Betriebspraktikum bei Firma Sigma Laborzentrifugen GmbH
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Gymnasium Osterode 11. Jahrgang Praktikumsbericht: Politik An der Unteren Söse 50 37520 Osterode - Petershütte Betriebspraktikum bei Firma Sigma Laborzentrifugen GmbH Verfasser: Daniel Li Betreuender Lehrer: Herr Clos Praktikumsbetreuer: Herr Marx Praktikumsdauer: 07.01 – 24.01.2002 Abgabetermin: 30.01.2002
-2- Inhaltsverzeichnis Seite llll 3 1.0 Einleitung ...................................................................................................................... 3 2.0 Der Betrieb .................................................................................................................... 3 2.1 Die Organisation des Betriebes ......................................................................... 5 2.2 Die Abteilungen ................................................................................................. 6 2.3 Die Rechtsform der GmbH ................................................................................ 6 3.0 Der Beruf des Industriemechanikers ......................................................................... 7 3.1 Ausbildungsweg zum Industriemechaniker ....................................................... 7 3.2 Arbeitsmittel des Industriemechanikers ............................................................ 7 3.3 Tätigkeiten und berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten ................................ 7 3.4 Positive und negative Aspekte des Berufes ....................................................... 4.0 Die Zentrifuge ........................................................................................................... 8... 4.1 Anwendungsgebiete und Zweck der Zentrifuge ............................................9... 4.2 Verschiedene Arten von Zentrifugen .............................................................10 .. 4.3 Beispielhafte Bedienung einer Sigma 1-15 ....................................................... 10 10 4.4 Der Zentrifugen-Crashtest ................................................................................. 11 5.0 Beschreibung einer berufstypischen Tätigkeit .......................................................... 6.0 Tagesberichte ................................................................................................................ 13 13 6.1 Donnerstag, den 10.01.2002 .............................................................................. 15 6.2 Freitag, den 11.01.2002 ..................................................................................... 7.0 Persönliche Stellungnahme .......................................................................................... 16 17 8.0 Glossar ........................................................................................................................... 18 9.0 Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 19 10.0 Anhang ........................................................................................................................
-3- 1.0 Einleitung Mein Betriebspraktikum, das vom 7. bis zum 24. Januar 2002 andauert, findet bei der Firma Sigma Laborzentrifugen GmbH in Osterode/Petershütte statt. An den Praktikumsplatz kam ich durch Herrn Michael Christ, einem der beiden Chefs der Firma. Vor Beginn meines Praktikums stellte ich mich bei meinem Betreuer Herrn Marx vor und sah mir die Montage an, in der auch ich arbeiten sollte. Schon seit einiger Zeit interessiere ich mich für Naturwissenschaften. Da es jedoch keine naturwissenschaftlichen Einrichtungen in meinem näheren Umfeld gibt, kommt der Bau von Zentrifugen, die in der Medizin und Biologie angewendet werden, dem am nächsten. 