BIM-Qualifizierungsleitfaden für die kommunalen Bauverwaltungen und die kommunale Gebäudewirtschaft in Nordrhein-Westfalen - Kommunal Agentur NRW

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BIM-Qualifizierungsleitfaden für die kommunalen Bauverwaltungen und die kommunale Gebäudewirtschaft in Nordrhein-Westfalen - Kommunal Agentur NRW
BIM-Qualifizierungsleitfaden
für die kommunalen Bauverwaltungen
und die kommunale Gebäudewirtschaft
in Nordrhein-Westfalen

                                      www.mhkbg.nrw
BIM-Qualifizierungsleitfaden für die kommunalen Bauverwaltungen und die kommunale Gebäudewirtschaft in Nordrhein-Westfalen - Kommunal Agentur NRW
Auftraggeber:                                            Stadt Heiligenhaus
Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und              Stadtverwaltung Wülfrath – Dr. Stefan Holl
Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen            Stadt Kaarst – Tiefbau, Baubetriebshof, Bauverwaltung
                                                         Stadt Kleve – Gebäudemanagement der Stadt Kleve
Auftragnehmer und Ersteller:                             Stadt Münster – Amt für Mobilität und Tiefbau,
Kommunal Agentur NRW: Jan Echterhoff & Dr. Ralf Togler   Timo Krolop
DICONOMY: Jakob Przybylo
MAXIA.Services: Dr. Christian K. Karl                    Weitere Mitwirkende:
                                                         Städte- und Gemeindebund NRW – Bauen und Vergabe
Wissenschaftliche Begleitung:                            Dezernat II
Universität Duisburg-Essen (UDE) – Fachdidaktik          NUCE Consulting GmbH, Milos Mikasinovic
Bautechnik                                               GvW Graf von Westphalen Rechtsanwälte Steuerberater
Hochschule Ruhr West (HRW) – Bauökonomie                 Partnerschaft mbB, Christian Esch LL.M
                                                         Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin,
Beteiligte Partner:                                      Prof. Dr. habil. Michael May
Kreis Viersen – Gebäudemanagement                        Gemeinnützige re!source Stiftung e. V., Annette von Hagel
Kreis Viersen – Amt für Personal und Organisation        TUTTAHS & MEYER Ingenieurgesellschaft für Wasser-,
                                                         Abwasser- und Abfallwirtschaft
Kommunale Mitwirkende:                                   DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,
Landeshauptstadt Düsseldorf – Arbeitsgruppe BIM          Abwasser und Abfall e. V., Landesverband Nordrhein-
Stadt Duisburg – Immobilien-Management Duisburg          Westfalen
Stadt Duisburg – Stabsstelle Digitalisierung             Landschaftsverband Rheinland – Gebäude- und
Stadt Dülmen – Der Bürgermeister, Dezernat III,          Liegenschaftsmanagement, Umwelt, Energie, Bauen
Stadtbaurat Markus Mönter                                für Menschen GmbH
Stadt Erftstadt – Amt für Stadtentwicklung und
Bauordnung
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BIM-Qualifizierungsleitfaden
für die kommunalen Bauverwaltungen
und die kommunale Gebäudewirtschaft
in Nordrhein-Westfalen

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Inhalt
Vorwort                                                                              5
Das BIM-Competence-Center (BIM-CC)
sorgt für Vernetzung und Wissenstransfer                                             6
Executive Summary                                                                    7

1.0   Thematische Einführung und BIM-Entwicklungsplan
      bei Kommunen                                                                   8
1.1   Ziel des Leitfadens                                                            9
1.2   Methodik des Leitfadens                                                       11
1.3   Was ist BIM und wieso ist es für Kommunen so wichtig?                         12
1.4   BIM-Einführung im kommunalen Umfeld                                           14
1.5   Entwicklungsplan für BIM bei Kommunen                                         18

2.0   Weiterbildungsinhalte aus kommunaler Sicht                                    22
2.1   Standardisiertes Weiterbildungsangebot                                        23
2.2   BIM-Lernfelder                                                                25
2.3   Individuelle BIM-Qualifizierung für Kommunen                                   26

3.0 Anwendung der Inhalte und weitere Informationen                                 30
3.1 Anwendung der Lernfelder (zu Anhang V)                                          32
3.2 Anwendung der digitalen Vorlage für ein BIM-Self-Assessment
    (zu Anhang VI)                                                                  34
3.3 Anwendung der Musterblätter der Musterweiterbildungsmaßnahmen (zu Anhang VII)   35
3.4 Anbieterinnen beziehungsweise Anbieter und Schulungen finden                     35

4.0 Anhang                                                                          36
4.1 Anhang I – Glossar                                                              37
4.2 Anhang II – Verwaltungsgliederung einer Kommune                                 40
4.3 Anhang III – Umfrageergebnisse                                                  42
4.4 Anhang IV – Übersicht der Lernfelder                                            44
4.5 Anhang V – Lernfelder, Themen und beispielhafte Inhaltsbausteine nach Gruppen   47
4.6 Anhang VI – Digitales BIM-Self-Assessment                                       77
4.7 Anhang VII – Musterblätter der Musterweiterbildungsmaßnahmen mit Themen         78
4.8 Anhang VIII – Literaturverzeichnis                                              79
Impressum                                                                           83
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Vorwort

Die kommunalen Bauverwaltungen und die kommunale Gebäudewirtschaft
können der Implementierung von BIM einen großen Schub verleihen

Die Zukunft des Planens, Bauens und Bewirtschaftens          rung. Es wird Sie gerne weiter unterstützen, Ihre Fragen
von Gebäuden liegt in der Digitalisierung. Mit ihrer Hilfe   beantworten und Ihre Anregungen aufnehmen. Ihre Rück-
lassen sich die einzelnen Prozesse im Lebenszyklus eines     meldungen dienen der erfolgreichen Implementierung
Gebäudes optimieren, sie können transparenter und nach-      von BIM.
haltiger gestaltet werden. Diese Potenziale können wir mit
der Implementierung von Building Information Modeling        Ich bedanke mich bei den nordrhein-westfälischen
(BIM) auch für den kommunalen Hochbau nutzen.                Kommunen, dem Konsortium der Kommunal Agentur
                                                             NRW und allen Mitwirkenden, deren Expertise in den
Nordrhein-Westfalen ist bundesweit BIM-Vorreiter. Wir        BIM-Qualifizierungsleitfaden eingeflossen ist. Viel prak-
wollen BIM als Methode etablieren, die es unseren Kom-       tische Erfahrung und eine hohe Fachkompetenz sind
munen – unter Einhaltung von Nachhaltigkeits- und Qua-       hier zusammengekommen. Diese enge Zusammenarbeit
litätsansprüchen – ermöglicht, ihre bau- und wohnungs-       steht beispielhaft für die Methode BIM.
politischen Ziele zügig umzusetzen. Die flächendeckende
Anwendung von BIM wird Arbeitsprozesse vereinheitlichen      Für die Umsetzung wünsche ich Ihnen viel Erfolg.
und beschleunigen. So kann mehr bezahlbarer Wohnraum
geschaffen und der Bestand fachgerecht saniert werden.

Ich werbe dafür, die Methode BIM schrittweise im öffent-
lichen, kommunalen Hochbau in Nordrhein-Westfalen
einzusetzen. Der Informations- und Qualifizierungsbedarf
zu BIM ist groß. Mit unserem Qualifizierungsleitfaden er-     Ina Scharrenbach
halten Sie ein erstes Handwerkszeug bei der schrittweisen
Einführung. Unser BIM-Competence-Center (BIM-CC)             Ministerin für Heimat, Kommunales,
unterstützt die kommunalen Bauverwaltungen und die           Bau und Gleichstellung
kommunale Gebäudewirtschaft bei der BIM-Implementie-         des Landes Nordrhein-Westfalen
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Das BIM-Competence-Center (BIM-CC)
sorgt für Vernetzung und Wissenstransfer

