Bildung und Nachweis von Titanpartikeln während der Implantatinsertion* - Champions Implants
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WISSENSCHAFT / RESEARCH ORIGINALARBEIT / ORIGINAL ARTICLE 347 Friedrich Müller, Janine Müller, Maximilian Schmidt-Breitung, Marcus Horn, Philipp Merkt, Viktor Foltin Bildung und Nachweis von Titanpartikeln während der Implantatinsertion* Eine Ex-vivo-Studie in menschlichem Spenderknochen Warum Sie diesen Beitrag Einleitung: In der Orthopädie ist der Verschleiß von Titankomponenten an lesen sollten Endoprothesen ein zunehmendes Problem, insbesondere bei Hüftprothesen. Entzündungen und Gewebedegenerationen machen chirurgische Revisionen Dieser Artikel berichtet über eine daher riskant und ungünstig. Da allein in Deutschland jährlich ca. eine Milli- Ex-vivo-Studie bezüglich Titanabrieb on Zahnimplantate inseriert werden, treten Nebenwirkungen wie die multi- von Implantaten zweier Hersteller- ätiologische Periimplantitis immer häufiger auf. Diese Studie ist durch die Not- firmen. Es handelt sich um die wendigkeit motiviert, eine Störung der osseointegrativen Heilung von Titan- Weiterführung einer in der DZZ implantaten nach Insertion durch Phagozytose von Nanopartikeln besser zu veröffentlichten Pilotstudie. verstehen. Phagozytose von Nanopartikeln kann zur Aktivierung einer anhal- tenden Gewebeentzündung führen, mit einem daraus resultierenden höheren Risiko eines Implantatverlustes oder der Aktivierung der multiätiologischen Periimplantitis. Methode: Menschlicher Spenderknochen der Qualität D1 (Os femoris) wurde in geeigneter Größe geschnitten und 6 Conelog-Implantate (Camlog) mit ei- nem Durchmesser von 3,8 mm (3 Implantate mit mikrorauer Oberfläche und 3 mit maschinierter Oberfläche) sowie 6 Thommen-Implantate mit einem Durchmesser von 4 mm (3 Implantate mit mikrorauer Oberfläche und 3 mit maschinierter Oberfläche) mit einem maximalen Drehmoment von 20 Ncm inseriert. Anschließend wurde die Knochenkavität geöffnet und auf Titan- abrieb untersucht. Für den Nachweis von Nanopartikeln wurden Rasterelektro- nenmikroskopie (REM) und energiedispersive Röntgenspektroskopie (EDX) eingesetzt. Die statistische Analyse wurde mittels ANOVA durchgeführt. Ergebnisse: Das Vorkommen von Titan war sehr begrenzt. Daher konnte die Größe der Partikel nicht gemessen werden. Insgesamt wurden 150 Stellen an 12 Implantaten analysiert (durchschnittlich 12,5 Stellen pro Implantat). Ins- gesamt ergaben die Messungen an 37 Stellen einen positiven Nachweis von geringen Spuren von Titan (0,016–0,364 Gew.-%). Es wurden keine Unter- schiede in Bezug auf die Oberflächenmorphologie oder den Herstellertyp ge- funden. Bemerkenswerterweise gibt es Unterschiede in den Untergruppen. Es gibt einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen maschinierten und mikrorauen Oberflächen bei Canelog-Implantaten (p = 0,0161). Bei Thom- men-Implantaten wurde kein Unterschied zwischen maschinell bearbeiteten und mikrorauen Oberflächen gefunden (p = 0,696). Zahnarztpraxis Dres. Müller+, Tannenring 76, 65207 Wiesbaden: Dr. Friedrich Müller M.Sc. M.Sc., Dr. Janine Müller, Dr. Maximilian Schmidt-Breitung MBA, Marcus Horn, Dr. Philipp Merkt M.Sc., Doc. Viktor Foltin PhD St. Elisabeth Universität Bratislava, Slowakei; Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Dr. Friedrich Müller M.Sc. M.Sc., Dr. Maximilian Schmidt-Breitung MBA, Marcus Horn, Dr. Philipp Merkt M.Sc., Doc. Viktor Foltin PhD *Deutsche Version der englischen Erstveröffentlichung Müller F, Müller J, Schmidt-Breitung M, Horn M, Merkt P, Foltin V: Formation and detection of titanium release during implant insertion. An ex-vivo study in human donor bone. Dtsch Zahnärztl Z Int 2021; 3: 158–166 Übersetzung aus dem Englischen: Yasmin Schmidt-Park Zitierweise: Müller F, Müller J, Schmidt-Breitung M, Horn M, Merkt P, Foltin V: Bildung und Nachweis von Titanpartikeln während der Implantatinsertion. Eine Ex-vivo-Studie in menschlichem Spenderknochen. Dtsch Zahnärztl Z 2021; 76: 347–356 Peer-reviewed article: eingereicht: 14.04.2020, revidierte Fassung akzeptiert: 30.07.2020 DOI.org/10.3238/dzz.2021.0024 © Deutscher Ärzteverlag | DZZ | Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift | 2021; 76 (6)
