Allergien im Garten? Tipps zur Gartengestaltung für Menschen mit Allergien.
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Der Ratgeber „Allergien im Garten?“ des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) Liebe Leserinnen und Leser, zu den Folgen des Klimawandels zählt auch die Verbreitung allergener Pflanzenarten. Umso wichtiger ist es zu wissen, wie man die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken möglichst gering halten kann. Die einfachsten Maßnahmen lassen sich im eigenen Garten umsetzen. Hier finden wir in- zwischen immer öfter Pflanzen, die aus anderen Weltregionen stammen und teilweise ein hohes Allergiepotenzial in sich tragen. Nur mit dem nötigen Wissen über die entsprechen- den Pflanzenarten kann eine mögliche allergene Sensibilisierung durch Anpflanzungen vermieden werden. Der vorliegende Ratgeber des Deutschen Allergie- und Asthmabundes gibt Ihnen die notwendigen Informationen und viele praktische Tipps, wie Sie die Ge- sundheit Ihrer Familie und Ihrer Nachbarn wirksam schützen können. Ihre Dr. Barbara Hendricks Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Dieser Ratgeber wurde im Rahmen des Projektes „Klimawandel und Neue Allergene“ gefördert durch das Umweltbundesamt (UBA) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Die Mittelbereit- stellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). 1 Als Bestandteil des Projektes hält der DAAB auf der Internetseite www.daab.de weitere Infos für Sie bereit. 2 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten Liebe Leserinnen und Leser, Liebe Leserinnen und Leser, immer mehr Kinder und Erwachsene haben Allergien können körperlich und seelisch sehr eine oder mehrere Allergien. Beschwerden belastend sein. Und sie können in ihrem durch Pollenflug starten oftmals schon im Schweregrad zunehmen, wenn sie nicht Winter mit den ersten Frühblühern wie der zutreffend diagnostiziert und ausreichend Hasel und dauern für so manchen bis zum behandelt werden. Auslöser allergischer Be- November mit den letzten Gräsern und schwerden sind sogenannte Allergene, zum Kräutern noch an. Beispiel Pflanzenpollen. Ein Mensch mit Es wird angenommen, dass der Klimawan- einer Allergie kann „sein“ auslösendes Aller- del dazu beiträgt, dass die Pollenflugsai- gen meiden, wenn er es kennt (Diagnostik!) son inzwischen fast ganzjährig andauert. und wenn es vermeidbar ist – wie im Fall Was kann man im eigenen Garten oder von Allergien gegen bestimmte Nahrungs- auch auf der Terrasse, dem Balkon tun, um mittel. Aber auch der Kontakt mit luftge- nicht noch im direkten Umfeld zusätzlich tragenen Allergenen wie Pflanzenpollen unter Allergien zu leiden? lässt sich reduzieren. So ist auf der Inter- Und wie kann ein schöner Garten unter Al- netseite des Deutschen Wetterdienstes lergiegesichtspunkten aussehen? Der oft- eine tagesaktuelle Pollenflugvorhersage mals vermutete „einfache“ Garten, der nur zu finden, mit deren Hilfe Pollenallergiker noch aus Steinen und einigen Koniferen an Tagen mit entsprechender Pollenbelas- besteht, hat sich meist als die schlechtere tung abwägen können, welche Aktivitäten und wenig pflegeleichte Lösung entpuppt. im Freien in dieser Zeit wirklich notwendig Mit diesem Ratgeber erhalten Sie erste sind. Darüber hinaus lässt sich der eigene Hinweise und Ideen. Garten allergenarm gestalten. Wie das geht? Der vorliegende Ratgeber verrät es Ihnen. Viel Freude bei der Lektüre. Andrea Wallrafen Ihre Bundesgeschäftsführung Maria Krautzberger Deutscher Allergie- und Asthmabund Präsidentin des Umweltbundesamtes 3 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB) Der DAAB arbeitet seit über einhundert Jahren (gegründet 1897) als Verbraucherschutzorga- nisation für Kinder und Erwachsene mit Aller- gien, Asthma, Lebensmittelunverträglichkeiten, Neurodermitis und Urtikaria. Bei uns finden Sie Experten, die unabhängig und neutral beraten und konkrete Vorschläge und Hilfen bieten – von der richtigen Hautpflege bis zur Ernährungsbera- tung. Das DAAB-Beratungsteam kommt aus den Be- reichen Ernährungswissenschaft, Biologie und Chemie, Asthma-, Anaphylaxie- und Neurodermi- tisschulung. Unterstützt werden wir von einem Netzwerk aus Ernährungsfachkräften, Wissenschaftlern, Hebammen sowie Initiativen vor Ort. Die Beratung im DAAB ist ge- prägt vom jährlichen Austausch mit über 30.000 Ratsuchenden. So erfahren wir, welche Methoden oder Produkte helfen oder aber auch nicht wirken. Diese Erfahrungen setzt der DAAB um im Dialog mit Verbraucherschutz, Handel, Unternehmen, bei Krankenkassen und in der Politik. Wir setzen uns dort ein, wo Menschen mit Allergien, Atemwegs- und Hauterkrankungen eine Stimme brauchen (www.daab.de/aktionsprogramm/). Wir helfen durch Recherchen und Bezugsquellen – etwa bei der Suche nach Produkten, die „Ihre“ Allergieauslöser nicht enthalten. Dazu bieten wir zahlreiche Ratgeber und Hilfsmittel wie Allergiepass, Ernährungstagebuch, Anaphylaxie-Notfallpläne und vieles mehr. Unser Magazin „Allergie konkret“ bietet immer neue Informationen zu Allergien, Ernährung und Co. sowie Marktchecks, News aus der Forschung und Tipps für den Alltag. Unterstützen Sie unsere Arbeit werden Sie Teil unseres Teams. www.daab.de DAAB-Spendenkonto: Stadtsparkasse Mönchengladbach IBAN: DE82 3105 0000 0000 1759 50 BIC: MGLSDE33 4 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten Inhaltsverzeichnis 1. Was ist eine Allergie? 1.1. Wichtig: Frühzeitige Allergietherapie 1.2. Allergieauslöser im Garten, auf der Terrasse und dem Balkon 2. Pollen: Mit ihnen sichern Pflanzen ihre Vermehrung 2.1. Pollenverbreitung: windblütig oder insektenblütig? 2.2. Baumpollen als Allergieauslöser und Kreuzreaktionen 2.3. Auch an Koniferen denken … 2.4. Pollenallergien auf krautige Pflanzen 2.5. Allergieauslöser Gräserpollen 2.6. Am liebsten Rasen? 3. Pollenallergien und Klimawandel 3.1. Die Pflanzenvegetation verändert sich 3.2. Invasive Pflanzen 3.3. Invasiv und stark allergen: Ambrosia artemisiifolia 3.3.1. Ambrosia erkennen, Verwechslungen vermeiden 3.3.2. Ambrosia: Empfehlungen zur Bekämpfung 3.4. Das Mittelmeer im Garten: Olive und Co. 3.5. Neues Pflanzenangebot in Gartencentern 4. Schimmelpilze im Garten 5. Kontaktallergien durch Pflanzen 6. Gartengestaltung für Menschen mit Allergien - Geht das? 6.1. Tipps für die Gartenplanung und -gestaltung 6.2. Bodenbeschaffenheit: Der Knet-Test 6.3. Bepflanzung planen 6.4. Allergien im Blick 6.5. Windblütige Pflanzen 6.6. Insektenblütige Pflanzen 6.7. Grüne Pollenfilter 7. Beispiele vorwiegend allergiefreundlicher Pflanzen bei Pollenallergie 8. Hilfreiche Adressen, weiterführende Informationen 5 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
