Lebens..WeltWelt - BUNTER LEBENSHILFE WALD - Lebenshilfe Tirol
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21-3 Lebens..Welt Lebens Zeitschrift der Lebenshilfe Tirol LEBENS.WELT JULI 2021 ÖSTERREICHISCHE POST AG SPONSORING POST GZ 02Z031792 S BUNTER EBENSHILFE WALD L SEITE 7
Bildungszentrum at Höllr igl pr iv Podiumsdiskussion Die Lebenshilfe und... Spannungsfeld ne Selbstbestimmung Celi to: Fo Zwischen Freiheit und Veran twortung Donnerstag, 30. September 2021 Celine Höllrigl Metacom Symbol für Selbstbesti , 19 bis Veranstaltungsort: je nach aktuelle n Covid-19 Vorgaben 21 Uhr mmung Haus der Begegnung, Haus Vierund einzig oder online. ist eine von 18 jungen Frauen und M ännern, die in der Lebenshilfe Spannungsfeld Selbstbestimmung ein Freiwilliges Soziales Jahr leisten. Donnerstag, 30.September 2021, 19 Uhr, „Ich bin sehr dankbar für diese schöne Ort: je nach geltenden Covid-Vorgaben Zeit und die Erfahrungen“, erklärt die 22-Jährige, die auch künftig in diesem Bereich arbeiten möchte, „damit ich Menschen auf ihrem Weg in die Selbständigkeit begleiten kann.“ Foto: Dragan Tactic, BKA Einsatz für Existenzsicherung Zum Tag der Inklusion am 5. Mai waren drei Lebenshilfe-Vertreterinnen bei Arbeitsminister Kocher (li.) und Bundeskanzler Kurz zu Besuch. Sie forderten „Gehalt statt Taschengeld“ für die Arbeit von Menschen mit Behinderungen und präsentierten zur Finanzierung das Zwei-Säulen- Modell der Lebenshlfe. Damals & heute Das ausgebaute „Tripphaus“ in Landeck ermög- lichte 1998 acht Menschen mit Behinderungen, von daheim auszuziehen. Der heurige Umbau verschafft den älter gewordenen Bewohner/ innen nun mehr Privatsphäre und Ruhe. 2 LEBENS.WELT 21-3
Podiumsdiskussion mit Georg Gasser: Professor für Philosophie, Universität 7.891 Unterschriften Augsburg Sabine Jäger: Leiterin Begleitung im Dialog, Lebenshilfe übergab die Lebenshilfe im Mai an Bundes- Tirol, Klinische und Gesundheitspsychologin kanzler Kurz und Arbeitsminister Kocher. Damit Christine Riegler: Mitglied des Tiroler Monotoring-Aus- fordert die Lebenshilfe ein Ende der Bittsteller- schusses, Peer-Beraterin, Dance-Ability-Tänzerin Rolle und „Gehalt statt Taschengeld“ für Marianne Schulze: Juristin, international tätige Menschen mit Behinderungen. Einige Sprecher/ Menschenrechts-Expertin innen aus Tirol machten den Kanzler mit Post- Moderation karten auf ihre Lage aufmerksam. Zuhal Mössinger-Soyhan: Journalistin, Mitarbeiterin des Bayerischen Rundfunks, Autorin Foto: Schafferer Verhandelt und durchgesetzt Als wir im Lockdown daheim bleiben mussten, vermissten viele die gemeinsamen Sport aktivitäten. Über eine Umfrage im Betrieb holte sich Werner Stadelwieser Unterstützung. „Des war ja no schianer, wenn des nit gang“, erklärte der Regionalsprecher von Landeck und verhan- delte mit der Leitung, dass im Mai die Rad- und Walkingbegeisterten wieder starten konnten. Der Renner auf Faceboo k Gedruckt nach der Richt- linie „Druckerzeugnisse“ des österreichischen Umweltzeichens, Gutenberg-Werbering GmbH, UW-Nr. 844 Lebenshilfe Tirol gem. GmbH // Ing.-Etzel-Straße 11, 6020 Innsbruck // T 050-434-0 // W lebenshilfe.tirol // M office@lebenshilfe.tirol // Redaktion Peter Schafferer, Manfred Lechner, Ulli Pizzignacco-Widerhofer // Grafik Andreas Focke // Titelfoto Manfred Lechner // Druck Gutenberg-Werbering 3
Ein wacher Geist be Karolin Jaggler kennt in Matrei in Osttirol viele Leute. Die junge Frau geht gern auf Menschen zu und tauscht sich mit ihnen aus – mittels Blicken und einigen weni- gen Worten, etwa auf dem Weg zur Arbeit. Ihr Unterstützungsbedarf ist hoch. Karolin Jaggler sitzt im Rollstuhl an einem Karolin Jaggler sofort laut und holt auf Tisch und bemalt eine Stofftasche. Mit einer diese Weise Hilfe. Auch mitten im morgend- Hand hält sie den Pinsel fest umklammert lichen Arbeitstrubel bemerkt sie als erste und führt ihn konzentriert über den Stoff. die Ankunft eines Busses und macht die Die Tasche ist mit Klebebändern am Tisch Assistentin darauf aufmerksam, die Neu- fixiert, damit sie nicht verrutscht. Denn die ankömmlinge an der Tür zu empfangen und zweite Hand gehorcht ihr nicht. Eine Assis- ihre Temperatur zu messen. Und natürlich tentin hält ihr zwei Dosen mit Farbe hin. hat Karolin Jaggler ihre eigenen Therapie- Karolin Jaggler wehrt ab. Offensichtlich pas- termine stets im Blick und mahnt alle, sie sen beide nicht zu dem Motiv, das sie im nicht zu übersehen. „Wenn ich sie bitte, mich Kopf hat. „Karolin hat ein gutes Farbgefühl“, an etwas Wichtiges zu erinnern, kann ich erklärt ihre Assistentin Brigitte Groder, „und mich darauf verlassen. Dann denkt sie sicher sie weiß, was sie will.