Berufsbild der Lehrerinnen und Lehrer

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Berufsbild
                        der Lehrerinnen und Lehrer

                        Arbeitskreis Südtiroler Mittel-, Ober-
                        und Berufsschullehrer/innen

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© 2007
             Herausgeber
               Arbeitskreis Südtiroler Mittel-, Ober- und Berufsschullehrer/
               innen (ASM), Katholischer Südtiroler Lehrerbund (KSL)

             Redaktion
                Martina Adami, Gerda Corazza, Peter Fulterer,
                Paul Peter Niederwolfsgruber, Helga Pircher, Andreas Stoll

             Foto Titelseite
                Hanna Battisti, Kaltern

             Grafische Gestaltung
                Hermann Battisti, Bozen

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Das Berufsbild der
             Lehrerinnen und Lehrer:
             die Entstehungsgeschichte
             Die Idee und der Wunsch, unseren Beruf darzustellen          Der dritte Schritt war dann die Bildung einer Redakti-
             und einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren,          onsgruppe, welche die Ergebnisse der Lehrerbefragung,
             sind schon einige Jahre alt.                                 die Ergebnisse der Bezirksversammlungen 2004 zum
             Aber erst 2004 ist es gelungen eine ASM-Arbeitsgrup-         Berufsbild sowie die Ergebnisse der Fortbildungsver-
             pe zu bilden, in welcher der Wunsch allmählich kon-          anstaltungen zum Berufsbild 2005/2006 verschrift-
             kretere Gestalt annahm. Die Arbeitsgruppe hat einen          lichte.
             Fragebogen ausgearbeitet, welcher die Sicht der Lehr-        Der Text wurde in Teilen mehrmals über die Mittei-
             personen auf ihren Beruf und die Anforderungen des           lungsblätter der beiden Verbände veröffentlicht und
             Berufes eruieren sollte. Drei Viertel der Fragebögen         die Lehrerverbände haben zahlreiche ganz wichtige
             sind von den Lehrerinnen und Lehrern beantwortet             kritisch-konstruktive Rückmeldungen bekommen,
             worden, ein einmaliges Ergebnis!                             über persönliche Gespräche, über Mails, aber auch bei
             Die Fragebögen wurden in den ASM-Bezirken ausge-             den Bezirksversammlungen, die im November 2006
             wertet und stellten eine erste Grundlage für das Be-         abgehalten wurden, um das Berufsbild zu verabschie-
             rufsbild dar.                                                den.
             Ein zweiter wichtiger Schritt war der, dass der Katho-       Wir danken den vielen Lehrerinnen und Lehrern, die
             lische Südtiroler Lehrerbund (KSL, für die Grund-            zur Gestaltung dieses Berufsbildes beigetragen haben,
             schullehrer/innen) und die Berufschullehrer/innen in         wir danken den Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Be-
             die Arbeit am Berufsbild der Lehrerinnen und Lehrer          rufsbild“ und der Redaktionsgruppe „Berufsbild“ und
             mit einbezogen wurden.                                       wir danken ganz besonders Herrn Dr. Andreas Stoll,
                                                                          welcher uns mit großem Engagement die zwei Jahre
                                                                          über wissenschaftlich begleitet hat.

                                                                          Für den ASM              Für den KSL
                                                                          Dr. Martina Adami        Paul Peter Niederwolfsgruber

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bindliche Hinweise, wie die Schule und der Arbeits-
                Berufsbild                                                   platz der Lehrerinnen und Lehrer gestaltet werden
                oder Berufsleitbild ?                                        sollen.
                                                                             • Ein Berufsleitbild gibt Richtlinien für die Aus-
             Über den Beruf der Lehrerinnen und Lehrer gibt es in            übung des Lehrerberufs. Es stellt Ansprüche an die
             der Fachliteratur, in der öffentlichen Meinung und              Lehrerschaft und formuliert Wünsche, Empfeh-
             auch unter dem Lehrpersonal selbst eine Vielfalt von            lungen und Forderungen, nach denen Lehrerinnen
             Vorstellungen, die teilweise in Richtung Leitbild und           und Lehrer ihren Beruf ausüben sollen.
             teilweise in Richtung Berufsbild, meist aber ohne klare         • Ein Berufsleitbild ist zukunftsorientiert; es vermit-
             Unterscheidung formuliert werden. Die Ausdrücke                 telt Vorstellungen, wie der Lehrerberuf weiterent-
             Berufsbild und Berufsleitbild meinen begrifflich nicht          wickelt werden soll.
             dasselbe und sollten daher im Zusammenhang mit
             dem Lehrerberuf in ihrer unterschiedlichen Bedeutung          Berufsbild als Grundlage
             verwendet werden. Der wichtigste Unterschied zwi-             für ein Berufsleitbild
             schen beiden ist: Ein Berufsbild ist deskriptiv und ein         • Ein sachliches Bild von der gegenwärtigen Berufs-
             Berufsleitbild ist normativ.                                    situation und vom aktuellen Berufsverständnis der
                                                                             Lehrerinnen und Lehrer bildet die Grundlage, auf
             Berufsbild                                                      der künftig ein konsensfähiges und verbindliches
               • Das Berufsbild der Lehrerinnen und Lehrer ist               Leitbild für den Lehrerberuf entwickelt werden
               eine sachliche Beschreibung all dessen, was den               kann.
               Lehrerberuf kennzeichnet und was für die Aus-                 • Die Entwicklung eines konsensfähigen Berufsleit-
               übung dieses Berufes wesentlich und wichtig ist.              bildes ist ein Vorhaben, das die Zusammenarbeit
               • Es vermittelt ein möglichst objektives Bild, wie            zwischen den zuständigen politischen und adminis-
               die gegenwärtige Berufssituation von Lehrerinnen              trativen Instanzen einerseits und den Lehrervereini-
               und Lehrern gesehen und verstanden wird. Ein Be-              gungen und Gewerkschaften anderseits erforderlich
               rufsbild ist vor allem das Bild, das Lehrerinnen und          macht.
               Lehrer von ihrem eigenen Beruf haben, wie sie sich            • Mit der Formulierung eines realistischen Berufs-
               in ihrer Berufsarbeit selbst verstehen und wie sie            bildes leisten die Lehrerverbände eine unverzicht-
               von anderen verstanden werden wollen.                         bare Vorarbeit für die Entwicklung eines konsens-
               • Das Berufsbild gibt eine differenzierte Informa-            fähigen Berufsleitbildes.
               tion über die verschiedenen Aspekte des Berufs:
               Auftrag, Tätigkeiten und Aufgaben, fachliche und            Die beiden Lehrerverbände - ASM und KSL - halten
               menschliche Anforderungen, Rahmenbedingungen                es für sinnvoll, sich zunächst um ein klares Berufsbild
               und Erwartungen.                                            zu bemühen, sind aber bereit, darauf aufbauend ge-
                                                                           meinsam mit anderen Instanzen sich auch für die Er-
             Berufsleitbild                                                arbeitung eines Leitbildes einzusetzen. Mit der Erar-
               • Ein Leitbild des Lehrerberufs enthält Normen              beitung eines sachlich orientierten Berufsbildes wollen
               und Vorgaben, an denen sich das pädagogische,               sie zunächst zur Klärung des aktuellen Berufsverständ-
               bildungspolitische und gewerkschaftliche Handeln            nisses beitragen.
               für den Schulbereich orientieren soll. Es gibt ver-

