Importierte Zerstörung auf unserem Teller - factsheet Die Auswirkungen des österreichischen Imports ausgewählter Lebensmittel auf ...

Die Seite wird erstellt Jasper Christ
 
WEITER LESEN
Importierte Zerstörung auf unserem Teller - factsheet Die Auswirkungen des österreichischen Imports ausgewählter Lebensmittel auf ...
factsheet

Importierte Zerstörung
auf unserem Teller
Die Auswirkungen des österreichischen Imports
ausgewählter Lebensmittel auf Flächenverbrauch,
Biodiversität und Treibhausgasemissionen in den
Anbauregionen des globalen Südens
Importierte Zerstörung auf unserem Teller - factsheet Die Auswirkungen des österreichischen Imports ausgewählter Lebensmittel auf ...
ImportierTE Zerstörung auf unserEm Teller
                                                                                         Das globale Artensterben hat bedrohliche Ausmaße angenommen:          HINTERGRUND ARTENSTERBEN
                                                                                         Weltweit sind derzeit 25 % der Tier- und Pflanzenarten vom Aus-       Menschliche Aktivitäten, insbesondere die weltweite Land-
                                                                                         sterben bedroht. Schuld an dieser Krise, die auch als sechstes gro-   wirtschaft, die Agrarpolitik und speziell der Ernährungsstil der
                                                                                         ßes Massensterben bezeichnet wird, trägt der Mensch. Denn damit       Menschen in den Industrieländern, haben dazu geführt, dass wir
                                                                                         der Hunger der Industrieländer nach Fleisch oder Süßigkeiten wie      uns mitten in einer großen Biodiversitätskrise befinden. Denn um
IMPRESSUM
                                                                                         Schokolade gestillt werden kann, werden Regenwälder abgeholzt,        den Hunger der Menschen nach landwirtschaftlichen Produkten
Herausgeber                                                                              Moore stillgelegt und Savannen ausgetrocknet, um mehr Acker-          zu stillen, werden vermehrt natürliche Ökosysteme in Acker- und
GREENPEACE in Zentral- und Osteuropa
                                                                                         und Weideflächen zu schaffen.                                         Weideflächen umgewandelt und damit der Lebensraum zahlrei-
Wiedner Hauptstraße 120 - 124, A-1050 Wien
Telefon: +43 (0)1 545 45 80                                                                                                                                    cher Tiere und Pflanzen zerstört. Die durch die Landwirtschaft     1
service@greenpeace.at                                                                    Die Studie „Die Auswirkungen des österreichischen Imports ausge-      verbrauchte Fläche hat sich seit dem Jahr 1600 verfünffacht –
                                                                                         wählter Lebensmittel auf Flächenverbrauch, Biodiversität und Treib-   Ackerland und Tierhaltung beanspruchen derzeit ca. die Hälfte
MUTTER ERDE / Umweltinitiative Wir für die Welt
c/o Österreichischer Rundfunk, ORF                                                       hausgasemissionen in den Anbauregionen des globalen Südens“ 1         der weltweiten Lebensräume. Die Folgen für die Artenvielfalt
Würzburggasse 30, A-1136 Wien                                                            vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau hat untersucht,       sind gravierend: Die Populationen von Fischen, Vögeln, Säuge-
office@muttererde.at
                                                                                         welche Auswirkungen der Import von relevanten Lebensmitteln sowie     tieren, Amphibien und Reptilien haben zwischen 1970 und 2016
                                                                            SOJAFUTTER
Inhalt                                                                                   Lebensmittelrohstoffen (Soja, Palmöl, Kaffee, Kakao, Rohrzucker,      durchschnittlich um mehr als zwei Drittel (68 %) abgenommen,
basierend auf: Schlatzer, M., Drapela, T., Lindenthal, T. (2021):
                                                                               PALMÖL    Banane) nach Österreich auf den Flächenverbrauch vor allem in         wobei in den Tropen, vor allem in Süd- und Zentralamerika, im
“Die Auswirkungen des österreichischen Imports ausgewählter Lebensmittel
auf Flächenverbrauch, Biodiversität und Treibhausgasemissionen in den                    Ländern des Globalen Südens hat. Analysiert wurde zudem, wie der      Zeitraum 1970 bis 2014 der dramatischste Abfall mit 89 % zu
Anbauregionen des globalen Südens”.                                             KAFFEE   österreichische Konsum dieser Produkte das Artensterben in den        verzeichnen ist. Der globalisierte Handel mit Gütern in einem
Studie im Auftrag von Greenpeace und ORF Mutter Erde. Wien
                                                                                         Herkunftsländern beeinflusst und welche Tierarten beispielhaft        rasant wachsenden Weltwirtschaftssystem hat dazu geführt,
                                                                                KAKAO
Design                                                                                   bedroht sind. Dabei zeigt sich ganz klar: Österreich trägt durch      dass weltweit 25 % der Arten bedroht sind.
ANGIENEERING | DESIGN FOR GOOD, www.angieneering.net                                     Lebensmittelimporte eine Mitschuld an der Zerstörung von wert-
                                                                           ROHRZUCKER
Fotos (nach Reihenfolge)                                                                 vollen Ökosystemen und ist somit für die damit verbundenen
Mohammad Nazarizal / Scott Warman / Rodrigo Flores                            BANANEN    fatalen Auswirkungen auf die Artenvielfalt mitverantwortlich.         1   https://cutt.ly/VbKsT1o
EXPORT-
                                                                                                                                                                                                                      LÄNDER
                                                                                                                                                                                                                                                                              DIE ZENTRALEN ERGEBNISSE DER STUDIE

