Betreuung von HIV- und Hepatitis-B-Patienten in der Apotheke - Zentiva
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FORTBILDUNG Betreuung von HIV- und Hepatitis-B-Patienten in der Apotheke ZENTIVA Apotheken- Service INHALTSVERZEICHNIS Grundlagen zu den Erkrankungen: Hepatitis B • Übertragung • Symptome • Risikogruppen • Vorbeugung/Impfung • Vorkommen • Therapie HIV • Übertragung • Symptome • Risikogruppen • Vorbeugung/Impfung • Vorkommen • Therapie Wie kann die Apotheke HIV- und Hepatitis-B-Patienten unterstützen? • Tipps zur Therapietreue • Tipps für Reisen • Tipps für Hepatitis-B-Patienten, Informationen und Hilfe • Tipps für HIV-Patienten, Informationen und Hilfe • Tipps für drogenabhängige Hepatitis-B- und/oder HIV-Patienten • Tipps für Patienten mit Sprachbarrieren 3021 ZENTIVA Pharma GmbH, Linkstraße 2, D-10785 Berlin, www.zentiva.de
FORTBILDUNG Betreuung von HIV- und Hepatitis-B-Patienten in der Apotheke Zum Kundenstamm Ihrer Apotheke gehören wahrschein- Bei Vorliegen einer Hepatitis-B-Infektion kann es zu einer Si- lich auch Patienten mit Infektionskrankheiten wie Hepatitis multaninfektion mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) kommen. oder HIV. Aufgrund der Übertragungswege dieser Erkran- Das HDV kann nur dann infektiöse Viruspartikel bilden, kungen gehören diese Patienten häufig besonderen Per- wenn es seine HBsAg-haltige Hülle durch Replikation in der sonengruppen an. So sind z. B. Drogenabhängige stärker mit HBV koinfizierten Leberzelle erhält. Hepatitis D tritt somit gefährdet und häufiger betroffen als die Durchschnittsbe- stets zusammen mit Hepatitis B auf und führt in 70 bis 90 % völkerung. Auch Patienten mit Migrationshintergrund, die der Fälle zu schweren chronischen Verläufen. Die Übertra- aus Ländern mit hohem Infektionsrisiko stammen, könnten gungswege sind mit denen des HBV identisch. zu Ihren Kunden gehören. Hier stellen vor allem Sprachbar- Als Blutkonserven noch nicht auf Erreger getestet wurden, rieren bei der Beratung eine Herausforderung dar. waren Bluttransfusionen eine bedeutende Infektionsquelle Zentiva hat in Zusammenarbeit mit DAP eine kurze Fortbil- der Hepatitis C. Heute ist der Übertragungsweg bei Neuin- dung zu Krankheitsbild, Epidemiologie und Therapie der fizierten nur teilweise bekannt. Vor allem Drogenabhängige Infektionskrankheiten Hepatitis B und HIV für Sie entwickelt. sind durch den gemeinsamen Gebrauch von Nadeln be- Die Fortbildung enthält darüber hinaus Tipps für das Patien- sonders gefährdet. tengespräch, z. B. wie die Therapietreue der Patienten unter- In dieser Fortbildung soll vor allem die Hepatitis-B-Erkran- stützt bzw. verbessert werden kann und eine nach Themen kung im Vordergrund stehen, weswegen sich die folgenden sortierte Liste mit Web-Adressen, unter denen Patienten Angaben zu Symptomen, Begleiterscheinungen, Therapie- Rat und Unterstützung erhalten. Erfahren Sie außerdem wo optionen, Impfungen, besonders gefährdeten Patienten- Sie und Ihre Patienten Informationen zu Wechselwirkungen gruppen und Ländern mit hohem Infektionsrisiko ausschließ- zwischen der jeweiligen antiviralen Medikation und ande- lich auf diese Hepatitisform beziehen. ren Substanzen sowie nützliche Datenbanken zur schnellen Übersetzung und Kommunikation bei Sprachbarrieren fin- den können. Symptome der Hepatitis B Nach einer Inkubationszeit von durchschnittlich 60 bis 120 Grundlagen zu den Erkrankungen: Hepatitis B Tagen beginnt die Erkrankung schleichend. Die akute He- patitis B beginnt mit unspezifischen Symptomen wie Appe- Der Begriff Hepatitis umfasst zunächst alle Erkrankungen, titlosigkeit, Gelenkschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit, Erbre- die mit einer Leberentzündung einhergehen. Auslöser für chen und Fieber. Drei bis zehn Tage später beginnt ggf. die eine solche Entzündung können Viren, Bakterien oder Pa- ikterische Phase (Ikterus = durch erhöhte Bilirubin-Konzen- rasiten, aber auch Alkohol, Gifte oder Medikamente wie trationen verursachte Gelbfärbung der Augen, der Haut Paracetamol, Methyldopa und Captopril sein. Die größte und der Schleimhäute, Dunkelfärbung des Urins). Der Ikte- Bedeutung haben neben der ethanolinduzierten Hepatitis rus erreicht seinen Höhepunkt nach ein bis zwei Wochen die durch Viren ausgelösten Hepatitiden (Hepatitis A–E, je und blasst innerhalb von zwei bis vier Wochen wieder ab. nach vorliegendem Virustyp). Die Hepatitis B kann im ersten halben Jahr folgenlos von selbst ausheilen, aber auch chronisch werden. Von einer Übertragung chronischen Erkrankung spricht man, wenn HBsAg im Se- Die Hepatitisviren A, C, D und E sind RNA-Viren, Hepatitis B rum länger als 6 Monate nachweisbar bleibt. Eine über- wird hingegen durch DNA-Viren verursacht. Auch die Über- standene Hepatitis-B-Infektion führt gewöhnlich zu einer tragungswege unterscheiden sich. So werden die Hepati- lebenslangen Immunität. tisviren A und E durch mit Fäkalien verunreinigtes Wasser Bei Erwachsenen heilt Hepatitis B im ersten halben Jahr oder durch verseuchte Nahrungsmittel wie Muscheln, Ge- in über 90 % der Fälle von selbst aus. Kinder, Senioren und müse oder Salate auf dem fäkal-oralen Weg übertragen. chronisch Kranke mit geschwächtem Immunsystem (z. B. Hepatitis B (früher auch Serumhepatitis) wird auf dem Blut- HIV-Patienten oder Organtransplantierte) entwickeln da- weg, sexuell oder perinatal – also vor oder während der gegen häufiger eine chronische Hepatitis B. Bei Säuglingen Geburt – übertragen. Man spricht auch von einer paren- verläuft eine akute Infektion in 90 % der Fälle chronisch. teralen Übertragung der Hepatitis-B-Viren (HBV). Klassische Die Verlaufsformen der chronischen Hepatitis B sind unter- Übertragungswege sind z. B. Transfusionen mit infiziertem schiedlich, sie können jedoch in extremen Fällen nach eini- Blut, Gebrauch kontaminierter Infusionsnadeln, beim Pier- gen Jahren oder Jahrzehnten zu Zirrhose und/oder Leber- cen und Tätowieren, bei sexuellem Kontakt durch infizier- krebs führen. ten Speichel, Sperma oder Vaginalsekret. 2
FORTBILDUNG Betreuung von HIV- und Hepatitis-B-Patienten in der Apotheke Risikogruppen für Hepatitis B Beispiele für Handelsnamen von Hepatitis-B-Impfstoffen sind auf den Seiten des Paul Ehrlich Instituts zu finden: • Medizinisches Personal (Hepatitis B zählt zu den häufigsten Berufserkrankungen) https://www.pei.de/DE/arzneimittel/impfstoff-impfstoffe- fuer-den-menschen/hepatitis-b/hepatitis-b-alle-table. • Insassen von Justizvollzugsanstalten html;jsessionid=F46FBFE293BAAB7538244323DABE0417.1_ • Homosexuelle Männer bzw. Männer, die Sex mit cid319?nn=3252230 Männern haben, und/oder Personen mit häufig wechselnden Sexualkontakten Vorkommen Hepatitis B, • Aktive oder frühere Anwender intravenös verabreich- Länder mit hohem Infektionsrisiko ter Drogen Durch die weltweite Verbreitung stellt die Hepatitis