“ Die Frau im Rollstuhl daran!“, ist die Arbeitsassistentin überzeugt. schaut sie an und nickt. Die Farbtöne, die sie schließlich wählt, passen auch wirklich bes- Feine Antennen ser zu den blauen Wellen auf der Tasche. Achtsam nimmt sie Farbe auf, wischt den „Karo ist sehr feinfühlig. Sie hat Antennen: Pinsel ab und malt helle Gischt auf die Wel- Wenn eine Mitbewohnerin einen epilepti- lenberge. „Wassa“, sagt sie und lächelt. schen Anfall bekommt, spürt sie das schon im Vorfeld und gibt Alarm“, berichtet ein Assistent. Auch wenn er einmal mit Sor- Alles im Blick gen in den Dienst kommt, merkt sie das Die Osttirolerin liebt das Wasser und verbin- ohne Worte. „Da ist sie weniger anspruchs- det Urlaub immer mit dem Meer, erklärt die voll. Im Gegenteil: Sie streckt mir ihre Hand Assistentin. „I Wassa“ sagt sie oft, wenn sie entgegen, drückt mich und zeigt mir damit vom Urlaub am Meer berichtet. „Wer Karo ihr Mitgefühl.“ Sie merkt auch, ob man im zum ersten Mal mit der Spastik sieht und Kontakt mit ihr aufmerksam ist: „Wenn ich ihre Laute hört, unterschätzt sie“, sagt die mal nur ‚Ja‘ sage, weil ich die Unterhaltung Assistentin überzeugt und beschreibt, wie abkürzen will, sorgt sie dafür, dass ich sie hilfreich die aufmerksame Frau im Rollstuhl wirklich verstehe!“ oft ist. Diese Beobachtungsgabe trainiert sie Als sich eine Kollegin einmal verschluckt von klein auf. In ihrem Heimatort Huben, und selbst keinen Ton hervorbringt, wird im Urlaub am Meer, im Café oder im 4 LEBENS.WELT 21-3
Menschen aus der Nähe ekommt viel mit Foto: Reinhold Koefele Am Geschehen teilhaben: Karolin Jaggler will das Leben im Ort mit- bekommen und Bekannte treffen. Daher nimmt sie nicht den Lebenshilfe-Bus. Sie wählt lieber ihren eigenen Weg zur Arbeit. 5
Dorfgasthaus – überall saugt sie Eindrü- ängstlich, krampfte und schrie, wenn ihre cke auf und berichtet auf ihre Art von ihren Karolin Jaggler hat Ärztin sie berühren wollte.“ Sicherheit gab es Erlebnissen. Aus diesem Grund fährt sie hohen Unterstüt- ihr, wenn ihr jemand die Hand hielt. Mit der in letzter Zeit lieber mit dem Rollstuhl zur zungsbedarf. Trotz Zeit schloss sie neue Freundschaften, fasste Arbeit. Sie kennt den Weg und wählt mit ihrer Schwiergkeiten Vertrauen. Heute verwendet sie beim Essen ihrer Begleiterin die Route, wo sie Menschen bekommt sie alles mit einen Teller mit hohem Rand, eine rutsch- begegnet und mitbekommt, was sich im Ort und bringt sich mutig feste Unterlage und Besteck mit dicken abspielt. ein. Assistent/innen Griffen. Damit löffelt sie so routiniert, dass fertigen Wörterbücher nur wenig daneben geht. „Karo merkt, wenn wir ihr etwas Anpacken und Speisekarten mit Bildern an. Das hilft zutrauen. Sie übernimmt immer mehr Auf- Am Arbeitsplatz und in der Wohngemein- ihr und manchen Mit- gaben oder regelt ihre Angelegenheiten schaft übernimmt die 38-Jährige möglichst bewohner/innen, sich selbst“, erklärt eine Assistentin, die sie viele Handgriffe selbst. Sie bringt das Hand- im Gasthaus und im ermutigt, dem neuen Zivildiener selbst zu tuch zurück an seinen Platz, sie schaltet Urlaub mitzuteilen. sagen, wenn eine Fahrt zur Therapie ansteht. das Licht aus, sie löst mit einer Hand beide Sich mitzuteilen, kostet Karolin Jaggler Zeit Bremsen ihres Rollstuhls oder öffnet den und Mühe. Aber sie sieht, wie es die ande- Gurt selbst. ren machen, und letztlich will sie das auch. Obwohl sie beim Anziehen und Zubett- „Zurzeit probieren wir, dass sie die Strecke gehen immer auf Unterstützung angewiesen vom Wohnzimmer in die Küche alleine fährt“, ist, erledigt sie so viel wie möglich eigen- berichtet eine Begleiterin, die seit 16 Jahren ständig. Selbst beim Aussortieren der an Karolin Jagglers Seite ist. „Karo ist ehrgei- Wäsche oder beim Staubsaugen leistet sie zig und müht sich ab. Aber wenn sie ans Ziel ihren Beitrag und saugt, soweit es ihr mög- kommt, ist sie stolz.“ lich ist. Das war nicht immer so, erinnert sich Dazugehören die Assistentin Cornelia Weiskopf. „Als sie von daheim in die Wohngemeinschaft Wie alle Kinder wollte Karolin Jaggler immer übersiedelte, war sie verunsichert und mit ihren Geschwistern mithalten. „Als schüchtern. Wenn wir ihr das Essen einga- ihre kleine Schwester ein Radio geschenkt ben, wie sie es von daheim gewohnt war, bekommen hat, rief sie zum ersten Mal reagierte sie sehr sensibel. Karo war damals ‚I a!