CHANGE - BNP Paribas Real Estate
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CHANGE AUSGABE 03 Das Magazin von BNP Paribas Real Estate Deutschland 7 DIGITALE TRENDS Diese Entwicklungen prägen die Zukunft der Immobilienbranche 09 12 26 WOHNEN INDUSTRIE BÜRO „Werde Teil der Community!“ Data Center: Frankfurt BIM & Holzbau – Digitale Ansätze in ist und bleibt deutsche die perfekte Symbiose der Quartiersentwicklung Internet-Hauptstadt aus digital & nachhaltig
MAL WAS ANDERES OHNE ZAHLEN GEHT NICHTS Im Bereich Online Marketing zu Unser Research-Team in Hamburg sorgt jederzeit für Hause, führt Marina Vogt auch für ein fundiertes Zahlenwerk hinter den Kulissen. unser Print-Magazin Interviews, recherchiert und schreibt Texte, die Sie mit Sicherheit inspirieren. Z U G A ST Wenn er nicht gerade von uns interviewt wird, vernetzt Dr. Chris Richter mit seinem Unternehmen Animus Quartiersentwicklungen mit innovativen App-Lösungen. TEAMWORK WIE DIESE AUSGABE DES [ CHANGE ] MAGAZINS ENTSTANDEN IST? WIE IMMER – MIT VIEL KNOW-HOW UND LEIDENSCHAFT FÜR DIE IMMOBILIENWELT VON MORGEN. TRENDSETTER Kein geringeres Ziel, als das modernste Gebäude mit höchster Mitarbeiterzufriedenheit zu erschaffen, steht auf der Agenda von Marcel Sedlák, Geschäftsführer von HB Reavis. L O G I ST I K G O E S W E L L- B E I N G Mitarbeiter sollen sich bei ihrer Arbeit wohlfühlen. Christina Deuß von Prologis zeigt Ihnen die erste, nach WELL Building Standard® zertifizierte Logistikimmobilie Deutschlands. VON BERLIN BIS MÜNCHEN Bundesweit suchen und finden wir mithilfe unserer Kollegen, Partner und Kunden spannende Trendthemen, die Sie noch nicht kannten.
03 EDITORIAL D Die Corona-Pandemie hält die Welt in Atem. Sie sorgt dafür, dass viele Unternehmen und Branchen ihre tägliche Arbeit und teilweise auch ihre Geschäftsmodelle von heute auf mor- gen hinterfragen müssen. Diese Entwicklung führt vielerorts zu einer zunehmenden Digitalisierung, sei es in Form von mobilem Arbei- ten, Online-Konferenzen oder Delivery-Modellen. In der dritten Ausgabe unseres Magazins [CHANGE] widmen wir uns daher verstärkt dem Thema der digitalen Transformation. Neben innovativen Best Practices wie dem DSTRCT.Berlin und dem Timber Marcus Zorn Office in Hamburg zeigen wir Ihnen, welche Technologien Einzug in CEO (ab 1. Januar 2021), die Immobilienbranche halten, warum Rechenzentren an Bedeutung BNP Paribas Real Estate Deutschland gewinnen und weitere spannende Beiträge, die beweisen, dass die Immobilienbranche digitaler ist, als viele vermuten. Darüber hinaus lassen sich auch weitere Trends er- kennen: So werden Wohnquartiere durch Apps zu ver- netzten und ressourcensparenden Communities, und die „Zunehmende Digitalisierung, Nachhaltigkeit und mobiles Logistikbranche setzt auf nachhaltige Ansätze, die nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Wohlbefinden der Arbeiten – Trends, die bereits Mitarbeitenden zugutekommen. Begleiten Sie uns zu den unterschiedlichsten Projekten in der gesamten Republik. Ich wünsche Ihnen viel Vergnü- gen bei der Lektüre! seit Längerem zu beobachten sind, werden durch Covid-19 noch einmal verstärkt.“ Fotos: ANIMUS, Prologis Germany Management GmbH, HB Reavis BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
04 14 09 INHALT 06 23 34 TRENDS EINZELHANDEL BÜRO 7 digitale Trends der Retail und der Lockdown – Safe Working Spaces Immobilienbranche Digitalisierung im Fokus? Arbeitswelten von morgen 09 26 36 WOHNEN BÜRO QUARTIERSMANAGEMENT „Werde Teil der Community!“ BIM & Holzbau Kundenbindung in Corona-Zeiten Digitale Ansätze in der Die perfekte Symbiose aus Social Media im Quartiersentwicklung digital & nachhaltig Überseequartier Nord 12 28 38 I N D U ST R I E H OT E L MIXED REALITY Data Center: Frankfurt etabliert Smart Hotels Holomeetings – sich als deutsche Internet-Hauptstadt Das Hotelerlebnis der Zukunft? die neue Art der Kommunikation 14 30 40 BÜRO I N D U ST R I E BÜRO Smart & Well-being WELL Building Standard Hoffnungsträger Homeoffice DSTRCT.BERLIN für mehr Wohlbefinden Auch die Logistik setzt auf am Arbeitsplatz Nachhaltigkeit & Well-being 42 17 BÜRO 32 Das Headquarter der Zukunft PERSPECTIVES F A C TS & F I G U R E S Immer noch ein Must-Have? Bildstrecke: Immobilien in einer Wissenswertes zum Welt im Wandel Thema Digitalisierung
// Inhalt // 05 30 28 IMPRESSUM Herausgeber, Copyright & Redaktion BNP Paribas Real Estate Holding GmbH Creative Direction & Design Visualisierungen / Fotos: INTERBODEN Gruppe, HB Reavis, Robotise GmbH, KD1 Designagentur, Köln Titel-Illustration Petra Dufkova / Die Illustratoren Corinna Hein GmbH Prologis Germany Management GmbH, Steelcase klimaneutral 34 natureOffice.com | DE-140-JPNHATQ gedruckt BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
06 7 // TRENDS // BLOCKCHAIN Bei der Blockchain handelt es sich um eine dezentrale Datenbank, welche jegliche Trans- aktion ermöglicht, ohne auf Vermittler ange- wiesen zu sein. Das bekannteste Beispiel für eine Blockchain ist die Kryptowährung Bitcoin. Die getätigten Transaktionen werden dabei in verschlüsselter und komprimierter Form in eine stetig wachsende Liste eingetragen. Da- DIGITALE bei gilt jede Transaktion als ein Block, der mit einem Hash – einem digitalen Fingerabdruck – versehen wird. Zudem erhält der Block den Hash des vorherigen Blocks. Dadurch sind TRENDS DER die einzelnen Transaktionsblöcke miteinander verbunden und werden somit zur Blockkette. Das Spannende an der Blockchain ist, dass sie sogenannte Smart Contracts ermög- licht. Bei diesen handelt es sich um intelli- IMMOBILIEN- gente Verträge, die automatisch ausgelöst werden, wenn ein bestimmtes Ereignis ein- tritt. So ist es beispielsweise möglich, dass ein Mietvertrag bereits beim Betreten einer Wohnung geschlossen wird, ohne dass Sie vor BRANCHE Ort sein müssen. Auch Immobilieninvestments können via Blockchain getätigt werden. So hat das Prop- Tech Exporo 2019 erstmalig tokenbasierte Anleihen auf der Ethereum Blockchain emit- tiert. So manch einer würde sicher sagen, dass die Immobilienwirtschaft nicht so innovativ ist wie andere Branchen und in einigen Bereichen hinterherhinkt. Visualisierungen / Fotos: HENADZ - stock.adobe.com, HB Reavis Wer jedoch genauer hin- schaut, wird bemerken, dass sich momentan sehr viel tut. BEYOND BUILDINGS Diese 7 Trends werden die Immobilienwelt jetzt und in Einfach QR-Code scannen und mehr Zukunft stark prägen. über die digitalen und analogen Trends der Immobilienbranche erfahren.
