Bereit für ein neues Kapitel - 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 - Schoellerbank
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhalt Bereit für ein neues Kapitel Seite 3 CIO Kommentar Seite 5 Wirtschaft & Märkte Seite 14 Schwerpunkt Megatrends Seite 24 Unsere Anlagestrategie 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 2
CIO Kommentar Bereit für ein neues Kapitel Ein herausforderndes und schicksalsschweres Jahr geht zu Ende. Es war geprägt Manuela D’Onofrio von Hoffen und Bangen, Sorge um unsere Liebsten und, für zu viele von uns, auch von leidvollen Erfahrungen, Abschied und Schmerz. Menschliche Tragödien spielen an den Kapitalmärkten üblicherweise nur eine untergeordnete Rolle, haben sie doch in den seltensten Fällen langfristige ökonomische Auswirkungen. Diese Krise ist aber anders. Um Menschenleben zu schützen, haben wir als Gesellschaft hohe wirtschaftliche Kosten in Kauf genommen, damit aber auch unsere ethischen und moralischen Prinzipien unterstrichen. „In der Krise zeigt sich der Charakter“ ist ein Bonmot von Altbundeskanzler Helmut Schmidt. In den letzten Wochen des Jahres sind wir in vielen Teilen Europas aufgrund der Head of Group Investments immer noch zu hohen Infektionsraten erneut diesem Charaktertest unterworfen. & Solutions and CIO Dass wir uns als Gesellschaft gerade in der Weihnachtszeit diesem Charaktertest Group Wealth Management stellen und zu unseren ethischen und moralischen Prinzipien stehen, ist ein Lichtblick. Es gibt aber noch weitere Lichtblicke. Die Corona-Pandemie ist eine Philip Gisdakis Naturkatastrophe, die einerseits den Fokus auf nachhaltiges Wirtschaften lenkt, andererseits aber auch die Bedeutung von Wissenschaft und Technologie unterstreicht. Europäische Spitzenforschung leistet – nicht zuletzt mit dem ersten zugelassenen Impfstoff gegen SARS-Cov2 – einen essenziellen Beitrag zur weltweiten Lösung dieser Krise. Und wieder einmal lassen sich drei zentrale Lehren aus diesem Jahr ziehen: 1. Krisen kommen, aber sie gehen auch wieder. Co-CIO of Group Wealth 2. Krisen erzeugen wirtschaftliche Verlierer, aber auch Gewinner. Management and CIO UniCredit Bank AG (HypoVereinsbank) 3. Viele krisenbedingte Veränderungen sind reversibel, manche bleiben jedoch irreversibel, eröffnen aber auch neue Wege und Entwicklungsmöglichkeiten. Die Corona-Pandemie hat im Übrigen kaum neue Trends hervorgebracht, sondern im Wesentlichen wirtschaftliche und strukturelle Entwicklungen, die ohnehin im Gange waren, verstärkt und beschleunigt. Hier ist neben dem bereits angesprochenem Trend zur Nachhaltigkeit – nachhaltige Finanzprodukte haben dieses Jahr einen Nachfrageschub erlebt, zeigte sich doch, dass solche Strategien während der Pandemie besonders stabil geblieben sind – auch die Zunahme von Online-Shopping und digitalen Geschäftsmodellen zu nennen. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 3
CIO Kommentar Für das kommende Jahr gehen wir aufgrund der zunehmenden Verfügbarkeit von Impfstoffen insgesamt von einer spürbaren wirtschaftlichen Erholung aus. Allerdings wird das Wachstum auch noch im ersten Quartal 2021 durch Lockdown-Maßnahmen beeinträchtigt sein. Danach sollte sich die Lage entspannen. In Europa dürften die zweite Pandemiewelle bzw. die Lockdowns noch im laufenden Quartal für eine rückläufige Wirtschaftsleistung sorgen. In den USA hingegen ist aktuell eher von einer sich abkühlenden Wirtschaftsdynamik auszugehen. Schärfere Lockdown-Maßnahmen stehen dort erst noch bevor und könnten weit in das das erste Quartal des neuen Jahres hineinreichen. Im Lichte der zu erwartenden wirtschaftlichen Erholung rechnen wir für das Gesamtjahr 2021 mit einer vergleichsweise starken Performance der europäischen Aktienmärkte. Da in diesem Umfeld aber die Inflation von dem aktuell sehr niedrigen Niveau steigt – sie wird allerdings die Zielmarke der EZB (nahe, aber noch unter 2%) in den nächsten Jahren nicht erreichen – sollten gleichzeitig auch die Renditen von langlaufenden Staatsanleihen ansteigen. Die daraus resultierenden Marktpreisabschläge für sichere Häfen unterstreichen die Bedeutung von Aktien und anderen risikobehafteten Anlagen im Portfoliokontext. Insbesondere europäische Aktien dürften sich vor dem Hintergrund der Einigung auf den neuen EU-Haushalt und das „Next Generation EU“-Programm erfreulich entwickeln. Solidarität und gemeinsame Investitionen in zukunftsfähige Projekte, wie die digitale Infrastruktur aber auch in Bildung und Forschung, sind wichtige Bausteine für eine stabile wirtschaftliche Entwicklung. Mit diesem zuversichtlichen Ausblick wollen wir uns für Ihr Vertrauen in diesen herausfordernden Zeiten bedanken und hoffen, Sie auch im kommenden Jahr als vertrauenswürdiger Partner begleiten zu dürfen. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 4
Wirtschaft & Märkte 2021: Rückkehr zur Normalität?! Hoffnung macht sich breit, Hoffnung auf eine schrittweise Rückkehr zur Normalität – wenn ab dem Frühjahr die Temperaturen wieder steigen und zunehmend mehr Menschen gegen Corona geimpft werden. Dann sollte nicht nur die Zahl der Neuinfektionen spürbar zurückgehen, sondern auch der Link zu Lockdowns und Mobilitätsdaten endgültig zusammenbrechen. Das ebnet den Weg für eine stetige und nachhaltige wirtschaftliche Erholung. Bis es so weit ist, werden allerdings noch ein paar Monate vergehen. Der Winter dürfte hart werden, hält die zweite Pandemiewelle die Welt wohl noch länger in Atem. Europa: „Double dip“-Rezession – gefolgt von solidem Wachstum Am „kältesten“ wird der Winter wahrscheinlich in Europa. Die Länder mussten schon im Oktober neue Lockdowns verhängen, nachdem die Infektionszahlen In Deutschland allerdings nach oben geschnellt waren und dabei die Hochs der ersten Welle weit hinter hat der „Lockdown light“ sich gelassen haben. Zwar zeigen die Kurven in Europa nun mehrheitlich wieder nicht wirklich gegriffen. Die nach unten. Allerdings liegen die Infektionsraten vielfach noch immer über Infektionszahlen konnten sich den Niveaus vom vergangenen Frühjahr. Zudem ist der Aufwärtstrend bei den allenfalls auf hohem Niveau Intensivpatienten und Todesfällen – sie laufen den Infektionszahlen hinterher stabilisieren. – allenfalls in Frankreich und Spanien wirklich gebrochen (siehe Grafik 1). Für Entwarnung ist es also noch zu früh. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 5