B eine • Dialysepatienten der häufigsten Infektionskrankheiten dar. Allerdings gibt es regionale Unterschiede. Nach Aussage der Weltgesund- • HIV-Infizierte heitsorganisation (WHO) werden die meisten Erkrankungen • Kinder von Hepatitis-B-infizierten Müttern. Diese sind in Afrika südlich der Sahara und in Ost-Asien verzeichnet. besonders für einen chronischen Verlauf gefährdet. Hohe Erkrankungsraten der chronischen Hepatitis B finden Die Mutterschaftsrichtlinien schreiben daher heute sich auch in der Amazonasregion (Südamerika) und in den eine Testung auf das Virus gesetzlich vor. südlichen Gebieten von Ost- und Zentraleuropa. Annah- men zufolge sind im Mittleren Osten sowie in Indien rund 2–5 % der Bevölkerung chronisch infiziert. In Westeuropa Vorbeugung/Impfung und Nordamerika hingegen wird der Teil der chronisch in- fizierten Bevölkerung auf weniger als 1 % geschätzt. Seit 1982 steht ein hochwirksamer Impfstoff zur Vorbeugung der Hepatitis-B-Infektion zur Verfügung. Nach STIKO-Emp- Laut Schätzungen der WHO haben ca. 2 Milliarden Men- fehlung sollen folgende Personengruppen geimpft werden schen schon einmal eine Hepatitis-B-Infektion durchge- (Ständige Impfkommission, www.stiko.de): macht oder durchlaufen gerade eine Infektion. Rund 257 Millionen Menschen leben chronisch mit dem Hepa- • Säuglinge und Kleinkinder bzw. noch nicht geimpfte titis-B-Virus. Jährlich versterben ca. 780.000 Menschen an Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 17. den Folgen einer akuten oder chronischen Hepatitis-B-In- Lebensjahr fektion. In Deutschland schätzt man die Zahl der HBV-In- fizierten auf etwa 300.000. • Erwachsene, die bestimmten Risikogruppen ange- hören, z. B. medizinisches Personal (möglichst schon vor der Ausbildung) Rate chronischer HBV-Infektionen • Patienten mit chronischen Nieren- und Lebererkran- kungen, HIV-Infizierte und Personen vor Organtrans- plantationen • Familienangehörige und Lebenspartner von Patienten mit aktiver Hepatitis B • Ggf. Reisende (im Einzelfall abzuklären) Auch Menschen mit HIV sollten sich gegen Hepatitis B imp- fen lassen. Bei ihnen kommt die Hepatitis B häufiger vor als im Bevölkerungsdurchschnitt und es entwickelt sich häufi- ger ein chronischer Verlauf. n hoch n mäßig n niedrig MERKE: } Das } Das HBV ist ca. 100-mal infektiöser als das HIV! Quelle: http://deutsch.medscape.com/artikel/4900682#2, zuletzt aufgerufen am 25.03.2019 3
FORTBILDUNG Betreuung von HIV- und Hepatitis-B-Patienten in der Apotheke Therapie Übertragung Da bei erwachsenen Patienten die Selbstheilungsrate be- Die Infektiosität der HI-Viren ist relativ gering. Übertragen sonders hoch ist (95–99 % der Fälle), wird im akuten Stadium werden sie vor allem durch ungeschützten Sexualkontakt keine antivirale Therapie empfohlen. Hier werden lediglich oder über den Blutweg, z. B. durch kontaminierte Kanülen die Symptome behandelt. Eine Ausnahme sind Patienten und Spritzen bei Drogenkonsumenten. Auch eine Mut- mit einem schweren Verlauf, bei denen ein Leberversagen ter-Kind-Übertragung ist intrauterin, während der Geburt droht. Hier sollte die Viruslast durch eine möglichst früh- oder durch Stillen möglich. Die Infektionsgefahr bei Blut- zeitige Gabe eines Virustatikums, z. B. Lamivudin, gesenkt transfusionen ist in Deutschland aufgrund routinemäßig werden. Für die Behandlung der chronischen Hepatitis B angewandter Testverfahren hingegen sehr gering. Jeder stehen