Epidemiologisches Bulletin 50 2020 - RKI

Die Seite wird erstellt Leonard Metz
 
WEITER LESEN
AKTUELLE DATEN UND INFORMATIONEN
                    ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH

  50 Epidemiologisches
2020 Bulletin
10.
 3. Dezember 2020

                    Seroepidemiologische Studien
                    zu SARS-CoV-2 in Deutschland
                    Reiseassoziierte Krankheiten 2019
Epidemiologisches Bulletin          50 | 2020       10. Dezember 2020                                                     2

  Inhalt

  Ergebnisse seroepidemiologischer Studien zu SARS-CoV-2 in Stichproben der Allgemeinbevölkerung
  und bei Blutspenderinnen und Blutspendern in Deutschland (Stand 3.12.2020)                           3
  Seroepidemiologische Studien geben Aufschluss über den Anteil der Bevölkerung, der bereits eine
  SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hat, und schließen dabei nicht erkannte Infektionen ein. So können
  Verlauf und Dynamik der Pandemie besser eingeschätzt und die Maßnahmenplanung verbessert werden. Die
  vorliegende Übersicht fasst tabellarisch bislang bekannt gewordene Ergebnisse epidemiologischer Studien
  zur Seroprävalenz von SARS-CoV-2 in Zufallsstichproben der Allgemeinbevölkerung (Fokus Erwachsene) und
  bei Blutspenderinnen und Blutspendern in Deutschland zusammen.

  Zur Situation bei wichtigen Infektionskrankheiten – Reiseassoziierte Krankheiten 2019                 7
  Der Bericht zu den Reiseassoziierten Krankheiten 2019 basiert auf Meldedaten nach Infektionsschutzge-
  setz, die dem Robert Koch-Institut mit Stand 1. März 2020 übermittelt wurden. Dabei wird das Auftreten
  von Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber, Giardiasis, Typhus oder Hepatitis A mit
  den Vorjahren, insbesondere aber dem Jahr 2018, verglichen. Einige der berichteten Infektionen sind auch
  von der ­epidemiologischen Situation in den Infektionsländern sowie von Veränderungen in den Reise­
  strömen abhängig.

  Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten                                                                   21

  Hinweise24
  ▶▶ Nationales Antibiotika-Sensitivitätstest-Komitee (NAK): Webinar
  ▶▶ Beitragsreihe zu COVID-19 im Journal of Health Monitoring

  Aktuelle Situation bei ARE/Influenza (49. KW 2020)                                                                          25

  In eigener Sache                                                                                                            26

  Impressum
  Herausgeber                                                      Allgmeine Hinweise/Nachdruck
  Robert Koch-Institut                                             Die Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfügung:
  Nordufer 20, 13353 Berlin                                        www.rki.de/epidbull
  Telefon 030 18754 – 0
                                                                   Inhalte externer Beiträge spiegeln nicht notwendigerweise
  Redaktion                                                        die Meinung des Robert Koch-Instituts wider.
  Dr. med. Jamela Seedat
  Telefon: 030 18754 – 23 24                                       Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons
  E-Mail: SeedatJ@rki.de                                           Namensnennung 4.0 International Lizenz.

  Nadja Harendt (Redaktionsassistenz)
  Telefon: 030 18754 – 24 55
  Claudia Paape, Judith Petschelt (Vertretung)
  E-Mail: EpiBull@rki.de                                           ISSN 2569-5266

         Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.
Epidemiologisches Bulletin     50 | 2020      10. Dezember 2020                                               3

  Ergebnisse seroepidemiologischer Studien zu SARS-CoV-2
  in Stichproben der Allgemeinbevölkerung und bei
  Blutspenderinnen und Blutspendern in Deutschland
  (Stand 3.12.2020)

  Einleitung                                               ­ ntersucht haben, vor (Stand 3.12.2020): aus Studien
                                                           u
  Seroepidemiologische Studien geben Aufschluss            in fünf Gemeinden mit hohem Ausbruchsgesche-
  über den Anteil der Bevölkerung, der bereits eine        hen („Hotspots“),2–7 aus einer für München reprä-
  SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hat, und schlie­       sentativen Studie,8 sowie aus einer Kohortenstudie,
  ßen dabei nicht erkannte Infektionen (Unter­             die auf einer Stichprobe der Allgemein­bevölkerung
  erfassung) ein. So können Verlauf und Dynamik der        in Bonn9 beruht (s. Tab. 1). Die Ergebnisse zeigen,
  Pandemie besser eingeschätzt und die Maßnah-             dass sich im Frühjahr und Frühsommer zwar in
  menplanung verbessert werden. Die vorliegende            ­einigen Hotspots ein Anteil von bis zu 16 % der
  Übersicht fasst tabellarisch bislang bekannt gewor-       ­Erwachsenen mit SARS-CoV-2 infiziert hat, j­edoch
  dene Ergebnisse epidemiologischer Studien zur              außerhalb von umschriebenen Hotspots die Sero-
  ­Seroprävalenz von SARS-CoV-2 in Zufallsstichpro-          prävalenz noch sehr viel niedriger ist. Der Unterer-
   ben der Allgemeinbevölkerung (Fokus Erwachsene)           fassungsfaktor lag bei den genannten Studien zwi-
   und bei Blutspenderinnen und Blutspendern in              schen 4 und 6. In einer Studie, bei der fast der ganze
   Deutschland zusammen (Stand 3.12.2020).                   Ort 6 Wochen vor Studienbeginn mit PCR getestet
                                                             wurde, lag der Untererfassungsfaktor nur bei einem
                                                             Faktor von 2.3 Weiterhin liegen Ergebnisse aus ano-
  Methode                                                    nymisierten Untersuchungen von Blutspenden bis
  Seit dem 1.7.2020 wird auf der Webseite des Robert         ­November 2020 vor. Die Untersuchungen zeigen
  Koch-Instituts (RKI) eine Übersicht über seroepide-         ­sowohl bei den lokalen Analysen als auch bei der
  miologische Studien in Deutschland veröffentlicht.           bundesweiten Testung in 28 Regionen in Deutsch-
  Studien werden über systematische Recherchen in              land10 niedrige Seroprävalenzen zwischen 0,3 % und
  Studienregistern, Literaturdatenbanken einschließ-           1,4 % sowie regionale Unterschiede11–13 (s. Tab. 2).
  lich Vor-Veröffentlichungen sowie Medienberichten
  gesucht.1 Die Webseite mit der Studienübersicht,
  die Angaben zum Studiendesign und Links zu ver-          Diskussion
  öffentlichten Studienprotokollen, Studienwebseiten       Lokale bzw. regionale Ergebnisse seroepidemiologi-
  und Ergebnismitteilungen bzw. Publikationen ent-         scher Studien geben Aufschluss über die Verbrei-
  hält, kann unter www.rki.de/covid-19-ak-studien          tung von SARS-CoV-2 in der entsprechenden Bevöl-
  bzw. auf Englisch unter www.rki.de/covid-19-sero-        kerung einschließlich der nicht erkannten Fälle be-
  studies-germany aufgerufen werden. Für jede              zogen auf die untersuchte Zeitperiode. Sie spiegeln
  ­Studie werden die Ergebnisse aus peer-reviewten         das lokale bzw. regionale Ausbruchsgeschehen zu
   Publikationen, Vor-Veröffentlichungen sowie Presse­     dem jeweiligen Zeitpunkt ­wider und können nicht
   mitteilungen tabellarisch zusammengefasst.              auf ganz Deutschland übertragen werden. Große
                                                           ­regionale Unterschiede bestätigen sich auch aus
                                                            ­internationalen Studien. Kürzlich ist als Preprint
  Ergebnisse                                                 eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-­
  Ergebnisse zur Seroprävalenz von SARS-CoV-2 in             Analyse erschienen, die bis Ende August 2020
  der Allgemeinbevölkerung in Deutschland im ersten          338 Seroprävalenzstudien mit 2,3 Millionen Teilneh-
  Halbjahr 2020 liegen aus einigen Studien mit Zu-           menden aus 50 Ländern umfasst.14 Nur ein Drittel
  fallsstichproben, die überwiegend Er­  wachsene            dieser Studien beruhte auf Zufallsstichproben.
Studien mit Zufallsstichproben der Allgemeinbevölkerung                                                                                     Kohorten
Ort                                                                         Gangelt2              Neustadt3             Kupferzell4        Bad Feilnbach5          München8              Tirschenreuth6,7    Bonn, 2 Stadtbezirke9
                                                                                                                                                                                                                                     Epidemiologisches Bulletin

Einwohnerzahl                                                                12.597                    883            5.128 (> 18 J.)      6.882 (> 18 J.)       1,5 Millionen                71.804                 k. A.
Studie                                                                  COVID-19 Case-             CoNAN            CORONA-MONI-         CORONA-MONITO-             KoCo19                   TiKoCo               Rheinland
                                                                         Cluster-Studie                              TORING lokal           RING lokal                                                          Corona Studie
Zeitraum                                                                31.3. – 6.4.2020       13.5. – 22.5.2020     20.5. – 9.6.2020     23.6. – 4.7.2020      06.4. – 12.6.2020        29.6. – 17.7.2020     24.4. – 30.6.2020
Welcher Anteil der Bevölkerung war zum             Kumulative                   3,1 %                 5,8 %a               2,0 %                  2,3 %                 0,4 %                  k. A.                0,2 %
Zeitpunkt der Studie schon als positiv gemeldet?   Melde-Inzidenz                                                                                                                                                (ganz Bonn)
                                                                                                                                                                                                                                     50 | 2020