‘ Als sie dann ein eigenes bekam, hatte sie eine große Freude damit“, berichtet ihre Mutter. Den Wunsch, es den erwachsenen Schwestern gleichzutun, hat Karolin Jaggler immer noch. Sie will es daheim ordent- lich haben. Mit einem Blick sieht sie, wenn ein Vorhang nicht am Platz ist, eine Kasten- tür einen Spalt offensteht oder ihr Rollstuhl nicht akkurat am Tisch steht. Dann rückt sie zurecht, was sie kann, oder bittet die Assis- tent/innen, es zu tun. „Und sie will fesch beinand sein“, attestiert ein Begleiter. „Sie Foto: Stefan Wibmer wählt ihre Kleidung selber aus. Sie erin- nert uns, wenn irgendwo ein Reißverschluss offen ist und achtet auf ihre Frisur.“ Von ihrer Assistentin lässt sie sich Zöpfe ins Haar flechten und kontrolliert die Frisur im Spie- Im Gasthaus, im Café, im Urlaub: Karolin Jaggler erkundet die Welt mit ihren Augen. gel. Dann lächelt sie und sagt damit: „Danke! Was sie erlebt hat, versucht sie, den Daheimgebliebenen zu erzählen – so gut es geht. Gut gemacht!“. 6 LEBENS.WELT 21-3
Foto: Manfred Lechner Unsere Mission Bunter Lebenshilfe Wald 450 Laub- und Nadelbäume hat das Team aus Was wir heute tun, bestimmt, wie die Welt in Klient/innen, Mitarbeiter/innen und Forstspezi- 30 Jahren aussehen wird. In einem gemeinsa- alist/innen gesetzt. In Reutte, Imst, Innsbruck, men Projekt setzen Förster und Klient/innen Gschnitz und Scheffau wurden Löcher gegra- 450 verschiedene Laubbäume. So entsteht ben und Bäume eingepflanzt, mit Pfosten ein nachhaltig robuster Mischwald, der so gestützt, vor Wildverbiss geschützt und bunt ist wie unsere Gesellschaft. Selbst aktiv schließlich mit Namensschildern versehen. Evelyn Nagl aus Innsbruck hat so „ihren“ ers- zu werden für „Der Wald ist nicht nur Lebensraum für Tiere ten Baum gepflanzt. Das Namensschild wird und Pflanzen, sondern auch Erholungsraum für eine bessere ihr helfen, ihn bei künftigen Besuchen wieder- uns Menschen“, sagt Georg Willeit, Geschäfts- zufinden. Sie und die anderen haben hier viel Welt, ist auch führer der Lebenshilfe Tirol. „Die Lebenshilfe über den Wald, die Tiere, die Aufforstung, das begleitet Menschen bei einem barrierefreien, Menschen mit Alter der Bäume und ihre Bedeutung für das selbstbestimmten und erfüllten Leben. Daher Klima gelernt. Behinderun- gestalten wir Lebens- und Entwicklungsräume „Mit dem gemeinsam gestarteten Pro- mit, die unsere Welt für alle lebenswerter, gen ein großes jekt Bunter Lebenshilfe Wald ermöglichen wir inklusiver und nachhaltiger machen“. Als Klima- Menschen mit Behinderungen, Freude und Anliegen. bündnispartnerin übernimmt die Lebenshilfe positive Erfahrungen aus dem Wald zu gewin- gesellschaftliche Verantwortung. „Das Schöne Lebenshilfe- nen und sich für einen klimafitten Wald stark an diesem Projekt ist, dass alle selbst etwas Geschäftsführer zu machen“, erklären Andreas Wildauer von der tun und sich so aktiv am Klimaschutz beteili- Georg Willeit Stadt Innsbruck und Patricia Schrittwieser vom gen können“, so Georg Willeit. Tiroler Forstverein. 7
Foto: Peter Schafferer Prominente im Interview Musiker im Gespräch: Hannes Fankhauser (li.) und Martin Bieber (re.) mit dem Tiroler Komponisten Manu Delago Ich komme immer wieder gern zurück Der weitgereiste Schlagwerker Manu Delago anderen Gruppen. Mit 22 Jahren, das war 2006, machte im Mai 2021 eine Tournee mit Fahrrä- habe ich eine Band unter meinem Namen Manu dern, Solarstrom und möglichst wenig Abfall. Delago gegründet und anfangs viel hier im Treib- Dass die Lebenshilfe die Musiker mit „Essen haus gespielt. im Glas“ versorgte, ist nur eine von mehreren MB: Woher kommen deine Bandmitglieder? Verbindungen. Die Mitglieder sind großteils aus Österreich und Wenn man Tirol, einige waren mit mir am Musikgymna- Hannes Fankhauser: Wann hast du angefangen sium. Nachdem ich in London wohne, spiele ich andere Länder zu musizieren? aber auch mit Leuten aus England, Island oder Ich habe mit zwei Jahren angefangen, Schlagzeug kennenlernt, Amerika. zu spielen, mit sechs Akkordeon gelernt, so wie MB: Was waren die Gründe für deine „ReCyc- wird man offe- du in der Musikschule. Später kamen noch Kla- ling-Tour“? vier, E-Gitarre und Marimba dazu. ner und lernt, Als Komponist probiere ich ja immer gern etwas Martin Bieber: Wie hast du das „Hang“ ent- Neues. Ich war für Konzerte viel mit dem Flug- die Welt aus deckt und gelernt? zeug unterwegs und habe überlegt, wie man den Das hat mein Vater Hermann Delago 2003 von verschiedenen Transport, die Energie, den Abfall klimaschonen- einem Festival in der Schweiz mitgebracht. Weil der gestalten kann. Also haben wir beschlossen, Blickwinkeln zu es für das neue Instrument keine Lehrer und kein Fahrräder mit Anhängern als Transportmittel Studium gab, habe ich meine Erfahrungen ein- sehen. zu nutzen. Außerdem bewege ich mich gern. fließen lassen und es mir selber erarbeitet. Auf Tourneen stehe ich oft früher auf und gehe HF: Seit wann hast du eine eigene Band? Manu Delago lebt in eine Runde laufen. Um zum nächsten Konzert zu Ich war 13, als ich begann, in einer Band zu London. laufen, ist es meist zu weit. So haben wir eine spielen, und spielte später als Schlagzeuger in Tour in Österreich geplant, auf der alle Etappen 8 LEBENS.WELT 21-3
