ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION MODUL FÜR MODERATOREN SEPTEMBER 2018 - KBV

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ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION
MODUL FÜR MODERATOREN
SEPTEMBER 2018
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                     3
   MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

INHALT
            ARBEITSZIELE                                                   4

            THEMENHINTERGRUND                                               5

            THEORETISCHE GRUNDLAGEN                                        6

            EMPFEHLUNGEN FÜR DIE ZIRKELMODERATION                          13

            UNTERSTÜTZENDE MATERIALIEN                                     21

            KURZVERSION                                                    29

            LINKS UND LITERATUR                                            31

            LITERATURVERZEICHNIS                                           32

            ANLAGEN: Präsentation Modul „Arzt-Patienten-Kommunikation“
                     Präsentation „Fallbeispiele“
                     (Download unter www.kbv.de/qz; Stichwort QZ-Module)

            Autoren:

            Steffi Biskupek-Kräker
            Stephan Gotsmich
            Ingrid Quasdorf

            Mitwirkung:

            Tomas Arato
            Jochen Gleißner
            Christoph Männel
            Jörg Pscherer
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        MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

ARBEITSZIELE
FÜR TUTOREN:                           FÜR MODERATOREN:                       FÜR TEILNEHMER:

> Der Tutor weiß um die Bedeutung      > Der Moderator verfügt über theore-   > Die Qualitätszirkel-Teilnehmer
der Arzt-Patienten-Kommunikation       tische Grundkenntnisse zum Ablauf      haben ihre Kommunikationskompe-
für eine erfolgreiche Patientenver-    von Kommunikationsprozessen und        tenz weiterentwickelt.
sorgung und kann sie Moderatoren       zu verschiedenen Kommunikations-
darstellen.                            modellen.                              > Sie haben verschiedene Modelle
                                                                              der Arzt-Patienten-Kommunikation
> Er besitzt Kenntnisse zu Grund-      > Er hat einen strukturierten Ab-      kennengelernt und können sie für
prinzipien und Methoden der            laufplan zur Durchführung einer        den Praxisalltag nutzen.
Kommunikation, insbesondere auch       Qualitätszirkelsitzung zum Thema
zu den Besonderheiten der Arzt-        Arzt-Patienten-Kommunikation er-       > Sie sind in der Lage, ihre Kommu-
Patienten-Kommunikation, und           halten und kann einen Zirkel danach    nikation situativ auf verschiedene
kann diese an Moderatoren ver-         moderieren.                            Patientengruppen einzustellen und
mitteln.                                                                      haben Sicherheit gewonnen.
                                       > Der Moderator kann die emp-
> Der Tutor verfügt mit dem Modul      fohlenen Medien und Instrumente        > Die Teilnehmer können eigene
über einen Leitfaden, mit dem das      für eine strukturierte Zirkelarbeit    Unsicherheiten in der Kommunikati-
Thema in Grundzügen mit Ärzten         nutzen.                                on erkennen und abbauen und einen
und Therapeuten im kollegialen                                                eigenen Stil entwickeln.
Austausch bearbeitet werden kann.      > Er kann mit den QZ-Teilnehmern
                                       interaktiv am Thema arbeiten.          > Die Rolle der Gesprächsführung
> Auf der Grundlage des hier vor-                                             im Praxisalltag ist erkannt.
liegenden Moduls kann er Moderato-
ren anleiten, einen Qualitätszirkel/
QZ zum Thema durchzuführen.
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         MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

THEMENHINTERGRUND
Kommunikation ist eine ärztliche/        Viele Informationen gibt der Patient    Darüber hinaus ist das Thema
psychotherapeutische Kernkompe-          bereits am Telefon oder am Empfang      Kommunikation in fast allen
tenz. Eine gute Kommunikation zwi-       an das Praxispersonal, also die         Themen-Modulen für Qualitätszir-
schen Arzt und Patient beeinflusst       Medizinischen Fachangestellten,         kel verankert (www.kbv.de/qz,
den Behandlungsverlauf und das Be-       weiter. Solche Informationen sind       QZ-Module). So geht es beispielswei-
handlungsergebnis positiv. Dagegen       notwendig, um zum Beispiel über         se bei einer Patientenfallkonferenz
können Kommunikationsprobleme            die Dringlichkeit der Behandlung        im Qualitätszirkel um die Erörterung
sowohl auf der Seite der Patienten       zu entscheiden, insbesondere in         von komplexen Patientenfällen und
als auch des Arztes zu Missver-          Notfallsituationen. Für einen rei-      die Weiterentwicklung der Behand-
ständnissen oder Unzufriedenheit         bungslosen Praxisablauf stellt daher    lungspraxis im kollegialen Dialog,
führen und im schlimmsten Fall           die interne Kommunikation im Team       dabei spielt die Analyse der Arzt-
die Patientensicherheit gefährden.       eine grundlegende Voraussetzung         Patienten-Beziehung eine wichtige
Eine sichere Gesundheitsversorgung       dar. Teambesprechungen sorgen da-       Rolle. Im Modul „Anwendung von
benötigt daher auch eine gelungene       für, dass jedes Praxismitglied seine    Coaching-Techniken“ steht die kol-
Kommunikation.                           Rolle in diesem Prozess kennt und       legiale Beratung im Mittelpunkt und
                                         wahrnimmt und über die für seine        im Modul „Suchtmittelgebrauch“
Um Patienten gut und sicher zu           Aufgaben notwendigen Informatio-        stellt die motivierende Gesprächs-
versorgen, bedarf es verschiedener       nen verfügt.                            führung das zentrale Element dar –
Kommunikationsprozesse. Dazu                                                     um nur einige Beispiele zu nennen.
zählt in erster Linie das Arzt-Patien-   Je nach Komplexität oder Schwere
ten-Gespräch, das Grundlage für die      der Erkrankung sind weitere Ärzte,
Anamnese, Diagnostik und Therapie        zum Beispiel im Krankenhaus, The-
oder Weiterbehandlung ist. Der Arzt      rapeuten, Pflegedienste oder andere
erhebt Informationen (Beschwerden,       Professionen in den Behandlungs-
Symptome, soziales Umfeld usw.)          prozess eines Patienten eingebun-
und vermittelt Informationen (Thera-     den. Eine klar definierte mündliche
pieansatz, Arzneimittelwirkungen,        oder schriftliche externe Kommuni-
Kontakt- und Selbsthilfestellen). Er     kation mit allen beteiligten Akteuren
erläutert sein Vorgehen. Zusätzlich      ist dabei eine wichtige Vorausset-
beraten Arzt und Praxispersonal          zung für den Behandlungserfolg.
die Patienten z.B. zu Fragen einer
gesunden Lebensführung oder zu           Qualitätszirkel bieten einen ge-
Präventionsangeboten. Dabei soll         schützten Raum, um Kommunikati-
der Arzt Empathie zeigen und eine        onsprozesse aus dem Arbeitsalltag
Beziehung zum Patienten aufbauen.        der Teilnehmer zu reflektieren und
Das Gespräch ist wichtige Vorausset-     so die Kommunikationskompetenz
zung für die Patientenadherence.         der Teilnehmenden weiterzuent-
                                         wickeln. Das hier vorliegende
Der Arzt hört zu, fragt nach, reflek-    Modul, das den Fokus auf das Arzt-
tiert, klärt auf, informiert, erklärt    Patienten-Gespräch legt, soll dabei
und motiviert. Studien belegen, dass     hilfreiche Unterstützung bieten. Es
ärztliche Überzeugungsarbeit die         versteht sich als Empfehlung und
Wirksamkeit einer Therapie steigern      kann frei ausgestaltet werden.
kann.
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THEORETISCHE GRUNDLAGEN
Die Kommunikation zwischen Arzt          zahlreiche Beispiele, die für die Zir-   nonverbale Kommunikation). Der
und Patient umfasst verschiedene         kelarbeit genutzt werden können.         Empfänger muss die Botschaft erfas-
Aspekte, die im Rahmen der Zirkel-                                                sen und entschlüsseln. Hilfreich ist
arbeit erörtert werden sollten und       Einen kompakten Überblick zu den         in diesem Kontext, sich das Vier-
die durch geeignete Instrumente          Grundlagen der Kommunikation             Ohren-Modell von Friedemann
unterstützt werden. Das sind zum         im medizinischen Alltag gibt zum         Schulz von Thun4 zu veranschauli-
Beispiel:                                Beispiel der von der Ärztekammer         chen.
                                         Nordrhein herausgegebene Leitfaden
> Aktives Zuhören                        für die Praxis.2                         DAS VIER-OHREN-MODELL

