AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT NEUSEELAND - WKO

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AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT NEUSEELAND - WKO
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AUSSEN
WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFTSBERICHT
NEUSEELAND

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER SYDNEY
SEPTEMBER 2021
AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT NEUSEELAND - WKO
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                                         Eine Information des
                                    AußenwirtschaftsCenters Sydney

                                          Wirtschaftsdelegierter
                                               Karl Hartleb
                                            T +61 2 9247 8581
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WIRTSCHAFTSBERICHT NEUSEELAND (Halbjahr 2021)

•      Auf erfolgreiche COVID-Bekämpfung folgt vorsichtige Öffnung
•      Konsum treibt Wirtschaftsentwicklung
•      Sektorenanalyse zeigt Gewinner und Verlierer
•      Österreich - Neuseeland

Wirtschaftskennzahlen
                                                                           2019          2020        Prognose       Prognose
                                                                                                     für 2021       für 2022

    Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1                            210,271       209,161     250,228        255,995
    Bruttoinlandsprodukt/Kopf zu Kaufkraftparität in US-Dollar2            43,427        40,678      42,485         43,771
    Bevölkerung in Mio.3                                                   4.9           5,0         5.0            5.1
    Reales Wirtschaftswachstum in % 4                                      2.2           -1.2        6.0            3.1
    Inflationsrate in %5                                                   1.9           1.7         3.4            1.9
    Arbeitslosenrate in %6                                                 4.1           4.6         4.3            4.2
    Wechselkurs der Landeswährung (NZ$) zu US$7                            1.69          1.54        1.41           1.43
    Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar                              38,2          38,7        45,0           47,2
    Warenimporte des Landes in Mrd. Euro/US-Dollar                         39,9          36,7        43,2           44,9

    Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:8                  Rang 52

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
                                                                    2019                  Veränderung        2020
                                                                                          zum Vorjahr in %

    Österreichische Warenexporte in Mio. Euro                       177.430               -20.2              141.566
    Österreichische Warenimporte in Mio. Euro                        52.992               -27.3               38.500
    Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro9             55                    10,9               61
    Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro10            31                   -35,4               20

    Österreichische Direktinvestitionen11, Stand 2020                             360
    Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen12: Stand 2020:                   k.a.
    Direktinvestitionen aus (Land NZ) in Ö13, Stand 2020:                         k.a
    Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus (Land NZ)14 2020:       k.a.

    Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich:                   Rang 60

1-7 Quelle: Economist Intelligence Unit
8  Quelle: Weltbank
9-14
     Quelle: Österreichische Nationalbank

                                            Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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• 1. Wirtschaftslage

Politik schafft Grund-   Dank einer erfolgreichen Politik der COVID-Eindämmung auf Basis früher
lagen für Erholung       Grenzschließungen 2020 und harter Lockdowns), umfangreicher fiskalpoliti-
                         scher Maßnahmen (rund 20% des BIP standen zur Verfügung) und einer expan-
                         siven Geldpolitik der Royal Bank of New Zealand (Zinssenkung, quantitative ea-
                         sing) erholte sich die neuseeländische Wirtschaft im Krisenjahr 2020 sehr rasch
                         und erreichte bereits Ende des ersten Quartals d.J. wieder das Vorkrisenniveau.

Konsum treibt Auf-       Besonders der rasche Rückgang der im Krisenjahr 2020 kurzfristig auf über 6%
schwung                  gestiegenen Arbeitslosigkeit auf 4.3% in der zweiten Jahreshälfte des laufenden
                         Jahres hat das, auf Grund der erfolgreichen COIVD-Bekämpfung ohnehin schon
                         große Vertrauen der KosumentInnen weiter gestärkt und die Nachfrage nach
                         Gütern und Dienstleistungen entsprechend beflügelt.

Wachstum 2021 höher      Die Wachstumsprognosen für 2021 sind dementsprechend auch gut, wobei das
als erwartet             Wirtschaftswachstum rund 6% erreichen und sogar überschreiten könnte, wenn
                         die COVID-Lockdwons in Folge der Einschleppung der Deltavariante des COVID-
                         Virus nicht zu lange dauern.

