REDE Mag.a Barbara Prammer - der Bundesfrauen-Vorsitzenden zur Bundesfrauen-Konferenz

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REDE
  der Bundesfrauen-Vorsitzenden
   Mag.a Barbara Prammer

   zur Bundesfrauen-Konferenz
Donnerstag, dem 7. September 2006
       Design Center Linz

        (es gilt das gesprochene Wort)
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Liebe Genossinnen und Genossen!

In Österreich geht`s uns gut, meint der Bundeskanzler. Ja, sicherlich lässt es sich in Öster-
reich immer noch für viele gut leben. Das allerdings nicht wegen, sondern trotz der Politik
dieser Bundesregierung.

Wie aber leben die hundert tausenden Arbeitslosen, die Arbeiterinnen, die vielen Mindest-
pensionistinnen, die Alleinerzieherinnen, die Studentinnen?

Für die Menschen in Österreich ist das Leben in den vergangenen sechs Jahren um vieles
härter geworden.

Das gilt ganz besonders für die Frauen. Ihnen hat die Schüssel-Regierung weggenommen,
was bereits gesichert war und ihre verbrieften Rechte in frage gestellt,
wie den freien Bildungszugang und das Selbstbestimmungsrecht.

Diese konservative Politik hat fatale Folgen für die Frauen:
Wie zum Beispiel unsichere Pensionen
hohe Arbeitslosigkeit
steigende Armut

In einem der reichsten Länder der Welt, leben mittlerweile eine Million Menschen - die
Mehrzahl davon sind Frauen – an der Armutsgrenze oder bereits in Armut. Das ist eine
Schande. Und dafür trägt die Bundesregierung die Verantwortung.

Liebe Genossinnen und Genossen!

30 Jahre sozialdemokratische Regierungsverantwortung und 30 Jahre sozialdemokratische
Frauenpolitik haben das Leben der Frauen in unserem Land nachhaltig verändert.

Es waren die sozialdemokratischen Frauen, die gegen das konservative Gesellschaftsbild
aufgestanden sind.
Es waren die Sozialdemokratinnen, die die Frauen nicht auf die Rolle als sorgende Hausfrau
und Mutter reduziert sehen wollten – abhängig vom Ehemann.

Es waren die sozialdemokratischen Frauen, die
für Eigenständigkeit
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für die ökonomische Unabhängigkeit und
für ein selbst bestimmtes Leben
gekämpft haben.

Liebe Genossinnen und Genossen!
Und eines war den Frauen immer klar: Gute Bildung ist dafür wesentliche Voraussetzung.

Die Sozialdemokratische Alleinregierung hat uns in den 70er Jahren endlich den freien Zu-
gang zur Bildung gebracht.

Und wie ist es heute bestellt um unser Bildungssystem?

Die öffentlichen Schulen wurden kaputt gespart. Ich erinnere nur an die PISA-Studie.

Tausende LehrerInnen sind arbeitslos, und gleichzeitig sind die Klassen heillos überfüllt.

Bildung wird zunehmend wieder zum Privileg für diejenigen, die sich`s leisten können.

Einerseits fließen jedes Jahr Unsummen in die Nachhilfe, die die Eltern zu bezahlen haben.
Andererseits halten sich die arbeitslosen LehrerInnen damit über Wasser.
Das ist eine Privatisierung durch die Hintertür. So wird Bildung Schritt für Schritt in den pri-
vaten Bereich abgeschoben.

Und wer kann sich das leisten? Die Mehrheit der Bevölkerung ganz sicher nicht.

Bildung ist eine öffentliche Aufgabe und die Politik hat die Verpflichtung, beste Bildung für
alle zu garantieren.

Liebe Genossinnen und Genossen!

Für uns Sozialdemokratinnen beginnt Bildung im Kindergarten. Das was ihnen da mit ge-
geben wird, können selbst die engagiertesten Eltern zuhause gar nicht leisten.

   • Deshalb haben bei uns alle Kinder das Recht auf einen Kindergartenplatz.