> Nachfragen                             Im Praxisalltag steht für die Arzt-      Was beinhaltet eine Botschaft und
                                         Patienten-Kommunikation nur eine         wie kommt sie an?
> Erläutern (Was mache ich?)             begrenzte Zeitressource zur Ver-
                                         fügung. Die nachfolgenden Tipps          Nach dem weithin in der Sozialpsy-
> Informieren (z.B. zu Medikation,       helfen, die Aufnahmefähigkeit des        chologie anerkannten „Vier-Ohren-
Lebensführung)                           Patienten und die Verständlichkeit       Modell“ von Friedemann Schulz von
                                         des Gesagten zu unterstützen.            Thun enthält jede Äußerung vier
> Gemeinsam Entscheidungen                                                        Botschaften, ob man will oder nicht:
treffen                                  7 TIPPS FÜR EINE GELUNGENE
                                         ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKA-                > eine Sachinformation (worüber ich
> Motivieren                             TION3                                      informiere)

> Patienten führen/lenken                Tipp 1: Nehmen Sie das Anliegen          > eine Selbstkundgabe (was ich von
                                         des Patienten ernst.                       mir zu erkennen gebe)
Schweickhardt und Fritzsche1
beschreiben die Ziele der ärztlichen     Tipp 2: Bauen Sie Ihre kommuni-          > einen Beziehungshinweis (was
Konsultation wie folgt:                  kative Kompetenz aus.                      ich von dir halte und wie ich zu dir
                                                                                    stehe)
1. Aufbau einer guten Arbeits-           Tipp 3: Sorgen Sie für Verständ-
beziehung                                lichkeit.                                > einen Appell (was ich bei dir
                                                                                    erreichen möchte)
2. Präzise Definition des Patien-        Tipp 4: Erwerben Sie Frage-
tenproblems durch Austausch von          kompetenz.                               Friedemann Schulz von Thun hat
Informationen über Gründe der Kon-                                                daher 1981 die vier Seiten einer
sultation, Ursache für die dargestell-   Tipp 5: Kommunizieren Sie                Äußerung als Quadrat dargestellt
ten Beschwerden, Kennenlernen der        respektvoll und geduldig.                und dementsprechend dem Sender
Belastungen durch die Erkrankung                                                  „vier Schnäbel“ und dem Empfänger
und die konkreten Ziele der Konsul-      Tipp 6: Beteiligen Sie den Patien- 		    „vier Ohren“ zugeordnet.
tation                                   ten an der Entscheidung.

3. Verbesserung der Kompetenz des        Tipp 7: Die Wahrnehmungsbrille
Patienten durch Information und          des Patienten aufsetzen.
Beratung
                                         Gute Kommunikation und Kommu-
4. Treffen medizinischer Entschei-       nikationstechniken sind zentrale
dungen mit dem Patienten                 Elemente für den Erfolg der Arzt-
                                         Patienten-Beziehung. Jede Kommu-
5. Sicherung der Compliance und          nikation beginnt mit einem Gedan-
Angebot von emotionaler Unterstüt-       ken, den der Betreffende in eine
zung in belastenden Situationen          hör- und sichtbare kommunizierbare
In dieser Publikation finden sich        Botschaft transformiert (verbale und
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         MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

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                                        Selbstkundgabe

                                                                     Appellseite
             SENDER                                                                         EMPFÄNGER

                                                     Beziehungsebene

Abbildung: Vier Seiten einer Nachricht (eigene Abbildung KBV)

Dazu einige Beispiele:

Beispiel 1: „Das Essen schmeckt       Selbstkundgabe                               Beispiel 3: „Sie klagen über
aber heute lecker.“                   Selbstoffenbarung des Patienten:             Husten. Rauchen Sie?“
                                      „Ich kann mir nicht allein helfen.“
Interpretation des Empfängers:                                                     Sachebene
a) Schmeckt das Essen sonst nicht?    Wenn jemand etwas von sich gibt,             Die Frage ist Teil der Anamnese.
b) Es wird ein Kompliment gemacht,    gibt er auch etwas von sich. Jede            Rauchen könnte eine Ursache des
was will man dafür?                   Äußerung enthält auch eine Selbst-           Hustens sein.
c) Es ist schön, dass sich der Auf-   kundgabe, implizit oder explizit
wand zu kochen gelohnt hat.           als „Ich-Botschaft“. Der Empfänger           Selbstkundgabe
                                      hört mit dem Selbstkundgabe-Ohr:             Ich arbeite gewissenhaft und ziehe
Sachebene                             Was sagt mir das über den Anderen?           alle Krankheitsursachen in Betracht.
Der Geschmack des Essens ist gut.     Was ist das für einer? Wie ist er
                                      gestimmt?                                    Beziehungsebene
Selbstkungabe des Senders                                                          Der Sender (Arzt) möchte dem
Das Essen schmeckt ihm.               Beziehungsebene                              Empfänger (Patient) helfen.
                                      Der Patient vertraut sich dem Arzt
Beziehungsebene                       an. Er vertraut darauf, dass er ihm          Appellseite
Das Thema Essen als Gemeinsam-        helfen kann.                                 Der Empfänger interpretiert: „Hören
keit zwischen Sender und Empfäger                                                  Sie auf zu rauchen!“
und als Anknüpfungspunkt für eine     Durch die Art und Weise, wie
weitere Kommunikation.                jemand angesprochen wird (Formu-             Der Qualitätszirkel kann praxisbe-
                                      lierung, Tonfall, Begleitmimik), gibt        zogene Beispiele kurz auf diese vier
Appellebene könnte sein               der Äußernde auch zu erkennen, wie           Aspekte hin analysieren (siehe auch
„Es schmeckt, ich möchte mehr         er zu dem Angesprochenem steht.              Präsentation „Fallbeispiele“).
davon.“ Oder: „Ich möchte dir ein     In jeder Äußerung steckt somit auch
Kompliment machen.“                   ein Beziehungshinweis. Aufgrund
                                      dieses „Beziehungs-Ohres“ kann der
Beispiel 2: „Herr Doktor, mir geht    Empfänger entscheiden: „Wie fühle
es schlecht.“                         ich mich behandelt durch die Art, in
                                      der der Andere mit mir spricht? Was
Der einfache Satz des Patienten       hält der Andere von mir und wie
beinhaltet demzufolge vier Bot-       steht er zu mir?“
schaften:
                                      Appellseite
Sachebene                             Der Patient möchte, dass der Arzt
Der Fakt: Dem Patienten geht es       etwas tut/ihm hilft.
schlecht. Hier steht die Sachinfor-
mation im Vordergrund. Es geht um     Wenn jemand das Wort ergreift und
Daten, Fakten, Sachverhalte.          es an jemanden richtet, will er in der
                                      Regel auch etwas bewirken. Hier der
                                      Appell des Patienten: „Helfen Sie
                                      mir!“
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         MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