Bei der Einführung des Building Information Modeling         schaftlich gestützte Diskurs über die Gestaltung der digi-
(BIM) und anderer digitaler Innovationen im Baubereich       talen Transformation im Baubereich wird vorangetrieben.
nimmt Nordrhein-Westfalen eine Vorreiterrolle ein. Als
erstes Bundesland hat es die Implementierung der BIM-        Eine zentrale Aufgabe des BIM-CC ist es, die nordrhein-
Methode bereits im Jahr 2017 zum Ziel erklärt, um die        westfälischen Kommunen bei der Implementierung von
Chancen der Digitalisierung auch in der Baupolitik zu        BIM zu unterstützen. Die Bereitstellung von Handreichun-
nutzen.                                                      gen (im Einzelnen sind das die BIM-Handlungsempfehlung,
                                                             der BIM-Qualifizierungsleitfaden und zwei Broschüren zur
Damit dies schnellst- und bestmöglich umgesetzt werden       Digitalisierung des Planens und Bauens in der Forschung
kann, hat das Ministerium für Heimat, Kommunales,            und Lehre in Nordrhein-Westfalen) sowie die Durchführung
Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen        von Informationsveranstaltungen und Konferenzen stehen
(MHKBG) ein BIM-Competence-Center (BIM-CC) einge-            dabei im Mittelpunkt.
richtet, um den Dialog dazu landesweit zu fördern. Das
Ministerium versteht sich in diesem Prozess als derjenige,   Das BIM-CC stellt damit die relevanten Informationen zur
der Impulse gibt und den Austausch koordiniert.              Einführung und Umsetzung der Methode BIM sowie den
                                                             BIM-Qualifizierungsbedarf für den öffentlichen, insbeson-
Das BIM-CC führt das Wissen aller beteiligen Akteurinnen     dere kommunalen Hochbau in Nordrhein-Westfalen zu-
und Akteure zusammen und bündelt die neuesten wissen-        sammenfassend dar.
schaftlichen Erkenntnisse. In Dialogveranstaltungen mit
Expertinnen und Experten aus Verwaltung, Wirtschaft und
Wissenschaft werden die im Land vorhandenen Kompe-
tenzen bestmöglich miteinander vernetzt, und der wissen-
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Executive Summary
Der vorliegende Leitfaden widmet sich dem Einführungs-           Der Entwicklungsprozess und damit auch die
prozess der Methode Building Information Modeling (BIM)          BIM-Qualifizierungsmaßnahmen lassen sich
in der kommunalen Bauverwaltung und der Gebäudewirt-             grundsätzlich in vier Stufen gliedern:
schaft in Nordrhein-Westfalen. Der Fokus des Leitfadens
liegt hierbei auf den notwendigen Qualifizierungsmaßnah-          1. Orientierung: Erste Sondierung und Verständ-
men für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die dargelegten        nisaufbau für die Funktionsweise der BIM-Methode.
Empfehlungen orientieren sich am stufenweisen Vorgehen
entlang der BIM-Einführung.                                      2. Einführung: Festlegung zum Vorgehen bei der
                                                                 BIM-Einführung in der jeweiligen Verwaltung. Der
Ziel der kooperativen Arbeitsmethode BIM ist die Erstel-         Prozess wird mit Weiterbildungen und Coachings
lung und Nutzung eines digitalen Bauwerksmodells über            unterstützt.
den gesamten Baulebenszyklus. Dabei werden Synergien
geschaffen und Risiken reduziert. Vor allem die digitale         3. Pilotierung: Anwendung der BIM-Methode bei
Baudokumentation dient dazu, dass Bauprozesse effizien-           ersten Bauvorhaben.
ter gestaltet werden können und Ziele, wie beispielsweise        Hier geht es vor allem darum, einzelne Aspekte bei
die Nachhaltigkeit im Gebäudebetrieb, besser abgebildet          Bauvorhaben, wie zum Beispiel die Qualitätssiche-
werden können.                                                   rung im Neubau, anhand digitaler Bauwerksmodelle
                                                                 durchführungsorientiert zu schulen und Modelle
Die Arbeitsmethode BIM wird zunehmend sowohl bei                 zu erstellen.
öffentlichen als auch privaten Bauvorhaben eingesetzt.
Die Nutzung von BIM ist dabei ein verfolgtes Ziel der nord-      4. Korrektur: Lerneffekte und Verbesserungsmaß-
rhein-westfälischen Landesregierung. Sie wirkt unterstüt-        nahmen.
zend. Es ist davon auszugehen, dass sich die Methode BIM
innerhalb der nächsten Jahre als Standard etablieren wird.
Dabei nehmen Kommunen als Bauverantwortliche, öffent-         Die nordrhein-westfälischen Kommunen befinden sich auf
liche Auftraggeberinnen und Betreiberinnen eine zentrale      unterschiedlichen Stufen der BIM-Einführung und sind
und elementar wichtige Rolle für die gesamte Branche ein      heterogen aufgestellt, wobei die große Mehrheit am Anfang
und besitzen damit eine Vorbildfunktion.                      steht. Es besteht kein Zweifel, dass BIM und die Digitali-
                                                              sierung die Baubranche verändern werden. Dabei wird der
Gleichwohl bedeutet die Einführung für die jeweilige          Einsatz von BIM zunehmend von allen Seiten gefordert.
Organisation einen amts- und aufgabenübergreifenden,          Für Bauherrinnen und Bauherren sind die Herausforderun-
langfristigen Veränderungsprozess. Ein klarer Plan, ziel-     gen besonders auffällig, die vor der eigentlichen Projekt-
gerichtete Strukturen mit BIM-Zuständigkeiten und ein         durchführung bestehen. Deshalb begleitet der BIM-Quali-
konsequentes Vorgehen sind dabei erforderlich. Die indivi-    fizierungsleitfaden den BIM-Entwicklungsprozess ab
duelle Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbei-       dem ersten Schritt und bietet folgende praxisnahe An-
tern bildet hier einen zentralen Erfolgsfaktor.               wendungsmöglichkeiten:

                                                              • Grundlegendes Verständnis für den Entwicklungsprozess
                                                                und Begleitung über die oben genannten vier Schritte.
                                                              • Möglichkeit, den eigenen Qualifizierungsbedarf ein-
                                                                zuschätzen, Schulungsbedarf zu identifizieren und
                                                                Schulungsmaßnahmen aufzugreifen.
                                                              • Einblick in bestehende Schulungsprogramme und
                                                                Individualisierungsmöglichkeiten für Kommunen.
                                                              • Hilfe bei der Kommunikation und Bedarfsabstimmung
                                                                mit Externen wie zum Beispiel Ausbildungsanbieterin-
                                                                nen und -anbietern.

                                                              Spezifische BIM-Lernfelder nehmen den oben genannten
                                                              Anspruch auf. Sie reflektieren und stützen zudem den
                                                              Arbeits- und Geschäftsprozess.
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    1.0 Thematische Einführung
        und BIM-Entwicklungsplan
        bei Kommunen
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1.1        Ziel des Leitfadens
Die Verwaltungen von Städten und Gemeinden, sei es die                 Qualifizierungsmöglichkeiten entlang der Schritte Orien-
Bauverwaltungen, die Gebäudewirtschaft oder die interne                tierung, Einführung, Pilotierung und Korrektur erläutert.
Informationstechnik (IT), sollen hinsichtlich ihrer BIM-Ein-           Neben dem BIM-Qualifizierungsleitfaden bietet es sich
führung gestärkt werden. Vor dem Hintergrund ist eine                  an, die BIM-Handlungsempfehlung als weitere Publikation
effiziente Qualifizierung eine notwendige Voraussetzung.                 des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und
Diese bildet den Zugang zu einer verbesserten Planung,                 Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen zu nutzen 2.
Kommunikation und Qualität von Bauvorhaben mit einer                   Abbildung 1.1 visualisiert das Zusammenspiel der Leit-
verbesserten Termin- und Kostenkontrolle 1.                            fäden: Der BIM-Qualifizierungsleitfaden setzt mit den
                                                                       ersten Schritten zum Zeitpunkt der Orientierung einer
Im Qualifizierungsleitfaden werden individuelle Qualifizie-              Kommune im BIM-Umfeld an. Die BIM-Handlungsemp-
rungsmöglichkeiten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter                fehlung findet Anwendung, sobald konkrete Bauvorhaben
der Kommunalverwaltung dargelegt. Dabei werden die                     definiert und umgesetzt werden sollen.