                                                                       4

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Aufwertung des Lehrerberufes
                Wozu dient                                                   in der Öffentlichkeit
                ein Berufsbild?                                                 Ein Berufsbild soll und kann vor allem auch dazu
                                                                             beitragen, das Ansehen und die Attraktivität des
             Im Einzelnen sind für ein Lehrerberufsbild folgende             Lehrerberufs in der Öffentlichkeit zu stärken. Es soll
             Zielsetzungen besonders wichtig:                                und kann der Öffentlichkeit die Wichtigkeit und
                                                                             Komplexität des Lehrerberufs klarer bewusst machen,
             Klärung der beruflichen Identität                               indem es ihr differenziertere Vorstellungen davon ver-
                Ein Berufsbild soll Lehrerinnen und Lehrer dazu              mittelt, welche Vielfalt von Aufgaben, Tätigkeiten und
             anregen, sich kontinuierlich um ihr eigenes Berufsver-          Verantwortungen Lehrerinnen und Lehrer in ihrem
             ständnis zu kümmern, sich durch entsprechende Re-               Beruf wahrzunehmen haben. Durch solche Aussagen
             flexion der eigenen Berufspraxis ein klares berufliches         kann das Berufsbild einen wichtigen Beitrag zur Ent-
             Selbstbild zu erarbeiten, die eigene berufliche Identität       wicklung einer möglichst gerechten und realistischen
             zu vertiefen und das Gefühl der Zugehörigkeit zum               öffentlichen Meinung zum Lehrerberuf leisten. Durch
             Beruf zu stärken.                                               die Aufwertung des Lehrerberufs in der Öffentlichkeit
                                                                             werden die berufliche Motivation der Lehrerinnen und
             Stärkung der Professionalität                                   Lehrer und damit die Qualität ihrer beruflichen Arbeit
                Ein klares Berufsbild soll Lehrerinnen und Lehrern           gestärkt, und dadurch wird letztlich auch die Qualität
             stärker bewusst machen, dass ihre anspruchsvolle Ar-            der Schule und des Bildungssystems überhaupt nach-
             beit für heranwachsende Menschen und über sie für               haltig gesichert und gefördert.
             die Gesellschaft sehr wichtig ist. Dieses Wichtigkeits-
             erlebnis stärkt ihr Selbstwertgefühl, stärkt ihr Vertrau-       Orientierung für die Lehrerausbildung und
             en in die eigene Arbeit und bestärkt sie in ihrem Be-           Lehrerfortbildung
             mühen um die eigene Professionalität.                              Ein klar und differenziert formuliertes Berufsbild
                                                                             hilft auch, sich darüber zu verständigen, welche Anfor-
             Orientierung für die Evaluation                                 derungen an die Lehrerausbildung gestellt werden
             der eigenen Arbeit                                              müssen, damit die angehenden Lehrerinnen und Leh-
                Die Aussagen eines Berufsbildes sollen den Lehre-            rer auf die tatsächlichen Erfordernisse einer effizienten
             rinnen und Lehrern auch Aspekte aufzeigen, unter de-            Bildungsarbeit und auf die dafür erforderliche beruf-
             nen sie ihre Berufstätigkeit selbstbewusst und selbst-          liche Tätigkeit vorbereitet und ausgebildet werden.
             kritisch evaluieren, nach Verbesserungen suchen und             Auch für die Lehrerfortbildung soll das Berufsbild als
             dadurch ihr berufliches Selbstkonzept weiter entwi-             wichtige Orientierung dienen, damit die einzelnen
             ckeln können. Das Berufsbild dient somit der Selbst-            Angebote möglichst effizient auf die konkreten Erfor-
             evaluation, es kann aber auch Bezugspunkt für die               dernisse des Lehrerberufs abgestimmt und gestaltet
             schulinterne und schulexterne Evaluation sein.                  werden. Eine solche Orientierung soll vor allem auch
                                                                             die Lehrerinnen und Lehrer in ihrer Haltung bestär-
                                                                             ken, das kontinuierliche Weiterlernen im Beruf als
                                                                             selbstverständlichen Bestandteil ihrer beruflichen Tä-
                                                                             tigkeit zu erleben.

                                                                         5

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Orientierung für die Schul-
             und Bildungspolitik                                           Das Berufsbild der
                Klare Aussagen über den Beruf der Lehrerinnen              Lehrerinnen und Lehrer
             und Lehrer bilden auch eine wichtige Orientierungs-
             grundlage bei der Suche nach geeigneten politischen
             Maßnahmen. Die verstärkte Beachtung der Realität
             des Lehrerberufs wird Politiker und Schulverwalter
             veranlassen, ihre Maßnahmen und Entscheidungen
             eindeutig auf die zentralen pädagogischen Aufgaben
             des Lehrerberufs abzustimmen und Rahmenbedin-
             gungen zu schaffen, welche primär die Wirksamkeit
             der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern sichern und
             unterstützen. Lehrerinnen und Lehrer erwarten, dass
             die Politik es zu ihrem Anliegen macht, die Professio-
             nalität der Lehrerinnen und Lehrer gesellschaftlich
             aufzuwerten und deren Wirksamkeit zu optimieren,
             im Bewusstsein, dass die Qualität der beruflichen Ar-
             beit der Lehrerinnen und Lehrer eine wesentliche
             Grundlage für die Zukunft unserer Gesellschaft ist.

             Schutz vor unangemessenen Anforderungen
                Differenzierte Informationen über den Lehrerberuf
             sollen Eltern, Verwalter und Politiker auch dazu ver-
             anlassen, sich zu überlegen, was Lehrerinnen und Leh-
             rern unter den gegebenen Rahmenbedingungen zu-
             gemutet werden kann und was nicht, welche
             Anforderungen angemessen sind und welche nicht.
             Ein klares Berufsbild soll dazu beitragen, dass Lehre-
             rinnen und Lehrer vor unangemessenen Anforde-
             rungen geschützt werden, d. h. dass an sie keine For-
             derungen gestellt werden, für die sie nicht ausgebildet
             sind bzw. denen sie weder kraft- noch zeitmäßig ge-
             recht werden können.

                                                                       6

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A
                                                                            Einklang mit den demokratischen Grundwerten un-
                        Gesellschaftlicher                                  serer Gesellschaft finden können.
                        Bildungsauftrag                                     Vor diesem Hintergrund verstehen Lehrerinnen und
                                                                            Lehrer ihre Arbeit als gesellschaftlichen Auftrag, mit
                Lehrerinnen und Lehrer begleiten und                        folgenden grundsätzlichen Zielen:
                unterstützen Schülerinnen und Schüler in                    Kinder und Jugendliche zu befähigen,
                ihrer Entwicklung, damit sie befähigt                          • sich in einem sozialen Gefüge zurecht zu finden
                werden, sich in Gemeinschaft und Gesell-                       und daran aktiv mitzuwirken,
                schaft zurecht zu finden, Wissen und                           • das eigene Leben selbstständig und verantwor-
                Können weiter zu entwickeln und zu                             tungsbewusst zu gestalten,
                nutzen, das eigene Leben selbstständig                         • Wissen und Können weiter zu entwickeln und zu
                und verantwortungsbewusst zu gestalten                         nutzen.
                sowie am gesellschaftlichen Leben aktiv
                mitzuwirken.
                Lehrerinnen und Lehrer sehen diese
                Aufgabe als gesellschaftlichen Auftrag.

