Bericht über die Feuerwehr von Sumy/Ukraine - VEREIN "HELP-POINT SUMY" CH-5610 WOHLEN

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Bericht über die Feuerwehr von Sumy/Ukraine - VEREIN "HELP-POINT SUMY" CH-5610 WOHLEN
VEREIN „HELP-POINT SUMY” CH-5610 WOHLEN
Alte Bahnhofstrasse 6, 5610 Wohlen
Telefon:      +41-56-6223840
Telefax:      +41-56-6105036
E-Mail:       sumy @b lue wi n .ch
UBS AG Wohlen, 0258-243847.M1L

                                      Bericht
                              über die Feuerwehr von
                                  Sumy/Ukraine

                                          Diverse Kontakte und
                                     gegenseitige Besuche im Verlauf
                                         der Jahre 2004 / 2005
                                          Hilfskonvoi Mai 2005

Präsidentin: Marianne Piffaretti – Vizepräsident: Bruno Bertschi – Aktuar: Josef Schärer – Kassier: Martin Rindlisbacher – Beisitzer und med. Fachberater: Dr. med. Kaspar Schild
Bericht über die Feuerwehr von Sumy/Ukraine - VEREIN "HELP-POINT SUMY" CH-5610 WOHLEN
I.     Allgemeines zur Feuerwehr Stadt/Oblast Sumy
Anders als in der Schweiz – wo die Feuerwehr grösstenteils im Milizsystem funktioniert - wird in der Ukraine
die Schadensbekämpfung ausschliesslich durch Berufsfeuerwehrleute geleistet. Diese rekrutieren sich zum
grössten Teil aus ehemaligen Angehörigen der Armee und gehören organisatorisch zur Miliz, was sich auch in
der normalen Arbeitsbekleidung (Tarnanzug) zeigt.

                                                   Im Oblast Sumy leisten ca. 2'000 Berufsfeuerwehrleute
                                                   Dienst, welche sich auf diverse Feuerwachen im ganzen
                                                   Oblast verteilen. Die Ausrüstung dieser 'Orts-Feuer-
                                                   wehren' ist aber sehr dürftig. An Fahrzeugen ist höchstens
                                                   ein altes Tanklöschfahrzeug vorhanden, Autodrehleiter,
                                                   Atemschutz und ähnliche Gerätschaften existieren nur in
                                                   der Stadt Sumy.

                                                   Ungefähr 370 Feuerwehrleute gehören zur Feuerwehr der
                                                   Stadt Sumy, welche – analog einer Stützpunktfeuerwehr
                                                   in der Schweiz – neben den Aufgaben im Stadtgebiet auch
                                                   im Oblast als Unterstützung zum Einsatz kommt. Es darf
                                                   aber bei diesen überörtlichen Einsätzen nicht ausser Acht
                                                   gelassen werden, dass dabei Anfahrtswege von 120 km
 Tanklöschfahrzeug und Drehleiter der Feuer-       und mehr keine Seltenheit sind, womit man sich aus-
  wehr vor dem Hauptdepot der Stadt Sumy           rechnen kann, nach welcher Zeit eine Autodrehleiter oder
                                                   Atemschutz zur Verfügung stehen.

Finanziert wurde die Feuerwehr bisher zur Hauptsache aus Geldern von Menschen, die Opfer eines Brandes
wurden und denen die Feuerwehr helfen konnte. Anfang 2005 erhielt die Feuerwehr erstmals auch Gelder
vom Staat, womit jetzt wenigstens Treibstoff für die Fahrzeuge und ähnliche Dinge finanziert werden können.
Das letzte neue Fahrzeug erhielt die Feuerwehr vor 18 Jahren. Der Verdienst der Feuerwehrleute ist nicht
sehr gross. Als Beispiel sei hier erwähnt, dass das monatliche Einkommen eines Offiziers sich auf etwa 150
Franken beläuft, was in etwa dem Durchschnittseinkommen einer ganz normalen Mittelstandsfamilie
entspricht.

Brände sind sehr, sehr häufig, allein in der ersten
Hälfte des Jahres 2005 gab es schon über 70 Brandtote.
Begründet ist dies einerseits im mangelhaften vorbeu-
genden Brandschutz und den baulichen Verhältnissen.
Andererseits trägt auch der Fatalismus der Menschen
dazu bei: man trinkt viel Wodka, vergisst brennende
Zigaretten oder lässt Elektrogeräte unbeaufsichtigt
laufen. Ausserdem liegen über die Hälfte der Erdöl-
und Gasvorkommen der Ukraine im Oblast Sumy. In
diesem Wirtschaftssektor sind sehr viele Zwischenfälle
zu verzeichnen.

