AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT NEUSEELAND - WKO
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2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Sydney Wirtschaftsdelegierter Karl Hartleb T +61 2 9247 8581 E sydney@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/nz HEAD OFFICE Mag. Christian Fuchssteiner T 05 90 900/4353 E aussenwirtschaft.fernost@wko.at fb.com/aussenwirtschaft twitter.com/wko_aw linkedIn.com/company/aussenwirtschaft-austria youtube.com/aussenwirtschaft flickr.com/aussenwirtschaftaustria www.austria-ist-ueberall.at Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfälti- gung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. Die Wiedergabe mit Quellenangabe ist vorbehaltlich anders lautender Bestimmungen gestattet. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ausgeschlossen ist. Darüber hinaus ist jede gewerbliche Nutzung dieses Werkes der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. © AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA DER WKÖ Offenlegung nach § 25 Mediengesetz i.d.g.F. Herausgeber, Medieninhaber (Verleger) und Hersteller: WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien Redaktion: AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER SYDNEY, T +61 2 9247 8581 Esydney@wko.at, W wko.at/aussenwirtschaft/nz Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
3 WIRTSCHAFTSBERICHT NEUSEELAND (Halbjahr 2021) • Auf erfolgreiche COVID-Bekämpfung folgt vorsichtige Öffnung • Konsum treibt Wirtschaftsentwicklung • Sektorenanalyse zeigt Gewinner und Verlierer • Österreich - Neuseeland Wirtschaftskennzahlen 2019 2020 Prognose Prognose für 2021 für 2022 Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1 210,271 209,161 250,228 255,995 Bruttoinlandsprodukt/Kopf zu Kaufkraftparität in US-Dollar2 43,427 40,678 42,485 43,771 Bevölkerung in Mio.3 4.9 5,0 5.0 5.1 Reales Wirtschaftswachstum in % 4 2.2 -1.2 6.0 3.1 Inflationsrate in %5 1.9 1.7 3.4 1.9 Arbeitslosenrate in %6 4.1 4.6 4.3 4.2 Wechselkurs der Landeswährung (NZ$) zu US$7 1.69 1.54 1.41 1.43 Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar 38,2 38,7 45,0 47,2 Warenimporte des Landes in Mrd. Euro/US-Dollar 39,9 36,7 43,2 44,9 Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:8 Rang 52 Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2019 Veränderung 2020 zum Vorjahr in % Österreichische Warenexporte in Mio. Euro 177.430 -20.2 141.566 Österreichische Warenimporte in Mio. Euro 52.992 -27.3 38.500 Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro9 55 10,9 61 Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro10 31 -35,4 20 Österreichische Direktinvestitionen11, Stand 2020 360 Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen12: Stand 2020: k.a. Direktinvestitionen aus (Land NZ) in Ö13, Stand 2020: k.a Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus (Land NZ)14 2020: k.a. Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich: Rang 60 1-7 Quelle: Economist Intelligence Unit 8 Quelle: Weltbank 9-14 Quelle: Österreichische Nationalbank Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