zwei Medikamentenklassen zur Verfügung: Infizierte ist lebenslang potenziell ansteckungsfähig. Die An- steckungsfähigkeit ist in den ersten Wochen nach der Infek- 1. Pegyliertes Interferon (Peginterferon α): Immunthera- tion, bevor sich körpereigene Abwehrstoffe und spezifische peutika, die das Immunsystem anregen, gegen das Abwehrzellen gebildet haben, besonders hoch. Virus anzukämpfen (Injektionen) 2. Nukleosid- bzw. Nukleotidanaloga: antivirale Mittel, die Symptome der HIV-Infektion / AIDS-Erkrankung die Vermehrung des Virus verhindern (Tabletten), z. B. Lamivudin, Entecavir, Adefovirdipivoxil Der Verlauf einer HIV-Infektion wird in vier Stadien unter- teilt, deren Symptome jeweils unterschiedlich ausfallen: Übersicht zur Therapieindikation bei einer Hepatitis B Ca. drei bis sechs Wochen nach einer Infektion mit dem Eingeschränkte Leberfunktion: Verlängerte Prothrombinzeit (Quick-Wert < 50 %) Virus kommt es zu grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Ja Therapie Nachtschweiß, Lymphknotenschwellung sowie gelegent- Eingeschränkte lich Gelenk- und Muskelschwäche. Diese akute Phase, HBsAG-positiv Akute Hepatitis B? Ja Leberfunktion? Nein Nein Keine Therapie auch Primärinfektion genannt, wird häufig als Grippe mis- Chronische interpretiert. Hepatitis B Im Anschluss an diese Akutphase folgt die Latenzphase, ein Nein Leberzirrhose? Ja Zeitraum ohne Symptome, der mehrere Jahre andauern kann. Das Virus vermehrt sich jedoch in dieser Zeit und die HBV-DNA > 2000 IU/ml? HBV-DNA positiv? T-Helferzellenanzahl (verantwortlich für die zelluläre Immun- Nein Ja Ja Nein antwort) sinkt. Das Immunsystem wird dadurch kontinuier- lich geschwächt. Keine Therapie ALT wiederholt Keine Therapie Therapie- Monitoring alle erhöht oder Ja indikation Monitoring alle So kommt es schließlich zum dritten Stadium, der sympto- 6–12 Monate Histolgie > A1/F1? 3–6 Monate matischen HIV-Infektion, in dem vermehrt Infektionskrank- Nein Nein heiten und generalisierte Lymphknotenschwellungen auf- Extrahepatitische Manifestationen treten. Auch Pilzerkrankungen häufen sich. Unbehandelt Ja oder HCC-Risiko geht dieses Stadium in die vierte Phase, das Vollbild der HIV-Infektion, die AIDS-Erkrankung über. Ohne Behandlung Aus: S3-Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-B-Virusinfektion, AWMF-Register- Nr.: 021/011 (Prophylaxis, Diagnosis and Therapy of Hepatitis B Virus Infection-The German Guideline) verläuft die AIDS-Erkrankung tödlich. Aufgrund der Schwä- chung des Immunsystems kommt es immer wieder zu schweren opportunistischen Infektionen. Vor allem treten in diesem letzten Stadium gehäuft Herpeserkrankungen, Grundlagen zu den Erkrankungen: Pneumonien, Toxoplasmose, Candidainfektionen, Zytome- HIV (humanes Immundefizienz-Virus) galien, Hepatitis und Lymphome auf. Das HI-Virus gehört zur Gattung der Lentiviren innerhalb der Familie der Retroviren, welches eine Immunschwäche ver- Risikogruppen ursacht, die im Spätstadium zu AIDS (Acquired Immune De- ficiency Syndrome) führt. Bekannt sind HIV 1 mit den Typen Zu den Hauptrisikogruppen gehören Homo- und Transsexuel- M (Major), N (New) und O (Outlies) sowie das HIV 2, das im le, Drogenabhängige, Prostituierte und Gefängnisinsassen. Wesentlichen in Westafrika endemisch ist und eine gerin- Die 73.100 HIV-Infektionen, die in Deutschland oder von gere Pathogenität aufweist. HIV 1 Typ M ist weltweit für die Menschen deutscher Herkunft im Ausland erworben wur- meisten Infektionen verantwortlich. den, gehen zu ca. 72,5 % auf Männer mit gleichgeschlecht- 4
