Auswirkungen von Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid auf die Gesundheit

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Auswirkungen von Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid auf die Gesundheit
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Übersichtsarbeit

Auswirkungen von Feinstaub, Ozon und
Stickstoffdioxid auf die Gesundheit
Beate Ritz, Barbara Hoffmann, Annette Peters

                                                                                      W
                                                                                               eltweit enthält die Luft Schadstoffe aus ver-
                                                                                               schiedensten Quellen, die ein Gemisch aus
Zusammenfassung
                                                                                               vielen teilweise toxischen Einzelbestandteilen
Hintergrund: Luftschadstoffe, zu denen insbesondere Feinstaub, Ozon und Stick-        bilden. In den letzten Jahrzehnten standen die Gesund-
stoffdioxid gehören, gefährden die Gesundheit weltweit. Die Weltgesundheitsorgani-    heitsauswirkungen von Abgasen aus inkompletten
sation hat zum Schutz der Gesundheit im Jahr 2005 globale Empfehlungen für            Verbrennungsprozessen im Fokus wissenschaftlicher
Höchstwerte bezüglich Feinstaub (10 μg/m3 für Feinstaub kleiner als 2,5 μm            Arbeiten. Zu den am Menschen und im toxikologischen
[PM2,5]), Ozon und Stickstoffdioxid erstellt. Die empfohlenen Werte werden in         Labor meist untersuchten Luftschadstoffen gehören
Deutschland vielerorts regelmäßig überschritten.                                      Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid. Weil diese Reiz-
Methode: Dieser Artikel basiert auf einer selektiven Literaturrecherche in PubMed     oder Schadstoffe technisch relativ einfach erfassbar
und zum Teil auf einer Expertise, die im Namen der Internationalen Gesellschaft für   sind, werden sie schon seit Jahrzehnten flächendeckend
Umweltepidemiologie (ISEE) und der European Respiratory Society (ERS) angefer-        in vielen Ländern gemessen.
tigt wurde.                                                                              Dieser Artikel basiert auf einer selektiven Literatur-
                                                                                      recherche in PubMed und zum Teil auf einer Expertise,
Ergebnisse: Luftschadstoffe haben Auswirkungen auf den gesamten Körper, von           die im Namen der Internationalen Gesellschaft für Um-
der menschlichen Entwicklung im Mutterleib bis zu vorzeitiger Sterblichkeit vor       weltepidemiologie (ISEE) und der European Respirato-
allem aufgrund von Lungen- und Herzerkrankungen. Beispielsweise zeigt eine            ry Society (ERS) angefertigt wurde (e1).
epidemiologische Studie pro zusätzlicher Langzeitbelastung von 5 μg/m3 PM2,5
eine assoziierte Steigerung der Sterblichkeit um ca. 7 % (95-%-Konfidenzintervall:    Experimentelle Untersuchungen an Zellen,
[2; 13]). Zusätzlich zu Lungen- und Herzerkrankungen gilt die krebsauslösende         Tieren und Menschen
Wirkung von Feinstaub inzwischen als gesichert. Zudem bestehen Assoziationen          Toxikologische Laborexperimente und kontrollierte Ex-
zwischen erhöhter Feinstaubbelastung und metabolischen Erkrankungen. So war           positionen von Freiwilligen dienen dazu, die gesund-
die Inzidenz für Diabetes mellitus Typ 2 in einer Metaanalyse von Kohortenstudien     heitlichen Auswirkungen der Luftschadstoffe aufgrund
mit erhöhten Feinstaubwerten verbunden, wobei eine relative Risikoerhöhung um         ihrer chemischen und physikalischen Eigenschaften zu
25 % [10; 43] pro 10 µg/m3 PM2,5 bestand. Neuere Studien dokumentieren, dass
                                                                                      untersuchen. Sie liefern wichtige Informationen zur bio-
diese Schadstoffe auch unterhalb der gegenwärtig geltenden Grenzwerte schon
                                                                                      logischen Wirkung im menschlichen Körper, erlauben
zu Schäden führen.
                                                                                      jedoch nicht, Aussagen über das Risiko von Neuerkran-
Schlussfolgerung: Zum Schutz der Gesundheit ist es besonders wichtig, die in          kungen oder über Verschlechterungen von bestehenden
der Europäischen Union geltenden Grenzwerte für die Belastung mit Feinstaub           Erkrankungen zu machen. Kontrollierte Expositionsstu-
< 2,5 µg deutlich abzusenken, um – in Einklang mit den Empfehlungen der Welt-         dien am Menschen sind vor allem dazu geeignet, kurz-
gesundheitsorganisation – gesundheitliche Risiken weiter zu reduzieren.               fristige Veränderungen zum Beispiel der Lungenfunkti-
                                                                                      on oder Entzündungswerte zu untersuchen. Selbst diese
Zitierweise                                                                           Untersuchungen werden aus ethischen Gründen meist
Ritz B, Hoffmann B, Peters A:                                                         nur an relativ gesunden and belastungsfähigen Men-
The effects of fine dust, ozone, and nitrogen dioxide on health.                      schen durchgeführt (eKasten 1).
Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 881–6.
DOI: 10.3238/arztebl.2019.0881                                                        Risikofaktorenforschung am Menschen –
                                                                                      die analytische Epidemiologie
                                                                                      Risikofaktoren für die Inzidenz von Erkrankungen oder
                                                                                      Mortalität können aus ethischen und praktischen Grün-
                                                                                      den nicht in randomisierten klinischen Studien er-
                                                                                      forscht werden; dies gilt für die Luftverschmutzung ge-
                                                                                      nauso wie für andere Risikofaktoren, wie zum Beispiel
University of California, Los Angeles, USA: Prof. Dr. med. Beate Ritz
                                                                                      das Rauchen. Um dagegen die kurz- und langfristigen
                                                                                      Auswirkungen in verschiedenen Altersgruppen und Pa-
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universität Düsseldorf:
Prof. Dr. med. Barbara Hoffmann MPH                                                   tienten abzuschätzen, sind große epidemiologische Be-
Helmholtz Zentrum München und Ludwig-Maximillians Universität München:                obachtungsstudien die Methode der Wahl. Luftver-
Prof. Dr. rer. biol. hum. Annette Peters                                              schmutzungsstudien basieren dabei auf der gleichen

