Ausstellung / Begleitheft München 72 Trainingsplatz einer Demokratie
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ausstellung / Begleitheft München 72 Trainingsplatz einer Demokratie Die Olympischen Spiele in München und das Bild der jungen Bundesrepublik
Ausstellung mit Rahmenprogramm vom 15. März bis 26. April 2012 München Hauptbahnhof Gleis 5 –11 im BayerForum
Inhalt Seite 6 Einführung Nemetschek Stiftung und Gesicht Zeigen! Seite 8 Die Kooperationspartner Seite 11 Ein Bild der Demokratie – buchstäblich in Bildern von Christopher Young Seite 20 Ausstellungshintergrund von Petra Schlie Seite 20 Rasen betreten erwünscht – Demokratie und Gestaltung Seite 30 Schreiten mit leeren Händen – Rollenverteilungen Seite 37 Das Erbe der Berliner Spiele 1936 Seite 42 Spiele im Kalten Krieg Seite 46 Politik und Spiele – Jahre des Umbruchs Seite 52 The Games must go on Seite 59 Die Gegenwart – London 2012 Seite 64 Team Seite 65 Dank / Impressum Seite 66 Bildnachweise 5
Einführung schen in München und in ganz Deutschland verankert ist. Weit über den Kreis der damaligen Akteure hinaus sind Die Parallelen zwischen Sport und Gesellschaft sind oft uns viele nachdenkliche, stimmungsvolle und interessan unübersehbar: Wie der Sport braucht auch eine Demo te Geschichten begegnet. Wir haben versucht, diesen kratie ein ständiges Training ihrer Bürger, um lebendig Geist in der Ausstellung und im Rahmenprogramm sicht und zukunftsfähig zu bleiben. Demokratie ist ebenso bar zu machen. wenig selbstverständlich wie kontinuierlicher Erfolg im Sport. Beides erfordert Engagement, Freude und Einsatz. Weltoffenheit, Mut zur Freiheit und Vielfalt waren Ideale, die man leben wollte und die durch die Gestaltung der Menschen für unsere Gesellschaft zu begeistern, um die Olympischen Spiele als »heitere Spiele im Grünen« gegen- se für die politischen und sozialen Herausforderungen in über der Weltöffentlichkeit zum Ausdruck kommen soll einem freien und weltoffenen Deutschland und Europa ten. Die Lebendigkeit der Erinnerungen kann auch als zu stärken, verbindet die Arbeit der Nemetschek Stiftung Zeugnis dafür gesehen werden, dass diese Vision einer mit der von Gesicht Zeigen!. Zivilgesellschaftliches Enga toleranten, weltoffenen, demokratischen Gemeinschaft gement und die demokratischen Rahmenbedingungen jenseits der Inszenierung Wirklichkeit werden konnte. Bis sind zentrale Faktoren für ein gelingendes Zusammen heute haben diese Motive für das aktiv zu gestaltende leben. Wir möchten Menschen in Deutschland ermuti- Gemeinsame nicht an Bedeutung verloren. gen, sich für ein demokratisches Miteinander einzusetzen, denn eine Gesellschaft in ständiger Veränderung braucht Die Ausstellung nimmt Sie mit in die heitere und visio dauerhaft gesellschaftliches Engagement. näre Atmosphäre während der Olympischen Spiele 1972 und zeigt Ihnen den Trainingsplatz einer jungen Demo Die Olympischen Spiele in München 1972 sind eine Mo kratie. Beim Verlassen der Ausstellung betreten Sie, lieber mentaufnahme aus der jüngeren deutschen Geschichte, Besucher, Ihren ganz eigenen Trainingsplatz. Ihr Enga die wir als Referenzpunkt für unsere Ausstellung gewählt gement für ein demokratisches Zusammenleben kann haben. Aus der Vergangenheit heraus stellt »München 72 – viele Gesichter haben, aber eines ist sicher: Jeder Einsatz Trainingsplatz einer Demokratie« Fragen an die Zukunft. gewinnt! Gemeinsam mit Ihnen, den Besuchern, blicken wir zurück in die 70er Jahre und erkunden, wohin sich Deutschland Dr. Ralf Nemetschek damals seit dem Ende der Diktatur auf seinem Weg zu Nemetschek Stiftung einer freien, demokratischen, toleranten Gesellschaft ent wickelt hatte. Rebecca Weis und Sophia Oppermann Die Spiele von 1972 sind eine spannende und vor allem Gesicht Zeigen! lebendige Etappe der deutschen Zeitgeschichte: Noch im mer bezeugen damalige Olympioniken, Aktive aus Orga nisation und Politik und die vielen olympischen Bauten die Strahlkraft dieses Ereignisses. Fasziniert hat uns, wie tief die Erinnerung an die Spiele 1972, die sich aus Bil dern an fröhliche und bunte Tage und der Sprachlosigkeit über das grausame Attentat zusammensetzt, bei Men 6 7
Kooperationspartner Gesicht Zeigen! ruft auf, zeigt an, greift ein – für ein weltoffenes Deutschland! Demokratie stärken. Werte vermitteln. Dialog fördern. Gesicht Zeigen! ermutigt Menschen, aktiv zu werden ge gen Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit Die Nemetschek Stiftung ist eine unabhängige, überpar und rechte Gewalt. Der Verein greift in die aktuelle politi teiliche und gemeinnützige Stiftung, die durch ihre Arbeit sche Debatte ein und bezieht öffentlich Stellung. Ziel von einen Beitrag zur demokratischen Kultur in Deutschland Gesicht Zeigen! ist die Sensibilisierung für jede Art von leisten will. Wir wollen mit unseren Projekten das Be Diskriminierung und die Stärkung des zivilgesellschaftli wusstsein für gesellschaftliche Prozesse stärken, Zusam chen Engagements. menhänge sichtbar machen und dazu anregen, sich aktiv an der Gestaltung unserer Gesellschaft zu beteiligen. Für dieses Ziel entwickelt Gesicht Zeigen! Projekte und Aktionen, die Vorurteile abbauen und das Miteinander In drei Formaten werden gesellschaftliche Herausforde fördern. Der Verein initiiert öffentliche Kampagnen im rungen aufgegriffen, Handlungsoptionen entwickelt und Kino, TV oder auf Plakaten, die für Zivilcourage werben diskutiert sowie Demokratie erlebbar gemacht: und die von zahlreichen Prominenten unterstützt werden. In Werkstattprojekten erarbeiten wir praktische Lösungs Auf Facebook informiert der Verein täglich zum aktuellen ansätze für gesellschaftliche Herausforderungen und set Geschehen. Gesicht Zeigen! macht durch Presseveröffent zen diese mit unseren Partnern exemplarisch um. Innova lichungen, Aufrufe und Veranstaltungen immer wieder tive Dialogformate wie die »Freiheitsfelder« beleuchten auf Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in Deutsch Themen aus unterschiedlichen Perspektiven und öffnen land aufmerksam. Gesicht Zeigen! arbeitet zudem auch sie für die Diskussion. Wir bringen unsere Inhalte in Form praktisch: Der Verein konzipiert und realisiert Projekte von Aktionen (z. B. beim »Walk of Liberty«) oder Ausstel für die Einwanderungsgesellschaft wie beispielsweise lungen in den öffentlichen Raum und stellen sie zur Dis die innovative Ausstellung »7xjung – dein Trainingsplatz kussion. für Zusammenhalt und Respekt« oder das bundesweite Schulprojekt »Störungsmelder on tour«. Für das Internet- Die Stiftung erprobt neue Wege, sucht nach ungewohn Blog »Störungsmelder« erhielt der Verein den Grimme- ten Blickwinkeln und schafft überraschende Querbezüge, Online Award 2008. Gesicht Zeigen! ist seit 2006 Träger um so attraktive Zugänge zu gesellschaftlich relevanten der Buber-Rosenzweig-Medaille. Themen anzubieten. Wir wollen zum Nachdenken anre gen und zum Mitmachen auffordern. Denn wir sind über Gesicht Zeigen! entwickelt eigenes, modernes pädago zeugt, dass die Begeisterung jedes Einzelnen für die gisches Material für die Jugendarbeit, das kostenfrei Möglichkeiten der Demokratie Grundvoraussetzung für erhältlich ist. Regelmäßig veranstaltet Gesicht Zeigen! eine vielfältige und lebendige Gesellschaftsordnung ist. Schulbesuche und Diskussionen, Lesungen, Konzerte und Podiumsdiskussionen. Jährlich organisiert der Verein zum 21. März die Aktionswoche gegen Rassismus mit zahlrei chen Veranstaltungen bundesweit. Gesicht Zeigen! bringt Menschen zusammen – für ein welt- offenes Deutschland! Zeigen auch Sie Ihr Gesicht – es wird 8 9 gebraucht!