Überhitzung des Im-      Die aktuell expansive Politik von Regierung und der Royal Bank of New Zealand
mobilienmarkts           führt zu deutlichen Preissteigerungen und Verwerfungen am – auch politisch
                         sensiblen - Immobilienmarkt.

Staatsverschuldung       Der auf Grund von verschiedenen Krisen- und Strukturprogrammen prognosti-
im Griff                 zierte massive Anstieg der Staatsverschuldung von 32% auf rund 48% des BIP
                         bis 2025, sollte auf Grund der soliden Grundlagen auch mittelfristig zu keiner
                         Verschlechterung der internationalen Kreditwürdigkeit des Landes führen.

Landesöffnung in Zei-    Von diesem positiven Umfeld profitiert auch die Labor-Alleinregierung (Wieder-
ten von COVID als Her-   wahl Oktober 2020) von Regierungschefin Jacinda Ardern, allerdings zeichnet
ausforderung             sich auch in Neuseeland ab, dass es nun eines Ausstiegsszenarios aus der CO-
                         VID-Krise bedarf und Land bei der Immunisierung der Bevölkerung deutlich zu-
                         legen muss. Ob die im August vorgestellten ambitionierten Impfpläne für die
                         nächsten Monate und ein damit für Anfang 2022 geplantes Szenario der gradu-
                         ellen Grenzöffnung auf Basis von drei Risikokategorien halten und umgesetzt
                         werden können, bleibt abzuwarten.

Regierungsprogramm       Ein zentrales Instrument der neuen Regierung ist der mit NZD 50 Mrd. (rund
mit Potential            EUR 30 Mrd.) dotierte COVID-Hilfs- und Entwicklungsfond, dessen Aufgabe nicht
                         nur die Überwindung der unmittelbaren COVID-Folgen, sondern auch die Um-
                         setzung von zukunftsweisenden Initiativen umfasst. Darunter fallen unter ande-
                         rem der Ausbau von Spitälern, Schulen, der soziale Wohnbau und sonstiger Ein-
                         richtungen der social infrastructure.

Climate Emergency        Die Regierung Adern II hat im Zusammenhang mit der symbolischen Ausrufung
                         eines climate emergency Ende vergangenen Jahres angekündigt, Neuseeland
                         bis 2050 carbon neutral zu machen und die Stromerzeugung bis 2030 aus-
                         schließlich auf erneuerbare Energieträger umzustellen. Besonders herausfor-
                         dernd sind dabei die Einbindung der überaus wichtigen Land- und Forstwirt-
                         schaft in die Klimapolitik und der Umgang mit der eigenen Öl- und Gasindust-
                         ries.
VR China als wichtigs-
ter Handelspartner       Außen- und wirtschaftspolitisch bleibt das Verhältnis und die weitere Zusam-
                         menarbeit mit der VR China (über 25% der Exporte gehen dorthin) wohl die

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                          größte Herausforderung. Dabei zeigt sich die Regierung-Adern politisch deutlich
                          vorsichtiger als z.B. die australische Regierung und setzt weiter auf Dialog und
                          Kooperation. In diesem Zusammenhang ist auch die Modernisierung des bilate-
                          ralen Freihandelsabkommen Neuseeland-China im Jänner des Jahres und die
                          zumindest formelle Teilnahme Neuseelands an der chinesischen Belt and Road
                          Initiative zu sehen.

FTA EU-Neuseeland         Ein Freihandelsabkommen mit der EU wird seitens Neuseelands politisch ange-
                          strebt, wobei es aber Problemfelder (Marktzugang insbesondere im Landwirt-
                          schaftsbereich, GI, Normen, Freizügigkeit usw.) gibt, die es noch zu lösen gilt.
                          Ein Abschluss der Verhandlungen 2022 scheint jedoch möglich.

• 2. Besondere Entwicklungen

Baumarkt dynamisch        Die Anzahl der erteilten Baugenehmigungen betrug in Neuseeland (Juli 2020 –
                          bis Juni 2021) 45.000 Einheiten, was eine Steigerung von +20% gegenüber der
                          Vergleichsperiode des Vorjahrs und einen historischen Höchststand darstellt.
                          Auch die Entwicklung bei den gewerblichen Bauprojekten brachte wertmäßig
                          eine Steigerung von +18%.