   • Deshalb bauen wir die Kinderbetreuungseinrichtungen zu echten vorschulischen
       Kinderbildungseinrichtungen um.
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   • Deshalb ist bei uns das letzte Kindergartenjahr als Vorschuljahr gratis.

   •   Und genau deshalb werden wir die Kindergartenmilliarde wieder einführen.

Und im Übrigen liebe Genossinnen und Genossen!
Nicht nur, dass unsere Kinder davon profitieren, die Investition zahlt sich auch aus: Damit
werden neue Arbeitsplätze geschaffen. So fließen 9 von 10 €, die in Kinderbildungseinrich-
tungen investiert werden, wieder zurück in den Staatshaushalt.

Liebe Frauen. Wir stehen für die Ganztagsschule und wir werden sie umsetzen.

Denn sie ist das beste pädagogische Konzept. Und so wichtig die Vereinbarkeit von Beruf
und Familie auch ist – genau das ist hier nicht die Frage. Es geht einzig um die besseren
Chancen für unsere Kinder. Gelernt, geübt und gefördert wird in der Schule. Und nach
Hause gehen die Kinder ohne Schultasche.

Mit der Ganztagsschule fördern wir ganz besonders Kinder mit Migrationshintergrund. Denn
Bildung ist auch das Herzstück der Integration.

Genau das ist fair. Für alle Kinder.

Wir haben uns zum Ziel gesetzt in den nächsten Jahren 100.000 Ganztagesschulplätze zu
schaffen - das ist ein ambitioniertes Ziel. Denn dazu brauchen wir kinder- und lehrerInnen-
gerechte Schulen.

Das heißt: wir müssen in die Schulen investieren.
Und ich sage es noch einmal: Es ist eine unwahrscheinliche Verschwendung heute, wenn
einerseits Lehrerinnen und Lehrer arbeitslos und andererseits die Klassen überfüllt sind.
In Klassen mit 30 Kindern und mehr kann von Förderung wahrlich keine Rede mehr sein.
Wir werden daher die KlassenschülerInnenhöchstzahlen auf 25 Kinder senken – in allen
Schulen.

Liebe Genossinnen und Genossen!

Wir machen faire Bildungspolitik – an den Universitäten. Und es wird einer unserer ersten
Schritte sein, die Studiengebühren wieder abzuschaffen. Und das ist nicht nur eine Bildungs-
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sondern eine frauenpolitische Notwendigkeit.

Auch Schüssel weiß, dass die Bildungspolitik eine große soziale Dimension hat. Sie kann
Armut zementieren, sie kann aber auch Chancen fairer verteilen. Schüssel betreibt ganz
bewusst eine Bildungspolitik der Ausgrenzung. Das beginnt bei der Nichtfinanzierung der
Kindergärten, setzt sich fort beim Aushungern der Schulen und endet beim sozialen Nume-
rus Clausus an den Universitäten. Aber damit nicht genug – es ist ja schon von Schulgeld die
Rede!

Liebe Genossinnen und Genossen!

Nicht mit uns, Wir haben die besseren Konzepte:
Kinderbildungseinrichtungen
Ganztagsschulen
die gemeinsame Schule der 10 bis 14-Jährigen
den freien Hochschulzugang

Das ist die sozialdemokratische Antwort
und darüber wird am 1. Oktober abgestimmt.

Österreich hat gute Aussichten. Sagt Schüssel.
Na, welche Aussichten sind das, wenn wir uns den Arbeitsmarkt anschauen.
Durch eine völlig falsche Politik hat die ÖVP die höchste Arbeitslosigkeit in der Zweiten Re-
publik verursacht.
380.000 Menschen waren im letzen Winter arbeitslos.
50.000 junge Menschen und 140.000 Frauen finden heute keine Arbeit. Ihnen wird jede
Möglichkeit genommen, ihr Leben selbst bestimmt in die Hand zu nehmen.

Und die Regierung feiert so genannte Beschäftigungsrekorde. Doch welche Beschäftigungs-
verhältnisse – welche Jobs sind das?