Wirtschaft & Märkte 1. AUFWÄRTSTREND NOCH NICHT WIRKLICH GEBROCHEN Corona-Tote täglich (pro 1 Mio Einwohner, geglättet) 20.0 Italien 17.5 USA UK 15.0 Frankreich Spanien 12.5 Deutschland 10.0 7.5 5.0 2.5 0.0 12.03.20 04.05.20 26.06.20 18.08.20 10.10.20 02.12.20 Quelle: www.ourworldindata.org/coronavirus-data-explorer, UniCredit Wealth Management Mehr noch, mögliche Lockerungen zu Weihnachten und über Neujahr bergen das Risiko, dass die Fallzahlen schon bald wieder anziehen und erneut staatliche Zwangsmaßnahmen notwendig werden. Gut möglich, dass das Wechselspiel zwischen Lockdowns und Lockerungen uns noch bis ins Frühjahr hinein begleitet – zumal Virologen bereits über eine dritte Welle spekulieren. Die enge Korrelation zwischen BIP und Lockdownmaßnahmen dürfte dazu führen, dass die gesamtwirtschaftliche Leistung sowohl im laufenden als auch Der Rückgang des realen im kommenden Quartal schrumpft. Wir rechnen mit einem EWU-weiten Minus BIP fällt damit allerdings von 3% bzw. 1¼%. Nach der Talfahrt zu Jahresbeginn rutscht die europäische deutlich schwächer aus Wirtschaft damit in eine „double dip“-Rezession. Der neuerliche Rückgang als noch zu Jahresbeginn der Mobilitätsdaten oder auch der Geschäfts- und Konsumklimaindizes ist ein (-3,7% bzw. -11,8%). Grund starkes Indiz dafür (siehe Grafik 2). dafür sind dosiertere, vor allem aber zielgerichtetere Lockdownmaßnahmen. 2. STIMMUNGSINDIKATOREN SCHON WIEDER RÜCKLÄUFIG Geschäftsklimaindizes: Januar 2005 = 100 120 Ifo (Deutschland) INSEE (Frankreich) 110 ISTAT (Italien) 100 90 80 70 60 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 6
Wirtschaft & Märkte Konsumentenvertrauen, standardisierte Werte 3.0 Italien (EU) langfristiger Durchschnitt 2.0 Frankreich (EU) 1.0 EWU (EU-Komm.) Spanien (EU) 0.0 Deutschland (GfK) -1.0 -2.0 -3.0 -4.0 -5.0 -6.0 -7.0 -8.0 Jan 13 Jul 14 Jan 16 Jul 17 Jan 19 Jul 20 Quelle: Refinitiv Datastream, UniCredit Wealth Management Regional am stärksten betroffen sind erneut Frankreich und Spanien. Sie hatten auch die schärfsten Zwangsmaßnahmen verhängt. Es folgen Italien und Hotels, Restaurants, Teile Deutschland (mit seinem wenig überzeugenden „lockdown light“). Sektoral der persönlichen Dienst leiden vor allem die Dienstleistungen. Das Verarbeitende Gewerbe, der Bau und leistungen sowie der Bereich z.T. auch der Handel dürften diesmal mit einem blauen Auge davonkommen. Freizeit, Kultur und Sport bleiben in weiten Teilen Für 2020 insgesamt errechnet sich damit ein EWU-weites Minus von 7,5%. Das ist Europas auch weiterhin die schlimmste Rezession in Friedenszeiten seit der Großen Depression vor rund geschlossen. 90 Jahren. Ab dem kommenden Frühjahr dürfte es dann wieder nach oben gehen, wenn wärmere Temperaturen und die anlaufenden Massenimpfungen spürbare Die spanische Wirtschaft und wohl auch dauerhafte Lockerungen der staatlichen Zwangsmaßnahmen dürfte 2020 um etwa 12% erlauben. geschrumpft sein, gefolgt von Frankreich (-10%) und Ähnlich wie im Sommer 2020 (+12,7%) sollte dabei der „Rebound“ im ersten Italien (-9%). Deutschland Nach-Rezessionsquartal am stärksten ausfallen. Wir rechnen für das Frühjahr kommt mit -5% noch am mit einem kräftigen Plus von 3½%. Es profitiert dabei insbesondere vom Basis- “glimpflichsten” davon. sowie dem Nachholeffekt aufgestauter Konsumnachfrage. Gleichzeitig dürften die Bremswirkungen des Brexits – selbst ein in allerletzter Minute vereinbarte Freihandelsabkommen würde anfänglich für Friktionen sorgen – zumindest Wenn das BIP im Quartal wieder etwas nachlassen. Auch das hilft dem Frühjahrsquartal. regelrecht einbricht, reicht – absolut gesehen – schon In der zweiten Jahreshälfte sollte sich dann die Erholung verfestigen, auch wenn ein deutlich geringerer BIP- die Quartalszuwächse mit Annäherung an das Vor-Corona-Niveau sukzessive Zuwachs im Folgequartal, nachlassen. Die Impulse kommen dabei insbesondere von dem sich rasch damit die Wachstumsrate aufhellenden Geschäfts- und Konsumklima. Die Kauflaune der Verbraucher ähnlich hoch ausfällt dürfte spürbar steigen, die krisenbedingt massiv gestiegene Sparquote wieder wie die prozentuale zurückgehen (siehe Grafik 3). Das greift dem privaten Konsum unter die Arme. Schrumpfung davor. Das Vor rezessionsniveau ist damit aber noch nicht erreicht. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 7
Wirtschaft & Märkte 3. NACHFRAGESCHUB DANK RÜCKLÄUFIGER SPARQUOTE 30 Prognose Sparquote EWU (in %) Sparquote USA (in %) 25 20 15 10 5 Q1 2015 Q1 2016 Q1 2017 Q1 2018 Q1 2019 Q1 2020 Q1 2021 Quelle: Refinitiv Datastream, UniCredit Wealth Management Gleichzeitig sollte sich auch die Investitionstätigkeit beleben. Schließlich sind die Liquiditätspuffer der Unternehmen, sprich ihre Einlagen im europäischen Zu den Details siehe den Bankensystem, in diesem Jahr sprunghaft gestiegen. Hinzu kommt die sich Jahresausblick unserer nachhaltig erholende Weltwirtschaft, die den exportorientierten europäischen UniCredit Researchkollegen Volkswirtschaften besonders zugutekommt. Allerdings sehen wir hier nicht zu „Die verlockende Aussicht auf unterschätzende Abwärtsrisiken, droht den von der Pandemie arg gebeutelten Normalität“ vom 1.12.2020. Dienstleistungsbranchen im kommenden Jahr doch eine Insolvenzwelle. Umso wichtiger ist daher die fiskal- und geldpolitische Flankierung. Und die ist und bleibt enorm. Auf der Dezembersitzung hat die EZB ihr ohnehin schon zu den Details siehe en gigantisches Wertpapierkaufprogramm um hohe 500 Milliarden Euro (oder ein Economic Flash unserer Drittel) aufgestockt. Gleichzeitig wird sie über eine attraktivere Ausgestaltung UniCredit Researchkollegen und zeitliche Verlängerung der gezielten Langfristtender (TLTRO III) und über vom 10.12.2020. vier neue längerfristige Pandemie-Notfallrefinanzierungsgeschäfte (PELTROs) das gesamtwirtschaftliche Finanzierungsumfeld noch günstiger gestalten. An Zinserhöhung ist angesichts der noch lange unter dem 2%-Ziel bleibenden Inflationsrate ohnehin nicht vor 2023 zu denken. Auch die Fiskalpolitik bleibt auf rasantem Expansionskurs. Die Staaten stocken ihre Hilfsprogramme mit jedem Lockdown weiter auf. Dabei haben die Europäer Früher ein Synonym für die im internationalen Konzert ohnehin die Nase vorn (siehe Grafik 4). Ihnen kommt Wa c h s t u m s b e l a s t u n g e n zugute, dass die Fiskalregeln wohl auch noch 2022 ausgesetzt bleiben. Das auslaufender Steuersenkungen Risiko einer Fiskalklippe in Europa ist gering. und automatischer Ausgaben kürzungen steht sie heute für auslaufende Corona-Hilfen bzw. dem Ausbleiben eines neuen Hilfsprogramms. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 8
