Ausgabe 06.2020 - EINE WELT Netzwerk Sachsen-Anhalt

 
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Ausgabe 06.2020 - EINE WELT Netzwerk Sachsen-Anhalt
35. Ausgabe 06.2020
Ausgabe 06.2020 - EINE WELT Netzwerk Sachsen-Anhalt
SDG 6 – Wasser und Sanitärversorgung für alle
      Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung
                                    für alle gewährleisten

SDG 6 beinhaltet folgende Unterziele:

 • Zugang zu einwandfreiem und bezahlbarem Trinkwasser für alle erreichen
 • Zugang zu angemessener, gerechter Sanitärversorgung und Hygiene für alle
   ermöglichen
 • Wasserqualität weltweit verbessern
 • Wasserknappheit durch effiziente Wassernutzung verringern
 • Integrierte Bewirtschaftung der Wasserressourcen umsetzen
 • Wasserverbundene Ökosysteme (Berge, Wälder, Feuchtgebiete, Flüsse,
   Grundwasserleiter, Seen, …) schützen und wiederherstellen

Für weiterführende Informationen siehe: https://www.globalgoals.org/

Quelle: Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich, unter:
https://www.wir-leben-nachhaltig.at/aktuell/detailansicht/sdg-14-leben-unter-wasser/
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EINLEITUNG

                  L   iebe LeserInnen,
                      nach etlichen Wochen gefüllt mit vielen Veränderungen und
                  Anpassungen an die aktuelle Situation freue ich mich, dass Sie jetzt
                  die 35. Ausgabe des Rundbriefes FAIR vor Augen haben. Ich hoffe,
                  Sie finden Informationen und Anregungen beim Durchstöbern der
                  Seiten.
                                                                   Christiane Christoph
                                               Netzwerkkoordination / Geschäftsführung

               Wird „Digital“ das neue „Normal“?
N   ach drei Monaten Krise, Kontakt- und
    Reisesperren beginnt mit dem Som-
mer wieder „Normalität“ einzuziehen.
                                            Institutionen in Kommune, Land und
                                            Bund bisher mit großem Verständnis auf
                                            die Veränderungen reagieren.
War der Alltag bis Mitte März 2020 von
realen Begegnungen, Sitzungen und           Wir hoffen, dass die Krise bei den Men-
Seminaren geprägt, hat sich innerhalb       schen – insbesondere bei den politisch
der letzten drei Monate für viele Men-      Verantwortlichen - zu neuen Einsichten
schen Arbeit und Leben verändert.           und Handlungsmustern führen wird.
Telefon- und Videokonferenzen, Webi-        In einer in diesem Heft dokumentier-
nare und Online-Tutorials gab es schon      ten Stellungnahme „Lehren aus der
lange. Aber jetzt sind wir gezwungen,       Corona-Krise“ (siehe S.12 ) sind unsere
diese Wege zu gehen.                        Überlegungen dazu formuliert.

Im EINE WELT Netzwerk und auch in der       Jetzt werden die Grenzen wieder öffnen
entwicklungspolitischen Szene stand         und Bildung für nachhaltige Entwicklung
jetzt „Homeoffice“ an. Es fehlten die       sowie Globales Lernen werden wichtiger
persönlichen Gespräche und Treffen –        denn je sein.
vor allem auch in der Bildungsarbeit.
Wir hoffen, dass wir im zweiten Halb-                                   Axel Schneider
jahr 2020 wieder „normaler“ arbeiten                           Vorsitzender EINE WELT-
können, aber auch weiterhin die Vorteile                   Netzwerk Sachsen-Anhalt e.V.
der digitalen Arbeit nutzen und anwen-
den werden.

Gerade für die Bildungsarbeit inner-
halb und außerhalb von Schule ergeben
sich neue Herausforderungen. Hier
Methodenvielfalt und Kreativität gefragt.
Wir werden neue Veranstaltungsfor-
mate entwickeln und erproben. Dank-
bar sind wir, dass die Geld gebenden

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Ausgabe 06.2020 - EINE WELT Netzwerk Sachsen-Anhalt
INHALTSVERZEICHNIS