             Eine demokratische Gesellschaft funktioniert, wenn
             sie von einem Bewusstsein der Legalität und Toleranz
             geleitet wird und wenn innerhalb des bestehenden
             Pluralismus Grundwerte anerkannt werden.
             Das verlangt von den Bürgerinnen und Bürgern,
                • dass sie im Stande sind, ihre individuelle Kraft,
                ihre Kreativität, ihre Initiative lebensbejahend für
                sich und für andere einzubringen,
                • dass sie Kritikfähigkeit einsetzen können und fä-
                hig sind, für sich zu entscheiden und auszuwählen,
                • dass sie über Schlüsselqualifikationen verfügen
                und fähig sind, diese für ihre persönlichen, sozialen
                und erwerbsmäßigen Belange zu nutzen.
             Lehrerinnen und Lehrer helfen mit, die dafür erfor-
             derlichen Lernprozesse anzuregen, und begleiten diese.
             Sie unterstützen ihre Schülerinnen und Schüler beim
             Erwerb von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertig-
             keiten. Nur so können Heranwachsende befähigt wer-
             den, die Lebensmöglichkeiten, welche die Gesellschaft
             bietet, zu nutzen, aber auch bei der Sicherung bzw.
             Verbesserung der gesellschaftlichen Wirklichkeit pro-
             duktiv mitzuwirken. Lehrerinnen und Lehrer tragen
             auch dazu bei, dass Jugendliche ihren Lebensweg in

                                                                        7

ASM Broschüre.indd 7                                                                                                       23.01.2007 15:25:53 Uhr
B
                                                                          Lehrer einen doppelten Auftrag wahr: Einerseits erfül-
                        Tätigkeiten                                       len sie die in den Bildungszielen festgelegten Ansprü-
                        und Aufgaben                                      che der Gesellschaft und andererseits unterstützen sie
                                                                          Schülerinnen und Schüler darin, ihre individuellen
                Die Tätigkeiten und Aufgaben von Lehre-                   Fähigkeiten zu erkennen, zu entwickeln und zu nut-
                rinnen und Lehrern in der Schule sind                     zen.
                komplex und in ihrer Vielfalt für Außen-                  Zu einem effizienten Unterricht gehört das Anregen
                stehende nicht immer durchschaubar. Die                   und Fördern von eigenverantwortlichem Lernen, das
                Unterrichtsarbeit baut auf einer umfas-                   auch eine entsprechende Beratung notwendig macht,
                senden Planung, Vor- und Nachbereitung                    sowie die Unterstützung von fachübergreifendem, ver-
                des Unterrichts, auf regelmäßiger Über-                   netztem und kritischem Denken. Gleichzeitig ermög-
                prüfung (Hausarbeiten, Tests, Schular-                    lichen Lehrerinnen und Lehrer neben kognitiven auch
                beiten, Prüfungsgespräche, ...), Bewertung                soziale und wertbezogene Erfahrungen.
                und Dokumentation auf. Dadurch bekom-                     Zudem leisten Lehrerinnen und Lehrer über den cur-
                men Lehrerinnen und Lehrer wichtige                       ricularen Unterricht und die Fördermaßnahmen hin-
                Rückmeldungen über den Erfolg ihrer                       aus bei Aufsichten und unterrichtsbegleitenden Tätig-
                Arbeit. Daneben werden Erziehungsaufga-                   keiten (Lehrausgängen, Lehrfahrten, ...) wichtige päda-
                ben in der Schule immer bedeutender.                      gogisch-didaktische Arbeit.
                Eingebettet ist die Unterrichts- und Erzie-               Lehren und Erziehen sind untrennbare Aspekte der
                hungsarbeit in die aktive Mitgestaltung                   pädagogischen Arbeit. Lehrerinnen und Lehrer neh-
                der eigenen Schule als Ort des Lernens.                   men als wichtige Bezugspersonen erheblichen Einfluss
                All diese Tätigkeiten sind durch Fort- und                auf die Persönlichkeitsentwicklung der Heranwachsen-
                Weiterbildung begleitet.                                  den. Sie sind sich bewusst, dass sie durch ihre Persön-
                                                                          lichkeit und durch ihr Verhalten Schülerinnen und
             Das Arbeitsfeld von Lehrerinnen und Lehrern ist viel-        Schüler beeinflussen können. Sie wissen aber, dass
             fältig und komplex; es umfasst u. a. auch verschiedene       Heranwachsende auch durch andere Einflüsse inner-
             Bereiche, die für die Öffentlichkeit nicht unmittelbar       halb und außerhalb der Schule geprägt werden.
             sichtbar werden.                                             Schulische Erziehung erfolgt im Sinn und in Erfüllung
                                                                          des Lehrplans und der gesetzlich verankerten Rahmen-
             Unterricht und Erziehung                                     richtlinien. Die Erziehungsaufgaben von Lehrpersonen
                Das Aufgabenspektrum von Lehrerinnen und Leh-             finden ihre Grenzen zum einen im Erziehungsrecht
             rern wird wesentlich durch das Unterrichten und die          und in der Erziehungspflicht der Eltern, zum anderen
             Arbeit mit Schülerinnen und Schülern, durch die ge-          in den Situationen, welche die Hilfe entsprechend ge-
             zielte Planung, Organisation, Gestaltung und Reflexi-        schulter Fachkräfte notwendig machen. Lehrerinnen
             on von Lehr- und Lernprozessen geprägt. Nur so kön-          und Lehrer nehmen Probleme und Erfordernisse wahr,
             nen nachhaltige Lernprozesse auf professionelle Weise        vermitteln Kontakte zu zuständigen Dienststellen und
             angebahnt, begleitet und evaluiert werden.                   Fachleuten und arbeiten gegebenenfalls mit ihnen zu-
             Lehrerinnen und Lehrer kennen und respektieren die           sammen.
             geltenden Bildungsstandards und richten ihren Unter-
             richt danach aus. Dabei nehmen Lehrerinnen und