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 51–52 | 23. Dezember 2019                                                                            881
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             TABELLE

             Wissenschaftlich als gesichert geltende Zusammenhänge auf Basis veröffentlichter Expertenbewertungen bis 2016*

               Luftschadstoff                      Gesundheitsauswirkungen                                       Bewertung                          Quelle
               Feinstaub (PM2,5)                   Sterblichkeit                                                 kausal                             (e2)
                                                   Herz-Kreislauf-Erkrankungen                                   kausal                             (e2)
                                                   Krebserkrankungen                                             kausal                             (e5)
                                                   Atemwegserkrankungen                                          wahrscheinlich kausal              (e2)
               Ozon                                Kurzzeitwirkung auf Atemwegserkrankungen                      kausal                             (e9)
                                                   Kurzzeitwirkung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen               wahrscheinlich kausal              (e9)
                                                   Atemwegserkrankungen                                          wahrscheinlich kausal              (e9)
               Stickstoffdioxid                    Kurzzeitwirkung auf Atemwegserkrankungen                      kausal                             (e10)
                                                   Atemwegserkrankungen                                          wahrscheinlich kausal              (e10)

          * Kausalitätskriterien für (e5) werden in (e11, e12) und für (e2, e9, e10) in (e13) beschrieben.

          bewährten epidemiologischen Methodik, mit der auch                                     von Tagen oder Wochen untersucht werden. Die Luftver-
          andere allgemein akzeptierte Risikofaktoren aufge-                                     schmutzungsveränderung vor den Untersuchungstermi-
          deckt wurden, wie beispielsweise Bluthochdruck, Hy-                                    nen wird mit der Änderung verschiedener physiologi-
          percholesterinämie oder Aktiv- und Passivrauchen. Da                                   scher Parameter (Lungenfunktion, Entzündungsmarker,
          in vielen Ländern inzwischen durch flächendeckende                                     Blutdruck und weiteren) assoziiert, wobei aufgrund des
          und kontinuierliche Luftschadstoffmessungen die Be-                                    Studiendesigns nur kurzfristig veränderliche Risikofak-
          lastung der Bevölkerung gut erfasst wird, können Wis-                                  toren (zum Beispiel Passivrauchen am Abend vor der
          senschaftler heute in großen bevölkerungsumgreifen-                                    Untersuchung) als mögliche Störgrößen berücksichtigt
          den Kurz- und Langzeitstudien ihre Auswirkungen un-                                    werden müssen.
          ter realen Bedingungen erfassen.
                                                                                                 Untersuchung von Langzeiteffekten
          Untersuchung von Kurzzeiteffekten                                                      Um längerfristige Gesundheitsauswirkungen aufgrund
          Epidemiologische Arbeiten begannen mit Zeitreihen-                                     chronischer Luftschadstoffbelastung zu erfassen, wer-
          studien zur allgemeinen oder spezifischen Mortalität                                   den vor allem in Nordamerika, Europa und in den letz-
          oder Morbidität, die sich auf Totenscheinregister oder                                 ten Jahren auch in Ländern wie China zum Teil sehr
          auf Krankenhauseinweisungsdaten stützen (16). Diese                                    große Kohortenstudien durchgeführt (17–20), die wis-
          Studien sind methodisch sehr stark, weil sie auf bevöl-                                senschaftlich aufwendig, teuer und in ihrer Aussage-
          kerungsweiten Daten von hoher Qualität beruhen und                                     kraft sehr hochwertig sind. In der Regel bauen sie auf
          wenig oder gar nicht von Selbstselektion, Messfehlern                                  Kohorten auf, die ursprünglich zur Erforschung von
          oder bestimmten Störgrößen beeinflusst werden: Jeder                                   Volkskrankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Er-
          Tote wird gezählt, niemand kann sich der Studie ver-                                   krankungen begonnen wurden (American Cancer So-
          weigern und Luftverschmutzung wird mit sensiblen                                       ciety Study, KORA-Studie, Heinz Nixdorf Recall-Stu-
          und standardisierten Instrumenten in Bevölkerungszen-                                  die und andere). Diese Studien zeichnen sich durch ihre
          tren erfasst. Es werden die täglichen Veränderungen                                    Datenvielfalt und Qualität aus, inklusive der sorgsamen
          von Luftschadstoffwerten mit den täglichen Todesraten                                  Erfassung vieler persönlicher Risikofaktoren und Ge-
          oder Einweisungszahlen für Asthma, Bronchitis, Herz-                                   sundheitsdaten für die als Störgrößen in Analysen ad-
          infarkte oder Schlaganfälle verglichen und Kurzzeitef-                                 justiert werden kann (zur Innenraumluftbelastung als
          fekte durch höhere Belastung mit Staub, Stickoxiden                                    potenzielle Störgröße siehe eKasten 2). Sie schließen
          oder Ozon berechnet. Bei den Analysen werden andere,                                   auch Kinder und gesunde wie kranke Personen mit ein,
          kurzfristig variierende Risikofaktoren wie Temperatur                                  und erlauben sensible Biomarker und langfristige Ex-
          oder Influenzaperioden berücksichtigt. Bei solchen                                     positionen zu erfassen.
          Studien ist es nicht notwendig, langfristige Risikofak-                                   Eine Herausforderung bei der Konzeption, Durch-
          toren (Rauch- oder Essgewohnheiten, Lebensstil, Ar-                                    führung und Analyse epidemiologischer Langzeit- und
          beitsbelastungen oder Belastungen durch Innenraum-                                     Kurzzeitstudien ist, dass Feinstaub, Ozon und Stick-
          quellen) zu berücksichtigen, da diese nicht mit kurzfris-                              stoffdioxid gemeinsame Quellen haben, deshalb oft
          tigen Luftschadstoffschwankungen zusammenhängen                                        zeitlich und räumlich gemeinsam auftreten und auf den
          und daher keine Vermischung („confounding“) von Ef-                                    menschlichen Körper wirken (23). Hinzu kommt, dass
          fekten stattfinden kann. Ähnlich verhält es sich in Pa-                                es noch weitere Schadstoffe in der Luft gibt, wie den
          nelstudien, bei denen Probanden mehrfach im Abstand                                    Ruß, die ultrafeinen Partikel (< 100 nm), oder organi-