Was bei meinem Gegenüber                Man könnte auch hierzu eine Übung        4. Ablenken
ankommt, ist von verschiedenen          machen, also: Wann sind Sie schon
Faktoren abhängig, z.B. von seiner      mal getröstet worden? Gab es dabei       Ablenken ist eine Reaktionsweise
Erwartungshaltung mir gegenüber,        unangenehme Empfindungen? Was            zur Konfliktvermeidung. Sie verhin-
seiner emotionalen Situation (Angst,    wäre besser gewesen, was hätten Sie      dert jedoch eine Problemlösung und
Vertrauen, Stimmung, Persönlich-        sich gewünscht?                          wirkt auf die Betroffenen im Sinne
keitsbesonderheit), seinen Erfahrun-                                             des Nicht-ernst-genommen-Werdens,
gen mit ähnlichen Situationen und       2. Drohen und Anklagen                   des Veralbert-Werdens.
vielem mehr. All das bezieht sich auf
den emotional bestimmten Bezie-         Eine Drohung und/oder eine Ankla-        Wie reagieren Sie auf Ablenkungs-
hungsaspekt der Kommunikation,          ge betonen den komplementären            manöver? In welcher Situation ist
in den auch nonverbale Aspekte          Aspekt der Gesprächssituation und        Ablenkung angemessen? Alle diese
einfließen.                             bewirken im Regelfall den Rückzug.       Unterpunkte könnte man noch
                                        Trotzdem gibt es sehr viele subti-       ausführlicher beschreiben oder er-
Die italienische Familientherapeutin    le Formen des Drohens, auch im           läutern bzw. man müsste auch noch
Virginia Satir hat vier negative Kom-   medizinischen Kontext. „Wenn Sie         einmal etwas anderes formulieren.
munikationsarten5 genannt und           nicht aufhören zu rauchen, werden
beschrieben, die es für eine gelin-     Sie an Lungenkrebs sterben.“ Dies        Mit ihren „Fünf Freiheiten“ hat
gende Kommunikation zu vermeiden        ist sicher statistisch unterlegt, im     Virginia Satir6 Hinweise entwickelt,
gilt. Das sind:                         Einzelfall nicht immer gültig, be-       die den Menschen in Gesprächen
                                        wirkt aber immer eine Störung in der     mehr Authentizität und mehr Wohl-
> Trösten und Beschwichtigen            Gesprächsführung, insbesondere auf       befinden verschaffen.
                                        der Beziehungsebene.
> Drohen und Anklagen                                                            > Zu sehen und zu hören, was in
                                        „Wenn Sie aufhören würden zu             mir ist und mit mir ist und nicht,
> Rationalisieren                       rauchen, leben sie länger.“ unter-       was dort sein sollte, dort war oder
                                        bricht den Beziehungsfaden nicht         vielleicht sein könnte!
> Ablenken                              und könnte im positiven Fall den
                                        Patienten dazu bewegen, über die         > Zu sagen, was ich fühle und denke
1. Trösten und Beschwichtigen           Gründe fürs Rauchen nachzuden-           und nicht, was ich sagen sollte!
                                        ken. Es gibt sicher Patienten, die nur
Auf den ersten Blick wirkt Trösten      mit Nachdruck zu bewegen sind.           > Zu fühlen, was ich fühle und nicht
zutiefst menschlich. Und natürlich      Trotzdem ist eine Drohung eine           das, was ich fühlen sollte!
sollte die Arzt-Patient-Beziehung von   Beziehungsbelastung.
Empathie, dem Mitfühlen für die                                                  > Zu fragen, was ich möchte und
Situation des anderen getragen sein.    Haben Sie schon einmal einem Pa-         nicht warten, warten, warten auf
                                        tienten gedroht? Wie hat der Patient     Erlaubnis!
Der Patient kommt jedoch mit einem      darauf reagiert? Wie reagieren Sie
Problem, welches gelöst oder be-        selbst auf Drohungen?                    > Zu wagen, was mich reizt, statt
handelt werden soll und dieses wird                                              immer nur Sicherheit zu wählen!
beim Trösten nicht mehr beachtet.       3. Rationalisieren
                                                                                 Eine wichtige Kommunikations-
Insofern können Sätze, wie „Das         In der Psychoanalyse ist Rationali-      technik ist das aktive Zuhören.
wird schon wieder.“ oder „Ich kann      sieren ein Mechanismus zur Abwehr        Diese Technik wird zum Beispiel im
verstehen, wie es Ihnen geht.“          von Emotionalität. Also ein Mecha-       „Kursbuch ärztliche Kommunikati-
durchaus als Abwertung oder Nicht-      nismus, um Gefühle nicht wahrzu-         on“ (Schweickhardt/Fritsche 2009)
ernst-nehmen des Problems durch         nehmen. Sicher sind medizinische         ausführlich beschrieben. Techniken
den Patienten empfunden werden.         Entscheidungen logisch und auf           des aktiven Zuhörens sind:
Es wirkt wie „Abwählen des              rationale Gründe zurückzuführen.
Themas“ oder auch „ Nehmen Sie          Insbesondere die Angst des Patienten     > Ausreden lassen
sich nicht so wichtig.“                 darf aber nicht unbeachtet bleiben.
                                                                                 > Offene Fragen stellen
                                        Benutzen Sie Rationalisierungen?
                                        Wer in Ihrem Umfeld reagiert             > Nachfragen
                                        negativ, wer positiv darauf?
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                                    9
        MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

> Abwägen                              Aktiv Zuhören meint, sich für das      verstanden hat. Er verbalisiert an-
                                       Verstehen und die Kontaktaufnahme      schließend das Gefühl des Patien-
> Pausen machen                        zum Partner einen Moment mehr          ten, welches er hinter dem Gesagten
                                       Zeit zu nehmen, um dann besser         vermutet oder verstanden hat. Damit
> Ermutigen zur Weiterrede             handeln zu können.                     kommt das Gespräch in Gang.

> Paraphrasieren                       4 SCHRITTE DES AKTIVEN                 3. Bewerten
                                       ZUHÖRENS
> Spiegeln von Emotionen                                                      Dieser Vorgang passiert automa-
                                       1. Wahrnehmung:                        tisch. Alles, was wir hören, wird von
Aktives Zuhören beeinflusst das        Signale zum Gespräch geben             uns bewertet und von uns dahinge-
Behandlungsergebnis, insbesondere                                             hend analysiert, ob das Gesagte un-
z.B. die Therapietreue und die Mit-    Zu Beginn stehen einfache Signale,     serer Meinung entspricht. Besonders
wirkung des Patienten. Wichtig ist,    die den Patienten zum Gespräch         hier sind Rückfragen wichtig, um
den Patienten nicht bereits nach       auffordern, wie zum Beispiel:          Missverständnisse zu eliminieren.
20 Sekunden zu unterbrechen, bei
einer Kommunikationsdauer unter        > Was führt Sie zu mir?                4. Reaktion
30 Sekunden besteht das Risiko
eines Informationsgaps.                > Womit kann ich helfen?               Im vierten Schritt wird die Tech-
                                                                              nik des Verbalisierens fortgesetzt.
„Die Natur hat uns nur einen Mund,     2. Verstehen                           Hypothesen oder Absichten sollen
aber zwei Ohren gegeben, was                                                  bewusst gemacht werden. Hier liegt
darauf hindeutet, dass wir weniger     Beim Verstehen wird das Gehörte        der Schwerpunkt auf der nonver-
sprechen und mehr zuhören sollten.“    vom Zuhörer aufgenommen. Der           balen Reaktion. In Mimik, Gestik
(Zenon von Elea, griechischer Philo-   zweite Schritt ist daher das Para-     und auch durch Blickkontakt kann
soph, 430-490 J. v. Chr.)              phrasieren und/oder Verbalisieren.     geschaut werden, wie der Kontakt
                                       Der Arzt fasst das Gesagte in seinen   zum Patienten ist.
Um Handeln zu können, muss man         Worten zusammen. Er stellt damit
zunächst verstehen, worum es geht.     sicher, dass der Patient das Gesagte

Beispiele:

  PATIENT ÄUSSERT:                       ARZT PARAPHRASIERT:                   ARZT VERBALISIERT:

  Mir ist immer so schwindlig.           Wenn Sie vom Liegen aufstehen,        Das macht Ihnen Sorge.
                                         wird Ihnen drehend.

  Von den Tabletten wird mir übel.       Wenn Sie die Tabletten nehmen,        Das wird Sie mürbe machen.
                                         müssen Sie erbrechen.