1. Was ist eine Allergie? Eine Allergie ist eine Überreaktion des Immun- systems auf eigentlich harmlose Stoffe wie Pollen, Lebensmittel oder Hausstaubmilben. Allergische Reaktionen sind in Ausprägung und Intensität sehr unterschiedlich. Sie reichen von laufender, ver- stopfter Nase und tränenden Augen – den klassi- schen Beschwerden des „Heuschnupfens“ – über Juckreiz, Hautausschlag, Ekzemen bis hin zu Magen-Darm- sowie Atembeschwerden. Die stärkste Reaktionsform ist der Allergische Schock (Anaphylaxie), bei dem es bis zum Kreislauf- zusammenbruch und Herzstillstand kommen kann. Bei Atemwegsallergien kann es zum sogenann- ten Etagenwechsel kommen. Aus einem Heu- schnupfen kann dann ein allergisches Asthma bronchiale entstehen. Die richtige Therapie lindert die Allergiebeschwerden und reduziert das Risiko für die Entstehung eines Asthma bronchiale. In Deutschland sind nach Studien bis zu 30 Millionen Menschen von Allergien betroffen. 1.1 Wichtig: Frühzeitige Allergietherapie Besteht ein Allergieverdacht, ist auf jeden Fall eine umfassende Allergiediagnostik durch allergologisch erfahrene Ärzte notwendig. Erste Hilfe zur Linderung, bei- spielsweise bei akuten Heuschnupfen-Beschwerden, ermöglichen sogenannte Anti- histaminika, antiallergische Wirkstoffe, die in Tabletten-, Spray- oder Tropfenform meist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind. Die Einnahme dieser Medikamente sollte aber nicht dauerhaft ohne ärztliche Begleitung erfolgen. Bei stärkeren Reaktionen wie einer entzündeten Nasenschleimhaut oder einer Beteiligung der unteren Atemwege (Allergi- sches Asthma bronchiale) können antientzündliche Medikamente, mit gering dosierten Cortison-Wirkstoffen (Nasenspray, Asthma-Spray oder Pulverinhalator), erforderlich sein. Bei gängigen Allergieauslösern kann langfristig die Spezifische Immun- Wie sieht die richtige Diagnostik aus? therapie (Hyposensibilisierung) eine Was bedeutet mein Allergietestergebnis? gute und anhaltende Linderung Welche Therapie hilft jetzt? Antworten erreichen. erhalten Sie als Mitglied beim DAAB (info@daab.de oder 0 21 66 / 64 78 8-20) 6 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten 1.2 Allergieauslöser im Garten, auf Terrasse und Balkon Theoretisch kann jede Pflanze Auslöser einer Allergie oder Überempfindlichkeitsreaktion sein. Atemwegsallergien durch Pollen stehen hierbei meist im Vordergrund. Durch Haut- kontakt mit Pflanzenteilen können aber auch Kontakt- allergien oder Reizreaktionen an der Haut ausgelöst werden. Daher sollte untersucht werden, wie und auf welche Allergen- gruppen man reagiert, da es spezifische Allergene gibt und solche, deren Allergenstruktur auch bei anderen Pflanzen vor- Hasel: Kätzchenblüten kommt (Kreuzallergien). mit Pollen Auch Schimmelpilzsporen können als Allergieauslöser eine Rolle spielen, besonders im Hochsommer und im Herbst. Menschen mit einer Allergie gegen Insek- tengift (z.B. Biene, Wespe) müssen bei der Arbeit im Garten besonders vorsichtig sein. 2. Pollen: Mit ihnen sichern Pflanzen ihre Vermehrung Pflanzen produzieren Pollen (männlicher Blütenstaub), um sich zu vermehren. Aus den bestäubten weiblichen Blüten entwickeln sich die Früchte mit den Samen. Das jeweilige Pollenvorkommen ist jahreszeitlich bedingt und wird durch Temperatur, Witterung und Windverhältnisse beeinflusst. Dabei ist die Stärke der Beschwerden sowohl von der Pollen- konzentration und dem Allergengehalt der Pollen als auch von der individuellen Aller- giebereitschaft abhängig. In Deutschland werden die meisten Pollenallergien bislang durch Frühblüher (Hasel, Erle, Birke), Gräser (auch Roggen) und Kräuter wie Beifuß ausgelöst. Menschen mit Pollenallergien müssen nicht alle Pflanzen meiden. Es muss diagnostiziert werden, auf welche pflanzlichen Auslöser Allergien bestehen. Sind diese bekannt, sollte man sich über die Blütezeit, die Pflanzenfamilie mit ihren typischen Vertretern und eventuelle Kreuzreaktionen informieren. Weitere Informationen über die Auslöser von Heuschnupfen lesen Sie im DAAB-Ratgeber Pollen- und Kreuzallergien. Sie können ihn kostenfrei bestellen unter info@daab.de Beifuß (Artemisia oder telefonisch: 0 21 66 / 64 78 8-20. vulgaris) 7 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
2.1 Pollenverbreitung: wind- oder insektenblütig? Die Verbreitung der Pollen erfolgt entweder durch den Wind, dabei werden die Pollen aus der Blüte ausgeschüttet und vom Wind auf andere Blüten übertragen (Windblütler) oder die Pollen haften sich an Insekten an, die die Blüte besuchen, und werden von diesen Insekten zu den weiblichen Blüten gebracht (Insektenblütler). Biene an Krokusblüte Einige Pflanzen nutzen beide Arten der Pollenver- breitung, sind also sowohl wind- als auch insektenblütig (z.B. die Weide). Im Unterschied zu den insektenblütigen Pflanzen haben windblütige Pflanzen in der Regel unauffällige Blüten und produzieren sehr große Mengen an Pollen. Dies ist wichtig, um ihre Vermehrung zu sichern. Ihre Pollenkörner sind sehr klein und leicht und werden kilometerweit durch den Wind verbreitet. Zu den Windblütlern gehören unter anderem Bäume mit Kätzchenblüten wie Hasel, Erle oder Birke. Auch die Pollen von Gräsern und krautigen Pflanzen wie Beifuß oder Ambrosia (Korbblütler), Gänsefuß, Ampfer, Wegerich, Brennnessel oder von Koniferen wie Lebensbäumen, Fichten, Zedern, Zypressen und Kiefern werden durch den Wind verbreitet. Insektenblütige Pflanzen sind nicht auf eine Ver- breitung ihrer Pollen durch den Wind angewiesen. Daher kommen ihre Pollen in der Regel nur in ge- Wespe ringen Konzentrationen in der Außenluft vor. Bei bestehender Pollenallergie auf eine insektenblütige Pflanzenart sind allergische Reaktionen daher besonders bei direktem Kontakt bzw. in direkter Nähe zu der jeweiligen Pflanze zu erwarten. Insektengiftallergiker sollten Pflanzen, die Bienen und Wespen anziehen, nicht in der Nähe von Sitzplätzen im Garten pflanzen, sondern ein bienenfreundliches Staudenbeet oder Obstbäume und -sträucher in einem weniger genutzten Gartenteil ansiedeln. Infos zur Insektengiftallergie