                  SOJA AUS DEN USA

                  101.700 t
                                                                                                     ÖSTERREICH
                                                                                                                                                                                                                                1.   Die wichtigsten Ursprungsländer und Mengen der von Österreich
                                                                                                                                                                                                                                     pro Jahr importierten Lebensmittel und Futtermittel sind:

                                                                                                                                                                                                                                     a. 	 Sojafuttermittel (insgesamt 740.000 t/Jahr):               Die Produktion dieser Lebensmittel und Rohstoffe erstreckt sich
            USA       pro Jahr
                                                                                                                                                                                                                                          · Brasilien (185.800 t/Jahr bzw. 25% Anteil)               auch auf Tropenwälder, Savannengebiete oder Naturschutzge-
                                                                                                                                                                                                                                          · Argentinien (144.500 t/Jahr bzw. 20%) und die            biete (beispielsweise auch illegalerweise in der Elfenbeinküste).
                                                                                                                                                                                          KAFFEE AUS VIETNAM                              · USA (101.700 t/Jahr bzw. 14%)                            Die Vernichtung dieser äußerst artenreichen Ökosysteme – unter
                                                                                                                                                                                           19.700 t                                                                                                  anderem für die genannten Exportgüter – ist mit hohen Treibhaus-
                                                                                                                                                                                              pro Jahr                               b. Palmöl (ca. 36.800 t/Jahr für die Nahrungs-                  gasemissionen, negativen sozioökonomischen Folgen wie Kinder-
                             COSTA
                             RICA
                                                                                ELFENBEIN
                                                                                                                                                                                                      PALMÖL AUS                        und Futtermittelverwendung):                                 arbeit und insbesondere mit einem großen Verlust der Artenvielfalt
                                                                                KÜSTE           GHANA
                                                                                                                                                                                                       MALAYSIEN
   BANANEN V.A. AUS COSTA RICA                                                                                                                                                           MALAYSIEN                                      · Malaysia (18.200 t/Jahr bzw. 50% Anteil)                   verbunden.
                                                                                                                                                                                                     18.200 t
                                                                           KAKAO AUS
        UND KOLUMBIEN          KOLUMBIEN                                 ELFENBEINKÜSTE     KAKAO AUS GHANA
                                                                                                                                                                                                                                        · Indonesien (8.800 t/Jahr bzw. 24%)                                                                                              3
       150.000 t                                                         30.200 t 10.600 t                                                                                                               pro Jahr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     ↑
           pro Jahr                        BRASILIEN                         pro Jahr            pro Jahr                                                                                  INDONESIEN
                                                                                                                                                                           PALMÖL AUS
                                                                                                                                                                           INDONESIEN                                                c. Kaffee (insgesamt 71.900 t/Jahr):                            Die Zukunftsprognosen für den globalen Konsum zeigen, dass die
                                                             SOJA AUS BRASILIEN

