ENERGIE aus Wien für Wien - Wien Energie
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SPEZIAL 1/2019 ENERGIE aus Wien SMART CITY für Wien Lebenswert und nachhaltig 100 PROZENT ERNEUERBAR Komplettumbau des Wiener Energiesystems Österreichische Post AG MZ 02Z030834 M. LW Werbe- und Verlags GmbH, Ringstraße 44/1, 3500 Krems. Retouren an PF 100, 1350 Wien
2 3 Editorial D ie Welt wird immer urbaner. Auch in Österreich wachsen die größeren Städte, allen voran Wien, das aller Voraussicht nach im kommenden Jahr- zehnt die Zwei-Millionen-Einwohner-Schwelle über- schreiten wird. Dieses Wachstum muss bewältigt wer- den – und zwar auf eine nachhaltige Weise und so, dass die hohe Lebensqualität Wiens erhalten bleibt. Be- dingt durch Klimawandel und Ressourcenverknappung müssen das Wirtschafts- und insbesondere das Ener- giesystem umgebaut werden. Darum geht es in diesem UNIVERSUM Special, das wir in Kooperation mit Wien Energie gestaltet haben: Dargestellt werden zahlreiche Initiativen, durch die die Energieversorgung Wiens bis zur Mitte des Jahrhun- derts CO2-neutral werden soll. Das beginnt beim Aus- bau des Fernwärmenetzes und der stärkeren Ver- WIEN ENERGIE/WIENER WILDNIS/POPP-HACKNER (2) schränkung von Strom-, Gas- und Wärmenetzen und reicht hin bis zu hohen Investitionen in die Photovol- taik und die Bildung von Energie-Gemeinschaften mit „Prosumern“, also Bürgern, die auch selbst Energie produzieren. Wir leben in einer spannenden Zeit! MARTIN KUGLER Chefredakteur Lebenswertes WienWien gilt als eine der COVERFOTOS: WIEN ENERGIE/IAN EHM, IC DEVELOPMENT, WIEN ENERGIE Städte mit der höchsten D Die Stadt Wien landet bei in- kehr, die hochklassigen Bildungsein- schen erhöhen, wie die zweitgrößte Weise erfolgen. In Zeiten von Klima- ternationalen Standort-Ran- richtungen oder der hohe technolo- Stadt Österreichs, Graz, Einwohner Lebensqualität über- wandel und Ressourcenverknap- kings regelmäßig auf Top- gische Standard. hat. Schon in einigen Jahren wird pung müssen alle Überlegungen Plätzen. Sei es die viel zitierte Stu- Die Herausforderungen an leben- die Zwei-Millionen-Einwohner-Mar- haupt. Damit das so und Maßnahmen den Kriterien der die des Beratungsunternehmens dige Großstädte sind heute enorm. ke überschritten werden. Das bringt Nachhaltigkeit genügen. Diese sind Mercer, sei es die Rangliste der Zum einen zeigen urbane Regionen viele Herausforderungen, vor allem bleibt, sind große An- in den „Nachhaltigen Entwicklungs- „Economist Intelligence Unit“, seien ein ungebremstes Wachstum: Welt- für die Infrastruktur, mit sich: Das strengungen notwendig zielen“ der UNO festgelegt und fin- es Rankings der Europäischen Uni- weit lebt bereits die Mehrzahl der beginnt bei der Stadtplanung und den sich auch in Strategien auf an- on: Überall schneidet Wien in Sa- Menschen in urbanen Gebieten – reicht über den Wohnbau und das – denn das stete Wachs- deren Ebenen – von den Klima-Zie- chen Lebensqualität hervorragend und der Anteil wird weiter steigen. Verkehrssystem bis hin zur Ver- und len der EU über die österreichische ab. Als Stärken Wiens gelten dabei Wien zählt zu den am stärksten Entsorgung (Wasser, Abfall, Energie tum und die Begrenzt- Klima- und Energiestrategie bis hin u. a. die soziale Ausgewogenheit, die hervorragende Infrastruktur, der wachsenden Städten in Europa: In den nächsten Jahrzehnten wird sich usw.). Zum anderen muss diese Ent- heit der Ressourcen er- zu urbanen Planungskonzepten. Von diesen Kriterien sind so gut wie sehr gut ausgebaute öffentliche Ver- die Bevölkerung um so viele Men- wicklung auf umweltfreundliche fordern neue Lösungen. alle Bereiche des Lebens betroffen – Universum Spezial | 1-2019
4 Lebenswerte Stadt 5 vom Arbeiten, Wohnen und der Mo- chen Hand – Solarpaneele auf ihren bilität bis zur Energieversorgung. Dächern. Es gibt Freiflächen-Solar- kraftwerke und Bürgerbeteiligungs- Wien als Sonnenenergie-Stadt modelle. Und seit Kurzem ist es Ein zentraler Leitbegriff dabei lau- dank einer Gesetzesänderung auch tet „Smart City“: Das sind gesamt- möglich, Mehrparteienhäuser mit heitliche Entwicklungskonzepte, die Solaranlagen auszurüsten. Zur ein- darauf abzielen, Städte effizienter, fachen Verwirklichung solcher Pro- technologisch fortschrittlicher, grü- jekte hat Wien Energie ein Paket ge- ner und sozial inklusiver zu gestal- schnürt: Wenn es von Bewohnern WIEN ENERGIE FOTOBYHOFER MARTIN STEIGER ten. Anfangs dominierten dabei Interesse gibt, prüft der Energie- technologische Themen, doch im dienstleister, ob eine Solaranlage Laufe der Zeit rückte der Mensch technisch möglich ist, er über- immer mehr ins Zentrum der Über- nimmt Planung, Errichtung, Betrieb legungen. Heute beinhalten die und Wartung und sorgt für die Ver- Konzepte sowohl technologische als teilung des Stroms. Die interessier- auch soziale Innovationen. In Wien ten Bewohnerinnen und