Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich - TU Wien

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Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich - TU Wien
Bachelorarbeit
                 Autobahnringe um Großstädte im
                    internationalen Vergleich
                                           Jaschajau Baranow

                                           Datum: 04.06.2020

                                              Kurzfassung
         Es wird die Definition eines Autobahnringes sowie unterschiedliche Arten der Autobahnan-
       bindung eine Stadt beschrieben. Anschließend werden Großstädte im Bereich von 800.000 bis
       3.000.000 Einwohnern gegenübergestellt und verglichen. Anhand allgemeiner Daten wie Ein-
       wohnerzahl, Bevölkerungsdichte, Fläche, BIP pro Kopf, Anteil an Nutzung von Privatfahrzeu-
       gen am Gesamtverkehr, Metropolregion wird die Situation der Stadt beschrieben. Anschlie-
       ßend wird auf die Verkehrsanbindung der Stadt mittels eines Autobahnringes eingegangen.
       Faktoren, die überprüft werden, sind Anzahl der Ringautobahnen, Grad der Fertigstellung, An-
       zahl der ein- und ausmündenden Autobahnen, Anzahl der Fahrstreifen, Verkehrsbelastung,
       Tempolimit, Mautgebühren, Abstand vom Stadtzentrum. Am Schluss der Arbeit wird eine Aus-
       sage darüber getroffen, inwiefern die Anbindung einer Großstadt durch einen Autobahnring
       sinnvoll ist. Übersichten in Form Tabellen, Diagrammen und Plänen liegen im Anhang vor.

1     Einleitung

1.1     Motivation

   Motivation der Arbeit ist es, eine Aussage darüber treffen zu können, ob ein Autobahnring für
eine Großstadt in der Größenordnung Wiens (600.000 bis 3.000.000 Einwohner) sinnvoll oder
gar notwendig ist, um eine effektive Erschließung derer zu gewährleisten. Es wird im Folgenden
für 17 Städte überprüft, ob ein oder mehrere Ringe vorhanden sind, sowie anhand diverser Para-
meter wie Größe der Stadt, Fahrstreifenanzahl und Verkehrsbelastung kritisch hinterfragt, inwie-
fern diese ihren Zweck erfüllen.

1.2     Definition Autobahnring

  Als Autobahnring oder auch Ringautobahn wird eine Autobahn bezeichnet, die eine Stadt weit-
gehend oder vollständig meist in Form eines Ringes umschließt. Dabei besteht er nicht notwendi-
gerweise aus einer einzelnen ringförmig verlaufenden Autobahn, sondern kann auch durch meh-
rere, die Stadt tangierende Autobahnen gebildet werden (siehe Abb. 1). [1]; [2]
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  Wie üblich auf einer Autobahn, erfolgt der KFZ-Verkehr unter hoher Geschwindigkeit und kreu-
zungsfrei über Anschlussstellen (Autobahnkreuze oder Autobahndreiecke), wodurch der Ver-
kehrsdurchfluss enorm beschleunigt wird. Ausnahmen bilden Streckenabschnitte, die bis dato
noch nicht zu einer vollwertigen Autobahn ausgebaut wurden. Auf solchen Abschnitten sind
ebene Kreuzungen mit Ampeln und geringem Tempolimit vorzufinden.
  Ein Autobahnring kann, je nach Besiedelungs-, Naturschutz- und Geldsituation, geschlossen o-
der nicht geschlossen sein. Des Weiteren spielt die Entfernung zum Stadtzentrum eine wesentli-
che Rolle und kann in ihrer Größe deutlich variieren. [1]; [3]

                   Abb. 1: Autobahnring ringförmig um und tangential an die Stadt

1.3    Zweck Autobahnring

   In erster Linie stellt ein Autobahnring eine Autobahn-Umfahrung um eine Stadt dar. Dem Tran-
sitverkehr wird ermöglicht, eine Stadt zu großflächig zu umfahren, was das Passieren der Stadt
schneller, sicherer und attraktiver macht als durch eine Durchquerung und überdies den inner-
städtischen Straßenverkehr entlastet. Nicht nur Stadtstraßen, sondern auch Stadtautobahnen
sind davon betroffen, wobei es neben der Verkehrsentlastung zu einer Reduzierung des Feinstau-
bes (PC) kommt. Im Falle einer bestehenden Umweltzone für die Stadt wird Fahrzeugen mit
schlechten Abgaswerten überdies zum zusätzlichen Umweltschutz die Einfahrt in die Stadt ver-
wehrt, wodurch das innerstädtische Klima profitiert. [2]; [4]
   Nachteile sind die beschleunigte Besiedelung der Vorstädte und Vororte und in weiterer Folge
die Notwendigkeit, durch die Entstehung von Subzentren am Stadtrand, analog zu Edge Cities in
den USA, weitere, vom Stadtzentrum entferntere Ringe zu bauen. Oftmals werde jahrelange Pla-
nung der Autobahnringe hinfällig, da sich durch den schrittweisen Bau eines Ringes maßgeblich
veränderte oder neue Verkehrsflüsse bilden. Unter anderem kann dabei durch den Bau von Auto-
bahnringen die Zersiedelung, welche den Bodenverbrauch durch Bau- und Verkehrsflächen wie-
derum befeuert, verstärkt werden. Des Weiteren ist die Belästigung der Anrainer in unmittelbarer
Nähe zur Autobahn ein wesentliches Problem. Angrenzend an die Autobahn ist mit starken Lärm-
und Luftemissionen, sowie erhöhtem Verkehrsaufkommen auf Zufahrts- und Durchfahrtsstraßen
und erhöhtem Platzverbrauch zu rechnen. Mögliche Lösungsansätze zur Reduktion der Emissio-
nen sind begrünte Autobahnbrücken und Dämme, Geschwindigkeitsreduzierungen, die Verbesse-
rung des Verkehrsflusses und Verkehrsverminderung im Allgemeinen, Lärmschutzwände, Unter-
tunnelungen. [5]; [6]; [7]; [8]; [9]; [10]
   Ein weiterer, häufiger Kritikpunkt am Bau von Autobahnen in Stadtnähe ist die Tatsache, dass
das Angebot an Verkehrsstrukturen das Verkehrsverhalten der Menschen maßgeblich beein-
flusst. Je mehr Autobahn vorhanden ist, desto mehr wird diese aus Komfort- und Zeitgründen
auch genutzt, vgl. Beziehungen zwischen Strukturen, Verhalten und den daraus resultierenden
Abbildungen in den Daten. Nicht nur geht das langfristig mit einer Schwächung der
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innerstädtischen Wirtschaft durch den Bau immer neuer Gewerbeparks und dem ‚Absaugeffekt‘
von Einkaufszentren einher, da eher in das nächstgelegene Einkaufszentrum nahe den Stadtgren-
zen gefahren und somit Geld außerhalb der Stadt ausgegeben wird. Es kann auch im Extremfall
neben der Entstehung von Subzentren am Stadtrand zum ‚Absterben‘ von bestehenden Bezirks-
teilen führen, in denen der motorisierte Individualverkehr die Regel ist, da es zur Abwanderung
von Betrieben und Arbeitsplätzen sowie zur flächenhaften Zersiedelung zum ‚Speckgürtel‘
kommt. Gegenmaßnahmen hierfür wären die Stärkung der Ortskerne, der Nahversorgung sowie
eine flächensparende Infrastrukturpolitik. [8]; [11]; [12]

                     Abb. 2: Schematische Darstellung einer Ringautobahn [13]