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sche Kohlenwasserstoffe, die mit dem Feinstaub und                  KASTEN
dem Stickstoffdioxid gemeinsam auftreten können
(24). Daher werden zusätzliche Messungen, Satelliten-               In Bevölkerungstudien dokumentierte Auswirkungen von
daten und aufwendige Modellrechnungen verwendet,                    Luftschadstoffen auf den menschlichen Körper*
um die Belastung idealerweise zeitlich und räumlich
aufgelöst zu schätzen. Je größer die Korrelation zwi-               ● Atemwege
schen den einzelnen Luftschadstoffen, desto schwieri-                  –   Sterblichkeit wegen Atemwegserkrankungen
ger (oder unmöglich) wird es, ihre einzelnen Effekte zu                –   Morbidität wegen Atemwegserkrankungen
isolieren. Allerdings haben die Schadstoffe trotz über-                –   Lungenkrebs
lappender Quellen durchaus unterschiedliche Vertei-                    –   Atemwegssymptome
lungsmuster in der Außenluft. So ist zum Beispiel Fein-                –   Entzündung der Atemwege
staub relativ gleichmäßig verteilt; das heißt, dass die                –   verminderte Lungenfunktion
Konzentrationsunterschiede zwischen dem am stärks-                     –   vermindertes Lungenwachstum
ten und am wenigsten belasteten Viertel der Bevölke-                ● Bauchspeicheldrüse
rung innerhalb einer Stadt im Bereich von 2–4 μg/m3                    –   Insulinresistenz
liegen. Im Gegensatz dazu sind die Konzentrationsun-                   –   Diabetes mellitus Typ 2
terschiede von NO2 viel größer und können mehr als 20                  –   Diabetes mellitus Typ 1
μg/m3 betragen (25). Daraus resultiert eine Korrelation                –   Knochenstoffwechsel
der Expositionen von deutlich unter 1, was eine teilwei-            ● Blut(kreislauf)
se Isolierung der Effekte ermöglicht. Multizentrische                  –   Bluthochdruck
Kohortenstudien mit verschiedensten Schadstoffzu-                      –   endotheliale Dysfunktion
sammensetzungen (Gemischen) und -konzentrationen                       –   erhöhte Blutgerinnung
erlauben die Trennung von Schadstoffeffekten.                          –   systemische Entzündung
                                                                       –   Venenthrombose
Natürliche Experimente und Interventionsstudien
Letztlich leisten quasi-experimentelle Studien zum                  ● Gehirn
wissenschaftlichen Kausalitätsverständnis einen be-                    –   Schlaganfall
sonders wichtigen Beitrag. Solche ‚natürliche Experi-                  –   psychische Erkrankungen
mente‘ konnten dramatische Verbesserungen der Luft-                    –   kindliche Gehirnentwicklung
verschmutzungswerte aufgrund von Umweltauflagen                        –   neurodegenerative Erkrankungen
bei Olympischen Spielen in Atlanta (26) oder Peking                 ● Herz
(27, e14, e15) oder der zeitweiligen oder dauerhaften                  –   Sterblichkeit wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Schließung von stark verschmutzenden Industrien                        –   Morbidität wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen
oder Kraftwerken direkt mit der Verringerung von                       –   Myokardinfarkt
Atemwegserkrankungen (inklusive Asthma) in Ver-                        –   Herzrhythmusstörungen
bindung bringen. Die zeitweilige Schließung eines                      –   Herzinsuffizienz
Stahlwerks in Utah, das eine hohe lokale Partikelbe-                   –   Störungen der Herzrhythmusvariabilität
lastung verursachte, zeigte eine zeitgleiche 2- bis                    –   ST-Senkung
3-fache Verringerung von Krankenhauseinweisungen                    ● Haut
von Kindern aufgrund von Asthma und Bronchitits                        – Hautalterung
(28). Ähnlich haben Studien, analysiert nach den neu-               ● Embryo/Fortpflanzung
esten Methoden, gezeigt, dass Schließungen von Koh-                    –   Frühgeburt
le- und Ölkraftwerken in Kalifornien mit einer Sen-                    –   verringertes Geburtsgewicht
kung der Frühgeburtlichkeit von 7,0 % auf 5,1 % im                     –   verringertes fötales Wachstum
Umkreis von fünf Kilometern assoziiert waren (29).                     –   Präeklampsie
Besonders aufschlussreich ist eine weitere kaliforni-                  –   verringerte Spermienqualität
sche Studie, die heranwachsende Kinder vom 10.
bis zum 18. Lebensjahr verfolgen konnte. Sie zeigte,                *modifiziert nach (31)
dass Lungenfunktion und -wachstum nicht nur in
höher belasteten Regionen beeinträchtigt waren, son-
dern darüber hinaus ein Umzug der Kinder, der mit
einer Verbesserung oder Verschlechterung der Luft-
qualität einherging, auch die Lungenentwicklung                      Die Tabelle fasst die als wissenschaftlich gesichert
entsprechend verbesserte oder verschlechterte (30,                angesehenen Zusammenhänge basierend auf veröffent-
e16). Zum Beispiel war die Einsekundenkapazität der               lichten Expertenbewertungen bis 2016 zusammen (Ta-
Lunge (Quotient aus beobachteter versus erwarteter                belle).
Einsekundenkapazität < 80 %) von 18-Jährigen in Re-                  Der Kasten zeigt auf, welche Auswirkungen in Be-
gionen mit erhöhter Feinstaubverschmutzung vermin-                völkerungsstudien auf den ganzen Körper beobachtet
dert (7,9 % versus 1,6 % wiesen Einschränkungen                   wurden. Erkenntnisse reichen vom Lebensbeginn im
auf, P = 0,002).                                                  Mutterleib über akute und chronische Erkrankungen