unter: www.daab.de 8 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten 2.2. Baumpollen als Allergieauslöser und Kreuzreaktionen Neben Hauptauslösern wie den Frühblühern (Hasel, Erle, Birke), die zu den Birkengewächsen und mit den Buchen- und Wal- nussgewächsen zu den sogenannten Buchenartigen gehören, können auch weitere Baumpollen, wie beispielsweise die Pollen der Buche, Eiche, Esche, Hainbuche, Platane, Pappel, Ulme, Weide oder auch die Pollen des in Deutschland nicht heimischen Olivenbaums zu Allergien führen. Darüber hinaus werden vermehrt wärmeverträglichere Arten, wie die nicht heimische Purpurerle angepflanzt, die die Pollenflugzeit für Allergiker deutlich nach vorne verschieben können. Je nach Esche Witterung blüht die Purpurerle oft schon einige Wochen früher als die heimischen Erlen. Neben spezifischen Sensibilisierungen auf Baumpollen, können auch Kreuzreaktionen auf ähnliche allergene Strukturen anderer Baumpollen vorliegen. Beispielsweise können bei einer Birkenpollenallergie daher auch Kreuzreaktionen auf weitere Baumarten wie Hasel, Erle, Buche, Hainbuche, Hopfenbuche, Eiche, Walnuss oder Edelkastanie vorkommen. Esche: Pollen aus der Familie der Ölbaumgewächse Die unscheinbaren rötlichen Blüten der heimischen Esche erscheinen zeitlich gesehen vor den Blättern. Die Esche ist ein windblütiger Baum, wird aber auch von Bienen be- sucht. Ihre Blütezeit reicht von April bis Mai. Die Esche gehört zu den Ölbaumgewächsen. Allergiker, die auf Eschenpollen reagieren, können Kreuzreaktionen auf Pollen weiterer Ölbaumgewächse wie Flieder, Jasmin, Liguster, Forsythie oder sogar Olivenbäume zeigen, da in all diesen Pollen ähnliche Allergene vorliegen. Auch Patienten, die eine Sensibilisierung gegen Olivenpollen mit relevanter Allergie erworben haben, können Kreuzreaktionen gegenüber anderen Ölbaumgewächsen zeigen. Eine Eschenpollenallergie kann mit einer Birkenpollenallergie verwechselt werden, da sich ihre Blütezeiten überlagern. Das ist bei der Allergiediagnostik zu bedenken und kann durch sie unterschieden werden. 9 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
2.3 Auch an Koniferen denken… Koniferen, also sämtliche Nadelgehölze wie Thuja (Lebensbaum), Eibe, Wacholder, Zypresse, Schein- zypresse, Zeder, Douglasie, Lärche, Kiefer, Tanne oder Fichte, gehören zu den Windblütlern. Immergrüne Nadelgehölze sind beliebte Pflanzen in Gärten und Vorgärten. Inzwischen werden viele Arten auch als zwergwüchsige Sorten angeboten. In Deutschland gehören Koniferen bisher nicht zu den häufigen Allergieauslösern. Ob in Zukunft eine Eibe mit Pollenwolke zunehmende Pollenbelastung durch die verstärkte Verwendung dieser Pflanzengruppe in Gärten und öffentlichen Grünflächen besteht, sollte wissenschaftlich be- obachtet werden. Beispielsweise gibt es bei der Eibe weibliche und männliche Pflanzen, die männlichen Pflanzen setzen im April regelrechte „Pollenwolken“ frei. Tabelle 1: Blütezeiten verschiedener Koniferen Koniferen Hauptblütezeit (Witterungsbedingt evt. früherer Start und/oder späteres Ende möglich) Zypresse Ende März-Mai, (Südeuropa: Ende Jan-März) Eibe März – April Thuja Lärche März – Mai Douglasie April – Mai Pollenflugzeiten Scheinzypresse April – Mai der Hauptaus- Thuja April – Mai, witterungsbedingt auch früher löser wie der Birke (Hauptblüte Ende Wacholder Ende April – Anfang Juni März bis Mitte Mai) Kiefer April – Juni, Hauptblüte Mitte Mai können sich auch mit Blütezeiten Fichte Mai – Juni von Koniferen Zeder September – Oktober überlagen. 10 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten 2.4 Pollenallergien auf krautige Pflanzen Beifuß- und Ambrosiaarten (Korbblütler) gehören zu den am meisten beachteten Aller- gieauslösern unter den krautigen Pflanzen. Es gibt viele Kräuter, die mit dem Beifuß verwandt sind und ebenfalls zur Gattung Artemisia gehören. Dazu zählen beispielsweise Edelraute (Artemisia umbelliformis), Eber- raute (Artemisia aboratum, Cola-Strauch), Estragon (Artemisia dracunculus), Wermut (Artemisia absinthium) und das Ameri- kanische Moxakraut (Artemisia douglasiana/Präriebeifuß). Sie können bei einer Beifußallergie zu Kreuzreaktionen führen. Andere krautige Pflanzen werden bislang seltener als Allergie- auslöser genannt wie etwa Brennnesselgewächse (Urticaeae), Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae), z.B. Fuchsschwanz (Amaranth) oder Pflanzen der Unterfamilie Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) wie der Weiße Gänsefuß, Melden sowie We- gerich- (Plantaginaceae, z.B. Spitzwegerich) und Knöterichge- Spitzwegerich wächse (Polygonaceae, z.B. Ampfer) und weitere Pflanzen aus der Gruppe der Korbblütler (Asteraceae). Die Hauptblütezeit der Brennnesseln liegt zwischen Mai und Okto- ber, Spitzenwerte der Pollenbelastung misst man im Juli/August. Je nach Witterung kann die Blüte auch darüber hinaus andauern. Bei Brennnesseln erfolgt Windbestäubung. Brennnesseln sind wichtige Nahrungspflanzen für viele Schmetterlingsraupen. Tabelle 2: Blütezeiten verschiedener krautiger Pflanzen Pollenquelle Kräuter Hauptblütezeit Brennnessel Mai – Oktober Breitwegerich Wegerichgewächse (z.B. Spitzwegerich) Mai – Oktober Knöterichgewächse z.B. Ampfer Mai – August Fuchsschwanzgewächse (z.B. Amaranth) Juni – Oktober Unterfamilie Gänsefußgewächse (Weißer Gänsefuß, Melde) Juli – September Beifuß (und weitere Artemisia-Arten wie Estragon, Wermut) Juli – September Ambrosia artemisiifolia und weitere Arten Juli/August – Oktober Brennnessel 11 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