4 von 10 Frauen sind Teilzeit beschäftigt. Und dieser Anteil steigt von Monat zu Monat.
Teilzeitbeschäftigt sein heißt in Österreich 20 Stunden oder weniger –
das heißt aber auch die Hälfte des Einkommens oder weniger.

Tatsache ist: Nur rund 18 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen sind mit ihrem Stunden-
ausmaß zufrieden. Vollzeitarbeitsplätze sind mittlerweile Mangelware.
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Anstelle regulärer Dienstverhältnisse treten Ich-AGs, Werkverträge, freie Dienstverträge,
geringfügige Beschäftigungen.

Von solchen Jobs kann keine Frau leben.

In den letzten Jahren steigt die Anzahl der so genannten „working poor“ dramatisch. Das
sind Menschen, die trotz Erwerbstätigkeit armutsgefährdet oder bereits arm sind. Zählen wir
ihre Angehörigen noch dazu, so sind mittlerweile fast 660.000 Menschen davon betroffen.

Doch, den Frauen geht es gut, sagen Schüssel und Rauch-Kallat. Und wenn wir die Regie-
rung auf diese Missstände aufmerksam machen, dann reden sie von jammern.

Und sie reden davon, wir würden mit unserer Kritik die Bevölkerung verunsichern.
Aber was verunsichert? Was führt zu Unsicherheit, liebe Genossinnen und Genossen?
Kann man Frauen, denen es gut geht verunsichern? frage ich euch.
Kann man Mädchen, die sich nicht um eine Lehrstelle sorgen müssen, verunsichern?
Kann man Frauen, die sich nicht um einen Betreuungsplatz für ihre Kinder sorgen müssen,
verunsichern?
Kann man Frauen, die einer gesicherten Pension entgegen sehen, verunsichern?
Wohl kaum!
Die Realität ist es, die die Frauen vorfinden, die verunsichert und nicht die notwendige Kritik
an ihr.
Die unsoziale Politik ist es, die verunsichert und nicht das Eintreten für eine gerechtere Ge-
sellschaft.

Auch das ist Teil der Misere der Regierungspolitik. Sie ist nicht nur unsozial und erzkonser-
vativ, sie ist auch zynisch.
Probleme sollen durch Verleugnung zum Verschwinden gebracht werden.
Empfohlenes positives Denken ersetzt bei ihnen wirkungsvolle, nachhaltige Maßnahmen.

Und werden - ab und zu - untragbare Zustände doch als „etwas problematisch“ eingestan-
den, werden Placebos verteilt:

Gegen die Frauenarbeitslosigkeit stemmen sie sich mit dem Verteilen von Broschüren.

Als Maßnahme gegen das Scheitern beim Wiedereinstieg feiern sie ausgerechnet das
Kindergeld!
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Ich erspare euch hier weitere Beispiele – ihr kennt sie alle.

Liebe Genossinnen und Genossen!
Wir werden wieder Frauenpolitik machen! Frauenpolitik, die diesen Namen auch verdient.

Zum Beispiel mit 100 Millionen Euro aus einem Bundesfrauenförderfonds.

    • Wir werden damit qualitätsvolle Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen finanzieren -
        nämlich genau dort, wo das AMS nicht fördern kann.
    • Und wir werden damit Hilfestellung bei Unternehmensgründungen geben.
    • Wir werden damit Projekte zum Abbau von Einkommensunterschieden fördern etwa
        im Rahmen von Kooperationen mit Unternehmen.

Liebe Frauen, genau das ist notwendig, damit die Einkommen der Frauen steigen.

Liebe Genossinnen und Genossen!

Wir werden wieder eine Frauenpolitik machen, die diesen Namen verdient.

Zum Beispiel mit verpflichtenden Frauenförderplänen in den Unternehmen.
Zum Beispiel mit der öffentliche Auftragsvergabe verbunden mit Frauenförderung.
Zum Beispiel mit nachhaltigen Qualifizierungsmaßnahmen anstatt Kurzkursen zur Be-
hübschung der Arbeitslosenstatistik.

All das wird dazu beitragen, die ungerechte Einkommensschere zu verkleinern.