Bewohner wurde bereits im Jahr 2010 eine können diesen Strom über einen Smart-City-Initiative gestartet, seit vergünstigten Tarif beziehen – fünf Jahren gibt es auch eine Smart- denn Netzgebühren und Abgaben In Freiflächenanlagen, z. B. auch Bracheflächen, kann nicht nur viel Solarstrom gewonnen werden. Zwischen und unter den Solarpaneelen gibt City-Rahmenstrategie. fallen dabei weg. Bei normalem Ver- es auch viel Lebensraum für Pflanzen und Tiere – so kann dort beispielsweise bester Honig produziert werden. Neben den Themen Stadtplanung brauchsverhalten kann ein teilneh- und Mobilität steht dabei insbeson- mender Haushalt auf diese Weise dere das Energiesystem im Zentrum. rund ein Drittel seines Energiebe- Eine zentrale Antwort auf die gro- darfs mit Strom vom eigenen Dach Menschen und ebenso viele Arbeits- Kernstück des ASCR-Projekts dungscampus für rund 230 Kinder- ßen Herausforderungen ist, die abdecken. plätze entstehen. Von Anfang an sind drei Gebäude mit unterschiedli- gartenkinder und 420 Volksschüler- Energieversorgung zu dezentralisie- war dabei eine gute Verkehrsanbin- chen Nutzungen: In einem Wohnge- Innen, bei dem u. a. die Wärme der ren und zu regionalisieren – kurz Konsumenten werden zu dung an die Innenstadt vorgesehen, bäude mit 213 geförderten Miet- Abluft (Körperwärme und Abwärme gesagt: Energie aus Wien für Wien. „Prosumern“ die als Verlängerung der U2 reali- wohnungen wurden Solarthermie- von Geräten) zurückgewonnen wird. Dazu soll insbesondere die Solar- Der Umbau des Energiesystems hin siert wurde. Die Seestadt Aspern ist und Photovoltaik-Anlagen, WIEN ENEREGIE/IAN EHM, WOLF LEEB, WIEN ENERGIE/SCHEDL, JOHANN STRITZINGER energie stark ausgebaut werden: zu einer dezentralen Form hat eine auch Schauplatz eines großen For- Wärmespeicher und Wärmepumpen, Smart Home Wien soll demnach eine Sonnen- wichtige Konsequenz: Die Men- schungs- und Entwicklungsprojek- die beispielsweise Abwärme aus der Die erste Projektphase ist mittler- energie-Stadt werden. In Form der schen, die bisher reine Konsumen- tes namens „Aspern Smart City Re- Garage nutzen, eingebaut, sodass weile abgeschlossen. Es zeigte sich, Sonnenstrahlung gelangt innerhalb ten von Energie waren, werden nun search“ (ASCR), in dem sowohl das Gebäude komplett wärmeautark dass ein hoher Eigenversorgungs- weniger Stunden so viel Energie auf auch Produzenten und aktive Teil- „Smart Buildings“ (intelligente Häu- ist. In 111 Haushalten, die an dem grad und massive Einsparungen bei die Erdoberfläche, wie die gesamte nehmer im Energiesystem. Das wird ser) als auch „Smart Grids“ (intelli- Versuch teilnahmen, wurde weiters den CO2-Emissionen erzielbar sind. Menschheit in einem Jahr ver- seit einigen Jahren mit dem Kunst- gente Netze) in einem Praxisversuch smarte Mess-, Steuer- und Rege- Weiters wurden Methoden des akti- braucht. Das Potenzial ist also ge- wort „Prosumer“ ausgedrückt. Das getestet werden. Bei diesem Groß- lungstechnik installiert, mit deren ven Lastmanagements und der Inte- Erneuerbare Energie wird auf vielfältige Wei- waltig – zum einen zur Produktion fließt auch in zahlreiche Initiativen projekt kooperieren Siemens, Wien Hilfe die Nutzer Temperatur und gration von Speichersystemen in die se verfügbar und nutzbar gemacht. Das muss von elektrischem Strom via Photo- ein, bei denen Stadtviertel „smart“ Energie, Wiener Netze, die Wirt- Luftqualität etwa über Smartpho- Netze entwickelt und erprobt. Mit in enger Kooperation mit der Architektur ge- schehen; das Thema der Architekturtage 2019 voltaik, zum anderen zur Bereitstel- werden und sich selbst mit Energie schaftsagentur Wien und die nes steuern können („Smart Home“). solchen Systemen ist es möglich, ist daher folgerichtig „Wiener Klima“. lung von Wärme (und in der Folge versorgen sollen. Immobiliengesellschaft „Wien Das zweite „Testbed“ ist ein Studie- hohe Lastspitzen und damit teure auch Kälte) durch Solarthermie. Eines dieser Großvorhaben ist die 3420 Holding“. Seit dem Jahr 2013 rendenheim mit 313 Wohnplätzen, Netzausbauten zu vermeiden. Es gibt eine Reihe von Initiativen, Seestadt Aspern: Am Gelände des wurden 38,5 Mio. Euro investiert, das mit großen Photovoltaik-Panee- Und man fand so auch einiges da- um diese Potenziale zu heben. Viele ehemaligen Flugfeldes Aspern im für eine zweite Projektphase (bis len und einem Batteriespeichersys- rüber heraus, wie die Menschen sol- Einfamilienhausbesitzer haben be- Südosten Wiens sollen bis Ende der 2023) sind weitere 45 Mio. Euro tem ausgerüstet wurde. Das dritte che technischen Systeme in der Pra- reits – gefördert von der öffentli- 2020er-Jahre Wohnungen für 20.000 budgetiert. Gebäude im ASCR-Bunde ist ein Bil- xis nutzen. Fast die Hälfte der Be- Universum Spezial | 1-2019
