AUS DER HAUPTABTEILUNG SCHULE UND HOCHSCHULE NR. 124|01 2020 - KU.edoc
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NR. 124| 01·2020 INHALT EDITORIAL ZUR AKTUELLEN AUSGABE 02–03 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Religionslehrerinnen und Religionslehrer, Editorial02 Zum Heft und Gedanken zum Titelbild 03 was für eine Zeit! Jetzt, Mitte März, schreibe ich Ihnen, BASISARTIKEL04–07 während gerade alle Schulen und andere Einrichtungen geschlossen wurden. Vor wenigen Tagen war das noch Kreative Selbsterzählungen unvorstellbar. Wenn Sie diese Zeitschrift in den Händen halten, werden möglicherweise weitergehende Maßnah- GEISTLICHE men ergriffen worden sein, um die Verbreitung des neu- HINFÜHRUNG 08–09 artigen Corona-Virus einzudämmen. Neuartig. Nicht nur das Virus selbst ist es, sondern auch die Auswirkungen auf das gesellschaftliche PRAXISBEITRÄGE10–27 Leben, unseren Alltag, unsere Familien sind neuartig. So etwas haben wir alle wahrscheinlich noch nicht erlebt. SCHULPASTORAL28–29 Digitales. Weder als Lehrerinnen und Lehrer noch in ihrem privaten Umfeld wer- den Sie darauf verzichten können, digital zu sein … digital zu kommunizieren, KATHOLISCHE SCHULEN 30–31 digital Termine zu planen, digital Arbeitsmaterialien zu suchen, sich vorzube- reiten und digital zu unterrichten. In Zeiten, in denen Begegnungen notwendi- gerweise immer weiter eingeschränkt werden, wird das Digitale fast schon zum WERKZEUGE UND MODULE 32–33 Segen, weil es Kommunikation, Information, ja sogar Begegnungen von (digi- talem) Angesicht zu (digitalem) Angesicht noch möglich macht. MEDIENZENTRALE34 Als Hauptabteilung Schule/Hochschule des Erzbistums Köln werden wir uns in diesem Jahr in verschiedenen Formaten der ‚Kultur der Digitalität‘ (Felix Stalder) NACHRICHTEN/ widmen, sei es reflektierend, sei es methodisch, sei es medienpraktisch. INFORMATIONEN34–35 Mit dem Jahresthema „DIGI:Tales. Religiöses Lernen und digitale Transformati- onen“ haben wir einen Ansatz gewählt, der das narrative Moment, das dem Digi- GEISTLICHER IMPULS 36 talen wie dem Religiösen inne ist, zum roten Faden nimmt: Welche Geschichten (tales) werden im Netz erzählt, welche Aussagen äußere ich, äußern andere in Texten, Bildern oder Videos auf sozialen Plattformen? Welche Geschichten erzählt JAHRESTHEMA die Religion, das Christentum, die Jahrhunderte hindurch, um seine Botschaft zu verbreiten? Welche neuen Wege des Erzählens liefert die zunehmende Digitalisie- DIGI:Tales. Religiöses rung der Kommunikation? Lernen und digitale Als Religionslehrerinnen und -lehrer sind wir herausgefordert, Kinder und Transformationen Jugendliche in der Komplexität des Digitalen zu unterstützen, eine belastbare religiöse Identität herauszubilden. Und die aktuelle Lage gibt uns die Aufgabe, dies über die notwendigen Distanzen, die wir voneinander halten müssen, hin- weg zu tun. Das gilt für den Religionsunterricht genauso wie für die Pastoral: die HEFTTHEMEN 2020 Nähe Gottes aus der Ferne betrachten. Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz und 01 DIGI:Tales about wünsche Ihnen in diesem Jahr österliche Freude, selbst wenn Sie die Osterfeiern me – Erzählungen nur digital erleben könnten ... vom Ich 02 DIGI:Tales about God – Religiöse Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke Hauptabteilungsleiterin Erzählungen 03 DIGI:Tales about P.S.: Wie Sie merken werden, haben wir eine neue Rubrik in diesem Heft eingeführt, f uture – Erzählungen die „Geistliche Hinführung“ zum Heftthema. Mit dieser wollen wir Ihnen Zeit und Raum von Zukunft geben, sich anhand einiger Fragen und Impulse selbst mit dem Thema vertraut zu machen, sich in Beziehung zu bringen und Position zu beziehen: Wo stehe ich dabei? Ich wünsche Ihnen gute Anregungen! 2
INHALT | EDITORIAL | HEF T-INFOS ZUM HEFT DIGI:Tales about me – Erzählungen vom Ich ... Social Media. Sinn suchen, Flammen sammeln, Botschaften verbreiten. Ignore? Virtuelle Welten – real life. Im Spielen begegnen, mit der Begegnung spielen, miteinander sein. Ich? Leben. Neue und alte Freiheit(en), Grenzen, Druck. Wofür? GEDANKEN ZUM TITELBILD Auf dem Cover sehen wir ein Telefon. Es handelt sich um einen Neben- stellenapparat mit Kurbelinduktor, Modell OB 33 (DRP), nach 1933, Metallgehäuse, schwarz lackiert, Phenoplasthörer – Bestandteil der aktu- ellen Ausstellung des Museums Kolumba in Köln mit dem Titel „1919 49 69 ff. Aufbrüche“. Das Modell besitzt keine Wählscheibe, keine Tasten, keinen Touchscreen. Und ist doch soziales Medium. Dank der Ortsbatterie (OB) eine recht unkomplizierte Art, in Kommunikation zu treten – ein Auf- bruch –, allerdings nur in eine Richtung … gekurbelt, nicht gewählt. Szenenwechsel: Der Blick auf die Via della Conciliazione vor dem Petersdom 2005 bei der Papstwahl Benedikts XVI. und 2013 bei der Wahl von Papst Franziskus spiegeln einen Wandel wieder: 2005 der Blick auf die Szene, das Warten und wahrscheinlich hinterher die Erzählung des Erleb- ten – am Telefon oder in den Sozialen Medien. 