Pflege in Baden-Württemberg - Heute und Morgen - Vorausrechnung der Zahl der Pflegebedürftigen sowie des benötigten Pflegepersonals

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Pflege in Baden-Württemberg - Heute und Morgen - Vorausrechnung der Zahl der Pflegebedürftigen sowie des benötigten Pflegepersonals
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2016   Bildung, Soziales

Pflege in Baden-Württemberg – Heute und Morgen
Vorausrechnung der Zahl der Pflegebedürftigen sowie des benötigten
Pflegepersonals

Uwe Gölz, Matthias Weber

Der Pflegebereich steht in der Zukunft vor          43 Jahre. Und dieser Alterungsprozess wird sich              Dipl.-Kaufmann Uwe Gölz
                                                                                                                 ist Leiter des Referats
großen Herausforderungen. Dies zeichnet sich        in Zukunft fortsetzen. Bis zum Jahr 2050 ist mit             „Soziale Sicherung“ im
vor dem Hintergrund des demografischen              einem weiteren Anstieg des Durchschnittsalters               Statistischen Landesamt
                                                                                                                 Baden-Württemberg.
Wandels in Baden-Württemberg und einer zu-          um 4 Jahre auf dann 47 Jahre zu rechnen. Es ist
                                                                                                                 Dipl.-Verwaltungswirt (FH)
nehmenden Alterung der Bevölkerung, sich            jedoch zu berücksichtigen, dass die hohe Zu-                 Matthias Weber ist
verändernder gesellschaftlicher Determinan-         wanderung in Baden-Württemberg einen dämp-                   Sachgebietsleiter im selben
                                                                                                                 Referat.
ten der pflegerischen Versorgung dieser Men-        fenden Einfluss auf die Alterung der Gesellschaft
schen sowie einem steigenden Bedarf an Pflege­      hat und auch künftig haben wird.
personal bereits heute ab. Das Statistische
Landesamt hat daher in einer neuen Modell-          Neben der Altersstruktur der Bevölkerung ist
rechnung die Zahl der Pflegebedürftigen nach        aber auch die stetig steigende Lebenserwartung
Geschlecht und Pflegeart sowie das entspre-         für die Entwicklung hin zu immer mehr älteren
chend notwendige Pflegepersonal bis 2030            Menschen maßgeblich. Ein neugeborener Junge
bzw. 2050 auf Basis der Ergebnisse der Pflege-
statistik von 2013 vorausberechnet. Unter der
Voraussetzung, dass sich das Pflegerisiko für                Die Modellrechnung des Statistischen
die einzelnen Altersjahre nicht wesentlich ver-              Landesamtes geht auf Basis der Er-
ändert, könnte die Zahl der Pflegebedürftigen                gebnisse der Pflegestatistik 2013
allein aus demografischen Gründen von heute                  davon aus, dass sich die derzeitigen