zwischen 30 und 120 Kilometern entfernt und die Solarpaneelen in Akkus geladen. Damit wurde Distanzen daher mit dem Rad bewältigbar waren. die Lichtanlage aus der Sonne gespeist. HF: Ihr habt dabei auf Wegwerfgeschirr ver- MB: Wie hast du den Lockdown überstanden? zichtet. Was habt ihr da erlebt? Im ersten Lockdown habe ich die Ruhe ohne Wir hatten uns Jausenboxen mitgenommen, die Tourneen geschätzt. Ich habe mich ausgeruht wir täglich befüllen wollten. Vegetarisch, selbst- und regeneriert. Später habe ich neue Musik gemacht, abfallfrei, regional. Das haben wir alle komponiert, ein Album aufgenommen. Ich bin Fans wissen lassen. Darauf haben sich viele raus in die Natur, wandern, klettern, Rad fahren nette Menschen gemeldet, die bereit waren, uns gegangen. Mir ist nie fad geworden. eine Jause zuzubereiten. Das bedeutete sehr viel HF: Freust du dich auch, dass wir wieder musi- Organisation, viele E-Mails, viele Telefonate. Aber In Clubs und zieren und damit Menschen glücklich machen wir haben immer sehr gutes Essen bekommen, dürfen? bei vielen Kon- hatten mehr als genug und wir konnten im Ver- Auf jeden Fall, da kann ich dich gut verstehen! gleich zu Fertigessen viel Abfall vermeiden. Diese zerten gibt es Das habe ich auch vermisst. Die Streaming-Kon- Idee wollen wir weiterführen. Denn mit Hausge- zerte sind als Überbrückung ganz nett, aber nicht noch Getränke machtem und Übriggebliebenem kann man viel das Wahre. Daher freue ich mich auch, jetzt wie- Verpackung sparen. in Einwegfla- der Konzerte vor Leuten zu spielen. MB: Hattet ihr Pannen auf der Tour? MB: Du lebst in London und tourst durch die schen. Wir ha- Wir hatten platte Reifen, einen umgekippten Welt. Was schätzt du an Tirol? oder ausgehängten Anhänger. Wenn man mit ben mit unserer Seitdem ich in London lebe, habe ich Tirol noch sechs Fahrrädern 1500 Kilometer fährt, passiert mehr schätzen gelernt. Dass man hier das Lei- ReCycling-Tour halt einiges. Aber letztlich ist es ziemlich gut tungswasser trinken kann und eine gute Luft gelaufen. einige Men- zum Atmen hat, dass es ruhige Rückzugsorte in HF: Was habt ihr bei der Tour gemacht, wenn der Natur gibt. Das sind Dinge, die wir für selbst- schen angeregt ein Gewitter war? verständlich halten, die aber nicht überall auf Gewitter hatten wir nur eines, und da waren wir und Beispiele der Welt so sind. Auch dass viele Menschen hier Gott sei Dank schon am Ziel. Aber die Musiker ein Dach über dem Kopf haben, dass man keine gegeben, die waren echt fit und hart im Nehmen. Denn es war Angst haben braucht, wenn man auf die Straße kein Urlaub, sondern ein harter Monat: sehr viel andere nachah- geht. All das ergibt eine gute Lebensqualität. Radeln, viele Konzerte, viele Videodrehs, wenig Tirol ist mein Lieblingsurlaubsziel und ich ver- men können. Schlaf – und das bei jedem Wetter, denn Regen bringe hier viel Zeit in den Bergen. Trotzdem: gab es viel. Manu Delago Ich bin auch froh, in der Welt herumgekommen MB: Was für Wünsche und Ziele hast du noch? zu sein und verschiedene Länder gesehen zu Mit Blick auf die ReCycling-Tour wünsche ich mir, haben. Da wird man offener und lernt, die Welt dass man den Klimaschutz endlich ernst nimmt. aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen. Aber Da gibt es viel zu tun, und da muss gehandelt ich komme immer wieder gern zurück. werden, von ganz oben – von der Politik. Als Musiker wünsche ich mir, dass ich weiterhin kre- ativ bin und andere Menschen inspirieren kann, IM GESPRÄCH damit wir gemeinsam wieder schöne Konzerte Der Tiroler Schlagwerker Manu Delago beherrscht das erleben. seltene Instrument „Hang“ wie kein zweiter und spielt HF: Ich spiele mit meiner Ziachorgel ohne Ver- weltweit bei Produktionen mit. Bei seiner „ReCycling- stärker. Spielst du immer ohne Strom, Manu? Tour“ reisten sechs Musiker mit dem Fahrrad durch Ich spiele eigentlich oft mit Strom. Aber jetzt Österreich. Um Abfall zu vermeiden, ließen sie sich von Fans habe ich viele Konzerte mit einem akustischen und der Lebenshilfe bekochen. Hannes Fankhauser spielte mit Ensemble gespielt. Das heißt, alle Instrumente der Ziehharmonika bei den Zillertaler Bahnhöflern und komponiert erzeugen ihren Klang aus sich selber. Aber auch auch eigene Instrumentalstücke. Martin Bieber begeistert sich wir brauchen Mikrofone und Verstärker, weil wir für alle Arten von Musik. Er arbeitet im Kindergarten von Radfeld gern vor größerem Publikum spielen. Auf der und im Sommer im Recycling-Team der Lebenshilfe Brixlegg. ReCycling-Tour haben wir allerdings Strom aus 9