                                                                      8

ASM Broschüre.indd 8                                                                                                      23.01.2007 15:25:55 Uhr
Planung, Vorbereitung                                       Überprüfungen und Bewertungen
             und Nachbereitung des Unterrichts                              Lehrerinnen und Lehrer überprüfen, ob die Schüle-
                Planung, Vorbereitung und Nachbereitung des Un-          rinnen und Schüler die einzelnen Unterrichtsschritte
             terrichts umfassen den fachlichen, den didaktischen         verstehen und ob sie parallel dazu die entsprechenden
             sowie den methodischen Bereich und beinhalten die           Lernschritte vollziehen. Solche Beobachtungen und
             Auseinandersetzung mit Fachliteratur, Lehrplänen und        Überprüfungen werden kontinuierlich im Unterricht
             Lernhilfen. Dazu kommen die Beschaffung, Erstellung         mit vollzogen. Durch sie erhalten Lehrerinnen und
             und Auswertung von Arbeitsmaterialien der unter-            Lehrer laufend wertvolle Rückmeldungen zur Wirk-
             schiedlichsten Art und verschiedene Organisationstä-        samkeit ihrer Arbeit. Es handelt sich hier um die wich-
             tigkeiten.                                                  tigste Evaluation, die in der Schule stattfindet. Da-
             Bei der Planung und Vor- bzw. Nachbereitung des             durch helfen Lehrerinnen und Lehrer den Schülerinnen
             Unterrichts berücksichtigen Lehrerinnen und Lehrer          und Schülern auch, die eigene Leistungsfähigkeit und
             neben den Vorgaben des Lehrplans auch die soziale           Leistungsbereitschaft realistisch einzuschätzen und für
             und kulturelle Herkunft sowie die Lernvorausset-            die eigene Lernentwicklung zunehmend auch selbst
             zungen und Lernerfordernisse der Schülerinnen und           Verantwortung zu übernehmen.
             Schüler (Altersstufe, Klassengröße und dergleichen).        Neben der laufenden Beobachtung und Überprüfung
             Die Koordinierung und Leitung von Lernprozessen             der Arbeits- und Lernprozesse während des Unter-
             macht langfristige und kurzfristige Planung sowie die       richts müssen Lehrerinnen und Lehrer auch rechtlich
             Auswertung von mündlichen, schriftlichen und prak-          wirksame Bewertungen von Lernleistungen vorneh-
             tischen Schülerarbeiten notwendig.                          men. Dies hat auch einen pädagogischen Zweck: Jun-
             Absprachen und gemeinsame Planung im Team bzw.              ge Menschen erfahren hier, dass ihre Lernleistungen
             im Klassenrat und im Kollegium sind ebenso erforder-        auch eine gesellschaftliche Verpflichtung darstellen;
             lich wie der Einbezug von Informationen und Anre-           und indem sie diese Verpflichtung erfüllen, lernen sie,
             gungen von Seiten der Eltern. Lehrerinnen und Lehrer        auch in anderen Zusammenhängen Aufgaben verant-
             pflegen auch, im Einklang mit dem Schulprogramm,            wortungsbewusst auf sich zu nehmen. Zum Zweck der
             Kontakte zum kulturellen, sozialen und wirtschaft-          vorgeschriebenen Bewertungen führen Lehrerinnen
             lichen Umfeld der Schülerinnen und Schüler.                 und Lehrer verschiedene Formen von Beobachtungen
             Lehrerinnen und Lehrer ermöglichen den Schüle-              und Prüfungen durch. Ihre Vorbereitung, Gestaltung
             rinnen und Schülern, sich im vereinbarten Rahmen in         und Durchführung sowie die Auswertung und Bewer-
             die Planung und Auswertung des Unterrichts kon-             tung der festgestellten Leistungen verlangen von den
             struktiv einzubringen.                                      Lehrerinnen und Lehrern große Sorgfalt und stellen
             Lehrerinnen und Lehrer pflegen einen verantwor-             im Lehrerberuf eine besondere Belastung dar. Dies gilt
             tungsbewussten und kritischen Umgang mit den neu-           in besonderer Weise auch für die Vorbereitung und
             en Medien. Offenheit, Interesse am aktuellen Weltge-        Korrektur der verbindlich vorgeschriebenen Schular-
             schehen und die lebendige Auseinandersetzung mit            beiten.
             den Vorgängen in ihrem Umfeld sind für Lehrerinnen
             und Lehrer vorbereitender und nachbereitender Teil
             ihrer Unterrichtstätigkeit.

                                                                     9

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Mitwirkung am Schulleben                                       selbst und für zur Einsicht Berechtigte nachvollziehbar
                Lehrerinnen und Lehrer gestalten als Teil der Schu-         festhalten. Bei Beanstandungen können diese auch ge-
             le in gemeinsamer Verantwortung die Schule als Ort             richtlich überprüft werden.
             des Lernens. Als Fachleute für die schulische Bildung          Zur Dokumentation gehören Unterrichtspläne, Pro-
             leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Schulent-           jektbeschreibungen, Absenzen- und Notenregister,
             wicklung, und zwar in der Unterrichtsarbeit und in             Zeugnisse, Protokolle, Ansuchen, Begründungen, Be-
             der aktiven Mitgestaltung des Schullebens.                     richte, Meldungen, Kostenvoranschläge, u. a.. Diese
             In diesem Sinn arbeiten sie in verschiedenen Schulgre-         Tätigkeiten erfordern einen beträchtlichen Aufwand
             mien und Arbeitsgruppen mit. Diese Mitarbeit schließt          an Zeit und Mühe. Durch eine sorgfältige Wahrneh-
             neben der kollegialen Planungsarbeit auch die Vor-             mung der beruflich relevanten Verwaltungs- und Do-
             und Nachbereitung von Sitzungen mit ein. Lehre-                kumentationsaufgaben sichern Lehrerinnen und Leh-
             rinnen und Lehrer pflegen Kontakt mit der Schullei-            rer einen geordneten und transparenten Verlauf ihrer
             tung und arbeiten mit allen an der Schule Beschäftigten        eigenen Tätigkeit und tragen zum guten Funktionie-
             zusammen.                                                      ren des ganzen Schulbetriebes bei.
             Lehrerinnen und Lehrer können nach Vereinbarung
             und gegen entsprechende Honorierung im Rahmen                  Fortbildung
             persönlicher Kompetenzen und Interessen auch Son-                 Lehrerinnen und Lehrer haben das Recht und die
             deraufgaben übernehmen.                                        Pflicht sich fortzubilden. Sie bilden sich weiter, um
                                                                            ihre fachlichen, methodisch-didaktischen und persön-
             Zusammenarbeit mit Eltern und                                  lichen Kompetenzen weiter zu entwickeln. Lehre-
             Erziehungsberechtigten                                         rinnen und Lehrer nutzen die entsprechenden Ange-
                Lehrerinnen und Lehrer anerkennen das primäre               bote der Fortbildungsträger und pflegen kontinuierliche
             Erziehungsrecht sowie die primäre Erziehungspflicht            persönliche Weiterbildung.
             der Eltern und pflegen Kontakte mit dem Elternhaus
             im institutionellen Rahmen der Schule. Sie führen die
             Gespräche mit den Eltern auf der Grundlage der be-
             ruflichen Kompetenz und Einstellung, geben objektiv
             Auskunft über schulische Belange, sprechen mit den
             Eltern über die Persönlichkeitsentwicklung und die
             Lernfortschritte ihres Kindes und bieten auch entspre-
             chende Beratung und Zusammenarbeit an.

             Verwaltung und Dokumentation
                Lehrerinnen und Lehrer sind verpflichtet, ihre be-
             ruflichen Tätigkeiten gegenüber allen Schulpartnern
             sichtbar und überprüfbar zu machen. Zu diesem
             Zweck führen sie verschiedene Amtsschriften, in de-
             nen sie alle wichtigen Aspekte ihres Unterrichts, ihrer
             Bewertungen und Erziehungsmaßnahmen für sich

