Ein Waschbär - und nun? - WissensWertes rund um die Waschbär-Vor- ort-beratung berlin

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Ein Waschbär - und nun? - WissensWertes rund um die Waschbär-Vor- ort-beratung berlin
Ein
Waschbär –
und nun?
Wissenswertes rund
um die Waschbär-Vor-
Ort-Beratung Berlin
Ein Waschbär - und nun? - WissensWertes rund um die Waschbär-Vor- ort-beratung berlin
Waschbär-                                                    So einfach funktioniert es:
Vor-Ort-Beratung
Waschbären polarisieren. Die einen halten                                 1. Sie haben Probleme mit Waschbären
sie für eine Plage, die man bekämpfen muss,                               auf Ihrem Grundstück und benötigen
die anderen schauen mit einem verklärten                                  Hilfe.
Blick, finden sie einfach nur niedlich und
fangen an, sie zu füttern.
                                                                          2. Rufen Sie das Wildtiertelefon an (Tele-
Beides ist falsch!
                                                                          fonnummer siehe unten). Dort erhalten Sie
Was also ist die Lösung?                                                  eine erste Beratung und bei Bedarf den
                                                                          Kontakt zu unserer Waschbärexpertin.
Das im Jahr 2021 laufende Pilotprojekt
„Waschbär-Vor-Ort-Beratung“ der Se-
natsverwaltung für Umwelt, Verkehr und
                                                                          3. Sie vereinbaren mit der Waschbärexper-
Klimaschutz möchte Ihnen hierzu kostenfrei
                                                                          tin einen Termin für eine Vor-Ort-Beratung.
beratend zur Seite stehen.
                                                                          Die Beratung ist für Sie kostenlos.

                                                                          4. Vor Ort wird die Biologin das Wasch-
                                                                          bärproblem einschätzen und mit Ihnen
                                                                          über geeignete und für Sie durchführbare
                                                                          Maßnahmen sprechen.

Wir schauen vor Ort                                                       5. Zwei bis drei Monate später wird eine
auf Ihr Waschbär-                                                         telefonische Befragung über die Erfolge
                                                                          der umgesetzten Maßnahmen und gege-
problem und schlagen                                                      benenfalls eine Nachberatung stattfinden.
fachkundig geeignete
Maẞnahmen zur                                                             6. Die Erkenntnisse der Beratung und Be-
Abhilfe vor.                                                              fragung fließen anonym in die Auswertung
                                                                          des Pilotprojektes ein.

                              Wir helfen Ihnen, Lösungen     Kontakt über das Wildtiertelefon des NABU:
                              für Ihr Waschbärproblem zu

                                                             030 54712891
                              finden.
                              Sie helfen uns, herauszufin-
                              den, inwieweit die Berliner
                              Bevölkerung ein derartiges
                                                               Mo. bis Do. von 9 bis 17 Uhr | Fr. von 9 bis 15 Uhr
                              Angebot annimmt und bereit
                              ist, mitzuwirken.
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Warum ein
PilotProjekt?