Inflationärer Immobi-     Die dynamische Entwicklung der Nachfrage brachte trotz hoher Bauleistung
lienmarkt                 signifikante Preissteigerungen im wirtschaftlich wichtigen Immobiliensektor
                          Neuseelands. Über das Jahr hin betrug die durchschnittliche Preissteigerung
                          landesweit +9,7%, in Auckland +19% und in einigen besonders gefragten Teilen
                          des Landes +40%. Einige Beobachter/-innen erwarten daher bereits für das 4.
                          Quartal Maßnahmen der Zentralbank zur Abkühlung des Marktes, in diesem für
                          die Labor Regierung auch politisch sehr wichtigen Bereich.

Unternehmerische In-      Die Investitionstätigkeit der neuseeländischen Unternehmen, die im vergange-
vestitionstätigkeit dy-   nen Jahr um rund 13% gefallen war, sollte heuer auf Grund der günstigeren
namisch                   Rahmenbedingungen wieder um über 10% steigen. Jüngste Erhebungen zeigen
                          jedoch, dass die Inflationserwartungen, die Verfügbarkeit von und die Preisent-
                          wicklung bei Vormaterialien im Juli zu einem leichten Rückgang des Business
                          Sentiments – allerdings auf sehr hohem Niveau – geführt hat.

Teure Insellage           Angesichts der derzeitigen Knappheit von globalen Transportkapazitäten, erwei-
                          sen sich die Randlage und die Kleinheit des neuseeländischen Marktes beson-
                          ders in Krisenzeiten als echte Herausforderung, die zu starken Verzögerungen
                          und Kostenanstiegen im Logistikbereich führt.

Traditionelle Sektoren    Ungeachtet dessen haben sich die während der Krise 2020 stark rückläufigen
bleiben stark             neuseeländischen Güterexporte heuer gerade in wichtigen Segmenten (land-
                          wirtschaftliche Produkte, Lebensmittel, Holz- und Forstprodukte, Bergbaupro-
                          dukte und Erdöl) deutlich erholt. Diese Entwicklung sollte sich auch in den kom-
                          menden Jahren auf Grund der positiven globalen Wachstumserwartungen fort-
                          setzen. Ähnliches gilt für die neuseeländischen Gesamtimporte. Im laufenden
                          Jahr haben sich diese mit rund +20% sehr dynamisch entwickelt, und auch in
                          den kommenden Jahren sollten diese auf Grund der erwarteten positiven Wirt-
                          schaftsentwicklung weiter, wenn auch weniger rasch, steigen.

                          Da die COVID-Maßnahmen kaum Einschränkungen für die Landwirtschaft und
Haupthandelspartner
                          bei nachgelagerten Verarbeitungsunternehmen (immerhin 12% des BIP und
China
                          50% der Exporte) brachten, verlief die Entwicklung in diesem Bereich 2021 sehr
                          positiv. Dabei spielt die VR China als wichtigster Handelspartner eine bedeu-
                          tende, stabilisierende Rolle als Abnehmerland und Wirtschaftspartner.

                               Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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                        Auch IT-, Telekom-, Energie- und Versorgungsunternehmen und Einrichtungen
                        der öffentlichen Hand behaupteten sich in der Krise bzw. erleb(t)en teilweise so
                        etwas wie einen Mini-Boom, der sich auch heuer fortsetzt.

Aktienmärkte nahe an    Der Aktienmarkt, der im März des Vorjahres um mehr als 30% eingebrochen
Höchstständen, Wäh-     war, verzeichnete im Jänner 2021 einen historischen Höchststand, dem er sich
rung stabil             auch jetzt im September wieder annähert. Der in der COVID-Krise anfangs
                        schwächelnde Neuseeland Dollar (NZ$) stabilisierte sich Ende der ersten Jah-
                        reshälfte 2020 gegenüber dem US$ und legte in den ersten Monaten 2021 weiter
Tourismus und Ausbil-   leicht zu.
dungsexport als Sor-
                        Der Tourismus Neuseelands, der in „normalen“ Zeiten knapp 6% zum BIP bei-
genkinder
                        trägt und etwa 7,5% der arbeitsfähigen Bevölkerung beschäftigt, wurde durch
                        die am 19. März 2020 verhängte und weiterhin andauernde Einreisesperre stark
                        betroffen. Allerdings haben der heimische Tourismus, der sich in den vergange-
                        nen 12 Monaten in Neuseeland sehr dynamisch entwickelt hat, wie auch die
                        zeitweise offene Tasman-Travel-Bubble mit Australien die Situation heuer et-
                        was abgefedert.