MÜLLER F, MÜLLER J, SCHMIDT-BREITUNG ET AL.: Bildung und Nachweis von Titanpartikeln während der Implantatinsertion 348 Formation and detection of titanium release during implant insertion. An ex-vivo study in human donor bone Zusammenfassung und Schlussfolgerung: Diese Untersuchung hat zeigt, dass Abrieb von Titan in menschlichem Knochen allein durch die Implantat- insertion auftreten kann. Allerdings ist der Abrieb im humanen Spenderkno- chen extrem begrenzt und von geringer klinischer Relevanz. Weitere Langzeit- untersuchungen zu Aspekten der Bio-Tribokorrosion bei Zahnimplantaten sind erforderlich. Das Risiko einer anhaltenden Entzündung während der Osseointegration wird als äußerst gering eingeschätzt, weshalb Titanimplan- tate eine sichere und vorhersagbare Therapieoption darstellen. Schlüsselwörter: Titan; Verschleiß; Partikel; menschlicher Spenderknochen; Bio-Tribokorrosion Einleitung Eine Literaturübersicht zur Titan- tikeln verursachen können: Ablösung Diese Studie untersucht den Abrieb toxizität durch Kim et al. bestätigte durch Reibung zwischen Implantat von dentalen Titanimplantaten nach toxische wie auch allergische Reaktio- und Knochen während der Insertion, der Insertion in menschlichen Spen- nen auf Titan [18]. Das am häufigsten Abnutzung während des Debride- derknochen der Qualität D1. Abrieb- verwendete Titanmaterial ist ments bei chirurgischen Interventio- partikel können von Makrophagen TiO2-Pulver, welches in verschiede- nen sowie Korrosion [53]. Die Beschä- phagozytiert werden und somit eine nen Anwendungen wie Farben, Le- digung der Implantatoberfläche auf- anhaltende Entzündungsreaktion för- bensmitteln, Medikamenten und grund von Partikelfreisetzung wäh- dern und die Osseointegration beein- Kosmetika zu finden ist [9, 42]. Da- rend der Insertion wurde von Senna trächtigen. Nanopartikel sind in un- raufhin wuchs die Besorgnis über die et al. beobachtet [40]. Andererseits serem täglichen Leben allgegenwärtig Auswirkungen auf unsere Umwelt schlugen Addison et al. vor, dass lo- und finden sich auch in Dentalmate- und die menschliche Gesundheit [3, kalisierte Oberflächenkorrosion und rialien. Schmalz et al. erarbeiteten ei- 13, 54]. Die Toxizität von TiO2-Na- Mikrobewegungen für Titanpartikel ne Übersicht von Nanopartikeln in nopartikeln bei Nagetieren konnte in verantwortlich seien, und hielten es der Zahnmedizin [36, 37]. Sie fanden einigen Studien gezeigt werden [5, 6, daher für unwahrscheinlich, dass Ab- heraus, dass Nanopartikel durch Ab- 8, 11, 14, 41, 48, 50, 51, 57]. rieb der Hauptverursacher von Par- nutzung von Restaurationsmateria- Obwohl Titan und seine Legie- tikeln ist [1]. lien (z.B. Keramik, Metalle) entstehen rungen ein sehr biokompatibles Ma- Eigene Untersuchungen zur dreh- oder aus Zahnimplantaten freigesetzt terial darstellen, kann es in extremer momentabhängigen Insertionstiefe werden können. Schmalz et al. ver- Umgebung und unter extremen Be- von dentalen Titanimplantaten in muten, dass Nanopartikel möglicher- dingungen (z.B. bei intraoralem nied- künstlichem Knochen zeigten, dass weise in die biologische Umgebung rigen pH-Wert und hohen Fluorid- Implantate beim Einsetzen mit bis zu gelangen, wenn Restaurationen oder konzentrationen) dennoch zu Ver- 70 Ncm Drehmoment belastet wer- Implantate aus der Mundhöhle ent- schleiß und Korrosion kommen [19, den [24]. Der Abrieb von dentalen Ti- fernt werden. 29, 44]. Schiff et al. zeigten die Zer- tanimplantaten in künstlichem Kno- Eine kürzlich veröffentlichte störung der Titan-Passivschicht durch chen wurde im Anschluss untersucht Übersichtsarbeit über Korrosion und Fluor-Ionen [35]. Wachi et al. bestä- [25]. Es konnte gezeigt werden, dass Verschleiß von titanbasierten denta- tigten, dass Titan-Ionen für die nega- in künstlichem Knochen der Qualität len Implantatverbindungen zeigte, tiven Auswirkungen der periimplan- D1 der Verschleiß mit nur 0,17 bis dass das Problem der Nanopartikel tären Mukositis verantwortlich sein 0,47 Atomprozent und mit Partikeln wissenschaftliche Evidenz erreicht könnten [49] und Olmedo et al. fan- von 100 bis 150 nm Größe sehr ge- hat [2]. Diese Übersichtsarbeit von den mit Titanpartikeln beladene Ma- ring war. Ziel der vorliegenden Studie Apaza-Bedoya et al. zeigte, dass De- krophagen als Indikator für Korrosi- war es, die früheren Erkenntnisse un- gradation an der Implantat-Abut- onsprozesse von de-osseointegrierten ter klinisch relevanteren Bedingun- ment-Verbindung aufgrund von Ab- Implantaten im menschlichen peri- gen in menschlichem Spenderkno- rieb und tribologische Prozesse zu implantären Weichgewebe [27]. Un- chen der Qualität D1 erneut zu über- den schwerwiegenden Problemen in ter Verwendung des exfoliativen zy- prüfen. der Zahnmedizin gehören. Sie stell- tologischen Tests zum Nachweis von ten fest, dass Abrieb- und Korrosi- Partikeln innerhalb und außerhalb Methoden onsrückstände (z.B. Ionen sowie Mi- von Epithelzellen und Makrophagen Menschlicher Spenderknochen wur- kro- und Nanopartikel), die in das fanden die Studien von Olmedo und de vom Anatomischen Institut Dr. biologische Umgebungsgewebe frei- Penmetsa signifikant höhere Raten Senckenberg des Universitätsklini- gesetzt werden, eine Periimplantitis von Implantatpartikeln bei Patienten kums der Goethe-Universität Frank- stimulieren können, die wiederum mit Periimplantitis [28, 30]. Wilson et furt zur Verfügung gestellt (Nr. zu pathologischer Knochenresorpti- al. diskutierten drei Möglichkeiten, 65300308–2018–01). Der Spender- on führt. die das Vorhandensein von Titanpar- knochen umfasste einen tiefgefrore- © Deutscher Ärzteverlag | DZZ | Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift | 2021; 76 (6)
MÜLLER F, MÜLLER J, SCHMIDT-BREITUNG ET AL.: Bildung und Nachweis von Titanpartikeln während der Implantatinsertion Formation and detection of titanium release during implant insertion. An ex-vivo study in human donor bone 349 den demnach in den Schnitt der Formation and detection of Längstrennung inseriert. Aufgrund der eingeschränkten Länge des Kno- titanium release during implant chenschafts konnte die begrenzte An- insertion. An ex-vivo study in zahl von 12 Implantaten mit ausrei- chend Abstand zueinander inseriert human donor bone werden. Diese Tatsache ermöglichte die Einbringung von nur 3 Implanta- Introduction: In orthopaedic wear of titanium components of endo-pros- ten jeder Gruppe. Sechs Conelog-Im- thesis is an increasing problem, especially in hip prosthesis. Inflammation plantate (Camlog) mit einem Durch- and tissue degeneration make surgical revisions risky and unfavourable. As messer von 3,8 mm (3 Implantate approximately one million dental implants are inserted every year in Ger- mit mikrorauer Oberfläche und 3 mit many alone, side-effects like multi-etiological periimplantitis becomes more maschinierter Oberfläche) sowie frequent. This study is motivated by the need to prevent disturbance of os- 6 Thommen-Implantate mit einem seointegrative healing of implants after insertion due to phagocytosis of Durchmesser von 4 mm (3 Implanta- nanoparticles. That may cause activation of prolonged tissue inflammation te mit mikrorauer Oberfläche und 3 with subsequent higher risk of implant loss or activation of multi-etiological mit maschinierter Oberfläche) wur- peri-implantitis. den mit einem maximalen Drehmo- ment von 20 Ncm und ausreichender Methods: Human donor bone of D1 quality (Os femoris) was cut in ap- Wasserkühlung inseriert, um eine propriate size and 6 Conelog implants (Camlog) of 3,8 mm diameter Überhitzung des Knochens zu ver- (3 implants with a microrough surfaceand 3 of machined surface) together meiden. In beiden Systemen wurden with 6 Thommen implants of 4 mm diameter (3 implants with a micro- Standard-Edelstahlbohrer verwendet, rough surface and 3 of machined surface) were inserted with a maximum die den Empfehlungen der Bohrpro- torque of 20 Ncm. Afterwards the bone cavity was opened and investi- tokolle entsprachen. Eine vorherige gated for titanium wear. Scanning electron microscopy (SEM) and energy Analyse eines unbenutzten Edelstahl- dispersive X-ray spectroscopy (EDX) were used to perform detection of bohrers zeigte eine sehr homogene nanoparticles. Statistical analysis was performed using ANOVA. Zusammensetzung der Bohreroberflä- che mit nur geringen Spuren von Ti- Results: The occurence of titanium was very limited. Therefore, the size of tan, so dass die Edelstahlbohrer als particles could not be measured. Overall 150 sites in 12 implants have mögliche Titanquelle während der been analyzed (average of 12.5 sites per implant). In total, the measure- EDX-Analyse ausgeschlossen werden ments of 37 sites produced positive detection of small traces of titanium konnten. Um eine Probengröße zu er- (0.016–0.364 wt.