2013 das Festhalten des Erlebten in (Bewegt)Bild und Ton, vielleicht live oder relive verbreitet über Facebook, dem damals mit Abstand beliebtesten Sozialen Netzwerk. 27. März 2020: Urbi et Orbi. Auf dem Petersplatz nur der Papst, allein. Segnet. Die Menschen mit ihm ausschließlich über Fernsehen und Internet verbunden. Beten miteinander und füreinander, vor allem für diejenigen, die von der Corona-Pandemie besonders getroffen sind. Ein Segen. Auch digital. Digitale Transformationen, darin: Erzählungen von Ich zu Ich. Bildquelle Titel: Telefon. Mod. OB33 (DRP) Nebenstellenapparat mit Kurbelinduktor, nach 1933. Metallgehäuse, schwarz lackiert, Phenoplasthörer. © Kolumba, Foto: Lothar Schnepf. Bildquellen S. 3: 1.: Papstwahl 2005: © Luca Mora. 2.: Papstwahl 2013: © Michael Sohn 3
NR. 124| 01·2020 BASISARTIKEL Kreative Selbsterzählungen Identitätskonstruktionen in Social Media und ihre religios- und medienpädagogische Begleitung Von Simone Birkel Wann haben Sie Ihr letztes Selfie aufge- vor und hinter der Kamera, die Spiegel- Chancen und Grenzen nommen und veröffentlicht? Heute, im funktion ermöglicht Inszenierungen der Selbstinszenierungen letzten Monat oder haben Sie noch nie und ist zugleich „Reflexionsinstrument ein Selfie angefertigt? Und wann haben der Wahrnehmung und Deutung“ 1. Viele Mit Hilfe von Selbstinszenierungen las- Sie zuletzt eine eigene Story in ein sozi- äußere Einflussfaktoren bestimmen ein sen sich auch Emotionen gut darstellen, ales Netzwerk eingestellt? Während es Selfie, da der/die Fotografierende da besonders oft sind Glück oder ähnli- für viele, insbesondere junge Menschen rum bemüht ist, möglichst authentisch, che positive Gefühle zu sehen. Bei Ins- völlig normal ist, Selfies aufzunehmen gleichzeitig aber auch möglichst perfekt tagram finden sich beispielsweise unter und sich in sozialen Netzwerken zu ins und schön abgebildet zu sein. Anhand dem Hashtag #happy über 560 Mio. Ein- zenieren, sehen manche Zeitgenossin- eines Selfies lassen sich Aussagen über träge, verwandte Hashtags sind #smile, nen und -genossen der inflationären die Fotografin / den Fotografen treffen, #friends, #life, #me und #love. Ob es sich Verbreitung von Self-Stories mit Skepsis beispielsweise zur Identität, der Soziali- dabei immer um authentische Gefühle entgegen. Sie beurteilen die darin ent- tät, dem Verständnis von Glück und Sinn. handelt oder ob die Settings inszeniert haltende Selbstinszenierung kritisch In der Regel können diese Bilder insbe- werden, um solche herbeizuführen, kann und vermuten bei häufigen Postings sondere von Jugendlichen, die in einer nicht immer mit Sicherheit nachvollzo- unterschwellig narzisstische Züge. Hin- ikonisierten Welt aufwachsen, meist sehr gen werden. Immerhin lassen sich in tergrund dieser unterschiedlichen Wahr- schnell verstanden, dechiffriert und de- der Forschung vier Dimensionen aus- nehmungen sind unter anderem unter- codiert werden. Oft sagt ein (Selbst-)Bild machen, die mit Glück in Verbindung schiedliche Identitätskonstruktionen. mehr als viele Worte. Aus diesem Grund gebracht werden: Gemeinschaft, das Die Selbstinszenierungen bleiben nicht hat sich auch eine eigene Sprache für Festhalten von Momenten, ein beson- ohne Wirkung auf die religionspädago- spezifische Selfies etabliert: belfies oder derer Anlass und Natur bzw. die Umge- gische Praxis. footsies zeigen nur Teile des eigenen bung.2 Je nach Nutzung und Vorlieben Körpers, wie den Hintern oder die Füße. werden algorithmusbasierte Vorschläge Bei den nudies geht es insbesondere um und Inhalte präsentiert und damit vor- Selfie, das neue Genre der Selbst das vermehrte Zur-Schau-Stellen von handene Ausprägungen verstärkt. Jun- inszenierung im digitalen Zeitalter Intimität junger Menschen, welches am- ge Menschen überlegen in der Regel bivalent betrachtet werden muss. Die sehr genau, ob Statussymbole wie bei- Mittlerweile hat sich das Selfie als eige- Grenzen zum sog. „Sexting“ sind insbe- spielsweise bestimmte Marken-Acces- nes visuelles Genre etabliert, das