2.5 Allergieauslöser Gräserpollen (Süßgräser, Familie Poaceae) Die Hauptpollensaison der Gräser verläuft von Mai bis ein- schließlich Juli, geringere Gräserpollenbelastungen können aber auch schon im April und bis in den November hinein be- stehen. Bei den einzelnen Gräsern liegen ähnliche allergene Strukturen vor, so dass Gräserpollen-Allergiker vom Frühjahr Wiesenknäuelgras bis zum Herbst unter ihrer Allergie leiden können. Wichtige (Dactylis glomerata) Auslöser einer Gräserpollenallergie sind in Deutschland Wiesen- gräser wie das Wiesenlieschgras, Wiesenfuchsschwanz, das Wiesenknäuelgras, das Wiesenrispengras, das Weidelgras (Lolch, Lolium perenne) oder das Gewöhnliche Ruchgras. Der Roggen gehört auch zu den Süßgräsern und sorgt von Ende Mai bis Juni ebenfalls für allergische Reaktionen. 2.6 Am liebsten Rasen? Rasenflächen im Garten werden meist regelmäßig vor dem Ein- treten der Blühperiode gemäht. Der beim Mähen austretende Pflanzensaft enthält pollenverwandte Allergene und kann Heu- schnupfen auslösen. Außerdem können sich Pollen anderer Pflanzen, aber auch Pilzsporen und Staub zwischen den Gras- halmen ansammeln und beim Mähen aufgewirbelt werden. Wiesenfuchsschwanz Graspollenallergiker sollten im Garten am besten auf Rasen und (Alopecurus pratensis) Ziergräser verzichten oder das Rasenmähen einem beschwerde- freien Familienmitglied übertragen. Zu den Süßgräsern gehören auch Bambus oder Ziergräser wie Pampasgras, Lampenputzer-, Bermuda- oder Pfeifengräser, die als Allergieauslöser bisher eine untergeordnete Rolle spielen, aber während ihrer Blütezeit auch allergische Reaktionen bei Gräserpollenallergien hervorrufen können. Auch Hautreaktionen sind möglich, dies ist z.B. für Bambus belegt. Auch Mais ist ein Süßgras. In der Nähe zu blühendem Mais kann sich eine Gräserpollenallergie verstärken, weil auch der Maispollen ähn- liche allergene Strukturen aufweist. Chinaschilf, ebenfalls ein Süßgras, sollte lieber nicht im Garten Chinaschilf angepflanzt werden, da es sich durch Wurzelbruchstücke ver- (Miscanthus sinensis) mehren und andere Pflanzen verdrängen kann. 12 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten 3. Pollenallergien und Klimawandel Der Klimawandel hat gravierende Aus- wirkungen auf die Umwelt und wirkt sich auch auf die Pollenbelastung aus. Bei frühblühenden Pflanzen hat sich die Blütezeit bereits nach vor- ne verschoben, bei später im Jahr blühenden Pflanzen dehnt sich die Dauer der Pollenproduktion aus. Die Allergenität der Pollen und die Pollenmenge können sich erhöhen. Der pflanzliche Jahreszyklus ist von Tageslänge und Temperatur abhängig. Höhere Temperaturen kön- nen das Pflanzenwachstum und die Pollenproduktion steigern. Letztere ist auch direkt von der Photosyntheseleistung und den dazu zur Verfügung stehenden Kohlendioxid- (CO2) und Wassermengen abhängig. In Zukunft wird ein starker Anstieg des Klimawandel verursachenden Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in der Luft erwartet. Treibhausgase, Feinstaub und bodennahes Ozon entstehen zu einem großen Teil durch Energiewirtschaft, Industrieprozesse und Straßenverkehr und zudem durch übermäßigen Einsatz von Stick- stoffdüngern. Eine erhöhte CO2-Konzentration führt zu mehr Biomasse, dadurch kann es zu einer stärkeren Pollenproduktion kommen. Luftschadstoffe wie Stickstoffdioxid (NO2), Fein- staub und Ozon können zu einer morphologischen und funktionellen Veränderung der Pollen führen und so eine erhöhte Allergenität der Pollen bewirken. In Städten sind Temperatur, CO2- und Luftschadstoff-Konzentrationen in der Regel höher als auf dem Land. Somit kann auch die Pollenbelastung und die Allergenität der Pollen in der Stadt erhöht sein. 3.1. Die Pflanzenvegetation verändert sich Durch ein verändertes Klima können sich Pflanzen, die normalerweise nicht bei uns heimisch sind, besser ansiedeln und im Laufe der Zeit stärker ausbreiten. Durch die globale Temperaturerhöhung kann sich das Verbreitungs- gebiet von Pflanzen- und Tierarten von Süden nach Norden verschieben bzw. erweitern. Ein Beispiel ist die Beifußblättrige Ambrosia, deren Pollen starke allergische Reaktionen auslösen und die in Zukunft ein wichtiger Allergieauslöser Ambrosia werden könnte. 13 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
3.2. Invasive Pflanzen Invasive Pflanzenarten nehmen insgesamt zu. Dies sind nicht- heimische Arten, die mit einheimischen Pflanzen in Konkurrenz treten und diese verdrängen können. Zudem können Pflanzen, deren Lebensbedingungen sich durch den Klimawandel ver- bessern, vermehrt vorkommen (Beispiele: Jacobskreuzkraut oder Kanadisches Berufkraut). Nicht alle invasiven beziehungs- weise sich ausbreitenden Pflanzen haben allergisches Potenzial oder es ist bisher nicht untersucht beziehungsweise für Deutsch- land beschrieben worden. Beispiele hierfür sind die Kanadi- sche Goldrute (Solidago canadensis), das Schmalblättrige Kanadisches Greiskraut (Senecio inaequidens), das Kanadische Berufkraut Berufkraut (Conyza/Erigeron canadensis) und der Japanische Staudenknö- terich (Fallopia japonica) sowie der Sacchalin-Staudenknöterich (Fallopia sachalinensis). Dagegen sind beispielsweise die Bei- fußblättrige Ambrosia oder der Olivenbaum in Gebieten, in denen sie derzeit heimisch sind, relevante Allergieauslöser. Beispiele für invasive Pflanzen in Deutschland und deren allergisches oder phototoxisches Potenzial Götterbaum (Ailanthus altissima, Bittereschengewächs) Sommergrüner Laubbaum mit weißen Blütenrispen, Blütezeit Juni – Juli, zweihäusig, riecht unangenehm, insektenblütig. Vermehrt sich zunehmend in wärmeren Regionen, Städten, auf Mittelstreifen an Autobahnen. Rinde und Blätter können allergische Hautreizungen hervorrufen. Der Blütenstaub kann Jacobskreuzkraut gegebenenfalls allergische Atemwegsreaktionen verursachen. Pollen können in geringeren Mengen in der Luft vorkommen. Baumfällen und Wurzelrodungen nur mit Handschuhen/Schutzkleidung! Pflanzen- teile nicht kompostieren. Zum Thema „Invasive Pflanzen als Allergieauslöser” finden Sie auch im Rahmen des Projektes „Klimawandel und neue Allergene” weitere Informationen unter www.daab.de Götterbaum 14 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten Essigbaum (Rhus typhina, Sumachgewächs) Sommergrüner, zweihäusiger Laubbaum. Weibliche Pflanzen mit roten Fruchtständen, männliche mit weißen Blütenrispen (Blütezeit Juni – Juli, insektenblütig). Essigbäume wurden besonders in früheren Jahren gerne in Gärten angepflanzt. Sie sind wärmeliebend und können sich durch Ableger in die freie Natur ausbreiten. Alle Pflan- zenteile, besonders der Milchsaft sind schwach giftig. Bei Haut- oder Augenkontakt sind Ent- zündungen möglich. Bei Entfernen der Gewächse wird Schutzkleidung empfohlen. Pflanzenteile nicht in den Kompost geben. Essigbaum Riesen-Bärenklau (Herkulesstaude, Heracleum mantegazzianum, Doldenblütler) Der Riesenbärenklau wird bis zu 5 Meter groß und hat kräftige, oft rot gesprenkelte, hohle Stängel. Die Blätter sind fiederteilig mit spitzen Abschnitten. Die Doldenblüten sind weiß (Blütezeit: Juli – Sept., insektenblütig). Er kommt an Wald- und Feldrändern sowie an Bächen vor. Der Pflanzensaft enthält phototoxische