Pflege in Baden-Württemberg - Heute und Morgen - Vorausrechnung der Zahl der Pflegebedürftigen sowie des benötigten Pflegepersonals
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Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2016 Bildung, Soziales Pflege in Baden-Württemberg – Heute und Morgen Vorausrechnung der Zahl der Pflegebedürftigen sowie des benötigten Pflegepersonals Uwe Gölz, Matthias Weber Der Pflegebereich steht in der Zukunft vor 43 Jahre. Und dieser Alterungsprozess wird sich Dipl.-Kaufmann Uwe Gölz ist Leiter des Referats großen Herausforderungen. Dies zeichnet sich in Zukunft fortsetzen. Bis zum Jahr 2050 ist mit „Soziale Sicherung“ im vor dem Hintergrund des demografischen einem weiteren Anstieg des Durchschnittsalters Statistischen Landesamt Baden-Württemberg. Wandels in Baden-Württemberg und einer zu- um 4 Jahre auf dann 47 Jahre zu rechnen. Es ist Dipl.-Verwaltungswirt (FH) nehmenden Alterung der Bevölkerung, sich jedoch zu berücksichtigen, dass die hohe Zu- Matthias Weber ist verändernder gesellschaftlicher Determinan- wanderung in Baden-Württemberg einen dämp- Sachgebietsleiter im selben Referat. ten der pflegerischen Versorgung dieser Men- fenden Einfluss auf die Alterung der Gesellschaft schen sowie einem steigenden Bedarf an Pflege hat und auch künftig haben wird. personal bereits heute ab. Das Statistische Landesamt hat daher in einer neuen Modell- Neben der Altersstruktur der Bevölkerung ist rechnung die Zahl der Pflegebedürftigen nach aber auch die stetig steigende Lebenserwartung Geschlecht und Pflegeart sowie das entspre- für die Entwicklung hin zu immer mehr älteren chend notwendige Pflegepersonal bis 2030 Menschen maßgeblich. Ein neugeborener Junge bzw. 2050 auf Basis der Ergebnisse der Pflege- statistik von 2013 vorausberechnet. Unter der Voraussetzung, dass sich das Pflegerisiko für Die Modellrechnung des Statistischen die einzelnen Altersjahre nicht wesentlich ver- Landesamtes geht auf Basis der Er- ändert, könnte die Zahl der Pflegebedürftigen gebnisse der Pflegestatistik 2013 allein aus demografischen Gründen von heute davon aus, dass sich die derzeitigen 298 769 auf rund 402 000 Menschen im Jahr Pflegewahrscheinlichkeiten in den kom- 2030 zunehmen. Dies wäre ein Anstieg um menden Jahren nicht wesentlich verändern 35 %. Bis zum Jahr 2050 könnte die Zahl (Status-Quo-Rechnung). Da sich die Pfle- pflegebedürftiger Menschen sogar um 93 % gehäufigkeiten sowohl nach dem Ge- steigen. Um den vorausberechneten Anstieg schlecht wie auch nach der Art der Pflege der Zahl der Pflegebedürftigen zu bewältigen, stark unterscheiden und auch nach den würden bis 2030 etwa 51 000 und bis 2050 Altersjahren variieren, wurden die Pflege- rund 141 000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. häufigkeiten für die einzelnen Jahrgänge nach dem Geschlecht sowie nach der Art der Pflege getrennt ermittelt, um dann mit- tels der aktuellen Bevölkerungsvorausrech- Immer mehr ältere Menschen nung in die Zukunft projiziert zu werden. Bei dieser Modellrechnung bleibt allerdings In Baden-Württemberg lebten Ende 2014 rund die Möglichkeit unberücksichtigt, dass die 2,1 Mill. Menschen, die 65 Jahre oder älter sind. bis 2030 bzw. 2050 zu erwartende Verlän- Die aktuelle