                                                                             4. Entwicklungsstufe
                                                                             Korrektur

Abbildung 1.1: Zusammenspiel des BIM-Qualifizierungsleitfadens und der BIM-Handlungsempfehlung

1   Vgl. Borrmann et al. (2015).                                       2   Vgl. MHKBG (2021).
BIM-Qualifizierungsleitfaden für die kommunalen Bauverwaltungen und die kommunale Gebäudewirtschaft in Nordrhein-Westfalen - Kommunal Agentur NRW
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Abbildung 1.2: Übersicht der Kapitel und Inhalte des Leitfadens

Der BIM-Qualifizierungsleitfaden versteht sich als eine
praktische Hilfe im BIM-Alltag, untergliedert in drei
Kapitel: Einführung, Weiterbildung und Anwendung,
welche in Abbildung 1.2 dargestellt sind.
11

1.2 Methodik des Leitfadens
Um bestmöglich auf die besonderen Rahmenbedingungen                   nehmen diskutiert. Alle Interessensvertretungen bewer-
und Bedürfnisse von Kommunen eingehen zu können,                      ten die existierenden deutschen Normen und Richtlinien
wurde ein offenes Verfahren gewählt. Das heißt, dass zahl-            für die Qualifikation zum Thema BIM als gute Basis.
reiche nordrhein-westfälische Kommunen durch unter-
schiedliche Formate involviert, der Stand der BIM-Methode             Ein weiterer wichtiger methodischer Baustein ist die Zu-
erfasst und entsprechende Qualifizierungsempfehlungen                  ordnung von BIM-Aufgaben nach den heute vorhandenen
abgeleitet und formuliert werden konnten.                             hierarchischen Ebenen in der Kommune. Individuelle In-
                                                                      halte wurden Gruppen der allgemeinen Verwaltungsstruk-
Die Abstimmungen erfolgten durch direkte Interviews                   tur zugeordnet und münden in Schulungsvorschlägen.
zu Beginn, mithilfe eines Onlinefragebogens in der späte-
ren Phase und begleitende Expertinnen- und Expertenge-                Um den aktuellen Angebotsstand der standardisierten
spräche. Es wurden sowohl kleine und große Kommunen                   BIM-Weiterbildungsmaßnahmen zu erfassen und diesen
als auch Kommunen mit und ohne BIM-Erfahrung befragt.                 zu bewerten, wurden Gespräche mit Weiterbildungsan-
                                                                      bieterinnen und -anbietern geführt, Normen und Richt-
Bei der Befragung zeigte sich, dass circa ein Viertel der             linien evaluiert und Datenbanken wie BIM-Events.de
befragten Kommunen ein BIM-Bauvorhaben anvisiert und                  betrachtet.
ein Viertel bereits ein BIM-Bauvorhaben umsetzt. Die
Hälfte und damit der größte Teil der befragten Kommunen               Die Anregungen der Kommunen, Interessensvertretungen
plant bislang keine konkreten Maßnahmen. Die Befragung                und Expertinnen und Experten wurden bei der Erstellung
zeigte zudem, dass knappe Zeit- und Personalressourcen                dieses Leitfadens berücksichtigt.
die Einführung der Methode BIM erschweren. Des Weiteren
erachten über die Hälfte der Befragten eine grundsätzliche
Aussprache des Verwaltungsvorstands für die Einführung
von BIM als äußerst wichtige und unterstützende strate-
gische Entscheidung. Weitere Umfrageergebnisse finden
Sie im Anhang III.

Für eine Evaluation des Qualifizierungsleitfadens wurden
die wesentlichen Ergebnisse mit weiteren Institutionen
wie Hochschulen, Ingenieurbüros, Verbänden und Unter-

Abbildung 1.3: Ergebnisse der BIM-Befragung Kommunen Nordrhein-Westfalen
12

1.3 Was ist BIM und wieso ist es für Kommunen so wichtig?
Bedingt durch die zunehmende Digitalisierung befindet            Dabei ist BIM weit mehr als nur ein Bauwerksinformations-
sich das Bauwesen im Wandel. Aktuelle Schlagworte sind          modell. BIM umfasst sowohl Richtlinien und Prozesse als
unter anderem Industrie 4.0 und BIM. Bei BIM handelt            auch Aus- und Weiterbildungsinhalte, welche die Zusam-
es sich um eine kooperative Arbeitsmethode. Diese reicht        menarbeit und Kooperation regeln. BIM ist demnach keine
über alle Lebenszyklusphasen eines Bauwerkes und                Softwarelösung oder Erweiterung von CAD-Programmen.
basiert auf einer höheren Vernetzung zwischen allen am          BIM ist eine Methode, welche insbesondere von einer ver-
Bau Beteiligten. Ziele von BIM sind die Erschließung von        änderten, kooperativen Denkweise bei der Projektreali-
Synergien und die Hebung von Potenzialen wie zum Bei-           sierung getragen wird. Das digitale Bauwerksinformations-
spiel eine höhere Kosten- und Planungssicherheit oder           modell stellt das für die Methode BIM resultierende
Transparenz bei wichtigen, planerischen Entscheidungen          Produkt dar.6
im Bestand oder Neubau.3
                                                                Viele Aspekte sprechen für die Anwendung von BIM. So
Das technische Werkzeug der kooperativen Methode BIM            bildet beispielsweise die digitale Dokumentation der Bau-
 bildet ein digitales Bauwerksinformationsmodell, bei dem       werke im Betrieb eine wertvolle Grundlage für die Reduzie-
Vorgänge und Prozesse rund um die funktionalen Eigen-           rung von Haftungsrisiken. Insbesondere der spätere Rück-
schaften des Objekts im Lebenszyklus miteinander in Ver-        bau und das Recycling von verwendeten Bauprodukten
 bindung stehen.4 Daten wie Kosten, Materiallisten, Grund-      ist ohne eine präzise Gebäudedokumentation nur schwer
 risse, Schnitte und vieles mehr lassen sich extrahieren oder   denkbar. Dies fördert die nachhaltige Nutzung natürlicher
 mit anderen Systemen wie Kostentabellen oder Computer-         Ressourcen. Gebäudewerte können so ermittelt werden.
Aided Facility Management Systemen (CAFM-Systemen)              Die BIM-gestützte Digitalisierung schafft zudem Vorteile
verknüpfen. Um Daten aus einem BIM- in ein CAFM-System          durch die Optimierung des Betriebs während des Gebäu-
zu übertragen, bieten einige CAFM-Herstellerinnen und           delebenszyklus.7
-Hersteller spezielle herstellerspezifische oder -neutrale
Schnittstellen wie beispielsweise CAFM-Connect an.5             In diesem Kontext können Entscheidungen zum Beispiel
                                                                hinsichtlich der Bauproduktauswahl getroffen oder Ent-
                                                                wurfsvarianten während der Planungsphase auch bei der
                                                                Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern besser beurteilt
                                                                werden. Im Betrieb enthält das Modell entsprechende
                                                                Informationen (zum Beispiel Produktspezifikationen für
                                                                Sanierungsarbeiten). Damit einhergehend werden regel-
                                                                mäßige teilautomatische, technisch unterstützte Prüfun-
                                                                gen zur Sicherung der Arbeitsqualität ermöglicht (zum
                                                                Beispiel Fluchttreppenbreite, Fluchtwege). In der Summe
                                                                kann dies den nachhaltigen Neubau und Betrieb eines
                                                                Bauwerks gewährleisten.

                                                                Die Arten der Nutzung von Bauwerksinformationsmodel-
                                                                len werden BIM-Anwendungsfälle genannt.

3 Vgl. Karl et al. (2018), Borrmann et al. (2015).
4 Vgl. Egger et al. (2013).                                     6 Vgl. Przybylo (2015).
5 Vgl. Semmler (2018).                                          7 Vgl. Siemens (2018).
13

     Beitrag des Landrats des Kreises Viersen –             Im Kontext von BIM als digital unterstützte kooperative
     Vision einer zirkulären Wertschöpfung/                 Arbeitsmethode können sechs wesentliche Aspekte iden-
     Nachhaltigkeit                                         tifiziert werden, welche die Arbeit und damit insbeson-
                                                            dere die Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitar-
     Als Kreis tragen wir sowohl Verantwortung gegen-       beitern innerhalb eines langfristig ausgerichteten
     über unseren Steuerzahlerinnen und -zahlern als        Prozesses beeinflussen 8:
     auch gegenüber nachfolgenden Generationen. Mit
     der konsequenten Wiederverwendung von Rohstof-         1. Vernetztes Arbeiten:
     fen werden wir dieser Herausforderung gerecht:         Veränderung der Zusammenarbeit durch die elektronische
     Denn wir sparen einerseits Kosten für Baumateria-      Datenverarbeitung (EDV) gestütztes, vernetztes Arbeiten
     lien ein und verzichten andererseits darauf, weitere   in Richtung Kollaboration.
     Ressourcen in Anspruch zu nehmen – von denen
     wir wissen, dass sie uns nur in begrenztem Umfang      2. Unterstützung durch Technologie:
     zur Verfügung stehen. Mithilfe des „Building Infor-    Unterstützung vieler Arbeitsschritte durch (teil-)automa-
     mation Modeling“ (BIM) können wir jedem Bauteil        tisierte Prozesse.
     umfassende Informationen zuordnen. Das unter-
     stützt uns dabei, Materialien in unseren Objekten      3. Veränderte Arbeitsprozesse:
     virtuell zu identifizieren und nach ihrer Nutzung       Veränderungen in Prozessen und Büroabläufen sowohl in
     einer neuen Verwendung zuzuführen.                     der Planung als auch in der Ausführung auf der Baustelle
                                                            durch die Einführung von EDV und Automatisierung
     Wenn wir künftig unsere Gebäude so konzipieren,
     dass Rohstoffe erhalten bleiben, profitieren kom-       5. Virtuelles Arbeiten:
     mende Generationen – und wir sparen schon heute        Zunehmende Visualisierung von virtuellen Objekten in der
     Geld ein.                                              realen Welt und Interaktion mit diesen.