298 769 auf rund 402 000 Menschen im Jahr             Pflegewahrscheinlichkeiten in den kom-
2030 zunehmen. Dies wäre ein Anstieg um               menden Jahren nicht wesentlich verändern
35 %. Bis zum Jahr 2050 könnte die Zahl               (Status-Quo-Rechnung). Da sich die Pfle-
pflegebedürftiger Menschen sogar um 93 %              gehäufigkeiten sowohl nach dem Ge-
steigen. Um den vorausberechneten Anstieg             schlecht wie auch nach der Art der Pflege
der Zahl der Pflegebedürftigen zu bewältigen,         stark unterscheiden und auch nach den
würden bis 2030 etwa 51 000 und bis 2050              Altersjahren variieren, wurden die Pflege-
rund 141 000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt.       häufigkeiten für die einzelnen Jahrgänge
                                                      nach dem Geschlecht sowie nach der Art
                                                      der Pflege getrennt ermittelt, um dann mit-
                                                      tels der aktuellen Bevölkerungsvorausrech-
Immer mehr ältere Menschen                            nung in die Zukunft projiziert zu werden.
                                                      Bei dieser Modellrechnung bleibt allerdings
In Baden-Württemberg lebten Ende 2014 rund            die Möglichkeit unberücksichtigt, dass die
2,1 Mill. Menschen, die 65 Jahre oder älter sind.     bis 2030 bzw. 2050 zu erwartende Verlän-
Die aktuelle Bevölkerungsvorausrechnung des           gerung der Lebenszeit unter Umständen
Statistischen Landesamtes geht davon aus, dass        auch zu einer Veränderung des Pflegerisi-
sich bis zum Jahr 2030 die Zahl der Menschen          kos führen könnte.
im Alter von 65 und mehr Jahren nochmals um
rund 600 000 oder annähernd 30 % erhöhen könnte.      Die tatsächliche Entwicklung bei den Pfle-
Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbe-       gebedürftigen sowie bei den Pflegekräften
völkerung wird dadurch von zurzeit rund 20 %          kann nicht punktgenau bestimmt werden.
auf voraussichtlich knapp 25 % ansteigen.             Es ist daher zu betonen, dass die aufge-
                                                      zeigte langfristige Entwicklung Modell­
Die Entwicklung hin zu einer im Schnitt immer         charakter hat und zeigt, wie sich unter den
älteren Bevölkerung ist bereits heute abzusehen,      getroffenen Annahmen die Zahl der Pfle-
weil insbesondere nach 2020 die geburtenstarken       gebedürftigen entwickeln könnte. Dabei
Jahrgänge aus den 1960er-Jahren in die Alters­        wird der Verlauf der maßgeblichen Ein-
phase der 60-Jährigen und älteren hineinwach-         flussgrößen (auch der Bevölkerungsstruk-
sen. Bereits von 1950 bis zum Jahr 2014 ist das       tur) mit zunehmendem Abstand zum Ba-
Durchschnittsalter der Bevölkerung um rund            siszeitpunkt immer schwerer vorhersehbar.
9 Jahre gestiegen – von etwa 34 Jahre auf