// 7 digitale Trends der Immobilienbranche // 07 KÜNSTLICHE INTELLIGENZ (KI) Viele von uns setzen künstliche Intelligenz bereits im Alltag ein, ohne es zu merken. Beispielsweise, wenn wir uns Songs oder Filme von Streaming-Anbietern empfeh- len oder uns zu einem bestimmten Ort navigieren las- sen. Künstliche Intelligenz bezeichnet eine Sammlung BUILDING INFORMATION verschiedener Disziplinen wie beispielsweise Machine und Deep Learning sowie Natural Language Proces- MODELING (BIM) sing. Vereinfacht gesagt ist KI ein Algorithmus, der dem menschlichen Denken ebenbürtig ist. Möglichkeiten zu Energieeinsparung identifizieren Bei Building Information Modeling handelt es sich um und Komfort-Präferenzen erlernen: KI im eine Software, welche die Planung, Ausführung und Be- DSTRCT.BERLIN – Seite 14 wirtschaftung einer Immobilie optimieren soll. Dabei werden jegliche Daten von allen Beteiligten – angefan- gen von den Investoren über die Ingenieure und Archi- tekten bis hin zu den späteren Property Managern – in der BIM-Software erfasst, kombiniert und modelliert. BIM kann die Zeitachse darstellen, die Kosten des Pro- jekts widerspiegeln, auf Lebenszyklusaspekte eingehen und auch die Gebäudenutzung berücksichtigen. Damit ist Building Information Modeling eine ideale Methode für den gesamten Immobilienzyklus. Über den konkreten Einsatz von BIM im Timber Office in Hamburg lesen Sie auf Seite 26 BIG DATA Fehler kann BIM zwar nicht verhindern, Probleme Big Data bezeichnet große Datensammlungen, die meist unstrukturierte Daten aufweisen und mit den herkömmlichen IT-Infrastrukturen und Me- können mit Hilfe einer thoden an ihre Grenzen stoßen. Gleichzeitig wird damit auch die Technologie assoziiert, die dabei BIM-Software jedoch viel hilft, diese (unstrukturierten) Datenriesen zu ver- arbeiten und auszuwerten. Auch im Bereich Immo- früher erkannt werden. bilien gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Big Data zu nutzen. Es kann dabei helfen, die Instandhaltung zu optimieren, Investitionen besser einzuschätzen und auch die internen Analysen und Reportings zu verbessern. BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
08 VIRTUAL REALITY In der Immobilienbranche Virtual Reality (VR) bezeichnet die Darstellung und Wahrnehmung der Wirklichkeit in einer computergenerierten, interaktiven, virtuellen Um- wird VR meist dazu genutzt, gebung. Hierbei ist man nicht an physikalische Gesetze gebunden, daher sind die Möglichkeiten der Darstellung unbegrenzt. Um diese virtuelle Projektentwicklungen Realität zu erleben, benötigen Sie eine VR-Brille oder spezielle Räume (CAVE: Cave Automatic Virtual Environment). zu veranschaulichen. AUGMENTED REALITY Augmented Reality (AR) bezeichnet die computer- gestützte Erweiterung der Realität. Alle mensch- lichen Sinne können durch AR in Bild, Ton und Raumwahrnehmung angesprochen und erweitert werden, indem zusätzliche virtuelle Informationen beispielsweise durch eine smarte Brille, ein Display oder das Smartphone eingeblendet werden. Die Immobilienwirtschaft kann von AR profitieren, zum Beispiel bei der Simulation von Gestaltungsvor- schlägen. So können Kunden auf einen Blick sehen, ob die geplanten Büromöbel auch wirklich in die INTERNET OF THINGS neuen Räumlichkeiten passen. Im Internet der Dinge (englisch Internet of Things Neue Maßstäbe in der Kundenkommunikation bzw. IoT) werden Gegenstände des Alltags oder der setzen Mixed Reality-Technologien – Seite 38 Industrie zu Smart Objects, um miteinander kom- Foto: Shutterstock / Kaspars Grinvalds munizieren zu können. Die technische Grundlage für diese Vernetzung bildet eine Struktur, die dem Internet ähnelt. In der Immobilienbranche wird IoT insbesondere in der Gebäudeautomation verwen- det. So ermöglicht es beispielsweise die sogenann- te Predictive Maintenance, die vorausschauende Instandhaltung von Rolltreppen, Aufzügen sowie Lüftungs- und Klimaanlagen.
// Digitale Ansätze in der Quartiersentwicklung // 09 // WOHNEN // „WERDE TEIL DER COMMUNITY!“ DIGITALE ANSÄTZE IN DER QUARTIERSENTWICKLUNG Wenn man an Digitalisierung im Wohnbau denkt, kommen einem endlose Datenreihen und Entfremdung durch Cyberspace in den Sinn. Das Gegenteil ist der Fall. Digitale Anwendungen können auch Gemeinschaft und Komfort schaffen. Das geht soweit, dass dadurch die Marke des Quartiers gestärkt wird. „Je hochwertiger ein Quartier ist, desto höher ist die Bereitschaft, in digitale Ein Gespräch mit Dr. Chris Richter, Geschäftsführer von Animus und Komponenten zu investieren.“ Experte für digitalisierte Quartiere und Udo Cordts-Sanzenbacher, Geschäftsführer von BNP Paribas Real Estate über Alleinstellungs- merkmale durch Digitalisierung. Die Digitalisierung schreitet auch in der Wohnwirt- sind inzwischen Standard. Will der Kunde jedoch spa- schaft voran. Was ist der Status quo bei Smart Home? ren, ist die Sonderausstattung leider auch der erste [Dr. Chris Richter: Smart Home wird immer öfter Streichposten.] Teil der Projektentwicklungen. Je hochwertiger ein Quartier ist, desto höher ist die Bereitschaft, in digita- Über welche Größenordnung reden wir? le Komponenten zu investieren. Rollladen-, Licht- und [Dr. Richter: Als Richtwert ist bei einer 80-Qua- Temperatursteuerung sowie Video-Türsprechanlagen dratmeter-Wohnung als Minimum von etwa 3.000 bis BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
10 4.000 Euro auszugehen. Die Kosten sind in den letz- geteilt werden. Das sind kleine USPs, über die sich Ver- ten zwei Jahren dramatisch gefallen. Kleinere Unter- mieter und Investoren eines Quartiers abheben können.] nehmen drängen in den Markt und bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.] Wie trägt Digitalisierung zur Nachhaltigkeit bei? [Dr. Richter: Zum Beispiel müssen nach der EED-Re- Worauf wird umgekehrt nicht verzichtet? form die Messstellendienstleister ab 2027 zwölfmal im [Dr. Richter: Auf Komfort und Dienstleistungen. Mit Jahr über den Stromverbrauch informieren. Erfolgt die einer zentralen Paketannahme schafft man zum Beispiel Mitteilung digital, spart man eine Menge Ressourcen. eine Komfortsituation für Logistiker wie auch für Mieter. Messdaten werden über Schnittstellen abgelesen und Alle Pakete des Quartiers werden reibungslos angenom- visualisiert. Die grafische Darstellung bewirkt, dass men, wenn sie der Bote in nur eine Anlage packt.] Mieter ihren Verbrauch kontrollieren und reduzieren. [Udo Cordts-Sanzenbacher: Wir beobachten eine Wir beobachten einen regelrechten Wettbewerb der starke Tendenz zur Sharing Economy, was Ressourcen Bewohner über die Quartiers-App. Auch E-Learnings spart und letztendlich zu Skalierungseffekten führt. tragen dazu bei, Ressourcen zu sparen und Nebenkos- Beispielsweise können Lastenfahrräder oder Werkzeug ten zu senken.] BEST PRACTICE Smartes Wohnquartier BelleRü In Essen-Rüttenscheid entstand an der Veronikastraße das neue Wohnquartier BelleRü. Viel Grün und Kirschbäume zeichnen die Freiflächen zwischen den zwei- bis dreigeschossigen Mehrfamilienhäusern der Anlage aus. Vorwiegend weiße Putz- fassaden und helle Klinkerflächen lassen das Quartier hierzu passend hell erstrahlen und unterstreichen den luftigen Charakter des Quartiersinneren. „In einem aktuellen Projekt in Essen – BelleRü – haben wir erstmalig von Beginn an Smart-Home-Systeme integriert. Jeder Tiefgaragenstellplatz hat einen E-Car- Anschluss. Und über unsere App können die Bewohner auch Wäscheservices und Paketdienste über eine Servicestation in Anspruch nehmen. Diese Entwicklung soll in den nächsten Projekten natürlich so weitergehen.“ D r. Chris Richter