%). No differences have been found regarding the sur- halten, die klein genug für die REM- face morphology or type of manufacturer. Remarkably there are differences Vakuumkammer war, wurde jede Im- in the sub-groups. There is a statistically significant difference between ma- plantatkavität in 1,5 cm große Stücke chined and microrough surfaces in Canelog implants (p = 0.0161). No dif- geschnitten (Abb. 3 und 4). Implantat ference has been found in machined and microrough Thommen implants und Knocheneinheiten wurden für (p = 0.696). die Dauer von 14 Tagen in einem Ex- sikkator getrocknet, um die REM- Summary and Conclusion: This unpretentious investigation actually Bildgebung zu gewährleisten. Zur shows that wear of titanium can occur in human bone simply due to im- Verbesserung der elektrischen Leit- plant insertion. Though wear is extremely limited in human donor bone fähigkeit des Spenderknochens war and of little clinical relevance. Further long-term investigations regarding eine Sputterbeschichtung der Proben aspects of bio-tribocorrosion in dental implants are needed. The risk of pro- erforderlich. Der verwendete Sputter longed inflammation during osseointegration is considered to be extremely war Edwards S150B Sputter Coater. low and therefore titanium implants are a safe and predictable therapeutic Als Sputtergas wurde Argon verwen- option. det, um eine geeignete Ionenquelle für einen effizienten Targetbeschuss Keywords: titanium; wear; particles; human donor bone; bio-tribocor- bereitzustellen. Als Targetmaterial rosion wurde Gold (Negativkathode) ver- wendet, welches für die Dauer von ei- ner Minute bei 1 kV Spannung und 100 mbar Druck auf die Proben auf- gesputtert wurde. Weitere Vorteile des nen Oberschenkelknochenschaft (Os ben quer fixiert, was ein Öffnen der Sputterns waren die Verringerung der femoris) von 25 cm Länge und Knochenkavitäten ohne erneute Beschädigung des Knochens durch 3,5 cm Breite (Abb. 1). Der Schaft Krafteinwirkung auf Implantatober- den Rasterelektronenmikroskop- wurde in Längsrichtung mittig ge- flächen oder die Kavitätenwände er- strahl, die Verringerung der Proben- trennt und anschließend mit Schrau- laubte (Abb. 2). Die Implantate wur- aufladung, die Verbesserung der Se- © Deutscher Ärzteverlag | DZZ | Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift | 2021; 76 (6)
MÜLLER F, MÜLLER J, SCHMIDT-BREITUNG ET AL.: Bildung und Nachweis von Titanpartikeln während der Implantatinsertion 350 Formation and detection of titanium release during implant insertion. An ex-vivo study in human donor bone kundärelektronenemission sowie die Verbesserung der Kantenauflösung. Die energiedispersive Röntgenspek- troskopie (EDX) ist eine Messmetho- de aus dem Bereich der Materialprü- fung und -analytik. Mit einem Elek- tronenstrahl bestimmter Energie wer- den Atome einer bestimmten Probe angeregt, die daraufhin eine charak- teristische Röntgenstrahlung aussen- den. Jedes Element sendet sein spezi- fisches und eindeutiges Röntgenspek- trum aus. Auf diese Weise kann die Zusammensetzung der chemischen Elemente der Probenoberfläche ana- lysiert werden. Die statistische Analy- se wurde mittels ein- und zweifak- torieller Varianzanalyse (ANOVA) durchgeführt. Die Ausgabe eines Konzentrati- Abbildung 1 Tiefgefrorener menschlicher Oberschenkelschaft onswertes eines bestimmten Elemen- tes durch die EDX-Software darf nicht mit einem positiven Nachweis des analysierten Elementes verwechselt werden, auch wenn der Wert un- gleich Null ist. Vielmehr basiert die Interpretation des Wertes auf statisti- schen Tests. Das bedeutet, dass mit ei- ner gewissen Wahrscheinlichkeit das tatsächliche und unbekannte Ergeb- nis von Titan um den angegebenen Wert herum liegt. Aus diesem Grund zeigt die Software neben dem gemes- senen Wert auch die Standardabwei- chung (SD) an. Wählt man die ein- fache Standardabweichung, so liegt die Wahrscheinlichkeit, dass der reale und unbekannte Wert von Titan in- nerhalb der Standardabweichung liegt, bei 68,3 %. Verdoppelt man die Standardabweichung (2SD), so steigt Abbildung 2 Menschlicher Oberschenkelschaft mit eingesetzten Implantaten Abbildung 3 Canelog-Implantate maschinell bearbeitet (oben) und mikroraue Oberfläche (unten) © Deutscher Ärzteverlag | DZZ | Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift | 2021; 76 (6)