                                                                                                                  3
Bildung, Soziales         Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2016

                            kann heute in Baden Württemberg auf eine durch-                          haft gewährleisten zu können, hatte der Landtag
                            schnittliche Lebenserwartung von gut 79 Jahren                           von Baden-Württemberg im März 2014 eine En-
                            hoffen, ein neugeborenes Mädchen sogar auf                               quetekommission „Pflege in Baden-Württemberg
                            knapp 84 Jahre. Damit liegt die Lebenserwartung                          zukunftsorientiert und generationengerecht ge-
                            Neugeborener um etwas mehr als 9 Jahre bei                               stalten“ eingesetzt. Im Januar 2016 legte diese
                            den Frauen bzw. um knapp 11 Jahre bei den                                Kommission nun ihren Abschussbericht vor.
                            Männern höher als Anfang der 1970er-Jahre.                               Mehr als 600 Handlungsempfehlungen, die die-
                            Bis zum Jahr 2030 wird nochmals von einem                                ser Bericht enthält, sollen dazu beitragen, die
                            Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung                           Pflege in Baden-Württemberg zukunftsfähig zu
                            um etwa 2 Jahre ausgegangen.                                             machen und generationengerecht zu gestalten.

                            In Zukunft wird vor allem auch die Zahl hoch                             Die Enquetekommission sieht im Thema Pflege
                            betagter Menschen, das heißt 85-Jährige und                              eine der großen gesellschafts- und sozialpoli-
                            ältere, deutlich ansteigen. Bis Anfang 2030 dürf-                        tischen Herausforderungen der nächsten Jahr-
                            te sich ihre Zahl von rund 273 000 im Jahr 2014                          zehnte, deren Bedeutung weit über einen neuen
                            auf rund 410 000 erhöhen. Bereits 2 Jahrzehnte                           Pflegebedürftigkeitsbegriff und eine Weiterent-
                            später läge ihre Zahl im Vergleich zu heute sogar                        wicklung der Pflegeversicherung hinaus reicht.
                            mehr als zweieinhalbmal so hoch. Dann wären                              „Es geht um die kulturelle Frage, wie mit The-
                            rund 721 000 Einwohner des Landes 85 Jahre                               men der Verletzlichkeit des Menschen, mit der
                            oder älter (Schaubild 1). Auch wenn Alter nicht                          Verteilung von Sorgeaufgaben zwischen Gene-
                            automatisch mit Krankheit und Pflegebedürftig-                           rationen und im Geschlechterverhältnis, zwischen
                            keit gleichgesetzt werden kann, handelt es sich                          Staat und Gesellschaft umgegangen wird. Un-
                            hierbei doch um eine Bevölkerungsgruppe mit                              sere Gesellschaft verändert sich, also muss sich
                            einem hohen Erkrankungs- und Pflegebedürf-                               auch Pflege weiterentwickeln. Es bedarf inno-
                            tigkeitsrisiko, sodass künftig auch die Zahl der                         vativer Denkansätze. Es gilt, die Aufgabe der
                            Pflegebedürftigen erheblich ansteigen dürfte.                            Pflege und Sorge breit in unserer Gesellschaft
                                                                                                     zu verankern, neue Akteure zu gewinnen und
                                                                                                     zukunftsfähige Angebote zu entwickeln.“1
                            Pflege als gesamtgesellschaftliche
                            Herausforderung                                                          Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen
                                                                                                     und Handlungsempfehlungen an die Pflegebe-
                            Um die Pflegesituation in Baden-Württemberg                              dingungen im Land soll ein Blick auf die Szena-
                            darzustellen und überprüfen zu können, wie vor-                          rien der heutigen, vor allem aber der zukünftigen
                            handene Rahmenbedingungen verändert und                                  Situation der Pflegebedürftigen und des Pflege-
                            welche Impulse gegeben werden müssen, um                                 personals aus Sicht der amtlichen Statistik ge-
                            eine qualitativ hochwertige Pflege im Land dauer­                        worfen werfen.