Lebenshilfe vor Ort Mit Freizeitassistenz traut sich Jana, die Welt zu erkunden Innsbruck Jana Simic liebt die Natur Foto: Peter Schafferer und kümmert sich gern um Pflanzen. Daher besucht sie mit ihrer Freizeitas- sistentin gern Gärtnereien, zieht selbst Pflanzen und schmückt Beete mit bun- ten Steinen. Seit Mai beteiligt sich die Jugendliche am Gemeinschaftsgarten im Waltherpark. Dort setzt sie Thy- mian, Melisse, Erdbeeren sowie selbst vorgezogene Sonnenblumen und Tomatenpflanzen. Während sie die Pflanzen gießt, schauen Parkbesucher/ innen zu. Jana lächelt und macht weiter. Jana spricht nicht. Daher macht die Kinder und Jugendliche wachsen mit ihren Leidenschaften. Freizeitassistentin ihr Vorschläge. So gehen die beiden spazieren, schwim- „Wenn Jugendliche ihren Leidenschaf- und für ihre Pflanzen Verantwortung men, Eis essen oder erledigen Einkäufe. ten nachgehen können, bringt sie das übernimmt. Auch Janas Mutter bemerkt Auch zum Schwimmtraining und zu Ver- genauso weiter wie manche Therapier- die Fortschritte. Die berufstätige Frau anstaltungen geht sie mit Begleitung. stunde“, sagt die Freizeitassistentin. Sie ist froh um die wöchentliche Familie- Die 16-Jährige genießt es, das zu tun, beschreibt, wie Jana sich immer mehr nentlastung und sagt immer wieder: was sie interessiert. zutraut, beim Einkaufen selbst bezahlt „Schön, dass es euch gibt!“ Raus aus dem Alltag marschieren gemeinsam, helfen sich Foto: Daniela Oberhofer gegenseitig und warnen einander vor Prutz Fünf Teilnehmer/innen der Wal- hereinhängenden Ästen. Alle Teilneh- king-Gruppe aus Prutz fuhren vor mer/innen genossen diese Auszeit und Kurzem Richtung Kaunertal, um der freuen sich schon auf die nächste. Hitze zu entkommen. Nach einem kur- zen Fußmarsch suchten sie sich am Wir versuchen, Schnadigen-Weiher ein feines Platzl, Menschen das zu erfrischten sich die Füße im Wasser und ließen den heißen Tag ausklingen genossen den angenehmen Abend. ermöglichen, was Die mitgebrachte „Marend“ schmeckte Solche Gelegenheiten können sehr ver- sie sich wünschen. besonders gut. Alle griffen zu, tausch- bindend wirken. Bewohner/innen, die ten und teilten, tratschten dabei und im Alltag wenig zusammen machen, Daniela Oberhofer, Assistentin 10 LEBENS.WELT 21-3
Geräte länger nutzen Erfolg beflügelt Arbeiten und teilhaben Völs/Hall Noah Marx sam- Kufstein Monika Freisinger arbeitet seit melt leidenschaftlich alte zehn Jahren in der Lebenshilfe in der Radios und Fernseher. Auf Kienbergstraße. Weil ihre Sehkraft seit Foto: Heidi Nothegger Flohmärkten und im Inter- einigen Jahren nachlässt, werden viele net besorgt er sich schöne Tätigkeiten für die ältere Frau immer Stücke, repariert sie und schwieriger, zum Beispiel das tägliche stellt die schönsten in sei- Abzählen und Austeilen von zehn Gar- nem Zimmer auf einem nituren Besteck für das gemeinsame Regal aus. Im Elternhaus Niederkaiser Die Höhenwanderun- Mittagessen mit ihren Kolleg/innen. half ihm sein Vater, über- gen, die er im letzten Jahr gemacht Dafür fand Assistentin Nina Höt- zählige Geräte auszumisten. Seit er hat, scheinen Christoph Horngacher ling nun ein passendes Hilfsmittel: Aus allein lebt, lernt er, selbst aufzuräu- zu beflügeln. Heuer organisierte er Eierkartons fertigte sie eine Zählhilfe men und Platz zu schaffen. mit seiner Begleiterin eine Klettertour. und ermöglicht Monika Freisinger so, „Ich verstehe nicht, dass man Schon beim Anstieg ist er vom Ausblick ihre vertraute Arbeit fortzuführen. schöne Geräte wegwirft“, erklärt er wie gebannt, er macht mehrmals Halt In der Begleitung erlebt die Assis- unlängst und beschließt, einige Stü- und kann sich nicht sattsehen. tentin täglich Grenzen. Wo immer es cke auf einem Flohmarkt anzubieten. „Früher war Christoph ein stiller gelingt, diese Barrieren mit guten Ideen Sein Assistent organisiert einen Markt- Mann“, berichtet die Begleiterin. „In zu überwinden, können Menschen am stand in Völs, transportiert die Radios letzter Zeit steigt sein Selbstvertrauen. Gemeinschafsleben teilhaben. mit seinem Auto und bestärkt ihn bei Er ist offener und sagt jetzt klarer, was den Preisverhandlungen mit Kundin- er will, und er traut sich, Nein zu sagen, nen und Kunden. wo er früher still war.