Paul Watzlawick darf mit Sicherheit    Fünf Axiome der Kommunikation          4. Kommunikation bedient sich
als der „Urvater“ der Kommunika-       nach Paul Watzlawick                   analoger und digitaler Modalitäten.
tionsforschung betrachtet werden.      (Jörg Pscherer)
Seine 5 Axiome, also Grundregeln                                              5. Kommunikation ist symmetrisch
der zwischenmenschlichen Kom-          1. Man kann nicht nicht                oder komplementär.
munikation7, hat er in verschiede-     kommunizieren!
nen wissenschaftlichen als auch
populärwissenschaftlichen Publi-       2. Jede Kommunikation hat einen In-
kationen veröffentlicht. Sie stellen   halts- und einen Beziehungsaspekt.
eine weitere theoretische Grundlage
für die Reflexion von Kommunikati-     3. Kommunikation ist immer
onsprozessen im Qualitätszirkel dar:   Ursache und Wirkung.
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                                    10
         MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

Ad 1)                                  > Beispiel: „Sie haben sich nicht       Zu den schwierigen Gesprächen
Man kann nicht nicht kommuni-          dran gehalten!“ - „Sie haben es mir     im Behandlungsalltag gehört das
zieren, denn jede Kommunikation        nicht gut erklärt!“                     Überbringen schlechter Nachrichten.
(nicht nur mit Worten) ist Verhalten                                           Für Ärzte bedeutet das oftmals eine
und genauso wie man sich nicht         Ad 4)                                   Belastungssituation mit erhöhtem
nicht verhalten kann, kann man         Menschliche Kommunikation               Stresslevel. Die gemeinsame Analyse
nicht nicht kommunizieren.             bedient sich digitaler (verbaler)       von Beispielfällen aus den Praxen
                                       und analoger (non-verbaler, nicht-      der Zirkelteilnehmer kann zu mehr
> Jedes Verhalten in einer kommuni-    sprachlicher) Modalitäten (Aus-         Sicherheit in diesen Situationen
kativen Situation ist Ausdruck einer   drucksmittel).                          führen. Grundlage dafür kann das
Mitteilung (Tonfall, Sprechtempo,                                              nachfolgende theoretische Modell
Pausen, Körpersprache).                > Digital: der Inhaltsaspekt einer      sein:
                                       Nachricht; Wissensübermittlung
> Beispiel: Dr. Muster schaut im                                               Das SPIKES-Modell
Patientengespräch permanent aus        > Analog: Beziehungsaspekt einer        (Jochen Gleißner)
dem Fenster.                           Nachricht (der archaische Teil der
                                       Kommunikation), ist mehrdeutig,         Hilfreich bei schwierigen Gesprä-
Ad 2)                                  wird interpretiert.                     chen („breaking bad news“) kann
Jede Kommunikation hat einen In-                                               die Orientierung am sogenannten
halts- und einen Beziehungsaspekt,     > Ursachen für Störungen: Digitale      SPIKES-Protokoll sein, das die
wobei letzterer den ersten bestimmt.   und analoge “Botschaften“ klaffen       verschiedenen Aspekte bei der
                                       auseinander.                            Aufklärung in vier Zielen gut zusam-
> Der Inhaltsaspekt vermittelt die                                             menfasst.
“sachliche” Information. Der Bezie-    > Beispiel: “Sie haben meine ärzt-
hungsaspekt vermittelt die Botschaft   lichen Empfehlungen aber wirklich       1. Das Sammeln von Informationen
über das Verhältnis der Kommunika-     gut umgesetzt!”                         über den aktuellen Wissensstand
tionspartner zueinander.                                                       der Patienten
                                       Ad 5)
> Ursachen für Störungen: Der          Zwischenmenschliche Kommunika-          2. Die Mitteilung der medizinischen
Inhaltsaspekt vermittelt scheinbar     tionsabläufe sind entweder symme-       Fakten in Abhängigkeit von den Pati-
sachliche Botschaften, während der     trisch oder komplementär, je nach-      entenbedürfnissen
Beziehungsaspekt deutliche Ableh-      dem, ob die Beziehung zwischen
nung des Partners übermittelt.         den Partnern auf Gleichgewicht oder     3. Das Signalisieren von Unterstüt-
                                       Unterschiedlichkeit beruht.             zung
> Beispiel: “Haben Sie sich eigent-
lich an meine Verschreibung gehal-     > Symmetrische Kommunikation            4. Die Entwicklung eines Behand-
ten?”                                  entsteht bei gleichstarken Partnern:    lungsplanes
                                       Streben nach Gleichgewicht und
Ad 3)                                  Verminderung von Unterschieden.         Das Modell empfiehlt folgendes
Die Natur einer Beziehung ist durch    Komplementäre Kommunikation             Vorgehen:
die Interpunktion der Kommuni-         entsteht bei ungleich starken Part-
kationsabläufe seitens der Partner     nern: Es gibt eine inferiore und eine   1. Setting (Vorbereitung des Ge-
bedingt.                               superiore Position; Partner ergänzen    sprächs)
                                       sich in ihrem Verhalten.
> Verhaltensketten in der Kommu-                                               Damit ein Gespräch von Anfang an
nikation können unterschiedlich        > Ursachen für Störungen: Symme-        positiv verlaufen kann, sollten Sie es
interpretiert werden.                  trischen Eskalation: Beide Partner      innerlich kurz reflektieren und seine
                                       wollen sich gegenseitig zeigen, dass    Aufgabe durchdenken:
> Ursachen für Störungen: Es           sie die superiore Position haben.
werden unterschiedliche Interpunk-     Komplementarität wird als Über-/        > Gesprächsvorbereitung mittels
tionspunkte von den Gesprächspart-     Unterlegenheit gesehen.                 Akte
nern gesetzt. Das Ursache-Wirkungs-
gefüge wird verschieden gesehen.       > Beispiel: Dr. Muster und die Pati-    > ungestörte und angepasste Ge-
                                       entin streiten sich darüber, wer es     sprächssituation herstellen (Räum-
                                       besser weiß.                            lichkeit)
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                                  11
         MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

> freundliche Begrüßung (Hand-         4. Knowledge (Wissen stärken und        einerseits die Kontaktaufnahme zu
schlag, evtl. andeutungsweise Geste    Informationen vermitteln)               einer Person durch das Pacing, um
zum Arm)                                                                       sie dann in eine gewünschte Rich-
                                       Sie sollten möglichst keine medizi-     tung führen zu können (Leading).
> Gesprächsposition sitzend und auf    nischen Fachausdrücke benutzen,         Beim Pacing (englisch: Schritt hal-
gleicher Augenhöhe (Augenkontakt)      einfach und verständlich informie-      ten) werden nonverbale Informatio-
                                       ren und kontrollieren, ob der Patient   nen des Patienten aufgegriffen und
> Ansprache mit Namen                  Sie versteht.                           „gedoubelt“ z.B. in:

2. Perception of the Illness (Fest-    5. Emotions (Reaktion auf die Emo-      > Körpersprache: Angleichen der
stellung der Sicht des Patienten auf   tionen des Patienten)                   Haltung, Gestik und Atemfrequenz
seine Krankheit)
                                       Die Gefühle des Patienten sollten auf   > Mimik: Angleichen des Gesichts-
Zunächst sollten Sie versuchen, die    jeden Fall einbezogen werden. Wenn      ausdrucks
Sicht des Patienten kennenzulernen.    Emotionen berücksichtigt werden,
Dafür können Sie bestimmte Techni-     können Informationen auch aufge-        > Stimme: Angleichen der Stimmla-
ken, wie zum Beispiel die Wiederho-    nommen werden. Eine wesentliche         ge, der Lautstärke und der Sprechge-
lung des Gesagten (Paraphrasieren)     Voraussetzung für den Umgang            schwindigkeit
einsetzen.                             mit Gefühlen ist ein empathisches
                                       Verhalten.                              > Sprache: Verwendung ähnlicher
Sie sollten auch das Verständnisni-                                            Wörter
veau und das Vokabular des Patien-     > Verständnis für Ängste
ten beachten und versuchen, dessen                                             Dieses Aufgreifen nonverbaler
Sprache zu sprechen.                   > Verständnis für Scham                 Informationen wird vom Patienten
                                                                               als „Verstandenwerden“ empfunden,
> Was stört Sie am meisten?            > Verständnis für Abwehr                Vertrauen kann darüber hergestellt
                                                                               werden. Im NLP wird dies als „Rap-
> Mit eigenen Worten wiederholen,      > Verständnis für Verweigerung          port“ bezeichnet.
was der Patient gesagt hat:
„… müssen nachts mehrfach zur          6. Strategy and Summary (Zusam-         Beim Leading werden dann die
Toilette?!......“                      menfassung des Wissenstandes)           zu vermittelnden Informationen
                                                                               angekoppelt, sodass eine Lenkung
> keine Fachterminologie               > Diagnosemitteilung nur durch den      in eine bestimmte Richtung erfolgen
                                       Arzt                                    kann.
3. Invitation (Einladung zur Mittei-
lung von Informationen)                > Therapieplan idealerweise ge-         Informationen zur Methode „Pacing
                                       meinsam mit Praxispersonal und          and Leading“ finden sich z.B. unter
Bevor Sie die medizinischen Infor-     Patienten festlegen                     www.nlp-erlernen.de/techniken/
mationen mitteilen, sollten Sie ver-                                           pacing-und-leading/.
suchen zu ermitteln, was der Patient   Das Besprechen des weiteren Vor-
erfahren will. Der Patient hat auch    gehens kann für manche Patienten        Besondere Anforderungen an die
das Recht, nicht alles genau wissen    einen Ausblick auf Therapie geben       Arzt-Patienten-Kommunikation
zu wollen beziehungsweise zu einem     und damit Hoffnung vermitteln.          bestehen bei komplexen Versor-
späteren Zeitpunkt, wenn er zu einer   Einige Patienten sind nach der          gungssituationen, so zum Beispiel
Aufnahme eher bereit ist.              Diagnosemitteilung jedoch nicht         bei multimorbiden Patienten. In der
                                       mehr aufnahmefähig und brauchen         2017 veröffentlichten S3-Leitlinie
> Beispiel:                            lediglich die Aussicht auf weitere      Multimorbidität der DEGAM heißt es
Anatomie, Hilfsmittel, Untersu-        ausführliche Gespräche zur Thera-       dazu: „Gespräche sind das Kern-
chungsmethoden erklären                pieplanung.                             element der hausärztlichen Betreu-
(CT, MRT, Port, Chemotherapie usw.)                                            ung von multimorbiden Patienten,
                                       Pacing and Leading                      …“. Die Leitlinie gibt Tipps für die
> Akzeptieren, wenn der Patient                                                Gesprächsführung, Beratung und
keine Details wissen will!             Pacing and Leading sind Techni-         Aufklärung von Patienten und Ange-
                                       ken aus dem Neurolinguistischen         hörigen.
                                       Programmieren (NLP). Das Ziel ist
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                                  12
         MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