2     Großstädte im Vergleich

2.1    Amsterdam

  Mit einer Einwohnerzahl von 864.000 (Stand 31. Jänner 2019) sowie einer durchschnittlichen
Bevölkerungsdichte von 3940 Einwohnern pro km² bei einer Gesamtfläche von 219,30 km² stellt
die Bundeshauptstadt Amsterdam die bevölkerungsreichste Stadt der Niederlande sowie die 21.
größte Stadt der europäischen Union dar. Bei einer bundesweiten Einwohnerzahl von 17.085.000
(Stand Juli 2017) leben 5,00 Prozent der Gesamtbevölkerung der Niederlande in Amsterdam. Der
nominale BIP pro Kopf beträgt 48.300 USD (Stand 2017). [14]; [15]
  Amsterdam besitzt seit Juni 1966 mit dem „Rijksweg 10“, kurz A10, zu deutsch „Autobahn 10“,
eine Ringautobahn, die die Hauptstadt mit einer Länge von 32 km vollständig umschließt. Im
Durchschnitt verläuft sie mit einem Radius von 5,00 km (mindestens 3,80 km im Westen und ma-
ximal 6,00 km im Norden) ringförmig um das Stadtzentrum (Centraal Station Amsterdam). Sie
zählt zu den verkehrsreichsten Autobahnen des Landes. Die Anzahl der Fahrstreifen pro Richtung
beträgt auf dem größten Teil der Strecke drei, stellenweise zwei. Die zulässige Maximalgeschwin-
digkeit liegt bei 80 km/h. Insgesamt zweigen sich stadtauswärts vier Autobahnen von der A10 ab:
im Osten die A1 am Knooppunt Watergraafsmeer, im Süden die A2 am Knooppunt Amstel, im Süd-
westen die A4 am Knooppunt De Nieuwe Meer sowie im Norden die A8 am Knooppunt Coenplein.
Stadteinwärts erschließen von der A10 Stadtstraßen sternförmig das Zentrum. Die Verkehrszah-
len an den stärksten frequentierten Stellen liegen bei über 110.000 KFZ pro Werktag. [16]
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  Grundsätzlich gilt auf öffentlichen Straßen in den Niederlanden unter anderem aufgrund der
zentralen Lage und der Rolle als Transitland innerhalb Europas keine Mautpflicht. Für den Groß-
raum Amsterdam irrelevante Ausnahmen bilden hierbei der Kiltunnel sowie der Westerschel-
detunnel. Die LKW-Maut ist nach dem Eurovignetten-System geregelt.
  Seit dem 1. Jänner 2018 besteht eine dauerhafte Umweltzone für LKWs über 3.500 kg, Diesel-
und Reisebusse (Fahrzeugklassen M2 und M3) mit Baujahr vor 2005, Wohnmobile bzw. Liefer-
wagen (Fahrzeugklasse N1) mit Erstzulassung vor 2000 sowie ältere Taxis und Mopeds. Busse
und LKWs, die ab 1. Jänner 2005 (EURO III bis EURO VI) gebaut sind, dürfen Amsterdam innerhalb
des Ringes A10, den Nordbezirk sowie Industriegebiete ausgenommen, befahren. Bei Verstoß ist
ein Bußgeld von € 90,- zu verrichten. [17]

                         Abb. 3: Autobahnnetz in und um Amsterdam [18]

2.2    Barcelona

   Als Hauptstadt Kataloniens ist Barcelona mit einer Einwohnerzahl von 1.620.000 (Stand 1. Jän-
ner 2017) die einwohnermäßig zweitgrößte Stadt Spaniens sowie die elftgrößte Stadt der euro-
päischen Union. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 15.980 Einwohner pro km² bei
einer Fläche von 101,40 km². Bei einer bundesweiten Einwohnerzahl von 46.550.000 (Stand 1.
Juni 2017) leben 3,50 Prozent der Gesamtbevölkerung Spaniens in Barcelona. Der nominale BIP
pro Kopf liegt bei 28.400 USD (Stand 2017). Geografisch liegt Barcelona im Nordosten des Landes,
120 km südlich der Grenze zu Frankreich entlang der Nord-Süd-Achse am Mittelmeer. [19]; [20]
   Barcelona besitzt keine Ringautobahn. Aufgrund der Lage an der Küste im Süden der Stadt er-
folgt die Erschließung hauptsächlich durch die im Norden tangential verlaufende „Autopista 7“,
kurz AP7, zu deutsch „Autobahn 7“, mit einer durchschnittlichen Entfernung von 15 km vom
Stadtzentrum (Einkaufspromenade La Rambla). Des Weiteren wird Barcelona durch die Stadtau-
tobahn B20, die parallel zur AP7 verläuft, 5 km vom Stadtzentrum entfernt, erschlossen. Die AP7
beginnt in Barcelona. Die Erschließung im Westen erfolgt durch die A1, die Erschließung im Osten
und im Süden durch die B10. Somit wird ein großer, geschlossener Ring, bestehend aus der A2
bzw. B23, der AP7 und der B10, sowie der C58, mit einer Länge von 100 km, sowie ein kleinerer,
geschlossener Ring, bestehend aus B10 und B20, mit einer Länge von 39 km, angedeutet. Stadt-
auswärts schließen folgende Autobahnen an: die C23 in Richtung Tarragona, parallel zur AP7 die
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B24 in Richtung Villafrance del Penedes, die C31 bzw. die C32 in Richtung Mataro. Das maximale
Tempolimit beträgt 120 km/h, die Anzahl der Fahrstreifen auf der AP7 beträgt drei pro Richtung.
   Das spanische Autobahnnetz ist grundsätzlich gebührenpflichtig, wobei Schnellstraßen sowie
Stadtautobahnen und -umfahrungen, darunter auch in Barcelona, kostenfrei sind. Bis August 2021
soll ganz Spanien mautfrei werden. [21]
   Seit 1. Dezember 2017 besteht für Barcelona eine städtische LEZ-Umweltzone (Low Emission
Zone), in Katalonien auch ZBE (Zona Baixes Emissions), welche Fahrzeugtypen der Euronormen
0, 1, 2 und 3 für Personen- und Lastverkehr mit schlechten Stickstoffwerten vom Verkehr aus-
schließt. Ab 2020 wird diese Umweltzone verschärft, indem sie dauerhaft gültig wird. Sie umfasst
eine Fläche von 92 km², die innerhalb des kleinen ‚Autobahnringes‘ der B10 sowie des großen
‚Autobahnringes‘ der B20 gültig sind. [22]

                          Abb. 4: Autobahnnetz in und um Barcelona [1]

2.3    Belgrad

   Mit 1.753.000 Einwohnern (Stand 2016) ist die Hauptstadt Belgrad die bevölkerungsreichste
Stadt Serbiens. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 3.740 Einwohner pro km² bei
einer Fläche von 357,00 km². Die Gesamteinwohnerzahl beträgt 7.058.000 (Stand 2016), somit
leben rund ein Fünftel der Gesamtbevölkerung Serbiens in Belgrad. Der nominale BIP pro Kopf
liegt bei 5.900 USD (Stand 2018). [23]; [24]
   Mit der „Obilaznica oko Beograda“, (zu deutsch Umgehungsstraße um Belgrad oder schlicht
„Belgrader Ringautobahn“) besitzt Belgrad als Teil der serbischen Autobahn A1 eine geplante
halbringförmige Autobahn, die die Hauptstadt vom Westen aus umfahren und erschließen soll.
Die Gesamtlänge beträgt mit sämtlichen geplanten Streckenabschnitten 78,30 km, davon sind
29,50 km bereits in Betrieb. Von der Ringautobahn münden fünf Stadthauptstraßen sowie drei
Stadtautobahnabschnitte an insgesamt acht Kreuzungen sternenförmig in das Stadtzentrum.
Stadtauswärts schließen folgende Autobahnen an den Ring an: die A1 in Richtung Norden, die A1
in Richtung Süden, die A3 in Richtung Westen (Kroatien), die B10 als Schnellstraße in Richtung
Osten (Rumänien) ist ebenfalls in Planung, was für stark verkürze Reisezeiten von Westen nach
Osten sorgen wird. Die Anzahl der Fahrstreifen beträgt auf dem größten Teil der Strecke zwei pro
Richtung. Ausgehend vom Belgrader Hauptbahnhof liegt die Entfernung des vorgesehenen Ringes
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vom Stadtzentrum zwischen mindestens 9,00 km im Süden und maximal 16,00 km im Nordwes-
ten. Das Tempolimit liegt je nach Abschnitt zwischen 60 und 100 km/h.
   Der noch in Planung befindliche Sektor C, der Abschnitt ab Bubanj Potok Richtung Osten (siehe
Abb. 5, grün), umfasst unter anderem den Bau einer rund 1.200 m langen Brücke über die Donau,
elf Viadukte sowie zwei Tunnel und stellt somit den komplexesten Teil der Ringautobahn dar.
Noch ist unklar, wann die Fertigstellung erfolgt.
   Mit Ausnahme der das Stadtzentrum querenden Stadtautobahn A3 sind alle Autobahnen Ser-
biens grundsätzlich gebührenpflichtig. Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch der Ringab-
schnitt der A1 kostenfrei wird. Als Teil der sogenannten Gastarbeiterroute sowie des Ver-
kehrskorridors X stellen alle Autobahnen rund um Belgrad eine große Rolle im europäischen
Reise- und Transitverkehr dar. Es besteht keine Umweltzone für die Stadt Belgrad.

