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Klimawandel und mögliche Anpassungsstrategien - VINAQUA-Wassermanagementsystem als eine mögliche Lösung Dr.Wolfgang Patzwahl Winterfachtagung Rheingauer Weinbauverband e.V. (online) 12. Januar 2021
Variabilität von Niederschlag und potentieller Evapotranspiration [Eto] in der Vergangenheit und Zukunft Quelle: Hofmann, M.; Schultz, H.-R. (2015), Einfluss regionaler Klimaänderungen auf den Wasserhaushalt von Rebstandorten: Risikoanalyse für die hessischen Weinbaugebiete mit Hilfe eines physiologischen Rebenmodells.
Niedrigwassersituation in Flussgebieten Deutschlands Quelle: Umweltbundesamt (2021), https://www.umweltbundesamt.de/ww-i-4-das-indikator#ww-i-4-niedrigwasser
Mittelrheinpegel Kaub - Anzahl an Tagen, an denen ein Niedrigwasserkennwert (Q95) unterschritten wird Quelle: Bundesanstalt für Gewässerkunde (2019), Das Niedrigwasser 2018
Projizierte Änderungen der Wassertemperatur (Bandbreite der Monatsmittel) in der nahen (blau) und fernen (rot) Zukunft verglichen mit der Referenzperiode (1961 bis 1990). Dargestellt sind Mittelwerte von neun Messstationen auf der frei fließenden Rheinstrecke zwischen Karlsruhe und Bimmen Quelle: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2015): KLIWAS Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserstraßen und Schifffahrt in Deutschland Abschlussbericht des BMVI Fachliche Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen des Forschungsprogramms KLIWAS
Eckpunkte des Klimawandels • Mehr Hitzetage pro Jahr • Rückgang der Sommerniederschläge • Vermehrt Starkniederschlagsereignisse → mehr Oberflächenabfluss • Vermehrt Winterniederschläge in wässriger Phase → mehr Oberflächenabfluss • Zunahme der Variabilität der klimatischen Bedinungen → Zunehmende Beanspruchung der Puffersysteme in Boden und Pflanze
Auswirkungen in Rebanlage und Wein • Vermehrt Wassermangelsituationen in der Rebanlage • Schwankende Ertragsleistung (quantitativ und qualitativ) • Hohe Mostgewichte • Vermehrt Säureverlust durch Veratmung bis zur Lese →Problematik: Harmonie der Weine! • Zunahme der Bodenerosion →Degradation der Bodenfruchtbarkeit • Einwanderung von Schadorganismen
Möglichkeiten der Anpassung an den Klimawandel • Natürliche Anpassung der bestehenden Rebflächen • Flächenverlegung • Rebsortenwahl • Anpassung des Bewirtschaftungssystems (Bodenbewirtschaftung, Begrünung, Brache, Dimensio- nierung der Laubwand, u.a.) • Bewässerung • Bewässerung + Wassermanagementsystem
Klimawandel - Anpassung durch Rebsortenwechsel Situation Bundesrepublik Deutschland
Boden und seine Eigenschaften
Bodengefüge Quelle: nach Kuntze et al. (1994) weiterentwickelt in Hartge/Horn (2014), Einführung in die Bodenphysik, E. Schweitzerbart‘sche Verlagsbuchhandlung
Zunahme der nutzbaren Feldkapazität aufgrund der organischen Substanz im Boden
Wurzeln krautiger Begrünungspflanzen als Wegbereiter für Bodengefüge und Porenkontinuität