// Digitale Ansätze in der Quartiersentwicklung // 11 bist Teil einer starken, nachhaltigen und unglaublich „Ein digitales Quartier ist hippen Community. Die Nachfrage ist enorm, weil Men- schen Teil dieser Lebenswelt sein wollen.] [Cordts-Sanzenbacher: Dieses Beispiel zeigt sehr ein Alleinstellungsmerkmal, schön, dass Digitalisierung nicht automatisch Entfrem- dung bedeuten muss: Wenn Lucas aus Frankfurt, der das im Markt positiv gerne Rad fährt und sich vegan ernährt, zum Studieren nach Berlin kommt, kann er über eine solche Commu- bewertet wird.“ nity ganz einfach Kontakt zu Gleichgesinnten knüpfen.] Existieren bereits Anwendungen mit Gesundheits- bezug, Stichwort „Corona“? [Dr. Richter: Während des Lockdowns im Frühjahr wurde eine abgespeckte Version unserer App für hil- Wer zahlt die Digitalisierung des Quartiers? febedürftige Kunden angeboten. Neuanmeldungen und [Dr. Richter: Generell wird die Software vom Eigen- Nutzerfrequenzen schnellten um ca. 40 Prozent in die tümer gezahlt. Die Kosten liegen im Promillebereich. Höhe. Anwendungen für ältere Menschen werden aber Digitalisierte Lösungen dienen im Verkaufsprozess vor generell stärker nachgefragt. So kann das komplette allem aber als Argument, höhere Preise zu erzielen. Ein Leistungspaket der Johanniter über die Animus-App digitales Quartier – ganz gleich mit welchem Schwer- gebucht werden – von der Essenslieferung bis hin zur punkt – ist ein Alleinstellungsmerkmal, das im Markt Pflege. Wir sprechen hier über einen stark wachsenden positiv bewertet wird.] Markt durch eine alternde Gesellschaft.] Welche zusätzlichen Vorteile ergeben sich? Was ist denn noch Zukunftsmusik? [Dr. Richter: Durch die Digitalisierung wissen Pro- [Dr. Richter: Der ganz große Wurf wäre ein Be- jektentwickler heute, was funktioniert und was nicht. treibermodell für Quartiere. Bislang existieren Einzel Beispielsweise in Bezug auf die Aufteilung eines Neu- lösungen, aber keiner traut sich an ein Gesamtkonzept bauprojekts: Wie viele Interessenten gab es im Vorfeld heran, das alle Komponenten wie Energie, Mobilität für welche Wohnungsgrößen? Durch die Auswertungen oder Logistik zusammenfügt. Wer den Mut hat, sich konkretisiert sich auch, welche Gewerke funktionieren. einzuarbeiten und eine digitale Lösung anzubieten, Digital wird die gesamte Kaskade vom Asset Manager wird ganz stark nach vorne gehen.] über das Property und Facility Management bis hin zum Mieter dargestellt.] [Cordts-Sanzenbacher: Mithilfe einer App gewinnt man auch Erkenntnisse über die Mieterzufriedenheit. Ein hohes Maß an Zufriedenheit heißt: weniger Fluktua- tion, höhere Cashflows und geringere Leerstandsrisiken für den Investor. Gleichzeitig kommen weiche Aspekte wie Nutzer-Screenings oder der Aufbau einer starken Marke hinzu.] Wie hoch ist der Anteil an digitalisierten Quartieren in Deutschland? [Cordts-Sanzenbacher: Digitalisierung ist vorran- gig in der Neubauentwicklung der vergangenen fünf bis zehn Jahre in den Gateway Cities anzutreffen. Noch nutzen viel zu wenig Asset wie Property Manager die Chancen des vernetzten Wohnbaus – obwohl ökonomi- sche, ökologische und soziale Aspekte dafürsprechen. ANIMUS ist eine Software zur Unterstützung Auch wenn es wenig Erhebungen dazu gibt, würde ich der Verwaltung, digitalen Anbindung von schätzen, dass der Anteil unter einem Prozent liegt. Dienstleistern und Förderung des sozialen Hier gibt es ihn noch, den First Mover Advantage.] Austauschs zwischen Nachbarn bzw. Mit- Fotos: INTERBODEN Gruppe arbeitenden. ANIMUS steht für Information, Sie sprachen von starken Marken. Nennen Sie mir ein Beispiel? Kommunikation und Services und bietet [Dr. Richter: Ein tolles Beispiel ist die i Live-Grup- sowohl für die Nutzer als auch für Immo- pe, die mit ihren Studentenwohnheimen ganz stark auf bilienunternehmen einen Mehrwert. den Gemeinschaftsaspekt abzielt. Nach dem Motto: Du BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
12 / / I N D U ST R I E / / DATA CENTER FRANKFURT IST UND BLEIBT DEUTSCHE INTERNET-HAUPTSTADT In und um Frankfurt am Main sind sie immer häufiger zu sehen: fensterlose Bauten in der Größe einer Lagerhalle, oft ohne Logo oder weiteres Erkennungsmerkmal. Meist verbergen sich dahinter Rechenzentren, die es uns ermöglichen, Streaming-Dienste, Online-Banking und Online-Shopping-Angebote zu nutzen. D Das Internet sorgte am Ende des 20. Jahr- hunderts dafür, dass sich eine neue Immo- bilienart etablierte: das Rechenzentrum. Es entwickelte sich ein regelrechter Boom, der aber zusammen mit der Dotcom-Blase platzte. Danach wurde es ziemlich ruhig um die neue Trend-Assetklas- se. Die zunehmende Digitalisierung beschert den Re- chenzentren jedoch eine Renaissance: Online-Banking, E-Commerce und Streaming-Dienste sorgen dafür, dass immer mehr Daten von A nach B transportiert werden müssen. Diese hohe Datenleistung kann nur mithilfe von neuen Data Centern gewährleistet werden. „Die Co- rona-Krise hat diese Entwicklung noch weiter verstärkt, sodass man zurzeit von einer zweiten Hochphase spre- chen kann“, erläutert Arno Petzold, Director Data Cen- ter Solutions Europe. RECHENZENTRUM – DIE ETWAS ANDERE LAGERHALLE? Anders als die übliche Logistikimmobilie sind Rechen- zentren meistens mehrstöckig und fensterlos. Ein Re- chenzentrum hat dieselben Anforderungen an die Ge- bäudestruktur wie eine Lagerhalle, jedoch mit deutlich mehr technischer Gebäudeausstattung (TGA). Dazu zählen unter anderem Dieselgeneratoren, USV-Anlagen und Kühlsysteme. Diese Anlagen sind essenziell, um den Betrieb über 24 Stunden, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr am Laufen zu halten. „Die Investition in diese Technik führt dazu, dass die TGA den größten Kostenfaktor beim Bau eines Rechenzentrums aus- macht. Auf Grundstück und Gebäudehülle entfallen in der Regel nur 20 bis 25 Prozent des Investments“, er- klärt Petzold. Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass Ä U S S E R L I C H gleichen Data Center herkömmlichen die Betreiber der Rechenzentren oft auch die Grund- Industriebauten, oft machen nur die fehlenden Fenster stücke und Immobilien selbst besitzen möchten oder den Unterschied erkennbar.
