Begleitpapier Autismus Borkum 2009
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Begleitpapier Autismus Borkum 2009 • Dr. Meusers Kinder und Jugendpsychiater-psychotherapie, Neuropädiater Gemeinschaftskrankenhaus 58313 Herdeecke, Gerhardt Kienle Weg 4 m.meusers@gemeinschaftskrankenhaus.de 02330 623909 Sekretariat 02330 624032 Fax 0171 1262333
Einführung: Autismus im Kindesalter M. Meusers Kinder- und Jugendpsychiatrie , Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke
Themen • Einteilung • Klinisches Bild: Autismus verstehen • Zeitpunkt der Diagnose • Diagnosenstellung • Hilfen und Behandlung
Einteilung des Autismus ICD 10 Spectrum disorder Autismus (Pervasive developmental disorder, PDD) Mit geistiger Behinderung Ohne geistige (IQ 69 oder niedriger) Behinderung Kanner- Autismus (IQ über 70) Frühere Synonyme: Frühkindliche Mit früher oder Mit normaler oder Psychose herausragender Verzögerter Sprachentwicklung: Autistische Sprachentwicklung: Asperger-Sdr Psychopathie High-functioning-A.
Pragmatische Einteilung Autismus • Genuiner Autismus: normale Begabung! Î Gestörter Spracherwerb: frühkindlich Î Normaler Spracherwerb: Asperger • Symptomatischer Autismus: Behinderung Î bei Epilepsie , tuberöse Sklerose, geistige Behinderung,.....
Ein Versuch Autismus zu verstehen 1 • Erste Symptome: ÎMütter: mein Kind ist „irgend wie fremd“ Kind Blick in das Gesicht der Mutter: Î Nachahmung der Mimik durch das Kind Î Mutter reagiert ÎKind erlebt, das es etwas bewirkt Motor der Entwicklung
Ein Versuch , Autismus zu verstehen 2 • Kind blickt in das Gesicht der Mutter Î repräsentiert das Bild detailgenau Î jede Mimik wird einzelne abgespeichert Î überflutet von der Fülle der Einzelheiten ÎVerstehen hat keine Chance! Merke: weil wir generalisieren ( Einzelheiten unwesentlich) entwickeln wir ein Symbolverständnis
Ein Versuch Autismus zu verstehen 3 Problem Î Sprichworte zu verstehen Îverschiedene Sinneskanäle zu verknüpfen ÎVeränderungsangst ( Sicherheit aus Beständigkeit)
Die zwei Seiten eines Sinnes • 1. Ich spüre mich selber • 2. Ich erkenne die Welt • Für alle Sinne gibt es Zeitfenster der Entwicklung – aber wann ???
Sinne „anthroposophisch“ • Ich – Gedanken – Sprach Sinn • Seh – Geruchs – Gehör - Tast – Sinn • Gleichgewichts – Bewegungs - Geschmacks Sinn • Wärme - Zeit - Lebenssinn
Def. Autismus anthroposophisch • Autismus ist eine Störung der höheren Sinne Î Autostimmulation statt Erkenntnissinn! Îeingeschränkte Kommunikation Î typisch/ klassifiziert je Sinn: • Sprachsinn- Gedankensinn – Ichsinn Kanner Asperger akzentuierte Pers.
Autismus: Kernsymptome im Kindergartenalter Einschränkungen in… • …der Freude an gemeinsamer Aufmerksamkeit • (Scheinbar) im Interesse an Sozialkontakten, v.a. mit Gleichaltrigen • …im sozialen Spiel, Rollenspiel, Phantasiespiel oder so-tun-als ob- Spiel • …der Kommunikation (Sprache, Gestik, Mimik, z.B. fehlende Variationsbreite), dem Blickkontakt • ...der zentralen Kohärenz (Fähigkeit, Details zu Gesamtbild zusammen zu fügen) • Der Theory of Mind (wissen was der andere weiß) Æ Achtung: Volle Symptomatik oft erst ab 4.-5. Lebensjahr!