                                                                       10

ASM Broschüre.indd 10                                                                                                       23.01.2007 15:26:03 Uhr
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                                                                             Didaktisch-methodische Kompetenzen
                         Grundlegende                                           Lehrerinnen und Lehrer verfügen über ein breites
                         Kompetenzen                                         didaktisches Wissen, beherrschen verschiedene Metho-
                                                                             den, die sie dazu befähigen, Lernprozesse zu organisie-
                Die Ausübung des Lehrerberufs erfordert                      ren und Themen möglichst vielfältig aufzubereiten.
                unterschiedliche Kompetenzen, die erst                       Sie gestalten den Unterricht so, dass Schülerinnen und
                in ihrer Kombination für Unterricht und                      Schüler zu eigenständigem und selbstverantwortlichem
                Schule wirksam werden. Es sind dies im                       Lernen herangeführt werden.
                Einzelnen:                                                   Durch flexiblen Einsatz von Methoden versuchen Leh-
                • Fachkompetenzen,                                           rerinnen und Lehrer unterschiedlichen Lernsituati-
                • didaktisch-methodische Kompetenzen,                        onen, Lernvoraussetzungen und Lernerfordernissen
                • erzieherische Kompetenzen,                                 gerecht zu werden. Damit verbunden ist auch die Fä-
                • kommunikative und kooperative                              higkeit, die didaktisch-methodischen Vorgangsweisen
                   Kompetenzen.                                              auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen.
                Diese Kompetenzen werden auf der
                Grundlage einer gediegenen Allgemein-                        Erzieherische Kompetenzen
                bildung und einer beruflichen Ausbildung                        Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich für die Persön-
                erworben und durch kontinuierliche                           lichkeitsentwicklung ihrer Schüler und Schülerinnen
                Weiterentwicklung sowie durch persön-                        mit verantwortlich und sind sich bewusst, dass sie im
                liche Reflexion weiter entwickelt.                           Rahmen ihrer Unterrichtstätigkeit erzieherisch tätig
                                                                             sind. Sie fühlen sich verpflichtet, die Schüler und
             Die spezifische Professionalität von Lehrerinnen und            Schülerinnen an jene Verhaltensweisen heranzuführen,
             Lehrern ist vorwiegend in folgenden Kompetenzen be-             die Unterricht und Schulgemeinschaft gelingen lassen,
             gründet:                                                        und diese auch von ihnen einzufordern. Es kann hin-
                                                                             gegen nicht Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern
             Fachkompetenzen                                                 sein, Erziehungsdefizite, die im außerschulischen Be-
                Lehrerinnen und Lehrer verfügen über ein Fachwis-            reich entstehen, zu beheben.
             sen, das sie kontinuierlich erweitern und aktualisieren.        Lehrerinnen und Lehrer pflegen einen wertschät-
             Gemeint sind damit Fachkenntnisse, wissenschaftsthe-            zenden Umgang mit Schülerinnen und Schülern. Sie
             oretische Grundlagen und die Fähigkeit, sich mit wis-           begegnen allen mit gleicher Sorgfalt, vermeiden Dis-
             senschaftlichen Inhalten und Methoden kritisch aus-             kriminierungen und fördern die soziale Entwicklung
             einanderzusetzen. Dazu kommt eine vertiefte Kenntnis            der Kinder und Jugendlichen.
             der geltenden Fachlehrpläne.                                    Lehrerinnen und Lehrer können reflektiert urteilen
             Diese Kompetenzen befähigen Lehrerinnen und Leh-                und nehmen sich und andere in ihren Gefühlen und
             rer, Unterrichtsinhalte bildungswirksam zu gewichten,           Reaktionen differenziert wahr. Durch die offene Aus-
             zu strukturieren, zu vernetzen und für die Vermittlung          einandersetzung mit Verhaltensformen und deren Fol-
             aufzubereiten sowie entsprechende Lernprozesse in-              gen helfen sie den Schülerinnen und Schülern ihre
             haltlich zu lenken, zu begleiten und zu evaluieren.             Selbst- und Sozialkompetenz zu entwickeln, zu klären
                                                                             und zu stärken.

                                                                        11

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D
             Kommunikative und
             kooperative Kompetenzen                                                 Persönliche Haltungen
                Der Lehrerberuf als bildende und erzieherisch wirk-                  und Einstellungen
             same Tätigkeit baut auf konstruktiver zwischen-
             menschlicher Begegnung auf, auf Zusammenarbeit                  Lehrerinnen und Lehrern ist bewusst,
             und Gespräch. Lehrerinnen und Lehrer verfügen über              dass sie im Umgang mit Schülerinnen
             kommunikative und kooperative Kompetenzen und                   und Schülern mit ihrer ganzen Persönlich-
             sind dadurch im Stande, die Arbeit in der Schule ge-            keit in Anspruch genommen werden.
             meinsam zu verantworten: Lehrerinnen und Lehrer                 Das ist eine der größten Herausforde-
             suchen und pflegen Kontakt und aktiven Austausch                rungen in diesem Beruf. Freude an der
             mit Kolleginnen und Kollegen, mit Schülern und                  Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
             Schülerinnen und deren Eltern sowie mit der Schullei-           sowie psychische Belastbarkeit und
             tung, mit den Mitarbeiter/innen innerhalb der eigenen           Ausgewogenheit sind grundlegend für
             Schule und mit anderen schulrelevanten Partnern.                den Lehrerberuf. Dazu kommen die Be-
             Lehrerinnen und Lehrer stimmen ihre individuelle Tä-            reitschaft und die Notwendigkeit, das
             tigkeit und Verantwortung auf gemeinsam getroffene              eigene berufliche Tun vor dem Kontext
             Entscheidungen ab. Gelungene Zusammenarbeit ge-                 gesellschaftlicher, fachlicher und metho-
             schieht im Bewusstsein gemeinsamer Ziel-Verantwor-              discher Entwicklungen kontinuierlich zu
             tung und im Geist gegenseitiger Wertschätzung und               überprüfen. All diese Aufgaben sind sehr
             stärkt die Fähigkeit zur Teamarbeit, zur demokra-               anstrengend und erfordern entsprechende
             tischen Auseinandersetzung und zur angemessenen                 Ruhe- und Erholungspausen.
             Konfliktbewältigung.
                                                                           Lehrerinnen und Lehrer verstehen den Umgang mit
             All diese Kompetenzen sind miteinander verwoben               Schülerinnen und Schülern als den Kernbereich ihres
             und auf die Planung, Gestaltung und Überprüfung               Berufes und sind sich bewusst, dass sie in dieser Be-
             eines guten Unterrichts und eines lebendigen Schulle-         gegnung mit ihrer ganzen Persönlichkeit in Anspruch
             bens hin gerichtet.                                           genommen werden. Für das Gelingen dieser Bezie-
                                                                           hung verfügen Lehrerinnen und Lehrer grundsätzlich
                                                                           über eine bejahende Lebenseinstellung, über ein posi-
                                                                           tives Menschenbild und über entsprechende emotio-
                                                                           nale und motivationale Haltungen und Einstellungen.
                                                                           Diese schwingen in allen Tätigkeiten mit und bestim-
                                                                           men gemeinsam mit den Kompetenzen die Wirksam-
                                                                           keit ihres Tuns entscheidend mit.

                                                                           Freude an der Arbeit
                                                                           mit Kindern und Jugendlichen
                                                                              Lehrerinnen und Lehrern ist bewusst, dass ihr be-
                                                                           rufliches Tun vor allem personenzentriert ist: Glaub-
                                                                           würdigkeit und Professionalität im Umgang mit den