// Data Center // 13 müssen, da die meisten der großen Player selbst als REITs strukturiert sind. So hat etwa der Colocation- Anbieter Interxion im Mai dieses Jahres das 43.000 Quadratmeter große Grundstück unweit des IT- und Gewerbeparks „Osthafen“ erworben, in dem Interxion selbst seit 20 Jahren der Hauptmieter ist. DATA CENTER – EIN SICHERES INVESTMENT? „Für Investoren werden Rechenzentren immer interes- santer. Hier gibt es noch die langfristigen Mietverträge, die von vielen Anlegern so gerne gesehen werden. In den vergangenen fünf Jahren hat sich diese Assetklasse von einem reinen Nischenprodukt hin zu einem eta- blierten Asset entwickelt. Covid-19 hat zudem gezeigt, wie krisensicher Rechenzentren als Assetklasse sind“, berichtet Stephan Gubi, Niederlassungsleiter Frankfurt bei der BEOS AG. Arno Petzold fügt hinzu: „Betreiber wie Amazons AWS kümmern sich selbst um die technische Aus- stattung, die, wie bereits erwähnt, die meisten Kosten verursacht. Das führt zu einer langjährigen Mietdauer, meist 20 Jahre und mehr. Denn wenn man erst viel Geld in die TGA investiert hat, bleibt man auch lange im Ge- bäude.“ Das einzige Problem: Es fehlen die Produkte, also die Bestandsobjekte mit Triple-Net-Mietverträgen, die man frei erwerben kann. Und auch bei der Standort- wahl muss einiges beachtet werden, denn hier haben Rechenzentren besondere Ansprüche: „Zum einen muss eine redundante Stromversorgung und ein geringes Risiko vor (Umwelt-)Katastrophen gewährleistet werden. Ebenso müssen Themen wie Wärme- und Lärm-Emissionen beachtet werden, die ein Rechen- zentrum das ganze Jahr über im Betrieb produziert. Ein Neubau an ein angrenzendes Wohngebiet ist somit aus- geschlossen“, erklärt Petzold. FRANKFURT AM MAIN: DIE INTERNET- Ein „Hyperscale“ Data Center be- HAUPTSTADT DEUTSCHLANDS Und hier kommt Frankfurt am Main ins Spiel: Der Frank- nötigt so viel Strom wie eine Kom- furter Internet-Knoten „Deutsche Commercial Internet Exchange (DE-CIX)“ ist gemessen am Datendurchsatz mune mit 30.000 Einwohnern. der größte der Welt. Im März 2020 wurde nach Angaben der Betreiber ein Transfer von mehr als neun Terabit pro Sekunde gemessen – ein absoluter Rekord. Gerade für Banken, Börsen und weitere (Finanz-)Dienstleistungen 10.000 Euro sind diese Sekunden entscheidend, weswegen sich die Mainmetropole auch weiter zum Top-Standort Europas mindestens für Data Center entwickeln wird. „Will die Stadt diese Position auch langfristig behaupten, gilt es, nicht nur Baukosten pro Quadratmeter dem Flächenmangel mit der Neuausweisung geeigneter Grundstücke zu begegnen. Vielmehr müssen auch neue 4-7 % Stromkapazitäten geschaffen werden“, so Gubi. € Petzold ergänzt: „Es wird schwieriger werden, Re- chenzentren in oder in der Nähe von Frankfurt anzusie- Rendite- Fotos: Jens Küsters deln. Daher ist auch das Umland bereits im Fokus. So hat potenzial sich der Radius um 50 bis 100 Kilometer erweitert, was dazu führt, dass eigentlich das gesamte Rhein-Main-Ge biet als Hotspot für Data Center gilt.“ BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
14 // BÜRO // SMART & WELL-BEING DSTRCT.BERLIN FÜR MEHR WOHLBEFINDEN AM ARBEITSPLATZ Per Spracherkennung Musik abspielen, mit Kameras die Sicher- heit im Auge behalten und via App die Temperatur der Heizung steuern: In unserem Zuhause setzen wir vermehrt auf Digita- lisierung. Doch wie gestaltet sich die intelligente Vernetzung von Büroimmobilien? Und wie ermöglichen die neuen Technologien, dass das Wohlbefinden der Gebäudenutzer gesteigert wird? Wir gehen der Sache am Beispiel eines spannenden Projekts in Berlin nach: DSTRCT von HB Reavis.
// Smart & Well-being // 15 „Industrieller Vintage-Stil trifft auf New Work.“ Im Büroneubau und in Teilen der außergewöhnlichen historischen Hallen wird es moderne und flexible Ar- beitsplätze geben. Bei diesen werden Smart Building- Technologien eingesetzt, um das Wohlbefinden der Ge- bäudenutzer zu verbessern und deren Gesundheit zu fördern. SYMBIOSY – DAS DIGITALE HERZSTÜCK M AT T H I A S Das digitale Herzstück des DSTRCT bildet Symbiosy. Die GOßMANN künstliche Intelligenz analysiert die genaue Nutzung setzt mit dem ersten des Gebäudes durch die Mieter, um darauf intuitiv zu deutschen Projekt reagieren, sodass Gesundheit und Produktivität ge- auf Digitalisierung und Well-being. fördert werden. So erhalten Mitarbeitende Zugang zu den Arbeitsplätzen per Keyless Go und können via App die Belegung und Buchung der Räume prüfen und vor- nehmen. Auch die Luftqualität in den Büros kann durch die Symbiosy-Technologie gesteuert werden. Einfach gesagt: Es soll ein produktiver und gesunder Arbeits- bereich geschaffen werden, der die tägliche Routine erleichtert und zum Wohlbefinden beiträgt. I Im beliebten Kiez Prenzlauer Berg – zwi- schen Berlin Mitte und Friedrichshain – entsteht ein moderner Bürocampus, das DSTRCT.BERLIN. Hier treffen einige schein- bare Gegensätze aufeinander: digital, gesund & nach- haltig sowie alt & neu – oder wie die Projektentwickler von HB Reavis es nennen: „Industrieller Vintage-Stil trifft auf New Work.“ Das Areal kann auf eine ereignis- reiche Historie zurückblicken: Einst der zentrale städ- tische Vieh-und Schlachthof Berlins, der im Zweiten Weltkrieg zu 80 Prozent zerstört und in der Nach- kriegszeit zum führenden Fleischverarbeitungsbetrieb in Ost-Berlin wiederaufgebaut wurde, wird jetzt einer Symbiosy ist eine Technologie- und Senso- neuen, modernen Nutzung zugeführt, bei der der Nut- renplattform, die entwickelt wurde, um HB zer im Vordergrund steht. Reavis' nutzerzentrierte Philosophie bei der Matthias Goßmann, Head of Leasing von HB Rea- Schaffung von Arbeitswelten zu unterstüt- vis Germany dazu: „Das Gelände ist Teil der Berliner zen. Über Sensoren werden Raumnutzung, Geschichte. Die denkmalgeschützten Hallen erzählen die Historie des Zentralvieh- und Schlachthofs in be- Umweltqualität in Innenräumen und un- sonderer Weise. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, ternehmensinterne Kooperationsnetzwerke modernes Arbeiten von heute mit der Geschichte des erfasst und professionell bewertet, um Visualisierungen / Fotos: HB Reavis Areals zu verbinden und so besondere Arbeitswelten zu beispielsweise automatische Energieeinspa- schaffen“. Ben Barthel, Director National Office Adviso- rungsmöglichkeiten und alternative Arbeits- ry bei BNP Paribas Real Estate, fügt hinzu: „Das DSTRCT routinen zu empfehlen sowie Büroflächen zu ist nicht nur ein Bürogebäude, es ist eine Destination, die den Beginn der Transformation der Region einleitet. optimieren. Weiterhin erlernt das System die Sie vereint vieles und spiegelt damit perfekt die Ber- Komfort-Präferenzen im Büro. liner Mischung wider“. BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