                                                             185.800 t                                                                                                     8.800 t                                                      · Brasilien (30.200 t/Jahr bzw. 42% Anteil) und              konsumierten Mengen an Kaffee, Kakao, Palmöl u. a. noch weiter
                                                                  pro Jahr                                                                        MAURITIUS                 pro Jahr                                                    · Vietnam (19.700 t/Jahr bzw. 27%)                           deutlich steigen werden.
                                                         KAFFEE AUS BRASILIEN
                                                                                                                                           ROHRZUCKER V.A. AUS
                  SOJA AUS ARGENTINIEN
                                                          30.200 t                                                  ESWATINI
                                                                                                                                          MAURITIUS UND ESWATINI                                                                     d. Kakao (insgesamt 53.100 t/Jahr):
                  144.500 t                                   pro Jahr
                                                                                                                    (EHEM. SWASILAND)
                                                                                                                                              5.900 t                                                                                   · Elfenbeinküste (30.200 t/Jahr bzw. 57% Anteil ) und
                       pro Jahr                                                                                                                  pro Jahr
                                           ARGENTINIEN                                                                                                                                                                                  · Ghana (10.600 t/Jahr bzw. 20%)

                                                                                                                                                                                                                                     e. Rohrzucker (5.900 t/Jahr),
                                                                                            Sojafutter      Palmöl             Kaffee           Kakao       Rohrzucker      Bananen                                                     v.a. aus Mauritius und Eswatini
ÖSTERREICHISCHE IMPORTMENGEN NACH GÜTERN GESAMT:                                            740.000 t       36.800 t          71.900 t         53.100 t       5.900 t       150.000 t
                                                                                              pro Jahr        pro Jahr         pro Jahr         pro Jahr       pro Jahr       pro Jahr

                                                                                                                                                                                                                                     f. 	 Bananen (150.000 t/Jahr),
                                                           Flächenbeanspruchung:            285.714 ha      41.265 ha        53.423 ha         99.542 ha       536 ha        6.931 ha        = ca. 455.600 ha
                                                                                                                                                                                                                                          v.a. aus Costa Rica und Kolumbien
                                                              CO2 Äquivalent/Jahr:          ~ 3,0 Mio. t    ~ 2,0 Mio t     ~ 171.000 t       ~ 149.000 t     ~ 11.000 t    ~ 195.000 t      = ca. 5,5 Mio t CO2 -e
IMPORTMENGEN UND ASSOZIIERTER FLÄCHENBEDARF
                                                                                                            2.
          MENGE (t)
700.000

600.000

                                                                                                                 Die Analyse der Flächenbeanspruchung der ausgewählten österreichischen
500.000
                                                                                                                 Importgüter v. a. in Ländern des Globalen Südens brachte folgende Ergebnisse:

400.000
                                                                                                                 Der jährliche Import von Sojafuttermittel nimmt         Es zeigt sich, dass für die ausgewählten, jährlich
                                                                                                                 mit Abstand die größte Fläche ein (285.714 ha) ein,     nach Österreich importierten lebensmittelassozi-
                                                                                                                                                                                                                              5
300.000                                                                                                          gefolgt von Kakao (99.542 ha) und Kaffee (53.423 ha).   ierten Güter – Soja, Palmöl, Kaffee, Kakao, Banane
                      FLÄCHE (ha)

                                                                                                                 Dahinter rangiert der jährliche Palmöl-Import mit       und Rohrzucker – in Summe eine Gesamtfläche von
200.000                                                                                                          9.459 ha für die Verwendung im Bereich Nahrungs-        ca. 455.600 ha beansprucht wird. Das entspricht
                                                                                                                 und Futtermittel (gesamt: 41.265 ha; inkludiert die     dem Elffachen der Fläche der Stadt Wien mit
                                                                                                                 großen Mengen an Palmöl für die Agrotreibstoffver-      41.487 ha.
100.000
                                                                                                                 wendung), mit Abstand gefolgt von Bananen (6.931 ha)
                                                                                                                 und Rohrzucker (536 ha).
     0
             SOJA                   PALMÖL          PALMÖL          ROHRZUCKER   KAKAO   KAFFEE   BANANEN
                                     Nahrung,        Nahrung,
                                    Futtermittel    Futtermittel,
                                                   Agrotreibstoff
KOLUMBIEN