     Landrat Dr. Andreas Coenen                             6. Daten:
     (Vision einer zirkulären Wertschöpfung/Nachhal-        Steigende Datengrundlage, welche auch in manuellen
     tigkeit)                                               Arbeitsprozessen verarbeitet werden müssen.

                                                            8 Vgl. in Anlehnung an Karl & Spengler (2019).
14

1.4 BIM-Einführung im kommunalen Umfeld

     Beitrag des Immobilien-Managements der Stadt Duisburg

     Wir als Immobilien-Management der Stadt Duisburg           Hier spielten vor allem die Berufsgruppen „Bauzeich-
     nutzen die Einführung der BIM-Methode als Chance für       nerin und Bauzeichner“ und „Technikerin und Techniker“
     einen zukunftssicheren und effizienten Einsatz unserer      eine zentrale Rolle, da die BIM-Modellierung und die
     Personalressourcen. Da die neuen Aufgaben, Rollen          Modellprüfungen eine große Chance zur Stärkung der
     und Verantwortlichkeiten im Zuge der Einführung von        Durchlässigkeit zwischen Berufs- und Hochschulbil-
     BIM bisher nicht im Tarifvertrag für den öffentlichen      dung im öffentlichen Dienst bieten.
     Dienst (TVöD) oder in der Organisationsstruktur des
     Immobilien-Managements der Stadt Duisburg berück-          Die Kolleginnen und Kollegen wurden und werden ent-
     sichtigt waren, legten wir bei der Einführung von Be-      sprechend ihren Interessen und Stärken geschult, um
     ginn an besonders viel Wert auf einen offenen und          das größtmögliche Potenzial ausschöpfen zu können.
     transparenten Austausch zwischen allen am Einfüh-          Eine Mischung von jungen Menschen, die viel Eigenini-
     rungsprozess Beteiligten.                                  tiative und Interesse zeigen, sowie erfahrenen Bau- und
                                                                Projektleiterinnen und Projektleitern hat sich hierbei
     Mithilfe der Stabsstellen „Digitalisierung und Change-     als besonders wertvoll herausgestellt. Bei der Umset-
     Management“ wurde das Thema BIM im Rahmen einer            zung der ersten kleinen Pilotprojekte in den unter-
     beauftragten Zukunftswerkstatt dezernatsübergreifend       schiedlichen Anwendungsfeldern wurde sowohl der
     dem Verwaltungsvorstand vorgestellt, und in weiteren       Personalrat einbezogen als auch natürlich der Daten-
     Terminen wurden die weiteren Einführungsstufen trans-      schutz berücksichtigt. Um die neuen Rollen- und Ver-
     parent dargestellt und offen kommuniziert. Durch die       antwortlichkeiten aus organisatorischer Sicht und im
     vom Oberbürgermeister und Verwaltungsvorstand ge-          Hinblick auf die Übertragung der Aufgaben vorzube-
     meinsam getroffene strategische Entscheidung, die          reiten, wird derzeit ein BIM-Personalkonzept erstellt.
     BIM-Methode bei der Stadt Duisburg einzuführen, wur-       Im Anschluss wird es über die Dezernate an die erfor-
     de somit die wichtigste Basis für alle weiteren Schritte   derlichen Schnittstellen (Personal- und Hauptamt) zur
     geschaffen.                                                gemeinsamen Umsetzung weitergeleitet. Somit nutzen
                                                                wir die vorgeschlagene Vorgehensweise zur Implemen-
     Teil der BIM-Einführungsstrategie ist es, die Anwen-       tierung nicht nur für die BIM-Einführung in den Baupro-
     dungen in verschiedenen Pilotprojekten zu erproben.        jekten, sondern stärken hierdurch auch das Miteinander
     Ebenso folgten schließlich die aus den Erfahrungen         innerhalb der gesamten städtischen Verwaltung.
     abzuleitenden Qualifizierungen und Schulungen (BIM-
     Basiswissen und BIM-Modeler).                              Geschäftsführung Thomas Krützberg und
                                                                Winand Schneider, BIM-Mitarbeiterin Eva Wick‘l
                                                                (Immobilien-Management Duisburg)

BIM entfaltet seine Potenziale durch eine modellbasierte        Die strategische Ebene der Kommune hat als Initiator und
Kooperation über Verwaltungs-, Abteilungs- und Hierar-          Beschlussgeber für die Einführung eine besondere Rolle.
chiegrenzen hinaus. Über den gesamten Lebenszyklus              Der BIM-Qualifizierungsleitfaden ist mit dem darin be-
von Bauwerken hinweg ist eine Vielzahl von unterschied-         schriebenen BIM-Entwicklungsplan an der aktuellen Orga-
lichen Fachämtern eingebunden. BIM stellt die koopera-          nisationsstruktur der Kommunalverwaltung ausgerichtet
tive Arbeitsmethodik dar, mit der relevante Daten und           (siehe Abbildung A.1 im Anhang II). Grundsätzlich stellen
Informationen innerhalb der einzelnen Bereiche wider-           sich der folgende hierarchisch geordnete Aufbau entlang
spruchsfrei erfasst, verwaltet und ausgetauscht werden          des Entwicklungsplans dar (siehe Abbildung 1.4).
können.
15

Abbildung 1.4: Hierarchisch geordneter Aufbau und Kernaufgaben entlang des Entwicklungsplans
16

  Strategische Ebene

Aufgaben der Behördenleitung im BIM-Umfeld sind die          Exemplarische Aufgaben:
Initiierung der BIM-Einführung und die dauerhafte Um-        • Beschluss des strategischen Vorgehens für eine lang-
setzung und Unterstützung der BIM-Methode im Sinne             und kurzfristige BIM-Einführung und Definition von
eines strategischen Informationsmanagements. Dies gilt         Entwicklungszielen
sowohl sachlich als auch ideell. Durch diese Sichtweise      • Benennung von BIM-Zuständigen zur BIM-Einführung
wird das Vorhaben in der Behörde als wichtige Entwicklung    • Bereitstellung der finanziellen Mittel, Ressourcen,
angesehen. Bei der Einführung und Weiterentwicklung            Zeit und Vertrauen in das Einführungsteam
kann die strategische Ebene von zuständigen Personen         • Interne/externe Kommunikation des strategischen
für BIM beraten werden.                                        Vorgehens an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
                                                               sowie Externe (zum Beispiel Dienstleisterinnen und
                                                               Dienstleister)
                                                             • Akquise von entsprechenden Bau- und Forschungsvor-
                                                               haben