2.0 Der Betrieb Die Firma Sigma Laborzentrifugen ist eine der bekanntesten Zentrifugenhersteller der Welt. Sie wurde nach dem Krieg von Herrn Christ sen. gegründet und besitzt heute rund 15 Patente1. Mit der Strategie, sich nur in eine Richtung zu konzentrieren, also auf die Montage und die Entwicklung der Technik bzw. Mechanik der Zentrifuge, hat es die Firma geschafft, einen hohen Rang auf dem Weltmarkt zu erlangen. Die rohen Bauteile werden von verschiedenen Firmen angeliefert, u.a. von Dittmar Stahl2. In fast jedem Land der Welt gibt es einen Vertreter der Firma, über welchen die Zentrifugen verkauft werden. Der Export ist sehr wichtig für die Firma, da rund 80%1 der Produktion exportiert werden, wobei zwei Drittel des Exports an den weltgrößten Zentrifugenbauer Beckmann Coulter Inc. in den USA gehen, mit welchem die Firma Sigma in Kooperation steht. Die Firma Beckmann verkauft diese in Deutschland produzierten Zentrifugen unter ihrem Namen, dennoch muss auf jeder Zentrifuge vermerkt sein: Made in Germany. Zusammen mit Heraeus baute Christ sen. nach dem Krieg die Firma Heraeus-Christ auf. Nachdem ca. 51% der Firmenanteile an die heutige Konkurrenz Kendro (damals Heraeus) verkauft wurden, besitzt die Firma heute ca. 130 Mitarbeiter1. 2.1 Die Organisation des Betriebes Die Geschäftsleitung, ist verantwortlich für die Qualität der Produkte, für die Personalauswahl und die Freigabe des Qualitätssicherungs-Handbuches. 1 nach mündlicher Auskunft von Herrn Christ 2 nach mündlicher Auskunft eines Mitarbeiters
-4- Der Leiter der Entwicklung ist der Geschäftsleitung direkt unterstellt. Dieser ist verantwortlich für die Planung, Koordinierung, Durchführung und Auswertung von Entwicklungstätigkeiten, Festlegung von Anforderungen an Zukaufteile, Erteilung des Pflichtenheftes, sowie eines Termin- und Finanzierungsplanes bei externen Entwicklungstätigkeiten. Die Produktion ist in verschiedene Bereiche (Abb. 4.1) gegliedert. Der Leiter der Produktion ist unter anderem für die Planung und Steuerung der Produktionsabläufe, Erfassung von Qualitätsabweichungen, Durchführung der Wareneingangskontrolle, Festlegung des Mindestbestandes bei Ersatzteilen und Zukaufteilen, Auswahl von Lieferanten mit Hilfe der Liste aller zugelassenen Lieferanten und ordnungsgemäße Verpackung und Auslieferung der Produkte. Der Leiter des Vertriebs ist dem Verkauf und dem Kundendienst überstellt. Er ist unter anderem verantwortlich für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angebote, Ermittlung von Marktanforderungen, Kundenbetreuung, Schulung der Vertreter, des Kundendienstpersonals und der Kunden und die Koordinierung der Serviceleistungen. Der Leiter der kaufmännischen Abteilung ist verantwortlich für die Finanzbuchhaltung, Lohn- und Gehaltsbuchhaltung, Personalwesen, Betriebsberechnung, Steuern und die Ausbildung.3 Abb. 4.1 3 s. Anlagen Nr. 1-6
-5- 2.2 Die Abteilungen Die Firma Sigma besitzt vier wichtige Abteilungen: Dreherei, Montage, Lager/Packerei und die Entwicklungsabteilung (Abb. 5.1). In der Dreherei wird das Zubehör (Rotore, Becher etc.) für die Zentrifugen hergestellt. In der Montage werden die Zentrifugen aus den meist fertig angelieferten Bauteilen montiert. So müssen die Bauteile höchstens noch geschweißt oder gelötet werden, sind aber im Grunde verarbeitungsfertig. Nach jeder Fertigstellung einer Serie wird jede Zentrifuge getestet und mögliche Fehler behoben. Im Lager werden die Zentrifugen auf Paletten aufbewahrt, bevor sie in der Packerei verpackt und versendet werden können. In der Entwicklungsabteilung werden neue Arten von Zentrifugen entwickelt und dauergetestet. So muss es z.B. eine Zentrifuge aushalten, öfter als 1.000 mal anzulaufen und wieder abzubremsen ohne jeglichen Schaden zu erleiden. Abb. 5.1