Furocumarine. Gelangen sie an die Haut, führt Sonnenstrahlung zu starker Blasenbildung und Entzündungen. Die Pflanze darf nicht ohne Schutz berührt werden. Ausge- rissene Pflanzen nicht in den Kompost geben. Verlot`scher Beifuß (Kamschatka-Beifuß, Riesen-Bärenklau Artemisia verlotiorum, Korbblütler) Der Kamschatka-Beifuß (auch Ligurischer Beifuß) duftet sehr aromatisch, hat kleine kugelige, rötliche Blütenköpfe und 1– bis 2-fach fiederteilige Blätter mit zugespitzten Abschnitten. Er blüht von September bis November und somit später als der Gewöhnliche Beifuß. Der Kamschatka-Beifuß wird bereits vereinzelt in Süddeutschland gemeldet. Er könnte sich in Zukunft weiter ausbreiten. Durch die späte Blüte soll die Vermehrung über Wurzelausläufer im Vordergrund stehen. Bisher wird diese Beifußart als Allergieauslöser nicht berücksichtigt. Sie kann aber bei einer Beifußallergie Kreuzreaktionen auslösen. Dieser Beifuß sollte aber nicht im Garten angepflanzt werden, da er sich in die freie Natur ausbreiten kann und die Bekämpfung der Wurzelausläufer schwierig ist. Ausge- rissene Pflanzen nicht in den Kompost geben. 15 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
3.3. Invasiv und stark aller- gen: Ambrosia artemisiifolia Die Ambrosia gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und stammt ursprünglich aus Nord- amerika. Sie blüht mit fingerförmigen, grün- gelblichen Blütenständen, die sehr kleine, un- scheinbare Blütenköpfchen tragen. Die einjährige Pflanze erreicht Größen zwischen 30 bis 150 cm und blüht von Juli bis Oktober. Ihre Pollen können starke Atemwegsallergien aus- lösen. Bei Berührung der Pflanze mit der Haut kann es zu Kontaktallergien kommen. Bisher wurden Ambrosia-Bestände besonders in Süd- und in Ostdeutschland entdeckt. Eine weitere Ambrosia artemisiifolia Ausbreitung könnte in Deutschland zu einem starken Anstieg von Ambrosia-Allergien führen. Die Bekämpfung der Ausbreitung ist schwierig, da die Samen im Boden über Jahrzehnte keimfähig bleiben. Die Pflanze kann sich in Privatgärten durch verunreinigtes Vogelfutter unbemerkt ansiedeln und sich so durch „Verschleppung“ der Samen weiter auf Freiflächen ausbreiten. Ambrosia: männliche gelbliche Blüten mit grünen Hüllblättern (links), unscheinbare weibliche Blüte (Mitte, Fotos: U. Starfinger, JKI), Ambrosia-Jungpflanze rechts Ambrosiasamen in Vogelfuttermischung (links) und im Vergleich mit Sonnenblumensamen (rechts) Fotos: U. Starfinger 16 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten 3.3.1. Ambrosia erkennen, Verwechslungen vermeiden Die häufigste Verwechs- lung von Ambrosia-Arten erfolgt mit dem Gemei- nen Beifuß (Artemisia vulgaris, Asteraceae). Beifußarten haben eine helle, behaarte Blatt- unterseite, die Blatt- Gemeiner Beifuß unterseiten von Ambrosiaarten sind grün und unbehaart! Die Blätter von Blätter des Gemeinen Ambrosia- und Beifuß-Pflanzen können von unten nach oben Beifuß unterschiedlich geformt sein. Tabelle 3: Unterscheidungsmerkmale von Ambrosia und Gemeinem Beifuß Beifuß-Ambrosie Gemeiner Beifuß (Ambrosia artemisiifolia) (Artemisia vulgaris) Wächst spät und langsamer, Ende Wächst schneller, Ende Mai Mai /Anfang Juni, ca. 10-15 cm ca. 25-50 cm hoch Stengel rötlich und leicht behaart Stengel rötlich und nicht behaart (Jungpflanze grüner Stengel) (Jungpflanze grüner Stengel) Grüngelbliche traubige Blütenstände Bräunliche Blüten gegen Ende Juli/August ab Ende Juni Blattunterseite hellgrün, nicht behaart Blattunterseite weißlich, behaart Ambrosia-Pflanzen, Foto Mitte: Traubige männliche Blütenstände 17 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Ambrosia - Verwechselung im Garten mit... Wermut (Artemisia absinthium, Asteraceae) Speisechrysantheme (Glebionis coronaria, Asteraceae) Tagetes (Studentenblume, Asteraceae) Mutterkraut (Tanacetum, Asteraceae) Färberkamille (Anthemis spec., Asteraceae) Korkardenblume (Gaillardia spec., Asteraceae) zum Vergleich Blattformen Ambrosia Moschus-Malve (Malva moschata, Malvaceae), links verschiedene Einzel- blätter, rechts Pflanzenansicht mit Blüte Gemeine Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris,Familie Hahnenfußge- wächse, Ranunculaceae) Klatschmohn (Paparaceae, zur Ordnung der Hahnenfußartigen) Blauer Eisenhut (Gattung Aconitum, Hahnenfußgewächse) Beispiel Storchschnabelgewächse (Geraniaceae) Ambrosia: Verwechslung mit Pflanzen am Feldrand. Beispiele unter: www.daab.de 18 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten 3.3.2 Ambrosia - Empfehlung zur Bekämpfung • Ambrosia-kontrolliertes Vogelfutter verwenden. • Gärten von Mai bis August regelmäßig auf Ambrosiavorkommen kontrollieren, offene Boden- flächen sofort wieder begrünen. • Ausgerissene Pflanzen verpackt in Plastiktüten in den Hausmüll und somit der Müllver- brennung zuführen, die Pflanzen nicht kom- postieren oder in die Grünabfuhr bzw. die Biotonne geben. Samenproduktion verhindern: Am sichersten ist das Ausreißen der Pflanze (mit Handschuhen) mitsamt der Wurzel vor der Blüte. • Nach Beginn der Samenproduktion (etwa An- Traubiger, männlicher Blütenstand fang September) die Pflanzen nicht mähen, Foto: U. Starfinger, JKI dies erhöht die Samenausbreitung. • Beim Beseitigen von Ambrosia Mundschutz tragen (am besten Feinstaubmaske Filterklasse FFP2). • Eine dicht sitzende Vollsichtbrille kann die Augenbindehaut schützen. (Seltenere) Kon- taktallergien können durch langärmelige Kleidung und Arbeitshandschuhe verhindert werden. • Besteht beim Erkennen von Beifuß und Ambrosia-Pflanzen im Garten Unsicherheit, sollte die Pflanze trotzdem entfernt werden, da auch Beifuß ein häufiges Allergen ist. Umrisse von Ambrosia artemisiifolia-Blättern: Nach der Keimung, weitere Entwicklung der doppelt gefiederten Blätter, vom Jugendstadium bis kurz vor der Blüte Melden Sie größere Ambrosia-Bestände bei den regional zuständigen Ämtern (Pflanzenschutzdienste/Umweltämter/Grünflächenämter) bzw. beim Julius-Kühn-Institut : ambrosia@julius-kuehn.de 19 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
