Baufeld B Walkeweg, Basel 150 Genossenschaftswohnungen für zwei Genossenschaften Bericht zum Auswahlverfahren

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Baufeld B Walkeweg, Basel 150 Genossenschaftswohnungen für zwei Genossenschaften Bericht zum Auswahlverfahren
Basel, 22.01.2020

Baufeld B Walkeweg, Basel
150 Genossenschaftswohnungen
für zwei Genossenschaften

Bericht zum Auswahlverfahren

1. Ausgangslage
Auf dem Areal "Walkeweg" hinter dem Tramdepot Dreispitz, neben dem Wolfgottesacker, bestehen
heute noch Familiengärten. Diese werden auf Ende 2020 aufgehoben. Nebst einem Primarschulhaus
sollen dort schlussendlich ca. 500 Wohnungen entstehen. Die Basler Regierung hat in einer ersten
Etappe 150 Wohnungen freigegeben. Diese werden exklusiv den Wohngenossenschaften angeboten.
Der Regionalverband wohnbaugenossenschaften nordwestschweiz (wbg nwch) schloss mit
Immobilien Basel-Stadt einen Letter of Intent ab, der am 3.9.2019 vom Regierungsrat genehmigt
wurde und die Grundlage für den Vergabeprozess des Baufeldes bildet.

2. Rahmenbedingungen/Aufgabenstellung
Es sollen partnerschaftliche Baurechtsverträge „plus“ abgeschlossen werden. Für die erste Etappe
mit den 150 Wohnungen wird eine Aufteilung auf 2 Bauträger angestrebt. Für die Bebauung des
Areals gilt der Bebauungsplan 207.2 von 2014. Die zuständige Kommission hat die Verwaltung zudem
verpflichtet, das Areal nach dem Grundsatz «Low Cost – Low Energy» zu entwickeln. Weitere
Bebauungsregeln werden in einem Bebauungsplan zweiter Stufe durch den Regierungsrat
festgesetzt.
Für das Baufeld B werden voraussichtlich u.a. die folgenden Regeln festgesetzt: 15‘300 m2 BGF,
4 Geschosse (Dachgeschosse nicht zulässig), Wohnflächenanteil 90%, keine Mindestfreifläche auf
dem Baufeld, max. 40% der zulässigen Parkplätze realisierbar und unterirdisch anzuordnen.
Ein Varianzverfahren ist obligatorisch (z.B. ein Studienauftrag an mehrere Architekturbüros). Das
Projekt soll sich an der städtebaulichen Bebauungsstruktur orientieren. Mit einem Konzept ist
nachzuweisen, wie der Grundsatz «Low Cost – Low Energy» umgesetzt wird. Ziel ist nicht möglichst
viel Technik, sondern preisgünstiges Wohnen verbunden mit einer minimalen Energiebilanz. Das
Areal wird nicht mit Fernwärme erschlossen.

3. Vergabeprozess
Verantwortlich für die Evaluation der gemeinnützigen Wohnbauträger ist der Verband wohnbau-
genossenschaften nordwestschweiz. Der Regionalverband informierte seine Mitglieder über die