Bevölkerungsvorausrechnung des gerung der Lebenszeit unter Umständen Statistischen Landesamtes geht davon aus, dass auch zu einer Veränderung des Pflegerisi- sich bis zum Jahr 2030 die Zahl der Menschen kos führen könnte. im Alter von 65 und mehr Jahren nochmals um rund 600 000 oder annähernd 30 % erhöhen könnte. Die tatsächliche Entwicklung bei den Pfle- Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbe- gebedürftigen sowie bei den Pflegekräften völkerung wird dadurch von zurzeit rund 20 % kann nicht punktgenau bestimmt werden. auf voraussichtlich knapp 25 % ansteigen. Es ist daher zu betonen, dass die aufge- zeigte langfristige Entwicklung Modell Die Entwicklung hin zu einer im Schnitt immer charakter hat und zeigt, wie sich unter den älteren Bevölkerung ist bereits heute abzusehen, getroffenen Annahmen die Zahl der Pfle- weil insbesondere nach 2020 die geburtenstarken gebedürftigen entwickeln könnte. Dabei Jahrgänge aus den 1960er-Jahren in die Alters wird der Verlauf der maßgeblichen Ein- phase der 60-Jährigen und älteren hineinwach- flussgrößen (auch der Bevölkerungsstruk- sen. Bereits von 1950 bis zum Jahr 2014 ist das tur) mit zunehmendem Abstand zum Ba- Durchschnittsalter der Bevölkerung um rund siszeitpunkt immer schwerer vorhersehbar. 9 Jahre gestiegen – von etwa 34 Jahre auf 3
Bildung, Soziales Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2016 kann heute in Baden Württemberg auf eine durch- haft gewährleisten zu können, hatte der Landtag schnittliche Lebenserwartung von gut 79 Jahren von Baden-Württemberg im März 2014 eine En- hoffen, ein neugeborenes Mädchen sogar auf quetekommission „Pflege in Baden-Württemberg knapp 84 Jahre. Damit liegt die Lebenserwartung zukunftsorientiert und generationengerecht ge- Neugeborener um etwas mehr als 9 Jahre bei stalten“ eingesetzt. Im Januar 2016 legte diese den Frauen bzw. um knapp 11 Jahre bei den Kommission nun ihren Abschussbericht vor. Männern höher als Anfang der 1970er-Jahre. Mehr als 600 Handlungsempfehlungen, die die- Bis zum Jahr 2030 wird nochmals von einem ser Bericht enthält, sollen dazu beitragen, die Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung Pflege in Baden-Württemberg zukunftsfähig zu um etwa 2 Jahre ausgegangen. machen und generationengerecht zu gestalten. In Zukunft wird vor allem auch die Zahl hoch Die Enquetekommission sieht im Thema Pflege betagter Menschen, das heißt 85-Jährige und eine der großen gesellschafts- und sozialpoli- ältere, deutlich ansteigen. Bis Anfang 2030 dürf- tischen Herausforderungen der nächsten Jahr- te sich ihre Zahl von rund 273 000 im Jahr 2014 zehnte, deren Bedeutung weit über einen neuen auf rund 410 000 erhöhen. Bereits 2 Jahrzehnte Pflegebedürftigkeitsbegriff und eine Weiterent- später läge ihre Zahl im Vergleich zu heute sogar wicklung der Pflegeversicherung hinaus reicht. mehr als zweieinhalbmal so hoch. Dann wären „Es geht um die kulturelle Frage, wie mit The- rund 721 000 Einwohner des Landes 85 Jahre men der Verletzlichkeit des Menschen, mit der oder älter (Schaubild 1). Auch wenn Alter nicht Verteilung von Sorgeaufgaben zwischen Gene- automatisch mit Krankheit und Pflegebedürftig- rationen und im Geschlechterverhältnis, zwischen keit gleichgesetzt werden kann, handelt es sich