Auswirkungen des Klimawandels auf das Wasserdargebot von Grund- und Oberflächenwasser

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Auswirkungen des Klimawandels auf das Wasserdargebot von Grund- und Oberflächenwasser
originalarbeit

A. P. Blaschke, R. Merz, J. Parajka, J. Salinas, G. Blöschl

Auswirkungen des Klimawandels auf das Wasserdargebot
von Grund- und Oberflächenwasser

                                                                                                                                                      Abb. (9x): Autor
Abb. 1: Trends der Sommerabflüsse (Juni–August, links) und Winterabflüsse (Dezember–Februar, rechts) für die Periode 1950–2007 (oben) und 1976–2007
(unten). Große Kreise blau: steigende Trends; große Kreise rot: fallende Trends; kleine Kreise: Trends nicht signifikant.

Zusammenfassung: Der vorliegende                       schaftungsmaßnahmen notwendig. Re-            neubildung beeinflussenden Größen
Beitrag beschreibt die Methoden und Er-                gional betrachtet kann es aber durchaus       wurden Tendenzen im Grundwasserdar-
gebnisse zur Abschätzung der zukünfti-                 zu Unterschieden kommen und jene Re-          gebot abgeleitet. Diese Ergebnisse legen
gen Entwicklung der Grund- und Ober-                   gionen, die schon jetzt geringe Abfluss-      es nahe, dass speziell in den nieder-
flächenwasserressourcen in Österreich.                 spenden aufweisen (vor allem im Osten         schlagsarmen Gebieten Österreichs ver-
Obwohl in den letzten drei Jahrzehnten                 und Südosten Österreichs), sind bei den       stärkt eine Grundwasserbewirtschaftung
im Mittel über Österreich die Nieder-                  Anpassungsmaßnahmen besonders zu              erforderlich sein wird.
schläge gestiegen sind, hat sich der Ab-               berücksichtigen.
fluss aufgrund der zunehmenden Ver-                       Die Analyse der Grundwasser-               Climate impacts on surface and subsur­
dunstung kaum geändert. Für die                        standsentwicklungen in den letzten 30         face water resources
Zukunft (Mittel 2021–2050) sind für die                Jahren zeigt ein heterogenes Bild für die
Sommermonate, mit Ausnahme des Os-                     österreichischen Porengrundwasservor-          Summary: This paper presents the meth-
tens Österreichs, fallende Abflüsse zu er-             kommen. Von den insgesamt 2114 unter-         ods and results of estimating the future
warten. Im Winter ist, mit Ausnahme des                suchten Messstellen weisen rund 70 %          evolution of the surface and subsurface
Südens, mit steigenden Abflüssen zu                    keinen signifikanten, 12 % einen steigen-     water resources in Austria. Although the
rechnen. Die Analysen der Abflussvaria-                den und 18 % einen fallenden Trend im         mean precipitation over Austria has in-
bilität vergangener Jahre zeigen, dass die             Jahresmittel des Grundwasserstandes           creased in the past three decades, runoff
Änderungen zwischen den Jahren zu-                     auf. Eindeutiger sind die Trends bei der      has changed little due to increases in the
folge der natürlichen Variabilität deut-               Grundwassertemperatur. Der schon in           evapotranspiration. For the future (aver-
lich größer sind als die Änderungen zu-                der Vergangenheit beobachtete Anstieg         age 2021–2050) the summer months de-
folge des Klimawandels bis 2021–2050.                  wird sich mit der zunehmenden Lufttem-        creasing runoff is expected in Austria, with
Daher erscheinen aus österreichweiter                  peratur fortsetzen. Auf Basis der erwarte-    the exception of the East. In winter in-
Sicht nicht grundsätzlich andere Bewirt-               ten Veränderungen der die Grundwasser-        creasing runoff is expected, with the ex-

öwaw                                                               © Springer-Verlag                                                     1-2/2011                        31
Auswirkungen des Klimawandels auf das Wasserdargebot von Grund- und Oberflächenwasser
originalarbeit

     ception of the South. Analyses of the vari-                                Tabelle 1
     ability of runoff indicate that the natural                                Die vier hier verwendeten Ansätze zur Beurteilung der Änderungen im
     variability of mean annual runoff clearly                                  Wasserdargebot der Oberflächenwasser zufolge Klimawandel
     exceeds the projected changes due to cli-
     mate change for the period 2021–2050.                                      Ansatz                                                datenbasiert         modellbasiert      prognostisch
     From a global Austrian perspective there is                                Trendanalysen (Niederschlag, Abfluss)                 sehr stark           sehr gering        nein
     hence no need for different water re-                                      Trading space for time (räumlich)                     stark                gering             ja
     sources management strategies. However,
                                                                                Elastizität (zeitlich)                                stark                mittel             ja
     at the regional scale changes may occur.
     Regions that already have low specific dis-                                Szenarienanalysen (Delta-Change)                      gering               stark              ja
     charges (in particular the East and the
     Southeast of Austria), needs particular at-                              schreibt kurz Methoden und Ergebnisse                               terweite, die für die hydrologische Mo-
     tention in the adaptation strategies.                                    zur Abschätzung der zukünftigen Ent-                                dellierung geeignet ist (wenige km)
         An analysis of the groundwater levels                                wicklung von Grund- und Oberflächen-                             c. Antrieb eines Niederschlag-Abfluss-
     in the past 30 years shows heterogeneous                                 wasser in Österreich und schlägt mögliche                           modells mit Lufttemperatur- und Nie-
     patterns in the porous aquifers in Austria.                              Anpassungsstrategien vor. Details sind im                           derschlagszeitreihen des Downsca-
     Out of a total of 2114 piezometers ana-                                  Endbericht der von der Zentralanstalt für                           lings.
     lysed, 70 % do not show a significant                                    Meteorologie und Geodynamik und die
     trend of the mean annual groundwater                                     Technische Universität Wien durchge-                             Bei jedem dieser Schritte entstehen Unsi-
     level. 12 % and 18 % show increasing and                                 führten Studie (ZAMG/TU-Wien Studie                              cherheiten, die die Unsicherheit des End-
     decreasing trends, respectively. The                                     2011) zu finden.                                                 ergebnisses bestimmen. Auf Grund der
     trends of the groundwater temperatures                                                                                                    Komplexität der Modellkette ist es leicht
     show clearer patterns. The observed in-                                  2. Oberflächenwasser                                             möglich, dass Szenarienstudien Verände-
     creasing trends of the groundwater tem-                                                                                                   rungen angeben, die weder interpretiert
     peratures are likely to continue in a                                    Abschätzungen des Klimaeinflusses auf                            noch auf Plausibilität geprüft werden kön-
     warmer climate. Along with projected                                     die Wasserressourcen beruhen in der                              nen (Blöschl und Montanari 2010, Monta-
     changes in the climate variables control-                                Regel auf Trendanalysen oder Szena­                              nari et al. 2010).
     ling groundwater recharge, future ten-                                   rienrechnungen. Der Vorteil der Trend­                               Aufgrund der oben beschriebenen Un-
     dencies in groundwater availability are                                  ana­lysen besteht darin, dass sie auf Be­                        sicherheiten, folgt diese Studie dem An-
     discussed. In particular in the low precip-                              obachtungsdaten aufbauen. Allerdings ist                         satz, die Fragestellung mit mehreren Me-
     itation areas in Austria a more detailed                                 die Übertragbarkeit auf die Zukunft frag-                        thoden zu untersuchen, die sich in
     management of the groundwater re-                                        lich, da nicht angenommen werden kann,                           Hinblick auf Daten und Annahmen unter-
     sources may be needed.                                                   dass sich die Abflüsse in der Zukunft in                         scheiden (Blöschl et al. 2011a). Dadurch
                                                                              ähnlicher Weise wie die Abflüsse der Ver-                        ist zu erwarten, dass die Zuverlässigkeit
                                                                              gangenheit entwickeln werden. Wegen                              der Aussage erhöht wird. Neben den zwei
                                                                              der Komplexität und Nichtlinearität der                          üblichen Ansätzen, Trendanalysen und
     1. Einleitung                                                            Abflussprozesse ist dies unwahrschein-                           Szenarienanalysen, die sich wesentlich in
                                                                              lich. Klimaimpaktanalysen mittels eines                          Hinblick auf Daten und Modellannahmen
     Während der möglichen Verstärkung hyd-                                   Szenarioansatzes bestehen in der Regel                           unterscheiden, werden hier zwei zusätzli-
     rologischer Extremereignisse aufgrund                                    aus drei Schritten:                                              che, neue Methoden angewandt: die Elas-
     von Klimaänderungen, wie z. B. Hochwas-                                  a. Simulationen mit einem oder mehre-                            tizitätsmethode, die auf einer Analyse der
     ser, viel Beachtung in Medien und öffent-                                    ren Globalen Zirkulationsmodellen                            zeitlichen Variabilität der Daten basiert
     licher Diskussion geschenkt wird, finden                                     (GCMs) unter Definition bestimmter                           und die „Trading space for time“ Methode,
     Veränderungen im Dargebot- von Grund-                                        Szenarien (meist IPCC Szenarien)                             die auf einer Analyse der räumlichen Vari-
     und Oberflächenwasser wenig Beachtung,                                   b. Downscaling der Lufttemperatur, Nie-                          abilität der Daten basiert. Tabelle 1 zeigt
     obwohl sie große Auswirkungen auf die                                        derschlag und anderer Rechengrößen                           die Unterschiede in Daten und Modellan-
     Österreichische Wasserwirtschaft haben                                       des GCM von der Rasterweite des Kli-                         nahmen der vier hier verwendeten Me-
     könnten. Der vorliegende Beitrag be-                                         mamodells (ca. 200 km) auf eine Ras-                         thoden zur Abschätzung der Änderungen