 1. Themen
   1.1. Wasser, Hygiene und Corona                             5

   1.2. Der Mensch und das Meer                                6

   1.3. Für eine Welt ohne Durst - Viva con Agua              10

   1.4. Inflotec`s Trinkwassergewinnung             			       11

 2. Aus dem Netzwerk
   2.1. Lehren aus der Coronakrise         				               12

   2.2. Müllchaos im Harz            				                     14

   2.3. Neu im ENSA – Projektkoordinatorin SAeBIT   			       15

 3. Termine                               					               16

 4. Die AutorInnen                     					              2   17

 5. Impressum                                                 18

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Ausgabe 06.2020 - EINE WELT Netzwerk Sachsen-Anhalt
Wasser, Hygiene und Corona
S  auberes Wasser und eine nachhalti-
   ge Versorgung sind für Gesundheit,
Ernährung und die Würde des Men-
                                             Gesundheitsherausforderungen       wie
                                             Mangelernährung, Malaria, Tuberkulo-
                                             se oder HIV/Aids begünstigt wird. Auch
schen unverzichtbar. Wasser ist unsere       andere Baustellen - Dürren, Heuschre-
Lebensgrundlage. Der Zugang zu               ckenplagen, Folgen des Klimawandels
sicherem Wasser sowie Sanitäreinrich-        oder bewaffnete Konflikte - sind veror-
tungen ist folglich ein grundlegendes        tet, die ebenfalls Maßnahmen bedürfen.
Menschenrecht. Sauberes Wasser und           Lerneffekte durch frühere Epidemien
dessen uneingeschränkte Nutzung wer-         haben die afrikanischen Länder jedoch
den bei uns in Deutschland als eine          veranlasst, schnell mit Vorsichtsmaß-
Selbstverständlichkeit wahrgenommen.         nahmen, Grenzkontrollen, -schließun-
Dies sieht in anderen Teilen der Welt        gen und Ausgangssperren zu reagieren
anders aus. Laut dem Weltwasser-             und (Forschungs-)Arbeiten zu günstigen
bericht 2020 der Vereinten Nationen          Schnelltests umzusetzen.
haben aktuell 2,2 Milliarden Menschen
keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser        Das Virus betrifft alle Länder dieser Welt,
und 4,2 Milliarden Menschen - mehr als       die einen bisher weniger, die anderen
55 Prozent der Weltbevölkerung - keine       mehr. Risikogruppen gibt es überall,
sicheren Sanitäranlagen. Wasser als Res-     auch wenn diese unterschiedliche Hin-
source wird zudem immer knapper.             tergründe haben. Wie gut die Länder
                                             mit der Situation umgehen, hängt von
                Wasser,     Sanitärversor-   vielen Faktoren ab, aber vor allem von
                gung und Hygiene sind        den Gesundheitssystemen, verfügbaren
                essentiell für eine ge-      finanziellen Mitteln und der Resilienz
                sunde Entwicklung eines      der Menschen. Am Ende müssen die
                jeden Menschen. Das          Regierungen im Sinne der Gesundheit
 Foto: Pixabay
                Händewaschen mit Seife       der Menschen entscheiden, die meist
 ist aber nicht allen Menschen gegeben.      zu geringen Ressourcen bestmöglich
 Vor allem jetzt, in der Krisensituation     einsetzen und innerhalb der Bevölkerun-
 der COVID-19 Pandemie, sind eine Ver-       gen Aufklärungsarbeit leisten, um ein
 sorgung mit sauberem Wasser und die         angemessenes tagtägliches Handeln der
 Einhaltung von Hygieneregeln beson-         Menschen zu ermöglichen.
 ders wichtig, um die Verbreitung des
 Virus einzudämmen. Hinweise zu Vor-         Die Agenda 2030 hat sich zum Ziel ge-
 sichtsmaßnahmen und die Medien              setzt, „niemanden zurückzulassen“. Dies
 betonen die Notwendigkeit des regel-        betrifft wohlhabende Haushalte ebenso
 mäßigen Händewaschens. Doch wie ist         wie arme, urbane Gebiete, Randgebiete
 das möglich in Gegenden, wo Wasser          und ländliche Regionen. Ungleichheiten
„Mangelware“ darstellt?                      bezüglich der Verfügbarkeit, Qualität
                                             und den Kosten von Wasser- und Sani-
Nehmen wir beispielsweise Afrika. Der        tätsversorgung müssen dringend durch
Blick auf den afrikanischen Kontinent        Politik, Wissenschaft und Wirtschaft
lässt sehr düstere Prognosen für das         adressiert werden.
Ausmaß der COVID-19 Pandemie kur-                                                     Anne-Maria Illès
sieren. Es steht die Frage im Raum,                    Quelle: Weltwasserbericht der Vereinten Nationen, 2020,
inwieweit das Virus durch bestehende           https://www.unesco.de/sites/default/files/2020-03/UN-Weltwas-

                                         -5-                                          serbericht2020-web.pdf
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Der Mensch und das Meer
Auf dem (Rück)Weg zu einem nachhaltigen        und -kapazitäten. So speichert Wasser
            Zusammenleben                      Sonnenwärme etwa deutlich länger als
                                               die Luft der Atmosphäre.

M     it dem Meer ist die Geschichte
      fast aller Kulturen der Erde ver-
bunden. Wir Menschen leben seit jeher
                                               Durch die übermäßige Freisetzung von
                                               klimarelevanten Spurengasen verändert
mit und von den Meeren. Sie dienen als         der Mensch die Strahlungsbilanz der
Nahrungs-, Energie- und Rohstoffquelle         Atmosphäre jedoch zunehmend und
sowie Transportwege. Zudem werden              verursacht so eine globale Erwärmung,
sie zunehmend für den Tourismus ge-            die deutlich schneller verläuft als nach
nutzt. Von fundamentaler Bedeutung             natürlichen Maßstäben. Aufgrund des
sind darüber hinaus die klimaregulie-          enormen Ausmaßes des Ausstoßes ist
rende Wirkung der Ozeane sowie die             Kohlendioxid (CO2) hierbei von beson-
im Meer ablaufenden biochemischen              derer Bedeutung. Durch den Stoffaus-
Prozesse. Seit Jahrzehnten schädigte der       tausch mit der Atmosphäre erwärmen
Mensch das Meer jedoch zunehmend,              sich auch die Ozeane, was nicht nur eine
indem er dessen Ressourcen über-               Veränderung der Verbreitungsgebiete
mäßig beansprucht und Schadstoffe              vieler Tiere in Richtung der Pole nach sich
einleitet. Zusätzlich bedrohen die glo-        zieht. Auch die Häufigkeit von Extrem-
balen Klimaveränderungen das größte            wetterereignissen, wie etwa Hurrikanen,
zusammenhängende Ökosystem der                 nimmt durch die Veränderung der Was-
Erde zusehends.                                sertemperaturen zu. Gleichzeitig wurde
                                               der Klimaeffekt des CO2 aber erheblich
Das Ökosystem Meer als Teil des planetaren     durch die Ozeane abgeschwächt, indem
            Gesamtsystems                      sie rund 40 Prozent des seit der Indust-
                                               rialisierung freigesetzten Kohlendioxids
Die Ozeane bedecken rund 71 Prozent
unseres Planeten, enthalten etwa 97                Biochemische Veränderungen in den
Prozent allen Wassers auf der Erde und                  Ozeanen und ihre Folgen
sind eines der wichtigsten Elemente des
globalen Klimasystems.                         Die Meere stellen circa 95 Prozent der
                                               belebten Biosphäre und sind somit
Klima basiert auf den Wechselwirkun-           Lebensraum zahlreicher Arten, von
gen zwischen der Atmosphäre und                denen Schätzungen zufolge rund 90
trägeren Klimasubsystemen, unter               Prozent noch unbekannt sind. Lediglich
denen das Meer das Bedeutsamste ist.           12 Prozent der Meerestiere sind Fische,
Dabei bewegen sich die verschiede-             etwa ein Fünftel Krustentiere; den Groß-
nen Komponenten des Klimasystems               teil der Meereslebewesen stellen Mik-
mit unterschiedlichen Geschwindigkei-          roben dar. Die Meereslebewesen sind
ten: Während Tiefdruckgebiete inner-           am direktesten von den biochemischen
halb weniger Tage hunderte Kilometer           Veränderungen in den Meeren betroffen.
wandern, bewegen sich Meeresströ-
mungen oftmals mit nur wenigen                 Durch die Erwärmung der Oberflä-
Metern pro Minuten. Zudem haben sie            chenschichten der Meere aufgrund
unterschiedliche Wärmeleitfähigkeiten          der globalen Klimaerwärmung wird