                                                                      12

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Heranwachsenden und besonders in der Gestaltung              Verantwortungsgefühl für die eigene Arbeit
             von Lernprozessen erwachsen aus der Freude an der            und für die Zusammenarbeit mit anderen
             Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Lehrerinnen                Lehrerinnen und Lehrer wissen um die Anforde-
             und Lehrer arbeiten gerne mit Jugendlichen und glau-         rungen ihres Berufsethos. Dazu gehören besonders
             ben an deren Erfolgsmöglichkeiten.                           Transparenz und Verschwiegenheit. Als Fachleute für
             Der Umgang der Lehrerinnen und Lehrer mit Schüle-            Lernen empfinden Lehrerinnen und Lehrer Verant-
             rinnen und Schülern beruht grundsätzlich einerseits          wortung für die eigene Arbeit und für die Zusammen-
             auf Gegenseitigkeit, ist aber andererseits auch durch        arbeit mit anderen. Das ist in einem Beruf, der weit-
             die Unterschiedlichkeit der Rollen geprägt.                  reichende Entscheidungs- und Handlungsfreiheit lässt
                                                                          und ein hohes Maß an Eigenverantwortung verlangt,
             Achtung und Wertschätzung                                    besonders wichtig. Lehrerinnen und Lehrer sind sich
             für sich und andere                                          gleichzeitig bewusst, dass direkte Einflussmöglich-
                Das Berufsfeld Schule ist ein Ort, an dem Schüle-         keiten der Lehrenden begrenzt sind und dass somit die
             rinnen und Schüler lernen, die eigene Person und die         Verantwortung für den Lernerfolg der Schülerinnen
             eigenen Gefühle, aber auch die Mitmenschen und de-           und Schüler nur teilweise bei der einzelnen Lehrper-
             ren Gefühle und Verhalten zu verstehen, zu respektie-        son liegt.
             ren und mit ihnen achtsam umzugehen. Lehrerinnen             Zudem begreifen Lehrerinnen und Lehrer ihre Arbeit
             und Lehrer ermöglichen dieses Lernen, indem sie in           sowohl als individuelle wie auch als gemeinschaftliche
             ihren Äußerungen und in ihrem Verhalten Offenheit,           Aufgabe und Leistung eines Kollegiums und der ge-
             Achtung und Wertschätzung für sich und für andere            samten Schulgemeinschaft. Sie wissen sich durch ge-
             zeigen.                                                      meinsame Verantwortung gefordert, aber auch getra-
             Lehrerinnen und Lehrer stehen Kindern und Jugend-            gen und gestützt.
             lichen und ihrem So-Sein grundsätzlich positiv gegen-
             über und sind überzeugt, dass die Arbeit mit ihnen           Psychische Belastbarkeit und
             sinnvoll, wertvoll und erfolgreich ist. Gelegentliche        Ausgewogenheit
             Misserfolge animieren sie zu Reflexion und zu Weiter-           Lehrerinnen und Lehrer wissen um die vielfältigen
             entwicklung.                                                 Belastungen in ihrem Beruf, aber auch um die Gren-
             Lehrerinnen und Lehrer sind Weggefährten und Be-             zen ihrer Belastbarkeit, versuchen Belastungen pro-
             gleiter von Lernenden und unterstützen diese auf ih-         fessionell anzugehen und haben die Fähigkeit - wo
             rem Weg in die Unabhängigkeit. Sie begegnen Schüle-          notwendig - Distanz zu halten, Kräfte zu sammeln
             rinnen und Schülern mit Wertschätzung, Vertrauen             und sie gezielt einzusetzen. Sie kultivieren ihre Emo-
             und Einfühlungsvermögen und lassen sich vom                  tionalität zum eigenen Nutzen und zum Nutzen ihrer
             Grundsatz leiten, die Gesprächspartner in ihrer Per-         Schülerinnen und Schüler. Lehrerinnen und Lehrer
             sönlichkeit nicht zu verletzen.                              bemühen sich Konfliktsituationen auszuhalten und
                                                                          ausgewogene Entscheidungen zu treffen.

                                                                          Bereitschaft und Fähigkeit
                                                                          zur Praxisreflexion
                                                                            Lehrerinnen und Lehrer sind reflektierende Prakti-
                                                                          ker. Planung, Ausführung, Evaluation, Reflexion und

                                                                     13

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E
             Selbstreflexion sind untrennbare Aspekte ihres Berufes
             und sind alle gleichermaßen wichtig.
             Lehrerinnen und Lehrer überprüfen kontinuierlich ihr                    Rahmenbedingungen
             eigenes berufliches Tun und gewinnen daraus wichtige
             Impulse für ihre weitere berufliche Entwicklung. Sie            Lehrerinnen und Lehrer brauchen für
             setzen sich mit neuen Anforderungen im gesellschaft-            ihren Beruf angemessene Rahmenbedin-
             lichen, fachlichen und methodischen Bereich ausein-             gungen. Dazu gehören berufliche Autono-
             ander und bewahren sich dadurch Offenheit für sinn-             mie, Möglichkeiten beruflicher Entwick-
             volle Veränderungen.                                            lung, Möglichkeiten zur Fort- und
                                                                             Weiterbildung und gut ausgestattete
             Interesse an aktuellen Entwicklungen                            Arbeitsräume in den Schulen.
             in Schule und Gesellschaft
                Es gehört zum beruflichen Selbstverständnis von            Damit Lehrerinnen und Lehrer die hohen Anforde-
             Lehrerinnen und Lehrern, sich über berufliche und             rungen an den Beruf erfüllen können, ist es notwen-
             gesellschaftspolitische Themen informiert zu halten           dig, dass die erforderlichen Rahmenbedingungen gesi-
             und sich professionell an diesbezüglichen Diskussi-           chert und kontinuierlich optimiert werden.
             onen und Entscheidungen zu beteiligen.
             Lehrerinnen und Lehrer nehmen Vorgaben der zu-                Berufliche Autonomie
             ständigen Schulbehörden grundsätzlich offen auf, prü-            Lehrerinnen und Lehrer haben für die Ausübung
             fen sie im Sinn der Autonomie und der Kompetenzen             ihres Berufes didaktisch-methodische Autonomie. Sie
             der einzelnen Schulen und setzen sie unter Berück-            üben diese Autonomie im Rahmen der staatlichen
             sichtigung der eigenen Lehrfreiheit und Professionali-        Verfassung sowie im Rahmen der geltenden gesetz-
             tät angemessen um.                                            lichen Bestimmungen aus, wobei den Lehrplänen bzw.
             Des Weiteren nehmen Lehrerinnen und Lehrer Im-                den Rahmenrichtlinien besondere Bedeutung zu-
             pulse und Forderungen aus dem gesellschaftlichen              kommt. Innerhalb dieser Vorgaben können Lehre-
             Umfeld wahr, prüfen sie auf ihre Sinnhaftigkeit in            rinnen und Lehrer Methoden, Schwerpunkte und
             Hinblick auf den Zweck von Schule und beziehen sie            Lehrmittel frei wählen und tragen für deren Wirksam-
             in ihre Entscheidungen und in ihre Arbeit ein.                keit Verantwortung. Dabei beachten sie Absprachen
                                                                           und Regelungen, die in den einzelnen Schulen getrof-
                                                                           fen werden. Lehrerinnen und Lehrer beteiligen sich an
                                                                           den Entscheidungen, die den Unterrichtsbetrieb und
                                                                           das Schulleben regeln.
                                                                           Die Autonomie im Lehrerberuf kommt auch dadurch
                                                                           zum Ausdruck, dass Lehrerinnen und Lehrer einen
                                                                           großen Teil ihrer beruflichen Arbeit zeitlich autonom
                                                                           gestalten und verwalten.