                           Abb. 5: Autobahnnetz in und um Belgrad [25]

2.4    Berlin

  Mit 3.520.000 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2015) ist die Bundeshauptstadt Berlin die ein-
wohnermäßig größte Stadt Deutschlands sowie die zweitgrößte der europäischen Union. Die
durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 3.950 EW/km² bei einer Fläche von 891,70 km².
Bei einer bundesweiten Einwohnerzahl von 83.000.000 (Stand 31. Dezember 2018) leben rund
4,40 Prozent der Bevölkerung Deutschlands in Berlin. Der BIP pro Kopf beträgt 35.600 € (Februar
2016). Geografisch liegt Berlin im Nordosten des Landes und stellt somit einen wichtigen Ver-
kehrsknotenpunkt zwischen dem Nordwesten und dem Nordosten Europas dar. [26]; [27]
  Berlin besitzt einen 196 km langen Autobahnring, die Bundesautobahn 10 bzw. Autobahn 10
(abgekürzt BAB 10 bzw. A10, umgangssprachlich auch ‚Berliner Ring‘), in den sechs Autobahnen,
die A2 im Westen, die A9 im Südwesten, die A11 im Nordosten, die A12 im Osten, die A13 im
Südosten, und die A24 im Nordwesten einmünden. Über vier weitere Autobahnen, die A111, die
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A113, die A114 und die A117 ist der Autobahnring direkt mit dem Berliner Stadtring, der A100,
einem innerstädtischen Autobahnring, der im Stadtgebiet Berlins zu etwa 50 Prozent um das
Stadtzentrum verläuft, sowie äußeren Bezirken Berlins (Steglitz-Zehlendorf, Treptow-Köpenick
und Pankow) angebunden. Die A10 liegt zu etwa 95 Prozent außerhalb des Berliner Stadtgebiets.
Der minimale Normalabstand vom Stadtzentrum (Brandenburger Tor) beträgt 14,00 km im Nord-
osten, der maximale Abstand 29,00 km im Westen. Die A10 ist der größte Autobahnring Europas.
  Der Ring wurde zwischen 1936 und 1939 erbaut. Die Verkehrszahlen betragen an der an der
höchsten frequentierten Strecke zwischen Dreieck Potsdam und Nuthetal im Südwesten bis zu
110.000 Fahrzeuge pro Tag. Aus diesem Grund wird diese Strecke bis 2025 zu einer achtspurigen
Autobahn ausgebaut. Auf dem Rest der Strecke sind zu etwa 60 Prozent sechs Spuren vorzufinden.
Das maximale Tempolimit liegt bei 120 km/h. Eine zusätzliche Mautgebühr zur Benutzung der
A10 ist nicht zu entrichten.
  Seit 2010 besteht eine Umweltzone für Berlin, die innerhalb des Berliner S-Bahn-Ringes, auf
einer Fläche 88,00 km², gilt. Innerhalb dieser Zone sind ausschließlich Fahrzeuge mit der höchs-
ten Schadstoffgruppe, gegenzeichnet durch eine grüne Plakette, zugelassen. Dies trifft auf sämtli-
che Fahrzeuge der Klassen EURO IV bis EURO VI, sowie EURO III mit Partikelfilter, zu. [28]; [29]

                            Abb. 6: Autobahnnetz in und um Berlin [30]

2.5    Brüssel

   Mit 1.199.000 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2018) ist die Bundeshauptstadt Brüssel die ein-
wohnermäßig größte Stadt Belgiens. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 7.360
EW/km² bei einer Fläche von 161,40 km². Bei einer bundesweiten Einwohnerzahl von 11.376.000
leben rund 10,50 Prozent der Gesamtbevölkerung in Brüssel. Der BIP pro Kopf beträgt 43.582
USD (Stand April 2018). [31]
   Mit dem Ring 0, kurz R0 oder auch „Brüsseler Ring“, besitzt Brüssel seit 1978 eine 75 km lange
Stadtautobahn, die die Stadt vollständig umfährt. Stadtauswärts schließen folgende Autobahnen
an den R0 an: A1 in Richtung Breda, Niederlande, die A3 in Richtung Lüttich und Aachen, Deutsch-
land, die A7 in Richtung Paris, Frankreich, die A8 in Richtung Tournai und Lille, Frankreich, die
A10 in Richtung Ostende, die A12 in Richtung Antwerpen sowie die A201 in Richtung Flughafen
Brüssel. Die Entfernung vom Stadtzentrum (Grand Place Brüssel) beträgt mindestens 5 km im
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Westen, maximal 21 km im Süden. Die Anzahl der Fahrstreifen liegt bei drei pro Fahrtrichtung.
Die Verkehrsstärke beträgt 170.000 Fahrzeuge pro km in der Stoßzeit, was einer vollständigen
Auslastung entspricht. Das Tempolimit liegt bei 90 km/h. Neben dem R0 verläuft ein innerer Ring
in Form einer breiten Stadtstraße entlang der ehemaligen Stadtmauern um des Brüsseler Stadt-
zentrum.
   Abgesehen von der bereits vorhandenen Eurovignettenregelung, die für die Benutzung von bel-
gischen Autobahnen und Schnellstraßen von Schwerlastfahrzeugen mit einem Bruttogewicht von
mindestens 12 Tonnen eine Gebühr vorschreibt, ist für die Befahrung der R0 keine zusätzliche
Maut zu entrichten.
   Für Brüssel besteht eine Umweltzone. Sie umfasst das vollständige Gebiet der Hauptstadt-Re-
gion mit allen 19 Gemeinden, wobei die R0 von den Umweltzonenregelungen ausgenommen ist.
Aktuell sind insbesondere PKW, Vans, Transporter, Busse sowie Reisebusse, die nicht die vorge-
schrieben EURO-Norm erfüllen, das heißt Dieselfahrzeuge der EURO-Klasse I und II sowie Ben-
zinfahrzeuge der EURO-Klasse I, betroffen. Bis 2025 wird die Umweltzone verschärft und das
Fahrverbot auf Dieselfahrzeuge der EURO-Klassen III, IV und V sowie Benzinfahrzeuge der EURO-
Klasse II erweitert. [32]
   Aufgrund des verhältnismäßig hohen Verkehrsaufkommens von bis zu 170.000 Fahrzeugen bei
einem Ausbauzustand von lediglich drei Fahrstreifen pro Richtung ist langfristig ein weiterer, grö-
ßerer Autobahnring um Brüssel (Aalst – Mechelen – Leuven) sowie eine 15 km lange Tunnel-
mautautobahn, die die Stadt zwischen Grand-Bigard und Woluwe-Saint-Étienne unterirdisch que-
ren soll, geplant.