Ein Bild der Demokratie – buchstäblich in Bildern von Christopher Young Künstler und Historiker ticken anders. So viel war klar, nachdem Petra Schlie, die Kuratorin dieser Ausstellung, mich und meine Familie letzten Dezember zu einem klei nen vorweihnachtlichen Umtrunk besucht hatte. Im Ver lauf des Abends spazierte meine Tochter herein, und wir fingen an, uns über das Kunstprojekt zu unterhalten, das sie Anfang des neuen Jahres für ihre Prüfung in der Schu le fertigstellen musste. Ganz und gar unbeleckt von jeg licher künstlerischen Begabung, hatte ich mich dazu breit schlagen lassen, ihr bei der Vorbereitung behilflich zu sein, und während ich mich langsam auf das Thema ein schoss, erläuterte ich die Theorie, die hinter dem Kunst werk stand, das hier bald entstehen würde. Meine Theo rie, um ganz ehrlich zu sein. Petras Entgegnung war ebenso höflich wie zutreffend (meiner Tochter aber letzt lich eine Hilfe): »Na ja, das ist ziemlich« – und dann, nach einer kurzen aber signifikanten Pause – »intellektuell«. Ich hätte es ahnen müssen. Einige Monate zuvor hatten Frau Schlie und ich uns durch die kleinen Berge von Erin nerungsstücken an die Olympiade von München 1972 ge wühlt, die ich angesammelt hatte und die sich nun größ tenteils unbeachtet in meinem Arbeitszimmer stapelten. Das meiste davon hatte ich zusammengetragen, als ich vor zehn Jahren mit der Arbeit an einem Projekt begann, aus dem ein Buch entstehen sollte, das ich gemeinsam mit meinem Kollegen Kay Schiller geschrieben habe: »München 1972: Olympische Spiele im Zeichen des mo dernen Deutschland«. Wir entdeckten alles Mögliche: eine Schallplatte mit Kurt Edelhagens flotter SwingBegleit musik zur Eröffnungsfeier; eine ostdeutsche FotoRetro spektive, auf minderwertigem Papier gedruckt, die Bilder leider schon ganz verblasst, die darin enthaltene scharfe Verurteilung des Westens wegen seiner Beteiligung am 10 11 Vietnamkrieg (seltsamerweise im Kontext des terroristi
schen Attentats angesiedelt) inzwischen vom Lauf der Frau Schlie bedurfte als Anregung natürlich nicht meiner Geschichte überholt; eine Videoaufzeichnung der Olym Sammlung alten Plunders. Ihre künstlerische Phantasie piahostessen, die gerade einüben, die Welt und ihre hatte schon längst angefangen, das Feld der visuellen Sporthelden mit ihrem weiblichen Charme zu begrüßen, Möglichkeiten und Assoziationen der späten sechziger von ihrer Besitzerin liebevoll verwahrt und für mich auf und frühen siebziger Jahre zu durchpflügen. So hatte Kassette überspielt; sogar noch eine original Plexiglasplat Frau Auers Strumpfhose zum Beispiel bereits einen fes te von der berühmten Zeltdachkonstruktion des Olympia ten Platz in ihrer Vorstellung. Und gerade diese Strumpf stadions, in einer ganz speziellen Geschenkbox, erstan hose – die der Frau eines jungen Architekten gehörte, der den zu einem ebenfalls ganz speziellen Preis, den ich mit am Entwurf des Stadions arbeitete – bringt die Inten selbst meiner allzeit nachsichtigen Frau sicherheitshalber tion und Arbeitsweise der Künstlerin auf den Punkt. verschwiegen habe. Es braucht schon etwas Mut, um in einer Ausstellung, die Während wir so herumstöberten, fiel mir wieder ein, mit dem Thema der Olympiade 1972 und ihrem Beitrag zur welcher Begeisterung ich dieses Sammelsurium seiner deutschen Demokratie gewidmet ist, kein direktes Porträt zeit zusammengetragen hatte. Nur wenige geschichtliche des Münchner Olympiastadions zu bringen. Das Stadion Themen werfen solche Mengen an Material ab wie die hat bis heute nichts von seiner atemberaubenden Aus Olympischen Spiele mit ihrer ganz eigenen Mischung aus strahlung verloren. Aus denselben Materialien erschaffen, historischem und wirtschaftlichem Potential. Ursprünglich die auch bei vielen anderen Nachkriegsbauten verwen- hatte ich die seltene Gelegenheit unbedingt nutzen wol det wurden, transportiert es mit seiner Transparenz und len, all das zu berühren, in mich aufzunehmen und nach Offenheit auch eine wichtige Botschaft über die Bundes zuempfinden, was Millionen gesehen, gehört und gefühlt republik Deutschland und die Stabilität ihrer Demokratie. hatten, und für das sie bereit gewesen waren, tief in die Ganz automatisch wird der Blick des Historikers von der Tasche zu greifen. Doch dann ist es bei der bloßen Absicht Symbolik des Bauwerks und der zwischenmenschlichen geblieben – hauptsächlich aufgrund meiner Arbeit an Dynamik, die es auslöste, angezogen: das schiere Aus dem Buch über die Geschichte der Spiele, die mich mehr maß technischen Know-hows, das benötigt wurde, um es in den Bereich des Intellektuellen führte. Wenn es hart auf zu erschaffen, die hitzigen politischen und kulturellen De hart kommt, muss ein Historiker ziemlich tief graben, batten, die im Umfeld geführt wurden, und die Kosten, die zahlreiche Bezüge herstellen, sein Thema in einem breite das Budget zu sprengen drohten. 8.000 drei mal drei Me ren Kontext verorten und einer Darstellung Gestalt ge ter Plexiglasplatten zu verbauen, um fast 75.000 Quadrat ben, die wissenschaftlich anspruchsvoll, spannend und meter Fläche abzudecken und diese Dachkonstruktion gut lesbar zugleich ist. Alles dreht sich dabei um Wörter mit 436 Kilometern Stahlseil an 58 Stahlmasten aufzu (in all ihren Formen und Varianten) –, es wird eben ziem hängen und damit das Hauptstadion, die Olympiahalle lich intellektuell – und meine kleine Sammlung verwan und die Schwimmhalle zu überspannen, war schließlich delte sich allmählich in eine stimmungsvolle Dekoration das ambitionierteste Bauvorhaben in der gesamten Ge für den Raum, in dem ich schrieb, und begann schließlich schichte der Bundesrepublik Deutschland. Staub anzusetzen. Für die Künstlerin Petra Schlie waren die Relikte meiner frühen Begeisterung allerdings ein ge Das Auge der Künstlerin freilich hat eine ganz andere fundenes Fressen. Und ich bin entzückt, dass eins »mei Wahrnehmung, und Petra Schlies Blick fiel in diesem Fall ner« Objekte es mit seiner schlichten Erhabenheit und auf eine Begebenheit, die ihr Hauptakteur über die Jahre Originalität in die Ausstellung geschafft hat. 12 13 nicht müde wurde, immer wieder zu erzählen. Schon seit
