Bericht zum zweitägigen Workshop im Rahmen des Forschungsprojektes "Das ostasiatische Porzellan aus der Sammlung Augusts des Starken" - Staatliche ...

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Bericht zum zweitägigen Workshop im Rahmen des Forschungsprojektes "Das ostasiatische Porzellan aus der Sammlung Augusts des Starken" - Staatliche ...
Bericht zum zweitägigen Workshop im Rahmen des Forschungsprojektes „Das
ostasiatische Porzellan aus der Sammlung Augusts des Starken“

Im Rahmen des Forschungsprojektes „Das ostasiatische Porzellan aus der Sammlung Augusts
des Starken“ war es durch die großzügige Unterstützung der Volkswagen Stiftung möglich,
einen Workshop mit einer Gruppe internationaler Expert*innen und Nachwuchswissen-
schaftler*innen durchzuführen. Der Gegenstand des international angelegten Forschungs-
projekts ist der umfangreiche Bestand ostasiatischen Porzellans aus der Sammlung August
des Starken (1670 – 1733). Auch wenn von der ursprünglichen Sammlung von mehr als 29.000
Stück aufgrund von Dublettenverkäufen und durch Kriegsverluste nur rund 8.000 Stück in
Dresden verblieben sind, ist die Porzellansammlung immer noch die weltweit größte und
bedeutendste Referenzsammlung für ostasiatisches Exportporzellan des 17. und 18. Jahr-
hunderts. Dabei sind nicht allein die Vielfalt und Qualität der Stücke ausschlaggebend,
sondern vor allem die historische Dokumentation. Die erhaltenen Erwerbungslisten und
Inventare ermöglichen Erkenntnisse über den frühneuzeitlichen Handel mit ostasiatischem
Porzellan und dessen Rezeption und Wertschätzung in Europa. Das Ziel des Projektes ist die
erstmalige umfassende Erschließung und Publikation des Bestandes.
Der zweitägige Workshop am 10. und 11. Juni 2018 bot nun die Gelegenheit, das internationale
Team des Projektes in Dresden zusammenzubringen, um einzelne Forschungsfragen und
Probleme zu diskutieren.

Gruppenbild der Teilnehmer*innen des zweitägigen Workshops vor der Porzellansammlung
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Die Direktorin der Porzellansammlung, Julia Weber, begrüßte die Teilnehmer*innen und
brachte ihre Freude zum Ausdruck, dass sich so viele internationale Expert*innen bereit-
erklärt hatten, ihre Erfahrung mit den Kolleg*innen zu teilen. Anschließend stellte Cora
Würmell, die Leiterin des Forschungsprojektes, das Programm vor und betonte, wie wichtig
der Workshop als Gelegenheit zum wissenschaftlichen Austausch sei.

Begrüßung der Workshop Teilnehmer*innen durch Julia Weber und Cora Würmell

Die Struktur des Workshops orientierte sich an der Einteilung der historischen Inventare,
jener einzigartigen Dokumentation, die es erlaubt, die Sammlungsgeschichte im Kontext ihrer
Erwerbung im 18. Jahrhundert zu untersuchen. Die einzelnen Sektionen begannen deshalb
jeweils mit einer Einführung in das Kapitel des historischen Inventars. Karolin Randhahn,
wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Porzellansammlung, präsentierte die einzelnen
Sektionen des Inventars. Dabei stellte sie die Gesamtzahlen der Objekte in den Inventaren
aus den Jahren 1721 bis 1727 und 1779 den noch heute in der Sammlung erhaltenen Stücken
gegenüber. Das erste Kapitel des Inventars widmet sich dem Japanisch Porcellain, einem der
umfangreichsten Bestände. Die Zuordnung der Stücke zum „japanischen“ Porzellan erfolgte
dabei vor allem aufgrund der farblichen Gestaltung der Objekte. Aus diesem Grund sind
neben japanischen auch chinesische Imari-Porzellane in dieser Sektion des Inventars gelistet
worden.