Funktionen des Wassers in der Pflanze • Wichtiger Bestandteil der Temperaturregulation von Pflanzen • Aufgrund der geringen Kompressibilität bildet es die Grundlage für die Formerhaltung der Pflanzenzelle • Lösungs- und Transportmittel für Ionen, organische Stoffe und Gase • Baustein der organischen Substanz • Zentrale Rolle bei der Lichtreaktion der Photosynthese
Wasserfluss durch die Pflanze Relative Mengen der Wasseraufnahme aus dem Boden, der Wasserspeicherung und –metabolisierung in der Pflanze und der Wasserabgabe an die Atmosphäre Quelle: Eschrich, W. (1995), Funktionelle Pflanzenanatomie, Springer Verlag Berlin – Heidelberg – New York
Abfolge von Veränderungen im Zellstoffwechsel bei zunehmender Wassergehaltsabsenkung
Beerenwachstum – Photosynthese – Respiration
Morphologische Veränderungen im Stil der Weinbeeren im Verlauf der Beerenentwicklung Vor Stadium BBCH 85 (Weichwerden der Beeren) H2O, N, Ca - H2O Zucker, Xylem Aminosäure nK, Mg, P Phloem Beerenentwicklung Nach Stadium BBCH 85 (Weichwerden der Beeren) H2O, N, Ca Zucker, Aminosäure Xylem n,K, Mg, P - H2O (unterbrochen) Phloem Quelle: verändert nach Greenspan et al., 1996 und Schultz, 2005
Beerenentwicklung - Beereninhaltsstoffe Phase I Phase II Phase III Beerengröße/Beerengewicht Gesamtsäure Zucker Gebundene Äpfelsäure Aromen Freie Aromen Weinsäure 20 - 30 Tage entscheiden über 50 % der späteren Weinqualität
Überkronenberegnung
Fasswagen und mobile Tropfbewässerungsanlage
Bündelung von Interessen Weinbaubetriebe Qualität der Trauben, Weine Erhalt des Bodenkapitals Erosionsschutz Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit Trinkwasserversorger Reduzierung Nitrateintrag in GW Vermeidung jeglicher Beeinträchtigung TWZ I Gemeinde/Kommune/ Gesellschaft Hochwasserschutz Bodenschutz, Erosionsschutz Erhaltung der Kulturlandschaft ... Wassermanagementsystem
VINAQUA-Wassermanagementsystem (Standort Volkach) Wasserauffangeinrichtungen
VINAQUA-Wassermanagementsystem (Standort Volkach) mit stationärer Tropfbewässerungsanlage
VINAQUA-Wassermanagementsystem (Standort Volkach) Wasserspeicher
VINAQUA-Wassermanagementsystem (Standort Volkach) Filtrations- und Pumpenstation
VINAQUA-Wassermanagementsystem (Standort Volkach) Mess- und Regelungstechnik
VINAQUA-Wassermanagementsystem (Standort Volkach) Mess- und Regelungstechnik + Modellierung des Bodenwasserhaushalts Nutzbare Feldkapazität (nFK) im durchwurzelten Bodenbereich
VINAQUA-Wassermanagementsystem (Standort Volkach) „Virtueller Weinberg“
Rückschau 2015 (II) Nutzbare Feldkapazität (nFk) am Standort Volkach bei verschiedenen physiologischen BBCH-Stadien Vertical bars denote 0,95 confidence intervals nFk [%] bei BBCH 75 - 79 nFk [%] bei BBCH 80 - 81 nFk [%] bei BBCH 81 - 83 (2) nFk [%] bei BBCH 83 - 85 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 Müller-Thurgau Müller-Thurgau Silvaner 3 Silvaner 4 Silvaner 5 Silvaner 6 Silvaner 3 Silvaner 4 Silvaner 5 Silvaner 6 Rebsorte: Rebsorte: Riesling 2 Riesling 3 Riesling 2 Riesling 3 Standort: Volkacher Kirchberg Standort: Volkacher Ratsherr