er als kleiner Junge Zigarettenbilderalben der Berliner tragte Otl Aicher machte seine diesbezügliche Position Olympiade sammelte, hatte Günter Behnischs junger bereits in seinem Eröffnungsvortrag vor dem Vorstand Partner Fritz Auer die Olympischen Spiele gebannt ver des Organisationskomitees mehr als deutlich. Willi Daume, folgt. Und seiner Begeisterung ist es zu verdanken, dass der unverwechselbare Kopf des deutschen Sports, der das bekannte Stuttgarter Architekturbüro Behnisch & die Spiele gemeinsam mit Münchens Oberbürgermeister Partner, beinahe durch Zufall, ein Angebot für den Bau Hans-Jochen Vogel in die Stadt geholt hatte und ihren des Münchner Stadions abgab. Während sie an dem ent Fortgang sechs mühevolle Jahre lang lenkte, wurde nicht sprechenden Entwurf arbeiteten, fiel Auer und seinem müde, allen immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, dass Kollegen Cord Wehrse ein Zeitungsfoto auf, das Frei Ottos man das beispiellose Vertrauen, das die Welt Deutschland Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung 1967 in Mon entgegengebracht hatte, nun nicht enttäuschen durfte. treal zeigte. Sofort witterten sie einen möglichen Syner Und Aicher wusste genau, wie man das in die Praxis um gieeffekt zwischen dem durchsichtigen Kunstoffnetz-Zelt setzte. Angesichts der bevorstehenden Aufgabe und im dach der Konstruktion und ihrem eigenen im Entstehen Rückblick auf den Missbrauch der Spiele von 1936 für befindlichen Konzept, woraufhin sie bekanntermaßen ein propagandistische Zwecke fragte er das Organisations Paar Nylonstrümpfe von Auers Ehefrau ausborgten, um komitee: »Nimmt es uns die Welt ab, wenn wir darauf sie über die kleinen Stäbe ihres Modellentwurfs zu span hinweisen, dass das Deutschland von heute ein anderes nen. Schlie würdigt Frau Auers Strumpfhose nun, indem ist als das Deutschland von damals?«, und gab auch sie diese in der Ausstellung seiden glänzend hinter einer gleich selbst die Antwort: »Vertrauen gewinnt man nicht Glascheibe zitiert und mit einer Wand von Herrensocken durch Worte, sondern durch sichtbare Bezeugungen und kombiniert, die die Mitglieder des fast ausschließlich gewonnene Sympathie. Es kommt weniger darauf an, zu männlich besetzten Organisationskomitees repräsentie erklären, dass es ein anderes Deutschland gibt, als es zu ren. Und erlaubt damit, die vor dem Höhepunkt der Frau zeigen.« Die einheitliche ruhige Farbgebung und das har enbewegung in den siebziger Jahren festgefahrenen monische Gestaltungskonzept der Olympiade 1972 wa Meinungen über Männer, Frauen und die Politik der Ge ren perfekt auf das von Behnisch entworfene Stadion ab schlechter in Frage zu stellen. Gespräche, die ich mit Zeit gestimmt und bildeten zusammen mit der angrenzenden zeugen und Beteiligten geführt habe, belegen, in welch sanft hügeligen Parklandschaft ein Ensemble, das der eindrucksvoller Weise die Olympischen Spiele 1972 gera Welt eben tatsächlich zeigte und nicht sagte, dass dies ein de durch bemerkenswerte junge Frauen wie die zahlrei anderes, ein neues Deutschland war. Und als Willy Brandt chen Olympia-Hostessen, deren Einfluss in den darauf die Deutschen in der Folge des links-liberalen Demokra folgenden Jahrzehnten noch wachsen sollte, getragen tiediskurses der sechziger Jahre 1969 offiziell dazu auffor wurde. Schlies Strumpfinstallation ist eine feinsinnige derte, »mehr Demokratie« zu wagen, waren die Spiele Darstellung von subtilem Humor, welche die Geschichte von München schon längst mitten in der Planung. vorsichtig in Frage stellt, ohne damit respektlos umzuge hen, und uns im visuellen Medium ganz unmittelbar und Aber es hätte auch anders kommen können, zumindest in plastisch gegenübertritt. Form und Stil. Denn obwohl der deutsche Pavillon bei der Expo ‘67 in Monteal verbreitet internationale Bewunde Wie die Organisatoren der Spiele von 1972 weiß auch Pe rung auslöste, hatte sich seine Innengestaltung als zu tra Schlie um die Möglichkeiten und den effektiven Ein schwerfällig erwiesen. Eine nordamerikanische PR-Agen satz der visuellen Medien zur Vermittlung politischer und tur, die in einem frühen Stadium der Ausstellungskon kultureller Botschaften. Der damalige Gestaltungsbeauf 14 15 zeption (die sich auf Musik, Theater, Museen und Literatur
konzentrierte) zur Beratung herangezogen wurde, fällte piapark schlendern und es darin vor lauter Touristen und ein vernichtendes Urteil über den bildungsbürgerlichen Einheimischen nur so wimmeln sehen könnten. Men Hang der Deutschen, die Hochkultur über alles zu stellen. schen, die spazieren gehen, joggen, auf Bänken sitzen, »Der Gesamteindruck ist der einer unvermittelten Schwe sich unterhalten und in Frieden mit sich und ihrer Umge re. Der durchschnittliche Nordamerikaner wird nach dem bung entspannen – genau so, wie sie es sich gewünscht Verlassen des Pavillons das Gefühl haben, einer enorm hatten. intellektualisierten Geschichtsstunde in einem geistlosen Museum ausgesetzt worden zu sein. […] Der Lehrer, d. h. Es war eine besondere Ehre – und das sage ich mit Si Deutschland, genießt zwar Respekt, doch er wird nicht cherheit auch im Namen meines Co-Autors Kay Schiller –, beliebt sein, weil er zu viel verlangt […] Es gibt nichts die Anstrengungen und Leistungen der Organisatoren Warmes oder Persönliches, nichts im Pavillon strahlt kritisch zu untersuchen und entsprechend würdigen zu Charme oder Freundlichkeit aus. […] Es fehlt ein Gefühl dürfen. der Gastfreundschaft und des Miteinanders von Gästen und Gastgebern […] Die Geschichte, die hier erzählt wird All dies geschah natürlich in Worten. Indem sie Visualität, ist langweilig, weil ihr die Leichtigkeit fehlt.« Demokratie und Leichtigkeit (sogar die suggestive Leich tigkeit von Frau Auers Strumpfhose) in den Mittelpunkt 1972 dagegen verschmolzen Form und Inhalt, und nur ei gestellt haben, ist es der Nemetschek-Stiftung und ihrer nige wenige Überreste des deutschen Drangs zu »beleh Kuratorin Petra Schlie in gleicher Weise gelungen – da ren« störten den Gesamteindruck. So wird man sich wohl würden die ursprünglichen Organisatoren mir gewiss zu nur eine sehr kleine Handvoll von Athleten vorstellen stimmen –, eine Ausstellung ganz in deren Sinne zu ge können, die sich in die zweifelsohne wertvollen histori stalten. schen, philosophischen und literarischen Schätze des Buchbandes »Deutsches Mosaik« vertieft haben, einem Christopher Young dicken, in mehrere Sprachen übersetzten Wälzer, der als University of Cambridge Willkommensgruß und als Andenken an Deutschland auf ihren Nachttischen wartete. Doch insgesamt kam die Bot schaft von Demokratie, Menschlichkeit, Offenheit und Mitbestimmung genau so an, wie es von Aicher und an deren intendiert war, nämlich ohne »große Worte«. Erst kürzlich erinnerte sich Hans-Jochen Vogel: »Diese Spiele waren nicht nur für München, sondern darüber hi naus auch für Bayern und das damals noch geteilte Deutschland sowie für die olympische Bewegung allge Kay Schiller und mein und damit letztendlich weltweit ein Ereignis beson Christopher Young: derer Bedeutung.« Die Organisatoren haben Deutschland »München 1972. ganz gewiss einen wunderbaren Dienst erwiesen, und Olympische Spiele im Zeichen man malt sich unwillkürlich aus, wie ungeheuer zufrie des modernen den sie wohl wären, wenn sie alle heute, vierzig Jahre Deutschland« später, an einem sonnigen Nachmittag durch den Olym 16 17 Wallstein Verlag 2012