-6- 2.3 Die Rechtsform der GmbH Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) ist eine Handelsgesellschaft als Kapitalgesellschaft mit einer eigenen Rechtspersönlichkeit (juristische Person). Das Stammkapital der GmbH, das mindestens 25.000 Stammeinlagen (mindestens 250 ! " $#%" & " ' ' & ( ) * + " -, .& ) / /0" 1325467! " Verbindlichkeiten der GmbH haftet nur das Gesellschaftsvermögen und nicht der einzelne Gesellschafter. Zu ihrer Gründung erfordert die GmbH nur einen Gründer. Die Organe einer solchen Rechtsform sind der oder die Geschäftsführer und die in Gesellschafterversammlungen entscheidende Gesamtheit der Gesellschafter, wobei es möglicherweise auch einen Aufsichtsrat geben kann.4 3.0 Der Beruf des Industriemechanikers 3.1 Ausbildungsweg zum Industriemechaniker Die dreieinhalbjährige Ausbildung zum Industriemechaniker erfolgt sowohl im Betrieb selber als auch auf der Berufschule. Die Berufliche Grundbildung findet im ersten Ausbildungsjahr statt, in dem dem Auszubildenden die Geräte, Werkzeuge und –stoffe anvertraut werden. Er erlernt die Techniken des Trennens und Umformens und die Fügung der Werkstoffe. Im zweiten Ausbildungsjahr wird den Auszubildenden gelehrt, Gesamtzeichnungen und Fertigungspläne anzuwenden, Arbeitsabläufe zu planen und zu steuern, das Montieren der Bauteile und das, was beim Trennen und Umformen von Blechen, Rohren und Profilen durch Sägen oder Biegen zu beachten ist. Gegen Ende des zweiten Ausbildungsjahres erfolgt eine Zwischenprüfung. In den beiden letzten Ausbildungsjahren erlernt der Auszubildende das Anwenden von Funktionsplänen, die präzise Herstellung von Werkstücken durch maschinelles Spannen, das Montieren unter Beachtung der spezifischen Montagebedingungen und worauf bei der Wartung und Instandsetzung der Geräte geachtet werden muss. Nun erfolgt die Abschlussprüfung.5 4 Bertelsmann: Bertelsmann Universal Lexikon. Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH, Gütersloh 1990 5 Bundesanstalt für Arbeit; 1995. „Berufskundliche Kurzbeschreibung“ (20.01.02)
-7- 3.2 Arbeitsmittel des Industriemechanikers • Werkbänke • Funktionspläne, Schaltpläne • Mess- und Prüfgeräte • Schleif-, Dreh-, Fräs- und Bohrmaschinen (NC-Maschinen) • Löt- und Schweißgeräte • Werkstücke: Bauteile aus Eisen- und Nichtmetallen oder Kunststoffen • Schraubenschlüssel, Zangen, Gewindebohrer, Pinzetten • Schrauben, Federn, Stifte, Kugellager • Achsen, Wellen, Zahnräder5 3.3 Tätigkeiten und berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten Die Tätigkeiten eines Industriemechanikers befassen sich mit der Herstellung von Bauteilen durch Spannen und Umformen, der Montage mit Hilfe von Arbeitsplänen unter Beachtung der Maßgenauigkeit und der Reparatur und Überholung von Geräten der Feinwerktechnik. Der Industriemechaniker kann durch Teilnahme an Lehrgängen, Kursen oder Seminaren über Statik und Festigkeitslehre, Konstruktion, Qualitätssicherung, Werkstoffkunde und Schweißen zum Industriemeister der Fachrichtung Metall oder auch zum Feinwerkmechanikermeister aufsteigen. Ebenfalls gibt es die Möglichkeit des Technikers der Fachrichtung Metallbautechnik, Maschinenbau/Maschinentechnik oder des Technikers für Betriebswissenschaft.5 3.4 Positive und Negative Aspekte des Berufes Der Beruf des Industriemechanikers ist ein relativ eintöniger Job. Es werden täglich die gleichen Serien an Maschinen montiert, oder die Teile für diese bearbeitet. Der Beruf ist daher nicht sehr abwechslungsreich bzw. bietet keinerlei Möglichkeiten für Kreativität, da außerdem alles nach Plan montiert werden muss. Negativ wären zudem die frühen Arbeitszeiten (7:00 Uhr) mit im Schnitt 15 Minuten Frühstücks- und 30 Minuten Mittagspause, welche außerdem meist zu kurz ist, um in die Stadt oder kurz nach Hause zu fahren.