3.4. Das Mittelmeer im Garten Olive und Co. Es gibt Pflanzen, die aus ästhetischen Gründen vermehrt bei uns angepflanzt werden und deren Verbreitung auf diesem Wege bei uns zunimmt. Einige von ihnen besitzen allergisches Poten- zial. So findet man inzwischen auch immer mehr Olivenbäume oder Koniferen wie Zypressen- oder Zedernarten in Gärten vor. In Pflanzencentern oder Gärtnereien ist das Pflanzenangebot heutzutage sehr vielfältig. Durch den weltweiten Handel werden auch viele Olivenbaum neue Pflanzenarten angepriesen. Dabei kann es sich auch um Pflanzen handeln, die in anderen Ländern potentielle Allergieauslöser sind oder die bei uns als sogenannte invasive Pflanzen bekämpft werden. Der Olivenbaum (Olea europaea) Viele Menschen wünschen sich für ihren Garten oder ihren Balkon ein mediterranes Am- biente. Olivenbäume erfüllen diesen Zweck und werden immer mehr nachgefragt. Sie sind inzwischen in allen Größen erhältlich. Auch an öffentlichen Plätzen, in der Gastronomie (z.B. Biergärten) oder in Gartenbetrieben (Olivenhain) findet man zunehmend Oliven- bäume. Die Blütezeit der Olive kann je nach Standort variieren. Im mediterranen Ver- breitungsgebiet blüht der Baum ab April, in Deutschland eher ab Ende Mai/Anfang Juni. Die Pflanze vermehrt sich über Windbestäubung, ist einhäusig und gehört zu den Ölbaumgewächsen (Oleaceae). Zu dieser Pflanzenfamilie gehören auch Pflanzen, die in unseren Regionen wachsen, wie Esche, Flieder, Winterjasmin, Echter Jasmin, Forsythie oder Liguster. Bei einer Eschenallergie kann es somit beispielsweise zu Kreuzreaktionen mit der Olive kommen, genauso können Menschen auf heimische Ölbaumgewächse reagieren, wenn sie auf Reisen eine Olivenpollenallergie entwickelt haben. Niemand reagiert auf alle potentiellen Allergieauslöser und nicht jede neuartige Pflanze muss gemieden werden. Man sollte sich aber vor dem Kauf genau über den neuen Pflanzenzuwachs informieren. Oliven 20 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten 3.5. Neues Pflanzenangebot in Gartencentern Stipa tenuissima (Mexican feather grass, Nasella, Poaceae) Mexikanisches Federgras mit flauschigen, fedrigen Blüten- ständen. Blüht reichlich. Es ist tolerant gegen Trockenheit und kurzlebig, versamt sich aber sehr stark. Dieses Süßgras kommt ursprünglich aus Patagonien, Texas sowie Mexiko. In Austra- lien, Neuseeland und Teilen Nordamerikas gilt es als invasiv. In Bayern wurden bereits vereinzelte Vorkommen gemeldet, das Gras versamte sich dort aus Pflanzkübeln einer Landesgartenschau. Federgras Bisher ist es hierzulande nicht als Allergieauslöser bekannt. Es gehört zur Familie der Süßgräser und könnte daher für Gräserallergiker problematisch sein. Seidenbaum (Albizia julibrissin, Mimosengewächs, Fabaceae) Ein laubabwerfender Schmetterlingsblütler mit fächerartigen Ästen. Die Blätter sind paarig gefiedert, sie wirken farnähnlich und klappen sich am Abend ein. Die Pflanze ist einhäusig, das bedeutet, weibliche und männliche Blüten befinden sich auf einer Pflanze. Die Blüten stehen in dichten Köpfchen auf langen Stielen beieinander. Die Staubblätter sind violettrot und sehr lang. Mimosengewächse sind windblütig. Der Seiden- baum kommt ursprünglich aus Asien, beispiels- weise aus China. Auch im Iran kommt er vor. Er wird gerne als Zierbaum in Parks und öffentlichen Anlagen angepflanzt. In Nordamerika erweist er sich in einigen Regionen als invasive Pflanze. Bis- her ist er hierzulande nicht als Allergieauslöser bekannt. Er wird in Amerika als milder Allergie- auslöser eingestuft. Ob sich der Seidenbaum auch in unseren Regionen aus Gärten heraus in die freie Natur verbreitet (gartenflüchtig), ist bisher nicht geklärt. Generell sollten keine Pflanzen im Garten verwendet werden, die gartenflüchtig sein könnten. Hautkontakt mit den Pflanzen vermeiden, bei der Gartenarbeit immer Handschuhe/Schutzkleidung tragen! Seidenbaum 21 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Toskana - Zypresse (Cupressus sempervirens, Konifere) Säulenförmige Nadelbäume mit durchgehendem Haupttrieb. Immergrün mit schuppenförmigen Blättern, die hier als Nadeln bezeichnet werden. Die Pflanze gehört zu den Zypressen und ist windblütig. Blütezeit: Feb./März. Sie kommt aus Südeuropa und dem östlichen Mittelmeerraum. Toskana-Zypressen sind für den Garten erhältlich. Zypressen können Pollenallergien auslösen. Sie sind außerdem giftig. Beispielsweise gehört Cupressus semper- virens in Chile zu den schweren Allergieauslösern, dort verläuft ihre Pollenperiode zwischen Juli und Oktober, also im dortigen Winter und dem frühen Frühling. Muschelzypresse (Chamaecyparis obtusa, Konifere) Toskana-Zypresse Die Muschelzypresse ist ein Beispiel für eine kleinwüchsige Scheinzypresse, die sehr langsam wächst. Nach 10 Jahren ist sie ca. 50 cm hoch und 40 cm breit. Sie ist immergrün und hat schuppenförmige Nadel- blätter. Blütezeit: März/April. Die Muschelzypresse oder Hinoki-Scheinpresse stammt ursprünglich aus Japan. Sie wird, wie auch die Japanische Zeder (Sicheltanne, Cryptomeria japonica), bei uns in kleiner Wuchsform angeboten. In Japan wird die Wildform 35 Meter hoch und ist dort neben Muschelzypresse der Japanischen Zeder (Zypresse) und der Sichel- tanne (Cryptomeria) ein wichtiger Pollenallergieauslöser für Heuschnupfen und Asthma. Scheinzypressen sind giftig. Koniferen wie Zypressen oder Lebensbäume sind einhäusig und besitzen in der Regel getrenntge- schlechtliche Blüten auf einem Pflanzenexemplar einer Art. Immer aktuelle Informationen zur Pollen- allergie finden Sie auf den Internetseiten des Deutschen Allergie- und Asthmabundes unter www.daab.de sowie im Magazin „Allergie konkret“, das Sie als Mitglied viermal jährlich erhalten. Japanische Zeder (Sicheltanne) 22 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten Thuja (Abendländischer Lebensbaum, Thuja occidentalis, Morgenländischer Lebensbaum, Thuja orientalis, Koniferen) Immergrüne Pflanze mit aufrechtem Wuchs und schuppenförmigen Nadel- blättern. In Gärten werden meist zwergwüchsige Formen verwendet. Blütezeit: April – Mai. Vorkommen ur- sprünglich im Osten Kanadas und im „Teddy-Thuja“ Nordosten der USA, in Europa häufig als „grüner Gartenzaun“ oder auf Friedhöfen und in Parks. Lebensbäume gibt es inzwischen in vielen Varianten zu kaufen. Sie sind giftig. Neuerdings wird eine „Teddy-Thuja“ ange- boten, die zum Streicheln anregen soll. Aber Vorsicht ist hier geboten, Thuja kann nicht nur Pollenallergieauslöser sein, sondern auch bei Berührung zu Hautreaktionen führen. Chinesische Hanfpalme (Chamaerops excelsa syn. Trachycarpus fortunei, Familie der Palmengewächse (Arecaceae) Fächerpalme mit einer Wuchshöhe von 12- 15 Metern. Stamm mit braunen Fasern bedeckt. Die Krone hat 50 oder mehr