Schreiten für Super-8-Film von Olympia: Dr. Gertrude Siegerehrungs- Krombholz, hostessen Gruppen-Chef-Hostess 18 19 bei der Probe 1972
Ausstellungshintergrund tern entworfen, die durch die Erfahrungen der Nazi-Zeit von Petra Schlie und den Aufbruch in eine neue Gesellschaft geprägt waren. Aus den »Richtlinien »So sollen die Spiele sein: und Normen für die Rasen betreten erwünscht! – visuelle Gestaltung« heiter von Otl Aicher leicht Demokratie und Gestaltung für das Organisa dynamisch tionskomitee der »München leuchtete. Über den festlichen Plät Beginn der Novelle Olympischen Spiele unpolitisch München 1972 zen und weißen Säulentempeln, den antiki »Gladius Dei« unpathetisch von Thomas Mann, sierenden Monumenten und Barockkirchen, der von 1894 an in frei von Ideologie den springenden Brunnen, Palästen und Gar München lebte, bis eine spielerische Durchdringung von er 1933 ins Exil ging tenanlagen der Residenz spannte sich strah Sport und Kultur« lend ein Himmel von blauer Seide, und ihre breiten und lichten, umgrünten und wohlbe rechneten Perspektiven lagen in dem Sonnen dunst eines ersten, schönen Junitages.« Die Olympischen Spiele in München 1972 sollten als die »Heiteren Spiele«, als »Olympia im Grünen« in die Ge schichte eingehen. Willi Daume, der Präsident des Nati onalen Olympischen Komitees, und der Münchner Ober bürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel sahen die Spiele als Gelegenheit, das Bild der jungen Bundesrepublik in deutlicher Distanzierung zu den Spielen von 1936 sichtbar zu machen. »Ich hoffe, dass Sie als Gäste kommen Der Münchener Oberbürgermeister und uns als Freunde wieder verlassen, daß Dr. Hans-Jochen Vogel Sie bei den Olympischen Spielen 1972 jenes im Offiziellen Olympiaführer München erleben, von dem Thomas Mann der Spiele der Otl Aicher (rechts einmal gesagt hat, es sei eine Stadt des XX. Olympiade im Bild) testet mit offenen Herzens, der künstlerischen Freiheit Mitarbeitern auf der Autobahn die und der Menschlichkeit.« Motorräder und silbernen Overalls, die entsprechend Die Visualisierung der demokratischen Gesellschaft als dem Erscheinungs- Ausrichterin der Spiele wurde von einer Reihe von Gestal 20 21 bild gestaltet sind.
Das visuelle Erscheinungsbild 1972 lag in den Händen Otl Das Erscheinungsbild der Olympischen Spiele in Mün Aichers, des Mitgründers der Hochschule für Gestaltung chen erstreckte sich auf alle denkbaren Bereiche: von Ulm, der bereits das Corporate Design bedeutender deut Postern und Programmheften bis zu Leitsystem und Pikto- scher Firmen wie der Lufthansa entworfen hatte. Aicher grammen, sogar bis zu einer fein ausdifferenzierten Serie war sehr beeinflusst von seinen Erfahrungen der Kriegs von Uniformen. Das Farbsystem spiegelte mit hellen, jahre. Er war mit den Scholl-Geschwistern befreundet harmonisch aufeinander abgestimmten Tönen die ange gewesen und hatte für sich erkannt, dass er nicht einer strebte heitere Anmutung der Spiele wieder – Rot als do der Mitläufer sein wollte. Zusammen mit seiner Frau minante Farbe der 36er-Spiele blieb bewusst ausgespart. Inge Aicher-Scholl gründete er nach dem Krieg die Ulmer Volkshochschule, um dem schlicht wiederherstellenden visuelles »hielten sie es für richtig, allen besuchern ständig mit Wiederaufbau durch Bildung und Gestaltung etwas Neu erscheinungsbild worten im ohr zu liegen und zu beteuern, die deutschen otl aicher es und Demokratisches entgegenzusetzen. 18. april 1970. können auch anders sein? gelöst, heiter, undogmatisch, HfG-Archiv ohne schicksalspathos? sollen wir jedermann sagen, Ai. AZ 76.1 daß die deutsche geschichte der letzten hundert jahre, welche die europäische nachbarschaft ziemlich belastet hat, nicht alles über die deutschen aussagt, daß es auch einen barock, einen ludwig II., einen mozart, einen bach und einen heine gegeben hat? wir würden uns von einer oft karikierten seite zeigen: von der schulmeisterlichen. dagegen ist es legitim, den spielen in münchen einen Personal in hellblauen Uniformen im Olympiastadion Olympia-Plakate Leichtathletik- im Stadtraum 22 23 Programmhefte
farbigen rahmen zu geben, ein ästhetisches klima, ein freiheit, der den sport kennzeichnet hat seine affinität im visuelles profil, das aus sich heraus heiterkeit, jugend bereich der ästhetik. die wahl unserer farben ist präzise lichkeit, frische und menschliches verrät, in der sprache begrenzt und doch glauben wir, daß wir eine ganze welt der zeichen bleiben wir glaubwürdig. […] von kombinationen erschlossen haben. bestimmend für die auswahl waren zwei faktoren: 1. wir hielten uns an wenn wir den versuch machen, den olympischen spielen den bereich der lichten, hellen, strahlenden und frischen in münchen ein spezifisches erscheinungsbild zu geben, farben entsprechend der intention, strahlende und so kann und darf es sich lediglich um eine selbstdar heitere spiele zu veranstalten. 2. die spiele finden in stellung handeln, nicht um einen aufgesetzten putz, münchen statt. die farbwelt dieser stadt und ihrer um eine sichtbarmachung dessen, wie man verstanden umgebung ist spezifisch und auch gegenstand literari sein möchte und nicht um eine attrappe, um eine scher beschreibung geworden. die silbernen seen, das präsentation und nicht um eine repräsentation. an dieser grüne voralpenland, die klare silhouette der berge und sprache der farben und zeichen, der fahnen und klei der offene himmel des föhn sind so prägnant, daß es dungen, der drucksachen und verpackungen arbeitet die die stadtfarben von münchen, gelb und schwarz, schwer abteilung XI des organisationskomitees. […] haben, sich neben dem weiß und blau bayerns zu behaupten.« spiele sind merkwürdigerweise, nicht tun und lassen Konzept visuelles können was man will. erst feste elemente und ein Erscheinungsbild für »Die häßlichen Stellen im Stadtbild können präzises regelwerk, das zu einem präzisen verhalten die Stadt München, weitgehend durch Fahnenpulks überdeckt Nov. 1970. zwingt, erlauben den gewinn einer spielerischen freiheit. werden.« HfG-Archiv Ai. Br 416 dieser merkwürdige antagonismus zwischen zwang und Skizze für unregel mäßig auftretende Fahnenpulks an großen Straßen in > Fahnenpulks auf und um München dem Olympiagelände 24 25
