Auszug aus: Wie gehen wir mit Tieren um? Aspekte der Tierethik erörtern
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Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Wie gehen wir mit Tieren um? Aspekte der Tierethik erörtern Das komplette Material finden Sie hier: School-Scout.de © Copyright school-scout.de / e-learning-academy AG – Urheberrechtshinweis Alle Inhalte dieser Material-Vorschau sind urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei school-scout.de / e- learning-academy AG. Wer diese Vorschauseiten unerlaubt kopiert oder verbreitet, macht sich gem. §§ 106 ff UrhG strafbar.
I.C.47 Problemfelder der Moral Wie gehen wir mit Tieren um? – Aspekte der Tierethik erörtern Frederike Jesse © Getty Images © RAABE 2020 Welche Rechte haben Tiere? Und welche Pflichten haben wir Menschen ihnen gegenüber? Dürfen wir Tiere in der Landwirtschaft nutzen? Ist es erlaubt, Haustiere zu halten? Sollte man auf Fleisch- konsum verzichten? Darf man menschliche Interessen tierischen vorziehen? Kaum ein Thema beschäftigt Kinder und Jugendliche so sehr wie der Umgang mit Tieren. In dieser Einheit erörtern die Lernenden gemeinsam mit den beiden Protagonisten Hannah und Paul, wie ein respektvoller Umgang mit Haus- und Nutztieren im Alltag konkret aussehen kann. KOMPETENZPROFIL Klassenstufe: 5/6 Dauer: 8 Stunden Kompetenzen: Sachtexte verstehen und in Sinnabschnitte gliedern, den Argumentationsgang wiedergeben und die Kernaussage in eigenen Worten zusammenfassen, Schlagworte im Text markieren, Texte szenisch umsetzen, Erlerntes kritisch reflektieren und auf Alltagserfahrungen sinnvoll anwenden Thematische Bereiche: Positionen der Tierethik erarbeiten (Kant und Schopenhauer), Haustier- und Nutztierhaltung, Vegetarismus, Zootierhaltung Medien: Erzähltexte, Bilder, Zeichnungen Methoden: kreatives Schreiben, szenisches Interpretieren, Mindmap, Arbeit mit Moderationskarten, Plakate erstellen und präsentieren, kreatives Gestalten
2 von 38 I.C.47 Problemfelder der Moral Tierethik Fachwissenschaftliche Orientierung Was ist Tierethik? Wie sollen wir mit Tieren umgehen? Ist es erlaubt, Fleisch zu essen, Tierexperimente durchzuführen oder Nutztiere für die Landwirtschaft zu halten? Kaum ein philosophisches Thema bekommt aktuell so viel mediale Aufmerksamkeit wie die Tierethik. Im Zentrum steht die Frage nach dem richtigen Umgang mit Tieren. Im Fokus des Interesses steht dabei das Tier, nicht der Mensch. Welche Rechte kommen Tieren zu? Und welche Pflichten haben wir Menschen ihnen gegenüber? Ziel der Reihe ist es, Orientierung zu geben und menschliche Verpflichtungen gegenüber Tieren klar zu definieren. Wo liegen die Unterschiede zwischen Nutz- und Haustieren? Unterschieden wird zwischen Nutz- und Haustieren. Haustiere werden gezüchtet, um mit Menschen zusammenzuleben. Wir begreifen sie als Sozialpartner. Haustiere, die mit ihrem Halter unter einem Dach wohnen, bezeichnet man auch als Heimtiere. Dies wären zum Beispiel Hunde und Katzen. Ein Nutztier hingegen wird für bestimmte Zwecke gezüchtet. Dabei wird unterschieden zwischen landwirtschaftlichen und nicht landwirtschaftlichen Nutztieren. Fleisch und Wolle liefernde Tiere sind landwirtschaftliche Nutztiere, Blindenhunde und Therapiepferde dienen dem Menschen. Doch nicht alle gezüchteten Tiere lassen sich diesen Kategorien eindeutig zuordnen. Einige Tiere leben mit uns als Haustiere, dienen dem Menschen aber zugleich. Schlittenhunde beispielsweise sind in nördlichen Regionen Europas Haustier und Zugtier zugleich. Anthropozentrismus und Pathozentrismus – zwei gegensätzliche Positionen © RAABE 2020 Es gibt zahlreiche tierethische