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Ausgabe 06.2020 - EINE WELT Netzwerk Sachsen-Anhalt
der Sauerstoffaustausch zwischen mit
Atmosphäre behindert. Denn je wärmer
Wasser ist, desto geringer ist seine Sau-
erstoff-Aufnahmekapazität. Es bilden
sich dadurch vermehrt sauerstoffarme
Gebiete in den Meeren, die kaum Über-
lebenschancen für Meereslebewesen
bieten. Zusätzlich führt der vermehrte
Eintrag von Düngemitteln über Flussläu-
fe gerade in deren Mündungsgebieten
sowie an den Küsten zu deren Eutro-
phierung. Das heißt, durch den über-          Abbildung 1: Verbreitungsgebiete sauerstoffarmer Meereszonen. Quelle: Meeresatlas 2017.

mäßigen Nährstoffeintrag kommt es zu
einer Nährstoffanreicherung, die wiede-     Die Aufnahme von CO2 aus der Atmo-
rum den Sauerstoffgehalt des Wassers        sphäre führt darüber hinaus zu einer
beeinträchtigt. Der Rekordhalter unter      zunehmenden Versauerung der Meere.
diesen sogenannten „Todeszonen“ ist         Vor allem kalkskelettbildende Lebewe-
übrigens die Ostsee: Dort schwindet         sen, wie Muscheln und Korallen, sind
der Sauerstoff durch den Stickstoff- und    hiervon bedroht, da ihre Fähigkeit zur
Phosphatüberschuss aus der Landwirt-        Ausbildung von Exo- bzw. Endoskeletten
schaft in einem mindestens 70.000           bei sinkendem pH-Wert nachlässt. Da
Quadratkilometer großen Gebiet. Die         diese Arten oftmals die Basis von ozea-
berühmteste Zone ist jedoch die im Golf     nischen Nahrungsketten bilden, können
von Mexiko, vor dem Mississippi-Delta.      sich daraus weitere schwere Folgen für
Der Mississippi entwässert rund die         die von ihnen abhängigen Meeresbe-
Hälfte der US-Fläche, und in den vergan-    wohner ergeben.
genen 50 Jahren hat sich seine Fracht an
Düngern, Abwässern und Schadstoffen            Die ökonomische Ausbeutung der Meere
verdreifacht.
                                            Darüber hinaus bedroht der Mensch die
„Wir fürchten, dass diese menschenge-       Nahrungsketten in den Meeren durch
 machten, regionalen Todeszonen durch       die zunehmende Entnahme von Fischen.
 Überdüngung zusammenwachsen mit            Wie Abbildung 2 zeigt, sind die globa-
 den natürlichen Sauerstoffminimum-         len Fischbestände in den vergangenen
 zonen, die sich durch den Klimawandel      Jahrzehnten zunehmend unter Druck
 ausdehnen.“, so Robert Diaz, Forscher      geraten.
 am Virginia Institute of Marine Science,
                                                                                                                           Abbildung 2: Entwicklung der globalen Fischbestände,

 in einem Interview mit dem Deutsch-
 landfunk 2012.3
                                                                                                                           1974-2013. Quelle: Meeresatlas 2017.

Einen Überblick über die Verbreitung
dieser sauerstoffarmen Zonen gibt Ab-
bildung 1

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Aber der Mensch entnimmt den Mee-              mit denen erst seit den späten 1960er
ren nicht nur Fische; vielmehr stellen         Jahren Massenstückgüter um unseren
sie eine wichtige Rohstoff- und Ener-          Planeten transportiert werden. Zwar
giequelle dar. Kies und Sand werden            weist der Seehandel aufgrund sei-
bereits seit Jahrzehnten aus küstennahen       ner immensen Kapazitäten die beste
Gewässern gefördert. Die Tiefsee gehörte       CO2-Bilanz aller Transportmöglichkei-
hingegen lange zu den letzten vom              ten auf, jedoch trägt er durch seine
Menschen weitgehend ungenutzten                hohen Schwefel- und Stickoxidemissio-
Regionen der Erde. Jedoch gewinnen die         nen wesentlich zur menschgemachten
dortigen Lagerstätten von mineralischen        Erderwärmung bei. Zusätzlich belastet
Rohstoffen aufgrund starker Nachfrage          er küstennahe Ökosysteme durch die
und steigender Preise zunehmend an             Einschleppung fremder Arten.
Bedeutung. Von besonderem Interesse
sind in diesem Zusammenhang Man-
ganknollen, die einen vergleichsweise
hohen Gehalt an Kupfer, Nickel und
Kobalt aufweisen – aber gleichzeitig
Lebensraum zahlreicher Meeresbewoh-
ner sind.

Auch die Suche, die Förderung und
der Transport von Erdöl bzw. -gas aus
der Tiefsee hat massive negative Aus-
wirkungen auf ozeanische Lebensräu-
me und -gemeinschaften. Besonders            Abbildung 3: Entwicklung der gesamten weltweiten Kapazität von Containerschiffen in
offensichtlich wird dies bei Unfällen, die   Mio. TEU („Twenty-foot Equivalent Units“, Standardcontainer von 20 x 8 x 8,5 Fuß Größe),
                                             1990-2014. Quelle: https://www.fuw.ch/article/entwicklung-der-gesamten-weltweiten-
zum Einleiten von Öl in das Meerwasser       kapazitaten-von-containerschiffen/
führen, wie etwa das Sinken der Bohr-
plattform „Deep Water Horizon“ im Golf                „Innovation for a Sustainable Ocean“
von Mexiko vor zehn Jahren. Aber auch
der Bau von Offshore-Windparks, die            Die durch Erwärmung, Verschmutzung
helfen sollen, eine regenerative, koh-         und Übernutzung entstehenden öko-
lenstoffunabhängige Energieversorgung          logischen Risiken bedrohen durch die
zu ermöglichen, greift erheblich in die        sich gegenseitig verstärkenden Effekte
Lebensräume von Meeresbewohnern                neben der natürlichen Integrität der
sowie Vögeln ein.                              Meere auch die gesellschaftliche und
                                               ökonomische Integrität vieler Küsten-
Indem der Mensch das Meer zudem                regionen der Erde. Folglich werden der
als Transportweg nutzt, gelangen über          Schutz der Meere und der darin leben-
die Schiffe Öl, Abwässer und Müll in die       den Lebewesen sowie eine nachhaltige
Ozeane. Tatsächlich werden etwa 80-90          Nutzung der Meeresressourcen durch
Prozent der global gehandelten Waren           das Entwicklungsziel Nr. 14 „Leben
über den Seeweg verschifft, wobei die          unter Wasser“ im Rahmen der 2015
Größe der Flotten, aber auch der ein-          durch die Vereinten Nationen verab-
zelnen Schiffe stetig wächst. Abbildung        schiedeten „Agenda 2030 – 17 Ziele für
3 gibt einen Einblick in die Entwicklung       eine nachhaltige Entwicklung“ beson-
der Kapazitäten von Containerschiffen,         ders betont.