Das Büro von Günter Behnisch entwarf das zweite visuelle Dabei geht es deutlich um den Symbolwert und die Ab Kernstück der Olympischen Spiele: die Stadien. Die fast grenzung zu monumental-totalitärer Gestaltung – demo schwebende Architektur in ihrer leichten und doch trag kratisch im Sinne von Mitsprache und demokratischen fähigen Transparenz wurde als Sinnbild einer neuen de Prozessen bei der Entwicklung sind weder die Spiele mokratischen Gesellschaft verstanden. Frei Otto, auf des nach München gekommen, noch ihr Erscheinungsbild sen Netzkonstruktion des Pavillons der Weltausstellung entstanden. in Montreal 1967 das spektakuläre Olympia-Dach beruhte, sah die Dinge weniger pathetisch. Aber bis heute gilt das Am entschiedensten, was die Verbindung von Gestaltung Ensemble der Münchener Olympiastadien als das ambiti und Demokratie anging, war womöglich der Olympia onierteste Bauwerk der Nachkriegszeit und als Symbol für Olympiagelände park, im Wettbewerb für die gesamte Anlage entworfen die bundesrepublikanische Demokratie. mit Stadien im und dann ausgearbeitet im Büro für Grünplanung des Hintergrund und mit den Grünflächen Landschaftsarchitekten Günther Grzimek. Mit dem auf voller Menschen dem früheren Schuttfeld völlig neu modellierten Gelände 26 27
sollte eine Utopie verwirklicht werden, die allen unab > Blumenwiese auf hängig von ihrer Herkunft eine freie Interaktion ermög dem Olympiagelände licht, ohne Privilegien und Schranken. Grzimek sah Land- schaft als ein soziologisches Phänomen, das er als pro- fanen Gebrauchsort gestaltete. Die Partizipation der Bevöl- kerung und deren Besitzergreifung des Rasens lagen ihm am Herzen. Auf dem Münchner Olympiagelände wurden entstehende Trampelpfade vorhergeahnt und in das Sys tem harmonisch geschwungener Wege einbezogen. Nie wieder sollten Wege wieder so gerade werden, dass man auf ihnen aufmarschieren kann. Im Olympiapark war es ausdrücklich erlaubt, die Wiesenblumen zu pflücken und den Rasen zu betreten – für damalige Verhältnisse eine kleine Revolution. linkes Bild: Trampelpfad am Berg rechtes Bild: Natürlicher Weg ohne Stolperkanten- Begrenzung 28 29
Schreiten mit leeren Händen – steht uns ins Fernseh-Haus. Die Hubertys, Kürtens und Kloses müssen das riesige Spektakel dem deutschen Rollenverteilungen Zuschauer mundgerecht servieren – und das im wahr haft olympischen Dauereinsatz. Die Ehefrauen der Nicht umsonst stehen die 70er Jahre für den Aufbruch geplagten Reporter erzählten der BILD + FUNK-Redakti der neuen Frauenbewegung. Am Beispiel des Sports kann on, was sie während der olympischen Zeiten tun und man sehr anschaulich darstellen, wie ausschließlich die wie sie versuchen, ihre Männer fit zu halten. bundesdeutsche Gesellschaft zu der Zeit von Männern dominiert wurde. Inge Huberty, der gute Geist von »Mr. Sportschau«, umhegt ihren Ernst noch zärtlicher und liebevoller als So hat der Deutsche Fußballbund bis 1970 all seinen Mit sonst. »Ich werde ihn etwa 10 Tage lang in München gliedsvereinen verboten, Frauen auf seinen Plätzen spie besuchen. Schließlich braucht er in dieser Zeit größter len zu lassen. Ernst Huberty zum Beispiel, eine der Ikonen Anspannung jemanden, der alles Unangenehme von der ARD-Sportschau, führte ästhetische Gründe an, warum ihm fernhält, der ihm das »Zu-Hause-Gefühl« vermit bestimmte Sportarten für die schönen Körper von Frauen telt.« Die aktive Tennisspielerin versprach, den auf der nicht geeignet seien. Mattscheibe fast immer lächelnden Ernst während der Spiele in München »auf Händen zu tragen«. Aber auch in nicht olympischer Zeit hat sie immer großes Interesse Inge Huberty: am Beruf ihres Mannes, insbesondere an Tennis, In München trage ich ihn auf Händen Die Fernsehzeitschrift Leichtathletik und »großen« Fußballspielen. Übrigens, Bild+Funk porträtierte die erste Frage, die der Ernst seiner jungangetrauten in ihrer Olympia- Für die Fernsehjournalisten sind die Olympischen Spiele Vorberichterstattung Frau beantworten mußte, war die Frage »Was ist wahre Marathon-Veranstaltungen. Sechzehn Tage Frauen prominenter Abseits?«. »Ich bin nicht sicher, ob ich das damals lang stehen die Sportreporter im zwölfstündigen Sportreporter: wirklich verstanden habe.« Inge Huberty, Nicole Olympia-Einsatz. Umsorgt von ihren Ehefrauen, die Kürten, Gerda Klose dem Ernst, Dieter, Oskar oder Harry in dieser Zeit alle und Randi Valérien. Bis 1973 sollte es dauern, bis mit Carmen Thomas im privaten Aufregungen »vom Halse« halten wollen. Eckhard Halupka in: Aktuellen Sportstudio des ZDF die erste Frau eine Sport Bild+Funk 35, 1972 sendung im Fernsehen moderieren konnte. Nach einer Auch bekannte Fernsehreporter sind nur Menschen. harschen Konfrontation mit der Bild am Sonntag ver Diese banale Erkenntnis beruht nicht auf empirischen schwand sie schnell wieder in der Versenkung. Erst 1999 Untersuchungen, sondern schlichtweg auf den Aus kam Anne Will schließlich mit der Sportschau ins Haupt sagen der Ehefrauen dieser TV-Berühmtheiten. Wenn programm der ARD. der Papi abends nach Sportschau-Studio-Streß nach Hause kommt, mürrisch zu Pantoffeln, Zeitung plus Feierabend-Pfeife greift, plagen ihn dieselben »Ach Olympia-Press 17, Kein Platz für Journalisten-Frauen Gott, hab ich wieder Kopfschmerzen«-Wehwehchen März 1971. BayHStA ND/E 173 wie unsereinen. Deshalb folgender Hinweis: Journalisten, die ihre Ehefrau 1972 nach München mitbringen wollen, Die Kopfschmerzen der ARD- und ZDF-Sportreporter müssen für deren Unterbringung und auch die Siche werden sich in dieser Woche gewaltig steigern: Olympia 30 31 rung der Kaufkarten selbst sorgen.