Positionen, denen jeweils unterschiedliche Menschen- und Tierbilder zugrunde liegen. Die zwei gegensätzlichen Grundpositionen unterscheiden sich vorrangig darin, dass der Anthropozentrismus dem Tier kein Ich-Bewusstsein zuschreibt, während der Pathozentris- mus allen leidensfähigen Lebewesen gleiches Recht auf die Berücksichtigung ihrer Interessen zu- spricht. Einer der bekanntesten Vertreter des modernen Pathozentrismus ist Peter Singer. Auch wenn der Anthropozentrismus Tieren kein Ich-Bewusstsein zuschreibt, rechtfertigt das nicht Tierquälerei. Immanuel Kant (1724–1804), ein Vertreter des Anthropozentrismus, spricht sich offen gegen Tierquälerei aus. Ein derart unsensibles Verhalten führe, so Kant, zur Verrohung des Men- schen. Zwischen diesen zwei gegensätzlichen Positionen verorten sich zahlreiche weitere, welche die Interessen und Rechte von Tieren unterschiedlich stark fokussieren. Didaktisch-methodische Überlegungen Warum Tierethik behandeln im Unterricht? Nie war das Interesse am Thema „Tierethik“ so groß bei Kindern und Jugendlichen wie heute. Das Umweltbewusstsein und der kritische Blick auf Tierhaltung nehmen insbesondere in den jüngeren Generationen zu. Immer mehr Schülerinnen und Schüler sind Vegetarier oder Veganer, viele liebe- volle Haustierhalter, die eine starke soziale Bindung zu ihren Tieren pflegen. Ebenso gibt es in jeder Klasse aber auch Fleischesser. So repräsentiert in der Regel jeder Kurs zentrale Positionen, die auch in der Gesellschaft vorherrschend sind. Kaum ein anderes philosophisches Thema lässt sich mit so hoher Motivation so kontrovers diskutieren. Erfahrungsgemäß überdenken viele Schülerinnen und Schüler ihre Einstellung gegenüber Tieren im Laufe der Einheit. Nicht wenige ändern ihre Position in Bezug auf Fleischkonsum, Tierhaltung oder Tierexperimente. 62 RAAbits Ethik/Philosophie Februar 2020
I.C.47 Problemfelder der Moral Tierethik 3 von 38 Wie bettet sich das Thema dieser Einheit in den Lehrplan? Der Lehrplan für das Fach Philosophie in Schleswig-Holstein bettet das Thema „Umgang mit Tieren als Bereich gesellschaftlicher Verantwortung“ in Klasse 5 ein in den übergeordneten Reflexions bereich „Was soll ich tun?“. Diese Unterrichtseinheit orientiert sich an den in Schleswig-Holstein obligatorischen themenbezogenen Kompetenzen. Zunächst arbeiten die Lernenden Unterschiede zwischen Mensch und Tier heraus. Im zweiten Schritt erörtern sie, welche Konsequenzen sich d araus ergeben für unseren Umgang mit Tieren. Menschen ziehen vielfältigen Nutzen aus Tieren. Dement- sprechend bestimmt er auch unser Verhältnis zu Tieren. Deutlich wird, dass die Unterscheidung von Nutz- und Haustier unsere emotionale Bindung zu Tieren beeinflusst und somit auch den Umgang mit ihnen. Abschließend stehen verschiedene Problemfelder der Tierethik im Fokus. Es geht um art- gerechte Tierhaltung im Zoo und zu Hause sowie um Fleischkonsum. Die Protagonisten der Einheit, Hannah und Paul, verdeutlichen zu Beginn jeder Stunde den Lebensbezug der Stundenthemen und deren Relevanz im Alltag der Lernenden. Welche methodischen Schwerpunkte setzt diese Reihe? Der methodische Schwerpunkt dieser Einheit liegt auf dem Einüben eigenständigen Argumentie- rens. Argumente zu finden, sie angemessen zu formulieren, zu bewerten, gemeinsam zu diskutieren und gegeneinander abzuwägen, dies sind zentrale philosophische Kompetenzen. Dabei erfahren die Lernenden in dieser Einheit Unterstützung durch Hannah und Paul. Beide sind Geschwister, aber fast immer unterschiedlicher Meinung. Während Hannah emotional argumentiert, versucht Paul, rationale Argumente zu finden und diese auf ihre sachliche Richtigkeit