CHAT Check List for Autism in Toddlers (Baron-Cohen et al. 1992, 1996) Vorschlag: Erfassen mit U 7 (21-24 Monate) Erfasst werden: • So- tun- als-ob-Spiel • Zeigen eines Gegenstandes, bzw. Reaktion darauf (gemeinsame Aufmerksamkeit) • Allein durch diese zwei Kriterien ergibt sich eine fast 100%ige Sensitivität (Baird et al. 2000), eine klinische Beurteilung durch erfahrenen Diagnostiker muss allerdings hinzukommen (Filipek et al. 1999) • Weitere Kriterien: Blickkontakt angemessener Umgang mit Spielobjekten Freude an Klettern Freude am Körperkontakt
CHAT Check List for Autism in Toddlers (Baron-Cohen et al. 1992, 1996) Teil B: Beobachtung des Arztes oder der Krankenschwester 1. Nimmt das Kind Augenkontakt zu Ihnen auf? 2. Versuchen Sie, die Aufmerksamkeit des Kindes zu erlangen. Zeigen Sie auf etwas Interessantes im Raum und sagen Sie: „Oh, schau! Da ist ein/e (Name des Spiel-zeugs)!" Beobachten Sie das Gesicht des Kindes. Schaut es zu dem von Ihnen ge-zeigten Gegenstand hin? 3. Versuchen Sie, die Aufmerksamkeit des Kindes zu erlangen, geben Sie ihm eine Spielzeug-Teetasse und -Teekanne und fragen Sie: „Kannst Du mir eine Tasse Tee einschenken?" 4. Tut das Kind so, als ob es Tee einschenken, trinken etc. würde? 5. Fragen Sie das Kind: „Wo ist das Licht?" oder „Zeig mir, wo das Licht ist.". Zeigt das Kind mit dem Zeigefinger auf das Licht? 6. Kann das Kind einen Turm aus Bauklötzen bauen? (Wenn ja, Anzahl der Türme und Anzahl der Bauklötze angeben
Das Anne- Sally- Experiment (Baron-Cohen et al. 1985)
Das Anne-Sally-Experiment: Baron-Cohen et al. 1985 • Alle Kinder konnten die beiden Puppen voneinander unterscheiden. • Alle Kinder konnten auf die Realitäts- und die Gedächtnisfrage korrekt antworten. • Fast alle der normalen und der geistig behinderten Kinder beantworteten die Glaubensfrage korrekt, während diese nur von vier der 20 autistischen Kinder korrekt beantwortet wurde. Dieser Unterschied ist hochsignifikant (p = .001). • Alle autistischen Kinder, die die Glaubensfrage falsch beantworteten, zeigten auf die Schachtel, das heißt auf den Ort, an dem der Ball tatsächlich lag und nicht auf irgendeinen anderen Ort (p =.006). Theory of mind • Die Fähigkeit, sich Gefühle und Gedanken anderer vorzustellen (wissen, was der andere - nicht – weiß), ab 4 Jahren, bei Betroffenen gestört Mentalizing (Gillberg) • Fähigkeit, Gefühle und emotionale Zustände anderen zuzuschreiben
Kernsymptome autistischer Störungen im Schulalter: Einschränkungen in… • ...der zentralen Kohärenz (Fähigkeit, Details zu Gesamtbild zusammen zu fügen) • …der Freude an gemeinsamer Aufmerksamkeit • …im Sozialverständnis, scheinbar fehlendes Einfühlungsvermögen • (Scheinbar) im Interesse an Sozialkontakten, v.a. mit Gleichaltrigen • …im Erkennen und Umsetzen sozialer Regeln (unangemessene Kommentare, immer die Wahrheit sagen, unpassender Kontext) • …im sozialen Spiel, Rollenspiel, Phantasiespiel oder so-tun-als ob- Spiel • …der Kommunikation (Sprache, Gestik, Mimik, z.B. fehlende Variationsbreite), dem Blickkontakt (wegsehen um zu denken!) • …im Symbolverständnis (Sprichworte, Humor) • … der Fähigkeit, Handlungen zu planen (gestörte Exekutivfunktionen wie beim ADHS, Untersuchungen von Konrad & Herpertz-Dahlmann 2004; Remschmidt & Schulte-Körne 2004)
Gesichtspunkte zur Therapie 1. Zeitfenster der Sinne beachten Î frühe Therapie ! 2. Erkenntnisseite der Sinne trainieren, nicht den Sinn als solchen! Autostimmulation hilft nicht ! 3.“Persönlichkeit gesund“ Î gute Prognose ?!? (4. Form einer Teilleistungsstörung!) Î Goldstandart: Diagnose im Kindergartenalter!