                                       Voraussichtliche Entwicklung der Zahl der Hochbetagten*) in Baden-Württemberg
                              S1
                                       bis 2050

                                Anzahl in 1 000
                                                                                                                                                      721

                                                                                                                           493

                                                                                               410

                                                                         315
                                         273

1 Landtag von Baden-
  Württemberg, 15. Wahl-
  periode, Drucksache
  15/7980, Bericht und                  2014                             2020                 2030                        2040                        2050
  Empfehlungen der En-
  quetekommission „Pflege       *) 85-Jährige und ältere; 2014 Ist-Ergebnis, ab 2020 Ergebnisse der Bevölkerungsvorausrechnung auf Basis 31.12.2014
  in Baden-Württemberg          (Hauptvariante).
  zukunftsorientiert und
  generationengerecht
                             Statistisches Landesamt Baden-Württemberg                                                                                       593 16
  gestalten“, S. 241.

                     4
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2016   Bildung, Soziales

Rückblick: Pflegebedürftigkeit 1999 bis 2013               rund 402 000 Menschen anwachsen. Dies wäre
                                                           ein Anstieg um 35 % oder gut einem Drittel. Bis
Im Dezember 2013 waren in Baden-Württemberg                zum Jahr 2050 könnte die Zahl pflegebedürftiger
298 769 Personen pflegebedürftig im Sinne des              Menschen sogar um 93 % zunehmen, das heißt
Pflegeversicherungsgesetzes. Seit Durchführung             sich fast verdoppeln und damit um fast 279 000 Per-
der Statistik im Jahre 1999 hat sich die Zahl der          sonen auf rund 578 000 Pflegebedürftige steigen.
Pflegebedürftigen im Land stetig erhöht und bis            Im Jahr 2030 ergäbe sich dann eine Pflegequo-
2013 um 41,7 % oder 87 932 Personen zugenom-               te von 3,61 %, für 2050 von 5,28 %. Die Zahl der
men. Unter allen Bundesländern weist Baden-                pflegebedürftigen Frauen würde sich dabei bis
Württemberg mit 2,81 % nach Bayern (2,61 %)                2030 auf rund 252 000 um 31 % oder rund 60 000
die geringste Pflegequote auf. 1999 lag sie noch           erhöhen, während die Zahl der männlichen Pfle-
bei 2,01 %.                                                gebedürftigen um 40 % oder rund 43 000 auf
                                                           dann 150 000 zunehmen könnte. Bis zum Jahr
Ende 2013 waren über vier Fünftel (82,7 %) der             2050 dürfte sich die Zahl männlicher Pflegebe-
Pflegebedürftigen 65 Jahre und älter, mehr als             dürftiger sogar auf rund 217 000 verdoppeln
die Hälfte (57 %) war sogar 80 Jahre und älter.            (+ 103 %). Die Zunahme bei den Frauen läge
Knapp zwei Drittel der Pflegebedürftigen (64,1 %           hingegen bei 88 % auf dann rund 361 000 Pfle-
oder 191 595) waren Frauen. Fast ein Drittel               gebedürftige.
(30,4 %) oder 90 845 aller Pflegebedürftigen wur-
den vollstationär in Heimen versorgt. Über zwei            Der Trend hin zur professionellen Pflege in Pfle-
Drittel (69,6 %) oder 207 924 sind zu Hause ge-            geheimen und zur Pflege durch ambulante Pfle-
pflegt worden, darunter 144 593 Pflegegeldemp-             gedienste dürfte sich auch in die Zukunft fort-
fänger (48,4 %), die ausschließlich von Angehö-            setzen. Je nach Pflegeart fällt die jeweilige
rigen gepflegt wurden. Im langfristigen Zeit-              Zunahme bei der Zahl der Pflegebedürftigen
vergleich zu 1999 zeigt sich hier eine generelle           allerdings unterschiedlich aus. Die Zahl der voll-
Entwicklung zu mehr professioneller Pflege in              stationär Gepflegten könnte bis 2030 auf rund
Pflegeheimen (+ 38,6 %) und durch ambulante                130 000 steigen, das heißt um 43 %, die Zahl der
Pflegedienste (+ 49,3 %).                                  ambulant Gepflegten auf 88 000 und damit um
                                                           39 % und die der Pflegegeldempfänger, also der
                                                           Menschen, die ausschließlich durch ihre Ange-
Bis 2030 gut ein Drittel mehr Pflegebedürftige             hörigen versorgt werden, auf rund 185 000, das
                                                           heißt um 28 %. Bis zum Jahr 2050 würde sich
Unter der Voraussetzung, dass sich das Pflege-             im Vergleich zu heute die Zahl der stationär sowie
risiko für die einzelnen Altersjahre in Zukunft            die der ambulant Gepflegten sogar mehr als
nicht wesentlich verändert, könnte die Zahl der            verdoppeln (auf rund 198 000 bzw. 132 000 Per-
Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg allein              sonen). Die Zahl der Pflegegeldempfänger würde
aus demografischen Gründen von heute 298 769               sich hingegen um knapp drei Viertel auf rund
um ca. 103 000 zunehmen und im Jahr 2030 auf               248 000 erhöhen (Schaubild 2).