Wer einen Waschbären auf dem Dachboden hat, hat
auch den Schaden. Denn Waschbären nutzen gerne die            Rechtlicher Hintergrund
Dämmung, um sich einen gemütlichen Schlafplatz oder
auch eine Wurfhöhle zu bauen. Zudem legen sie an einer        2015 ist die EU-Verordnung über die „Präventi-
anderen Ecke des Dachbodens üblicherweise ihre Latri-         on und das Management der Einbringung und
ne an. Schnell wird dann der Ruf nach einer Beseitigung       Ausbreitung invasiver und gebietsfremder Arten“
des Tieres und am besten gleich nach einer Bestands-          in Kraft getreten. In der 2016 hinzugekommenen
dezimierung bis hin zur Ausrottung dieser Tiere laut.         Durchführungsverordnung, der sogenannten Uni-
                                                              onsliste, ist auch der Waschbär aufgeführt. Das
Diesen Wünschen nachzukommen, ist aber in der Reali-          Bundesamt für Naturschutz hat ihn für Deutsch-
tät gar nicht so einfach. Die Fähigkeiten der Waschbä-        land als bereits „weit verbreitete invasive
ren, eine Reduzierung ihres Bestandes auszugleichen,          gebietsfremde Art“ eingestuft. Somit ist laut der
machen es sogar unmöglich.                                    EU-Verordnung eine Beseitigung nicht verpflich-
                                                              tend und Managementmaßnahmen sollten sich
Wir sollten also anfangen, zu akzeptieren, dass der           auf eine Kosten-Nutzen-Analyse stützen.
Waschbär wie Fuchs und Marder ein in Deutschland
wild lebendes Raubtier darstellt und uns um eine fried-       Aufgrund dieser Abwägungen ist eine nach-
liche Koexistenz mit diesen durchaus auch spannend zu         haltig bestandsreduzierende Bejagung für den
beobachtenden Tieren bemühen.                                 Waschbären in Deutschland nicht praktikabel
                                                              und somit ausgeschlossen. Für Berlin und andere
Ein erster sinnvoller Schritt für ein entspanntes Nebenein-   städtische Regionen ist also vor allem die Um-
ander wäre, den Tieren das Schlaraffenland Stadt unge-        setzung der Maßnahme „Öffentlichkeitsarbeit
mütlicher zu machen und somit dafür zu sorgen, dass sich      zur Verminderung der direkten und indirekten
der Bestand von selber reduziert.                             anthropogenen Förderung der Art“ von beson-
                                                              derer Bedeutung.
Das Pilotprojekt „Waschbär-Vor-Ort-Beratung“ der
Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz
setzt genau dort an. Vor Ort werden die bestehenden
Probleme sowie geeignete Maßnahmen zur Abhilfe
besprochen. Zudem wird mittels Fragebögen untersucht,
wie hoch die Bereitschaft der Berliner Bevölkerung zur
Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen ist.                           Weitere Informationen:
Dafür sind wir auf Sie angewiesen und bitten Sie um                    www.berlin.de/invasive-arten
Ihre Mithilfe.
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Perfect little
urban warriors
Suzanne MacDonald

                                                              In der Folge kann die Waschbärendichte in Städten um
Die Groẞstädter                                               ein Vielfaches über der im ländlichen Bereich liegen,
                                                              denn je besser ein Lebensraum hinsichtlich Nahrung
unter den                                                     und Unterschlupfmöglichkeiten ausgestattet ist, desto
                                                              mehr Waschbären können dort mit- und nebeneinander
Waschbären                                                    leben.

                                                              Waschbären kombinieren hohe Intelligenz mit einem
                                                              sehr guten Gedächtnis und ausgezeichneter Fingerfer-
                                                              tigkeit. Dadurch sind sie bei der Nahrungssuche perfekte
                                                              und effiziente „Banditen“, die auch vor vermeintlich
                                                              gesicherten Futterquellen keinen Halt machen, wenn
                                                              eine besondere Belohnung zu erwarten ist. Es lässt sich
Waschbären gehören neben anderen Arten wie zum                sogar vermuten, dass wir Menschen die städtischen
Beispiel Füchsen und Krähen zu den sogenannten Kul-           Waschbären noch intelligenter machen. So zeigten
turfolgern. Mut, Neugierde und Intelligenz ermöglichen        Verhaltensstudien von Dr. Suzanne MacDonald von der
es dem Waschbären, sich schnell und meist erfolgreich         York Universität in Toronto, dass städtische Waschbären
neue Gebiete zu erschließen.                                  verschlossene Mülltonnen öffnen konnten, um an den
                                                              Inhalt zu kommen, während ihre ländlichen Artgenossen
Waschbären fressen am liebsten das, was sie ohne              sich deutlich zögernder näherten und sehr schnell auf-
große Anstrengungen bekommen können. Sie profitie-            gaben. In einer anderen Studie wurde gezeigt, dass sich
ren enorm von dem hochwertigen Nahrungsangebot,               Waschbären auch nach drei Jahren noch an eine ihnen
das wir Menschen ihnen schaffen. Die Mülleimer an             gestellte Aufgabe erinnern und diese lösen konnten. Sie
Imbissbuden oder in Parks stellen eine fast endlose und       sind somit in ihrer Denk- und Problemlösungsfähigkeit
ganzjährige Nahrungsquelle für viele Tierarten dar. Nicht     gleichauf mit Primaten.
zu vergessen sind auch vernachlässigte Kleingärten mit
ihren Obstbäumen und das – für geliebte Haustiere oder        Die Berliner Waschbären gehören übrigens zu der
tatsächlich gezielt für Wildtiere – bereitgestellte Futter.   mecklenburgisch-brandenburgischen Population.
Diese hervorragende Versorgung versetzt städtische            Diese hat ihren Ursprung in Wolfshagen, nordöstlich von
Waschbären in die Lage, mit deutlich kleineren Streifge-      Berlin. Ende des Zweiten Weltkrieges sind dort einige
bieten als auf dem Land zurechtzukommen.                      Exemplare aus einer Pelztierfarm freigekommen.
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Vorurteile                                                 Waschbären übertragen gefährliche
                                                           Krankheiten

