Aufbau von Vorlesungen & Vorträgen - AIDA - Modell

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Aufbau von Vorlesungen &
        Vorträgen
                  -
        AIDA - Modell

       Steven Schuhmacher, M. A.

          11. November 2019

             Version 1.00
INHALTSVERZEICHNIS

1     VORWORT ......................................................................................................................... 1

2     ÜBERSICHT AIDA-MODELL ................................................................................................... 3

3     A – AUFMERKSAMKEIT ERREGEN ............................................................................................ 5

4     I – INTERESSE WECKEN (15%) ................................................................................................ 7
4.1 Orientierung geben................................................................................................................... 7
4.2 Lernziele transparent machen .................................................................................................. 7
4.3 Neugierig machen / Aufmerksamkeit erhalten ........................................................................ 7
4.4 Beziehung zu den Studierenden herstellen / Aktivierung der Studierenden ........................... 8

5     D – DARSTELLUNG DES INHALTS (75%) .................................................................................... 9
5.1 Festigung neuer Informationen ................................................................................................ 9
5.2 Aktivierung der Studierenden................................................................................................... 9
5.3 Sinnvoller Medieneinsatz ....................................................................................................... 10
5.4 Freies Vortragen ..................................................................................................................... 10

6     A – AKTIVER ABSCHLUSS (10%) ........................................................................................... 11

LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................................................. 13
VORWORT

1 VORWORT
Ziel dieses Beitrags ist es, das AIDA-Modell kurz und prägnant vorzustellen. Die Schwierigkeit
hierbei ist, dass viele didaktische Begriffe, Aspekte und Methoden Erwähnung finden. Würden
diese entsprechend Ihrer Bedeutung in diesem Beitrag dargestellt werden, wäre die Zielsetzung
„kurz und prägnant“ nicht zu erfüllen.

Aus diesem Grund wird hier auf möchte ich auf die folgende Seite verweisen, auf der Sie zu den
meisten didaktischen Begriffen, Aspekte und Methoden ausführlichere Informationen finden:
Planung, Durchführung und Prüfung meiner Lehre

Dieser Beitrag fängt mit einer Übersicht und einer Zusammenfassung des AIDA-Modells an und
befasst sich anschließend eingehender mit den einzelnen Phasen des AIDA-Modells ein. Dadurch
können Sie schnell erfassen, welche Kapitel für Sie relevant und somit von Interesse sind.

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ÜBERSICHT AIDA-MODELL

2 ÜBERSICHT AIDA-MODELL
Das AIDA-Modell (vgl. Abbildung 1) ist ein allgemeines Gliederungsschema, das ursprünglich aus
der Werbung stammt, aber auch im Bereich Präsentationen und Moderation wirkungsvoll
eingesetzt wird. Unabhängig von einem Thema können Sie mit diesem Modell ihre Vorlesung
teilnehmendenorientiert strukturieren.

                               A        Aufmerksamkeit erregen

                               I        Interesse wecken (15%)

                               D        Darstellung des Inhalts (75%)

                               A        Aktiver Abschluss (10%)

                            Abbildung 1: AIDA-Modell

Es gibt zwei gegensätzliche Strukturen für einen Vortrag: Sach-Logik und Psycho-Logik (vgl.
Abbildung 2). Mit Sach-Logik ist der Aufbau eines klassischen Lehrbuchs gemeint, das eine
durchdachte Struktur besitzt, aber „die meisten Menschen tun sich anders herum viel leichter mit
dem Zuhören, Verstehen und Merken“ (Will 2000:23f). Folglich ist diese Struktur für einen Vortrag
nicht optimal bzw. die Psycho-Logik, die die Studierenden abholt und anschließend die
Informationen liefert, ist hierfür wesentlich besser geeignet.

Das AIDA-Modell besteht aus vier Phasen, arbeitet nach der Psycho-Logik und hilft Ihnen, Ihren
Vortrag hinsichtlich der Aspekte der kommunikativen Logik zu strukturieren und zu gestalten.

