Braucht Euch! Demokratie - Wie Pädagoginnen und Pädagogen Demokratie aktiv gestalten

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Braucht Euch! Demokratie - Wie Pädagoginnen und Pädagogen Demokratie aktiv gestalten
Demokratie
braucht Euch!
Wie Pädagoginnen und Pädagogen
Demokratie aktiv gestalten

                                 bmfsfj.de
Braucht Euch! Demokratie - Wie Pädagoginnen und Pädagogen Demokratie aktiv gestalten
Braucht Euch! Demokratie - Wie Pädagoginnen und Pädagogen Demokratie aktiv gestalten
Demokratie braucht Euch!

Inhalt
Einleitung .................................................................................................................................... 04

Kleinkindalter ............................................................................................................................ 10

                    Demokratie (er)leben, Die Kita als Lernort für Demokratie ......... 11

                    Demokratie und Vielfalt in der
                    Kindertagesbetreuung (DUVK) ................................................................ 12

                    Der Teilhabe-Rabe und die Schatzkiste frühkindlicher
                    Demokratieerfahrungen ............................................................................ 14

Kindheit ........................................................................................................................................ 18

                    Demokratie-Profis in Ausbildung! ......................................................... 20

                    Hortdialoge & Beteiligung ........................................................................ 22

                    KIWI kids .......................................................................................................... 24

Jugend ............................................................................................................................................ 28

                    Dialog macht Schule .................................................................................... 29

                    Landheld*innen ............................................................................................ 30

                    Interessiert’s Dich? #3D: Debatte – Dialog – Demokratie ............. 32

Berufliche Bildung .................................................................................................................. 36

                    Mach’ meinen Kumpel nicht an! ............................................................. 37

                    MitWirkung! ................................................................................................... 38

                    STARK in Demokratie ................................................................................. 41

Fazit ................................................................................................................................................. 44

Impressum .................................................................................................................................. 46
Braucht Euch! Demokratie - Wie Pädagoginnen und Pädagogen Demokratie aktiv gestalten
Einleitung

Demokratie ist das,
was wir daraus machen!
Deutschland ist das bevölkerungs­         gegen sämtliche demokratiefeind­
reichste Land der Europäischen Union      liche Tendenzen richten. Dazu ge­
und geprägt von kultureller, reli­        hören diskriminierende Übergriffe
giöser und individueller Vielfalt. Über   ebenso wie Hass im Netz und jede
83 Millionen Menschen leben hier          Form von Extremismus.
friedlich zusammen. Grundvoraus­
setzung dafür sind ein respektvoller      Ziele des Bundes­
und offener Umgang untereinander          programms
sowie gegenseitige Akzeptanz. Diese
Prinzipien sind daher in der Verfas­      Demokratie fördern:
sung gesetzlich verankert, ebenso wie     Das Programm stärkt das Bewusst­
das Recht auf freie Entfaltung, freie     sein für demokratische Rechte und
Meinungsäußerung und die Achtung          fördert die Demokratiebildung sowie
der Menschenrechte. Für diese und         den gesellschaftlichen Zusammen­
weitere demokratische Grundwerte          halt. In den geförderten Projekten
setzen sich auch tagtäglich sehr viele    geht es um Gleichwertigkeit, Rechts­
Menschen aktiv ein – beruflich wie        staatlichkeit und den Schutz der
privat. Durch sie wird Demokratie         Menschenrechte. Vor allem Kinder,
zur gelebten Gesellschaftsform, sie       Jugendliche und junge Erwachsene
sichern das friedliche und freiheit­      sollen befähigt werden, ihre Teil­
liche Miteinander. Denn Demokratie        habe- und Mitbestimmungsrechte
zu stärken ist nicht nur Aufgabe der      besser wahrzunehmen.
Politik, sondern auch der Zivilgesell­
schaft. Diese unterstützt „Demo­          Vielfalt gestalten:
kratie leben!“. Das Bundesprogramm        „Demokratie leben!“ will allen Men­
fördert seit 2015 deutschlandweit         schen ein diskriminierungsfreies
Projekte, die den gesellschaftlichen      Leben ermöglichen und fördert Pro­
Zusammenhalt verbessern, Demo­            jekte, in denen die Anerkennung
kratie und Vielfalt fördern und sich      und Wertschätzung von Vielfalt ein­

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Braucht Euch! Demokratie - Wie Pädagoginnen und Pädagogen Demokratie aktiv gestalten
Einleitung

geübt werden. Ziel ist es, dass Viel­      mern sich zudem um die notwendige
falt als Chance und Bereicherung           Beratungsstruktur: von der Mobilen
begriffen wird.                            Beratung über die Opfer- und Betrof­
                                           fenenberatung bis hin zur Distanzie­
Extremismus vorbeugen:                     rungs- und Ausstiegsberatung.
Das Bundesprogramm will demo-
kratie- und menschenfeindlichen            Auf Bundesebene wiederum bündeln
Einstellungen und Denkweisen zu­           die vierzehn Kompetenzzentren
vorkommen, indem bereits die Ent­          und -netzwerke die themenbezogene
stehung solcher Tendenzen verhin­          Expertise. Sie bieten bundesweite
dert sowie Radikalisierungsprozesse        fachliche Beratung und qualifizieren
frühzeitig unterbrochen werden.            Fachpersonal. Ergänzend dazu gibt
                                           es bundesweit zahlreiche Modell-
Demokratie lebt von den Menschen,          projekte, in denen innovative Ansätze
die sie aktiv mitgestalten. Dieses         zur Demokratieförderung, Vielfalt­
Engagement fördert das Bundes­             gestaltung und Extremismuspräven­
ministerium für Familie, Senioren,         tion erprobt werden. Die hier ent­
Frauen und Jugend mit dem Bundes­          standenen Materialien und Methoden
programm „Demokratie leben!“. Seit         sollen später in den Regelstrukturen
2020 agiert es schwerpunktmäßig            der Kinder- und Jugendhilfe sowie
in vier Handlungsbereichen. So gibt        in der politischen Bildungsarbeit in
es auf der kommunalen Ebene die            ganz Deutschland eingesetzt werden.
Partnerschaften für Demokratie.
Hier entwickelt eine aktive Zivilgesell­
schaft gemeinsam vor Ort passende
Maßnahmen, die eine starke Demo­
kratie fördern und Diskriminierung
bekämpfen können. Die jeweiligen
Projekte sind dabei so unterschiedlich
wie die Gemeinden und die Situation
vor Ort selbst. Die Landes-Demo-
kratiezentren koordinieren sämtliche
Maßnahmen auf Landesebene und
vernetzen dafür alle relevanten
Akteurinnen und Akteure. Sie küm­

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Braucht Euch! Demokratie - Wie Pädagoginnen und Pädagogen Demokratie aktiv gestalten
Einleitung

    Kommune
    Partnerschaften für Demokratie

                                                           Nachhaltige
                                                           Strukturen
    Land
    Landes-Demokratiezentren

    Bund
    Kompetenzzentren und Kompetenznetzwerke

     Demokratieförderung
                                                           projekte
                                                           Modell-

     Vielfaltgestaltung

     Extremismusprävention

     Programmevaluation und wissenschaftliche Begleitung

     Begleitprojekte

     Forschungsvorhaben

     Programmadministration durch das Bundesamt für Familie
     und zivilgesellschaftliche Aufgaben (Regiestelle)

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Braucht Euch! Demokratie - Wie Pädagoginnen und Pädagogen Demokratie aktiv gestalten
Einleitung

Demokratie erfahrbar
machen
Wie entwickelt ein Mensch demokratische Werte? Wie lässt sich Demokratie-
förderung in den pädagogischen Arbeitsalltag integrieren? Es gibt ver-
schiedene Wege und erprobte Methoden, wie pädagogische Fachkräfte
Demokratiebildung bei Kindern und Jugendlichen voranbringen können –
in den klassischen Bildungseinrichtungen ebenso wie in Jugendzentren,
beim betreuten Wohnen, in Vereinen oder bei lokalen Initiativen.