gegen Fakten                                               Eingeschränkt richtig
                                                           Der Waschbärspulwurm, der auch auf den Menschen übertrag-
                                                           bar ist, wurde in der mecklenburgisch-brandenburgischen Popu-
                                                           lation, zu welcher auch die Berliner Waschbären gehören, bisher
                                                           nicht nachgewiesen. In der mitteldeutschen Population kommt er
                                                           bei knapp drei Viertel aller Waschbären vor. Es gibt bisher aber
                                                           in Deutschland erst einen Nachweis für die Übertragung auf den
                                                           Menschen. Dieser Mensch hatte engen Kontakt zu handaufgezo-
                                                           genen Waschbären.
Über den Waschbär kursieren viele Vorurteile. Schnell
wird er als alleiniger Verursacher eines Problems vor-     Die terrestrische Tollwut gilt in Deutschland als ausgerottet.
verurteilt. Dass andere, „heimische“ Tierarten eventuell   Im Labor infizierte Tiere zogen sich in ihren Bau zurück. Eine
ebenso oder sogar zu einem größeren Teil daran betei-      Übertragung der Tollwut durch Waschbären ist zumindest in
ligt sein könnten, wird oft verdrängt.                     Deutschland somit mehr als unwahrscheinlich.
                                                           Waschbären erkranken sehr viel seltener an Räude als bei-
Häufig hängt ein derartiges Missverständnis damit
                                                           spielsweise Füchse. Sie stellen nur in Einzelfällen Überträger
zusammen, dass Korrelation (ein statistischer Zusam-
                                                           dieser Krankheit dar.
menhang) und Kausalität (Ursache und Wirkung) ver-
wechselt werden. So wird beispielsweise behauptet, der     In Nordamerika stellt Staupe die häufigste Todesursache für
Waschbär trüge die Schuld an der Dezimierung einer         Waschbären dar. Sie sind potenzielle Überträger, aber nicht
Vogelkolonie, da seine Zahlen in dem Gebiet steigen        die Verursacher. So wurde der Staupeausbruch 2012/2013 in
würden, während der Bestand der Vogelart zurückginge.      Berlin nachweislich durch eingeführte ungeimpfte Hunde aus-
Ein Zusammenhang wäre theoretisch möglich. Solange         gelöst und auf Wildtiere übertragen.
aber keine belegbaren Daten dazu vorliegen, sollte er      Insgesamt spielt der Waschbär aufgrund seiner wenigen Infek-
nicht einfach als erwiesen dargestellt werden.             tionskrankheiten eine untergeordnete Rolle bei der Krankheits-
                                                           übertragung.

                                                           Waschbären können                   Waschbären zerstö-
Wir möchten ein paar                                       Bäume nicht wieder                  ren Bremsleitungen
der gängigsten Vorurteile                                  herunterklettern                    von Autos