Ein Kernelement ärztlicher Kommu-      Ambivalenz ist gesund und omni-        4. Umformulieren (reframing):
nikation zur Förderung der Verände-    präsent.                               Aussagen zusammenfassend wie-
rungsbereitschaft und Unterstützung                                           dergeben, aber inhaltlich andere
von Verhaltensänderungsprozessen       Stufenmodell der Veränderung nach      Schwerpunkte setzen und/oder
ist die Motivierende Gesprächsfüh-     DiClemente und Prochaska               Informationen über Zusammenhän-
rung oder auch Motivational Inter-                                            ge ergänzen (didaktischer Nutzen).
viewing (MI), so zum Beispiel bei      1. Absichtslosigkeit/Sorglosigkeit
Patienten mit Suchterkrankungen,       (Precontemplation)                     5. Betonung der persönlichen
Übergewicht usw. Im Wesentlichen                                              Wahlfreiheit und Verantwortung
geht es darum, in personenzent-        2. Absichtsbildung/Bewusstwerdung      des Klienten. Der Klient soll für eine
rierter, partnerschaftlicher Haltung   (Contemplation)                        Veränderung argumentieren. Bei
durch geeignete Gesprächsführung                                              Widerstand keine Gegenargumente,
veränderungsbezogene Äußerungen        3. Vorbereitung (Preparation)          sondern versuchen den Widerstand
(Change-Talk) der Patientinnen und                                            „umzulenken“.
Patienten hervorzulocken und so        4. Handlung (Action)
deren intrinsische Motivation und                                             Grundregeln für eine gelungene
Selbstwirksamkeitserwartung bzgl.      5. Aufrechterhaltung (Maintenance)     Kommunikation sind auch von der
einer Verhaltensänderung zu stärken                                           Gesellschaft für Qualitätsmanage-
(siehe hierzu Qualitätszirkel-Modul    Der Klient kann nur dort abgeholt      ment in der Gesundheitsversorgung
„Suchtmittelgebrauch“ unter            werden, wo er steht!                   e. V. (GQMG) formuliert worden,
www.kbv.de/qz).                                                               die als Arbeitshilfen für den Arzt in
                                       Techniken des Motivational Inter-      Pocketversionen zur Verfügung ste-
Kommunikation in Anlehnung an          viewings                               hen und für die Zirkelarbeit genutzt
Motivational Interviewing (MI) nach    OARS (engl. Ruder):                    werden können.
Miller und Rollnick
(Tomas Arato)                          > offene Fragen (open-ended            Sinnvoll kann es sein, die mündliche
                                       questions)                             Kommunikation in der Praxis durch
Grundsätzlich ist die Haltung des                                             schriftliche Patienteninformationen
Arztes/Behandlers/Therapeuten/         > Bestätigung (affirmation)            oder Entscheidungshilfen (siehe
Beraters (auch zu sich selbst) aus-                                           hierzu auch Modul „Evidenzbasierte
schlaggebend für eine gelungene        > aktives Zuhören – Rückmeldun-        Patienteninformationen“ unter
Kommunikation.                         gen geben (reflective listening)       www.kbv.de/qz) zu ergänzen.

Beim Motivational Interviewing         > Zusammenfassen (summarizing)         Weitere Kommunikationsmodelle,
orientiert man sich nach Carl Rogers                                          die Arbeitsgrundlage im Qualitäts-
an der Haltung. Demnach trägt der      Der Umgang mit Widerständen ist        zirkel sein können, sind unter an-
Klient alle Voraussetzungen für eine   im besonderen Fokus und liegt in       derem das SACCIA-Modell der fünf
Änderung und Heilung in und bei        der Verantwortung des Therapeuten.     Kernkompetenzen für eine sichere
sich. Die Aufgabe des Therapeuten      Der Behandler fördert gezielt das      Kommunikation im Gesundheits-
ist, ihm dabei zu helfen, den Weg zu   Sprechen über Veränderung und          wesen oder das TALK-Modell nach
diesen Ressourcen zu finden. Dabei     Veränderungsmotivation, ohne diese     Neuberger.
wird der Klient angenommen so wie      selbst zu fordern:
er ist! Kommunikation findet auf
Augenhöhe statt.                       1. Einfache Rückmeldung: Die
                                       Gefühle des Klienten benennen und
Beim Motivational Interviewing wird    anerkennen.
aufbauend auf dieser Haltung durch
Techniken in der Kommunikation         2. Doppelte Rückmeldung: Beide
auf die Akzeptanz und die wert-        Seiten der Ambivalenz einbeziehen
schätzende Rückmeldung geachtet,       (einerseits/andererseits/ Cave: Iro-
die auf die Ambivalenz des Klienten    nie/Sarkasmus).
in Bezug auf Veränderung fokus-
siert.                                 3. Fokus verlagern/verändern: Vom
                                       aktuellen Widerstand auf andere
                                       Aspekte.
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                                 13
         MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

EMPFEHLUNGEN FÜR DIE ZIRKELMODERATION
DATEN UND INFORMATIONS-                 finden sich im Modul bzw. in den       > Bereitschaft zum Austausch erleb-
BESCHAFFUNG                             Präsentationen, weitere können z.B.    ter kritischer Kommunikationssitua-
                                        unter YouTube recherchiert werden.     tionen
Die Beschaffung von Daten und
zusätzlichen Informationen ist für      SETTING                                Für die Durchführung der Sitzung ist
das Thema eher zweitrangig. Das                                                es hilfreich, wenn sich die Teilneh-
Üben und der kollegiale Austausch       Für die Durchführung eines             merinnen und Teilnehmer vorbe-
darüber stehen an erster Stelle. Für    Qualitätszirkels zur Arzt-Patienten-   reiten, indem sie sich an schwierige
die Bearbeitung des Themas im Qua-      Kommunikation wird das folgende        Kommunikationssituationen mit
litätszirkel kann die bereitgestellte   Setting empfohlen:                     Patienten erinnern und diese
Präsentation genutzt werden.                                                   Beispiele in die Sitzung mitbringen.
Ergänzende Unterstützung bieten         > Zirkelart: geschlossener Zirkel,     Um die Teilnehmenden darüber zu
die Patienteninformationen des          10-15 Teilnehmer                       informieren, können Sie das Muster-
Ärztlichen Zentrums für Qualität                                               Einladungsschreiben (Arbeitsblatt 3)
in der Medizin (ÄZQ) unter              > Vertraulichkeit                      nutzen.
www.patienten-information.de
oder die Kommunikationshilfen der       > gleiche oder verschiedene Fach-      Die Moderation der 120-minütigen
GQMG unter www.gqmg.de.                 gruppen                                Zirkelsitzung gliedert sich in drei
                                                                               Phasen. Zusätzlich finden Sie einen
Zur Demonstration von Beispielen        > aktive Mitgestaltung und Beteili-    Vorschlag für zwei weitere Phasen
können Videoaufnahmen genutzt           gung durch die Teilnehmer              als Ergänzung bzw. Alternative.
werden. Einige Beispiele dafür

  Phase             EINFÜHRUNG
     A              ZEITBEDARF: 30 MINUTEN

SCHRITT 1           Stellen Sie die theoretischen Grundlagen einer erfolgreichen Kommunikation kurz dar, ggf.
                    mithilfe der Präsentation.