Welcher Anteil der Eingeladenen hat                Response             68 % der eingel.          71 % der              63 % der             59 % der          56,3 % der eingel.          ca. 64 % der       88 % der Kohorten­
teilgenommen?                                                              Haushalte             Bevölkerung          Eingeladenen         Eingeladenen            Haushalte              Eingeladenen          teilnehmenden
Wie groß war die untersuchte Stichprobe?           Unters. Stichpr.             919                    626                 2.203                  2.152                 5.313                > 4.200                4.771
Alter                                              Altersrange            1 – 90 Jahre           1 – 97 Jahre          18 – 94 Jahre        18 – 98 Jahre          ≥ 14 Jahre               ≥ 14 Jahre          30 – 100 Jahre
Wie viele akute Infektionen wurden festgestellt    PCR+ während                 3,6 %                  0%                  0%                     0%                    k. A.                  k. A.                 k. A.
(Abstrich)?                                        Studie
Auf welchen Antikörper-Test beziehen sich die      AK-Test               Euroimmun               6 AK-Tests:           Euroimmun           Euroimmun             Elecsys Anti-           k.A. (Einsatz von       Euroimmun
Hauptergebnisse?                                                      S1-SARS-CoV-2 IgG           2 ELISA,            S1-SARS-CoV-2       S1-SARS-CoV-2        SARS-CoV-2 Roche         drei Testsystemen)      S1-SARS-CoV-2
                                                                         (ratio ≥ 0,8)      4 Chemilumineszenz       IgG (ratio ≥ 1,1)     (ratio ≥ 1,1)         anti-N pan-Ig                                   (ratio ≥ 1,1)d
                                                                                                                                                                                                                       d
Wie wurde berücksichtigt, dass es bei den          Rechnerische          Korrigiert für          Mind. 2 von          Korrigiert für       Korrigiert für        Korrigiert für                k. A.
Antikörpertests auch falsch-positive und           Korrektur für         Sens. 90,9 %;         6 verschiedenen        Sens. 88,3 %;        Sens. 88,3 %;         Sens. 88,6 %;
                                                                                                                                                                                                                                     10. Dezember 2020

falsch-negative Ergebnisse geben kann?             Testgüte              Spez. 99,1 %              AK-Tests           Spez. 99,2 %         Spez. 99,4 %          Spez. 99,7 %
Wie hoch war der Anteil der Bevölkerung mit        Adj. Seropräva-           14,1 %                   8,4 %                12 %                9,1 %                 1,8 %                    8,6 %                 1,0 %d
Antikörpern gegen SARS-CoV-2?                      lenz % (95 % KI)       (11,2 – 17,3)                                (10,4 – 14,0)        (7,6 – 10,9)           (1,2 – 2,3)                                   (0,72 – 1,30)
Welcher Anteil der Bevölkerung war bislang         Basierend auf             15,5 %                11,5 %                  12 %                9,1 %                    k. A.                  k. A.                 k. A.
infiziert?                                         Seroprävalenz         (12,3 – 19,0 %)         (9,1 – 14,2)          (10,4 – 14,0)        (7,6 – 10,9)
                                                   und ggf. PCR
Wie viel Mal mehr Infektionen zeigt die            gemeldete Fälle          Faktor 5              Faktor 2b              Faktor 6             Faktor 4              Faktor 4c                Faktor 5              Faktor 4
Studie im Vergleich zu den bislang bekannten       (dunkelblau)                    15,5 %                                                                                                                              e
(gemeldeten) Fällen (Untererfassungs-Faktor)?      vs. Infizierte
                                                   (hellblau)                                                                   12 %
                                                                                                          11,5 %
                                                                                                                                                       9,1 %
                                                                                              5,8 %
                                                                        3,1 %                                                             2,3 %
                                                                                                                      2%                                                        1,8 %
                                                                                                                                                                0,4 %
Welcher Anteil der Infizierten war                 Heterogene                                % der AK-Positiven:
asymptomatisch?                                    Symptomliste                 22 %                25 %                   24 %                   21 %                  k. A.                  k. A.                 k. A.

Tab. 1 | Ergebnisse seroepidemiologischer Studien zu SARS-CoV-2 basierend auf Zufallsstichproben der Allgemeinbevölkerung in Deutschland (Fokus Erwachsene, Stand 3.12.2020) – a Eigene
                                                                                                                                                                                                                                     4

Berechnung (51 gemeldete Fälle während des Ausbruchs); b PCR-Testung fast des ganzen Ortes 6 Wochen vor Studie; c basiered auf Seroprävalenz; d Seroprävalenz basierend auf zusätzlich positivem
Test auf neutralisierende Antikörper: 0,4 % (95 % KI 0,2 – 0,6); e keine Berechnung bezogen auf die Bonner Stadtteile, aus der sich die Kohorte rekrutiert; k. A.: keine Angabe. KI: Konfidenzintervall
Epidemiologisches Bulletin                   50 | 2020            10. Dezember 2020                                                                   5

      Ort                                                 Blutspendeproben aus       Blutspendeseren aus          Hamburg13           Blutspendeproben
                                                           Nordrhein-Westfalen       Rheinland-Pfalz und                              aus 28 bundesweit
                                                           (NRW), Hessen (He)            Rhein-Main12                                 verteilten Regionen
                                                         und Niedersachsen (Ni)11                                                         (SeBluCo)10
      Zeitraum                                             9.3.2020 – 3.6.2020         März – Juni 2020         6.4. – 10.4.2020     27.4.2020 – 30.4.2021
                                                                                                                 4.5. – 6.5.2020
                                                                                                                 2.6. – 5.6.2020
      Wie groß war die untersuchte      Untersuchte              3.186                      3.754                     914            48.976 (bis 5.11.2020)
      Stichprobe?                       Stichprobe            (NRW 1.700,                                       (300, 288, 326)           alle 14 Tage
                                                             He 910, Ni 576)                                                            ca. 5.000 Proben
      Alter                             Altersrange           überwiegend                18 – 71 Jahre               k. A.            überwiegend 18 – 72
                                                              18 – 65 Jahre                                                          Jahre (max. 83 Jahre)
      Vor der Studie bekannte,                           Kein Ausschlussgrund,               k. A.                   k. A.             Kein Ausschluss-
      durchgemachte vergangene                                  aber 0 %                                                               grund, aber Anteil
      SARS-CoV-2-Infektion der                              in der Stichprobe                                                            nicht bekannt
      Blutspendenden?
      Auf welchen Antikörper-           AK-Test           Euroimmun S1-SARS-           Architect (Abbott)       Elecsys Anti-            Euroimmun
      Test beziehen sich die                             CoV-2 IgG (ratio ≥ 1,1),    SARS-CoV-2 NCP IgG,      SARS-CoV-2 Roche        S1-SARS-CoV-2 IgG
      Haupt­ergebnisse?                                   bestätigt mit Architect     bestätigt mit Elecsys     anti-N pan-Ig             (ratio ≥ 1,1)
                                                          (Abbott) SARS-CoV-2       Anti-SARS-CoV-2 Roche
                                                          NCP IgG (ratio ≥ 1,4)          anti-N pan-Ig
                                                         und Liaison (Diasorin)
                                                          S1/S2 IgG (ratio ≥15)
      Wie wurde berücksichtigt, dass    Rechnerische      Bestätigung positiver       Bestätigung durch               k.A.               Korrigiert für
      es bei den Antikörpertests auch   Korrektur für     Ergebnisse durch zwei         zweiten Test                                     Sens. 88,3 %;
      falsch-positive und falsch-       Testgüte             weitere AK-Tests                                                            Spez. 99,4 %
      negative Ergebnisse geben kann?
      Wie hoch war der Anteil der       Adjustierte         0,9 % (0,6 – 1,2)               0,4 %             April: 0,3 % (1/300)     1,4 % (1,3 – 1,5 %)
      Bevölkerung mit Antikörpern       Seroprävalenz     NRW: 0,9 % (0,5 – 1,4)                              Mai: 0,7 % (2/288)
      gegen SARS-CoV-2?                 % (95 % KI)        He: 0,7 % (0,1 – 1,2)                              Juni: 0,3 % (1/326)
                                                           Ni: 1,2 % (0,3 – 2,1)

  Tab. 2 | Ergebnisse seroepidemiologischer Studien zu SARS-CoV-2 bei Blutspenderinnen und Blutspendern in Deutschland
  (Stand 3.12.2020 ) – k. A.: keine Angabe; KI: Konfidenzintervall – Bei serologischen Studien mit Blutspendeseren werden
  Stichproben von anonymisierten Blutspendeseren getestet, daher hier keine Angabe zur Response.