Asperger: und andere ähnlichen Diagnosen 40 % hyperaktiv Î ADHS überflutende Gefühle Î Störung Sozialverhalten mit überflutenden Gefühlen „Keine Gefühle im sozialen Kontext“ Î Stö. Sozialverhalten mit fehlender vegetat. Mitreaktion „suchen nicht die soziale Gemeinsamkeit“ Î Störung des Sozialverhaltens mit Überempfindlichkeit Wahnhafte Verkennung sozialer Zusammenhänge Î beginnende paranoide Psychose
Autismus: Diagnosenstellung • Beobachtung: Mütter, Kindergarten, Schule • Screening: ASAS, MBAS u.a. • Verifikation: ADOS, ADI-R + Begabung! • Entscheidung: Klinik! • Gegebenenfals: auch stationäre Beobachtung! • Merke: Das klinische Bild Entscheidet!
Mögliche Reaktionen des Kindes darauf, anders zu sein (modifiziert nach Attwood 2007) • Depression und Isolation • Imagination, Rückzug in eigene Welt (18% der Betroffenen mit Asperger haben imaginäre Freunde!) • Expansives Verhalten • Arroganz und Wut („god mode“) • Imitation („good guys and bad guys“) • Bei 71% der Betroffenen Mobbing als Folgeproblem
Autism Diagnostic Interview (ADI-R) • Differentialdiagnose Tiefgreifende Entwicklungsstörung vs. frühkindlicher Autismus; darüber hinaus keine Erfassung des Asperger-Syndroms • Bezieht sich auf charakteristische Merkmale einer Entwicklungsverzögerung oder -abweichung in den Bereichen: • wechselseitige soziale Interaktion • Sprache • Kommunikation • Spiel • Eingeschränkte, stereotype, repetitive Handlungsweisen und Interessen.
Autism Diagnostic Observation Scale – Generic (ADOS-G, deutsche Version von Rühl, Bölte, Feineis-Matthews & Poustka) • Halbstrukturiertes Instrument zur Erfassung von Kommunikation, sozialer Interaktion und Spielverhalten oder Phantasiespiel • Es werden gezielt diagnostisch wertbare soziale Situationen erzeugt • geeignet für Kinder und Erwachsene, unterschiedliche Sprachentwicklungsstufen (4 verschiedene Module) • Modul 1: Keine Sprache (bis Dreiwortsätze) • Modul 2: Flexible Dreiwortsätze (bis fließende einfache Sprache) • Modul 3: Fließende Sprache (Kinder/Jugendliche) • Modul 4: Fließende Sprache (Jugendliche/Erwachsene) • Gute interne Konsistenz, Interrater- und Retestreliabilität (Bölte & Poustka 2004)
Asperger: welche Hilfen? • Erwerb von sozialen Fähigkeiten Î so früh wie möglich! • Soziale Integration in der Familie: Î Anleitung der Eltern, Geschwister • Schule: soziale Integration + Lernen Î Hilfe für Lehrer, Schulbegleiter!