                                                                      14

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Berufliche Entwicklung                                           das Kollegium unterstützen sie dabei. Der Arbeitgeber
                Die Qualifizierung für den Lehrerberuf erfordert              trägt in vollem Umfang die Kosten für die Fortbil-
             eine lange Ausbildung und eine hohe Professionalität.            dung im Rahmen des Landesfortbildungsplanes und
             Die Lehrbefähigung wird über eine eigene Staatsprü-              der schulinternen Fortbildung.
             fung erreicht, garantiert den Eintritt in ein unbefriste-
             tes Dienstverhältnis, gewährt Sicherheit und Kontinu-            Arbeitsklima
             ität der Berufstätigkeit und ermöglicht eine langfristige           Die Arbeit von Lehrerinnen und Lehrern wird
             persönliche Lebensplanung sowie eine kontinuierliche             durch ein „förderliches“ Arbeitsklima spürbar er-
             berufliche Weiterentwicklung.                                    leichtert. Zu diesem Arbeitsklima trägt jeder Einzelne,
             Im Einvernehmen mit der Schulleitung und mit dem                 das Lehrerkollegium genauso wie die Schulleitung bei,
             Lehrerkollegium können Lehrerinnen und Lehrer zu-                die in Zusammenarbeit mit dem Lehrerkollegium das
             sätzliche Funktionen und Aufgaben im Schulbetrieb                Schulleben organisiert. Lehrerinnen und Lehrer brau-
             übernehmen. Außerdem haben sie die Möglichkeit,                  chen geeignete zeitliche und organisatorische Räume
             sich für besondere schulische Aufträge auf Bezirks-              für Kontakte, Absprachen, für die Konsensbildung
             und Landesebene zu bewerben. Unter der Vorausset-                und das Bearbeiten von Konflikten. Notwendig sind
             zung der erforderlichen Lehrbefähigung können sich               darüber hinaus die Solidarität des Kollegiums, Respekt
             Lehrerinnen und Lehrer von einer Schulstufe an eine              gegenüber der Arbeit der anderen, Diskretion und
             andere bzw. von einem Unterrichtsfach zu einem an-               Hilfsbereitschaft.
             deren versetzen lassen.                                          Das Wohlbefinden der Lehrerinnen und Lehrer und
                                                                              ihre Berufszufriedenheit hängen wesentlich von einem
             Fort- und Weiterbildung                                          solchen Arbeitsklima ab und sichern Motivation und
                Lehrerinnen und Lehrer verstehen sich als Lernende            Qualität.
             und bilden sich während der gesamten Dauer ihrer
             Berufsausübung im berufsspezifischen, allgemein- und             Evaluation
             persönlichkeitsbildenden Bereich fort.                              Lehrerinnen und Lehrer sind fähig, ihre Wirkungs-
             Sie nutzen dazu die institutionellen Angebote auf                möglichkeiten und den Einfluss der Rahmenbedin-
             Landes-, Bezirks- und Schulebene. Außerdem bilden                gungen realistisch einzuschätzen.
             sie sich eigenständig fort, indem sie sich mit Fachlite-         Lehrerinnen und Lehrer beteiligen sich im Rahmen
             ratur befassen, die verschiedensten Medien nutzen,               ihrer Kompetenzen an Evaluationsprozessen. Diese
             den lebendigen Austausch sowohl mit Berufskollegen               Prozesse betreffen die Überprüfung der eigenen beruf-
             als auch mit dem schulischen Umfeld pflegen, Bera-               lichen Tätigkeit sowie die Reflexion aller Bereiche
             tungs- und Begleitungsangebote wahrnehmen und                    (Rahmenbedingungen, Tätigkeiten, Ergebnisse) der
             auch ihre eigene Berufspraxis kontinuierlich reflektie-          eigenen Schule und des Gesamtsystems Schule.
             ren.                                                             Die Selbstevaluation der Lehrerinnen und Lehrer so-
             Der Arbeitsvertrag der Lehrerinnen und Lehrer ge-                wie der einzelnen Schulen wird durch eine entspre-
             währleistet das Recht auf Fortbildung und bietet Mög-            chende externe Evaluation unterstützt. Lehrerinnen
             lichkeiten die Angebote zu nutzen. Lehrerinnen und               und Lehrer erleben Evaluation dann als hilfreich, wenn
             Lehrer haben im Rahmen der Jahresarbeitszeit An-                 sie für alle Beteiligten transparent ist und im Sinn ei-
             spruch auf die dafür notwendigen Zeitressourcen, auch            ner informativen Bestandsaufnahme zur Sicherung der
             während der Unterrichtszeit; die Schulverwaltung und             Qualität der Arbeit in den Schulen erfolgt.

                                                                         15

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F
             Arbeitsräume und deren Ausstattung
                Die Arbeit von Lehrerinnen und Lehrern ist so ge-                        Berechtigte
             staltet, dass sie teilweise in der Schule und teilweise in                  Erwartungen
             den Privaträumen ausgeführt werden muss. Zu Hause
             werden vor allem die Vor- und Nachbereitung des                     Damit der Lehrerberuf auch in Zukunft
             Unterrichts, Korrekturarbeiten und andere unter-                    wirksam und attraktiv bleiben kann,
             richtsbezogene Tätigkeiten durchgeführt, für die in                 brauchen Lehrerinnen und Lehrer eine
             den Schulen häufig die räumlichen Voraussetzungen                   breite Unterstützung durch Öffentlichkeit
             bzw. Arbeitsplätze und die notwendigen Arbeitsgeräte                und Politik und wollen vor allem vor
             und Medien fehlen.                                                  pauschalen öffentlichen Vorwürfen und
             Die Arbeit in der Schule wird durch eine angemessene                Vorurteilen geschützt sein. Sie erwarten
             und schülergerechte mediale Ausstattung unterstützt.                sich auch größtmögliche Unterstützung
             Die schulischen Arbeitsräume (Klassenzimmer, Aus-                   von Seiten der Schulbehörden. Die Arbeit
             weichräume, Spezialräume, Erholungsräume) erfüllen                  von Lehrerinnen und Lehrern wird durch
             ihren Zweck dann, wenn sie den normativen, vor                      gegenseitigen kollegialen Respekt und die
             allem aber auch den zeitgemäßen didaktischen Erfor-                 verantwortungsbewusste Mitarbeit der
             dernissen entsprechen. Lehrerinnen und Lehrer sind                  Eltern und Erziehungsberechtigten we-
             Experten in der praktischen didaktischen Nutzung                    sentlich unterstützt. Lehrerinnen und
             der schulischen Räume. Deshalb ist es zweckmäßig,                   Lehrer erwarten sich unkomplizierten
             wenn sie auch in die Raumplanung und in die Frage                   Zugang zu kompetenten professionellen
             nach der Ausstattung der Räumlichkeiten einbezogen                  Hilfsangeboten, welche ihr Arbeitsfeld
             werden.                                                             ergänzen und auf die unterschiedlichsten
                                                                                 Bedürfnisse ausgerichtet sind.

                                                                               Damit der Lehrerberuf auch in Zukunft wirksam und
                                                                               attraktiv bleiben kann, halten Lehrerinnen und Lehrer
                                                                               folgende Voraussetzungen für unverzichtbar:

                                                                               Regelung der Arbeitszeiten
                                                                                  Die Jahresarbeitszeit der Lehrerinnen und Lehrer
                                                                               verteilt sich hauptsächlich auf folgende Bereiche:
                                                                                  • Unterricht, einschließlich Förderunterricht, unter-
                                                                                  richtsergänzende Tätigkeiten, Aufsichten, Begleit-
                                                                                  dienste und Einzelgespräche mit Schülerinnen und
                                                                                  Schülern außerhalb der Unterrichtszeit,
                                                                                  • unterrichtsbezogene Tätigkeiten: individuelle und
                                                                                  kollegiale Planung, Vor- und Nachbereitung des
                                                                                  Unterrichts, Korrekturen, Bewertungen und Doku-
                                                                                  mentationen samt den dafür erforderlichen Verwal-
                                                                                  tungstätigkeiten,