6 Lebenswerte Stadt 7 Die Seestadt Aspern ist eines der größten Stadt- erweiterungsgebiete Europas. Dort werden u. a. modernste Energie-Technologien installiert und getestet. Das neue Viertel ist höchst lebendig und bietet auch Raum für Kunst (mitte unten das FLEDERHAUS, eine 16 Meter hohe Freiraum- Skulptur aus Holz mit Aussicht über den See.) SHUTTERSTOCK.COM (2), DANIEL HAWELKA, C. FÜRTHNER/MA18 IC DEVELOPMENT Wasser und Pflanzen – hier im VIERTEL ZWEI – sind wichtige Maßnahmen im Kampf gegen die sommerliche Hitze. Unter dem Motto #wienbleibtcool finanziert die Stadt Wien u. a. 150 Fassadenbegrünungen, 13 neue Parks, Brunnen oder kühle Plätze mit Nebelduschen. Energie- Gemeinschafts- Gemeinschaften wohner des Forschungs-Wohn- sein. Überdies bedarf es einer engen des ehemaligen Bahnhofs beim Pra- Energienetzen und Mobilität – und Solaranlagen hauses gab zu Beginn an, technisch Kooperation zwischen Bauträgern, terstern): Dort wurden noch im Pla- zwar in Form von Stromtankstellen, Im VIERTEL ZWEI, einem Die Sonne macht Dächer zu versiert und am Thema Energie in- Wohnungswirtschaft, Energiever- nungsstadium Überlegungen für die sowohl in übergeordnete Netze Stadtentwicklungsgebiet bei Kraftwerken. Die neu ge- der Wiener Krieau, werden teressiert zu sein, und knapp ein sorgern und Technologieanbietern. eine zukunftsfähige Nutzungsmi- als auch in lokale Mikronetze integ- schaffene Möglichkeit, Solar- auch erste Schritte für Ener- Drittel hatte ein hohes Interesse, Eine sehr spezielle neue Techno- schung angestellt. In dem „Mi- riert werden können und dort, bei strom unter den Hauspartei- gie-Gemeinschaften („Urban Energie einzusparen. In der Praxis logie wird nun im VIERTEL ZWEI schung possible!“ genannten Projekt intelligenter Nutzung, für eine en aufzuteilen, eröffnet neue Pioneers“) gesetzt. Ziel ist es, folgten dieser Selbsteinschätzung neben der Trabrennbahn Krieau er- erarbeiteten Forscher der TU Wien Stabilisierung der Netze sorgen Geschäftsmodelle, mit denen das Thema Energie künftig aber nicht immer Taten. Es zeigte probt: die Blockchain-Technologie. Ideen für eine Mischung zeitgenös- können. Wien Energie den Photovol- angreifbarer und nachvoll- sich nämlich, dass nur rund ein Diese Methode, die sichere Transak- sischer Formen des Wohnens und Eng damit verbunden ist die Ent- taik-Ausbau in Wien deutlich ziehbarer zu machen. Per Fünftel der Benutzer die Smart- tionen ermöglicht, soll es den ein- Arbeitens in einem ökologisch nach- wicklung der sogenannten „Mikro- voranbringen will. Realisiert Blockchain-Technologie soll Home-Technologien regelmäßig zelnen privaten Strom-Produzenten haltigen Stadtquartier. Herausge- Mobilität“: E-Scooter, E-Bikes oder wurde bereits eine Gemein- Energie ein „digitales Ma- nutzte. Lastverschiebungen in erlauben, ihren überschüssigen kommen ist ein Konzept, bei dem Segways können sinnvolle Ergän- schafts-Solaranlage in der scherl“ bekommen. Der Weg Lavaterstraße in Wien-Do- Haushalten (aus Zeiten mit Strom- Strom aus Photovoltaik-Anlagen der Rand des Areals bebaut ist, in zungen zu herkömmlichen Ver- von der Produktion zum Ver- naustadt: Auf 400 Quadrat- mangel im Netz zu Stunden mit über eine Plattform zu verkaufen. der Mitte befindet sich hingegen ein kehrsmitteln sein. So will man bei- brauch kann so transparent metern Dachfläche wurden eingesehen und – fälschungs- Überflüssen) waren daher nur in Jede einzelne erzeugte Kilowatt- freier Raum, in dem u. a. soziale In- spielsweise im VIERTEL ZWEI – das Solarpaneele verlegt, die sicher – gesteuert werden. geringem Ausmaß möglich. stunde bekommt dabei quasi ein teraktionen stattfinden können. bewusst autofrei gestaltet ist – her- rund 60.000 kWh im Jahr er- Beim ANON Blockchain Sum- „digitales Mascherl“, durch das ausfinden, welche Rahmenbedin- zeugen. Die Anlage ist so di- mit in Wien wurde kürzlich Versuche mit Blockchain transparent und nachvollziehbar Elektro- und Mikro-Mobilität gungen die Menschen brauchen, um mensioniert, dass ein Teil des ein Blockchain-Kühlschrank Eine zentrale Erkenntnis lautet: Sol- wird, woher der Strom kommt und Ein riesiges Thema, das eng mit dem solche Sharing-Angebote zu nützen. Solarstroms am Standort von vorgestellt, der zeigt, wie len „smart User“ dazu motiviert wo er verwendet wird. Energiesystem verknüpft ist, wird Es geht dabei um Fragen, wie ein derzeit 38 Haushalten ver- Haushalte ihren Stromver- werden, im Sinne der Energiewende Einen ganz anderen Ansatz auf in den nächsten Jahren auch die ideales Buchungssystem aussehen braucht wird, die ein Drittel brauch per App auf sichere zu handeln, so muss die Qualität der dem Weg zu einer „Smart City“ ver- Mobilität: Durch den Siegeszug der sollte oder welche Verkehrsmittel ihres Bedarfs damit decken und transparente Weise kon- Wohnungen und der technischen folgt man im Stadtentwicklungsge- Elektro-Mobilität gibt es künftig die Menschen bevorzugt nutzen, können. Der Überschuss wird trollieren und beeinflussen ins Netz eingespeist. Ausstattung entsprechend hoch biet Nordbahnhof (auf dem Gelände eine direkte Verknüpfung zwischen wenn die Bedingungen passen. Ω können. www.wienenergie.at/pv Universum Spezial | 1-2019