FORTBILDUNG Betreuung von HIV- und Hepatitis-B-Patienten in der Apotheke lichen Sexualkontakten und zu ca. 14,9 % auf Frauen (10,0 %) zeigt werden, dass eine PrEP bei HIV-negativen Personen und Männer (4,8 %) zurück, die sich über heterosexuelle das relative Risiko einer Ansteckung um 86 % reduziert, bei Kontakte infiziert haben. Bei etwa 10,8 % aller HIV-Infizierten zuverlässiger Adhärenz sogar um 99 %. Mit der Verabschie- handelt es sich um Menschen, die intravenös Drogen kon- dung des TSVG, das zum 01.05.2019 in Kraft tritt, werden sumieren oder konsumiert haben. Arzneimittel zur PrEP erstattungsfähig. Wer zum Kreis der Anspruchsberechtigten zählt, soll durch den GKV-Spitzen- verband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Vorbeugung/Impfung bestimmt werden. Die WHO-Guidelines zur PrEP nennen Auch wenn weltweit nach einem Impfstoff geforscht wird, u. a. Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualpartnern, steht ein solcher zurzeit noch nicht zur Verfügung. Für Per- Transgender-Frauen aber auch heterosexuelle Männer sonen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko besteht jedoch die und Frauen, die Sexualpartner mit nicht diagnostizierter Möglichkeit, eine Präexpositionsprophylaxe (PrEP) mit der oder nicht behandelter HIV-Infektion haben, als besonders täglichen Einnahme einer Wirkstoffkombination aus Emtri- gefährdete Personen. citabin und Tenofovir durchzuführen. In Studien konnte ge- Erstmaßnahmen nach HIV-Exposition Stichverletzung mit Blutspritzer Vaginal- oder Gemeinsamer Gebrauch Blut/Sperma Stich-/Schnittverletzung Sperma im Mund altem Blut (z. B. Kanüle oder Sperma Analverkehr ohne von Spritzenbesteck auf der Haut mit frischem Blut im Sandkasten) im Auge Kondom beim Drogenkonsum Ausspucken! Vaginal- oder Anal- Bluten lassen Falls Ejakulat tief im spülung wird nicht emp- Nicht quetschen! Rachen: Schlucken fohlen (fehlende Daten) Mundhöhle 5 x kurz Penis: Ausspülen mit (je 15 Sec.) mit Wasser Waschen mit Wasser und Seife Vorhaut und Eichel Leitungswasser spülen unter fließendem Wasser mit Seife waschen. Berufsunfall? Keinen Druck ausüben! Meldung beim Durchgangsarzt / der Berufsgenossenschaft Urinieren! PEP-Indikation durch Arzt/Ärztin klären, HIV Test Keine HIV-PEP-Indikation Optimaler Start der PEP innerhalb 2 h, gut innerhalb 24 h, max. 72 h Besteht Schutz gegen Hepatitis-B? Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Test, ggf. Impfung ggf. Hepatitis-B-Impfung Quelle: DAP in Anlehnung an Quelle 9 Vorkommen Kennzahlen zur weltweiten Verbreitung von AIDS/HIV-Infektionen in den Jahren 2011 bis 2017 (in Millionen) Alle Länder in Subsahara-Afrika, große Teile der Karibik und einige Länder in Südostasien zählen zu den sogenannten 50 Hochprävalenzregionen, in denen mehr als 1 % der erwach- 40 senen Bevölkerung infiziert ist. Im südlichen Afrika werden 34 36,9 36,9 Angaben in Millionen Prävalenzen bis zu 40 % in der erwachsenen Bevölkerung 30 erreicht. 21,7 20 14 10 8 2,5 1,9 1,8 1,7 1,2 0,94 0 HIV-Infizierte insgesamt Infizierte in HIV-Therapie HIV-Neuinfektionen HIV-Tote n 2011 n 2014 n 2017 Quelle: DAP in Anlehnung an Quelle 10 5