Auch wenn sich viele Bürgerinnen und Bürger in Deutschland als demokra­
tische Menschen bezeichnen würden, muss diese Gesellschaftsform in jeder
Generation wieder neu gelernt werden – gemeinschaftlich und auch individuell.
Klar ist: Wer in einer Demokratie aufwächst, entwickelt nicht automatisch
auch eine demokratische Grundhaltung. Daher sind sowohl Demokratie­
bildung als auch Demokratieförderung sehr wichtig und das Engagement
insbesondere pädagogischer Fachkräfte unentbehrlich. Deren vielfältigen
und nachhaltigen Einsatz unterstützt „Demokratie leben!“.

Kinder und Jugendliche entwickeln demokratische Einstellungen am ehesten,
wenn sie demokratische Prozesse erleben und deren positive Auswirkungen
erfahren. Dafür braucht es die entsprechenden Strukturen – im Jugendclub,
im Sportverein, in Familienzentren oder in der Schule. Das Bundesprogramm
will pädagogisches Fachpersonal stärken und unterstützt dieses im Rahmen
von Kompetenznetzwerken in der frühkindlichen Bildung, an der Schnittstelle
von schulischer und außerschulischer Bildung sowie in der beruflichen
Bildung. Zusätzlich werden in diversen Modellprojekten innovative Konzepte
und Methoden zur Demokratieförderung entwickelt und im Arbeitsalltag
erprobt, die später deutschlandweit von interessierten Pädagoginnen und
Pädagogen in den Regelstrukturen der Kinder- und Jugendhilfe sowie in
der politischen Bildungsarbeit angewendet werden können.

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Braucht Euch! Demokratie - Wie Pädagoginnen und Pädagogen Demokratie aktiv gestalten
Einleitung

Schon von klein auf zum demokratischen Menschen

Demokratie ist eine Gesellschaftsform, die von Transparenz und den Ideen
vieler Menschen lebt, im ständigen Dialog wächst und durch engagiertes
Handeln – beruflich wie privat – gesichert wird. Damit Kinder und Jugendliche
ihre demokratischen Rechte und Pflichten schon früh richtig kennen- und
nutzen lernen, braucht es achtsame und bemühte Eltern. Darüber hinaus be­
darf es aber auch qualifizierter pädagogischer Fachkräfte, die es schaffen,
junge Menschen für Demokratie zu begeistern. Engagierte Pädagoginnen und
Pädagogen können beispielsweise zur aktiven Mitgestaltung des Kita-Alltags
ermuntern, Kinder im Schulalter zur Urteilsbildung anregen oder für Vielfalt
im Ausbildungsbetrieb sensibilisieren – und damit das Demokratiebewusst­
sein bei jungen Menschen maßgeblich fördern. Fachliche Unterstützung und
Anregungen liefern unter anderem die drei Kompetenznetzwerke des Bundes­
programms: Frühkindliche Bildung und Bildung in der Primarstufe,
Schulische und außerschulische Bildung im Jugendalter und Demokratie-
förderung in der beruflichen Bildung.

Die Broschüre präsentiert ausgewählte Projekte, in denen bereits erfolgreich
Demokratieförderung stattfindet. Sie liefert Ideen und Anregungen und
zeigt, wie schon heute Pädagoginnen und Pädagogen tagtäglich die Demo­
kratiebildung bei Kindern und Jugendlichen voranbringen, und zwar in
den Entwicklungsstufen:

• Kleinkindalter

• Kindheit

• Jugend

• Berufliche Bildung

Beispielhaft werden Projekte vorgestellt, die Kinder und Jugendliche in ganz
unterschiedlichen Lebensbereichen in ihrer demokratischen Teilhabe stärken.

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Braucht Euch! Demokratie - Wie Pädagoginnen und Pädagogen Demokratie aktiv gestalten
Einleitung

„Demokratie“ ist nicht angeboren,
sondern muss gelernt werden.

„Demokratie lernen“ begnügt sich nicht
mit Wissen, sondern fordert darüber hinaus
Kompetenz, verstanden als die Handlungs­
fähigkeit und Handlungsbereitschaft, die
erforderlich ist, um als mündiger, verantwor­
tungsfähiger Bürger in der modernen Welt
bestehen und mitwirken zu können.

„Demokratie“ bezeichnet nicht nur ein
­inhaltliches, methodisches oder fachliches
 Spezialgebiet, sondern auch eine päda-
gogische Aufgabe und einen normativen
Anspruch für die Erziehung insgesamt.

Quelle: DeGeDe (Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik)

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Braucht Euch! Demokratie - Wie Pädagoginnen und Pädagogen Demokratie aktiv gestalten
Kleinkindalter

Die Kinderstube der
Demokratie
Demokratieförderung im Kleinkindalter

Wie lernen und erleben schon die         Entscheidungen getroffen werden
Jüngsten demokratische Werte und         und welchen Einfluss sie selbst dar­
Prozesse? Sich ein Urteil zu bilden,     auf haben. Welche Farbe bekommt
die Meinung anderer zu respektieren      der Schlafraum? Welche Essensregeln
oder gemeinsam an einvernehm­            gibt es? Wo kann ich mich über
lichen Lösungen zu arbeiten? Demo-       ­Unrecht beschweren und was folgt
kratieförderung beginnt im Kleinen,       ­daraus? Eine demokratische All­
schon bei den Kleinsten.                 tagskultur, in der auch Kinder mit­
                                           entscheiden dürfen, fördert deren
Für Demokratiebildung und Demo­            Handlungskompetenzen nachhaltig.
kratieförderung gibt es kein Mindest­
alter. Je früher Kinder Anerkennung,     Was in der Theorie oft leicht klingt,
Teilhabe, eine konstruktive Streit­      ist in der Realität mitunter nicht so
kultur sowie ein interkulturelles und    einfach. Was kann Kindern in Sachen
respektvolles Miteinander erleben,       Beteiligung im Kleinkindalter zuge­
desto besser. Das Kleinkindalter ist     traut werden? Wie bringt man jungen
eine intensive Lern- und Entwick­        Kindern bei, sich in andere hinein­
lungszeit. Schon in der Kita oder auch   zuversetzen? Wie werden Konflikte
in Familienzentren können Kinder         gelöst und die Kooperationsbereit­
auf spielerische Art demokratische
Prinzipien kennenlernen und viel­
fältige Mitgestaltungsmöglichkeiten        Weitere Informationen:
erproben. Hier erleben Kinder außer­       www.duvk.de/
halb ihres Elternhauses erstmals,          kompetenznetzwerk-fruhkindliche-
wie eine Gemeinschaft zwischen             bildung-und-bildung-der-­
mehreren Menschen geregelt ist, wie        primarstufe/

10
Kleinkindalter

schaft gefördert? Hilfe und Ratschläge   desprogramm verschiedene Modell­
gibt es im kollegialen Austausch,        projekte wie etwa die Projekte
Unterstützung liefern aber auch quali­   Demokratie (er)leben – Familien-
fizierte Beraterinnen und Berater.       zentren als Orte gelebter Demo­
Interessierte pädagogische Fachkräfte    kratie oder Die Kita als Lernort für
erhalten über das Kompetenznetz­         Demokratie – Partizipation und
werk Frühkindliche Bildung und           Selbstbestimmung von Anfang an.
Bildung in der Primarstufe umfang­       In diesem Projekt werden gemein­
reiches fachspezifisches Infomaterial,   sam mit pädagogischen Fachkräften
Praxistipps sowie berufliche Weiter­     und Kita-Teams neue Methoden zur
bildungen. Zudem fördert das Bun­        Etablierung einer demokratischen