8 Interview 9 „Den Menschen nicht Heute hat die Mobilität mit unse- ren technischen Hilfsmitteln na- türlich eine ganz andere Dimensi- aus dem Auge verlieren“ on. Wenn wir innerhalb weniger Stunden rund um die Erde kom- men können, schrumpft die Welt in unserer Wahrnehmung. Das hat den positiven Effekt, dass wir uns Die Anthropologin und Stadtforscherin Elisabeth Oberzaucher anderen Kulturen öffnen. Auf der über die neuen Formen der Urbanität und die Wünsche der anderen Seite wird aber unser Be- dürfnis nach Mobilität weniger ge- Menschen an „Smart Cities“. stillt, je schneller wir uns fortbe- wegen: Wenn wir den Weg gar nicht Wir spazieren gerade durch eines der Oberzaucher: Wir brauchen eine Oberzaucher: Ja, genau. Pflanzen mehr mitbekommen, dann wissen neuesten Stadtviertel Wiens, das Umgebung, die nicht reizarm ist, haben viele positive Wirkungen auf wir nicht, dass wir uns fortbewegt VIERTEL ZWEI, wo versucht wird, die uns aber auch gleichzeitig nicht den Menschen, daher kann eine haben. Daher sollten wir auch die eine neue Form von Urbanität zu mit Reizen überflutet. In Gegenden Stadt gar nicht zu grün sein. Gera- altmodischste Form der Fortbewe- schaffen. Was geht Ihnen da als z. B. in Bahnhofsnähe passiert sehr de in Zeiten von Klimaerwärmung gung, das zu Fuß gehen, fördern. Anthropologin durch den Kopf? viel. Das überfordert uns kognitiv können uns Pflanzen durch die Die „Walkability“ – also wie gut WIEN ENERGIE/MICHAEL RAUSCH-SCHOTT Elisabeth Oberzaucher: Ich finde und führt zu körperlichem Stress, Verdunstung von Wasser und durch eine Stadt zu Fuß nutzbar ist – ist es sehr begrüßenswert, dass man die Beschattung auch dabei helfen, ein zentrales Kriterium für die Le- von diesen langen geraden Straßen Überhitzungsprobleme im urbanen bensqualität in einer Stadt. weggeht, die kein Profil und kein Raum zu bewältigen und Starkre- Gesicht haben. In den etwas älteren „Die Hauptfunktion gen zu versickern, damit dieser we- Gibt es ein Mobilitätssystem, das Neubaugebieten hat man das Ge- des urbanen Raums niger Probleme macht. Außerdem aus anthropologischer Sicht ideal für fühl, dass man gar nicht so genau fühlen sich Menschen im Grünen den Menschen wäre? weiß, wo man ist, weil alles gleich ist die soziale wohler: Wo es grün ist, gibt es Oberzaucher: Die Mobilität der Zu- aussieht. Hier wird einerseits der Interaktion.“ mehr soziale Interaktionen, wir Elisabeth Oberzaucher ist Zoologin und Anthropologin und erforscht menschliches Verhalten, kunft wird von Multimodalität ge- Architekturvielfalt Raum gegeben, sind gesünder und können besser u. a. in urbanen Umgebungen. Sie ist Autorin des – äußerst lesenswerten – Buches „Homo prägt sein – dass wir also unter- und andererseits achtet man auf denken. Natürlich gibt es da das Urbanus“ (Springer Verlag), Trägerin eines Ig-Nobelpreises und Mitglied der „Science Busters“. schiedlichste Mobilitätsformen die Freiraumgestaltung: Dadurch der langfristig nicht gut für uns große Problem, dass die Rentabili- miteinander kombinieren. Im urba- wird die Qualität erhöht. ist. Wenn die Umgebung auf der tät eine Umwegrentabilität ist: Das nen Raum ist das in vielen Städten anderen Seite aber zu reizarm ist, Grün hat positive Auswirkungen te sich aber nicht auf der Technolo- sind nicht von ungefähr so beliebt. durchaus schon umgesetzt. Man Mit „Qualität“ meinen Sie, dass das wirkt sich das ebenfalls negativ auf auf volkswirtschaftlicher Ebene – gie ausruhen, sie muss immer in Und zwar nicht, weil früher alles kann noch an einigen Schrauben dem Menschen und seinen Bedürf- uns aus – unsrer Sinne brauchen und nicht notwendigerweise auf die Wechselwirkung mit den Menschen besser gewesen wäre. Sondern es ist drehen, um die Nutzbarkeit zu er- nissen angemessener ist? schon eine gewisse Stimulation. Bauträger. Aber auch für Bauträger entwickelt werden. Es gibt viele tol- das aus früheren Zeiten übrig ge- leichtern. Im ländlichen Raum ist Oberzaucher: Ja. Ich schätze an Naturelemente spielen eine wichti- ist es relevant, weil man eine Woh- le Technologien und Apps, die aber blieben, was gut war und gut funk- das noch ein Riesenthema: Die Om- den Entwicklungen, dass man vom ge Rolle, um eine positive Form von nung oder ein Büro in einer schö- niemand nutzt, weil sie an den tioniert hat. Daher funktioniert nipräsenz des individuellen Fahr- klassischen Ansatz weggeht, nur Komplexität einzuführen: Pflanzen nen Gegend teurer verkaufen kann. Menschen vorbei entwickelt wur- dort sehr vieles sehr gut. Da hat zeugs ist schwer aufzubrechen. über das Gebäude nachzudenken. und Wasser sind nicht so langweilig den. Diese Schnittstelle Mensch– man in der Gründerzeit schon vie- Bei