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Bereits seit 2009 wird zudem auf der gan-       • Textilien aus Naturfasern bevorzugen,
zen Welt der 8. Juni als Tag des Meeres           damit beim Waschen kein Mikroplas-
von den Vereinten Nationen begangen,              tik durch Abrieb ins Abwasser gelangt.
um auf den Wert und die Bedrohung der
Weltmeere aufmerksam zu machen. In
diesem Jahr steht der Welttag des Mee-
res unter dem Motto „Innovation for a
Sustainable Ocean“. Tatsächlich gibt es
mittlerweile einige interessante Konzep-
te um den Bedrohungen der Meere ent-
gegenzuwirken, wie beispielsweise die
Suche nach alternativem bzw. Bio-Plastik
um weitere Plastikansammlungen in den
Meeren zu verhindern.                          Abbildung 4: Siegel für nachhaltigen Fischfang.

    Kleine Maßnahme, große Wirkung                                                               Anke Scholz

Ob Überfischung, Meeresverschmut-             Weiterführende Informationen unter:
zung, Erwärmung oder Übersäuerung:          Umweltbundesamt: „Meere“, https://www.umweltbundesamt.de/
Die Meere und ihre Ökosystemleistun-        themen/wasser/meere
gen sind heute stärker bedroht als je         Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein e.V. et al.: „Meeresatlas“,
zuvor. All die vielen Probleme, die durch     https://meeresatlas.org/
regionale Missstände oder durch den         Maribus gGmbH: „World Ocean Review“, https://worldoceanre-
weltweiten Klimawandel verursacht           view.com/de/
werden, machen den Meeresschutz             Census of Marine Life, http://www.coml.org/
zu einer besonderen Herausforderung.        UNDP: „World Innovation Challenge“, https://www.oceaninnova-
Denn man kann ihnen nur mit einer Viel-     tionchallenge.org/
zahl von Einzelmaßnahmen begegnen.
Was kann ich also tun, um zur erfolgrei-    Quellen:
chen Umsetzung des Entwicklungszieles       (1) Vgl. Bathmann, Ulrich (2009): „Die Bedeutung der Meere im
14 „Leben unter Wasser“ beizutragen?          Klimawandel“, https://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/dossier-
                                            umwelt/61203/meere-und-klimawandel
 • Nur Fische aus nachhaltiger Fischerei    (2) Vgl. Census of Marine Life.
   konsumieren und damit der Überfi-        (3) Röhrlich, Dagmar (2012): „Die Weltmeere ringen um Luft –
   schung vorbeugen. Eine kleine Hilfe-     Todeszonen in den Ozeanen“, https://www.deutschlandfunk.de/
   stellung hierzu bietet Abbildung 4.      die-weltmeere-ringen-um-luft-todeszonen-in-den-ozeanen.740.
 • Sämtliche Abfälle immer ordnungsge-      de.html?dram:article_id=230799
   mäß entsorgen und damit die Gewäs-
   serverschmutzung durch Plastikmüll
   geringhalten. Auf Müllvermeidung
   achten.
 • Bei Kosmetikprodukten darauf achten,
   dass sie kein Mikroplastik enthalten
   und damit den ungehinderten Eintrag
   ins Abwasser vermeiden.

                                        -9-
Ausgabe 06.2020 - EINE WELT Netzwerk Sachsen-Anhalt
Für eine Welt

                                                                                   Foto: Wasser Nepal_Credit Melanie Haas für Viva con Agua
          ohne Durst!
V     iva con Agua setzt sich für den Zu-
      gang zu sauberem Trinkwasser und
- in Zeiten von Corona besonders wichtig
- für Hygienemaßnahmen für alle Men-
 schen ein.

Wer schon einmal bei einer Aktion von
Viva con Agua dabei war, merkt schnell:
Dieser gemeinnützige Verein und sein         Doch die Ausbreitung der Coronapan-
internationales Netzwerk stecken voller      demie ist aktuell nicht nur für uns eine
guter Laune, voller motivierter und en-      extreme Herausforderung. Gerade in an-
gagierter Menschen, voller Musik und         deren Teilen der Erde können die Folgen
Leidenschaft. Auf über 200 Musikfesti-       von COVID-19 die Gewährleistung des
vals und etlichen Konzerten ziehen eh-       Menschenrechts auf Wasser gefährden.
renamtliche Supporter mit ihren Tonnen       Deshalb ist in dieser aktuellen Notsitu-
und Fahnen los und sammeln Spenden           ation Prävention wichtig. Wasser-, Sani-
in Form von Becherpfand. Die Aktionen        tär- und Hygiene-Maßnahmen können
sind so bunt wie die Organisation selbst,    helfen, Menschen in Ländern wie Nepal
denn Viva con Agua verfolgt einen be-        oder Uganda gesund zu halten, sie zu
sonderen Ansatz: Engagement soll Spaß        schützen und dadurch die lokalen Ge-
bringen - und jeder soll von seinem En-      sundheitssysteme zu unterstützen.
gagement profitieren können.
                                             Aktuell haben weltweit 579 Millionen
Bei all der Lebensfreude, die Viva con       Menschen keinen Zugang zu sauberem
Agua ausstrahlt, steht eine Sache stets im   Trinkwasser und rund zwei Milliarden
Mittelpunkt: Wasser. Der Grundgedanke        Menschen leben ohne sanitäre Grund-
WASSER FÜR ALLE - ALLE FÜR WASSER            versorgung. Diese Menschen will Viva
begleitet die Arbeit von Viva con Agua       con Agua erreichen - und nutzt dafür die
seit der Gründung im Jahr 2006 bei allen     universellen Sprachen Musik, Kunst und
Projekten und Aktionen. Durch die auf        Sport. In Deutschland genauso wie in
freudvolle Weise gesammelten Spenden         den Projektländern.
konnten bisher bereits drei Millionen
Menschen in den Projektgebieten (zum         Viva con Agua und sein internationales
Beispiel in Uganda, Mosambik, Nepal,         Netzwerk profitieren vom Engagement
Indien oder Äthiopien) erreicht werden.      vieler Unterstützer. Dank der ausgeglie-
Es profitieren also alle: diejenigen, die    derten Social Business Unternehmen
sich engagieren genauso wie die Men-         Viva con Agua Wasser GmbH, Goldei-
schen in den Projektländern, deren Le-       mer gGmbH und die Viva con Agua Arts
benssituation sich durch den Zugang          gGmbH ist es jedem möglich die Vision
zu sauberem Trinkwasser und sanitärer        WASSER FÜR ALLE - ALLE FÜR WASSER
Grundversorgung deutlich verbessert.         im Alltag mit dem Kauf von sozialem
Viva con Agua bezeichnet sich deshalb        Mineralwasser, sozialem Klopapier oder
selbst als ALL-Profit-Organisation.          Kunstwerken zu supporten.
                                                                     Bastian Henrichs
                                        - 10 -
Inflotecs Trinkwassergewinnung – Technische
     Lösungen für ein wachsendes Problem
  Der Zugang zu sauberem Wasser ist ein                          Inflotec GmbH
            Menschenrecht!                                       Breitscheidstraße 51
    (UN-Resolution Resolution 64/292)                            39114 Magdeburg
                                                                 www.inflotec.com