4 • 1. Wirtschaftslage Politik schafft Grund- Dank einer erfolgreichen Politik der COVID-Eindämmung auf Basis früher lagen für Erholung Grenzschließungen 2020 und harter Lockdowns), umfangreicher fiskalpoliti- scher Maßnahmen (rund 20% des BIP standen zur Verfügung) und einer expan- siven Geldpolitik der Royal Bank of New Zealand (Zinssenkung, quantitative ea- sing) erholte sich die neuseeländische Wirtschaft im Krisenjahr 2020 sehr rasch und erreichte bereits Ende des ersten Quartals d.J. wieder das Vorkrisenniveau. Konsum treibt Auf- Besonders der rasche Rückgang der im Krisenjahr 2020 kurzfristig auf über 6% schwung gestiegenen Arbeitslosigkeit auf 4.3% in der zweiten Jahreshälfte des laufenden Jahres hat das, auf Grund der erfolgreichen COIVD-Bekämpfung ohnehin schon große Vertrauen der KosumentInnen weiter gestärkt und die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen entsprechend beflügelt. Wachstum 2021 höher Die Wachstumsprognosen für 2021 sind dementsprechend auch gut, wobei das als erwartet Wirtschaftswachstum rund 6% erreichen und sogar überschreiten könnte, wenn die COVID-Lockdwons in Folge der Einschleppung der Deltavariante des COVID- Virus nicht zu lange dauern. Überhitzung des Im- Die aktuell expansive Politik von Regierung und der Royal Bank of New Zealand mobilienmarkts führt zu deutlichen Preissteigerungen und Verwerfungen am – auch politisch sensiblen - Immobilienmarkt. Staatsverschuldung Der auf Grund von verschiedenen Krisen- und Strukturprogrammen prognosti- im Griff zierte massive Anstieg der Staatsverschuldung von 32% auf rund 48% des BIP bis 2025, sollte auf Grund der soliden Grundlagen auch mittelfristig zu keiner Verschlechterung der internationalen Kreditwürdigkeit des Landes führen. Landesöffnung in Zei- Von diesem positiven Umfeld profitiert auch die Labor-Alleinregierung (Wieder- ten von COVID als Her- wahl Oktober 2020) von Regierungschefin Jacinda Ardern, allerdings zeichnet ausforderung sich auch in Neuseeland ab, dass es nun eines Ausstiegsszenarios aus der CO- VID-Krise bedarf und Land bei der Immunisierung der Bevölkerung deutlich zu- legen muss. Ob die im August vorgestellten ambitionierten Impfpläne für die nächsten Monate und ein damit für Anfang 2022 geplantes Szenario der gradu- ellen Grenzöffnung auf Basis von drei Risikokategorien halten und umgesetzt werden können, bleibt abzuwarten. Regierungsprogramm Ein zentrales Instrument der neuen Regierung ist der mit NZD 50 Mrd. (rund mit Potential EUR 30 Mrd.) dotierte COVID-Hilfs- und Entwicklungsfond, dessen Aufgabe nicht nur die Überwindung der unmittelbaren COVID-Folgen, sondern auch die Um- setzung von zukunftsweisenden Initiativen umfasst. Darunter fallen unter ande- rem der Ausbau von Spitälern, Schulen, der soziale Wohnbau und sonstiger Ein- richtungen der social infrastructure. Climate Emergency Die Regierung Adern II hat im Zusammenhang mit der symbolischen Ausrufung eines climate emergency Ende vergangenen Jahres angekündigt, Neuseeland bis 2050 carbon neutral zu machen und die Stromerzeugung bis 2030 aus- schließlich auf erneuerbare Energieträger umzustellen. Besonders herausfor- dernd sind dabei die Einbindung der überaus wichtigen Land- und Forstwirt- schaft in die Klimapolitik und der Umgang mit der eigenen Öl- und Gasindust- ries. VR China als wichtigs- ter Handelspartner Außen- und wirtschaftspolitisch bleibt das Verhältnis und die weitere Zusam- menarbeit mit der VR China (über 25% der Exporte gehen dorthin) wohl die Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
5 größte Herausforderung. Dabei zeigt sich die Regierung-Adern politisch deutlich vorsichtiger als z.B. die australische Regierung und setzt weiter auf Dialog und Kooperation. In diesem Zusammenhang ist auch die Modernisierung des bilate- ralen Freihandelsabkommen Neuseeland-China im Jänner des Jahres und die zumindest formelle Teilnahme Neuseelands an der chinesischen Belt and Road Initiative zu sehen. FTA EU-Neuseeland Ein Freihandelsabkommen mit der EU wird seitens Neuseelands politisch ange- strebt, wobei es aber Problemfelder (Marktzugang insbesondere im Landwirt- schaftsbereich, GI, Normen, Freizügigkeit usw.) gibt, die