                                                                          11
Kleinkindalter

Alltagskultur entwickelt und umge­         Arbeitsgemeinschaft für Kinder-
setzt. Im Anschluss daran erhalten         und Jugendhilfe. Um pädagogische
die mitwirkenden Einrichtungen das         Fachkräfte in Sachen Demokratie­
neue Gütesiegel „Partizipation in          förderung und -bildung zu stärken,
der Kita“.                                 entwickelt das Projekt verschiedene
                                           Qualifizierungsinstrumente – zur
                                           Unterstützung der pädagogischen
  Weitere Informationen:                   Arbeit mit Kindern, aber auch für die
  www.kompetenznetzwerk-deki.de            Zusammenarbeit mit den Eltern, im
                                           Team sowie im Sozialraum. So gibt es
                                           eine Mediathek mit diversen Erklär­
Die meisten Kinder in Deutschland          filmen und beispielhaften Praxisdoku­
besuchen eine Kindertageseinrich­          mentationen; ein Online-Glossar, in
tung oder eine Tagespflegestelle, in der   dem das „ABC der Beteiligung“ ver­
sie auf andere Menschen, Meinungen         ständlich erklärt wird; digitale und
und Bedürfnisse treffen und neue           gedruckte Arbeitshilfen und seit 2021
Regeln des Zusammenlebens kennen­          auch einen Podcast. Dieser hat den
lernen. Die Kindertagesbetreuung           Titel Demokratie und Vielfalt –
bietet somit vielfältige Möglichkeiten,    Alle inklusive? Der KiTa-Podcast
Demokratie erlernbar und erfahr­           und steht online zur Verfügung
bar zu machen. Genau hier setzt auch       (www.duvk.de/podcast/). In der ers­
das Informations- und Qualifizie­          ten Folge kommt Partizipationsex­
rungsangebot Partizipation und             pertin Prof. Dr. Raingard Knauer zu
Demokratiebildung in der Kinder-           Wort und spricht – passend zur
tagesbetreuung an.                         aktuellen Situation – über Möglich­
                                           keiten der Beteiligung von Kindern
Partizipation und                          in Krisenzeiten.
Demokratiebildung in der
Kindertagesbetreuung
Das von „Demokratie leben!“ geför­
derte Begleitprojekt Demokratie und
Vielfalt in der Kindertagesbetreu-
ung (DUVK) ist ein gemeinsames Vor­
haben der sechs Spitzenverbände
der Freien Wohlfahrtspflege und der

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„Die Kindertagesbetreuung ist der erste Bildungsort
­außerhalb der Familie und erfährt als solche wachsende
 Bedeutung. Im Hinblick auf zunehmende demokratie-
 und menschenfeindliche Tendenzen in unserer Gesell­
 schaft besteht hier die Chance, diesen früh entgegen­
 zuwirken. Dies kann gelingen, indem Kinder schon in
 der Kita oder Kindertagespflege selbst Demokratie und
  Vielfalt erfahren. Diesen Anspruch einzulösen, ist sehr
 ­herausfordernd für die pädagogischen Fachkräfte.“

Koordinierungsstelle
Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung

                                                            13
Kleinkindalter

Teilhabe-Rabe

… und die Schatzkiste frühkindlicher Demokratieerfahrungen

Ganz nach dem Motto „Die besten          „Aus meiner Erfahrung im U3-Bereich
Entscheidungen für Kinder trifft man     kann ich sagen, dass Kinder viel mehr
 mit Kindern“ widmet sich dieses         können, als wir zunächst möglicher­
 Modellprojekt seit 2020 der Beteili­    weise annehmen. Tisch decken? –
 gung und Selbstwirksamkeit von          Kein Problem! Essen auffüllen? –
Kindern im Kita-Alltag. Um dies zu       Kein Problem! Und wenn mal was
fördern, werden pädagogische Fach­       zu Bruch oder danebengeht, ist das
kräfte in ausgewählten Einrichtungen     eine wichtige Lernerfahrung. So
in Mecklenburg-Vorpommern be­            können Kinder Verantwortung für
gleitet, professionell beraten und zum   ihr eigenes Tun übernehmen und
Thema „Partizipation“ geschult. Ist      stetig Selbstwirksamkeitserfahrungen
eine Einrichtung interessiert, am        sammeln, die es ihnen ermöglichen,
Modellprojekt teilzunehmen, startet      ein aktiver Teil unserer Gesellschaft
das Projektteam zunächst mit einer       zu werden“, sagt Projektmitarbei­
teilnehmenden Beobachtung des            terin Maggie Hellwig.
Kita-Alltags. Anschließend werden
verschiedene Situationen und ent­        Partizipative Praxis in der
sprechendes Handeln gemeinsam            Kita ausweiten
mit den pädagogischen Fachkräften
und der Kita-Leitung reflektiert, in­    Neben der Etablierung von partizi­
dividuelle Bedarfe diskutiert – und      pativen Ansätzen steht beim Modell­
mögliche neue Lösungsansätze             projekt vor allem die Stärkung von
­erarbeitet. Diese sollen den Erziehe­   Fachkräften im Fokus. Zu diesem
rinnen und Erziehern helfen, den         Zweck wird auch eine Methodenkiste
 Kindern künftig mehr Möglichkeiten      entwickelt, die haptische und visu­
 zum Mithandeln und Mitent­              elle Tools enthält. Die haptischen
 scheiden anzubieten.                    Tools sind beispielsweise Utensilien

14
Kleinkindalter

„Der Grundstein für die nachhaltige Verankerung von
Partizipation im Kita-Alltag ist die pädagogische Haltung
der Fachkräfte. Diese möchten wir positiv beeinflussen.
Denn Kinderrechte sollen in der Kita zu einer Selbstver­
ständlichkeit werden.“

Sabine Sölbeck, Projektkoordinatorin

                                                         15
Kleinkindalter

für ein Abstimmungsverfahren. Zu
den visuellen Tools zählen kurze Er­     Die Projektinhalte
klärvideos, Interviews mit Experten      auf einen Blick:
und Expertinnen oder auch Podcasts.
Die ersten Videoclips wurden bereits     › Begleitung durch Hospitation
auf der Website des Projekts veröf­        und teilnehmende Beobachtung
fentlicht, ebenso wie ein Podcast, in
dem Eltern ihre Sicht und ihre Er­       › Entwicklung von Fort­
wartung in Sachen Mitbestimmung            bildungs­formaten hinsichtlich
von Kindern schildern. Die Metho­          Partizipation in der Kita
denkiste soll später bundesweit allen
interessierten Kindertageseinrich­       › Blick auf alltägliche Erfah­
tungen zur Verfügung stehen. Die dort      rungen gelebter Demokratie
tätigen Pädagoginnen und Pädagogen
können dann die neu entwickelten         › Evaluierung (bedarfsorientiert)
und leicht übertragbaren Methoden          in Kindertagesstätten zum
in ihrem Kita-Alltag einsetzen.            Thema Partizipation in Kitas
                                           in Mecklenburg-Vorpommern
Die Erfahrung hat gezeigt: Auch Klein­
kinder wollen teilhaben. Pädagogische    › Reflexion mit Fachkräften
Fachkräfte können ihnen dabei              und Netzwerkarbeit mit
helfen und geeignete Möglichkeiten         Koope­rationspartnerinnen
zur Beteiligung schaffen. Das fördert      und Kooperationspartnern
die Selbstwirksamkeit der Kinder und
bestärkt sie, auch später an demo­
kratischen Prozessen teilzunehmen.