Wohnbaugenossenschaften Nordwestschweiz, Geschäftsstelle
Viaduktstrasse 12CH - 4051 BaselTel. 061 321 71 07Fax 061 321 71 06
info@wbg-nordwestschweiz.chwww.wbg-nordwestschweiz.ch                                       Seite 1 von 9
Ausschreibung durch direktes Anschreiben und durch Publikation auf seiner Website. Ebenso wurde
der Partnerverband „Wohnen Schweiz“ gebeten, seine Mitglieder zu informieren.
Eingaben konnten von einer gemeinnützigen Wohnbauorganisation mit Liegenschaften in der Region
Nordwestschweiz oder als Projektpartnerschaft (max. zwei gemeinnützige Wohnbauträger) gemacht
werden. Die Bewerbungen waren als pdf auf wenigen A4-Seiten einzugeben und sollten Angaben zu
den Bauträgern, zu Interesse/Motivation, eine kurze Projektbeschreibung und Ideen zur Projekt-
organisation umfassen. Dazu einige Beilagen wie Statuten, HR-Auszug, 2 Jahresberichte und allenfalls
Kurzdokus zu den letzten Bau- oder Sanierungsprojekten. Architektonische Projektvorarbeiten
wurden nicht gefordert.
Die Vergabe des Loses (Baufeld B Walkeweg) erfolgt durch eine Jury. Diese setzt sich wie folgt
zusammen:
- Ivo Balmer, Vertreter Regionalverband Nordwestschweiz
- Daniel Blumer, Vertreter Regionalverband Bern/Solothurn
- Andreas Herbster, Vertreter Regionalverband Nordwestschweiz
- Barbara Rentsch, Leiterin Portfoliomanagement Immobilien Basel-Stadt
- Stephan Weippert, Vertreter Regionalverband Nordwestschweiz
- Andreas Wirz, Vertreter Regionalverband Zürich
Erfreulicherweise gingen 9 Bewerbungen von insgesamt 11 Wohnbauträgern ein. Es sind dies in
alphabetischer Reihenfolge:
1.   Baugenossenschaft Zurlinden & Baugenossenschaft Basel
2.   Homebase, Genossenschaft für selbstgestaltetes Wohnen und Arbeiten
3.   GEWONA NORD-WEST, Genossenschaft für Wohnen und Arbeiten
4.   SOWAG, AG für sozialen Wohnungsbau
5.   Stiftung Habitat
6.   Wohnbau-Genossenschaft Nordwest & Wohngenossenschaft 1943 Jakobsberg
7.   Wohngenossenschaft Hegenheimerstrasse
8.   Wohngenossenschaft Redingbrücke
9.   Wohngenossenschaft Zimmerfrei
Bewerber 3 und 9 bewarben sich getrennt mit Bezug aufeinander. Die Präsentation erfolgte
gemeinsam. Es wird deshalb im Folgenden der Einfachheit halber von einer Bewerbung gesprochen.
Die Eingaben wurden den Mitgliedern der Jury vorgängig zur Verfügung gestellt. Die Geschäftsleiterin
von wbg nwch, Monika Willin, hat die Eingaben auf Vollständigkeit hin geprüft und in einer
tabellarischen Übersicht zu Handen der Jury festgehalten.
Vor der Beurteilung haben die Mitglieder der Jury allfällige Befangenheiten diskutiert. In einem
Umfeld, in welchem sich viele Aktive kennen, ist Transparenz ein wichtiges Gebot. Es wurde
festgestellt, dass keine Befangenheiten vorliegen, die einen objektiven Vergabeantrag negativ
beeinflussen könnten.

4. Ablauf der Beurteilung
Die Bewerberinnen und Bewerber hatten je 10 Minuten Zeit, ihre Bewerbung zu präsentieren und
auf die vorab kommunizierten Beurteilungskriterien einzugehen. Anschliessend waren sie
aufgefordert, sich den Fragen der Jury zu stellen. Der Fokus lag auf den nachfolgend aufgeführten
Beurteilungskriterien:
    a) Voraussetzungen
        - Gemeinnützigkeit
        - lokale Verankerung
    b) Interesse/Motivation
        - Entwicklungspotential der beteiligten Wohnbauträgern

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- Alleinstellungsmerkmal/innovative Elemente
       - Strategische Optimierung des Portfolios der Bauträgerschaft
    c) Projektabsicht
       - Realisierbarkeit der Projektidee (wohnbaupolitisch und städtebaulich)
       - Auseinandersetzung mit Konzept „Low Cost – Low Energy“
       - Nutzungsbezogene Mehrwerte für die Genossenschaft und das Quartier
    d) Projektorganisation
       - Erfahrung(en) der Wohnbauträger
       - Finanzierungskonzept
       - Organisation
       - Zeitplan/„rasche Verbindlichkeit“
       - Projektpartnerschaft
Im Anschluss an die acht Präsentationen wurden die Bewerbungen in zwei Wertungsschlaufen
einzeln vom Beurteilungsgremium diskutiert. Anschliessend wurden in einer ersten Runde drei
Bewerbungen ausgeschieden (Team BGZ/BGB; Stiftung Habitat; WG Redingbrücke).
In der zweiten Runde wurden die verbleibenden fünf Bewerbungen nochmals intensiver besprochen
und im Anschluss eine Auswahlempfehlung erarbeitet. Dabei wurden auch mögliche
“Verheiratungen” diskutiert, da entsprechend der Ausschreibung ein Teil der Bewerbungen sich nur
für einen Teil des Areals beworben haben.