  ­ erechnet wurde eine Gesamt-Seroprävalenz in der
  B                                                                                 vom Verlauf der Pandemie (Verfügbarkeit von Tests,
  Allgemeinbevölkerung weltweit von 3,2 %, mit einer                                Teststrategie) und von lokalen Besonderheiten
  Spanne von 1 % in Südostasien, Ostasien sowie                                     ­(lokale Ausbruchsbesonderheiten, Reihentestung,
  ­Ozeanien bis 18,8 % in Süd­asien. Der Untererfas-                                 Demografie). Die bislang beobachtete Untererfas-
   sungsfaktor lag im Median bei 14,5 und nur bei                                    sung in Hotspots und regionalen Studien im ersten
   ­einem Viertel der Studien unter 8. Die Untererfas-                               Halbjahr 2020 in Deutschland erscheint im inter-
    sung war zudem ausgeprägter in lokalen Studien                                   nationalen Vergleich eher niedrig. Ergebnisse wei-
    verglichen mit ­regionalen und nationalen Studien.                               terer seroepidemiolo­gischer Studien aus Deutsch-
    Der Untererfassungsfaktor ist kein biologischer                                  land werden in Kürze erwartet.
    oder regional feststehender Faktor, er ist abhängig

  Literatur                                                                         3 Weis, S., et al. Antibody response using six different
  1     Poethko-Müller, C., et al. Studien zur Seroprävalenz                           serological assays in a completely PCR-tested
        von SARS-CoV-2 in Deutschland und international.                               community after a COVID-19 outbreak –
        Journal of Health Monitoring, 2020. 5(S4): p. 2-16                             The CoNAN study. Clin Microbiol Infect, 2020

  2 Streeck, H., et al. Infection fatality rate of SARS-                            4 Santos-Hovener, C., et al. Serology- and PCR-based
        CoV2 in a super-spreading event in Germany. Nat                                cumulative incidence of SARS-CoV-2 infection in
        Commun, 2020. 11(1): p. 5829                                                   adults in a successfully contained early hotspot
                                                                                       (CoMoLo study), Germany, May to June 2020. Euro
                                                                                       Surveill, 2020. 25(47)
Epidemiologisches Bulletin        50 | 2020       10. Dezember 2020                                                    6

  5 Corona-Monitoring lokal – Eckdaten für Bad                 Autorinnen und Autoren
                                                               b)
     Feilnbach. https://www.rki.de/DE/Content/Ge-                 PD Dr. Hannelore Neuhauser | b) Dr. Roma Thamm |
                                                               c)
     sundheitsmonitoring/Studien/cml-studie/Doku-                 Nina Buttmann-Schweiger | c) Julia Fiebig |
                                                               d)
     mente/Factsheet_Bad%20Feilnbach.pdf?__blob=-                 Dr. Ruth Offergeld | b) Dr. Christina Poethko-Müller |
                                                               e)
     publicationFile                                              Dr. Franziska Prütz | f ) Dr. Claudia Santos-Hövener |
                                                               b)
                                                                  Dr. Giselle Sarganas | e) Angelika Schaffrath Rosario |
  6 Zweite Runde für Corona-Antikörper-Studie im               a)
                                                                  Prof. Dr. Lothar Wieler | a) Prof. Dr. Lars Schaade
     Landkreis Tirschenreuth. https://www.onetz.de/
                                                               a)
     oberpfalz/tirschenreuth/zweite-runde-fuer-coro-                 Robert Koch-Institut
     na-antikoerper-studie-landkreis-tirschen-                 b)
                                                                     Robert Koch-Institut, Abt. 2 Epidemiologie und
     reuth-id3131281.html                                            Gesundheitsmonitoring, FG 25 Körperliche
                                                                     Gesundheit
  7 Erste Runde der Blutabnahmen erfolgreich abge-
                                                               c)
     schlossen. https://www.kreis-tir.de/buergerservice/             Robert Koch-Institut, Abt. 2 Epidemiologie und
     aktuelles/news/news/detail/News/erste-run-                      Gesundheitsmonitoring, ZfKD Zentrum für Krebs­
     de-der-blutabnahmen-erfolgreich-abgeschlossen/                  registerdaten
                                                               d)
                                                                     Robert Koch-Institut, Abt. 3 Infektionsepidemiologie,
  8 Hölscher, M., et al. Prospektive COVID-19 Kohorte
                                                                     FG 34 HIV/AIDS und andere sexuell oder durch Blut
     München (KoCo19): Zusammenfassung der epide-
                                                                     übertragbare Infektionen
     miologischen Ergebnisse der Erstuntersuchung.
                                                               e)
     http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Abtei-                      Robert Koch-Institut, Abt. 2 Epidemiologie und
     lung-fuer-Infektions-und-Tropenmedizin/down-                    Gesundheitsmonitoring, FG 24 Gesundheitsbericht-
     load/de/KoCo191/Zusammenfassung_KoCo19_                         erstattung
     Epi_dt_041120.pdf                                         f)
                                                                 Robert Koch-Institut, Abt. 2 Epidemiologie und
                                                                 Gesundheitsmonitoring, FG 28 Soziale Determinan-
  9 Aziz, N.A., et al. Seroprevalence and correlates of
                                                                 ten der Gesundheit
     SARS-CoV-2 neutralizing antibodies: Results from a
     population-based study in Bonn, Germany. me-
                                                               Korrespondenz: NeuhauserH@rki.de
     dRxiv, 2020: p. 2020.08.24.20181206

  10 Serologische Untersuchungen von Blutspenden auf
     Antikörper gegen SARS-CoV-2 (SeBluCo-Studie).
                                                               Vorgeschlagene Zitierweise
                                                               Neuhauser H, Thamm R, Buttmann-Schweiger N,
     https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuarti-
                                                               Fiebig J, Offergeld R, Poethko-Müller C, Prütz F,
     ges_Coronavirus/Projekte_RKI/SeBluCo_Zwischen-
                                                               Santos-Hövener C, Sarganas G, Schaffrath Rosario A,
     bericht.html
                                                               Wieler L, Schaade L: Ergebnisse seroepidemiolo­
  11 Fischer, B., C. Knabbe, and T. Vollmer. SARS-CoV-2        gischer Studien zu SARS-CoV-2 in Stichproben der
     IgG seroprevalence in blood donors located in             Allgemeinbevölkerung und bei Blutspenderinnen und
     three different federal states, Germany, March to         Blutspendern in Deutschland (Stand 3.12.2020)
     June 2020. Euro Surveill, 2020. 25(28)
                                                               Epid Bull 2020;50:3 -6 | DOI 10.25646/7728
  12 Runkel, S., et al. Prevalence of Severe Acute Respi-
     ratory Syndrome Coronavirus-2-specific Antibodies
     in German Blood Donors during the COVID-19                Interessenkonflikt
     Pandemic. Clin Lab, 2020. 66(10)                          Die Autorinnen und Autoren erklären, dass kein
  13 Nur geringe Anzahl an Blutspendenden weist Anti-
                                                               Interes­senkonflikt ­besteht.
     körper gegen neuartiges Corona-Virus auf. https://
     www.uke.de/allgemein/presse/pressemitteilungen/
     detailseite_95424.html

  14 Bobrovitz, N., et al. Global seroprevalence of SARS-
     CoV-2 antibodies: a systematic review and meta-
     analysis. medRxiv, 2020: p. 2020.11.17.20233460
Epidemiologisches Bulletin             50 | 2020           10. Dezember 2020                                                             7

  Zur Situation bei wichtigen Infektionskrankheiten
  Reiseassoziierte Krankheiten 2019

  Der Bericht basiert auf den Meldedaten nach Infek-                       Im Jahr 2019 wurden dem RKI insgesamt
  tionsschutzgesetz (IfSG), die dem Robert Koch-­                          993 Malaria-­Erkrankungen gemeldet, die die Refe-
  Institut (RKI) mit Datenstand 1. März 2020 übermit-                      renzdefinition erfüllten (Labornachweis durch
  telt worden waren. Durch die Meldepflicht werden                         ­Mikroskopie oder Antigen-Test, Hauptwohnsitz des
  nur Erkrankungen erfasst, die in Deutschland                              Falls nicht im Ausland). Die Fallzahl ist damit ge-
  ­diagnostiziert werden. Entsprechend werden Infek-                        genüber 2018 (899 Fälle) um 10 % gestiegen. Seit
   tionen, die von Reisenden im Ausland erworben                            Einführung des IfSG im Jahr 2001 hatte sich die
   und dort noch vor der Rückkehr erfolgreich behan-                        Zahl der gemeldeten Fälle zunächst von Jahr zu
   delt werden, in der Regel nicht berücksichtigt. Dies                     Jahr verringert, war dann seit 2006 relativ konstant
   betrifft in erster Linie Erkrankungen mit kurzer                         bis zu einem sprunghaften Anstieg im Jahr 2014
   ­Inkubationszeit.                                                        (s. Abb. 1). Im Jahresverlauf 2019 wurden wie im
                                                                            Vorjahr die wenigsten Fälle im März (41 Fälle) und
  Für Leishmaniosen besteht in Deutschland keine                            die meisten Fälle im August (145 Fälle) diagnosti-
  Meldepflicht. Die bisherige freiwillige Erfassung                         ziert.
  von in Deutschland diagnostizierten Leishmaniose-­
  Fällen durch das Institut für Tropenmedizin der                          Erregerspezies
  Charité wurde 2019 nicht mehr fortgesetzt.                                Unter den 955 Fällen mit Angaben zur Erreger­
                                                                            spezies (96% aller Fälle) wurde Plasmodium (P.)
  Im Jahr 2019 wurden keine Fälle von Läuserückfall-                       ­falciparum mit 814 Fällen (85%) am häufigsten
  fieber, Pest, Poliomyelitis oder Tollwut übermittelt.                     ­diagnostiziert. Mit 39 Fällen (4%) lag P. vivax wie
                                                                             im Vorjahr an zweiter Stelle, gefolgt von P. malariae
                                                                             (34 Fälle), P. ovale (32 Fälle) und Malaria tertiana
  Malaria                                                                    (P. vivax oder P. ovale, ohne weitere Differenzie-
                                                                             rung des Erregers; 17  Fälle). Bei 19  Fällen wurde
  Meldezahlen                                                                eine ­ Mischinfektion angegeben. Die Zahl der
  Für Malaria-Erkrankungen besteht nach § 7 (3) eine                         P.-falciparum-­Infektionen ist im Vergleich zu 2018
  nicht-namentliche Meldepflicht direkt an das RKI.                          (701 Fälle) gestiegen. Der Rückgang der gemelde-

