AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT BRASILIEN - WKO

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AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT BRASILIEN - WKO
AUSSEN
WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFTSBERICHT
BRASILIEN

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER SÃO PAULO
MÄRZ 2019
AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT BRASILIEN - WKO
2

                                        Eine Information des
                                  AußenwirtschaftsCenters São Paulo

                                        Wirtschaftsdelegierter
                                         Mag. Klaus Hofstadler
                                          T +55-11-30449944
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AUSSENWIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT Brasilien (2018)

      Rechtspopulist Jair Bolsonaro gewinnt Präsidentschaftswahlen und verspricht Reformen
      Auf Wirtschaftskrise folgt Optimismus: Konsumenten- und Unternehmervertrauen im Plus
      Leitzinsen mit 6,5% weiterhin auf historischem Tiefststand
      Niedrige Inflation, hohe Arbeitslosigkeit
      Österreichische Brasilienexporte wachsen

Wirtschaftskennzahlen

                                                                             2017      2018*       2019**      2020**

    Nominales Bruttoinlandsprodukt in USD Mrd. 1                             2.053     1.887       1.949       2.028
    Bruttoinlandsprodukt/Kopf in USD (PPP) 1                                 15.591    15.960      16.520      17.171
    Bevölkerung in Mio. 1                                                     207,7     209,2       210,7       212,1
    Reales Wirtschaftswachstum in % 1                                         +1,1      +1,2        +2,5        +2,5
    Inflationsrate in % 1 (Jahresende)                                         2,9       3,7         3,9         3,9
    Arbeitslosenrate in % 1 (Jahresdurchschnitt)                              11,8      11,6        11,4        10,0
    Wechselkurs 1 USD zur Landeswährung BRL 1 (Jahresende)                    3,31      3,65        3,74        3,83
    Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar 1                               217,2     239,0       249,5       268,5
    Warenimporte des Landes in Mrd. US-Dollar 1                               153,2     185,4       202,4       219,6

    Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung (2017):3           Rang 8

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
                                                                                                              Verände-
                                                                                        2017        2018
                                                                                                              rung in %
    Österreichische Warenexporte in EUR Mio.5                                           726         833         14,6
    Österreichische Warenimporte in EUR Mio.5                                           349         454         30,0

                                                                                                              Verände-
                                                                                      1.HJ 2017   1.HJ 2018
                                                                                                              rung in %
    Österreichische Dienstleistungsexporte in EUR Mio. 4                                 37          38         2,7%
    Österreichische Dienstleistungsimporte in EUR Mio. 4                                 59          52        -11,9%

    Österreichische Direktinvestitionen (Bestände)in Mio. US-$ 4                          990        1.113       1.107
    Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen, Stand 2016 4                          8.091
    Direktinvestitionen aus BR in AT (Bestände) in Mio. US-$ 4                          1.027        1.176       3.554
    Beschäftigte in Österreich bei Direktinvestitionen aus BR,, Stand 2016                275

    Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich:                   Rang 27

Quellen:
1 Economist Intelligence Unit

2 Banco Central do Brasil

3 Weltbank

4 Österreichische Nationalbank

5 Advantage Austria

*Schätzung
**Prognose

                                       Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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 1. Wirtschaftslage

Brasilien wächst wieder      Brasilien erlebte mit einem BIP-Rückgang von 3,5% (2015) bzw. 3,3% (2016)
                             die schlimmste Rezession seiner Geschichte. 2017 war die Talsohle erreicht,
                             das BIP legte leicht um 1,1% zu. Das Jahr 2018 bleibt mit einem Wachstum
                             von mageren 1,2% deutlich unter den ursprünglichen Erwartungen. Für 2019
                             bis 2022 gehen Analysten von robusten Wachstumsraten von durchschnitt-
                             lich 2,5% im Jahr aus. Der Vertrauensindex der Industrieunternehmer Bra-
                             siliens (ICI) liegt dementsprechend im Februar 2019 sogar höher als im
                             Boomjahr 2012.

Budgetdefizit weiterhin      Das konsolidierte Budgetdefizit betrug 2017 8% des BIP (2016: 6,4%). Die
hoch, aber rückgängig        Staatsverschuldung stieg damit auf den Rekordwert von 74% des BIP. Für
                             2018 wird erneut ein Minus von 7% geschätzt, bis 2020 wird mit einem Rück-
                             gang auf unter 5% gerechnet.

Inflation wieder unter       Die Inflation fiel 2017 auf den historischen Tiefstwert von 2,9% und wird für
Kontrolle, hohe Arbeitslo-   2018 auf 3,7% geschätzt. Die in den letzten Jahren dramatisch hohe Arbeits-
sigkeit endlich rückgängig   losigkeit ging 2018 endlich leicht zurück und soll bis 2020 kontinuierlich auf
                             rund 10% sinken.