                                                                          16

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• kontinuierliche Zusammenarbeit mit Kollegen,               Einkommen
                Schulleitung, Eltern und Erziehungsberechtigten,                Der Lehrerberuf erfordert zwar eine weit höhere
                Schulverwaltung und außerschulischen Einrich-                Qualifikation als der Durchschnitt der Angestellten,
                tungen und Fachleuten (Berater/innen, Schulpsy-              das Einkommen aber ist dem nicht entsprechend.
                chologen, Behindertenbetreuer/innen, ...),                   Dieses steht auch in keinem angemessenen Verhältnis
                • Mitwirkung in verschiedenen Gremien und Ar-                zur zugemuteten Verantwortung.
                beitsgruppen der Schule,                                     In die berufliche Jahresarbeitszeit sind alle Tätigkeiten
                • Fortbildung und persönliches Studium sowie fort-           und Aufgaben einzubeziehen, die zum Lehrerberuf ge-
                laufende Information über schulrelevante Probleme            hören. Überstunden sollen die notwendige Ausnahme
                und gesellschaftliche Aktualitäten.                          bleiben und nicht zu einem Teil des Systems werden.
             Auch während der unterrichtsfreien Zeit erledigen
             Lehrerinnen und Lehrer Arbeiten für den Beruf, wie z.           Verantwortungsbewusste Mitarbeit
             B. Planung, Fortbildung, Korrekturen, Verwaltungsar-            der Eltern und Erziehungsberechtigten
             beiten. Während der Unterrichtswochen haben Lehre-                 Lehrerinnen und Lehrer rechnen damit, dass Eltern
             rinnen und Lehrer eine sehr hohe Arbeitsbelastung,              und Erziehungsberechtigte die schulische Arbeit mit
             welche die 38-Stunden-Woche im Durchschnitt weit                ihrem Wohlwollen begleiten und unterstützen. Sie er-
             überschreitet. Diese zeitliche Mehrbelastung muss               warten, dass Eltern und Erziehungsberechtigte den ge-
             durch entsprechende unterrichtsfreie Tage ausgegli-             sellschaftlichen Auftrag der Schule sowie die beruf-
             chen werden. Die Intensität der Unterrichtsarbeit er-           lichen Kompetenzen und Aufgaben der Lehrpersonen
             fordert zudem regelmäßige, in der Länge auch ange-              anerkennen.
             messene Unterrichtspausen.                                      Lehrerinnen und Lehrer anerkennen ihrerseits das pri-
             Eine zufrieden stellende Regelung der Arbeitszeiten             märe Erziehungsrecht der Eltern und sind sich be-
             für den Lehrerberuf steht zurzeit noch aus, obwohl v. a.        wusst, dass das Gelingen der familiären Erziehung die
             auch mit der Studie zur Arbeitsbelastung der Lehrper-           beste Hilfe für die Bildungsbemühungen der Schule
             sonen eindeutige diesbezügliche Daten vorliegen.                darstellt.

             Hilfen zur Bewältigung                                          Politische Rahmenbedingungen
             beruflich bedingter Schwierigkeiten                                Lehrerinnen und Lehrer betrachten die Arbeit mit
                Der Lehrerberuf stellt hohe Anforderungen, die un-           Schülerinnen und Schülern als ihre eigentliche und
             ter Umständen Lehrerinnen und Lehrer zeitweilig                 wesentliche Aufgabe. Sie erwarten, dass alle anderen
             überfordern können.                                             Tätigkeiten innerhalb eines Schulbetriebes so gestaltet
             Deshalb erwarten Lehrerinnen und Lehrer, dass sie               werden, dass sie die Wirksamkeit dieser Arbeit unter-
             Zugang zu kompetenten Hilfen erhalten. Das Ange-                stützen. In diesen Kontext gehören auch spezielle
             bot von professionellen Hilfen stellt neben einer gelin-        Unterstützungssysteme der Schule wie Schulamt, Päda-
             genden Teamarbeit eine wichtige Bedingung dar, da-              gogisches Institut und Universität (für die Lehre-
             mit beruflich bedingte bzw. verstärkte Belastungen              rinnen- und Lehrerausbildung) sowie die Abteilung 20
             bewältigt werden können.                                        der Autonomen Provinz Bozen - Südtirol/deutsche und
                                                                             ladinische Berufsbildung (für die Berufsschule). Lehre-
                                                                             rinnen und Lehrer erwarten, dass die Kompetenz-
                                                                             bereiche dieser Institutionen voneinander unterscheid-

                                                                        17

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bar sind und auf eine reflektierte Vernetzung von              Und zum Schluss
             Einzelschule und Schul-/Bildungssystem abzielen. An-              Dieses Berufsbild ist als eine Beschreibung aller der-
             dererseits sind diese Institutionen auch Garanten da-          zeitigen Tätigkeiten und Aufgaben im Lehrerberuf zu
             für, dass Lehrerinnen und Lehrer ihrer eigentlichen            verstehen. Es ist nicht als Verpflichtung, sondern als
             Arbeit ohne große Ablenkungen und Belastungen von              Orientierung gedacht. Viele der in diesem Berufsbild
             außen nachgehen können.                                        beschriebenen Tätigkeiten sind kollektivvertraglich
             Neuerungen und Änderungen im Schulsystem müssen                noch nicht geregelt. Trotzdem sehen wir es als not-
             sorgfältig vorbereitet werden, auf Nachhaltigkeit ab-          wendig an, unseren Beruf einer breiteren Öffentlich-
             zielen und im Einvernehmen mit den Beteiligten (di-            keit vorzustellen und gleichzeitig unser berufliches
             rekt vor Ort) behutsam umgesetzt werden. Lehre-                Selbstverständnis zu stärken.
             rinnen und Lehrer erwarten, dass sie in die Planung
             von schulischen Prozessen und Entwicklungen mit                Auch ist dieses Berufsbild als eine allgemeine Beschrei-
             einbezogen werden.                                             bung des Lehrerberufes gedacht. Bei kollektivver-
                                                                            traglichen Regelungen sollten unbedingt die unter-
             Unterstützung durch die Öffentlichkeit                         schiedlichen Anforderungen in den verschiedenen
             und Schutz vor pauschalen öffentlichen                         Schulstufen berücksichtigt und bei entsprechenden
             Vorwürfen                                                      Detailentscheidungen mit einbezogen werden.
                Lehrerinnen und Lehrer erwarten sich, dass die
             Komplexität ihres Berufes in der Öffentlichkeit wahr-
             genommen und anerkannt wird.
             Die Tatsache, dass jeder in unterschiedlichen Lebens-
             phasen Schule und Lehrpersonen erlebt hat, kann Bür-
             gerinnen und Bürger dazu verführen, schulische Pro-
             bleme aus einer rein subjektiven Sicht zu beurteilen.
             Lehrerinnen und Lehrer erwarten hingegen mit Nach-
             druck, dass sachlich und differenziert über Schule und
             Lehrpersonen diskutiert wird und dass sich alle öffent-
             lichkeitsbildenden Kräfte bemühen, die konkrete
             Wirklichkeit des Lehrerberufs sichtbar werden zu
             lassen.
             Das gesellschaftliche Ansehen ist die Voraussetzung,
             dass der Lehrerberuf auch in Zukunft für fähige junge
             Leute attraktiv bleibt.

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ASM                                  KSL
                         Arbeitskreis Südtiroler Mittel-,     Katholischer Südtiroler Lehrerbund
                         Ober- und Berufsschullehrer/innen

                         Dr.-Streiter-Gasse 20, 39100 Bozen   Schlernstraße 1, 39100 Bozen
                         Tel. 0471 976370                     Tel. 0471 978293
                         www.asm-ksl.it                       www.asm-ksl.it
                         asm@asm-ksl.it                       ksl@asm-ksl.it

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