 Taktische Ebene

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der taktischen Ebene    Exemplarische Aufgaben:
initiieren und sichern die Umsetzung der BIM-Entwick-        • Beratung der strategischen Ebene bezüglich der BIM-
lungsziele aus der strategischen Ebene. Die durchgeführte      Ziele. Vorschläge zum Vorgehen und Unterstützung
Befragung der beteiligten Kommunen zeigte, dass eine           einer Beschlussfassung
organisationsspezifische Entwicklung der Methode BIM          • Konzeption der BIM-Entwicklung der Kommune
idealerweise durch eine Stabsstelle ausgeführt werden          (BIM-Strategie) inklusive aller hier genannten Aufgaben
sollte. Diese besteht aus einer Person oder bei größeren     • Organisationsübergreifende Ansprechperson für BIM
Verwaltungen aus einem Team von mehreren Mitarbeiterin-      • Entwicklung eines Weiterbildungskonzeptes und Fest-
nen und Mitarbeitern. Die durchgeführte Befragung der          legung von Weiterbildungsinhalten je nach Zielgruppe
beteiligten Kommunen ergab zudem, dass es vor allem          • Förderung der Ausrichtung der Kommune auf BIM und
bei kleineren Kommunen aufgrund knapper Personalres-           Optimierung der bestehenden Geschäftsprozesse:
sourcen keine klare Abgrenzung von rein organisations-         • Entwicklung und Verantwortung der BIM-Strategie
übergreifenden und projektbezogenen Aufgaben geben                unter Berücksichtigung aller relevanten kommunalen
kann. Nach Einschätzung der Befragten sollte bei kleine-          Fachbereiche
ren Verwaltungen etwa eine Viertelstelle für allgemein         • Unterstützungs- und Optimierungsmöglichkeiten für
organisatorische BIM-Aufgaben eingeplant werden. Dieser           bestehende Prozesse durch BIM
Wert ist lediglich eine Schätzung und hängt stark von der      • Bereitstellung von Musterdokumenten für BIM wie
Struktur der Kommune ab.                                          zum Beispiel Pflichthefte für Bauvorhaben und Muster
                                                                  Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA)9
A) Amts- und Abteilungsleitung                               • Einführung und Unterstützung der dauerhaften opera-
Die taktische Ebene initiiert und sichert die Umsetzung        tiven Umsetzung der Methode BIM im Sinne eines ope-
der Entwicklungsziele der strategischen Ebene. Diese Ziele     rativen Informationsmanagements
betreffen auch konkrete Bauvorhaben, welche vorzugs-         • Begleitung und Unterstützung der funktionalen Bereiche
weise durch die operativen Ebenen umgesetzt werden. Die        wie beispielsweise der Öffentlichkeitsabteilung
taktische Ebene gibt der strategischen Ebene das notwen-     • Entwicklung von Leistungen wie beispielsweise dem BIM-
dige Feedback über den Einführungs- und Entwicklungs-          Management oder der modellbasierten Projektsteuerung
stand.
                                                             Die Verwendung von Bauwerksinformationsmodellen zur
B) BIM-Zuständige                                            effizienten und qualitativ hochwertigen Ausführung von
Zuständigkeiten können auf Mitarbeiterinnen und Mitar-       bestimmten Aufgaben erfolgt auf der operativen Arbeits-
beiter aus unterschiedlichen kommunalen Bereichen und        ebene. Die BIM-Zuständigen wirken begleitend.
Ebenen verteilt werden. Wichtig ist eine klare personelle,
inhaltliche Zuständigkeit. Die BIM-Zuständigen nehmen        9 AIA: Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) (Deutsch).
ihre Aufgaben auch als Leistung für andere Bereiche wahr.      EIR: Employers Information Requirements (EIR) (Englisch).
                                                               In der DIN EN ISO 19650 wird nicht mehr von Auftraggeber-Informati-
                                                               onsanforderungen, sondern von Austausch-Informationsanforderungen
                                                               gesprochen (Spengler & Peter, 2020; Krieger, 2021).
17

  Operative Ebene

Die Beschäftigten der Sachgebiete sind diejenigen, die BIM   Exemplarische Aufgaben:
in der täglichen Arbeit anwenden. Das erfolgt zum einen      • Festlegung der BIM-Anforderungen für ein Bauvorhaben
durch die Festlegung der BIM-Methode, die Sicherstellung       (Ziele, Anwendungsfälle etc.) und ihre Formulierung im
der Qualität, aber auch der Nutzung von Bauwerksinforma-       AIA
tionsmodellen und Modelldaten zum Beispiel im Betrieb        • Projektsteuerung mithilfe von Bauwerksinformations-
als digitale Dokumentation. Für die Rolle eines BIM-Bau-       modellen sowie die Prüfung der BIM-Koordination und
herrenvertreters in einem Bauvorhaben wird vor allem der       Datenqualität
Begriff „BIM-Manager beziehungsweise BIM-Managerin“          • Übernahme von Modelldaten
verwendet.10
                                                             Detailliertere Spezifikationen und auch die Aufgabenver-
                                                             teilung intern/extern können je nach Kommune variieren.

  Ebene der Nutzerinnen und Nutzer/Betreiberinnen und Betreiber

Im Betrieb nutzen Beschäftigte die in den Betrieb über-      Exemplarische Aufgaben:
führten Bauwerksinformationsmodelle unter Beachtung          • Übernahme, Nutzung und Pflege der Bauwerksinforma-
der zu unterstützenden Facility-Management-Prozesse            tionsmodelle
(FM-Prozesse) der Verwaltung (zum Beispiel Betreiberver-     • Definition der BIM-Anforderungen an die Bauwerksin-
antwortung). Im Idealfall erfolgt dies im Zusammenspiel        formationsmodelle für den Betrieb
mit einem vorhandenen CAFM-System.                           • Datenfreigabe an externe Dienstleisterinnen und
                                                               Dienstleister, Handwerker und Handwerkerinnen und
Dabei können Bauwerksinformationsdaten aus Scanning-           damit Initiierung zur Durchführung von Renovierungen,
Daten oder Daten von Geographischen Informationssyste-         Instandsetzungen und Umnutzungen
men (GIS-Daten) im Bestand detailliert erstellt werden.      • Fortschreiben des As-Built Modells
Ausgangspunkt kann beispielsweise eine Wirtschaftlich-       • Austausch von Informationen und Synergiefindung zwi-
keitsuntersuchung sein.                                        schen den Liegenschaften der Kommune

Als Gebäudeverwalterin stellt die Kommune zudem die          Für eine erfolgreiche BIM-Einführung ist die Zuweisung,
Datenanforderungen aus der Liegenschaftsverwaltung           Abgrenzung und Zusammenarbeit dieser Tätigkeiten in-
oder dem Gebäudemanagement an die zu erstellenden            nerhalb der Kommunalverwaltung von hoher Bedeutung.
Bauwerksinformationsmodelle (AIA) im Neubau.                 Hierbei gilt es, die neue und existierende Qualifikation
                                                             (unter anderem berufliche Fachkenntnisse) in Abhängig-
                                                             keit vom BIM-Entwicklungsstand der Kommune zu be-
                                                             rücksichtigen und stufenweise zu entwickeln. Dies sollte
                                                             bei der Festlegung von individuellen Qualifikationszielen
                                                             Berücksichtigung finden.

10 Vgl. VDI 2552 Blatt 2, Seite 4.
18

1.5 Entwicklungsplan für BIM bei Kommunen
Der Veränderungsprozess hin zu einer BIM-fähigen Kom-                    anderem von der individuellen Situation der Kommune
munalverwaltung kann generell durch einen Entwicklungs-                  sowie deren Kompetenzen, Projektlage, Zeit- und Per-
plan mit mehreren Stufen beschrieben werden. Je nach                     sonalressourcen ab, die zu Beginn einer BIM-Einführung
Entwicklungsstand sind unterschiedliche Qualifizierungs-                  stets abzuwägen sind.
maßnamen zu empfehlen. In einer BIM-Strategie wird
zum einen die langfristige BIM-Entwicklung der Kommune                   Unabhängig davon lässt sich der Entwicklungsplan von
fixiert, und zum anderen werden die ersten Schritte der                   BIM in die kommunale Bauverwaltung vergleichbar mit
Umsetzung konkretisiert.                                                 einem Managementprozess grundsätzlich in vier Stufen
                                                                         gliedern (siehe Abbildung 1.5)11. Er ist generisch und
Die durchgeführte Befragung der beteiligten Kommunen                     auch davon unabhängig, ob beispielsweise mit der Erfas-
mit BIM-Erfahrung zeigte, dass für die Einführung der                    sung von Bestandsgebäuden oder mit dem Neubau be-
Methode BIM unterschiedliche Wege existieren und ge-                     gonnen wird. Bei dieser Beschreibung handelt es sich um
nutzt werden. Welcher Weg der passende für eine erfolg-                  einen idealtypischen Prozess.
reiche Einführung der Methode BIM ist, hängt unter

Abbildung 1.5: Schematischer Ablauf des stufenweisen Entwicklungsplans

                                                                         11 Vgl. DT BAU – Przybylo (2020).
19

  Stufe 1: Orientierung

Die strategische Ebene beschließt die Sondierung von          petenzprofil empfohlen: hohe Motivation, technische Affi-
BIM und den daraus abgeleiteten Handlungsfeldern.             nität insbesondere für digitale Methoden, organisatorisches
                                                              Denken, ausgeprägte soziale und methodische Kompeten-
                                                              zen, wenn möglich mehrjährige Projekterfahrung 12. Das
     Wesentliche Fragen/Fragestellungen                       Personal ist entsprechend zu schulen. Die BIM-zuständigen
     können sein:                                             Personen sollen über ein fundiertes Grundlagenwissen zu
     Was ist BIM? Wieso ist BIM wichtig?                      BIM verfügen, welches aus der eigenen Praxis und/oder
     Welche Wege zur Einführung gibt es, und welcher          dem Besuch eines BIM-Grundlagenkurses erlangt wurde.
     Weg passt am besten zu meinen Gegebenheiten?             Nach Aufbau des BIM-Grundwissens erfolgt der Beschluss
     Wo kann mir wie geholfen werden?                         durch die strategische Ebene zur Erstellung der internen
                                                              BIM-Strategie. Mit der Erstellung der BIM-Strategie werden
                                                              wiederum die BIM-zuständigen Mitarbeiterinnen und Mit-
Als Folge werden eine oder mehrere Personen bestimmt,         arbeitern beauftragt. Sie sind zukünftige Ansprechpartne-
die sich mit BIM thematisch befassen und eine Grund-          rinnen und Ansprechpartner für BIM-Aktivitäten.
schulung aufnehmen. Zur Auswahl von BIM-zuständigen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird das folgende Kom-      12 Details zur BIM-Kompetenz siehe Karl (2021).