L   aut UNICEF haben ca. 2,2 Milliarden
    Menschen weltweit haben keinen re-
gelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser.
                                               Die Wasseraufbereitungsanlagen nutzen
                                               verschmutztes Oberflächenwasser aus
Rund 785 Millionen Menschen haben              Flüssen und Seen, um daraus Trinkwas-
noch nicht einmal eine Grundversor-            ser zu generieren.
gung mit Trinkwasser. Betroffen sind vor
allem Menschen oder Familien in den är-
meren Regionen der Welt – und dort vor
allem in den ländlichen Gebieten Afrikas,
Südamerikas und Zentralasiens.

Zusätzlich wird es in vielen Regionen
immer schwieriger, Wasservorkommen
zu erschließen. Der vielgenutzte Ansatz
der Brunnenbohrung ist immer öfter mit
enormen technischen und finanziellen
Aufwänden verbunden, weil Grundwas-            Die Anlagen arbeiten hierbei ohne Ver-
servorkommen immer seltener werden.            wendung von fossilen Brennstoffen oder
Wasser ist also schon heute ein kostba-        Elektrizität aus Generatoren oder vor-
res Gut.                                       handenen Stromnetzen. Wasserkraft,
                                               Solarenergie und Windkraft treiben die
Parallel zur Abnahme von sauberen              Anlagen an.
Wasservorkommen steigt die Menge
von verschmutztem Wasser in Flüssen            Über Filtertechnologien wie Umkehr-
und Seen stetig an. Somit entsteht ein         osmose oder Ultrafiltration werden in
immer schwieriger zu handhabender              einem ersten Schritt Schwebstoffe, Se-
Kreislauf beim Thema Trinkwasser - spe-        dimente und andere gröbere Verunreini-
ziell in Entwicklungsländern, aber auch        gungen aus dem verschmutzten Wasser
bei uns in Europa.                             entfernt, bevor z.B. feinere Stoffe, Che-
                                               mikalien, Schwermetalle, Pestizide, Her-
    Ein Lösungsansatz: Trinkwasser aus         bizide, Fungizide, Keime und Bakterien
    verschmutzten Oberflächenwasser            aus dem Wasser gelöst werden.
           nachhaltig gewinnen
                                               Am Ende dieses Prozesses wird
Die Inflotec GmbH leistet einen Beitrag,       so je nach Anlage 1.000 - 4.000
um Menschen einen verlässlichen und            Litern am Tag sauberes Wasser
nachhaltigen Zugang zu sauberen Trink-         in Trinkwasserqualität (WHO-Standard)
wasser zu ermöglichen.                         hergestellt.

                                          - 11 -
Leicht zu bedienen und überall einsetzbar

                                            Der innovative Ansatz der Entwickler
                                            liegt, neben der ressourcenschonen-
                                            den Funktionsweise, in der Einfachheit
                                            der Bauweise und der Bedienung der
                                            Anlagen. So kommen die Aufberei-
                                            tungsanlagen ohne High-Tech aus, sind
                                            kinderleicht zu bedienen und die Men-
                                            schen vor Ort können sehr autark mit
                                            diesen Anlagen arbeiten. Die Inflotec
                                            GmbH orientiert sich bei der Entwick-
                                            lung ihrer Produkte vor allem an den
                                            Gegebenheiten vor Ort und den Bedürf-
                                            nissen der dort lebenden Menschen.

                                            Die Vision der beiden Inflotec-Gründer
Martin Drewes und Martina Findling ist es, möglichst vielen Menschen auf der Welt
den Zugang zu sauberen Trinkwasser zu ermöglichen.

Damit agiert die Inflotec GmbH ganz wesentlich für den Menschen und setzt sich für
die Umsetzung eines Menschenrechtes ein.
                                                                        Philipp Freisleben

                Lehren aus der Corona-Krise
D    ie Corona-Krise legt schonungslos
     die Schwächen unserer Wirtschafts-
und Lebensweise offen. Zu glauben, wir
                                            eigentlich Fledermäuse) oder auch AIDS
                                            (vom Schimpansen auf den Menschen
                                            übertragen). Es ist kein Zufall, dass
könnten nach dem Virus zu unserer alten     wir diese Probleme gerade jetzt erle-
Lebensweise zurückkehren, ist naiv. Zu      ben. Der Mensch dringt immer tiefer in
fordern, Nachhaltigkeitsbestrebungen        die letzten unberührten Lebensräume
auszusetzen, um die Wirtschaft zu retten,   unserer Erde vor und erzwingt gerade-
ist gefährlich. Beispielsweise schlug der   zu den engen Kontakt mit Wildtieren,
CDU-Wirtschaftsrat eine „zeitliche Stre-    indem er ihnen die Lebensräume nimmt.
ckung der klimapolitischen Zielvorga-       Die Übertragung von für den Menschen
ben“ vor, was dem Aufgeben der Pariser      gefährlichen Krankheiten ist dann nur
Klimaziele gleichkommen würde.              eine logische Konsequenz. Um dies
                                            in Zukunft zu verhindern, braucht es
Die WHO warnt seit Jahren vor Zoono-        deutlich verstärkte Anstrengungen im
sen – d.h. Krankheiten, die von Tieren      Umwelt- und Naturschutz, aber auch in
auf den Menschen überspringen – die         der Armutsbekämpfung. Schließlich sind
sich als Pandemie über den Globus aus-      Wilderei, das Essen von Bush-Meat oder
breiten. Wie real diese Gefahr ist, zeigt   der Handel mit Wildtieren keine lustige
nicht erst das Corona-Virus, sondern        Freizeitbeschäftigung, sondern dienen
auch Krankheiten wie Ebola (infiziert       der Sicherung des Lebensunterhalts.