Staat und Gesellschaft umgegangen wird. Un- hierbei doch um eine Bevölkerungsgruppe mit sere Gesellschaft verändert sich, also muss sich einem hohen Erkrankungs- und Pflegebedürf- auch Pflege weiterentwickeln. Es bedarf inno- tigkeitsrisiko, sodass künftig auch die Zahl der vativer Denkansätze. Es gilt, die Aufgabe der Pflegebedürftigen erheblich ansteigen dürfte. Pflege und Sorge breit in unserer Gesellschaft zu verankern, neue Akteure zu gewinnen und zukunftsfähige Angebote zu entwickeln.“1 Pflege als gesamtgesellschaftliche Herausforderung Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen und Handlungsempfehlungen an die Pflegebe- Um die Pflegesituation in Baden-Württemberg dingungen im Land soll ein Blick auf die Szena- darzustellen und überprüfen zu können, wie vor- rien der heutigen, vor allem aber der zukünftigen handene Rahmenbedingungen verändert und Situation der Pflegebedürftigen und des Pflege- welche Impulse gegeben werden müssen, um personals aus Sicht der amtlichen Statistik ge- eine qualitativ hochwertige Pflege im Land dauer worfen werfen. Voraussichtliche Entwicklung der Zahl der Hochbetagten*) in Baden-Württemberg S1 bis 2050 Anzahl in 1 000 721 493 410 315 273 1 Landtag von Baden- Württemberg, 15. Wahl- periode, Drucksache 15/7980, Bericht und 2014 2020 2030 2040 2050 Empfehlungen der En- quetekommission „Pflege *) 85-Jährige und ältere; 2014 Ist-Ergebnis, ab 2020 Ergebnisse der Bevölkerungsvorausrechnung auf Basis 31.12.2014 in Baden-Württemberg (Hauptvariante). zukunftsorientiert und generationengerecht Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 593 16 gestalten“, S. 241. 4
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2016 Bildung, Soziales Rückblick: Pflegebedürftigkeit 1999 bis 2013 rund 402 000 Menschen anwachsen. Dies wäre ein Anstieg um 35 % oder gut einem Drittel. Bis Im Dezember 2013 waren in Baden-Württemberg zum Jahr 2050 könnte die Zahl pflegebedürftiger 298 769 Personen pflegebedürftig im Sinne des Menschen sogar um 93 % zunehmen, das heißt Pflegeversicherungsgesetzes. Seit Durchführung sich fast verdoppeln und damit um fast 279 000 Per- der Statistik im Jahre 1999 hat sich die Zahl der sonen auf rund 578 000 Pflegebedürftige steigen. Pflegebedürftigen im Land stetig erhöht und bis Im Jahr 2030 ergäbe sich dann eine Pflegequo- 2013 um 41,7 % oder 87 932 Personen zugenom- te von 3,61 %, für 2050 von 5,28 %. Die Zahl der men. Unter allen Bundesländern weist Baden- pflegebedürftigen Frauen würde sich dabei bis Württemberg mit 2,81 % nach Bayern (2,61 %) 2030 auf rund 252 000 um 31 % oder rund 60 000 die geringste Pflegequote auf. 1999 lag sie noch erhöhen, während die Zahl der männlichen Pfle- bei 2,01 %. gebedürftigen um 40 % oder rund 43 000 auf dann 150 000 zunehmen könnte. Bis zum Jahr Ende 2013 waren über vier Fünftel (82,7 %) der 2050 dürfte sich die Zahl männlicher Pflegebe- Pflegebedürftigen 65 Jahre und älter, mehr als dürftiger sogar auf rund 217 000 verdoppeln die Hälfte (57 %) war sogar 80 Jahre und älter. (+ 103 %). Die Zunahme bei den Frauen läge Knapp zwei Drittel der Pflegebedürftigen (64,1 % hingegen bei 88 % auf dann rund 361 000 Pfle- oder 191 595) waren Frauen. Fast ein Drittel gebedürftige. (30,4 %) oder 90 845 aller