“ Auf gute Nachbarschaft Lebenshilfe vernetzt Wipptal Das Angebot sozialer Dienste in Tirol ist vielfältig. Um die Ange- bote gut aufeinander abzustimmen, haben die Gemeinden im Wipptal die Foto: Isabelle Kretz Lebenshilfe beauftragt, ein Netzwerk namens WippCare aufzubauen. „Wipp- Foto: Nina Hötling Care fördert starke und selbständige Sozialregionen und unterstützt die Kleine Aufmerksamkeiten zaubern Zusammenarbeit aller Betreuungsein- Menschen ein Lächeln ins Gesicht. richtungen“, sagt Projektleiter Stefan Freytag. Bei einem „Bürger/innenrat“ Mit einer Sortierhilfe kann Monika Frei- Innsbruck Die Seniorinnen in der im Juni diskutierten Jung und Alt, was singer ihre alte Aufabe weiterhin erfüllen. Tagesbegleitung Bienerstraße sorgen sie sich im Bereich Pflege und Soziales im Stadtteil für ein gutes Miteinander. wünschen. Die Teilnehmer/innen waren Wenn Monika Freisinger nun wieder Am Tag der Nachbarschaft verteil- sich einig, dass ein regionales Erstver- jeden Vormittag das Besteck für Mit- ten sie Blumensamen und Gutscheine sorgungszentrum und eine Hotline für tag austeilt, kommt sie im Haus herum, und kamen so mit Passant/innen ins soziale Fragen vieles erleichtern wür- begegnet den Beschäftigten der ande- Gespräch. Außerdem organisierten sie den. Auch künftig sind Wipptaler/innen ren Bereiche und sorgt überall für gute mit Schüler/innen der Waldorfschule eingeladen, ihre Ideen zum Thema Stimmung „Moni ist eine lebensfrohe Hochbeete, wo jetzt Kinder und Senior/ Pflege und Soziales einzubringen: bei Frau und freut sich, dass sie auf diese innen aus der Umgebung Pflanzen set- einem Online-Bürger/innen-Café auf Art etwas beitragen kann“, erklärt die zen, pflegen und ernten. wipptal.mitdenken.online Assistentin. 11
Den Lichtschalter für Zufriedenheit gefunden Weil Benedikt Jäger nicht spricht und nur Geräusche hört, ist es für ihn tenlang die Schatten, die er mit seinen schwierig, Veränderungen nachzuvoll- Fingern auf den Boden zaubert. ziehen. Beim Wechsel vom Kindergarten Das war nicht immer so, berich- in die Schule rannte er oft davon oder tet sein Vater: „Früher war Benedikt beruhigte sich, indem er Lichtschalter oft aufgewühlt und hielt es kaum aus, an- und ausknipste. Am Lebenshilfe- Foto: Sebastian Winkler nichts zu tun.“ Wenn der 21-Jährige Arbeitsstandort erhielt er daher zu keine Aufgabe hatte oder ein Puzzle- Beginn einen Rückzugsraum und eine Stück vermisste, rieb er sich den Kopf Betreuungsperson ganz für sich allein. und wurde laut. Heute ist er mit den Heute ist er mit allem vertraut und Abläufen am Bauernhof vertraut und nicht mehr in alten Zwängen gefan- Seit Benedikt Jäger Hühner organisiert sich auch selbst. Er geht gen. Wenn er nach Hause kommt, ist und Schweine versorgt, geht es ihm gut. allein zu den Hühnern oder deckt den er müde und zufrieden, berichtet sein Tisch, wenn es sonst niemand tut. „Als Vater. „Selbst der Kinderarzt, der ihm Reutte Benedikt Jäger arbeitet gerne. wir ihn das erste Mal alleine Wasser eine lebenslange schwere Behinderung Auf einem nahen Bauernhof füllt er holen ließen, waren wir selber unsi- vorhergesagt hat, war überrascht, wie die Tränke der Schweine, bringt ihnen cher, ob er nicht abhaut“, erinnert sich gut Benedikt sich entwickelt hat!“ Futter und kümmert sich um die Hüh- eine Assistentin, „dabei hat er den ner. Er weiß, wo man das Wasser für Weg völlig souverän und unaufge- Benedikt ist mit Begleitung die Tränke holt, welches Heu als Futter regt zurückgelegt.“ Seither übernimmt so weit gekommen! Wir dient und wo er den Mist hinbringen Benedikt Jäger immer mehr Aufga- muss. Wenn er eine Aufgabe erledigt ben und braucht dafür immer weniger sind dankbar dafür. hat, macht er Pause und verfolgt minu- Unterstützung. Erich Jäger, Vater Familien im Fokus Fachmann für hundert Spielsachen Kufstein „Ich arbeite gern in der der höfliche, ordentliche Mann sofort Lebenshilfe.“ Das war für Laurin die Filialleitung und erhält im Mai 2021 Liebeskind lange klar. Doch mitten in eine Anstellung. „Er hat sich gewünscht, der Pandemie beschließt er, „etwas in der Spielwarenabteilung mitzuarbei- mit Kindern zu arbeiten“. Mit Assis- ten. Hier hat er sich sofort gut eingelebt Foto: Nadia Hofer tentin Sabine Schwaiger sucht er nach und man sieht, wie viel Spaß ihm das geeigneten Stellen und macht ein Prak- macht“, berichtet der Filialleiter. „Die tikum im Interspar. Dort beeindruckt Abwicklung der finanziellen Förderun- gen ist ein bisschen schwierig, aber das Frühförderung und Freizeitassistenz erledigt zum Glück die Lebenshilfe!