Privatkonsum erholt sich     Der in den Rezessionsjahren stark eingebrochene Privatkonsum erholt sich
                             nur langsam: 2017 brachte noch keine spürbare Verbesserung, auch 2018
                             konnte der Privatkonsum nur um magere 1,7% zulegen. Die Aussichten für
                             die kommenden Jahre sind allerdings gut, der Konsumentenvertrauensin-
                             dex (INEC) legt seit Anfang des Jahres stark zu.

Hohes Zinsniveau gradu-      Der vielleicht größte Hemmschuh für Investitionen der Privatwirtschaft sind
ell reduziert                die hohen Zinsen und die restriktive Kreditvergabe. Die Refinanzierungsrate
                             der Banken (SELIC) wurde in den letzten Jahren kontinuierlich gesenkt. Be-
                             trug der Leitzinssatz im August 2016 noch astronomische 14,25%, liegt er
                             derzeit bei 6,5%. Die durchschnittlichen Kreditzinsen betragen jedoch ein
                             Vielfaches der Leitzinsen und betrugen für das Jahr 2018 im Schnitt rund
                             39% p.a.

IBOVESPA knackt Rekord-      Die Kursentwicklung in São Paulo, der größten Börse Südamerikas, ist seit
marke, Real stabilisiert     jeher von großer Volatilität geprägt. Am 18. März 2019 knackte der der brasi-
sich                         lianische Leitindex IBOVESPA erstmals die 100.000 Punkte Marke.
                             Der brasilianische Real oszilliert seit drei Jahren zwischen 3,1 und 4,2. Seit
                             der Präsidentschaftswahl letzten Jahres hält sich der Wechselkurs aber re-
                             lativ stabil und notiert bei knapp 3,8 BRL je US-Dollar.

 2. Besondere Entwicklungen

Rechtspopulist Jair Bol-     In der Stichwahl vom 28. Oktober 2018 setzte sich der Rechtspopulist Jair Bol-
sonaro zum Präsidenten       sonaro gegen den Linkskandidaten Fernando Haddad durch. Gemeinsam mit
gewählt                      ihm kamen zahlreiche Gouverneure, Senatoren und Abgeordnete aus dem
                             rechten Lager an die Macht. Mehr als die Hälfte der bisherigen Senatoren und
                             Abgeordneten wurden von den politikverdrossenen Wählern abgestraft und
                             schafften die Wiederwahl nicht.

                               Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Bolsonaros                    Der gewählte Präsident Jair Bolsonaro betont regelmäßig, von Wirtschaftsthe-
„Superminster“ Paulo          men wenig Ahnung zu haben, dafür aber voll auf die Expertise seines Supermi-
Guedes verspricht             nisters (Finanzen, Wirtschaft und Planung) Paulo Guedes zu setzen. Der an der
Reformen                      Chicago School of Economics ausgebildete Ökonom und Investmentbanker hat
                              eine Verschlankung des Staats und die Umsetzung strategisch wichtiger Refor-
                              men angekündigt. An erster Stelle steht die Reform des defizitären Pensions-
                              systems, zudem soll das Steuersystem modernisiert und behäbige Staatsbe-
                              triebe wie der Energieversorger Eletrobras privatisiert werden. Darüber hinaus
                              stellt die neue Regierung eine weitere Vereinfachung des komplexen brasiliani-
                              schen Arbeitsrechts in Aussicht.

                              Die brasilianische Bundespolizei ermittelt mit der Operation „Lava Jato“ uner-
Operation „Lava Jato“:        müdlich gegen Personen und Unternehmen, die in den Korruptionsskandal
Ex-Präsident Lula im Ge-      rund um die staatliche Petrobras verwickelt waren und sind.
fängnis                       Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wurde wegen Bestechung rechtskräftig
                              verurteilt und sitzt seit April 2018 im Gefängnis.

                              Der Richter Sérgio Moro, der auch Ex-Präsident Lula erstinstanzlich verur-
Lulas Richter Sérgio Moro     teilte, wurde mit Lava Jato berühmt und gilt als Symbolfigur der Antikorrupti-
wird Justizminster            onsbewegung. Seit Anfang dieses Jahres führt Moro das Superministerium für
                              nationale Sicherheit und Justiz an. Umfangreiche Justizreformen zur Bekämp-
                              fung des organisierten Verbrechens, Kriminalität und Korruption sind derzeit in
                              Ausarbeitung.