FORTBILDUNG Betreuung von HIV- und Hepatitis-B-Patienten in der Apotheke Therapie } Achten Sie auf Diskretion: Damit diese Patientengruppe sich in der Apotheke wohlfühlt, ist ein besonders diskre- HIV-Infektionen werden mit antiviralen Substanzen behan- ter Umgang wichtig. Nutzen Sie z. B. eine Beratungsecke delt, die sich in fünf Gruppen, je nach Wirkansatz/Angriffs- in der Offizin, geben Sie eine dunkle Tüte für die Medika- punkt unterscheiden: tion mit etc. • Nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI), z. B. Lamivudin, Entecavir, Emtricitabin Tipps für Reisen • Nukleotid-analoge Reverse-Transkriptase-Inhibitoren } Bei Reisen sollte eine für die Reisezeit ausreichende Me- (NTRTI), z. B. Tenofovir dikation mitgeführt werden. Der Bedarf für ein bis zwei Tage sollte bei einer Flugreise im Handgepäck mitge- • Nicht nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren führt werden falls ein Koffer verlorengeht. (NNRTI), z. B. Nevirapin, Efavirenz, Etravirin, Rilpivirin } HIV-positive Patienten dürfen nicht in alle Länder ein- • Proteaseinhibitoren (PI), z. B. Atazanavir, Darunavir, reisen. Wird die HIV-Infektion bekannt, kann es zu Prob- Fosamprenavir, Lopinavir lemen oder sogar zur Abschiebung kommen. Benötigt • Entryinhibitoren (CCR5-Antagonisten, Fusionshemmer), man ein Visum für eine mehrfache Einreise oder einen z. B. Maraviroc längeren Aufenthalt, wird mitunter ein HIV-Test verlangt. Unterstützen Sie Ihre Patienten bei der Reiseplanung, • Integraseinhibitoren (INI), z. B. Raltegravir z. B. mit einer Recherche auf www.hivtravel.org. Diese Häufig werden diese antiviralen Mittel in Kombinationen ein- englischsprachige Website informiert über die Bestim- gesetzt, beispielsweise: mungen aller Länder weltweit. } Die Deutsche AIDS-Stiftung bietet eine deutschsprachi- • Emtricitabine + Tenofovir ge Broschüre zu den Einreise- und Aufenthaltsbestim- • Efavirenz + Emtricitabine + Tenofovir mungen für Menschen mit HIV an: www.iasociety.org/ Web/WebContent/File/DAH_Schnellfinder_2016.pdf Wie kann die Apotheke HIV- und Tipps für Hepatitis-B-Patienten, Informationen und Hilfe Hepatitis-B-Patienten unterstützen? Eine Liste der deutschlandweiten Selbsthilfegruppen findet man z. B. auf den folgenden Seiten: Tipps zur Therapietreue } Deutsche Leberhilfe: https://www.leberhilfe.org/selbst- Patienten sollten die Einnahme ihrer HIV-/Hepatitis-Medika- hilfegruppen/ mente möglichst ihren persönlichen Lebensumständen und ihrem Tagesrhythmus anpassen, um so eine regelmäßige } Deutsche Leberstiftung: https://www.deutsche-leberstif- und konsequente Einnahme zu gewährleisten. tung.de/service/betroffene-und-angehoerige/liste- der-assoziierten/ (Rubrik: Assoziierte Selbsthilfegruppe) } Empfehlen Sie Ihren Patienten eine Tablettenbox für 7 Tage; so sehen sie auf den ersten Blick, falls eine Einnah- me vergessen wurde (z. B. Anabox, Medi7). Tipps für HIV-Patienten, Informationen und Hilfe } Tabletten sollten immer zum gleichen Zeitpunkt eingenom- } Für die meisten Menschen ist die Diagnose HIV erst ein- men und in den Tagesablauf integriert werden, z. B. nach mal ein Schock. Dennoch sollten Betroffene sich nicht dem Aufstehen, vor dem Zähneputzen, zum Abendessen. verkriechen, sondern Gespräche mit anderen Betroffe- nen suchen. Das Projekt „Sprungbrett – Starthilfe fürs Le- } Geben Sie Ihren Patienten einen Erinnerungszettel mit, ben mit HIV“ bietet die Vermittlung sogenannter Buddys: der einen Hinweis darauf enthält wann eine neue Ver- https://buddy.hiv/de ordnung vom Arzt benötigt wird. } HIV- und AIDS-Basiswissen per YouTube: Fünf leicht } Weisen Sie Patienten auf die unbedingt erforderliche verständliche Videos mit grundlegenden Infos zu HIV Therapietreue hin, ggf. schriftlich: „Bitte ändern oder und AIDS bietet die Deutsche AIDS-Hilfe unter: https:// unterbrechen Sie nicht eigenmächtig Ihre Therapie, www.youtube.com/playlist?list=PLuH6iwplsOSJ9DV- sondern sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin K67KSqZk5ZeWvh7A0P darüber.“ 6