der Stadtentwicklung ist gerade wie eine Betonwand, gleichzeitig Die neuen Formen von Urbanität Maschine muss ganz im Zentrum les richtig gemacht. Sie sind als Beraterin in vielen Städ- das Dazwischen entscheidend: Dort überfordern sie uns aber nicht. Das sind mit dem Thema „Smart City“ stehen. „Smart City“, so wie es in ten tätig: Kennen Sie ein Beispiel, begegnen sich die Menschen. Die hat etwas mit unserer Evolutions- verknüpft: Man versucht, die Tech- Wien verstanden wird, beinhaltet Ein großes Thema bei der Debatte wo all diese Anforderungen an eine Hauptfunktion des urbanen Raums geschichte zu tun: Wir tun uns da- nik möglichst optimal zu gestalten. auch stark den Faktor Mensch. um eine zeitgemäße Urbanität ist Stadt optimal umgesetzt werden? ist die soziale Interaktion. In die- mit leichter, weil unser kognitiver Wird dabei Ihrer Meinung nach der die Mobilität. Ist der Mensch an sich Oberzaucher: Nein. Es gibt überall sen Bereich muss man investieren. Apparat lange Zeit hatte, um zu Mensch ausreichend berücksichtigt? Wir sprechen bisher v. a. über neue, ein mobiles Wesen? noch etwas zu tun, wir werden nie- Denn wenn die Nachbarschaft lernen, wie man mit solchen Reizen Oberzaucher: Man darf den Men- „smarte“ Stadtviertel. Wie sieht es Oberzaucher: Mobilität steckt mals angekommen sein. Aber Wien funktioniert, dann funktionieren umgeht. schen nicht aus dem Auge verlieren. eigentlich in den innerstädtischen grundsätzlich in uns drinnen. Un- muss man in diesem Zusammen- auch die anliegenden Gebäude. Technologie kann uns dabei helfen, Gebieten, in den alten Gründerzeit- sere Vorfahren haben sehr lange hang loben: Wien ist eine sehr Stichwort Biophilie – uns Menschen nachhaltiger zu agieren und Pro- vierteln aus? Besteht dort aus Ihrer nomadisch gelebt, sie blieben schöne Stadt und hat eine hohe Le- Allgemein gefragt: Welche Wünsche ist eine gewisse Liebe zum Grünen bleme zu lösen, die uns sonst sehr Sicht großer Handlungsbedarf? höchstens ein paar Tage an einem bensqualität, weil sehr viele dieser hat der Mensch an die Umgebung? angeboren … viel Zeit stehlen würden. Man soll- Oberzaucher: Die Altstadtviertel Ort und sind dann weitergezogen. Themen sehr gut gelöst sind. Ω Universum Spezial | 1-2019
11 WIEN ENERGIE/IAN EHM A lle Berichte seriöser Klimafor- Wärme-Kopplungen bei Kraftwerken Wie Wiens Energiesystem scher kommen zu einem gemein- samen Schluss – und dieser findet oder über Wärmepumpen miteinander verbunden werden. Im Energiebereich sich folgerichtig auch im Pariser Weltkli- selbst müssen Strom- und Gasnetze stär- CO2-neutral wird mavertrag aus dem Jahr 2015: Demnach muss der Ausstoß von Treibhausgasen bis zur Jahrhundertmitte drastisch sin- ker als bisher miteinander verknüpft werden. Und der Mobilitätssektor kann zum einen über die Elektromobilität, Experten des Beratungsunternehmens ecofys haben gemeinsam ken, um die globale Erwärmung auf halbwegs verträgliche zwei Grad zu be- zum anderen aber auch über erneuerba- re Treibstoffe an den Energiebereich an- mit Wien Energie einen Fahrplan zur vollständigen Dekarbonisie- grenzen. Das bedeutet, dass in den kom- geknüpft werden. rung des Energiesytems entwickelt. Kernpunkte sind die Nutzung menden Jahrzehnten ein weitestgehen- der Ausstieg aus der Verbrennung fossi- Emissionsfreie Wärme von Solarenergie, der Ersatz von Erdgas durch „Grünes Gas“ und ler Energieträger notwendig ist. Die Sektorkopplung gilt überdies als eine Kopplung der drei Sektoren Energie, Wärme und Mobilität. Dieses Ziel einer vollständigen Dekar- eine der wichtigsten Maßnahmen, um bonisierung bis zum Jahr 2050 klingt mehr Wind- und Solarenergie in die Net- Im Kraftwerk aus heutiger Sicht reichlich utopisch. ze einspeisen zu können: Windräder dre- Leopoldau wurde ein Doch wie eine Studie des renommierten hen sich nur dann, wenn der Wind bläst, E-Heizer installiert, Beratungsunternehmens ecofys im Auf- und Solarpaneele liefern nur dann Ener- der eine direkte trag der Wien Energie zeigt, ist das gie, wenn die Sonne scheint. Zusätzlich Verbindung vom Strom- zum durchaus möglich – und zwar in einer zu diesen Fluktuationen fällt die Menge Wärmenetz schafft. richtigen Balance aus einer nachhaltigen, der produzierten Energie selten mit dem wirtschaftlich erfolgreichen und sozial Bedarf zusammen. Daher muss in den verträglichen Entwicklung. Netzen ein Ausgleich zwischen dem ak- Dafür reicht freilich eine Umstellung tuellen Energieangebot und der -nach- der Stromproduktion auf erneuerbare frage geschaffen werden – und das ge- Quellen – also eine „Energiewende“ im lingt, zusätzlich zu Speichern, am ein- landläufigen Sinn – bei Weitem nicht aus. fachsten durch die Sektorkopplung. Vielmehr müsse viel weiter gedacht und Im Bereich Wärme kommt die ecofys- der gesamte Energiebedarf inklusive der Studie zu dem Schluss, dass das beste- Sektoren Wärme und