16
Kleinkindalter

„Da Partizipation und Demokratie sich einander bedingen,
scheint es für mich unausweichlich, auch die Kleinsten
zur Partizipation zu ermutigen und sie ihnen vor allem
zuzugestehen. Denn Partizipation muss gelernt sein!
Nur so können wir die Vielfalt und Offenheit unserer Demo­
kratie stärken und beibehalten.“
Maggie Hellwig, Projektmitarbeiterin

„Wichtig für Kinder ist das Zurücktreten des erwachsenen
Blicks und Geduld für Lernprozesse. Kinder sollten Mut
finden dürfen: für das Aussprechen eigener Ideen, für ein
gemeinschaftliches Miteinander, für die Entwicklung ihrer
Kompetenzen, für das Wachsen an Zusammenhängen,
für die Gewissheit, dass sie als Kinder gut sind und auf­
merksam begleitet werden. Kinder sollten sich gestärkt
und wohlfühlen – in einer sie unterstützenden wertschät­
zenden Gemeinschaft.“

Sabine Sölbeck, Projektkoordinatorin

                                                           17
Kleinkindalter

Kinder für Demokratie
gewinnen
Demokratieförderung in der Kindheit

Wie funktioniert ein demokratisches Miteinander? Was bedeutet Vielfalt?
Kinder können demokratische Teilhabe und den respektvollen Umgang
untereinander erlernen – mit pädagogischer Anleitung, in der Schule wie
in der Freizeit.

18
Kindheit

Sportteams, Klassengemeinschaften
oder Hortgruppen sind heute kultu­           Weitere Informationen:
rell, ethnisch, religiös und sozial sehr     www.duvk.de/
vielfältig. Das birgt neben einigen          kompetenznetzwerk-fruhkindliche-
Herausforderungen vor allem viele            bildung-und-bildung-der-­
Chancen. Ziel ist es, dass Kinder die        primarstufe/
durch Vielfalt entstehenden Vorteile
erkennen und nutzen können. Päda­          Dabei können Kinder Demokratie
gogische Fachkräfte können dazu            nicht nur im schulischen oder fami­
anregen und einen demokratischen           liären Kontext lernen. Auch in der
Umgang mit Unterschieden und               Freizeit gibt es zahlreiche Möglich­
auch Konflikten aktiv fördern. Grund­      keiten – zum Beispiel in Vereinen.
lage dafür sind demokratische              Egal ob Fußball-, Handball- oder
Strukturen, die allen Kindern den          Schwimmclub: Demokratische Struk­
Raum für Mitbestimmung und Mei­            turen, in denen Kinder Regeln aktiv
nungsäußerung bieten. Das kann             mitgestalten können und auf ein
­etwa die Teambesprechung mit der          gutes Miteinander achten, sind auch
 Trainerin oder dem Trainer zum            hier wichtig. Vereine ermöglichen es,
 Saisonstart sein. Im schulischen Be­      Demokratie zu lernen und die Zu­
 reich ist ein regelmäßig stattfindender   sammenhänge demokratischer Pro­
 Klassenrat heute eine gängige und         zesse zu verstehen. Außerdem können
 gut geeignete Plattform. Hier haben       Kinder diese Wirkungszusammen­
 selbstbewusste wie schüchterne            hänge bei Teamentscheidungen be­
 Kinder die Möglichkeit, ihre Anliegen     obachten, und sie verinnerlichen Fair­
 vorzubringen, zu diskutieren und          play, ein respektvolles Miteinander
 gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.         und das Verteidigen und Stärken
 Hier können zudem Klassenregeln           von Teamkolleginnen und -kollegen,
 aufgestellt, Probleme thematisiert        wenn es mal darauf ankommt.
 und gemeinsam Projekte geplant
 werden. Oft führen die Kinder den         Kinder sollten Demokratie nicht nur
 Klassenrat sogar selbstständig durch –    in der Theorie lernen, sondern selbst
 und werden lediglich durch päda­          erleben und ausprobieren können.
 gogische Fachkräfte begleitet und         Wenn sie die eigene Idee in demokra­
unterstützt.                               tische Aushandlungsprozesse ein­

                                                                              19
Kindheit

bringen können, die dort von den Ein­    Teil dieser Gesellschaft und Demo­
fällen und Perspektiven der anderen      kratie ernst- und wahrzunehmen
bereichert wird und anschließend         und ihnen Wege zur Teilhabe an der
sogar Gestalt annimmt, dann ist das      Gesellschaft aufzuzeigen, ist letztlich
für Kinder nicht nur bestätigend,        auch ein Beitrag zur Verwirklichung
sondern auch motivierend, sich im­       von zentralen Kinderrechten“, sagt
mer wieder zu beteiligen. Ebenso         Rebecca Arbter, Projektleiterin bei
bestärkend ist es, wenn Kinder sich      Demokratie-Profis in Ausbildung!
auch in ihren Beschwerden ernst­         Politische Bildung mit Kindern.
genommen fühlen und merken, dass
sie sich auf den Schutz ihrer Rechte     Ziel des 2020 gestarteten Modellpro­
verlassen können und andere Men­         jekts ist es, Kinder im Alter von sechs
schen ihnen zur Seite stehen. Wie es     bis zwölf Jahren beim demokratischen
pädagogischen Fachkräften gelingen       Handeln und bei der Meinungsbil­
kann, Kinder im Grundschulalter für       dung zu bestärken. Dafür werden an
Demokratie und Vielfalt zu begeistern,   sieben Pilotstandorten in Zusammen­
zeigen auch nachfolgende Projekte.       arbeit mit lokalen Kooperationspart­
                                         nerinnen und Kooperationspartnern
Demokratie-Profis                        politische Bildungspraktikerinnen
in Ausbildung! Politische                und Bildungspraktiker ausgebildet
                                         sowie passende Formate für eine
Bildung mit Kindern                      ­altersgerechte politische Bildung er­
                                         arbeitet und erprobt. Laut Rebecca
„Bereits mit Kindern zu politischen       Arbter „ist es wichtig, an die Alltags-
Themen zu arbeiten und ihnen ein          und Lebenswelt der Kinder anzu­
lebensnahes Verständnis von und           knüpfen, sie bei der Umsetzung der
Wertschätzung für Menschenrechte,         Formate zu beteiligen und solche zu
Kinderrechte und Demokratie zu            wählen, bei denen sie selbst handeln
vermitteln, trägt dazu bei, diese zu      und eigene Erfahrungen sammeln
erhalten. Kinder von Anfang an als        können“. Trotz der Corona-Pandemie
                                          wurden bereits erste gemeinsame
                                          Aktionen wie eine Detektiv-Rallye
                                          oder das global beeinflusste Projekt
                                          „Wunderwelt – Welt der Wunden?“
                                          erfolgreich umgesetzt. Darüber hinaus

20
Kindheit

werden im Rahmen des Projekts
auch Veranstaltungen für Fachkräfte
der nonformalen und formalen
poli­tischen Bildung und der Kinder-
und Jugendhilfe sowie für Multi­
plikatorinnen und Multiplikatoren
angeboten.

„Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung
in Deutschland müssen wir die Bedürfnisse und Themen von
Kindern stärker in den Blick nehmen. Wir als Erwachsene
sind in der Verantwortung, ihnen zuzuhören und ihnen die
Auseinandersetzung mit komplexen gesellschaftlichen
Themen wie zum Beispiel Migration oder soziale Ungleich­
heit ebenso zuzutrauen wie die echte Beteiligung.“

Rebecca Arbter, Projektleiterin bei Demokratie-Profis in Ausbildung!