zuneh- sondere bei Jugendlichen oft unscharf. soires oder Werthaltungen, wie z.B. ein mend auch aus wissenschaftlicher Pers Aber auch neue Trends, die mit Wort Selfie vor der Kulisse einer Friday-for- pektive in den Blick genommen wird. neuschöpfungen aus Bestandteilen von Future-Demonstration breitenwirksam Ausgehend von den klassischen Bildpor- sozialen Netzwerken wie beispielsweise präsentiert werden. Hinsichtlich einer traits bekannter Persönlichkeiten, die ein bedstagram (also ein Selfie, welches religionspädagogischen Beschäftigung eine Inszenierung und damit bestimmte im Bett aufgenommen wurde) werden mit digitalen Selbstinszenierungen ist Aussagen beinhalten, ist das Selfie zum kreiert und finden zahlreiche Nachah- es wichtig, die Ausdrucksformen junger Massenphänomen der ikonographi- merinnen / Nachahmer. Mit diesen For- Menschen wahr und ernst zu nehmen. schen Kommunikation geworden. Bei maten werden unterschiedliche Bedürf- Nicht selten bergen diese Inszenierun- Selfies kann im Gegensatz zu anderen nisse wie Entertainment, Information, gen Chancen der Selbsterkundung und Fotos das (Selbst-)Bild und die eigene Inspiration, Selbstdarstellung, Kommu- Selbsterkenntnis in sich und geben Aus- Darstellung kontrolliert werden und eine nikation u.a. medial bedient. kunft über Zugehörigkeit, Werte, Bezie- unmittelbare Korrektur stattfinden. Der hungen, Hoffnungen und Sehnsüchte oder die Aufnehmende steht zugleich junger Menschen. 4
BASISARTIKEL Allerdings sind – und das darf trotz der nerlei unerwünschte Nebenwirkungen nologisch geordnete und sinn erfüllte Chancen nicht ignoriert werden – viele auftreten würden. Diese idealtypischen Selbsterzählung zielt (Lebensfilm), steht Kinder und Jugendliche auch anfällig für Darstellungen können insbesondere auf eine „UKO-Identität“ gegenüber. Diese die „Risiken“ der makellosen, erfolgrei- Jugendliche mit wenig Selbstwertgefühl Identität wird charakterisiert als „un- chen und perfekten Glitzerwelt. In den deprimierend und einschüchternd wir- mittelbar, kontextbezogen und operativ einschlägigen medienpädagogischen ken. Auf der Suche nach eigener Iden- (handlungsbezogen)“ 7. Identität in die- Netzwerken wird hier insbesondere auf tität und Selbstbewusstsein sind solche ser Perspektive ereignet sich im Hier und die professionell und mit hohem Auf- Hochglanzwelten wenig hilfreich. Jetzt und ist auf die unmittelbare Zukunft wand produzierten Bilder vieler erfolg- hin ausgelegt. Eine Identifikation mit be- reicher Instagramer/innen hingewiesen. stimmten Dingen, die durch likes kund- Figurbetonte, sportlich durchtrainier- Identität und Social Media. getan wird, kann mitunter nur eine kur- te und zum Teil aufwändig bearbeitete ze Zeitspanne umfassen. Allein der Blick Körperbilder suggerieren einen Normal- Die Identitätssuche gehört zur spezifi- auf die Vielzahl der oftmals ganz un- zustand und setzen damit junge Men- schen Entwicklungsaufgabe junger Men- terschiedlichen abonnierten Accounts schen unter Druck. Eine von der DAK in schen. Es ist das Verdienst der Wiener macht dies deutlich. So finden sich bei- Auftrag gegebene Studie der Nutzung von Pastoraltheologin Viera Pirker, auf der spielsweise im Instagram-Account einer sozialen Medien bei 12- bis 17-Jährigen Basis sozialpsychologischer Studien von 14-Jährigen unter den rund 300 abon- hat ermittelt, dass Jugendliche durch- Heiner Keupp und Jean-Claude Kauf- nierten Kanälen Greta Thunberg, Taize- schnittlich rund drei Stunden (genau mann einen Orientierungsrahmen für travellers oder die Youtuberin Bianca 166 Minuten) in sozialen Netzwerken die pastorale Identitätsarbeit im Social Claßen. Letztere gilt als bedeutende In- unterwegs sind und dies Einfluss auf die Media Bereich vorgelegt zu haben.4 Iden- fluencerin für vorwiegend jüngere Mäd- Entwicklung der Jugendlichen hat.3 Zwar titätsbildung wird dabei verstanden als chen und ist bekannt durch den Mode-, kann damit kein linearer Zusammenhang ein lebenslanger Prozess, der immer als Kosmetik- und Livestyle-Account ‚Bibis zwischen einer hohen Nutzung von sozi- Aushandlungsprozess mit der Außen- Beauty Palace‘. Hier ist wenig Kohärenz alen Medien und depressivem Verhalten welt stattfindet. Ziel der Identitätsarbeit und Sinnzusammenhang zu erkennen, belegt werden, jedoch ist eine Korrelati- ist eine Übereinstimmung bzw. Passung im Gegenteil, erstere und letztere weibli- on festzustellen. Insbesondere stereoty- zwischen Selbst- und Fremdwahrneh- che Identifikationsfiguren verhalten sich pe Rollenbilder haben Auswirkung auf mung. Nach Heiner Keupp ist das „zen- konträr zueinander. Die Grenzen sind die jugendliche Identitätsentwicklung. trale Medium der Identitätsarbeit [...] also fließend. Was heute aktuell und in Derzeit finden sich unter den Top Ten die Selbsterzählung.