Wirtschaft & Märkte 4. EUROPÄISCHE FISKALPOLITIK: KLOTZEN, NICHT KLECKERN 45 Kredite, Beteiligungen, Garantien u.ä. 40 (% BIP) Fiskalmaßnahmen (% BIP) 35 30 25 20 15 10 5 0 Mexiko Saudi-Arabien Russland Indonesien China Argentinien Indien Südafrika EU Australien Türkei Südkorea USA Brasilien Kanada Spanien Frankreich UK Japan Italien Deutschland Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), UniCredit Wealth Management Zu den nationalen Hilfen gesellen sich dann noch die umfangreichen EU- Programme. Impulse erhoffen wir uns insbesondere vom EU-Wiederaufbaufonds Flankiert werden diese (750 Mrd. EUR). Er dürfte zwar erst im Verlauf des kommenden Jahres seine Notfallhilfen von einem Wirkungen entfalten, 2022 sollte er das EWU-weite BIP-Wachstum jedoch langfristigen EU-Haushalt. um beachtliche 0,5 Prozentpunkte anschieben. Bis 2026 summieren sich die Er soll ein grüneres, stärker Impulse auf 2½ Punkte. digital ausgerichtetes und krisenfesteres Europa All das dürfte dazu führen, dass das reale BIP in den kommenden beiden Jahren schaffen. Zusammen mit dem deutlich über Trend wächst. Nach dem holprigen Start ins kommende Jahr Wiederaufbaufonds stellen prognostizieren wir für 2021 insgesamt ein Plus von 3%. 2022 sollte es sich die insgesamt projektierten auf 4½% beschleunigen – bevor sich die Zuwächse in den Folgejahren Richtung 1,8 Billionen Euro das größte Potenzial (ca. 1½%) abschwächen. Die Wirtschaftsentwicklung 2020-2022 Konjunkturpaket dar, das gleicht somit einer (asymmetrischen) W-Form. Es wird deshalb noch bis Herbst je aus dem EU-Haushalt 2022 dauern, bis die Corona-Verluste aufgeholt sind (siehe Grafik 5). Bis der Vor- finanziert wurde. Corona-Trendpfad, also das mit dem Trendwachstum fortgeschriebene BIP von 2019, wieder erreicht ist, dürften allerdings noch weitere Jahre vergehen. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 9
Wirtschaft & Märkte 5. W-FÖRMIGE ERHOLUNG IM EURORAUM Vor Corona-Niveau erst wieder im Herbst 2022 erreicht Reales BIP (IV/2019=100) 115 Deutschland EWU 110 Vor-Corona-Niveau Italien 105 Spanien Frankreich 100 95 90 85 80 UniCredit Prognosen 75 IV/19 I/20 II/20 III/20 IV/20 I/21 II/21 III/21 IV/21 I/22 II/22 III/22 IV/22 Quelle: Refinitiv Datastream, UniCredit Wealth Management USA: Zahlt Biden Trumps Zeche? Die zweite Corona-Welle hat auch die USA im Würgegriff – mehr noch als in Europa. Die Infektionszahlen sind nicht nur sechs Mal so hoch wie im Frühjahr, sondern – auf die Bevölkerung umgerechnet – fast drei Mal so hoch sind wie bei uns. Noch immer aber stellt Präsident Trump die Offenhaltung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens über den Schutz von Gesundheit und Leben. Wenigstens gibt es Lockdowns auf bundesstaatlicher oder kommunaler Ebene. Hinzu kommt ein freiwilliges „social distancing“ von Teilen der Bevölkerung. Trotz der Untätigkeit auf Bundesebene sind daher die Mobilitätsdaten oder auch die Kreditkartenausgaben in den USA wieder rückläufig, wenn auch weniger ausgeprägt als in Europa (siehe Grafik 6). Das bremst zwar das Wachstum ein, eine „double dip“-Rezession wird den USA aber wohl erspart bleiben. Viel mehr Das Minus ist damit nur halb als Stagnation sollte man im laufenden Quartal aber auch nicht erwarten. Für so groß wie das im Euroraum. 2020 insgesamt errechnet sich somit ein BIP-Minus von 3,8%. 6. MOBILITÄTSDATEN AUCH IN DEN USA WIEDER RÜCKLÄUFIG Apple Mobilitätsdaten “driving” (geglättet) 200 USA 175 EWU 150 125 100 75 650 25 0 19.01.20 12.03.20 04.05.20 26.06.20 18.08.20 10.10.20 02.12.20 Quelle: http://www.covid19.apple.com/mobility, UniCredit Wealth Management 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 10
Wirtschaft & Märkte Trumps unzureichendes Krisenmanagement könnte sich Anfang 2021 indes rächen, wenn sein Nachfolger Biden Ende Januar umso einschneidendere Dieses Hilfspaket bleibt Maßnahmen verkünden muss. Hinzu kommt möglicherweise noch eine aber meilenweit hinter den „Fiskalklippe light“. Nach wie vor ist das längst überfällige zweite Corona- ursprünglichen Vorschlägen Hilfspaket nicht verabschiedet. Zwar liegt mittlerweile ein 908 Mrd USD der Demokraten (ca. 3,4 Bio. schwerer, überparteilicher Vorschlag auf dem Tisch. Allerdings haben bisher USD, „Heroes Act“) zurück. Es weder Präsident Trump noch Senatsmehrheitschef McConnell den Plan fällt aber auch kleiner aus als öffentlich unterstützt. Gut möglich also, dass die gesamtwirtschaftliche Leistung der ursprüngliche Plan der in den USA zu Jahresbeginn um 2% (oder sogar darüber hinaus) schrumpft. Das Republikaner (ca. 1 Bio. USD, ist deutlich mehr als im Euroraum. „Heals Act“). Ab dem Frühjahr sollte es aber auch in den USA wieder spürbar aufwärtsgehen, zumal spätestens im Februar das zweite (womöglich noch aufgestockte) Ein einmaliger BIP-Rückgang Corona-Hilfsprogramm verabschiedet wird. Ansonsten gelten die gleichen markiert noch keine Rezession. Begründungsmuster wie bei uns: Wärmere Temperaturen im Verbund mit Man spricht davon erst bei anlaufenden Massenimpfungen lassen die Infektionszahlen nachhaltig zwei aufeinanderfolgenden zurückgehen. Gleichzeitig bessert sich die Stimmung von Unternehmen und Minusquartalen. Verbrauchern. Konsum (Rückstau, rückläufige Sparquote) und Investitionen ziehen an. Unterstützung kommt auch von der Fed. Wir erwarten zwar keine Zinssenkungen mehr, allerdings dürfte die US-Notenbank ihre Signale aus der Federal Reserve Notfallkreditfazilitäten verlängern, vor allem aber ihr ohnehin schon massives implizieren, dass der Leitzins, Wertpapierkaufprogramm aufstocken und zeitlich ausdehnen (siehe Grafik 7). d.h. der Fed Funds-Zielsatz, bis weit ins übernächste Jahr hinein im Korridor von 0%- 0,25% verharren dürfte. 7. FED-BILANZSUMME STEIGT RASANT 8000 12 Fed-Bilanzsumme (Mrd USD) Trend (6,2% p.a., Durchschnitt 7000 11 1999-2006) Fed Funds-Zielsatz (%, RS) 6000 9 5000 8 4000 6 3000 5 1000 3 1000 2 0 0 Jan 99 Jan 02 Jan 05 Jan 08 Jan 11 Jan 14 Jan 17 Jan 20 Quelle: Refinitiv Datastream, UniCredit Wealth Management All das dürfte ab dem Frühjahr für solide Quartalszuwächse sorgen. Angesichts des höheren BIP-Ausgangsniveaus sollten sie mit 1%-2% allerdings hinter ihren Wie in Europa wird auch in europäischen Pendants zurückbleiben. Das gilt auch für das jahresdurchschnittliche den USA das erste Nach- Wachstum 2021. Wir veranschlagen es auf 1¾% (EWU: +3%). Rezessionsquartal das stärkste sein (+2½%, EWU: +3½%). Von dem von Joe Biden versprochenen Konjunkturprogramm dürften 2021 dagegen noch kaum Impulse ausgehen. Es wird dauern, bis die Maßnahmen überhaupt in Kraft treten. Das war bei Trumps Steuersenkungspaket vor vier Jahren nicht anders. Hinzu kommt, dass Biden wohl erhebliche Abstriche von seinen Plänen machen 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 11