Blattfächer. Ab einer Höhe von 1 Meter erscheinen im Frühjahr entweder männliche oder weibliche Blüten (zweihäusig). Männliche Blü- tenstände haben auffällige gelbe Blüten, weibliche Blütenstände sind hellgrün und mit weniger Blüten be- setzt. Heimisch ist die Palme im Hima- laya, in Nord-Indien und Thailand so- wie in China. Sie wird in Europa häufig in Parks und inzwischen auch in priva- ten Gärten angepflanzt, weil sie rela- tiv kälteresistent ist. In der Schweiz Chinesische Hanfpalme wird bereits vor ihrer steigenden In- vasivität durch den Klimawandel ge- warnt. Durch Vögel kann sie über ihre Bei einhäusigen Pflanzen befinden sich weibliche und männliche Blüten auf einem Samen aus den Gärten verwildern. Exemplar einer Pflanzenart. Bei zweihäusigen Möglicherweise besteht auch Aller- Pflanzen kommen weibliche und männliche genität. Dies wurde bereits für die Blüten auf verschiedenen Exemplaren einer Kokospalme (Cocos nucifera, einhäu- Pflanzenart vor. sig) oder die Dattelpalme (Phoenix dactilifera, zweihäusig) gezeigt. 23 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Korbblütler (Asteraceae) Die Korbblütengewächse sind die größte Familie in der Ordnung der Asternartigen. Typisch sind körbchen- förmige Blütenstände. Die Körbchen- blüten wirken wie Einzelblüten, sind aber zusammengesetzte Blüten. Sie sind entweder zwittrig oder einge- Einjähriges Berufkraut schlechtlich. Viele Arten besitzen ätherische Öle. Sie sind außer in der Antarktis weltweit in allen Klimazonen vertreten. Es gibt etwa 24.000 Arten. Die Gruppe der Korbblütler soll die meisten invasiven Pflanzen stellen. Neben der eigenen Ausbreitung der Pflanzen z.B. über Flughäfen, Straßen und Erdbewegungen (z.B. Ambrosia) soll auch die Einfuhr vieler Zier- und Nutzpflanzen ein Grund dafür sein. Korbblütler wie der Beifuß oder die Beifußblättrige Ambrosia, die als Allergieauslöser bekannt sind, können auch aus Gärten in die freie Natur gelangen. Invasive Berufkräuter wie das Spanische Gänseblümchen (Erigeron karvinskianus) oder das Einjährige Berufkraut (Erigeron annua) sowie neue Würz- kräuter wie die Beifußarten Artemisia tridentata oder Artemisia ludoviciana werden als Gartenpflanzen verkauft oder in Gartenzeitschriften vorgestellt. Diese Beifußarten sind in Amerika als „Sagebrush“ (Wüstenbeifuß) bekannt und dort starke Allergieauslöser. 4. Schimmelpilze im Garten Schimmelpilze kommen überall ganz natürlich in unserer Umwelt vor. Draußen findet man Schimmelpilze in der Gartenerde, unter Laub, im Kompost oder der Biotonne. In der Außen- luft finden sich hohe Sporenkonzentrationen vor allem zwischen Juli und Oktober. Im Innenraum wachsen Schimmelpilze, wenn Feuchte- schäden entstehen. Bei zu hoher Luftfeuchtig- keit (ideal 40-60%), setzt sich die überschüssige Feuchtigkeit bei zu geringer Lufttemperatur an kalten Oberflächen ab. Dies ist häufig in Gewächs- und Gartenhäusern oder bei Gartenmöbeln, die durch Planen geschützt werden, der Fall. Eine gute Belüftung und rechtzeitige Behebung von Feuchteschäden sind hier wichtig. Informationen zur Schimmelpilzallergie erhalten Sie beim DAAB unter: info@daab.de oder telefonisch: 0 21 66 / 64 78 8-20 24 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten 5. Kontaktallergien durch Pflanzen Die Berührung von Pflanzenteilen kann zu Kontakt- allergien oder Hautirritationen führen. Eine Kontakt- allergie ist eine verzögerte allergische Reaktion, die sich auf die Hautareale beschränkt, die einen direkten Kontakt mit dem Allergieauslöser hatten. Kontaktallergien sind nicht heilbar, die wichtigste Wolfsmilchgewächs Maßnahme ist das Vermeiden des Kontaktes. Es gibt hierbei unterschiedliche Hautreaktionen: 1. Mechanisch: Pflanzenteile wie Stacheln oder Dornen verletzen die Haut mechanisch, hier können auch Entzündungen durch das Eindringen von Bakterien entstehen. 2. Mechanisch und chemisch: die Haut wird zunächst verletzt und so können Reizstoffe in die Wunde eindringen. Hier ist etwa die Brennnessel zu nennen, deren Brennhaare bei Berührung brechen. Dadurch entsteht die Form einer „Einstechkanüle“, die in die Haut eindringt und Natriumformiat, Acetylcholin und Histamin injiziert. So kommt es zu einer Entzündung im Umkreis der Wunde mit brennendem Schmerz. 3. Chemisch/hautreizend: diese Wirkung kann durch Pflanzen hervorgerufen werden, die in Milchsaftschläuchen, Zellsäften oder Drüsenhaaren hautschädigende Pflanzeninhaltsstoffe enthalten. Milchröhren findet man zum Beispiel bei der Familie der Wolfsmilchgewächse, aus deren Milchsäften Histamin und Acetylcholin austreten können. Der Milchsaft sollte auch nicht in die Augen gelangen, da sie durch diesen (stark) geschädigt werden können. 4. Phototoxisch: hierbei kommt es nach dem Kontakt mit phototoxischen Substanzen zu Entzündungen der Haut. Diese Reaktion wird durch die Einwirkung von UVA-Licht oder sicht- baren Wellenlängen ausgelöst. Eine besonders starke Reaktion lösen die Furocumarine der Herkulesstaude aus. 5. Photoallergisch: es liegt die gleiche Reaktion zugrunde wie bei der phototoxischen Wirkung, allerdings besteht bei dem Betreffenden eine Sensibilisierung gegenüber dem pflanzlichen Inhaltstoff. Dabei wird eine Allergie vom Spättyp hervorgerufen. 6. Hautreizung durch Kontaktallergene: Pflanzeninhaltsstoffe können nach Hautkon- takt mit körpereigenen Proteinen reagieren und als Allergen wirken. Ein bekanntes Bei- spiel ist die Becherprimel. Hautreizungen durch Kontaktallergene können sich durch a) Reaktionen vom Soforttyp (allergische Kontakt- urtikaria) und b) Reaktionen vom Spättyp (allergisches Kontakt- ekzem) äußern. Informationen zu Kontaktallergien hält der DAAB für Sie bereit unter: info@daab.de oder telefonisch: 0 21 66 / 64 78 8-20 Primel 25 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Gartenpflanzen als Kontaktallergene Pflanze (Familie) Art der Allergie Hundskamille Kontaktallergie Anthemis cotula L., Asteraceae Arnika Arnica montana Kontaktallergie L. Asteraceae Chrysantheme Dendranthema Kontaktallergie indicum = Chrysanthemum indicum L.