Autismus: Zielsymptome für Medikation • 1. Kernsymptomatik Î soziale Interaktion, Sprache, Stereotypien • 2.Begleitsymptome ÎHyperaktivität ΓImpulsivität“ Î Zwänge
Hyperaktivität • Ca 40 % aller Kinder mit Aspergersyndrom Typisch SED >SGD Frage: 2. Erkrankung oder nur ähnlich ADS ? Î Methylphenidat Î Atomoxetin
Methylphenidat bei Autismus • Responder 35/72 Î 49% • Abbrecher wg. NW 13/72 Î 18% • Reizbarkeit, emotionale Durchbrüche, • Schlafstörung, Appetitverlust Rupp/ Autismus Network Arch Gen Psych 2005 Nov, 62,1266-74
Atomoxetin bei Autismus • Pilotstudie n=16 • 6 Wo /6Wo Atomoxetin/ Placebo • Responder 43% ( 60% bei reinen ADHS Pat.) • Abbrecher 7% (1/16) Posey et al. 2006, Troost et al. 2006
Risperidone • Symptome, die von Eltern als belastend erlebt werden 0,5 = mittel, 0,8 = groß Effektstärke • 1. Wutanfälle Î 2,0 • 2.Aggression Î 1,7 • 3. Motorische Unruhe Î 1,3 • 4. Selbstverletzendes Verhalten Î 2,1
Medikation • Risperidon: zugelassen für Störung des Sozialverhaltens ab dem 5. Lebensjahr! • Î Zielsymptom überflutende Gefühle! • Î autistische Kinder McCracken NeEngJouMed 2002
Risperidone • 101 Kinder, 5 bis 17J, • 8 Wo doppelblind, plazebokontr. • Schrittweise eindosiert, 0,5 bis 3,5mg • Risponder 75,5 / 11,5% (CGI) • Irritabilität –57% / -14% • Kein Effekt auf „Kernsymptome“
Risperidon: Nebenwirkungen • Gewichtszunahme: 5,2 Kg ( -4 bis +15,3) • Kein Einfluß: Dosis, Alter, Geschlecht, Ausgangsgewicht Prädiktor: Höhe der Zunahme nach einem Monat! • Blutbildveränderungen • Leberwerterhöhungen • EPMS, tox. Neuroleptikasyndrom
„Tatsächliche NW“ • Kein Studienabbruch wegen UW • Kein „ serious adverse event“ • NW meist mild und vorübergehend • Müdigkeit, Schläfrigkeit • Erhöter Speichelfluß • Tachycardie, Tremor,
Andere „Atypika“: kaum Daten! • Quetiapin: keine relevante Gewichtssteigerung! • Olanazapin: noch mehr Gewichtssteigerung! (Masi et al 2001, Kemner 2002) • Amisulprid: • Ziprasidon • Aripiprazol • Paliperidon ( wichtigster Metabolit von Risperidon)
Epilepsie und Autismus Häufigkeit der Epilepsie invers zum kognitiven Niveau 0,02 normalbegabt - 0,67 ( Alter 10) bei GB
Antiepileptic Drugs • Valproat: • 10/14 Pat signifikante Verbesseung • 4 Pat soziale Interaktion • 4 Pat repetitive Verhaltensweisen • 1 Pat Verbesserung Kommunikation/ Sprache 2.Offene Studie • 6 Pat Verbesserung affektive Stabilität • 5 Pat bVerringerung Impulsivität • 4 Pat Verringerung der Aggressivität
Levetiracetam • Offene Studie, 12 Pat, Alter:4,7 bis 10,4 J. • Dauer 2 bis 6 Wo • Signifikant besser: Unaufmerksamkeit n.s. Hyperakt/Impulsivität p 0,01 emotionale Labilität p 0,001 Achenbach Aggressions scal n.s.