-8- Für diesen Beruf würde hingegen, falls vorhanden, ein gutes Betriebsklima und die damit verbundene Möglichkeit sprechen, mit anderen Mitarbeitern während der Arbeit Konversationen zu führen, welche den Job erleichtern können. Es geht außerdem längst nicht so streng und angespannt wie im Büroalltag zu. Nicht zuletzt spräche das verhältnismäßig hohe Gehalt dafür (Abb. 8.1). Gehalt monatlich (Brutto) Ausbildungsgehalt 617 bis 751 6 Anfangsgehalt 1.408 6 Gehalt nach 5 Jahren 2.259 6 Abb. 8.1 4.0 Die Zentrifuge Da sich meine Tätigkeiten ausschließlich auf den Bau der Zentrifuge „Sigma 1-15“ (Abb. 9.1) bezogen, bringe ich an dieser Stelle nähere Erläuterungen zu diesem Themengebiet ein. 4.1 Anwendungsgebiete und Zweck der Zentrifuge Zentrifugen (von lat.: zentrum = Mitte; fugere = fliehen) werden hauptsächlich in der Medizin angewandt. In der Zentrifuge befindet sich ein Rotor (Abb. 9.2), der sich beim Zentrifugieren um seine eigene Achse dreht. In diesen werden die Gefäße, in denen sich die Substanzen bzw. Suspensionen befinden, hineingesteckt. Die Funktion der Zentrifuge besteht nun darin, die Lösung von den festen Bestandteilen der Suspension zu trennen. Durch schnelle Umdrehungen des Rotors um die eigene Achse entstehen starke Fliehkräfte, die Zentrifugalkraft, die auf die Suspensionen in den Behältern einwirken. Durch Sedimentation setzen sich nun die festen Bestandteile je nach Größe und Umdrehungszahl des Rotors pro Minute an der Unterseite des Behälters ab. Dabei wandern die schwersten Teilchen zum am weitest entfernten Radius. Das heißt je schwerer die Teilchen, desto tiefer befinden sie sich am Boden des Gefäßes nach Beendigung der Zentrifugation.7 6 Süddeutsche Zeitung; O.J. „Gehaltstest“ (20.01.02) 7 s. Anlagen 7-10
-9- 4.2 Verschiedene Arten von Zentrifugen Wie bei vielen anderen Geräten und Maschinen gibt es Sigma 1-15 auch bei den Zentrifugen verschiedene Arten. So gibt es Kühlzentrifugen, die zusätzlich ein Kühlaggregat besitzen, durch welches die Substanzen im Innern der Zentrifuge gekühlt werden können. Dies ist wichtig bei vielen biologischen Materialien, da diese schon durch sehr geringe Temperaturabweichungen von +/-1 bis 2°C geschädigt werden können. Die Sigma Abb. 9.1 Kühlzentrifugen sind durch ein „K“ im Produktnamen kenntlich gemacht (z.B. „Sigma 3K30“). Zentrifugen unterscheiden sich außerdem in Fassungsvermögen und Rotoren. Kleine Zentrifugen wie z.B. die Sigma 1-15, welche einen Rotor für 24 Reaktions- oder Eppendorfgefäße und ein Fassungsvermögen von 24 x 2,2/1,5 ml besitzt, wird benötigt, um kleine Mengen an Suspensionen zu zentrifugieren, da oft schon kleinste Mengen ausreichend sind. Für große Mengen zu zentrifugierendes Material kann die größte von der Firma Sigma produzierte Zentrifuge, die Sigma 8 K 10, angewendet werden. Diese hat ein Fassungsvermögen von 6 x 100 ml. Des Weiteren unterscheidet man zwischen ausschwingenden- und Winkelrotoren. Winkelrotoren (Abb. 9.2 links) haben den Vorteil, dass durch die glatte Oberfläche des Rotors hohe Umdrehungszahlen erreicht werden können. Jedoch müssen die Gefäße im Innern verschlossen bzw. können nicht ganz voll gefüllt werden, da durch die entsprechende Verankerung und die einwirkende Zentrifugalkraft die Suspension austreten kann. Es besteht außerdem die Gefahr, dass sich durch Umorientierung der Flüssigkeit nach dem Stop die Teilchen, welche am Rand zum Boden hin sedimentieren, wieder miteinander vermischen. Bei ausschwingenden Rotoren (Abb. Ausschwingender Rotor 9.2 rechts) tritt dieser Fall nicht ein. Sie stehen während des Zentrifugierens horizontal zur Erde, womit die Sedimentation gleichmäßig am Boden des Gefäßes erfolgt. Durch die zerklüftete Bauart können hingegen keine sehr hohen Umdrehungszahlen Winkelrotor Abb. 9.2 aufgrund des Luftwiderstandes erreicht werden.7