Wirtschaft & Märkte muss – selbst wenn die Demokraten bei den beiden Nachwahlen in Georgia doch noch die Senatsmehrheit holen sollten (möglich, aber eher unwahrscheinlich). Nur bei einer Mehrheit von 60 Ihm fehlt die bei Fiskalprogrammen so wichtige „filibustering“-Mehrheit. Senatssitzen (von 100) ließe Verschärfend kommt hinzu, dass wichtige einflussreiche Abgeordnete bereits eine sich ein Totdebattieren von Fundamentalopposition angekündigt haben. Die sonst üblichen Kompromisse Gesetzesvorlagen in Sachen über Parteigrenzen hinweg („bipartisan budget reconciliation process“) dürften Wirtschaftspolitik verhindern. schwieriger werden. Biden kann aber auf maximal 50 Stimmen zählen – auch Trotzdem, selbst wenn Biden nur Teile seiner Vorschläge umsetzen kann, resultieren wenn Bidens Vize Kamala daraus Wachstumsimpulse (siehe Grafik 8). Die dürften dann vornehmlich 2022 zu Harris das Patt zugunsten der Buche schlagen und dafür sorgen, dass das jahresdurchschnittliche BIP-Plus mit Demokraten auflösen würde. 3,5% deutlich überdurchschnittlich ausfällt. Die US-Wirtschaft wird daher wohl schon im Frühsommer 2022 – und damit früher als der Euroraum – ihr Vor-Corona- Niveau wieder erreicht haben (siehe Grafik 9 nächste Seite). 8. WACHSTUMSWIRKUNGEN VON BIDENS WIRTSCHAFTSPROGRAMM Stilisierte Entwicklung Reales BIP (in Bio. USD) 30 Biden vollständig umgesetzt Biden Kompromiss Referenzszenario (ohne 25 wirtschaftspolitische Maßnahmen) 20 15 10 Corona-Effekt 5 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 Quelle: Refinitiv Datastream, UniCredit Wealth Management China: Der Corona-Gewinner Ganz anders hingegen die Entwicklung in China. Sie dürfte als Paradebeispiel einer V-förmigen Entwicklung in die Lehrbücher eingehen. Die Corona-Scharte Dazu gesellt sich die hohe war schon zur Jahresmitte wieder ausgemerzt (siehe Grafik 9). Das Land brachte Disziplin der chinesischen bzw. die Pandemie angesichts rigoroser, ja totalitärer Eingriffe rasch unter Kontrolle der asiatischen Bevölkerung. und blieb von der zweiten Welle sogar gänzlich verschont. Zusammen mit den geld- und fiskalpolitischen Stimulierungsmaßnahmen sorgte das für anhaltend überdurchschnittliche Wachstumsgewinne schon seit dem Frühjahr. Chinas Volkswirtschaft ist (neben der taiwanesischen) damit die einzig bedeutende, die im Jahresdurchschnitt 2020 real zulegen konnte (+2%). 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 12
Wirtschaft & Märkte 9. CHINA ZIEHT DIE WELTWIRTSCHAFT NACH OBEN Reales BIP (IV/2019=100) 120 China Weltwirtschaft 115 USA 110 105 100 Vor-Corona-Niveau 95 90 UniCredit Projektionen 85 IV/19 I/20 II/20 III/20 IV/20 I/21 II/21 III/21 IV/21 I/22 II/22 III/22 IV/22 Quelle: Refinitiv Datastream, UniCredit Wealth Management Und weil die wirtschaftspolitische Flankierung noch nachwirkt und sich der private Verbrauch sukzessive erholt, wird die chinesische Wirtschaft auch 2021 noch Der private Konsum spürbar über Potenzial wachsen. Zudem stützt die Erholung der Weltwirtschaft. dürfte 2020 um etwa 4% Wir rechnen mit einem BIP-Plus von 8½% – dem stärksten seit 2011. 2022 aber geschrumpft sein. dürfte die chinesische Wirtschaft wieder auf ihren Potenzialpfad zurückfallen (+5¾%). Angesichts der mittlerweile hohen Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft ist es primär dem Reich der Mitte zu verdanken, dass das globale BIP bereits Anfang kommenden Jahres sein Vor-Corona-Niveau wieder erreichen und Der Beitrag Chinas in den kommenden beiden Jahren mit 4½% – 4¾% überdurchschnittlich zum Welt-BIP beträgt, wachsen wird (siehe Tabelle 1) – stärker noch und länger als im Nachgang zur kaufkraftgewichtet, derzeit Finanzmarktkrise. Der ungewöhnlich rasche Anstieg der Weltmarktanteile Chinas fast 20% – Tendenz weiter während und nach der Corona-Pandemie dürfte indes auf zunehmende Kritik deutlich steigend. stoßen. Der Widerstand der USA gegen Chinas ökonomisches und politisches Vormachtstreben sollte weiter zunehmen – auch unter einem US-Präsidenten Biden. Dabei könnte ihm – anders als Trump – hier sogar ein Schulterschluss mit Europa gelingen. TABELLE 1. UNICREDIT-WACHSTUMSPROGNOSEN 2021/22 Reales BIP, in % gegenüber Vorjahr 2019 2020 2021 2022 Weltwirtschaft 2.7 -4.2 4.7 4.4 Euroraum 1.3 -7.4 3.0 4.5 Deutschland 0.6 -5.2 3.3 4.2 Frankreich 1.5 -9.5 3.2 5.1 Italien 0.5 -9.2 2.8 4.4 Spanien 2.0 -11.9 3.3 6.7 Österreich 1.4 -7.5 3.1 5.2 Großbritannien 1.3 -11.2 4.3 6.3 USA 2.2 -3.8 1.8 3.5 China 6.1 1.9 8.5 5.7 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 13
Schwerpunkt Megatrends Was uns die Zukunft bringt Schwerpunkt Megatrends Die Welt hat sich mit der Corona-Pandemie nachhaltig verändert. Während die globale Wirtschaftsleistung (BIP) dramatisch einbrach, waren die Finanz- und Aktienmärkte unter dem Strich weit weniger stark betroffen. Dank der Flutung mit Liquidität durch die Zentralbanken konnten sich die Märkte rasch stabilisieren und den anfänglichen Kursrückgang (mehr als) aufholen. Die Pandemie hat aber auch bereits angelaufene Megatrends akzentuiert. Im Folgenden wollen wir sieben Megatrends vorstellen. Zunächst hat die Pandemie auch ein ökonomisches Umfeld befördert, das für außergewöhnlich niedrige Zinsen über einen langen Zeitraum (oftmals auch als „lower for longer“ charakterisiert) sorgen dürfte. Gestützt wird dieses Szenario von der Notwendig keit insbesondere in den USA und Europa, die Unterstützungsmaßnahmen länger als ursprünglich erwartet fortzuführen. Das zweite Thema, Geopolitik, beschäftigt sich mit der Frage: Was geschieht in den Schwellenländern (Emerging Markets) im Vergleich zu den entwickelten Märkten (Developed Markets)? Das BIP-Wachstum in den Schwellenländern wird primär von der Demographie, sprich dem Bevölkerungswachstum getrieben. Weil es dort spürbar höher bleibt als in der entwickelten Welt, wird auch die Wachstumsdynamik in den Schwellenländern deutlich über der unsrigen bleiben. Darüber hinaus ist der Aufstieg Chinas das wichtigste geopolitische Phänomen der letzten Jahrzehnte. Wir betrachten die Schwellenländer als eine Region, in dem sowohl auf der Aktien- als auch auf der Rentenseite investiert werden sollte. Corona führte auch zu einem Schub bei den Themen Digitalisierung, Klimawandel und Gleichberechtigung. Dank der digitalen Transformation konnte ein großer Teil der Menschen zuhause arbeiten. Gleichzeitig verzeichneten der Onlinehandel und die Zustelldienste einen außerordentlichen Aufschwung. Der Klimawandel wurde von Greta Thunbergs „einsamen“ Kampf zu einem strukturellen Thema weltweit – selbst China kündigte sein Klimaziel an und will bis 2060 CO2- Neutralität erreichen. Darüber hinaus gab es auch Fortschritte beim Thema Gleichberechtigung bzw. Gleichstellung der Geschlechter – nicht zuletzt durch Positivbeispiele wie Ursula von der Leyen, der Präsidentin der EU-Kommission, die sich sehr für den gesellschaftlichen Wandel einsetzt. Wir denken, dass die Gleichstellung ein Schlüssel für die Zukunft ist, nicht nur aus gesellschaftlicher Sicht, sondern auch im Hinblick auf die Wirtschaft. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 14