Liebe Genossinnen und Genossen!

Frauenpolitik hat in allen Politikbereichen statt zu finden. Also auch in der Familienpolitik.

Und, liebe Frauen, wir stehen für eine Familienpolitik, die sich an den Zielen unserer
Frauenpolitik orientiert.

Jede von uns kennt das Problem: Acht von zehn Frauen schaffen den Wiedereinstieg nach
der Karenz nicht.

Und jede von uns kennt auch die Ursachen:
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fehlende Kinderbetreuung
ungeeignete Arbeitszeiten
immer schlechter werdende öffentliche Verkehrsverbindungen
und
wenig Kooperation in der Familie – und ihr wisst wen ich damit meine!

Und zu allem Überfluss haben wir eine Kindergeldregelung die ganz und gar der konserva-
tiven Gesellschaftspolitik entspricht. Frauen werden lange vom Arbeitsleben ausgeschlossen
– dadurch wird ihre Ausbildung entwertet, Einkommen und Karrierechancen sinken und das
rächt sich wiederum in der Pension.

Und anstatt partnerschaftliche Teilung der Kinderbetreuung zu fördern, wird sie in der
Kindergeldregelung unmöglich gemacht.
Daher liebe Frauen,

wir machen`s besser!
Unser Konzept „Kindergeld plus“ wird wesentliche Verbesserungen bringen.
Und zwar
Bei der Dauer
- wer will geht kürzer in Karenz und bekommt dafür mehr Geld. Früher Wiedereinstieg zahlt
sich damit aus.
Und zwar beim Zuverdienst
- wird die Arbeitszeit reduziert, dann fällt die Zuverdienstgrenze .
Und selbstverständlich bei der Väterkarenz
- Väter erhalten Kündigungsschutz, wenn sie in Karenz gehen.

Und liebe Genossinnen und Genossen!

Eltern brauchen, so lange die Kinder klein sind, Arbeitszeitautonomie.

Das funktioniert wie im Urlaubsrecht: Die Arbeitszeit wird zwischen Arbeitgeberin und Arbeit-
nehmerin vereinbart. Und zwar auf Vorschlag der Arbeitnehmerin. Die Arbeitgeberin hat dem
grundsätzlich auch nach zu kommen - außer, es stehen wesentliche unternehmerische
Interessen dagegen.

Eine unrealistische Forderung? In Schweden ist das gelebte Realität.
Und an die Adresse des Herrn Bartenstein – die schwedische Wirtschaft liegt nicht danieder.
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Liebe Genossinnen und Genossen!

Die Sozialdemokratie bürgt für eine völlig andere Politik. Für uns steht der Mensch im Mittel-
punkt. Eine gerechte Verteilung von Arbeit, Gütern und des Einkommens ist unser Ziel damit
die Menschen ihr Leben selbst bestimmt und mündig gestalten können.

Alle Bereiche Sozialdemokratischer Politik     greifen ineinander und sind diesem Ziel ver-
pflichtet. Ich habe vorhin von den dringend nötigen Investitionen in die Bildung gesprochen.
Das bildet nicht nur, was schon ein Wert an sich wäre, sondern verteilt Chancen gerechter.
Das schafft neue Arbeitsplätze und bringt den Menschen Einkommen. Das wiederum ist die
Voraussetzung für Selbstbestimmung.
So hat fortschrittliche Politik auszusehen.

Und liebe Genossinnen und Genossen!

Es ist mir ganz besonders wichtig, hervor zu heben:
Frauen wollen berufstätig sein. Die Mehrheit der Frauen kann sich ein Leben ohne Erwerbs-
tätigkeit nicht mehr vorstellen. Sie wissen, dass es ohne Berufstätigkeit keine Eigenständig-
keit gibt.

Und die Sozialdemokratie steht an der Seite dieser vielen Frauen.

Alle Politikfelder müssen darauf abzielen, den Frauen die Möglichkeit zu einer Erwerbstätig-
keit mit entsprechendem Einkommen zu ermöglichen.