Lamotrigen 35 Pat, Alter 3 bis 11 J. 8+4 Wo Th. Dauer Î Nur positiver Effekt im sozialen Bereich!
Resümee medikamentöse Therapie • 1. Keine Kausale Therapie • 2. Keine Wirkung auf Kernsymptome • 3. Aber : Neuroleptika haben „phantastische Wirkung auf die Symptome, welche für die Eltern relevant sind“ • 4. VT unter Risperdal deutlich besser möglich ( Sicht des Vortragenden !)
Einführung: Autismus im Kindesalter Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, aber als Autist ist mir eigentlich Ihr Klatschen egal - nein, eher unangenehm laut! ( was soll das ?!) M. Meusers Kinder- und Jugendpsychiatrie , Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke
Es ist ein Problem des Erkennens – nicht des (Mit-) Fühlens!!! • Autistische Menschen sind im Gefühl genau so einfühlsam wie andere Menschen – sie verstehen aber die Signale nicht! • Psychotische Patienten interpretieren Signale zu stark, nicht zu schwach! • Untersuchungen von Vogeley, Fleck und Klosterkötter, Universität Köln, 2006: Multidimensionaler Empathietest: Bild mit dargestellter Emotion/Situation erkennen und zusätzlich eigene Betroffenheit („wie besorgt sind Sie…“)
Autismus und Asperger- Syndrom bei Erwachsenen • Fremdbeurteilung und –Anamnese ist wichtig • Angst vor Stigmatisierung • Begabte Betroffene haben oft etliche soziale Regeln noch (an-) gelernt • Wenn sozialer Erfolg nicht zu erlangen ist, wird beruflicher oder akademischer Erfolg wichtiger • Betroffene werden oft durch gegensätzliche Partner („mütterlicher Typ“) geheiratet, von dort dann Frustration, dass Problematik durch Liebe allein nicht zu ändern ist • Schweregrad ist nicht so entscheidend wie Bewältigungsstrategien • Angst vor Fehlern, Ratschläge werden als Kritik erlebt • Schwarz- Weiß- Denken • Fehldeutungen (freundliches und unfreundliches Lachen) • Betroffene erleben sich zum Teil als sozial kompetenter als andere, da klarer und berechenbarer
Diagnostisches Vorgehen • Anamnese, psychischer Befund (ggf. in zusätzlicher Spielstunde) • Fremdbeurteilungen, Screeningbögen: • Australian Scale of Asperger‘s Syndrome (ASAS nach T. Attwood, Valdierung der deutschen Fassung an n=51, Melfsen et al. 2005) • Fragebogen über Verhalten und soziale Kommunikation (VSK; (Deutsche Fassung des Social Communication Questionnaire© SCQ, Lifetime Version; Rutter, Bailey, Berument, Lord & Pickles, 2001 ; Bölte et al. 2002); validiert, aber nur genau, wenn Lebensalter von 4-5 Jahren mit beurteilt werden kann. • Marburger Beurteilungsskala (MBAS, Kamp-Becker et al. 2005, validierter Elternfragebogen mit 65 Items) • Molekulargenetische Untersuchung z.B. auf Fragiles X- Syndrom • EEG bei Fragestellung • Intelligenztest • Standardisiertes Elterninterview (ADI-R, AEI) • Spezifische Testdiagnostik (ADOS, MASC etc.)