16 W O R K . E AT. M E E T Offene Innenhöfe mit viel Licht, intensive Begrünung sowie die Kunstinstallationen in den Ein- gangsbereichen tragen zum WELL Building Konzept bei. „Das Arbeiten im Büro hat viele Vorteile zu bieten. Bei die an den richtigen Stellen installiert sind, und mit der HB Reavis betrachten wir eine zuverlässige und leis- DSTRCT-Gebäude-App. tungsstarke Konnektivitätsinfrastruktur als integralen Bestandteil moderner Arbeitsräume“ erklärt Marcel WORK. EAT. MEET. Sedlák, CEO von HB Reavis Germany. DSTRCT.BERLIN Die digitalen Technologien des DSTRCT.BERLIN er- wurde so konzipiert, dass es den höchsten Standards möglichen es, das Wohlbefinden der Gebäudenutzer von WiredScore, dem internationalen Bewertungs- zu steigern und in den Mittelpunkt zu stellen. Der system für die digitale Infrastruktur von Gewerbe- Campus folgt dabei dem WELL Building Standard, bei immobilien, entspricht und wurde mit dem WiredScore dem sieben Kategorien berücksichtigt werden: Wasser, Platin-Zertifikat ausgezeichnet. Die Konnektivität ent- Licht, Ernährung, Luft, Fitness, Komfort und Geist. So steht aufgrund zahlreicher Sensoren und Technologien, wird beispielsweise durch Aktivkohlefilter und Luft- ionisation die Wasser- und Luftqualität automatisch sichergestellt, neue Lichtkonzepte wie biodynamisches Licht unterstützen den Biorhythmus des Körpers, und Räume werden so konzipiert, dass sie Bewegung und Kreativität fördern. Auch Gesundheitskonzepte wie DSTRCT-APP – LEISTUNGEN IM ÜBERBLICK Physiotherapien und Ärzte sollen am Standort eta- bliert werden. Doch nicht nur gearbeitet wird auf dem Areal, das Motto des Projekts „Work. Eat. Meet.“ macht deutlich, Zugang zum Arbeitsbereich (Keyless Go) was Besucher und Mieter erwarten können: Neben mo- dernen Arbeitsplätzen wird es auch diverse Angebote und Möglichkeiten in den Bereichen Gastronomie und Buchung und Zugang zu Konferenzräumen Nahversorgung in der ehemaligen Auktionshalle geben. Ebenso sollen hier Ausstellungs- und Eventflächen ge- schaffen werden. Dieses vielseitige Angebot rundet das Nutzung zur Campusnavigation Gesamtfeeling des Quartiers ab, fasst Marcel Sedlák abschließend zusammen: „Die Gebäude, in denen wir Infos über Speisekarten der Cafés und arbeiten, lernen und uns entspannen, prägen unser Le- Restaurants im Quartier ben, unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und un- sere Produktivität. Aus diesem Grund haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, unsere Projekte so zu entwerfen, Dashboard für Wetterdaten & Gebäudeinfos dass sie den hohen Kriterien des WELL Building Stan- dards entsprechen und den Nutzer in den Fokus stellen. Übersicht zu News Feeds, Veranstaltungen Für uns muss ein wirklich funktionierender Arbeitsplatz auf dem Gelände und in der Umgebung aber auch qualitativ hochwertige Gastronomieoptionen bieten, da Auswahl und Vielfalt das Wohlbefinden der Mitarbeiter positiv beeinflussen.“
////Facts Perspectives & Figures//// 17 // PERSPECTIVES // Z8, LEIPZIG Das Wohn- und Geschäftshaus beweist durch seine markante Form, dass sich auch Gebäude der höchsten Brandschutzklasse architektonisch überzeugend und nachhaltig in Holz errichten lassen. LISA BECHMANN, Consultant Regional Residential Investment, Leipzig BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
18 BIBLIOTHEK, FREIBURG Das historische Stadttheater spiegelt sich optimal in der modernen Glasfassade der Universitätsbibliothek. MARINA VOGT, Social Media Content Specialist, Frankfurt
////Facts Perspectives & Figures//// 19 CINNAMON TOWER HAFEN- CITY HAMBURG Von innen und außen ein super (An-)Blick – aus allen Etagen des leuchtend roten Wohnturms genießt man die Sicht auf die HafenCity. JONAS KLEIN, Media Designer, Hamburg BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 01 03
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////Facts Perspectives & Figures//// 21 CUBE, BERLIN Mehr eine moderne Skulptur als ein Smart Building – das cube am Berliner Hauptbahnhof beeindruckt neben seiner imposanten Glasfassade auch mit mo- dernster Technik: Rund 3.000 Sensoren analysieren und interpretieren das Verhalten der Gebäudenutzer. STEPHANIE HEINRICHS, Team Manager Brand & Events, Frankfurt BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
22 KRANHÄUSER, KÖLN Mal ein anderer Blickwinkel als die ikonische Außen- ansicht der Kranhäuser im Rheinauhafen. MANNY ANTIPORDA, Media Designer, Köln ALLIANZ ARENA, MÜNCHEN An Heimspieltagen erstrahlt das architektonische Wahrzeichen in Rot, aber auch vor der leuchtenden Abendsonne lohnt sich ein Besuch. DAVID KLABISCH, IT Support Specialist, Düsseldorf
// Retail und der Lockdown // 23 // EINZELHANDEL // RETAIL UND DER LOCKDOWN DIGITALISIERUNG IM FOKUS? Der Handel hatte schon vor der Corona-Krise mit vielen Herausforderungen zu kämpfen, jetzt hat sich die Lage für einzelne Segmente des Retailmarkts weiter verschärft. Kann die Digitalisierung hier Abhilfe schaffen? Zum Gespräch am runden Tisch trafen sich die Retail-Experten von BNP Paribas Real Estate, Claudia Reischl, Olga Sieczewicz und Daniel Schuh. Sie berichten über den Status quo und die Zukunftspläne der Textil- und Lebensmittelhändler sowie der Gastronomen. Stichwort Digitalisierung: Können Sie zunächst den Status quo auf dem Retailmarkt aufzeigen? [Claudia Reischl: Im Textilhandel kommen ver- schiedene digitale Technologien zum Einsatz. Natür- lich wird hier stark auf Social Media gesetzt, vor allem auf Instagram und Influencer, die die potenziellen Kun- den in einen Store locken oder Produkte vorstellen. Außerdem gewinnen virtuelle Warenpräsentationen mehr an Bedeutung. Die Funktion der Augmented Re- ality – also die Verknüpfung von virtueller und realer Welt – kommt in vielen Läden neu hinzu. Hier wird Kunden das Produkt direkt im Laden virtuell vorge- stellt, um die Kaufentscheidung zu erleichtern. Auch Lieferroboter und Drohnen werden vermehrt weltweit im Einzelhandel getestet.] [Daniel Schuh: Im Gegensatz zum Textilhandel sind die Food-Retailer aus Kundensicht nicht so stark digitalisiert. Gerade im Laden vor Ort ist für Kunden von der Digitalisierung kaum etwas zu sehen. Natür- lich haben viele Lebensmittelhändler mittlerweile einen Online-Shop für ihre Non-Food-Produkte, und auch im Bereich Social Media sind die Food-Retailer sehr präsent. Nur im Versand von Lebensmitteln sind noch nicht alle Betreiber aktiv. Hier haben Rewe und Foto: REWE R E W E O N L I N E – von der Bestell-App Amazon Fresh mit ihren Delivery-Konzepten sicherlich über Einkaufslisten bis hin zu leckeren Rezept- eine Vorreiterrolle.] vorschlägen und exklusiven Online-Produkten BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