Und damit es wieder einmal gesagt ist, die Ehe ist keine Garantie für lebenslange Versor-
gung. Denn echte Gleichstellung und ökonomische Abhängigkeit schließen einander aus.

Nur wer das erkannt hat, kann Konzepte – im speziellen auch Pensionskonzepte –ent-
wickeln, die über eine bloße Gleichstellungsrhetorik beziehungsweise Gleichstellungs-
kosmetik hinausgehen.

Und was macht die Regierung? Sie ignoriert nicht nur die Lebensrealitäten der Frauen und
denkt nicht daran die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen, sondern bestraft sie auch
noch dafür in der Pension.
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Rund eine Million Frauen in Österreich sind über 60 Jahre alt. Nur 440.000 von ihnen erhal-
ten eine Eigenpension.

Heute haben Frauen durchschnittlich 618 € Pension im Monat. Viele von ihnen noch viel
weniger, wie die Arbeiterinnen zum Beispiel. Sie werden mit 535 Euro im Monat abgespeist -
brutto. Viele haben nicht einmal das, denn diese 535 Euro sind der Durchschnitt. Und das
dafür, dass sie ihr Leben lang gearbeitet haben!

Die bestehenden Pensionen haben in den letzten sechs Jahren 22 Prozent an Kaufkraft
verloren. Ganz zu schweigen von den Kürzungen, die die künftigen Pensionistinnen zu er-
warten haben.

In den letzten 6 Jahren gab es eine Verschlechterung nach der anderen. Und jede einzelne
ganz besonders zu Lasten der Frauen.
Wie schaut es denn heute aus mit den rund 50-Jährigen. Zuerst lange Berufsunterbrechung.
Kaum zurück im Beruf gelten sie als zu alt und zu teuer. Sie landen in den 6-Wochenkursen
des AMS - Vermittlungschancen gleich Null. Der Weg in eine vorzeitige Pension ist durch die
so genannte Pensionssicherung der Regierung unmöglich gemacht worden. Nur zur Erinne-
rung: Es gibt keine vorzeitige Alterspension für die Frauen mehr, die Pension wegen langer
Arbeitslosigkeit wurde ersatzlos gestrichen.

Und nun stellen sie sich hin und behaupten, die Frauen seien die Gewinnerinnen.

Liebe Genossinnen und Genossen!

Wir stehen für faire und sichere Pensionen.

Unsere Alternative liegt auf dem Tisch. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass in
Zukunft die Pensionen wieder zumindest um die Inflationsrate erhöht werden. Und das ist
ganz besonders wichtig für die vielen Frauen mit den niedrigen Pensionen.

Bereits 2003 haben wir unsere Fairnesspension vorgestellt.

Das Pensionsmodell der SPÖ kennt und respektiert die Lebensrealitäten der Frauen. Die
Zeit mit kleinen Kindern wird breit gefächert ausgeglichen, die Kindererziehungszeiten
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zählen voll für die Pension.
Teilzeitarbeit und die Notstandshilfe werden bei der Durchrechnung berücksichtigt.

Und damit es wieder einmal klipp und klar gesagt ist:
Mit uns gibt es keine vorzeitige Anhebung des Pensionsantrittsalters für Frauen.

Unser SPÖ-Modell ist ein Pensionsmodell für die Frauen.

Liebe Genossinnen und Genossen!

Ihr Umgang mit der Realität ist bemerkenswert. Genau so wie die Konservativen die Frauen
als Gewinnerinnen Ihrer Pensionskürzungen feiern,
so wie sie den dringenden Handlungsbedarf in der Bildungspolitik ignorieren,
so wie sie angesichts explodierender Arbeitslosenzahlen Beschäftigungsrekorde bejubeln,
genauso will Schüssel keinen Pflegenotstand erkennen.
Die Politik der Ignoranz der Bundesregierung hat System.