Schick und adrett zur Siegerehrung Olympia-Press 16, Einzig der Hostessen-Bereich in der Protokoll-Abteilung Oktober 1970. lag in den Händen von Frauen. Unter der Leitung von BayHStA ND/E 173 München (Olympia Press). Schick und adrett sollen bei Dr. Emmy Schwabe waren über 1400 junge Frauen aus den Olympischen Spielen 1972 in München die Sport gewählt worden nach Benehmen, Aussehen und Sprach lerinnen auch zur Siegerehrung antreten können. Die kenntnissen. Sie vertraten in hochgeschlossenen weiß- Möglichkeit dazu bieten kleine Kosmetik-Kabinen, die in blauen Dirndln die Spiele nach außen, gaben Auskunft in den Sportstadien jeweils in der Nähe des »Treppchens« den verschiedenen Sportstätten und dem Olympischen Fragen aus dem eingerichtet werden sollen. Hier können sich beispiels Dorf genauso wie an der zentralen Datenbank Golym, be »Lernprogramm weise die 1500 Meter-Läuferinnen, die gleich nach ihrem Allgemeines treuten ausländische Mannschaften und reichten bei Sie anstrengenden Rennen zur Siegerehrung antreten, ein Olympiawissen« gerehrungen die Medaillen. des Organisations neues Make-up machen lassen. Die Schwimmerinnen komitees für die können ihre Frisur, der bestimmt das »Bad« im Olympia Spiele der XX. Olym becken wenig zuträglich war, wieder in Ordnung bringen Hostessen vor den piade München 1972, das in der Ausbildung – falls sie nicht gleich eine Zweitfrisur griffbereit in der Spielen auf dem der Hostessen Fragen aus dem Lernprogramm Olympiagelände. Sporttasche haben. Ausschnitt aus verwendet wurde. Allgemeines Olympiawissen dem Super-8-Film Die Organisation der Olympischen Spiele 1972 bildet in von Dr. Gertrude Spielern teil. Krombholz, Mannschaften zu je 7 Wieviele Spieler nehmen an einem in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Die Initiatoren und Gruppen-Chef- ballspiel nehmen 2 Wasserballspiel teil? Gestalter waren allesamt Männer in ihren besten Jahren. Hostess 1972 An einem Wasser 10 / 14 / 22 Frauen. Wasserballturnier der Gibt es ein Wasserballturnier der Frauen? nein, es gibt kein ja / nein Welches Torspiel dauert am längsten (reine Spielzeit)? Basketball / Handball / Fußball / Hockey Fußball Wird das gesamte Olympiastadion von dem Zeltdach überspannt? Ja seite Nein, nur die Ostseite Nein, nur die Westseite Nein, nur die West »Heitere Spiele« »Olympia im Grünen« der kurzen Wege« Unter welchen 3 Mottos stehen die Olympischen Spiele in München? »Olympia Bayerische Wappen. Löwe brachte ihn ins Herzog Heinrich der Welches Wappentier hat Bayern? 32 33 Adler / Roß / Löwe Den Löwen,
In welchem Jahr wurde der erste Wie hoch ist die Zuzugziffer Münchens? Menschen pro Jahr. 25.000 – 30.000 bayerische Landtag eröffnet? 1819 / 1918 Wer war von 1960-72 Münchner 1819 Oberbürgermeister? Dr. Hans-Jochen Vogel Wann fand der Hitlerputsch in München statt? 1923 / 1933 1923 tz Münchner Merkur Widerstandes Abendzeitung Wie heißen die 4 größten, in München auch ein Zentrum des Süddeutsche Zeitung erscheinenden Tageszeitungen? Bewegung, sondern sozialistischen punkt der national An welchen Zuhörerkreis richten sich war nicht nur Mittel Welche Rolle spielte München von 1933 die Programm, die »Radio Liberty« und bis zur Kapitulation 1945? »Radio Free Europe« senden? München An die Bürger der BRD Von welchem Künstler wurden die spätgotischen Ostblockstaaten An in der BRD stationierte US-Soldaten Moriskentänzer geschaffen? An Bewohner der Ostblockstaaten Von Erasmus Grasser An Bewohner der hunderts Wann wurde das Deutsche Museum gegründet? Ein Besucher, der sich für den »Blauen Reiter« Anfang des 20. Jahr ausgestellt.) Werke dieser Künstler Kunst sind einige interessiert, fragt Sie, wo Werke dieser In welchem Jahr wurde das Haus der Kunst (Auch im Haus der Künstlergruppe ausgestellt sind. erbaut? Welche große Galerie empfehlen Sie ihm? 1933 Das Lenbachhaus. In welchem Jahr wurde mit dem Bau des Kreuzen Sie an, welche Aufgaben Olympiaturmes begonnen? das IOC erfüllt! Verlauf der Spiele 1965 / 1967 / 1969 Es vergibt die Olympischen Spiele 1965 einen würdigen Veranstaltung und für Es wählt die Athleten aus In welchem Jahr war die Grundsteinlegung für Es sorgt für die Veranstaltung der Spiele Es sorgt für die Olympischen Spiele 1969 die Bauten der Olympischen Spiele? Es vergibt die Es finanziert die Olympischen Bauten folgende Aufgaben: Es sorgt für einen würdigen Verlauf der Spiele Wie hoch ist der Anteil der gebürtigen Münchner Es veranstaltet Weltmeisterschaften Das IOC hat an der Gesamtbevölkerung der Stadt? Ein Drittel. Wie hoch sind die bisherigen Gesamtkosten Hamburg der Olympischen Spiele 1972? 1.972 Mio DM West-Berlin und der BRD – nach An welcher Stelle der Industriestädte in der Bundesrepublik steht München? An dritter Stelle in Bayern An erster Stelle in An erster Stelle in Bayern als Industriestadt: An erster Stelle in der BRD An dritter Stelle in der BRD München steht 34 35
Unter den 65 Vertretern des Organisationskomitees mit Das Erbe der Berliner Spiele 1936 Vorstand und Beirat, die sich aus Funktionsträgern aus Politik, Sportverbänden, Kirchen, Gewerkschaften etc. zu Die Olympischen Spiele in Berlin 1936 waren als die vor sammensetzten – auch der Prinz von Hannover hatte sei hergehenden Spiele in Deutschland ein wichtiger Bezugs nen Platz – befand sich nur eine einzige Frau. Und die war punkt für München 1972. Sie stehen für die Inszenierung ausgerechnet die Sport-Professorin Liselott Diem, die Nazi-Deutschlands und bilden dadurch eine Kontrastfolie Witwe des umstrittenen großen Mannes der Olympischen für die Darstellung der Bunderepublik Deutschland als Spiele 1936, Carl Diem. junge Demokratie, die sich von den Dämonen der Vergan genheit befreit hat. Dennoch genossen die Spiele von linkes Bild: 1936 in vielen Kreisen in der olympischen Welt, ganz ent Leni Riefenstahl gegen unserer heutigen Einschätzung, ein hohes Anse mit Fackellauf- Protagonisten hen, was der deutschen Bewerbung für 1972 durchaus beim Dreh für ihre zugute kam. Feierliche Veranstal »Olympia«-Filme tung des IOC in der zu den Olympischen Münchener Glypto Spielen 1936 Die Vorstellung einer großen olympischen Idee war in thek am Vorabend Deutschland seit langem besonders stark, man förderte der Eröffnung der rechtes Bild: Ausgrabungen im griechischen Olympia und versuchte, Spiele 1972, u. a. mit Entzünden des Olym König Konstantin II. pischen Feuers im eine Linie von der Antike bis zu den Körperidealen der von Griechenland griechischen Olympia 30er Jahre zu ziehen und für sich zu nutzen. 36 37