                                       - 12 -
Hier braucht es vor allem alternative       bruch ihrer Lebensgrundlage bedeuten
Beschäftigungsangebote für die Bewoh-       würde. In den meisten Ländern der Welt
ner ländlicher Räume.                       heißt dies Obdachlosigkeit, Hunger und
                                            unermessliches Leid.
Auch der Klimawandel trägt einen guten
Teil zur Verbreitung von Krankheiten bei.   Gleichzeitig ist darüber nachzudenken,
Es sind schließlich nicht Fledermäuse,      inwiefern globale Lieferketten über-
die für die meisten Übertragungen von       haupt notwendig sind. Viel zu oft werden
Krankheiten auf den Menschen verant-        sie genutzt, um europäische Umwelt-
wortlich sind, sondern Mücken. Immer        schutz- und Sozialstandards zu umgehen.
häufiger werden – dank der steigenden       Insbesondere im Lebensmittelbereich ist
Temperaturen – tropische und subtropi-      eine lokale Produktion nicht nur mög-
sche Mückenarten auch bei uns gefun-        lich, sondern auch sinnvoll, sofern sie
den. Sie bringen Dengue-Fieber (früher      ökologische Standards berücksichtigt.
auch als Knochenbrecherfieber bezeich-      Sie spart CO2-Emissionen ein, schützt
net), West-Nil-Fieber oder Malaria mit.     den Regenwald, der auch unser Klima
Gegen Dengue- und West-Nil-Fieber           beeinflusst und schafft Wertschöp-
gibt es – wie bei vielen Tropenkrank-       fung insbesondere im ländlichen Raum.
heiten – weder eine Impfung noch ein        Außerdem verringert lokale Produktion
Medikament und im Falle von Malaria         die Abhängigkeit vom Weltmarkt, was
kämpfen Ärzte und Wissenschaftler mit       im Falle von Krisen die Versorgungssi-
immer häufiger auftretenden Resistenzen     cherheit der Bevölkerung erhöht.
gegen die existierenden Wirkstoffe.
                                            Problematisch ist allerdings – wieder
Das Coronavirus führt uns sehr Deutlich     weist uns die Coronakrise eindringlich
vor Augen, dass auch Sachsen-Anhalt in      darauf hin – dass Effizienz und Resilienz
globale Zusammenhänge eingebettet ist       unvereinbare Widersprüche sind, da
und eine Politik, welche dies ignoriert,    das Vorhalten von (in der Regel) nicht
auf Dauer in die Katastrophe führt. Die     genutzten Ressourcen Kosten verursacht.
aktuelle Krise zeigt, warum sich auch       Für Unternehmen ist es also durchaus
Sachsen-Anhalt entwicklungspolitisch        sinnvoll, Katastrophen mit sehr geringer
engagieren muss. Um die hiesige Wirt-       Eintrittswahrscheinlichkeit, aber exis-
schaft zu schützen, ist es notwendig        tenzbedrohendem Schadenspotenzial,
ärmere Länder dabei zu unterstützen,        einfach zu ignorieren und im Zweifel auf
widerstandsfähige Gesundheits- und          die Hilfe des Staates zu hoffen. Der Staat
Sozialsysteme aufzubauen. Damit wer-        wiederum kann aber nur im Rahmen
den im Falle einer Krise keine ganzen       seiner finanziellen und vor allem recht-
Lieferketten lahmgelegt, wie der Shut-      lichen Möglichkeiten helfen, sodass
down in Wuhan deutlich gemacht hat.         Zulieferbetriebe     in   Niedriglohnlän-
Gleichzeitig ist es für hiesige Unterneh-   dern mit allen ihren Kompetenzen und
men wichtig, auch die Arbeiter in ihren     gewachsenen        Geschäftsbeziehungen
Zulieferbetrieben zu schützen, damit        trotzdem verloren gehen.
deren Kompetenzen im Falle von Krisen
nicht verloren gehen. Moralisch ist es      Die Politik könnte dieses Dilemma lösen,
selbstverständlich geboten, die Arbeiter    indem sie Unternehmen verpflichtet, für
auch vor einer Entlassung zu schützen,      den Katastrophenfall vorzusorgen und
die meist dem vollständigen Zusammen-       dabei – Stichwort Lieferkettengesetz

                                       - 13 -
– auch ihre Zulieferer nicht zu verges-          • Vorrangige Vergabe von Fördermit-
 sen. Das ist zwar immer noch ineffizient,         teln, Finanzhilfen und Subventionen
 allerdings ist, im Gegensatz zu Unter-            (insb. die im Kontext der Corona-Kri-
 nehmen, Effizienz auch nicht das Ziel             se aufgelegten Programme) an Un-
 von Politik. Der Politik muss es darum            ternehmen mit zukunftsfähigen und
 gehen, unsere Gesellschaft langfris-              nachhaltigen Geschäftsmodellen.
 tig überlebensfähig zu machen. Dazu             • Nachhaltige öffentliche Beschaffung
 gehört eine Regulierung der Wirtschaft,           als Beitrag zur Armutsbekämpfung
 um deren Widerstandsfähigkeit gegen-              und Sicherung der Stabilität unseres
 über externen Schocks sicherzustellen.            Wirtschaftssystems.
Außerdem muss die Umwelt geschützt               • Etablierung des Globalen Lernens in
 werden, denn ohne sie ist ein Überleben           den Rahmenlehrplänen, um das Ver-
 der Menschheit nicht möglich, wie uns             ständnis für globale Zusammenhän-
 Pandemien, Klimakrise oder Bodende-               ge zu stärken.
 gradation brutal vor Augen führen. Zu                                                  ENSA
 guter Letzt lehrt uns die Coronakrise,
 dass globale Probleme sowohl in multila-
 teraler Zusammenarbeit als auch durch
                                                   Müllchaos im Harz
 lokale politische Aktivitäten gelöst wer-          Ein Projekt der 4. Klasse, Neustädter
 den. Beim Kampf gegen den Klimawan-                     Grundschule Quedlinburg
 del müssen wir uns daran erinnern.

Die Schwächen, welche die Coronakrise
offenlegt, muss die Politik auf allen Ebe-
                                             P   ressemeldungen wie „Toter Jungwal
                                                 mit Plastikbeuteln im Magen gefun-
                                             den“ oder „Kleine Mikroplastikpartikel
nen jetzt beseitigen, solange uns das lan-   in den gebratenen Fischen auf unseren
ge undenkbare noch deutlich vor Augen        Tischen“ haben die Frage aufgeworfen,
steht.                                       wie der Plastikmüll überhaupt ins Meer
                                             kommt. Sind nur Länder dafür verant-
     Deshalb fordert das ENSA von der        wortlich, die am Meer liegen? Nein,
            Landesregierung:                 denn alle Flüsse fließen ins Meer.

