Belüftungsprobleme Wann es bei Atemwegsinfekten auch ohne Antibiotika geht PD Dr. Werner C. Albrich, MSCR - infekt.ch

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Belüftungsprobleme Wann es bei Atemwegsinfekten auch ohne Antibiotika geht PD Dr. Werner C. Albrich, MSCR - infekt.ch
Belüftungsprobleme
Wann es bei Atemwegsinfekten auch ohne
            Antibiotika geht

            28. Februar 2019
    PD Dr. Werner C. Albrich, MSCR
Belüftungsprobleme Wann es bei Atemwegsinfekten auch ohne Antibiotika geht PD Dr. Werner C. Albrich, MSCR - infekt.ch
Erkältung = viral                                                                             2

common cold
                   Anzahl   Häufigkeit
                   Typen       (%)
Rhinovirus         >100       40-50
Coronaviren          5        10-15
Parainfluenzav.      5          5
                                            Konjunktivitis
RSV                  2          5           Rhinorrhoe/ verstopfte Nase
Influenzavirus       3        25-30         Halsschmerzen/ rauher Hals
Adenovirus          57        5-10
                                            Heiserkeit
Humanes              2          5
Metapneumovirus                             Exanthem
Andere (Entero-,                            Arthralgien, Myalgien
Bocavirus)

Kinder 6–12 Episoden/ J.
                                         Turner in Mandell, Principles & Pract Inf Dis 2015
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3

Komorbiditäten mit Gefahr
von Komplikationen,
schweren Verlauf

Symptome/Vorboten
schweren Verlaufs,
Hinweise auf prädis-
ponierende Erkrankung
Klinische Zeichen für
einen schweren Verlauf

     Tarr et al. Swiss Med Forum 2011;11:873-8
Belüftungsprobleme Wann es bei Atemwegsinfekten auch ohne Antibiotika geht PD Dr. Werner C. Albrich, MSCR - infekt.ch
Mehr Komplikationen wenn weniger AB für    4

Atemwegsinfekte verschrieben werden (UK)? Nein

            ♂: 53.9%   →   50.5%
            ♀: 54.5%   →   51.5%

                                   Gulliford et al. BMJ 2016;354:i3410
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Antibiotika bei respiratorischen Virusinfekten?              5

         Hilft nichts, schadt's nichts?
                                sogar!

                             Risiko für neues Asthma:
Risiko neues Asthma

                              Verdoppelt nach Antibiotika
                              Zunahme mit höheren Dosen
                               (bis 3.3x)
                              Azithromycin > Amoxicillin
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Antibiotika vor respiratorischen Virusinfekten                                                        6

        erhöhen Risiko für schweren Verlauf bei
                Stammzelltransplantierten
 90 Stammzelltransplantierte mit respirator.
  Virusinfekt (RSV, Para-influenzav, humanes
  Metapneumov.) innerhalb von 100 Tage nach
  Transplantation
 Risiko für Progression zu unteren
  Atemwegsinfekten um 41-46% erhöht nach
  Gabe von Antibiotika
 Kumulative Antibiotikaexposition!

 Mechanismus: Antibiotikaeffekt auf
  Mikrobiom-Diversität

                                                Ogimi et al. Biol Blood MarrowTransplant 2018;24:2293-301
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Tonsillitis/Pharyngitis                                                                    7

       meist viral: 70-80% bei Kindern, 85-95% bei Erwachsenen
                       Kinder ≥ 3 Jahre und Erwachsene mit Pharyngitis
Centor-Score:
 Fieber (>38°C)           +1
 Gerötete Tonsillen/      +1
                                                    ≤2
  Pharynx, fleckige
  Exsudate                                Centor-
 Dolente, zervikale,      +1             Score*
  anteriore Lymphknoten            ≥3                     Keine weitere Diagnostik, keine Therapie
 Kein Husten              +1
                                                                              negativ
           Streptococcus pyogenes Antigen-Schnelltest
                            (Sens: 70-90%, Spez: 95%)
                                positiv                            *Alternative: watch & wait
                                                                    Antibiotika bei schwerem Verlauf,
   Optional*: Amoxicillin 1g alle 12h po für 6d                     Verschlechterung nach 3 d (70% weniger AB)
                                                                    Meist benigner Verlauf der Strep. Pharyngitis
   Bei Allergie: Cefuroxim 500mg alle 12h po für 5-6d              AB: ↓Symptom-Dauer 1-2 d
   Bei schwerer Allergie: Clarithromycin 500mg alle 12h für 6d     Rheumat. Fieber bei uns weitgehend eliminiert
                                                                    Geringer Effekt auf eitriger Komplikationen
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                             Akute Sinusitis
 In der Regel primär viral!
 Meist guter Spontanverlauf: Resolution in 7-15d bei 85% OHNE Antibiotika
 Antibiotika beschleunigen Heilung um 5 % (NNT: 18) aber mehr NW (NNTH: 8)
1.   Persistierende Symptome oder keine Besserung ≥10 d
2.   Schwere Symptome oder Fieber ≥ 39゜C und purulentes Sputum ≥ 3-4 d
3.   Verschlechterung oder 2-phasiger Verlauf (≥ 3-4 d)