aufklären.                                                 Falsch                              Falsch
                                                           Waschbären sind exzellente          Steinmarder zerbeißen
                                                           Kletterer.                          Schläuche im Motorraum
                                                                                               von Autos.
                                                           Sie können ihre Hinterfüße
                                                           um fast bis zu 180 Grad
                                                           drehen. Somit können sie
                                                           sogar kopfüber von Bäumen
                                                           und anderen Strukturen
                                                           herunterklettern.
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Waschbären fressen alle Singvögel                                 Waschbären plündern Vogel- und Fledermaus-
                                                                  kästen
Falsch
                                                                  Richtig
Waschbären fressen sicherlich auch Vögel. Sie sind aller-
dings eher Sammler als Jäger. Bei Kotprobenanalysen wurde         Dies passiert allerdings nicht besonders häufig, und auch an-
festgestellt, dass lediglich 3,1 Prozent der Gesamtnahrung von    dere Tiere wie beispielsweise Marder tun dies. Zudem präsen-
Waschbären aus Vögeln und deren Eiern bestehen. Freigänger-       tieren wir Menschen durch Aufstellen von Nistkästen Nahrung
Hauskatzen richten in der Vogelwelt einen erheblich größeren      auf dem Silbertablett und ärgern uns, wenn es von schlauen
Schaden an. Zudem bedeutet das Insektensterben, dass Vögel        Tieren entdeckt wird. Einfache Lösung: Kästen so anbringen,
immer weniger Nahrung finden.                                     dass sie von Waschbären und anderen Räubern nicht erreicht
                                                                  werden können.

Waschbären bedrohen geschützte Amphibien und
Reptilien                                                            Wie problematisch
Teilweise richtig
Kotanalysen aus dem Müritz-Nationalpark zeigen, dass Am-
                                                                     sind die Bären
phibien 5,7 Prozent und Reptilien sogar nur 0,11 Prozent der
gesamten Jahresnahrung aller Waschbären in dem naturnahen
                                                                     denn nun?
Untersuchungsgebiet ausmachen. Bei Funden von gehäute-
ten Erdkröten an Gewässern nahe Berlin und abgebissenen
Gliedmaßen von Sumpfschildkröten in Linum liegt der Verdacht
                                                                     Die wenigen wissenschaftlichen Studien, die bisher zu
aber nahe, dass Waschbären diese Schäden verursacht haben.
                                                                     diesem Thema in Europa durchgeführt wurden, deuten
Eine größere Bedrohung für diese Tierarten besteht allerdings
                                                                     darauf hin, dass der Waschbär global keine negativen
in anderen Faktoren, zum Beispiel im Klimawandel sowie im
                                                                     Einflüsse auf Ökosysteme naturnaher Gebiete hat, weder
Verlust von Lebensraum und geeigneten Laichgewässern, unter
                                                                     als Fressfeind noch durch Nahrungs- oder Schlafplatz-
anderem zurückzuführen auf den Grundwasserrückgang.
                                                                     konkurrenz. Allerdings können lokale negative Einflüsse
                                                                     in weniger optimalen und durch den Menschen stark
                                                                     gestörten Lebensräumen vermutet werden.
Waschbären ver-                   Waschbären sind Nah-
drängen Dachse und                rungskonkurrenten                                             Hätten wir Menschen unsere
Greifvögel von deren              heimischer Tierarten                                                       Natur nicht
Schlafplätzen                                                                                                    schon derar-
                                  Falsch
Falsch                                                                                                            tig geschä-
                                  Waschbären sind Allesfres-                                                      digt, hätten
Waschbären nutzen un-             ser, die aufgrund ihrer be-                                                     viele Arten
bewohnte Dachsbauten.             sonderen Nahrungssuche                                                        sicherlich
Waschbären wurden schon           mithilfe ihrer sehr sensiblen                                                deutlich weni-
schlafend in Greifvogel-          Vorderpfoten eine ökologi-                                                  ger Probleme
horsten gesichtet, allerdings     sche Nische eingenommen                                                   mit Neuankömm-
nie zur Brutzeit dieser Vögel.    haben, die vorher nicht be-                                             lingen im Tierreich.
Somit waren diese Plätze          setzt war. Sie stellen somit
ebenfalls ungenutzt.              keine Nahrungskonkurrenz
                                  zu anderen, „heimischen“
                                  Arten dar.
Ein Waschbär - und nun? - WissensWertes rund um die Waschbär-Vor- ort-beratung berlin
Der Waschbär
(Procyon lotor)