5. Empfehlung der Jury

Die Jury empfiehlt Immobilien Basel-Stadt einstimmig, folgende Bewerbung weiter zu verfolgen
und den Baurechtsvertrag bzw. die Baurechtsverträge mit diesen Bauträgern abzuschliessen:
1 |    Gewona Nord-West / WG Zimmerfrei
Die anderen BewerberInnen wären in priorisierter Reihenfolge zu berücksichtigen, falls sich die
Bewerbung 1 als nicht umsetzbar erweisen sollte:
2 |    wgn / WG Jakobsberg (ggf. mit einem dritten Bauträger)
3 |    WG Hegenheimerstrasse (Tandempartner noch zu definieren)
4a |   Homebase (als mögliche Ergänzung)
4b |   Sowag (als mögliche Ergänzung)

6. Würdigung
Mit dem ersten Baufeld am Walkeweg kommt eine Pionier-Nutzung auf das Areal, die eine starke
Ausstrahlungskraft haben kann. Die drei erstrangierten Bewerbungen zeichneten sich alle dadurch
aus, dass sie in ihren Konzepten das Areal und die Umgebung stark mitgedacht haben. Die
Bewerbungen haben das Potential, dass ein Quartierteil mit einer eigenen Identität entstehen kann.
Mit dem Konzept „Low Cost – Low Energy“ setzten sich alle intensiv auseinander. Auch die lokale
Verankerung ist bei allen Bewerbungen gegeben.
Das Verfahren wurde das erste Mal in dieser ausführlichen Form durchgeführt. Es ist erfreulich, dass
sich 11 gemeinnützige Bauträger für die beiden Baufelder beworben haben.
Der gemeinnützige Wohnungsbau befand sich in Basel lange Zeit in einer Art “Dornröschenschlaf”.
Die bestehenden Opportunitäten, die günstigen wirtschaftlichen Voraussetzungen und nicht zuletzt
die realisierten Projekte der letzten knapp zehn Jahre haben offensichtlich das Interesse an
Entwicklung geweckt. Für den Generationenvertrag ist es wichtig, dass heute die günstigen

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Wohnungen von morgen erstellt werden. Unsere Grossväter taten dies nach dem Krieg und viele
Bewohnenden können heute davon profitieren.
Die Jury ist sich bewusst, dass bei einem Entscheid für eine „beste“ Eingabe viele gute Bewerbungen
auf der Strecke bleiben müssen. Zum Glück werden bereits in Kürze wiederum gemeinnützige
Bauträger für weitere Areale gesucht. Die Jury hat auch über Verfahrensfragen diskutiert, die bei
weiteren Auswahlverfahren überlegt werden könnten.
Der Verband wohnbaugenossenschaften nordwestschweiz wünscht sich, dass diejenigen Bauträger,
die in diesem Verfahren nicht zum Zuge kommen, weiter am Ball bleiben, um zusammen mit anderen
die Entwicklung des gemeinnützigen Wohnungsbaus in der Region voranzubringen.
Ein grosser Dank gilt allen involvierten und engagierten Beteiligten.