Mobilität einbezo- hende Fernwärme-Systemnetz eine her- gen werden, heißt es in der Studie. Ja vorragende Basis für umweltfreundli- noch mehr: Das zentrale Ergebnis der ches Heizen bietet und ausgebaut bzw. Studie ist nämlich, noch stärker auf erneuerbare Energie- dass die Verkehrs- quellen umgebaut werden müsse. So soll Kraftwerk und Wärmewende der Ausbau dezentraler Wärmeerzeu- Simmering das größte Potenzial gung durch Wärmepumpen oder Nieder- zur Dekarbonisie- temperaturnetze – dort, wo er realisier- Das Kraftwerk Simmering ist der größte Kraftwerksstandort Öster- rung bietet. bar ist – forciert werden. Überdies müss- reichs und erzeugt Strom für rund Die drei Sektoren ten die zentralen Wärmeversorgungs- 440.000 Haushalte und Wärme für Strom, Wärme und anlagen emissionsfrei gemacht werden. über 400.000 Haushalte. Trotz seiner Mobilität müssen Für die Umstellung auf regenerative bis zum Jahr 1902 zurückreichenden nicht nur gemein- Fernwärme würden Geothermie und Geschichte ist es eine der modernsten sam gedacht, son- Großwärmepumpen das größte Potenzial und umweltfreundlichsten Anlagen dern sie müssen bieten, heißt es in der Studie. Zur Spit- Europas, dessen Wirkungsgrad Schritt überdies viel stärker zenlastabdeckung seien aber auch im für Schritt durch neueste Technologi- miteinander ver- Jahr 2050 noch gasbetriebene Wärme- en in Richtung erneuerbarer Energien knüpft werden. erzeuger erforderlich – diese könnten ausgebaut wird. Auf dem 300.000 Qua- Man nennt dies dann aber mit sogenanntem „Grünen dratmetern großen Gelände betreibt Wien Energie drei Kraft-Wärme-Kopp- „Sektorkopplung“. Gas“ betrieben werden. Als taugliche lungsanlagen, ein Wald-Biomasse- Dafür gibt es viele Technologien dafür gelten etwa Biogas WIEN ENERGIE/IAN EHM kraftwerk, einen Wärmespeicher, eine Möglichkeiten: aus Abfallstoffen oder erneuerbarer Photovoltaikanlage, eine Solarther- Strom und Wärme- Wasserstoff bzw. Methan, die in soge- mie-Anlage, ein Kleinwindrad, ein netze können bei- nannten „Power-to-Gas“-Anlagen mit- kleines Wasserkraftwerk und seit Kur- spielsweise über so- hilfe von Strom aus Solarenergie her- zem auch eine Großwärmepumpe. genannte Kraft- gestellt werden. Universum Spezial | 1-2019
12 Energietechnik 13 Der Umbau des Energiesystems wird von einer Reihe innovativer Technologien begleitet – im Bild eine Inspektion per Drohne. Wien Energie investiert in den nächsten fünf Jahren rund eine Milliarde Euro WIEN ENERGIE/RAUSCH-SCHROTT, WIEN ENERGIE, SHUTTERSTOCK Photovoltaik (im Bild eine Anlage auf dem neuen Austria Campus) verfügt in Versorgungssicherheit, erneuerbare Energie, Innovation und E-Mobilität. in Städten über enormes Potenzial. Öffis und Photovoltaik Zur Reduktion der Spitzenlasten – die tigsten Handlungsfelder hin zu einer Investitionen in die Zukunft Um die Mobilität der Zukunft nachhal- besonders teuer sind und auf die Ener- dekarbonisierten Zukunft in vier Die Wärmeversorgung von Wien ist heu- tig zu gestalten, müsse es einen grund- gienetze ausgelegt werden müssen – sei- Phasen: te schon vergleichsweise umweltfreund- sätzlichen Wechsel vom motorisierten en Sektorkopplung, Energiespeicher und 1. Entwicklung der Basistechnologien lich, denn es wird auch die Abwärme aus Individualverkehr hin zu einer verstärk- Nachfrage-Management (das Verschie- (Erneuerbare, Effizienz) Müllverbrennungsanlagen und Indus ten Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ben von Lasten) die wesentlichen Schlüs- 2. Verstärkte Integration, z. B. Sektor- triebetrieben genutzt. Zum Thema Geo- Fernkälte und des Fahrrads kommen. Überdies sel. Trotz einer weitgehenden Dezentra- kopplung und höhere Flexibilität thermie läuft derzeit in Kooperation mit Kooperation sollten mehr Wege zu Fuß erledigt wer- lisierung der Stromproduktion seien in- 3. Nutzung erneuerbarer Kraft- und Partnern aus Wissenschaft und Wirt- Nicht nur der Wärmebedarf mit Start-ups den. Für den Pkw- und leichten Nutz- des weiterhin hocheffiziente Kraft- Brennstoffe und schaft das Forschungsprojekt „GeoTief steigt, sondern auch der Käl- Bei der Gestaltung des fahrzeugverkehr wird ein Umstieg auf Wärme-Kopplungsanlagen und Spitzen- 4. Finale Dekarbonisierung. Wien“ zur Erkundung möglicher Poten- tebedarf – und zwar in Zei- Energiesystems arbei- Elektro-Mobilität als gangbarer Weg lastkraftwerke nötig, um die Versor- Bei Wien Energie ist man durchaus opti- ziale. Gemeinsam mit Partnern aus Wis- ten des Klimawandels noch tet Wien Energie sehr angesehen, beim Schwerlastverkehr ein gungssicherheit auch in Zukunft zu mistisch, dass das zu schaffen ist. „Wir senschaft und Wirtschaft wurden be- viel stärker. In zwanzig Jah- eng mit einer Reihe Umstieg auf „Grünes Gas“. Durch Um- gewährleisten. beginnen nicht bei Null, sondern haben reits der Untergrund unter Wien durch ren wird Europa laut Schät- von Start-ups zusam- zungen schon