Carl Diem, der Organisator der Berliner Olympiade 1936 rend der Spiele nicht zu sehen sein, die Straßen um den und bis in die 60er Jahre hinein eine Graue Eminenz des Olympiapark wurden ausschließlich nach möglichst un deutschen Sports, fügte den Olympischen Spielen mit verfänglichen internationalen Sportfiguren benannt, eine dem von ihm 1936 erfundenen Fackellauf von Olympia Carl-Diem-Straße, die es zig-fach in der Bundesrepublik ins Gastgeberland ein bis heute zentrales Element hinzu. gibt, kam nicht in Frage. Die Olympischen Spiele gewannen in den 30er Jahren zu dem deutlich an Zuschauerzahlen und Breitenwirkung Was München selbst anging, die ehemalige ›Hauptstadt und stellten sie auf eine Stufe mit den Weltausstellungen, der Bewegung‹, war man weniger umsichtig. Die Sensi einem weiteren Instrument der nationalen Selbstdarstel bilisierung für historische Orte entsprach noch nicht der lung. von heute. So wurde für die Ankunft der olympischen Fackel – die im übrigen wie schon 1936 von Krupp-Stahl Die Spiele in Berlin 1936 waren in ihrer Monumentalität und Überhöhung zugleich eindrucksvoll und abschre ckend: mit Massenturnübungen auf dem Maifeld vor dem Glockenturm und der Langemarckhalle, dem aus Flak scheinwerfern gebildeten Lichtdom zur Abschlussfeier, markigen Skulpturen auf dem ganzen Feld und der mäch tigen Glocke – ganz abgesehen von dem politischen Sys tem, das sie repräsentierten. So versuchte man 1972 in deutlicher Abgrenzung zu den Propaganda-Spielen von 1936, alle denkbaren Bezüge zu Berlin, seiner Inszenierung und seinen Spielstätten zu vermeiden: Die im Ausland durchaus geschätzten Olym pia-Filme von Leni Riefenstahl sollten in München wäh Großkundgebung und ›Feierstunde der Jugend‹ im Berliner Lustgarten zum Auftakt der Sommerspiele 1936 Kopie einer Anzeige und zur Ankunft der von Krupp-Stahl, Olympischen Flam die ungewöhnlich me: Schlussläufer deutlich eine Ver Siegfried Eifrig vom bindung von 1936 SC Charlottenburg zu 1972 herstellt. entzündet das Feuer Stadtarchiv in der Schale vor München, Olympia- dem Alten Museum. 38 39 Förderverein / 419
gestellt wurde – ganz pragmatisch der Königsplatz, der frühere Nazi-Aufmarschplatz, gewählt. Die Theresienwie se stand im Spätsommer wegen der Vorbereitungen zum Oktoberfest eben nicht zur Verfügung. Der Fackellauf wurde jedoch eher moderat inszeniert. Wie auch die Fei ern im Stadion: Auf den Fernsehaufnahmen springen bei der Schlussfeier alle Athleten durcheinander – das Gegen teil eines totalitären Massenornaments. Otl Aicher, Juli 1990. »daß es alle farben geben darf, nur nicht rot. HfG-Archiv Ai. AZ 413.1 rot waren die olympischen spiele in berlin unter hitler 1936. die farbe der cäsaren ist rot.« 1972 nehmen am Fackellauf selbst verständlich auch Frauen und Behin derte teil – ganz im Gegensatz zu 1936. Ankunft der Olym pischen Fackel auf dem Münchner Die Olympische Fackel Königsplatz am wird über den Tegern 25. August 1972 40 41 see gerudert, 1972.
Spiele im Kalten Krieg rauf geachtet, dass die DDR international nicht mit ihrer Flagge und Nationalhymne auftrat und nicht als eigen Nachdem 1952 nur Westdeutschland an den Olympischen ständiger Staat akzeptiert wurde. Dieses politische Anlie Spielen teilnehmen durfte, verlangte das IOC von 1956 gen auf sportlicher NGO-Ebene durchzusetzen, gestaltete bis 1964, dass beide deutschen Staaten gemeinsam unter sich immer schwieriger, immer mehr internationale einer neutralen Flagge antreten – eine Art gesamtdeut Sportverbände erkannten die DDR an und wollten ihre sche Fantasie-Flagge mit den olympischen Ringen als Wettbewerbe nicht durch das Fehlen der sportlich starken Emblem auf schwarz-rot-goldenem Grund – und dass als DDR entwerten. Die sportliche Welt kam der politischen Hymne die 9. Symphonie Beethovens gespielt wird. 1968 Ebene zuvor: Nach den turbulenten Spielen 1968, bei stellte die DDR erstmals ein eigenes Team, musste aber denen die Bundesrepublik den Einmarsch des ostdeut dennoch in einem gemeinsamen Rahmen mit der Bun schen Teams als »DDR« stoppte, und sich die Ostdeut desrepublik auftreten. So waren die Spiele in München schen gleichzeitig beschwerten, dass die Westdeutschen 1972 von großer deutsch-deutscher Bedeutung, weil zum im Olympischen Dorf ihre bundesrepublikanische Flagge ersten Mal zwei eigenständige deutsche Mannschaften wehen ließen, entschied sich das IOC, die DDR als eigen mit ihren Emblemen auftraten. Zwei gleiche deutsche ständig anzuerkennen. Mit der neuen Ostpolitik sicherte Flaggen nebenein dann der Grundlagenvertrag Ende 1972 offiziell die ge ander bei den Olym Das war keine Selbstverständlichkeit: Die Bundesrepublik pischen Winterspielen genseitige staatliche Anerkennung. hatte bis dahin im Zuge der Hallstein-Doktrin penibel da von Grenoble 1968 Während die BRD die aufwändigen Spiele ausrichtete, konnte sich die DDR ganz auf den Wettkampf konzentrie ren und nutzte die internationale Aufmerksamkeit, um mit Kampagnen wie »2 x 36 = 72« den Gastgeber zu dis kreditieren und sich selbst in ein gutes Licht zu rücken. Spiele der XX. Olym »1972 – Die Olympischen Sommerspiele sind an piade München 1972. München vergeben. Zugleich ist es mit jeglicher Ein Herausgegeben von der Gesellschaft schränkung für den Sport unseres Arbeiter- und Bauern- zur Förderung Staates vorbei. Hart hat die olympische Geschichte die des olympischen Feinde des Sports, die Feinde unserer Republik und Gedankens in der Deutschen Demokra unseres sozialistischen Aufbaus geschlagen. Sie, die tischen Republik sportfeindlichen Kräfte in der Bundesrepublik – die eine Sportverlag Berlin Souveränität des DDR-Sports im Weltmaßstab jahrzehn 1973, Alfred Heil: Gedanken nach telang mit allen Mitteln zu verhindern trachteten – müs München sen nun im eigenen Land den Start der ersten völlig souveränen Olympiamannschaft der Deutschen Demo kratischen Republik vorbereiten und organisieren. Sie sind es, die erstmals bei Olympischen Sommerspielen die Flagge der DDR hissen, unsere Hymne einstudieren und spielen müssen.« 42 43