                            Sach-Logik                       Psycho-Logik
                          bzw. Lehrbuchstil               bzw. Zuhörer abholen

                      1. Begriffe definieren            1. Fragestellung, Beispiel
                      2. Grundlagen erklären            2. Grundlagen, Begriffe
                      3. Vorgehen, Methodik             3. Vorgehen, Methodik
                      4. praktische Anwendung           4. Bogen zum Einstieg

                    Abbildung 2: Sach-Logik vs. Psycho-Logik (nach Will 2000)

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A – AUFMERKSAMKEIT ERREGEN

3 A – AUFMERKSAMKEIT ERREGEN
Zu Beginn sollten Sie nicht direkt mit Ihrem Vortrag starten, denn dadurch könnten viele wichtige
Informationen untergehen. Stattdessen sollten Sie zunächst die Aufmerksamkeit der
Studierenden erlangen und dann mit dem Vortrag und den wesentlichen Informationen beginnen.

Hierbei stellt sich nun die Frage: Wie errege ich die Aufmerksamkeit der Studierenden?

       Optische Köder,
        z.B. Bilder oder auch Video, die Irritierend sind oder Emotional berührend ziehen verstärkt
        die Aufmerksamkeit auf sich (vgl. Gluck et al. 2010). Idealerweise hat ein optischer Köder
        einen Bezug zu dem anstehenden Thema.
       Interaktion mit den Studierenden,
        z.B. stellen Sie Fragen die per Handzeichen zu beantworten sind. Nach den ersten Fragen,
        wenn Sie die Aufmerksamkeit haben, können Sie mit dieser Methode auch auf die
        vorangegangene Vorlesung eingehen und so die Brücke zum anstehenden Thema
        schlagen.
       Problemstellung,
         z.B. solche, die die Studierenden mit dem aktuellen Wissen noch nicht lösen können oder
        erst am Ende der Vorlesung.

Egal für welche Methodik Sie sich entscheiden, wichtig ist, dass diese erste Phase des AIDA-
Modells …

       einen kurzen und prägnanten Einstieg in das Thema darstellt. Hier sollten Sie nur wenige
        Minuten einplanen.
       nicht nur zur Aktivierung der Studierenden genutzt wird, sondern zum Thema der
        anstehenden Vorlesung führt.

Praxisbeispiel:
Thema der Vorlesung: „Präsentationstechniken“

Hierbei würde sich ein optischer Anker in Form einer Skizze anbieten. Sie könnten die Buchstaben
A, I, D, A untereinander an das Whiteboard schreiben und die Studierenden nach deren Bedeutung
fragen bzw. für was die einzelnen Buchstaben stehen. Dadurch würden Sie zusätzlich zum
optischen Anker auch mit den Studierenden in Interaktion treten.

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I – INTERESSE WECKEN (15%)

4 I – INTERESSE WECKEN (15%)
Nachdem Sie die Aufmerksamkeit der Studierenden gewonnen haben, ist das nächste Ziel auch
das Interesse der Studierenden für das Thema zu wecken und sie darauf vorbereiten. Diese zweite
Phase ist sehr wichtig, daher sollten Sie hierfür ungefähr 15% der gesamten Vorlesungszeit nutzen.

Die Phase „Interesse wecken“ hat die folgenden vier Funktionen:

    1.   Orientierung geben
    2.   Lernziele transparent machen
    3.   Neugierig machen (Hier vermischen sich Phase 1 und 2)
    4.   Beziehung zu den Studierenden herstellen (Hier vermischen sich Phase 1 und 2)

4.1 Orientierung geben
Entsprechend dem Konstruktivismus erleichtert es, wenn die Studierenden die Thematik
einordnen können und die Struktur der Veranstaltung kennen. Hierbei gibt es zwei Ebenen:

    1. Einordnung der Vorlesung in das komplette Modul: Dies kann mithilfe eines Advance
       Organizer – Lehr-/Lernstrategie zur Verbesserung der strukturierten Aufnahme – erreicht
       werden.
    2. Gliederung der Vorlesung: Idealerweise ist die Gliederung immer sichtbar. Diese kann für
       Zusammenfassung einzelner thematischer Abschnitte genutzt werden und um
       Zusammenhänge zu verdeutlichen.

4.2 Lernziele transparent machen
Unabhängig des Veranstaltungsformats sollten die Lernziele immer kommuniziert und
transparent gemacht werden. Dadurch wissen die Studierenden, was Sie am Ende der Vorlesung
können sollten bzw. können den eigenen Wissenstand reflektiert betrachten.