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7. Zusammenfassungen und kurze Würdigungen der Bewertungen
Gewona Nord-West & Wohngenossenschaft Zimmerfrei
Die Gewona Nord-West, Genossenschaft für Wohnen und Arbeiten ist seit Jahren im Gundeli stark
verankert und gut vernetzt. Es besteht seit ein paar Monaten eine Zusammenarbeit mit einer
Interessensgruppe aus dem Quartier, „IG August19“, sowie einer Gruppe Kunstschaffender, die
zusammen wohnen möchten, womit bereits 30% der Wohnungen belegt wären. Die
Mitgliedergenossenschaft besitzt eine eigene Geschäftsstelle und grosses Know-how mit
Bestandesbauten (Sanierungen und Renovationen) und konventionellen Wohnformen. Gegründet
wurde die Gewona 1995 zur Umnutzung eines Fabrikgebäudes an der Dornacherstrasse 101 und
startete mit 7 Gewerbenutzern und 7 Wohnungen Durch zahlreiche Fusionen und Hauskäufe ist sie
inzwischen auf über 200 Wohnungen gewachsen. Als innovatives aktives Motorengefäss ist ein
weiterer Ausbau wünschenswert. Durch Siedlungsverantwortliche wird der Kontakt von der
“Zentrale” zu den einzelnen Siedlungen gepflegt und die Bedürfnisse abgeholt, so dass die
Genossenschaft auch nach innen lebendig bleibt. Durch Kunstprojekte und Begehungen zur
Biodiversität in den Gärten sowie Workshops werden die BewohnerInnen eingebunden.
Die Wohngenossenschaft Zimmerfrei als noch junge Wohngenossenschaft realisierte mit der
Stadterle auf der Erlenmatt in einem partizipativen Verfahren ihren ersten Neubau. Dabei sammelte
sie Erfahrungen im Baurecht, mit neuen Wohnformen und in der Nachbarschaftsentwicklung.
Zimmerfrei möchte den Anfangsschwung nutzen, um bald weiterzuwachsen. Unzählige
Besichtigungstermine und Workshops verlangten während der Bau- und Fertigstellungsphase, aber
auch jetzt noch viel Einsatz. Die Begeisterung konnte trotz allem aufrecht gehalten werden.
Mit ihrem sprühenden Teamspirit und ihrer gemeinsamen Haltung haben beide Genossenschaften
überzeugt. Die erfrischende Präsentation wurde von 4 Vorstandsmitgliedern gleichberechtigt mit
Hilfe von wirkungsvollen Tafeln vorgetragen, wobei nicht zu viel und nicht zu wenig Information
einfloss.
Im Tandem können sie von ihren unterschiedlichen Erfahrungen gegenseitig stark profitieren – lokale
und langjährige Verankerung trifft auf neuen Wind und einen sozialen, partizipativen
Prozessgedanken. Beide Genossenschaften haben kompetente Vorstandsmitglieder und sind
kommunikativ nach innen und aussen sehr gewandt. Die Finanzierung regeln sie über verschiedene
Eigenmittel, Hypotheken, Darlehen und den Fonds de Roulement. Beide Genossenschaften können
über eine ausserordentliche GV das Einverständnis ihrer Mitglieder schnell einholen, da die
Mitglieder schon informiert sind.
Am Walkeweg streben sie im Tandem eine lebendige Nachbarschaft an und denken von Beginn an
das Quartier mit. Auf dem Areal sollten diverse Gemeinschafts-, Aussenraum- , Quartier- sowie
gewerbliche Nutzungen Platz finden. Mit einem vielfältigen Wohnungsmix wollen sie für eine
generationenübergreifende BewohnerInnenschaft bauen. Durch die neu entstehende Schule auf
dem Areal werden aber auch Familien im Fokus sein. Durch den angestrebten Mitwirkungsprozess
soll das Raumprogramm der Gebäude gemeinsam entwickelt werden. Dadurch kann bereits früh eine
Identität für den Ort und das Quartier geschaffen werden. Für die Kunstschaffenden sind
Wohnateliers angedacht.
„Low Cost – Low Energy“ denken sie sowohl auf der Ebene der Architektur und Energie als auch der
Mobilität. Sie erwähnten als einzige die geschwungene Fassade als Kostentreiber. Sie machten darauf
aufmerksam, dass die Fussgängerachse die seitlichen Strassenräume schwächen könnten. Bei den
Wohnungen streben sie einfache Grundstrukturen, einen reduzierten Innenausbau sowie kompakte
Grundrisse an. Der individuelle Flächenverbrauch ist eine weitere Stellschraube. Dadurch erhalten
die Gemeinschaftsflächen einen sehr hohen Stellenwert. Jedes Haus soll eine eigene Identität
entwickeln können. Mit Holzelementen als wegweisendes Baumaterial entscheiden sie sich die
Bewerbenden für einen energetischen und ökologischen Weg. Als nachhaltige Energielösung
schlagen sie Erdsonden in Kombination mit PV-Anlagen vor. Da der Walkeweg an einem

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Verkehrsknotenpunkt liegt, sollen primär der ÖV oder Sharing-Angebote genutzt werden. Die
Genossenschaften würden eine Projektentwicklungsgruppe schaffen sowie Expertengruppen
beiziehen.
Die beiden Genossenschaften haben eine solide Vorstellung vom Varianzverfahren, ihrem
Prozessvorgehen und der Finanzierung.
Zimmerfrei würde ca. 40% und Gewona Nord-West ca. 60% der Baurechtsparzelle bebauen.