                    Empfohlene Moderationsmedien:
                    Präsentation „Arzt-Patienten-Kommunikation“

                    Methodische Hinweise:
                    Achten Sie darauf, dass nur ein knapper Input zur Kommunikationstheorie vorgetragen wird. Es
                    ist nicht Ziel, einen vollständigen/erschöpfenden Wissensinput zu geben.

SCHRITT 2           Stellen Sie zunächst das Vier-Ohren-Modell nach Schulz von Thun vor:

                    >   Sachebene
                    >   Appellebene
                    >   Beziehungsebene
                    >   Selbstoffenbarungsebene

                    Weisen Sie darauf hin, dass die Aspekte bei Sender und Empfänger unterschiedlich interpre-
                    tiert werden können und es hierdurch zu Störungen der Kommunikation kommen kann.
                    Beispielhaft können Sie in einem weiteren Schritt ein geeignetes Video zeigen. Stoppen Sie
                    es an selbst gewählten Stellen und lassen Sie die Teilnehmer die Situationen den Ebenen bei
                    Sender und Empfänger zuordnen.
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                              14
      MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

               Empfohlene Moderationsmedien:
               Präsentation „Arzt-Patienten-Kommunikation“, Video, Moderationsplakat/MP 1: Vier-Ohren-
               Modell

               Methodische Hinweise:
               Sie können das Moderationsplakat 1 nutzen, um mit den Teilnehmern einige Beispiele in Bezug
               auf die jeweiligen Seiten der Kommunikation hin zu analysieren, z.B. anhand eines „Schmeich-
               lers“ oder eines Arzthopping-Patienten. Das Beispiel wird nach den Schritten des Moderations-
               plakats bearbeitet.

               Bei Verwendung eines Videos sehen Sie es sich bitte vorher an und überlegen Sie sich typische
               Stellen für die Diskussion.

SCHRITT 3      Geben Sie nun einen kurzen Überblick zu den Techniken des aktiven Zuhörens:

               >   Ausreden lassen
               >   Fragetechniken
               >   Pausen machen
               >   Ermutigung zur Weiterrede
               >   Echoing
               >   Paraphrasieren
               >   Zusammenfassen der Inhalte
               >   Spiegeln von Emotionen

               Empfohlene Moderationsmedien:
               Präsentation „Arzt-Patienten-Kommunikation“

               Methodische Hinweise:
               Siehe hierzu z.B. Kursbuch ärztliche Kommunikation.

SCHRITT 4      Kurzeinführung zu den Grundgedanken von Pacing and Leading. Erläutern Sie kurz die zwei
               Schritte dieser Technik:

               > Pacing (Schritt halten):
               Angleichen an Verhalten des Gesprächspartners (Körpersprache, Mimik, Stimme, Sprache usw.)
               > Leading (Führen):
               Übernahme der Gesprächsinitiative zur konstruktiven Gesprächslenkung

               Empfohlene Moderationsmedien:
               Präsentation „Arzt-Patienten-Kommunikation“ oder Lesearbeit

               Methodische Hinweise:
               Die Methode kann z.B. anhand eines Patienten mit der Meinung: „Mir kann keiner helfen.“,
               eines Patienten mit vorgeschobenem Notfall, eines bescheidenen Patienten oder des Konflikts
               zwischen erforderlicher Befundbesprechung vs. neuen Beschwerden des Patienten durch Bear-
               beitung nach den Schritten des Moderationsplakats vorgestellt werden.

               Stellen Sie heraus, dass die Methode nicht im Sinne von Manipulation/Dominanz des Ge-
               sprächspartners genutzt werden soll, sondern um ein konstruktives Gesprächsklima zu errei-
               chen.
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                                15
         MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

SCHRITT 5         Sofern die Zirkelteilnehmer dies wünschen, können weitere Kommunikationsmodelle kurz
                  vorgestellt werden. Dies kann auch in nachfolgenden Zirkelsitzungen erfolgen.

                  Empfohlene Moderationsmedien:
                  Präsentation „Arzt-Patienten-Kommunikation“ oder Lesearbeit

                  Methodische Hinweise:
                  Für kurze theoretische Einführungen zu weiteren Kommunikationsmodellen können Sie in
                  Vorbereitung auf die Sitzung auch einzelne Zirkelteilnehmer beauftragen. Dabei kann der the-
                  oretische Input aus dem vorliegenden Modul genutzt werden. Der Zeitumfang dafür sollte eng
                  begrenzt werden.

                  Der Umfang der Theorievermittlung sollte sich grundsätzlich an den Vorkenntnissen der Quali-
                  tätszirkelteilnehmer orientieren.

 ZIELE
PHASE A             > Die Teilnehmer kennen wesentliche Aspekte der Kommunikationstheorie und
                      verfügen über einen ähnlichen Kenntnisstand.
                    > Die vier Seiten einer Nachricht nach dem Vier-Ohren-Modell können anhand
                      praktischer Beispiele identifiziert werden.
                    > Die Analyse der Kommunikationsebene im Vier-Ohren-Modell kann zur konstruktiven
                      Gesprächslenkung genutzt werden.
                    > Ein Überblick zu den Techniken des aktiven Zuhörens ist gegeben worden.
                    > Die Theorie des Pacings and Leadings ist bekannt.
                    > Eine kurze Einführung zu weiteren Kommunikations-Modellen ist ggf. erfolgt.

                  KOMMUNIKATION MIT PATIENTEN -
 Phase
                  PRAKTISCHE ARBEIT AM THEMA
   B
                  ZEITBEDARF: 60 MINUTEN

SCHRITT 1         Sammeln Sie zunächst Beispiele alltäglicher Situationen aus der Praxis der Qualitätszirkelteil-
                  nehmer, bei denen sich die Kommunikation mit den Patienten schwierig gestaltet hat.
                  Dies kann – je nach Zirkelgröße und Vertrautheit – gleich gemeinsam im Zirkel oder in Klein-
                  bzw. Zweiergruppen erfolgen.

                  Wählen Sie dann gemeinsam eine Situation aus, die für alle Teilnehmer relevant ist. Tragen Sie
                  dieses Beispiel für den gesamten Zirkel sichtbar in das Moderationsplakat ein. Dabei können
                  noch Fragen der Teilnehmer beantwortet werden, damit die Darstellung für alle konkret fassbar
                  wird.

                  Empfohlene Moderationsmedien:
                  MP 2: Kommunikation mit Patienten
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                                    16
        MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

                   Methodische Hinweise:
                   Das Fallbeispiel soll lösungsoffen präsentiert werden, d.h. es soll noch nicht auf eine Kommu-
                   nikationslösung fokussieren, da sonst keine Analyse möglich wird. Achten Sie auch darauf,
                   dass es nicht um die sachlich-medizinische Lösung geht, sondern um die Interaktion zwischen
                   Arzt und Patient.

                   Schließen Sie den Schritt der Nachfragen klar ab („Ist die Situation nun allen eindeutig und
                   klar geworden?“) und holen Sie sich das Okay der Gruppe.

SCHRITT 2
                   Anhand der nachfolgend beschriebenen Vorgehensweise soll das Kommunikationsbeispiel nun
                   analysiert werden. Was ist hinderlich für eine gelungenen Kommunikation mit dem Patienten,
                   wie muss die Kommunikation im Interesse eines erfolgreichen und vertrauensvollen Arzt-Pati-
                   enten-Gesprächs gestaltet werden?

                   > Reflexion:
                       Zuerst ist zu überlegen, wie die Kommunikation des Patienten beim Arzt/Therapeuten
                       ankommt. Sammeln Sie die Gedanken der Teilnehmer in der ersten Spalte.
                   >   Mögliche Gründe:
                       Assoziieren Sie, was Gründe für diese Art der Kommunikation sein könnten. Oft sind die Aus-
                       löser aufseiten des Patienten zu suchen (aber auch Auslöser aufseiten des Arztes/
                       Therapeuten sind möglich). Die Assoziationen sammeln Sie in der zweiten Spalte.
                   >   Kommunikative Intervention:
                       Sammeln Sie in der rechten Spalte die Ideen des Zirkels. Dies könnten beispielsweise ein
                       Satz, eine Verbalisierung, eine Frage sein.