gleich viel stellung auf Elektro-Mobilität und er- bereits einige Maßnahmen eingeleitet“, 3D-Seismik untersucht und Probeboh- men. So kam man Kühlenergie wie Heizener- etwa auf eine innova- neuerbare Kraftstoffe ließe sich der End- „Greening the Gas“ erläutert der Vorsitzende der Wien rungen durchgeführt. Die gewonnenen gie brauchen. Wien Energie tive Lösung, um die energieverbrauch bis 2050 fast halbieren, Ab 2025 muss in den Augen der ecofys- Energie-Geschäftsführung, Daten werden derzeit ausgewertet, um hat daher, parallel zum Aus- 1.200 Kilometer lange rechnen die ecofys-Experten vor. Experten mit dem großflächigen Um- Michael Strebl. Das beginnt beim daraus konkrete Potenziale für diese un- bau des Fernwärmenetzes, Fernwärmeleitung zu Im Elektrizitätssektor schließlich wer- stieg auf erneuerbare Brenn- und Kraft- Ausbau erneuerbarer Energieformen, weltfreundliche Energieform abzuleiten. auch mit dem Aufbau eines inspizieren. Statt wie de Photovoltaik künftig zur wichtigsten stoffe (Biomethan, erneuerbarer Wasser- etwa von Bürgerbeteiligungsmodellen In den nächsten fünf Jahren inves- Fernkältenetzes begonnen. bisher mit Handmess- erneuerbaren Stromquelle. Um die Ziele stoff) zum Ersatz von Erdgas begonnen bei Photovoltaik-Anlagen, und geht über tiert Wien Energie rund eine Milliarde Dabei kühlen Kältemaschi- geräten die unterir- zu erreichen, müsse der Ausbau daher werden. Wie oben angedeutet, spielt die- den Bau und die Beteiligung an Wind- Euro in Versorgungssicherheit, erneuer- nen, die mit Abwärme vom disch verlegten Leitun- massiv forciert werden – und zwar so- se „Greening the Gas“ genannte Strate- und Wasserkraftwerken bis hin zum bare Energie, Innovation und E-Mobili- Verbrennen von Müll und gen abzugehen, sichtet wohl bei Dachanlagen auf Ein- und gie eine tragende Rolle in allen drei Sek- Bau der größten Wärmepumpe Mittel- tät. Davon fließen allein 100 Millionen von Kraftwerken betrieben das Smart Drone Ins- Mehrparteienhäusern als auch bei Frei- toren – Strom, Wärme und Mobilität – europas beim Kraftwerk Simmering. Euro in den Ausbau der Solarkraft und werden, ein Kühlmittel, das pection-Team diese in isolierten Leitungen zu flächenanlagen, zum Beispiel auf Be- sowie bei der Spitzenlastabdeckung. Diese Anlage nutzt Abwärme aus dem 15 Mio. Euro in den Bau von 1000 neuen nun mit einer Wärme- den Abnehmern gebracht bild-Kamera, die auf triebs- oder Verkehrsflächen. Darüber Aus all diesen Maßnahmen wurde von Kühlwasserkreislauf der Kraftwerke öffentlichen Ladestellen. „Wir haben mit wird. Überdies werden de- einer Industriedrohne hinaus müssten die Wind- und Wasser- ecofys eine „Dekarbonisierungs-Road- und aus dem Donaukanal und versorgt der ecofys-Studie einen konkreten Fahr- zentrale Lösungen angebo- montiert ist, die von kraftpotenziale in Österreich, soweit map“ für das Wiener Energiesystem bis 25.000 Wiener Haushalte mit Fern- plan in der Hand, wie wir die CO2-Emis- ten, bei denen Wien Energie Piloten von Skyability ökologisch und gesellschaftlich vertret- zum Jahr 2050 entwickelt. Diese be- wärme – und spart dabei 40.000 Tonnen sionen in Wien bis 2050 massiv reduzie- direkt beim Kunden eine gesteuert wird. bar, voll genutzt werden. schreibt die zeitliche Abfolge der wich- CO2 pro Jahr. ren können“, resümiert Strebl. Ω Kältezentrale errichtet. Universum Spezial | 1–2019
14 50 Jahre Fernwärme 15 Wärme-Kopplungen (KWK) bei Kraft- werken, überdies wurden weitere Müll- verbrennungsanlagen an das Fernwär- Wien menetz angeschlossen. Heute stammt rund ein Drittel der Energie eingespeisten Wärme aus vier Abfall- verbrennungen und dem Wald-Biomas- Wien Energie ist der größte regiona- se-Kraftwerk in Simmering, die übrigen le Energieanbieter Österreichs. Das zwei Drittel kommen aus KWK-Anla- Unternehmen versorgt mehr als gen und aus Abwärme aus der Industrie. zwei Millionen Menschen, rund Die restlichen ein bis fünf Prozent lie- 230.000 Gewerbeanlagen, industri- fern Fernheizwerke, die nur bei Bedarf elle Anlagen und öffentliche Gebäu- zum Einsatz kommen. Vor zehn Jahren de sowie rund 4500 landwirt- wurde überdies mit dem Aufbau eines schaftliche Betriebe in Wien, Nie- Fernkältenetzes begonnen, in dem die derösterreich und Burgenland mit Strom, Erdgas und Wärme. umweltfreundliche Wärme in Kälte Die Strom- und Wärmeprodukti- verwandelt und zu Verbrauchern (etwa on stammt aus Abfallverwertung, Spitäler, Universitätsgebäude, Unter- Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen nehmen oder den Wiener Hauptbahn- und aus erneuerbarer Energie wie hof) geleitet wird. Wind-, Wasser- und Sonnenkraft so- wie Biomasse. Wien Energie setzt WIEN ENERGIE/JOHANNES ZIMMER Zukunftssystem Fernwärme stark auf dezentrale Erzeugung und Die Fernwärme ist ein wesentlicher Energiedienstleistungen. Baustein für das Wiener Energiesystem der Zukunft. Schon heute ist sie sehr Informationen