es noch zu lösen gilt. Ein Abschluss der Verhandlungen 2022 scheint jedoch möglich. • 2. Besondere Entwicklungen Baumarkt dynamisch Die Anzahl der erteilten Baugenehmigungen betrug in Neuseeland (Juli 2020 – bis Juni 2021) 45.000 Einheiten, was eine Steigerung von +20% gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahrs und einen historischen Höchststand darstellt. Auch die Entwicklung bei den gewerblichen Bauprojekten brachte wertmäßig eine Steigerung von +18%. Inflationärer Immobi- Die dynamische Entwicklung der Nachfrage brachte trotz hoher Bauleistung lienmarkt signifikante Preissteigerungen im wirtschaftlich wichtigen Immobiliensektor Neuseelands. Über das Jahr hin betrug die durchschnittliche Preissteigerung landesweit +9,7%, in Auckland +19% und in einigen besonders gefragten Teilen des Landes +40%. Einige Beobachter/-innen erwarten daher bereits für das 4. Quartal Maßnahmen der Zentralbank zur Abkühlung des Marktes, in diesem für die Labor Regierung auch politisch sehr wichtigen Bereich. Unternehmerische In- Die Investitionstätigkeit der neuseeländischen Unternehmen, die im vergange- vestitionstätigkeit dy- nen Jahr um rund 13% gefallen war, sollte heuer auf Grund der günstigeren namisch Rahmenbedingungen wieder um über 10% steigen. Jüngste Erhebungen zeigen jedoch, dass die Inflationserwartungen, die Verfügbarkeit von und die Preisent- wicklung bei Vormaterialien im Juli zu einem leichten Rückgang des Business Sentiments – allerdings auf sehr hohem Niveau – geführt hat. Teure Insellage Angesichts der derzeitigen Knappheit von globalen Transportkapazitäten, erwei- sen sich die Randlage und die Kleinheit des neuseeländischen Marktes beson- ders in Krisenzeiten als echte Herausforderung, die zu starken Verzögerungen und Kostenanstiegen im Logistikbereich führt. Traditionelle Sektoren Ungeachtet dessen haben sich die während der Krise 2020 stark rückläufigen bleiben stark neuseeländischen Güterexporte heuer gerade in wichtigen Segmenten (land- wirtschaftliche Produkte, Lebensmittel, Holz- und Forstprodukte, Bergbaupro- dukte und Erdöl) deutlich erholt. Diese Entwicklung sollte sich auch in den kom- menden Jahren auf Grund der positiven globalen Wachstumserwartungen fort- setzen. Ähnliches gilt für die neuseeländischen Gesamtimporte. Im laufenden Jahr haben sich diese mit rund +20% sehr dynamisch entwickelt, und auch in den kommenden Jahren sollten diese auf Grund der erwarteten positiven Wirt- schaftsentwicklung weiter, wenn auch weniger rasch, steigen. Da die COVID-Maßnahmen kaum Einschränkungen für die Landwirtschaft und Haupthandelspartner bei nachgelagerten Verarbeitungsunternehmen (immerhin 12% des BIP und China 50% der Exporte) brachten, verlief die Entwicklung in diesem Bereich 2021 sehr positiv. Dabei spielt die VR China als wichtigster Handelspartner eine bedeu- tende, stabilisierende Rolle als Abnehmerland und Wirtschaftspartner. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
6 Auch IT-, Telekom-, Energie- und Versorgungsunternehmen und Einrichtungen der öffentlichen Hand behaupteten sich in der Krise bzw. erleb(t)en teilweise so etwas wie einen Mini-Boom, der sich auch heuer fortsetzt. Aktienmärkte nahe an Der Aktienmarkt, der im März des Vorjahres um mehr als 30% eingebrochen Höchstständen, Wäh- war, verzeichnete im Jänner 2021 einen historischen Höchststand, dem er sich rung stabil auch jetzt im September wieder annähert. Der in der COVID-Krise anfangs schwächelnde Neuseeland Dollar (NZ$) stabilisierte sich Ende der ersten Jah- reshälfte 2020 gegenüber dem US$ und legte in den ersten Monaten 2021 weiter Tourismus und Ausbil- leicht zu. dungsexport als