                   Empfohlene Moderationsmedien:
                   MP 2: Kommunikation mit Patienten

                   Methodische Hinweise:
                   Trennen Sie die drei Schritte konsequent und weisen Sie auf die Sinnhaftigkeit des Einhaltens
                   der Systematik hin. Bei thematischen Abschweifungen nennen Sie das Ziel: Aufrechterhalten
                   von Kommunikation/Beziehung/Vertrauen.

SCHRITT 3
                   Sammeln Sie abschließend wichtige Kommunikationstipps aus dem Teilnehmerkreis. Diese
                   sollten so formuliert sein, dass sie unabhängig vom Fallbeispiel in praktische Situationen mit
                   Patienten übertragen werden können.

                   Empfohlene Moderationsmedien:
                   Flipchart

                   Methodische Hinweise:
                   Dieser Schritt erfordert, dass sich die QZ-Teilnehmer inhaltlich vom Fallbeispiel lösen.

Übergreifende methodische Hinweise:
Es ist auch möglich, in einer Sitzung mehrere Fallbeispiele nach dem Moderationsplakat zu bearbeiten. Dabei ist es
hilfreich, dass diese einen unterschiedlichen Fokus haben. Bei vertrauten Gruppen ist die Einigung auf ein Fallbei-
spiel i.d.R. leichter.
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                                17
         MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

 ZIELE
PHASE B             > Die QZ-Teilnehmer wissen um mögliche Gründe für schwierige Kommunikations-
                      situationen mit Patienten und können diese analysieren.
                    > Die Teilnehmer kennen kommunikative Interventionen, um im Patientengespräch die
                      Kommunikation, die Beziehung und das Vertrauen aufrechtzuerhalten.
                    > Die QZ-Teilnehmer haben für die eigene Tätigkeit hilfreiche Interventionen für die
                      Kommunikation kennengelernt.

                  AKTIVES ZUHÖREN - SIMULATIONSÜBUNG/
 Phase
                  PRAXISTRANSFER/WEITERES VORGEHEN
   C
                  ZEITBEDARF: 30 MINUTEN

SCHRITT 1         Lassen Sie die Teilnehmer Beispiele zusammentragen, bei denen es sich für den Arzt/Thera-
                  peuten schwierig gestaltet hat, dem Patienten ausreichend Raum für die Darstellung seines
                  Problems zu geben. Erfassen Sie diese auf dem Moderationsplakat.

                  Empfohlene Moderationsmedien:
                  MP 3: Aktives Zuhören

                  Methodische Hinweise:
                  Zunächst sollen möglichst viele Beispiele wertungsfrei erfasst werden. Dafür können Sie sich
                  als Moderator einen Schriftführer für Ihre Entlastung auswählen.

SCHRITT 2         Notieren Sie Beispiele für Formulierungen/Methoden des aktiven Zuhörens. Dies könnten
                  sowohl übliche Techniken (Wiederholen, Paraphrasieren u.Ä.) sein, aber auch Satzanfänge für
                  Formulierungen wie „Sie meinen, dass…“, „Ihnen ist wichtig, dass…“ usw. Erfassen Sie diese
                  im Moderationsplakat.

                  Empfohlene Moderationsmedien:
                  MP 3: Aktives Zuhören

                  Methodische Hinweise:
                  Auch die Systematisierung nach der Fragetechnik (geschlossene/offene Fragen) oder die Spie-
                  gelung von Inhalten und Gefühlen könnten hier hilfreich sein. Achten Sie auf gute Lesbarkeit
                  und verwenden Sie pro Formulierung/Methode eine neue Zeile.

SCHRITT 3         Wählen Sie nun aus den auf dem Plakat gesammelten Problemsituationen eine für die folgende
                  Simulationsübung aus. Finden Sie zwei Teilnehmer, die sich für die Übung bereiterklären.
                  Leiten Sie die Simulation mit der Situationsbeschreibung ein und lassen Sie den ersten Teil-
                  nehmer (Patient) beginnen. Auf die Aussagen/Informationen des Patienten darf nur mit einem
                  Beitrag unter Verwendung der Technik des aktiven Zuhörens geantwortet werden. Beenden Sie
                  nach Ermessen die Simulation.
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                                 18
        MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

                   Empfohlene Moderationsmedien:
                   Simulationsübung

                   Methodische Hinweise:
                   Sie können die Methode/Formulierungen des aktiven Zuhörens, die die Teilnehmer verwenden
                   sollen, parallel auf dem Moderationsplakat zeigen (händisch bzw. mit Pfeil/Laserpointer) oder
                   auch die Methoden, die die Teilnehmer verwenden, unter Zuhilfenahme des Moderationsplaka-
                   tes vorgeben. Achten Sie jedoch auf ausreichende Variationen in den Techniken.

SCHRITT 4          Sammeln Sie auch hier abschließend Kommunikationstipps, indem Sie zuerst das Feedback
                   der beiden aktiven Kollegen zur Simulationsübung einholen, dann der weiteren QZ-Teilnehmer.
                   Um sich als Moderator ein Feedback zur Zirkelsitzung einzuholen, kann der Muster-Feedback-
                   bogen eingesetzt werden.

                   Besprechen Sie mit den Zirkelteilnehmern, ob und wie weiter am Thema gearbeitet werden
                   soll. Dafür kommen zum Beispiel die in den beiden folgenden Phasen D und E beschriebenen
                   Kommunikationsmodelle in Frage.

                   Empfohlene Moderationsmedien:
                   Flipchart
                   Muster-Feedbackbogen

                   Methodische Hinweise:
                   Ggf. knüpfen Sie an die Erkenntnisse aus Phase B an und runden das Bild ab.

Übergreifende methodische Hinweise:
Die Technik kann z.B. anhand der Situation eines AU-Patienten, eines bescheidenen Patientienten oder eines domi-
nanten Patienten durch schrittweises Vorgehen nach dem Moderationsplakat vorgestellt werden.

Ggf. könnte es schwierig sein, Freiwillige für die Simulationsübung zu finden. Motivieren Sie die Teilnehmer durch
Erläuterung der Chance für die eigene Kompetenzentwicklung, die man durch das Feedback der Gruppe bekommt.

 ZIELE
PHASE C              > Die Teilnehmer haben sich zu problematischen Situationen des aktiven Zuhörens
                       während des Arzt-Patienten-Kontakts ausgetauscht.
                     > Die Technik des aktiven Zuhörens wird als hilfreich empfunden und kann praktisch
                       angewendet werden.
                     > Das weitere Vorgehen im Zirkel ist abgestimmt.
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                                 19
          MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

ERGÄNZENDE BZW. ALTERNATIVE PHASENVORSCHLÄGE

                   FÜNF AXIOME NACH WATZLAWICK -
  Phase
                   PRAKTISCHE ARBEIT AM THEMA
   D
                   ZEITBEDARF: 30 MINUTEN

SCHRITT 1          Stellen Sie die fünf Axiome der Kommunikationstheorie nach Watzlawick (siehe theoretischer
                   Input) noch einmal vor, soweit noch nicht bekannt.

                   Empfohlene Moderationsmedien:
                   Präsentation „Arzt-Patienten-Kommunikation“ oder Lesearbeit

                   Methodische Hinweise:
                   Arbeiten Sie dabei mit Beispielen aus dem Textteil dieses Moduls oder aus der Gruppe.

SCHRITT 2          Legen Sie sich im Qualitätszirkel auf eine konkrete Gesprächssituation in der Arztpraxis fest
                   und stellen Sie diese im Zirkel dar.

                   Empfohlene Moderationsmedien:
                   Präsentation „Fallbeispiele“, Simulation, Video

                   Methodische Hinweise:
                   Die Gesprächssituation kann eine von zwei Zirkelteilnehmern selbst gespielte sein, Sie können
                   auch Fallbeispiele oder einen Videoinput aus der Präsentation „Fallbeispiele“ nutzen.