“ 5 Er benennt dabei ist, kann morgen schon wieder out sein, der deutschen Instagramer/innen vor- auch mögliche Einflussfaktoren: „Diese der jeweilige Account wird trotzdem wiegend erfolgreiche Fußballer, die sich Selbsterzählungen werden von gesell- nicht aus der Abo-Liste gelöscht. mit athletisch durchgestähltem Körper schaftlich vorgegebenen Fertigpackun- präsentieren, Schmerzen bei Verletzun- gen ebenso beeinflußt wie von Macht- Angesichts der sozialen Netzwerke wer- gen werden jedoch selten gezeigt. Ab und strukturen.“ 6 Die oben angeführten den Identitätskonstrukte von Viera Pirker zu schleicht sich in die Fußballkulisse Instagram-Accounts können als s olche als „fluide, fragil und fragmentarisch“ 8 ein romantisch wirkendes Beziehungs- „vorgegebenen Fertigpackungen“ für beschrieben. Fluid deutet die Tatsache foto mit ein. Die Realität der bestimmt Jugendliche identifiziert werden, auch an, dass Mehreres gleichzeitig existieren nicht immer harmonischen Beziehun- wenn diese nur einen Teil der Lebenswelt kann und keiner Entscheidung bedarf. gen bleibt außen vor. Die einzigen Frau- Jugendlicher ausmachen. Solche Teili- Vielfältigkeit, Offenheit und Mehrdeutig- en in der deutschen Top-Ten-Liste sind dentitäten werden hinsichtlich Familie/ keit sind die entscheidenden Merkmale. die 17-jährigen Zwillinge Lisa und Lena. Partnerschaft, Ausbildung bzw. Arbeit Menschen wollen sich nicht festlegen Sie sind durch ihre sog. „Lipsyncvideos“ und Freund*innen und Freizeit gebildet. und auch nicht festlegen lassen. So sind auf TikTok bekannt geworden, haben Anders als vielleicht noch in der Gene- die Schnappschüsse als Momentauf- sich aber mittlerweile aufgrund der ration der Eltern bildet sich Identitäts nahmen und Standbilder des je indivi- mangelnden Datensicherheit von die- arbeit der digital natives nicht linear und duellen Augenblicks zu verstehen, die ser App distanziert. Bilder auf ihrem chronologisch ab. Viera Pirker arbeitet am nächsten Tag oder in einem anderen Instagram-Account zeigen makellos ge- hier in Anlehnung an Jean-Claude Kauf- Setting keinerlei Relevanz besitzen. Die- bräunte, perfekte Körper im Doppelpack. mann mit den Begriffen Standbild und se beiden unterschiedlichen Perspek- Das auf den Bildern einhergehende Pro- Lebensfilm, um die unterschiedlichen tiven spiegeln sich auch in den Funkti- duktplacement einer Fastfood-Kette Prozesse der Identitätsbildung zu veran- onen von Instagram wider. Die auf der oder der Süßwarenindustrie suggeriert, schaulichen. Der biografischen Identität, Profilseite geposteten Bilder sind dauer- dass trotz dieser Ernährungsweise kei- die auf eine zusammenhängende, chro- haft sichtbar, das heißt, sie wurden i.d.R. 5
NR. 124| 01·2020 sorgsam ausgewählt und ggf. individuell Krise hat der Ruf nach virtueller Seel ge Krisensituation und bietet Livevideos mit Filtern bearbeitet. Damit bilden sie, sorge eine ungeahnte Wende genommen. an, deren Themen über die Kommentar- ähnlich wie bei Facebook die Funktion Nur wenige Gemeinden sind auf virtuel- funktion mitentschieden werden. Der timeline, chronologisch eine individuelle le Formate vorbereitet. Allerdings haben Pastorin Josephine in der Nordkirche Lebensgeschichte ab. Dagegen sind die sich im christlichen Bereich einige „Stars“ folgen unter dem Account @seligkeits in den „Stories“ lediglich 24 Stunden an- etabliert, deren Abonnent/innen-Zahlen dinge über 17.000 Menschen. Rein an gezeigten Bilder oft als Schnappschüsse zwar bislang (Stand 20. März 2020) ver- Zahlen gemessen spielt auch der theo- angefertigt und mit Kurzkommentaren hältnismäßig niedrig liegen (zwischen logisch umstrittene Johannes Hartl eine versehen. Auf diese Art und Weise erzäh- 1500 und 20 000), deren Abrufzahlen aber gewichtige Rolle. Allerdings ist, und das len Menschen ausschnitthaft von ihren vermutlich aufgrund der Corona-Pande- muss insgesamt im Social Media Bereich alltäglichen Gegebenheiten und Heraus- mie steigen werden. Schon sehr früh hat immer wieder kritisch bedacht werden, forderungen. Die Bilder in den Stories beispielsweise die Gemeindereferentin der alleinige Blick auf die Zahlen wenig sind eher beiläufig und i.d.R. mit weniger und Bloggerin Miriam Fricke unter dem aussagekräftig. Laut eigener