                     Nein                   Ja
1.   NSAR                       Amoxicillin 1g 2-3x/d
2.   Abschwellende              Bei schweren Fällen, Immunsuppress., nach 72h
     Nasentropfen                kein Ansprechen, ethmoidale, frontale, sphenoidale
                                 Sinusitis: Amoxi/Clav 2g 2x/d
Intranasale Steroide,           Bei Allergie: Cefuroxim 500mg 2x/d
Nasenspülungen                  Th-Dauer: 5-7d (Erwachsene), 10(-14)d (Kinder)
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                Akute Otitis media (AOM)
                     Analgesie (Paracetamol, Ibuprofen)

          Alle anderen                                   Bilaterale AOM
                                                   Perforierte AOM (Otorrhoe)
1.Watchful waiting         Sofortige Antibiotikatherapie:
                            Amoxicillin 25mg/kg KG alle 12h (1g 3x/d)
2. Reevaluation nach        Falls AB in letzten 30d, rezidiv. AOM, nach 72h kein
 24-48h: 2 Jahre          Bei Allergie: Cefuroxim 15mg/kg KG 2x/d (500mg 2x/d)
                            Th-Dauer: 5d (Erwachsene), 5(-7)d (Kind),
                                         10d falls
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      Amoxicillin nicht besser als Placebo bei
 akutem unteren Atemwegsinfekt (ohne Pneumonie)
 Multizentr. RCT, 2061 Erwachsene
 Symptomdauer < 28 Tage
 Amoxicillin 3x1g x 7d vs. Placebo

Amoxicillin:
 Neue oder progrediente
  Symptome: NNT: 30
 Mehr Nebenwirkungen
  (Übelkeit, Exanthem,
  Diarrhoe): NNH: 21

Keine Antibiotika gemäss RCTs und Cochrane Review
                                       Little et al. Lancet ID 2013;13:123-9
Antibiotika bei akuter COPD Exazerbation?                                                        11

RCT Doxycyclin vs Placebo x7d:
 Erfolg d10: Do: 80%, Pl: 69% (p=0.03)
 Erfolg d30: Do: 61%, Pl: 53% (p=0.3)
 Doxycyclin: raschere Symptomlinderung,
  sonstige klinische Effekte marginal und
  transient

                                                       Daniels et al. AJRCCM 2010;181:150-7

Alternative: Procalcitonin-Algorithmus:
 Reduktion der Antibiotika von 72% auf 40%
 Keine Differenz: Rehospitalisationen, Anzahl oder Zeit bis
nächste Exazerbation
                                                               Stolz et al. Chest 2007;131:9-19
Antibiotika häufig nicht-indiziert bei Atemwegsinfekt                                                     12

                                                                      Glinz et al. J Antimicrob Chemoth
                                                                                        2017;72:3205-12

 Auch nach positivem Virusnachweis (PCR):
 Antibiotika nur bei 10% der Erwachsenen und 43% der Kinder gestoppt
                                     Mayer, Kahlert, Rassouli, Vernazza, Albrich. Pneumonia. 2017;9:4
13
        Zink zur Therapie der Erkältung
 ↓ virale Replikation, verhindert virale Bindung an ICAM-1
 Therapie der Erkältung, Metaanalyse von Placebo-kontrollierten RCTs:
 Genesung 3x schneller (3 Tage kürzer) mit >75mg Zincacetat Lutschtabl. vs.
Placebo (NNT: 2.3)
 Dosis ≥75mg/d notwendig
 Wirksam auch zur Prophylaxe von Erkältung, Pneumonie
 Sicher, gut verträglich, NW: Nausea, schlechter Geschmack