                                                                                            COSTA
                                                                                            RICA
                                                                                                                                                                                                                                                                       EXPORT-
                                                                                                                                                                                                                                                                       LÄNDER

                                                                                                                                                                                                                                                                        ELFENBEIN
                                                                                                                                                                                                                                                                 Stark betroffene
                                                                                                                                                                                                                                                                                          3.                                                              BRASILIEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Malaiische
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Halbinsel
                                                                                   ÖSTERREICH                                                                                                                                                                           KÜSTE
                                                                                                                                                                                                                                                                   Ökoregionen
                                                                                                                                                                                                                                                                                           GHANA
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Betrachtet man die Regionen, in denen die unter-
                                                                                                                                                                                                                                                                                               suchten Güter produziert werden, wie etwa die                         Cerrado                     MALAYSIEN
                                                                                                KOLUMBIEN                                                               11.561 ha                                                                                     AUSWAHL
                                                                                                                                                                                                                                                                     BEDROHTER
                                                                                                                                                                                                                                                                                               indonesische Insel Sumatra oder die brasilianische
       USA
                           6.931 ha                                                                                                                                         FÜR KAFFEE AUS
                                                                                                                                                                                                                                                                     TIERARTEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Sumatra
                          FÜR BANANEN V.A. AUS
                            COSTA RICA UND
                                                                                                                                                                               VIETNAM
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Savanne Cerrado (siehe rechts), dann zeigt sich,                                                      Borneo
                               KOLUMBIEN
                                                                        99.542 ha                                                  BRASILIEN
                                                                                                                                          41.265 ha
                                                                                                                                                                                                                                                                                               dass diese fast durchgehend eine hohe Biodiversität                                                  INDONESIEN
                                  285.714 ha                              FÜR KAKAO AUS
                                                                     GHANA UND ELFENBEINKÜSTE                                                              FÜR PALMÖL AUS                                                                                                                      aufweisen. Zum größten Teil liegen sie zudem an
                                   FÜR SOJAFUTTER AUS                                                                                                  MALAYSIEN UND INDONESIEN
                                  BRASILIEN, ARGENTINIEN
                  COSTA
                  RICA
                                       UND DEN USA                 ELFENBEIN
                                                                   KÜSTE        GHANA
                                                                                                                                                                                                                                                                                               den aktuellen Entwaldungsfronten, wo die stärksten
                                                                                                                                                                                                          MALAYSIEN
                                                                                                                                                                  Cerrado
                                                                                                                                                                                                                                                             KAPPEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Waldverluste verzeichnet werden. Um den Impact
                  KOLUMBIEN                                                                                                                                                                                                                                  GIBBON                                                                                       ARGENTINIEN
HELLROTER
   ARA                                                                                               536 ha                                                                                                                                                                                    auf die Biodiversität in den Herkunftsregionen zu      So ist der CF des brasilianischen Cerrado oder des         7
                              BRASILIEN          15.843 ha                                      FÜR ROHRZUCKER V.A. AUS
                                                                                                 MAURITIUS UND ESWATINI                                                                                          INDONESIEN
                                                  FÜR KAFFEE AUS
                                                    BRASILIEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                               quantifizieren, wurde der sogenannte Biodiversitäts- argentinischen Chaco doppelt so hoch wie der
                                                                                ZEBRA                                                       MAURITIUS
                                                                                                                                                                                                                                                                                               footprint berechnet, welcher abschätzt wie groß        durchschnittliche CF der in Österreich dominie-
                                                                               DUCKER