Wohnbau-Genossenschaft Nordwest & Wohngenossenschaft 1943 Jakobsberg
Die Wohnbau-Genossenschaft Nordwest (wgn) ist mit über 800 Wohnungen die grösste
Genossenschaft in der Region Nordwestschweiz. Die Liegenschaften befinden sich in Basel-Stadt
(auch im Gundeli) sowie im Baselbiet. Die wgn hat eine leistungsfähige Geschäftsstelle und ein
eigenes Service-Team, das soziale und handwerkliche Dienstleistungen im Liegenschaftsunterhalt
erbringt. Als Unternehmergenossenschaft, bei der nur eine Minderheit der MieterInnen Mitglied ist,
konnte sie immer wieder Projekte entwickeln, wie z.B. in jüngerer Zeit die Areale Schoren und
Kohlistieg.
Der Standort “Walkeweg” an der Grenze zwischen den beiden Halbkantonen ist für eine Erweiterung
des Wohnportfolios prädestiniert. Die wgn bietet bereits heute an verschiedenen Standorten
Zusatzangebote für die BewohnerInnen und die Nachbarschaft an (Gemeinschaftsräume, Café etc.).
Gemeinschaftliche Aspekte sollen beim Walkeweg noch stärker in den Vordergrund gerückt werden,
so ist die Zusammenarbeit mit bestehenden Organisationen aus der Nachbarschaft in Aussicht
gestellt.
Die Wohngenossenschaft 1943 Jakobsberg (WGJ) wurde in der Nachkriegszeit gegründet. Ihre
Stammsiedlung mit rund 125 Wohnungen, aufgeteilt in verschiedene Mehr- und Reiheneinfamilien-
Häuser, liegt auf dem Bruderholz und somit bringt diese Mitgliedergenossenschaft einen hohen
Quartiersbezug mit. Die Identifikation mit den bestehenden Liegenschaften ist hoch und es wird ein
starkes gemeinschaftliches Genossenschaftsleben gepflegt. Die Absicht der WGJ für das Areal
“Walkeweg” besteht darin, in der Nachbarschaft ein ergänzendes Wohnangebot für ältere und
jüngere Bewohnerinnen zu entwickeln und damit die Genossenschaft langfristig zu stabilisieren. Ihre
Erfahrungen könnten helfen, eine Quartieridentität bzw. ein “genossenschaftliches Dorf” zu
entwickeln.
Im Tandem ergänzen sich die beiden Genossenschaften gut – die wgn als professionelle
Genossenschaft und die WGJ mit Erfahrung im Milizsystem, mit Belegungsvorschriften und
Identitätsentwicklung. Der Lead würde bei der wgn liegen. Die Finanzierung regeln sie über
Eigenmittel, EGW-Mittel und Bankenfinanzierung. Hervorzuheben ist hierbei die kleine finanzielle
Einstiegshürde für die MieterInnen der wgn, da keine Pflichtanteile gezeichnet werden müssen.
Beide Genossenschaften sind reaktionsschnell.
Das Baufeld B möchten beide nachbarschaftsorientiert entwickeln. Sie erkennen beide, dass am
Walkeweg ein Kleinquartier entstehen wird, wofür eine Identität geschaffen werden muss. Diese
Herausforderung will das Team mit verschiedenen Quartiernutzungen, Sharing-Angeboten und
einem Quartierplatz entwickeln. Ihr Fokus liegt auf dem Zusammenleben, wofür sie verschiedene
Gemeinschaftsräume und Orte der Begegnung schaffen wollen. Es ist beabsichtigt, die
Asylsuchenden aus dem nahegelegenen Migrationszentrum ins Areal einzubinden. Primär streben sie
Familienwohnungen an, aber auch junges Wohnen, Stöckliwohnen und Seniorenwohnen
(insbesondere für die WGJ). Dies kann für die WGJ eine ideale Ergänzung zur Stammsiedlung auf dem
Bruderholz sein. Am Walkeweg soll ein eigenes Arealbüro entstehen, das als Anlauf- und
Hauswartungsstelle dienen soll. Mit einem Holzbau und einfachen, modularen Grundrissen und einer
hochisolierenden Dämmung (ggf. Stroh) wird das Konzept „Low Cost – Low Energy“ angedacht. Es
soll nachhaltiger und preisgünstiger Wohnraum entstehen, der auch Menschen mit niedrigem
Einkommen offen steht. Als Zielwert wurde eine Richtmiete von unter 200.-/m2/Jahr in Aussicht