  Stufe 2: Einführung

Ziel der zweiten Stufe ist es, den Prozess zur BIM-Einfüh-    Beispielinhalte einer BIM-Strategie 13
rung konzeptionell zu entwickeln und zu beschreiben.          • Vision
Diese BIM-Strategie ermöglicht der strategischen Ebene          • Eigene BIM-Definition und Kernbotschaften
nachfolgend den Beschluss zur Ausführung der konkreten          • Präsentation zur BIM-Erklärung
BIM-Einführung.                                               • Festlegungen zur Einführung
                                                                • Beschreibung der beabsichtigten Mehrwerte
                                                                • BIM-Handlungsfelder (intern/extern)
     Wesentliche Fragen/Fragestellungen                         • Ziele und Anwendungsfälle (lang-/kurzfristig)
     können sein:                                               • BIM-Einführung mit Stufen und Meilensteinen
     Was sind die Festlegungen und Ziele für den                  (lang-/kurzfristig)
     Umgang mit BIM?                                            • Organisationsstruktur, Verantwortlichkeiten und
     Was kostet die BIM-Einführung?                               Aufgaben
     Welche Aufgaben werden von wem übernommen?                 • Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
     Welche Qualifikationen müssen die Beteiligten               • Finanzierungsplan
     aufweisen?                                                 • Akzeptanz, Kommunikation und Verbreitung
     Welches Bauvorhaben kommt für die Einführung                 (interne/externe)
     von BIM infrage, und was soll hier                         • Einbindung unterstützender Funktionen wie IT,
     gefordert und erreicht werden?                               Public Relations (PR), Qualitätsmanagement (QM)
     Welche Standarddokumentenvorlagen werden                   • Pilotierung und Sondierungsprojekte
     benötigt?                                                • Handlungsfeld Bauvorhaben
                                                                • Interne BIM-Anwendung
                                                                • Erstellung von Muster AIA, BIM-Abwicklungsplan (BAP)
Die BIM-Strategie kann auf Basis der im Anhang zur Ver-
fügung gestellten Hilfen durch die BIM-zuständigen Mit-       Mit dem Beschluss der BIM-Strategie durch die strate-
arbeiterinnen und Mitarbeiter erstellt werden. Es empfiehlt    gische Ebene geht es an die Umsetzung. Der Beschluss
sich zudem, weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in       ermöglicht die Freigabe von nötigen Zeit-, Personal- und
die Erstellung der BIM-Strategie von Beginn an gezielt ein-   Finanzressourcen. Erste Pilotbauvorhaben und weiter-
zubinden. Diese sollten, um ein gleiches Themenverständ-      gehende Weiterbildungsmaßnahmen können initiiert
nis zu ermöglichen, idealerweise einen vergleichbaren         werden. Die BIM-Strategie wird über alle Bauvorhaben
Stand der Qualifikation aufweisen. Ein zentraler Bestand-      hinweg erweitert und in interne Standardprozesse und
teil der BIM-Strategie ist die Ableitung und Festlegung des   Organisationsstrukturen überführt.
BIM-Schulungsbedarfes aller beteiligten Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter.                                              13 Vgl. DT BAU – Przybylo (2020).
20

  Stufe 3: Pilotierung

Ziel der dritten Stufe ist die Pilotierung, also der Beginn   Gespräche mit Kommunen ergaben, dass bei den ersten
der Anwendung von BIM im Bauvorhaben oder im Betrieb          BIM-basierten Bauvorhaben das BIM-Management häufig
von Bauwerken. Dabei werden unter anderem die Projekt-        von externen Beraterinnen und Beratern übernommen
musterdokumente (AIA, BAP) aus der BIM-Strategie              wurde. Sie verfügten über die notwendigen spezifischen
(Stufe 2) an ein zu beginnendes Bauvorhaben angepasst.        Fachkenntnisse, methodischen Erfahrungen und Qualifika-
Da die operative BIM-Anwendung im Bauvorhaben kom-            tionen, die die Beteiligten in den Kommunen (noch) nicht
plexe Anforderungen an interne Prozesse stellen kann, sind    hatten 15.
diese im Vorfeld zu beachten. Dies können zum Beispiel
veränderte IT-Systeme, Abläufe oder Strukturen sein. Dies     Eine weitere wichtige Aufgabe im Bauvorhaben bildet die
ist vor allem auch in den Schulungen zu berücksichtigen.      Projektleitung. Diese ist Anlaufpunkt der Bauverantwort-
                                                              lichen für inhaltliche Fragestellungen. Die Vorbereitungs-
                                                              zeit für BIM vor Beginn des Bauvorhabens im Neubau ist
     Wesentliche Fragen/Fragestellungen                       nicht zu unterschätzen. BIM-Anwendungsfälle und die
     können sein:                                             notwendige Software müssen bekannt sein und gegebe-
     Welche Ziele werden durch BIM im                         nenfalls geschult werden. Auch das Projektteam ist auf
     Bauvorhaben verfolgt?                                    die Projektanforderungen vorzubereiten. Hier ist ein
     Wie wird BIM angewendet?                                 Onboarding-Prozess zum Beispiel anhand gezielter Work-
     Welche Informationen sind notwendig, und wie             shops empfehlenswert.
     kann die Qualität der Daten gesichert werden?
     Welche Aufgaben und Rollen sind intern/extern            Der dargestellte Entwicklungsplan (Abbildung 1.5) ist
     zu besetzen?                                             idealtypisch. Die Umfrage zeigte, dass dieser in der Praxis,
     Wie sind welche Anforderungen zu definieren?              vor allem aufgrund fehlenden Wissens und/oder Zeit- und
     Welche Detailschulungen werden von den                   Personalknappheit, häufig nicht in dieser Form umgesetzt
     Beteiligten durchgeführt?                                wird oder werden kann. Viele Kommunen versuchen direkt
                                                              mit der Pilotierung zu starten. Das kann dazu führen, dass
                                                              die Art der BIM-Anwendung nicht konkret festgelegt wird
Um mögliche Überforderungen zu vermeiden, empfiehlt es         und diese von den Auftragnehmerinnen und Auftragneh-
sich, neben der Modellierung lediglich ein bis drei Anwen-    mern nicht entsprechend erfragt und umgesetzt werden
dungsfälle zu definieren, die dann erfolgreich umgesetzt       kann. Die BIM-Strategie und ihre Umsetzung sollten vor-
werden können. Neben systematischen BIM-Anwendungs-           ab festgelegt werden.
fällen spielen bei Kommunen vor allem Aspekte der Pro-
jektsicherung, modellbasierte Qualitätsprüfungen und die      Die Gespräche mit den Kommunen und den Interessens-
Kosten- und Terminkontrolle eine besondere Rolle. Das         vertretungen ergaben, dass bei Kommunen ohne BIM-
langfristige Ziel ist die Nutzung von Bauwerksinformati-      Strategie vor allem bei Neubauprojekten eine Vorlaufzeit
onsmodellen im Betrieb und die Anbindung dieser an ein        von mindestens fünf Monaten vor Ausschreibung der
CAFM-System 14. Zum Zeitpunkt der Pilotierung werden          Planungsleistungen notwendig ist. Hier wird die BIM-Stra-
den am Bauvorhaben beteiligten Personen klare Aufgaben        tegie mit entwickelt. Ein weiterer genannter Aspekt war,
zugeteilt. Die zur Erfüllung dieser Aufgaben erforderlichen   dass verkürzte Abläufe in der Praxis nur in einem sehr
Weiterbildungsmaßnahmen sind vor Beginn der Bauvor-           erfahrenen Umfeld möglich sind. Dieses sollte BIM-Exper-
haben vorzusehen.                                             tise im kommunalen Umfeld gesammelt haben und über
                                                              entsprechende Mustervorlagen verfügen.

14 Vgl. Van der Fels (2020), Schneider (2016).                15 Vgl. Karl et al. (2016).
21

  Stufe 4: Korrektur

Die Stufe der Korrektur dient dazu, dass Erfahrungen aus
der BIM-Umsetzung organisationsintern und aus Bauvor-
haben validiert und optimiert werden.

     Wesentliche Fragen/Fragestellungen
     können sein:
     Was wurde sich für die Organisation/
     das Projekt vorgenommen, und was wurde
     davon erreicht?
     Was war erfolgreich? Was war weniger erfolgreich?
     Warum?
     War die Qualifikation der Beteiligten angemessen?
     Was sind die nächsten Schritte, und welche
     Qualifikation ist hierfür erforderlich?

Diese Stufe bildet eine wichtige, sukzessive Analyse
und Korrektur der durchgeführten Entwicklungsstufen.
Zur Durchführung bieten sich Workshops an.