Schwerpunkt Megatrends Diese Themen stehen in engem Zusammenhang mit einer neuen Sensibilität für unternehmerischen Sozialverantwortung, der „Environmental Social Governance”- Thematik (ESG), die die wirtschaftliche Entwicklung in einem nachhaltigeren Sinne betrachtet. Hier spielt auch das Thema Gesundheit/gesunder Lebensstil hinein. Es beschränkt sich bei weitem nicht auf Corona-Impfung und Notfallmedizin, sondern beleuchtet es ebenfalls aus einer ganzheitlicheren Sicht. Zentral dabei ist die Frage, was die Menschen länger und besser leben lassen kann – und dies hat sehr viel mit Gesundheitsvorsorge, Ernährung sowie Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben zu tun und stellt auch eine Option für eine ausgewogenere, gerechtere Entwicklung der Welt dar. Last but not least sehen wir auch strukturelle Veränderungen bei dem, was wir Infrastruktur 2.0 nennen wollen. Das bedeutet ein neues Regelwerk für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung auf der Grundlage einer Mischung aus digitaler, grüner und traditioneller Infrastruktur, das in der Lage ist, öffentliche und private Investitionen anzukurbeln, indem es neue Lebens-, Wohn- (smart cities), Mobilitäts- und Arbeitswelten fördert. 1. Niedriges Zinsumfeld („lower for longer”) Sehr niedrig oder sogar negativ verzinsliche Anleihen sind zu einer großen Herausforderung für Anleger in Rentenpapieren geworden. Der Umfang negativ verzinsliche Anleihen ist weltweit auf 16,5 Billionen US-Dollar gestiegen und macht rund ein Viertel des globalen Anleihenmarktes aus. Im Universum der Staatsanleihen ist der Anteil sogar auf über 35% angestiegen. Niedrigere Zinsen erklären sich durch die niedrige, zeitweise sogar negative Inflationsraten. Die Ursachen für das anhaltend niedrige Inflationsumfeld sind zahlreich: • Demographie (alternde Gesellschaften) • Globalisierung bzw. De-Lokalisierung (globaler Preiskampf) • Revolution in Robotik und Technologie (Produktivitätsfortschritte) • Druck auf die Rohstoffpreise (De-Materialisierung der Wirtschaft) • Quantitative Lockerung der Zentralbanken nach der Finanzkrise und dem Ausbruch von Corona (Pandemiekaufprogramme) Die Folge von all dem ist, dass die Notenbanken auch in den kommenden zwei Jahren ihre Inflationsziele unterschreiten werden. Sowohl die Fed als auch die EZB dürften die angepeilten 2% (Kern)Inflation verfehlen (siehe Grafik 10). 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 15
Schwerpunkt Megatrends 10. DER LANGE WEG ZURÜCK ZU 2% INFLATION 3.5 Harmonisierte Inflationsrate Euroraum Prognose (% ggü. Vorjahr) 3.0 Kernrate (% ggü. Vorjahr) 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 -0.5 -1.0 Nov 15 Apr 17 Sep 18 Feb 20 Jul 21 Dez 22 Quelle: EU, EZB, Eurostat, UniCredit Research 4 Kerninflation (% ggü. Vorjahr, USA geglättet) Kerndeflator der Konsumausgaben (% ggü. Vorjahr) 3 Prognose US Treasury Break-even Inflation (%, implizite Inflationserwartungen) 2 1 0 -1 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Quelle: Bloomberg, UniCredit Research 2. Geopolitik Der politische und wirtschaftliche Aufstieg Chinas ist das wichtigste geopolitische Phänomen der letzten Jahrzehnte und hat weitreichende Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Die Internationalisierung Chinas fördert den Aufstieg des Yuan/Renminbi (RMB) zu einer Reservewährung. Das erhöht die weltweite Attraktivität von RMB-Anleihen. Die People’s Bank of China verbindet die Rolle des Yuan als wichtige globale Reservewährung mit dem strategischen Ziel, die Dominanz der USA zu brechen und die Fed am massiven Gelddrucken zu hindern. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 16
Schwerpunkt Megatrends Chinas inländischer („onshore“) Rentenmarkt wächst rasch. Mit einer Markt kapitalisierung von 16 Billionen US-Dollar ist er mittlerweile vom Volumen her der zweitgrößte Rentenmarkt der Welt. Gemessen am BIP (knapp unter 100%) gehört er indes noch immer zu den kleinsten. Darüber hinaus war er bisher in den globalen Rentenmarktindizes und Anlageportfolios noch unterrepräsentiert, was auf ein hohes Potenzial für sein künftiges Wachstum schließen lässt. Die Aufnahme der chinesischen Staatsanleihen in die wichtigsten Indizes beschleunigt die Integration in den globalen Anleihemarkt (siehe Tabelle 2). Chinas Staatsanleihen bieten eine geringe Korrelation zu anderen globalen Anleihemärkten und stellen daher eine gute Diversifizierungsquelle für Anleger dar. Gleichzeitig machen die angebotenen hohen risikobereinigten Renditen den Anleihemarkt zu einem interessanten Ertragsbringer in einem längerfristig niedrigeren Inflations- und Zinsumfeld. Insgesamt bieten chinesische Anleihen hohe Renditen, eine vergleichsweise geringe Volatilität sowie den Vorteil einer stabilen Währung. TABELLE 2. EINBINDUNG CHINESISCHER IN GLOBALE INDIZES FÖRDERT CHINAS INTEGRATION IN DIE WELTWEITEN BONDMÄRKTE Im April 2019 wurden chinesische Staats- und Bankanleihen in den Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index integriert. Das war der Startschuss. Im Februar 2020 wurden chinesische Staatsanleihen in den JP Morgan GBI-EM-Index aufgenommen. Im Oktober 2020 folgte die Ankündigung, Chinas Staatsanleihen bis Ende 2021 in den FTSE Russell World Government Bond Index zu integrieren. Damit ist China nun Teil aller drei großen globalen Bondindizes. Bloomberg Barclays Global Aggregate Index: Einbeziehung chinesischer Staats- und Bankanleihen Apr 19 Feb 20 Nov 20 Dez 20 2021 von April 2019 bis November 2020, Chinas Indexanteil ca. 6% Bloomberg JP Morgan Government Bond- JP Morgan GBI-EM Citi WGBI Emerging Market Index: Einbeziehung Barclays GAI Verwaltetes Vermögen 2-2,5 Bio. USD 200 Mrd. USD 2-3 Bio. USD von 10 Monate von Februar bis Dezember 2020 (Pause im März), Potenzielles Gewicht 6.06% 7-10% 5.6% Chinas Indexanteil ca. 10% Potenzielle Mittelzuflüsse 120-150 Mrd. USD 14-20 Mrd. USD 110-170 Mrd. USD FTSE Russell World Government Instrumente