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gestellt. Die Wohnungen werden mit einfachen Standards und Materialien aus der Umgebung
ausgestattet. Den Unterhalt wollen sie möglichst günstig halten. Die Wärmeerzeugung soll über eine
Wassertank-Speicherung und PV-Anlagen zentral erfolgen.
Die Bewerbung besticht durch die Beteiligung der WGJ und die Bereitschaft der wgn sich auf eine
gemeinschaftliche Arealentwicklung einzulassen. Mir ¾-tel der Wohnungen und der Professionaltät
wäre die wgn klar im Lead, und es wurde nicht deutlich, wie sich die WGJ mit ihren Qualitäten in den
Entwicklungsprozess einbringen könnte.
Für eine Weiterentwicklung braucht die wgn den Walkeweg nicht zwingend. Anders sieht es für die
WGJ aus: Die Jury ist überzeugt, dass die Stöckliidee funktionieren kann und die WGJ wäre mit ihrer
starken lokalen Verankerung auch eine Bereicherung für das neue Quartier.
Ein gemeinsamer Teamspirit und gemeinsames Engagement müsste sich erst noch entwickeln.
Gegebebenfalls könnte hier ein dritter Player das Tandem ergänzen.

Wohngenossenschaft Hegenheimerstrasse
Die Wohngenossenschaft Hegenheimerstrasse (WGH) verfügt über mehrere Gründerbauten und
einen wegweisenden Neubau im Iselin-Quartier. Die WGH wurde in den Vierzigerjahren am
Stadtrand gebaut und konnte eine eigene Identität entwickeln. Die Mitgliedergenossenschaft
arbeitet gemeinnützig und fördert mit verschiedenen Aktivitäten den Austausch in der
Bewohnerschaft. Sie hat Erfahrung in Renovationen, konnte aber auch erfolgreich einen innovativen
Neubau realisieren. Sie zeigte eindrücklich, dass sie zukunftsorientiert und ökologisch denkt und
politische Themen wie die städtische Verdichtung und die Alterspyramide in ihr Handeln einbezieht.
Sie geht mutige Wege und ist offen für Unkonventionelles.
Mit ihrer philosophischen und modernen Gesellschaftsbetrachtung als Alleinstellungsmerkmal haben
sie fasziniert. Die WGH organisiert sich für den Neubau am Walkeweg mit einer Baugruppe und
würde den Vorstand aufstocken, um mehrere Wohneinheiten zu stemmen. Mit flüssigen
Eigenmitteln könnte sie den Neubau finanzieren. Mit ihren Mitgliedern, die über die Entwicklung der
Genossenschaft mitbestimmen, ist sie im starken Dialog. Mit einer ausserordentlichen GV kann sie
das Einverständnis der Mitglieder schnell einholen.
Am Walkeweg würde die WGH gerne neue Wohnformen ermöglichen (unkonventionelles Bauen)
und kann sich auch vorstellen, einen partizipativen Weg einzuschlagen und dabei gleich mögliche
MieterInnen auszuloten. Sie setzt auf eine generationsübergreifende Durchmischung im Quartier
(mit Hauptfokus auf Familien) und ein starkes Gemeinschaftsleben. Die WGH strebt einen breiten
Wohnungsmix an. Mindestens ein Vorstandsmitglied soll am Walkeweg wohnhaft sein, damit der
direkte und persönliche Kontakt mit den MieterInnen besteht. Nebst den Wohnungen wird auf dem
sich entwickelnden Areal grosser Wert auf Grün- und Aussenflächen, Aufenthalt- und
Gemeinschaftsräume sowie Angebote fürs gesamte Quartier gelegt. Das Areal und die
Wohneinheiten sollten so flexibel sein, um auf sich verändernde gesellschaftliche Strukturen
reagieren zu können. Bei ihrer Auseinandersetzung mit dem Konzept „Low Cost – Low Energy“ stellte
sie sich primär die Frage, wo das Optimum eines Innenausbaus für einen günstigen Mietzins
gegenüber einer traditionellen Ausstattung liegt. Was wird überhaupt benötigt? Es sollte ein
einfaches und reduziertes Gebäude werden, das Vieles ermöglichen (EG-Nutzungen, hohes
Gemeinschaftsleben) und differenzierte Standards bieten kann. Dies könnte in einem partizipativen
Verfahren erörtert werden. Dabei könnte auch ihre Idee der Flächenoptimierung und eines
effizienten Unterhalts diskutiert werden. Mit Holz als Hauptbaumaterial will sie nachhaltig bauen.
Die WG Hegenheimerstrasse hat viele spannende Ideen und eine stark spürbare Motivation, die für
den Walkeweg aber noch konkretisiert werden müssten. Um in einem Tandem verhandeln zu
können, müsste ihre Idee gefestigt sein. In einem Tandem (genannt Homebase als spannende
Ergänzung) würden sie 75-100 Wohnungen realisieren, im Alleingang würden sie auch 150
Wohnungen im Edelrohbau stemmen.