  Anzahl gemeldeter Fälle

  1.200

  1.000

   800

   600

   400

   200

     0
          2001

                 2002

                        2003

                               2004

                                      2005

                                             2006

                                                    2007

                                                           2008

                                                                  2009

                                                                         2010

                                                                                2011

                                                                                       2012

                                                                                              2013

                                                                                                     2014

                                                                                                            2015

                                                                                                                   2016

                                                                                                                          2017

                                                                                                                                  2018

                                                                                                                                         2019

                                                                                                                                 Diagnosejahr
  Abb. 1 | Gemeldete Malaria-Fälle nach Diagnosejahr, Deutschland 2001 – 2019
Epidemiologisches Bulletin        50 | 2020       10. Dezember 2020                                                 8

  ten P.-vivax-Infektionen (2017: 73 Fälle; 2018:
                                                                Infektionsland                                   Fälle
  50 Fälle) hat sich fortgesetzt. Die Zahl der P.-ovale-
                                                                Malaria tropica (P. falciparum)
  Infek­tionen lag nach einem Anstieg auf 45 Fälle im
                                                                Nigeria                                           107
  Jahr 2018 wieder auf dem Niveau von 2017 (33 Fälle).
                                                                Kamerun                                            76
                                                                Ghana                                              64
  Infektionsländer
                                                                Togo                                               61
  Das wahrscheinliche Infektionsland (inklusive
                                                                Uganda                                             38
  ­Angaben wie „Westafrika“ oder „Südamerika“) wur-
                                                                Kenia                                              27
   de im Jahr 2019 für 683 Malaria-Fälle (69 %) ange-
   geben. Der weitaus größte Teil (661 Fälle, 97 %) der         Elfenbeinküste (Côte d‘Ivoire)                     24

   Erkrankten hatte sich – wie schon in den Vor­                Kongo, Demokratische Republik                      21

   jahren  – in einem afrikanischen Land infiziert. Die         Guinea                                             18

   Zahl der in Asien erworbenen Infektionen war mit             Sierra Leone                                       18

   16 Fällen fast genauso hoch wie 2018 (15 Fälle); am          Benin                                              16

   häufigsten genannt wurden Indien mit 7 Fällen                Äquatorialguinea                                   10

   (2018: 1 Fall) und Afghanistan mit 3 Fällen (2018:           Sambia                                              7
   7 Fälle). Bei 2 Fällen wurde Ozeanien (2018: 4 Fälle)        Tansania                                            7
   und nur bei 1 Fall Südamerika (2018: 10 Fälle) als           Malawi                                              6
   ­Infektionsort angegeben.                                    Mali                                                6
                                                                Mosambik                                            6
  Für 623 Fälle sind Angaben zu Infektionsland und              Burkina Faso                                        5
  Erregerspezies verfügbar. In Tabelle 1 sind die am            Sudan                                               5
  häufigsten genannten Infektionsländer für Fälle von           Angola                                              4
  Malaria tropica (Erreger P. falciparum), Malaria ter-         Andere (< 3 Fälle pro Land)                        24
  tiana (Erreger P. vivax oder P. ovale) und Malaria            Summe                                             550
  quartana (Erreger P. malariae) aufgeführt.
                                                                Malaria tertiana (P. vivax oder P. ovale)
  Für P.-falciparum-Infektionen wurde nur bei 5 Fällen          Kamerun                                            11
  ein Infektionsland außerhalb Afrikas angegeben:
                                                                Ghana                                               8
  Deutschland (2 Fälle), Indonesien, Salomoninseln,
                                                                Nigeria                                             8
  Kasachstan. Bei den in Deutschland erworbenen
                                                                Indien                                              6
  ­Erkrankungen handelt es sich um 2 Männer, die auf
                                                                Afghanistan                                         3
   dem Flughafen Frankfurt/Main in der Nachtschicht
                                                                Sierra Leone                                        3
   im Bereich der Flugzeugwartung arbeiteten. Da bei-
                                                                Eritrea                                             2
   de nicht in ein Malaria-Endemiegebiet gereist waren,
                                                                Uganda                                              2
   ist von einer Flughafen-assoziierten Malaria auszu-
                                                                Andere (1 Fall pro Land)                           11
   gehen (s. Wieters et al. in der Literaturliste). Indone-
                                                                Summe                                              54
   sien und die Salomoninseln sind bekannte Ende-
   miegebiete für P. falciparum. Der Übertragungsweg
                                                                Malaria quartana (P. malariae)
   des Falls mit Angabe Kasachstan als Infektionsland
   ist unklar, möglicherweise handelt es sich ebenfalls         Nigeria                                             5

   um eine Flughafen-assoziierte Malaria.                       Kamerun                                             4
                                                                Liberia                                             2

  Drei Fälle von Malaria quartana (P. malariae) traten          Andere (1 Fall pro Land)                            8

  bei Reiserückkehrern aus Tunesien bzw. Ägypten                Summe                                              19

  auf, deren Rückflüge am selben Tag in Frankfurt/             Tab. 1 | Am häufigsten genannte Infektionsländer bei
  Main gelandet waren. Da beide Urlaubsländer als              gemeldeten Malaria-Fällen mit Angaben zur Erregerspezies,
  malariafrei gelten, ist auch in diesen Fällen die            Deutschland, 2019 (N = 623)
Epidemiologisches Bulletin               50 | 2020        10. Dezember 2020                                                         9

  I­ nfektion möglicherweise auf dem Flughafen Frank-                      Unter den 323 Fällen (54 %) mit einem anderen Her-
   furt erfolgt.                                                           kunftsland als Deutschland wurde für 298 Fälle eine
                                                                           Auslandsreise angegeben. Reiseanlass war mit gro-
  Demografische Verteilung                                                 ßer Mehrheit der Besuch von Freunden und Ver-
  Bezogen auf die gesamte Bevölkerung betrug die                           wandten (85 %), gefolgt von Tourismus (5 %) und
  ­Inzidenz 1,2 Erkr./100.000 Einw. Die Inzidenz bei                       Geschäftsreisen (4 %) sowie anderen Gründen bzw.
   Jungen und Männern war mit 1,6 Erkr./100.000                            fehlenden Angaben.
   Einw. doppelt so hoch wie bei Mädchen und Frauen
   mit 0,8 Erkr./100.000 Einw. Der Altersgipfel der                        Bei den 25 Fällen (2017: 49 Fälle) ohne Angabe einer
   ­Inzidenz lag beim männlichen Geschlecht bei den                        Auslandsreise dürfte es sich überwiegend um kürz-
    40- bis 49-Jährigen, beim weiblichen Geschlecht bei                    lich in Deutschland eingetroffene Geflüchtete bzw.
    den 25- bis 29-Jährigen (s. Abb. 2). Die seit vielen                   Asylsuchende handeln, die sich in ihrem Herkunfts-
    Jahren zu beobachtende höhere Inzidenz bei Män-                        land oder auf der Fluchtroute infiziert haben. Aller-
    nern ist vermutlich auf ein unterschiedliches Reise-                   dings ist aus den Meldedaten teilweise nicht ersicht-
    oder Präventionsverhalten zurückzuführen, sowie                        lich, seit wann und mit welchem Status Personen
    auf den hohen Anteil von Männern unter den aus                         ausländischer Herkunft in Deutschland leben. Im
    Malaria-Endemiegebieten neu nach Deutschland                           Vergleich zu 2015, als schätzungsweise 298 Malaria­
    Einreisenden.                                                          fälle bei Geflüchteten bzw. Asylsuchenden in
                                                                           Deutschland auftraten, lag die Zahl 2019 wie bereits
  Herkunftsländer und Reiseanlässe                                         in den Vorjahren deutlich darunter.
  Das Herkunftsland der Erkrankten wurde bei 602
  Fällen (61%) angegeben, davon bei 279 Fällen (46%                        Prophylaxe
  der Fälle mit Angabe) Deutschland. Von diesen hat-                       Angaben zur Einnahme einer medikamentösen
  ten sich 30% als Touristen, 38% um Freunde oder                          ­Malaria-Prophylaxe lagen für 570 Fälle vor. Für­
  Verwandte zu besuchen und 14% im Rahmen von                               87 Fälle (15 %) wurde die Einnahme einer Malaria-­
  humanitärer Hilfe, Entwicklungsdienst, Freiwil­ligem                      Prophylaxe berichtet. Die häufigsten zur Prophylaxe
  Sozialem Jahr oder Missionsdienst in Endemielän-                          verwendeten Medikamente waren Atovaquon-­
  dern aufgehalten. Es folgten Geschäftsreisen (11%)                        Proguanil (34 %), Doxycyclin (22 %) und Mefloquin
  oder sonstige beruflich oder zu Ausbildungszwecken                        (15 %). Chloroquin oder andere Medikamente wur-
  veranlasste Reisen einschl. Militärein­sätzen (6%).                       den nur in Einzelfällen verwendet oder es wurde
  Für 1% wurde der Reisegrund nicht übermittelt.                            kein Medikament angegeben. Eine regelmäßige

  Fälle/100.000 Einwohner

  3,5
             männlich        weiblich
  3,0

  2,5

  2,0

  1,5

  1,0

  0,5

  0,0
            79

                                                                                                                              Altersgruppe

  Abb. 2 | Gemeldete Malaria-Fälle pro 100.000 Einwohner nach Alter und Geschlecht, Deutschland, 2019 (Angaben für 973 Fälle)
Epidemiologisches Bulletin        50 | 2020       10. Dezember 2020                                             10

  Einnahme wurde bei 28 Fällen (32 % der Fälle mit             senden Personen aus Herkunftsländern erklärbar,
  medikamentöser Prophylaxe) angegeben. Im Ver-                in denen P. vivax endemisch vorkommt.
  gleich zum Vorjahr ist der Anteil von Mefloquin an
  den von Malaria-Erkrankten zur Prophylaxe einge-             Hinsichtlich der Infektionsländer fällt eine deut­liche
  nommenen Medikamenten von 30 % auf 15 % ge-                  Zunahme der in Uganda (von 11  Fällen 2018 auf
  sunken. Vermutlich ist dies Ausdruck einer generell          38 Fälle 2019) und Kenia (von 15 auf 27  Fälle)
  selteneren Verwendung von Mefloquin zur Malaria-­            ­erworbenen P. falciparum-Infektionen auf. Mögliche
  Prophylaxe; wegen neuropsychiatrischer Nebenwir-              Ursachen sind ein gestiegenes Infektionsrisiko in
  kungen soll Mefloquin nur noch in Ausnahmefällen              Uganda und Kenia oder eine Zunahme von ­Reisen
  eingesetzt werden.                                            dorthin.