Staats- & Staatsanleihen Staatsanleihen Bankanleihen Bond Index: voraussichtlicher Start der Integration chinesischer Staatsanleihen in 2021, Chinas Quelle: AXA IM, Standard Chartered, UniCredit Wealth Management Indexanteil ca. 6% 3. Digitalisierung Die Welt steht an der Schwelle einer weiteren industriellen Revolution. Nachdem Dampfkraft, Elektrifizierung und der Siegeszug von Computern Wirtschaft und Gesellschaft in der Vergangenheit nachhaltig verändert haben, ist die vierte industrielle Revolution weitaus komplexer und weitreichender. Die Digitalisierung wird heute nicht mehr nur von einer, sondern von einer Vielzahl von Technologien angetrieben, darunter das Internet der Dinge, künstliche Intelligenz (KI), Robotik, 3D-Druck, autonome Fahrzeuge sowie das Internet der Verhaltensweisen. Diese Phase der Digitalisierung verändert die Welt mehr als die Einführung von PC und Internet. Während die Informationstechnologie der 2000er Jahre das globale BIP um 0,6% steigerte, könnte allein die Künstliche Intelligenz, Schätzungen zufolge, das globale Wirtschaftswachstum bis 2030 um 1,3% pro Jahr erhöhen. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 17
Schwerpunkt Megatrends Demnach beschleunigen die neuen digitalen Technologien die Entwicklung der Wirtschaft dramatisch. So dürften mittlerweile 20 Milliarden internetfähige Geräte im Einsatz sein. Im Jahr 2018 waren es rund 11 Milliarden. „Big Data“ (große Daten) sind ein Rohstoff, der seinen wahren Wert erst dann offenbart, wenn die bisher wertvollen Rohstoffe ausgebeutet sind. Künstliche Intelligenz baut auf dem Fundament von großen Daten auf. Mit den richtigen Algorithmen und genügend Informationen, um sie zu füttern, kann ein System diese Daten analysieren, daraus lernen und auf dieser Basis auch „handeln“. TABELLE 3. WAS IN EINER INTERNET-MINUTE PASSIERT Medium Größenordnung Aktivität Email 190 Mio. versandt Texts 19 Mio. versandt Messages 59 Mio. versandt Youtube 4,7 Mio. Videos Angesehen Google 4,1 Mio. Suchanfragen Snapchat 2,5 Mio. Snaps erstellt Imgur 2,5 Mio. Bilder betrachtet Tinder 1,6 Mio. Wischer Facebook 1,3 Mio. Logins Twitch 1,2 Mio. Ansichten Purchase 1,1 Mio. USD Onlinekäufe Netflix 764.000 Stunden schauen Instagram 694.444 Scroller Apps 400.000 Downloads Twitter 194.444 Leute twittern Tik Tok 1400 Downloads Amazon Echo 305 Intelligente Lautsprecher verschickt Quelle: AllAccess.com Infografik, UniCredit Wealth Management 4. Klimawandel Menschen auf der ganzen Welt werden sich zunehmend bewusst, wie wichtig es ist, in Prävention zu investieren statt zu warten, bis Schäden zum Handeln zwingen. In einer kürzlich erschienenen Studie (“Climate Change and Sovereign Risk, Oct 2020”) beleuchtet die Asiatische Entwicklungsbank die Risiken des Klimawandels für Politik, Wirtschaft, Staatshaushalte und den internationalen Handel. Die negativen Auswirkungen auf den Wohlstand liegen auf der Hand. Überall auf der Welt schadet die Wirtschaftstätigkeit der Umwelt – und die Schäden nehmen immer mehr zu. Der Klimawandel ist ein zunehmend wichtiges Thema für politische Entscheidungsträger, mit erheblichen Auswirkungen auf die Volkswirtschaften. Das gilt umso mehr für Regionen, die für Klimarisiken besonders anfällig sind. Regierungen müssen ihre Volkswirtschaften und öffentlichen Finanzen klimasicher machen. Andernfalls sehen sie sich mit einer sich ständig verschärfenden Spirale aus Klimaanfälligkeit und nicht tragbarer Schuldenlast konfrontiert. Der Klimawandel kann durch direkte und indirekte Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen einen wesentlichen Einfluss auf das Länderrisiko nehmen. Alle wirtschaftlichen Aktivitäten, und damit die wirtschaftliche und fiskalische Nachhaltigkeit eines Landes, hängen letztlich von 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 18
Schwerpunkt Megatrends natürlichen Ressourcen ab. Eine anhaltende Erschöpfung natürlicher Ressourcen ist aber alles andere als nachhaltig. Eine nachhaltiger Bewirtschaftung wird auf Dauer Vorteile bringen, für die Wirtschaft und die Finanzmärkte (siehe Grafik 11 und Tabelle 4). 11. MITTEL- BIS LANGFRISTIGE WACHSTUMSGEWINNE DURCH DIE BEGRENZUNG DES KLIMAWANDELS (IN % DES BIP) Begrenzung des Klimawandels sorgt in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts für substanzielle Wachstumsgewinne 15 Nordhaus 2010 Burke, Hsiang, and Miguel 2015 10 5 0 -5 2050 2070 2100 Quelle: IWF World Economic Outlook (October 2020), UniCredit Wealth Management TABELLE 4. DIE INTERAKTION ZWISCHEN WIRTSCHAFT UND FINANZMÄRKTEN Rückwirkungen der Belastungen des Finanzsystems auf die Wirtschaft Direkte Transmission Wertverlust Wohnimmobilien Finanzsystem Wirtschaft • Finanzmarktverluste • Betriebsstillstand/- (Aktien, Bonds & unterbrechungen Wertverlust Gewerbeimmobilien Rohstoffe) Physische Treiber • Kapitalvernichtung • Kreditmarktverluste • Extreme Wetterlagen • Wiederaufbau & (Unternehmens- & • Graduelle Vermögenseinbußen der Ersatzaufwendungen Immobilienkredite) Klimaveränderungen Haushalte • Anstieg der • Verluste für (Rück) Rohstoffpreise Versicherer • Migration • Operatives Risiko (inkl. Niedrigere Profitabilität & Liquiditätsrisiko) zunehmende Rechtsstreitigkeiten Indirekte Transmission Rückwirkungen der Belastungen der Wirtschaft auf das Finanzsystem Quelle: Network for Greening the Financial System, UniCredit Wealth Management 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 19
Schwerpunkt Megatrends 5. Gleichberechtigung/Gleichstellung Die Pandemie hat das Thema Nachhaltigkeit verändert und erweitert, sowohl auf Unternehmensebene (ESG) als auch auf volkswirtschaftlicher. Große Werte wie Gesundheitsversorgung, die „Gesundheit“ unseres Planeten sowie die Themen Gleichheit bzw. Gleichstellung bekamen Auftrieb. Die finanzielle Gleichstellung wurde nicht zuletzt im Hinblick auf die Gleichstellung der Geschlechter adressiert – ein Thema, das auch für das Wirtschaftswachstum von zentralem Interesse ist. Dem Weltwirtschaftsforum zufolge würde es noch 100 Jahre dauern, bis weltweit eine vollständige Gleichstellung von Männern und Frauen erreicht ist. Kinder und Jugendliche haben die gleichen Menschenrechte wie Erwachsene sowie spezifische Rechte, die ihre besonderen Bedürfnisse anerkennen. Dabei ist Bildung ein weiteres Schlüsselthema, um Chancengleichheit zu gewährleisten. Bis zum Alter von 10 Jahren sollten alle Kinder lesen können, denn Lesen ist das Tor zum Lernen. Obwohl die Mehrheit der Kinder zur Schule geht, erwirbt ein großer Teil von ihnen keine grundlegenden Fähigkeiten. Zudem sind laut UNESCO rund 260 Millionen Kinder nicht einmal in der Schule. Dies ist der Auslöser für eine Lernkrise, die die Bemühungen der Länder um den Aufbau von Humankapital bedroht. Gleichberechtigung und Gleichstellung ist aber nicht nur eine Genderfrage, sondern auch eine in und zwischen Ländern. Hier hat die finanzielle Ungleichheit in den vergangenen Jahren sogar spürbar zugenommen (siehe Grafik 12), zum Schaden für die (Welt)Wirtschaft 12 ZUNEHMENDE UNGLEICHHEIT DER EINKOMMENSVERTEILUNG Einkommensverteilung nach Ländern (Gini-Koeffizient; 0 = absolute Gleich verteilung, 100 = absolute Ungleichverteilung) Gini Index 60-64 50-60 40-50 30-40 24-30 Keine Daten Quelle: Weltbank, UniCredit Wealth Management 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 20