      Körperbau
      •   Körperlänge: 50 bis 70 Zentimeter
      •   Schwanzlänge: 20 bis 28 Zentimeter
      •   Gewicht (stark abhängig von der
          Jahreszeit): fünf bis zehn Kilogramm
      •   Schulterhöhe: 23 bis 30 Zentimeter
      •   Männchen und Weibchen bei bloßer
                                                    Fortpflanzung
          Betrachtung der Statur nicht sicher
          voneinander unterscheidbar                •   Geschlechtsreife: mit zwei Jahren
                                                    •   Hauptpaarungszeit: Ende Januar bis
                                                        Anfang März, späte Paarungen im
                                                        Mai/Juni selten, aber möglich (zum
      Sinneswahrnehmung
                                                        Beispiel nach Verlust des ersten Wurfes)
      •   enorm ausgebildeter Tastsinn, einzig-     •   Tragzeit: ungefähr 65 Tage
          artig im Tierreich → macht fast zwei      •   Wurfgröße: zwei bis fünf Welpen
          Drittel der für Sinneswahrnehmung         •   Nesthocker: Welpen verlassen nach
          zuständigen Großhirnrinde aus                 acht Wochen das erste Mal die Wurf-
          (beim Menschen sind es ungefähr               höhle
          zehn Prozent)                             •   Brutfürsorge: ausschließlich durch die
      •   Geruchssinn ist am zweitwichtigsten           Fähen (Weibchen), Welpen werden
          und sehr gut ausgeprägt                       zwei Monate lang ausschließlich
      •   gut ausgeprägtes Gehör → können               gesäugt und sind mindestens vier
          Würmer und Insekten unter der Erde            Monate von der Mutter abhängig
          hören                                     •   Besonderheit: kompensatorische Ferti-
      •   untergeordnete Rolle des Sehsinns             lität. Das bedeutet, dass bei einer Be-
      •   sehr gutes Gedächtnis                         standsreduktion/hohen Sterblichkeits-
                                                        rate der Waschbären (zum Beispiel
                                                        durch Krankheit oder Bejagung) auch
                                                        Fähen Nachwuchs produzieren, die
      Lebenserwartung
                                                        eigentlich noch zu jung sind, um sich
      •   in freier Wildbahn durchschnittlich           an der Fortpflanzung zu beteiligen.
          drei Jahre, selten älter als zehn Jahre       Rückgang wird durch Steigerung der
      •   in Gefangenschaft ungefähr 20 Jahre           Geburtenrate ausgeglichen.
Lebensraum                                                Ernährung
•   natürliches Verbreitungsgebiet: Nord-                 •   Allesfresser (omnivor), Opportunisten
    amerika                                                   → fressen das, was sie am einfachsten
•   bevorzugter Lebensraum: naturna-                          erreichen können
    he Auen-, Laub- und Mischwälder;                      •   grundsätzlich: vor allem Wirbellose
    alternativ auch in Agrarlandschaften                      (wie Schnecken, Würmer, Insekten:
    oder in Siedlungsbereichen bis hin zu                     44 Prozent), Pflanzliches (wie Beeren,
    Städten verbreitet (Kulturfolger)                         Nüsse, Obst: 34 Prozent), weniger
•   wichtig: Nähe zu Wasser (und sei es                       Wirbeltiere (wie Vögel, Amphibien,
    nur ein kleiner Gartenteich)                              Kleinsäuger: 22 Prozent)
•   sehr anpassungsfähig                                  •   täglicher Nahrungsbedarf: 200 bis
•   Unterschlupf: sicher, trocken und                         400 Gramm (stark abhängig von der
    dunkel                                                    Jahreszeit)
                                                          •   ernähren sich in der Stadt viel von
                                                              Speiseresten
                                                          •   mehr Sammler als Jäger
Lebensweise
•   dämmerungs- und nachtaktiv
•   hält Winterruhe. Körpertemperatur und                               exzellenter Kletterer
    Herzschlagrate bleiben größtenteils                                 und guter Schwimmer
    unverändert. Bei Störungen wacht er                                 schlechter Sprinter und
    sofort auf. → Frisst sich im Herbst eine                            Springer
    Fettschicht an.
                                               extrem intelligent
                                               enormes Lernvermögen

                              gutes Gehör
                                                                                faul: geht den
                                                                                Weg des geringsten
                                                                                Widerstands

    Allesfresser

extrem hohe soziale
Toleranz und Flexibilität

extrem empfindliche Vorderpfoten,
Tasthaare (Vibrissen) an den Krallen
→ „Sehen mit den Pfoten“
→ taktile Nahrungssuche
ein Waschbär –
was nun?
Auf den nachfolgenden Seiten finden Sie erste Maßnah-
men bei Waschbären auf Ihrem Grundstück. Dabei gilt
grundsätzlich:

Schutzmaẞnahmen
sind sinnvoller und
vor allem nachhaltiger
als die Bekämpfung!