Im Folgenden stellte zunächst Miki Sakuraba (Kanda University of International Studies, JP)
einige herausragende Stücke der von ihr bearbeiteten Gruppe vor und legte dann den Fokus
auf die ikonographische Analyse der Darstellung Der Geschichte vom Prinzen Genji. Im
anschließenden Vortrag von Filip Suchomel (Academy of Performing Arts in Prague, CZ),
wurden einige besondere Stücke aus der Gruppe des mit Gold und Emaille dekorierten
Porzellans diskutiert. Tomoko Fujiwara (The Kyushu Ceramic Museum, Arita, JP) präsentierte
drei reich verzierte Imari-Schalen, zu deren Ikonographie sie sich mit den anwesenden
Expert*innen beraten wollte. Der nächste Vortrag von Karolin Randhahn (Porzellansammlung,
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Staatliche Kunstsammlungen Dresden, DE) veranschaulichte die Herausforderungen bei der
Katalogisierung der Bestände, indem er ausgehend vom historischen Inventareintrag die
Probleme bei der Zuordnung einzelner Stücke veranschaulichte. Der folgende Beitrag von Koji
Ohashi (The Kyushu Ceramic Museum, Arita, JP) präsentierte die vermutlich ältesten Stücke
japanischen Porzellans im Bestand, die über den Handel aus Vietnam in der Mitte des 17.
Jahrhunderts in die Niederlande gelangt sein könnten. Abschließend stellte Hiroko Nishida
(Senior Expertin, The Nezu Museum, JP) einige Stücke ihrer Gruppe vor, die aufgrund der
künstlerischen Qualität besonders hervorzuheben sind.

Tomoko Fujiwara (The Kyushu Ceramic Museum, Arita, JP) und Miki Sakuraba (Kanda University of International Studies, Tokyo,
JP) stellen ausgewählte japanische Porzellane vor.

Die zweite Sektion orientierte sich an der Zuordnung zu dem historischen Inventar und legte
den Fokus auf jene Objekte die im Kapitel Krack-Porcelain erfasst wurden. Dieses existiert
nur im Inventar von 1721 bis 1727. Im Inventar von 1779 wurde die Kategorie zu Alt indianisch
Porcellain umbenannt. Die Sektion eröffnete mit einem Beitrag von Menno Fitski (Rijks-
museum, Amsterdam, NL), der die Komplexität der Bezeichnung Kakiemon-Porzellan dar-
legte. Der Vortrag von Koji Ohashi legte einen besonderen Fokus auf die Analyse des tech-
nischen Herstellungsprozesses und er betonte in Hinblick auf die Struktur der Sammlung,
dass sich in ihr weniger Tafelgeschirr als in britischen Sammlungen befände. Anschließend
diskutierten zwei Beiträge das japanische unterglasurblaue Porzellan. Zunächst präsentierte
Filip Suchomel Objekte, anhand derer sich eine Übernahme verschiedener Stilelemente
nachvollziehen lässt. Koji Ohashi stellte die Besonderheiten beim Herstellungsprozess okto-
gonaler Objekte vor. Er wies auch auf die Möglichkeit hin, die Entstehung einzelner Stücke
detailliert zurückzuverfolgen. So war es ihm aufgrund der Analyse archäologischer Funde
mithilfe von Scherben möglich, Objekte aus der Porzellansammlung spezifischen Öfen zuzu-
ordnen.
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Koji Ohashi (The Kyushu Ceramic Museum, Arita, JP) und Menno Fitski (Rijksmuseum, Amsterdam, NL) tauschen sich über neue
Zuordnungen und Erkenntnisse aus.

Nach der Pause gab es für die Teilnehmer*innen des Workshops die Möglichkeit, Einblick in
ein aktuelles Forschungs- und Restaurierungsprojekt der Porzellansammlung zu erhalten.
Magdalena Kozar (Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, DE) präsen-
tierte die Ergebnisse der Restaurierung einer Vogelbauervase am Tokyo National Research
Institute for Cultural Properties. Im Rahmen der Restaurierung konnten dabei neue Erkennt-
nisse über die Herkunft ihrer Elefantenkopfhenkel gewonnen werden. Bei den Henkeln der in
Tokyo restaurierten Vase handelt es sich um spätere Ergänzungen aus Meissener Porzellan.