MÜLLER F, MÜLLER J, SCHMIDT-BREITUNG ET AL.: Bildung und Nachweis von Titanpartikeln während der Implantatinsertion Formation and detection of titanium release during implant insertion. An ex-vivo study in human donor bone 351 Abbildung 4 Thommen-Implantate maschinell bearbeitet (oben) und mikroraue Oberfläche (unten) die Wahrscheinlichkeit auf 95,5 %. Oberfläche besaßen. REM-Unter- und maschinierten Thommen-Im- Werte, die kleiner als die einfache suchungen und EDX-Analysen wur- plantate erbrachten jeweils 13 Stellen Standardabweichung sind, deuten den an verschiedenen Stellen der kres- (28,88 %) einen positiven Titannach- auf eine entsprechend hohe Wahr- talen Anteile eines jeden Implantats weis. (Tab. 1 und Abb. 5). scheinlichkeit, dass der reale und un- durchgeführt. Insgesamt wurden Univariate statistische Analysen bekannte Titanwert Null ist (auch 150 Stellen an 12 Implantaten ana- zeigten keine Unterschiede hinsicht- wenn der Wert selbst nicht Null war). lysiert (durchschnittlich 12,5 Stellen lich der Oberflächenmorphologie In der analytischen Praxis bedeutet pro Implantat). Messungen an 37 Stel- (p = 0,326) oder des Implantatherstel- dies wiederum, dass Titan nicht len (24,55 %) ergaben einen positiven lers (p = 0,167). Bivariate Tests unter nachgewiesen werden konnte. Nachweis von geringen Spuren von Einbeziehung beider Faktoren (Ober- Titan (0,016–0,364 Gew.-%). Bei Ca- fläche und Hersteller) zeigten einen Ergebnisse nelog-Implantaten mit mikrorauer marginalen signifikanten Unterschied Insgesamt wurden 12 Implantate in Oberfläche waren 9 von 48 (18,75 %) (p = 0,0755), was auf Unterschiede in menschlichen Spenderknochen inse- gemessenen Stellen positiv für den den Untergruppen hindeutete. Es gab riert, 6 Conelog-Implantate und Nachweis von Titan. Bei der maschi- einen statistisch signifikanten Unter- 6 Thommen-Implantate, von denen 3 nierten Oberfläche waren 2 von 12 schied zwischen maschinierter und von jedem Hersteller eine mikroraue (16,66 %) gemessenen Stellen positiv mikrorauer Oberfläche bei Canelog- osseointegrative Oberfläche und 3 für Titan. Bei den jeweils 45 unter- Implantaten (p = 0,0161) sowie einen von jeder Gruppe eine maschinierte suchten Bereichen der mikrorauen Unterschied zwischen Implantaten mit maschinierter Oberfläche von Thommen und Canelog (p = 0,0826). Es wurde kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen maschinierten und mikrorauen Thommen-Implan- taten (p = 0,696) oder zwischen mi- krorauen Oberflächen von Thommen und Canelog (p = 0,81) gefunden (Abb. 6). Diskussion Die vorliegende Studie zeigt, dass die untersuchten Titanimplantate nur sehr wenig abrasiv sind. Die Oberflä- che mit dem geringsten Abrieb wurde bei Canelog-Implantaten mit maschi- nierten Oberflächen gefunden. Ein nahezu ähnliches Abrasionsverhalten wurde bei den beiden Thommen- Oberflächen zusammen mit den mi- Abbildung 5 EDX-Spektrum von Stichprobe 7 krorauen Canelog-Implantaten fest- © Deutscher Ärzteverlag | DZZ | Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift | 2021; 76 (6)
MÜLLER F, MÜLLER J, SCHMIDT-BREITUNG ET AL.: Bildung und Nachweis von Titanpartikeln während der Implantatinsertion 352 Formation and detection of titanium release during implant insertion. An ex-vivo study in human donor bone gestellt. Ergebnisse einer zuvor ver- Mittel- öffentlichten Untersuchung von Ca- Stich- Stellen pro Beschreibung wert(Ti Ein- SD Min Max probe Stichprobe nelog-Implantaten haben ein zehn- heit wt.%) mal höheres Abrasionsverhalten in künstlichem Knochen im Vergleich Canelog 20 1 0.045 0.077 0.006 0.364 zu menschlichem Spenderknochen osseointegrativ (4 positiv) gezeigt (bis zu 0,46 Gew.-% Titanpar- Canelog 12 tikel) [25]. Dieser Unterschied könnte 2 0.049 0.041 0.009 0.142 osseointegrativ (4 positiv) auf die Eigenschaften der zuvor ver- wendeten künstlichen Knochenblö- Canelog 16 3 0.033 0.024 0.000 0.097 cke (Sawbone, 40 pcf) zurückzufüh- osseointegrativ (1 positiv) ren sein. Diese massiven Kunstkno- Canelog 6 chenblöcke waren vollständig von 4 0.014 0.010 0.003 0.029 maschinell (0 positiv) Compacta-Knochenqualität, wäh- rend der menschliche Spenderkno- Canelog 4 5 0.021 0.023 0.005 0.055 chen im Zentrum der Probe von maschinell (2 positiv) spongiöser medullärer Konsistenz Canelog 2 war mit einem Compacta-Anteil von 6 0.001 0.001 0.001 0.002 maschinell (0 positiv) nur 2–3 mm. Diese Compacta-Struk- tur erwies sich als ausreichend stark, Thommen 15 7 0.058 0,025 0.031 0.116 um eine Primärstabilität für alle Im- osseointegrative (6 positiv) plantate zu erreichen, jedoch man- Thommen 15 gelte es an einer ausreichenden Stan- 8 0.032 0.025 0.004 0.094 osseointegrative (5 positiv) dardisierung des Knochens (Abb. 7). Diese Standardisierung war einerseits Thommen 