      Tabelle 2
      Prozent der Pegel mit steigenden und fallenden Trends der Abflüsse in Österreich.
                                                                              1950–2007 (min. 45 Jahre)                                            1976–2007 (min. 25 Jahre)
                                                                                 Anteil d. Pegel [%] mit                                               Anteil d. Pegel [%] mit
                                                              steigendem                  nicht signif.               fallendem       steigendem            nicht signif.          fallendem
                                                                 Trend                       Trend                      Trend            Trend                 Trend                 Trend
      Alle Gebiete in Österreich                              9 (15 7 15 18)            68 (67 53 68 77)            23 (18 40 17 5)    9 (7 10 8 16)       81 (84 81 71 80)        10 (9 9 21 4)
      Rhein, Donau und Elbegebiete                           11 (17 7 19 22)            79 (77 57 62 76)             10 (6 36 19 2)    9 (7 11 9 15)       85 (85 87 72 82)        6 (8 2 19 3)
      Drau, Mur und Raabgebiete                                7 (13 7 10 8)            41 (44 44 77 79)           52 (43 49 13 13)    7 (7 7 4 19)        70 (80 64 69 74)   23 (13 29 27 7)
      Erster Wert bezieht sich auf die Jahresmittel, Werte in Klammer auf die Vierteljahresabflüsse (DJF, MAM, JJA, SON).
      Entsprechend dem gewählten Signifikanzniveau von 5 % sind Werte von 5 % und kleiner als zufällig anzusehen.

32   1-2/2011                                                                                      © Springer-Verlag                                                                        öwaw
Auswirkungen des Klimawandels auf das Wasserdargebot von Grund- und Oberflächenwasser
originalarbeit

Abb. 2: Änderungen des Sommerabflusses (Juni–August, links) und des Winterabflusses (Dezember–Februar, rechts) in % für den Zeitraum 2021–2050 im
Vergleich zu 1976–2006 berechnet mit dem Niederschlag-Abflussmodel. Blau: Zunahme, rot: Abnahme (Klimaszenario CLM-ECHAM5-A1B).

Abb. 3: Änderungen des mittleren jährlichen Abflusses in % für den Zeitraum 2021–50 im Vergleich zu 1976–2006. Blau: Zunahme, rot: Abnahme. Abbildungen
links und rechts wurden mit unterschiedlichen, gleich plausiblen Parametern des Niederschlag-Abflussmodels berechnet (Klimaszenario CLM-ECHAM5-A1B).

im Wasserdargebot der Oberflächenwäs-               veau wurde zu jeweils 5 % an den beiden             dabbie Waage (siehe auch Tabelle 1). Für
ser. In Hinblick auf Modellannahmen und             Enden der Verteilung gewählt. Eine Be-              den längeren Zeitraum 1950–2007 (Abb. 1
Datenbasiertheit liegen die beiden neuen            schreibung der Methode ist in Blöschl               oben), sind im Süden die Winterabflüsse
Methoden zwischen Trendanalyse und                  et al. (2011b) zu finden.                           1950–2007 deutlich gesunken (43 % der
Szenarienansatz. Es ist deshalb eine wert-              Abbildung 1 zeigt die Ergebnisse der            Pegel), im Norden etwas gestiegen. Bei
volle Ergänzung zu erwarten. Aufgrund               Trendanalysen für die Sommerabflüsse                den Sommerabflüssen im Zeitraum 1950–
der vielen Unsicherheiten bei der Beurtei-          (Juni-August) und Winterabflüsse (De-               2007 halten sich fallende und steigende
lung der Einflüsse des Klimawandels auf             zember-Februar) für Österreich. Da die              Trends die Waage. Sind für den Sommer-
die Wasserwirtschaft werden die Ergeb-              Trends vom gewählten Zeitfenster abhän-             abfluss der Periode 1976–2007 im Bereich
nisse nach harten und weichen Aussagen              gen können, wurde zwei verschiedene Pe-             der Salzach eher fallende Trends zu ver-
unterschieden (siehe Blöschl et al. 2011a           rioden untersucht, 1950–2007 bzw. 1976–             zeichnen, so ergeben sich für den länge-
und Schöner et al. 2011).                           2007, wobei jeweils nur Pegel mit                   ren Zeitraum 1950–2007 in dieser Region
                                                    mindestens 45 bzw. 25 Jahren Abflussbe-             steigende Trends. Insgesamt ist daher bei
2.1. Trendanalysen                                  obachtungen herangezogen wurden.                    der Beurteilung der Abflusstrends Vor-
                                                        Die Sommerabflüsse im Zeitraum                  sicht geboten, da es auf die Auswahl des
Für die Trendanalysen wurden Reihen der             1976–2007 (Abb. 1 unten) zeigen überwie-            Zeitfensters ankommt, ob im Einzelfall
Jahresabflüsse und der Vierteljahres­               gend fallende Trends. Besonders im west-            Trends festzustellen sind oder nicht. Diese
abflüsse von etwa 500 österreichischen              lichen Teil Österreichs sind signifikant fal-       Einschätzung passt in das europaweite
Pegeln ausgewertet. Im Rahmen einer                 lende Sommerabflüsse zu verzeichnen.                Bild von Abflusstrends in den unter-
Qualitätsprüfung wurden Pegel, deren Ab-            Im östlichen Teil Österreichs sind aber nur         schiedlichen Dekaden (Stahl et al. 2010).
flussverhalten stark durch wasserbauliche           wenige dieser fallende Trends signifikant.
Eingriffe verändert sind, aus der weitern           Im Südlichen Wiener Becken sind die                 2.2 Szenarienanalysen
Untersuchung ausgeschieden. Die Trend-              Trends signifikant steigend. Das ist auf die
analysen wurden mittels des Mann-Ken-               deutlich steigenden Niederschläge in die-           Zur Einschätzung möglicher Auswirkungen
dall-Test unter Entfernung der Autokorre-           ser Periode zurückzuführen (Blöschl et al.          geänderter klimatischer Bedingungen auf
lation durchgeführt (Yue et al. 2003, Burn          2011a, Abb. 2). Bei den Winterabflüssen             das Abflussregime wurden Niederschlag-
und Hag Elnur 2002). Das Signifikanzni-             halten sich fallende und steigende Trends           Abflusssimulationen durchgeführt. In Rah-