Internetre- Aussagekraft versehen. Account @gedanken.alltag angefangen, cherche gibt es Angebote, bei denen bei- Bilder und Geschichten von sich und spielsweise 10.000 Follower für 950 EUR Heiner Keupp weist auf insgesamt vier Ihrem Alltag als angehende Gemeinde- erworben werden können. Ziele der Identitätsbildung hin.9 Emoti referentin in Südbrandenburg zur Ver- onal ist die Suche nach Anerkennung in fügung zu stellen. In der Fastenzeit 2020 Eine Gemeinsamkeit all der oben ge- der Peergroup und Angenommensein in hat sie sich zu einem Instagram-Fasten nannten Kanäle ist, dass die Macher/ einem sozialen Gefüge bedeutsam. Im entschlossen, bei dem auch weitere innen mehr oder weniger authentisch kognitiven Bereich liegen die Ziele Au- soziale Medien eingeschlossen sind. Die von ihrem Leben erzählen und als tonomie und Authentizität. Hier suchen täglichen Geschichten sollten also in Glaubensverkünder/innen die aktuelle junge Menschen selbstbestimmte und der Fastenzeit ausbleiben. Die Schlie- Situation kommentieren, Tipps anbieten selbstgewählte Gestaltungsmöglichkei- ßung sämtlicher Gottesdienstformate in oder Links weitergeben. Mit den Mitteln ten, die ihrem Leben Sinn und Konti- Präsenzform setzte diesen Vorsatz außer einer professionellen Selbstinszenierung nuität verleihen. Bei den emotionalen Kraft. Denn das Teilen auf Instagram oder werden Menschen angesprochen, die mit Identitätszielen steht das Gefühl, etwas anderen sozialen Netzwerken ist eine der herkömmlichen pastoralen Angeboten bewirken zu können, im Vordergrund. wenigen verbliebenen Möglichkeiten re- nicht erreicht werden bzw. Menschen Und zu guter Letzt sind die produkti ligiöse Themen und Impulse zu setzen bedient, die in beiden Welten zu Hause onsorientierten Identitätsziele zu nen- und sich über die Kommentarfunktionen sind. Dabei werden, wie bei Jana High- nen. Hier gilt es eine originelle Marke auch interaktiv auszutauschen. holder, die das von der EKD promotete zu setzen, um einzigartig und unver- Format „Jana glaubt“ professionell über wechselbar zu sein. Diese Ziele stehen Die drei Macher/innen von @faithpwr soziale Kanäle betreibt, von Fachleuten in einem mehr oder wenigen intensiven hingegen wollen sich kreativ mit dem insbesondere die Inszenierungstechni- Spannungsverhältnis, das teilweise auch Glauben auseinandersetzen, diesen ken positiv bewertet, die theologischen in den Instagram-Profilen zu erkennen öffentlich kommunizieren und andere Aussagen sind hingegen umstritten.10 ist. Beispielsweise ist der Wunsch nach inspirieren. Dabei bedienen sie monat- Auch hier ist es Aufgabe einer religions- Integration durch ‚Bibis Beauty Pala- lich unterschiedliche Themen und bie- pädagogisch motivierten Medienpäd- ce‘ zu erkennen, weil fast alle Mädchen ten auch anderen Instagramer/innen die agogik insbesondere jungen Menschen diesen Kanal abonniert haben, ande- Möglichkeit von Gastfeatures. Kapp 4000 bei einer kritischen Reflexion der Medien rerseits wird Natascha Kimberley und vermutlich junge Menschen folgen dem zu begleiten. ihr #nobeautychannel geliked, um da- Dachverband der katholischen Jugend- mit A utonomie von dem Selbstoptimie- verbände (BDKJ) auf Instagram, der in rungswahn zu signalisieren. Wie medi- der Fastenzeit täglich ein jugendgemä- Was kann Medienpädagogik leisten? enpädagogisch darauf eingegangen wer- ßes Gebet präsentiert. den kann, wird im letzten Teil dargestellt. Medienpädagogische Praxis hat als Der Schleswig-Holsteiner Pastor Gun- Ziel, den Erwerb von Medienkompe- nar Engel hat mittlerweile knapp 7000 tenz zu fördern. Mit Andreas Büsch Christliche Influencer/innen. Abonnent/innen auf Instagram. Damit wird als M edienkompetenz „ein Bün- erreicht er fast dreimal mehr Menschen del von Kompetenzen, Fähigkeiten und Angesichts der dramatischen Einschnit- als sein Dorf Wanderup, in dem er als Wissensbeständen“ verstanden, das te des öffentlichen und damit auch des Pastor tätig ist, Einwohner/innen hat. Menschen in die Lage versetzt, Medien kirchlichen Lebens durch die Corona- Auch er ist vorbereitet auf die derzeiti- sinnvoll zu nutzen und verantwortlich 6