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 51–52 | 23. Dezember 2019                                                                  883
MEDIZIN

          bei Kindern und Erwachsenen bis hin zum vorzeitigen        erstellen. Auch die US-amerikanische Umweltbehörde
          Tod und schließen Einwirkungen auf viele Organe und        (U.S. EPA) und Weltgesundheitsorganisation (WHO)
          physiologische Prozesse mit ein. Zu tausenden von Stu-     bedienen sich ähnlicher Kriterien (e13). Als kausal ge-
          dien (32), davon die frühesten zur Gesamtmortalität        sichert gelten solche Zusammenhänge, für die es aus-
          (e17–e20) und zu Atemwegserkrankungen (e3, e21),           reichend Populationsstudien gibt, in denen zufällige
          prominenten Studien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen         Zusammenhänge, Verzerrungen oder andere Störgrö-
          (e4, e6) gesellen sich neuere Studien zu metabolischen     ßen weitgehend ausgeschlossen werden können oder
          Erkrankungen (Diabetes: um 25 % erhöhtes Risiko;           die von toxikologischen Studienergebnissen, besonders
          95-%-Konfidenzintervall: [10; 43] per 10 μg/m3 PM2,5,      solchen mit umwelt-relevanten Konzentrationen, unter-
          [e22]), zu Schwangerschaftsproblemen (wie zum Bei-         stützt wurden. Als wahrscheinlich kausal werden Zu-
          spiel Bluthochdruck [e23] oder um 13 % [3; 24] erhöh-      sammenhänge bezeichnet, bei denen es klare Hinweise
          te Frühgeburtlichkeit per 10 µg/m3 PM2,5 [e24]) und zu     auf Kausalität gibt, aber die Datenlage als nicht ausrei-
          Auswirkungen auf die Lungen- und Gehirnentwicklung         chend für die Erfüllung aller Kausalitätskriterien gilt.
          bei Kindern (systematische Reviews [e25, e26]) und         Kausalzusammenhänge können nur aus einer gesamt-
          sogar auf die Hautalterung [e27]. In den letzten Jahren    wissenschaftlichen Beurteilung abgeleitet werden, in
          wurde auch das alternde Gehirn als mögliches Ziel von      die reine Beobachtungsstudien zusammen mit experi-
          Schädigungen durch Luftschadstoffe untersucht, das         mentellen Studien und mechanistischen Erwägungen
          heißt, es wurden unter Belasteten erhöhte Schlagan-        einfließen.
          fallsrisiken (e28) sowie vermehrt Neurodegeneration
          (e29) und kognitive Beeinträchtigungen (systemati-         Festlegung von allgemeinen Richtwerten
          sches Review [e30]) und Demenz (systematisches Re-         Die WHO spricht Empfehlungen für einzuhaltende
          view [e31]) dokumentiert.                                  Luftschadstoffkonzentrationen aus: die sogenannten
             Die Größenordnung dieser Effekte sind verglichen        Luftqualitätsrichtlinien. Diese WHO-Empfehlungen
          mit anderen Risikofaktoren wie zum Beispiel dem Rau-       basieren auf der zur jeweiligen Zeit vorhandenen Evi-
          chen relativ klein, aber wegen der ubiquitären Expositi-   denz, inklusive bevölkerungsbezogener, toxikologi-
          on relevant für die Krankheitslast in der Bevölkerung.     scher und tierexperimenteller Studien, und sie versu-
          So zeigen epidemiologische Studien pro zusätzlicher        chen Werte festzulegen, unterhalb von denen keine ein-
          Langzeitbelastung von 5 μg/m3 PM2, 5 eine Steigerung       deutigen Effekte auf die Gesundheit mehr nachweisbar
          der Sterblichkeit von etwa 7 % [2; 13] (33). Weiterhin     sind. Die aktuell noch gültigen Empfehlungen der
          wird eine Steigerung der Wahrscheinlichkeit für das        WHO stammen aus dem Jahr 2005 und berücksichtigen