                            Abb. 7: Autobahnnetz in und um Brüssel [1]

2.6    Budapest

   Mit 1.753.000 Einwohnern ist die Hauptstadt Budapest nicht nur die größte Stadt Ungarns, son-
dern auch die neuntgrößte Stadt der europäischen Union sowie Mittel- und Zielpunkt des gesam-
ten Autobahnnetzes Ungarns. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte der Stadt beträgt 3.340
Einwohner pro km² bei einer Fläche von 525,10 km². Die Gesamteinwohnerzahl des Landes be-
trägt 46.550.000 (Stand 1. Juni 2017), demnach leben 17,90 Prozent der Bevölkerung in Budapest.
Der BIP pro Kopf beträgt bundesweit 15.531 (Stand 2015).
   Budapest besitzt einen aktuell 78 km langen Autobahnring, die Autópálya M0 (Autobahn M0,
abgekürzt M0), der zu 76 Prozent fertiggestellt ist und in den sechs Autobahnen, die M1 aus Wien
im Westen, die M2 aus Vác im Norden, die M3 aus Debrecen bzw. Miskolc im Osten, die M5 aus
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Serbien im Südosten, die M6 aus Skekszárd im Süden und die M7 aus Balaton im Südwesten, mün-
den. Stadteinwärts führen mit der M1, der M3 sowie der M5 drei Autobahnabschnitte sowie zahl-
reiche radial angeordnete Stadtstraßen. Weitere 25 km zur Fertigstellung des Ringes mit 2025
sind in Planung. Die M0 bildet den Zentral- und Mittelpunkt der ungarischen Autobahnen.
   Die Verkehrszahlen betragen durchschnittlich 65.280 Fahrzeuge pro Tag, somit weist die M0
nach der M3 die zweitgrößte Verkehrsbelastung Ungarns auf. Die Autobahn ist größtenteils als
Schnellstraße deklariert, was ein maximales Tempolimit von 110 km/h anstatt der auf Autobah-
nen üblichen 130 km/h zur Folge hat. Des Weiteren ist die Autobahn seit 1. Jänner 2015 auf Teils-
trecken mautpflichtig (siehe Abb. 8, rote Abschnitte). Der Normalabstand vom Stadtzentrum (Do-
nau) liegt zwischen 11 km im Südwesten und 20 km im Osten. Der Großteil der Strecke ist in einer
Richtung zweispurig, wobei einige Abschnitte, wie in Richtung Westen drei Spuren aufweisen.
   Grundsätzlich wird die Einfahrt in verschiedene Teile Budapests geregelt. Es gibt elf Schutzzo-
nen, zu denen unter anderem historische Stätten sowie grüne Naherholungsgebiete zählen, sowie
15 Sperrzonen, für die Schwerverkehr eine dezidierte Einreisegenehmigung benötigen. Seit 2019
besteht überdies eine nicht dauerhafte Umweltzone für Budapest. Bei erhöhtem Smog kann ein
Fahrverbot für Fahrzeuge der EURO-Normen 0, I, II und III mit Herstellung vor 1995 gültig wer-
den. Betroffen davon sind sämtliche in- und ausländischen Fahrzeuge. Die M0 zählt zu keiner die-
ser Schutzzonen und kann daher ohne Weiteres befahren werden. [33]

                           Abb. 8: Autobahnnetz in und um Budapest [34]

2.7    Bukarest

   Mit 1.883.400 Einwohnern (Stand 2018) leben bei einer bundesweiten Bevölkerung von
19.870.000 rund 9,50 % der Bevölkerung Rumäniens in der Hauptstadt Bukarest, somit gilt sie
als größte Stadt Rumäniens sowie achtgrößte Stadt der europäischen Union. Die durchschnittliche
Bevölkerungsdichte beträgt 8.261 Einwohner pro km² bei einer Fläche von 228 km². Der nomi-
nale BIP pro Kopf liegt bei 10.757 USD. Die Lage der Stadt innerhalb des Landes ist südlich in
unmittelbarer Nähe zur Grenze zu Bulgarien sowie zur Donau und zum schwarzen Meer.
   Bukarest besitzt mit der bestehenden Centura Bucuresti, kurz CB oder DN100, eine als Natio-
nalstraße deklarierte Gürtelstraße mit einer Länge von 72 km, die die Stadt teils auf Stadtgebiet
umfährt. Die CB wird in CB Nord und CB Süd eingeteilt, wobei der südliche Teil bereits mit vier
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Fahrspuren ausgebaut ist und Teile des nördlichen sich aktuell in Bau befinden. Sieben National-
straßen, die DN1, die DN2, die DN3, die DN4, die DN5, die DN6 und die DN7 münden aus allen
Himmelsrichtungen in den Ring, wobei von allen sieben Straßen Abschnitte das Stadtinnere radial
erschließen. Das Tempolimit liegt wie allgemein auf Schnellstraßen in Rumänien bei 90 km/h.
[35]
   Des Weiteren ist für Bukarest ein 101 km langer Autobahnring, die Autostrada Centura
Bucuresti, kurz ACB oder Autostrada A0, geplant. Sie soll die bereits bestehende CB entlasten so-
wie die Autobahnen A1, A2 und A3 großräumig miteinander verbinden. Nach Fertigstellung sollen
die bereits erwähnten sieben Nationalstraßen, sowie drei Autobahnen, die A1 aus Richtung Wes-
ten, die A2 aus Richtung Osten und die A3 aus Richtung Norden in die ACB münden. Stadteinwärts
sollen drei Autobahnabschnitte, sieben Nationalstraßen sowie zahlreiche Stadtstraßen in Verbin-
dung mit der CB das Stadtinnere erschließen. Die Entfernung vom Stadtzentrum wird bei maximal
20 km im Norden sowie minimal 12 km im Süden liegen. [35]
   Für die Befahrung der A0 wird die sogenannte Rovignette, eine Vignette, die auf allen National-
straßen, darunter auch die CB, Schnellstraßen und Autobahnen Rumäniens gilt, Voraussetzung
sein. Die Mautpflicht gilt für sämtliche Kraftfahrzeuge, Motorräder ausgenommen, wobei für Stre-
cken mit Brücken oder Tunnel teilweise eine zusätzliche Sondergebühr zu entrichten ist. Bei Ver-
stoß beträgt das Bußgeld bis zu 4.500 RON (950 Euro). [36]; [37]

                           Abb. 9: Autobahnnetz in und um Bukarest [38]

2.8    Hamburg

  Mit 1.835.000 (Stand 31. Juli 2018) ist Hamburg mit die bevölkerungsmäßig zweitgrößte Stadt
Deutschlands, die siebtgrößte Stadt der europäischen Union und zugleich die größte, die keine
Hauptstadt ist. Die Bevölkerungsdichte beträgt 2.430 Einwohner pro km² bei einer Fläche von
755 km². Bei einer bundesweiten Einwohnerzahl von 83.000.000 (Stand 31. Dezember 2018) le-
ben rund 2,20 Prozent der Bevölkerung Deutschlands in Hamburg. Der BIP pro Kopf des Landes
beträgt 44.550 USD (Stand 2017). In wirtschaftlicher Hinsicht ist Hamburg durch seine Lage im
Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich                                     11
Norden Deutschlands, den Hafen und den internationalen Flughafen einer der bedeutendsten Lo-
gistikstandorte sowie Dreh- und Angelpunkt Europas. [39]; [27]; [24]
   Hamburg besitzt keine eigens vorgesehene Ringautobahn. Die Stadt wird durch tangierende
Autobahnen, im Nordosten die A1 am Kreuz Bargteheide, im Nordwesten die A7 und die A23 am
Dreieck HH-Nordwest, im Osten die A24 am Kreuz HH-Ost sowie die A25 am Dreieck HH-Südost,
erschlossen. Dabei bildet die A7 eine Stadtautobahn in Form einer Westtangente, die Hamburg
von Norden nach Süden, unter anderem durch dicht besiedeltes und baulich geschlossenes Gebiet,
durchfährt. Umfahrungen im Nordwesten sowie im Westen der Stadt sollen zukünftig geplante
Verlängerungen der A20 sowie der A26 bilden. Stadteinwärts führen sechs Autobahnabschnitte,
die sich stadtauswärts weiter abzweigen: die A1 im Nordosten, die A1 im Süden, die A7 im Norden,
die A7 im Süden, die A24 im Nordosten sowie die A25 im Osten. Die Stadtautobahnen weisen je-
weils zwei bis vier Fahrstreifen pro Richtung auf. Das Tempolimit liegt auf Stadtgebiet bei 80
km/h.
   Die Benutzung der Autobahnen in und um Hamburg ist für PKWs mautfrei. Das Verkehrsauf-
kommen beträgt auf der A7 bis zu 144.000 Kraftfahrzeuge pro Tag. Das Maschener Kreuz wird
von 165.000 Fahrzeugen pro Tag, davon 15 Prozent Schwerverkehr, befahren. Der Normalab-
stand der wichtigsten Stadtautobahn, der A7, vom Stadtzentrum (Zentralpunkt Binnenalster), be-
trägt im Durchschnitt 5,00 km, wobei sie in einer Entfernung von mindestens 4,00 km und höchs-
tens 6,50 km vom Zentrum entfernt verläuft. Für Hamburg besteht keine Umweltzone, weshalb
die Innenstadt ohne Einschränkungen befahren werden darf.