- 10 - 4.3 Beispielhafte Bedienung einer Sigma 1-15 Bei der Sigma 1-15 (Abb. 9.1) wurde großer Wert auf eine einfache Handhabung gelegt. So können alle Funktionen mit nur drei Drucktasten und zwei Potentiometern (Abb. 10.1) ausgeführt werden. Zuerst schaltet man die Zentrifuge an der linken Unterseite ein. Für einen „Short Run“ hält man die grüne Taste solange wie zentrifugiert werden soll gedrückt. Die Anzeige links im Display zeigt die verstrichenen Sekunden an, rechts wird die höchste Umdrehungszahl angezeigt. Lässt man die Taste los, so stoppt die Zentrifuge. Für einen Lauf von bis zu 30 Minuten stellt man die Dauer mit dem linken Potentiometer durch Drehen ein, mit dem rechten die Anzahl der Umdrehungen pro Minute. Die Anzeige links im Display zeigt nun Minuten an. Bereits vor Beendigung kann die Zentrifugation gestoppt werden, indem man die rote Stop- Zeit Undrehungen pro Minute Deckelöffner-Taste Taste für Zentrifugieren Stop-Taste Potentiometer Potentiometer für für Zeit Umdrehungszahl Abb. 10.1 Taste betätigt. Bei weiterem zweimaligem Drücken erscheint der „Soft-Stop-Modus“, welcher ein weicheres Abbremsen der Zentrifuge ermöglicht. Nun kann die Deckelöffner-Taste betätigt werden, wodurch der Deckel hochklappt. Zusätzlich besitzt die 1-15 noch eine Intervallfunktion. Man programmiert ein Zeitintervall am Zeit- Potentiometer, schaltet die Zentrifuge aus und wieder ein und hält nun die grüne Taste gedrückt. Die Intervallfunktion startet, d.h. die Zentrifuge ist bei einem zuvor eingestellten Zeitintervall von drei Minuten drei Minuten lang aktiv, stoppt dann und startet nach einer Minute erneut. 4.4 Der Zentrifugen-Crashtest Die Firma Sigma besitzt einen speziellen Raum von ca. 10 m² Größe, in dem alle Arten von Zentrifugen auf ihre Sicherheit getestet werden. Wie bei jedem anderen Crashtest wird auch hier der Versuch mittels Videokamera aufgezeichnet und später zur genaueren Überprüfung in Zeitlupe abgespielt. In einem kleinen Vorraum befindet sich
- 11 - das TV-Gerät und der Videorekorder. Vor Versuchsbeginn wird der Rotor bis auf wenige Millimeter zur Rotationsachse angesägt, wodurch dieser durch die sehr hohe Zentrifugalkraft beim Zentrifugieren brechen muss. In der Zeitlupe wird sichtbar, dass die Zentrifuge mit einem lauten Knall kurz aufspringt und sich um ca. eine viertel Umdrehung in Richtung der kinetischen Energie bewegt. Bei speziell diesem Fall, den ich mitbeobachtete, trat ein Problem mit dem Deckel auf: Beim Zerbersten des Rotors zersprang die Plastikbeschichtung des Deckels in viele Stücke, welche daraufhin im Raum mit hoher Geschwindigkeit umhergeschleudert wurden. Stahlkessel nach dem Crashtest Abb. 11.1 Abb. 11.2 Um den Anwender einer jeden Zentrifuge und auch die Technik selbst zu schützen, wird der Rotor von einem Stahlkessel umschlossen und auch der Deckel durch eine robuste Stahlplatte auf der Unterseite geschützt. Dennoch wurde bei diesem Test der auf der Erde markierte Bereich, aus dem kein Teil der Zentrifuge austreten darf, überschritten. Sogar in der mit Kunststoff ausgepolsterten Decke waren kleine Einschusslöcher zu sehen. Mit diesem Testresultat würde jenes Modell nicht durch den TÜV zugelassen werden. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Rotor auf derartige Weise zerspringen könnten so gut wie Null, dennoch zieht der TÜV diese Möglichkeit in Betracht. Das Testvideo muss nun an den TÜV versendet und jener Test mit einem anderen, stabileren Deckel wiederholt werden.8 5.0 Beschreibung einer berufstypischen Tätigkeit Oftmals wurde mir die Aufgabe zuteil, das Herzstück einer jeden Zentrifuge, den Antrieb, zu präparieren. Denn bevor dieser in die Zentrifuge eingebaut werden kann, muss zuvor ein Drehzahlgeber (auch: Tachogenerator Abb. 12.2), der an dessen 8 nach mündlicher Auskunft von Herrn Töteburg
- 12 - Anschlusskabel eine kleine Schaltplatine mit einem Hall- Sensor besitzt, an ihm befestigt werden. Auf der Unterseite der Antriebe, die so gut wie fertig angeliefert werden (Abb. 12.3), befindet sich an der drehbaren Achse ein runder Abb. 12.1 Dauermagnet, mit dessen Hilfe der Hall-Sensor die Umdrehungszahlen misst. Dies ist außerdem wichtig, damit Abb. 12.2 die Zentrifuge nicht schon vor Beendigung der Zentrifugation geöffnet werden kann. Man schneidet die eingeschweißten Antrieben mit einem Messer aus der Packung, stellt sie zur besseren Bearbeitung Abb. 12.3 in einer Reihe auf und befestigt nun an der Unterseite mit je vier Sperrzahnschrauben eine dreieckige Metallplatte (Abb. 12.4), mit deren Hilfe der Antrieb später in der Zentrifuge Abb. 12.4 verankert wird. Mit der Bohrmaschine und dem passenden Aufsatz schraubt man nun die Sperrzahnschrauben auf höchster Stufe fest (Abb. 12.5). Um die weitere Arbeit zu erleichtern, wird der Antrieb in eine Halterung gesteckt. Es Abb. 12.5 kann nun der Drehzahlgeber an ihm befestigt werden. Man benötigt zwei Linskopfschrauben (3x10mm), auf die zwei Kunststoffunterlegscheiben aufgesetzt werden, wodurch die Abb. 12.6 Platine beim Anschrauben nicht beschädigt wird (Abb. 12.6). Diese werden durch die Platine des Tachogenerators geschoben. Damit der Hall-Sensor den richtigen Abstand zum Dauermagneten erhält, müssen zusätzlich noch zwei Abstandhalter aus Metall unterhalb des Drehzahlgebers über Abb. 12.7 die Schrauben geschoben werden (Abb. 12.7). Mit etwas Geschick setzt man diesen nun mit den Schrauben auf die Metallplatte am Antrieb auf und schraubt sie mit einem Kreuzschlitzschraubenzieher fest an (Abb.12.8). Sehr wichtig Abb. 12.8 ist hierbei, darauf zu achten, dass der kleine schwarze Hall- Sensor nicht weiter als ca. 1 mm vom Dauermagneten entfernt ist, ihn aber dennoch nicht berührt, da dies sonst zu Reibungen während des Zentrifugierens führen würde. Sollte Abb. 12.9
- 13 - er dennoch weiter entfernt sein, kann man mit einem kleinen Schraubenzieher nachhelfen, da der Sensor an flexiblem Draht befestigt ist. Ist dies geschehen, wird mittels Kabelbinder das Anschlusskabel an der dreieckigen Metallplatte befestigt, um es zu entlasten, falls später an ihm gezogen wird. Man schiebt den Kabelbinder von oben durch die beiden Löcher und steckt die Spitze durch die Öffnung am anderen Ende des Binders. Mit einer Kabelbinderzange wird der Binder nun festgezogen und abgeklemmt, sodass kein Stück mehr aus der Öffnung hervorguckt (Abb. 12.9). Der fertig präparierte Antrieb kann nun in die Zentrifuge eingesetzt werden. 