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Die beiden folgenden Bewerbungen wurden in der zweiten Wertungsschlaufe diskutiert. Um als
Bauträger im Team zu agieren, werden sie eher zu individualistisch eingeschätzt. Jedoch könnten sie
die Pionier-Nutzung am Walkeweg gut ergänzen.

Homebase
Homebase – Genossenschaft für selbstgestaltetes Wohnen und Arbeiten - kam mit ihrer Idee des
einfachen Ausbaustandards als möglicher Kooperationspartner zur Genossenschaft
Hegenheimerstrasse ins Rennen. Sie will primär Raum zur Verfügung stellen, wobei die MieterInnen
größtmögliche Gestaltungsfreiheit im Innenraum haben. Diese Räume sollen jederzeit wieder
anpassbar sein. Hierbei geht es um eine einzigartige Belegung des Raumes nach eigenen
Bedürfnissen. Die MieterInnen sollen sich möglichst lange daheim fühlen können. Es ist ein
innovativer und interessanter Ansatz, der ein neues Wohnen ermöglicht. Low Cost und Low Energy
wird bei Homebase gross geschrieben. Die Räume bestehen aus einem minimalen Grundmodul aus
WC, Dusche und Kücheneinheit. Dadurch kann ein Mietzins von ca. 10.-/m2/Mt erreicht werden.
Bei der Bewerbung fehlte der Areal- und Quartierbezug wie auch ein weitergehender
gemeinschaftlicher Gedanke. Auch das Potenzial des Architektur-Wettbewerbs ist hier in Frage
gestellt, höchstens der Aussenraum würde noch zur Diskussion stehen. Jedoch könnte dies eine
Konzeptidee für ein einzelnes Gebäude sein.
Homebase bietet sich aus Sicht der Jury als Ergänzung in Kombination mit anderen gemeinnützigen
Bauträgern an.

Sowag – AG für sozialen Wohnungsbau
Die Sowag – AG für sozialen Wohnungsbau hat Liegenschaften im Baselbiet und in der Stadt und
möchte mit ihrem grossen Erfahrungsschatz im sozialen Wohnungsbau ihre spannende Idee gerne in
der Stadt ausbauen. Unabhängig von Generation, Geschlecht und Nationalität wollen sie
verschiedenste Bevölkerungskreise ansprechen und damit die Durchmischung auf dem Areal fördern.
Ihre Vermietungspraxis strahlt einen hohen sozialen Mehrwert aus. Sie wollen zwar keine
Einkommensgrenze setzen, als AG müssen die Mieter aber kein Anteilsscheinkapital zeichnen und
der Betreibungsregisterauszug wird nicht zu hoch bewertet – dies kann Türen öffnen. Das Konzept
„Low Cost – Low Energy“ würden sie unter anderem mit einem niedrigen Wohnflächenverbrauch,
nachhaltig und sinnvoll eingesetztem Material (Mischbauweise) umsetzen.
Für ihr Konzept ist der angestrebte Mietzins von 240.-/m2/Jahr allerdings eher hoch gerechnet. Zu
einem Wettbewerbsverfahren haben sie sich nicht explizit bekannt. Das Quartier und die Umgebung
wurden wenig mitgedacht, der Bezug zum Areal fehlte. Einziger Aspekt war der Dreispitz als
Arbeitsort, jedoch muss eine Wohnung nicht zwingend im gleichen Quartier wie der Arbeitsplatz
sein. Allerdings könnte die Sowag mit ihrem „Produkt“ eine gute Ergänzung auf dem Areal sein.

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Im ersten Wertungsdurchgang wurden die einzelnen Bewerbungen und Präsentationen beurteilt, mit
dem Ziel, eine engere Auswahl zu erhalten. Die drei folgenden Bewerbungen schieden in der ersten
Wertungsschlaufe aus.