4.3 Neugierig machen / Aufmerksamkeit erhalten
Leider sind die Studierenden nicht immer auf die Themeninhalte ihres Studiums neugierig und
zeigen häufig wenig Interesse an diesen. Dadurch verringert sich automatisch die Lernleistung.
Wie können Sie also die Studierenden – die nicht von sich aus neugierig sind – erreichen?

        Die Studierenden analysieren und entsprechend die spannendsten Themen aussuchen
         (soweit die Themen nicht festgelegt sind)
        Das eigene Interesse und die eigene Begeisterung für das Thema erläutern (Wichtig: Sie
         sollten sich niemals verstellen und immer Ihrer Persönlichkeit treu bleiben!)
        Durch entsprechende Rhetorik oder einen Spannungsaufbau – wie beim Storytelling – der
         Vorlesung
        Durch Emotionalität und Visualisierungen (vgl. Optischer Köder, S. 5).
        Durch (Praxis-)Beispiele, Anwendungsmöglichkeiten, Anekdoten etc.

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I – INTERESSE WECKEN (15%)

4.4 Beziehung zu den Studierenden herstellen / Aktivierung der
    Studierenden
Die Beziehung zu den Studierenden ist ein wichtiger Aspekt und spielt speziell in den ersten
Vorlesungen eine große Rolle. Allerdings sollte sich dies im Verlauf des Semesters einpendeln und
in den einzelnen Vorlesungen tritt die Aktivierung der Studierenden in den Vordergrund.

       Für den Aufbau einer professionellen Beziehung zu den Studierenden sind klare Regeln
        und Konsequenzen bei Nichteinhaltung, die – teilweise gemeinsam – zu Beginn des
        Semesters aufgestellt werden und für jeden, auch für den Lehrenden gelten.
       Für die Aktivierung der Studierenden existieren mehrere didaktische Methoden, u.a. eine
        der effektivsten ist „Fragen stellen“.

8
D – DARSTELLUNG DES INHALTS (75%)

5 D – DARSTELLUNG DES INHALTS (75%)
Den Hauptteil der Gesamtzeit – mit etwa 75% – sollte die Vermittlung des Lerninhalts einnehmen,
d.h. Ziel ist es den Studierenden neue Lerninhalte verständlich zu vermitteln. Wie wir durch
verschiedene Kommunikationsmodelle wissen, behalten die Studierenden nicht alles was die
Lehrperson sagt. Folglich sollten Sie diese Phase gründlich vorbereiten. Bei der Aufbereitung der
Inhalte sind viele unterschiedliche Aspekte zu beachten:

       Festigung neuer Informationen
            o Visualisierungen
            o Zusammenfassungen/Wiederholungen
            o Einsatz von (Praxis-)Beispielen / Anwendungen
       Aktivierung der Studierenden
            o Interaktion mit den Studierenden
       Sinnvoller Medieneinsatz
            o Visuelle Unterstützung
       Freies Vortragen (Sprache/Körpersprache: Gestik/Mimik)

5.1 Festigung neuer Informationen
Studierende behalten Informationen besser, wenn diese mit vorhandenem Wissen
(Konstruktivismus) verknüpft werden. Daher sollten Sie Zusammenhänge und Bezugspunkte
zwischen den vorhandenen Wissensstrukturen und den neuen Informationen herstellen. Dies
kann durch Alltagskonzepte erreicht werden oder durch die Wiederholung von Grundlagen die für
das aktuelle Thema relevant sind.

Ebenfalls unterstützen Visualisierungen, Zusammenfassungen, Wiederholungen oder der Einsatz
von Beispielen die Verankerung von neuem Wissensinhalten.

5.2 Aktivierung der Studierenden
Studien haben gezeigt, dass die Aufmerksamkeitsspanne bei den meisten Studierenden nach
ungefähr 20 Minuten merklich nachlässt. Daher ist es sinnvoll die Studierenden immer wieder neu
zu aktivieren und in die Vorlesung einzubinden. Hierfür bieten sich eine Interaktion, in Form von
Fragen oder Abstimmungen an, mit den Studierenden an.                       Aber auch andere
Aktivierungsmethoden sind hier möglich. Probieren Sie einfach einige aus und nutzen Sie
diejenigen die Sie für sinnvoll erachten:

       Abstimmungen, auch mit „Audience Response Systemen“
       Fragen stellen
       Diskussionen
       Gruppenarbeit
       Etc.