Schwerpunkt Megatrends 13. VERÄNDERUNG DER EINKOMMENSUNGLEICHHEIT SEIT 1990 Die Einkommensungleichheit ist in den 30 Jahren bis zum Beginn der Corona- Krise in vielen entwickelten Volkswirtschaften und einigen schnell wachsenden Schwellen- und Entwicklungsländern signifikant gestiegen. Entwickelte Volkswirtschaften 6 4 2 0 -2 FRA GER JPN ITA AUS USA CAN ESP DEU KOR Schwellen- & Entwicklungsländer 12 8 4 0 -4 -8 -12 THA RUS BRA IRN MEX TUR EGY IDN IND CHN Quelle: IWF Fiscal Affairs Department Gini Database, Welteinkomensungleichheits-Datenbank, IWF- Berechnungen, UniCredit Wealth Management 6. Gesundheit/Gesunder Lebensstil Die globale Pandemie offenbarte zudem auch eine der Achillesfersen der modernen Zeit – ein anfälliges Gesundheitssystem mit einer großen Kluft zwischen entwickelten und sich entwickelnden Volkswirtschaften. Letztere sind mangels Finanzierungsmöglichkeiten oft nicht in der Lage, eine flächendeckende Gesundheitsvorsorge zu gewährleisten. Auf globaler Ebene hat es bedeutende Fortschritte in Richtung einer universellen Gesundheitsversorgung (Universal Health Co-verage, UHC) gegeben – auch wenn der Global Monitoring Report 2019 zeigt, dass das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung für alle bis 2030 kaum erreichbar ist. Es gibt noch viel zu tun. Zwar dürften die globalen Gesundheitsausgaben 2019 bis 2023 voraussichtlich um 5% p.a. steigen, allerdings steigen auch die Herausforderungen. Dazu gehören eine wachsende und alternde Bevölkerung, zunehmende chronische Krankheiten, 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 21
Schwerpunkt Megatrends Infrastrukturinvestitionen in das Gesundheitssystem, technologischer Fort schritt, neue Versorgungsmodelle, höhere Arbeitskosten bei gleichzeitigem Arbeitskräftemangel sowie insbesondere der Ausbau der Gesundheitssysteme in den Entwicklungsländern. Die Gesundheitssysteme müssen auf eine Zukunft hinarbeiten, in der sich der Schwerpunkt weg von der Behandlung und hin zu Prävention und Frühintervention verlagert. TABELLE 6. GESUNDHEITSAUSGABEN Langfristperspektive – Gesundheitsausgaben steigen bis 2023 um 5% p.a. (2014-2018: +2,7%) Globale Gesundheitsausgaben verharren bei 10,2% des BIP bis 2023 Ausgaben bleiben ungleich verteilt (12.262 USD pro Kopf in den USA, 45 USD in Pakistan) Quelle: World Bank Health, Deloitte 2020 Global Health Care Outlook, UniCredit Wealth Management 7. Infrastruktur 2.0 Die Infrastruktur ist nicht nur eine Grundvoraussetzung, sondern auch ein Treiber wirtschaftlicher Entwicklung. Tatsächlich haben Investitionen in die Infrastruktur einen beträchtlichen Multiplikatoreffekt für das Wirtschaftswachstum. Infrastruktur 2.0 beschreibt die Integration von intelligenter Technologie in die öffentliche Infrastruktur. Die bisherigen Bauverfahren und Baumaterialien z.B. im Verkehrswegebau tragen nicht nur zur Versiegelung, Ausbeutung und Verschmutzung von Natur und Umwelt bei, sondern machen auch den Zugang zu den „darunterliegenden Schichten“ öffentlicher Systeme wie Wasser, Strom und Kanalisation nicht einfach und vor allem teuer. Experten sind der Meinung, dass Straßen intelligente Technologien benötigen, um die Datenerfassung, das Ressourcenmanagement und die Kommunikation mit dem Umfeld zu verbessern. Mit intelligenter Technologie könnten z.B. Straßen potenziell mit Autos und den umliegenden Gebäuden oder Straßenlaternen interagieren. Einige Ansätze gibt es bereits, beispielsweise das Einschalten von Straßenbeleuchtungen auf der Grundlage des aktuellen Fahrverhaltens, um Strom und Ressourcen zu sparen. “Infrastruktur 2.0” könnte enorm positive wirtschaftliche Auswirkung haben (siehe Tabelle 14) und die Staaten auf das nächste Jahrhundert vorbereiten. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 22
Schwerpunkt Megatrends TABELLE 7. WAS INFRASTRUKTURINVESTITIONEN VON 2 BIO. USD ÜBER 10 JAHRE FÜR DIE US-WIRTSCHAFT BEDEUTEN 50% Ein größerer Kuchen Schnellere Erholung Produktivitätsschub 5,7 Bio. USD höhere Vor-Corona-Niveau in 4 Trendwachstum steigt Wirtschaftsleistung, Quartalen wieder erreicht, von 1,7% auf 2,2% 10 Mal mehr als die nicht erst in 7 Rezessionsverluste Neues “Einmaleins” Mehr Beschäftigung Wirtschaftsbelebung 2,70 USD Ertrag pro 2,3 Mio. unmittelbar neue 713.000 zusätzliche eingesetztem Dollar Jobs bis 2024 (mittelbare) Jobs bis 2029 Höhere Löhne Mehr in der Geldbörse Mehr Ausgaben Durchschnittslöhne Einkommen steigen um Haushalte geben in steigen um 37 Bp pro Jahr 2.400 USD bis 2029 10 Jahren 3,5 Bio. USD zusätzlich aus Quelle: S&P Global Research (2020), UniCredit Wealth Management 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 23
Unsere Anlagestrategie Asset Allocation Investitionsmöglichkeiten bei risikobehafteten Anlagen UNSERE POSITIONIERUNG NEUTRAL ANLAGE INVESTMENTUNIVERSUM UNTERGEWICHTEN ÜBERGEWICHTEN GEWICHTEN Aktien Global Renten Global ANLAGEKLASSEN Liquidität Alternative Investments/Rohstoffe USA Europa AKTIEN Pazifik (Entwickelte Märkte) Schwellenländer ANLAGE- EWU Staatsanleihen KLASSEN EURO Investment Grade IM DETAIL RENTEN Unternehmensanleihen Hochzins Unternehmensanleihen Schwellenländeranleihen Öl ROHSTOFFE Gold Unsere Anlagestrategie im Überblick Aktien Aktien global: Übergewichten Die Kombination aus massiven finanz- und geldpolitischen Maßnahmen und der Hoffnung auf eine weltweite Erholung ab dem zweiten Quartal 2021 (angetrieben durch die Einführung wirksamer Impfstoffe) stützt Aktien – trotz der hohen Unsicherheit aufgrund des Wiederauflebens von Corona in Europa und den USA. Aktien Europa: Übergewichten Kurzfristig wird diese Anlageklasse durch die zweite Corona-Welle belastet. Die Geld- und Fiskalpolitik (u.a. Wiederaufbaufonds) ist jedoch äußerst expansiv. Interessant sind die Dividendenrenditen, die deutlich über denen von Staats- und Unternehmensanleihen liegen. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 24