SCHRITT 3          Lassen Sie die Teilnehmer anschließend ihre Beobachtungen den einzelnen Axiomen der
                   Watzlawick‘schen Kommunikationstheorie zuordnen. Dokumentieren Sie diese auf dem Mode-
                   rationsplakat 4.

                   Empfohlene Moderationsmedien:
                   Moderationsplakat 4: Axiome nach Watzlawick

                   Methodische Hinweise:
                   Sie können diese Aufgabe in Einzelarbeit durchführen (jeder für jedes Axiom) oder Sie verge-
                   ben Aufträge an kleine Untergruppen (z.B. Gruppe 1 für Axiom 1 und 2 usw.). Falls Sie mit einem
                   Video arbeiten, kann es hilfreich sein, das Video mehrmals abzuspielen.

Übergreifende methodische Hinweise:
Die Methode kann z.B. anhand eines „Google-Patienten“ oder eines anklagenden Patienten durch schrittweise
Bearbeitung des Moderationsplakats vorgestellt werden. Diese Phase dient zur Vertiefung der Theorie nach
Watzlawick und zur Sensibilisierung für das Arzt-Patienten-Gespräch.
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                               20
         MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

 ZIELE              > Grundprinzipien der Kommunikationstheorie nach Watzlawick sind bekannt und
PHASE D               können in konkreten Gesprächssituationen identifiziert werden.
                    > Die Teilnehmer haben beispielhaft Ideen für die Anwendung der Theorie erhalten,
                      sodass sie diese in der eigenen Praxis bewusst anwenden können.

 Phase
   E              DAS SPIKES-MODELL - PRAKTISCHE ARBEIT AM THEMA
                  ZEITBEDARF: 30 MINUTEN

SCHRITT 1         Fassen Sie noch einmal die Idee des SPIKES-Modells und die grundsätzlichen Schritte für die
                  Gesprächsführung, wie sie vorn im Text beschrieben sind, zusammen.

                  Empfohlene Moderationsmedien:
                  kurzer Vortrag, Lesearbeit, Moderationsplakat 5: SPIKES-Modell

                  Methodische Hinweise:
                  Vergewissern Sie sich, dass alle Teilnehmer einen ähnlichen Kenntnisstand zu diesem Kommu-
                  nikationsmodell haben.

SCHRITT 2         Wählen Sie gemeinsam mit den Teilnehmern ein typisches Fallbeispiel für ein schwieriges
                  Arzt-Patienten-Gespräch in der Praxis aus. Sie können einen Teilnehmer bitten, ein Beispiel
                  vorzustellen oder eines aus der Beispielsammlung nutzen.

                  Typischerweise geht es um das Überbringen einer ungünstigen Nachricht, wie z.B. die Erstdiag-
                  nose einer schwerwiegenden oder chronischen Erkrankung.

                  Empfohlene Moderationsmedien:
                  kurzer Vortrag
                  Moderationsplakat 5: SPIKES-Modell

                  Methodische Hinweise:
                  - keine -

SCHRITT 3         Planen Sie jetzt gemeinsam ein Gespräch nach den Schritten des SPIKES-Modells. Notieren Sie
                  typische Settings, Formulierungen oder Inhalte zu den einzelnen Schritten auf dem Moderati-
                  onsplakat.

                  Empfohlene Moderationsmedien:
                  Moderationsplakat 5: SPIKES-Modell

                  Methodische Hinweise:
                  Es können sowohl verbale als auch nonverbale Aspekte erfasst werden.
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                                 21
         MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

SCHRITT 4           In einem abschließenden Schritt könnte der Zirkel überlegen, auf welche anderen Situationen
                    im Praxisalltag die gewonnenen Ergebnisse übertragbar sind. Beispielhaft könnte auch ein
                    Gespräch nach den beschriebenen Schritten simuliert werden.

                    Empfohlene Moderationsmedien:
                    Moderationsplakat 5: SPIKES-Modell

                    Methodische Hinweise:
                    Der Verweis auf die Ergebnisse der Vorüberlegungen hilft, das Gespräch zu strukturieren und
                    vorzubereiten.

Übergreifende methodische Hinweise:
Durch die Bearbeitung eines relevanten Beispielfalls wird es den Teilnehmern leichter fallen, das theoretische
Modell in den Praxisalltag zu transferieren. Ein solches Beispiel kann die Übermittlung einer prognostisch
ungünstigen Diagnose sein. Die schrittweise Bearbeitung des Moderationsplakats hilft, ein schwieriges Patienten-
gespräch vorzubereiten.

  ZIELE               > Der Transfer des theoretischen Ansatzes nach dem SPIKES-Modell in die Berufspraxis
 PHASE E                der Teilnehmer wird als hilfreich empfunden.
                      > Das SPIKES-Modell ist vermittelt und trainiert und kann als Gesprächsleitfaden für
                        schwierige Patientengespräche genutzt werden.
                      > Der theoretische Ansatz kann auf analoge Gesprächssituationen übertragen werden.

UMGANG MIT KRITISCHEN                  Methode üben wollen. Verweisen         Simulationsübungen bereiterklärt.
MODERATIONSSITUATIONEN                 Sie dann auf die Zielstellung der      Siehe hierzu die übergreifenden Hin-
                                       Zirkelsitzung und die vereinbarten     weise zu Phase C. Hier können auch
Kritische Moderationssituationen       Settingregeln.                         die Empfehlungen des Qualitätszir-
können zum Beispiel entstehen,                                                kel-Moduls „Moderationskompetenz:
wenn die Teilnehmer immer wieder       Problematisch könnte es auch sein,     Aktivierungstechniken“ hilfreich
Inhalte diskutieren und nicht die      wenn sich kein Teilnehmer für die      sein (www.kbv.de/qz, QZ-Module).

UNTERSTÜTZENDE MATERIALIEN
Die Moderationsplakate sollten im      auch möglich, sie mittels Beamer zu    in Dateiform oder abfotografiert
Vorfeld der Zirkelsitzung im DIN       projizieren (siehe hierzu auch Hand-   unmittelbar in das Protokoll der
A0-Format ausgedruckt werden. Sie      buch Qualitätszirkel der KBV, Modul    Zirkelsitzung aufgenommen und so
unterstützen ein interaktives Arbei-   „Moderatorenausbildung“ unter          allen Teilnehmern zur Verfügung
ten und der Moderator kann in der      www.kbv.de/qz, QZ-Module). Die auf     gestellt werden.
Zirkelsitzung immer wieder Bezug       den Moderationsplakaten dokumen-
darauf nehmen. Alternativ ist es       tierten Arbeitsergebnisse können
HANDBUCH QUALITÄTSZIRKEL                                                                                            22
         MODUL: ARZT-PATIENTEN-KOMMUNIKATION

MUSTER-EINLADUNGSSCHREIBEN

An
die Mitglieder des Qualitätszirkels

per E-Mail

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Kommunikation zählt zu unseren Kernkompetenzen. Wir alle sprechen täglich mit Patienten, Kollegen und
Mitarbeitern. Meist gelingt diese Kommunikation gut, aber es gibt sicherlich auch schwierige Situationen,
die uns unzufrieden machen.

Ich schlage Ihnen daher vor, Kommunikation einmal zum Thema unseres Qualitätszirkels zu machen und lade
Sie dazu ein. Wir werden gemeinsam einige, Ihnen vielleicht schon bekannte theoretische Grundlagen vertiefen,
um sie für die Praxis zu nutzen. Dabei steht die Kommunikation mit Patienten im Fokus.

Ort:		              ........................................................................................

Zeitrahmen:         Datum .............................. Uhrzeit ..................................

Wir möchten mit realen Situationen aus der Praxis arbeiten. Daher wäre es hilfreich, wenn Sie sich vorab
kurz Gedanken dazu machen würden (vielleicht auch Notizen):

In welchen Situationen war ich mit der Arzt-Patienten-Kommunikation zufrieden?
Was waren die Rahmenbedingungen dafür?
Wann war die Arzt-Patienten-Kommunikation schwierig? Wie ist damals das Gespräch verlaufen?
Wie ist es mir dabei ergangen? Welche Situationen könnte ich im Qualitätszirkel kurz beschreiben?

Geben Sie mir bitte bis ........................................ per E-Mail Bescheid, ob Sie an der Sitzung teilnehmen werden.
Ich freue mich auf den regen Austausch im Zirkel.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen

Ihre Moderatorin/Ihr Moderator
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