Kommandiert werden die Feuerwehren des Oblast Sumy
von Oberst Wolik Borisovic, welcher wegen seiner Fach-          Oberst Wolik Borisovic, Feuerwehrchef
kompetenz und seiner sehr menschlichen Führung bei
den Feuerwehrangehörigen ungemein beliebt ist.
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II.    Gerätehäuser/Feuerwehrgebäude
Die Feuerwehrgebäude, sei es nun in der Stadt Sumy oder im Oblast, wurden durch die Feuerwehrangehörigen
selber gebaut und werden auch von diesen unterhalten. Die Einrichtung der Gebäude ist – wie es die Finanz-
lage der Feuerwehr erwarten lässt – zweckmässig, aber relativ spartanisch. Lüftungseinrichtungen in den
Einstellhallen fehlen ebenso wie PC's in den Büros. Die Kommunikation wird grösstenteils über das völlig
veraltete Telefonnetz abgewickelt, die Verbindungen müssen noch gestöpselt werden.

III.   Fahrzeuge
Wir bereits eingehend erwähnt, erhielt die Feuerwehr das letzte neue Fahrzeug vor ungefähr 18 Jahren.
Ansonsten besteht der Fahrzeugpark aus Fahrzeugen, welche etwa 40 Jahre und älter sind und grösstenteils
aus sowjetischer Produktion stammen. Hält man sich die grossen Distanzen vor Augen, welche für die Einsätze
im Oblast bewältigen werden müssen, ist dies ein grosses Problem für die Feuerwehr, da die Maximalge-
schwindigkeit dieser Fahrzeuge teilweise nur bei etwa 50 Kilometern/Stunde liegt und der Treibstoffver-
brauch sehr hoch ist.

                                                  Tankinhalte und Pumpenleistungen bei den Tanklösch-
                                                  fahrzeugen sind vergleichbar mit denjenigen in der
                                                  Schweiz, hingegen sind Technik und sonstige Ausrüstung
                                                  der Fahrzeuge völlig veraltet. Eine Autodrehleiter ist
                                                  einzig in der Stadt Sumy vorhanden, von wo sie bei Bedarf
                                                  in den ganzen Oblast ausrückt.

Standard-Tanklöschfahrzeug der Feuerwehren
              im Oblast Sumy

Als Besonderheit im Fahrzeugpark der Stadt Sumy kann
ein Ölfeld-Löschfahrzeug bezeichnet werden, welches
mittels zweier Düsentriebwerke grosse Mengen an
Wasser sehr fein vernebeln kann und zum Löschen von
Bränden in den Ölfördergebieten verwendet wird.              Bisherige Autodrehleiter (ohne Korb) der
Ausserdem ist bei der Feuerwehr auch das                            Feuerwehr der Stadt Sumy
Wasserwerfer-Fahrzeug stationiert, welches bei
Demonstrationen, Unruhen oder ähnlichem gegen die
Menschenmenge eingesetzt wird.
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Eine bereits spürbare Verbesserung der Situation –
                                                     zumindest für die Stadt Sumy – ergab sich aus den bis-
                                                     herigen Hilfslieferungen. Im Frühling 2004 konnte eine
                                                     Delegation der Feuerwehr Sumy in Wohlen das ausge-
                                                     musterte Tanklöschfahrzeug der Stützpunktfeuerwehr
                                                     Wohlen – ein TLF Magirus Deutz, Jahrgang 1970, 2'000
                                                     Liter Wasser und Pumpe Typ III – übernehmen. Dieses
                                                     Fahrzeug wurde anschliessend durch die Delegation in die
                                                     Ukraine überführt und steht dort seither – als modernstes
                                                     Fahrzeug – im dauernden Einsatz. Durchschnittlich rückt
                                                     dieses Tanklöschfahrzeug siebenmal pro Tag aus.