FORTBILDUNG Betreuung von HIV- und Hepatitis-B-Patienten in der Apotheke } Kontakte zu zahlreichen Selbsthilfegruppen verlinkt } Online-Wörterbuch: ebenfalls die Deutsche AIDS-Hilfe: https://www.aidshilfe. Der Langenscheidt-Verlag stellt seine Online-Wörter- de/hiv-selbsthilfegruppen bücher, darunter auch Arabisch und Türkisch, kostenlos zur Verfügung. Begriffe für Krankheitsbilder und Körper- Hier gibt es nicht nur Gruppen für Betroffene, sondern auch teile lassen sich erklären, indem man z. B. auf die Schrift für deren Angehörige sowie für spezielle Gruppen wie jun- deutet. https://de.langenscheidt.com/ ge HIV-Positive, Frauen, Drogenabhängige und ehemals Abhängige, heterosexuelle HIV-Positive etc. Außerdem } Google-Translator: finden sich hier Termine zu bundesweiten Positiventreffen. In der Desktop-Version funktioniert er ähnlich wie ein Online-Wörterbuch. Allerdings können hier auch ganze Tipps für drogenabhängige Hepatitis-B- und/oder Sätze (wenn auch nicht immer ganz perfekt) übersetzt HIV-Patienten und das Ergebnis abgespielt und angehört werden. In der App-Version (kostenlos für iOS und Android) gibt es } Wechselwirkungen zwischen Drogen und HIV- auch eine Spracheingabe. https://translate.google. Medikamenten: com/?hl=de Die Deutsche AIDS-Hilfe bietet unter https://www.hiv- drogen.de/drogen eine Datenbank zur Recherche } Refugee Phrasebook: von Wechselwirkungen zwischen Drogen/Alkohol und Ein offenes Wörterbuch für Flüchtlinge, das sich im Auf- HIV-Medikamenten an, die auch das Apothekenteam bau befindet. Es ist untergliedert in verschiedene Berei- beim Beratungsgespräch zu Interaktionen gut nutzen che, u. a. Gesundheit. Der Bereich Gesundheit umfasst kann. derzeit 28 Sprachen, z. B. Englisch, Französisch und Ara- bisch, aber auch seltenere Sprachen. Das Phrasebook } Suche nach Spritzenautomaten: darf von allen lokalen Initiativen, die Flüchtlinge unter- Die Homepage „Spritzenautomaten“ der Deutschen stützen, angepasst, gedruckt und verbreitet werden. AIDS-Hilfe bietet eine Suche nach Standorten in ganz https://www.refugeephrasebook.de/ Deutschland: https://www.spritzenautomaten.de } Piktogramm-Programm: Auch Apotheken können sich hier einbringen und einen Die International Pharmaceutical Federation (FIP) solchen Spritzenautomat betreiben. Zwar verfügt Deutsch- stellt auf ihrer Homepage kostenlos ein Programm zum land mit 160 solcher Automaten weltweit über die meisten Download zur Verfügung, mit dem sich Informationen Spritzenautomaten, jedoch gibt es leider noch immer Re- zu Arzneimitteln als Piktogramm erstellen lassen. Bilder gionen, in denen keiner zu finden ist. Interessierte Apothe- zu Indikation, Einnahmehinweisen und Nebenwirkungen ken können sich hier informieren: www.aidshilfe.de/sites/ lassen sich individuell für jedes Arzneimittel und jeden default/files/spritzen_flyer_2013.pdf Patienten zusammenstellen. Weiterführende Informatio- } Erste Hilfe beim Drogennotfall: nen sowie einen Link zum Download der Software finden