                                                                                                                                                                                                                                                     ORANG                                     der potenzielle Verlust an Biodiversität durch eine    renden Ökoregionen. Der CF der Regenwälder der
             FLACHLAND                                                                                                                                                                                                                                UTAN
                TAPIR                                                                                                                                                                           SUMATRA
                                                                                                  ESWATINI
                                                                                                  (EHEM. SWASILAND)                                                                               TIGER                                                                                        bestimmte Landnutzung ist. In diesen gehen einer-      malaiischen Halbinsel ist sogar 21-mal und der CF
                         ARGENTINIEN                  GOLDKOPFLÖWEN
                                                         ÄFFCHEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                               seits ökoregionsspezifische Charakterisierungs­        der Feuchtwälder Costa Ricas 34-mal so hoch.
                                                                                                                                     ARGENTINIEN
                                                                                                                                        MASKARENEN
                                                                                                                                                     FLUGHUND                                                                                                                                  faktoren (CF) ein, die in Gebieten mit großer Arten-   Folglich ist beispielsweise der Biodiversitätsfoot-
                                        GROSSER
                                       AMEISENBÄR                                                                                                                                                                                                                                              vielfalt, vielen endemischen und/oder gefährdeten      print für den Anbau von Soja als Futtermittel in
               SUMPF
               HIRSCH                                                                                                                                                                                                                                                                          Arten hoch ausfallen (siehe links), andererseits die   Brasilien besonders groß, ebenso für Kakao aus
                                                                                                 SPITZMAUL                 AFRIKANISCHER
                                                                                                  NASHORN                     ELEFANT                                                                                                                                                          in Anspruch genommene Fläche.                          der Elfenbeinküste.
                                                                                                              Ameisenbär: ©GoemonH, Zebraducker: ©Kispál Attila, Kappengibbon: ©Harald Hoyer, M. Flughund: ©Simon J. Tonge, Flachlandtapir: ©Frank Wouters, S. Tiger: ©Chris Phutully
                                                                                                    Hellroter Ara: ©Travis Isaacs, Spitzmaulnashorn: ©Gerry Zambonini, Orang Utan: ©Raiyani M., A. Elefant: ©Godot13, Sumpfhirsch: ©Jonathan Wilkins, Goldkopflöwenäffchen: ©Eric Kilby
3.000.000
                                     IMPORTMENGEN UND ASSOZIIERTE THG-EMISSIONEN
                                                                                                             4.   Mit dem Import dieser Güter nach Österreich sind        Zählt man die THG-Emissionen des österreichischen

                        THG (CO2e)
                                                                                                                  auch erhöhte Treibhausgas (THG)-Emissionen durch Imports von Soja, Palmöl, Kaffee, Kakao, Banane
2.500.000
                                                                                                                  die Zerstörung der Tropenwälder und Savannen            und Rohrzucker zusammen, ergeben sich in Summe
                                                                                                                  verbunden.                                              ca. 4,0 Mio t CO2-e. Wenn neben dem Nahrungs- und
                                                                                                                  Hinsichtlich der THG-Emissionen, die Österreich         Futtermittel bedingten Palmöl u.a. auch Palmöl für
2.000.000
                                                                                                                  somit als Spill-over-Effekt und primär in Ländern des Agrotreibstoffe berücksichtigt wird, erhöht sich
                                                                                                                  Globalen Südens durch seine Importe verursacht,         dieser Wert auf ca. 5,5 Mio t CO2-e).
1.500.000                                                                                                         liegt ebenso Soja aufgrund des hohen Importvo-          Das bedeutet, dass die untersuchten Güter entlang
                                                                                                                  lumens mit ca. 3,0 Mio. t CO2-e/Jahr voran, gefolgt     ihrer Lebensmittelwertschöpfungskette (von der         9
                                                                                                                  von Palmöl (gesamt) mit ca. 2,0 Mio t CO2-e/Jahr        Landwirtschaft und seinen Vorketten bis zum Super-
1.000.000                                                                                                         (451.000 t CO2-e/Jahr für Palmöl als Nahrungs- und marktregal inkl. aller Transporte) 1,5 Mal so viel THG
                                                                                                                  Futtermittel). Danach folgen mit Abstand Bananen        verursachen wie die Emissionen des gesamten öster-
                                                                                                                  (195.000 t CO2-e/Jahr), gefolgt von Kaffee (171.000 t   reichischen Luftverkehrs mit ca. 2,6 Mio. t CO2-e im
            MENGE (t)