                                                                            21
Kindheit

Hortdialoge & Beteiligung

Demokratiestärkende Bildungsarbeit im Hortalltag

Schon früh können Kinder Vorur­         „Wir wollen Themen gesell­
teile gegenüber anderen entwickeln.     schaftlicher Ungleichheit
Ebenso früh kann man sie allerdings
                                        frühzeitig mit Bildung
auch darin unterstützen, Vielfalt
und Respekt zu leben und Vorurteile     ­begegnen, und zwar spiele­
wahrzunehmen und abzubauen. Das         risch im Freizeitbereich
geschieht beispielsweise im Projekt      ­außerhalb des regulären
Hortdialoge & Beteiligung – demo-
                                          Unterrichts.“
kratiestärkende Bildungsarbeit
im Hortalltag. Im Rahmen des von        Kristina Quandt,
„Demokratie leben!“ geförderten         Projektkoordinatorin Hortdialoge
Modellprojekts werden dafür in drei
ausgewählten Horteinrichtungen          Die pädagogischen Fachkräfte in den
in Rostock demokratiefördernde          Einrichtungen sind dabei wichtige
Bildungskonzepte für den Freizeit­      Schlüsselakteure. Sie prägen mit ihrer
bereich entwickelt und erprobt. Dazu    Haltung, ihren Leitbildern und ihrem
gehören neue erlebnis-, spiel- und      konkreten Verhalten die Kultur des
freizeitpädagogische Methoden, die –    Miteinanders im Hort essenziell. Im
kombiniert mit politischer Bildungs­    Rahmen des Projekts werden sie
arbeit – die Mitgestaltung der sechs-   daher prozessorientiert unterstützt
bis elfjährigen Kinder fördern, aber    und über den gesamten Projektzeit­
auch zur Reflexion von Diskriminie­     raum begleitet und weitergebildet.
rung im Hort anregen und die Kom­
petenzen in Sachen Vielfalt stärken.

22
“
                 Tra u m ho rt
Übu ng „Mei n                    ia lo ge
                 oj ekt s Hortd
de s Mod e ll pr

      Mitmach-Aktion
      „Mein Traumhort“
      Kindern wird die Frage gestellt: „Wie sieht der perfekte Hort für
      euch aus?“, und sie entwickeln ein Modell ihres Wunschhortes.
      Das kann eine Zeichnung sein oder ein Haus aus Legosteinen.

         Ziel:
         Kinder entwickeln eine Perspektive und verbalisieren ihre
         Vorstellungen ihres Traumhortes.

         Leitfragen:
         › Wie sieht für euch der perfekte Hort aus?
         › Was wünscht ihr euch?
         › Womit seid ihr (nicht) zufrieden?
         › Was braucht ihr? Besondere Angebote usw.?

         Erläuterung:
         Kinder, die ein Modell fertig gebaut oder gemalt haben,
         stellen es vor und beschreiben es.
         › Was ist neu?
         › Was gibt es nicht mehr?
         › Welche Regeln gibt es und wer stellt die Regeln auf?

                                                                          23
Kindheit

KIWI kids

Interkulturelles Lernen nachhaltig
an Grundschulen verankern

Eines der vom Bundesprogramm ge­          offener und entdecken eher Gemein­
förderten Projekte ist KIWI kids plus –   samkeiten als Unterschiede.“ In ver­
interkulturelles Lernen nachhaltig        schiedenen Workshops, die von soge­
an Grundschulen verankern. Das            nannten Schulcoaches umgesetzt
Projekt richtet sich an Grundschüle­      werden, lernen die Kinder, wie man
rinnen und Grundschüler, aber auch        respektvoll miteinander umgeht und
an die vor Ort tätigen Lehrkräfte. Ziel   Konflikte löst. So unterschiedlich die
des Projekts ist es, gerade Kinder        Klassen zusammengesetzt sind, so
mit einer Flucht- und Migrationsge­       passgenau müssen die Konzepte sein.
schichte positiv in ihren kulturellen     „Diese werden daher meist ge­
Identitäten zu stärken, ihr Selbst­       meinsam erarbeitet“, so Leah Han­
bewusstsein aufzubauen und ihre           raths, „denn es gibt keine perfekte
schulische Integration zu unter­          Lösung für alle Belange. Wir schaffen
stützen. Dazu gehört auch, die inter­     vielmehr lernende, praxisorientierte
kulturellen Kompetenzen von Lehr-         Angebote.“ So findet Demokratie­
und Fachkräften durch spezielle           förderung mal als einzelnes Projekt
Fortbildungsangebote zu fördern           in und mal außerhalb der Schule im
und hier wichtiges Hintergrund­           Rahmen von Ausflügen statt. Auf
wissen zur Thematik zu vermitteln.        Wunsch der Schulen begleitet das
                                          KIWI kids-Team aber auch einzelne
Im Rahmen des Projekts sollen Kinder      Klassen über ein komplettes
für Identität und Diversität sensibi­     Schul(halb)jahr. „Sehr beliebt ist un­
lisiert werden. „Und damit kann man       ter anderem unser Stofftier KIWI.
nicht früh genug anfangen“, sagt          Diesem Vogel können sich die Kin­
Leah Hanraths, Referentin KIWI            der anvertrauen. Es hat uns wirklich
kids. „Kleine Kinder sind meist viel      positiv überrascht, wie gut das bei

24
Kindheit

                    KIWI
                                                                      Kindheit

                                          steht für Kultur, Interkulturalität,
                                          Werte und Initiative

den Schülerinnen und Schülern an­        ebenso wie die „Lese-Tandem & Lese-­
kommt. Bald erscheint sogar eine der     Sprachgeschichten“ der Schülerin­
erzählten Geschichten als Hörbuch“,      nen und Schüler der Peter-Ustinov-
berichtet Leah Hanraths.                 Grundschule aus Essen. Bislang gab
                                         es das Projekt KIWI kids plus nur in
Das Projekt erfährt viel Akzeptanz       Nordrhein-Westfalen, im Saarland
durch die Lehrerinnen und Lehrer         und in Bayern, nun wird es auf das
und wird meist per „Mundpropa­           gesamte Bundesgebiet ausgeweitet.
ganda“ weiterempfohlen. In nur knapp     Das rege Interesse am Projekt beweist,
einem Jahr hat KIWI kids 272 Lehr­       dass es viele engagierte Pädagoginnen
kräfte von 225 Schulen und über          und Pädagogen gibt, die ein demo­
7.000 Grundschulkinder erreicht und      kratisches und respektvolles Mitein­
angeregt, Integration aktiv mitzuge­     ander in der Grundschule fördern
stalten und interkulturelle Projekte     wollen und dabei auch gern externe
umzusetzen. Die gelungensten wer­        Unterstützung in Anspruch nehmen.
den obendrein mit dem KIWI kids-
„Preis für Vielfalt und Begegnung“
ausgezeichnet. 2020 überzeugten die
Schülerinnen und Schüler der Essener
Grundschule am Steeler Tor die Jury
mit ihrem Projekt „Puzzeln verbindet“,

                                                                            25
Kindheit

  „KIWI kids“-Box

  Die „KIWI kids“-Box bietet praxisorientierte Unterrichtsmaterialien wie etwa
  ein Handbuch für Lehrkräfte mit verschiedenen Unterrichtsmethoden des
  interkulturellen und sozialen Lernens zu Themen wie Geschlechterrollen,
  Kultur, Heimat, Familie und Freundschaft, Vorurteile und Stereotype oder
  schulische Teilhabe. Die Erlebnisse des kleinen KIWI-Vogels bilden dafür
  den Rahmen. Die „KIWI kids“-Box enthält zudem Poster, ein Mitmachheft
  für Kinder sowie eine KIWI-Handpuppe.