öwaw                                                              © Springer-Verlag                                                           1-2/2011    33
Auswirkungen des Klimawandels auf das Wasserdargebot von Grund- und Oberflächenwasser
originalarbeit

     men der Datenaufbereitung wurden tägli-
     che Abflüsse der Periode 1976–2007 auf
     Plausibilität geprüft und Gebietswerte des
     Niederschlages und der Lufttemperatur
     (Parajka et al. 2005, 2007a) ermittelt. Diese
     Daten wurden vom Hydrographischen Zen-
     tralbüro zur Verfügung gestellt. Ein konzep-
     tionelles Niederschlag-Abfluss Modell zur
     kontinuier­lichen Simulation der Verduns-
     tung, des Bodenwasserhaushaltes, der
     Schneeakkumulation und -schmelze sowie
     der Abflussprozesse auf Gebietsbasis wurde
     herangezogen. Das Modell untergliedert je-
     des Gebiet in Höhenzonen und besitzt ei-
     nen Zeitschritt von einem Tag. Das Modell
     wurde an Abflussdaten von über 600 Gebie-
     ten angepasst und ausführlich in Hinblick
     auf die Größe und die saisonale Verteilung
     des Abflusses getestet. Das Modell und die
     Vorgangsweise bei der Kalibrierung und
     Modellvalidierung sind im Detail in Parajka
     et al. (2005a, 2007a) dargestellt.
         Weiters wurden Simulationen mit dem
     regionalen Klimamodell CLM (angetrie-
     ben durch die Ergebnisse des globalen Kli-
     mamodells ECHAM5, Szenario A1B)
     (Schöner et al. 2011) für den Zeitraum
     2021–2050 mit den Simulationen für die
     Referenzperiode 1976–2006 verglichen.
     Die Differenzen der mittleren monatli-
     chen Lufttemperaturen sowie die prozen-
     tuellen Veränderungen der mittleren mo-
     natlichen Niederschläge zwischen den            Abb. 4: Elastizität des Abflusses auf eine Änderung des Nie­der­schlages (oben). Eine Elastizität von 2
     beiden Zeiträumen wurde ausgewertet.            bedeutet beispielsweise, dass eine Änderung des Jahresniederschlags von 10 % zu einer Änderung
                                                     des Jahresabflusses um 20 % führt. Elastizität des Abflusses auf eine Änderung der Luft­temperatur
     Diese Differenz wurde nun für einzelne          (unten). Eine Elastizität von −50 bedeutet beispielsweise, dass eine Erhöhung der Lufttemperatur um
     Regionen auf die Zeitreihen der beobach-        1 % (ca. 2,7 K) zu einer Reduktion des Jahresabflusses um 50 % führt.
     teten Niederschläge und Lufttemperatu-
     ren der Periode 1976–2006 addiert, um so        schätzt werden. In einem letzten Schritt              im Referenzzeitraum aufgetretenen Ab-
     das projizierte Klima 2021–2050 zu simu-        wurden die Referenzsimulationen und                   flussprozesse auch in der Zukunft gelten.
     lieren. Dies wird in der Literatur häufig als   Szenariosimulationen an den Pegeln auf                Die durch das Niederschlag-Abflussmo-
     Delta Change Ansatz bezeichnet. Auf             das gesamte Gewässernetz Österreichs                  dell beschriebenen Prozesse (Verduns-
     Grund der CLM Klimaszenarien wurden             übertragen. Dafür wurde die Top-Kriging               tung, Schneeprozesse, Abflussbildung und
     die beobachteten Lufttemperaturen               Methode angewandt (Skøien et al. 2006),               Konzentration) sind aber – wie alle hydro-
     durchwegs erhöht (um 0,2 bis 2 °C, je nach      die im Vergleich zu anderen Regionalisie-             logischen Vorgänge – zeitlich variabel und
     Monat und Einzugsgebiet), während die           rungsmethoden (Merz und Blöschl 2004,                 können sich über die Dekaden verschie-
     beobachteten Niederschläge mit einem            Parajka et al. 2005b, 2007b) genauere Er-             ben. Grund dafür können z. B. Änderun-
     Prozentsatz multipliziert wurden, der in        gebnisse aufwies.                                     gen in der Vegetation (Zunahme des Wald-
     den Wintermonaten im Norden Öster-                  Für die Sommerabflüsse berechnet das              anteils, Zunahme der Transpiration) sein
     reichs meist positiv (etwa 5–20 %), in den      Modell eine Abnahme im Westen (Alpen)                 (Merz et al. 2010). Deswegen sind die Mo-
     anderen Monaten bzw. Gebieten Öster-            um ca. 10–20 % (2021–50 im Vergleich zu               dellparameter mit einer gewissen Unsi-
     reichs entweder positiv oder negativ war.       1976–2006, Abb. 2 links). Diese Abnahme               cherheit behaftet (Peel und Blöschl 2011).
     Sodann wurden mit dem Niederschlag-             ist auf eine Abnahme der projizierten Nie-            Um diese abzuschätzen, wurden zusätzli-
     Abflussmodell Referenzsimulationen mit          derschläge zurückzuführen (Blöschl et al.             che Simulationen mit geringfügig verän-
     den beobachteten Niederschlags- und             2011a, Abb. 2), die allerdings prozentmä-             derten Parameterwerten durchgeführt. In
     Lufttemperaturdaten für den Zeitraum            ßig kleiner ist. Diese Differenzierung ist            zwei Varianten (oberer Wert bzw. unterer
     1976–2006, sowie Szenariosimulationen           durch eine zunehmende Verdunstung er-                 Wert) wurde der Parameter für die Abfluss-
     mit den oben beschriebene Nieder-               klärbar. Für die Winterabflüsse wird für fast         bildung gegenüber der Kalibrierung um
     schlags- und Lufttemperaturdaten für            ganz Österreich eine Zunahme um ca. 20 %              ca. 10 % erhöht bzw. erniedrigt. Die unter-
     2021–2050, durchgeführt. Die zukünftigen        berechnet. Diese stimmen prozentmäßig                 schiedlichen Abflüsse in den beiden Vari-
     Änderungen im Abfluss konnten somit             etwa mit der projizierten Zunahme der                 anten geben einen Hinweis auf die Zuver-
     durch Vergleich der Szenariosimulationen        Winterniederschläge überein. Bei der Sze-             lässigkeit des Abflussmodells unter der
     mit den Referenzsimulationen abge-              narienanalyse wird angenommen, dass die               Annahme, dass die Szenarien des Nieder-

34   1-2/2011                                                       © Springer-Verlag                                                                 öwaw
Auswirkungen des Klimawandels auf das Wasserdargebot von Grund- und Oberflächenwasser
originalarbeit