Magdalena Kozar (Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, DE) präsentiert die Ergebnisse der Restaurierung
einer Vogelbauervase am Tokyo National Research Institute for Cultural Properties.

Anschließend setzte sich das Programm mit dem Kapitel An schwartz indianische und
schwarz laquirten rothen sächs. Porcelain fort. Linda Rosenfeld Pomper (Freie Wissen-
schaftlerin, USA) erörterte dabei die Möglichkeiten der Datierung des schwarz glasierten
Porzellans.
Die folgende Sektion beschäftigte sich mit dem sogenannten Blau- und weiß ost indisch
Porcelain. Dieses Kapitel ist trotz des Verlustes von 12 Seiten aus dem ersten historischen
Inventar das umfangreichste. Maura Rinaldi (Freie Wissenschaftlerin, IT) stellte zunächst die
Gruppe des chinesischen Kraak Porzellans vor. Dabei konnte sie die Entstehung von mehr als
der Hälfte der Objekte in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts einordnen und diskutierte die
Provenienz ausgewählter Stücke. Der anschließende Beitrag von Jan van Campen (Rijks-
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museum, NL) setzte den Fokus auf Datierungsprobleme und regte zu Fragen nach der
Funktion einiger Objekte an. Mit dem blau-weißen Kangxi Porzellan beschäftigte sich der
Vortrag von Ron Fuchs II (Reeves Collection, Washington and Lee University), der die große
Bandbreite in der Qualität dieser Gruppe betonte. Eine Übersicht der von ihr bearbeiteten
Objekte gab Wen-Ting Wu (freie Wissenschaftlerin, DE), die Fragen der Datierung mit den
Kolleg*innen diskutierte. Daniel Suebsman (Hetjens Museum/Deutsches Keramikmuseum,
Düsseldorf, DE) widmete sich wiederum einer ikonographischen Analyse und stellte frühere
Zuordnungen in Frage. Die beiden Beiträge von Denise Campbell (Rijksmuseum Amsterdam,
NL) und Eline van den Berg (Princessehof National Museum of Ceramics, NL) gingen auf
praktische Fragen im Rahmen der wissenschaftlichen Erschließung des Bestandes ein. So
verwies Campbell auf Probleme bei der Suchfunktion in der Katalogisierungssoftware und
plädierte für eine einheitliche Benennung der Farben der sogenannten Batavia-Ware.

Maura Rinaldi (freie Wissenschaftlerin, IT) und Wen-Ting Wu (freie Wissenschaftlerin, DE) diskutieren
Kraak Porzellan und Marken auf chinesischem Porzellan des 17. Jahrhunderts und frühen 18. Jahrhunderts.

Der zweite Tag des Workshops begann mit einem Beitrag von Ernst Geppert (freier Wissen-
schaftler, DE) zu Porzellan der Transitional Period. In seinem Beitrag machte er dabei auf
Probleme bei der Übersetzung von Inschriften aufmerksam. Aus dem Kreis der Workshop-
Teilnehmer*innen fand sich darauf eine Gruppe zusammen, die sich diesen und zukünftigen
Übersetzungsproblemen annehmen wird. Regina Krahl (freie Wissenschaftlerin, GB) stellte in
ihrem Vortrag die Gruppe des Powder-Blue-Porzellans vor, die sie zeitlich größtenteils in den
Anfang des 18. Jahrhunderts einordnete. Sie nutzte den Austausch mit den Kolleg*innen zur
Diskussion von Fragen nach der Funktion der Objekte.
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Ernst Geppert (freier Wissenschaftler, DE) und Christiaan Jörg (akademischer Leiter des Dresden Porcelain Projects, NL)
diskutieren chinesisches Porzellan der „Transitional Period“.