     Beiträge des Kreises Viersen – Zu den Gründen der BIM-Einführung

     Bürgerinnen und Bürger erwarten zu Recht zeitge-         Außerdem können wir über das BIM tagesaktuelle
     mäße Zugänglichkeit und umfassende Services einer        Auswertungen erstellen und steigern so die Qualität
     digitalen Verwaltung. Zugleich erwarten auch unsere      strategischer Entscheidungen im Facility Manage-
     Kolleginnen und Kollegen innerhalb der Kreisverwal-      ment.
     tung eine moderne Arbeitsumgebung. Unsere Auf-
     gabe ist es, den verschiedenen Ämtern die nötigen        Jörg Papenkort
     Ressourcen zur Verfügung zu stellen, damit sie diesen    Abteilung Gebäudemanagement
     Ansprüchen gerecht werden können. Dabei sind wir         (Betreiberverantwortung)
     auf offene Datenstandards angewiesen, um die digi-
     tale Verwaltung zu realisieren. Die Open-BIM-Methode
     ermöglicht den dafür notwendigen durchgängigen           In Bauprojekten ist transparente Kommunikation zen-
     Informationsfluss – und sollte deshalb fester Bestand-    tral. Um Reibungsverluste von Beginn an zu vermeiden,
     teil einer jeden Smart-City-Strategie sein.              bietet die BIM-Methode einen entscheidenden Vorteil:
                                                              Durch den offenen Standard können alle Projektbe-
     Karl Schippers                                           teiligten zu jeder Zeit alle Informationen abrufen.
     Amt für Personal und Organisation (Produktive            Somit profitieren letztlich alle. Deshalb bin ich sicher,
     Arbeitsbedingungen und Servicequalität)                  dass die BIM-Methode künftig großflächig angewen-
                                                              det werden kann, wenn die Institutionen einen nieder-
                                                              schwelligen Einstieg mit erreichbarer Zielsetzung
     Als Betreiber tragen wir Verantwortung für die umfas-    finden.
     sende Dokumentation all unserer Objekte. Die Nutzung
     der BIM-Methode bietet meinen Kolleginnen und Kol-       Jan van der Fels
     legen digitale Unterstützung bei dieser Aufgabe. Durch   BIM-Management (Planung der Einführung)
     die ständige Verfügbarkeit von Informationen werden
     zugleich die umfassende Überwachung und Steuerung
     technischer Anlagen möglich.
22

     2.0 Weiterbildungsinhalte
         aus kommunaler Sicht
23

2.1 Standardisiertes Weiterbildungsangebot
Die Einbindung unterschiedlicher kommunaler Mitarbei-              Andere Institutionen schulen explizit Fach- und Führungs-
terinnen und Mitarbeiter bei der Erstellung dieses Leitfa-         kräfte der Bau- und Planungsämter in BIM-Grundlagen-
dens und Gespräche mit diversen Gewerken zeigten, dass             und BIM-Vertiefungskursen, zum Beispiel der Bundesver-
die Arbeitsmethode BIM individuell und abhängig vom                band für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. und das
jeweiligen Tätigkeitshintergrund betrachtet wird. Architek-        Studieninstitut Westfalen-Lippe. Hilfen bei der Suche
tinnen und Architekten sehen BIM vor allem als Werkzeug            nach Schulungsanbietern finden Sie im Kapitel 3.4.
für die Erstellung und Auswertung von Modellinformatio-
nen. Bauunternehmen betrachten BIM hingegen zunächst               Die Kommunen erachteten folgende Weiterbildungs-
eher als Grundlage für Angebotskalkulation und Logistik-           inhalte als besonders wichtig:
fragestellungen. Einheitliche Begriffsdefinitionen und stan-        • Einführende Inhalte wie Definitionen, aktuelle Standards
dardisierte Ausbildungsinhalte sind von großer Bedeutung,            und Stufenpläne
damit alle Beteiligten die gleiche Wissensgrundlage zwecks         • Relevante Faktoren für die Implementierung der
Zusammenarbeit haben.                                                BIM-Methode
                                                                   • Inhalte zum aktuellen Entwicklungsstand von Normen
Auf nationaler Ebene entsteht durch den VDI (Verein                  und Richtlinien
Deutscher Ingenieure) die Richtlinienreihe 2552 „Building          • BIM-Implementierung in der Organisation
Information Modeling“ 16. Dabei handelt es sich um einen           • Mehrwerte und Herausforderungen für Organisation
umfänglichen Richtliniensatz, welcher in mehrere „Blätter“           und Projekt
gegliedert ist. Verschiedene Blätter sind bereits veröffent-       • Unterschiede zwischen traditionellen Prozessen und
licht, andere befinden sich noch in der Entwicklung. Eine             BIM-Prozessen
Übersicht über den aktuellen Stand ist auf der Seite des           • Grundlagen zur Definition von BIM-Zielen
VDI zu finden (www.vdi.de/richtlinien).                             • Anwendungsformen von BIM und Modelle
                                                                   • Rechtliche Aspekte
Im Hinblick auf die Weiterbildung ist vor allem das VDI/
BS-MT 2552 Blatt 8.1 von Bedeutung. 17 Es ist durch den            Weitere Inhalte finden Sie ab Anhang V.
VDI in Zusammenarbeit mit buildingSMART entstanden.
 buildingSMART ist ein (inter-)nationales Kompetenznetz-
werk für BIM, das unter anderen mit Standardisierungs-
 organisationen zusammenarbeitet. Das VDI/BS-MT 2552
Blatt 8.1 benennt Inhalte, die für BIM-Grundlagen von
Bedeutung sind. Es existieren mehrere Weiterbildungsan-
gebote, welche auf dieser Richtlinie basieren. Auch ziel-
gruppenspezifische Anpassungen der Weiterbildungsan-
gebote lassen sich finden. Dazu zählt zum Beispiel der
„BIM-Standard deutscher Architekten- und Ingenieur-
 kammern“, ein Weiterbildungsangebot der Architekten-
und Ingenieurkammer.

16 Vgl. VDI 2552 (2020).
17 Blatt 8.1 (Basiskenntnisse) ist im Weißdruck veröffentlicht,
   Blatt 8.2 (erweiterte Kenntnisse) mögliches Erscheinungsdatum
   Juli 2021, weitere Blätter können folgen.
24

Die Inhalte sind disziplinübergreifend. So ist bei der Durch-              Die Beteiligung verschiedener Kommunen bei der Erstel-
führung der Schulung möglichst auf einen kommunalen                        lung dieses Leitfadens zeigte, dass Zertifizierungen als
Bezug zu achten. Auf internationaler Ebene existieren ver-                 Kompetenznachweise grundsätzlich als wichtig erachtet
schiedene Normen, welche bereits veröffentlicht wurden                     werden, aber auch zu erklären sind.
oder sich in der Entwicklung und Abstimmung befinden.
Eine der wichtigsten Normen ist die international ausge-                   Im Verlauf eines Vergabeverfahrens, unabhängig davon, ob
legte ISO DIN EN 19650 18 Normenreihe. Für eine europa-                    für Planungs-, Bau- oder sonstige Leistungen bei einem
weite Harmonisierung der Normen müssen Europäische                         Projekt, muss eine Bieterin, ein Bieter darstellen, wie sie
Normen (EN) von allen Mitgliedsstaaten des Europäischen                    oder er die Anforderungen der Auftraggeberin beziehungs-
Komitees für Normung (CEN) in nationale Normen über-                       weise des Auftraggebers erfüllen möchte. 19 So dienen
nommen werden. Die VDI 2552 deckt viele Aspekte der                        Zertifizierungen möglichen Auftraggeberinnen und Auf-
ISO DIN EN 19650 bereits ab und widerspricht dieser nicht.                 traggebern oder Beschäftigten dazu, einen vergleich-
Ein standardisierter, normierter Qualifizierungsrahmen                      baren Wissensstand darzustellen.
für BIM auf Basis der ISO DIN EN 19650, vergleichbar mit
dem inhaltlichen Rahmen der Richtlinie VDI/BS-MT 2552                      Neben allgemeinen Zertifikatskursen, welche eine stan-
Blatt 8.1, ist zum jetzigen Stand noch nicht publiziert.                   dardisierte Vergleichbarkeit (zum Beispiel beim Bewer-
                                                                           bungsprozess) zum Ziel haben, können individuelle BIM-
In Deutschland entstehen bereits jetzt Weiterbildungs-                     Kompetenzen durch aufgabenangemessene, begleitende
angebote, die sich schwerpunktmäßig auf die ISO 19650                      Weiterbildungsmaßnahmen und vor allem durch Erfah-
beziehen (zum Beispiel DIN-Akademie). Zudem gibt es                        rungen aus der praktischen Arbeit in der Projektanwen-
kombinierte Angebote. Diese berücksichtigen sowohl den                     dung gesammelt und demonstriert werden. Projekttypen,
inhaltlichen Rahmen der VDI/BS-MT 2552 Blatt 8.1 als                       Tätigkeiten, ihre Komplexität und weitere Punkte spielen
auch den der ISO DIN EN 19650 (zum Beispiel TÜV SÜD                        dabei eine Rolle. In der Praxis sollten Weiterbildungsmaß-
Akademie). Für die kommenden Jahre ist eine weitere                        nahmen auf die jeweilige nachfolgende Anwendung im
Annäherung an europäische und internationale Normen                        Bauvorhaben ausgerichtet sein.
zu erwarten.