6.0 Tagesberichte 6.1 Donnerstag, den 10.01.2002 Um 7:00 Uhr angekommen, machte ich mit der gestrig neubegonnen Serie weiter und drehte die ganze Reihe Zentrifugenunterteile um, sodass diese von der Rückseite bearbeitet werden konnten. Daraufhin durchbohrte ich die Löcher auf der linken Seite einer jeden Zentrifuge. Diese waren beim Lackieren der Gehäuse abgeklebt worden. Da es sich um ältere bereits fertig produzierte Stahlgehäuse handelte, hatten jene Löcher keinerlei Funktion mehr, weswegen ich kleine Plastikpfropfen hineinschob und die Zentrifugen erneut umdrehte, nachdem die Rückseiten mit Etiketten (Seriennummer etc.) versehen worden waren. Nun befestigte ich je drei Gummifüße auf der Innenseite der unteren Metallplatte, auf denen später der Motor angebracht werden würde. Hierzu verwendete ich Ringscheiben aus Sandpapier, die unter die Gummifüße kamen, welche ich auf der Rückseite mit M5 Sperrzahnmuttern anschraubte und später mit der Bohrmaschine anzog. Ich kümmerte mich um das zweite aus Plastik vorgefertigte Außengehäuse: Nachdem ich diese aus den Plastiktüten ausgepackt hatte, stellte ich sie umgedreht auf die Werkbank und brach mit einer Zange drei hervorstehende Plastikstücke aus: das rechte und die beiden in der Mitte. Daraufhin testete ich die Rechnerplatinen. Hierfür gab es eine Abb. 13.1 spezielle Testzentrifuge, bei welcher der
- 14 - Bauch aufgeschnitten worden war, sodass man die Leistungsplatine sehen konnte (Abb.13.1). Zunächst steckte ich je zwei Potentiometer (noch im Rohzustand Abb. 14.1) auf die Rechnerplatine auf. Ich schloss nun diese an der Leistungsplatine an, schaltet die Zentrifuge ein und betätigte zunächst nur die Potentiometer, um zu sehen, dass erstens sie selbst und zweitens das Display funktionsfähig ist, d.h. alle Striche im LCD-Display angezeigt werden. Ich testete nun die einzelnen Funktionen der Zentrifuge (s. 4.3 Abb. 14.1 Beispielhafte Bedienung einer Sigma 1-15). Abschließend habe die Rechnerplatine abgekoppelt und, falls fehlerlos, mit einer Datumsplakette versehen, welche vorweist, dass diese Platine am 01.2002 getestet wurde. Meine nächste Aufgabe bestand darin, diese Rechnerplatinen in das Plastikgehäuse einzubauen. Hierzu verwendete ich je 5 Kreuzlinskopfschrauben (3,5x8) mit einem Gewinde für Plastik, wobei unter die Schraube, die in der Mitte der Rechnerplatine eingeschraubt wird, noch ein Kunststoffring hinzukommt. Dieser soll dazu dienen, dass die Schraube nicht die empfindliche Technik der Platine beschädigt. Daraufhin schob ich die Potentiometer durch die vorgesehenen Öffnungen im Gehäuse und schraubte sie mit großen Poti-Muttern und einem speziellen Schraubenschlüssel fest. Jetzt klebte ich auf die Innenseite des Kunststoffgehäuses einen grünen Aufkleber, auf der ein Schema der Leistungsplatte abgebildet war, welche sich später gleich hinter dieser Vorderwand der Zentrifuge befinde würde (Abb.14.2). Auf diesem Kleber sind außerdem technische Daten der Leistungsplatte enthalten. Die Stahlkübel, die als Schutz vor brechenden Rotoren während der Zentrifugation Abb. 14.2 dienen (s. 4.4 Der Zentrifugen-Crashtest) stülpte ich auf und schraubte je vier sechskantige Bolzen ein, welche danach mit der Bohrmaschine fest angezogen wurden. Danach brachte ich die Etiketten mit dem Produktnamen auf der Front unten links an.