          Auftreten von Herzinfarkten um rund 12 % [1; 25] pro       daher nicht die in den letzten 15 Jahren erheblich ange-
          10 μg/m3 PM10 Langzeitbelastung berichtet (8). Über-       wachsene Evidenz aus großen prospektiven Studien.
          tragen auf die Krankheitslast der Bevölkerung liegt        Für Stickstoffdioxid wurde im Jahr 2005 ein Richtwert
          Feinstaub damit in Deutschland auf Rang 9 der wich-        von 40 µg/m3 auf der Basis von Langzeit-Tierexperi-
          tigsten Risikofaktoren (e32).                              menten und den damaligen bevölkerungsbezogenen
                                                                     Studien festgelegt. Neuere wissenschaftliche Erkennt-
          Evidenz und Kausalität                                     nisse zeigen jedoch Effekte unterhalb des im Jahre
          Generell erlaubt keine einzelne auch noch so große Stu-    2005 festgelegten Richtwerts, sodass im Auftrag der
          die ein Kausalitätsurteil zu fällen. Vielmehr werden von   Europäischen Union im Jahr 2013 eine Neubewertung
          internationalen Expertengremien bei der Kausalitätsbe-     der Evidenzlage vorgenommen wurde. Speziell für
          urteilung einer Expositions-Wirkungs-Beziehung nach        Stickstoffdioxid wurden dabei Gesundheitseffekte
          einem definierten, transparenten und dokumentierten        oberhalb eines Schwellenwerts von 20 µg/m3 als gesi-
          Verfahren alle publizierten Studien herangezogen. Stu-     chert angesehen (24, e33). Maßgeblich war hierfür eine
          dien mit unterschiedlichem Design und Stärken und          Meta-Analyse von mehr als 15 Langzeitstudien zu
          Schwächen werden gemeinsam nach einem zuvor er-            Stickstoffdioxid (34), die einen Anstieg des Mortali-
          stellten Kriterienkatalog bewertet, widersprüchliche       tätsrisikos um 5 % [3; 8] pro 10 µg/m3 NO2 ergab (34).
          Ergebnisse werden gegeneinander abgewogen, und die         Auch für Feinstaub zeigten sich inzwischen in Studien
          Ergebnisse werden, wo die Datenlage dies erlaubt, in       mit Millionen Probanden klare Effekte unterhalb des
          Metaanalysen zusammengefasst. Darüber hinaus wer-          derzeit gültigen Richtwerts der WHO von 10 µg/m3 für
          den toxikologische und tierexperimentelle Studien he-      PM2,5. So kommt zum Beispiel eine US-amerikanische
          rangezogen um zu beurteilen, ob es für die untersuchte     Studie zu dem Ergebnis, dass die Gesamtmortalität bei
          Expositions-Wirkungs-Beziehung biologisch plausible        über 65-Jährigen unterhalb von 12 µg/m3 PM2,5 (der
          Mechanismen der Krankheitsentstehung gibt. Generell        derzeit gültige US-amerikanische Grenzwert) pro 10
          kann die Wissenslage entsprechend der Richtlinien von      µg/m3 PM2,5 mit einem Anstieg um 13,6 % [13,1; 14,1]
          Bradford-Hill beurteilt werden (e11). Dies bildet auch     einhergeht (e34). Neueste Zahlen aus Europa, die im
          die Basis des Vorgehens von anerkannten Organisatio-       August 2019 auf dem Fachkongress der ISEE in
          nen wie der International Agency for Research on Can-      Utrecht präsentiert wurden, zeigen sogar noch stärkere
          cer (IARC) (e12) und dem Institute of Medicine Na-         Effekte. Bei einer mittleren Belastung von etwa 15 µg/m3
          tional Academy of Science (IOM/NAS), um aufgrund           PM2,5 steigt die Mortalität (natürliche Todesursachen)
          wissenschaftlicher Arbeiten Kausalzusammenhänge zu         demnach pro 5 µg/m3 PM2,5 um 13 %, [11; 16] (e35).