Reifemessungen GWF 2015 NOPA mg/l Rebsorte Analysedatum Anzahl Proben Durchs. Max. Min. 01 Silvaner 31.08.2015 12 78 126 18 01 Silvaner 07.09.2015 34 59 123 17 01 Silvaner 14.09.2015 48 73 159 12 01 Silvaner 21.09.2015 49 57 123 9 01 Silvaner 28.09.2015 21 63 126 12 02 Müller-Thurgau 24.08.2015 17 66 139 21 02 Müller-Thurgau 31.08.2015 42 42 85 13 02 Müller-Thurgau 07.09.2015 52 46 105 5 02 Müller-Thurgau 14.09.2015 52 44 153 10 02 Müller-Thurgau 21.09.2015 15 24 65 10 03 Riesling 31.08.2015 1 86 86 86 03 Riesling 07.09.2015 3 72 101 50 03 Riesling 14.09.2015 4 76 112 52 03 Riesling 21.09.2015 6 62 91 37 03 Riesling 28.09.2015 9 64 133 0 41 Bacchus 2 24.08.2015 2 63 67 58 41 Bacchus 2 31.08.2015 4 44 79 24 41 Bacchus 2 07.09.2015 5 60 101 16 41 Bacchus 2 14.09.2015 4 81 98 58 41 Bacchus 2 21.09.2015 2 35 51 18
Rückschau 2018 BBCH 68 – BBCH 79 BBCH 81 – BBCH 89
Rückschau 2018 Differenz im Gesamtsäuregehalt zwischen bewässert und nicht bewässert zum Zeitpunkt Säurepeak ➔ ≥ 1,1 g/l Phase I Phase II Phase III Beerengröße/Beerengewicht Gesamtsäure Zucker Gebundene Aromen Äpfelsäure Freie Aromen Weinsäure X X X X X 20 - 30 Tage entscheiden über 50 % der späteren Weinqualität
Bodenerosion am Standort Volkach 2011 Bodenerosion ca. 0,15 t Bodenerosion ca. 1,8 t 0,3 m 0,12 m 11 m 25 m 0,12 m 1,70 m Kosten für Wiederherstellung ca. 6 – 8 €/m2 Erzielbarer Erlös (optimierte Betriebe) zwischen 3,60 €/m2 - 4,05 €/m2 Quelle. Patzwahl, W. (2011)
Erosionsschäden am Standort Escherndorf 2018 Quelle. May, R. (2015) Quelle. Patzwahl, W. (2018)
Staatliche Förderprogramme für Bewässerung in Bayern 1. Pilotförderprogramm nach RZWas (seit 2016) Ausarbeitung eines Wassernutzungs- und Bewässerungs- konzepts für a) Landwirtschaftliche Sonderkulturen, den Gartenbau und für den b) Weinbau Antragsberechtigt: Kommunen, Wasser- und Bodenverbände Förderquote = 75% 2. Förderprogramm nach Nr. 2.4 RZWas 2018 Investitionsmaßnahmen für Bewässerungsinfrastruktur für a) Landwirtschaftliche Sonderkulturen, den Gartenbau und für den b) Weinbau Antragsberechtigt: Kommunen, Wasser- und Bodenverbände Förderquote = 50%, max. 10 Mio. €
Wassernutzungs- und Bewässerungskonzept Volkach I Erweiterung der bestehenden VINAQUA-Bewässerungsfläche (Volkach/Fahr)
Kostenprognosen für bereits ausgearbeitete aber noch nicht umgesetzte Bewässerungskonzepte im Weinanbaugebiet Franken Bewässerungs Kosten- -fläche prognose Zusätzlich zur Standort / Gemeinde Weinbergsbewässerung erzielter gesellschaftlicher Nutzen [ha] [€] Iphofen 260 ha 18,5 Mio. € - Nordheim 319 ha 13,6 Mio. € - Örtlicher Hochwasserschutz, Trinkwasserschutz, Markt Oberschwarzach 120 ha 20,0 Mio. € Erosionsschutz, Nutzung eines Speichers für touristische Zwecke Örtlicher Hochwasserschutz, Mainstockheim 73 ha 9,8 Mio. € Trinkwasserschutz, Erosionsschutz Volkach I Örtlicher Hochwasserschutz, 303 ha 12,4 Mio. € (Erweiterung Vinaqua, Volkach/Fahr) Trinkwasserschutz, Erosionsschutz Volkach II Örtlicher Hochwasserschutz, 216 ha 22,0 Mio. € (Astheim/Escherndorf/Köhler) Trinkwasserschutz, Erosionsschutz
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!
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