Ehemaliges TLF der Feuerwehr Wohlen (seit Mai
                2004 in Sumy)

Im Rahmen des im Mai/Juni 2005 durchgeführten
Hilfskonvois konnte der Feuerwehr neben diversem
Material (Atemschutzgeräte, Helme, Bekleidungen)
und Fahrzeugen der Schweizer Armee (Sanitäts-
Pinzgauer, Pinzgauer) auch eine Occasions-
Autodrehleiter übergeben werden. Diese wurde
wegen eines Hydraulikschadens, welcher in der
Schweiz zu vernünftigen Konditionen nicht repariert
werden konnte, von der Feuerwehr Gland VD
ausgemustert und verdankenswerterweise kostenlos
zur Verfügung gestellt. Die Drehleiter wurde in der
Ukraine in Handarbeit wieder instand gestellt und           Autodrehleiter der Feuerwehr Gland VD (seit
verstärkt die Schlagkraft der Feuerwehr der Stadt                       Juni 2005 in Sumy)
Sumy merklich.

IV. Atemschutz
Im Bereich des Atemschutzes sah die Ausrüstung bisher sehr dürftig aus. Für den gesamten Oblast Sumy waren
lediglich etwa 20 alte Pressluftatmer aus sowjetischer Produktion vorhanden, welche bei der Feuerwehr der
Stadt Sumy vorgehalten wurden.

Mit dem Hilfskonvoi vom Mai/Juni 2005 konnte hier etwas Abhilfe geschaffen werden. Dank den grosszügigen
Spenden diverser Schweizer Feuerwehren konnte folgendes Atemschutz-Material nach Sumy transportiert und
an die Feuerwehr übergeben werden, welches nun auf verschiedene Standorte im Oblast verteilt wurde:

           -   39 Pressluftatmer Interspiro IS-140
           -   14 Pressluftatmer Dräger PA-80
           -   23 Pressluftatmer AGA 224 / AGA 234
           -    2 Rettungsgeräte AGA
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-   87 Pressluftflaschen 6 Liter / 300 bar
           -   56 Pressluftflaschen 4 Liter / 300 bar
           -   24 Pressluftflaschen 4 Liter / 200 bar
           -     5 Pressluftflaschen 2 Liter / 200 bar
           -   diverses Ersatz- und Reservematerial

Trotzdem ist klar, dass die Anzahl der Atemschutzgeräte immer noch deutlich zu niedrig ist. Ausserdem fehlt
es an genügend Masken zu den Geräten, da in der Ukraine – im Gegensatz zur Schweiz – die Masken für die
Atemschutzgeräte zur persönlichen Ausrüstung der Feuerwehrleute gehören.

V.     Sonstige Geräte und Ausrüstungen
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass es den Feuerwehren im Oblast Sumy an allem fehlt, was für die
erfolgreiche Bewältigung der vielen Einsätze nötig wäre. Mit dem Hilfskonvoi vom Mai/Juni 2005 konnte zwar
folgendes Material nach Sumy überbracht werden:

           -   10 Notstromaggregate
           -     1 Schlauchboot für Flussrettungen (werden ebenfalls durch die Feuerwehr bewältigt)
           -   Brandschutzbekleidungen und Helme

Trotzdem mangelt es noch an allen Ecken und Enden. Der Grossteil der Feuerwehrleute besitzt keine Brand-
schutzbekleidung, Einsätze werden in ganz normaler Bekleidung gefahren. Rettungsgeräte aller Art sind nicht
vorhanden, die Männer retten mit blossen Händen. Eine Kommunikation während des Einsatzes existiert
nicht, da keine Funkgeräte vorhanden sind. Marianne Piffaretti konnte sich von diesen Tatsachen während
verschiedener Besuche ein genaues Bild machen.

VI. Schlussbetrachtungen
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Feuerwehren in Stadt und Oblast Sumy wirklich nur
mit dem Allernötigsten ausgerüstet sind. Man kann nur höchste Achtung für diese Männer haben, welche
ihren Einsatz für die Bevölkerung ohne jegliche moderne Ausrüstung leisten.

Um die Leistungsfähigkeit der Feuerwehren zu stärken und diese Männer in ihrer schwierigen Aufgabe zu
unterstützen, werden dringend folgende Materialien gesucht:

           -   Fahrzeuge aller Art, insbesondere Tanklöschfahrzeuge
           -   Brandschutzbekleidung und Helme
           -   Atemschutzgeräte sowie Masken in grosser Zahl
           -   Rettungsgeräte aller Art (Leitern, hydraulische Rettungsgeräte etc.)
           -   Funkgeräte (Handfunkgeräte, Mobilfunkgeräte etc.)

Wohlen, im Dezember 2005

                                                                      Martin Rindlisbacher
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