BASISARTIKEL selbst zu gestalten.11 Unter ästhetischen darstellt, die von einer solidarischen pädagogischen Ansatz können auf diese Gesichtspunkten geht es bei den kreati- Fangemeinde unterstützt und kommen- Art und Weise generationsübergreifend ven Selbsterzählungen zunächst darum, tiert wird. Nicht umsonst zählen zur Me- Lebensfragen bearbeitet werden, die le- wahrzunehmen, wie Geschichten in dienkompetenz auch gestalterische und benslange Relevanz besitzen. den sozialen Netzwerken erzählt wer- soziale Kompetenzen. Dass medienpä- den. Bestimmte Kameraeinstellungen, dagogisch nicht immer (aber auch) die Hintergrundgestaltung und das Outfit ganz großen Themen bearbeitet werden, sind dabei richtungsweisend. Oft wer- zeigt beispielsweise die Vielzahl an Pra- den Trends aufgegriffen, wiederholt und xisprojekten der C learingstelle Medien- damit verinnerlicht, ohne dass dies be- kompetenz der deutschen Bischofskon- wusst reflektiert wird. Hier ist eine kri- ferenz (siehe auch letzte Seite).12 1 G ojny, Tanja, Mir gegenüber – vor aller Augen. Selfies als Zugang zu anthro- tische Reflexionskompetenz notwendig, pologischen und ethischen Fragestellungen, in: Gojny / Kürzinger / Schwarz, die ethische Aspekte hinsichtlich Inhalt Stellvertretend für viele weitere wird Selfie – I like it. Anthropologische und ethische Implikationen digitaler Selb- stinszenierungen (Religionspädagogik innovativ 18), Stuttgart 2016, 15–40, 19. und Ästhetik mit einschließt. Letzteres ist an dieser Stelle auf das medienpäda- beispielsweise bei einem „Nolfie“ (no sel- gogische Projekt von Religionspädago- 2 V gl. Kürzinger, Kathrin S., „bei glücklichen Selfies hast du deine Ruhe“. Selfies als Gradmesser des Glücks in der aktuellen Jugendgeneration?, in: Gojny/ fie) der Fall, wenn überlegt wird, in wel- gik-Studierenden an der Katholischen Kürzinger/Schwarz, Selfie – I like it. Anthropologische und ethische Impli- chen Situationen und an welchen Orten Universität Eichstätt-Ingolstadt ver- kationen digitaler Selbstinszenierungen (Religionspädagogik innovativ 18), Stuttgart 2016, 103–114, 107–113. es sich aus ethischen Überlegungen wiesen. Im Rahmen des Schwerpunkt- heraus verbietet, ein Selfie aufzuneh- studiums Jugend- und Schulpastoral 3 Vgl. DAK-Gesundheit (Hg.), WhatsApp, Instagram und Co. – so süchtig macht Social Media. Studie der forsa Gesellschaft für Sozialforschung und men. Religionspädagogisch motivierte wurde der Frage nachgegangen, ob Sel- statistische Analysen GmbH zur Nutzung von sozialen Medien bei 12- bis Medienpädagogik hat immer auch eine fies Hilfestellungen bei der Identitäts- 17-Jährigen, Berlin 2017, S. 8, online abrufbar unter https://www.dak.de/ dak/bundesthemen/onlinesucht-studie-2106298.html (zuletzt aufgerufen theologische Sachkompetenz im Blick. findung Jugendlicher leisten können. am 23.03.2020). Christliche Influencer/innen sind bei- Dazu identifizierten die Studierenden 4 V gl. dazu grundlegend Pirker, Viera, fluide, und fragil. Identität als Grund- spielsweise daraufhin zu überprüfen, zunächst vier identitätsstiftende Merk- option zeitsensibler Pastoralpsychologie (Zeitzeichen 31), Ostfildern 2013. inwieweit sie in ihren Stories traditiona- male (#roots, #outfit, #hobbies, #dreams) Eine aktualisierte Zusammenfassung ihrer Aussagen findet sich unter Pirker, listische bis fundamentalistische Inhalte und forderten Jugendliche auf, Selfies Viera, Fragilitätssensible Pastoralanthropologie. Impulse aus Praktiken der (Selbst-)Inszenierung in Social Media, in: ZPTh 39 (1/2019), 43–58. unreflektiert von sich geben. Hier gilt es, von sich anzufertigen und die Hashtags Einseitigkeiten zu identifizieren und da- mit individuellen Inhalten zu füllen. Das 5 K eupp, Heiner u.a., Identitätskonstruktionen. Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne, Reinbeck bei Hamburg 1999, 216. rauf zu achten, Jugendlichen die ganze Projekt ist auf einer eigens angelegten Bandbreite von theologischen Perspek- Internetseite dokumentiert.13 Jenseits 6 Ebd. tiven anzubieten. der gewonnenen Forschungsergebnis- 7 Pirker, 2019, 49. se 14 konnten die Projektbeteiligten eine 8 Pirker, 2019, 55. Eine weitere Aufgabe einer medienpä- Vielzahl an inhaltlichen und methodi- dagogisch motivierten Religionspäd- schen Medienkompetenzen erwerben, 9 Vgl. zum Folgenden Keupp u.a., 261f. agogik ist die kompetente Begleitung wie beispielsweise das Wissen um Bild- 10 Vgl. Leitlein, Hannes u.a., Jana Highholder. Ist sie die Antwort, in: Die ZEIT Jugendlicher, die sich ihrer eigenen Fra- und Urheberrechte, Kenntnisse in Bild- 14/2019, online unter https://www.zeit.de/2019/14/jana-highholder-youtube- videos-glaube-jugendliche-evangelische-kirche/seite-2 (zuletzt aufgerufen gilität oftmals durchaus bewusst sind. bearbeitung und Homepagegestaltung, am 23.03.2020). Leben besteht eben nicht nur aus #smile, Ausbau der Kommunikationsfähigkeit #happyness, #friends und #family. Hier sowie Team- und Sozialkompetenz uvm. 11 Vgl. Büsch, Andras, Jugend und Medien, in: Angela Kaupp / Patrik C. Höring (Hg.), Handbuch kirchliche Jugendarbeit. Freiburg u.a. 2019, 167-178, 172. gilt es zusammen mit den Jugendlichen Medienpädagogische Projekte, so die auf Entdeckungsreise zu gehen und neue langjährige Erfahrung, sind motivierend, 12 Diese sind auf der von der Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz an der Katholischen Hochschule Mainz verantworteten Formate zu identifizieren, die die Verletz- inspirierend und immer wieder mit Seite https://medienkompetenzerwerb.de/ dokumentiert und abrufbar (zuletzt lichkeit der eigenen Person thematisie- überraschenden Erkenntnissen verbun- aufgerufen am 23.03.2020). ren und leidvolle Erfahrungen zum Aus- den. Ein medienpädagogisches Projekt 13 Vgl. https://ich-und-mein-selfie.jimdofree.com/ (zuletzt aufgerufen am druck bringen. Längst existieren diese in zur Selbstinszenierung kann – unabhän- 23.03.2020). ganz unterschiedlichen B ereichen. Ob gig davon, ob das Ergebnis veröffentlicht 14 Eine entsprechende Publikation dazu ist in Vorbereitung. diese Erfahrung, wie bei @minusgold wird oder nicht – dazu anregen, sich Ge- oder @jessie_1910, die einen geliebten danken über die eigene Identität zu ma- Menschen verloren haben, immer mit der chen und identitätsrelevanten Fragen Frau Dr. Simone Birkel ist Dozentin für Öffentlichkeit geteilt werden soll, kann nachzugehen: Wo komme ich her? Wie Jugend- und Schulpastoral an der Fakultät für Religionspädagogik und Kirchliche Bil subjektiv unterschiedlich beurteilt wer- zeige ich mich bzw. wie werde ich wahr- dungsarbeit der Katholischen Universität den. Fakt ist, dass die mediale Aufarbei- genommen? Was möchte ich in meinem Eichstätt-Ingolstadt. Dort leitet sie u.a. die tung der Gefühle eine Trauerbewältigung Leben erreichen? Mit einem medien Religionspädagogische Medienwerkstatt. 7
NR. 124| 01·2020 DIGI:Tales about me – Erzählungen vom Ich Geistliche Vorüberlegungen Wer bin ich? In einer „Kultur der Digitalität“ (F. Stalder) ge- Wer bin ich? Diese vordergründig einfache Frage ist zugleich winnen einige der oben genannten Spannungen an Kontur, eine Kernfrage existentieller philosophischer Erkundungen: andere verwischen. Was ist mit dem Ich? Gewinnt es an Kontur Ich zwischen Idee und Wirklichkeit, Ich zwischen Denken und in den textlichen und bildlichen Selbsterzählungen sozialer Sein, Ich als Produzent und Produkt, Ich zwischen Individuum Medien oder verwischt es im Tippen und Wischen der mobilen und Gemeinschaftswesen, Ich mit Leib und Seele ... Endgeräte? Beschleunige ich mein Leben, meine Prozesse oder bedrängt der Druck der Bewertungen, der Likes und Tinder- Nehmen Sie sich etwas Zeit, um über die exemplarischen Be matches, mich? Bleibt das Ich erste Person? schreibungen des Ichs nachzudenken: ICHthys. Als Religionslehrerin und -lehrer stehen Sie vor Ih- • Gibt es Momente, in denen Sie sich – platonisch – ren Lerngruppen, den Kolleginnen und Kollegen, den Eltern als Teilhaber an Ideen erfahren, der Idee der Gerechtigkeit und wahrscheinlich auch in Ihrem Alltag mit Ihrem christ- etwa, als befreiter Höhlenbewohner, der merkt, dass sich lichen, katholischen Ich ein; Sie werden gefragt und angefragt. hinter den Schattenbildern der Wirklichkeit Ideen befin ICHthys: ein Fisch aus zwei geschwungenen Linien, das Er- den, die allein wirklich sind? Und gibt es Situationen, kennungszeichen der alten Christen, die Wiedererkennung des in denen Sie sich – aristotelisch – als Mann oder Frau von Glaubens. Die erste Linie zeichne ich in den Sand; sie offenbart Welt erfahren, als Erkennende und Handelnde in der mich dem Eingeweihten … ein Strich im Sand, eine geschwun- Wirklichkeit der Welt? gene Linie, die für sich Schutz bietet. Die zweite Linie zeich- • Wann denken, also sind Sie? Und wann sind Sie einfach? net der andere, offenbart sich mir, dem Eingeweihten. In der Verbindung mit der anderen Linie, mit dem anderen Schwung • Wo erfahren Sie sich als Produzent und Schöpfer der wird das Ich zum Wir, in eine Gemeinschaft gestellt, in einen Dinge und wo produzieren die Dinge, die Zustände, die neuen Schutzraum, aus der Anonymität in die Selbstoffenba- anderen … Sie? rung als christlich Glaubende. ICHthys. • Wann sind Sie sie selbst, für sich allein wie eine Insel? Wann sind Sie zoon politikon, auf und in die Gemeinschaft Was ist das Christliche, das Katholische verwiesen? Wann werden Sie am Du zum Ich (Buber)? an mir, in mir? Welche geschwungenen • Können Sie unterscheiden, was an Ihnen Leib und was Spuren hinterlasse ich, lese ich? Seele ist? Worin unterscheiden sich bei Ihnen leibliche und Welche Räume, welche Gemeinschaften seelische Erfahrungen? geben Schutz; wo setze ich mich aus? Wie offenbare ich mich in der Nachfolge • Was fehlt? Jesu? ICHthys – das Ich in der Gemeinschaft des Fischs. Bild S. 8: © PantherMedia / Tyler Olson 8