                                                                                                         für den Zeitraum 1976–2006 von über 500
                                                                                                         Einzugsgebieten mit Flächen < 10000 km2
                                                                                                         verwendet. Die Jahresmittel wurden für
                                                                                                         das hydrologische Jahr (Oktober bis Sep-
                                                                                                         tember) berechnet.
                                                                                                             Abbildung 4 oben zeigt die Elastizität
                                                                                                         εPQ des Abflusses auf den Niederschlag.
                                                                                                         Die Elastizität liegt zwischen 0,5 und 2. Am
                                                                                                         größten ist der Elastizitätsindex im Nor-
                                                                                                         den und im Südosten Österreichs mit
                                                                                                         Werten von bis zu 2. Das bedeutet, dass
                                                                                                         z. B. eine Änderung des Jahresnieder-
                                                                                                         schlags von 10 % eine Änderung des Jah-
                                                                                                         resabflusses von 20 % bewirkt. Im Zent-
                                                                                                         rum Österreichs ist der Elastizitätsindex
                                                                                                         mit Werten um 1 kleiner. Das bedeutet,
                                                                                                         dass eine Änderung des Jahresnieder-
                                                                                                         schlags eine prozentuelle gleiche Ände-
                                                                                                         rung des Jahresabflusses bewirkt. In eini-
                                                                                                         gen Gebieten ist die Elastizität sogar
                                                                                                         kleiner als 1. Die räumlichen Unterschiede
                                                                                                         verdeutlichen die höhere Sensitivität des
                                                                                                         Abflusses auf Niederschlagsänderungen
                                                                                                         in den abflussärmeren Teilen Österreichs
                                                                                                         (Norden und im Südosten) im Vergleich
                                                                                                         zu den abflussreicheren Teilen Öster-
                                                                                                         reichs.
                                                                                                             Abbildung 4 unten zeigt die Elastizität
                                                                                                         εTQ des Abflusses auf die Lufttemperatur.
                                                                                                         Die Lufttemperatur ist dabei in der Einheit
Abb. 5: Sensitivität (%) des langfristigen mittleren jährlichen Abflusses auf Änderungen des mittleren   Kelvin verwendet. Im Norden und im Süd-
jährlichen Niederschlages (N in %) und der mittleren jährlichen Lufttemperatur (T in °C) auf Basis des   osten Österreichs ist der Index negativ mit
Trading space for time Ansatzes unter Verwendung des Turc Modells. Blau: Zunahme des Abflusses,
rot: Abnahme des Abflusses.                                                                              Werten um –50. Das bedeutet, dass eine
                                                                                                         Erhöhung der Lufttemperatur um 1 %
schlags und der Lufttemperatur vollstän-             Änderung der jährlichen Mittelwerte des             (d. h. ca. 2,7 K) zu einer Verringerung des
dig zutreffen (Abb. 3). Abbildung 3 lässt er-        Abflusses in Beziehung mit dem Nieder-              Abflusses um 50 % führt. Im Rest Öster-
kennen, dass sich das Vorzeichen der                 schlag und der Lufttemperatur gesetzt.              reichs ist der Elastizitätsindex betragsmä-
Änderungen des mittleren jährlichen Ab-              Der Elastizitätsindex εPQ des Abflusses auf         ßig wesentlich kleiner: In Vorarlberg ist
flusses für den Zeitraum 2021–50 im Ver-             den Niederschlag wurde nach Sankara-                der Index etwa –20. Im Zentrums Öster-
gleich zum Zeitraum 1976–2006 in weiten              subramanian et al. (2001) als Median des            reich ist der Index positiv mit Werten von
Teilen Österreichs verschiebt. Das heißt, es         Verhältnisses der proportionalen Ände-              10 bis 20. Das bedeutet, dass in diesen Ge-
kann keine Aussage darüber getroffen wer-            rungen des Abflusses und der proportio-             bieten eine Erhöhung der Lufttemperatur
den, ob die Abflüsse zunehmen oder ab-               nalen Änderungen des Niederschlages be-             um 1 % (d. h. 2,7°) zu einer Erhöhung des
nehmen werden. Allerdings sind für beide             rechnet:                                            Abflusses um 10 bis 20 % führt. Die Unter-
Simulationsläufe die Änderungen des Jah-                                                                 schiede im Vorzeichen spiegeln den Ein-
resabflusses verhältnismäßig klein. Das                                                                  fluss von Verdunstung und Niederschlag
bedeutet, dass das Vorzeichen der Ände-                                                   (5.1)         auf den Abfluss wider. Im Norden und im
rung zwar nicht klar ist, aber keine großen                                                              Südosten Österreichs ist eine Verringe-
betragsmäßigen Änderungen des Jahres-                                                                    rung des Abflusses bei erhöhter Lufttem-
abflusses zu erwarten sind. Zu beachten              wobei der mittlere jährliche Abfluss im             peratur auf die Zunahme der Verdunstung
ist, dass die beiden Varianten die Variati-          Jahr i, der langfristige Mittelwert des Ab-         zurückzuführen. Im Zentrums Österreich
onsbreite der Niederschlag-Abflussmodel-             flusses und and die entsprechenden Werte            ist der höhere Abfluss in wärmeren Jahren
lierung widerspiegeln. Die Unsicherheit              für den Niederschlag sind. Zur Erhöhung             darauf zurückzuführen, dass diese Jahre
der Klimamodellierung ist zusätzlich zu              der Robustheit des Index wurden nur sol-            im Durchschnitt auch niederschlagsrei-
berücksichtigen.                                     che Jahre für die Berechnung herangezo-             cher waren. Der Einfluss des Nieder-
                                                     gen, in denen war. In analoger Weise                schlags ist in diesen Gebieten größer als
2.3. Elastizität (zeitlich)                          wurde der Elastizitätsindex εTQ des Abflus-         der der Verdunstung, wodurch sich insge-
                                                     ses auf die Lufttemperatur definiert. Für           samt eine Erhöhung des Abflusses ergab.
Die Elastizität setzt die prozentuelle Ände-         die Berechnung der Elastizität wurden in                In einem weiteren Schritt wurde die
rung in einer Variablen mit der prozentu-            dieser Studie der mittlerer jährlicher Ab-          Elastizität des Abflusses auf Niederschlag
ellen Änderung einer anderen Variablen               fluss, der mittlerer jährlicher Niederschlag        und Lufttemperatur gemeinsam ermittelt
in Beziehung. In dieser Studie wurde die             und die mittlere jährliche Lufttemperatur           und der mittlere Wert für Österreich mit

öwaw                                                                © Springer-Verlag                                                       1-2/2011    35
Auswirkungen des Klimawandels auf das Wasserdargebot von Grund- und Oberflächenwasser
originalarbeit

     Abb. 6: Zusammenschau der Änderungen des mittleren jährlichen Abflusses 2021–2050 im Vergleich zu 1976–2006 nach den vier Methoden.

     den CLM Szenarien kombiniert. Damit er-          dem der langjährige mittlere Abfluss als         den eine Erhöhung des mittleren jährli-
     gibt sich generell eine leichte Abnahme          Funktion des mittleren jährlichen Nieder-        chen Abflusses um bis zu 10 %. Dies ist auf
     des mittleren jährlichen Abflusses für den       schlags und einem Index der potentiellen         die größeren Niederschläge zurückzufüh-
     Zeitraum 2021–2050 im Vergleich zu 1976–         Verdunstung EPI berechnet wird. EPI wird         ren, die sich stärker als die zunehmende
     2006. Diese Abnahme ist auf die erhöhte          dabei als Funktion der langfristigen mittle-     Verdunstung auswirken (Blöschl et al.
     Verdunstung bei wärmeren Temperaturen            ren jährlichen Lufttemperatur ermittelt.         2011a, Abb. 2). Im Südosten Österreichs be-
     zurückzuführen, ist aber betragsmäßig            Die Koeffizienten des Turc Modells wurden        rechnet das Verfahren einen kleinen Be-
     klein (siehe ZAMG/TU-Wien Studie,                an beobachtete Abflüsse, Niederschläge,          reich mit einer Abnahme des mittleren
     2011).                                           Lufttemperaturen und Werte potentieller          jährlichen Abflusses von bis zu 6 % zufolge
                                                      Verdunstung, ermittelt und nach der Bla-         zunehmender Verdunstung. Im restlichen
     2.4. Trading space for time (räumlich)           ney-Criddle Methode (Parajka et al. 2003),       Bundesgebiet sind die berechneten Ände-
                                                      für 291 österreichische Einzugsgebiete klei-     rungen kleiner als 5 % (siehe ZAMG/TU-
     Die grundsätzliche Idee des „Trading space       ner 10000 km2 angepasst. Zwar werden mit         Wien Studie 2011).
     for time“ Ansatzes besteht darin, den räum-      dem Modell für die Vergangenheit kleine              Wegen der großen Unsicherheiten der
     lichen Zusammenhang zwischen Nieder-             Abflüsse etwas überschätzt und große Ab-         Klimaszenarien wurde als Alternative die
     schlag, Lufttemperatur und Abfluss zu ana-       flüsse unterschätzt, aber insgesamt ist die      Sensitivität des Abflusses auf Änderungen
     lysieren, und diesen für die Abschätzung         Genauigkeit dieses sehr einfachen Modells        in Niederschlag und Lufttemperatur mit
     der zeitlichen Veränderungen des Abflus-         gut. Die Koeffizienten des so angepassten        Hilfe dieses Ansatzes berechnet. Der Vor-
     ses heranzuziehen. Erwartet man in Zu-           Modells spiegeln die räumlichen Relatio-         teil ist dabei, dass die Sensitivitätsanalyse
     kunft für ein Gebiet z. B. eine Zunahme von      nen von Abflussänderungen aufgrund von           auf der Analyse beobachteter Daten be-
     Lufttemperatur und Niederschlag, so ver-         Änderungen in Niederschlag und Lufttem-          ruht und somit unabhängig von den Unsi-
     gleicht man dieses Gebiet mit einem ande-        peratur in Österreich wider. Diese Relatio-      cherheiten der Klimaszenarien ist. Die Er-
     ren Gebiet, das bereits jetzt eine höhere        nen können nun nach dem Prinzip „tra-            gebnisse sind in Abbildungen 5 für
     Lufttemperatur und einen höheren Nieder-         ding space for time“ verwendet werden,           Änderungen des Niederschlags (Zeilen)
     schlag besitzt. Die Unterschiede im Abfluss      um zukünftige Abflussänderungen auf-             und der Lufttemperatur (Spalten) darge-
     zwischen diesen beiden Gebieten geben ei-        grund der Änderungen in Niederschlag             stellt. Eine Erhöhung der Lufttemperatur
     nen Hinweis auf mögliche zukünftige Än-          und Lufttemperatur aus den Klimaszena-           alleine von 1 °C (T = +1, N = 0) bewirkt eine
     derungen des Abflusses in dem ursprüngli-        rien abzuschätzen. Für das CLM-ECHAM5-           Reduktion des mittleren jährlichen Ab-
     chen Gebiet. Zur Anwendung des „Trading          A1B Klimaszenario (2021–2050 im Ver-             flusses um 3 % in den Alpen und um 10 %
     space for time“ wurde in dieser Studie das       gleich zum Zeitraum 1976–2006, Schöner           im Flachland im Osten Österreich. Tritt
     Modell nach Turc (1961) verwendet, bei           et al. 2011) ergibt dieses Verfahren im Nor-     gleichzeitig eine Zunahme des Nieder-