15 9 0.029 0.019 0.000 0.059 im künstlichen Knochenmodell hin- osseointegrative (2 positiv) reichend gegeben, andererseits fehlte Thommen 15 dem Modell die klinischen Anforde- 10 0.037 0.016 0.004 0.064 maschinell (6 positiv) rungen. Die Ergebnisse zeigen, dass mikroraue Oberflächen aufgrund des Thommen 15 11 0.074 0.064 0.000 0.252 mikroretentiven Musters nach dem maschinell (3 positiv) Sandstrahlen und Säureätzen zur Si- Thommen 15 cherstellung der Osseointegration ab- 12 0.029 0.018 0.002 0.060 maschinell (4 positiv) rasiver sind als maschinell bearbeitete Oberflächen. Daher ist es nicht ver- Tabelle 1 Nachweis von Spuren von Titan auf Canelog- und Thommen-Implantaten wunderlich, dass die maschinell bear- (Gewichtseinheit %) beitete Oberfläche von Canelog deut- lich weniger abrasiv ist als die mikro- raue. Bemerkenswerterweise findet sich dieser Unterschied nicht bei Im- plantaten des Herstellers Thommen, wo die maschinierte Oberfläche ver- gleichbar abrasiv ist wie die mikro- raue. Eine weitere interessante Tatsa- che ist, dass sowohl die mikroraue Oberfläche von Canelog als auch die von Thommen ein ähnliches Abrasi- onsverhalten aufweisen. Es kann also keine Überlegenheit des einen Her- stellers gegenüber dem anderen fest- gestellt werden. Im Vergleich dazu fanden Sridhar et al. bei 16 Straumann-Implantaten (Abb. 1–6, Tab. 1: F. Müller) keine Spuren von Titan im künst- lichen Knochen von 10, 20, 30 und 40 pcf Sawbone-Blöcken [43]. Die von Sridhar et al. verwendete Unter- suchungsmethode (Lichtmikroskopie und Röntgendiffraktometrie) kann als mögliche Ursache für den nicht Abbildung 6 Box-Plot © Deutscher Ärzteverlag | DZZ | Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift | 2021; 76 (6)
MÜLLER F, MÜLLER J, SCHMIDT-BREITUNG ET AL.: Bildung und Nachweis von Titanpartikeln während der Implantatinsertion Formation and detection of titanium release during implant insertion. An ex-vivo study in human donor bone 353 erfolgreichen Nachweis von Titan- Nanopartikeln angesehen werden, da mit der Lichtmikroskopie nicht so hohe Vergrößerungen wie mit einem Rasterelektronenmikroskop erreicht werden und daher gestreute Titanpar- tikel im Nanometerbereich nicht zu- (Abb. 7: Dr. Manuel Niederhagen, OptiPath Frankfurt/M.) verlässig nachgewiesen werden kön- nen. Im Gegensatz dazu fand eine an- dere In-vitro-Studie eine reduzierte Oxidschicht von Zahnimplantaten nach Insertions- und Pullout-Tests mittels Mikrostrukturanalyse [47]. Deppe et al. fanden heraus, dass die mittlere Oberflächenrauheit, die mittlere maximale Rauheit und das entwickelte Oberflächenverhältnis nach der Implantatinsertion anhand eines In-vitro-Studienmodells stark verändert waren [10]. Drei verschie- dene Implantatsysteme mit unter- Abbildung 7 Histologischer Nachweis der Kompakta schiedlichen Oberflächenrauigkeiten wurden in Klasse I Schweineknochen inseriert. Es konnte gezeigt werden, dass bei säuregeätzter Implantatober- geschrittener Periimplantitis erfor- Titan möglicherweise die Entzün- fläche die mittlere Oberflächenrau- dern häufig die Entfernung von ma- dungssymptome und die Behand- igkeit besonders im apikalen Bereich kroskopischen Gewindegängen zur lungsprognose ungünstig beeinflus- (–10,4 %) im Vergleich zur großkör- Oberflächenglättung [7, 32, 39]. sen kann. Um den möglichen Ein- nig gestrahlten Implantatoberfläche Schwarz et al. wiesen eindeutig eine fluss freigesetzter Bestandteile von abnahm. Bei anodisierten Implanta- Titankontamination des benachbar- Zahnimplantaten als Folge der peri- ten nahm die mittlere Oberflächen- ten Knochens und Bindegewebes implantären Therapie oder der Korro- rauigkeit zu (+5,7 %), was auf eine nach einer Implantatplastik nach, sion der Titanoberfläche zu unter- Zerstörung der Oberfläche hindeute- was zu einem lokalisierten chronisch- suchen, führten Noronha Oliveira et te. Meyer et al. bestätigten die Kon- entzündlichen Zellinfiltrat führte, das al. eine systematische Literatursuche tamination des periimplantären Kno- von Plasmazellen und Lymphozyten in der Datenbank Pubmed durch chens bei Minischweinen nach der dominiert wurde [38]. Tatsächlich be- [26]. Es wurden 79 Artikel in die Ana- Insertion von Titanimplantaten mit- richteten die Autoren über keine kli- lyse einbezogen. Beobachtet wurde, hilfe der Rasterelektronenmikrosko- nischen Nebenwirkungen, die mit dass Metallionen und Metallpartikel pie [20]. Die Ergebnisse zeigten