Und um wen geht es in der Pflegedebatte neben denen die der Pflege bedürfen? Es geht um
die Frauen. Um jene Frauen, die zu Hause ihre Angehörigen betreuen und dadurch nicht
berufstätig sein können; um jene Frauen, die im Pflegebereich ein – wie ich es nenne - un-
freiwilliges Ehrenamt mit Taschengeld bezahlt bekommen, um jene Frauen die aus dem
Ausland geholt werden und hier illegal, oft für einen Hungerlohn, arbeiten. Und es geht um
jene Frauen, die auf Grund dieser Zustände kaum berufliche Perspektiven im Pflegebereich
vorfinden.

Ich beabsichtige jetzt nicht, die Pflegemisere im Detail auszuleuchten.
Ich möchte nur Grundsätzliches anmerken.
Denn auch an Hand der Pflegedebatte zeigt sich, welche Richtungsentscheidung am 1.
Oktober getroffen wird. Uns ist klar: Um den Menschen ein Altern in Würde zu ermöglichen,
wird der Staat Aufgaben wahrzunehmen haben.

Die Konservativen hingegen predigen den schlanken Staat, oder wollen ihm eine weitere
Abschlankung verordnen, wie Wolfgang Schüssel das nennt.
Für sie soll die gesellschaftlich notwendige, aber unbezahlte Arbeit, weiterhin unbezahlte
Frauenarbeit bleiben.
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Das nennen sie dann Eigenverantwortung und als Begleitmusik singen sie dazu das hohe
Lied von der Bürgergesellschaft.

Wollt Ihr hören wie das im Originalton klingt?

„Die Stärke von bürgerlichen Frauen liegt in der Vielseitigkeit: eine berufliche Ausbildung und
Karriere in Angriff nehmen, einen Haushalt und Familie gründen, die Betreuungskette für
Kinder und Eltern aufrecht erhalten, und eine eigene „Lebenskarriere“ aufzubauen. Der da-
durch notwendige kreative Umgang mit Zeit und die daraus entstehenden Stärken wie Flexi-
bilität, Organisationsfähigkeit, Zielstrebigkeit, Selbstdisziplin und Leistungsblick von Frauen
sind in unserer Gesellschaft unverzichtbar, vor allem in Hinblick auf das Potential und die
Effizienz unserer Gesellschaft. Wir stehen für Wahlfreiheit, wissend, dass diese Wahlfreiheit
mitunter sehr anstrengend ist.“ – Alles nachzulesen auf der ÖVP-Homepage unter dem Titel
„Die neue Frauenpolitik der ÖVP“

Liebe Genossinnen und Genossen!

Hier ist es auf den Punkt gebracht: Die größtenteils unentgeltlich geleistete Arbeit der
Frauen, ihre Mehrfachbelastung, sichert das Funktionieren unserer Gesellschaft.

Das ist kein Zufall und auch kein Versagen, das ist Vorsatz.
Und daher ist es auch falsch, wenn wir vom Versagen ihrer Frauenpolitik reden. Denn das
würde bedeuten, sie wären auch bereit, es anders zu tun.

Und ausnahmsweise hat Frau Rauch-Kallat einmal recht, wenn sie meint, ÖVP und BZÖ
seien in ihren Programmen eng zusammen und weit entfernt von dem der Sozialdemo-
kratInnen.

Sie sagen, Feminismus sei unmodern, zerstörerisch, verschwörerisch, ist jammern, und sie
nennen es Opferfeminismus.

Liebe Genossinnen, liebe Genossen!

Frauenpolitik heißt für uns das aktive Verändern von Geschlechterverhältnissen, basierend
auf den Werten Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität.
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Im Zentrum steht das Selbstbestimmungsrecht der Frauen, um das wir Jahrzehnte lang ge-
kämpft haben.

Immer dann, wenn die Frauen begonnen haben sich zu emanzipieren und ein eigenständi-
ges Leben zu leben, beginnt mit Garantie die Debatte um das Selbstbestimmungsrecht und
um den Schwangerschaftsabbruch.

Nicht mit uns liebe Genossinnen und Genossen!

Frauen haben ein Recht auf gesundheitliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung über ihr
Leben, über ihren Körper. Die Politik hat dieses Recht zu respektieren.