36   1-2/2011                                                      © Springer-Verlag                                                         öwaw
Auswirkungen des Klimawandels auf das Wasserdargebot von Grund- und Oberflächenwasser
originalarbeit

Abb. 7: Trend der Jahresmittelwerte der Grundwasserstände für Österreich, basierend auf Auswertungen der Jahresreihe 1976 bis 2006. Stationen mit
mindestens 20 Jahren Beobachtung des Hydrographischen Dienstes. Blaue Kreise: steigende Trends, Rote/gelbe Kreise: fallende Trends, kleine weiße
Kreise: Trends nicht signifikant.

schlags um 5 % auf (T = +1, N = +5), erhöht                10 % (T = +2, N = –10, rechts oben in Abb. 5)        Niederschlags und der Lufttemperaturen
sich der Abfluss um 5 % in den Alpen und                   nimmt der Jahresabfluss in den Alpen um              reagiert als der Abfluss in der Alpenregion.
um ca. 3 % im Flachland. Dieser Fall ent-                  20 % und im Flachland um bis zu 40 % ab.
spricht den mittleren durch das Klima-                     Für den Fall keiner Änderung der Lufttem-            2.5. Zusammenschau der Ansätze
modell CLM für 2021–2050 im Vergleich                      peratur und einer Zunahme des Nieder-
zu 1976–2006 berechneten Werten und                        schlags um 10 % (T = 0, N = +10, links unten         Die vier unterschiedlichen Methoden zur
entspricht damit den Ergebnissen in Ab-                    in Abb. 4) nimmt der Jahresabfluss in den            Abschätzung der zukünftigen Abflussent-
bildung 3. Die Übereinstimmung nach                        Alpen um 10 % und im Flachland um                    wicklung in Österreich unterscheiden
diesen beiden Methoden stützt die Ge-                      mehr als 20 % zu. Das stimmt mit dem Er-             sich stark in den zugrunde liegenden Da-
samtvorgangsweise und das Ergebnis,                        gebnis des Elastizitätsansatzes (Abb. 4              ten und Modellannahmen. Durch die Zu-
dass die Änderungen des mittleren jährli-                  oben) überein. Da die Datenbasis der bei-            sammenschau der Ergebnisse der einzel-
chen Abflusses vermutlich klein sein wer-                  den Methoden unterschiedlich ist (Elasti-            nen methodischen Ansätze kann deshalb
den. Treten allerdings größere Änderun-                    zität: zeitliche Schwankungen, trading-              die Zuverlässigkeit der Aussagen erhöht
gen in der Lufttemperatur und im                           space-for time: räumliche Schwankungen               werden. Eine schematische Gegenüber­
Niederschlag auf – was nicht auszuschlie-                  der Daten), stützen sich die konsistenten            stellung der Ergebnisse der einzelnen
ßen ist – könnte sich das wesentlich stär-                 Größenordnungen der Ergebnisse gegen-                Methoden ist in Abbildung 6 dargestellt.
ker auf den mittleren Jahresabfluss aus-                   seitig. Insgesamt lassen die Ergebnisse              Zusammenfassend lässt sich sagen, dass
wirken. Für den Fall einer Zunahme der                     klar erkennen, dass der Abfluss im Flach-            sich, obwohl in den letzten drei Jahrzehn-
Lufttemperatur um 2 °C und einer gleich-                   land (Osten und Südosten Österreichs)                ten im Mittel über Österreich die Nieder-
zeitigen Abnahme des Niederschlags um                      wesentlich sensitiver auf Änderungen des             schläge gestiegen sind, der Abfluss auf-

 Tabelle 3
 Prozent der Messstellen in Österreich mit steigendem bzw. fallendem Trend des Grundwasserstandes.
                                                      1955–2006 (min. 40 Jahre)                                   1976–2006 (min. 20 Jahre)
                                                     Anteil d. Messstellen [%] mit                               Anteil d. Messstellen [%] mit
                                            steigendem       nicht signif.       fallendem         steigendem            nicht signif.       fallendem
                                               Trend            Trend              Trend              Trend                 Trend              Trend
 Jahresmittel                                   11                51                 38                    12                 70                 18
 Jahresminima                                   17                55                 28                    24                 65                 11
 Jahresmaxima                                   7                 61                 32                    14                 74                 12
 Mann-Kendall Test, Signifikanzniveau 5 %

öwaw                                                                     © Springer-Verlag                                                         1-2/2011    37
Auswirkungen des Klimawandels auf das Wasserdargebot von Grund- und Oberflächenwasser
originalarbeit