“ beraten auf Innsbrucker Spielplätzen. In dem großen Markt ist Laurin Liebeskind viel auf den Beinen, um alle Innsbruck Um Eltern besser zu er Regale in Ordnung zu halten. „Daher ist reichen, sind heuer Sozialorganisatio- es mir recht, mit wenig Stunden anzu- nen auf Spielplätzen und an anderen fangen, bis ich mir mehr zutrauen Foto: S abine Schwaiger öffentlichen Orten im Einsatz. So will kann“, erklärt Laurin Liebeskind. Zum man Menschen erreichen, die Hem- Essen und Ausruhen kehrt er täglich in mungen haben, eine Beratungsstelle die Arbeit Endach zurück. Das gibt ihm aufzusuchen. „Hier verlieren Eltern und und den berufstätigen Eltern die nötige Großeltern die Scheu, erfahren von den Sicherheit auf diesem Weg. „Wunder- Angeboten und erzählen das weiter“, Laurin Liebeskind hat seinen ersten schön, dass man ihm diese Chance so eine Mitarbeiterin. Schritt in die Wirtschaft gewagt. gibt“, freut sich auch die Mutter. 12 LEBENS.WELT 21-3
Beruflich neu orientiert Jugendliche zwischen Schule und Beruf Kufstein In der Corona-beding- ten Pause des Restaurants Kienbichl begannen die Klient/innen, sich für neue Aufgaben und Betätigungsfelder zu interessieren. Daher fiel die gemein- same Entscheidung, das Restaurant nicht mehr zu öffnen. „Die Menschen, die wir begleiten, wollen ihre Fähigkeiten weiterentwi- Foto: AusbildungsFit ckeln und Neues ausprobieren“, sagt der Leiter des Arbeitsstandortes Kienbichl. So gibt es schon konkrete Projekte und Ideen, wie die Klient/ innen ihre Talente und Fähigkeiten in Junge Arbeitssuchende machen sich Gedanken über ihr Leben. Die Lebenshilfe begleitet. Betrieben der Umgebung einbringen können. „Derzeit planen wir gemein- Imst 15 Jugendliche vom Projekt Ausbil- recycelten Stoffen erinnern sie an den sam, welchen Tätigkeitsfeldern wir dungsFit Oberland beteiligten sich an Zusammenhang von Mode und Nach- uns künftig widmen werden. Gespräche einem Textilprojekt, das die Vielfalt der haltigkeit oder an die Ausgrenzung von über Zusammenarbeit mit einem Seni- Stadt aufzeigt. In ihren Werken thema- Menschen aufgrund ihrer sexuellen orenheim und Firmen laufen bereits“, tisieren sie ihre Nöte in Corona-Zeiten Orientierung. „Unser Frühlingsbaum gibt Regionalleiterin Carina Praxmarer und auch den Umgang mit dem Inter- steht für den Lebensabschnitt zwi- Einblick in den aktuellen Stand. net und den sozialen Medien. Mit schen Schule und Beruf.“ ... Ein Beitrag zur Pandemiebekämpfung a l i s t d a s de nn m W ie nor Matrei i. O. Beim Anstehen in der Test- straße beobachtet Roland Raffler, wie Gefragte Schreiberin das Personal jedes Testformular mit Strichcode-Etiketten beklebt. „Etiket- Uderns Die Traditionszeitung Zillerta- ten picken kann ich auch”, erklärt er ler Heimatstimme veröffentlicht seit und bietet dem Testpersonal seine 2019 Lebensbetrachtungen von Mar- Hilfe an. „Versuchsweise haben wir tina Wurm. Die Texte der Klientin aus Foto: Christine Fuchs einen Stapel Formulare mitgenommen“, Uderns kommen bei den Leser/innen erzählt Assistentin Helga Berger, „und gut an, weil sie aus dem Leben berich- seitdem arbeiten wir laufend auch für tet. Wenn sie über den „Stress im andere Teststraßen in Osttirol.“ Alltag“, die „flotten E-Biker“ oder den So leisten sechs bis sieben Perso- „eigenen Vogel“ schreibt, tut sie das nen mit Behinderungen einen Beitrag In Osttirol bekleben Klient/innen die stets mit Augenzwinkern. Und sie lädt zu den Testungen im Bezirk und liefern Covid-Testformulare mit einem Code. ein, die eigenen Grenzen oder die der immer termingerecht den Nachschub anderen gelassen anzunehmen. an Formularen. Weil Hansjörg Tegischer Beitrag zur Pandemiebekämpfung und „Martina spricht Alltagsprobleme Unterstützung braucht, um die nötigen bringen uns ein, mit dem was wir kön- an. So ehrlich und unverstellt, dass Handgriffe verlässlich auszuführen, nen“, erklärt sie. es allen gut tut“, befindet die Her- unterstützt ihn Kollegin Irene Patte- Das Team in der Teststraße ist ausgeberin, Bürgermeisterin Monika rer (Foto). Eine kleine Vorarbeit dazu jedenfalls froh über diese kleine, aber Wechselberger. „Ihr treffsicherer Stil erledigt Thomas Steiner mit Assisten- spürbare Entlastung und dankt den amüsiert uns in der Redaktion und tin Helga Berger. „So leisten wir einen ehrenamtlichen Helfer/innen. kommt auch bei den Leuten gut an!“ 13