                         Abb. 10: Autobahnnetz in und um Hamburg [40]

2.9    Köln

  Köln ist mit 1.080.000 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2017) die bevölkerungsmäßig viert-
größte Stadt Deutschlands. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 2668 Einwohner
pro km² bei einer Fläche von 405 km². Bei einer bundesweiten Einwohnerzahl von 83.000.000
(Stand 31. Dezember 2018) leben rund 1,30 Prozent der Bevölkerung Deutschlands in Köln. Der
BIP pro Kopf des Landes beträgt 44.550 USD (Stand 2017). Geografisch kommt Köln eine wichtige
Rolle im Westen Deutschlands in unmittelbarer Nähe der Grenzen zu den Niederlanden, Belgien
und Luxemburg zu. [41]; [27]; [15]
12                                   Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich
  Köln besitzt eine Ringautobahn, den „Kölner Ring“, der die Stadt vollständig umfährt und seit
1965 zu 100 Prozent fertiggestellt ist. Er setzt sich aus drei tangierenden Autobanen, der A1 im
Nordwesten, der A3 im Osten sowie der A4 im Süden, zwischen dem Autobahnkreuz Leverkusen,
dem Autobahndreieck Köln-Heumar und dem Autobahnkreuz Köln-West zusammen. Die Gesamt-
länge beträgt 51 km. Auf dem Kölner Autobahnring laufen sieben verschiedene Bundesautobah-
nen (A1, A3, A4, A57, A59, A555, A559) mit insgesamt elf Strängen an sieben Autobahnkreuzen
und einem Autobahndreieck zu. Stadteinwärts zweigen Autobahnabschnitte an vier Kreuzen ab,
des Weiteren ist das Zentrum durch Stadtstraßen erschlossen. Weiters verlaufen entlang der ehe-
maligen Stadtmauer die sogenannten Kölner Ringe halbkreisförmig um das Stadtzentrum, die
Länge beträgt 7,50 km.
  Das Verkehrsaufkommen beträgt 360.000 Kraftfahrzeuge pro Tag, davon 15 Prozent Schwer-
verkehr. Der Kölner Ring ist damit der stärkste befahrene Autobahnabschnitt Deutschlands und
einer der am stärksten frequentierten und stauanfälligsten Autobahnabschnitte Europas. [42]
  Der Abstand vom Stadtzentrum (Kölner Dom), liegt kontinuierlich zwischen 5 km im Südosten
und 10 km im Norden. In den vergangenen Jahren wurde der Ostring (A1) auf acht Fahrstreifen
erweitert. Zur Befahrung des Kölner Autobahnrings wird aktuell eine Maut in Form einer Umwelt-
maut diskutiert, Stand Juni 2019 ist die Befahrung für PKW mautfrei.
  Seit Jänner 2008 besteht eine Umweltzone für Köln. Mit 1. April 2012 wurde sie über die Kölner
Innenstadt hinaus auf äußere Stadtteile erweitert. Am 1. Juli 2014 wurde sie weiters verschärft,
indem für sämtliche Fahrzeuge, die nicht die Mindestabgasnorm erfüllen (PKW, LKW, Busse,
Wohnmobile), zwingend eine grüne Plakette notwendig wurde, um die Umweltzone zu befahren.
Zugelassen sind somit Fahrzeuge der EURO-Klassen III mit Partikelfilter, IV, V und VI. Ab 1. Sep-
tember 2019 gilt die sogenannte erweiterte Kölner Umweltzone. Sie umfasst nun auch die Außen-
bezirke Rodenkirchen, Lindenthal, Ehrenfeld, Kalk, Nippes und Mühlheim. Der Kölner Ring selbst
sowie alle Autobahnen in und um Köln (A1, A3, A4, A57) sind von der Umweltzone ausgenommen.
[43]

                            Abb. 11: Autobahnnetz in und um Köln [44]
Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich                                     13

2.10   Minsk

   Mit 1.981.000 Einwohnern (Stand 2018) ist die Hauptstadt Minsk die bevölkerungsmäßig
größte Stadt Weißrusslands. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 5.681 Einwohner
pro km² bei einer Fläche von 348,85 km². In Relation zur bundesweiten Bevölkerung von
9.504.700 (Stand 2018) leben rund 21 % der Bevölkerung in Minsk. Die Lage der Stadt innerhalb
des Landes ist zentral. Weiters stellt die Stadt einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt auf dem Weg
von Europa nach Russland dar. Der BIP pro Kopf beträgt bundesweit 5.726 USD (Stand 2017).
[45]; [46]; [15]
   Mit der M9 (MKAD) als Teil des Fernstraßennetzes Weißrusslands besitzt Minsk seit 1963 ei-
nen vollständig geschlossenen Autobahnring. Der 56,2 km lange Ring verläuft annähernd entlang
der Stadtgrenzen mit einem Normalabstand von 7,5 bis 10,0 km vom Zentrum. Der Großteil der
Strecke ist sechsspurig, bei einer Kapazität von 85.000 Fahrzeugen pro Tag, davon aktuell 6,6 %
Schwerverkehr. Insgesamt münden sieben Autobahnen in die M9: die M2 Richtung Osten, die M3
Richtung Norden, die M4 Richtung Südosten, die M6 Richtung Westen, die P23 Richtung Süden,
die P28 und die P58 Richtung Norden. Stadteinwärts schließt die M7 an eine innerstädtische Gür-
telstraße an, des Weiteren wird das Zentrum von Stadtstraßen sternenförmig erschlossen. Das
maximale Tempolimit liegt entlang der gesamten Straße bei 90 km/h.
   Momentan wird mit der M14 (MKAD-2) ein zweiter Autobahnring für Minsk gebaut. Er ist für
mit einer Gesamtlänge von 159 km geplant, wobei heute bereits 27 km in Betrieb sind.

                           Abb. 12: Autobahnnetz in und um Minsk [47]

2.11   München

  München ist mit 1.456.000 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2017) die bevölkerungsmäßig
drittgrößte Stadt Deutschlands und die zwölftgrößte der europäischen Union. Die durchschnittli-
che Bevölkerungsdichte beträgt 4.690 Einwohner pro km² bei einer Fläche von 311 km². Bei einer
bundesweiten Einwohnerzahl von 83.000.000 (Stand 31. Dezember 2018) leben rund 1,75 Pro-
zent der Bevölkerung Deutschlands in München. Der BIP pro Kopf des Landes beträgt 44.550 USD
14                                   Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich
(Stand 2017). Geografisch liegt München im Süden des Landes 60 km von der österreichischen
und 160 km von der schweizerischen Grenze entfernt. [27]; [15]
   München besitzt mit der A99 eine Ringautobahn, die mit etwa drei Vierteln nicht vollständig
geschlossen ist. Mit einer Länge von 57 km im Westen von der A96 in Richtung bis zur A8 in Rich-
tung im Südosten. Es laufen sieben Autobahnen (die A8, die A9, die A92, die A94, die A95, die A96)
über drei Autobahndreiecke und vier Autobahnkreuze über den Ring. Die Erschließung des Mün-
chener Stadtzentrum erfolgt hauptsächlich über sternenförmig verlaufende Stadtstraßen sowie
einen geschlossenen, weitestgehend autobahnähnlichen Ring auf Stadtgebiet, den sogenannten
„Mittleren Ring“. Des Weiteren führen sieben Autobahnabschnitte in das Stadtinnere.
   Die Benutzung der Autobahnen in und um München ist für PKWs mautfrei. Der am stärksten
befahrene Abschnitt des Ringes liegt zwischen Aschheim und Ismaning mit 127.300 Fahrzeugen
pro Tag, davon über 18.000 Schwerverkehr. Der Abstand vom Stadtzentrum liegt kontinuierlich
zwischen 13,50 km im Westen und Osten und 10 km im Norden bei einer Fahrstreifenanzahl von
drei, stellenweise durch Freigabe des Standstreifens im Bereich zwischen Kreuz München-Nord
und Kreuz München-Süd vier pro Fahrtrichtung. Stellenweise gibt es auf der A99 kein Tempolimit.
   Seit 1. Oktober 2008 besteht eine Umweltzone für München. Ursprüngliches Ziel war es, Fahr-
zeuge mit schlechten Abgaswerten aus der Innenstadt zu verbannen. Seit 1. Oktober 2012 ist für
sämtliche Fahrzeuge, die die Norm nicht erfüllen (PKW, LKW, Busse, Wohnmobile), zwingend eine
grüne Plakette notwendig, um die Umweltzone, welche innerhalb des Mittleren Rings auf einer
Fläche von rund 44,00 km² Gültigkeit hat, zu befahren. Zugelassen sind somit Fahrzeuge der
EURO-Klassen III mit Partikelfilter, IV, V und VI. Bei Verstoß ist ein Bußgeld von 80 Euro zu ver-
richten. Der Autobahnring München sowie der Mittlere Ring selbst sind nicht von der Umweltzone
betroffen. [48]