26
Kindheit

„Mit dem ,KIWI kids‘-Projekt setzen wir uns für Chancen­
gleichheit und Bildungsgerechtigkeit in Deutschland
ein. Wir arbeiten bedarfs- und zielgruppenorientiert mit
Grundschulen, um sie zu einem offenen und toleranten
Ort für Begegnungen zu machen. Dabei sollen alle
­Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, neue
 Perspektiven einzunehmen und gemeinsam zu reflektieren.
 Wir wollen, dass die Kinder zusammen schöne Dinge
 ­erleben, die sie zusammenschweißen und das Verständnis
  füreinander erhöhen.“

„Es gibt für mich kaum etwas Schöneres, als zu sehen,
dass die Methoden und Konzepte, die ich erarbeite, den
Kindern neue Impulse und Inspiration für das Mitein­
ander in der Schule geben. Mich motiviert es ungemein,
wenn sich nach unserem Einsatz die Dynamik in einer
Klasse zum Positiven verändert hat und ich einen Beitrag
dazu leisten konnte.“
Leah Hanraths, Referentin Inlandsprojekte & Bildung bei CARE Deutschland e. V.

                                                                           27
So lernt man Demokratie
Demokratieförderung in der Jugend

Wie sieht gelebte Demokratie aus?        ligen können, braucht es demokra-
Auf welchem Weg können Jugend-           tische Strukturen und auch die
liche ihren Ort, den Schulalltag oder   ­Unterstützung engagierter Pädago-
ihre Freizeit aktiv mitgestalten?        ginnen und Pädagogen.
Das Recht auf Partizipation ist so-
wohl in den Schulgesetzen als auch      Kennen Kinder und Jugendliche ihre
in der UN-Kinderrechtskonvention        Rechte und ihre Mitgestaltungsmög­
fest verankert. Doch damit Kinder       lichkeiten in der Gesellschaft, sind
und Jugendliche sich aktiv betei-       sie später auch in der Lage, sich für

28
Jugend

ihre persönlichen Interessen ein­
zusetzen und ein selbstbestimmtes              Weitere Informationen:
Leben zu führen. Mindestens genau­             https://knw-demokratiebildung-
so wichtig wie das Wissen um die               jugend.de
eigenen Rechte ist aber, dass junge
Menschen schon früh Demokratie
erleben und aktiv austesten können –         bildung voranzutreiben. Dafür
im Sportverein, an ihrem Wohnort             werden nicht nur themenrelevante
oder in einer demokratischen Schul­          Handlungskonzepte, Curricula und
kultur. Doch ein demokratisches              Arbeitsmaterialien zur Verfügung
Schulleben entsteht nicht von selbst.        gestellt, sondern auch die Kompe­
Es ist abhängig vom Engagement               tenzen der fünf Partnerinnen und
­aller Beteiligten, wie der Lehrkräfte,      Partner im Kompetenznetzwerk mit­
 der Eltern und der Schülerschaft            einander verzahnt. Das Kompetenz­
 sowie qualifizierter Beraterinnen und       netzwerk stärkt die Demokratie­
 Berater für Demokratiepädagogik.            bildung an der Schnittstelle zwischen
 Zudem braucht es demokratische              Schule und außerschulischen Trägern
 Strukturen, ein spannendes Hand­            und dokumentiert gelingende Praxis­
 lungsrepertoire zur Mitgestaltung           beispiele. Zudem fördert es pädago­
 sowie eine etablierte Anerkennungs­         gische Fachkräfte durch Qualifizie­
 kultur, die ein respektvolles und gleich­   rungs- und Beratungsangebote und
 berechtigtes Miteinander ­sichern.          unterstützt diverse Projekte und
 Alles dies können Pädagoginnen und          ­Organisationen. Dialog macht Schule
 Pädagogen aktiv vorantreiben – in           ist einer der Netzwerkpartner.
 der Schule, aber auch in außerschu­
 lischen Bildungseinrichtungen.
                                             Dialog macht Schule
Praxisnahe Unterstützung liefert
unter anderem das Kompetenznetz­             Das Sozialunternehmen Dialog
werk Schulische und außerschu­               macht Schule befähigt Menschen,
lische Bildung im Jugendalter, das           Demokratiebildung in einer Ein­
im Bundesprogramm „Demokratie                wanderungsgesellschaft lebens- und
leben!“ gefördert wird. Das Netzwerk         praxisnah zu gestalten. Dafür quali­
unterstützt Akteurinnen und Akteure          fiziert es beispielsweise Multiplika­
des Schulsystems und der Kinder-             torinnen und Multiplikatoren und
und Jugendhilfe darin, Demokratie­           berät Träger und Institutionen im

                                                                                29
Jugend

Feld der Demokratiebildung bei
Projekt- und Organisationsentwick­
lung. Im Rahmen seines dualen
Qualifizierungsprogramms werden
junge Erwachsene zu systemischen
Demokratiebildnerinnen und- bild­
ner ausgebildet. Über zwei Jahre ar­
beiten sie wöchentlich mit Schüle­
rinnen und Schülern zusammen.
                                                                   or in ne n un d
Dabei fördern sie nicht nur die Per­           Di al og m od er at
                                                                    w äh re nd ih re r
sönlichkeitsentwicklung der Ju­                -m od er at or en
                                                                      in sy st em isc he r
                                                Q ua lifizi er un g
gendlichen, sondern auch deren Fä­
higkeit zur gesellschaftlichen und                                    un g.
politischen Teilhabe. Wichtig für               De m ok ra t ie bi ld
die politische Bildungsarbeit ist hier
der lebensweltliche Zugang zu den
Themen. So kann aus dem Engage­          demokratische Alltagskultur in der
ment im Sportverein ­eine Diskussion     Nachbarschaft unterstützt (sozial-)
über gesellschaftliche Teilhabe wer­     pädagogische Fachkräfte, Radikali­
den oder aus einem Streit mit der äl­    sierungstendenzen bei Jugendlichen
teren Schwester ein Austausch über       zu erkennen und entsprechende
Konflikte, Kompromisse und unter­        Maßnahmen zur Radikalisierungs­
schiedliche Perspektiven.                prävention zu ergreifen. Gemeinsam
                                         werden individuelle – auf Bedarf und
Radikalisierungstendenzen                Anlass zugeschnittene – Konzepte
erkennen, bewerten,                      entwickelt und in den jeweiligen
                                         ­Institutionen umgesetzt. Das erleich­
intervenieren                            tert und erweitert die professionelle
Um menschenfeindlichen Phäno­             Handlungsfähigkeit im pädago­
menen effektiv zu begegnen, muss          gischen Alltag. Die praxisbezogenen
man sie möglichst frühzeitig erken­       Formate werden anschließend
nen und entsprechende Handlungs­          ­fundiert aufbereitet und allen Inter­
strategien parat haben. Das Modell­        essierten zur Verfügung gestellt.
projekt Landheld*innen – für eine

30
Schule"
„Dialog macht
                hop.
bei einem Works

            31
Jugend

Interessiert’s Dich?