 • Verstärkte Anstrengungen beim Kli-        So gingen wir in Quedlinburg auf Exkur-
   maschutz, um die Ausbreitung tropi-       sion, um herausfinden, ob und wie viel
   scher Krankheiten einzudämmen.            Müll im Mühlgraben zu finden ist. Wir
 • Ausweitung der Flächen des ökologi-       haben so Einiges gefunden: Kinderwa-
   schen Landbaus, um die Versorgung         genuntergestell, Radkappen, leere Fla-
   mit regionalen Lebensmitteln zu ver-      schen, alte Fliesen, Plastikverpackungen
   bessern.                                  von Süßigkeiten, nichts davon gehört in
 • Ausweisung von Naturschutzgebie-          den Fluss.
   ten, um Wildtieren Lebensräume zu
   erhalten.                                 Im Unterricht suchten wir nach Alterna-
 • Einsatz für eines Lieferkettengesetz,     tiven zu Alltagsgegenständen aus Plastik
   um durch menschenwürdige Ar-              und recherchierten im Netz zum Thema
   beitsbedingungen und angemessene          Umweltverschmutzung und Plastikmüll.
   Bezahlung auch in Zulieferbetrieben       Die Idee kam auf, gemeinsam ein Mo-
   für ausreichend Resilienz zu sorgen,      dell über den Flussverlauf Bode, Saale,
   um Lieferketten auch in Krisenzeiten      Elbe zu gestalten, so dass für Kinder und
   gewährleisten zu können.
                                        - 14 -
Erwachsene gut zu verstehen ist, wie                 Gleich neben dem Informationsstand
und wo unser Müll ins Meer gelangt.                  des Dachverein Reichenstrasse. V. bau-
                                                     ten wir alles auf.
Wir malten, bastelten und lernten in
theaterpädagogischen Einheiten auf                   Wir haben viele Besucher angesprochen,
Menschen zuzugehen.                                  um ihnen das Projekt vorzustellen und
                                                     Gespräche zu führen.
Auf dem Sachsen-Anhalt Tag 2019 in
Quedlinburg, war es soweit und wir hat-              Unser prominentester Gast war Frau
ten die erste Möglichkeit, das Projekt               Brakebusch, Landtagspräsidentin von
Müllchaos vorzustellen.                              Sachsen-Anhalt. Sie war eine gute Zu-
                                                     hörerin und stellte viele Fragen, die wir
                                                     kompetent beantworteten.

                                                     Wir wünschen uns für unsere Zukunft,
                                                     dass alle Menschen sich intensiver mit
                                                     dem Thema auseinander setzen und un-
                                                     sere Lebensräume für Mensch und Tier
                                                     noch lange bestehen bleiben.

                                                                     Monika Kalfirst / Coni Kopf

Foto: Präsentation Projekt Müllchaos

    Neu im ENSA - Projektkoordinatorin SAeBIT
                          S  eit dem 1. Juni bin
                             ich die neue Koor-
                          dinatorin des Projektes
                                                     Bei den Falken habe ich meine Begeis-
                                                     terung für politische Bildungsarbeit ent-
                                                     deckt und freue mich, dieses Interesse
                         „Entwicklungspolitische     im Rahmen des Projektes SAeBIT weiter
                          Bildungstage in Sachsen-   verfolgen zu können. Während ich mich
                          Anhalt“ SAeBIT und freue   inhaltlich in den vergangenen Jahren
                          mich auf mein neues Auf-   vor allem auf soziale Ungleichheit und
                          gabengebiet und unsere     Mädchen- und Frauenarbeit fokussiert
Foto: M. Neuhauss
                          Zusammenarbeit.            habe, möchte ich nun den Faden meines
                                                     Engagements gegen Umweltzerstörung
Ich bin Maria Neuhauss, 31 Jahre alt und             und globale Ungleichheit wiederauf-
lebe seit zwei Jahren in Leipzig. Davor              nehmen, das ich in früheren Jahren bei
habe ich in Erfurt Geschichte (mit der               Greenpeace in Chemnitz und bei der
Ausrichtung „Globalgeschichte“) und                  AG Nachhaltigkeit an der Uni Erfurt be-
Sozialwissenschaften sowie in Jena den               gonnen habe. Ich denke, diese Themen
Master Gesellschaftstheorie studiert.                können sich auch in der Bildungsarbeit
Nach dem Studium habe ich als Bildungs-              gut ergänzen, da sie ja auch in der Welt
referentin für den Jugendverband „SJD-               praktisch zusammenhängen.
Die Falken“ gearbeitet, wo ich bereits
viele Jahre ehrenamtlich aktiv bin.

                                                - 15 -
Ich freue mich, in der kommenden Zeit       Philipp Dieterich wird das ENSA Ende
 die AkteurInnen der SAeBIT kennen ler-      August verlassen, so dass wir die SAeBIT
 nen zu dürfen und mit euch gemeinsam        bis dahin gemeinsam koordinieren.
 trotz der Pandemie die entwicklungspo-
 litischen Bildungstage in Sachsen-Anhalt                             Maria Neuhauss
 weiter voranzubringen.