                          Abb. 13: Autobahnnetz in und um München [49]
Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich                                       15

2.12   Paris

    Die Hauptstadt Frankreichs Paris mit einer Einwohnerzahl von 2.220.000 Einwohnern (Stand
1. Jänner 2014) zeichnet sich dadurch aus, dass zwei vollständig geschlossene Autobahnringe um
die Stadt verlaufen und ein dritter momentan in Planung ist. Des Weiteren stellt Paris grundsätz-
lich den Mittel- und Zentralpunkt des gesamten Autobahnnetzes Frankreichs dar, was eine maß-
gebliche Auswirkung auf das Verkehrsaufkommen in und um Paris hat.
    Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte der Stadt beträgt 21.070 EW/km² bei einer Stadtflä-
che von 105,40 km². Des Weiteren ist bemerkenswert, dass die Aire urbaine de Paris (Metropol-
region Paris) mit einer Einwohnerzahl von 12.405.000 (1. Jänner 2014) ebenfalls eine maßge-
bende Rolle bei der Verkehrsbelastung der Autobahnen um Paris spielt. Die Gesamtbevölkerung
Frankreichs beträgt 66.991.000 (Stand September 2017), demnach leben rund 3,30 Prozent der
Bevölkerung auf Pariser Stadtgebiet sowie 18,50 Prozent in der Aire urbaine. Der BIP pro Kopf
beträgt bundesweit 41.480 USD (Stand 2017). [50]; [15]
    Paris besitzt mit dem Boulevard périphérique einen 35 km langen, inneren Autobahnring, der
die Hauptstadt mit ihren 20 Arrondissements vollständig umschließt. Ausgehend vom äußeren
Autobahnring, der A86, münden acht Autobahnen, die A1 aus Lille, die A4 aus Straßburg, die A5
aus Troyes, die A6 aus Lyon, die A77 aus Nevers, die A10 aus Orléans, die A13 aus Rouen und die
A16 aus Amiens, in den inneren Ring. Zeitgleich bildet die Autobahn die Grenzen des Stadtgebiets
Paris. Der minimale Abstand vom Stadtzentrum (Zentralpunkt Notre Dame) beträgt 5 km im Os-
ten, der maximale Abstand beträgt 7 km im Westen.
    Der Ring wurde zwischen 1954 und 1973 erbaut. Die Verkehrszahlen betragen 270.000 pro
Tag. Auf etwa 60 Prozent der Strecke wird die Autobahn sechsspurig geführt. Das maximale Tem-
polimit liegt bei 70 km/h.
    Mit der Autoroute A86 (umgangssprachlich auch Super-périphérique oder Périphérique de
I’lle-de-France) besitzt Paris einen 79 km langen, äußeren Autobahnring, der nicht nur um das
Stadtgebiet Paris, sondern überdies auch um einige Bezirke der Aire urbaine de Paris führt. Der
Ring wurde von 1968 bis 2011 zur Entlastung des zum damaligen Zeitpunkt bereits bestehenden
inneren Ringes gebaut und ist heute vollständig ausgebaut. Über fünf weitere Autobahnen, der A1,
der A3, der A4, der A6 und der A13, ist die Super-périphérique mit der dem inneren Autobahnring,
dem Boulevard périphérique, vebunden.
    Das maximale Tempolimit liegt bei 90 km/h. Die Führung der Autobahn erfolgt im Abstand zwi-
schen 8 und 16 km vom Zentralpunkt Notre Dame. Eine Besonderheit der Super-périphérique ist
der im Juni 2008 eröffnete, 4,7 km lange PKW-Tunnel „Duplex A86“. In diesem Tunnel werden
beide Richtungsfahrbahnen in einer gemeinsamen Röhre auf zwei Ebenen mit einer Höhe von
2,55 m übereinander geführt. Zeitgleich stellt dieser Teil der A86 die einzige Mautstrecke der Au-
tobahn dar. Die Gebühr für diesen Abschnitt ist uhrzeitabhängig und liegt zwischen 1,50 und
12,70 Euro (Stand 2018). [51]
    In Zukunft soll mit der 160 km langen Francilienne durch die Erweiterung und Verlängerung
von bereits bestehenden National- und Schnellstraßen ein weiterer, dritter Autobahnring in der
Größenordnung des Londoner Orbital mit 188 km sowie des Berliner Rings mit 196 km entstehen.
    Seit 1. September 2015 besteht mit der Zone à Circulation Restreinte, kurz ZCR, eine Umwelt-
zone für Paris. Sämtliche Fahrzeuge werden in sechs Kategorien, abhängig von Abgaswerten so-
wie Baujahr, eingeteilt, müssen eine entsprechende Vignette („Crit’Air“) auf der Windschutz-
scheibe vorweisen und dürfen tagsüber das Gebiet innerhalb des Boulevard périphérique nicht
mehr befahren. Seit 1. Juli 2019 wurde die Umweltzone weiter verschärft, indem Dieselfahrzeuge
mit Baujahr 2001 und älter das Befahren der gesamten A86 sowie des Gebiets innerhalb vollstän-
dig untersagt wird. Bei Verstoß ist mit Geldbußen in der Höhe von 68 bis 375 Euro zu rechnen.
[52]; [53]
16                                   Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich

                            Abb. 14: Autobahnnetz in und um Paris [54]

2.13   Prag

   Prag als Hauptstadt der Tschechischen Republik stellt mit 1.267.000 Einwohnern (1. Jänner
2016) die bevölkerungsmäßig größte Stadt des Landes und zugleich fünfzehntgrößte Stadt der
europäischen Union dar. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 2540 Einwohner pro
km² bei einer Fläche von 496 km². Die Gesamtbevölkerung der Tschechischen Republik beträgt
10.638.000 (Stand September 2018), demnach leben rund 12,30 Prozent der Bevölkerung in Prag.
Der nominale BIP pro Kopf beträgt durchschnittlich 20.150 USD (Stand 2017). [55]; [56]; [15]
   Die Dálnice 0 (Autobahn 0, abgekürzt D0), auch Prazký okruh (Prager Ring), ist der 83 km lage,
konzipierte Autobahnring für Prag. Baubeginn war 1977, geplante Fertigstellung ist 2030. Aktuell
sind etwa mit 40 km Betriebsstrecke etwa 50 Prozent der Gesamtstrecke fertiggestellt. Im Endzu-
stand sollen neun Autobahnen, die D1, die D3, die D4, die D5, die D7, die D8, die D10 und die D11,
strahlenförmig aus allen Richtungen in die D0 münden. Stadteinwärts führen als Verlängerung
der Autobahnen sieben Hauptverkehrsstraßen, die die Stadt teilweise vollständig durchfahren,
sowie ein Autobahnabschnitt der D1, der den Stadtkern direkt an eine Autobahn anbindet. Der
Prager Ring wird mindestens 10,50 km im Norden und maximal 16,50 km im Südosten vom Stadt-
zentrum (St. Ludmilla) entfernt verlaufen. Pro Fahrtrichtung sind zwei bis drei Fahrstreifen vor-
gesehen.
   Teile der Dálnice 0 sind von der Maut befreit. Für eine deutliche Kennzeichnung der gebühren-
pflichtigen Strecken sorgen dementsprechende Schilder. [57]
   Für Prag besteht seit 1. Mai 2006 eine flächendeckende Umweltzone für die Bezirke Prag 1 und
Prag 2. Sie umfasst eine Fläche von rund 250 ha, auf der 50.000 Einwohner leben. Innerhalb der
Umweltzone gilt ein Fahrverbot für LKW (N2, N3) der EURO-Klassen 0, I, II und III ab 6 t. Regist-
rationspflichtig sind Fahrzeuge der EURO-Klassen IV, V und VI. Ab 2020 wird die Zone verschärft,
indem bundesweit eine Emissions-Plakette („Emisni-Plaketa“) für sämtliche PKW, LKW, Busse
und Motorräder eingeführt wird. Bei Einfahren ohne gültige Plakette wird im Falle einer Kontrolle
ein Bußgeld von 1.500 bis 2.500 Tschechischen Kronen (55 bis 95 Euro) veranschlagt. [58]; [59]
Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich                                                17