= Chrys. Japonicum Thunb. Asteraceae Gewöhnlicher Efeu Kontaktallergie, hautreizende Hedera helix L.: Araliaceae Eigenschaften, giftig Margerite Leucanthemum Kontaktallergie, irritative vulgare Lam. = Chrysanthemum Reaktionen möglich leucanthemum L. Asteraceae Büschelschön Kontaktallergie, Phacealia tanacetifolia hautreizende Wirkung Hydrophyllaceae Kirschlorbeer Kontaktallergie, hautreizend Prunus laurocerasus Primel, Becher-Primel Kontaktallergie, Primula obconica Hance irritative Reaktionen Primulaceae Mutterkraut Tanacetum Kontaktallergie parthenium L. = Chrysanthemum parthenium L. Asteraceae = Compositae Thuja (Lebensbaum) Kontaktallergie, Urtikaria Thuja spec. Zypressengewächs, Cupressaceae Tulpe Tulipa spec. Kontakturtikaria Liliaceae (Berufsallergen, Zwiebel- staub ruft Rhinitis hervor) Fotos von oben nach unten: Hundskamille, Efeu, Margarite, Kirschlorbeer, Mutterkraut, Thuja, Tulpe 26 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten Tabelle: Pflanzen mit hoher Sensibilisierungspotenz und erhöhter Häufigkeit für Hautreaktionen: Anmerkungen Sensibilisierungspotenz stark, Häufigkeit: gelegentlich, Kreuzreaktionen zu anderen Korbblütlern Sensibilisierungspotenz stark, relativ häufig, Kreuzreaktionen mit Rainfarn, Gewöhnlicher Schafgarbe, Chrysanthemen, Mutterkraut, Sonnenblumen Sensibilisierungspotenz stark, häufig, Kreuzreaktionen auf Astern, Gewöhnliche Schafgarbe, Rainfarn, Mutterkraut, Arnika, Sonnenblumen Sensibilisierungspotenz mittelstark, Häufigkeit: gelegentlich, alle Pflanzenteile sind giftig Sensibilisierungspotenz stark, Häufigkeit: gelegentlich, Kreuzreaktionen zu Chrysanthemen (Astern, Rainfarn, Mutterkraut) Sensibilisierungspotenz stark bis sehr stark, Häufigkeit: selten, aber häufig in den USA und Mexiko Kontaktallergien durch Pflanzensaft möglich, schleimhautreizend, alle Pflanzenteile, besonders die Blätter und Früchte sind giftig Sensibilisierungspotenz sehr stark, Häufigkeit: gelegentlich. Allergen: in den Härchen an der Unterseite der Primelblätter und an den Stängeln. Sensibilisierungspotenz stark, Häufigkeit: gelegentlich, Kreuzreaktionen auf Chrysanthemen, Rainfarn, Margerite, Schafgarbe, Sonnenblume, Lorbeer Nach Hautkontakt Rötung, Juckreiz, Berufsallergen. Giftig: Holz, Zapfen, Zweigspitzen Sensibilisierungspotenz stark, häufig (u.a. Berufskrankheit auf Tulpenzwiebeln), alle Pflanzenteile sind giftig. Informationen zu giftigen Pflanzen unter: www.gizbonn.de Weitere mögliche Auslöser von Kontaktaller- gien oder Hautirritationen sind Irisgewächse (1), Korbblütler (2), Lilien, Oleander, Rizinus, Seifenkraut, Wolfsmilchgewächse. 1 2 27 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
6. Gartengestaltung für Menschen mit Allergien – Geht das? Viele Allergiker suchen für ihren Garten oder ihre Terrasse nach Möglichkeiten, diese/n ohne aller- gieauslösende Pflanzen zu gestalten. Eins vorweg: Den allergenfreien Garten kann es nicht geben. Pollen windblütiger Pflanzen können kilometerweit durch den Wind verbreitet werden, außerdem kann theoretisch jede Pflanze eine Allergie oder Überempfindlichkeit auslösen, ob durch Pollen, Hautkontakt, Pflanzenduft oder indirekt durch Insekten. Auch Schimmelpilzsporen sind immer anzutreffen, beson- ders im Sommer und im Herbst. 6.1. Tipps für die Gartenplanung und -gestaltung Wie ein Garten aussehen soll, hängt von den individuellen Vor- lieben und auch Familienverhältnissen ab. Kinder wünschen sich eher einen Spielgarten mit Sandkasten, Rasen, Schaukeln oder einem Baumhaus. Ein Garten kann aber auch Ort für Entspannung und Begegnung sein mit Sitzgelegenheiten, schönen Ausblicken auf Blumen- rabatten, Sträucher und Bäume. Ein Nutzgarten liefert frisches Obst, Gemüse und Kräuter. Der Garten ist mehr als die Umrandung des Hauses, er ist für viele ein wichtiger Ausgleich zum Beruf und ein entspannendes Hobby. Die Planung für neue Gärten orientiert sich an den ge- wünschten Funktionen. Für einen schönen Garten ist ein Kon- zept wichtig: Eine Skizze der Gesamtfläche, Entwürfe für die Gestaltung, individuelle Wünsche wie Farbpräferenzen. • Blütenformen: Je größer und auffälliger die Blüten, umso wahrscheinlicher handelt es sich um insektenbestäubte Pflanzen, die meist weniger Pollen produzieren. • Hecken/Sträucher/Bäume: können als Windfang und grüne Pollenfilter wirken, nach länger anhaltendem Regen beschnei- den oder vorher mit Wasser besprengen, um Aufwirbelung von Pollen/Sporen zu vermeiden. 28 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Allergien im Garten • Komposthaufen und Biotonnen: in der Nähe von Fenstern /Sitz- plätzen können für Schimmel- pilzallergiker problematisch sein. Immer geschlossene Komposter verwenden, Bio- und Mülltonnen regelmäßig (mit Mundschutz) reini- gen. Diese Aufgabe sollte nicht von Schimmelpilzallergikern oder immungeschwächten Menschen ausgeführt werden. Bio- und Hausmülltonnen sollten dicht abschließen und in der warmen Jahreszeit im Schatten platziert werden. Feuchte, faulende Abfälle können in Papier (Tageszeitungen, kein Hochglanzpapier) verpackt werden. • Rasen: nicht zu hoch werden lassen, wenig düngen, beim Mähen werden allergene Pflanzensäfte freigesetzt, Pollen/Sporen können aufgewirbelt werden, Filtermaske nutzen – oder Rasenverzicht. • Terrassen/Sitzplätze: mit Windfang abschirmen, Pollenschutzgitter an Terrassen- /Balkontüren. • Gartentagebuch: darin kann man wichtige Informationen zu Blühzeiten der individu- ellen Allergieauslöser, Beschwerden in der Pollenflugzeit, Wetterlagen, Hautreak- tionen oder zu unerwünschten Pflanzen sammeln. • Augen auf beim Pflanzenkauf: Angebote und Empfehlungen in Gärtnereien, Garten- centern oder -zeitschriften sollten unter dem Aspekt der potentiellen Allergenität bzw. auch der möglichen Verbreitung aus dem eigenen Garten heraus (invasive Pflanze) hinterfragt werden. Beispielsweise wird das Einjährige Berufkraut (Erigeron annuus) als invasiv eingestuft, aber auch als Zierpflanze empfohlen. • Wetter beachten: Gartenarbeit kann nach langen Regenschauern angenehmer sein, da die Pollen aus der Luft gewaschen werden. Bei kurzen Schauern oder leichtem Nieselregen können Pollen Wasser binden, werden schwerer und sinken vermehrt herab. Womöglich haben Patienten daher bei leicht regnerischem Wetter immer noch oder gerade kurz nach einem Regenschauer vermehrt Pro- bleme. Bei stürmischen Wetterlagen, wie bei einem schnellen Abfall der Lufttemperatur bei starken Gewittern, werden besonders Gräserpollen aus höheren Luftschichten zu Boden ge- drückt, die Allergene können regel- recht aus den Pollen herausgeschlagen werden. Die Allergenbelastung kann dann besonders hoch sein. 29 Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Sie können auch lesen