 Hemilä et al. Br J Clin Pharm 2016; Hemilä et al. Open Forum ID 2017; Lassi et al. Cochrane Rev 2010; Kurugöl et al. Acta Ped 2007
14
  Pelargonium sidoides Extrakt (Kaloba ®)
 Wirkung:
      Antiviral (Influenza, Parainfluenza, RSV, Corona, Coxsackie)
      Antibakteriell (↓ Bakterienadhäsion)
      Sekretomotorisch (↑ Zilienaktivität)
      Immunomodulatorisch
 ↓ Symptomdauer (bei Bronchitis, Sinusitis,
            Tonsillopharyngitis): -1.5 bis - 2.5d
 ↓ Asthma-Attacken bei oberem Atemwegsinfekt
 Prophylaxe auch ↓ COPD Exazerbationen                                                           Berezhnoi et al. J Compr Ped 2016

 Gut verträglich (GI, Epistaxis, KI: schwere Lebererkrankungen, Allergie)

                             Timmer et al. Cochrane Rev 2013; Theisen et al. Antiviral Res 2012; Michaelis et al. Phytomed 2010;
  Tahan, Yaman. Phytomed 2012; Matthys et al. Adv Pharmacoepi Drug Saf 2013; Matthys et al. Resp Med 2013; Anheyer et al. Acad
                                                                              Pediatrics 2018; Careddu, Pettenazzo. IJGM 2018
15
      Echinacea purpurea (EchinaMed®)                                                                                                     15

 Wirkung:
    Antiviral (Influenza, RSV, Corona, Parainfluenzav., HSV)
    Antiinflammatorisch (↓ proinflammator. Zytokine)
    Immunmodulierend (↑ angeborene Immunität)
    Antibakteriell (Pneumokokken-Adhäsion)
 Symptomdauer ↓ bei Erkältung (-1.4 d)
 Bei ambulanter Influenza: non-inferior zu Tamiflu
 Wirksam auch als Prophylaxe: Rezidivreduktion (-35%)
  Gut verträglich, NW: GI, Überempfindlichkeit
  Kein Hinweis auf Resistenz
                                                                                                             Raus Current Ther Res 2016

       Pleschka et al. Virol J 2009; Schapowal. Wien Med W 2013; Schapowal et al. Adv Ther 2015; Gertsch et al. FEBS Letters 2004;
        Brinkeborn et al. Phytomedicine 1999; Hennicke von Zepelin et al. Curr Med Res Opin 1999; Sharma et al. Antiviral Res 2009 ;
                                                            Manayi et al. Pharmacogn Rev 2015; Vimalanathan et al. Virus Res 2017
Echinacea - neue Daten                                                        16

 Prophylaxe von Atemwegsinfekten: RCT Echinacea vs. Vit. C, 200 Kinder:
(Echinacea vs. Vit. C)
     Reduktion

                                   -33%        -67%            -64%            -73%

                                                                                             Ogal et al., SGP
                                 Atemwegs-   Fiebertage   Komplikationen     Antibiotika-    abstract 2018
                                   infekte                                 verschreibungen

 Aktuelle RCT am KSSG bei akuten Atemwegsinfekten, Erwachsene
                          2 neue hochdosierte Echinacea-Präparate vs. 2 EchinaMed Präparate
                          Ergebnisse erwartet Ende 2019
Tipps bei Belüftungsstörungen                                   17

 Obere Atemwegsinfekte meist viral

 Nicht-indizierte Antibiotika vermeiden

 Tonsillitis/Pharyngitis: nur falls Antigen positiv: Amoxicillin optional

 Sinusitis, AOM: Antibiotika nur bei bestimmten Kriterien

 Akute Bronchitis: keine Antibiotika

 COPD Exazerbation: Antibiotika nicht automatisch (PCT)

 Nicht-antibiotische Optionen: Echinacea, Pelargonium sidoides, Zink
19
          Vorwiegend virale Ätiologie bei
ambulant-erworbener Pneumonie (CAP), Kinder, USA

        •Viral: 66%
        •Bakteriell: 8%
        •Bakteriell-virale Ko-Infektionen: 7%
                                            Jain et al. NEJM. 2015;372:835-45
20
                Ätiologie bei CAP, Erwachsene

                                                                                                   Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene
Kein Erreger           Viren alleine (6%)
(14%)
                       Viren-Bakterien (25%)

Bakterien
alleine (56%)
                                            Multiplex-PCR für 26 respirator. Viren und Bakterien
                                                  Gadsby et al. CID 2016;62:817-23
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