24 OLGA SIECZEWICZ Senior Consultant National Retail Advisory, F&B Specialist CLAUDIA REISCHL Director Retail Advisory „Die große Sensation fehlt noch auf dem deutschen Das ist ja schon Einiges. Wie sieht das in der Gastronomie aus? Retailmarkt.“ [Olga Sieczewicz: Auch hier tut sich eine Menge. Als erstes fällt mir da der digitale Bestellvorgang zwi- schen Gast und Restaurant sowie zwischen Restaurant Claudia Reischl und Lieferant ein. Außerdem ermöglichen digitalisierte Waren- und Küchenplanung, dass Abfälle reduziert und der Ertrag optimiert werden kann. Natürlich wird aber auch in der Gastronomie vermehrt auf die sozialen Medien gesetzt. Wobei auch Service Apps und solche für Tischreservierungen immer mehr an Bedeutung gewinnen.] Gibt es eine Service App, die Sie für besonders gut gelungen halten, Frau Sieczewicz? [Olga Sieczewicz: Die Restaurantkette „The Ash“ des Bonner Unternehmens apeiron macht das schon DANIEL SCHUH recht gut. Die App der Steakhouse-Kette liefert dem Director National Retail Investment Gast nicht nur Informationen zu den Restaurants,
// Retail und der Lockdown // 25 L E R N E N D E R ST O R E – das Ein- kaufskonzept des bonprix Fashion Connect Stores wird ständig optimiert, Kunden liefern durch kontinuierliches Feedback wichtige Erkenntnisse über den Einzelhandel der Zukunft. sondern ermöglicht Tischbuchungen, Bestellungen sowie ein Abhol- und Liefersystem. Auch Subway wäre „Gerade in der heutigen Zeit hierbei positiv hervorzuheben. Der Systemgastro- mit all ihren Herausforderun- nom hat seine Subcard mithilfe einer App abgelöst. Gäste sammeln via App bei jedem Kauf Punkte, die sie gen spielt die Digitalisierung gegen Gratis-Produkte eintauschen können. Neben eine entscheidende Rolle, um exklusiven Inhalten gibt es außerdem Sonderangebo- „nah am Gast“ und trans- te, Neuigkeiten und Coupons zum Sparen sowie ein parent zu sein. Darüber hin- Online-Bestell-Tool.] aus möchten wir unsere Gäste Gibt es sonstige Best Practices aus dem Einzelhandel? stets mit aktuellen News ver- [Claudia Reischl: Seit drei oder vier Jahren gibt sorgen, es ihnen so leicht wie es immer mehr Shops, die durch gewisse Aktionen möglich machen, das Restau- versuchen, die Kunden wieder zu sich in den Laden zu locken, um ihnen ein unvergessliches Einkaufserleb- rant in ihrer Nähe zu finden, nis zu bieten. Die Aufenthaltsqualität wird in vielen einen Tisch zu reservieren Beispielen durch coffee shops oder ähnliches erhöht. oder auch auf die Möglichkeit Doch die große Sensation fehlt noch auf dem deut- der Lieferung oder des schen Retailmarkt. Vielleicht könnte man den bonprix Store in Hamburg an dieser Stelle nennen, hier wird kontaktlosen Curbside Pickup via App ein digitales Einkaufserlebnis im Laden ge- zurückzugreifen.“ boten, von der Suche bis hin zum Bezahlvorgang via KENT HAHNE, CEO & Founder, PayPal.] apeiron restaurant & retail management GmbH Wird Corona den Druck zur Digitalisierung erhöhen, oder werden momentan andere Prioritäten gesetzt? [Daniel Schuh: Food-Retailer spüren auch trotz Corona keinen unmittelbaren Druck, noch stärker zu oder die sozialen Medien investieren, damit die Kunden digitalisieren, um Kundenerlebnisse zu verbessern. Die wieder einen Grund mehr haben, in den Flagship Store Geschäfte sind ja auch in Corona-Zeiten offen, mit sehr zu gehen. Denn einen Vorteil hat der Handel gegenüber guten Umsätzen. Während des Lockdowns im Frühjahr dem Netz: Die Produkte sind greif- und fühlbar. Und wurden zwar mehr Lebensmittel online eingekauft, diese Stärke muss ausgenutzt werden.] aber eher in Ballungszentren, da nur dort Delivery-An- Fotos: bonprix, apeiron restaurant & retail management GmbH gebote zur Verfügung stehen. Hinzu kommt, dass in Werden auch die Gastronomen weiter auf die digitale Deutschland flächendeckend Drogerien und Lebens- Transformation setzen? mittelmärkte vorhanden sind, sodass der Einkauf im [Olga Sieczewicz: Die Krise hat nochmal verstärkt Laden immer noch schneller und einfacher ist, als sich gezeigt, dass diejenigen, die in Sachen Digitalisierung Waren nach Hause liefern zu lassen.] nicht geschlafen haben, klar im Vorteil sind. Spätestens [Claudia Reischl: Nur, wer weiterhin Einkaufs jetzt ist jedem Gastronom die Wichtigkeit der Digita- erlebnisse schafft und die Verknüpfung von Online und lisierung bewusst. Es wird viel in die Transformation Offline beherrscht, wird sich in der Krise positiv hervor- gesetzt, und das Thema hat hohe Priorität. Auch durch heben, daher muss der Einzelhandel auf die Digitalisie- das stark wachsende Delivery- und Take-Out-Segment rung setzen. Wobei online nicht in Konkurrenz zu offline der Gastronomie wird dieser Trend verstärkt. Hier stehen muss, sondern am besten die perfekte Ergän- laufen ja ohnehin schon alle Prozesse online und mobil. zung bieten sollte. Generell wollen und sollen Einzel- Die Möglichkeiten und Benutzerfreundlichkeit werden händler mehr in digitale Technologien wie Big Data dabei weiter ausgebaut.] BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