                                                                                                                  men (Trinkwasser, landwirtschaftliche
                                                                                                                  Be­wässerung, …) bzw. Veränderungen an
                                                                                                                  Oberflächengewässern beeinflusst. So
                                                                                                                  lässt beispielsweise eine Erhöhung der
                                                                                                                  Niederschlagssummen im Herbst und
                                                                                                                  Winter auf eine erhöhte Grundwasser-
                                                                                                                  neubildung im Frühjahr schließen, wo-
                                                                                                                  durch meist auch von einem erhöhten
                                                                                                                  quantitativen Grundwasserdargebot aus-
                                                                                                                  gegangen werden kann. Da die Grund-
                                                                                                                  wasserverhältnisse sehr stark von der lo-
                                                                                                                  kalen hydrogeologischen Situation
                                                                                                                  abhängen und die vorliegende Studie
                                                                                                                  eine regionale Differenzierung anstrebt,
                                                                                                                  wurde auf Szenarienrechungen verzich-
                                                                                                                  tet, und den Trendanalysen ein größerer
                                                                                                                  Stellenwert gegeben. Mit Trendanalysen
                                                                                                                  der Grundwasserstände und Grundwas-
                                                                                                                  sertemperatur für die letzten 30 (1976–
                                                                                                                  2006) bzw. 50 (1955–2006) Jahre kann das
                                                                                                                  bisherige Verhalten in den beobachteten
                                                                                                                  Porengrundwasservorkommen beschrie-
                                                                                                                  ben werden. Ein Vergleich dieses Verhal-
                                                                                                                  tens mit der Klimaentwicklung in diesen
     Abb. 8: Trend der Jahresmittelwerte der Grundwasserstände für den Osten Österreichs, basierend
     auf Auswertungen der Jahresreihe 1976 bis 2006. Legende siehe Abb. 6.                                        Zeiträumen sowie dem projizierten zu-
                                                                                                                  künftigen Klima erlaubt es, Aussagen
     grund größerer Verdunstung kaum                            Klimasimulationen und sind mit der der-           über die zukünftige Entwicklung der
     geändert hat. Regional zeigen sich Unter-                  artigen Simulationen eigenen Unsicher-            quantitativen Grundwasserverhältnisse
     schiede mit fallenden Abflusstrends im                     heit behaftet.                                    in den österreichischen Porengrundwas-
     Süden und in Vorarlberg und steigenden                         Unabhängig von der Analyse der Aus-           servorkommen abzuleiten. Diese Vorge-
     Jahresabflüsse im östlichen Alpenraum.                     wirkungen des Klimawandels auf die Ab-            hensweise wurde in ähnlicher Weise bei
     Für den Zeitraum 2021–2050 im Vergleich                    flüsse muss bei der Entwicklung von Maß-          Studien zum Klimawandel in der BRD
     zu 1976–2006 sind die Änderungen des                       nahmen zur Klimaanpassung immer                   (Willems 2008, Simon 2009) und in der
     mittleren jährlichen Abflusses vermut-                     beachtet werden, dass die natürliche Vari-        Schweiz (Kipfer und Livingstone 2008)
     lich kleiner als 5 %. Die Zusammenschau                    abilität des mittleren jährlichen Abfluss         angewendet.
     deutet auf eine mögliche Abnahme des                       zwischen den Jahren deutlich größer ist
     mittleren jährlichen Abflusses im Osten                    als die zufolge Klimaänderung erwarteten          3.1. Trendanalysen
     und Südosten hin. In diesem Teil Öster-                    Änderungen.
     reichs reagiert der mittlere jährliche Ab-                                                                   Die Vorteile der Trendanalysen bestehen
     fluss auch sensitiver auf Änderungen des                   3. Grundwasser                                    darin, dass sie auf die tatsächlich beobach-
     Niederschlags und der Lufttemperatur                                                                         teten Daten (Vergangenheit) aufbauen.
     als im Alpenraum. Er ist also vulnerabler.                 Aussagen über die Auswirkungen der Kli-           Solche Beobachtungsdaten enthalten alle
     Für den Zeitraum 2021–2050 ist eine                        maänderungen auf die quantitativen                Veränderungen an einer Messstation sum-
     deutliche Verschiebung des Abflusses in-                   Grundwasserverhältnisse können durch              marisch, womit geänderte Grundwasser-
     nerhalb des Jahres zu erwarten, nämlich                    die Analyse der Veränderungen bei den             nutzungen, Änderungen in der Landnut-
     eine Erhöhung der Winterabflüsse um ca.                    Mechanismen der Grundwasserneubil-                zung, wasserbauliche Maßnahmen oder
     20 % in ganz Österreich (mit Ausnahme                      dung getroffen werden. Die natürliche             auch die Klimavariabilität (natürlich und/
     des Südens), eine Abnahme des Früh-                        Neubildung im Grundwasser erfolgt                 oder anthropogen) in diesen Daten enthal-
     jahrsabflusses im Osten und eine Ab-                       durch die Tiefensickerung von Nieder-             ten sind. Eine Trennung der Einflüsse hin-
     nahme des Sommerabflusses im Westen.                       schlägen und der Infiltration aus Oberflä-        sichtlich geänderter Grundwasserentnah-
     Diese Aussagen basieren auf den CLM                        chengewässern und wird durch Entnah-              men oder wasserbaulicher Maßnahmen ist

      Tabelle 4
      Prozent der Messstellen in Österreich mit steigenden bzw. fallenden Trend der Grundwassertemperatur.
      Grundwassertemperatur                                1955–2006 (min. 20 Jahre)                                1976–2006 (min. 10 Jahre)
                                                          Anteil d. Messstellen [%] mit                            Anteil d. Messstellen [%] mit
                                                 steigendem       nicht signif.      fallendem       steigendem            nicht signif.       fallendem
                                                    Trend            Trend             Trend            Trend                 Trend              Trend
      Jahresmittel                                   68                31                 1                  60                 38                  2
      Mann-Kendall Test, Signifikanzniveau 5 %

38   1-2/2011                                                                © Springer-Verlag                                                          öwaw
originalarbeit

meist möglich, wohingegen sich die Ein-                für die Periode 1976–2006 Daten von 2114                (mittlerer Trend +1,5 cm/Jahr). Bemer-
flüsse von Landnutzung und Klima nur                   Messstellen. Zusätzlich wurden die mittle-              kenswert ist weiters, dass sich bei den Jah-
schwer aus den Grundwasserdaten ablei-                 ren jährlichen Grundwassertemperaturen                  resminima das Verhältnis zwischen fallen-
ten lassen. Trendanalysen haben den                    ausgewertet. Für die Periode 1955–2006                  dem und steigendem Trend in den letzten
Nachteil, dass sie den Trend für ein be-               standen Daten von 112 Messstellen zur                   30 Jahren gegenüber einer Betrachtung
stimmtes Zeitfenster angeben und dieser                Verfügung, für die Periode 1976–2006 Da-                der letzten 50 Jahre umgedreht hat, also
zeitlich stark schwanken kann. So kann das             ten von 255 Messstellen. Abbildung 7 zeigt              deutlich weniger Messstellen (11 %) einen
Auftreten von Jahrzehnten mit hohen                    die Ergebnisse der Trendanalysen der                    fallenden Trend aufweisen. Ähnliches gilt
Grundwasserständen, je nach Lage in der                mittleren jährlichen Grundwasserstände.                 für die Jahresmaxima, wenn auch in weni-
Beobachtungsreihe, den Trend entschei-                 Ein Wert der Änderung von 0,05 bedeutet                 ger ausgeprägter Weise. Bei den Minima
dend beeinflussen, wodurch die Aussage-                etwa einen Anstieg des Grundwasserstan-                 und Maxima sind die Einflüsse des Klimas
kraft solcher Trends eingeschränkt sein                des von 5 cm pro Jahr. In Abbildung 8 ist               und anthropogener Effekte in vielen Regi-
kann (Blaschke 2003). Als weitere physika-             als Detail das östliche Bundesgebiet dar-               onen kaum zu trennen.
lische Größe wurde das Verhalten der                   gestellt. In Tabelle 3 ist die Anzahl der                   Eine regionale Betrachtung der Trends
Grundwassertemperatur untersucht, wo-                  Messstellen mit steigendem bzw. fallen-                 (Abb. 7 und 8) führt zu der folgenden In-
bei aufgrund der Datenlage mit deutlich                dem Trend der mittleren, minimalen und                  terpretation: Die Abnahme der Winter
weniger Messstellen und kürzeren Zeitrei-              maximalen jährlichen Grundwasser-                       und Frühjahrsniederschläge in der Peri-
hen gearbeitet werden musste.                          stände zusammengefasst.                                 ode 1976–2007 von Vorarlberg über Kärn-
    Die Methodik der Trendanalyse ent-                     Die Auswertungen der Zeitreihen 1976                ten, Südsteiermark, Burgenland bis zur
spricht dem für den Abfluss (Kapitel 2.1               bis 2006 zeigen, dass bei 18 % der 2114 be-             Donau (Abb. 2 in Blöschl et al. 2011a) spie-
dieses Beitrages) bzw. für Hoch- und Nie-              trachteten Grundwassermessstellen die                   gelt sich auch in einer Abnahme der Jah-
derwasser (Blöschl et al. 2011a) verwen-               Jahresmittelwerte des Grundwasserstan-                  resmittelwerte der Grundwasserstände in
deten Verfahren. Die Trendanalysen wur-                des einen signifikant fallenden Trend auf-              vielen Messstellen dieser Regionen wie-
den mittels des Mann-Kendall-Test unter                weisen. Der Trend betrug im Mittel –2 cm/               der. Der in den Sommer- und Herbstnie-
Entfernung der Autokorrelation durchge-                Jahr. 12 % der Messstellen weisen einen si-             derschlägen teilweise vorhandene posi-
führt (Yue et al. 2003, Burn und Hag Elnur,            gnifikant steigenden Trend auf mit einem                tive Trend kann den fallenden Trend in
2002). Das Signifikanzniveau wurde zu je-              durchschnittlichen Trend von +2,5 cm/                   den Grundwasserständen nicht kompen-
weils 5 % an den beiden Enden der Vertei-              Jahr. Betrachtet man die Periode 1955–                  sieren. Die Abnahme der Abflüsse im Sü-
lung gewählt. Die jährlichen mittleren,                2006, so weisen deutlich mehr Messstellen               den und Südosten (Abb. 1) zeigen sich
maximalen und minimalen Grundwasser-                   (38 %) einen signifikant fallenden Grund-               auch in einer Abnahme des Grundwas­
stände wurden für zwei Perioden ausge-                 wasserstand auf (mittlerer Trend –2 cm/                 serstandes in den gewässernahen Grund-
wertet. Für die Periode 1955–2006 standen              Jahr). Demgegenüber weisen nur 11 % ei-                 wasservorkommen. Inwieweit hier eine
Daten von 645 Messstellen zur Verfügung,               nen signifikant steigenden Trend auf                    Überlagerung der Ursachen durch die er-