hin zu prüfen. In jeder Stunde sehen sich die Lernenden mit einem tierethischen Problem konfrontiert, welches anhand der kon © RAABE 2020 troversen Meinungen von Paul und Hannah anschließend gemeinsam diskutiert werden kann. Auch die Fähigkeit, genau hinzuschauen und Sachverhalte zu beschreiben, wird in dieser Reihe ge- schult. So setzen sich die Lernenden mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Mensch und Tier auseinander und überlegen, was Nutz- und Heimtiere voneinander unterscheidet. Antwor- ten auf diese Fragen leiten sich die Schülerinnen und Schüler aus alltäglichen Beobachtungen ab. Dabei stellt es für die Lernenden oftmals eine Herausforderung dar zu abstrahieren. Mithilfe von Hannah und Paul lernen sie, Alltagserfahrungen in allgemeingültige Prinzipien umzuformulieren und allgemeingültige Prinzipien zu hinterfragen, indem sie diese auf ihr eigenes Leben anwenden. In der Regel werden philosophische Texte nicht in der Unterstufe behandelt. Dennoch wagt sich diese Einheit auch daran. Kleine Textausschnitte führen die Lernenden an philosophische Primär- texte heran. Textverständnisaufgaben ermöglichen es, sich schwierige Texte zu erschließen. Wie ist die vorliegende Reihe aufgebaut? In den ersten Stunden erörtern die Lernenden, ob es Unterschiede gibt zwischen Mensch und Tier und inwiefern sich Tiere unterscheiden lassen im Hinblick auf den Nutzen, den sie für den Menschen haben. Anschließend stellt sich die Frage, inwiefern wir Tiere für unsere eigenen Zwecke nutzen dürfen und was wir dabei beachten sollten. Im Anschluss daran wird auf die verschiedenen Formen des Nutzens eingegangen. Erörtert werden Haustierhaltung, Nutztierhaltung, Fleischkonsum und Zootierhaltung. Den Abschluss der Reihe bildet eine Lernerfolgskontrolle, in der die Kinder ihre Er- kenntnisse zu den verschiedenen tierethischen Themen in einem Infoflyer dokumentieren. 62 RAAbits Ethik/Philosophie Februar 2020
4 von 38 I.C.47 Problemfelder der Moral Tierethik Welche Materialien können Sie zusätzlich nutzen? I Literatur für Lehrerinnen und Lehrer ffSchmitz, Friederike: Tierethik. kurz + verständlich. compassion media Verlag. Münster 2017. Dieses Taschenbuch gibt Einblick in tierethische Positionen. Es ist einfach und kurz erklärt. ffKockel, Julia; Hahn, Oliver: Tierethik. Der Comic zur Debatte. Wilhelm Fink Verlag. Paderborn 2017. Dieser Comic führt anschaulich durch die Geschichte der Tierethik. ffPrecht, Richard David: Tiere denken. Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen. Goldmann Verlag. München 2018. Dieses Buch polarisiert, dies aber unterhaltsam. Es liefert jede Menge Ideen für provokante Im- pulse zum Thema „Tierethik“. © RAABE 2020 62 RAAbits Ethik/Philosophie Februar 2020
I.C.47 Problemfelder der Moral Tierethik 5 von 38 Auf einen Blick Wo liegen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier? Stunde 1 M 1 Haustiere sind die besten Freunde! – Hannah und Paul bekommen einen Hund / Hannah und Paul begleiten die Lernenden durch die Einheit. In der ersten Stunde diskutieren sie, ob man Tiere wie Menschen behan- deln sollte. M 2 Was unterscheidet Tiere von Menschen? – Auf der Suche nach Unterscheidungsmerkmalen / Das Vermögen zu sprechen ist ein wesent- licher Unterschied zwischen Mensch und Tier. In Stillarbeit erarbeiten sich die Lernenden weitere Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Tier und Mensch, welche sie in Partnerarbeit in Form eines Dialoges zwischen Hannah und Paul aufbereiten. Dabei suchen sie die Argumente aufeinander zu beziehen und zu argumentieren. Sind alle Tiere gleich? – Nutztiere und Haustiere unterscheiden Stunde 2 M 3 Sind