Die nächste Sektion zum Roth-chinesisch Porcelain wurde mit einer Vorstellung des Inventars
eröffnet, wobei darauf hingewiesen wurde, dass sich das Kapitel aus chinesischem und
japanischen Porzellan zusammensetzt. Masaaki Arakawa (Gakushuin University, JP) stellte
Objekte aus der Gruppe des eisenrot-goldenen chinesischen und japanischen Porzellans vor.
Ein besonderes Augenmerk legte er dabei auf Beispiele mit Überdekoration der Stücke in
Europa. Christiaan Jörg (akademischer Leiter des Dresden Porcelain Projects, NL) stellte
anschließend Überlegungen zur Diskussion, inwiefern sich die Objekte des eisenroten, mit
Gold verzierten Porzellans zu einer eigenständigen Gruppe zusammenfassen lassen.
Darauf folgte das Kapitel Terra Sigillata, welches neben chinesischem Yixing Steinzeug auch
Objekte aus Europa enthält. In seiner Vorstellung der Gruppe der Yixing-Porzellane konnte
Liang-Chung Wang (Department of Antiquities, National Palace Museum Taipei, TW) einige
Stücke als Nachahmungen chinesischen Steinzeugs identifizieren. Nicht geklärt werden
konnte, ob es sich dabei um Meissener oder Delfter Variationen handelte.

Liang-Chung Wang (Department of Antiquities, National Palace Museum, TW) und Hiroko Nishida (Senior Expertin, The Nezu
Museum, JP) zeigen der Gruppe Yixing-Steinzeuge.

Die anschließende Sektion widmete sich dem Grün-chinesisch Porcelain, das im Kapitel des
Inventars auch Objekte des Famille Rose, der Famille Verte und Email sur Biscuit Porzellans
vereint. In seinem Vortrag stellte Christiaan Jörg besondere Objekte vor, die in Meissen
kopiert wurden, und ging auf die technischen Probleme bei der Herstellung eines am Fuße
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emaillierten Stückes ein. In ihrem Beitrag zur Famille Rose stellte Rose Kerr (Needham
Research Institute, Cambridge, GB) fest, dass, obwohl es gerade zu Lebzeiten Augusts des
Starken besonders populär war, dieses Porzellan nicht im erwarteten Umfang in seiner
Sammlung vertreten ist. Der folgende Beitrag von William R. Sargent (freier Wissenschaftler,
USA) zum Email sur Biscuit-Porzellan stellte skulpturale Objekte vor, die seiner Meinung nach
in großer Zahl für Installationszwecke barocker Paläste genutzt wurden. Die Gruppe des
Seladon-Porzellans wurde von Caroline Allen (freie Wissenschaftlerin, GB) präsentiert. Neben
Datierungsfragen lag der Fokus dabei auf einer Analyse der europäische Überdekoration
einzelner Stücke. Im abschließenden Beitrag dieser Gruppe diskutierte Pei-chin Yu, (Ober-
konservatorin, Department of Antiquities, National Palace Museum, Taipei, TW) die Transfor-
mation von Gefäßformen in der Porzellanherstellung.

Die letzte Sektion widmete sich dem Weiß chinesisch Porcelain und wurde von Ching Ling
Wang (Rijksmuseum Amsterdam, NL) eröffnet. Er präsentierte die Gruppe der Dehua-
Porzellane und legte dabei den Fokus insbesondere auf eine Analyse der Produktion von
Porzellanfiguren für den europäischen Markt. Den Abschluss der Sektion bildete ein Beitrag
von Christiaan Jörg und Koji Ohashi zur Diskussion von Vergleichsmerkmalen und Unter-
schieden des chinesischen und japanischen Imari-Porzellans.

Ching-Ling Wang (Rijksmuseum Amsterdam, NL) und Yukio Suzuta (Direktor The Kyushu Ceramic
Museum, Arita, JP) erörtern Porzellane aus Dehua.

Der Workshop wurde von allen Teilnehmer*innen als voller Erfolg gewertet. Er wurde als
offenes Forum zum gemeinsamen Austausch über Fragen und Probleme genutzt. Dabei zeigte
sich, dass die Möglichkeit zur intensiven Diskussion einzelner Forschungsfragen mit den
Kolleg*innen direkt an den Objekten von wesentlicher Bedeutung zur erfolgreichen Arbeit an
der wissenschaftlichen Erschließung des Bestandes ist.

Verfasser: Jan Hüsgen, Dresden
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