 500.000
                                                                                                                  CO2-e/Jahr) und Kakao (149.000 t CO2-e/Jahr).           Jahr 2018.
                                                                                                                  Der Rohrzucker-Import hat aufgrund der geringen         Diese THG-Emissionen werden aber nicht Österreich
       0                                                                                                          Importmenge eine geringe Klimabilanz (11.000 t          zugerechnet, sondern den Herkunftsländern, obwohl
               SOJA                  PALMÖL          PALMÖL          ROHRZUCKER   KAKAO   KAFFEE   BANANEN        CO2-e/Jahr).                                            Österreich diese THG-Emissionen mit seiner Nach-
                                      Nahrung,        Nahrung,
                                     Futtermittel    Futtermittel,                                                                                                        frage verursacht.
                                                    Agrotreibstoff
5.   Maßnahmen zur Verringerung des Verbrauches bzw. Konsums
     Österreichs (inkl. der dringend erforderlichen Reduktion der dies-
     bezüglichen Lebensmittelverschwendung bzw. des Lebensmittel-
                                                                              chen Simultanprodukten kann als Alternative dienen. Bereits
                                                                              bei einer Reduktion des Fleischkonsums um 20 % könnten die
                                                                              benötigten Sojafuttermittel direkt in Österreich angebaut und
     abfalls) an Soja, Palmöl, Kaffee, Kakao, Rohrzucker und Bananen          so die Abhängigkeit reduziert werden – ohne zusätzliche
     leisten einen Beitrag Österreichs zum Schutz sensibler Ökosysteme        Flächen lukrieren zu müssen.
     in Ländern des Globalen Südens – und damit auch zum Schutz            c. Solange Naturflächen für Palmöl zerstört werden,
     seltener oder vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten.          müssen die Palmölimporte reduziert werden durch:
                                                                              · Reduktion des Konsums palmölhaltiger Produkte
     Wenn Österreich die Importe dieser Produkte reduziert, hilft es da-   		 (u.a. Fertigprodukte, Snacks und Knabbereien, Aufstriche
     bei, den Druck auf Tropenwälder, Savannen und weitere sensible        		 und Margarinen, einige Schokoladenprodukte)
     Ökosysteme im Globalen Süden zu verringern. Hingegen werden              · Verringerter Konsum von stark verarbeiteten Produkten
     durch den prognostizierten weiter stark zunehmenden Konsum               · Konsum von Produkten, hergestellt mithilfe regionaler Öle,
     dieser Produkte teilweise in Österreich, aber auch in der EU und           z. B. Rapsöl oder Sonnenblumenöl
     vor allem in China, weitere Anbauflächen benötigt und damit diese     d. Verwendung von Alternativen zu den Genussmitteln Zucker,        11
     Ökosysteme weiter degradiert.                                            Kakao und Kaffee. Dies ist auch aufgrund der gegenwärtig zu
                                                                              hohen Verzehrmengen von Zucker, Schokolade und tlw. Kaffee
     Handlungsempfehlungen für die Ernährung zur Verringerung                 für die Gesundheit sehr wichtig.
     des Konsums dieser Produkte sind daher:                               e. Bevorzugt Bio-Produkte und Fair-Trade-Produkte (insbes. bei
                                                                              Kaffee, Kakao, Bananen) bzw. palmölfreie Bio-Produkte kaufen.
     a. Breite Etablierung eines suffizienten Ernährungsstils:
        Reduktion des Konsums und bewusster Konsum von Kaffee,             Neben Zertifizierungen wie Bio und der Etablierung von fairen
        Kakao, Bananen, Rohrzucker.                                        Handelsbeziehungen sind Veränderungen in Richtung höherer
     b. Die Sojafuttermittelimporte können durch einen deutlich            ökologischer und sozialer Produktionsstandards erforderlich.
        verringerten Fleischkonsum und/oder durch eine vegetarische        Daher müssen grundlegende Strukturen unserer Wirtschaftsweise
        bzw. vegane Ernährung und somit durch einen gesünderen             sowie das Finanzsystem (Investmentsystem) in diese Richtung
        Ernährungsstil deutlich reduziert werden. Der direkte Verzehr      modifiziert werden.
        von Erbsen, Soja, Weizen sowie daraus gefertigten fleischähnli-
Die EU gehört zu den führenden Regionen beim Import von               Eine klimaschonendere und biodiversitätsfreundlichere
                                                                                                                                     Agrarprodukten, die Entwaldung verursachen. Das geplante              Ernährung mit
                                                                                                                                     EU-Mercosur-Abkommen würde die Zerstörung der Naturräume              a) einem deutlich geringeren Konsum von Fleisch
                                                                                                                                     und Biodiversität weiter vorantreiben. Eine verantwortungsvolle          (gemäß ÖGE-Empfehlungen max. 16 – 23 kg pro Person
                                                                                                                                     Handelspolitik muss stattdessen effektiv verhindern, dass am EU-         und Jahr statt gegenwärtig 63 kg) oder auch die Wahl
                                                                                                                                     Markt mit Rohstoffen und Produkten aus Waldzerstörung, die oft           einer vegetarischen oder veganen Ernährung,