Autism Diagnostic Observation Scale – Generic (ADOS-G, deutsche Version von Rühl, Bölte, Feineis-Matthews & Poustka) Beispiel: Modul 2, Kinder mit fließender Sprache (Auszug) Aufgabe Material 1. Konstruktionsaufgabe Holzpuzzle und Vorlage 2. Reaktion auf Namen Spielsachen aus Modul 2 3. So-tun-als-ob-Spiel Definierte Spielsachen (Puppenfamilie etc.) 6. Reaktion auf gemeinsame Aufmerksamkeit Ferngesteuerter Stoffhase oder ferngesteuertes Auto 7. Demonstrationsaufgabe Handtuch und Seife 8. Beschreibung eines Bildes Bild mit Festmahls- oder Urlaubsszene 9. Erzählen einer Geschichte aus einem Zwei Bilderbücher zur Auswahl Bilderbuch 10. Freies Spiel Definierte Spielsachen, z.B. Springauf-Box, Musikbox, Babytelefon 11. Geburtstagsfeier Babypuppe, Teller, Gabeln, Plastilinmasse für Kuchen, Kerzen etc 12. Snack Tasse, Dose mit Süßigkeit, Dose mit Crackern etc
Ursachen & Ätiologie • Genetische Veranlagung (ca. 40 verschiedene bekannte Genorte, betreffen Gehirnentwicklung, nicht alle sind beteiligt, am häufigsten Chromosom 7, 2, 15, 16 (Alleel p13, p 1), derzeit Europäisches Genomprojekt); bis zu 90% der autistischen Störungen haben eine erbliche Komponente (silicon valley!) • Z.T. Vergrößerung der Hirnrinde um das 4.-5. Lebensjahr mit überdurchschnittlichem Gehirngewicht und Kopfumfang (Piven et al. 1995) • Gesichtswahrnehmungen werden im Gehirn nicht im Gyrus fusiformis rechts, sondern im Gyrus temporalis superior links abgebildet – also dort, wo sonst Gegenstände abgebildet werden (Poustka 2002, Bruning et al. 2005), außerdem fehlende Aktivierung der Amygdala und Strukturen des limbischen Systems • Nur selten schwere Schwangerschafts- oder Geburtskomplikationen • Keine psychischen oder sozialen Ursachen (nicht Schuld der Eltern!)
Autismus und Asperger- Syndrom bei Erwachsenen • Fremdbeurteilung und –Anamnese ist wichtig • Angst vor Stigmatisierung • Begabte Betroffene haben oft etliche soziale Regeln noch (an-) gelernt • Wenn sozialer Erfolg nicht zu erlangen ist, wird beruflicher oder akademischer Erfolg wichtiger • Betroffene werden oft durch gegensätzliche Partner („mütterlicher Typ“) geheiratet, von dort dann Frustration, dass Problematik durch Liebe allein nicht zu ändern ist • Schweregrad ist nicht so entscheidend wie Bewältigungsstrategien • Angst vor Fehlern, Ratschläge werden als Kritik erlebt • Schwarz- Weiß- Denken • Fehldeutungen (freundliches und unfreundliches Lachen)
Therapie • Frühes Bekanntmachen mit Routineveränderungen • Kein rigides Aberziehen von Sonderinteressen • Alleinsein ist erlaubt! • Training des Verständnisses von sozialen Regeln, va. ungeschriebenen (wann gibt man jemandem die Hand?) • Verhaltenstherapie unter Einbezug der Sonderinteressen (Punktepläne, Umsetzen z.B. in Computerspielzeit) • Gestützte Kommunikation (klinischer Eindruck vs. Studienlage) • Traumatherapie, z.B. EMDR („belanglose“ Reize werden oft traumatisch verarbeitet!) • Autismus-Ambulanzen • Förderung als Eingliederungshilfe gemäß § 54 SGB XII bei geistiger oder körperlicher Behinderung • Förderung gemäß § 35a KJHG bei seelischer Behinderung (und IQ ab 70)
Emotionale Edukation • Emotions- Tagesplan • Thermometer („feel-o-meter“) um Grad der Emotion zu messen, mit Fotos zu passenden Erlebnissen • Emotionsskulptur • Musik und ihr Ausdruck • Erraten eines Gesichtsausdrucks, einer Botschaft • Farbe die ein Gefühl repräsentiert