Sor- Der Tourismus Neuseelands, der in „normalen“ Zeiten knapp 6% zum BIP bei- genkinder trägt und etwa 7,5% der arbeitsfähigen Bevölkerung beschäftigt, wurde durch die am 19. März 2020 verhängte und weiterhin andauernde Einreisesperre stark betroffen. Allerdings haben der heimische Tourismus, der sich in den vergange- nen 12 Monaten in Neuseeland sehr dynamisch entwickelt hat, wie auch die zeitweise offene Tasman-Travel-Bubble mit Australien die Situation heuer et- was abgefedert. Schwierig bleibt die Situation im Bereich Bildungsexport, bis ausländische Stu- dentinnen und Studenten wieder ins Land dürfen. Immigrationsstopp schwächt Wirtschaft Auch die derzeit gestoppte Immigration, die im abgelaufenen Jahrzehnt im Schnitt rund 50.000 Personen pro Jahr nach Neuseeland brachte und damit ein wichtiger Wirtschaftsmotor war, wird wohl erst nach einer weitreichenderen Öffnung der Grenzen wieder anlaufen. • 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Österreichisches Han- Neuseeland ist auf Grund seiner geringen EinwohnerInnenzahl (rund 5 Mio.), delsbilanzaktivum Entfernung und der Marktstruktur für Österreich ein konstanter, aber kein tra- gender Absatzmarkt. Im Krisenjahr 2020 gingen die sektoriell sehr breiten hei- mischen Ausfuhren um 20% auf EUR 141 Mio. zurück, das bilaterale Handelsbi- lanzaktivum zugunsten Österreichs betrug aber auch dann - angesichts des ge- ringen Handelsvolumens beachtliche - EUR 100 Mio. Exportdelle heuer Nachdem die heimischen Exporte nach Neuseeland in den ersten fünf Monaten wahrscheinlich ausge- des laufenden Jahres um rund 34% zugelegt haben, sind auch die Aussichten merzt für die zweite Jahreshälfte sehr positiv. Firmenpräsenz über- Mit etwa rund 30 Niederlassungen, die in erster Linie Verkaufs- und Servicetä- schaubar tigkeiten durchführen, ist die heimische Firmenpräsenz in Neuseeland als klei- nem Überseemarkt überschaubar und mit Ausnahme des Öl- und Gasbereichs für das Land wenig bedeutend. Zudem wurden in den letzten Jahren die beste- henden Strukturen immer stärker an die Niederlassungen in Australien heran- geführt, um Kosten zu sparen und die Effizienz zu steigern. Ein Rückzug aus dem Markt angesichts von COVID ist aber bisher wohl auch deshalb nicht zu ver- zeichnen, weil die österreichischen Niederlassungen in der Regel in weniger be- troffenen (Infrastruktur, Energie) bzw. in zukunftsträchtigen Sektoren/Nischen tätig sind. Regierungsprogramm bringt Chancen Der neuseeländische Green Deal unter Premierministerin Ardern bringt kon- krete Chancen für österreichische Firmen im Bereich erneuerbare Energien, Umwelt und Bau. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
7 Die Forstwirtschaft und nachgelagerte Industrien sind mögliche Zielgruppen von heimischen Technologielieferanten (Forst-, Säge- und sonstige holzverar- beitende Industrie) und Investoren. Ähnliches gilt für die Bereiche Obstbau, Milchwirtschaft und (Winter)Tourismus. Auch im Bereich (sozialen) Infrastruktur ergeben sich durch Investitionspro- gramme, aber auch bei der Reparatur und Wiederinstandsetzung lange ver- nachlässigter Assets (z.B. im Eisenbahnbereich) gute Chancen. Smarte Techno- logien in den o.a. Feldern und der IT-Bereich haben ebenfalls Potential. Ambitioniertes FTA Das in Verhandlung stehende Freihandelsabkommen EU-Neuseeland (FTA) wichtig sollte ab 2023 Erleichterungen beim Markteinstieg bringen, wenn bei Standards im phytosanitären Bereich, bei der öffentlichen Beschaffung und der Dienstleis- tungsfreiheit gute, weitreichende Vereinbarungen erzielt werden. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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