#3D: Debatte – Dialog – Demokratie

Unsere Demokratie lebt von Betei-         eigenen Jugendbildungsstätte Kurt
ligung. Um junge Menschen zu er-          Löwenstein e. V. in Werneuchen,
mutigen, ihr Umfeld mitzugestalten,       mal bei speziellen Aktionen vor Ort
müssen sie ganz praktisch erfahren,       oder aber im jährlich stattfindenden
dass ihr Engagement etwas bewirkt.        Feriencamp.
Und dass sie auch dann ernstge-
nommen und ihre Rechte geachtet           „Viele Kinder fühlen sich abgehängt
werden, wenn sie sich mit ihrer           und denken, sie dürfen als junge
Idee oder Position einmal nicht           Menschen nicht wirklich mitreden.
durchsetzen können.                       Genau da setzt Interessiert’s Dich? an.
                                          Wir versuchen unsere demokrati­
Im Rahmen des Modellprojekts              schen Projekte auf Alltagssituationen
­Interessiert’s Dich? #3D: Debatte –      herunterzubrechen, damit Kinder
Dialog – Demokratie werden junge          und Jugendliche vor Ort gelebte De­
Menschen ab 10 Jahren motiviert           mokratie erfahren“, erklärt Projekt­
 und unterstützt, eigene Vorstellungen    koordinator Tim Scholz. „Damit die
zu entwickeln, zu artikulieren und        entwickelten Ideen nachhaltig wirken
zu vertreten. Das können beispiels­       können, ist es aber wichtig, dass
weise Vorstellungen davon sein, wie       ­Bildungseinrichtungen und außer­
 sie im (Schul-)Alltag, in der Freizeit    schulische Jugendeinrichtungen aus
 oder in der Familie zusammenleben         den jeweiligen Sozialräumen eng zu­
 wollen. Wenn Kinder und Jugendliche       sammenarbeiten.“ Mittlerweile haben
 dazu in der Lage sind, können sie         er und sein Team sich ein großes
 auch ihre Lebenswelt aktiv mitge­         Netzwerk von verschiedenen Koope­
 stalten und sich politisch einbringen.    rationspartnerinnen und Koopera­
 Erlernt und geschult werden diese         tionspartnern aufgebaut.
 Fähigkeiten auf unterschiedlichen
 Wegen: mal im Workshop in der

32
„Es ist schön, junge                    aus. Dazu gehört auch die Produktion
Menschen für Demokratie                 von digitalen Medien wie Vlogs,
                                        Clips, GIFs oder Podcasts“, erzählt
zu begeistern und sie zu                Tim Scholz. Die Jugendlichen können
fördern.“                               so selbst bestimmen, wie sie die Auf­
                                        merksamkeit auf ihre Themen lenken.
Ein beliebtes Projekt ist laut Scholz   So produzieren die Jugendlichen ihre
beispielsweise die Zukunftswerkstatt,   eigenen Videos oder Memes und
bei der junge Menschen ihre Umge­       schicken ihre Forderungen proaktiv
bung aktiv mitgestalten dürfen. „Da­    an die jeweiligen Ansprechpartne­
mit die Forderungen junger Menschen     rinnen und Ansprechpartner. Im An­
Gehör finden, braucht es geeignete      schluss diskutieren sie ihre Ideen
Formate. Zu diesem Zweck probieren      ­offen mit den zuständigen Entschei­
die Kinder verschiedene kreative         dungsträgerinnen und Entschei­
Formen der Interessenformulierung        dungsträgern – und beschließen

                                                                          33
Jugend

gemeinsam konkrete Umsetzungs­          richtig. Das Projekt Interessiert’s
schritte. Damit wird nicht nur Demo­    Dich? richtet sich an Klassenspreche­
kratie erlebbar, sondern auch eigenes   rinnen und Klassensprecher, an
Handeln wirksam. Obendrein lernen       ­Aktive und Interessierte, an Schul-AGs
die Kinder und Jugendlichen im           sowie an lokale Jugendeinrichtungen,
Rahmen des Projekts auch, Medien         also eigentlich an alle Kinder und
kompetent zu nutzen und sinnvolle,       Jugendlichen, die schon engagiert sind
wichtige Inhalte auf YouTube und Co.     oder es werden wollen. Und natür­
zu verbreiten.                           lich an pädagogisches Fachpersonal,
                                         das junge Menschen dazu anregen
Mitbestimmung und gesellschaftliche      und sie dabei begleiten will.
Teilhabe beginnt im Alltag und ist
viel mehr als nur die Teilnahme an
Wahlen. Beliebte Themen seien „Zu­
kunft“ und „Ökologie“, so Scholz. Wer
dabei Unterstützung sucht, ist hier

34
Jugend

„Es ist nicht verwunderlich, aber dennoch schön zu sehen,
wie politisch bereits Kinder ab 10 Jahren sind und wie
klar sie ihre Interessen artikulieren können. Kinder und
Jugendliche haben einen hohen Gerechtigkeitssinn und
sind in der Lage, ihre Forderungen zu vertreten. Wir bieten
mit unserem Projekt nur eine Bühne dafür und verstehen
uns als Unterstützer und Wegbereiter.“

Tim Scholz, Projektkoordinator

                                                         35
Berufliche Bildung

Demokratie muss reifen
Demokratieförderung in der beruflichen Bildung

Wie schafft man faire Arbeitsbedin-      Projekte und das Kompetenznetz­
gungen in einem vielfältigen Team?       werk Demokratieförderung in der
Wie können Ausbildende demokra-          beruflichen Bildung.
tische Strukturen fördern? Indem
sie Konfliktsituationen managen,         Das Netzwerk will den gesamten
Diversität leben, Vorbildfunktionen      Sektor der Berufsbildung zum Lern­
einnehmen und zum respektvollen          ort für Demokratie und Vielfalt
Umgang anregen. Das Bundespro-           ­machen. Hierfür werden wirksame
gramm unterstützt pädagogische            Instrumente und Ansätze aus der
Fachkräfte im klassischen Berufsbil-      Praxis gesammelt, weiterentwickelt
dungsbereich ebenso wie in gängigen       und bundesweit zur Verfügung ge­
Sozialräumen junger Menschen.             stellt. Ziel ist es, dass gerade junge
                                          Menschen im Ausbildungsalter ihre
Das Bundesprogramm „Demokratie            Selbstwirksamkeit in demokratischen
leben!“ unterstützt Projekte, die sich   Prozessen kennen und einsetzen
der Demokratieerziehung und Werte­        lernen. Pädagogische Fachkräfte kön­
bildung junger Menschen im Aus­           nen dazu anregen und durch ihren
bildungsalter widmen. In unserer          Einsatz auch demokratie- und men­
Einwanderungsgesellschaft bringen        schenrechtsfeindlichen Haltungen
auch Auszubildende diverse Biogra­        entgegenwirken. Das Netzwerk bietet
fien mit. Wie kann man als pädago­        hierfür qualitativ hochwertige
gische Fachkraft die demokratische        ­Materialsammlungen, spezielle Fort-
Haltung unter den Auszubildenden            und Weiterbildungsangebote und
festigen und beispielsweise rassis­        Fachtagungen an. Im Kompetenznetz­
tischen Äußerungen am Ausbildungs­         werk arbeiten Organisationen
platz begegnen? Um ihre Handlungs­         ­zusammen, die über langjährige Er­
kompetenz für solche Aufgaben- und          fahrungen im Bereich Demokratie-
Problemstellungen zu stärken, fördert       förderung in der beruflichen Bildung
das Bundesprogramm verschiedene             verfügen. Vorteilhaft ist, dass die

36
Berufliche Bildung

Träger bundesweit auf bereits be­     Gelbe Hand – Mach’ meinen
stehende lokale Netzwerke zurück­     Kumpel nicht an!
greifen können und somit einen
direkten Zugang in die Betriebe und   Als Teil des Kompetenznetzwerks
Berufsschulen haben. Außerdem be­     setzt sich der Verein Mach’ meinen
rät das Kompetenznetzwerk Modell­     Kumpel nicht an! seit über 30 Jahren
projekte des Bundesprogramms          für Gleichberechtigung und Chancen­
„Demokratie leben!“ und unterstützt   gleichheit in der Arbeitswelt ein – mit
Aktive vor Ort.                         Fokus auf den präventiven Bereich.
                                      Dafür werden betriebliche Akteu­
                                      rinnen und Akteure sowie Personen
  Weitere Informationen:              aus Initiativen, Gewerkschaften,
  www.dgb-bildungswerk.de/­           ­Politik und Wissenschaft vernetzt.
  jugendbildung/das-kompetenz-         Hier wird interessierten und enga­
  netzwerk-demokratiefoerderung-       gierten Pädagoginnen und Pädagogen
  der-beruflichen-bildung               auch passendes Material und fach­
                                       kundige Unterstützung bei der
                                       ­Realisierung von Projekten zu den
                                        Themen Rassismus, Gleichberech­
                                        tigung und Zivilcourage geboten.