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MEDIZIN

Eine umfassende Überarbeitung der Empfehlungen von
2005 wird derzeit aufgrund dieser neuen wissenschaftli-           Kernaussagen
chen Erkenntnisse von der WHO durchgeführt. Die Pu-
blikation der überarbeiteten Luftqualitätsrichtlinien wird        ● Der Begriff „Luftschadstoffe in der Außenluft“ umfasst unter anderem Feinstaub,
für 2020 erwartet.                                                   Ozon und Stickstoffdioxid.
                                                                  ● In Bevölkerungsstudien wurden Auswirkungen auf verschiedene Organsysteme be-
Empfehlungen und Grenzwerte                                          obachtet, darunter das Herz-Kreislauf-System, die Lunge, das Gehirn und die Haut.
Die Festlegung von gesetzlichen Grenzwerten ist
                                                                  ● Zudem wurden hohe Raten von Frühgeburtlichkeit und Diabetes mellitus Typ 2 in
ein politischer Prozess unter Berücksichtigung von
                                                                     Assoziation mit erhöhten Feinstaubkonzentrationen in Metaanalysen berichtet.
wissenschaftlichen Empfehlungen, unter anderem den
Luftqualitätsrichtlinien der WHO. In der Europäischen             ● Die gegenwärtigen gesetzlichen Grenzwerte entsprechen dem Vorsorgeprinzip in
Union werden die Grenzwerte, die sich auf die WHO                    Europa nicht, da auch unterhalb der derzeit gültigen Grenzwerte Gesundheitseffek-
stützen, durch das EU-Parlament verabschiedet, und                   te bestehen.
gemeinsam mit den Ausführungsbestimmungen in                      ● Zum Schutz der Gesundheit sollten die Grenzwerte (besonders für Feinstaub
nationales Recht umgesetzt. So wurde im Jahr 2008 die                kleiner als 2,5 μm) in der Europäischen Union deutlich abgesenkt werden.
Empfehlung der WHO für einen Langzeitgrenzwert
von Stickstoffdioxid von 40 µg/m3 übernommen, wäh-
rend die Empfehlung für Feinstaub um das 2,5-fache
überschritten wurde. Dies ist am ehesten durch politi-
sche Einflussnahme und wirtschaftliche Erwägungen,                gen des Nutzens (e38, e39). Der US-amerikanischen
die in solche Entscheidungen der EU einfließen, zu er-            Kosten-Nutzen-Abwägung steht in Europa das Vor-
klären. Die US-amerikanische Gesetzgebung leitet sich             sorgeprinzip („precautionary principle“) für Grenz-
aus gesetzlich vorgeschriebenen wissenschaftlichen                wertsetzungen gegenüber. Danach muss der Gesetz-
Bewertungen ab, die in regelmäßigen Abständen aktua-              geber die Bevölkerung auch dann schützen, wenn die
lisiert werden (e9). Dieses regionenspezifische Vorge-            Möglichkeit eines Schadens durch eine Substanz nur
hen resultiert in und erklärt die großen Unterschiede in          möglich, aber (noch) nicht eindeutig wissenschaftlich
der Gesetzgebung weltweit (35). Die neuesten wissen-              gesichert ist. Die gegenwärtigen gesetzlichen Grenz-
schaftlichen Erkenntnisse belegen für Europa dringen-             werte entsprechen diesem Grundkonsens in Europa
den Handlungsbedarf insbesondere bezüglich einer He-              nicht, da auch unterhalb der derzeit gültigen Grenz-
rabsetzung der Feinstaubgrenzwerte. In der Schweiz                werte eindeutig Gesundheitseffekte bestehen. Eine
wurden die WHO-Empfehlungen von 2005 in der                       weitere Absenkung der Luftschadstoffgrenzwerte ist
Grenzwertfestlegung für Feinstaub übernommen bezie-               daher nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht, sondern
hungsweise für Stickstoffdioxid mit einem Grenzwert               auch aus der ethischen Verpflichtung zum Schutz der
von 30 µg/m3 sogar unterboten (e36, e37). Bisher ha-              Bevölkerung notwendig. Darüber hinaus kommt es
ben allerdings nur sieben Staaten die WHO-Empfeh-                 bei den meisten Maßnahmen zur Reduktion der Luft-
lungen für Feinstaub (Jahresmittelwert von 10 µg/m3               verschmutzung auch zu erheblichem Zusatznutzen im
PM2,5) gesetzlich verankert (35).                                 Bereich des Klimaschutzes, sodass es sich um einen
                                                                  echten Dreifachgewinn handelt.
Erfolge können gemessen werden
                                                                  Danksagung
Eine Studie in den USA berichtete, dass eine Abnah-               Wir danken Bert Brunekreef, Nino Künzli, Meltem Kutlar Joss, Holger Schulz,
me von 10 µg/m3 PM10 mit einer Zunahme der Le-                    Kurt Straif, Nicole Probst-Hensch und H. Erich Wichmann für ihren Beitrag.
benserwartung um 6 Monate einhergehen würde (36).
                                                                  Interessenkonflikt
Schätzungen für Dänemark zeigen, dass sich durch-                 Die Autorinnen erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
schnittlich 1,3–1,6 Jahre an krankheitsfreier Lebens-
                                                                  Manuskriptdaten
zeit und 0,3–0,5 Jahre an Lebenszeit durch eine                   eingereicht: 13. 6. 2019, revidierte Fassung angenommen: 15. 11. 2019
20 %-ige Reduzierung von NO2 gewinnen ließen
(37). Und laut Berichten aus der Schweiz (38) führt               Literatur
eine Verbesserung der Luftreinheit zu einer Reduzie-               1. Umwelt Bundesamt: Feinstaub. www.umweltbundesamt.de/themen/
                                                                      luft/luftschadstoffe/feinstaub (last accessed on 15 June 2019).
rung von medizinischen Behandlungskosten und Ar-                   2. Sutton MA, Howard CM, Erisman JW, et al.: The European nitrogen
beitsausfällen. Letztendlich muss eine Gesellschaft                   assessment. Sources, effects and policy perspectives. United King-
entscheiden, wann es sich auszahlt, präventive Maß-                   dom: Cambridge University Press 2011.
                                                                   3. Cassee FR, Héroux ME, Gerlofs-Nijland ME, Kelly FJ: Particulate matter
nahmen zu ergreifen. Als Grundlage für diese Ent-                     beyond mass: recent health evidence on the role of fractions, chemical
scheidung dienen Kosten-Nutzen-Rechnungen, mit                        constituents and sources of emission. Inhal Toxicol 2013; 25: 802–12.
denen der volkswirtschaftliche Aufwand für Luftrein-               4. Pope CA 3rd, Muhlestein JB, May HT, Renlund DG, Anderson JL,
                                                                      Horne BD: Ischemic heart disease events triggered by short-term
haltemaßnahmen mit dem gesundheitlichen Nutzen                        exposure to fine particulate air pollution. Circulation 2006; 114:
ins Verhältnis gesetzt werden. Solche Berechnungen,                   2443–8.
unter anderem durchgeführt von der US-amerikani-                   5. Prussin AJ 2nd, Marr LC: Sources of airborne microorganisms in the
schen Umweltbehörde und dem Internationalen Insti-                    built environment. Microbiome 2015; 3: 78.
                                                                   6. Halliwell B, Hu ML, Louie S, et al.: Interaction of nitrogen dioxide with
tut für angewandte Systemanalyse (IIASA), zeigen                      human plasma. Antioxidant depletion and oxidative damage. FEBS
für die USA und für Europa ein deutliches Überwie-                    Lett 1992; 313: 62–6.

