorgung Folie 2 © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
Warum der Blick auf den Bereich Gesundheit? D e r U B A- R e s s o u r c e n b e r i c h t ( 2 0 1 6 u n d ) 2 0 1 8 Gesundheit steht in Bezug auf Ressourcenkonsum an 6. Stelle der Bedarfsfelder Folie 3 © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
Der Gesundheitssektor im Gesundheitssystem Chemische Industrie Bausektor Lebensmittel- Gesundheitssektor Erzeugung Strom- und Brennstoffe Verwaltungs- dienstleistungen Immobilien- Gesundheitssystem verwaltung Handelsdienst- leistungen Folie 4 © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
Rohstoffkonsum (RMC) des Gesundheitssektors 2016: 107 Mio. Tonnen 5% des RMC von DE Rang 4 von 200 betrachteten Sektoren Berechnung auf Basis „EXIOBASE“- Datenbank Folie 5 © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
Vorleistungen des Gesundheitssektors als Treiber seines Rohstoffkonsums (2016) Folie 6 © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
Synergien mit Kostenstrukturen im Gesundheitssystem • Viele Positionen sind Personalkosten • Bereiche mit hohem Resourcenkonsum haben Ähnlichkeit mit Bereichen hoher Ausgaben • Arzneimittel stehen an zweiter Stelle der Ausgaben • (Baukosten sind nicht in Gesundheits-ausgaben enthalten) (Ausgaben 2016 für Vergleichbarkeit mit Ressourcenzahlen) Folie 7 © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
Prioritäre sektorale Handlungsfelder Aus der Zusammenschau von Rohstoffkonsummustern, Prioritäre sektorale Kostenstrukturen und Handlungsfelder Stakeholderstrukturen Herstellung von ergeben sich vier prioritäre Lebensmitteln Handlungsfelder für und Getränken Ressourcenschonung im Gesundheitssektor. Alle Wirtschafts- Gesundheitssystem (Ausschnitt) Zwei Handlungsfelder sind Teil sektoren des Gesundheitssystems: Herstellung von Herstellung von Arzneimitteln; Vorleistungen Gesundheitssektor Arzneimitteln und Patient/innen anderer Sektoren Medizinprodukten (Leistungserbringer) Herstellung von Medizinprodukten. Zwei weitere Handlungsfelder betreffen Zulieferungen von anderen Wirtschaftssektoren: Bausektor Bauen; Lebensmittel- und Getränkeversorgung. Folie 8 © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
H a n d l u n g s f e l d Ar z n e i m i t t e l : H i n t e r g r u n d Chemische Erzeugnisse verursachen mit 29,4 % den größten Anteil des Ressourcenkonsums des Gesundheitswesens (31,5 t). Genauer Anteil der Arzneimittel nicht dezidiert ermittelbar; Konsum steigt aber seit Jahren leicht an, ist aufgrund seiner Synergiepotenziale in Bezug auf Gesundheitsausgaben und Qualität der Versorgung von Interesse, denn: a) Arzneimittel bei Gesundheitsausgaben an 2. Stelle (knapp 27 %) , b) Über- und Fehlversorgung Apothekenmarkt 2019 gefährdet Qualität der Versorgung. Quelle: BAH (2020): Der Arzneimittelmarkt in Es bestehen Bestrebungen zur ressourcenschonenden Deutschland. Zahlen und Fakten 2019 (https://www.bah- bonn.de/de/publikationen/zahlen-fakten/) Herstellung und zur Reduktion des Bedarfs an Arzneimitteln in der Versorgung. Folie 9 © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
H a n d l u n g s f e l d Ar z n e i m i t t e l : Au s g e w ä h l t e Handlungsoptionen Produktion Versorgung Erforschung des Ressourcenkonsums von Ressourcenschonendes Verordnungs- und Arzneimitteln: → Wissensbasis Einnahmeverhalten Entwicklung ressourcenschonender Verordnung therapiegerechter Mengen Wirkstoffe und Herstellungsverfahren sowie ressourcenschonender und umweltverträglicher Wirkstoffe Förderung der Substitution begrenzt vorhandener oder umweltschädlicher Partizipative Entscheidungsfindung Stoffe und der Entwicklung biologisch Keine Verordnungen aufgrund von abbaubarer Wirkstoffe Erwartungshaltungen der Patient:innen Stärkung der Produktion in Deutschland Förderung der Wirksamkeit, Abfallreduktion Stärkung von Präventionsmaßnahmen zur Gut verständliche Packungsbeilagen Reduktion des Bedarfs an pharmakologischen Interventionen Anpassung von Verfallsdaten an tatsächliche Haltbarkeit Anreize Bereitstellung von „Starterpacks“ Folie 10 © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