zum Unternehmen effizient und umweltfreundlich: Im finden Sie online unter www.wienenergie.at Vergleich zu Kohle, Öl oder Gas spart sie bis zu 75 Prozent Energie ein, jedes E-Mobilität: Jahr werden 1,5 Mio. Tonnen CO2-Emis- www.tanke-wienenergie.at D ass sich in einer Abfallverbren- Kesselhäuser gebaut. Das heutige Fern- sionen eingespart, und überdies werden nungsanlage internationale De- wärmenetz wurde ab 1969 aufgebaut, große Mengen Feinstaub vermieden. Photovoltaik: WIEN ENERGIE/ERNST SCHAUERK legationen die Türklinke in die als die bestehenden Anlagen (damals Die Zukunft soll noch viel „grüner“, www.wienenergie.at/pv Hand geben, dürfte wohl nicht allzu 27 Kilometer Fernwärmeleitung, fünf die Fernwärme das zentrale Element häufig auf der Welt vorkommen: In der Blockheizwerke und 17 kleinere Heiz- für umweltfreundliches Heizen werden. Wien Energie Erlebniswelt: Anlage in Wien-Spittelau ist dies aller- zentralen) von der Stadt Wien in eine Zum einen werden die Wärmeerzeuger www.wienenergie.at/erlebniswelt dings so. Und das ist kein Zufall: Denn eigene Gesellschaft – die „Heizbetriebe sukzessive noch stärker auf erneuerba- das Werk, das 1987 von Friedensreich Wien“ – ausgegliedert wurde. Damals re Quellen umgestellt. So wird derzeit Hundertwasser so bunt gestaltet wurde, ist das Herzstück der Wiener Fernwär- Wärme fiel auch der Startschuss für den Bau der Abfallverbrennungsanlage Spittelau, eine neue Großwärmepumpe am Kraft- werksstandort Simmering installiert, aus me-Versorgung. Und diese ist eine der die vor allem für die Versorgung des die u. a. Abwärme der Kraftwerke Das Jubiläum 50 Jahre Fernwärme größten und bestausgebauten in Euro- Allgemeinen Krankenhauses konzipiert nutzt. Im Laufen sind geologische Un- wird im Rahmen des Zukunftsfestes WIEN ENERGIE/CHRISTIAN HOUDEK pa: Mit Leitungen in der Länge von wurde. 1987 wurde die Anlage nach ei- tersuchungen und Probebohrungen, 70 Jahre Wiener Stadtwerke am insgesamt 1200 Kilometern werden gut nem Großbrand modernisiert und suk- mit denen geklärt wird, ob und wie viel 11. Mai (14–20 Uhr) u. a. bei der Müll- Abfall 400.000 Wohnungen – ein Drittel aller zessive mit modernster Rauchgasreini- die Geothermie zur Wärmeversorgung verbrennung Spittelau und beim Kraftwerk Simmering gefeiert. Wiener Haushalte – sowie mehr als gung ausgerüstet. Die Effizienz der An- Wiens beitragen kann. Überdies gibt es 6800 Großkunden – Universitäten, lage wird laufend erhöht, zuletzt etwa Initiativen zur Umstellung auf „Grünes Theater, Spitäler, Unternehmen – durch einen neuen Rost oder einen Gas“ (Biomethan oder Wasserstoff). mit umweltfreundlicher Wärme Das Fernwärmenetz Hochtemperatur-Dampfkessel. Zum anderen wird die Fernwärme ver- IMPRESSUM Medieninhaber: LW Werbe- und Verlags Fernwärme wird beispielsweise in der versorgt. Die Geschichte dieses Netzes reicht steht im Zentrum In den 1970er- und 1980er-Jahren ging es Schlag auf Schlag: Immer mehr Müllverbrennungsanalage Spittelau stärkt mit anderen Teilen des Energie- systems verknüpft, sodass z. B. über- GmbH, Geschäftsführer, Herausgeber: Erwin Goldfuss, Projektleitung: Prok. Alexandra Salvinetti, Chefredaktion: bis in die unmittelbare Nachkriegszeit eines sicheren und Wohnhäuser und öffentliche Gebäude produziert, seit Kurzem aber auch mit einer Großwärmepumpe im Kraftwerk schüssiger Wind- und Sonnenstrom in Martin Kugler, Grafik: Erich Schillinger, Anschrift: 1060 Wien, Linke Wienzeile 40/22, Tel.: +43 1 585 57 57-413, Fax-DW 415, zurück: Damals entstand nach schlim- umweltfreundlichen wurden an das Fernwärmenetz ange- Simmering. Wärme umgewandelt wird und so ohne office@lwmedia.at, www.lwmedia.at, www.universum.co.at. Druck: Berger, A-3580 Berger. Stand: April 2019, Irrtümer und men Kriegsschäden im Arsenal ein schlossen – vom Rathaus und Parla- Probleme in die Netze eingespeist und Fernheizwerk, etwas später wurden Energiesystems der ment bis zum Stephansdom. Mit der bei Bedarf wieder entnommen werden Änderungen vorbehalten. Die vorliegende Beilage versteht sich als entgeltliche Einschaltung in Zusammenarbeit mit auch in städtischen Wohnhausanlagen Zukunft. Zeit entstanden immer mehr Kraft- kann. Ω Wien Energie im Sinne des Medientransparenzgesetzes. Die redaktionelle Verantwortung liegt beim Universum Magazin. Universum Spezial | 1–2019
M OB ILISIEREN WIR E - GAN Z WIE N. Wir unterstützen den Ausbau der E-Mobilität in Wien, nicht zuletzt durch die Errichtung von 1.000 neuen öffentlichen E-Ladestellen bis Ende 2020 im gesamten Stadtgebiet – ein wichtiger Beitrag für die hohe Lebensqualität in der Stadt, damit auch die nächsten Generationen in einem gesunden und umweltfreundlichen Wien leben können. Weitere Informationen finden Sie auf tanke-wienenergie.at www.wienenergie.at Wien Energie, ein Partner der EnergieAllianz Austria.
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