  Todesfälle                                                   Die Zahl der außerhalb Afrikas erworbenen Infek­
  Für 2 der im Jahr 2019 gemeldeten Malaria-Erkran-            tionen hat weiter abgenommen, vermutlich infolge
  kungen wurde ein tödlicher Verlauf berichtet. Es             besserer Malaria-Kontrolle in vielen Ländern. Auch
  handelt sich um eine Frau und einen Mann im                  denkbar ist ein sorgfältigerer Schutz vor Mücken­
  Alter von 57 Jahren und 69 Jahren, die sich in Togo          stichen, insbesondere bei Reisen in Länder mit
  bzw. der Demokratischen Republik Kongo mit                   ­erhöhtem Vorkommen anderer durch Mücken über-
  P. falciparum infiziert hatten. Es wurde nicht ange-          tragener Krankheiten wie beispielsweise Dengue-­
  geben, ob die beiden Personen eine medikamentöse              Fieber.
  Prophylaxe eingenommen hatten.

  Datenqualität                                                Shigellose
  Für 671 Fälle (68 %; Vorjahr: 73 %) lagen die Melde-         Im Jahr 2019 wurden insgesamt 627 Shigellosen
  bögen sowohl vom Labor als auch vom Arzt vor, für            übermittelt. Die Zahl der Shigellosen ist damit im
  316 Fälle nur der Laborbogen, für 6 Fälle nur der            Vergleich zum Vorjahr um 8 % gesunken. Die Inzi-
  Arztbogen. Angaben zum wahrscheinlichen Infek-               denz betrug wie in den beiden Vorjahren 0,8 Erkran-
  tionsland, zu Herkunftsländern, Reiseanlässen und            kungen pro 100.000 Einwohner. Seit Einführung
  zur durchgeführten Prophylaxe sind in der Regel              der Meldepflicht zeigte sich ein deutlich rückläufiger
  nur im Arztbogen vorhanden.                                  Trend der übermittelten Fallzahlen von 1.605 im Jahr
                                                               2001 auf den bisher niedrigsten Wert von 427 im
  Malaria in Europa                                            Jahr 2016.
  Die WHO-Region Europa wurde 2016 als erste der
  weltweit 6 WHO-Regionen als frei von autoch­                 Bei 514 Erkrankungen (82 %) lagen Angaben zum
  thoner Malaria erklärt. Ein Überblick über das               wahrscheinlichen Infektionsland vor. Bei 531 Nen-
  ­Vorkommen von Malaria in Europa in den letzten              nungen (Mehrfachnennungen möglich) wurde 319-
   Jahrzehnten findet sich im Kapitel Malaria im               mal ein anderes Land als Deutschland angegeben
   ­Epidemiologischen Bulletin 39/2016.                        (60 %). Unter der Annahme, dass die Infektion in
                                                               dem jeweils zuerst genannten Land erworben wur-
  Fazit                                                        de, ergibt sich die Zahl von 302 (48 %; Vorjahr: 306)
  Die Zahl der gemeldeten Malaria-Fälle ist 2019 ge-           im Ausland erworbenen Shigellosen. Die am häu-
  genüber 2018 um 94 Fälle (10 %) gestiegen. Der               figsten genannten nicht-deutschen Infektionsländer
  Zuwachs beruht auf einem überproportionalen
  ­                                                            waren Ägypten, Indien und Indonesien (s. Tab. 2).
  ­Anstieg von Malaria tropica-Fällen (P. falciparum)
   um 16 % bei gleichzeitigem Rückgang der Malaria             Im Median waren die Fälle mit importierter Shigel-
   tertiana-Fälle (P. vivax und P. ovale). Der bereits seit    lose 37 Jahre alt (Spanne: 1 – 79 Jahre, n = 302) und
   2016 beobachtete Rückgang von P.-vivax-Infektio-            es waren mehr weibliche (184/299, 62 %) als männ-
   nen ist durch eine im Vergleich zu 2014 und 2015            liche Personen betroffen.
   verminderte Anzahl von nach Deutschland einrei-
Epidemiologisches Bulletin                 50 | 2020           10. Dezember 2020                                                               11

                                                                                  Für 84 übermittelte Erkrankungen (98 %) lagen
   Infektionsland                        Nennungen               Anteil
   Ägypten                                        53                  17 %
                                                                                  ­Angaben zum Infektionsland vor, davon wurden
   Indien                                         23                   7%          82 (98 %) wahrscheinlich im Ausland erworben.
   Indonesien                                     15                   5%          Insgesamt 78 % der Nennungen entfielen auf Infek-
   Marokko                                        13                   4%          tionsländer in Asien. Im Jahr 2019 wurde ein deut-
   Mexiko                                         13                   4%          licher Anstieg von Erkrankungen nach Aufenthalt
   Spanien                                        10                   3%          in ­Pakistan beobachtet und erstmals in Deutschland
   Tansania                                        9                   3%          Infektionen mit extensiv antibiotikaresistenten
   Kolumbien                                       8                   3%          (XDR) Salmonella Typhi bei Reiserückkehrern aus
   Kosovo                                          8                   3%          Pakistan registriert (s. Epid Bull 30/2019). Die 3 am
   Kuba                                            8                   3%          häufigsten genannten nicht-deutschen Infektions-
   Andere                                        159                  50 %         länder waren Pakistan, Indien und Mexiko
   Summe                                         319             100 %             (s. Tab. 3).
  Tab. 2 | Shigellose in Deutschland 2019 – am häufigsten
  genannte nicht-deutsche Infektionsländer, IfSG-Meldedaten                       Angaben zum Geschlecht lagen für 81 (99 %) der im
  (Mehrfachnennungen möglich)
                                                                                  Ausland erworbenen Erkrankungen vor; davon be-
                                                                                  trafen 43 (53 %) männliche Personen. Das mediane
                                                                                  Alter war 23,5 Jahre (Spanne 0 – 74) und 30 reise­
  Bei 258/302 (85 %) der importierten Erkrankungen                                assoziierte Erkrankungen betrafen Kinder und Ju-
  wurden Angaben zur Spezies übermittelt. Bei 73 %                                gendliche. Für 67 (82 %) Erkrankte mit Reiseanam-
  handelte es sich um Infektionen mit S. sonnei,­                                 nese lagen Informationen zum Impfstatus vor. Von
  es folgten S. flexneri (21 %), S. boydii (3 %) und                              diesen waren 64 (96 %) nicht gegen Typhus geimpft.
  S. dysenteriae (3 %). Im Jahr 2019 wurden keine
  Todesfälle aufgrund von Shigellose übermittelt.                                 Im Jahr 2019 wurden 6 Ausbrüche von Typhus
                                                                                  ­abdominalis übermittelt. Zwei Ausbrüche betrafen
                                                                                   jeweils 2 Kinder mit gemeinsamer Exposition in In-
  Typhus                                                                           dien. Vier Ausbrüche betrafen jeweils 2 Personen,
  Im Jahr 2019 wurden 86 Typhus-Erkrankungen                                       die sich zur gleichen Zeit in Pakistan aufgehalten
  übermittelt. Dies liegt deutlich über dem Median-                                hatten, darunter waren auch Infektionen mit XDR
  wert der jährlichen Erkrankungen der 5 Vorjahre                                  Salmonella Typhi. Es wurden keine Todesfälle auf-
  (s. Abb. 3). Die Gesamtinzidenz betrug 0,1 Erkran-                               grund von Typhus abdominalis übermittelt.
  kungen (Erkr.)/100.000 Einwohner (Einw.).

  Anzahl übermittelter Erkrankungen

   100
   90
   80
   70
   60
   50
   40
   30
   20
    10
    0
            2001

                    2002

                           2003

                                  2004

                                          2005

                                                 2006

                                                        2007

                                                               2008

                                                                         2009

                                                                                2010

                                                                                       2011

                                                                                              2012

                                                                                                     2013

                                                                                                            2014

                                                                                                                   2015

                                                                                                                          2016

                                                                                                                                 2017

                                                                                                                                        2018

                                                                                                                                                2019

                                                                                                                                           Meldejahr
  Abb. 3 | Typhus in Deutschland 2001 – 2019, IfSG-Meldedaten
Epidemiologisches Bulletin                 50 | 2020           10. Dezember 2020                                                               12

   Infektionsland                        Nennungen               Anteil
                                                                                  wurden 25 (86 %) vermutlich im Ausland erworben.
   Pakistan                                      31                   36 %
                                                                                  Das am häufigsten genannte nicht-deutsche Infek­
   Indien                                        24                   28 %        tionsland war Indien (n = 13). Indonesien, Kambod-
   Mexiko                                          6                   7%         scha, Myanmar, Pakistan und Peru wurden zweimal
   Irak                                            3                   3%         und Senegal, Singapur und Thailand jeweils einmal
   Myanmar                                         3                   3%         genannt. Ob es sich bei den 4 Erkrankungen mit
   Kambodscha                                      2                   2%         wahrscheinlichem Infektionsland Deutschland um
   Singapur                                        2                   2%         sekundäre Infektionen in Folge importierter Erkran-
   Andere                                        15                   17 %        kungsfälle handelt, bleibt ­unklar.
   Summe                                         86              100 %

  Tab. 3 | Typhus in Deutschland – am häufigsten genannte                         Von den 25 reiseassoziierten Erkrankungen betra-
  nicht-deutsche Infektionsländer, IfSG-Meldedaten (Angaben                       fen 14 (56 %) Männer. Das mediane Alter war 37 Jah-
  für 82 Erkrankungen, Mehrfachnennungen möglich)
                                                                                  re (Spanne: 1 – 74 Jahre). Es wurden keine Todes­fälle
                                                                                  aufgrund einer Paratyphus-Erkrankung übermittelt.