Und noch einmal und immer wieder
und ein für alle mal:
Die Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruchs ist für uns unantastbar.

Liebe Genossinnen und Genossen!

Unermüdlich haben über Jahrzehnte mutige und kämpferische Frauen für gleiche Bildungs-
chancen, für gleiche Rechte auf dem Arbeitsmarkt, für gleiche Teilhabe von Frauen an Äm-
tern und Mandaten, für sexuelle Selbstbestimmung, gegen Gewalt an Mädchen und Frauen,
gegen jegliche Benachteiligung gekämpft.

Frauen brauchen keine Almosen aus den Töpfen der Macht, sie brauchen keine geschützten
Nischen, sie brauchen die verfassungsmäßige Anerkennung der Gleichstellung, sie brau-
chen die Umverteilung und Neuverteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit. Sie brau-
chen Quoten, damit sie unübersehbar und unüberhörbar werden.

Lasst mich hier Johanna Dohnal zitieren: „Ich denke, es ist Zeit, daran zu erinnern: Die
Vision des Feminismus ist nicht eine ‚weibliche Zukunft’. Es ist eine menschliche Zukunft!
Ohne Rollenzwänge, ohne Macht- und Gewaltverhältnisse, ohne Männerbündelei und Weib-
lichkeitswahn.“ .

Liebe Genossinnen und Genossen!

Es gibt keine zukunftsorientierte Alternative zum Recht auf Eigenständigkeit, zum Recht auf
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Arbeit, zum Recht auf Einkommen, das zum Leben reicht, zum Recht auf politische, wirt-
schaftliche und gesellschaftliche Teilhabe.

Es gibt nur eine politische Alternative – die SPÖ.

Lasst mich in diesem Zusammenhang noch ein Wort zum Liberalen Forum sagen:
Die SPÖ ist für diese Nationalratswahl ein Wahlbündnis eingegangen, in Europa ein üblicher
Vorgang.
Für uns eine neue Erfahrung.
SPÖ und LIF sind Parteien, die vieles unterscheidet.
Wozu also dieses Wahlbündnis?
Was eint uns?
Uns eint das Ziel, in Österreich eine pluralistische Gesellschaft zu erhalten. Und uns eint das
Ziel, Demokratie zu stärken. Uns eint das Ziel, dass diese Regierung – dass Schüssel – ab-
gewählt wird. Daher gehen wir ein Stück des Weges gemeinsam.
Natürlich haben wir nicht die Garantie, dass es nützt, aber es ist allemal einen Versuch wert.

Liebe Genossinnen und Genossen!
Das Programm der SPÖ steht für mehr Fairness und Gerechtigkeit.
Wir haben die richtigen Leute.
Und wir haben vor allem viele starke Frauen.

9 Landesfrauenvorsitzende: Sonja Ablinger, Gabi Binder-Maier, Renate Brauner, Barbara
Gross, Olga Pircher, Gerti Spiess, Sieglinde Trannacher, Hilde Wanner, Gisela Wurm
4 Landesparteivorsitzende – Gabi Burgstaller, Heidemarie Onodi, Elke Sader, Gabi
Schaunig-Kandut
Frauen in den Landesregierungen
Frauen in den Landtagen
Bürgermeisterinnen – Kommunalpolitikerinnen
Frauen im Europäischen Parlament

Unsere Kandidatinnen zum Nationalrat

Unser Bundesfrauensekretariat:
Bettina, Elisabeth, Hannelore unsere jungen Frauen im Wahlkampfbüro – Angela, Iris und
Susanne.
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Wir sind ein tolles Team.
Wir haben eine hervorragende Frauenorganisation und wir sind mitten in einem bestens vor-
bereiteten Frauenwahlkampf. Und dazu habt ihr alle beigetragen.

Liebe Frauen, wir wollen, wir müssen und wir werden wieder die Nummer eins werden.

Und es gibt eine einzige Alternative zur derzeitigen Situation in Österreich:
die heißt SPÖ mit Alfred Gusenbauer.

Und mit Alfred`s Worten: „Wir sind die Zukunft“!
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