Au s g e w ä h l t e ü b e r g r e i f e n d e H a n d l u n g s o p t i o n e n RESSOURCENSCHONUNG BEI ALLEN AKTEUREN FÖRDERUNG DER IMPLEMENTIERUNG DES GESUNDHEITSSEKTORS AUF DIE AGENDA RESSOURCENSCHONENDER MASSNAHMEN SETZEN Selbstverpflichtungen, Thematisierung der Ressourcenschonung auf Nachhaltigkeitsberichterstattung und einschlägigen Konferenzen für die Zielgruppe Umweltmanagementsystemen stärker nutzen Gesundheitssektor, Sensibilisierung der Zielgruppe Einführung von Siegeln und Labeln zur besseren Umwelt/Ressourcenpolitik für die Potenziale des Erkennbarkeit nachhaltiger Produkte Gesundheitssektors Überarbeitung des Vergaberechts, neben Aufgreifen des Themas durch Berufs- und Wirtschaftlichkeit auch Berücksichtigung von Branchenverbände in ihren Strategieprozessen, Umweltaspekten Information und Sensibilisierung der Mitglieder Institutionalisierung der Umweltschutz- und Förderung des internationalen Austauschs in der Ressourcenschonungskompetenz in Politik und in der Forschung (Bsp. Green Deal) Gesundheitseinrichtungen, Anpassung von INFORMATION, VERNETZUNG UND Dienstanweisungen QUALIFIZIERUNG Förderung der Prävention zur Verringerung des Förderung von Vernetzung und Bedarfs an kurativen und therapeutischen Erfahrungsaustausch, um Beispiele guter Praxis zu Leistungen verbreiten und zu verstetigen INITIIERUNG EINES RUNDEN TISCHS Schulungsangebote, zum Beispiel zum Gemeinsame Problem- und Zieldefinition „Durchrechnen“ von Roadmaps für verschiedene Handlungsfelder, Ressourceneffizienzmaßnahmen Integration in eine Gesamtstrategie, Wirkungsmonitoring Folie 11 © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
Viele Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontaktadresse Fragen? Anregungen? Name: Tanja Bratan Name: Katrin Ostertag Competence Center Competence Center Nachhaltigkeit Abteilung: Abteilung: Neue Technologien und Infrastruktursysteme Telefon: +49 721 6809 - 182 Telefon: +49 721 6809 - 116 Diskussionsbedarf? E-Mail: tanja.bratan@isi.fraunhofer.de E-Mail: katrin.ostertag@isi.fraunhofer.de Ostertag, K.; Bratan, T.; Gandenberger, C.; Hüsing, B.; Pfaff, M. (2021): Ressourcenschonung im Gesundheitssektor - Erschließung von Synergien zwischen den Politikfeldern Ressourcenschonung und Gesundheit. Im Auftrag des Umweltbundesamtes. TEXTE 15/2021 Verfügbar unter https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/ressourcenschonung-im-gesundheitssektor Folie 12 © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
An h a n g : S t e l l e n w e r t d e r R e s s o u r c e n s c h o n u n g i m Gesundheitssektor (Bsp. stationäre Einrichtungen) Ziel des Screenings war, den aktuellen Stellenwert des Themas Ressourcenschonung bei den wichtigsten Stakeholdergruppen im deutschen Gesundheitssystem festzustellen. Das Thema spielt für den Großteil der Stakeholderinnen und Stakeholder eine eher untergeordnete Rolle. Zwar bewerten sie Ressourcenschonung auf einer allgemeinen Ebene positiv, haben aufgrund anderer Prioritäten (zum Beispiel wirtschaftliche Zwänge, Zeitdruck, Personalengpässe) aber keinen Handlungsdruck, über den Status quo wesentlich hinauszugehen. Weiterhin sehen sie das Thema Ressourcenschonung gelegentlich im Konflikt mit einer qualitativ hochwertigen Versorgung, geltenden Hygienevorschriften oder wirtschaftlichen Anforderungen. Die Abbildung stellt Einfluss und Motivation verschiedener Stakeholdergruppen zur Ressourcenschonung vereinfacht dar. Folie 13 © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
An h a n g : W e i t e r e r F o r s c h u n g s b e d a r f Handlungsfelder vertiefen: Wirkungsanalyse: Welche der vorgeschlagenen Maßnahmen hätten welche Effekte in Bezug auf Ressourcen / Umwelt? Welche Rolle kann die Digitalisierung des Gesundheitswesens spielen? Prozesse: Wie ließen sich die Maßnahmen in die Prozesse im Gesundheitswesen integrieren? Zielkonflikte: Welche nicht-intendierten Folgen wären zu beachten? Zielgruppen: Welche Rolle spielen bspw. Apotheken, Pflege und ambulante Versorgung? Fokus auf weitere Umwelteffekte erweitern (u.a. Klima, Spurenstoffe) und Synergien identifizieren Folie 14 © Fraunhofer ISI „Arzneimittel und Ressourcenschonung – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?“
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