- 15 - Parallel zur anderen fast vollendeten Serie begonnen wir eine neue. Nachdem ich die Böden für die Zentrifugen aus dem Ersatzteillager geholt hatte, legte ich diese in eine Reihe auf die Werkbank und schob je vier Gummifüße von unten durch die vorgesehenen Löcher hindurch. Daraufhin packte ich die Stahlgehäuse aus, kontrollierte sie auf Kratzer und setzte diese auf die Bodenplatten. Jedes dieser Gehäuse wurde nun mit 4 Sperrzahnschrauben (5x8 mm) und ebenso die Füße mit 4 Sperrzahnmuttern angebracht. Ich schraubte nun je eine kleine Drosselplatte, auf die später die Drossel zur Ausgleichung der Stromschwankungen bei 220V aufgesetzt wurde, mit einer Senkschraube am hinteren Rand der Bodenplatte fest. 6.2 Freitag, den 11.01.2002 Ich arbeitete weiter an der gestern begonnen Serie. Filter Nachdem die Filter, an die später das Netzkabel Erdungs- kabel angeschlossen wurde, von meinem Mitarbeiter gelötet worden waren, schob ich diese durch die Rückwand jeder Zentrifuge hindurch. Daran wurde nun das Erdungskabel befestigt. Das grün- Drossel gelbe am Filter befestigte Kabel brachte ich mit einer kleinen Linskopfschraube (4x6mm) und einer Fächerscheibe mit einem weiteren kurzen grün-gelben Kabel am Boden an. Das Ende des Abb. 15.1 zweiten Kabels wurde mit einer längeren Linssenkschraube (4x16) und einer weiteren Fächerscheibe vorerst durch das Loch über dem Filter geschoben. Nur kurze Zeit später wurde ich von meiner Arbeit ins Lager bzw. die Packerei beordert. Dort sollte ich zusammen mit einem anderen Mitarbeiter 15 Kartons á 10 Leiterplatten nach tropenfesten und Nicht-tropenfesten sortieren. Diese werden von der Firma Siemens, welche sie wohl aus Versehen durcheinandergebracht hatte, angeliefert. Tropenfeste Leiterplatten werden weiterverschickt in Tropenländer wie Brasilien od. dgl. Jede Platte ist einzeln in antistatische Tüten verpackt. Sie müssen ausgepackt und ein Aufkleber auf einem an der Platte befestigten Kabel auf die Aufschrift „Tropenfest“ überprüft werden. Danach verpacke ich die Leistungsplatten wieder und ordne sie in dementsprechende Kartons ein. Nachdem diese Arbeit abgeschlossen war, machte ich bei meinen anderen beiden mir zugeteilten Arbeitskollegen mit den Deckeln für die Serie weiter. Hierzu drehte ich den aus Kunststoff vorgefertigten Deckel um und befestigte mit der
- 16 - Bohrmaschine eine Metallplatte mit 11 Kreuzsenkschrauben (3,5x8 mm) an ihm. Darauf klebte ich auf diese Platte eine Gummidichtung. Diese Gummidichtungen besitzen einen so stark haftenden Klebstoff, dass sie nie wieder abgelöst werden können. Um 11:30 Uhr begannen die Mitarbeiter mit dem Aufräumen der Halle (Fegen etc.). 7.0 Persönliche Stellungnahme
- 17 - 8.0 Glossar Zentrifuge – Gerät zum Trennen von Gemischen aus flüssigen, festen u. gasförmigen mit Hilfe der Zentrifugalkraft. Hauptbestandteil ist meist ein zylindr. Gefäß, das durch einen Elektromotor in rasche Umdrehung versetzt wird. Suspension – Aufschwemmung sehr feiner fester Teilchen in einer Flüssigkeit. Zentrifugalkraft – Fliehkraft, die Kraft, die bei einer Rotationsbewegung einen bewegten Körper vom Zentrum nach außen fortzuziehen versucht. Sie ist eine Trägheitskraft, d.h. sie entsteht erst, wenn der Körper durch eine andere Kraft (Zentripetalkraft) aus seiner geradlinigen Bewegung herausgezwungen wird. Sedimentation – v. lat. sedere = sich (ab-)setzten. Die Ablagerung von Verwitterungsprodukten der Erdkruste, organ. Substanzen u. chem. Ausscheidungen. Radius – Halbmesser des Kreises oder der Kugel. Potentiometer – Verstellbarer elektr. Widerstand; meist zur Spannungsteilung verwendet. Intervall – Zwischenraum, zeitl. Abstand, Unterbrechung. kinetische Energie – Bewegungsenergie LCD-Display – (= Liquid Crystal Display) Flüssigkristallanzeige, opt. Anzeigeelement. Zw. durchsichtigen Elektroden liegt eine dünne Schicht eines Flüssigkristalls, die, je nachdem, ob eine Spannung an den Elektroden anliegt oder nicht, durchsichtig oder undurchsichtig ist.
- 18 - 9.0 Literaturverzeichnis Literatur Seeringer, Dr. W.: Qualitätssicherungs-Handbuch der Firma Sigma Laborzentrifugen GmbH. Osterode 1993 Bertelsmann: Bertelsmann Universal Lexikon. Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH, Gütersloh 1990 Literatur aus dem Internet Bundesanstalt für Arbeit; 1995. „Berufskundliche Kurzbeschreibung“ (20.01.02) Süddeutsche Zeitung; O.J. „Gehaltstest“ (20.01.02)
- 19 - 10.0 Anhang
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