           Zahl der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg 1999 und 2013 sowie mögliche
 S2
           Entwicklung bis 2030 und 2050*) nach Art der Pflege

    Anzahl

                                                                            248 000      Pflegegeldempfänger

                                                       185 000
                                                                            132 000      ambulant Gepflegte

                                             144 593
                                                       88 000
          102 881                            63 331
           42 408                                                           198 000      vollstationär Gepflegte
                                                       130 000
                                             90 845
           65 548

            1999                              2013      2030                 2050

    *) Status-Quo-Rechnung.

 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg                                                                     594 16

                                                                                                                        5
Bildung, Soziales                    Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2016

                                      Im Vergleich zu den von Angehörigen gepfleg-                 Ausgehend von der Zahl der hochgerechneten
                                      ten Pflegegeldempfängern steigt die Zahl der                 Pflegebedürftigen, die von ambulanten und sta-
                                      ambulant und stationär Gepflegten vergleichs-                tionären Einrichtungen versorgt werden, kann
                                      weise stärker an. Dies erklärt sich allein schon             auch auf den zukünftigen Bedarf an Pflegekräf-
                                      daraus, dass die Zahl der pflegeintensiveren                 ten geschlossen werden. Dabei wird angenom-
                                      älteren Jahrgänge stärker zunehmen wird als                  men, dass sich das Verhältnis von Pflegebedürf-
                                      die Zahl der sogenannten „jungen Alten.“ Wur-                tigen zu Pflegepersonen bis 2030 bzw. 2050 nicht
                                      den 2013 noch 48,4 % aller Pflegebedürftigen zu              wesentlich ändert. Dann würde sich bis 2030 der
                                      Hause von ihren Angehörigen gepflegt, könnte                 Bedarf an Pflegekräften und sonstigem Pflege-
                                      dieser Anteil bis 2030 auf 46 % bzw. 43 % im                 personal von 122 420 Personen im Jahr 2013
                                      Jahr 2050 sinken. Der Anteil der vollstationär               um 42 % erhöhen und läge 2030 bei insgesamt
                                      gepflegten Menschen würde dagegen nach der                   rund 173 000 Personen. Bis 2050 würde sich die
                                      Modellrechnung von 30,4 % auf 32 % bzw. 34 %                 Zahl der benötigten Pflegekräfte mehr als ver-
                                      ansteigen, der Anteil der Pflegebedürftigen im               doppeln (+ 115 %) auf dann insgesamt rund
                                      ambulanten Bereich von heute 21,2 % auf 22 %                 264 000 Personen (Schaubild 3). Der zusätzliche
                                      bzw. 23 %.                                                   Bedarf an professionellen Pflegekräften könnte
                                                                                                   somit bei fast 51 000 Personen bis 2030 liegen
                                                                                                   bzw. bei rund 141 000 bis 2050.
                                      Bedarf an Pflegekräften wird zunehmen
                                                                                                   Im Bereich der stationären Pflege würde die Zahl
                                      Für die Versorgung der 154 176 Pflegebedürf-                 der Pflegekräfte bis 2030 um 43 % auf rund
                                      tigen in den stationären und ambulanten Pfle-                129 000 Personen zunehmen (+ 39 000 Personen),
                                      geeinrichtungen Baden-Württembergs standen                   bis 2050 auf 197 000 Personen, das heißt um
                                      zum Jahresende 2013 landesweit 122 420 Be-                   118 % (+ 107 000 Personen). Für das Pflegeper-
                                      schäftigte zur Verfügung. Darunter waren                     sonal in Einrichtungen der ambulanten Pflege
                                      31 699 Personen in Vollzeit beschäftigt und                  könnte sich bis 2030 eine Zunahme von 38 %
                                      79 817 Personen in Teilzeit. Die restlichen                  ergeben, das heißt um 12 000 Personen auf rund
                                      10 904 Beschäftigten verteilten sich auf Auszu-              44 000, bis 2050 sogar um 108 % um 34 000 auf
                                      bildende, (Um-)Schüler, Helferinnen und Helfer               rund 66 000 Personen.
                                      im freiwilligen sozialen Jahr und im Bundes-
                                      freiwilligendienst sowie Praktikanten außerhalb              Derzeit hat fast ein Viertel aller Beschäftigten in
                                      einer Ausbildung. Die stationären Einrichtungen              den stationären und ambulanten Pflegeeinrich-
                                      beschäftigten insgesamt 90 597 Personen und                  tungen des Landes einen Berufsabschluss als
                                      die ambulanten Einrichtungen 31 823. Der An-                 staatlich anerkannte Altenpflegerin bzw. Alten-
                                      teil der Frauen am Personal insgesamt betrug                 pfleger. Projiziert man diesen Anteil in das Jahr
                                      86 %.                                                        2030, so würde das bedeuten, dass sich – unter

          Zahl der Beschäftigten in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen in Baden-Württemberg
S3
          1999 bis 2013 sowie Vorausrechnung für 2030 und 2050*)

   Anzahl

                                                                                                                          66 000   Personal ambulant

                                                                                                               44 000

                                                                                          28 895    31 823
                                                               24 371        25 174
                                      23 192      23 451
     19 216          20 022
                                                                                                                         197 000   Personal stationär
                                                                                                              129 000
                                      65 411      69 097       73 418        80 824       86 635    90 597
     55 484          57 742
      1999             2001            2003        2005         2007          2009         2011      2013       2030       2050

   *) Status-Quo-Rechnung.

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg                                                                                                          595 16