GEISTLICHE HINFÜHRUNG Der Song ‚Shallow‘, berühmt geworden und oscarprämiert durch die Performance von Lady Gaga und Bradley Cooper im Film ‚A star is born‘, fragt nach dem Ich in der modernen, manchmal leeren, manchmal oberflächlichen Welt: „Are you Shallow happy?“ Tell me somethin’, girl Lesen oder hören Sie den Song einmal ganz bewusst. Können Are you happy in this modern world? Sie „diese moderne Welt“, „dieses Leere (void)“ oder „die Untiefe/ Oberflächlichkeit (shallow)“ für sich beschreiben? Was denken Or do you need more? Sie? Wann empfinden Sie „diese moderne Welt“ als Leere, als Is there somethin’ else you’re searchin’ for? Untiefe? Was ermüdet Sie? Wann fürchten Sie sich? Welche „Tie I’m falling fe“ haben Sie für sich, in der Sie sich geschützt fühlen? In all the good times I find myself Der Protagonist des Films, Jackson Maine (Bradley Cooper), Longin’ for change spürt die gefährliche Oberflächlichkeit in den Untiefen sei- And in the bad times I fear myself ner fragilen Karriere als Sänger. Die Suche nach der Tiefe, die schützt und birgt, ist für ihn existentiell. Kann die Liebe zu Ally Tell me something, boy (Lady Gaga) ihn retten? Was birgt und rettet mich? Aren’t you tired tryin’ to fill that void? ICH. Sich selbst finden in der Welt, in einer ‚Kultur der Digitali- Or do you need more? tät‘. Sich selbst offenbaren, von sich selbst erzählen – in seinen Ain’t it hard keeping it so hardcore? Beziehungen, seinem Alltag, seiner Religion, seinem Glauben. I’m falling Wer bin ich? In all the good times I find myself Longin’ for change And in the bad times I fear myself © PantherMedia / Stefan Klapzus I’m off the deep end, watch as I dive in I’ll never meet the ground Crash through the surface, where they can’t hurt us We’re far from the shallow now In the shallow… We’re far from the shallow now Oh, oh, oh, oh Whoah! I’m off the deep end, watch as I dive in I’ll never meet the ground Crash through the surface, where they can’t hurt us We’re far from the shallow now In the shallow… We’re far from the shallow now. (Text und Musik: Lady Gaga, Mark Ronson, Andrew Wyatt und Anthony Rossomando) Eine Übersetzung des Textes ins Deutsche findet sich unter: https://www.songtexte.com/uebersetzung/ lady-gaga-and-bradley-cooper/shallow-deutsch-33d660e9.html Musikvideo: https://www.youtube.com/watch?v=bo_efYhYU2A 9
wer bin ich von Geburt an das Fragezeichen ins Gesicht geschnitten mein Name wie ein anonymer Steckbrief vom Wind in den Sand geschrieben Adresse im Niemandsland zwischen Wunsch und Wirklichkeit Passbild im Hochglanz doch die Augen bleiben matt kein Spiegel zeigt mein wahres Gesicht nicht passendes Puzzle aus widerstreitenden Gefühlen ein gejagter Jäger mich selber suchend und fliehend zugleich die Summe meiner Eigenschaften geht nicht auf Maske um Maske entblättert meine Blöße zerrissenes Ebenbild eines um mich bangenden Gottes © Andreas Knapp: Brennender als Feuer. Geistliche Gedichte. Würzburg 72014, S. 7. I M P R E S S U M Herausgeber: Hauptabteilung Schule/Hochschule des Erzbischöflichen Redaktionsadresse: Marzellenstr. 32, 50606 Köln Generalvikariates Köln Tel. (02 21)16 42-39 25, Fax (02 21)16 42-39 24 Verantwortlich: Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke, Hauptabteilungsleiterin Internet: www.erzbistum-koeln.de E-Mail: impulse@erzbistum-koeln.de Redaktion: Dr. Dominik Arenz, Michael Bold, Beate Brinkmöller, Marie Euteneuer, Dr. Nina Frenzel, Andrea Gersch, Gregor Hofmeister, Erscheinungsweise: 3 × jährlich; Bezug: auf Bestellung (kostenlos) Dr. Peter Krawczack, Dominik Schwarz, Christoph Westemeyer. Gestaltung: MediaCompany GmbH, Bonn Mitarbeit: Barbara Beier, Thomas Bruns, Robert Buchholz, Stefanie Esser, Druck: DCM Druck Center Meckenheim, gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier Matthias Ganter, Birgit Hess, Winfried Scharrenbroich, Gabriele Stammen, Benedikt Stratmann, Michael Wittenbruch. Sollten wir trotz intensiver Nachforschungen zu Urheberrechten nicht fündig geworden sein, bitten wir um Benachrichtigung der Redaktion.
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