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öwaw                                                                 © Springer-Verlag                                                                 1-2/2011      39
originalarbeit

     richteten Flusskraftwerke gegeben ist,
     müsste in Detailuntersuchungen analy-
     siert werden. Im Grundwasservor­
     kommen Parndorfer Platte und Seewinkel
     können die fallenden Trends im Grund-
     wasserstand (Abb. 7) auch mit dem Ein-
     fluss von Grundwasserentnahmen (z. B.
     für landwirtschaftliche Bewässerung) zu-
     sammenhängen. Auffallend ist die starke
     Zunahme der Grundwasserstände im Sü-
     den des Südlichen Wiener Beckens im
     Zeitraum 1976–2006, welche auf eine Er-
     höhung der Abflüsse im alpinen Bereich
     zurückgeführt wird. Erhöhte Abflüsse und
     Niederschläge in den Zentralalpen im
     Zeitraum 1976–2006 lassen auch eine Zu-
     nahme des Grundwasserdargebotes in
     den Karst- und Kluftgrundwasservorkom-         Abb. 9: Trend der Jahresmittelwerte der Grundwassertemperatur für Österreich, basierend auf
     men erwarten (diese wurden hier jedoch         Auswertungen der Jahresreihe 1976 bis 2006. Stationen mit mindestens 10 Jahren Beobachtung des
                                                    Hydrographischen Dienstes. Große Kreise rot: steigende Trends, Große Kreise blau: fallende Trends,
     aufgrund unzureichender Datenlage nicht        kleine Kreise: Trends nicht signifikant.
     untersucht). Auswertungen der Langzeit-
     entwicklung des Grundwasserstandes zei-        Wien Studie 2011). Die Szenarienrech-              Grundwassertemperatur stark durch die
     gen, dass das Trendverhalten in aufeinan-      nungen mit dem Klimamodell CLM lassen              lokale hydrogeologische Situation beein-
     derfolgenden Dekaden (1961–70, 1971–80,        für den Zeitraum 2021–2050 gegenüber               flusst wird. Bei durchlässigen Untergrund-
     1981–90, 1991–00, 2001–2006) häufig ent-       1976–2006 eine Abnahme der Winternie-              verhältnissen kann die Jahresschwankung
     gegengesetzt ist (Blaschke 2003). Dies         derschläge im Süden erkennen (ZAMG/                der Lufttemperatur ca. 8–10 m in den Un-
     zeigt deutlich den Einfluss des gewählten      TU-Wien Studie 2011). Damit ist mit einer          tergrund eindringen. Dementsprechend
     Zeitfenstern auf die Ergebnisse der Trend-     Abnahme der Grundwasserneubildung                  unterscheiden sich Grundwasserleiter mit
     analyse.                                       und damit der Grundwasserstände für                geringem und großem Flurabstand sowie
         Das Ergebnis der Trendanalysen hin-        den Süden Österreichs (Kärnten, Steier-            nach den Eigenschaften der Überdeckung.
     sichtlich der Jahresmittelwerte der Grund-     mark) zu rechnen. Andererseits zeigen              Der Median der Neigung der Regressions-
     wassertemperatur ist in Abbildung 9 und        diese Modellrechnungen, dass durch die             geraden beträgt 0,5 °C, wobei sie bei vielen
     Tabelle 3 zusammengefasst. In 60 % der         Zunahme der Winterniederschläge in den             Stationen zwischen 0,2 und 1,0 °C pro
     Messstellen ist die Grundwassertem­            Alpen und nördlich der Alpen in diesem             1,0 °C Lufttemperaturzunahme liegt. Aus
     peratur in den letzten 30 Jahren signifikant   Teil Österreichs eher eine Zunahme der             den Klimamodellen wird eine Zunahme
     angestiegen. In nahezu keiner Station ist      Grundwasserneubildung zu erwarten ist.             der mittleren Lufttemperatur um ca. 1 °C
     sie signifikant gesunken. Die Zunahmen         Durch die vermutlich geringe Zunahme               bis 2050 erwartet. Dementsprechend
     in den letzten 30 Jahren waren zum Teil er-    der Niederschläge und die erwartete Tem-           dürfte die Grundwassertemperatur um 0,2
     heblich. In den meisten Messstellen lagen      peraturerhöhung sind in den nieder-                bis 1 °C für 2021–2050 gegenüber 1976–
     sie zwischen 0,3 und 1,2 °C. Die Zunahme       schlagsarmen Regionen im Osten Öster-              2006 zunehmen.
     der Grundwassertemperaturen ist auf die        reichs eher sinkende Grundwasserstände
     Zunahme der Lufttemperatur (Er­                wahrscheinlich. Prognosen über eine Än-            4. Zusammenfassung und
     wärmung von oberflächennahem Grund-            derung in den Grundwasserständen ein-              Konsequenzen
     wasser) und die Zunahme der Wasser­            zelner Messstellen sind jedoch nach dem
     temperatur in Oberflächengewässern             derzeitigen Kenntnisstand nicht möglich,           Klimaänderungen finden in der Regel
     (Infiltration von Wasser ins Grundwasser)      da diese von den lokalen Verhältnissen in-         nicht abrupt statt und deshalb ist auch
     zurückzuführen.                                klusive der anthropogenen Eingriffe ge-            eine langfristig ausgerichtete Strategie der
                                                    prägt werden.                                      Bewirtschaftung der Wasserressourcen
     3.2. Auswirkungen des Klimawandels                Um eine Auswirkung zukünftig höhe-              sinnvoll. Dabei sind Einflüsse, die nicht
     auf das Grundwasser                            rer Lufttemperaturen auf die Grundwas-             durch das Klima bedingt sind, wie Bevöl-
                                                    sertemperaturen abzuschätzen wurde für             kerungsentwicklung, Landnutzung, Ener-
     Die konkreten Aussagen über den mögli-         jede Station eine Regressionsrechnung              gieverbrauchsentwicklung, etc. in die
     chen Einfluss des Klimawandels auf die         zwischen der beobachteten mittleren                Überlegungen mit einzubeziehen, da
     quantitativen Grundwasserverhältnisse in       jährlichen Grundwassertemperaturen                 diese gesellschaftspolitisch verursachten
     Österreichs Porengrundwasservorkom-            Zeitreihe 1976 bis 2006 und den mittleren          Veränderungen häufig größere Effekte für
     men erfolgen auf Basis der zu erwarten-        jährlichen Lufttemperaturen durchge-               die Wasserbewirtschaftung nach sich zie-
     den Veränderungen in den Einflussgrößen        führt. Die Neigung der Regressionsgerade           hen als Klimaänderungen.
     der Grundwasserneubildung aus den Be-          gibt darüber Aufschluss, im welchem Aus-               Die für 2021–2050 im Vergleich zu
     rechnungen der Klimamodelle (Lufttem-          maß eine Zunahme der Grundwassertem-               1976–2006 zu erwartenden Änderungen
     peratur, Niederschlag) und der hydrologi-      peraturen zu erwarten ist. Die Neigung der         zufolge Klimawandel im mittleren jähr­
     schen Modellierungen (mittlerer Abfluss,       Regressionsgerade streut stark zwischen            lichen Wasserdargebot der Oberflächen-
     Niederwasserabfluss) (siehe ZAMG/TU-           den Stationen. Das bedeutet, dass die              wasser sind vermutlich klein. Aus Sicht