Asset Allocation US-Aktien: Neutral Die Ertragslage verbessert sich. Allerdings dürften das schlechte Pandemie- Management und die mögliche fiskalische Klippe der Aufwärtsentwicklung enge Grenzen setzen. Schwellenländer-Aktien: Übergewichten Die V-förmige Erholung in China (das Vor-Corona-BIP-Niveau ist längst schon wieder überschritten) und die Hoffnung auf eine De-Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China mit der Wahl Bidens könnte einen Aufholprozess gegenüber der Entwickelten Welt begünstigen. Wir bevorzugen Asien als Region. Es gilt jedoch, die Länder und Sektoren in dieser Region sorgfältig zu selektieren. Asien-Pazifik-Aktien (Entwickelte Märkte): Neutral Japans Wirtschaft profitiert von der Erholung Chinas. Premier Suga hat Strukturreformen angekündigt und die Region hat die Pandemie weitgehend unter Kontrolle. Renten Renten Global: Neutral Anleihen werden generell durch die stark expansiven geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken unterstützt. Allerdings sind die Bewertungen, insbesondere die der Entwickelten Welt, nicht interessant. Euro Investment Grade-Unternehmensanleihen: Stark übergewichten Europäische Investment-Grade-Unternehmensanleihen werden durch die Käufe der EZB (sowohl über das gängige Anleihekaufprogramm CSPP, Corporate Sector Purchase Programme, als auch über das Pandemiekaufprogramm PEPP) sowie die sogenannten Carry Trades (Zinsdifferenzgeschäfte) gut unterstützt. Zuletzt hat die EZB eine weitere Aufstockung des PEPP um über ein Drittel bekanntgegeben. Angesichts der erhöhten Kapitalpuffer der europäischen Banken bevorzugen wir finanziell nachrangige Anleihen. Hochverzinsliche Unternehmensanleihen: Untergewichten Steigende Ausfallraten, bedingt durch die Pandemie, sind in den aktuellen Bewertungen noch nicht vollständig berücksichtigt. Der Mangel an Marktliquidität bleibt ebenfalls ein Problem. Die Anlageklasse wird jedoch durch die Entscheidung der Fed unterstützt, “gefallene Engel” und hochverzinsliche ETFs zu kaufen. Europäische Staatsanleihen: Untergewichten Die Geldpolitik der EZB bleibt hyperexpansiv, aber die Bewertungen von Kernländer- Staatsanleihen sind derzeit nicht interessant. Wir bevorzugen Staatsanleihen der Peripherieländer, die von der EZB und dem EU-Wideraufbaufonds unterstützt werden. Schwellenländer-Anleihen: Übergewichten Die Suche nach Renditen angesichts des längerfristig niedrigeren Zinsumfelds sowie ein schwächer werdenden USD bieten selektive Kaufgelegenheiten, insbesondere im Hinblick auf Schwellenländeranleihen in Lokalwährung. Geldmärkte: Untergewichten Geldmärkte sind nicht interessant. Wir erachten Absicherung gegen Unsicherheit als erforderlich. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 25
Asset Allocation Alternative Anlagen: Neutral Wir präferieren hier liquidere Anlagestrategien. Rohstoffe Gold: Übergewichten Wir erwarten, dass der Goldpreis vor dem Hintergrund niedriger Zinssätze und der monetären Reflationierung der Zentralbanken gut unterstützt bleibt. Darüber hinaus sollte er seine Rolle als „Safe Haven“ immer wieder entfalten können, insbesondere im derzeit unsicheren Umfeld der zweiten Corona-Welle. Währungen EUR-USD: Übergewichten Die sehr akkommodierende Geldpolitik der Fed und die Zwillingsdefizite der USA werden den USD wahrscheinlich weiter schwächen. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 26
Disclaimer Wichtige rechtliche Informationen - bitte lesen: IMPRESSUM Dies ist eine Marketingmitteilung und keine Finanzanalyse. Diese Unterlage Herausgeber: wurde nur zu Marketingzwecken erstellt und stellt keine Anlageberatung oder Schoellerbank Anlageempfehlung dar. Die vorliegenden Informationen sind insbesondere kein Angebot Aktiengesellschaft und keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Sie dienen nur der Renngasse 3 Erstinformation und können eine auf die individuellen Verhältnisse und Kenntnisse der 1010 Wien Anlegerin bzw. des Anlegers bezogene Beratung nicht ersetzen. Tel: +43/1/534 71-0 info@schoellerbank.at Jede Kapitalveranlagung ist mit einem Risiko verbunden. Wert und Rendite einer Anlage können plötzlich und in erheblichem Umfang steigen oder fallen und können Ausführliches Impressum nicht garantiert werden. Auch Währungsschwankungen können die Entwicklung des unter www.schoellerbank.at Investments beeinflussen. Es besteht die Möglichkeit, dass die Anlegerin bzw. der Anleger nicht die gesamte investierte Summe zurückerhält, unter anderem dann, wenn Fachredaktion: die Kapitalanlage nur für kurze Zeit besteht. Unter außergewöhnlichen Umständen kann Manuela D’Onofrio es bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals samt Ausgabeaufschlag kommen. Philip Gisdakis Wir weisen darauf hin, dass sich die Zahlenangaben/Angaben zur Wertentwicklung Erscheinungsweise: monatlich auf die Vergangenheit beziehen und dass die frühere Wertentwicklung kein Abgeschlossen am: 14.12.2020 verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse ist. Art und Höhe der Steuern hängen von Ihren persönlichen Verhältnissen ab und können künftig Änderungen unterworfen sein. Die vorliegenden Informationen wurden von Schoellerbank AG, Renngasse 3, A-1010 Wien, auf der Grundlage von öffentlich zugänglichen Informationen, sowie von intern erstellten Daten erarbeitet. Diese Quellen werden von uns als verlässlich eingeschätzt. Diese Unterlage darf nicht an „US-Persons“ (Regulation S des US-Securities Act 1933) ausgehändigt werden. „US-Persons“ darf das gegenständliche Produkt nicht vermittelt bzw. dürfen diese nicht darüber beraten werden. Vervielfältigungen – in welcher Art auch immer – sind nur nach vorheriger ausdrücklicher Genehmigung der Schoellerbank AG zulässig. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihre Beraterin bzw. Ihren Berater. Irrtum und Druckfehler vorbehalten. © Schoellerbank AG, 2020 Alle Rechte vorbehalten. Haftungsausschluss. Trotz sorgfältiger Recherche und der Verwendung verlässlicher Quellen kann keine Verantwortung für die Vollständigkeit, Richtigkeit oder Genauigkeit des Inhalts übernommen werden. Alle Angaben vorbehaltlich Druck- und Satzfehler. Impressum und Offenlegung nach §§24 und 25 Mediengesetz. Impressum und Offenlegung gemäß §§ 24, 25 MedienG sind auf der Website der Schoellerbank AG unter https://www.schoellerbank.at/de/kontakte/impressum zu finden. Quellen und Grafiken, soweit nicht einzeln angegeben: Bloomberg, eigene Berechnungen. 2021 Yearly Outlook Dezember 2020 27
Sie können auch lesen