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 51–52 | 23. Dezember 2019                                                                                       885
MEDIZIN

 7. Eidgenössische Kommission für Lufthygiene: Stickstoffhaltige Luftschadstoffe in        34. Hoek G, Krishnan RM, Beelen R, et al. : Long-term air pollution exposure and
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                                                                                               Morges. Int J Hyg Environ Health 2017; 220: 829–39.
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                                                                                           Dept. of Epidemiology, Fielding School of Public Health
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    September 2019).                                                                          Suárez et al. ist in Heft 43 vom 25. Oktober 2019 ein fehlerhaftes
23. Campen M, Robertson S, Lund A, Lucero J, McDonald J: Engine exhaust particu-
    late and gas phase contributions to vascular toxicity. Inhal Toxicol 2014; 26:            Bildbeispiel abgedruckt. Die korrekte Abbildung 2 wird hier wieder-
    353–60.                                                                                   gegeben. Des Weiteren fehlen in der eAbbildung 2 die Angaben zur
24. World Health Organization: Review of evidence on health aspects of air pollution          Gewichtung und Kontrastmittelapplikation. Dabei handelte es sich um
    – REVIHAAP Project: Technical Report. Copenhagen: WHO Regional Office for                 eine T1wTSE nach Kontrastmittelapplikation. Kontrastmittel: 12 mL
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886                                                                                                          Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 51–52 | 23. Dezember 2019
MEDIZIN

Zusatzmaterial zu:

Auswirkungen von Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid
auf die Gesundheit
Beate Ritz, Barbara Hoffmann, Annette Peters
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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 51–52 | 23. Dezember 2019                                                                                                         I
MEDIZIN