                           6
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2016    Bildung, Soziales

Status-Quo-Bedingungen – allein der Bedarf an       Ein wesentliches Ziel für die Zukunft muss daher
Absolventen dieser Berufssparte von 29 464 Per-     sein, den künftigen Bedarf an Fachkräften in der
sonen im Jahr 2013 um 40 % auf ca. 42 000 im        Pflege sicherzustellen. Es gilt, mehr Menschen
Jahr 2030 erhöhen würde. Bis zum Jahr 2050          für eine Ausbildung in der Pflege zu begeistern,
könnte sich die Zahl der benötigten Altenpfle-      Schulabgänger ebenso wie Quer- oder Wieder-
gerinnen und Altenpfleger sogar auf rund 63 000     einsteiger in den Beruf. Wenn nicht mehr Men-
mehr als verdoppeln. Es muss jedoch darauf          schen für einen Pflegeberuf gewonnen werden
hingewiesen werden, dass es sich bei dieser         können oder ausgebildete Pflegekräfte diesen
Rechnung um eine Projektion der reinen „Kopf-       nicht vorzeitig wieder verlassen, ist – trotz stei-
zahlen“ handelt, das heißt die Verteilung von       gender Ausbildungszahlen im Bereich Altenpfle-
Voll- und Teilzeitarbeitskräften und deren mög-     ge – ein Fachkräftemangel absehbar. Zwar bie-
liche Auswirkungen werden nicht berücksichtigt.     tet der demografische Wandel auch Chancen,
                                                    denn mehr ältere Menschen können sich aktiv
Unsicher ist die Entwicklung der Zahl der Pflege­   in die Gesellschaft einbringen. Das bürgerschaft-
geldempfänger, also der Menschen, die zu Hause      liche Engagement bietet hierzu ein breites Be-
von ihren Angehörigen gepflegt werden. Durch        tätigungsfeld, gerade auch in der Pflege. Das
die sich ändernden gesellschaftlichen und fami-     bedeutet aber auch, dass die familiäre, die pro-
liären Bedingungen ist davon auszugehen, dass       fessionelle sowie die Pflege durch bürgerschaft-
das häusliche Pflegepotential weiter abnimmt.       lich Engagierte mehr Anerkennung, Respekt und
Aufgrund der demografischen Entwicklung, aber       Wertschätzung erfahren müssen. Der gesell-
auch aufgrund zunehmender gesellschaftlicher        schaftliche Stellenwert von Pflege muss verbes-
Mobilität und höherer Erwerbsbeteiligung von        sert werden.2
Frauen ist damit zu rechnen, dass das notwen-
dige private Pflegepotenzial wie Partnerinnen
oder Partner bzw. Kinder oder Schwiegerkinder       Weitere Auskünfte erteilen                                   2 Vergleiche Bericht und
immer seltener für die häusliche Pflege zur Ver-    Uwe Gölz, Telefon 0711/641-24 66,                              Empfehlungen der En-
                                                                                                                   quetekommission „Pflege
fügung stehen wird. Auch hierdurch wird die         Uwe.Goelz@stala.bwl.de                                         in Baden-Württemberg
                                                                                                                   zukunftsorientiert und
professionelle Pflege stärker zunehmen und damit    Matthias Weber, Telefon 0711/641-24 02,                        generationengerecht
der dafür notwendige Personalbedarf.                Matthias.Weber@stala.bwl.de                                    gestalten“, S. 243 ff.

   kurz notiert ...

Forschungs- und Entwicklungs-Monitor                national vergleichbaren Kenngrößen Tendenzen
Baden‑Württemberg 2016                              und Strukturveränderungen in Forschung und
                                                    Entwicklung aufgezeigt und folgende Fragen
Forschung und Entwicklung sowie die Umsetzung       beantwortet: Wie sieht die baden‑württember-
des neuen Wissens in innovative und ressourcen-     gische Forschungslandschaft aus? Wo steht der
schonende Produkte haben eine herausragende         Südwesten im Forschungs- und Entwicklungs-
Bedeutung für die Zukunft eines Landes. Dies gilt   wettbewerb? Was sind die Stärken und Schwä-
besonders vor dem Hintergrund eines weiterhin       chen des Forschungsstandortes? Welche Regi-
zunehmenden globalen Wettbewerbs sowie knap-        onen sind die Innovationsmotoren im Land?
per werdenden natürlichen Ressourcen.

Mit seinen gut ausgebauten Forschungs- und                                                                       Artikel-Nr.: 8033 16002
                                                                                                                 Preis: 11,00 Euro
Entwicklungskapazitäten und dem erfolgreichen       Die Veröffentlichung kann bestellt werden beim:              (zuzüglich Versand)
Zusammenspiel von Unternehmen, Hochschu-
len und außeruniversitären Forschungseinrich-       Statistischen Landesamt Baden-Württemberg
tungen verfügt Baden‑Württemberg über ent-          Böblinger Straße 68
scheidende Voraussetzungen zur Sicherung und        70199 Stuttgart
auch zur Steigerung der internationalen Wett-       www.statistik-bw.de
bewerbsfähigkeit.
                                                    Telefon: 0711/641-2866
Im „Forschungs- und Entwicklungs-Monitor            Fax: 0711/641-13 40 62
Baden‑Württemberg“ werden mithilfe von inter­       vertrieb@stala.bwl.de

                                                                                                                  7
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