                        Schwierig bleibt die Situation im Bereich Bildungsexport, bis ausländische Stu-
                        dentinnen und Studenten wieder ins Land dürfen.
Immigrationsstopp
schwächt Wirtschaft     Auch die derzeit gestoppte Immigration, die im abgelaufenen Jahrzehnt im
                        Schnitt rund 50.000 Personen pro Jahr nach Neuseeland brachte und damit ein
                        wichtiger Wirtschaftsmotor war, wird wohl erst nach einer weitreichenderen
                        Öffnung der Grenzen wieder anlaufen.

• 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Österreichisches Han-   Neuseeland ist auf Grund seiner geringen EinwohnerInnenzahl (rund 5 Mio.),
delsbilanzaktivum       Entfernung und der Marktstruktur für Österreich ein konstanter, aber kein tra-
                        gender Absatzmarkt. Im Krisenjahr 2020 gingen die sektoriell sehr breiten hei-
                        mischen Ausfuhren um 20% auf EUR 141 Mio. zurück, das bilaterale Handelsbi-
                        lanzaktivum zugunsten Österreichs betrug aber auch dann - angesichts des ge-
                        ringen Handelsvolumens beachtliche - EUR 100 Mio.

Exportdelle heuer       Nachdem die heimischen Exporte nach Neuseeland in den ersten fünf Monaten
wahrscheinlich ausge-   des laufenden Jahres um rund 34% zugelegt haben, sind auch die Aussichten
merzt                   für die zweite Jahreshälfte sehr positiv.

Firmenpräsenz über-     Mit etwa rund 30 Niederlassungen, die in erster Linie Verkaufs- und Servicetä-
schaubar                tigkeiten durchführen, ist die heimische Firmenpräsenz in Neuseeland als klei-
                        nem Überseemarkt überschaubar und mit Ausnahme des Öl- und Gasbereichs
                        für das Land wenig bedeutend. Zudem wurden in den letzten Jahren die beste-
                        henden Strukturen immer stärker an die Niederlassungen in Australien heran-
                        geführt, um Kosten zu sparen und die Effizienz zu steigern. Ein Rückzug aus
                        dem Markt angesichts von COVID ist aber bisher wohl auch deshalb nicht zu ver-
                        zeichnen, weil die österreichischen Niederlassungen in der Regel in weniger be-
                        troffenen (Infrastruktur, Energie) bzw. in zukunftsträchtigen Sektoren/Nischen
                        tätig sind.
Regierungsprogramm
bringt Chancen          Der neuseeländische Green Deal unter Premierministerin Ardern bringt kon-
                        krete Chancen für österreichische Firmen im Bereich erneuerbare Energien,
                        Umwelt und Bau.

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                     Die Forstwirtschaft und nachgelagerte Industrien sind mögliche Zielgruppen
                     von heimischen Technologielieferanten (Forst-, Säge- und sonstige holzverar-
                     beitende Industrie) und Investoren. Ähnliches gilt für die Bereiche Obstbau,
                     Milchwirtschaft und (Winter)Tourismus.

                     Auch im Bereich (sozialen) Infrastruktur ergeben sich durch Investitionspro-
                     gramme, aber auch bei der Reparatur und Wiederinstandsetzung lange ver-
                     nachlässigter Assets (z.B. im Eisenbahnbereich) gute Chancen. Smarte Techno-
                     logien in den o.a. Feldern und der IT-Bereich haben ebenfalls Potential.

Ambitioniertes FTA   Das in Verhandlung stehende Freihandelsabkommen EU-Neuseeland (FTA)
wichtig              sollte ab 2023 Erleichterungen beim Markteinstieg bringen, wenn bei Standards
                     im phytosanitären Bereich, bei der öffentlichen Beschaffung und der Dienstleis-
                     tungsfreiheit gute, weitreichende Vereinbarungen erzielt werden.

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