Mit Ihrer Hilfe Helfen, wo Hilfe nottut Der Verein Lebenshilfe Tirol unterstützt seit dem Jahr 1963 Menschen mit Behin- derungen. Gemeinsam mit 12.000 aktiven Unterstützer/innen versuchen wir, Hür- den zu meistern, Ungleichbehandlung zu bekämpfen und Lasten aufzuteilen. Drei Personen benötigten Psychotherapie. Auf einen kostenlosen Therapieplatz muss man jedoch lange warten. Zur Überbrückung finanziert die Lebenshilfe die ersten Psycho- therapie-Einheiten mit jeweils 460 Euro. Eine Frau benötigte eine Kur und traute sich nur mit Assistenz, dort teilzunehmen. Für den erforderlichen privaten PCR-Test bezahlte die Lebenshilfe 90 Euro. Hör-Wahrnehmungs-Trainings sind nicht billig. Aber Kinder mit Bevor ein Sechsjähriger im Herbst einschult, Entwicklungsverzögerungen machen damit große Fortschritte. empfiehlt ihm die Frühförderin eine Therapie in der Klinik. Die Mutter hat den Job verlo- ren, der Antrag auf Mindestsicherung ist noch nicht genehmigt. Allein die Fahrtkos- ten für die drei Monate summieren sich auf 300 Euro. Die Lebenshilfe springt ein und finanziert die Kosten. Früher schaute das Mädchen Mehrere Kinder machen durch ein Hör- durch mich hindurch. Heute Wahrnehmungs-Training große Fortschritte. nach dem Wahrnehmungs- Weil dieses Training 990 Euro kostet, bitten Familien, die von Kurzarbeit betroffen sind, Training schaut sie mich an und um Unterstützung. Die Lebenshilfe hilft und grüßt mich mit ihren Lauten. freut sich über die Erfolge der Kinder. Bernhard Heuschneider, Nachbar ! a uch Sie Helfen nkonto Spende irol, hilfe T Lebens ir ol, Hypo T 0 0002 0 T50 57 IBAN A 7 4229 000 14 LEBENS.WELT 21-3
Warum Menschen helfen Facebook-Freunde helfen 200 € von 150 € erreicht. Neun Personen haben heuer auf Facebook erfolgreich eine „Spendenaktion“ gestartet und gemeinsam mit ihren Freund/innen ihre Verbundenheit mit Menschen mit Behinderungen bewiesen. Familie Fankhauser hat zwei Kinder. „Die Kleine hat das Down-Syndrom. Der Ältere hat Muskeldystrophie“, erklärt die junge Mutter. Für ihre dreijährige Tochter nutzt sie die Frühförderung der Lebenshilfe. „Ich unterstütze gern eine Organisation, die ich kenne. Obwohl unsere Kinder ihr ‚Bigai‘ (Rucksack) haben, leiden wir selber ja keine Not“, erklärt Sarah Fankhauser. Als sie im April 2021 auf Facebook um eine Geburtstagsspende zugunsten der Lebenshilfe bittet, kommen rasch 200 Euro zusammen. „Wir waren überrascht, wie viele – auch entfernte – Freunde da was beitragen!“ „Jeder, der kann, soll was geben“ Auch Christian Winkler kennt die Lebenshilfe seit Jahren. Er findet es gut, wie sie sich für „Gehalt statt Taschengeld“ ein- setzt, „damit Menschen eine Aufgabe und ein Einkommen haben. Denn Menschen mit Behinderungen sind viel zu oft Bittsteller!“ Der Vater eines achtjährigen Kindes unterstützt regelmäßig gemeinnützige Projekte und stiftete seine Face- book-Geburtstagsspende der Lebenshilfe, „weil sie eine regionale Organisation ist, von der man immer wieder was mitbekommt.“ „Wer hilft, bekommt was zurück“ Thomas Hlinka war der erste, der seine Facebook-Freund/ innen zum Spenden motivierte. Der Zillertaler Unterneh- mer spendierte schon 2020 viele Corona-Schutzschilde für die Lebenshilfe im Tal und entdeckte so, wie viele Menschen DANKE dort engagiert sind. Check-square 2.300 Euro überreichten heuer Bäckereien an „Wenn man hilft, bekommt man auch was zurück“, die Lebenshilfe Ostirol. Seit 16 Jahren gibt es die betont Papa Herbert Fankhauser, der froh ist, selbst Unter- Lichtblicke-Benefiz-Aktion, die Urlaubsaktionen, stützung zu erhalten. Er bemerkt, wie seine Tochter mithilfe Sportaktivitäten und Therapiegeräte ermöglicht. der Lebenshilfe-Frühförderin ihre Fein- und Grobmotorik Check-square Zehn Familien waren es allein in Osttirol, die bei verbessert und sich gut entwickelt. „Sie singen immer ein ihrer Trauerfeier um Spenden für die Lebenshilfe Lied, machen verschiedene Fingerspiele und vieles mehr. anstelle von Kränzen und Blumen gebeten haben. Davon profitiert die Kleine wirklich sehr!“ 15
r ol O st t i Lebens.Welten g sFit un usbild A Foto: AusbildungsFit heißt ein Projekt, das Jugendliche auf dem Weg zum Beruf begleitet und sie Foto: Martina Stenico bestärkt, ihre Talente und Kreati- Mit Fahnen in Regenbogenfarben vität zu nutzen. zeigt auch die Lebenshilfe: Menschen sind verschieden, und das ist gut so! Sonnengarten Lienz heißt der neue, bunte Mitmach- Foto: Peter Schafferer garten, bei dem jeder und jede mitmachen kann. s s er rl ies P rea Foto: M Erstmals in Österreich: Ein abge- senkter Innenraum kommt E-Rollis entgegen und schafft Platz, damit sie auch in kleinen, sparsamen Fahr- r ria Keile zeugen mitfahren können. Foto: Ma Johannes Grander und Christoph Horngacher radelten mit Maria Keiler die große Steinberg-Runde. Mit „Mobiler Beglei- tung“ traut C hristoph r nacco-Widerhofe Horngacher sich immer mehr zu. Foto: Ul li Pizzig hegger Not Foto: Heidi Bunter Lebenshilfe Wald in Gschnitz: Im Wipptal kennen sich Förster und KlientInnen schon lange und rufen sich beim Namen. lebenshilfe.tirol
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