Titan- dem Vorhandensein dieser Titanpar- Osteoklasten, proinflammatorische partikel vor allem im krestalen Teil tikel in Zusammenhang standen. Die Zellen und Zytokine in den periim- des Knochens sowie um Implantate Periimplantitis-Behandlung in all ih- plantären Geweben aktivieren. Dege- mit rauen Oberflächen. Bei Oberflä- ren Aspekten ist im Vergleich zur Pa- nerative Veränderungen wurden in chen mit einer Rauigkeit von 1,5 μm rodontitis-Therapie [22] noch unzu- Makrophagen und neutrophilen Gra- und 0,4 μm wurde ein geringerer Ab- reichend vorhersagbar [16], die wis- nulozyten nach der Phagozytose von rieb festgestellt. Kürzlich konnten senschaftliche Evidenz daher hetero- Titan-Mikropartikeln gefunden. Ab- diese Ergebnisse von Suarez-Lopez del gen [23]. Die Kenntnis aller Aspekte bauprodukte, die bei der Degradation Amo et al. bestätigt werden [45]. Die der Ätiologie der Periimplantitis ist von Zahnimplantaten entstehen, ha- Autoren testeten 5 verschiedene Im- umso erforderlicher. Eine gegenteilige ben ein zytotoxisches und genotoxi- plantatoberflächen. Die Ergebnisse Einschätzung wurde kürzlich von sches Potenzial für periimplantäre zeigten runde oder kleine eckige, Petterson at al. vorgenommen [31]. Zellen. Die Menge und die physiko- längliche Titantrümmer im krestalen Um den Einfluss des Titans auf die chemischen Eigenschaften der Ab- Teil der Osteotomiestelle. Im Gegen- periimplantäre Entzündung zu unter- bauprodukte bestimmen das Ausmaß satz dazu konnten diese Ergebnisse suchen, wurden 13 Patienten mit Pe- und die Schädigung der periimplan- von einer anderen Forschergruppe riimplantitis (Testgruppe) und 11 Pa- tären Gewebe. Safioti et al. führten nicht bestätigt werden [52]. Nach der tienten mit Parodontitis (Kontroll- eine Querschnittsstudie zur Periim- Insertion von Implantaten in Kanin- gruppe) in diese Studie eingeschlos- plantitis und zur bakteriellen Belas- chentibia fanden Wennerberg et al. sen. Bei Patienten mit Periimplantitis tung durch [34]. Sie gehen davon aus, keinen Zusammenhang zwischen wurden signifikant höhere Titanwer- dass Bakterien bei einer Periimplanti- Implantatrauigkeit und Ionenfreiset- te gemessen als in der Kontrollgrup- tis nicht nur eine Immunantwort des zung. Chirurgische Eingriffe bei fort- pe. Sie kamen zu dem Schluss, dass Wirts auslösen, sondern auch zu elek- © Deutscher Ärzteverlag | DZZ | Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift | 2021; 76 (6)
MÜLLER F, MÜLLER J, SCHMIDT-BREITUNG ET AL.: Bildung und Nachweis von Titanpartikeln während der Implantatinsertion 354 Formation and detection of titanium release during implant insertion. An ex-vivo study in human donor bone trochemischen Veränderungen und mittels energiedispersiver Röntgen- gung) und sekundären (Periimplanti- Korrosion der Titanoberfläche füh- fluoreszenz (EDXRF) in den Nägeln tis-Behandlung) Implantatchirurgie ren, was wiederum zu einem verstärk- von 30 Patienten durch und fanden adäquate Optionen zu bieten und ten Entzündungsprozess führen hohe Konzentrationen von Titan [4]. diese zu erweitern. kann. Um den Einfluss des freigesetz- Eine kürzlich veröffentlichte um- ten Titans auf die periimplantäre Ent- fassende und kritische Übersichts- Danksagung zündung zu untersuchen, wurden arbeit kam zu dem Schluss, dass Ti- Die vorliegende Studie wurde finan- 20 Plaqueproben von 30 Patienten tanpartikel aufgrund von mecha- ziell durch den Wissenschafts- entnommen und analysiert. Bei Im- nischem Verschleiß, Kontakt mit fonds der DGZMK (15.000 Euro), die plantaten mit Periimplantitis wurden chemischen Substanzen und Inter- Oral Reconstruction Foundation signifikant höhere Titanwerte gemes- aktion mit Substanzen, die von adhä- (3080 Euro) sowie Thommen sen als bei gesunden periimplantären renten Biofilmen und Entzündungs- (2.260 Euro) unterstützt. Unser Dank Bedingungen. zellen produziert werden, von Titan- geht an Dr. Christian Hof und Untersuchungen an orthopädi- oberflächen freigesetzt werden [21]. Dr. Hendrik Reers für ihre Hilfe bei schen Prothesen zeigten den zugrun- Die Autoren stellten fest, dass Abnut- der Durchführung dieser Studie und deliegenden pathophysiologischen zung, Korrosion, Titanpartikel, Ent- der Auswertung der Daten. Mechanismus, der zum Knochen- zündungen und Mikroorganismen und Implantatverlust führt [12, 15]. an einer komplexen Wirtsreaktion Die Titanlegierung erhöht die Freiset- auf Fremdkörper beteiligt sind. Um- zung