Notruf: 112, Polizei: 110 Sie hier: https://www.fipfoundation.org/pictograms-sup- Sucht- und Drogenhotline: 01805 - 313 031 port/pictogram-software/ Eine Liste der Giftnotrufzentralen und Giftinformationszent- ren in Deutschland finden Sie hier: https://www.bvl.bund.de/DE/01_Lebensmittel/03_Verbrau- cher/09_InfektionenIntoxikationen/02_Giftnotrufzentralen/ lm_LMVergiftung_giftnotrufzentralen_node.html Tipps für Patienten mit Sprachbarrieren Die Versorgung von nicht deutschsprachigen Patientinnen und Patienten stellt eine große Herausforderung in der Apo- theke dar. Die Beratung zur richtigen Anwendung sowie zu Neben- und Wechselwirkungen von Arzneimitteln muss auch in diesen Fällen gewährleistet sein. Da häufig auch Patien- ten mit Sprachbarrieren zum Kundenkreis der Apotheken gehören, ist es empfehlenswert, einige Datenbanken zur schnellen Übersetzung und Kommunikation zu kennen. 7
FORTBILDUNG Betreuung von HIV- und Hepatitis-B-Patienten in der Apotheke Quellen 9. Deutsche AIDS-Hilfe (27.03.2019) Von https://www.aidshilfe.de/sites/ 1. Deutsche AIDS-Hilfe. (26.03.2019). Von https://www.aidshilfe.de/ abgerufen default/files/documents/Sofortmaßnahmen nach sexueller Exposition.pdf abgerufen 2. Deutsche Leberhilfe E.V. (25.03.2019). Von https://www.leberhilfe.org/ lebererkrankungen/hepatitis-b-hbv/ abgerufen 10. Statista GmbH. (27.03.2019). Von https://de.statista.com/statistik/daten/ studie/72727/umfrage/hiv-infizierte-und-neue-hiv-infektionen-weltweit/ 3. Methodenzentrum Unterstützte Kommunikation (28.03.2019). Von https:// abgerufen www.mezuk.de/ abgerufen 11. WHO Global Hepatitis Report, 2017 4. Mutschler, E. (2013). Arzneimittelwirkungen. In Mutschler, Arzneimittelwir- kungen (S. 616 ff.). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. 12. Bundesministerium für Gesundheit 2016 (Broschüre): Strategie zur Ein- dämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren 5. Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, 259. Auflage (2002). Berlin, New York: Infektionen. De Gruyter. 13. Robert Koch-Institut (26.03.2019). Von https://www.rki.de/DE/Content/ 6. Robert Koch-Institut. (25.03.2019). Von https://www.rki.de/DE/Content/ Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HIV_AIDS.html abgerufen Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HepatitisB.html;jsessionid=8A8D- 18B4DA4F 87B19E0471F5A66D5B69.2_cid390#doc2390050 bodyText3 14. Deutsche AIDS-Hilfe (2012). Broschüre info+ HIV-Infektion und Therapie. abgerufen 15. Robert Koch-Institut Epid Bull 47/2018 7. Vaupe, S. M. (2015). Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Men- 16. DAZ.online (26.03.2019). Von https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/ schen. Mainz und Jena: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. news/artikel/2018/07/05/hiv-prep abgerufen 8. Werning, C. (2008). Medizin für Apotheker. Stuttgart: Wissenschaftliche 17. World Health Organization (September 2015). Guideline on when to start Verlagsgesellschaft. antiretroviral therapy and on pre-exposure prophylaxis for HIV Sämtliche Inhalte wurden vom DeutschenApothekenPortal („DAP”) erstellt. Sowohl Zentiva als auch DAP übernehmen 3021 keine Haftung für den Inhalt und dessen sachliche Richtigkeit sowie daraus resultierende Schäden ungeachtet ihrer Rechtsgründe. ZENTIVA Pharma GmbH, Linkstraße 2, D-10785 Berlin, www.zentiva.de
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