TERMINE
 25.-29.08.2020,                             20.09. – 26.09.2020,
 Zukunft-für-Alle-Kongress                   Fashion Revolution Week
 digital und in Leipzig                      Halle (Saale)
 • Wie wollen wir 2048 leben?                Aktionswoche für Nachhaltigkeit in der
 • Wie werden wir wohnen, arbeiten,          Mode und Textilproduktion. Es finden
      essen, uns fortbewegen?                verschiedene Veranstaltungen und Akti-
 • Wie können wir eine Zukunft gestal-       onen in Halle statt.
      ten, die gerecht und ökologisch ist?   Ansprechpartner: Anke Scholz, fair@
 weitere Informationen:                      einewelt-lsa.de
 www.ZukunftFuerAlle.jetzt.
 verantw.: Konzeptwerk Neue Ökonomie,        30.09. - 02.10.2020,
 info@knoe.org                               9th European Conference on Sustainab-
                                             le Cities and Towns
 08.09.2020, 10.00 – 15.00 Uhr,              Online
 AG - Inlandsarbeit des ENSA                 Die Konferenz wird von ICLEI - Local
 Sangerhausen                                Governments for Sustainability organi-
 verantw.: Christiane Christoph, gescha-     siert.
 eftsstelle@einewelt.lsa.de                  weitere Informationen: https://con-
                                             ferences.sustainablecities.eu/mann-
 11.09. - 25.09.2020,                        heim2020/.
 Faire Woche
 Das diesjährige Thema ist „Fairer Han-      07.10.2020, 10.00 – 16.00 Uhr,
 del und das Gute Leben“. Nähere             Konferenz „Entwicklungspolitik to Go“
 Informationen finden Sie unter              Magdeburg
 https://www.faire-woche.de/.                • Was ist Entwicklung?
 verantw.: Faire Woche, https://www.fai-     • Wie kann sie erreicht werden?
 re-woche.de/die-faire-woche/                • Welche erfolgreichen Beispiele gibt
                                                  es bereits?
 20.09. - 26.09.2020,                        Diese und weitere Fragen werden auf
 Deutsche Aktionstage Nachhaltigkeit         der Konferenz diskutiert.
 weitere Informationen: https://www.ta-      Genauere Informationen zur Veranstal-
 tenfuermorgen.de/deutsche-aktionsta-        tung werden noch bekannt gegeben.
 ge-nachhaltigkeit/.                         verantw.: Christiane Christoph, gescha-
 verantw.: Rat für Nachhaltige Entwick-      eftsstelle@einewelt-lsa.de;    Andreas
 lung                                        Rosen, andreas.rosen@nord-sued-brue-
                                             cken.de
                                        - 16 -
11.11.2020, 13.00 – 17.00 Uhr,              03.12.2020, 14.-17.00 Uhr,
AG – Inlandsarbeit des ENSA                 ENSA - Mitgliederversammlung 2020
Mauritiushaus Niederndodeleben e.V.,        Halle (Saale)
Walther Rathenau Str. 19A, 39167 Hohe       verantw. Christiane Christoph, gescha-
Börde                                       eftsstelle@einewelt-.lsa.de
verantw. Christiane Christoph, gescha-
eftsstelle@einewelt-lsa.de

24.11. – 25.11.2020,
ENSA – Vision - Strategietage
Bildungshaus Ottersleben,
Lüttgen-Ottersleben 18a, 39116 Magde-
burg
Auf diesem zweitägigen Workshop wol-
len wir Vision und Leitbild weiter ent-
wickeln und daran anknüpfend an der
gemeinsamen ENSA - Strategie arbeiten.
verantw. Christiane Christoph, gescha-
eftsstelle@einewelt-lsa.de

                                                       DIE AUTORINNEN
Philipp Freisleben                          Monika Kahlfirst / Coni Kopf
Eine Welt-Fachpromotor                      Dachverein Reichenstraße e.V.
Wirtschaft & Entwicklung / CSR
Tel: 0176 56928217                          Anke Scholz
Mail: fair-wirtschaften@einewelt-lsa.de     Projektkoordination „Faires     Sachsen-
                                            Anhalt“
Bastian Henrichs                            Tel: 0176 40492750
Viva con Agua                               Mail: fair@einewelt-lsa.de
Medien- und Öffentlichkeitsarbeit / PR
Manager                                     Maria Neuhauss
Mail: b.henrichs@vivaconagua.org            Tel: 01590-6820115
                                            Email: bildungstage@einewelt-lsa.de
Anna Maria Illès
Fair-Handels-Beratung Sachsen-Anhalt
Tel: 0176 64865695

                                       - 17 -
IMPRESSUM
                                     »FAIR«
 •   Redaktion/V.i.S.d.P.: Christiane Christoph, EINE WELT Netzwerk Sachsen-Anhalt e.V.,
     Johannisstraße 18, 06844 Dessau-Roßlau, Tel: 0340 / 2 301 122, geschaeftsstelle@
     einewelt-lsa.de, www.einewelt-lsa.de
 •   Satz|Layout: Özge Cagaloglu, Thomas George - www.dieunikate.com
 •   Druck erfolgte durch dieUNiKATE - Medien|Services Jena
     klimaneutral, auf 100% Recyclingpapier
 •   Auflagenhöhe: 900 Hefte
 •   Wird zum Halbjahresbeginn in den Regionen Köthen, Bernburg, Zerbst, Coswig,
     Wittenberg, Dessau-Roßlau, Wolfen, Bitterfeld, Halle und Magdeburg in öffentli-
     chen Gebäuden, Schulen, Bibliotheken, Vereinen und allen Gemeinden der Evan-
     gelischen Landeskirche Anhalt ausgelegt.
 •   Redaktionsschluss für die 36. Ausgabe: 15.11.2020
 •   Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit den Ansichten der
     Redaktion übereinstimmen.
 •   Der Rundbrief „FAIR“ wird gefördert von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag
     des BMZ, Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst, Misereor, der
     Evangelischen Kirche Mitteldeutschland und dem Ministerium für Wirtschaft,
     Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt.

 Für den Inhalt dieser Publikation ist allein der Herausgeber verantwortlich. Die hier
 dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt von Engagement Global gGmbH
 und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
 wieder.

 Wenn auch Sie den Rundbrief „FAIR“        unterstützen möchten, bitten wir
 um Überweisung auf das Konto des Vereins bei der Volkbank
 Dessau-Anhalt e.G., IBAN: DE 08 8009 3574 0001 2707 70, BIC-/ SWIFT- Code:
 GENO DE F1DS1.

     Vermissen Sie „FAIR“ an bestimmten Orten? Bitte geben Sie uns Bescheid!

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SDG 14 – Leben unter Wasser
       Bewahrung und nachhaltige Nutzung der Ozeane, Meere und Meeresressourcen

SDG 14 beinhaltet folgende Unterziele:

 • Meeresverschmutzung deutlich verringern
 • Meeres- und Küstenökosysteme nachhaltig bewirtschaften und Maßnahmen zur
   Wiederherstellung ergreifen
 • Versauerung der Ozeane reduzieren und die Auswirkungen bekämpfen
 • Fischerei nachhaltig gestalten
 • Subventionierung nicht nachhaltiger Fischerei abschaffen
 • Wirtschaftliche Vorteile durch nachhaltiges Fischerei-Management, Aquakultur
   und Tourismus für die am wenigsten entwickelten Länder erhöhen

Für weiterführende Informationen siehe: https://www.globalgoals.org/

Quelle: Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich, unter:
https://www.wir-leben-nachhaltig.at/aktuell/detailansicht/sdg-14-leben-unter-wasser/

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