                                                        Tipps zur
                                                        Waschbäridentifikation
                                                        •   Legen Sie eine Sandspur und untersuchen
                                                            Sie die Trittspuren.
                                                        •   Umwickeln Sie Baumstämme mit Klebeband
                                                            (Klebeseite nach außen) und untersuchen Sie
                                                            die Pfotenabdrücke.
                                                        •   Stellen Sie Wildtierkameras auf.
                                                        •   Prüfen Sie das Dach auf verschobene Ziegel.
                                                        •   Kontrollieren Sie den mutmaßlichen Unter-
                                                            schlupf: Waschbären halten ihre Schlafplätze
                                                            sauber. Gibt es Federn oder zum Beispiel
                                                            Reste toter Mäuse, handelt es sich eher um
                                                            einen Marderschlafplatz.
auf keinen fall ...

     ... füttern!                                  Ein Verstoß dagegen könnte Sie bis zu
                                                   50.000 Euro kosten. Das Entfernen von
     Füttern Sie keine Waschbären. Das             Waschbären wird Ihnen auch keine dau-
     Füttern von Wildtieren kann in Berlin mit     erhafte Ruhe verschaffen. Wo es einem
     einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro           Waschbären gefallen hat, kommt auch
     geahndet werden.                              recht bald der nächste.

     ... eigenmächtig                              ... Unbefugte um
     einfangen,                                    Beseitigung bitten!
     umsetzen oder                                 Es kann grundsätzlich bei der zuständigen
     gar töten!                                    Behörde ein Antrag gestellt werden. Die-
                                                   ser Bitte auf Beseitigung durch Jagdaus-
     Waschbären gehören zum jagdbaren              übungsberechtigte wird jedoch nur in
     Wild. „Die Jagdausübung erstreckt sich        seltenen Fällen nachgekommen. Denn
     auf das Aufsuchen, Nachstellen, Erle-         auch sie müssen sich an Gesetze halten:
     gen und Fangen von Wild“ (§ 1 Abs. 4
     BJagdG). Verfügen Sie nicht über die          •   Jegliche Jagdausübung im besiedel-
     entsprechenden Erlaubnisse, machen Sie            ten Bereich ist verboten bzw. nur in
     sich der Wilderei schuldig und können             Ausnahmefällen gestattet.
     mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei     •   Fallenjagd ist in Berlin ebenfalls im
     Jahren (in schweren Fällen bis zu fünf            Grundsatz verboten.
     Jahre) oder einer Geldstrafe von fünf bis     •   Waschbären in Berlin haben eine
     360 Tagessätzen bestraft werden. Zudem            Schonzeit von Februar bis September.
     verstoßen Sie gegen das Tierschutz- und
     das Bundesnaturschutzgesetz.                  Ein Verstoß gegen diese Vorschriften
                                                   kann mit Bußgeldern bis zu 5.000 Euro,
     Das Fangen, Verletzen oder Töten von          Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder
     Wildtieren ohne vernünftigen Grund wird       Geldstrafen verfolgt werden. Auch ein von
     mit bis zu 10.000 Euro Bußgeld oder bis       einer jagdausübungsberechtigten Person
     zu drei Jahren Haft geahndet.                 eingefangener Waschbär darf nicht an
                                                   anderer Stelle wieder freigelassen wer-
     Waschbären, die sich einmal in Menschen-      den. Ein Umsetzen kann auch sie bis zu
     hand befanden, dürfen seit Einführung der     50.000 Euro kosten.
     Unionsliste nicht mehr frei- und somit auch
     nicht mehr umgesetzt werden.
Sinnvolle
Maẞnahmen