  Impfempfehlung für Reisende: Bei Reisen in                                      Ein Serotyp wurde bei 23 der reiseassoziierten
  Typhus-­Endemiegebiete mit Aufenthalt unter                                     ­Erkrankungen angegeben. Am häufigsten war S. Pa-
  schlechten hygienischen Bedingungen wird von der                                 ratyphi A (n = 20), gefolgt von S. Paratyphi B (n = 2)
  Ständigen Impfkommission (STIKO) eine Typhus-­                                   und S. Paratyphi C (n = 1). Bei 2 Erkrankungen wur-
  Impfung empfohlen.                                                               de nur S. Paratyphi ohne weitere Differenzierung an-
                                                                                   gegeben. Infektionsorte für Serotyp A lagen überwie-
                                                                                   gend in Asien (Indien (n = 12), Asien außer Indien
  Paratyphus                                                                       (n = 7), Senegal (n = 1)). Serotyp B wurde aus der Tür-
  Im Jahr 2019 wurden 36 Paratyphus-Erkrankungen                                   kei (n = 1) und Afrika (n = 1) und Serotyp C aus Indo-
  übermittelt. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein An-                              nesien (n = 1) importiert.
  stieg um 20 % (s. Abb. 4), die Anzahl entspricht aber
  dem Median der letzten 5 Jahre. Die Inzidenz lag
  wie in den Vorjahren unter 0,1 Erkr./100.000 Einw.                              Brucellose
                                                                                  Im Jahr 2019 wurden wie im Vorjahr 37 Brucellose-­
  Die Mehrzahl der Erkrankungen war reiseasso­ziiert.                             Erkrankungen übermittelt (s. Abb. 5). Für 30 (81 %)
  Für 29 übermittelte Erkrankungen lagen Angaben                                  Erkrankungen wurde mindestens ein wahrschein­
  zum wahrscheinlichen Infektionsland vor; davon

  Anzahl übermittelter Erkrankungen

   120

   100

   80

   60

   40

   20

    0
            2001

                    2002

                           2003

                                  2004

                                          2005

                                                 2006

                                                        2007

                                                               2008

                                                                         2009

                                                                                2010

                                                                                       2011

                                                                                              2012

                                                                                                     2013

                                                                                                            2014

                                                                                                                   2015

                                                                                                                          2016

                                                                                                                                 2017

                                                                                                                                        2018

                                                                                                                                                2019

                                                                                                                                          Meldejahr
  Abb. 4 | Paratyphus in Deutschland 2001 – 2019, IfSG-Meldedaten
Epidemiologisches Bulletin                 50 | 2020             10. Dezember 2020                                                                 13

  Anzahl übermittelter Erkrankungen

  50
  45
  40
  35
  30
  25
  20
  15
  10
   5
   0
             2001

                    2002

                           2003

                                  2004

                                          2005

                                                   2006

                                                          2007

                                                                 2008

                                                                             2009

                                                                                    2010

                                                                                           2011

                                                                                                  2012

                                                                                                         2013

                                                                                                                2014

                                                                                                                       2015

                                                                                                                              2016

                                                                                                                                     2017

                                                                                                                                            2018

                                                                                                                                                    2019
                                                                                                                                               Meldejahr
  Abb. 5 | Brucellose in Deutschland 2001 – 2019, IfSG-Meldedaten

  liches Infektionsland angegeben (31 Nennungen);                                     Erkrankungen wurde mindestens eine mögliche
  für 25 Erkrankungen (83 %) lag dieses im Ausland.                                   ­Infektionsquelle übermittelt. Am häufigsten wurde
                                                                                       der Verzehr von Rohmilchkäse genannt (n = 9),
  Die am häufigsten genannten nicht-deutschen mög-                                     ­gefolgt vom Verzehr von Rohmilch (n = 8) und Kon-
  lichen Infektionsländer waren die Türkei (n = 6),                                     takt zu Nutztieren (n = 5).
  Irak (n = 5), Spanien (n = 3), Ägypten (n = 2), Bos­
  nien und Herzegowina (n = 2) und die USA (n = 2).                                   Bei allen 14 reiseassoziierten Erkrankungen, für die
  Syrien, Iran, Italien, Libanon und Saudi-Arabien                                    eine Erregerdifferenzierung übermittelt wurde,
  wurden jeweils einmal genannt.                                                      wurde B. melitensis als Erreger angegeben. Im Jahr
                                                                                      2019 wurden keine Ausbrüche und keine Todesfälle
  Von den reiseassoziierten Erkrankungen betrafen 14                                  aufgrund von Brucellose übermittelt.
  (56 %) Frauen. Das mediane Alter war 46 Jahre
  (Spanne: 4 – 71 Jahre). Für 13 (52 %) reiseassoziierte
                                                                                      Giardiasis
                                                                                      Im Jahr 2019 wurden 3.296 Giardiasis-Erkran­
                                                                                      kungen übermittelt. Bei 2.303 Erkrankungen (70 %)
   Infektionsland                        Nennungen                 Anteil
                                                                                      lagen Angaben zum wahrscheinlichen Infektions-
   Indien                                         222               18 %
                                                                                      land vor (Mehrfachnennungen möglich); bei 1.178
   Spanien                                         62                   5%
   Kolumbien                                       51                   4%
                                                                                      (51 %) wurde mindestens ein ausländisches Infek­
   Ägypten                                         38                   3%
                                                                                      tionsland genannt. Das mit Abstand am häufigsten
   Italien                                         35                   3%            genannte ausländische Infektionsland war Indien
   Türkei                                          35                   3%            (222 Nennungen, 18 %), gefolgt von Spanien, Ko-
   Mexiko                                          33                   3%            lumbien, Ägypten, Italien und der Türkei (s. Tab. 4).
   Marokko                                         32                   3%
   Thailand                                        31                   3%            Von den reiseassoziierten Giardiasis-Erkrankungen
   Andere                                         688               56 %              waren zu 52% Männer betroffen. Der Altersmedian
   Summe                                         1.227             100 %              lag bei 37 Jahren (Interquartilsabstand [IQR]: 26 – 53
  Tab. 4 | Giardiasis in Deutschland 2019 – am häufigsten                             Jahre); 88% der übermittelten Fälle waren 20 Jahre
  genannte nicht-deutsche Infektionsländer, IfSG-Meldedaten                           oder älter. Im Jahr 2019 wurden keine Todesfälle
  (Angaben für 1.178 Erkrankungen, Mehrfachnennungen                                  infolge einer importierten Giardiasis übermittelt.
  möglich)
                                                                                      Die importierten Giardiasis-Erkrankungen zeigten
Epidemiologisches Bulletin             50 | 2020               10. Dezember 2020                                                                          14

  einen saisonalen Verlauf mit einem deutlichen                                      Infektionsland                             Anzahl                    Anteil
  ­Erkrankungsgipfel im Januar und zwei kleineren                                    Marokko                                           21                  10 %
   Erkrankungsgipfeln im April und Oktober.                                          Türkei                                            17                   8%
                                                                                     Pakistan                                          15                   7%
                                                                                     Ägypten                                           13                   6%
  Hepatitis A                                                                        Indien                                            12                   6%
  Im Jahr 2019 wurden 873 Hepatitis-A-Erkrankungen                                   Spanien                                           10                   5%
  übermittelt, 171 (16 %) weniger als im Vorjahr­                                    Rumänien                                           9                   4%
  (s. Abb. 6). Angaben zum wahrscheinlichen Infek­                                   Italien                                            9                   4%

  tionsland wurden für 584 Erkrankungen (67 %)                                       Afghanistan                                        6                   3%

  übermittelt. Davon wurden 201 Erkrankungen                                         Mexiko                                             5                   2%

  (34 %) wahrscheinlich im Ausland erworben, 97                                      Andere                                            95                  45 %
                                                                                     Summe                                         212                    100 %
  (33 %) weniger als im Vorjahr. Die 3 am häufigsten
  genannten nicht-deutschen Infektionsländer waren                              Tab. 5 | Hepatitis A in Deutschland 2019 – am häufigsten
  Marokko, die Türkei und Pakistan (s. Tab. 5).                                 genannte nicht-deutsche Infektionsländer, IfSG-Meldedaten
                                                                                (Angaben für 201 Erkrankungen, Mehrfachnennungen
                                                                                möglich)
  Von den 201 reiseassoziierten Hepatitis-A-Erkran-
  kungen betrafen 107 (53 %) Männer. Das mediane
  Alter war 28 Jahre (Spanne: 1 – 80 Jahre) und 53 Er-                          der zweiten Dosis eines monovalenten Hepatitis-­A-
  krankungen betrafen Kinder im Alter bis 18 Jahre.                             Impfstoffes. Die vorliegenden Informationen spre-
  Angaben zum Impfstatus waren für 176 (88 %)                                   chen hier für einen möglichen Impfdurchbruch.
  ­reiseassoziierte Erkrankungen verfügbar. Von die-
   sen waren 166 (94 %) nicht gegen Hepatitis  A                                Von den reiseassoziierten Hepatitis-A-Erkran­
   geimpft. Bei 10 Personen wurde eine Hepatitis-A-­                            kungen wurden 32 insgesamt 17 Ausbrüchen zuge-
   Erkrankung trotz Impfung angegeben, für 5 (50 %)                             ordnet. Im Jahr 2019 wurden keine Todesfälle infol-
   dieser Erkrankten lagen für eine Bewertung des                               ge einer Hepatitis-A-Erkrankung übermittelt.
   Impfstatus ausreichende Angaben zu Impf- und Er-
   krankungszeitpunkten sowie Art und Anzahl der                                Impfempfehlung für Reisende: Bei Reisen in
   Impfstoffdosen vor. Demnach waren 4 Erkrankte                                Regio­nen mit hoher Hepatitis-A-Inzidenz wird von
   unvollständig oder nicht zeitgerecht geimpft. Eine                           der Ständigen Impfkommission STIKO eine Hepa­
   Person im Alter > 65 Jahre erkrankte 4 Jahre nach                            titis-A-­Impfung empfohlen.