                              Seit fast zwei Jahrzehnten verhandeln EU und Mercosur (Brasilien, Argentinien,
EU-Mercosur Assoziie-         Paraguay und Uruguay) über ein Assoziierungsabkommen. Die geplanten Zoll-
rungsabkommen                 reduktionen - etwa auf KfZ-Teile und Maschinen - wären ein substantieller
                              Wettbewerbsvorteil für europäische Exporteure.
                              Unter der neuen Regierung wird ein Abschluss der Verhandlungen aber auch
                              nicht unbedingt wahrscheinlicher. Obwohl sich Handelsminister Guedes vehe-
                              ment für Freihandel einsetzt, stellten sowohl er als Präsident Bolsonaro und
                              Außenminister Araújo zuletzt die Sinnhaftigkeit des Mercosur mehrfach in-
                              frage.

 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Österreichs Wirtschaft in     Die österreichische Wirtschaft ist mit geschätzten 1000 Brasilien-Exporteuren
Brasilien breit aufgestellt   und über 200 Unternehmen mit Niederlassungen in Brailien – größtenteils aus
                              den Branchen Industrieausrüstung und Zulieferungen – in Brasilien gut aufge-
                              stellt. Brasilien ist nicht nur mit Abstand unser größter Markt in Südamerika,
                              sondern auch achtwichtigster Überseemarkt der österreichischen Exportwirt-
                              schaft.

Brasilien-Exporte legen       Nach starken Rückgängen in den Rezessionsjahren ist seit nunmehr zwei Jah-
wieder zu                     ren eine Erholung der Exportzahlen zu verzeichnen. 2017 konnte Österreich die
                              Exporte gegenüber dem Vorjahr wieder um 26,4% auf EUR 726 Mio. erhöhen.
                              2018 gab es erneut einen Zuwachs um 14,62% auf EUR 833 Mio. Dieser Auf-
                              wärtstrend ist fast ausschließlich auf starke Zuwächse bei Stahlprodukten so-
                              wie Antisera und Blutfraktionen zurückzuführen. Für die kommenden Jahre er-
                              warten wir aufgrund des erwarteten BIP-Wachstums eine nachhaltige und
                              branchenübergreifende Erholung der Exporte.

Österreichischer              Ungebrochen hoch ist unser traditioneller Außenhandelsüberschuss mit Brasi-
Außenhandelsüberschuss        lien. Unsere Importe beliefen sich 2018 auf EUR 454 Mio., die Exporte nach Bra-
                              silien waren im selben Zeitraum fast doppelt so hoch.

                                Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Solides „Export-Funda-       Unsere Exporte nach Brasilien sind erfreulicherweise sehr breit gefächert. Es
ment“                        dominieren Pharmaerzeugnisse (Blutfraktionen, Medikamente), bearbeitete
                             Waren (Stahlbleche, Schienen, Stahlprofile, Feuerfestmaterialen etc.) und In-
                             dustrieausrüstungen (Stahlgussanlagen, Förderanlagen, Zellstoffanlagen,
                             Bergbauanlagen, Metallbearbeitungsmaschinen, Kunststoffmaschinen
                             u.v.a.m.). Aber auch Energy Drinks, PKWs, Bahnbaumaschinen, Flugzeugteile,
                             Generatoren und Motorenprüfstände gehören zu den österreichischen Export-
                             schlagern nach Brasilien.

Wichtigste Importwaren       Unsere Brasilien-Importe sind stark konzentriert auf Nahrungsmittel (Oran-
                             gensaft, Frischobst, Kaffee, Fleisch, Tierfutter), Eisenerz, Zellstoff und chemi-
                             sche Erzeugnisse.

Tourismusmarkt wächst        Der Tourismusmarkt Brasilien hat die Krisenjahre unbeschadet überstanden.
sogar während der Krise      2017 konnte im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 10,3% auf 201.665 Nächti-
weiter                       gungen verzeichnet werden – ein historischer Spitzenwert! 83.908 Ankünfte aus
                             Brasilien wurden verzeichnet, mehr als je zuvor. Österreich wird vorwiegend
                             von brasilianischen Luxustouristen besucht. Die tatsächlichen Zahlen dürften
                             deutlich höher sein, da viele Brasilianer mit europäischen Pässen einreisen.

Zukunftsbranchen: Ener-      Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und ihr AußenwirtschaftsCenter São Paulo
gie, Landwirtschaft, Berg-   sowie das AußenwirtschaftsBüro Rio de Janeiro setzen durch gezielten Netz-
bau, Mobility                werkaufbau und Fachevents Schwerpunkte in brasilianischen Schlüsselbran-
                             chen. Besonders gute Chancen für österreichische Technologien und Lösungen
                             finden sich in den Bereichen Energie, Landwirtschaft, Mining, Oil&Gas, Automo-
                             tive, Aerospace und Railway.

                             Tweets zum aktuellen Wirtschaftsgeschehen in Brasilien, österreichische Ex-
                             porterfolge und manchmal einfach Kurioses aus dem Land am Zuckerhut:
                             https://twitter.com/@AustriaInBrazil

                                Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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