   Simpel                                                       (Es könnte sich insbes. bei Efeu um ei-
                                                                nen Schlafplatz von Spatzen handeln
   •   Werfen Sie keine Speisereste auf den                     oder um eine sonstige dauerhafte
       offenen Kompost.                                         Lebensstätte.)
   •   Füttern Sie Ihre Haustiere nicht drau-
       ßen oder lassen Sie zumindest keine
       Reste liegen.                                        profi
   •   Sichern Sie Ihre Mülltonnen mit einem
       schweren Stein oder einem starken                    Nutzen Sie das Know-how von Profis, die
       Gummi.
   •   Stellen Sie „Gelbe Säcke“ erst mor-                  •   ein stabiles Gitter über dem Schorn-
       gens an die Straße.                                      stein anbringen.
   •   Sammeln Sie Fallobst direkt ein.                     •   die Hausfassade und/oder Obst-
   •   Ernten Sie zeitnah reifes Obst und                       bäume gegen Heraufklettern mittels
       Gemüse.                                                  großer Blech- oder Acrylplatten bzw.
   •   Vermeiden Sie es, Vogelfutter für an-                    -manschetten sichern.
       dere Tiere erreichbar auszulegen.                    •   sog. Wildabwehrnetze mit Leiterdräh-
   •   Bringen Sie keine Nistkästen an,                         ten installieren, um Ihren Gartenteich
       wenn sie nicht gewährleisten können,                     oder Ihre Rasenfläche zu sichern.
       dass Waschbären nicht heranreichen
       können.

   fortgeschritten                               Vergessen sie’s!
   •   Nutzen Sie nur chipgesteuerte             Waschbären lassen sich nicht durch Geräusche,
       Katzenklappen oder bringen Sie die        Gerüche oder Licht vertreiben und dauerhaft
       Katzenklappe so an, dass diese nur        fernhalten. Diese hochintelligenten Tiere werden
       springend zu erreichen ist.               bereits nach kürzester Zeit feststellen, dass ihnen
   •   Schneiden Sie Fassadenbegrünung           keine Gefahr droht.
       und Äste bis mindestens einen Meter
       vom Dach zurück. Beachten Sie             Vermeiden Sie es, Fallrohre oder Bäume mit han-
       dabei: Der Rückschnitt ist nur von Ok-    delsüblichen Baumspiralen oder Stacheldraht zu
       tober bis Februar erlaubt. Es empfiehlt   „sichern“. Diese Maßnahmen werden gerne als
       sich hierbei, mit der zuständigen Unte-   Kletterhilfen genutzt.
       ren Naturschutzbehörde zu sprechen.
Richtiges
Verhalten ...
     ... Bei Fund eines
     Waschbärwelpen
     Sie sollten erst einmal wissen, dass
     Waschbärmütter ihre Jungtiere durchaus
     auch mal bis zu 48 Stunden allein lassen,
     wenn sie auf Nahrungssuche gehen. Neh-
     men Sie einen Welpen also nicht einfach
     mit nach Hause! Sie können sich auch der
     Wilderei schuldig machen. Bitte bedenken
     Sie, dass auch ein Waschbärwelpe, der
     sich einmal in Menschenhand befunden
     hat, nicht wieder freigesetzt werden darf!
     Bei Zuwiderhandlung kann es mit bis zu
     50.000 Euro bestraft werden.

     MaSSnahmen, die Sie ergreifen
     können:

     Beobachten Sie aus einer gewissen Ent-
     fernung und für eine längere Zeit, ob sich
     die Mutter eventuell in der Nähe befindet
     und wiederkommt.
Öffentlichkeitsarbeit
                              Am Köllnischen Park 3
                              10179 Berlin

                              www.berlin.de/sen/uvk

                              twitter.com/senuvkberlin

                              instagram.com/senuvkberlin

                              Fotos: Außenseite Flyer v.l.n.r.:
                              vilma3000, Jenny Thompson,
                              Anne, Eric Isselée/alle stock.
                              adobe.com; Innenseite Flyer:
                              lifeonwhite/freepik.com

                              Stand 03/2021

Kontakt über das Wildtiertelefon des NABU:

030 54712891
  Mo. bis Do. von 9 bis 17 Uhr | Fr. von 9 bis 15 Uhr
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