alle Tiere gleich? / Ein Gespräch mit einem Bauern macht Hannah bewusst, dass die emotionale Bindung zu Tieren sich unterschiedlich gestaltet. Warum verhalten wir uns Nutztieren gegenüber anders als gegen- © RAABE 2020 über Haustieren? M 4 Nutztier oder Haustier? – Eine Mindmap erstellen / In einer Mindmap unterscheiden die Lernenden Nutztiere von Haustieren. Anschließend erarbeiten sie sich den Nutzen der einzelnen Tiere für den Menschen. Vorzubereiten: Die Lernenden benötigen Schere und Kleber. Der richtige Umgang mit Tieren – Ein Vergleich der Positionen von Kant und Stunde 3 Schopenhauer M 5 Tiere für eigene Zwecke nutzen – Ist das in Ordnung? / Hannahs und Pauls Oma benötigt einen Blindenhund. Die beiden sind sich uneins: Ist das Tierquälerei? M 6 Erst der Mensch, dann das Tier? – Philosophische Texte lesen und verstehen / Haben Tiere ein Ich-Bewusstsein? Empfinden sie Schmerzen? Wie sollten wir uns ihnen gegenüber verhalten? In einem fiktiven Gespräch zwischen Schopenhauer und Kant stellen die Lernenden die Position des Anthropozentrismus und des Pathozentrismus einander gegenüber. Welche Verpflichtungen haben wir gegenüber Tieren? – Artgerecht definieren Stunde 4 M 7 Wie halten wir Tiere? – Welche Verpflichtungen haben wir ihnen gegenüber? / Ein Schweinetransporter steht bei Hitze im Stau. Er sorgt für Unbehagen bei den Geschwistern. Ist diese Art der Tierhaltung rechtmäßig? Die Lernenden diskutieren den Begriff „artgerecht“. 62 RAAbits Ethik/Philosophie Februar 2020
6 von 38 I.C.47 Problemfelder der Moral Tierethik M 8 Haltung von Tieren – Realität und Rechtmäßigkeit / Wie sieht artge- rechte Tierhaltung aus? Die Lernenden konzipieren einen artgerechten Schweinetransporter. Vorzubereiten: Bringen Sie weißes Kopierpapier mit für die Zeichnungen. Stunde 5 Ist es richtig, Haustiere zu halten? – Pro und Kontra-Argumente sammeln M 9 Tierliebhaber oder Tierquäler? / Paul fragt sich nach einem kontroversen Gespräch mit einem Tierschützer, ob man Tiere zu Hause halten sollte. M 10 Ist es richtig, Haustiere zu halten? / Paul bereitet sich auf ein erneutes Gespräch mit dem Tierschützer vor. Er überlegt sich Argumente, die für und gegen Haustierhaltung sprechen. Stunde 6 Ist es in Ordnung, Tiere zu töten und Fleisch zu essen? M 11 Schnitzel oder Gemüse? / Paul ist unschlüssig, ob er das Schnitzel zum Mittag essen soll. Ist es richtig, Fleisch zu essen? M 12 Ist es in Ordnung, Fleisch zu essen? – Ein Gedankenexperiment / Paul stellt ein Gedankenexperiment an. Wie wäre es, wenn Tiere auf einmal begännen, Menschen zu essen? Seine Überlegung regt an, darüber nachzu- denken, ob es legitim ist, Fleisch zu konsumieren. © RAABE 2020 Stunde 7 Vor- und Nachteile von Zootierhaltung M 13 Ein Besuch im Zoo / Hannah möchte unbedingt mit der Familie einen Ausflug in den Zoo machen. Paul ist skeptisch. Leben Zootiere artgerecht? M 14 Leben Zootiere artgerecht? – Argumente für und gegen Zootierhal- tung finden / Hannah und Paul informieren sich im Internet über Zootier- haltung. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten arbeitsteilig Pro- und Kontra-Argumente. Stunde 8 Lernkontrolle: Einen Infoflyer erstellen – Wie gehe ich mit Tieren richtig um? M 15 Lernerfolgskontrolle: Einen Infoflyer erstellen – Wie gehe ich mit Tieren richtig um? / Die Lernenden fassen das in dieser Reihe Erlernte zusammen und erarbeiten einen Infoflyer zum richtigen Umgang mit Tieren. Vorzubereiten: Bringen Sie weißes DIN-A4-Papier mit. Informieren Sie die Lernenden darüber, Schere, Kleber und Buntstifte mitzubringen. 62 RAAbits Ethik/Philosophie Februar 2020
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