     eKASTEN 1                                                     eKASTEN 2

     Quellen und Gesundheitsauswirkungen                           Luftbelastung Innenraum
     von Luftschadstoffen
                                                                   Auch im Innenraum kann es zu erheblichen Konzentra-
     ● Feinstaub ist ein Gemisch aus Partikeln < 10 μm (0,01       tionen von verschiedenen Schadstoffen kommen. Dabei
       Millimeter) aus unterschiedlichen Quellen (1). Verbren-     hängt die Luftqualität im Innenraum vor allem von der
       nungsprozesse aus Kraftfahrzeugen, Kraftwerken, Hei-        Qualität der Außenluft sowie von zusätzlichen Schad-
       zungen und Industrieanlagen erzeugen Partikel und           stoffquellen im Innenraum ab. So können zum Beispiel
       gasförmige Vorläufersubstanzen (Schwefeldioxid und          Rauchen, Kaminöfen, Kochen mit oder ohne Gasherd
       Stickoxide), die selbst gesundheitsschädigend sind und      und Kerzenbrand je nach Lüftungsverhalten zu erhebli-
       zusammen mit landwirtschaftlichen Ammoniakemissio-          chen Anstiegen der Feinstaub (PM) oder NO2-Konzen-
       nen zur sekundären Feinstaubbildung beitragen (2). Die      tration führen. Die gesundheitsschädlichen Wirkungen
       gesundheitsschädliche Wirkung beruht auf chemischen         von zum Beispiel Passivrauchen sind bereits gut
       und physikalischen Eigenschaften, die oxidativen            untersucht und haben zu entsprechenden Nichtraucher-
       Stress (auf Mitochondrien, DNA, Proteine) und systemi-      schutzgesetzen in öffentlich zugänglichen Bereichen
       sche entzündliche Reaktionen erzeugen (3). Die schä-        geführt. Die Weltgesundheitsorganisation sowie
       digende Feinstaubeinwirkung auf Lunge und Atemwege          nationale Behörden haben für die Innenraumluftqualität
       ist unumstritten (e2, e3) und Zusammenhänge werden          verschiedene Empfehlungen abgegeben (21, 22). Eine
       auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen [e2, 4, e4] und        gesetzliche Regulierung wird aufgrund des Schutzes
       einige Krebserkrankungen als gesichert angesehen (e5,       der Privatsphäre jedoch nur in öffentlich zugänglichen
       e6). Feinstaub natürlichen Ursprungs (Bodenerosion,         Innenräumen vorgenommen. Die Analyse der Effekte der
       Pollen, Mikroorganismen) erzeugt allergische und in-        Außenluftbelastung wird hierdurch in aller Regel nicht
       fektiöse Krankheitsbilder, Mikroorganismen können           verzerrt, da die Innenraumquellen nicht systematisch mit
       aber auch zum natürlichen/gesunden menschlichen Mi-         der Außenluftbelastung zusammenhängen. Vorstellbar
       krobiom beitragen (5).                                      ist jedoch, dass zum Beispiel Kinder von sozial
                                                                   schwachen Eltern häufiger Passivrauchbelastung und
     ● Ultrafeine Partikel (< 100 Nanometer) spielen eine Son-
                                                                   zusätzlich auch häufiger hohen Außenluftbelastungen
       derrolle, weil sie in den Blutkreislauf oder das autonome
                                                                   ausgesetzt sind (weil sozial schwache Familien häufiger
       Nervensystem eintreten und so selbst ins Gehirn gelan-
                                                                   in stärker verschmutzten Stadtteilen leben). In diesem
       gen können. Hier besteht dringender Forschungsbedarf
                                                                   Fall könnte bei einer „naiven“ Analyse eine systema-
       und flächendeckende Routinemessungen fehlen.
                                                                   tische Vermischung des Effekts der Außenluft mit dem
     ● Ozon und Stickstoffdioxid sind Reizgase, die ebenfalls      Effekt der Passivrauchbelastung im Innenraum eintreten.
       oxidativen Stress (6) und Entzündungsreaktionen in der      In qualitativ hochwertigen Studien wird diese mögliche
       Lunge auslösen (7). Ozon entsteht in Bodennähe bei          Vermischung von Effekten jedoch durch Berücksichti-
       Sonneneinstrahlung durch photochemische Prozesse            gung des Sozialstatus im Design oder in der Analyse
       aus Stickstoffoxiden und flüchtigen organischen Verbin-     der Studie verhindert. Analog wird auch mit anderen
       dungen (8) aus inkompletten Verbrennungsprozessen.          potenziell über den Sozialstatus mit der Außenluftkon-
       In Ballungsgebieten ist der Straßenverkehr – besonders      zentration verbundenen Innenraumquellen umgegangen.
       Dieselmotoren – die bedeutendste Quelle (9). Ozonbe-        Allerdings ist dies nur dann zwingend notwendig, wenn
       lastung führt kurzfristig zu atemwegsbedingten Notfall-     tatsächlich die Innenraumbelastung mit der Außenluft-
       konsultationen und Krankenhauseinweisungen (e5),            konzentration zusammenhängt.
       langfristig trägt sie zu atemwegsbedingter Sterblichkeit
       und Verschlechterung von Asthma bei (10).
     ● Stickstoffdioxid verschlechtert ebenfalls Asthmasympto-
       matiken (11) und erzeugt Atemwegserkrankungen (e8).
       Neuere Studien und Übersichtsarbeiten zeigen einen
       Sterblichkeitsanstieg von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
       (12, 13, e7, e8) und von Diabetes (14). Offen bleibt, ob
       das NO2 oder das Schadstoffgemisch (für das NO2 ein
       Indikator ist) Auslöser ist. Die epidemiologische Evidenz
       (14) macht toxikologische Untersuchungen zur biologi-
       schen Wirkungsweise von NO2 auf das kardiovaskuläre
       System dringend notwendig. In einer Studie mit Diesel-
       gas exponierten Ratten, blieb die Herzfunktion trotz
       Partikelentfernung durch Filter beeinträchtigt (15).

II                                                                  Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 51–52 | 23. Dezember 2019
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