Stiftung Habitat
Die Stiftung Habitat stellte ein interessantes Modell vor, das sie bereits auf der Erlenmatt und dem
Lysbüchel erprobten. Als gemeinnütziger Wohnbauträger wollen sie das Land sichern und in
kleineren Einheiten neuen, lokalen Genossenschaften Parzellen und/oder Gebäude wieder zur
Verfügung stellen. Damit wollen sie siesen Gruppen das Bauen und Zusammenleben ermöglichen.
Am Walkeweg ist der Boden bereits gesichert und das Konzept gegeben. Auf diesem Baufeld benötigt
es aus Sicht der Jury keine zusätzlichgen Intermediäre. Das Areal ist zu weit entwickelt und das
Baufeld B grössenmässig eher an der unteren Grenze. Die Stiftung Habitat kann mehr und kann ihre
Organisationsarbeit, ihr starkes Know-how und ihre guten Qualitäten an einem anderen Ort noch
wirkungsvoller einsetzen. Das soll keine Kritik am Modell und an den Fähigkeiten sein, sondern die
Aufmunterung, sich an einem anderen Ort einzusetzen und Grösseres anzupacken. Der explizite
Bezug zum Walkeweg und zum Quartier ist nicht allzu stark hervorgetreten.

Baugenossenschaft Zurlinden & Baugenossenschaft Basel
Die beiden Unternehmergenossenschaften Baugenossenschaft Zurlinden und die Baugenossenschaft
Basel (noch in Gründung) bewarben sich im Tandem. Die professionelle BGZ bringt aus Zürich sehr
viele Erfahrungen im Holzbau, 2’000-Watt-Bauten, nachhaltigem Bauen mit. Sie garantiert zudem die
finanzielle Sicherheit des Projektes. Ihr Ansatz der ökologischen Nachhaltigkeit ist innovativ und ihr
angedachtens CO2-neutrales Bauen wurde sehr positiv aufgenommen. Allerdings vermisste die Jury
eine der Aufgabenstellung angemessene Auseinandersetzung mit dem Areal, der Umgebung oder
auch dem künftigen Quartier. Auch der Ansatz “low cost” konfligiert mit dem vergleichsweise hoch
angesetzten Mietpreisen pro m2 HNF in der Bewerbung.
Die BGZ als grosse Unternehmergenossenschaft aus Zürich zeichnet sich zwar verantwortlich für
etliche grosse und baulich innovative Neubausiedlungen, doch alleine die Einführung eines “neuen”
Genossenschaftsmodells (Stichwort Unternehmergenossenschaft) in Basel als eines der
Alleinstellungsmerkmale der Bewerbung überzeugte die Jury nicht. In der Fragendiskussion wurde
dabei nochmals deutlich, dass mit Ausnahme des Geschäftsmodells, der Wissenstransfer von der BGZ
zur sich noch in Gründung befindenden BGB noch ganz am Anfang steht und sich deshalb nicht
ausreichend für die notwendigen Anforderungen ans Bewerberteam erweist. Die Bewerbung wurde
insofern als unzureichend eingestuft.

Wohngenossenschaft Redingbrücke
Die Wohngenossenschaft Redingbrücke hat ihre Liegenschaften in der Lehenmattstrasse und sieht
am Walkeweg Potenzial, um ihr Portfolio zu vergrössern und zu verjüngen. Mit einem Neubau sehen
sie Familien als Zielpublikum und würden gerne neue Wohnformen testen. In ihrer bestehenden
Liegenschaft haben sie wegen der fehlenden Durchmischung in den Altbauten Mühe Nachfolger für
den Vorstand zu finden – ein bekanntes Problem - , allerdings scheinen auch keine Lösungsansätze
für eine bessere Zusammenarbeit mit ihren Genossenschaftern und für ein gutes Gemeinwesen zu
fehlen. Dies scheint für eine Quartierentwicklung und einen genossenschaftlichen Gedanken am
Walkeweg deshalb nicht ideal. Ein glaubhafter Vorgehensvorschlag für das Projekt wurde vermisst.
Bei der Präsentation war es schade, dass die Präsidentin der Genossenschaft, die nah an der
Mieterschaft daran ist, nicht wirklich zu Wort kam. Die Jury möchte die Genossenschaft ermuntern,
den interenen Entwicklungsprozess weiter zu führen. Dabei könnte auch die Corporate Governance
überprüft werden.

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