Ein weiterer Vorteil, wenn Sie die Studierenden aktivieren, ist, dass sich die Verarbeitung von
Information verbessert und damit die nachhaltige Verankerung von neuem Wissen.

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D – DARSTELLUNG DES INHALTS (75%)

5.3 Sinnvoller Medieneinsatz
Am häufigsten werden PowerPoint-Folien zur unterstützt einer Vorlesung eingesetzt. Wichtig ist
hierbei, dass ein gute gestaltete PowerPoint-Folien – achten Sie auf die Gestaltungsrichtlinien –
die Vorlesung unterstützt, und kein Skript darstellt!

Außerdem ist nicht immer die PowerPoint-Folie das am besten geeignete Medium, auch hier ist
es immer von der Zielsetzung/Lerninhalten abhängig. Beispielsweise ist der Lerneffekt höher,
wenn Sie ein Modell, Code in der Informatik oder eine mathematische Formel entwickeln und
nicht gleich komplett abbilden. Hierzu eignet sich dann ein Whiteboard oder besser ein Visualizer
(Dokumentenkamera).

Wichtig ist auch, dass Sie den Umgang mit dem ausgewählten Medium geübt sind bzw. sich
unterstütz suchen.

5.4 Freies Vortragen
Sie sollten in Ihrer Vorlesung den Lerninhalt frei, verständlich und in einer angemessenen
Geschwindigkeit vortragen. Dies hat mehrere Gründe:

        Durch die entsprechende gesprochene Sprache bzw. Rhetorik unterstützen Sie
         wirkungsvoll Ihre Vorlesung. Abgelesene Vorträge wirken steif, da sich die gesprochene
         Sprache von geschriebener unterscheidet.
        Sie können besser (Blick-)Kontakt mit den Studierenden halten und diese direkt
         ansprechen.
        Sie sind auf Ihrem Gebiet Experte und die Studierenden (noch) nicht, daher sollten Sie
         beispielsweise auch an Fachbegriffe denken (Sind diese bekannt?) und dementsprechend
         auch an eine angemessene Geschwindigkeit denken.

Beim Vortragen ist auch die körperliche Ebene wichtig. Sie sollten…

        Blickkontakt mit den Studierenden halten.
        Ihre Gesten und Bewegungen sollten natürlich sein, d.h. versuchen Sie sich nicht (zu sehr)
         zu verstellen, denn dies wirkt sehr schnell künstlich und wird von den Studierenden auch
         durchschaut.
        Den Studierenden gegenüber eine offene Körperhaltung einnehmen

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A – AKTIVER ABSCHLUSS (10%)

6 A – AKTIVER ABSCHLUSS (10%)
Im Anschluss an die Darstellung bzw. Vermittlung der Lerninhalte wird die Vorlesung mit einem
aktiven Abschluss, der ungefähr 10% der Gesamtzeit in Anspruch nimmt, beendet. Folgende
Punkte sollten beachtet werden:

      Spannen Sie einen Bogen zum Einstieg der Vorlesung (inhaltlicher Rahmen).
      Heben Sie die Kernaussagen nochmals hervor und fassen Sie die wichtigsten Aspekte
       zusammenfassen, wobei die Gliederung ein gutes Hilfsmittel darstellt.
      Falls sinnvoll können Sie einen Ausblick auf die weiteren Veranstaltungen und
       Themeninhalte, die an das aktuelle Thema anschließen, geben.

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LITERATURVERZEICHNIS

LITERATURVERZEICHNIS

Ausubel, D. P., (1960). The use of advance organizers in the learning and retention of meaningful
verbal material. Journal of Educational Psychology, 51, 267-272.

Gluck, M. A., Mercado, E. & Myers, C. E. (2010). Lernen und Gedächtnis. Berlin: Springer.

Will, H. (2000). Mini-Handbuch Vortrag und Präsentation: Für Ihren nächsten Auftritt vor
Publikum. Weinheim: Beltz.

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