von entzündungsinduzierenden weltfaktoren zusammen mit Korrosi- Interessenkonflikte Mediatoren (Prostaglandin E2, Inter- on und Verschleiß führen zu einer Die Autoren erklären, dass kein Inte- leukin-1, Interleukin-6, TNF) [15]. Materialdegradation, die als Tribokor- ressenkonflikt im Sinne der Richt- Menschliche Monozyten setzten rosion bezeichnet wird. Freigesetzte linien des International Committee durch Ti-Al-V im Vergleich zu Titan- Titanpartikel stören die Zellfunktion, of Medical Journal Editors besteht. Aluminium-Niob (Ti-Al-Nb) mehr die Oberflächenstörung verändert die Entzündungsmediatoren frei [33]. Yu Proteinabsorption, die bakterielle Be- et al. untersuchten synergistische Ef- lastung verursacht eine Entzündung, Literatur fekte von H2O2 und Albumin auf das die Entzündung verändert den pH- Korrosionsverhalten von Titanlegie- Wert, der wiederum die Zusammen- 1. Addison O, Davenport AJ, Newport rungen (Ti6Al4V) in physiologischer setzung der Biofilme verändert, was RJ et al.: Do ‘passive’ medical titanium surfaces deteriorate in service in the ab- Kochsalzlösung [56]. In beiden Me- wiederum eine erneute Korrosion sence of wear? J R Soc Interface 2012; 9: dien (Albumin und H2O2) wurde eine verursachen kann. Mehrere Rück- 3161–3164 wesentlich höhere Metallfreiset- kopplungsschleifen beeinträchtigen 2. Apaza-Bedoya K, Tarce M, Benfatti zungsrate beobachtet als in Anwesen- also das periimplantäre Hart- und CAM et al.: Synergistic interactions bet- heit von H2O2 und Albumin allein. Weichgewebe. Mombelli et al. kamen ween corrosion and wear at titanium-ba- Weiterhin zeigten Zhang et al., dass schließlich zu der schönen Schluss- sed dental implant connections: A sco- Albumin die Auflösung von Ti6Al4V folgerung, dass Biofilme Korrosion ping review. J Periodont Res 2017; 52: in Gegenwart von H2O2 bei kurzen und Entzündungen verursachen. Zu- 946–954 Zeiträumen (< 24 h) unterdrückte, sammenfassend lässt sich diese 3. Batt J, Milward M, Chapple I, Grant aber nach längeren Zeiträumen die Schlussfolgerung auf den gesamten M, Roberts H, Addison O: TiO 2 nanop- Auflösungsrate wieder ansteigen ließ, Aspekt des wissenschaftlichen Feldes articles can selectively bind CXCL8 im- was auf die Reduktion der Oxid- der Bio-Tribokorrosion ausweiten: In- pacting on neutrophil chemotaxis. Eur Cell Mater 2018; 35: 13–24 schicht des Titans zurückzuführen sertion verursacht Abrieb, was wie- sein könnte [58]. derum Entzündung und Korrosion 4. Berglund F, Carlmark B: Titanium, si- Allergische Reaktionen gegen Ti- verursacht was wiederum zu Ver- nusitis, and the yellow nail syndrome. tan gelten als unmöglich und meist schleiß, Korrosion und Entzündung Biol Trace Elem Res 2011; 143: 1–7 werden Intoleranz- oder Unverträg- führt [55]. 5. Bermudez E, Mangum JB, Asgharian lichkeitsreaktionen gegen Titan Nichtsdestotrotz ist die Tatsache, B et al.: Long-term pulmonary responses fälschlicherweise als Allergie diagnos- dass die Implantatinsertion einen of three laboratory rodent species to sub- chronic inhalation of pigmentary titani- tiziert. Es gibt Berichte über Überemp- sehr begrenzten Abrieb von Titanpar- um dioxide particles. Toxicological Sci- findlichkeitsreaktionen wie Erytheme, tikeln verursacht, nur ein kleiner As- ences 2002; 70: 86–97 Ekzeme, Schmerzen, Nekrosen und pekt in der Ätiologie der multifak- Knochenverlust nach dem Einsetzen toriellen Periimplantitis. Seine kli- 6. Bermude E, Mangum JB, Wong BA et al.: Pulmonary responses of mice, rats, von Titanimplantaten [18], jedoch nische Relevanz ist im Vergleich zu and hamsters to subchronic inhalation of wurden echte allergische Reaktionen bakteriellen Problemen und der Im- ultrafine titanium dioxide particles. Toxi- von Hosoki et al. 2016 [17] und Tho- munreaktion möglicherweise von ge- cological Sciences 2004; 77: 347–357 mas et al. berichtet [46]. Berglund und ringerer Bedeutung. Dennoch sollten 7. Bollen CM, Papaioanno W, Van Carlmark führten eine Studie zur sys- Kliniker diesen Aspekt im Hinterkopf Eldere J, Schepers E, Quirynen M, Van temischen Erkrankung von Titan (be- behalten, um ihren Patienten wäh- Steenberghe D: The influence of abut- kannt als „Yellow-Nail-Syndrom“) rend der primären (Implantateinbrin- ment surface roughness on plaque accu- © Deutscher Ärzteverlag | DZZ | Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift | 2021; 76 (6)
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