Abb. 15: Autobahnnetz in und um Prag (grün: Prager Ring, rot: in Betrieb, blau: in Bau, grau: geplant) [60]

2.14   Rom

   Rom gilt als bevölkerungsreichste Stadt Italiens sowie zur viertgrößte Stadt der Europäischen
Union. Mit einer Einwohnerzahl von 2.872.800 (Stand 31. Dezember 2017) im bundesweiten Ver-
gleich mit 60.376.000 (Stand 30. November 2018) leben rund 4,80 Prozent der italienischen Be-
völkerung in der Hauptstadt Rom. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 2.235 Ein-
wohner pro km² bei einer Fläche von 1.285 km². Rom kommt eine zentrale wirtschaftliche Rolle
zu und liegt geografisch mittig innerhalb des Landes in unmittelbarer Nähe zum Mittelmeer. Der
nominale BIP pro Kopf beträgt durchschnittlich 31.980 USD (Stand 2017). [61]; [15]
   Rom besitzt mit der Autostrada A90, vor Ort GRA, italienisch für die „Große Autobahnring-Ver-
bindung“ einen zu 100 Prozent geschlossenen Autobahnring. Die Länge beträgt 68,20 km. Vier
Autobahnen münden in die A90: der nördliche Teil der A1 in Richtung Florenz und Milano im
Norden, die A24 Richtung Tiramo im Osten, der südöstliche Teil der A1 Richtung Napoli sowie im
Westen die A91 in Richtung Flumicino. Die Erschließung des Stadtzentrums erfolgt mittels Stadt-
straßen und zwei Autobahnabschnitten, die stadteinwärts führen. Es handelt sich um eine Auto-
bahn mit drei Fahrstreifen pro Richtung auf der gesamten Strecke. Der Radius des Ringes beträgt
mindestens 9,00 km im Westen bis maximal 11,00 km im Norden, Osten und Süden. Trotz Diskus-
sion einer Maut aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens ist die Befahrung der A90 auf der
gesamten Strecke mautfrei.
18                                  Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich

                            Abb. 16: Autobahnnetz in und um Rom [62]

2.15   Sofia

   Mit 1.242.000 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2018) leben bei einer bundesweiten Bevölke-
rung von 7.050.000 rund 17,62 % der Bevölkerung Bulgariens in der Hauptstadt Sofia, somit gilt
sie als größte Stadt Bulgariens sowie vierzehntgrößte Stadt der europäischen Union. Die durch-
schnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 7.369 Einwohner pro km² bei einer Fläche von 492 km².
Der nominale BIP pro Kopf liegt bei 10.757 USD. Die Lage der Stadt innerhalb des Landes ist süd-
lich in unmittelbarer Nähe zur Grenze zu Bulgarien sowie zur Donau und zum schwarzen Meer.
[63]; [15]
   Sofia besitzt mit der „Sofijski Okolowrasten Pat“, zu deutsch Sofioter Ringstraße, eine 62 km
lange, vollständig geschlossene Umgehungsstraße, die zum Teil als kreuzungsfreie Autobahn und
zum Teil als Stadtstraße mit niveaugleichen, durch Ampeln geregelte Kreuzungen ausgebaut ist.
Auf dem größten Teil der Strecke weist sie einen Fahrstreifen pro Richtung auf. Insgesamt mün-
den sechs Nationalstraßen sowie drei Autobahnen in die Ringstraße: die A1 aus Richtung Südos-
ten, die A2 aus Richtung Osten sowie die A3 aus Richtung Süden. Die Straße verläuft im Norden
mit einer maximalen Entfernung von 12 km, sowie im Südwesten mit einer minimalen Entfernung
von 6 km vom Stadtzentrum.
   Für das Befahren der Autobahnabschnitte der Sofioter Ringstraße ist keine Mautgebühr zu ent-
richten. Das Tempolimit liegt auf dem Großteil der Strecke bei 60 km/h.
Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich                                        19

                             Abb. 17: Autobahnnetz in und um Sofia [1]

2.16   Warschau

   Mit einer Einwohnerzahl von 1.765.000 (Stand 31. Dezember 2017) stellt Warschau als Haupt-
stadt die bevölkerungsreichste Stadt Polens sowie die neuntgrößte der europäischen Union dar.
Im Vergleich zur landesweiten Einwohnerzahl mit 38.427.000 (Stand 2016) leben rund 4,60 Pro-
zent der landesweiten Bevölkerung in Warschau. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte be-
trägt 3.390 Einwohner pro km² bei einer Fläche von 517,20 km². Der BIP pro Kopf bundesweit
beträgt 13.800 USD (Stand 2017). [64]; [15]
   Um Warschau ist eine Ringautobahn, der sogenannte „Schnellstraßenring Warschau“, mit einer
Gesamtlänge von 85 km geplant. Die Straße soll vollständig als Schnellstraße klassifiziert und aus
vier Schnellstraßen, der S2, der S7, der S8 sowie der S17, mit drei Fahrstreifen pro Richtung auf
der gesamten Strecke, aufgebaut sein. Die Fertigstellung stellt gleichzeitig das Schließen des Rin-
ges dar und ist für 2020 vorgesehen.
   Sechs Schnellstraßen bzw. Autobahnen werden in den Ring münden. Innerstädtisch wird die
Stadt durch zwei schneidende Autobahnen im Westen und Osten sowie zahlreiche Stadtstraßen
erschlossen. Der Abstand vom Stadtzentrum liegt im Süden maximal bei 12 km, im Nordwesten
minimal bei 4 km. Der Warschauer Schnellstraßenring zählt innerhalb des polnischen Autobahn-
netzes zu einer Großstadtumfahrung und ist daher mautfrei. [65]
20                                  Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich

                         Abb. 18: Autobahnnetz in und um Warschau [66]