  Anzahl übermittelter Erkrankungen

  2.500
                                                    Expositionsort im Ausland übermittelt                    kein Expositionsort im Ausland übermittelt
  2.000

  1.500

  1.000

   500

     0
          2001

                 2002

                        2003

                               2004

                                      2005

                                             2006

                                                        2007

                                                                2008

                                                                       2009

                                                                              2010

                                                                                          2011

                                                                                                   2012

                                                                                                          2013

                                                                                                                 2014

                                                                                                                         2015

                                                                                                                                2016

                                                                                                                                            2017

                                                                                                                                                   2018

                                                                                                                                                            2019

                                                                                                                                                     Meldejahr
  Abb. 6 | Hepatitis A in Deutschland 2001 – 2019, IfSG-Meldedaten
Epidemiologisches Bulletin            50 | 2020          10. Dezember 2020                                                          15

  Virale Hämorrhagische Fieber                                           Infektionsland                    Nennungen                Anteil
  Zu den viral-hämorrhagischen Fiebern (VHF) zäh-                        Thailand                                  45                49 %
  len zum Beipiel Ebolafieber, Lassafieber, Gelbfieber,                  Myanmar                                   15                16 %
  Rifttalfieber und Krim-Kongo-Fieber. Im Jahr 2019                      Malediven                                     6              7%
  wurden dem RKI keine Fälle von VHF übermittelt.                        Indien                                        5              5%
                                                                         Brasilien                                     3              3%
  Allerdings wurden im November/Dezember 2019                            Sri Lanka                                     3              3%
  in Bayern 4 Flugcrew-Mitglieder als Kontaktperso-                      Frankreich                                    2              2%

  nen beobachtet, die einen (noch undiagnostizierten)                    Andere                                    12                13 %

  ­Lassafieber-Patienten von Sierra Leone zur medizi-                    Summe                                     91               100 %

   nischen Behandlung in die Niederlande ausgeflo-                      Tab. 6 | Chikungunya in Deutschland 2019 – genannte
   gen hatten. In Baden-Württemberg wurde eine Kon-                     Infektionsländer, IfSG-Meldedaten (Angaben für
                                                                        85 Erkrankungen, Mehrfachnennungen möglich)
   taktperson zu dem gleichen lokalen Lassafieber-Aus-
   bruch in Sierra Leone beobachtet, bei dem sich auch
   der niederländische Patient infiziert hatte. Keine der
   deutschen Kontaktpersonen erkrankte. Der nieder-                     ner. Alle Erkrankungen traten in der Altersgruppe
   ländische Patient verstarb.                                          der 25- bis 69-Jährigen auf. Todesfälle traten nicht
                                                                        auf.
  Als Fälle von VHF sind in Deutschland zuletzt im
  Jahr 2018 drei Gelbfiebervirus-Infektionen be-                        Für 85 Erkrankungen lagen 91 Nennungen zu wahr-
  kannt geworden. Betroffen waren ungeimpfte Rei-                       scheinlichen Infektionsländern vor (s. Tab. 6). Alle
  sende mit Infektionsorten in Brasilien, siehe Be-                     Infektionsländer lagen außerhalb Europas bzw. in
  richt Reiseassoziierte Krankheiten 2018 (Epid Bull                    französischen Überseegebieten. Die meisten
  48/2019).                                                             ­Chikungunyavirus-Infektionen wurden in Thailand
                                                                         (45) erworben. Infektionsorte in Süd- und Mittel-
                                                                         amerika, die 2014/2015 von dem Neuauftreten von
  Chikungunya-Fieber                                                     Chikungunyavirus stark betroffen waren, verzeich-
  Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 88 (Vor­jahr:                       neten auch 2019 einen weiter sinkenden Anteil an
  26) importierte Chikungunyavirus-Erkrankungen                          den in Deutschland übermittelten Infektionen
  übermittelt, die die Referenzdefinition erfüllten                      (2017: 25 %, 2018: 10 %, 2019: 5 %).
  (s. Abb. 7). Es erkrankten 38 Frauen und 50 Män-

  Anzahl übermittelter Erkrankungen

  180
  160
  140
  120
  100
   80
   60
   40
   20
    0
           2006

                    2007

                              2008

                                       2009

                                                  2010

                                                         2011

                                                                 2012

                                                                           2013

                                                                                      2014

                                                                                             2015

                                                                                                    2016

                                                                                                                2017

                                                                                                                           2018

                                                                                                                                     2019

                                                                                                                                  Meldejahr
  Abb. 7 | Chikungunya in Deutschland 2006 – 2019, IfSG-Meldedaten
Epidemiologisches Bulletin             50 | 2020           10. Dezember 2020                                                                    16

  Die Anzahl der Chikungunyavirus-Infektionen, die
                                                                            Infektionsland                       Nennungen                      Anteil
  jährlich durch Reisende nach Deutschland impor-                           Thailand                                     379                     31 %
  tiert werden, ist von der epidemiologischen Situa­                        Indonesien                                   101                      8%
  tion in den Infektionsländern, die starken Schwan-                        Indien                                           79                   6%
  kungen unterliegt, sowie von Veränderungen in den                         Kuba                                             78                   6%
  Reiseströmen abhängig. Gegenüber den Vorjahren                            Mexiko                                           65                   5%
  war die Fallzahl 2019 deutlich erhöht, da das belieb-                     Vietnam                                          50                   4%
  te Reiseland Thailand von einem starken Ausbruch                          Sri Lanka                                        46                   4%
  betroffen war. In Deutschland sind regional und                           Malediven                                        43                   3%

  ­saisonal zur Übertragung geeignete Vektoren (Aedes                       Kambodscha                                       38                   3%

   albopictus) aktiv. Autochthone Übertragungen von                         Philippinen                                      34                   3%

   Chikungunyavirus in Deutschland wurden jedoch                            Andere                                       329                     26 %
                                                                            Summe                                      1.242                    100 %
   nicht übermittelt.
                                                                           Tab. 7 | Denguefieber in Deutschland, 2019 – die 10 am
                                                                           häufigsten genannten Infektionsländer, IfSG-Meldedaten
                                                                           (Angaben für 1.172 Erkrankungen, Mehrfachnennungen
  Dengue-Fieber                                                            möglich)
  Im Jahr 2019 wurden dem RKI 1.176 Dengue­fieber-
  Erkrankungen übermittelt, 23 % mehr als im Jahr
  2016, in dem mit 956 die bislang höchste jährliche                       von Dengue-Schock-Syndrom oder Todesfälle an
  Fallzahl verzeichnet wurde (s. Abb. 8). Die Inzidenz                     Denguefieber wurden auch 2019 nicht übermittelt.
  betrug 2019 1,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwoh-
  ner – nahezu doppelt so hoch wie im Vorjahr 2018.                        Zu 1.172 Erkrankungen lagen 1.242 Nennungen
  Die höchsten Inzidenzen wurden in der Altersgrup-                        wahrscheinlicher Infektionsländer vor. In Tab. 7
  pe der 20- bis 39-Jährigen beobachtet. Insgesamt                         sind die 10 meistgenannten Infektionsländer aufge-
  waren beide Geschlechter ähnlich stark betroffen.                        führt. Wie schon in den Vorjahren wurde Thailand
                                                                           am häufigsten angegeben (31% der Nennungen,
  Im Jahr 2019 wurden drei Fälle übermittelt, die die                      Vorjahr: 38%).
  Kriterien für einen hämorrhagischen Verlauf erfüll-
  ten: Alle drei Patienten hatten sich in Thailand infi-                   Im Vergleich zum Vorjahr wurden anteilig etwas
  ziert, für zwei von ihnen liegt die Information vor,                     mehr Infektionen in Süd- und Mittelamerika erwor-
  dass sie stationär behandelt werden mussten. Fälle                       ben (21%; Vorjahr: 12%), und etwas weniger in A
                                                                                                                         ­ sien

  Anzahl übermittelter Erkrankungen

  1.400

  1.200

  1.000

   800

   600

   400

   200

     0
          2001

                 2002

                        2003

                               2004

                                      2005

                                             2006

                                                    2007

                                                           2008

                                                                  2009

                                                                         2010

                                                                                2011

                                                                                          2012

                                                                                                 2013

                                                                                                        2014

                                                                                                               2015

                                                                                                                      2016

                                                                                                                                  2017

                                                                                                                                         2018

                                                                                                                                                  2019

                                                                                                                                           Meldejahr
  Abb. 8 | Denguefieber in Deutschland 2001 – 2019, IfSG-Meldedaten
Epidemiologisches Bulletin      50 | 2020       10. Dezember 2020                                            17