Kleinere Kinder: Das PECS- Programm • Picture Exchange Communication System nach Lori Frost • Kind lernt, über Bildkarten Wünsche, Ja/ Nein etc. zu kommunizieren • oft kann so sprachliche Kommunikation angebahnt werden • Bestandteil weiterer Trainingsprogramm, z.B. STEP von Bernard-Opitz 2005
Zur Therapie: Beispiele aus SOKO- Training Autismus (Häußler et al. 2003 nach dem TEACCH- Programm nach Schopler et al. 1982) TEACCH: Treatment and Education of Autistic and related Communication Handicapped Children Beispiel: Komplimente • Was ist ein Kompliment? • Warum MACHT man ein Kompliment? • Wie macht man ein Kompliment? • Achtung: Jemand, der zu viele Komplimente bekommt, fühlt sich nicht ernst genommen (Æ nicht mehr als ein Kompliment pro Gespräch…) • Wenn man ein Kompliment BEKOMMT, sagt man „Danke“ (oder besser noch mehr) • Man zeigt, dass man sich freut • Man sagt etwas Bescheidenes und Nettes dazu • Wie oft macht man ein Kompliment (Partner: 1-2x/Tag; Freund: 1- 2x/Woche, Kollege 0-1x/Woche…
Zur Therapie: Beispiele aus SOKO- Training Autismus (Häußler et al. 2003 nach dem TEACCH- Programm nach Schopler et al. 1982) Wie man durch den Körper Wie man durch die Art zu sprechen etwas vermitteln kann etwas vermitteln kann • Lautstärke • Gesichtsausdruck • Tempo • Blickkontakt • Betonung • Blickrichtung • Stimmlage • Gesten • Tonfall • Körperhaltung • Aussprache • Akzent • Körperliche Nähe • Einsatz von Pausen und Stille
Zur Therapie: Beispiele aus SOKO- Training Autismus (Häußler et al. 2003 nach dem TEACCH- Programm nach Schopler et al. 1982) Was ist small talk (Æ „kleines Gespräch“) Wie macht man small talk – mit einem Bekannten? • Blickkontakt aufnehmen • Lächeln • Grüßen („Hallo“ sagen) • Fragen: „Wie geht‘s?“) • Wenn der andere zuerst fragt, sagen: „Danke …ganz gut/gut/bestens… und dir?“ • Den anderen nach Dingen fragen, von denen man weiß, dass sie in seinem Leben wichtig sind (z.B. Beruf, Familie, Urlaub) • Achtung: NICHT nach Dingen fragen, von denen man weiß, dass sie den anderen belasten, z.B. Krankheit der Mutter, Verlust des Arbeitsplatzes) • Dem anderen Dinge von sich erzählen, die schön sind (z.B. Urlaubspläne, neue Wohnung) • Achtung: KEINE persönlichen Dinge oder Probleme erzählen! • Achtung: Nur sehr KURZE Dinge erzählen! • Über Sachen reden, die einen verbinden (z.B. gemeinsame Bekannte, Hobbys) • Auf Reaktionen des anderen achten und Hinweise aufgreifen, die von ihm kommen • Nach Themen suchen, für die sich der andere interessiert
Training Erwachsener • Partnerschaft: Gestaltung von Flirt, Rendezvous, Sexualität (Vorsicht mit sexuellen Witzen!) • Komme niemandem zu nahe, starre niemanden an, äußere keine Kommentare über das Aussehen Anderer • Signale beidseitiger Anziehungskraft und Zuneigung (Vorsicht Fehlinterpretation; „umarme niemand ohne sein Einverständnis) • Gleiche Ansichten haben • „der andere akzeptiert mich wie ich bin“ • Mobbing, Strategien dagegen • Sichere und unsichere Orte • Dem Anderen Besonderheiten erklären („ich muss weggucken, damit ich mich auf deine Frage konzentrieren kann“) • Interessensgruppen, Vereine (Computerclub) • 90% Persistenz von Sonderinteressen
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