Abbildung 2.1: Visualisierung einer digitalen Bauwerksplanung in Holzbauweise

18 Organisation und Digitalisierung von Informationen zu Bauwerken und
   Ingenieurleistungen, einschließlich Bauwerksinformationsmodellie-
   rung (BIM) – Informationsmanagement mit BIM – Teil 1: Begriffe und      19 Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)
   (ISO 19650-1:2018); Deutsche Fassung EN ISO 19650-1:2018.               (2015).
25

2.2 BIM-Lernfelder
Hinsichtlich der Qualifizierung für BIM kann zwar inhalt-                Basierend auf den Arbeits- und Geschäftsprozessen in-
lich auf aktuelle Normen und Richtlinien zurückgegriffen                nerhalb einer Kommune, Ergebnissen aus Befragung und
werden. Es fehlt noch an tiefergehenden Leistungsstan-                  Experteninterviews, wie auch einer umfassenden Literatur-
dards, auf welche die Qualifizierung für BIM ergebnis-,                  recherche, wurden für die Zielgruppe relevante Themen
adressaten- und prozessorientiert ausgerichtet werden                   mit mehr als 180 Inhaltsbausteinen identifiziert. Diese
kann.                                                                   wurden sowohl den BIM-Lernfeldern als auch den Zielgrup-
                                                                        pen 1 bis 4 zugeordnet.
Bei der Qualifizierung für die BIM-Methode bietet sich
ein handlungsorientierter Lernfeldansatz im Sinne einer                 Als Ergebnis entstanden Muster-Arbeitsblätter, aus
ganzheitlichen, systemischen Methode an. Auf dieser                     welchen sowohl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als
Basis lassen sich aus arbeitsrelevanten Handlungsfeldern                auch Bildungsanbieter zielgruppenspezifische Inhalts-
zusammengehörende Aufgabenkomplexe mit beruflichen                       bausteine ersehen können (Anhang V, siehe auch Kapitel
Handlungssituationen entwickeln.                                        3.1 zur Handhabung). Zusätzlich dazu werden Selbstein-
                                                                        schätzungsbögen bereitgestellt, mit welchen die Mitar-
                                                                        beiterinnen und Mitarbeiter ihren individuellen Bildungs-
     Definition BIM-Lernfeld                                             stand und Qualifizierungsbedarf identifizieren können
                                                                        (Anhang VI, siehe auch Kapitel 3.2 zur Handhabung).
     „Ein BIM-Lernfeld ist eine generalisierte, niveauan-
      gemessene Beschreibung von Kernkompetenzen,                       Damit haben Anwenderinnen und Anwender des Leitfadens
     welche für Handlungen im individuellen Arbeits-                    über die standardisierten Weiterbildungsangebote hinaus,
     umfeld durch die Einführung der BIM-Methodik                       die Möglichkeit, anwendungsfall- und themenspezifische
      erforderlich sind.“ 20                                            Weiterbildungsmaßnahmen individuell für sich zu identifi-
                                                                        zieren.

Durch die Anwendung von BIM-Lernfeldern werden Kom-
petenzziele formuliert. Diese geben ausreichend Spiel-
raum für die inhaltlich-methodische Ausgestaltung der
entsprechenden Qualifizierungsmaßnahme.

Abbildung 2.2: Übersicht der BIM-Lernfelder (Details siehe Anhang IV)

20 Vgl. Karl (2021) S. 15.
26

2.3 Individuelle BIM-Qualifizierung für Kommunen
Die Gespräche mit den beteiligten Kommunen haben                           Anstalten öffentlichen Rechts, welche als Organisations-
ergeben, dass viele Gemeinden und Städte bereits Kontakt                   einheiten oftmals die Aufgaben der kommunalen Daseins-
zu bewährten Ausbildungsanbieterinnen und Anbietern                        vorsorge übernehmen. Gleichzeitig variiert der Weiterbil-
haben. Dieses Kapitel beschreibt erweiterte Weiterbil-                     dungsbedarf je nach Fortschritt bei der BIM-Einführung.
dungsmaßnahmen, die an die bestehende Schulungswelt                        Für eine bessere Einordnung standardisierter Weiterbil-
und an die besonderen Bedürfnisse der Kommunen ange-                       dungsmaßnahmen entlang des beschriebenen Entwick-
passt sind. Diese Inhalte können von Kommunen genutzt                      lungsplans erfolgt die Beschreibung von Musterweiter-
werden, um individuelle Weiterbildungsmaßnahmen an-                        bildungsmaßnahmen.
zufragen. Des Weiteren bieten diese Inhalte den Anbietern
die Möglichkeit, gezielter auf die Bedürfnisse der Kom-                    Die beschriebenen Musterweiterbildungsmaßnamen
munen einzugehen.                                                          werden in Musterblättern dargestellt (siehe Anhang VII).
                                                                           Diese Musterblätter ermöglichen den Anwenderinnen
Die Kommunalverwaltungen in Nordrhein-Westfalen weisen                     und Anwendern dieses Leitfadens eine direkte Übersicht
eine große Bandbreite von Mitarbeiterinnen und Mitar-                      der exemplarisch enthaltenden Inhalte. Es folgt die Be-
beitern je Organisationseinheit auf. Sie reicht von einigen                schreibung der Musterweiterbildungsmaßnahmen ent-
wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in kleinen                       lang der vier Entwicklungsstufen. Es werden dabei jeweils
ländlichen Kommunen bis zu Tausenden in den Großstäd-                      die in Kapitel 1.4 (siehe Abbildung 1.4) beschriebenen
ten. Zudem existieren zahlreiche Eigenbetriebe oder                        Gruppendefinitionen in Bezug genommen.

  BIM-Qualifizierung nach Entwicklungsstufen 21

Stufe 1: Orientierung

     Weiterbildungsmaßnahme – Erstinformation                                  Weiterbildungsmaßnahme –
     Einblick in die BIM-Methode                                               BIM-Grundlagen in Anlehnung an
                                                                               VDI/BS-MT 2552 Blatt 8.1 und ISO 19650
     Empfohlene Gruppe: insbesondere 1, für alle                               Theorie und Beispiele
     anderen Gruppen als Information für die weiteren
     Weiterbildungsmaßnahmen                                                    Empfohlene Gruppen: 2 bis 4
     Empfohlener Umfang: 30 bis 60 Minuten
                                                                                siehe Musterblatt 2 (Anhang VII)
     siehe Musterblatt 1 (Anhang VII)

Ziel der Musterweiterbildungsmaßnahme Erstinforma-                         Die Musterweiterbildungsmaßnahme BIM-Grundlagen
tion ist es, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der stra-                richtet sich an Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter der
tegischen Ebene die Grundidee und die Bedeutung von                        Gruppen 2 bis 4. Die Phase der Orientierung richtet sich
BIM zu vermitteln sowie erste Initiativen, wie zum Beispiel                primär an die ersten Multiplikatoren für BIM in einer
den Bedarf nach Grundlagenschulungen, nahezubringen.                       Kommune. Die Weiterbildungsmaßnahme dient zum einen
Diese Inhalte können über einen Vortrag oder ein Video                     dazu, ein umfassendes Bild von BIM zu erlangen, und
vermittelt werden (30 bis 60 Minuten).                                     zum anderen dazu, konkrete BIM-Beispiele sowie Hilfen
                                                                           für die praktische Einführung und nachfolgende Nutzung
                                                                           der Methode BIM zu erhalten. Je nach Format kann der
                                                                           Umfang der Weiterbildungsmaßnahme variieren.

21 In den Weiterbildungsmaßnahmen wird bei den Grundlagen das aktuell öffentlich verfügbare Blatt 8.1 der VDI/BS-MT 2552 Richtlinie berücksichtigt.
Empfohlen wird, dass bei weiterführenden Weiterbildungsmaßnahmen auch das in Bearbeitung befindliche Blatt 8.2 wie auch etwaige Folgeblätter be-
rücksichtigt werden.
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