  (70%; Vorjahr: 77%). Auf afrikanische Länder entfie-       ten, dass es sich hierbei um ein häufig besuchtes
  len 6% (Vorjahr: 8%), Australien/Ozea­nien blieb bei       Fernreiseziel handelt. In Deutschland kommen
  1%. Für 21 Erkrankungen wurden e­ uropäische Staa-         ­regional zumindest theoretisch zur Übertragung
  ten als Infektionsländer übermittelt (2%; Vorjahr:          ­geeignete Vektoren (vor allem Aedes albopictus) vor,
  13 Erkrankungen, 2%): 5-mal wurde neben einem                die hiesigen klimatischen Bedingungen sind jedoch
  Aufenthalt in Dengue-Endemie­regionen zusätzlich             für Übertragungen wenig geeignet.
  ein Aufenthalt in Deutschland angegeben; 14  Er-
  krankte hatten Reiseanamnesen in französischen
  Überseegebieten oder Départements (11-mal Franz.           Zikavirus-Erkrankung
  Polynesien, 3-mal La Réunion). Eine Patientin hatte        Seit 2016 besteht eine Meldepflicht für labordiag-
  sich vor Erkrankungsbeginn Ende August in der Pro-         nostizierte akute Infektionen gemäß der IfSG-­
  vence (u. a. in Nizza und Cannes) aufgehalten. Zeit-       Meldepflichtanpassungsverordnung. Die elektroni-
  lich und räumlich nahe wurde in Vallauris bei Can-         sche Übermittlung der Fälle an das RKI war zu-
  nes ein kleines Cluster von autochthonen Dengue-           nächst nur in einer Auffangkategorie möglich, in
  fieber-Fällen bekannt. Leider wurde der Fall erst spät     der kaum strukturierte Daten zu Symptomen und
  gemeldet und es konnten keine weiteren Details             zum Labornachweis eingegeben werden konnten.
  zum Aufenthalt in Frankreich erfragt werden;               Erst seit 2018 können alle Gesundheitsämter Fälle
  als ­Labornachweis lagen Antigen- und Antikörper­          in der neuen Zikavirus-Kategorie übermitteln.
  nachweise vor. Ein gemeldeter Fall ging auf eine
  Nadelstichverletzung in Deutschland zurück
  ­                                                          Im Jahr 2019 wurden 11 Zikavirus-Erkrankungen
  (Details zur Übertragung nicht bekannt).                   übermittelt, die die Referenzdefinition erfüllten.
                                                             Dies ist ein Rückgang im Vergleich zu den Jahren
  Insgesamt verteilt sich der starke Anstieg der Fall-       2018 (18 Fälle) und 2017 (69 Fälle). Aufgrund des
  zahlen auf viele Länder, vor allem in Asien und den        häufig asymptomatischen oder oligosymptoma­
  Amerikas. Die Anzahl der nach Malediven-Reisen             tischen Verlaufs von Zikavirus-Infektionen ist auch
  gemeldeten Infektionen war ein zweites Jahr in Fol-        nach Einführung der Meldepflicht von einer starken
  ge deutlich erhöht (2015 bis 2017 jeweils 17 Erkrank-      Untererfassung aller Zikavirus-Infektionen unter
  te; 2018: 32; 2019: 43). Im Vergleich zum Vorjahr          Reiserückkehrern auszugehen.
  stiegen in Asien die Fallzahlen aus Indonesien, den
  Philippinen und Nepal, in den Ame­rikas aus Jamai-         Von den 11 Erkrankten waren 6 weiblich und 5 männ-
  ka, Brasilien, der Dominikanischen Republik und            lich. Die Altersspanne betrug 15 bis 69 Jahre. Es
  Mexiko.                                                    ­traten 7 (64%) Erkrankungen in der Altersgruppe
                                                              der 20- bis 39-Jährigen auf. Informationen über
  Nach Aufenthalten an der ägyptischen Küste des              eventuelle Zikavirus-bedingte Fehlbildungen bei
  ­Roten Meeres wurden im Berichtsjahr 5 Fälle mit            Kindern liegen dem RKI nicht vor. Todesfälle auf-
   Erkrankungsbeginn im April, Mai und Oktober                grund einer Zikavirus-Erkrankung wurden 2019
   2019 übermittelt. Im Jahr 2017 hatte es in Ägypten  –      nicht übermittelt.
   kein klassisches Dengue-Endemieland – ­einen grö-
   ßeren Ausbruch gegeben, in dessen R    ­ ahmen sich       Das wahrscheinliche Infektionsland wurde für
   auch 7 Reisende aus Deutschland ­infiziert hatten;        9 Fälle übermittelt. Bei 4 Fällen wurden Länder in
   2018 wurden 4 derartige Fälle gemeldet.                   Asien (3-mal Thailand und die Malediven), bei 3 Fäl-
                                                             len Länder in Afrika (Kamerun, Kap Verde, Kenia)
  Die Anzahl der Denguevirus-Infektionen, die jähr-          und bei 1 Fall Ozeanien (ohne Nennung eines Landes)
  lich durch Reisende nach Deutschland importiert            genannt. Der in Deutschland erworbene Fall wurde
  werden, ist abhängig von der starken Schwankun-            im Rahmen eines Unfalls in einem Forschungslabor
  gen unterliegenden epidemiologischen Situation in          über eine Schnittverletzung übertragen.
  den Infektionsländern sowie von Veränderungen in
  den Reiseströmen. In Bezug auf die jährlich hohen          Im Jahr 2019 wurden nochmalig weniger Fälle von
  Fallzahlen nach Thailand-Aufenthalt ist zu beach-          Zikavirus-Erkrankungen übermittelt als in den Vor-
Epidemiologisches Bulletin      50 | 2020       10. Dezember 2020                                            18

  jahren. Dies ist vermutlich mit dem Rückgang der           Ländern rund um das Mittelmeer vorkommt. Mög-
  Zikavirus-Zirkulation in den Amerikas, aber auch           licherweise treffen in Italien, insbesondere der Tos-
  mit einer zurückgegangenen Aufmerksamkeit für              kana, hohe Reisendenzahlen und eine besonders
  die Infektion zu erklären. Die Anzahl der nach             hohe Inzidenz aufeinander, vielleicht existiert aber
  Deutschland importierten Zikavirus-Infektionen             auch ein differenzialdiagnostischer Bias für eine
  hängt stark von der Schwankungen unterworfenen             Toskanavirus-Diagnostik bei Toskana- bzw. Italien-
  epidemiologischen Situa­tion in den Reiseländern           rückkehrern.
  sowie der Veränderung von Reiseströmen ab.

                                                             Cholera
  Andere Arbovirosen                                         Im Jahr 2019 wurde eine Cholera-Erkrankung über-
  Seit 2016 sind alle Infektionen mit Arboviren              mittelt. Die Betroffene war 57 Jahre alt, ihr Impf­
  gemäß IfSG, unabhängig vom klinischen Bild,                status ist nicht bekannt. Die Infektion wurde durch
  explizit meldepflichtig. Bestimmte arbovirale Infek-       Vibrio cholerae der Serogruppe O1 verursacht. Als
  tionen werden in eigenen Kategorien übermittelt            wahrscheinliches Infektionsland wurde Indien an-
  und ausgewertet (in diesem Bericht Dengue-,                gegeben. Seit 2001 wurde dem RKI im Median 1 Fall
  ­Chikungunya- und ­Zikafieber). Arbovirale virale          (Spanne 0 bis 6 Fälle) pro Jahr übermittelt. Aus­
   hämorrhagische ­Fieber (VHF) würden als VHF               gehend von reiseassoziierten Erkrankungen sind
   ­berichtet werden (z. B. Krim-Kongo-Fieber).              dem RKI seit 2001 keine Übertragungen innerhalb
                                                             Deutschlands bekannt geworden.
  Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 19 Infektionen
  mit sonstigen Arboviren übermittelt, die die Refe-
  renzdefinition erfüllen, darunter keine Todesfälle.        Fleckfieber
  Unter den Fällen sind 4 Erkrankungen an Ross-­             Aus Baden-Württemberg wurde der Fall einer im
  River-Arthritis nach Australienaufenthalt (2017:           August 2019 an Fleckfieber erkrankten 24-jährigen
  3 Fälle, 2018: 1 Fall) und 3 Toskanavirus-Erkrankung       Frau mit Expositionsland Indonesien übermittelt.
  nach Italienaufenthalt (2017 und 2018: jeweils             Die Laborbestätigung erfolgte mittels Nachweis von
  1 Fall): Dazu kommen 5 autochthone und 7 reise­            IgM-Antikörpern gegen den Erreger Rickettsia
  assoziierte Erkrankungen an West-Nil-Fieber. Ange-         ­prowazekii. In den Jahren 2003, 2016 und 2017 wur-
  gebene Infektionsländer waren 2-mal Griechenland            de dem RKI jeweils eine serologisch-diagnostizierte
  und jeweils einmal die Türkei, Bulgarien, Serbien           Fleckfieber-Erkrankung übermittelt, zuvor 2 Erkran-
  und die USA; bei einem Fall handelte es sich um ei-         kungen im Jahr 2001. Alle bisher bekannt geworde-
  nen Asylsuchenden, der von Afrika über Malta nach           nen Infektionen wurden nicht in Deutschland
  Deutschland eingereist war (Infektionsort schlecht          ­erworben.
  eingrenzbar). Seit 2018 verzeichnet Deutschland
  auch autochthone Übertragungen des West-Nil-­
  Virus (2018: 1 Fall, 2019: 5 Fälle – Details sind hier     Lepra
  beschrieben: Epid Bull 25/20).                             Im Jahr 2019 wurde eine Erkrankung an Lepra
                                                             ­gemäß Referenzdefinition übermittelt. Die Erkran-
  Alle 8 seit 2016 gemeldeten Ross-River-Infektionen          kung betraf einen Mann im Alter von 26 Jahren.
  wurden während Australienaufenthalten erworben.             Das Infektionsland war Indien, als klinische Form
  Dies passt zum begrenzten geografischen Endemie­            wurde Borderline-Lepra angegeben. Seit 2001 wur-
  gebiet dieser Infektion. Der Erkrankungsbeginn lag          den dem RKI im Median 2 Fälle (Spanne 0 bis­
  jeweils zwischen Dezember und Anfang April.                 5 Fälle) pro Jahr übermittelt.
  ­Erstaunlich dagegen ist, dass bislang auch alle 5 ge-
   meldeten Toskanavirus-Infektionen nach Italien­
   aufenthalt diagnostiziert wurden (davon 4 mit der
   genaueren Spezifizierung des Infektionsortes auf
   die Toskana), während das Virus auch in anderen
Sie können auch lesen