     PLANET MIT GRENZEN                                                                                                              mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung stehen, gehandelt        b) einem geringeren Konsum von (hoch-)verarbeiteten
                                                                                                                                     wird. Unternehmen müssen für ihre gesamte Lieferkette rechtlich          Produkten (viele Fertigprodukte),
     Belastung des Systems Erde
                                                                                                                                     verantwortlich gemacht werden. Mit der sogenannten Sorgfalts­         c) einem geringeren Konsum von Genussmitteln wie Kaffee,
     in neun ökologischen Dimensionen
                                                                                                                                     pflichtregelung muss sichergestellt werden, dass die Rohstoffe und       Kakao und Zucker
     Stockholm Resilience Center, 2015                                  Abholzung und andere
                                                                      Landnutzungsänderungen                                         Produkte nicht aus Waldzerstörung kommen. Dafür muss komplette
                                                                                                                                     Transparenz herrschen: HändlerInnen und AkteurInnen müssen            würde wichtige Verbesserungen mit sich bringen. Dies würde den
                                                             Süßwasser-                    Schäden an der Biosphäre
                                                              verbrauch                 Verlust ökologischer Biodiversitätsverlust   Informationen gegenüber Behörden offenlegen und über die              Produktionsdruck auf bestehenden Anbauflächen reduzieren,
12                                                                                           Funktionen       (mit Artensterben)
                                                                                                                                     Ausübung der Sorgfaltspflicht berichten können.                       landwirtschaftliche Flächen für andere Nutzungen frei machen       13
                                                                                                                                     Zudem müssen transnationale Konzerne, die nicht nachhaltige           und künftige Naturzerstörung (u. a. Regenwald- und Savannen-
                                          Stickstoff- und                                                                            Produktionsweisen verfolgen, entsprechend sanktioniert werden.        landzerstörung) abwenden. Weiters könnten Biodiversitätsverluste
                                         Phosphorkreislauf
                                                                                                                                     Dieser Paradigmenwechsel ist erforderlich, damit systemisch auf-      sowie die Gefahr von Pandemien reduziert und die enorme Import-
                                                                                                                                     tretende ökologische und soziale Schäden (wie Regenwaldabhol-         abhängigkeit von Sojafuttermitteln minimiert werden. Durch einen
                                                                                                               Klimawandel           zung, assoziierter Biodiversitätsverlust und enorme THG-Emissionen,   Systemwandel in Richtung nachhaltige, klima- und biodiversitäts-
                                               Versauerung                                                                           unfaire und ungesunde Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit u. a.)         freundliche Ernährung (u. a. deutliche Reduktion im Konsum von
                                               der Ozeane                                                                            drastisch reduziert bzw. gestoppt werden. In vielen Kernbereichen     Fleisch und der hier angeführten importierten Güter sowie des
                                                           Aerosole in                  Verschmutzung                                der Produktion der untersuchten Güter wie Soja, Palmöl, Kaffee und    vermeidbaren Lebensmittelabfalls) könnte eine vollständige
                                                         der Atmosphäre                durch Chemikalien                             Kakao ist es im Wesentlichen bis dato nicht zu diesem indizierten     Ernährungssicherung mit biologischer Landwirtschaft ermöglicht
                                                                            Ozonloch
                                                                                                                                     Paradigmenwechsel gekommen – trotz vorhandener Konzepte, ver-         werden – auch bei einer Zunahme der Bevölkerung und einer
       hohes Risiko
                                                                                                                                     meintlich funktionierender Kontrollsysteme und wissenschaftlicher     Ertragsreduktionen durch den Klimawandel. Auch die Leistbarkeit
       zunehmendes Risiko
                                                                                                                                     Expertise. Folglich braucht es ein starkes EU-Gesetz für globalen     von biologischen Produkten könnte dadurch enorm erhöht und
       sicher
                                                                                                                                     Waldschutz, an einem Vorschlag arbeitet die EU-Kommission             letztendlich die Gesundheit der Menschen deutlich verbessert
       unerforscht
                                                                                                                                     derzeit.                                                              werden.
14

     www.muttererde.at
Sie können auch lesen