26 // BÜRO // BIM & HOLZBAU DIE PERFEKTE SYMBIOSE AUS DIGITAL & NACHHALTIG In einer der begehrtesten Gegenden Hamburgs entsteht bis 2022 ein modernes, flexibles und nachhaltiges Bürogebäude: Das Timber Office verspricht die perfekte Work-Life-Balance für Mitarbeitende. Die Bauzeit beträgt dank Building Information Modeling und dem Modul-Holzbau nur etwa 15 Monate. Wir schauen uns die Besonderheiten des Projekts genauer an. I Immer mehr Menschen haben den Wunsch, plätze des Timber Office sollen dabei den Radfahrern ihr Leben nachhaltiger zu gestalten und gehören, wobei es auch 11 Parkplätze mit E-Lade- Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen. stationen geben wird. Diese Entwicklung macht auch vor dem „Well-being bleibt der zentrale Entwurfsgedanke in Büromarkt nicht halt. Aus diesem Grund setzt die AVW diesem Gebäude. Hochwertige, natürliche Materialien Immobilien AG bei ihrem Timber Office in Hamburg auf innerhalb der Büroflächen und Arbeitsräume im Außen- Holz-Hybrid. Diese Bauweise kombiniert die Materi- bereich sollen den Mitarbeitenden eine positive Grund- alien Holz und Stahlbeton und ermöglicht, dass 1.200 stimmung gegenüber ihrem Arbeitsplatz ermöglichen.“ Tonnen Gewicht eingespart und 467 Tonnen CO2 ge- So beschreibt Edward Martens, Vorstand der AVW AG, speichert werden können. das Konzept der Büroimmobilie. Auf die Frage, ob Büro- „Nachhaltiges Bauen ist zwar grundsätzlich seit flächen in Zukunft noch benötigt werden, antwortet Jahren in Hamburg präsent. Das in diesem Zusammen- Martens lächelnd: „Wie sich Arbeitswelten verändern hang wichtige Thema des Holzbaus ist in den vergan- werden, kann man nicht vorhersehen. Daher haben wir genen Jahrzehnten aber etwas vernachlässigt worden“, ein Büro konzipiert, das möglichst flexibel an neue Ent- berichtet Timotheus Werner, Senior Consultant Office wicklungen angepasst werden kann. Wichtig bleibt das Advisory bei BNPPRE. Erfreut führt er fort: „Nun ver- Büro als Ort für den Austausch von Informationen, da sucht man, im Zuge der aktuellen Klimadiskussionen bin ich mir sicher. Auch für die Bindung der Mitarbei- wieder verstärkt zum Holzbau zurückzukehren. Das tenden zum Unternehmen wird es immer die zentrale Hamburger Holzbauforum findet beispielsweise jähr- Anlaufstelle bleiben.“ lich statt, und wer beim Wohnungsneubau auf Holz setzt, wird zusätzlich von der Stadt gefördert.“ Zudem MIT BUILDING INFORMATION MODELING darf der nachwachsende Rohstoff seit Kurzem in der PLANUNGSSICHER BAUEN Hansestadt auch für Bauvorhaben mit größeren Ge- Auf circa 3.500 Quadratmetern bietet das Timber Office samthöhen genutzt werden. So wird in Hamburg mit Platz für bis zu 250 Arbeitsplätze. Und das bei lufti- der „Wildspitze“ Deutschlands höchstes Holzgebäude gen Deckenhöhen von drei Metern. Verzichtet wird auf mit 19 Etagen und einer Höhe von 65 Metern erbaut. überflüssige Haustechnik, was nicht nur Wartungs- kosten einspart, sondern den Energieverbrauch lang- DAS BÜRO – EIN ORT FÜR DEN AUSTAUSCH fristig senkt. „Das Timber Office ist in Hamburg das erste Büro- Bei der Planung und beim Bau wurde jedoch nicht gebäude in dieser speziellen Hybrid-Bauweise und so- technologisch gespart. So setzt die AVW auf Building mit ein Stück Pionierarbeit. Dieses Projekt sollte als po- Information Modeling, kurz BIM. „Generell erhoffen wir sitives Beispiel auch für weitere Projektentwicklungen uns durch den Einsatz von BIM eine präzisere Planung. dienen“, so Werner. Zudem wird ein Mobilitätskonzept Präziser im Hinblick auf Fehlervermeidung, Kalkulation für nachhaltiges Pendeln integriert. Die besten Stell- von Massen, und Kollision, beispielsweise mit der Hau-
// BIM & Holzbau // 27 D I E I M M O B I L I E wird großzügig begrünt. So laden fünf Terrassen zum Durchatmen, Denken oder sogar Gärtnern ein. stechnik. Beim Holzbau speziell geht es um ein hohes stellen klar abgelesen werden können. Besonders die Maß an Vorfertigung in der Werkhalle, um schnellere Abstimmung mit den TGA-Gewerken konnte in Form Visualisierungen: DREIDESIGN (Kim Hoyer) Montagen vor Ort zu ermöglichen. Ein abgestimmtes von diversen Fachmodellen durchgeführt werden. Bei BIM-Modell kann hier in einem sehr frühen Stadium zu zum Teil sichtbar installierten Versorgungsmedien hat verbindlichen Angaben – beispielsweise zu Durchbrü- uns dieses Vorgehen sehr geholfen.“ Der Aufwand, BIM chen und Einbauteilen – führen. Generell führt diese einzusetzen, ist zurzeit noch recht hoch, da die AVW erst Technologie zu einem transparenten und archivierbaren seit Kurzem auf diese Technologie setzt. Dennoch ist sich Planungsprozess“, so Martens. Den konkreten Einsatz Martens sicher, dass BIM zukunftsfähig ist: „Unsere Pla- von BIM im Timber Office erklärt er so: „Im Modell sind nungsteams lernen immer mehr dazu. Für eine saubere, die Zuständigkeiten (z. B. Holzhybridhersteller, Rohbau kostenoptimierte und fehlerfreie Planung ist BIM die Zu- oder Ausbau) hinterlegt, sodass die Leistungsschnitt- kunft, davon bin ich überzeugt.“ BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
28 / / H OT E L / / 5 SMART HOTELS DAS HOTEL-ERLEBNIS DER ZUKUNFT? D Die Digitalisierung im Hotelbereich steht noch am Anfang. Doch gerade in Corona- Zeiten wird sie immer wichtiger. Digitale Tools helfen dabei, geforderte Hygiene- standards sicherzustellen und Abstandsregeln im Hotel einzuhalten. Aber auch unabhängig von Krisenzeiten kann die Digitalisierung zahlreiche Vorteile für die Ho- tellerie bieten. Die Hotel-Digitalisierung lässt sich dabei in zwei Kategorien einteilen: in die Prozess-Digitalisierung, die im Hintergrund abläuft und das durch den Gast direkt 1 erlebbare Smart Hotel. Zusammen schauen wir uns mit Thorsten Faasch, Director National Hotel Services, in Auszügen an, wie eine digitale Customer Journey in der Hotellerie aussehen kann. 3 7 2 DIE DIGITALE CUSTOMER JOURNEY 1 3 RECHERCHE CHECK-IN 2 Die heutige Hotelsuche erfolgt BUCHUNG Wie am Flughafen wird sich auch der Online- online mithilfe von Suchmaschi- Check-in im Hotel langsam etablieren. Gerade zu nen und Social Media. Natürlich Wenn bei der Online-Recherche Stoßzeiten oder bei großen Messen und Veran- werden auch gerne Empfehlun- das passende Hotel gefunden staltungen können lange Wartezeiten gen von Freunden und Familie wurde, buchen Kunden direkt vermieden werden, wenn Hotelbesucher über wahrgenommen. Dennoch sollten über Computer oder Smartphone. das eigene Smartphone einchecken. Auch wegen sich Hoteliers mit Themen wie Ein nutzerfreundlicher Buchungs- der Hygiene- und Abstandsregeln ergibt ein Suchmaschinenoptimierung und vorgang ist hierbei entscheidend. digitaler Check-in viel Sinn. neuen Medien wie Instagram Einige Hotels ermöglichen sogar beschäftigen, um den Anschluss die konkrete Zimmerauswahl nicht zu verlieren. von zu Hause aus: egal ob mit Ausblick auf den Park, direkt EXTREM SMART im Erdgeschoss oder neben der Vom kontaktlosen Rooftop-Bar. Check-in über Tür- öffnen per App bis zum digitalen Check- out: Die Koncept Hotels haben seit 2017 eine neue Digita- lisierungsstrategie.