Pflegebedürftigen wur- den vollstationär in Heimen versorgt. Über zwei Der Trend hin zur professionellen Pflege in Pfle- Drittel (69,6 %) oder 207 924 sind zu Hause ge- geheimen und zur Pflege durch ambulante Pfle- pflegt worden, darunter 144 593 Pflegegeldemp- gedienste dürfte sich auch in die Zukunft fort- fänger (48,4 %), die ausschließlich von Angehö- setzen. Je nach Pflegeart fällt die jeweilige rigen gepflegt wurden. Im langfristigen Zeit- Zunahme bei der Zahl der Pflegebedürftigen vergleich zu 1999 zeigt sich hier eine generelle allerdings unterschiedlich aus. Die Zahl der voll- Entwicklung zu mehr professioneller Pflege in stationär Gepflegten könnte bis 2030 auf rund Pflegeheimen (+ 38,6 %) und durch ambulante 130 000 steigen, das heißt um 43 %, die Zahl der Pflegedienste (+ 49,3 %). ambulant Gepflegten auf 88 000 und damit um 39 % und die der Pflegegeldempfänger, also der Menschen, die ausschließlich durch ihre Ange- Bis 2030 gut ein Drittel mehr Pflegebedürftige hörigen versorgt werden, auf rund 185 000, das heißt um 28 %. Bis zum Jahr 2050 würde sich Unter der Voraussetzung, dass sich das Pflege- im Vergleich zu heute die Zahl der stationär sowie risiko für die einzelnen Altersjahre in Zukunft die der ambulant Gepflegten sogar mehr als nicht wesentlich verändert, könnte die Zahl der verdoppeln (auf rund 198 000 bzw. 132 000 Per- Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg allein sonen). Die Zahl der Pflegegeldempfänger würde aus demografischen Gründen von heute 298 769 sich hingegen um knapp drei Viertel auf rund um ca. 103 000 zunehmen und im Jahr 2030 auf 248 000 erhöhen (Schaubild 2). Zahl der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg 1999 und 2013 sowie mögliche S2 Entwicklung bis 2030 und 2050*) nach Art der Pflege Anzahl 248 000 Pflegegeldempfänger 185 000 132 000 ambulant Gepflegte 144 593 88 000 102 881 63 331 42 408 198 000 vollstationär Gepflegte 130 000 90 845 65 548 1999 2013 2030 2050 *) Status-Quo-Rechnung. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 594 16 5
Bildung, Soziales Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2016 Im Vergleich zu den von Angehörigen gepfleg- Ausgehend von der Zahl der hochgerechneten ten Pflegegeldempfängern steigt die Zahl der Pflegebedürftigen, die von ambulanten und sta- ambulant und stationär Gepflegten vergleichs- tionären Einrichtungen versorgt werden, kann weise stärker an. Dies erklärt sich allein schon auch auf den zukünftigen Bedarf an Pflegekräf- daraus, dass die Zahl der pflegeintensiveren ten geschlossen werden. Dabei wird angenom- älteren Jahrgänge stärker zunehmen wird als men, dass sich das Verhältnis von Pflegebedürf- die Zahl der sogenannten „jungen Alten.“ Wur- tigen zu Pflegepersonen bis 2030 bzw. 2050 nicht den 2013 noch 48,4 % aller Pflegebedürftigen zu wesentlich ändert. Dann würde sich bis 2030 der Hause von ihren Angehörigen gepflegt, könnte Bedarf an Pflegekräften und sonstigem Pflege- dieser Anteil bis 2030 auf 46 % bzw. 43 % im personal von 122 420 Personen im Jahr 2013 Jahr 2050 sinken. Der Anteil der vollstationär um 42 % erhöhen und läge 2030 bei insgesamt gepflegten Menschen würde dagegen nach der rund 173 000 Personen. Bis 2050 würde sich die Modellrechnung von 30,4 % auf 32 % bzw. 34 % Zahl der benötigten Pflegekräfte mehr als ver- ansteigen, der Anteil der Pflegebedürftigen im doppeln (+ 115 %) auf dann insgesamt rund ambulanten Bereich von heute 21,2 % auf 22 % 264 000 Personen (Schaubild 3). Der zusätzliche bzw. 23 %. Bedarf an professionellen Pflegekräften könnte somit bei fast 51 000 Personen bis 2030 liegen bzw. bei rund 141 000 bis 2050. Bedarf an Pflegekräften wird zunehmen Im Bereich der stationären Pflege würde die Zahl Für die Versorgung der 154 176 Pflegebedürf- der Pflegekräfte bis 2030 um 43 % auf rund tigen in den stationären und ambulanten Pfle- 129 000 Personen zunehmen (+ 39 000 Personen), geeinrichtungen Baden-Württembergs standen bis 2050 auf 197 000 Personen, das heißt um zum Jahresende 2013 landesweit 122 420 Be- 118 % (+ 107 000 Personen). Für das Pflegeper- schäftigte zur Verfügung. Darunter waren sonal in Einrichtungen der ambulanten Pflege 31 699 Personen in Vollzeit beschäftigt und könnte sich bis 2030 eine Zunahme von 38 % 79 817 Personen in Teilzeit. Die restlichen ergeben, das heißt um 12 000 Personen auf rund 10 904 Beschäftigten verteilten sich auf Auszu- 44 000, bis 2050 sogar um 108 % um 34 000 auf bildende, (Um-)Schüler, Helferinnen und Helfer rund 66 000 Personen. im freiwilligen sozialen Jahr und im Bundes- freiwilligendienst sowie Praktikanten außerhalb Derzeit hat fast ein Viertel aller Beschäftigten in einer Ausbildung. Die stationären Einrichtungen den stationären und ambulanten Pflegeeinrich- beschäftigten insgesamt 90 597 Personen und tungen des Landes einen Berufsabschluss als die ambulanten Einrichtungen 31 823. Der An- staatlich anerkannte Altenpflegerin bzw. Alten- teil der Frauen am Personal insgesamt betrug pfleger. Projiziert man diesen Anteil in das Jahr 86 %. 2030, so würde das bedeuten, dass sich – unter Zahl der Beschäftigten in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen in Baden-Württemberg S3 1999 bis 2013 sowie Vorausrechnung für 2030 und 2050*) Anzahl 66 000 Personal ambulant 44 000 28 895 31 823 24 371 25 174 23 192 23 451 19 216 20 022 197 000 Personal stationär 129 000 65 411 69 097 73 418 80 824 86 635 90 597 55 484 57 742 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2030 2050 *) Status-Quo-Rechnung. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 595 16 6
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2016 Bildung, Soziales Status-Quo-Bedingungen – allein der Bedarf an Ein wesentliches Ziel für die Zukunft muss daher Absolventen dieser Berufssparte von 29 464 Per- sein, den künftigen Bedarf an Fachkräften in der sonen im Jahr 2013 um 40 % auf ca. 42 000 im Pflege sicherzustellen. Es gilt, mehr Menschen Jahr 2030 erhöhen würde. Bis zum Jahr 2050 für eine Ausbildung in der Pflege zu begeistern, könnte sich die Zahl der benötigten Altenpfle- Schulabgänger ebenso wie Quer- oder Wieder- gerinnen und Altenpfleger sogar auf rund 63 000 einsteiger in den Beruf. Wenn nicht mehr Men- mehr als verdoppeln. Es muss jedoch darauf schen für einen Pflegeberuf gewonnen werden hingewiesen werden, dass es sich bei dieser können oder ausgebildete Pflegekräfte diesen Rechnung um eine Projektion der reinen „Kopf- nicht vorzeitig wieder verlassen, ist – trotz stei- zahlen“ handelt, das heißt die