40   1-2/2011                                                     © Springer-Verlag                                                            öwaw
originalarbeit

einer österreichweiten Bilanz ist zu er­        fentlichen Interesses ist dabei verstärkt      der Bestimmung des Wasserdargebots
warten, dass die erhöhte Verdunstung im         einzufordern. Zur Erfüllung dieser Aufga-      nicht ausreichend ist, sollten Messstellen
Wesentlichen durch erhöhten Nieder-             ben ist das Grundwasserstandsmessnetz          eingerichtet werden, die die aktuelle Ver-
schlag ausgeglichen wird. Es handelt sich       zumindest beizubehalten und hinsicht-          dunstung direkt messen (Eddy Correla-
dabei um eine mittelharte Aussage. Da die       lich der Grundwassertemperatur in inten-       tion). Die vorliegende Studie zeigte auch,
natürliche Variabilität des mittleren jährli-   siv genutzten Gebieten auszubauen. Stei-       dass es schwierig ist, anthropogene Ein-
chen Abflusses zwischen den Jahren deut-        gende Grundwasserstände könnten in             flüsse und den Klimaeinfluss auf das Was-
lich größer als die zufolge Klimaänderung       Gebieten mit schon derzeit bestehenden         serdargebot zu trennen. Hier genauere
für 2021–2050 zu erwartenden Änderun-           Problemen durch Kellervernässungen             Einblicke – sowohl auf lokaler als auch re-
gen ist, erscheinen aus österreichweiter        diese verstärken (weiche Aussage). Eine        gionaler Ebene – zu gewinnen wäre eine
Sicht nicht grundsätzlich andere Bewirt-        Überprüfung der Bebauungsvorschriften          lohnende Zielrichtung zukünftiger Unter-
schaftungsmaßnahmen in Hinblick auf             und eine Berücksichtigung bei der regio-       suchungen. Dafür ist sowohl eine solide
das Wasserdargebot der Oberflächenwas-          nalen Raumplanung könnte in diesen Fäl-        Datenbasis als auch eine Modellierung
ser notwendig. Regional kann es aber            len notwendig werden.                          mit unterschiedlichen Methoden notwen-
durchaus zu Unterschieden kommen, die               Methodisch haben diese Untersuchun-        dig. Im Kern der Untersuchungen müssen
Handlungsbedarf bewirken. Ebenso kann           gen gezeigt, dass es sinnvoll ist, bei Kli-    Aussagen über die Vorhersagbarkeit von
es jahreszeitlich zu deutlichen Verschie-       maimpaktanalysen verstärkt die Mecha-          zukünftigen Änderungen stehen. Wie in
bungen kommen. Im Detail handelt es             nismen von Änderungen zu untersuchen,          Blöschl et al. (2011a) detailliert dargestellt,
sich bei diesen Verschiebungen um wei-          anstatt nur auf die Größe der Änderungen       unterscheidet die von der Zentralanstalt
che bis mittelharte Aussagen. Die Sensiti-      abzuzielen. Der weit verbreitete Szenari-      für Meteorologie und Geodynamik und
vität des mittleren jährlichen Abflusses auf    enansatz ist wegen der großen Unsicher-        die Technische Universität Wien durchge-
Änderungen des Niederschlags und der            heiten problematisch. Alternative Vor-         führten Studie (ZAMG/TU-Wien Studie
Lufttemperatur ist im Flachland (beson-         gangsweisen (Elastizität, Trading space for    2011) nach harten/mittelharten/weichen
ders im Osten und Südosten) wesentlich          time) können die Aussagekraft erhöhen.         Aussagen. Das ist eine tragfähige Vor-
größer als im Alpenraum (harte Aussage).        Insbesondere ist jedoch die Vulnerabilität     gangsweise, da sie erlaubt, wesentlich ro-
Den Flachlandregionen des Ostens und            der Wasserressourcen in Hinblick auf Än-       bustere Handlungsempfehlungen abzu-
Südostens ist deshalb aus wasserwirt-           derungen des Klimas eine wichtige Größe        leiten als dies ohne diese Unterscheidung
schaftlicher Perspektive besonderbe Auf-        zur Entscheidung über Anpassungsstrate-        möglich ist.
merksamkeit zu schenken. Das sind auch          gien an den Klimawandel für Österreichs
die Regionen Österreichs, die schon jetzt       Wasserwirtschaft. Wenn auch die Ände-          Danksagung
relativ geringe Abflussspenden aufweisen        rungen der zukünftigen Wasserressourcen
und in den letzten Jahren teilweise abneh-      nicht im Detail prognostiziert werden          Diese Studie wurde im Auftrag des BM-
mende Tendenzen des Abflusses zeigten.          können, so belegt etwa die höhere Sensiti-     LFUW Sektion VII und der wasserwirt-
    Durch die vermutlich geringe Zu-            vität des mittleren jährlichen Abflusses auf   schaftlichen Abteilungen der Ämter aller
nahme der Niederschläge und der er­             Änderungen des Klimas im Osten und             Landesregierungen Österreichs durchge-
wartenden Temperaturerhöhung sind in            Südosten die höhere Vulnerabilität im          führt. Die Hydrographischen Daten wur-
den niederschlagsarmen Regionen im Os-          Vergleich zum Westen.                          den durch das Hydrographische Zentral-
ten Österreichs eher sinkende Grundwas-             Um tragfähige Aussagen über die zeitli-    büro zur Verfügung gestellt. Diese
serstände zu erwarten (weiche Aussage).         che Entwicklung der Wasserressourcen           Publikation zeigt auch Ergebnisse des Pro-
Die Herausforderungen der Grund­                machen zu können, ist eine fundierte Da-       jektes Predictability of runoff in a chan-
wasserwirtschaft sind insbesondere in           tenbasis essentiell. Die bestehenden hyd-      ging environment (ÖAW).                n
den Porengrundwasservorkommen durch             rologischen Datenreihen (insbesondere
zunehmende Nutzungsansprüche (Spit-             Niederschlag, Abfluss, Grundwasser-
                                                                                               Korrespondenz:
zenbedarfdeckung beim Trinkwasser, Be-          stand, Wannenverdunstung, Wassertem-           Alfred Paul Blaschke
wässerungsbedarf der Landwirtschaft) zu         peratur) sollten durch Digitalisierung der     Ralf Merz
                                                                                               Juraj Parajka
erwarten. Dazu wird eine Intensivierung         derzeit nur auf Papier vorliegenden Daten      José Luis Salinas
wasserwirtschaftlichen Planung mit un-          verlängert werden und die Aussagekraft in      Günter Blöschl
                                                                                               Technische Universität Wien
terschiedlichen regionalen Strategien           Hinblick auf Trends durch Homogenisie-         Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie
notwendig werden. Die Deckung des               rung verbessert werden. Da die derzeitige      Karlsplatz 13/222
                                                                                               1040 Wien
Trinkwasserbedarfes im Sinne eines öf-          Kenntnis der aktuellen Verdunstung bei         E-Mail: blaschke@hydro.tuwien.ac.at

öwaw                                                         © Springer-Verlag                                                                  1-2/2011   41
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