2.17   Wien

   Wien ist Bundeshauptstadt der Bundesrepublik Österreich und stellt bei einer Einwohnerzahl
von 1.897.000 (1. Jänner 2019) die größte Stadt Österreichs und zugleich die sechstgrößte Stadt
der europäischen Union dar. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 4.570 Einwohner
pro km² bei einer Fläche von 414,90 km². Der BIP pro Kopf bundesweit beträgt 42.597 USD
(2013). Innerhalb der Stadt werden rund 29 Prozent aller Wege mit dem eigenen Fahrzeug zu-
rückgelegt (Stand 2011). [67]; [68]
   Wien besitzt derzeit keinen vollständig geschlossenen Autobahnring. Das Projekt Regionenring
Wien, bestehend aus sechs Autobahnabschnitten, einem Teil der A1, der A21, der S1, der A22, der
S5 und der S33, mit einer aktuellen Betriebslänge von 175 km soll 2025 mit einer endgültigen
Länge von 195 km fertiggestellt werden und schließlich einen Autobahnring um Wien bilden, wo-
bei die Führung des Ringes im Westen um den Wienerwald nicht einem klassischen Autobahnring
entspricht, daher die Bezeichnung Regionenring.
   In den Regionenring werden vier Autobahnen, die A1 im Westen, die A2 im Süden, die A4 im
Südosten und die A5 im Norden, sowie drei Schnellstraßen, die S3 und die S5 im Nordwesten und
die S8 im Osten münden. Über vier weitere Autobahnen, die A1, die A4, die A22 und die A23 lässt
sich das Stadtzentrum erreichen bzw. Wien innerstädtisch durchfahren, was durch den Regionen-
ring jedoch vermieden werden soll. Hauptziel des Regionenringes ist es in erster Linie, die am
stärksten befahrene Autobahn Österreichs, die Südosttangente (A23), welche zugleich die wich-
tigste Stadtautobahn Wiens darstellt, zu entlasten.
   Die Verkehrsbelastung der A23 beträgt zu Spitzenzeiten an der Stelle St. Marx 212.000 Fahr-
zeuge pro Tag, ca. 6 Prozent davon Schwerverkehr (Stand 2019). Jene des Regionenringes beträgt
an der höchsten frequentierten Stelle (S1 Laxenburger Straße) bis zu 82.000 Fahrzeuge pro Tag
Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich                                       21
(Stand 2019), wobei davon auszugehen ist, dass nach Eröffnung des Lobautunnels und somit voll-
ständigem Lückenschluss des Regionenringes die Zahlen nochmals ansteigen. [69]
   Eine besondere Maut für den Regionenring ist nicht vorgesehen. Je nach Deklarierung als
Schnellstraße oder Autobahn beträgt die maximale Höchstgeschwindigkeit 130 km/h und die mi-
nimale 100 km/h. Pro Fahrtrichtung sind jeweils zwei Fahrstreifen vorgesehen. Der minimale Ab-
stand vom Stadtzentrum (Zentralpunkt Stephansdom) beträgt 9 km im Süden, der maximale Ab-
stand 50 km im Westen (Umfahrung des Wienerwaldes). [69]
   Seit 1. Juli 2014 besteht eine verschärfte Umweltzone für Wien. Sie gilt flächendeckend für das
gesamte Stadtgebiet Wiens inklusive Schnellstraßen und Autobahnen, auf einer Fläche von 414,50
km². Konkret besteht das Verbot aktuell (Stand 2019) für den Fahrzeugtyp LKW (N1, N2 und N3)
der EURO-Norm 0, I und II. Bei Verstoß sind mit Geldstrafen bis zu einer Höhe von 2.000 Euro zu
rechnen, bei Manipulation am Pickerl teilweise mehr. [70]

                            Abb. 19: Autobahnnetz in und um Wien [71]

3   Conclusio

  Im Folgenden werden die beschriebenen Städte anhand verschiedener Kriterien wie BIP pro
Kopf, Ausbauzustand und Bevölkerungsdichte miteinander verglichen, um einen möglichen Zu-
sammenhang festzustellen und im Weiteren eine Aussage bezüglich der Zweckmäßigkeit und Not-
wendigkeit eines Autobahnringes um eine Großstadt zu treffen.
22                                                          Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich

3.1    Verhältnis zwischen nominalem BIP pro Kopf, Vorhandensein und Ausbauzustand
       des Autobahnringes

                                                           BIP/Kopf, vorhandener Ring
                                                                 Ausbauzustand
                            50.000                                                                                           5

                            45.000
                                                                                                    NEIN JA   JA   JA

                                                                                                                                 Anzahl der Fahrstreifen pro Richtung [-]
                            40.000                                                                                           4

                            35.000
                                            JA                             JA
          BIP/Kopf [Euro]

                            30.000                                                                                           3
                                                            JA   JA   JA        JA   JA   JA   JA                       JA
                            25.000

                            20.000                                                                                           2
                                     ZUM TEIL
                            15.000
                                                ZUM TEIL
                            10.000                                                                                           1
                                                      JA
                             5.000

                                 -                                                                                           0

                                                                                                     BIP/Kopf
                                                                                                     Fahrstreifen/Richtung

  Abb. 20: Verhältnis zwischen nominalem BIP pro Kopf, Vorhandensein und Ausbauzustand des Auto-
                                                bahnringes

   Es ist erkennbar, dass mit steigendem, nominalen BIP pro Kopf der Ausbauzustand (Anzahl der
Fahrstreifen pro Richtung) tendenziell zunimmt. So weisen beschriebene deutsche Autobahn-
ringe sowie der Regionenring um Wien eine Fahrstreifenanzahl von bis zu vier auf. Eine Aus-
nahme hierbei bildet Hamburg, wobei beschriebene Stadtautobahnen wie die A7 ebenfalls stel-
lenweise vierspurig verläuft.
   Im Durchschnitt, so beispielsweise in Budapest, Prag oder Barcelona liegt der Ausbauzustand
bei maximal drei Fahrstreifen pro Richtung. Mit abnehmendem BIP pro Kopf weist die Stadt ten-
denziell keinen oder nur einen zum Teil ausgebauten Autobahnring auf. Beispiele hierfür wären
Belgrad oder Sofia, wobei die Anzahl der Fahrstreifen hier bei maximal zwei pro Fahrstreifen liegt.
Für Städte wie Bukarest, Sofia oder Belgrad ist der Ausbau bzw. Bau eines Ringes geplant.
Autobahnringe um Großstädte im internationalen Vergleich                                                                                                         23

3.2                    Verhältnis zwischen Anteil der Stadtbevölkerung an bundesweiter Bevölkerung und
                       Anzahl der stadtauswärts führenden Ausfahrten am Autobahnring

                                               Anteil Stadtbevölkerung an bundesweiter Bevölkerung - Anzahl
                                                             stadtauwärts führender Ausfahrten

                                                                                                                         Anzahl der stadtauswärts führenden Ausfahrten [-]
                                       25,0%                                                                        11

                                                                                                         20,8%21,4% 10
      Anteil der Stadtbevölkerung an
      bundesweiter Bevölkerung [%]

                                       20,0%                                                         19,1%          9
                                                                                            17,6%17,9%
                                                                                                                    8
                                                                                                                    7
                                       15,0%
                                                                                          12,3%                     6
                                                                                      10,5%                         5
                                                                                  9,5%
                                       10,0%
                                                                                                                    4
                                                                                                                    3
                                                                   4,4%4,6%4,8%5,0%
                                        5,0%               3,3%3,5%                                                 2
                                                       2,2%
                                               1,3%1,8%                                                             1
                                        0,0%                                                                        0

Abb. 21: Verhältnis zwischen Anteil der Stadtbevölkerung an der bundesweiter Bevölkerung und Anzahl
                          der stadtauswärts führenden Ausfahrten am Autobahnring

   Anhand der vorhandenen Daten ist kein Zusammenhang zwischen den Einwohnern der Stadt
im Verhältnis zum Land sowie in die Stadt einmündende Autobahnen zu erkennen. So weist zum
Beispiel Köln mit 1,30 Prozent der Bevölkerung Deutschlands zehn Ausfahrten in alle Himmels-
richtungen auf. Grund hierfür könnte die zentrale Lage von Köln innerhalb des dicht besiedelten
und stark urbanisierten Nordrhein-Westfalen sein. Doch auch München besitzt bei einem Wert
von lediglich 1,75 Prozent sieben Autobahnausfahrten, die stadtauswärts führen.
   Die geringsten Autobahnausfahrten weisen mit drei trotz verhältnismäßig hoher Bevölke-
rungszahl von rund 10 bis 20 Prozent Bukarest, Sofia und Belgrad auf. Grund hierfür dürfte das
geringe wirtschaftliche Wachstum sein, aufgrund dessen das Land grundsätzlich wenige Autobah-
nen besitzt. Im oberen Bereich liegen Wien, Minsk, Prag, Brüssel und Paris (Air urbane de Paris),
die allesamt eine hohe Bevölkerung besitzen und, mit Ausnahme von Wien, recht zentral liegen.
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