Verteilung von gender Ausbildungszahlen im Bereich Altenpfle- Voll- und Teilzeitarbeitskräften und deren mög- ge – ein Fachkräftemangel absehbar. Zwar bie- liche Auswirkungen werden nicht berücksichtigt. tet der demografische Wandel auch Chancen, denn mehr ältere Menschen können sich aktiv Unsicher ist die Entwicklung der Zahl der Pflege in die Gesellschaft einbringen. Das bürgerschaft- geldempfänger, also der Menschen, die zu Hause liche Engagement bietet hierzu ein breites Be- von ihren Angehörigen gepflegt werden. Durch tätigungsfeld, gerade auch in der Pflege. Das die sich ändernden gesellschaftlichen und fami- bedeutet aber auch, dass die familiäre, die pro- liären Bedingungen ist davon auszugehen, dass fessionelle sowie die Pflege durch bürgerschaft- das häusliche Pflegepotential weiter abnimmt. lich Engagierte mehr Anerkennung, Respekt und Aufgrund der demografischen Entwicklung, aber Wertschätzung erfahren müssen. Der gesell- auch aufgrund zunehmender gesellschaftlicher schaftliche Stellenwert von Pflege muss verbes- Mobilität und höherer Erwerbsbeteiligung von sert werden.2 Frauen ist damit zu rechnen, dass das notwen- dige private Pflegepotenzial wie Partnerinnen oder Partner bzw. Kinder oder Schwiegerkinder Weitere Auskünfte erteilen 2 Vergleiche Bericht und immer seltener für die häusliche Pflege zur Ver- Uwe Gölz, Telefon 0711/641-24 66, Empfehlungen der En- quetekommission „Pflege fügung stehen wird. Auch hierdurch wird die Uwe.Goelz@stala.bwl.de in Baden-Württemberg zukunftsorientiert und professionelle Pflege stärker zunehmen und damit Matthias Weber, Telefon 0711/641-24 02, generationengerecht der dafür notwendige Personalbedarf. Matthias.Weber@stala.bwl.de gestalten“, S. 243 ff. kurz notiert ... Forschungs- und Entwicklungs-Monitor national vergleichbaren Kenngrößen Tendenzen Baden‑Württemberg 2016 und Strukturveränderungen in Forschung und Entwicklung aufgezeigt und folgende Fragen Forschung und Entwicklung sowie die Umsetzung beantwortet: Wie sieht die baden‑württember- des neuen Wissens in innovative und ressourcen- gische Forschungslandschaft aus? Wo steht der schonende Produkte haben eine herausragende Südwesten im Forschungs- und Entwicklungs- Bedeutung für die Zukunft eines Landes. Dies gilt wettbewerb? Was sind die Stärken und Schwä- besonders vor dem Hintergrund eines weiterhin chen des Forschungsstandortes? Welche Regi- zunehmenden globalen Wettbewerbs sowie knap- onen sind die Innovationsmotoren im Land? per werdenden natürlichen Ressourcen. Mit seinen gut ausgebauten Forschungs- und Artikel-Nr.: 8033 16002 Preis: 11,00 Euro Entwicklungskapazitäten und dem erfolgreichen Die Veröffentlichung kann bestellt werden beim: (zuzüglich Versand) Zusammenspiel von Unternehmen, Hochschu- len und außeruniversitären Forschungseinrich- Statistischen Landesamt Baden-Württemberg tungen verfügt Baden‑Württemberg über ent- Böblinger Straße 68 scheidende Voraussetzungen zur Sicherung und 70199 Stuttgart auch zur Steigerung der internationalen Wett- www.statistik-bw.de bewerbsfähigkeit. Telefon: 0711/641-2866 Im „Forschungs- und Entwicklungs-Monitor Fax: 0711/641-13 40 62 Baden‑Württemberg“ werden mithilfe von inter vertrieb@stala.bwl.de 7
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