Sportlich fand das innerdeutsche Duell seinen Höhepunkt > Für die Sportschau mit dem 4 x 100m Lauf der Damen, den Heide Rosendahl zum V. Turn- und Sportfest der DDR im Ziellauf gegen Renate Stecher für die Bundesrepublik 1969 in Leipzig entschied. In der Gesamtwertung wiederum lag die DDR gestalten die Teil einen Platz vor der Bundesrepublik auf Platz 3, hinter der nehmer im Leipziger Zentralstadion eine UdSSR auf Platz 1 und den USA auf Platz 2. Der Einfluss Veranstaltung mit des Kalten Kriegs auf die Olympischen Spiele war damit Tribünenbildern und nicht beendet, er setzte sich mit dem Boykott der Spiele Aktionen. in Moskau 1980 und dem anschließenden Gegen-Boykott der Spiele in Los Angeles 1984 in den folgenden Jahren weiter fort. Letzter Stabwechsel des 4 x 100-m-Laufs der Damen. Für die BRD übernimmt Heide Rosendahl (M) den Stab von Anne gret Richter (verdeckt) und behauptet den Vorsprung vor DDR- Sprinterin Renate Stecher (r), die den Stab von Bärbel Struppert (2.v.r) übernommen hat. Die erfolgreiche Staffel der Bundesrepublik: Ingrid Mickler-Becker, Christiane Krause, Annegret Richter, Heide Rosendahl 44 45
Politik und Spiele – Jahre des Umbruchs Die Olympischen Spiele wurden 1966 nach München ver geben, sie fielen damit in die Zeit von Mitte der 60er Jahre bis Anfang der 70er Jahre, die von gesellschaftlichen Um brüchen geprägt war, von denen aber bei Weitem nicht alle gesellschaftlichen Schichten gleich begeistert waren. 1965 die ersten US -Kampftruppen landen in Vietnam / Doctor Schiwago wird uraufgeführt / Malcom X wird er mordet / »Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt«- Aktion von Joseph Beuys / »Like a Rolling Stone« von Bob Dylan 1966 Große Koalition beginnt / BRAVO -Beat les-Blitztournee durch Deutschland / England gewinnt durch das Wembley-Tor die Fußball-WM / Leonid Bresch new wird Generalsekretär des ZK der KpdSU / »Zum blau- en Bock« kommt ins Fernsehen / Franz Beckenbauer macht die erste Sportlerwerbung für Knorr-Suppe 1967 Die Kommune 1 wird gegründet / Adenauer stirbt / Benno Ohnesorg wird erschossen / Farbfernsehen geht auf Sen dung / »Summer of Love« 1968 »Das Wunder der Lie be« von Oswalt Kolle hat Premiere / Kaufhaus-Brandan schlag von Andreas Baader und Gudrun Ensslin / der Prager Frühling wird niedergeschlagen / Mai-Unruhen in Frankreich / Studentenbewegung / Notstandsverfassung wird verabschiedet / Heintjes »Mama« ist die meistver kaufte Single Deutschlands / Martin Luther King wird er schossen 1969 Mondlandung / 5. Turn- und Sportfest der DDR in Leipzig / Woodstock-Festival / Willy Brandt wird Bundeskanzler / »Easy Rider « kommt ins Kino / Richard Nixon wird US -Präsident 1970 Brandts Kniefall am Warschauer Ghetto / Gründung der RAF / die Trimm- Dich-Bewegeung startet / das erste Programmkino eröff Paul Breitner, net in Hamburg / Palästinenser-Aufstand »Schwarzer Sep- Fußballspieler des tember« in Jordanien / Queen und Kraftwerk werden FC Bayern, posiert gegründet 1971 Erich Honnecker wird Erster Sekretär für die Presse unter einem Mao-Poster des ZK der SED / erste Show von »Dalli Dalli« mit Hans mit der Peking- Rosenthal / Gründung von Greenpeace und Ärzte ohne Rundschau. 46 47
Grenzen / Viermächteabkommen über Berlin / McDonalds Szenenfoto aus eröffnet erste deutsche Filiale in München 1972 »Nicht der ZDF-Serie »Der Bastian« der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in von 1973. der er lebt« von Rosa von Praunheim / Watergate-Affäre / Zwei Episoden »Keine Macht für Niemand« von Ton Steine Scherben er spielen bei den Olympischen scheint / Kurt Waldheim wird Generalsekretär der UN / Spielen in München: Deutschland gewinnt die Fußball-EM in England 1973 Einmal quartieren Weltfestspiele der Jugend in Ost-Berlin / Pinochet putscht sich ungebetene Gäste zum Über gegen Salvador Allende / erste Ölkrise / Oscar für Francis nachten während Ford Coppolas »Der Pate« / Jom-Kippur-Krieg 1974 »Faust- der Spiele ein, trecht der Freiheit« von Rainer Werner Fassbinder / Ikea einmal gewinnt der unkonven- eröffnet sein erstes Einrichtungshaus in Eching bei Mün tionelle Titelheld chen / ABBA gewinnt mit »Waterloo« den Grand Prix Eu beim Rückwärts- rovision de la Chanson / Nelkenrevolution in Portugal / lauf im Park – an Karten für die Rücktritt Willy Brandts nach der Guillaume-Affäre / Deutsch- echten Olympischen Kinder spielen mit land wird in München Fußball-Weltmeister Spiele war er für Wettbewerben wie sich und seine Purzelbaumschlagen Freundin nicht 1972 zuhause die gekommen. Olympischen Spiele nach. Plakataufruf zu den Olympischen 48 49 Spielen 1972
Politisch engagierte Sportler nutzten die Olympischen rechtes Bild: Spiele als öffentlichkeitswirksame Plattform für ihre An 1968 recken Tommie liegen, was nach den Statuten des Olympischen Komitees Smith und John streng verboten ist. So wurden sowohl 1968 als auch 1972 Carlos bei der Sieger ehrung über 200 m schwarze US-Leichtathleten von den Spielen ausgeschlos die Faust zur ‚Black sen, nachdem sie auf dem Siegerpodest gegen die Ras Power’-Geste. Der Au senpolitik der USA demonstriert hatten. Auch bei den stralier Peter Norman trägt wie sie einen jüngst vergangenen Spielen in Peking 2008 wurde die Button des „Olympic im olympischen Rahmen eingeschränkte politische Mei Project for Human nungsäußerung kontrovers diskutiert. Rights“. linkes Bild: Wayne Collett und Vincent Matthews knüpfen 1972 bei ihrer Siegerehrung über 400 m an die Prote ste von 1968 durch Abwenden von der US-Flagge und sehr lässiges Auftreten an. 50 51
Sie können auch lesen