                                                                       37
Berufliche Bildung

                                                                 chaft s­
                            e Le rn w oc he n  st ift en Gemeins
                         Di                                       rechender
                                                 en ein vielversp
                         gefühl und könn                                t
                                              F örderung von Vielfal
                          F aktor bei der
                                                    sein.
                          im Unternehmen

MitWirkung! – Vielfalt
­lernen, Perspektiven wech­
seln, Demokratie erleben

 Das von „Demokratie leben!“ geför­
 derte Projekt MitWirkung! – Vielfalt
 lernen, Perspektiven wechseln,
­Demokratie erleben ist ein Angebot
 der Freiwilligen-Agentur Halle-Saal­
 kreis e. V. Das Projekt liefert Unter­
  nehmen Anregungen zur Personal­
  entwicklung und bietet konkrete
  Formate für gesellschaftliches Enga­
 gement. Dazu zählen Perspektiv­
 wechseltrainings für Azubis nach dem
 Motto „Lernen in fremden Lebens-
 und Arbeitswelten“. In den Workshops
 werden gezielt die sozialen und
 ­personalen Kompetenzen der Teil­
 nehmenden wie Empathiefähigkeit,
 Partizipationsbereitschaft, Koopera­
  tions- und Konfliktfähigkeit sowie
  soziales Verantwortungsbewusstsein
  gestärkt. Begleitend dazu gibt es
  passende Weiterbildungen für Aus­
  bildende, Personalverantwortliche
  sowie pädagogische Fachkräfte.

38
Berufliche Bildung

                                                  nnen, müssen sie
                     he n ei ne Ausbildung begi                        e
Wenn junge   M en sc                                  d interkulturell
                         pe te nz en auch soziale un
neben fachliche
                 n Ko m                                        woche .
                                                                     an
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40
Berufliche Bildung

STARK in Demokratie
Berufliche Bildung als Ort der
Demokratieförderung

Im Berufsbildungswerk Waiblingen           ­ emokratie erlebbar machen. Dafür
                                           D
werden junge Menschen mit kogni­           werden gemeinsam auf spielerische
tiven und psychischen Einschränkun­        und neuartige Weise die fünf Themen­
gen beruflich ausgebildet oder auf         felder Soziales, Toleranz, Arbeitswelt,
ihren Beruf vorbereitet. Dazu gehört       analoge und digitale Realität sowie
auch, dass sie lernen, wie sie ihren       Klima schrittweise erarbeitet und
Platz in der Mitte der Gesellschaft ein­   sowohl deren Chancen als auch
nehmen und sich demokratisch be­           Risiken visuell veranschaulicht. Par­
teiligen können. Diesem Ziel widmet        allel dazu werden sowohl Lehrkräfte
sich das von „Demokratie leben!“           als auch Sozialpädagoginnen und
geförderte Modellprojekt STARK             -pädagogen so geschult, dass sie die
in Demokratie. Neue, innovative            jungen Menschen auf dem Weg
Diskussionsformate sollen die Jugend­      mental stärken und zukünftig demo­
lichen zur Beschäftigung mit poli­         kratiefördernde Projekte eigenstän­
tischen und gesellschaftsrelevanten        dig umsetzen können.
Fragestellungen ermutigen und

                                                                               41
Birgit
     Schwarzbach

                                            Burhan Sayyed

Teresa Thost

Seit 2020 führen Birgit Schwarzbach, Burhan Sayyed
und Teresa Thost im Rahmen des Modellprojekts speziell
gestaltete Kurse zur Demokratieförderung durch.
Hier schildern sie ihre Eindrücke:

Was motiviert Sie?
 „Ich möchte Jugendliche dabei unterstützen, das große Thema Demokratie besser
 zu verstehen, sodass sie selbst aktiv werden und sich engagieren.“

 „Wir haben die Verantwortung, die Werte der Demokratie den jungen Menschen
 ehrlich und authentisch zu vermitteln. Die Jugend ist offen, möchte gehört werden,
 sich beteiligen und auch die Zukunft mitgestalten.“

Was war ihr größter Erfolg?
  „Wenn sich Schülerinnen und Schüler mit ihrer eigenen Geschichte einbringen und
  Vertrauen fassen.“

 „Wenn die jungen Menschen nach dem Kurs sagen, dass das Thema ‚Demokratie‘ Spaß
 machen kann und die Angst vor Langeweile oder zu großer Komplexität unbegründet war.“

 „Wenn Jugendliche nach dem Kurs strahlen, weil sie das Thema verstanden haben.“

42
Berufliche Bildung

Wie kommt das Projekt an?
 „Die Lehrkräfte verstehen unser Angebot als Unterrichtsergänzung, die den jungen
 Menschen sehr viel bringt. Zudem erlernen sie dabei selbst neue Kompetenzen und
 innovative Methoden.“

 „Wenn die Jugendlichen ihre pädagogischen Fachkräfte nach dem Kurs überreden
 oder uns bitten, weitere Kurse anzubieten, dann sind wir auf dem richtigen Weg.“

Welche Rolle spielt Demokratiewissen?
 „Es ist wichtig, in Diskussionen Vorurteilen mit Wissen zu begegnen, denn oftmals
 haben die Jugendlichen falsche Vorstellungen von Themen wie Klima und Respekt.“

 „Die Teilnehmenden wollen erfahren, wie man in Notsituationen Zivilcourage leistet,
 ohne sich in Gefahr zu bringen. Sie möchten auch verstehen, was die Begriffe ‚Soziales‘
 und ‚Respekt‘ im Alltag, im Beruf, in der Freizeit, in der Familie und in der Gesellschaft
 bedeuten und wann beispielsweise die Toleranzgrenze erreicht ist.“

 „Es ist wichtig, sich immer wieder neu auf bestimmte Bereiche vorzubereiten. Denn
 die Jugendlichen brauchen praktische Erfahrungen, um das Thema in verschiedenen
 Kontexten zu verstehen. Nur durch eine stetige Weiterentwicklung und fortwährendes
 Lernen kann man ihnen die Ziele der Demokratie stets anschaulich erklären.“

Welche Rolle haben pädagogische Fachkräfte?

 „Viele der pädagogischen Fachkräfte sind offen und lassen sich inspirieren.
 Unsere Methoden werden häufig notiert oder es werden gezielt Fragen gestellt und
 auch Anregungen im Sinne der Zielgruppe ausgetauscht.“

 „Ich habe den Eindruck, dass viele Pädagoginnen und Pädagogen nicht nur gut
 vorbereitet, sondern auch neugierig und daran interessiert sind, ihr Wissen zu
 vertiefen. Oftmals werden die Themen innerhalb einer Unterrichtseinheit vorab
 behandelt und unsere Inhalte dann zur Vertiefung genutzt.“

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