// Smart Hotels // 29 R O B OT E R J E E V E S Im The Rilano Hotel München Schwabing werden Snacks oder Produkte wie Zahnpasta und Co. von einem Roboter an die 6 Zimmertür gebracht. 5 SERVICES VOR ORT Hotelmappe, Reiseführer, Room-Service oder hoteleigener Shop – all das lässt sich komplett digitalisieren. 4 6 RESTAURANTBESUCH 4 HOTELZIMMER Ein digitaler Restaurantbesuch könnte wie folgt aussehen: Der Kellner bringt die Gäste zum Tisch und erklärt, wie Das Smartphone kann in einem die Bestellung mit dem Tablet funktioniert. Der Gast kann Smart Hotel auch direkt zum seine Getränke und sein Essen selbst bestellen und am Hotelschlüssel werden: Barcode ein Ende die Rechnung kontaktlos über das Tablet begleichen. scannen und eintreten. Auch inner- Der Kellner bringt lediglich die Getränke und Speisen. halb des Hotelzimmers sind via App zahlreiche Vorgänge digitalisierbar, wie das Einstellen der Raumtempe- ratur, die Bedienung der Klimaanlage 7 oder das Herunter- fahren der Rollläden. CHECK-OUT Illustration: Shutterstock / Fotos: Koncept Hotels, TKon photo (me and all hotels), Robotise GmbH Natürlich muss in einem Smart Hotel auch der P L U G & P L AY Check-out digital über das Smartphone erfolgen. Natürlich darf für ein Schon jetzt gibt es viele Hotels, in denen der komplett digitales Hotelschlüssel ohne Kontakt zum Hotelpersonal Hotel-Erlebnis ein abgegeben werden kann. Digital geht das Ganze Smart-TV wie im "me noch einfacher – und kontaktloser. and all hotel" in Düssel- dorf nicht fehlen. Klingt für Sie nach Zukunftsmusik? „Mitnichten, in Japan Fachkräften, sodass Stellen nicht besetzt werden kön- gibt es bereits einige Hotels, die komplett ohne Personal nen. Daher löst die Digitalisierung eher ein Problem, als auskommen, und auch in Deutschland gibt es erste Bei- ein neues zu schaffen. Zusammenfassend lässt sich sa- spiele für Smart Hotels, was das Kölner „Koncept Hotel gen, dass die Digitalisierung zu einem Service-Gewinn für Zum Kostbaren Blut“ beweist“, erklärt Faasch. Sorgt für den Gast führen, zu Kostensenkungen beitragen und bes- Personalabbau? Schon jetzt fehlt es der Hotellerie an tenfalls sogar neue Einnahmequellen generieren kann. BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
30 / / I N D U ST R I E / / WELL BUILDING STANDARD AUCH DIE LOGISTIK SETZT AUF NACHHALTIGKEIT & WELL-BEING Im nördlichen Ruhrgebiet, in Datteln, erwarb Prologis im Herbst 2019 ein sechs Hektar großes Grundstück. Aufgrund der hervorragenden Zusammenarbeit mit der Stadt konnte der spekulative Bau der 27.800 Quadratmeter großen Logistikimmobilie im Februar beginnen. Acht Monate später war das Objekt fertiggestellt und ein Mieter gefunden. Das liegt neben der guten Lage und Anbindung auch an den Themen Nachhaltigkeit und Well-being. N Nachhaltigkeit spielt bei dem Projekt in Dat- Grundstück daher aufwändig saniert werden.“ Zusätz- teln eine wichtige Rolle. Das spiegelt sich lich werden auch Artenschutzmaßnahmen umgesetzt. auch im angestrebten Goldzertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges MITARBEITERZUFRIEDENHEIT DANK WELL Bauen (DGNB) wider. „Bei der Entwicklung handelt es BUILDING STANDARD® sich um ein Brownfield Development“, erklärt Christina Auch das Thema Mitarbeiterzufriedenheit wird in Dat- Deuß, Capital Deployment Manager Germany bei Prolo- teln großgeschrieben. In Zusammenarbeit mit dem WELL gis. „Die Fläche wurde in der Vergangenheit von der Ruhr Building Institut wurde der WELL Building Standard® Zink zur Herstellung von Metalllegierungen genutzt. auf Logistikimmobilien angepasst. Dieser basiert auf Aufgrund der jahrzehntelangen Belastung musste das Erkenntnissen der medizinischen Forschung, die
// WELL Building Standard // 31 V E R T I K A L B E G R Ü N U N G : Erhöhte Luft- feuchtigkeit wirkt kühlend durch Verdunstungskälte und ausgleichend gegen Trockenheit. Außerdem wird durch die Schallreduzierung die Akustik verbessert. den Einfluss von Gebäuden auf die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Nutzer untersucht. Ziel des Standards ist es, ein angenehmes und gesundes Ar- beitsumfeld für Mitarbeitende zu schaffen und das Wohlbefinden dauerhaft zu steigern. Das Well-being soll auch dabei helfen, qualifizierte Mitarbeitende zu finden und langfristig an das Unternehmen zu binden. Doch was hat die Logistikimmobilie, die als erste in Deutschland eine WELL Building Standard®-Zertifizie- rung anstrebt, konkret zu bieten? „Das Objekt in Dat- teln verfügt über eine 4.500 Quadratmeter große Living Zone, eine Art Zwischenraum im Gebäude, der sich über Visualisierung / Fotos: Prologis Germany Management GmbH die komplette Breite erstreckt und den typischen Hal- lencharakter reduziert. Die Zone bietet mehr Licht- und Luftqualität in den verschiedenen Hallen sowie gekühl- tes und gefiltertes Trinkwasser aus 6 Trinkwasserspen- dern“, verrät Deuß. Auch eine Smart Wall, die Einblicke in die Nutzung der Anlage und Effizienz der Energieeinsparungen ge- währt, soll es geben. „Ein Highlight ist sicherlich auch die Vertikalbegrünung“, so Deuß. „170 Quadratmeter Begrünung sorgen innerhalb der Logistikimmobilie für ein gesundes Raumklima, die Pflanzen verbessern die Akustik, reduzieren das Risiko von Müdigkeit und Stress und steigern das Wohlbefinden allgemein.“ IDEALE VORAUSSETZUNGEN Noch vor der Fertigstellung wurde die gesamte Fläche der Logistikimmobilie an den Online Retailer EUZIEL In- ternational GmbH vermietet. Neben weiteren Flächen im Ruhrgebiet wird EUZIEL zukünftig sein Europa-Ge- schäft aus seinem neuen Logistikzentrum in Datteln abwickeln. „In den letzten zwei Jahren ist unser Un- ternehmen stark gewachsen“, sagt Yi Kong, Geschäfts- führer EUZIEL International GmbH. „Auch während der Pandemie haben wir einen durchgehend hohen Umsatz verzeichnet. Deswegen haben wir uns auf die Suche nach weiteren Logistikflächen im Ruhrgebiet begeben. Beim Prologis Park Datteln haben uns vor allem die ho- hen Nachhaltigkeitsstandards und das WELL Building Konzept überzeugt. Zudem bietet er ideale Vorausset- zungen für uns: Durch die Nähe zur A2, die von den Nie- derlanden bis nach Osteuropa verläuft, können wir von Datteln aus ganz Europa beliefern.“ BNP Paribas Real Estate Deutschland Magazin 03
32 // WISSENSWERTES // FACTS & FIGURES DIGITALISIERUNG WOHNEN Geschätzte Anzahl der Haushalte, die über die jeweiligen Smart Home-Anwendungen verfügen 5,1 Energy Management 10,7 5,8 Home Entertainment 10,1 7,2 Vernetzung und Steuerung 13,2 2020 2024 0 2 4 6 8 10 12 14 Mio. Ausblick: Deutschlands Haushalte werden smarter – diese Top 3 Trends sind bis 2024 zu erwarten: 13,2 Mio. Haushalte Die Anzahl der Haushalte mit einer 100%iger Anstieg Über 10 Millionen Haushalte wer- Platz 3: Home Entertainment Ca. 10,1 Millionen Haushalte werden Smart Home-Anwendung wie Ama- den Energie-Management-Systeme diese smarte Art von Unterhaltung zon Echo oder Google Home wird nutzen und somit nicht nur Kosten, in ihrem Zuhause einsetzen. sich voraussichtlich fast verdoppeln. sondern auch Ressourcen sparen. Quelle: de.statista.com/infografik/3105/anzahl-der-smart-home-haushalte-in-deutschland/ BÜRO Flächenumsatz IuK-Techonologien in den Big 6* Alleine im IuK-Bereich beläuft in m² sich die Anzahl der Beschäftig- 697.000 ten auf über 1,2 Mio. Personen. Hierin noch nicht enthalten sind Arbeitsplätze im Internethandel +221 % sowie in Unternehmen, die ihr 217.168 Geschäftsmodell ausschließlich online betreiben. Shooting-Star der Digitalszene ist unbestritten Berlin – mitverant- 2009 2019 wortlich ist nicht zuletzt die sehr aktive Start-up-Landschaft der *Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hauptstadt. Köln, München
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